Sonntag, 24. Januar 2021

Wortwechsel


Als erstes kamen die Boatpeople
Aus dem fernen Asien gerettet
Von einem deutschen Schiff auch
Wurden die Flüchtlinge des damals
Vietnamkrieges aufgenommen um
Hier angelandet als Asylanten sich
Im Land gut zu integrieren keinen
Widerstand weckend in noch gut
Überschaubarer Menge danach
Bergannen langsam Rechte die
Worte Asyl wie Flüchtling neu zu
Instrumentalisieren für ihre Zwecke
Der rassistischen Abgrenzung
Weckten sie Neid Missgunst bis Hass
Der nach der Wiedervereinigung teils
Auf sehr fruchtbaren Boden auch fiel
Weil alles Fremde noch fremder
Nach dem Untergang der DDR als
Sozialistischem Musterländle ohne
Perspektive außer Diktatur von
Gnaden der UDSSR in der SBZ zu
Werden und 40 Jahre zu bleiben bis
Bestraft weil doch zu spät gekommen
Dann zeigte Mutti aus dem Osten
Der es lange keiner zutraute mit ihrem
Wir schaffen das was wirklich möglich
Nun redeten manche von einer Flut
Fürchteten den Untergang des Abendlandes
Oder schlimmer für sie noch dessen
Islamisierung zuerst in Sachsen was
Manche Bürger wieder bewegte um
Als rechte Retter zu erscheinen doch
Behielt Mutti recht und die Rechten
Stürzten sich als Freiheitskämpfer
In den Widerstand gegen die bei
Grassierender Pandemie nötigen
Massnahmen zum Schutz aller
Wurden also offensichtlich asozial
Saßen nach der Flüchtlingskrise
Die nie wirklich eine wurde aber 
Längst in Parlamenten von wo sie
Weiter populistisch Misstrauen säten
Zumindest schafften sie es das kein
Irgendwie Gutwilliger mehr Flüchtling
Oder Asylant sich zu sagen traut so
Haben rechte Populisten eine üble
Herrschaft über die Worte ergriffen
Sogar der unverdächtige Deutschlandfunk
Nennt Bootsflüchtlinge heute nicht mehr
So sondern Migranten was falsch wertet
Es sind Menschen in Not die Rettung
Wie Zukunft in Europa erhoffen wofür
Keiner als nur Migrant sein Leben
In Nußschalen noch riskieren würde
Ohne Not das Paradies verließe was
Afrika für die Menschheit einst war
Es geht um Flüchtlinge die hier Asyl
Wie damit eine Zukunft suchen da
Wer die Bedingungen nicht erfüllt
Ohnehin nicht mehr bleiben kann
Ist die Benennung als Migranten
Ein fragwürdiger politischer Akt
Der von der Verteidigung der
Festung Europa zeugt die ihr
Weniger gut zu Gesicht steht
Nach vorheriger Ausbeutung auch
Afrikas zu Kolonialzeiten darum
Müssen wir klar sagen diese
Boatpeople der Gegenwart sind
Flüchtlinge und Migration ist erst
Eine Frage die nach der Rettung
Auf uns zukommt aber nicht um
Die zu benennen die Hilfe brauchen
Weil sie auf der Flucht sind
Warum auch immer es so ist
Sich nicht von rechten Populisten
Die Sprache diktieren lassen zeigt
Freiheit und Stärke und genau so
Muss das Thema in Europa künftig
Diskutiert werden weil zur Freiheit
Gehört Verfolgten Asyl zu gewähren
Aber diese auch so zu nennen
Wie nötig Europa ganz bald auch
Wieder Migration braucht ist eine
Andere offen zu diskutierende Frage
Dabei sind viele östliche Länder
Noch völlig unterentwickelt aber
Es dürfen auch nicht die Fehler
Der Geschichte wiederholt werden
Migration braucht Integration in ein
Wertesystem der Gemeinschaft
Wie das funktioniert muss künftig
Gestritten werden damit wir einen
Gemeinsamen Weg finden auch
Was den Export unserer Werte
In andere Weltregionen betrifft
Wie Wohlstand angeglichen wird
Um Flucht unattraktiv zu machen
Es gibt sehr viel in der Welt zu tun
Zum Glück ist nun der Verrückte
Aus Washington weg was etwas
Hoffnung auf friedlichere Zeiten
Machen könnte doch dazu gehört
Auch Ehrlichkeit in den Worten
Nennen wir Flüchtlinge so die
Unsere Hilfe brauchen statt von
Migration dabei zu reden was
Dem rassistischen Vokabular
Wie der Besetzung der Sprache
Unnötig nur Vorschub leistet
Es braucht nicht Refugees oder
Migranten genannt zu werden
Weil es dem Rechtsstaat eine
Ehre ist Asyl zu gewähren wie
Flüchtlinge in Not zu retten

jens tuengerthal 24.1.21

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