Sonntag, 16. März 2025

Lektürentagebuch 16.3.25

Lektürentagebuch 16.3.25

Den Sonntag wunderbar lesend mit
Der geliebten Anderen Bibliothek verbracht
Dabei in sechs Bändern gelesen und jeden
Auf seine Art als Lektüre genossen 


Begonnen schon in der Nacht mit
Der Reise ins Paradies von dem
Bremer Ehepaar Heinrich und Christine
Gondela aus dem Jahre 1802

Die beiden sind noch in Sachsen was sie
Landschaftlich wie menschlich begeistert
Heute über ihren Tagesausflug in das
Schöne Elbsandsteingebirge gelesen 

Erst gemeinsam mit einem Führer bis
Pirna durch Wälder und auf Berge wie
Die besonderen Sehenswürdigkeiten vor
Ort auch über teils Umwege betrachtend

Sehr fein schildern die beiden in ihrem
Reisetagebuch die Beobachtungen wie
Teils widrige Umstände bei noch großer 
Sommerlicher Hitze am 30. August 1802

Spitz bemerkt der wohlhabende Kaufmann
Wie sie die feinen Ausflügler aus dem
Dresdner Adel und Bürgertum auf dem
Rückweg nahe Dresden betrachteten

Aus ihren Kutschen schauten sie
Wohl frisiert und gut angezogen auf
Das leicht verstaubte Paar herab was
Etwas offensichtlich unübliches tat

Beeindruckend die Schilderungen der
Landschaft im Gebirge nahe Dresden
Was für Bremer aus dem platten Land
Schon an sich etwas besonderes war

Gleichzeitig zeigt sich auch immer
Wieder eine feine Ironie die dabei
Über sich als verstaubt und verwirrt
Zumindest in der Frisur lachen kann

Die Wanderlust der beiden erstaunt
Viele denen sie auf dem Weg begegnen
Wie manche Einwohner ihre berühmten
Schluchten noch nie besuchten 

Ein humorvolles Reisetagebuch was
Sowohl einen Blick in die Zeit erlaubt
Wie die besuchten Orte beschreibt
Reisebericht und Sittenbild ist

Sachsen werden die Beschreibung
Der dortigen Schönheiten lieben wie
Sich gerne im Lob ihrer Gastfreundschaft
Baden was heute vielen ferner lag


Von Sachsen ging es nach Indien
Dort im Papageienbuch las ich eine
Neue wunderbare Geschichte wie
Eine Ehefrau ihren Mann täuscht 

Als dieser sie vom Tempel kommend
Wo sie ihren Geliebten traf auf der
Anderen Seite des Flusses sieht
Inszeniert sie mit einer Freundin 

Eine kleine Szene als Gespräch unter
Frauen das ihr Mann aber hören soll
Wobei sie vorgibt im Tempel um sein
Bedrohtes Leben gebetet zu haben

Der Mann ist gerührt ob ihrer Sorge
Bittet sie sogar häufiger in den Tempel
Zum Beten zu gehen wenn sie ihn 
Dadurch rette und gesund hielte

Dieser über tausend Jahre alten
Indischen Geschichten zeugen von
Einer entspannten Moral mit dabei
Selbstbewussten sexuell aktiven Frauen

Wie fern ist dies der offiziellen Moral
Welche im Mittelalter noch in Europa
Im Namen der Kirche vertreten wurde
Oder tarnt die Minnelyrik ähnliches

Vermutlich haben sich die sexuellen
Bedürfnisse der Menschen nie in
Unserer Millionen Jahre Geschichte
Größer verändert wir tun viel dafür


Auf dem Rückweg von Indien nach
Europa noch im Arabischen Diwan 
Pausiert und wunderbare Verse wie
Die Erläuterungen dazu gelesen

Wie Schilderungen von Schlachten
Die Heldengeschichten waren ganz
Untypisch mit Liebesgeschichten
Durchwoben und ergänzt wurden

Die Beschreibungen von Tieren
In teils zärtlichen Fabeln bilden so 
Einen Kontrapunkt zum Kriegsbericht
Was ein differenziertes Bild ergibt

Die Kämpfer und Helden sind auch
Liebende voller Sehnsucht die mit
Großen Gefühlen kämpfen wie an
Den damit verbundenen Wirren leiden


Von den arabischen Kriegen ging es
Nach Sardinien mit Marcello Fois wo
Der jüngere Sohn von Mercede und
Ihrem Meisterschmied sich als ein

Großer Leser und Geschichtenerzähler
Entpuppt der auch über Heraldik sich 
Beliest auf der Suche nach den Wurzeln
Seines Namens wie seiner Familie

Sehr schön ist diese Geschichte in
Der jener Vorfahr mit spanischem Namen
Den Inquisitor im Namen des noch
Spanischen Vizekönig verhaften soll

Wie sie das Kloster stürmen wollen
Dort auf verbarrikadierte Türen stoßen
Die sie mit viel Mühe überwinden um
Am Ende noch weiter zu warten

Diese ironisch lapidare Art der Erzählung 
Passt gut in den Roman und zeigt die
Geschichte der Familie im größeren 
Historischer Kontext der Insel auf


Vom Kampf mit der Kirche ging es
Zu dem um den richtigen Glauben
In den Dreißigjährigen Krieg also nach
Deutschland zurück mit Grimmelshausen

Dessen Simplicissimus in der Prosa Ausgabe
Ist eines der wunderbaren verdienstvollen
Literarischen Projekte der Anderen Bibliothek
Das ich allen Leserinnen empfehlen kann

Der Ich-Erzähler berichtet wie ihn sein
Vater der wohlhabende Kaufmann streng
Moralisch ermahnt und droht ihn in eine
Besserungsanstalt sperren zu lassen 

Wie ihn dies zur Flucht veranlasst um
Zuerst Räuber und Dieb in Köln bei
Einer befreundeten Bande zu werden
Was aber ein schnelles Ende findet

Als einer von ihnen bei einem Überfall
Erwischt öffentlich ausgepeitscht wurde
Wie ein Ohr abgeschnitten bekommt ist
Das Risiko dieses Berufs ihm zu hoch

So wendet er sich wieder der Armee zu
Versucht dort Karriere zu machen und
Träumt davon zum General aufzusteigen
Räumt dafür Konkurrenten aus dem Weg

Er hofft dies als Schreiber zu können
Was noch selten gerade im Krieg war
Gibt Bildung so einen hohen Wert um
Im Leben seine Ziele zu erreichen

Wie er dies betrügerisch schließlich
Fast erreicht ist mit großem Humor
Wie viel Selbstironie beschrieben
Immer geht es um das liebe Geld

Wie sehr sich in der Geschichte des
Simplicissimus auch die Biographie
Von Grimmelshausen spiegelt ist so
Spannend wie das Sittenbild der Zeit

Es herrschte lange Krieg mit vielen
Seuchen und Hungersnot in dem
Die Menschen irgendwie überlebten
Versuchen ihren Weg zu finden

Die kleinen Geschichten aus dem
Simplicissimus geben ein gutes Bild
Der Zeit wie des Krieges auch in seiner
Wirkung auf die Menschen im Land

Dies in gruselig grausamer Zeit noch
Mit so viel Humor zu tun zeigt sowohl
Das Können wie den großen Witz
Den ein Grimmelshausen hatte 

Er beschreibt menschliches Leiden
Was er teilweise selbst erlebt wie
Auch Lust und sonst Bedürfnisse
Der Menschen die im Krieg leben


Etwas 150 Jahre später aber auch
In Deutschland spielt der nächste
Band der Anderen Bibliothek den ich
Als Sonntagsgenuss fortsetzte

Der Roman Hermann und Ulrike
Von Johann Karl Wezel spielt in
Einem Fürstentum und wurde von
Wieland als der beste gelobt 

Er mischt verschiedene Ebenen vom
Ironischem Spott über das höfische Leben 
Zur fast romantischen Liebesgeschichte
Wie Erziehungsidealen der Aufklärung

Der Plan zur Flucht der Liebenden vom
Ungerecht willkürlichen Hof an dem sie
Keine Chance haben sich zu finden
Wie ihre geheime Verlobung war Thema

Der heutigen Lektüre was mit vielen
Figuren aufregend anschaulich auch
Beschrieben sowohl literarisch gut ist
Wie ein Sittenbild der Zeit fein malt

Es steckt darin viel aufklärerischer
Geist der im Absolutismus der in
Deutschland herrschte meist eher
Verpönt war außer in Preußen

Dort herrschte zwar ein Aufklärer
Mit Friedrich dem Großen was aber
Mehr für seinen Kreis wie eine kleine
Exklusive Schicht nur galt 

So ist Hermann aus dem Roman aus 
Einfachen Verhältnissen zeitweise als 
Günstling am Hof aufgewachsen und
Lernte durch seinen Lehrer Literatur lieben

Die Baroness Ulrike ist eine Nichte des
Grafen deren Vater seine Güter verlor
Die gut verheiratet werden soll wie es
Dem Geist der Zeit eben entsprach

Von den Plänen des Grafen Ohlau
Emanzipieren sich die Liebenden um
Ein selbständiges Leben zu wagen
Was 1780 wirklich revolutionär war

Dieser große Bildungsroman der leider
Nicht so bekannt ist wie Goethes
Wilhelm Meister oder Wielands Agathon
Trägt viel geistigen Sprengstoff in sich

Dies verpackt Wezel humorvoll in eine
Liebesgeschichte mit Hindernissen die
Dazu alle Standesgrenzen sprengt was
Revolutionärer eigentlich noch war

Hatte lange mit diesem Roman pausiert
Doch während gerade auch wieder mein
Romanprojekt in mir erwacht wie neue
Flügel bekommt passt es ganz ideal
 
jens tuengerthal 16.3.25

Liebesglaube

Liebesglaube

An Liebe musst du
Glauben oder es lassen
Mit bloß Gefühlen

jens tuengerthal 16.3.25

Aufklärungsgeschenk

Aufklärungsgeschenk

Aufklärung verschenkt
Freiheit über nachdenken
Kaum wer will etwas

jens tuengerthal 16.3.25

Glaubensfragen

Glaubensfragen

Glaube gibt gerne
Antworten ohne eine
Frage zu haben

jens tuengerthal 16.3.25

Liebeslangsam

Liebeslangsam

Manchmal kommt die Liebe
Wie ein Knall überraschend
Womit keiner gerechnet hat
Verändert mit einem mal alles
Was so schnell kommt kann
Genauso schnell wieder im
Nichts verschwinden was
Schmerzhaft meist wird
Wie schön ist es dagegen 
Wenn die Liebe ganz langsam
Sich fast unbemerkt anschleicht
Vertrauen und Nähe wachsen
Bevor wir sie zulassen ohne
Etwas erhofft zu haben vorab
Jede Erwartung so vermeiden
Einfach genießen was da ist
Das natürlich mit uns wuchs
Ob das dann doch überraschend
Schön wieder wird ist eine Frage
Die sich nur stellt wer sich
Vorher Zeit genug nahm
Es werden zu lassen

jens tuengerthal 16.3.25

Mitternachtsriesling

Mitternachtsriesling

Um Mitternacht im Crossroads angekommen
Noch sind die Reihen gut gefüllt und Tino
Bestellte gleich zum Willkommen schon
Liebe Grüße einer leider schon abwesenden 

Doch Wunder moderner Zeiten konnten wir
Dieser gleich noch elektronisch tauschen
So beginnt die Nacht gleich wunderbar
Mit der Betrachtung der Anwesenden

Phil und Tino machen die Bar um die
Übliche Stammgäste sitzen einer sogar
Mit Cowboyhut obwohl bisher noch kein 
Johnny Cash läuft sondern irgendwas

Oben sitzt noch ein Paar gegenüber 
Von Bowie sowie mehrere junge Damen
Unten an den Stehtischen noch mehrere
Herren dafür ohne Damen ist es ruhiger

Auf dem Weg noch einen befreundeten
Musiker getroffen der mich zu einem
Kleinen Festival auf seiner Farm im
Oderbruch spontan eben einlud

Bevor das Gedicht zu lang wird 
Sei es damit beendet während die
Musik seltsam klingt ist der liebe
Rheingauer Riesling gut wie immer

jens tuengerthal 16.3.25

Samstag, 15. März 2025

Lektürentagebuch 15.3.25

Lektürentagebuch 15.3.25

Noch in der Nacht weiter im großen
Familienroman von Marcello Fois auf
Sardinien gelesen was ich bald bereute
Infolge der schrecklichen Ereignisse

Der Tod von eigenen Kindern ist für
Alle Eltern schrecklich wie dies dann
Wohl geschah und beschrieben wird
War nach vorher Idylle albtraumhaft

Nichts was ich vor dem Einschlafen
Wie überhaupt gerne lesen wollte 
Doch ist Fois eher lapidar nüchterne
Beschreibung auch heilsam dabei

Es ging einfach weiter und bald
Wurde noch eine Tochter geboren
Mercede weigerte sich wie es doch
Erwartet wurde zum Friedhof zu gehen

Michele Angelo erlitt dagegen eher
Einen emotionalen Zusammenbruch
Wurde aber von seinem Stiefvater
Dafür liebevoll als Sohn umarmt

Das Leben ging mit drei Kindern wie
Bald dem alt werdenden Stiefvater
Im Haus einfach weiter wie nötig
Mit Beschreibung der Entwicklung

Wie unterschiedlich die beiden
Söhne sich vom Wesen wie auch
Statur und Erscheinung entwickelten
Einer handfest der andere mehr geistig 

Auch wenn das unvorstellbar aller
Schrecklichste passiert geht es doch 
Mit gelegentlichen Freuden weiter auch
Wenn Mercede nun immer schwarz trug

Wie können wir das schlimmste was
Nur vorstellbar ist verarbeiten oder
Nie und es geht einfach weiter weil
Leben nur für die Toten endet

Vielleicht ist diese Botschaft angesichts
Des Schreckens der Welt tröstlicher als
Dabei lieber wegzusehen wenn es keine
Antworten mehr gibt geht es halt weiter


Nach der ländlichen Insel mit ihrem
Schrecken ging es mit Franz Hessel 
Als ein Flaneur in Berlin heute zum
Landwehrkanal in seiner Schönheit

Manches was der Flaneur hier sehr
Liebevoll beschreibt gibt es noch
Anderes wich großen Straßen doch 
Zauberhafte Ecken blieben genug

Etwa im Tiergarten oder in Kreuzberg 
Auch das Stück bis zur Mündung in 
Die Spree in Charlottenburg ist noch
Auf einer Seite bezaubernd schön

Bei der Beschreibung der Schleuse
Nahe dem Zoo gedenkt Hessel auch
Rosa Luxemburg ohne sie zu nennen
Auch seinen früheren Erinnerungen noch

Wie sie es als Kinder liebten dort den
Schiffen beim Schleusen zuzusehen
Wo zauberhaft die Uferwege waren
An welche die Gärten dort stießen 

Seine ersten Trauerweiden sah er
An der Verbreiterung in Kreuzberg
Unter einer picknicken ich einmal
Ganz verzaubert mit einer Liebsten

Bin den Kanal auch schon soweit
Es möglich ist in ganzer Länge
Entlang gewandert und bis heute
Ist die Atmosphäre dort wunderbar

Es ist ein eigenes Leben um den
Künstlichen Fluss entstanden an
Dessen Ufer sich Liebende wie
Auch sonstige gern vergnügen

Einmal hatte ich auch ein Date
Dort auf einer Bank und wir plauderten 
In wundervoller Atmosphäre sehr nett
Mehr passierte dann aber nicht

Der Beginn des Kanals im eher
Industriellen Hafen ist dann der
Gegensatz zu seinem Verlauf doch 
Auch am Ende steht ein Kraftwerk


Wenn schon in Berlin unterwegs
Ging es gleich weiter mit Friedrich Luft
Über die Berliner Luft aus der geliebten
Anderen Bibliothek heute eher frech

Seine Rede zu der er auf eine Tagung
Des Verbandes der Verleger wie
Buchhändler als Autor eingeladen wurde 
Machte den Gegensatz sehr deutlich

Wie sie im ständigen Kampf um Prozente
Als Gewinn ihrer Tätigkeit stehen wie sich
Autoren immer betrogen fühlen um die
Früchte ihrer kreativen Arbeit dabei

Die Verleger und Buchhändler eben nur
Händler seien die ihren Gewinn mit ihnen
Den dabei meist ausgebeuteten Autoren
Machen wollten ohne alle Kunst dabei

So lässt Luft als Festredner eine harte
Tirade gegen seine dort Gegner los
Die alle nur ihrem Interesse folgten 
Dem Gewinn ihres Unternehmens 

Allerdings gäbe es unter diesen auch
Eine positive Ausnahme die er aber
Nicht benennen werde damit sich 
Jeder gemeint fühlen könne der wolle

Diese kleine Wendung im letzten Absatz
Der provokativen Rede die Verleger
Als Gegner der Autoren klar anklagt 
Schafft ein versöhnliches Ende

Stimme Luft in dieser Rede voll zu
Verleger verfolgen andere Interessen
Als Autoren und Buchhändler verkaufen
Wobei erfolgreich ist wer anders tut

Diese sich gern intellektuell wie auch
Hochkulturell gebende Branche die
Mit Büchern Geschäfte macht will 
Autoren mehr vermarkten als lesen

Da dies aber die leider notwendigen 
Bedingungen des Marktes sind auf dem
Alle etwas verdienen wollen ist es
Müßig darüber lange zu klagen

Verleger die mich gut verkaufen
Finde ich hervorragend solange
Wie ich daran gut verdiene wie
Schrecklich wo sie mich verkaufen

Es sich leisten zu können nur für
Die Kunst zu leben wäre traumhaft
Aber vermutlich weniger produktiv
Dazwischen passiert manchmal Kunst


Weiter ging es in dem Berlin Buch
Von Ernst Dronke wieder aus der
Anderen Bibliothek nur von 1846
Beschreibt es das soziale Leben

Sehr einfühlsam werden dort die
Verhältnisse der Grisetten die in
Betrieben oder Zuhause für ihren
Lebensunterhalt arbeiten müssen

Beschrieben einmal hinsichtlich
Ihrer immer sehr sauberen kleinen
Stuben wie auch hinsichtlich der
Verhältnisse die sie mit Männern

Nahezu alle wechselnd eingehen
Wie manche Männer sie ausbeuteten
Sich von den gutwilligen Damen
Noch gerne aushalten ließen 

Andere die früher Grisetten sogar
Nach Abschluss ihres Studiums 
Denn es waren häufig Studenten
Heirateten weil diese so gut waren

Über deren auch charakterliche
Verdienste lässt sich Dronke sehr
Eingehend aus wie was sie alles
Für ihre Verhältnisse noch taten 

Diese Beschreibung der sozialen
Verhältnisse wie der mögliche
Aufstieg aus ihnen macht die
Lektüre des Bandes so spannend

Auch wenn manches eher von
Vorurteilen geprägt scheint was 
Die liebevolle Gutherzigkeit anging
Ist es gut die Partei der Frauen

Deren Verhältnisse offiziell eher als
Unmoralisch galten zu ergreifen so
Hält Dronke deren Verhalten oft für
Moralischer als in vielen Ehen 

Damit wird die Position dieser freien
Wie selbständigen Frauen gestärkt
Gegen den sonst moralischen Kodex
Der die Ehe und sonst Keuschheit forderte

Ihnen zuzugestehen aus ihrem Wesen
Wie praktischer Übung später auch
Gute bürgerliche Ehefrauen zu werden
Adelt diese Grisetten quasi noch

Damit bezieht Dronke klar Stellung
Zugunsten der Grisetten und ihren
Eigentlich unmoralischen Verhältnissen
Was 1846 geradezu revolutionär war

Dies zeigt auch wie lohnend die Lektüre
Dieses Buches ist das dabei sehr fein
Beobachtet den Hintergrund auch der
Romane Fontanes verstehen lässt

Der einfühlsame Blick in die Zeit auch
Wenn er gelegentlich parteiisch wird 
Ist auf jeden Fall lohnend und zeigt
Soziale Hintergründe sehr aufmerksam

Dies auch in der Beschreibung der
Versuche anderer sehr junger Damen
Sich einen deutlich älteren Finanzier
Zu suchen an den sie vermittelt werden

Sie nutzten ihre Schönheit wie ihre
Fähigkeiten die ihnen nur kurze Zeit
Blieben zu etwas Vermögen zu kommen 
Schreibt Dronke sehr einfühlsam

Enthält sich damit jeder Wertung dieser
Form halb legaler Prostituion macht aber
Deutlich was diesen oft bevorsteht wie 
Sie missbrauchte Opfer der Polizei werden

Darin liegt eine relativ deutliche Anklage
Gegen den preußischen Staat wie die
Berliner Polizei die so nur Opfer fordere
Wenige überlebten es danach lange

Die Prostituion nicht zu verbieten
Sondern lieber Frauen zu schützen
Die diesen Beruf wählen wird noch
Bis in unsere Tage weiter diskutiert

Denke auch eine Anerkennung des
Berufes wie Sozialversicherung wäre 
Für viele Frauen besser als Verbote
Aber dies bleibt heiß umstritten 

Ob die Ehe als einzig anerkannte Form
Der Prostituion die weitere Diskriminierung
Rechtfertigt scheint dagegen eher fraglich 
Mehr Freiheit statt Strafrecht täte allen gut

Die Lektüre der Berlin Bandes der
Tiefe Einblicke in das Leben gibt
Ist auch daher bis heute lohnend
Für alle Leserinnen zu empfehlen 

jens tuengerthal 15.3.25

Liebesplan

Liebesplan

Geplante Liebe
Blieb immer so untauglich
Wie gekaufte war

jens tuengerthal 15.3.25

Planlos

Planlos

Völlig planlos sein
Gibt Träumen genug Freiraum
Welten zu schaffen

jens tuengerthal 15.3.25

Zwischentage

Zwischentage

Tage noch zwischen
Frühling und Frost gelegen
Sind Übergangszeiten

jens tuengerthal 15.3.25

Großeliebe

Großeliebe

Große Liebe kenn ich schon 
Scheint so lange sie dauert
In allem vollkommen traumhaft
Aber tut vor allem hinterher weh 
Dagegen bleibt die kleine einfach
Als Erinnerung schön ohne
Große Hoffnungen zu enttäuschen
Weil sie ja immer nur klein war
Ganz ohne Erwartungen blieb
Kannst du den Augenblick genießen
So könnte die Erfahrung lehren
Lieber auf große Liebe zu verzichten
Die kleinen auf Dauer zu haben
Statt noch mehr zu erhoffen
Einfach dabei bleiben was 
Das Leiden erledigte nur 
Wenn sie groß wird solltest du
Lieber schnell weglaufen
Was selten je gelang warum
Die Unterscheidung dann
Wie vieles müßig wird
In der Liebe und so

jens tuengerthal 15.3.25

Freitag, 14. März 2025

Rheingauberlin

Rheingauberlin

Wie schön ist es doch immer wieder
Den Freitag mit einem Rheingauer Riesling 
In der Bar deines Vertrauens abzuschließen
Das Wochenende im Crossroads beginnen

Noch auf dem Weg eine ganz liebe Freundin
Die gerade von dort kam getroffen und 
Liebevoll gedrückt womit der Abend schon
Gut begann bevor ich den Riesling hatte

Kaum hatte ich abgelegt kam schon Selma
Mit dem Riesling an die heute mit Tino
Den sehr gut gefüllten Laden rockt gleich
Plaudern Bekannte auf dem Weg noch

Erzählen von guter deutscher Küche die
Sie gerade mit Blutwurst genossen haben
Mit mir kam noch eine Gruppe von acht 
Die sich nun unter Bowie drängen 

Gegenüber sitzen zwei im Gespräch
Immer wieder lachend vertieft während
Von unten an der Bar einige bekannte
Stimmen und Gesichter hoch klingen

Einige der attraktiven Damen der Gruppe
Suchen erstmal die Örtlichkeiten auf
Dabei ist schon ihre Suche danach ein
So amüsanter wie schöner Anblick

Zwischendurch kommt noch der sehr
Freundliche Schweizer vorbei der hier
Seine Märchen verkauft und wir grüßen
Uns als Poeten freundlich lächelnd

Plaudere sonst gerne mit ihm doch
Gerade musste ich noch die Geschichte
Der guten deutschen Küche anhören
Die erstaunlich immer länger wurde 

So wandert der Freitag bei irgendwie
Auch Musik in die Nacht und ich denke
Voller Liebe an den Rheingau wie die
Vielen schönen Erinnerungen dort

jens tuengerthal 14.3.25

Lektürentagebuch 14.3.25

Lektürentagebuch 14.3.25

Begonnen im schönen Sardinien mit
Mit Marcello Fois großen Familienroman
Mercede und der Meisterschmied wo der
Leser erfuhr wie Michele Angelo noch im

Kinderheim vom Schmied ausgesucht wurde 
Wie sehr er darauf gehofft hatte dafür sogar
Seine vermeintlich schlechte Nummer 17
Gegen eine 7 für Brotkanten tauschte

Wie wir bereits wissen war der Tausch
Oder was auch immer erfolgreich 
Giuseppe Mundula suchte ihn aus
Er wurde Ziehsohn Schmied und reich 

So wohlhabend sogar dass er für eine
Neue Jesus Figur vor der Kirche so
Großzügig spendete dass Mercede
Mit ihm zur Einweihung eingeladen wurde

Um diese traurig blickende Figur ranken
Sich später viele Geschichten wie auch
Um das junge Ehepaar das noch viel
Mehr Kinder bekommen wollte

Wie die Neider im Dorf redeten über
Seine noch zerrissenen Hosen oder
Ihre Schwangerschaften die noch
Mehr Jungen hervorbrachten

Michele kaufte sich noch mehr
Grundstücke zu dem Weinberg dazu
Lebte sein Leben mit Mercede in aller
Zurückhaltung nicht weiter aufzufallen 


Von der wunderbaren Insel ging es
Als Flaneur in Berlin mit Franz Hessel
In den Tiergarten wo er einiges über
Die dort Figuren erzählt und vieles sieht

Etwa die bürgerlichen Liebespaare die
Schüchtern sich auf den Bänken tummeln
Wie sie von jedem französischen Arbeiter
Lernen könnten die Liebste zu streicheln

Erzählt von der Geschichte des Tiergartens
Der zur Zeit der Großen Kurfürsten etwa
Noch bis zum Gendarmenmarkt reichte 
Dem nun mehr Grün so gut wieder täte

Auch nach Moabit und weit in den heute
Wedding reichte das Jagdrevier noch
Durch das bald eine Allee zum Schloss
Von Sophie Charlotte führte unserem

Immer noch Schloss Charlottenburg
Während Friedrich der Große noch
Einige Figuren um den Stern aufstellte
Welche die Berliner die Puppen nannten

Daher kommt die Redewendung bis in
Die Puppen gehen oder machen was
Noch jenseits des Sterns im Tiergarten
Ein schöner Ausflug zu Fuß war

Hessel erinnert sich an die früher
Bootspartien wie Schlittschuhrunden
Auf dem Neuen See besucht noch den
Guten Friedrich Wilhelm der dort zu

Seiner Luise noch im Rosengarten blickt
Trifft auch Goethe kurz und stolpert
Eher zufällig über den bärtigen Apoll 
Den er vorher vergebens noch suchte

Habe die Lektüre sehr genossen auch
Vieles dabei wiedererkannt was ich sah
Als ich morgens von einer Geliebten
Unweit des Victoria-Luise Platz loslief 

Während sie in ihre Praxis fuhr lief
Der dichtende Flaneur beschwingt
Durch den Tiergarten nach Hause
Zum Helmholtzkiez und lernte so

Den Tiergarten als Lunge von Berlin
Bei langen Spaziergängen lieben
Wobei ich morgens eher weniger
Liebespaare antraf dafür Radler

Sehr amüsant ist es am Morgen
Zu sehen wie den Rasensprengern
Versucht wird auszuweichen im Kostüm
Oder Anzug nicht feucht zu werden

So ist der Tiergarten bis heute noch
Ein Ort vielfältiger sinnlicher Erfahrungen
Von den Wiesen mit Nackedeis bis zu
Boot oder Schlittschuhpartien dort 

Es finden sich dort für jeden Flaneur 
Zahlreiche auch aufregende Geschichten
Als ich vor 25 Jahren nach Berlin zog
War dort noch die käufliche Lust präsent

Ob zuviele Kondome hinter Büschen
Diese lustvolle Nutzung beendeten
Ist mir nicht bekannt aber es fehlt ein
Stück dort gelebter Kultur damit heute

Habe es noch nie im Tiergarten getrieben
Bin nicht sicher ob ich dies bedauern soll
Aber schätze seine grüne Vielfalt sehr
Mehr als Fußgänger denn mit dem Rad 

jens tuengerthal 14.3.25