Samstag, 7. Juni 2025

Landlaut

Landlaut

Still verglichen mit
Stadt erscheint das Landleben 
Lauter zu zwitschern

jens tuengerthal 7.6.25

Liebesverständnis

Liebesverständnis

Die Liebe wirklich zu verstehen
Wäre großartig denke ich dann
Könnte ich alles tun um mit ihr
Für immer glücklich zu bleiben

Doch würde verstehen auch das
Gefühl erklären können oder ist
Dieses immer schon flüchtig wenn
Es vernünftig betrachtet wird

Warum ich wen liebe und wie es
Dann wieder im Nichts verschwindet
Habe ich noch nie verstanden das
Kann doch logisch gar nicht sein

Dennoch ist es und zugleich auch
Stärker als alle Vernunft besetzt es
Unseren Geist vollkommen ohne
Zu verstehen warum es so ist

Weiß nicht ob es dem Gefühl nur
Irgend nutzte wenn ich es verstünde
Oder solche Gedanken schon den 
Zauber der Liebe völlig raubten

Verstehe also meist nichts von 
Der Liebe und ihnen Wegen aber 
Bin sicher sie führt mich zum größten
Nur denkbaren Glück irgendwie

Braucht die Liebe vielleicht völlige
Verständnislosigkeit um sich ihr
Quasi willenlos hingeben zu können 
Ihren ganzen Zauber zu genießen

Verstehe es nicht wirklich und habe
Viel Verständnis für alle die ähnlich
Hilflos vor diesem Gefühl stehen was
Scheinbar Teil unserer Natur ist

Lasse es aber lieber mal so stehen
Um nicht noch aus Versehen die
Liebe zu vertreiben die vor allen
Versuchen sie zu verstehen flieht

jens tuengerthal 7.6.25

Mannnahe

Mannnahe

Noch am Geburtstag von Thomas Mann
Seinem Geburtsort auf 50km Luftlinie
Genähert freue ich mich am Landleben
In Mecklenburg und denke an den Meister

In guter Gesellschaft rasant teilweise sogar
Oben offen im weiten nordischen Land
Nahe der Ostsee angekommen darf ich
Das nordische Lebensgefühl genießen

In bester Gesellschaft bei den Verwandten
Das hier viel längere Licht bestaunt wie
Schön geplaudert gegessen und genug
Guten Wein ländlich noch genossen 

Mann nah fühle ich mich schon seit der
Ersten Lektüre auch wenn mir manche
Seiner inneren Kämpfe fremd blieben
Fanden sich genug andere noch

Ihm nun an seinem 150. Geburtstag
Auch noch räumlich nah zu kommen
Vollendet ein Leben auf seinem Spuren
Vielleicht geht es sogar nach Lübeck

Freue mich auf die gleich Lektüre des
Meisters der deutschen Sprache als
Feiner Dessert zu seinem Geburtstag
Dem nun genug gedacht wurde 

jens tuengerthal 6.6.25

Freitag, 6. Juni 2025

Manniversum

Manniversum

Es gibt ein ganzes Universum
Von Figuren und Nebenfiguren
Das der Raumschiffkommandant
Thomas Mann mit seinem Personal
Bestückt um damit zu zaubern 

Zuerst lernte ich die Buddenbrooks
Als Familie kennen bei denen dann
Thomas und Christian mit Toni die
Hauptrollen spielen aber auch die 
Nebenfiguren wie Ida Jungmann sind
Fein gezeichnet oder der Arzt der
Familie Doktor Grabow und der
Dichter Jean Jacques Hoffstede
Der fein auf Rousseau und die
Schäferbilder anspielt und so
Gibt es schon dort ein ganzes
Universum von Charakteren die
Mit ihren Eigenarten die Geschichte
Tragen und die Leser fesseln auch
Ein Bendix Grünlich nicht zu vergessen

Im Zauberberg fällt mir als erstes 
Die Hauptfigur Hans Castorp ein
Der Castor und Pollux in seinem
Namen vereint und seine Wandlung
Vom Besucher zum Bewohner
Dann sein Vetter Joachim Ziemßen 
Noch verhinderter Offizier welcher
Gerne knapp und pflichtbewusst ist
Aber auch emotionale Abenteuer
Im Laufe der Geschichte erlebt 
Dann natürlich der Humanist und
Literat wie Freimaurer und Italiener
Ludovico Settembrini mit seiner
Katholischen Gegenfigur Naphta
Auch Hofrat Behrens und sein 
Auch psychologischer Assistent
Doktor Krokowski eine ganz
Wunderbare Gestalt in Sandalen
Die schöne rothaarige Russin
Clawdia Chauchat die später
Mit Mynherr Pepperkorn kommt
Von den vielen Patienten am Tisch
Oder in der Nachbarschaft hier
Ganz zu schweigen es ist ein
Europäisches Universum das
Zugleich eine Kulturgeschichte ist

Bei Lotte in Weimar sind mir der
Geheimrat Goethe und Lotte in
Guter Erinnerung noch

Im Felix Krull gerade nur die
Hauptfigur sollte ich dringend
Wohl mal wieder lesen

Weiter geht das Universum in 
Früher biblischer Zeit bei Joseph
Wie natürlich seinen Brüdern 
Auch das Ehepaar Potiphar mit Mut 
Seiner untreuen Gattin und ihrem
Großen inneren Kampf um die
Moral und ihre Haltung der sie
In dem Wahnsinn dabei führt

Es gäbe noch unzählige von 
Tonio Kröger bis zum Tod in Venedig 
Wird das Universum der Figuren mit
Denen die Leser von Mann leben 
Immer größer und bunter dabei
Sind alle was ihn deutlich von
Seinem Bruder Heinrich noch
Unterscheidet mit Liebe gemalt

Vielleicht ist es die Liebe zu seinen
Figuren die das Manniversum so
Reich und wunderbar machen 
Möchte keine missen und liebe
Es als Leser ein Astronaut in
Diesem Universum zu sein
Das teils in tiefster Vergangenheit liegt 
Vom Brunnen der Zeit hier zu schweigen
Dann wieder in Dialogen plötzlich
Ganz gegenwärtig wird wie dabei
Konsequent schön komponiert ist
Freue mich noch auf viele Reisen
Im grenzenlosen Manniversum

jens tuengerthal 6.6.25

Mannsexuell

Mannsexuell

Als große Sensation werden die 
Neuen Erkenntnisse gewertet die
Nachweisen sollen dass Thomas Mann
Wirklich homosexuell gewesen ist

Finde diese Skandalisierung so peinlich
Wie unpassend insbesondere da sie dem
Erfahrenen Leser nichts neues mitteilen
Mann selbst thematisiert es vielfältig

Was auch immer dabei als Beweis nun
Gewertet werden soll sei dabei auch
Daran erinnert er lebte in einer Ehe
Mit zahlreichen Kindern mit seiner Frau

Was immer er gefühlt oder gedacht hat
Waren es unstrittig gemeinsame Kinder
Auch war er seiner Katia immer treu
Lassen wir doch die Gedanken frei

Thomas Mann hat sein Leben so gelebt
Blieb bis zum Ende mit Katia zusammen
Was kaum ein Ehepaar heute schafft 
Alles andere ist müßige Spekulation

Die Neigung die er immer verspürte
Hat er literarisch genug thematisiert
Wer etwas dazu wissen will lese ihn
Alles andere passt nicht zu Mann 

jens tuengerthal 6.6.25

Mannfamilie

Mannfamilie

Mit Thomas Mann verbindet mich ein
Seltsam familiär vertrautes Gefühl das 
Keinerlei reale Grundlage hat außer
Der Lektüre seiner Bücher wie die
Geschichte meines Großvaters der
Ganz nebenbei einmal erzählte den
Zauberer und Familie in München
Auf Einladung von Erika mal im
Poschi besucht zu haben wofür
Es keinen Beleg als die Erinnerung
Wie eine Anekdote noch gab was 
Die Wende in Manns Denken die 
Demokratie und die Nation betraf
Aber das können auch nur noch
Geschichten eines alten Mannes
Gewesen sein der gern bedeutend
Sich gab und es so für uns Enkel war
Doch die innere Verbindung die aus
Der Lektüre resultierte die mich
Seit ich siebzehn bin begleitet
Was mir gerade genügt mich 
Über sein Jubiläum zu freuen
Egal was wirklich war lebt der
Mensch für seine Geschichten

jens tuengerthal 6.6.25

Lektürentagebuch 6.6.25

Lektürentagebuch 6.6.25

Mit den Buddenbrooks den Geburtstag
Von Thomas Mann begonnen für die er
Ausdrücklich auch zu seinem Ärger den
Literaturnobelpreis bekommen hat

Nicht der Preis ärgerte ihn sondern die
Beschränkung angesichts seines Werks
Das längst auch den Zauberberg umfasste
Diese große geniale Kulturgeschichte

So erfolgreich und menschlich sein
Erstling auch war hätte ich immer
Die späteren Werke für viel tiefer
Lehrreicher und besser gehalten

Doch nun bei der zweiten Lektüre
Merke ich die Buddenbrooks sind
Noch viel lebendiger und verzichten
Eher auf den allwissenden Erzähler 

Sie leben von den Figuren stärker
Als von den Gedanken dahinter
Spielen viel mehr Theater dort
Bemüht sich ein Erzähler zu zaubern 

Dies geschieht mit viel Humor wie
Der feinen Ironie die auch wieder
In Joseph und seine Brüder der
Biblischen Geschichte auftauchen

Auch für mich war wie für unseren
Bundespräsidenten der Zauberberg
Das bedeutendere Werk weil es die
Geistige Wende zur Republik trägt

So genial dort die Dialoge sind die
Den Berufsstand der Ärzte mit ihrem
Lateinischen Kauderwelsch karikieren
Oder den Humanismus bei Settembrini

Sie bleiben ein Theater von Szenen
Während in den Buddenbrooks jeder
Dialog schon den großen Rahmen der
Familiengeschichte zum Untergang zeigt

Dies aus einer belanglosen Konversation 
Deren Bedeutung langsam sichtbar wird
So Teil der großen Geschichte ist macht
Die Buddenbrooks zu einem großen Werk

Beim wiederholten Lesen nun nach über
Dreißig Jahren wird es mir deutlich wie
Genial dies in jeder kleinen Szene schon
Konstruiert wie angelegt auch ist

Heute im Dritten Kapitel war zentral
Das Gespräch zwischen dem Konsul 
Und seiner Mutter über einen Brief von
Gotthold in dem dieser Geld fordert 

Die Verweigerung dessen durch den
Vater den alten Konsul Buddenbrook
Warum er den Brief dem Vater vor
Der Feierlichkeit noch nicht zeigte

Das Verständnis seiner Mutter die
Mit dem Sohn aus erster Ehe kein
So inniges Verhältnis hat weißt auf
Den Verlauf der Geschichte hin

Hier zeigt sich was Thomas später
Mit Christian erleben soll auch wie
Die Familie das Funktionieren der
Kinder für die Firma erwartet

Wie die umstandsgemäße Ehe von
Gotthold ein Muster uns zeigt was
Thomas in ähnlicher Situation dann
Im Sinne von Familie und Firma löst

So werden schon zu Beginn aus
Der Geschichte die großen Konflikte
Des Romans die auch Toni erlebt mit
Ihren zwei gescheiterten Ehen sichtbar

Große Ereignisse werden dann mit
Stolz ins Familienbuch eingetragen
Was die Betreffenden als Teil einer
Größeren Tradition dabei zeigt

So zeigen die Buddenbrooks sich
Einheitlich als Geschichte die dann
In den bereits angedeuteten Bahnen 
Weiter ihren konsequenten Lauf nimmt

So auch der heute gelesene Dialog
Zwischen Mutter und Sohn der bereits
Die großen Konflikte zeigt die Familie
Der Firma stets gegenüberstellt 

Die Trennung von privater Haltung
Welche für Gerechtigkeit plädierte 
Dem Halbbruder gegenüber von der
Rolle als Teilhaber in der Firma

Hat der Familienfrieden Vorrang oder
Der Bestand des Vermögens der Firma
Ist der hier handelnde Geschäftsmann
Zuerst oder sozialer Teil der Familie

Was Thomas Mann im eigenen Leben
Erfuhr wie sein Vater einen Teil des
Vermögens an der Börse verlor taucht
In den Buddenbrooks wieder auf

Der alte Wahlspruch der Familie
Mache nur des Tags solche Geschäfte
Dass wir des Nachts gut schlafen die
Konservative seriösen Haltung also

Zeigt auch auch in der Unruhe die den
Sohn das Gespräch mit der Mutter 
Suchen lässt auf und weist so auf
Den weiteren Verlauf der Handlung

Wie genial ist diese Konstruktion
Die aus konkreter Handlung eines
Schlichten Gesprächs schon den 
Kern des Romans andeutet

Mann selbst empfahl für den Zauberberg
Die mehrfache Lektüre alles zu erkennen
Wieviel mehr gilt dies auch für die
Buddenbrooks als großes Theater

jens tuengerthal 6.6.25

Liebesglaube

Liebesglaube

Liebe glauben hilft
Einander auszuhalten
Besser als Wissen

jens tuengerthal 6.6.25

Manntag

Manntag

Thomas Mann feiern
An seinen Geburtstag passt
Hundertfünfzig mal

jens tuengerthal 6.6.25

Narziliebe

Narziliebe

Narzissten lieben
Sich mehr als einander je
Gelegentlich knallts

jens tuengerthal 6.6.25

Literaturliebeserklärung

Literaturliebeserklärung

Am 6.6.2025 zum 150. Geburtstag 
Von Thomas Mann heute meine
Literarische Liebeserklärung einer
Beziehung die 1987 begann mit
Den Buddenbrooks in denen ich
Sofort zuhause mich fühlte wie
Seltsam gut verstanden dabei
Viele der beschriebenen Riten
Wie Konflikte kannte ich auch
Aus der eigenen Familie so
Ein wenig länger noch hat es
Gedauert bis ich Manns Humor
Verstehen und lieben lernte
Der in Joseph und seine Brüder
Eine Sternstunde erlebte der
Kein Spott zu heilig wäre aber
Dies mit solcher Eleganz tut
Dass kein Gläubiger beleidigt
Beim Felix Krull also lange
Nach Buddenbrooks und auch
Dem Zauberberg begriff ich nun
Mit knapp zwanzig seinen Witz 
Das Sanatorium Berghof war
Die Thorax Klinik in der ich seit
1988 gejobbt habe das war aber
Ernsthaftes Sterben und der Tod
Ließ wenig Raum für Humor was
Heute mir lächelnd anders scheint
Thomas Mann ist und blieb also
Die große literarische Liebe mir
Andere empfinden dies bei Hesse
Proust oder Rilke bei mir stand
Immer Thomas Mann ganz oben
Zu seinem 150. Geburtstag nun also
Diese Liebeserklärung eines nur
Dilettantischen Dichters verglichen 
Für den Autor der mir immer innig
Nahe blieb wie Familie sich anfühlte
Näher war als diese je gefühlt
Verneige mich vor dem Meister aus
Lübeck der dort erfolglos noch war
Mann hat uns noch viel zu sagen

jens tuengerthal 6.6.25

Donnerstag, 5. Juni 2025

Lektürentagebuch 5.6.25

Lektürentagebuch 5.6.25

Schon in der Nacht oder besser im
Bereits Morgengrauen als längst die
Ersten Vögel zwitscherten in Manns
Joseph und seine Brüder gelesen 

Das Kapitel in Schlangennot beschreibt
Einfühlsam die Qualen in die Mut geriet
Durch ihr Begehren wie noch mehr ihr
Gefühl für den nur Sklaven Joseph

Wie geringfügig sei angesichts der
Zeitentiefe der Welt doch der kleine
Vergangenheitsdurchblick unseres 
Lebens beginnt Mann das Kapitel

Hier wirbt er um Verständnis für Mut
Die lange gegen ihr Gefühl kämpfte
Bis sie ihm wie wehrlos erlag in der
Hoffnung Joseph würde es erwidern

Ihr Inneres Ringen aus ihrer Stellung
Mit dem was nicht sein durfte wo sie
Dem Pharao und ihrem Gatten der
Sie vernachlässigte allein gehörte

Über drei Jahre ging dieses Leiden
Voller großer Gefühle bis sie sich 
Schließlich eingestand wie es war
Doch auch damit ganz allein blieb

So wirbt Mann hier um Verständnis
Für Mut und wie es am Ende dann
Zu ihrer Raserei kam als Echo der
Großen unerwiderten Gefühle

Das ist psychologisch fein gestaltet
Verändert die Rolle vom Weib des 
Potiphar völlig die von der Täterin
Der Lust zum Opfer der Gefühle wird


Bei den Buddenbrook kommen die
Brüder Thomas und Christian mit
Dem Dichter Jean Jacques Hoffstede 
Wie dem Arzt Doktor Grabow an 

Während Mademoiselle Jungmann
Die Vorhänge zuzieht macht Christian
Vor wie Marcellus Stengel einen ihrer
Mitschüler innerlich schwarz nannte 

Diese gekonnte Imitation lobt der Dichter
Der gerade seine Honeurs alter Schule
Bei den Damen machte als treffend der
Großvater nennt Christian ein Aarp platt

Thomas lacht herzlich über seinem so
Komischen Bruder und lässt ihm die
Rolle im Mittelpunkt allein was ihre
Späteren Rollen gut beschreibt 

Das Salz und Brot als Gabe für das
Neue Haus ist in Form feiner Kuchen
Wie edler goldener Behälter präsent 
Die schon die Schenker charakterisieren

Endlich treffen auch die Krögers ein
Die Schwiegerfamilie der Konsulin
Wie der Weinhändler und andere
Die Mann fein hier alle vorstellt 

Er tut dies in der Handlung mit für
Die Betreffenden typischen Gesten 
Was Eleganz Witz und Schönheit hat
Eine wundervolle Einführung so ist

Als schließlich alle da sind ergreift
Der alte Buddenbrook die Initiative
Um Konsulin Kröger zur Tafel zu führen
Um deren Folgen sich der Doktor sorgt 

Auch wenn es über dreißig Jahre her ist
Kam mir jeder der so eleganten Sätze
Dieses grandiosen Einstiegs bekannt vor
Sie sind scheinbar tief in mir verankert

Voller Bewunderung dafür ein solches
Bloßes Geplauder im Stehen mit dieser
Eleganz zur Vorstellung seiner Figuren
Zu nutzen war die Lektüre ein Genuss

Der große Humor von Mann wie seine
Komik im Detail sind wirklich einmalig
Auch in der Wiederholung eine Freude
Die mich lächelnd lesen lassen


Im Zauberberg zeigt die Untersuchung von Joachim und Hans Hofrat Behrens als Arzt 
Während er sich vor den Vettern noch
Über den Sex Skandal empörte 

Diktierte er nebenbei Krokowski seinen
Befund und verordnete Joachim noch
Ein halbes Jahr Dienst hier damit er
Gesund an die Front ziehen könne

Dessen Widerworte überhörte er erst
Bis dieser deutlich machte er werde
Nun in acht Tagen abreisen worauf
Behrens erstmal ironisch reagierte

Hans Castorp wird nur noch ganz
Oberflächlich untersucht und zu
Seinem Entsetzen für gesund erklärt
Solle halt mit dem Vetter abreisen

Als Hans entsetzt einwendet das
Könne doch nicht sein ernst sein
Bekommt Behrens einen echten
Cholerischen Anfall und brüllt 

Ob sie ihn für ein Hüttchenbesitzer
Halten würden er sei nur Angestellter
Arzt der nach bestem Gewissen zu
Urteilen versuche was geboten sei 

Schnell ziehen die beiden sich an
Um sich zur Liegekur zu verziehen
Joachim stolz auf seine Standhaftigkeit 
Hans fassungslos kann sich niemals 

Einen endgültigen Abschied von hier
Wie den liebgewonnenen Gewohnheiten
Vorstellen und schlägt geübt nun die
Decken mit wenig Handgriffen um sich

Ein wichtiger Wendepunkt ist erreicht
Hans möchte bleiben kann sich kein
Leben im Flachland mehr vorstellen
Joachim möchte endlich zum Dienst

Feinsinnig humorvoll beschrieben wie
Der Hofrat seine Rolle spielt aber auch
Voller Gefühl an seine Grenzen kommt
Mit ganz unterschiedlicher Wirkung


Unter dem Titel Wehmut und Rebellion
Das Leben ist da berichtet Tilman Lahme 
Zunächst nüchtern von der Auflösung
Der väterlichen Firma und was bleibt

Genug davon gut und bescheiden zu
Leben aber weniger als erwartet so
Hatte der Vater sich wohl vor seinem
Tod noch gehörig verspekuliert 

Julia hatte genug von Lübeck und
Die Rede des Pastors von der
Verkommenen Familie sind Grund
Genug nach München zu ziehen

Die Mädchen und erstmal auch
Heinrich ziehen mit der Mutter nach
Süddeutschland Thomas muss noch
Ein Jahr da sitzengeblieben verlängern

In dieser Zeit gibt er mit seinem Freund
Otto die Zeitschrift Frühlingssturm heraus
Eine Schülerzeitung für Kunst Kultur
Dort publiziert er als Paul Thomas

Das erste Exemplar hat sich leider
Nicht erhalten dabei spricht Lahme
Sehr milde über die frühen lyrischen
Versuche die nicht alle schlecht waren

Vieles noch unreif aber immerhin ein
Mutiger Aufbruch in dem er sich sogar
Gegen die Hohlheit des Patriotismus 
Sehr mutig äußert bliebe er doch dabei

Schreibt Lahme und denkt der Leser
Im Gedenken an die Betrachtungen
Eines Unpolitischen die ihn später
Mit Heinrich lange entzweiten

Auch über diese letzte Epoche in
Lübeck schreibt Lahme wieder gut
Recherchiert und belegt mit dem
Bei Mann nötigen leichten Humor

jens tuengerthal 5.6.25

Zeitstrudel

Zeitstrudel

Stanislaw Lem lässt seinen Astronauten
Ijon Tichy in den Sterntagebüchern
Auf seiner Reise durch die Galaxien in
Einen Zeitstrudel geraten und havarieren

Wie sollte er sich nun aus diesem wieder
Befreien zumal das Höhenruder infolge
Der Strudelwirkung beschädigt war es
Dazu zwei Astronauten aber bräuchte 

Leider hat der Alleinreisende Tichy nur
Einen Raumanzug warum das Problem
Eigentlich nicht lösbar wäre es sei denn
Er nutzt trickreich den Zeitstrudel aus

Wenn er also einen der Tichys noch
Vom Vortage mit raus nähme könnte
Dieser ruhig sterben er ist ja ohnehin
Längst Geschichte ohne Zeitstrudel 

Dem Juristen stellen sich jetzt viele
Fragen die auch philosophisch für 
Den Begriff des Seins von Bedeutung
Noch zu sein scheinen zumindest mir 

Wird wer das Leben einer früheren
Version von sich bewusst riskiert um
Die gegenwärtige und die künftige 
Von sich zu retten zum Mörder

Oder lassen wir die dramatischen
Mordmerkmale wie die Verwerflichkeit
Beim Rettungsversuch einmal beiseite
So zumindest fahrlässiger Totschläger

Aber wäre das nicht eine Strafbarkeit
Des Suizid die es nicht geben darf
Doch wie ist das bei mehreren Formen
Des Ich im Laufe der Zeit überlege ich

Ist das Sein auf ein ich nur beschränkt
Was wenn mein Sein in vielfältigen
Formen ungleichzeitig erscheint die
Nur die Zeit linear einordnen will

Muss ich wollen dass wer sich gegen mich
Vergeht auch bestraft wird auch wenn ich
Dabei der vernünftige Täter bin der lieber
Seine Zukunft noch retten möchte

Darf ich Versionen meiner selbst vor
Dem winzigen Moment der Gegenwart
Aufgeben um zumindest die Zukunft noch
Retten zu können überlege ich dabei

Was wäre ein moralisches Sollen im
Sinne des kategorischen Imperativ dabei
Wie nah kommt die Raumfahrt dieser
Komplexen Frage künftig wirklich

Könnte multiple Identität auch im
Sinne der Relativitätstheorie eine
Frage des Tempos mehr sein als
Der noch verbleibenden Vernunft

Sich mit guter Literatur häufiger
Lesend zu beschäftigen könnte 
Manche Fragen lösen helfen von
Denen Nichtleser nicht mal ahnen

jens tuengerthal 5.6.25

Lebenslauflücken

Lebenslauflücken

Manche haben einen geraden
Lebenlauf ohne Lücken also ein
Leben lang immer funktioniert
Worüber ich nur staunen kann

Schaue ich auf meinen bleibt
Eine wilde Achterbahnfahrt mit
Ganz vielen Lücken die keinen
Etwas angehen aber toll waren

Zwischendurch war ich auch mal
Tot wie monatelang bewusstlos
Auch so eine große Lücke die ich
Mal einfach so stehen lasse

Einmal also gestorben wie schon
Mehrfach genug gehabt vom Leben
Zeitweise täglich und doch noch
Immer wieder zurück gekommen

Die Lücken sind übrigens mit die
Besten Zeiten in denen ich immer
Am meisten gelernt habe im übrigen
Ist Lesen Lust und Arbeit für mich

Seit ich Dichter und Flaneur wurde
Kenne ich keine Freizeit mehr bin
Quasi immer im Dienst der Worte
Habe also kein Berufsleben mehr

Die Berufung macht das Leben zur
Bühne wie meine Gedanken dazu
Zum Beruf der seine Aufgabe darin
Findet über sich nachzudenken

Tue das wie Montaigne oder andere
Edelmänner nur unedel ohne Güter
Weil es ist was ich alleine kann wie
Der Welt in Versen hinterlasse

Andere bauen Autos oder Waffen um
Die Welt mit Gewinn weiter zu zerstören
Oder vernichten sonst die Umwelt
Lebe völlig bescheiden für mich

Schade niemandem erinnere nur die
Wenigen Leserinnen gelegentlich daran
Dass weniger mehr sein kann um so
Zufrieden mit dem was ist zu sein

Habe einen Lebenslauf voller Lücken
Die keinen etwas angehen weil ich tue
Was ich für richtig halte schon immer
Freue mich an der Lücke die bleibt

Die ganze Fülle meines Lebens all
Die Bücher und Frauen denen ich
Bis jetzt begegnen durfte liegen in
Der Lücke die keinen was angeht

Wer mich verstehen will oder gar
Kennenlernen lese meine Verse
Denn mehr gibt es nicht von mir
Der Rest sind Blüten um Lücken

jens tuengerthal 5.6.25