Donnerstag, 1. Juni 2023

Liebesoffen

Liebesoffen

Liebesoffen zu sein könnte
Viele Optionen offen halten
Außer die Ausschließlichkeit
Welche Offenheit ablehnt weil
Alles in einer inklusiv sein soll
Wie je Ankommen will wer nie
Offen war ist mir ein Rätsel
So wie warum manche was sie
Lieben für sich alleine wollen
Statt das Glück zu teilen um
Es so zu vervielfachen doch
Scheint manche Offenheit
Noch viele zu überfordern
Das macht dann betroffen
Gelegentlich hilft es auch
Besoffen zu sein um das
Was manche wollen besser
Überhören zu können um
Offen zu bleiben damit so
Sein kann was mangelnde
Offenheit vorher ausschlösse
Davor danach dazwischen
Könnten Variablen der je
Zulässigen Offenheit sein
Für alle beschränkten Geister
Denke ich und lasse sie sein
Wie sie sind weil ihre Grenzen
Nie zu meiner Offenheit passen
Verirren wir uns selten ineinander
Wo doch ist es besser noch alles
Offen zu lassen um noch
Weg zu kommen bevor die
Liebe geschlossen wird

jens tuengerthal 1.6.23

Seitenweise

Seitenweise

Seitenweise lese ich mich durch
Bücherstapel um so zumindest
Teilweise Einblick zu bekommen
In noch ungelesene Bücher die
Nicht von mir erledigt werden
Wollen sondern lieber in Ruhe
Seitenweise genossen werden
Bis es keine Seiten mehr gibt
Kann ich so noch ganz lange
Umblättern was betrachtet
Oder gelegentlich gelesen
Spurlos wieder verschwand
Außer ich schrieb darüber
Dann gibt es noch eine Art
Geistiger Bremsspur deren
Farbe offen bleiben darf auch
Wenn Druckerschwärze passt
Gibt es seitenweise anderes
Was am Ende braun blieb

jens tuengerthal 1.6.23

Haubitze

Haubitze

Niegelnagelneue Haubitzen
Schießen dich an die Spitze
Was zum Glück sich nicht reimt
Nur den Winkel beim Schießen
Verändern kann wie komischer
Klingt als am Ende eingeschlagen
Für Haubitzenschützenopfer war
Was eine ernste Angelegenheit ist
So lieferten wir Panzerhaubitzen
Gen Osten damit sie so die von
Weiter östlich kamen abschießen
Die mit dröhnenden Drohnen in
Überschall angedrohnt kamen
Bis Haubitzen ihnen wieder den
Garaus geradeaus machten doch
Am Ende reimt sich die Haubitze
Auf die Meinung das war Spitze
Vom Hänschen aus dem Winskiez
Dann ging alles Dalli Dalli war
Sozusagen der Abschuss doch
Vorn vorherigen Haubitzen wäre
Es nicht alles so traurig

jens tuengerthal 1.6.23

Gottlos

Gottlos

Gottlos ist Gott los
Wer Götter los wird
Hat keinen Glauben
Mehr meinen Gläubige
Das könnte ein Irrglaube
Sein glaube ich ohne Gott
Aber besser ohne als mit
Doch könnte Gottlos auch
Der losgelassene Gott sein
Welcher gegen alle Vernunft
Immer noch glauben lässt
Dann wäre Gott mit was los
Was ausgeschlossen scheint
Zumindest mir ohne alle Götter
Womit was allmächtig sein soll
Zumindest bei mir machtlos ist
Also nur relativ gültig sein kann
Was absolute Existenz aus sich
Negiert und damit hat sich das
Thema für mich erledigt aber
Andere glauben anderes was
Toleranz gegen Vernunft stets
Hinnehmen muss als wäre die
Hingabe für Hergabe nicht stets
Aber das ist ein anderes Thema
Passt gerade zu Kirche aber nie
Zum Anspruch der Götter warum
Gottlos eine Lösung sein könnte
Sofern er dann nicht los ist also
Da bleibt statt weg zu sein aber
Lasse das Thema lieber los
Möge jeder nach seiner Fasson
Götter wieder los werden die
Einmal losgelassen kleben

jens tuengerthal 1.6.23

Versspiegel

Versspiegel

Wie dringend brauchen wir einen
Versspiegel wieder in unserer Zeit
Die sich bewegten Bildern schon
Allerorten gerne spiegelt aber die
Worte durch Floskeln gern ersetzt
In Schlagworten stottert oder nur
Hashtags nimmt den Kontext zu
Erklären was Verse früher taten
Damit jeder schnell findet was
Gut sortiert wieder auftaucht im
Unendlichen Meer der Netzwerke
Wäre ein Spiegel der Zeit der mit
Feinen Worten die Gegebenheiten
Aufnimmt wie bricht noch nötig wo
Schlichte Bilder ständig berieseln
Denken entbehrlich machen wie
Zufriedene Narren erzeugen die sich
Werbeslogans nachsprechend dann
Bestens informiert fühlen wenn ihnen
Lange genug etwas vorgespielt wird
Weiß nicht ob es viele Leser hätte
Unter der Mehrheit von Narren aber
Ist es darum gerade nötig oder doch
Eher entbehrlich als längst verlorene
Liebesmüh dann im leeren Raum
Den Berieselung in uns hinterlässt
Überlege ich und weiß es nicht
Bin da ohne Berieselung ahnungslos
Schweige also lieber dazu und dichte
Auch wenn der Dichter mutmaßlich
Nicht ganz dicht sein kann weiß nicht
Ob es noch irgendwer liest

jens tuengerthal 1.6.23

Narrenschifferei


“Auch Ruhm ist schön auf dieser Welt,
Doch unbeständig, bald vergällt.
Schönheit des Leibs wird viel beacht´t
Und ist dahin doch über Nacht.“

„Der ist ein Narr, der dem verfällt:
Wolln dienen Gott sowie der Welt;
Denn wo zwei Herren hat ein Knecht,
Kann dieser keinem dienen recht.“

„Die Welt will betrogen sein.“

„Notwendig man viel Narren findet,
Denn viel sind an sich selbst erblindet,
Die mit Gewalt wollen weise sein,
Da jedermann mit klarem Schein
Wohl ihre Narrheit sieht.”

„Mit Betteln nähren viele sich,
Die reicher sind als du und ich!“

„Wer hortet, was vergänglich ist
Gräbt seine Seel in Dreck und Mist.“

Zitate aus dem Narrenschiff von Sebastian Brant


Narrenschifferei

Was bleibt und was vergeht
Wer macht zum Narren sich
Für hohlen Glanz und Ruhm
Was ist noch der Rede wert
Von Literatur die schon vor
Über 500 Jahren geschrieben
Fragt sich wer das Narrenschiff
Des Sebastian Brant heut liest
Doch ist dieser früher Bestseller
Ein Buch mit großer Wirkung was
Zum weiterdenken uns anregt
Am 1. Juni 1497 erschien die
Lateinische Übersetzung von
Peter Brants Narrenschiff unter
Dem Titel Stultifera Navis das
Auf deutsch bereits 1494 seine
Erstausgabe hatte wie ein so
Großer Erfolg wurde dass Brants
Schüler Jakob Locher nun die
Lateinische Übersetzung für alle
Gebildeten Europas publizierte
Die es freudig lachend aufnahmen
Was dann der Schwabe in Straßburg
Hans Grüninger eben dort druckte
Was dem klugen Narrenschiff des
Straßburgers Brant zu seinem dann
Internationalen Erfolg verhalf es zum
Erfolgreichsten deutschen Buch vor
Der Reformation machte auch weil
Das im Stil mittelalterlicher Satiren
Auf die Moral geschriebene Werk so
Komisch teilweise geschrieben war
Dabei sind 100 Narren auf Fahrt ins
Fiktive Narragonien mit dem Boot
Beschrieben wird dies in 112 Kapiteln
Mit einer Vorred dabei wird typisch
Menschliches Fehlverhalten als eine
Wobei für jeden Narren jeweils ein
Typisch solches Fehlverhalten
Oder Laster beschrieben wird wie
Habsucht Kleidermode Schwätzerei
Ehebruch dabei wird auch vor der
Einnahme Konstantinopels oder
Dem Weltende gewarnt es bekommen
Regierende gute Ratschläge und ein
Neuer Heiliger namens St. Grobian
Führt sich wie ein Flegel auf dabei
Stellt das Schlusskapitel dem Reigen
Der Narren das vernünftige Leben
Als Ideal gegenüber es werden auch
Neue Begriffe wie Narrentanz oder
Der Narrenspiegel erfunden um die
Narrheit der Welt zu beschreiben wie
Religiöse Titel wie den Totentanz oder
Den Bußspiegel so zu verspotten
Daneben wird der Narrenbrei gerührt
Wie Mitgliedschaft im Narrenorden
Als Ehre unter Narren noch verliehen
Dabei wird allen Bereichen des Lebens
Eine Narretei als eigen zugeordnet
Der Weg zur Weisheit führt nach Brant
Nicht über unmündige Frömmelei sondern
Über seinen Freund den römischen
Dichter Vergil also menschliche Vernunft
Sein Ideal der Weisheit ist der Stoiker
Insbesondere die Frühhumanisten vom
Oberrhein lobten das Werk sehr mit
Denen Brant wohl bekannt war dabei
Ist die lateinische Übersetzung eher
Eine Nachdichtung denn wörtliche
Übertragung des Textes was aber den
Internationalen Erfolg nicht schmälerte
Das Narrenschiff machte den Narren
Zur beliebtesten Figur des ausgehenden
Mittelalters in ganz Europa zum Erfolg
Trugen auch die Illustrationen bei die
Eventuell von Albrecht Dürer stammten
Der hinter dem Meister des Bergmannschen
Offizin selbst anonym stecken könnte

jens tuengerthal 1.6.2

Berauscht

Berauscht

Manche brauchen den Rausch
Um zu fühlen wie gut es
Mit allem noch geht
Auch wenn es nur der
Rausch der Gefühle ist
Dann suchen sie sich
Probleme verletzt zu sein
Um sich wieder versöhnen zu
Können als Höhepunkt dann
Welcher die sonst fehlenden
Lustvoll ihnen ersetzt
Hatte ich jahrelang viel zu
Nah gelassen zu bleiben
Als stets besorgter Kümmerer
Nehme die Dinge heute so
Wie sie kommen und sind
Mit Gelassenheit möglichst
Bleibe auch im Sturm gerne
Ungerührt um als Beobachter
Wie Teil der überall Natur
Es zu genießen wie es ist
Lese das Leben von außen
Mehr Beobachter als Teilnehmer
Erspart viele Leiden ohne
Den Genuss als Leser dabei
Zu rauben denke ich
Bleibe als Leser lieber im
Sicheren Hafen die Schiffe
Mögen andere fahren die
Keine Bücher um sich haben
Welche Wellen zerstörten
Genieße als Hedonist dabei
Jeden schönen Augenblick
Kämpfe nur um nichts mehr
Was bleibt bleibt
Was geht geht
Es ist was es ist
Genügt zur Zufriedenheit mir
Das Universum zu lesen
In Harmonie mit allem nur
Ohne Ziel als den Genuss
Dessen was noch bleibt
Auch nüchtern betrachtet
Ein Leben wie im Rausch
Nur immer im Gleichgewicht
Von Vernunft und Gefühl
Berauscht nüchtern dabei
Genug Abstand zu sich
Darüber zu lachen was
Mehr Glück als genug ist

jens tuengerthal 1.6.23

Mittwoch, 31. Mai 2023

Lustverse

Lustverse

Ist erotische Dichtung schon Erotik
Oder nur wo sie sich dem Vorgang
Der sinnlichen Nähe widmet was
Eher fraglich mir scheint weil die
Beschreibung des Vollzugs der Lust
Doch nur mühsam an das Gefühl
Dabei heranreicht andererseits ist
Eine zärtlich lustvolle Berührung
Mit Worten sehr wohl spürbar wo
Die Adressatin sich darauf einlässt
Kann beschriebene Zärtlichkeit die
Züngelnd den Körper verwöhnt
Sogar spürbar erregen wie Lust
Auf mehr davon real wecken
Frage mich ob meine Worte
Wo sie lustvoll berühren wollen
Erregend genug sein können als
Lust an und für sich schon ein Akt
Der Erotk sind eine Art Vorspiel
Was den Morgentau weckt den
Die Zunge dann zu gerne von
Welchen Lippen auch immer
Lustvoll leckte was nun in der
Bloß Theorie der erotischen
Dichtung theoretisch bleibt
Wäre spannend für sich dann
Wie Schlüssel zu mehr im
Irgendwann mit irgendwem
Für die Leserinnen die sich
Von Worten verführen lassen
Um Lustverse lustvoll erregt
Genießen zu können was
Glück genug manchmal ist
Sonst nach mehr sucht

jens tuengerthal 31.5.23

Liebesdichtung

Liebesdichtung

Was ist Liebesdichtung
Fragt sich der Dichter
Sind sie eine Liebeserklärung
Also ein Akt der Liebe selbst
Egal ob sich Liebe jemals
Überhaupt erklären lässt
Dann wären sie schon Liebe
Die sie doch nur verdichten
Wollen vom Anspruch her
Aber wenn ich voller Gefühl
Mit Liebe für eine Liebste dichte
Ist das auch eine Liebeserklärung
Wie eine Umarmung oder ein Kuss
Manchmal sogar nachhaltiger als
Flüchtige Berührungen die wieder
Verschwinden während Worte im
Gefühl noch lange nachhallen
So ist die Liebesdichtung mehr
Als nur Verse sie drückt das
Größte der Gefühle aus ist also
Wort gewordene Liebe wohl die
Gelesen an Herzen rühren was
Zu kitschig wieder klingt es hier
Schreiben zu wollen wo es doch
Um ernste Dinge geht wie die
Liebe in der Liebesdichtung
Die manchmal gelesen wird
Gelegentlich sogar gefühlt

jens tuengerthal 31.5.23

Bücherburg

Bücherburg

Lebe in einer Bücherburg die mich
Beschützt und ein Paradies mir mit
Jedem Band neu eröffnet wie durch
Zeit und Raum lesend reisen lässt
Die dadurch eröffneten geistigen
Welten schützen mich vor der
Nicht immer schönen Realität
Geben inneren Halt dabei wie
Die gelassene Stabilität die ein
Gutes Leben ausmacht wie im
Dann Alltag der Umgebung gut
Reagieren lässt womit die Flucht
In Bücher zwar eine ist die sich
Angesichts realer Katastrophen
Wie Kriege gut begründen lässt
Aber zugleich der Schlüssel ist
Mit dem was ist besser zu leben
Womit die Realitäten verschwimmen
Die Bücherwelt meine Wirklichkeit
Formt wie verändert und das ist
Nach meinem Empfinden gut so
Was mehr könnte ich als Leser
Je gewinnen als ein Zuhause was
Auch gelesen konstruktiv wirkt

jens tuengerthal 31.5.23

Dichterleben

Dichterleben

Wie lebt es sich als Dichter
In einer Zeit die Produktivität
Als Maßstab des Erfolges sieht
Überlege ich und denke mit
Über 15.000 Gedichten die ich
Für Leserinnen und Liebste so
Schrieb war ich bisher in den
Jahren seit 1996 sehr produktiv
Fraglich ist nur der Mehrwert
Was ich also damit verdiene
Weil am Ende nur der Verdienst
Die Lebensqualität bestimmt
Alles eben seinen Preis hat
Was entsetzlich klingt da so
Die Erbsenzähler unser Leben
Allein bestimmen während die
Künstlerische Produktivität nur
Einen Wert hat wenn sie sich
Auch am Markt gut verkauft
Lache darüber und denke ich
War produktiv genug für mich
Noch ein Kind begleitet beim
Groß werden denn Erziehung
Ist eine Anmaßung die ich lieber
Vermeide auch wenn die Tochter
Sich vorbildlich benimmt ist das
Ihr Verdienst nicht meiner der
Lieber nicht an Menschen zieht
So habe ich bis jetzt für mich ein
Produktives Dichterleben geführt
Noch viele Minnegedichte dazu
Die den Holden alleine gewidmet
Kann ich zufrieden mit mir sein
Ginge es nicht immer darum sich
Gut zu verkaufen war mir so fern
Liegt wie nur irgendwas sonst je
Könnte und versuche darum als
Armer Poet glücklich zu sein was
Mit genug Versen im Kopf hier
Am Berg relativ gut gelingt was
Sonst könnte ein Leben sein
Als das geistig aus uns floß
Überlege ich und weiß nichts
Das dem vergleichbar wäre
Nie mich verkauft aber immer
Gedichtet um zu leben ist das
Dichterleben anders produktiv
Als der Durchschnitt misst

jens tuengerthal 31.5.23

Grasflüsterer


O Captain! My Captain!

O Captain! my Captain! our fearful trip is done;
The ship has weather’d every rack, the prize we sought is won;
The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring:
But O heart! heart! heart!
O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

O Captain! my Captain! rise up and hear the bells;
Rise up—for you the flag is flung—for you the bugle trills:
For you bouquets and ribbon’d wreaths—for you the shores a-crowding:
For you they call, the swaying mass, their eager faces turning;
Here Captain! dear father!
This arm beneath your head;
It is some dream that on the deck,
You’ve fallen cold and dead.

My Captain does not answer, his lips are pale and still;
My father does not feel my arm, he has no pulse nor will;
The ship is anchor’d safe and sound, its voyage closed and done;
From fearful trip, the victor ship, comes in with object won;
Exult, O shores, and ring, O bells!
But I, with mournful tread,
Walk the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

Wir zwei Knaben

"Wir, die beiden Ewigjungen,
Auf dem Lande und am Strande,
Wie die rechte Räuberbande!
Kein Respekt vor den Gesetzen,
Lachen, lieben, hauen, hetzen,
Schranken, Vorschriften verletzen:
Sammeln wir die Lebensbeute,
Wie zwei freie Jägersleute –
Bellt und kläfft auch rings die Meute!"
Wir zwei Knaben, Grashalme

"Weiß ich doch selber, so scheint mir' s oft,
Wenig oder nichts von meinem wirklichen Leben;
Nur ein paar Fingerzeige, einige zerstreute
Schwache Anhaltspunkte auf weiten Umwegen
Suche ich hier für mich selbst zu entdecken."
Grashalme, Inschriften

"Die schlimmste und verbreitetste Krankheit, die uns alle, unsere Literatur, unsere Erziehung, unser Verhalten zueinander durchseucht, ist die ungesunde Sorge um den Schein."
Tagebuch, 1876

Köstliche, gesunde, stille Nacktheit in der Natur! O könnte die arme, kranke, geile Stadtmenschheit dich nur einmal wieder wirklich kennen lernen."
Tagebuch, 1877

Walt Whitman


Grasflüsterer

Am 31. Mai 1819 wurde der Dichter
Walt Whitman auf Long Island geboren
Der als einflussreichster Dichter der
Vereinigten Staaten im 19 Jahrhundert gilt
Sein Hauptwerk waren die immer wieder
Erweiterten Grashalme Leaves of Grass
Die er von 1855 bis kurz vor seinem Tod
1892 immer wieder noch veränderte
Dabei verwendet Whitman freie Verse
Verzichtet völlig auf Reime und sah sich
In symbiotischer Beziehung zu seiner
Gesellschaft deren Fragen er immer
Wieder aufgreift und deren Sorgen 
Seine Lyrik prägen so sind Themen
Die kapitalistische Wirtschaft oder die
Spaltung der Gesellschaft wie sie sich
In den Sezessionskriegen zeigte dem
Setzt er ein naturverbundenes Leben
Entgegen und verwendet auch die
Namen der indigenen Ureinwohner
Für Ortsnamen um sich in deren
Tradition eines einfachen Lebens
Mit der Natur zu stellen sein wohl
Bekanntestes Gedicht ist
O Captain! My Captain! was durch
Den Film Club der toten Dichter noch
Nachhaltigen Weltruhm erreichte wie
Ein Lebensgefühl auszudrücken half
So ist Whitman bis heute und gerade
Wieder ein Dichter der die Gemüter
Der Menschen mit seinen Versen
Tief bewegen kann der heute hier an
Seinem Geburtstag gewürdigt sei

jens tuengerthal 31.5.23

Verseweghen


O Freiheit, Freiheit! Nicht wo Hymnen schallen,
In reichgeschmückten fürstlichen Arkaden –
Freiheit! Du wohnst an einsamen Gestaden
Und liebst die Stille, wie die Nachtigallen.

Du fliehest das Geräusch der Marmorhallen,
Wo trunkne Schlemmer sich im Weine baden,
Du läßt in Hütten dich zu Gaste laden,
Wo Tränen in die leeren Becher fallen.

Ein Engel nahst du bei verschlossnen Türen,
Stellst lächelnd dich an deiner Treuen Bette
Und horchst der himmlischen Musik der Kette.

Nicht stolze Tempel wollen dir gebühren,
Drin wir als Opfer unsern Stolz dir bieten –
Wärst du die Freiheit, wenn wir vor dir knieten?

"Ein Schwert in eurer Hand ist das Gedicht."
Die Partei, S. 64

"Mann der Arbeit, aufgewacht! // Und erkenne deine Macht! // Alle Räder stehen still, // Wenn dein starker Arm es will."
Verse 37-40

"Brecht das Doppeljoch entzwei! // Brecht die Noth der Sklaverei! // Brecht die Sklaverei der Noth! // Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!"
Verse 45-48

"Bet' und arbeit'! ruft die Welt, // Bete kurz! denn Zeit ist Geld. // An die Thüre pocht die Noth - // Bete kurz! denn Zeit ist Brot."
Verse 1-4

"Raum, ihr Herrn, dem Flügelschlag // Einer freien Seele!"
Aus den Bergen, S. 49

"Das arme Menschenherz muß stückweis brechen." - Strophen aus der Fremde II. S. 101

"Reißt die Kreuze aus der Erden! // Alle sollen Schwerter werden, // Gott im Himmel wird's verzeih'n." - Aufruf, S. 53

"Ich bin ein freier Mann und singe // Mich wohl in keine Fürstengruft. // [...] // Mein ganzer Reichthum ist mein Lied." - Leicht Gepäck, S. 17


Verseweghen

Am 31. Mai 1817 wurde in Stuttgart
Georg Friedrich Theodor Andreas Rudolf
Herwegh geboren der ein revolutionärer
Dichter des Vormärz war und neben
Heine und Freiligrath einer der populärsten
Dichter seiner Zeit gewesen ist wie einer
Der bedeutendsten der Arbeiterbewegung
Verbundenen deutschen Dichter dazu
Er machte Abitur im Evangelischen Seminar
Von Kloster Maulbronn und wurde Stipendiat
Des Tübinger Stifts aus dem er dann 1837
Verwiesen wurde daneben war er auch noch
Mitglied der Buschenschaft Patrioten 
In Tübingen dann und war ab 1836 als
Freier Schriftsteller tätig wie Autor noch in
Verschiedenen Zeitschriften wie Lewalds
Europa und Gutzkows Telegraph er floh
1839 in die Schweiz deren Bürger er 
Ab 1843 wurde war zwischendurch noch
In Paris wo er Heine traf der ihn ironisch
Als Eiserne Lerche verewigte und schrieb
Für Karl Marx Rheinische Zeitung
Wollte den Deutschen Boten zu einem
Kampforgan gegen die Unterdrückung
In Deutschland machen was ihm aber
In Zürich eine Geldstrafe einbrachte
Ab 1843 lebte er in Paris und verkehrte
Dort mit Karl Marx seiner Frau Jenny
George Sand und Victor Hugo lernte
Die populären Intellektuellen seiner Zeit
Dort kennen er eilte dann 1848 gegen
Den Rat von Marx und Engels mit einer
Kleinen Legion von Revolutionären zur
Unterstützung von Friedrich Hecker gen
Baden wo sein wilder Trupp die
Deutsche Demokratische Legion
Bereits erwartet und besiegt wurde
Er konnte gerade noch von einem Bauern
Versteckt in die Schweiz fliehen lernte
In Paris dann Theodor Herzen und
Turgenew kennen und brach mit dem
Wissenschaftlichen Sozialismus war
Wieder in der Schweiz Anlaufpunkt für
Revolutionäre wie Richard Wagner
Gottfried Semper oder Franz Liszt
Die alle bei ihm verkehrten und wurde
Vorsitzender des Vorgängers der SPD
Befreundete sich mit Lasalle der ihn als
Dichter des Bundesliedes gewann als
Mitarbeiter des sozialdemokratischen
Blatts Der Volksstaat verfasste er seine
Schärfsten politischen Gedichte gegen
Preußen den Militarismus und das
Kaiserreich von 1870/71 er starb 1875
Nahe Baden Baden und wurde aber in
Liestal bei Basel beerdigt

jens tuengerthal 31.5.23