Dienstag, 26. September 2023

Lustklang

Lustklang

Welche Worte wecken die Lust
Ist ihr Klang entscheidend dabei
Oder zählt mehr der Inhalt als der
Klang und sein Echo in uns so
Kann eine sinnliche Stimme wohl
Viel Lust schon wecken die dann
Umgekehrt eine quietschige oder
Von Dialekt verfärbte nie hat so
Erregt mancher Klang uns eher
Während anderer ermüdet gar
Abstößt und befremdet was noch
Nichts über den Klang dabei sagt
Manche klingen im Gespräch
Wunderbar lustvoll und toll
Bleiben dabei ganz still dann
Während umgekehrt vorher eher
Nüchtern analytisch tönende bei
Der Lust laut stöhnend dann ganz
Anders wieder klingen warum es
Kein Schema für den Klang gibt
Der gut ist wenn irgend echt
Gespielt selten ein Echo hat
Doch fragt sich der Dichter
Ob bestimmte Worte erregen
Wie etwa feuchte Lippen küssen
Weil schon ihr Klang Lust weckt
Oder es der Inhalt erst tut wenn
Die Zunge zwischen Lippen die
Perle zärtlich suchend schleicht
Weiß bei mir ist es das Thema
Was sinnlich erregend ist aber
Kann nicht sagen wie es bei
Den Leserinnen wo wirkt nur
Dass es dies tat sagten welche
Gelegentlich schon mal oder
Es war mit viel Glück fühlbar
Was die Frage offen lässt ob
Lust am Klang eher hängt oder
Das Thema dabei entscheidet
Wie nah uns etwas kommt

jens tuengerthal 26.9.23

Liebesworte

Liebesworte

Wie drücke ich als Dichter
Liebe ihr fühlbar aus
Gibt es mehr als das
Schlichte ich liebe dich
War mehr als alles ist
Wenn es gemeint gefühlt
Dir voll Zuneigung geschenkt
Weil es nie mehr sein kann
Als Frieds es ist was es ist
Frage ich mich in Gedanken
An die vielen Liebesverse
Die minniglich einst verfasst
Immer nur Versuche waren
Auszudrücken was dabei
Wortlos über allem steht
Das bedingungslose Gefühl
Was erst Beziehungen dann
Umständen entsprechend im
Alltag wieder einschränken
Bis was blieb in uns verdorrt
Außer wir wagen das Abenteuer
Nicht und darum erst zu haben
Damit wem wir Flügel schenken
Bei uns Wurzeln schlagen kann
Liebe bleibt also unhaltbar wie
Logisch nicht in Worte zu fassen
Dennoch fühlbar wo sie ganz
Zart erste Blüten treibt die
Keiner schon so nennt aber
Doch aufgeregt es längst sind
So verschweigen Liebesworte
Immer mehr als sie sagen weil
Was sie so groß macht erst nur
In uns unbeschreiblich bleibt
Wo sie ungestört wachsen soll
Was genug Worte nun waren

jens tuengerthal 26.9.23

Sprachbilder

Sprachbilder

Sprache formt Bilder im Kopf
Lyrik als verdichtete Sprache
Wird ein gleiches tun doch
Frag sich der Dichter ob dies
Komprimierte Bilder dann sind
Oder sich erst entfaltende die
Wie Blüten sich Lesern öffnen
Wenn sie es wagen sich auf
Das Experiment Lyrik einzulassen
Die weniger einfach etwas sagt
Als Gedanken und Gefühle mit
Worten tanzen lässt um so eine
Magische Welt zu schöpfen
Als dann Zauberer der Worte
Die vielfältige Bilder formen für
All das was sie zeilenweise sagen
Wie noch mehr für Ungesagtes
Das zwischen den Zeilen schwebt
Die jede für sich liest um
Ihr Bild gespiegelt zu sehen
Warum die Bilder die Dichter in
Ihren Versen nutzen nur der
Kleinste Teil dessen sind was
Manche in ihnen verborgen finden
Die tiefer schauen um Verse
Als Bilder sprechen zu lassen

jens tuengerthal 26.9.23

Klangfarbe

Klangfarbe

Hat Klang eine Farbe oder ist
Kein Ton jemals so bunt wie
Die Bilder die er in uns auslöst
In der Musik ist es einer der
Parameter des einzelnen Tons
Durch dessen Klangspektrum
Bestimmt wie den Verlauf den
Dieser dann nimmt für mich
Als Dichter ist dichten eine
Form stiller Komposition die
Erst gelesen ein Echo findet
Egal ob laut oder leise hat ein
Gedicht einen Klang der dann
Gedanken oder Gefühle weckt
Die mit Bildern oder Farben auch
Verbunden werden können doch
Ist dies ein mehr weil die Verse
An sich schon Musik sind die
Jenseits des Klangs in uns bleibt
Während Töne verhallen wirkt
Gelesenes erst langsam in uns
Kann seine Farbe für uns auch
Je nach Stimmung wechseln ist
Flexibel lebendig wie beständig
Was mehr könnte etwas je sein
Denke ich und bleibe ein völlig
Unmusikalischer Dichter der nur
In Versen besser singt vielleicht
Bleibt diese Musik nur länger

jens tuengerthal 26.9.23

Zeichensprache

Zeichensprache

Jede Sprache nutzt Zeichen um
Sich zu verständigen zumindest
Wo es eine Schriftsprache gibt
Bei uns ist es das Alphabet das
Als Übereinkunft für Worte gilt
Die regional jeweils noch völlig
Unterschiedlich betont werden
Was Texten einen neuen Klang
Auf gleicher Zeichenbasis gibt

Gedichte tun dies noch mehr
Sie nutzen die Form als Mittel
Eine Aussage zu machen oder
Verlassen Konventionen um so
Deutungen noch offen zu lassen
Zum nachdenken anzuregen wo
Sie uns ansprechen und berühren
Verdichten so die Zeichensprache
Um Gedanken los zu lassen

Im Spiel mit dem Zeichen finden sich
Hinter den Worten Bedeutungen die
Kaum ausdrückbar Zusammenhänge
Schaffen die neue Welten formen in
Welche suchende Leser eintauchen
So gesehen bin ich immer ein Taucher
Geblieben im Meer der Buchstaben
Entdecke ich oberflächlich unsichtbare
Blüten bei meinen Tauchgängen in der
Welt der Verse und Worte als Zeichen

jens tuengerthal 26.9.23

Zwischentöne

Zwischentöne

Lyrik steckt voller Zwischentöne
Die zwischen den Zeilen lesbar
Gedichten ihr weiteres Echo gibt
Sie sind der ungeschriebene Klang
Eines Gedichtes zum mithören für
Alles was nur im Kopf geschieht
So im Ungesagten sich findet
Doch den Kern dabei trägt was
Sich in guter Lyrik zwischen den
Zeilen findet ist viel mehr als
Wenige Worte ausdrücken können
So entsteht neben der Melodie
Die in den Versen schon steckt
Ein zweites verborgenes Lied
Das nur hört wer versteht was
Auch das Nichts sagen kann
Die Auslassung klingen fühlt
Statt nur am Gerippe der Worte
Die das Gedicht tragen allein
Zu kleben neues zu finden
Was ungesagt blieb

jens tuengerthal 26.9.23

Montag, 25. September 2023

Verslust

Verslust

Wieviel Lust können Verse schenken
Berühren sie die Liebste wirklich
Erregt es sie mittig bis zum
Seligen Überlaufen wenn
Worte gut gewählt streicheln
Reichen diese noch viel tiefer
Als Berührungen je hatte ich
Mit mehr intime Stunden schon
Als ich weiß oder erinnere
Warum berührt Dichtung
Dabei lustvoll intensiver
Als schlichte Prosa die
Nur beschreibt was ist
Während Gedichte noch
Raum für Phantasie lassen
In der wir dann ineinander
Spürbar tief eindringen
Diese lustvoll rasen zu lassen
Wer es spürt ist sich näher
Als all die kleinen Ficks kommen
Wo nicht kommt nichts je nah
Denke ich und schreibe mich
In Gedanken der Liebsten in
Ihre Mitte ihre Lust zu schmecken
Wie vom Übermaß zu kosten
Das erotische Verse schenken
Die es angeht wird es spüren
Was Lust auf Verse macht

jens tuengerthal 25.9.23

Liebeslyrik

Liebeslyrik

Schafft Lyrik Liebe in Versen
Zu komprimieren was bleibt
Vom verdichteten Gefühl an
Ungezügelter Großzügigkeit

Überlege es und weiß doch
Solange wie sobald ich nur
Kritisch denke bin ich der
Tiefen Liebe eher ferner

Liebeslyrik dagegen drückt
Ein tiefes Gefühl echt aus
Was alle die es erwischt
Doch eher wortlos macht

Dichter beschreiben darin
Was sie nicht haben können
Da sie sonst wortlos wären
Für andere verständlich

Mitempfinden lassen aber
Dabei vernünftig bleiben ist
Ein reales Paradoxon was
Inhalt und Form streng trennt

Es gibt also keine echte gute
Liebeslyrik wäre sie echt kann
Sie nicht mehr gut sein während
Was gut ist nur echt wirkt

Dazwischen lebt der Buchmarkt
Von verkaufbaren Gefühlen da
Sind Huren eigentlich ehrlicher
Die bieten schlicht echten Sex

Wer Liebeslyrik kauft oder verkauft
Oder käufliche Liebe in Umlauf bringt
Hat weder das eine noch das andere
Aber manche verdienen gut daran

Prostitution ist viel ehrlicher als die
Käufliche literarische Liebe welche
Behauptet zu bieten was sie nie war
Dennoch rührt es manche sehr

Unklar nur ob dies allein den Mangel
An Verstand bei Liebenden belegt
Oder allgemeine Dummheit uns zeigt
Bleibt gut was gut tut der Rest ist egal

jens tuengerthal 25.9.23

Literaleben

Literaleben

Gibt es noch ein Leben
Jenseits der Buchstaben
Wäre es dann unbeschreiblich
Schön oder schrecklich noch
In Zeichen gespiegelt welche
Die literarische Welt bilden
Hinter der doch nichts als
Konventionelle Strichfolgen
Stecken manchmal auch darin
Einander das Leben zu
Buchstabieren was genügt
Sich zu verstehen
Zumindest es zu meinen
Aber wer ineinander steckt
Hat irgendwo noch eine
Tiefere Verbindung

jens tuengerthal 25.9.23

Gehdichter

Gehdichter

Komm näher um Dichter zu sein
Geh immer dichter ran bis
Zwischen dir und deinen
Versen kein Raum mehr
Für anderes als
Dichtung & Wahrheit
Mehr ist dann bist du
Ein dichterer Dichter
Als Hinz und Kunz
Oder Rainer und Maria
Dann gewinne Abstand
Um dir ein Bild zu machen
Obwohl du nur beschreibst
Wollen viele es malerisch
Im ganz realen Kitsch der
Echte Gefühle will nicht nur
Erdichtete die dem Herz
Fern bleiben weil viele die
Sich lieber berieseln lassen
Nichts von Dichtung verstehen
Meinen es käme in Wirklichkeit
Weniger auf Worte als auf Taten
Im Leben an braucht keiner
Mehr Dichter eher weniger
Auf weiten Feldern deren
Ursprung keiner kennt
Wer ist schon noch
Ganz dicht

jens tuengerthal 25.9.23

Sonntag, 24. September 2023

Verdichtungen

Verdichtungen

Dichtung verdichtet Sprache
Sie kann sich kurz fassen
Oder langatmig dabei sein
Aber immer komprimiert sie
Mehr an Gedanken zwischen
Den Zeilen als dasteht so ist
Sie ein Filter der das Sein auf
Seine Art konzentriert in uns
Sich neu entfalten lässt ohne
Eingebunden zu sein außer
In sich als lebendige Dichtung
Die wo entstanden abgelegt
Wurde unsterblich werden kann
Seltener wird meist vergessen
Schlimmer noch spurlos verhallt
Doch kann sie Stellen berühren
Die Prosa nie erreichen wird geht
Damit tiefer als Dichter je träumen
Weil sie sich in jeder neu entfaltet
Es nicht die eine Lesung nur gibt
Welche Verdichtung uns eröffnet
Sondern so viele wie Leserinnen
In deren Gedanken sie wirkt was
Motivation genug ist noch weiter
Zu dichten damit sich die Blüten
Der Sprache in Schönen entfalten
So ihre schönste Form finden

jens tuengerthal 24.9.23

Lyrikcircus

Lyrikcircus

Ist Lyrik wie großes Theater
Braucht sie die Bühne um zu
Wirken oder kommt sie lieber
Ganz im Stillen im Kopf der
Leserinnen denen sie gilt
Oder die sie wahrnehmen
Auch wenn das genauso
Leser sein können könnte
Es weiblich mehr ansprechen
Als männlich ausschließen
Ohne gleich zu fragen ob
Circus eher weiblich oder
Männlich wäre die sich nur
Stellt wenn ich weiß ob die
Lyrik großes Theater braucht
Oder die kleine Bühne in uns
Genügt Wirkung zu entfalten
Schreibe öffentlich nichtöffentlich
Zugleich publiziere ohne zu lesen
Nicht weil ich nicht gerne vorläse
Das Gegenteil wäre viel wahrer
Doch glaube ich immer noch
Dass Lyrik etwas intimes ist
Was jede für sich liest ganz
Ohne die Bühne auskommt
Besser sogar damit sich die
Worte in uns ungestört ganz
Entfalten statt den Autor nur
Näseln nuscheln raunen zu hören
Jenseits aller Öffentlichkeit ist
Sich in uns gelesen erst ganz
Entfalten kann warum sie die
Bühne nie braucht außer zur
Vermarktung was nun weniger
Lyrisch als strategisch klingt
So lese ich weiter nur intim
Lasse lieber lesen damit die
Lyrik sich unbegrenzt in der
Phantasie entfalten kann
Weil es genug Berieselung
Schon überall gibt kann meine
Lyrik ohne Circus weiter sein
Außer wer macht einen darum
Dann übersteht sie auch das
Aber näher kommt sie still
Denke ich und bin es nun

jens tuengerthal 24.9.23

Samstag, 23. September 2023

Flaneurglück

Flaneurglück

Sitze glücklich vor der Höschen Bar
Am Helmholtzplatz im der ersten Reihe
Beobachte die Menschen um mich
Die vorüber eilen oder schleichen
Manche noch auf der Suche nach
Einem Platz zu bleiben oder auch
Jemandem anzukommen viele
Gehen einfach weiter andere
Bleiben auf einen Drink oder
Mehr im dann Gespräch mit
Irgendwem oder denen die
Mit ihnen kamen hier zu sein
Bevor es sie weitertreibt
Manche fanden vorher dann
Treiben sie es vielleicht
Woanders weiter miteinander
Andere suchen weiter auch
Ohne zu wissen was sind
Viele noch getrieben vom
Wunsch etwas zu erleben
Lächle und beobachte es als
Glücklicher Flaneur der genug
Erlebt wo er bleibt und schaut
Mehr ist vermutlich nirgendwo

jens tuengerthal 23.9.23

Bücherlust

Bücherlust

Bücher schenken mir Lust
Manchmal streichel ich die
Rücken der schönsten Bände
Nicht dass ich sapiosexuell wäre
Nur geistiges mich geil machte
Aber die Lust an schönen Büchern
Wuchs immer weiter in mir dabei
Geht es um mehr als Inhalte
Oder gar nur erotische Literatur
Deren ich relativ wenig habe
Weil die meisten schlecht sind
Es nur um Arten des Sex geht
Statt erotische Spannung zu
Erzeugen was gute Literatur
Die mir intim nahe kommt
Wie keine sonst kann denn
Was lasse ich so an und in mich
Doch die Lust an Büchern
Geht weit darüber hinaus
Es ist die sinnliche Freude
An feinem Handwerk mit
Lesebändchen und Vorsatzblatt
Gerne in nummerierter Auflage
Für gediegen edle Erotik die
Feiner Wäsche vom Gefühl her
Gleicht im intimen Verhältnis
Die Lust an schönen Büchern
Versteht vermutlich nur wer
Je mit einer Bibliothek lebte
Wie in ihr lustvoll liebte da
Sind Taschenbücher nur
Schlechte Quickies wie
Nie weiter der Rede wert
Wer lustvoll Bücher liebt
Macht es nur gebunden

jens tuengerthal 23.9.23

Vernunftliebe

Vernunftliebe

Liebe die Vernunft mehr als alle
Sie ist Basis der Gerechtigkeit
Wie Wurzel der Freiheit auch
Ihre Zuverlässigkeit macht sie
So klar und berechenbar sogar
In Gefühlsfragen wie hier der
Liebe zu ihr gibt sie verlässliche
Antworten Krisen zu überstehen
Es sich vernünftig schön zu machen
Statt nur auf Zufälle zu hoffen
An Sterne oder Götter zu glauben
Bleibt sie nüchtern wie logisch
Auch wo mich alle guten Geister
Für Momente verlassen weiß sie
Den besten Rückweg zu sich
Heißen meine Götter seit je
Kant und Diderot allein
Sie folgt immer gleichen Gesetzen
Ist Basis der kantschen Freiheit
Wie Schöpferin des irdischen Paradies
Was einzig immer relevant bleibt
Alles andere Tauben und Spatzen
Bereitwillig zu überlassen hält uns
Die Vernunft im Guten wie am Boden
Es gibt also viele gute Gründe die
Vernunft über alles zu lieben
Außerdem liebe ich Frauen
Frage nicht nach dem Grund
Muss damit leben weil
Es ist was es ist

jens tuengerthal 23.9.23