Freitag, 2. Juni 2023

Sadeistmuss


“Erlaubt ist, was gefällt”

"Alle Moralideen sind [...] eigenmächtig, und der ist ein grosser Narr, der sich durch sie fesseln lässt."
Die 120 Tage von Sodom

"[...] es ist die Natur, von der ich meine Neigungen empfangen habe [...]."
Die 120 Tage von Sodom

"Es ist toll, sich einzubilden, dass seiner Mutter etwas zu verdanken. [...] Ich sehe in der Sache überhaupt nur Motive des Hasses und der Verachtung."
Die 120 Tage von Sodom

"Weiss nur zu wohl, dass unter euch noch etliche Dumme sind, die es nicht über sich bringen können, der Idee dieses infamen Gottes abzuschwören und die Religion zu verabscheuen [Rede des Herzogs]."
Die 120 Tage von Sodom

"Und ich gebe mich ihr [geistige und physische Beschwingung] hin, ich habe mich zur rechten Zeit über die Chimären der Religion hinweggesetzt, vollkommen davon überzeugt, dass die Existenz eines Schöpfers eine empörende Absurdität ist, an die selbst Kinder nicht mehr glauben."
Die 120 Tage von Sodom, 

"Der zweite Grund für die Abschaffung der Todesstrafe liegt darin, daß diese nie das Verbrechen verhindert hat, denn es wird sogar angesichts des Schafottes begangen."
Die Philosophie im Boudoir

"Es ist noch lange kein Verbrecher, wer die seltsamen Neigungen beschreibt, zu denen die Natur verleitet."
Juliette oder die Vorteile des Lasters


"Die Spuren meines Grabes sollen von der Erdoberfläche verschwinden, so dass die Erinnerung an mich aus dem Menschengeist ausgelöscht wird."
Testament


"Ich schwöre dem Herrn Marquis de Sade, meinem Geliebten, dass ich immer nur ihm gehören werde."
Mit Blut unterschriebener Brief der 17-jährigen Kanonissin Anne-Prospère de Launay, Schwägerin de Sades, Ende Dezember 1769,

Marquis Donatien Alphonse Francois de Sade


Sadeistmuss

War der Marquis de Sade ein perverser
Lüstling aus altem Adel oder einer der
Großen Aufklärer seiner Zeit fragt sich
Wer seine großen Romane wie etwa
Die 120 Tage von Sodom oder Juliette
Kennt während wer seine Stück oder
Die Briefe las den Aufklärer kennenlernt
Am 2. Juni 1740 in Paris geboren ist
Donatien Alphonse Francois Comte de Sade
Als der Marquis de Sade Geschichte wie
Namensgeber des Sadismus geworden
Die meisten seiner gewaltpornographischen
Romane schrieb er im Gefängnis oder in
Den Irrenanstalten in denen er 27 Jahre
Seines Lebens bis zum Tod eingesperrt
Nur noch leben durfte dabei zeichnet sich
Sein Schreiben durch eine materialistische
Wie radikalatheistische Philosophie die
Im Geiste Baron Holbachs noch steht aus
Es wechselt dort die sehr explizite meist
Sexuelle oder gewalttätige Handlung sich
Mit philosophischen Teilen ab welche der
Rechtfetigung des brutalen Plots wie auch
Zur Propagierung seiner libertären Sichten
Des Lebens dienen über siebzig Jahre
Nach seinem Tod prägte der deutsche
Psychiater Richard von Krafft-Ebing den
Ausdruck Sadismus als medizinischen
Fachbegriff für Fälle in denen Menschen
Lust oder Befriedigung daraus ziehen
Andere Menschen zu demütigen oder
Zu quälen dabei galt die eigentliche
Leidenschaft des Marquis weniger seinen
Amoralischen Erzählungen als dem
Theater als moralische Anstalt was
Der Freiheit und Aufklärung diente
In der Beurteilung de Sades scheiden
Sich bis heute die Geister während
Die einen ihn als einen amoralischen
Kriminellen sehen meinen andere er
Sei ein verkanntes literarisches Genie
Wie ein Vorkämpfer der sexuellen
Befreiung der Frau wie Philosoph
Der die Aufklärung vor Nietzsche
Vollendete so nannten etwa die
Französischen Surrealisten ihn den
Göttlichen Marquis es sagte etwa
Guillaume Apollinaire über de Sade
Er sei der freieste Geist der jemals
Existiert hätte was im Kontrast zum
Realen Leben des Marquis stand der
Die meisten seiner Schriften in der
Gefangenschaft erst schrieb die ihn
Schließlich in die Psychiatrie durch
Bemühen seiner Familie brachte
De Sade entstammt einem alten
Provenzalischen Adelsgeschlecht
Sein Vater war ein Feldmarschall
Wie wichtiger Botschafter noch
War auch als Liebhaber bekannt
Schrieb unveröffentlichte Romane
Hatte aber durch zu offene Kritik
Seinen Ruf am Hof ruiniert gehabt
Er machte die typische Karriere
Junger hoher Adeliger war erst
Offizier im siebenjährigen Krieg
In dem er mehrfach für seine große
Tapferkeit ausgezeichnet wurde
Er wurde um der Aussteuer wegen
Seine Familie war eher verarmter
Adel der Provence mit der Tochter
Des Steuergerichtspräsidenten von
Paris verheiratet aufgrund des so
Erheirateten Reichtums konnte er
Der als wunderschöner Mann galt
Das ausschweifende Leben eines
Pariser Libertins führen und hatte
Beziehungen zu Kurtisanen wie
Schauspielerinnen die als die
Aristokratie der Prostitution galten
Wobei es zum ersten Skandal kam
Als er von einer Frau offensichtlich
Gotteslästerliche Handlungen forderte
War er kurzzeitig im Gefängnis aus
Dem ihn die Familie wieder befreite
Auf seinem Landsitz Lacoste in der
Provence feierte er Orgien zu denen
Er Männer und Frauen einlud oder
Sie bezahlte und verpflichtete um
Seinen Neigungen zu folgen was
Nicht weiter ungewöhnlich war
Im Jahre 1769 begann er eine
Liaison mit seiner Schwägerin
Der kleinen Schwester seiner Frau
Die ihm Treue mit einem Bluteid
Schwor wie oben zitiert nachdem
Sie ihm ihre Jungfräulichkeit bereits
Geschenkt hatte den mehrfachen
Anklagen entzog er sich durch Flucht
Doch erwirkte seiner Schwiegermutter
Einen königlichen Haftbefehl der ihn
Von 1777 bis 1784 ins Gefängnis
Brachte wie von da bis zur Revolution
In die Bastille wobei er kurz zuvor
Nach einer Ansprache zur Befreiung
Aus dem Fenster noch in eine weiter
Abgelegene Irrenanstalt gebracht wurde
Unter dem Regime der Direktoren kam
De Sade dann 1790 frei und schloss sich
Den Jakobinern an engagierte sich von
Da an politisch wurde sogar im
Jahre 1793 zum Richter am Pariser
Revolutionstribunal ernannt wobei er
Seine Schwiegereltern so vor der
Guillotine retten konnte wurde aber
Schon im folgenden Jahr als zu lasch
Angeklagt und zum Tode verurteilt
Dem er durch den Sturz Robespierres
Noch einmal entging seine nächste
Verhaftung wird Napoleon Bonaparte
Zugeschrieben als es sich dort an
Einem Mithäftling vergangen haben soll
Wurde die Strafe ohne Urteil verschärft
Ob der Anfang der Haft durch die
Verwaltung aufgrund einer Satire über
Napoleon die er nie schrieb erwirkt
Wurde scheint eher zweifelhaft doch
Als Autor der Justine wie noch anderer
Verbotener Schrifte gab es wohl genug
Gründe ihne ohne Urteil festzuhalten
Ab 1803 bewirkte seine Familie dann
Seine Unterbringung in einer anderen
Irrenanstalt in der er bis zu seinem Tod
Im Jahre 1814 verblieb und schrieb
Anfänglich sogar Theater aufführte
Dabei steht in seinem Totenschein als
Beruf er sei ein homme de lettres
Erst im 20. Jahrhundert öffnete ein
Nachfahre de Sades das Familienarchiv
Bis dahin wurde er wie ein Tabu behandelt
Der Marquis war sicher ein Freidenker
In vielem der Aufklärung verpflichtet
Auch wenn einem einige seiner sexuellen
Neigungen und Beschreibungen eher
Absurd vorkommen mögen hat er viel
Für die Befreiung der Sexualität getan
Die bunte Spielarten der Lust hat und
Erlaubt ist was gefällt

jens tuengerthal 2.6.23

Donnerstag, 1. Juni 2023

Sommergefühl

Sommergefühl

Es ist Juni warm und schön
Die langen Nächte beginnen
Sitze am Helmholtzplatz vor
Der Höschen Bar alle Plätze
Am Platz sind wieder besetzt
Ein kühler Wind weht aber es
Fühlt sich nach Sommer an
Das Leben findet draußen statt
Frische Dates versuchen die
Annäherung mehr oder weniger
Berührend erfolgreich dabei
Ist die Stimmung gelöst schön
Andere berichten sich intensiv
Von den vorherigen Versuchen
Meist geht es nur um das eine
Gelegentlich beruflich getarnt
Herren hinter mir zeigen sich
Fotos die ihre Süßen ihnen
Gerade schickten sind in den
Kriterien der Auswahl eher schlicht
Was süßes mit Highheels was
Halt was hermacht währen der
Hübsche Typ mit dem etwas
Peinlichen Klodeckelbart seinem
Date etwas frustriert beim Schreiben
Auf dem Telefon zuschaut was
Sie zu selig anlächelt an ihm
Wirklich interessiert zu sein
Als er kurz verschwindet
Sucht sie den Blick des Flaneurs
Der höflich distanziert lächelt
Zu viel Wasserstoffperoxid um
Mehr als Beobachter hier zu sein
Denke ich dazu die Turnschuh
Zu groß und schlicht wie so
Viele der kleinen Mädchen hier
Schenke ihr nicht die Aufmerksamkeit
Nach welcher sie so giert
Dann bemüht sich der Knabe
Wieder um sein Date ohne
Große Hoffnung bei beiden
Vielleicht landen sie darum
Am Ende doch im Bett die
Enttäuschung klein zu halten
Lohnend wird das wohl nicht
Aber besser als nur frustriert
Am ersten Sommerabend am
Helmholtzplatz wo alle doch
Irgendwas suchen und ich es
Beobachte und den Sommer
Genieße weil er nun ist was
Genügt es gut zu haben

jens tuengerthal 1.6.23

Lustverschluss

Lustverschluss

Lust ist bei uns eher eine
Geschlossene Veranstaltung
Wobei immer mehr ihre Reize
Offen tragen wovon sich aber
Besser kein Mann reizen lässt
Um nicht in Schubladen des
Gegenderten Sexismus zu
Flutschen was meist schief geht
Wie wäre es überlege ich da
Den Verschluss zu entfernen
Die Lust überall offen zu leben
Reize nicht nur zeigen sondern
Straflos vollziehen zu können
Dahingestellt ob es öffentlich
Wirklich lustvoller wäre könnte
Die Option wie Beliebigkeit den
Ohnehin Reizen jeden Reiz damit
Nehmen weil es langweilig würde
Jeder es überall täte damit nie
Etwas besonderes daran wäre
Außer du machst es dir dazu
Durch Technik und Erfahrung
Was für manche Vorteile hätte
Andere deutlich benachteiligte
Wir könnten Stellungsnoten zum
Sex der anderen nebenan dann
Verteilen was nicht reizlos wäre
Dem ESC ähnelte nur ohne die
Schlechte Musik dabei aber
Manchmal noch Stöhnen was
Die Lächerlichkeit noch mehr
Offenbarte des ganzen Sex
Wer also Sexismus effektiv wie
Nachhaltig verhindern will gibt
Alles frei wie damit auch der
Lächerlichkeit preis bis sich
Das rumspricht vögeln wir
Weiter unter Verschluss
Besser wäre es anders

jens tuengerthal 1.6.23

Liebesoffen

Liebesoffen

Liebesoffen zu sein könnte
Viele Optionen offen halten
Außer die Ausschließlichkeit
Welche Offenheit ablehnt weil
Alles in einer inklusiv sein soll
Wie je Ankommen will wer nie
Offen war ist mir ein Rätsel
So wie warum manche was sie
Lieben für sich alleine wollen
Statt das Glück zu teilen um
Es so zu vervielfachen doch
Scheint manche Offenheit
Noch viele zu überfordern
Das macht dann betroffen
Gelegentlich hilft es auch
Besoffen zu sein um das
Was manche wollen besser
Überhören zu können um
Offen zu bleiben damit so
Sein kann was mangelnde
Offenheit vorher ausschlösse
Davor danach dazwischen
Könnten Variablen der je
Zulässigen Offenheit sein
Für alle beschränkten Geister
Denke ich und lasse sie sein
Wie sie sind weil ihre Grenzen
Nie zu meiner Offenheit passen
Verirren wir uns selten ineinander
Wo doch ist es besser noch alles
Offen zu lassen um noch
Weg zu kommen bevor die
Liebe geschlossen wird

jens tuengerthal 1.6.23

Seitenweise

Seitenweise

Seitenweise lese ich mich durch
Bücherstapel um so zumindest
Teilweise Einblick zu bekommen
In noch ungelesene Bücher die
Nicht von mir erledigt werden
Wollen sondern lieber in Ruhe
Seitenweise genossen werden
Bis es keine Seiten mehr gibt
Kann ich so noch ganz lange
Umblättern was betrachtet
Oder gelegentlich gelesen
Spurlos wieder verschwand
Außer ich schrieb darüber
Dann gibt es noch eine Art
Geistiger Bremsspur deren
Farbe offen bleiben darf auch
Wenn Druckerschwärze passt
Gibt es seitenweise anderes
Was am Ende braun blieb

jens tuengerthal 1.6.23

Haubitze

Haubitze

Niegelnagelneue Haubitzen
Schießen dich an die Spitze
Was zum Glück sich nicht reimt
Nur den Winkel beim Schießen
Verändern kann wie komischer
Klingt als am Ende eingeschlagen
Für Haubitzenschützenopfer war
Was eine ernste Angelegenheit ist
So lieferten wir Panzerhaubitzen
Gen Osten damit sie so die von
Weiter östlich kamen abschießen
Die mit dröhnenden Drohnen in
Überschall angedrohnt kamen
Bis Haubitzen ihnen wieder den
Garaus geradeaus machten doch
Am Ende reimt sich die Haubitze
Auf die Meinung das war Spitze
Vom Hänschen aus dem Winskiez
Dann ging alles Dalli Dalli war
Sozusagen der Abschuss doch
Vorn vorherigen Haubitzen wäre
Es nicht alles so traurig

jens tuengerthal 1.6.23

Gottlos

Gottlos

Gottlos ist Gott los
Wer Götter los wird
Hat keinen Glauben
Mehr meinen Gläubige
Das könnte ein Irrglaube
Sein glaube ich ohne Gott
Aber besser ohne als mit
Doch könnte Gottlos auch
Der losgelassene Gott sein
Welcher gegen alle Vernunft
Immer noch glauben lässt
Dann wäre Gott mit was los
Was ausgeschlossen scheint
Zumindest mir ohne alle Götter
Womit was allmächtig sein soll
Zumindest bei mir machtlos ist
Also nur relativ gültig sein kann
Was absolute Existenz aus sich
Negiert und damit hat sich das
Thema für mich erledigt aber
Andere glauben anderes was
Toleranz gegen Vernunft stets
Hinnehmen muss als wäre die
Hingabe für Hergabe nicht stets
Aber das ist ein anderes Thema
Passt gerade zu Kirche aber nie
Zum Anspruch der Götter warum
Gottlos eine Lösung sein könnte
Sofern er dann nicht los ist also
Da bleibt statt weg zu sein aber
Lasse das Thema lieber los
Möge jeder nach seiner Fasson
Götter wieder los werden die
Einmal losgelassen kleben

jens tuengerthal 1.6.23

Versspiegel

Versspiegel

Wie dringend brauchen wir einen
Versspiegel wieder in unserer Zeit
Die sich bewegten Bildern schon
Allerorten gerne spiegelt aber die
Worte durch Floskeln gern ersetzt
In Schlagworten stottert oder nur
Hashtags nimmt den Kontext zu
Erklären was Verse früher taten
Damit jeder schnell findet was
Gut sortiert wieder auftaucht im
Unendlichen Meer der Netzwerke
Wäre ein Spiegel der Zeit der mit
Feinen Worten die Gegebenheiten
Aufnimmt wie bricht noch nötig wo
Schlichte Bilder ständig berieseln
Denken entbehrlich machen wie
Zufriedene Narren erzeugen die sich
Werbeslogans nachsprechend dann
Bestens informiert fühlen wenn ihnen
Lange genug etwas vorgespielt wird
Weiß nicht ob es viele Leser hätte
Unter der Mehrheit von Narren aber
Ist es darum gerade nötig oder doch
Eher entbehrlich als längst verlorene
Liebesmüh dann im leeren Raum
Den Berieselung in uns hinterlässt
Überlege ich und weiß es nicht
Bin da ohne Berieselung ahnungslos
Schweige also lieber dazu und dichte
Auch wenn der Dichter mutmaßlich
Nicht ganz dicht sein kann weiß nicht
Ob es noch irgendwer liest

jens tuengerthal 1.6.23

Narrenschifferei


“Auch Ruhm ist schön auf dieser Welt,
Doch unbeständig, bald vergällt.
Schönheit des Leibs wird viel beacht´t
Und ist dahin doch über Nacht.“

„Der ist ein Narr, der dem verfällt:
Wolln dienen Gott sowie der Welt;
Denn wo zwei Herren hat ein Knecht,
Kann dieser keinem dienen recht.“

„Die Welt will betrogen sein.“

„Notwendig man viel Narren findet,
Denn viel sind an sich selbst erblindet,
Die mit Gewalt wollen weise sein,
Da jedermann mit klarem Schein
Wohl ihre Narrheit sieht.”

„Mit Betteln nähren viele sich,
Die reicher sind als du und ich!“

„Wer hortet, was vergänglich ist
Gräbt seine Seel in Dreck und Mist.“

Zitate aus dem Narrenschiff von Sebastian Brant


Narrenschifferei

Was bleibt und was vergeht
Wer macht zum Narren sich
Für hohlen Glanz und Ruhm
Was ist noch der Rede wert
Von Literatur die schon vor
Über 500 Jahren geschrieben
Fragt sich wer das Narrenschiff
Des Sebastian Brant heut liest
Doch ist dieser früher Bestseller
Ein Buch mit großer Wirkung was
Zum weiterdenken uns anregt
Am 1. Juni 1497 erschien die
Lateinische Übersetzung von
Peter Brants Narrenschiff unter
Dem Titel Stultifera Navis das
Auf deutsch bereits 1494 seine
Erstausgabe hatte wie ein so
Großer Erfolg wurde dass Brants
Schüler Jakob Locher nun die
Lateinische Übersetzung für alle
Gebildeten Europas publizierte
Die es freudig lachend aufnahmen
Was dann der Schwabe in Straßburg
Hans Grüninger eben dort druckte
Was dem klugen Narrenschiff des
Straßburgers Brant zu seinem dann
Internationalen Erfolg verhalf es zum
Erfolgreichsten deutschen Buch vor
Der Reformation machte auch weil
Das im Stil mittelalterlicher Satiren
Auf die Moral geschriebene Werk so
Komisch teilweise geschrieben war
Dabei sind 100 Narren auf Fahrt ins
Fiktive Narragonien mit dem Boot
Beschrieben wird dies in 112 Kapiteln
Mit einer Vorred dabei wird typisch
Menschliches Fehlverhalten als eine
Wobei für jeden Narren jeweils ein
Typisch solches Fehlverhalten
Oder Laster beschrieben wird wie
Habsucht Kleidermode Schwätzerei
Ehebruch dabei wird auch vor der
Einnahme Konstantinopels oder
Dem Weltende gewarnt es bekommen
Regierende gute Ratschläge und ein
Neuer Heiliger namens St. Grobian
Führt sich wie ein Flegel auf dabei
Stellt das Schlusskapitel dem Reigen
Der Narren das vernünftige Leben
Als Ideal gegenüber es werden auch
Neue Begriffe wie Narrentanz oder
Der Narrenspiegel erfunden um die
Narrheit der Welt zu beschreiben wie
Religiöse Titel wie den Totentanz oder
Den Bußspiegel so zu verspotten
Daneben wird der Narrenbrei gerührt
Wie Mitgliedschaft im Narrenorden
Als Ehre unter Narren noch verliehen
Dabei wird allen Bereichen des Lebens
Eine Narretei als eigen zugeordnet
Der Weg zur Weisheit führt nach Brant
Nicht über unmündige Frömmelei sondern
Über seinen Freund den römischen
Dichter Vergil also menschliche Vernunft
Sein Ideal der Weisheit ist der Stoiker
Insbesondere die Frühhumanisten vom
Oberrhein lobten das Werk sehr mit
Denen Brant wohl bekannt war dabei
Ist die lateinische Übersetzung eher
Eine Nachdichtung denn wörtliche
Übertragung des Textes was aber den
Internationalen Erfolg nicht schmälerte
Das Narrenschiff machte den Narren
Zur beliebtesten Figur des ausgehenden
Mittelalters in ganz Europa zum Erfolg
Trugen auch die Illustrationen bei die
Eventuell von Albrecht Dürer stammten
Der hinter dem Meister des Bergmannschen
Offizin selbst anonym stecken könnte

jens tuengerthal 1.6.2

Berauscht

Berauscht

Manche brauchen den Rausch
Um zu fühlen wie gut es
Mit allem noch geht
Auch wenn es nur der
Rausch der Gefühle ist
Dann suchen sie sich
Probleme verletzt zu sein
Um sich wieder versöhnen zu
Können als Höhepunkt dann
Welcher die sonst fehlenden
Lustvoll ihnen ersetzt
Hatte ich jahrelang viel zu
Nah gelassen zu bleiben
Als stets besorgter Kümmerer
Nehme die Dinge heute so
Wie sie kommen und sind
Mit Gelassenheit möglichst
Bleibe auch im Sturm gerne
Ungerührt um als Beobachter
Wie Teil der überall Natur
Es zu genießen wie es ist
Lese das Leben von außen
Mehr Beobachter als Teilnehmer
Erspart viele Leiden ohne
Den Genuss als Leser dabei
Zu rauben denke ich
Bleibe als Leser lieber im
Sicheren Hafen die Schiffe
Mögen andere fahren die
Keine Bücher um sich haben
Welche Wellen zerstörten
Genieße als Hedonist dabei
Jeden schönen Augenblick
Kämpfe nur um nichts mehr
Was bleibt bleibt
Was geht geht
Es ist was es ist
Genügt zur Zufriedenheit mir
Das Universum zu lesen
In Harmonie mit allem nur
Ohne Ziel als den Genuss
Dessen was noch bleibt
Auch nüchtern betrachtet
Ein Leben wie im Rausch
Nur immer im Gleichgewicht
Von Vernunft und Gefühl
Berauscht nüchtern dabei
Genug Abstand zu sich
Darüber zu lachen was
Mehr Glück als genug ist

jens tuengerthal 1.6.23