Lektürentagebuch 7./8.6.25
In Tilman Lahmes Thomas Mann Biografie
Mein Leben weiter gelesen von dem Buch
Das Mann scheinbar las um sich mit seiner
Homosexualität auseinanderzusetzen
Die Psychopatia sexualis von Richard von
Krafft-Ebing war wohl sein Einstieg zum
Thema das ihn auch iterarisch sein Leben
Lang noch beschäftigen sollte
Dieses Werk behandelt Homosexualität
Als Krankheit oder zumindest als eine
Psychische Beeinträchtigung die durch
Entzug und Verbot der Onanie heilbar wäre
Ob solchen Unsinn wirklich glaubt wer
Das Onanieren tatsächlich aufgibt und
Vom inneren Druck infolge verblödete
Folgten dieser Sicht viele sehr lange
Wie sehr dieses Buch und seine teils
Absurden Ansichten Thomas Mann
Wie sein Leben und Werk prägte
Scheint manchen ernsthaft bedeutsam
Halte dies für eine völlige Fehleinschätzung
Wie spielerisch Mann damit sein Leben
Lang in seinem Werk umgeht könnte auch
Das Gegenteil genauso belegen
Krafft-Ebing schreibt schlicht Unsinn
Warum ein belesener wie gebildeter
Mensch wie Thomas Mann diesen
Unsinn glauben sollte bleibt unklar
Hier schon beginnt mich die bisher
Hervorragende Biografie von Lahme
Zu nerven die sich wie versessen
Mit zuvielen Zitaten darauf stürzt
Mann hat literarisch immer wieder
Mit der eigenen Knabenliebe auf
Feinsinnig humorvolle Art gekämpft
Fürchtete er die Krankheit mied er sie
Wie entspannt ging er damit etwa
Bei seinem Kindern um weich feinen
Humor zeigt er dabei immer wieder
Warum lachen wir nicht darüber
Werde noch weiterlesen auch um
Sich wirklich eine Meinung zu bilden
Aber alles zum Thema war bisher
Eher gezwungen und mühsam
Statt scheinbar skandalös über ein
Thema zu berichten mit dem Mann
Literarisch humorvoll ironisch umging
Wäre es wichtiger dabei zu bleiben
Indizien solange auszuwringen bis
Ein Problem sichtbar wird ist absurd
Wird Mann nicht gerecht sondern
Problematisiert was kein Problem
Der unstrittige Vater von 6 Kindern
Hat seine Frau bis zum Ende treu
Geliebt und kann damit literarisch
Humorvoll umgehen das ist bekannt
Sich am Werk eines Künstlers viel
Stärker zu orientieren scheint mir
Mehr geboten als für Auflage ein
Drama krampfhaft zu inszenieren
Thomas Mann hat ein Buch gelesen
Das absurde Ansichten vertritt die
Damals noch als normal galten was
Weniger der Rede eigentlich wert ist
Bin gespannt ob Lahme wieder auf
Den vorher wissenschaftlichen Kurs
Zurückfindet oder im spekulativen
Zur modischen Meinungsmache bleibt
Es war spannend über Mann zu lesen
Wird aber lächerlich spekulativ dann
Eine seltsame These zu begründen
Wo das Werk mehr noch aussagte
Ein humorvoller Autor spielt mit der
Eigenen Sexualität wie auch seiner
Neigung zur Knabenliebe vielfältig
Im Werk das zur Analyse genügt
Frage mich ob nicht in der heute
Noch Skandalisierung einer ganz
Natürlichen Neigung das Problem
Viel eher liegt als in der Natur
Der Versuch Eigenschaften wie
Dinge zu konstruieren die das
Werk ironisch offenlegt ist eher
Bemüht als noch interessant
Es mag vielleicht zu einer heute
Homosexuellen Identität helfen
Diese Irrwege zu gehen für die
Leser ist es überflüssig lästig
Schön wenn sich Homosexuelle
Mit ihrer Identität beschäftigen
Sollen sie auch gerne tun aber
Es ist nur für sie interessant
Einen hochintelligenten wie dazu
Gebildeten kultivierten Autor auf
Diese Neigung zu reduzieren ist
Eher albern als je nützlich dabei
Werde mich lieber an die große
Am Werk orientierte Biografie von
Borchmeyer halten wenn dieser
Spekulative Unsinn weitergeht
Ohne Einschränkung erfreulich
Dagegen war die Lektüre von
Buddenbrooks wie Zauberberg
Auch hier im hohen Norden
Vieles erinnere ich noch wörtlich
Manches wird mir erst jetzt deutlich
Ein Genuss ist beides für mich
Weil es in Schönheit badet
In den Buddenbrooks ging es um
Gespräche an der Tafel die mal
Mit Ernst und Distanz über die
Vorbesitzer des Hauses erzählt
Dann Napoleon zum Thema hat
Wie die Geschichten noch aus
Der Zeit der französischen Besatzung
Als die Konsulin in die Trave wollte
Was zu ihren Lasten dabei noch
Plaudernd erzählt wird um sich am
Überstandenen doppelten Drama
Von Kopfrose und Franzosen zu amüsieren
Dabei geht die Geschichte eigentlich
Nur zu Lasten der Konsulin die als
Hysterisch dargestellt wird um sich von
Klugen Männern retten zu lassen
Das Geplauder über den aktuellen
Louis Napoleon den der Konsul als
Klugen Politiker schätzt sein Vater
Eher kritisch sieht wird geglättet
Dem ideologischen Konflikt zwischen
Aufgeklärt kritischem Geist den die
Generation des Großvaters pflegte
Und egalitärer Romantik taucht auf
Diese nur kleine Nuance im Text
Weist auf die Konfrontation der
Zwei entgegensetzten Weltanschauungen
Sehr fein und aufmerksam schon hin
Inwieweit diese Diskussion zwischen
Vater und Sohn den Gegensatz der
Weltbilder deutlich macht die hier mit
Zwei Epochen zusammenstoßen
Grundsätzlich Position bezieht oder
Zwei Persönlichkeiten charakterisiert
Wäre eine spannende Frage noch die
Tief in das Denken des Romans dringt
Werde diesen Gedanken noch weiter
Verfolgen wie Belege dafür suchen
Dass hier auch der philosophische Streit
Zweier Generationen ausgefochten wird
Beziehen die Buddenbrooks wie damit
Der Autor klar Position oder ist es ein
Nüchterner Tatsachenbericht dazu eher
Der sich an die Handlung nur hält
Sind Aufstieg und Verfall der Familie
In engem Zusammenhang mit dem
Wechsel der Philosophie zu sehen
Oder ist es nur leicht zeitgeistig
Im Zauberberg wird der innere Kampf
Von Hans zur geplanten Abreise von Joachim noch weiter thematisiert die ihm
Völlig unmöglich dagegen erscheint
Ist Hans Castorp hier der Vernünftige
Der nüchtern auf Emotionen reagiert
Oder bereits süchtig nach dem Leben
In dieser abgeschlossenen Welt
Welche Reaktion ist gesund wie auch
Normal oder verständlich noch zu nennen
Fesselt Hans die Hoffnung auf Liebe wie
Der Rückkehr von Clawdia viel eher
Ist Joachims emotionaler Ausbruch die
Normale menschliche Reaktion oder
Hans scheinbar nüchterne Analyse
Wen bewegen mehr Emotionen dabei
Wie Thomas Mann hier mit kleinen
Nuancen einen Konflikt beschreibt
Der die Welten voneinander trennt
Ist von brillanter Eleganz und Schönheit
jens tuengerthal 9.6.25