Sonntag, 10. November 2024

Sonntagsleere

Sonntagsleere

Viele füllen gern
Ihre Wochenenden mit
Erlebnissen noch

Liebe die Leere
Sonntage ohne alle
Erwartung lesend

Gedankenfülle
Genügt vollkommen zum Glück
Einsamer Leser

jens tuengerthal 10.11.24

Naturlust

Naturlust

Liegt das Bedürfnis nach Sex
In meiner Natur oder ist es etwas
Das ich will was also mein Geist
Dem Körper zu wollen vorspielt

Ist es im Kern das Bedürfnis nach
Nähe die Bestätigung stets sucht
Oder der Trieb zur Fortpflanzung
Was die Natur leicht widerlegt

Bestimmt der Geist meine Lust 
Die sich nur im Körper ausdrückt
Kann ich beides voneinander trennen
Braucht es Gefühl oder stört das eher

Warum steht mein Schwanz voller
Lust am Morgen egal was ich träumte
Zumindest manchmal oder auch nicht 
Wenn der Zufall es gerade so will 

Welche anziehenden oder auch
Ausgezogenen Reize wirken wie
Kann Haltung dazu es ändern 
Beherrscht der Geist je die Lust

Ist es meine Natur dem Trieb
Zu folgen oder nur mit Gefühl
Weil es sie vollständig erst macht
Funktioniert meine Natur nur mit Geist 

Viele Fragen an die Lust blieben
So offen was Grund genug ist
Sie weiter erforschen zu wollen
Die Natur lustvoll zu verstehen

jens tuengerthal 10.11.24

Lebenshälfte

Lebenshälfte

Mit über fünfzig nun wohl sicher
Die Hälfte des Lebens schon
Überschritten fragt sich was
Noch bleibt ob neues kommt 

Nähert sich alles langsam
Dem Ende wie der Körper
Schneller immer mehr abbaut
Was manche gern verzögern 

Von Cremes bis Medikamente
Operationen oder gar Magie
Scheint kein Mittel zu gewagt
Die Jugend uns zu erhalten 

Lache darüber und habe lieber
Die Haare als sie sich lichteten
Alle gleich ganz abrasiert um
Der Zeit ihrem Lauf zu lassen

Mag es älter zu werden wie
Die eigene Vergänglichkeit
Nach ihrer Natur zu spüren
Statt sich ihr entgegenzustellen

Vielleicht liegt die Leichtigkeit
Im Umgang mit dem Ende an
Der Nähe des Todes die ich
Schon mit sechzehn erlebte 

So ist die vielleicht Hälfte so
Egal wie das sichere Ende
Weil es Teil unserer Natur ist
Die wir nur annehmen können

Nichts mehr zu erwarten gibt
Dem Sein jede Möglichkeit mich
Noch zu überraschen statt nur
Mit einer Enttäuschung zu enden

Habe geliebt gezeugt gedichtet
Das Leben war so bunt und voll
Wie die Frauen denen ich begegnete
Mit denen ich Nähe teilen durfte

Mehr als dieses Glück und die
Schönen Bücher um mich gibt es
Nirgendwo zu erwarten was mir
Vollkommene Zufriedenheit schenkt 

Alles erreicht und viel mehr als die
Meisten je erleben dürfen ist mir
Egal ob die Hälfte schon alles war
Dafür genieße ich jeden Moment

Weiß nicht was richtig wäre aber
Da es nie mehr als Zufriedenheit
Geben kann habe ich wohl alles
Sich daran freuen können macht reich

jens tuengerthal 10.11.24


Liebessicherheit

Liebessicherheit

Wer einmal enttäuscht
Wie tief verzweifelt am
Leben nach verlorener 
Liebe gezweifelt hat

Wird sich fragen ob es
Irgendeine Sicherheit gibt
Die davor schützen kann
Ob Versprechen wie die

Ehe eine Lösung wären
Um nach genauer Prüfung
Zu bemerken dass alle 
Erfahrung immer lehrt

Nichts hilft und wäre je
Verlässlich gegen die immer
Schwankungen des Gefühls
Warum wir es aufgegeben

Können mit der Liebe um 
Traurig und einsam zu enden 
Oder es dennoch wagen
Ohne alle Sicherheit dafür

Voller Gefühl was seinem 
Wesen nach unberechenbar
Noch immer bleibt warum
Jede Überlegung müßig ist

Am Ende bleibt die Liebe
Was sie ist ganz egal ob
Wer es noch versteht gar
Irgendetwas dazu meint

jens tuengerthal 10.11.24

Samstag, 9. November 2024

Rieslingfülle

Rieslingfülle

Einen letzten Platz im überfüllten
Crossroads allein am Tisch zwischen
Großer Gruppe knutschendem Paar
Wie zwei Frauenpaaren noch als
Stammgast zugewiesen bekommen

Um nicht unten stehen zu müssen
Was beim dichten eher stört gerne
Den Tisch mit Stuhl angenommen
Mit gutem Ausblick nach allen Seiten
Da sogar die Kinobank besetzt war

Vielfältig und verschieden sind die
Gäste hier oben heute das frisch
Verliebte Paar in den Fünfzigern 
Er mit wachsender kahler Stelle
Sie mit wachsendem Doppelkinn

Befummelt sich ständig wenn sie
Nicht gerade sich sinnlich absaugen
Vor ihnen auf dem Sofa zwei sehr
Elegant gekleidete junge Damen
Eine mit durchsichtig schwarzer Spitze 

In meinem Rücken zwei Muttis im
Alternativen Puffelsmutzenlook sind
Wie die adretten Dämchen ganz
Auf sich konzentriert auch wenn
Die in Spitze auf der Suche scheint

Zumindest macht sie der Blick im
Rücken sichtbar nervös warum sie
Wohl gerne mit dem kleinen auf
Ihren Hals tätowieren Auge sähe
Wer sie vielleicht doch anschaut 

Allein Kleidung und Würde als
Gut gespielte Dame verbietet ihr
Direkt zu schauen aber als ihre 
Etwas korpulente Freundin ein
Glas vom Tisch fegt nutzt sie es

Sie verschwinden unauffällig
Fast unbemerkt wieder ohne
Bleibende Spuren zu hinterlassen
Während am Tisch vor dem hier
Durchbruch zur unteren Bar

Ein langweiliger Knabe mit OliBa
Von zwei süßen Mädchen in
Blond und dunkel umrahmt wird
Die aufgeregt auf englisch plappern
Im Sport hieße es Jugendliga halt

Am großen Tisch mit Sofa sitzen
Noch fünf von anfänglich neun die
Ziemlich normal hier wirken aber
Vielleicht aus Pankow kommen
Vermutlich beruflich verbunden sind

Sie reden so engagiert aufeinander ein
Als ginge es um mehr und wirken dabei
Besonders eine in Wasserstoffblond
Ein wenig aufgeregt was sich eine
Brünette lange ruhig mit anhört

Danach erklärt sie ihnen ganz ruhig
Wie was auch immer wirklich ist was
Die gefärbte Blondine nicht hindert
Gleich wieder ganz aufgedreht 
Erklären zu wollen wie es auch ist

Zum Glück ist die Musik laut genug
Nicht mitzubekommen um was es geht
Der wie immer gute Rheingauer Riesling
Entschädigt für so manches noch macht
Gelassen genug es hier zu genießen

Warum das Paar vor mir nicht endlich
In die Horizontale wechselt ist unklar
Aber vielleicht haben sie noch kein
Zuhause was sie teilen könnten und
Geben sich hier einander halt hin

jens tuengerthal 9.11.24


Lektürentagebuch 9.11.24

Lektürentagebuch 9.11.24

Heute in nur zwei Bücher gelesen
Mit den fabelhaften Rebellen nach
Jena wie den Zauberberg also Davos
 Auf einige Seiten amüsiert besucht

Andrea Wulfs sicher in allen Details
Sehr gut recherchiertes Buch das
Anfangs noch so sehr begeisterte
Nervt gegen Ende immer mehr

Sicher beschreibt dieses Gefühl
Auch die Situation in Jena wo sich
Schelling und Fichte ständig streiten
Caroline allein verzweifelt zurück blieb

Ein kurzer Ausflug nach Jena mit
Schelling und August Wilhelm Schlegel
Auch um Goethe zu besuchen wie
August Wilhelms frühere Geliebte dort

Diese hat gerade ein Engagement
Am dortigen Theater das Goethe als
Intendant neben allem noch leitet doch
Zieht es August Wilhelm nach Berlin

Wo er gerade eine Affäre mit einer
Anderen von ihrem Mann dazu noch
Hochschwangeren Schauspielerin hat
Während Caroline mit Schelling noch ist

Es bringt eine kurze Aufhellung aller
Gemüter doch bleibt die Stimmung
Die Wulf hervorragend erfasst eher
Destruktiv in Auflösung begriffen

Die persönlichen Kleinkriege auch mit
Friedrich Schlegel und Dorothea Veith
Entnerven Leser wie Teilnehmer wohl
Genauso die romantische Runde zerfällt

Dieser Zerfall zieht sich nun noch so
Einige Seiten weiter hin was relativ
Unerquicklich zu lesen ist auch wenn
Es wohl historisch exakt so war

Insofern der von Mutter geliehene Band
Bis Weihnachten zu ihr zurück soll
Werde ich was bleibt erledigen doch
Begeisterung kommt dabei nicht auf

Nicht nur die Romantik als Epoche bleibt
Dem Aufklärer in mir geistig eher fern
Auch die Akteure in Jena und ihr etwas
Überspanntes Verhalten nervt mich eher

Eine gewiss wichtige Epoche der Zeit
Die auch als Reaktion auf Aufklärung
Wie die Industrialisierung zu sehen ist
Begeistgert mich immer noch nicht

Sehe sie sich alle immer mehr in ihrem
Ego und ihren Gefühlen sich verlieren
Scheint der Idealismus wir wenig ideal
Noch taugliche Antworten zu geben


Unterhaltsam und amüsant auf zugleich
Hohem geistig literarischen Niveau war
Mal wieder der Zauberberg bei dem es
Heute um Settembrini ging und wie er

Regelwidrig am Tisch Platz nimmt
Mit geistvollen Sprüchen wie Witzen
Auf dem allerneuesten Stand der Dinge
Vom Tratsch des Sanatoriums weiß der

Hochgebildete Humanist zu unterhalten
Wie die ganz nebenbei noch mit seiner
Großen Bildung zu brillieren während er
Die etwas schlichte Frau Stöhr provoziert

Da ist der Italiener plötzlich Alleinunterhalter
Bringt den ganzen Tisch zum Lachen ist
Weniger Intellektueller als Witzbold nur
Dies jedoch mit humanistischen Niveau

Wunderbar ironisch und fein fängt der
Große Meister Thomas Mann hier im
Dialog Nationalcharakter Vorurteil wie
Humanistische Bildung zugleich ein

Es sind diese stets lächelnd gelesenen
Szenen welche meine alte Liebe zum
Zauberberg immer wieder begründen
Ein so vielfältig großartiges Buch

Ganz ernsthaft in seinem Humor den
Mann gekonnt in Szene setzt wie ein
Schauspieldirektor seiner Figuren
Der sie Komödie noch spielen lässt

Dies im ernsthaften und teils tragischen
Umfeld doch mit viel Liebe dabei zu
Seinen Charakteren anders als etwa
Heinrich der gerne gehässig auch ist

So ist der Untertan eine geradezu
Bösartige Abrechnung mit seiner
Herkunft die zum Schenkelklopfen
Die Leser auch einladen soll

Während Thomas Mann auch noch
Die schlichtesten Gemüter mit einer
Liebevoll lächelnden Hand zeichnet
Die seine Geschichten alle beflügeln

Vielleicht ist es diese Liebe die den
Autor Thomas Mann so groß macht
Neben aller Bildung die noch ganz
Nebenbei lachend kolportiert wird

jens tuengerthal 9.11.24

Liebesrat

Liebesrat

Liebe braucht keinen 
Rat macht ratlos glücklicher
Verliebt ist verwirrt

jens tuengerthal 9.11.24

Literatsam

Literatsam

Ratsam ist immer
Gute Literatur zu
Lesen statt Glotzen

Viele lassen sich
Lieber berieseln um nicht
Denken zu müssen

jens tuengerthal 9.11.24

Wahlkampf

Wahlkampf

Wahlkampf beginnt vor
Ende einer Regierung
Wird immer hässlich

jens tuengerthal 9.11.24

Dreimalneun

Dreimalneun

Dreimalneun ergibt 
Siebenundzwanzig außer
In Deutschlands Geschichte

Freiheit achtzehn folgt
Terror achtunddreißig vor
Einen Mauerfall

Keiner mache sich
Einen Reim auf Zukunft
Ohne sein gestern

jens tuengerthal 9.11.24

Einmalalles

Einmalalles

Früher träumte ich davon
Einmal alles zu dürfen um
Eine Frau überall zu genießen
Dann erlebte ich alles mit ganz

Wunderbaren Frauen die genau
Das oder das gerade auch wollen
Vor allem gewollt werden wollten
Wie auf die eine oder andere Art

Genommen werden wollten ohne
Fragen oder Erklärungen weil sie
Den Sex liebten und genossen 
Dabei wollte ich am liebsten immer

Sie tief gemeinsam befriedigen
Darum wissen was sie wollen
Wenn sie mir dann sagten mach
Mit mir was du willst du darfst alles

Verwirrte mich das meist eher
Wollte ihnen doch voller Gefühl
Einfach gut tun bis ich begriff 
Sie vertrauen darauf und ich

Soll einfach wollen und machen
Segelte viele Lust schon vorbei
Heute empöre ich mich nicht länger
Wenn eine mir sagt mach einfach

Du darfst alles sondern weiß 
Es wird genau so gut werden
Weil wir beide das wollen ohne
Lange darüber noch zu reden

Verstanden hab ich es nicht
Aber manches wird fraglos gut
Dann passt es einfach und
Vielleicht genügt das auch

Um glücklich zu bleiben
So wir es mit Liebe tun
Zum Moment zur Sache
Oder zueinander

jens tuengerthal 9.11.24

Liebesherbst

Liebesherbst

Liebe den Herbst und seine
So sichtbare Sterblichkeit
Vielleicht weil er der Liebe
Gleicht die am schönsten wird 
Wo es sich dem Ende nähert

Längst die Mitte des Lebens
Mit über fünfzig überschritten
Kann jede Liebe die letzte sein
Baut der Körper langsam ab
Werden Haare und Zähne flüchtig 

Nie ist die Natur so bunt wie jetzt
Im Herbst wenn das Sterben beginnt
Zu keiner Zeit fühlte ich so intensiv
Wie jetzt wo nichts mehr normal ist
Alles freut was noch funktioniert

Wir lieben nicht mehr um etwas
Zu erreichen oder eine Familie
Gründen zu wollen oder sogar
Kinder zu zeugen warum was
Bleibt reine Lust und Liebe ist

Dieses GIück nochmal im Herbst
Des Daseins zu genießen ist das
Große grenzenlose Gefühl was sich
Von allen Zwängen befreit um
Ganz zu genießen was ist

jens tuengerthal 9.11.24

Herbstwind

Herbstwind

Sehe den Herbstwind hier
In den Bäumen der Pappelallee
Die längst orange braun sind
Wehen und die Blätter die keinen
Halt mehr haben verwehen
Wie es zum Herbst passt
Und freue mich an der so
Schön sichtbaren Vergänglichkeit
Allen Seins weil alles endlich ist
Wie ich und alle hier die genug
Rauchend und trinkend daran
Arbeiten dass es so kommt
Und dann einfach nichts mehr ist
Wie schön die Jahreszeiten uns 
An den Lauf des Lebens erinnern
Was wir noch fröhlich feiern bis
Irgendwann nichts mehr ist
Von mir zumindest denk ich
Und finde es gut so womit
Die Verse zum Herbstwind
Ein guter Ende finden

jens tuengerthal 9.11.24

Mitternachtsfranzose

Mitternachtsfranzose 

Auf einen Rotwein um Mitternacht
Ins gut gefüllte Crossroads gegangen
Unten um die Bar mehrheitlich Männer
Mit wenigen Frauen oben umgekehrt

Schnell und wie immer pflichtbewusst
Liebevoll höflich brachte mir Selma 
Den gewünschten Franzosen mit Wasser
Während Tino eifrig am mixen ist

Zwei Damen zärtlich und innig
Gegenüber von Bowie im Sessel
Die eine wild blond gelockt dafür
Die andere mit Pagenkopf zart 

Immer wieder lachend sind beide
Innig im Gespräch vertieft dabei
Wischt die mit Pagenkopf sich 
Zwischendurch noch die Augen

Ob vom Lachen oder aus anderen
Eher tragischen Gründen bleibt 
Unklar sie bemerken den Flaneur
Wir plaudern noch ein wenig

Dann verschwinden sie in der Nacht
Die gerade erst begann wohin auch
Immer waren sie sehr sympathisch
Eine schöne kleine Bar Geschichte

Nun kommen einige auf einmal
Während eine langweilige Gruppe
Von vermutlich IT Herren zugleich
Gehen und bezahlen will

Dies führt erwartungsgemäß zu
Stauungen an der Treppe während
Ein ziemlich korpulenter Stammgast 
Lauter von Wanderungen erzählt 

Fast unglaublich scheinen die dabei
Geschilderten Strecken angesichts
Seines Formats doch wird es nun
Wieder ruhiger und er wieder leiser 

Ob dies vorauseilend geschah um
Tinos Ermahnung vorab zu vermeiden 
Bleibt dabei unklar fürchte aber nicht
Viel damit verpasst zu haben

An einem der Stehtische saufen noch
Zwei Puffelsmutzen über dreißig mit
Ihren eher unauffälligen Mackern der
Betrieb um die Bar bleibt weiter rege 

Dabei verschwimmen die dort Gäste
Zu einer schwankenden Masse die
Wenig im einzeln berichtenswertes
Dabei noch hörbar von sich geben 

Ein ganz normaler Freitag eben und
Dazwischen Roy im Mini wie mit
Eleganten schwarzen Stiefeln der
Selma beim wegräumen hilft

jens tuengerthal 9.11.24

Freitag, 8. November 2024

Lektürentagebuch 8.11.24

Lektürentagebuch 8.11.24

Nach dem Mittwoch des Grauens
In drei wunderschönen Büchern
Zur Aufheiterung und Unterhaltung
Gelesen und die Ablenkung genossen


Begonnen mit Alphonse Karr und seiner
Reise um meinen Garten die ihn diesmal
Zu Pflanzen führte die dort wachsen wo
Sonst eher eher weniger noch wächst

Sehr fein amüsiert er sich in den Briefen
An seinen um die Welt reisenden Freund
Über die Fachbegriffe der Botanik wie
Deren Beschreibungen die keiner versteht

Wie er sich zugleich aber auch nicht zum
Gespött der Botaniker machen will sollte
Er diese Briefe mal als Buch herausgeben
Womit er erstmal die Erzählebene verlässt

Versucht in der Beschreibung also einen
Mittelweg aber nie ohne dabei über die
Weltfremden Begriffe der Botaniker noch
Zu spotten womit er vergilt was er fürchtet

Sehr fein erzählt er noch von anderen
Eher widerständigen Pflanzen wie etwa
Der Minze oder dem Rosmarin wie ihren
Besonderen Bewohnern die wiederum

Für den Laien alles Käfer wären wie die
Anderen Schmetterlinge was aber den
Fachbegriffen wie deren Familien eher
Weniger entspräche was er wohl weiß

Dieses Wissen lässt er klar anklingen
Verspottet es dabei aber auch als für
Die meisten Menschen unverständlich
Macht sich also egalitär besonders

Dennoch will er auch vom Empfänger
Der Briefe so verstanden werden wie
Von den Fachleuten nicht verspottet
Werden was manches doppelt nennt

So tritt der mit seinem Leser als dem
Empfänger der Briefe sonst als ein
Wissender Gartenliebhaber plaudernde
Karr hier auch als Autor in Erscheinung


Auch dem Gartenparadies des feinen
Franzosen ging es nach Deutschland
Auf Reisen wieder mit dem Ehepaar
Heinrich und Christine Gondela 

Diese sind auf der Reise ins Paradies
Durch Deutschland Anfang des 19.
Jahrhundert also mit der Kutsche oder
Wie heute wieder zu Fuß unterwegs

Es stand eine Wanderung ins Umland
Von Dresden an was so bezaubernd
Mit Felsen Wald und Elbe dort nah liegt
Dass sie meistens überall hinlaufen

Sie haben dazu einen Führer engagiert
Der auch ihr kleines Reisegepäck für
Die geplante Übernachtung noch trägt
Um so komfortabel frei zu wandern

Sie schwärmen von der Schönheit der
Dort sächsischen Schweiz und genießen
Sonnenuntergänge wie wilde Bäche die
An Mühlen zu Wasserfällen werden

Wieder spotten sie über andere Gäste
Diesmal das Hofpersonal das selbst mit
Kutschen anreiste und die Wanderer in
Der Gastwirtschaft schief anschaute

Amüsant finden sie wie diese niederen
Hofchargen sich dabei voller Eitelkeit
Gerne mit ihren Titeln ansprechen bei
Diesem eigentlich Freizeitvergnügen

Dem Bremer Senator und seiner
Gattin ist solches Verhalten eher
Fremd und sie freuen sich dort als
Wanderer bescheiden zu wirken

Zur Nacht finden sie ein wundervolles
Gasthaus was sie so früh erreichen
Dass sie noch einmal zurück wandern
Die herrlichen Ausblicke zu genießen

Sie schwärmen sehr von diesem Teil
Sachsens der so ganz anders ist als
Die flache Umgebung ihrer Heimat
Das moorige Umland von Bremen

Auch die kleine Pension mit einem
Zimmer mit Schreibtisch und Sofa
Loben sie über alle Maßen sind
Lesbar glücklich und zufrieden

So fern dem Flaneur gerade ein
Ausflug in das braune Sachsen liegt
So schön ist es doch von dessen wohl
Schönheit so anschaulich zu lesen

Auch die einfachen Dorfbewohner
Wie die sächsische Landbevölkerung
Werden als zuvorkommend liebevoll
Von den Reisenden hier gelobt

Dieses Buch sollte in unserer Zeit
Eine Bibel des sächsischen Tourismus
Werden mit all den Liebeserklärungen
Für Land und Leute dort immer wieder

Erinnere mich gut an die Wanderungen
Durch deutsche Mittelgebirge mit meinem
Vater und die Wunder die wir dort staunend
Immer wieder entdecken konnten

Ähnlich wie dieser große Schwärmer
Egal wohin wir gerade wieder fuhren
Begeistert sich auch das Bremer Ehepaar
Für die Schönheiten der Natur Sachsens

Genießen noch den Sonnenuntergang
Mit einem wunderbaren Ausblick über
Die verzauberte Landschaft und sind
Amüsiert über die Blicke der Dorfbewohner

Als sie zum zweiten mal zurückkehrten
Aus der für diese normalen Landschaft
Grüßten sie auffällig viele freundlich
Und hätten wohl gerne mehr gewusst


Mit einem kleinen Zeitsprung von etwa
Hundertfünfzig Jahren ging es weiter
Mit Egon Friedells Kulturgeschichte der
Neuzeit in der Epoche des Barock

Wissend und spannend berichtet er
Von der Mode und Kleidung die geprägt
Vom langen Krieg noch war uns was dies
Für Damen und Herren bedeutete

Viel Kleidung noch als für die Schlacht
Geeignet erscheinen sollte auch wenn
Viele die ihren Degen trugen oder auch
Große Schlapphüte nie im Krieg waren

Doch verschwommen diese Grenzen
Wie die Schlachtfelder auch in den 30
Jahren dieses Krieges immer wieder der
Viele Sitten auch völlig verrohen ließ 

Friedell berichtet wie das Französische
Mit der Vorherrschaft Ludwigs XIV. immer mehr
Mode wurde an allen Höfen die eigene Sprache
Dagegen als vulgär eher abgelehnt wurde

Diese Neigung ist auch noch beim sonst
Hochintelligenten und vielfältig begabten
Friedrich dem Großen hundert Jahre später
Zu bemerken der nie deutsche Literatur las

Doch soweit sind wir noch nicht dafür aber
Zitiert Friedell einen anderen Zeitgenossen
Der sich über diese Missachtung der eigenen
Sprache und Kultur schon damals empörte

Ob diese Gefahr heute durch das denglisch
Was viele auch unbedacht nutzen noch
Vielmehr droht oder dies eher ein Ausweis
Für globales Denken ist bleibt fraglich

Manche Fragen erledigt die Zeit alleine
Weil gesprochene Sprache auch von den
Gewohnheiten der Menschen lebt jede
Generation neue Worte kreiert und ändert

Amüsiert ist Friedell über die Sitte aller
Gehobeneren Stände sich zu adeln wo
Der Briefadel Inflation hat wie die Anrede
Gleich einen Titel noch hinzufügt dabei

Was in Österreich bis heute Sitte ist
Wie in manchen Regionen im Süden
Deutschlands auch gerne gemacht wird
Unsere Italiener noch gerne spielen

Wo jeder Akademiker zum Dottore wird
Alle Doktoren Professor genannt werden
Jeder Adlige zum Marquese gleich wird
Gibt es noch Raum für Bescheidenheit

Die sprachliche Erhebung des anderen
Gibt diesen die Möglichkeit zu einem
Wirklich vornehmen Understatement
Was erzwungene Egalität eher verliert

So ist im Osten Berlins wie hier auch
Überhaupt ein Titel eher verpönt und
Empört die Menschen wenn eher was
Egalitär wirkt raubt viele Feinheiten

Es hat das Bürgertum als Klasse deren
Untergang Thomas Mann schon einmalig
Wunderbar in den Buddenbrooks besang
überhaupt keine Bedeutung mehr für viele

Im Gegenteil gilt bürgerlich nicht als ein
Kultivierter gehobener Stil sondern wie
Bürgerliche Küche als eher spießig was
Manche Kultur leicht verlieren könnte

Du konntest beim Essen einst noch
Den kultivierten Bürger unterscheiden
Wie wenige achten heute noch darauf
Solch eine Kultur weiter zu tragen

Diese verordnete Egalität entspricht
Sicher irgendwo dem Grundgesetz
Doch geht dabei viel feines verloren
Was bei der Unterscheidung half

Auch wenn wir alle nun verordnet
Gleich sind macht uns doch erst
Die Unterscheidung vornehm wie
Damit zu etwas für uns besonderen

Jeder hat gleiche Rechte und sollte
Gleich behandelt werden doch ist
Die Erhebung des anderen eine
Beiden wohltuende Ehre auch

Sie erleichtert den Umgang wie
Höflichkeit besser lächeln lässt
Als die öffentliche Abrechnung
Wie schlichte Proletarisierung

jens tuengerthal 8.11.24

Lebensliebe

Lebensliebe

Das Leben lieben
Erfordert im November
Noch mehr Phantasie 

Liebe finden kann
Genügen alles farbig
Scheinen zu lassen

Anschein erreicht mit
Geglaubter Wirklichkeit ganz
Zufrieden zu sein

jens tuengerthal 8.11.24