Freitag, 6. März 2020

Tugendverkehrt

Wir bemühen uns täglich
Um tugendhaftes Verhalten
Doch wissen wir was das ist
Gibt es eine klare Definition
Die sagt was wann zu tun ist
Oder bleibt vieles dabei unklar
Das Wort kommt vom taugen
Was die Eignung bezeichnet
Die Tauglichkeit eines Menschen
Soll hervorragende Eigenschaft
Des tugendhaften Wesens sein
In der Ethik meint es jenen Teil
Des Charakters der dazu befähigt
Das sittlich Gute zu verwirklichen
Sie wurde seit Notiker dem Deutschen
Als Gegensatz zu Sünde oder Laster
Verstanden dabei unterschiedlich für
Männer und Frauen noch definiert
Galt für erstere Mut und Kraft zuerst
War es für die Damen Keuschheit
Die mit diesen Gebrauch verbundene
Verengung des Horizonts auf bloß
Moraltheologische Begriffe hat uns
In der Moderne zur Ablehnung dieses
Unemanzipierten Begriffs geführt ohne
Ihn durch eine neue Moral zu ersetzen
Warum in moralischen Fragen heute
Noch seltsam balanciert wird als hätte
Nicht Kant mit seinem kategorischen
Imperativ die immer gültige Formel uns
Für ethisch gutes Verhalten gegeben
Die keinerlei Theologie mehr braucht
Einfach menschlich ist statt sich dabei
Völlig moralisch untauglich auf erdachte
Höhere Wesen zu beziehen die sagen
Was gut oder böse wäre zusätzlich zur
Verwirrung der Moderne mit dem Begriff
Der Tugend trug der neue Aberglaube
Nach der Lehre von Marx bei der lehrte
Der gute Staat nach der Revolution
Würde das irdische Paradies schaffen
Was die einzelnen moralisch entlastete
Der diktatorischen Partei dafür die dann
Allmacht in Fragen der Moral gab mit
Bekannt unmenschlichen Ergebnissen
In den daraus entstehenden Diktaturen
Die nur allzumenschlich erwartbar waren
Wie aber wäre es wenn wir einfach
Tugend und Laster verkehrten im
Moralischen Kanon unseres Lebens
Da wir ohnehin lernen mussten wie
Relativ gültig nur alle Werte noch sind
Was gestern Sünde noch sicher war
Heute als Tugend gelten kann etwa
Bei der Frage was guter Sex erst ist
Der beide gemeinsam befriedigt was
Für viele immer noch unvorstellbar ist
Dahingestellt ob dies alleine nur am
Überholten Tugendverständnis für die
Frau liegt oder aus unbekannter Natur
Viele nur in dunklen Höhlen eher blind
Nach üblichem Schema stochern lässt
Statt aufeinander dabei einzugehen
Sich wirklich zu erspüren was selten
Denen die es versuchen nur gelingt
Aber auch abgesehen vom Sex der
Vielen schon moralisch zweifelhaft
Eher erscheint oder reales Neuland ist
Zumindest was die weibliche Anatomie
Betrifft scheint die Verkehrung von
Tugend und Laster uns oft gar nicht
So fern zu liegen wie es scheint wenn
Etwa ehrenhafte Bürger die nie einem
Anderen Leid zufügten zumindest nicht
Willentlich plötzlich den Tod bejubeln
Sofern er nur den Richtigen trifft etwa
Bei der Erschließung eines Terroristen
Weil Auge um Auge wie Zahn um Zahn
Das alte biblische Gebot in vielen lebt
Auch wenn sie sich Christen nennen die
Dies Gemetzel überwunden haben sollten
So dass sich fragt was gut hier wäre
Die Tötung des Massenmörders wie
Im Fall bin Laden zu bejubeln weil so
Der Tod tausender gerächt wird oder
Ist ein gewaltsames Ende nie moralisch
Die diese Hinrichtung in kauf nahmen
Ohne dass es ein Urteil dazu gab noch
Mangels Anwesenheit einen Prozess
Meinen moralisch dabei zu handeln
Obwohl ein solcher in diesem Land
Sogar mit der Todesstrafe hätte enden
Können was zivilisierten Europäern
Immer wieder übel auch aufstößt uns
Die Frage stellte ob nicht die USA die
Solche moralischen Todesurteile im
Krieg gegen den Terror weltweit noch
Vollstrecken wie gegen eigene Bürger
Nach vorgeblich gerechtem Urteil von
Als Laien nur Verschworenen also auf
Moralisch fragwürdiger Basis handeln
Wenn keiner den Tod verdient zumal
Sich die Frage stellte welches Verdienst
Im Nichts jemals liegen könnte was
Auf das Leben logisch allein folgt ob
Die Entlassung aus der Verantwortung
Nicht vielmehr davon zeugt wie relativ
Jedes moralische Urteil immer ist
Die Verkehrung genauso möglich ist
Vielleicht sogar glücklicher machte
Das Streben nach Tugend für viele
Zum eher lustvollen Ziel dann erhöbe
Was bei gegenseitiger Befriedigung
Sogar das Paradies auf Erden schaffte
Erfolgreicher im Leben damit wäre als
Das ewig jenseitige Streben der Sekten
Die sich gern seriös Religionen nennen
Wobei die Anhänger der einen Sekte
Den ermordeten als Helden sehen
Ihn zum Heiligen nun verklären während
Die der anderen den Tod bejubeln was
Ähnlich absurd scheint wie der Kult
Um Arten der Hinrichtung der jeweils
Gläubigen der einen oder anderen
Nur Lesart der gleichen Sekte im Europa
Des Dreißigjährigen Krieges heute wäre
Wovon wir nur nominell weit weg sind
Was aber real schnell Alltag wieder wird
Wie uns das letzte tausendjährige Reich
Mit seiner Auflösung aller Moral zeigte
Währenddessen auch vernehmlich kluge
Menschen wie Philosophen dem dummen
Rassismus ohne jeden Geist verfielen
Weil er ein dunkles Gefühl ansprach
Dem sich auch ein Heidegger hingab
Der dabei mehr wähnte als kritisch dachte
Obwohl nach Kant alles schon klar war
Auch wenn der Schwabe Hegel noch
Zu Berlin Verwirrung stiften wollte mit
Katastrophalen Folgen bei manchen
Seiner junghegelianischen Schüler
Die bis heute vielen den kritischen Blick
Völlig getrübt haben die noch glauben
Der Kapitalismus sei das Böse dessen
Überwindung erst das Paradies brächte
Was so unsinnig ist wie zu behaupten
Wenn wir nicht mehr atmeten wäre
Künftig genug Luft für alle im Paradies
Weil das Streben nach Erfolg eben
Menschlich ist wir nur taugliche Werte
Für dieses Streben definieren können
Sofern wir seinen Charakter erkennen
Also nicht in dialektischer Überwindung
Die Lösung sozialer Probleme liegt
Sondern im Umgang mit der Natur
Mit der im Einklang sich auf Dauer
Nur tugendhaft leben lässt warum
Die Überwindung dieser Polarität
Erst der Anfang echter Freiheit wäre
Weil nur verantwortlich handelt wer
Die Natur des Handelns erkannt hat
Statt totalitären Lügen anzuhängen
Über dies- oder jenseitige Paradiese
Womit wir der Tugend die wir besser
In der Lust etwa verkehren würden
Um menschlich glücklicher zu werden
Was mir die höchste Tugend scheint
Viel näher kämen von hinten betrachtet

jens tuengerthal 6.3.20

Sprachsensibilität

Sind wir sensibel genug für
Genderuntiefen der Sprache
Oder schon fast hypersensibel
Also allergisch bei Themen wie
Der Kandidatur auch von Frauen
Für den künftigen CDU-Vorsitz
Wenn Medien dies extra betonen
Als seien Frauen behindert oder
Diskriminiert schon der Gedanke
Behinderte mehr als Frauen noch
Wenn ja warum eigentlich wen
Mehr als andere jemals ist dies
Denken schon eine Behinderung
Die gut will aber schlecht macht
Was keiner sich zu sagen traut
Im Modus erhöhter Achtsamkeit
Der Alltag zum Eierlauf verformt
In dem manche um ihre Natur
Schon fürchten die nie mehr so
Einfach spontan rassistisch sein
Darf ohne öffentlich angeklagt
Via Twitter verfolgt zu werden
Außer sie ist Präsident der USA
Wovor auch schlichtes Gemüt
Sichtbar lange nicht mehr schützt
Und balanciere nun selbst wieder
Zwischen schlichter Herablassung
Gegenüber beschränkten Geistern
Wie großzügiger Toleranz welche
Kultivierte Erziehung von uns fordert
Die aber nach den Sprachwächtern
Nur gegenüber Linken nötig ist die
Nie aber bei Rechten erlaubt war
Was logisch zu einem Ungleichgewicht
Jenseits der Mitte heute führt die
Alle gewinnen müssen wenn sie
Je regieren wollen manche aber
Sprachpolitisch gerne verleugnen
Warum Achtsamkeit geboten ist
Bei allen mit sicheren Urteilen
Enthaltung dringlicher nötig wäre
Als noch mehr öde Schubladen
Nach alten beschränkten Mustern
Unparteiischer Pragmatismus als
Sprachliche Antwort auf zunehmende
Eskalation von allen Seiten der die
Politik als öde Verwaltung begreift
Die sich nur zu gern wichtig macht
Was mehr Sensibilität für nötiges
Zeigte als manch sprachliche Salti

jens tuengerthal 6.3.20

Regenkultur

Lausche genüsslich dem Regen
Wie er auf Fensterbänke klopft
Grau ist der Himmel über Berlin
Schauerlich ergießt es sich nun
Schon seit Stunden ohne Pause
Was die Natur dringend braucht
Pegel der Flüsse steigen lässt
Die Tanks in den Untiefen füllt
Um sich in trockenen Sommern
Von tieferer Feuchtigkeit zu nähren
Als Quelle künftiger Ernten uns
Manche Länder haben Regenzeiten
Bei anderen regnet es eher immer
Oder scheint wechselnd die Sonne
Unsere ganze Kultur braucht Regen
Auf Feldern in Parks und Weinbergen
Künftige Ernten hängen daran wie
Das beruhigende Grün der Wälder
Die Teil unserer Geschichte sind
So lausche ich dem Regen gern
Als Quelle der Zukunft aus dem
Gerade noch grau über Berlin
Das blühende Landschaften 
Unpolitisch verspricht

jens tuengerthal 6.5.20

Donnerstag, 5. März 2020

Berliner Aufklärung XXVII


Vom goldenen Westen

Wann wurde der Berliner Westen
Golden genannt warum überhaupt
War er es je oder ist es nur ein altes
Gerücht das immer Erfindung war
Nie eine realere Grundlage hatte als
Die im Westen untergehende Sonne
Berlin wurde der Westen erst 1920
Mit dem Groß-Berlin-Gesetz das die
Stadt Berlin in ihrer heutigen Form
An der sich wenig änderte erst schuf
Bis dahin war was im Kalten Krieg
Zu großen Teilen West-Berlin wurde
Als die Mauer Berlin zerschnitt noch
Selbständiger Ort oder Stadt gewesen
Doch schon Hobrechts Plan von 1862
Bezog den Westen in die Planung ein
Auch die Ringbahn wurde lange bevor
Es eine Stadt wurde so geplant dass
Die Vororte umfahren wurden um so
Nachhaltig sich ausdehnender Besiedlung
Raum zu geben auch infrastrukturell
Wovon heutige Planung weit entfernt ist
Die zwischen Grenzen des Wachstums
Wie dessen Folgen und Notwendigkeiten
Denen in letzter Minute noch gefolgt wird
Mühsam zu balancieren versucht was
Meist eher schlecht gelingt den Stadt-Staat
Zum Gegenstand ewigen Spotts macht
Aber nichts über frühen Reichtum erzählt
Wie den besonderen Charakter des
Neubaugebiets im Westen bis zu der
Villen-Kolonie im Grunewald wie später
Am Wannsee wo Liebermann baute wie
Wundervoll im Garten auch malte was
Heute noch jene Villa wie auch die
Alte Nationalgalerie für uns ausstellt
Es zog viel Geld an den Kurfürstendamm
Der hier nur Ku'damm genannt der aber
Bismarck der gerne dort ausritt hin zum
Grunewald viel zu schmal noch war trotz
Bis heute beeindruckender Breite die aber
Einiges schmaler als die älteren Linden
Doch bis heute blieb auch als der Osten
Rot war und breite Straßen für seine
Aufmärsche besonders schätzte auch
Wenn da den Einwohnern der Westen
In dem es etwa im KadeWe alles gab
Wieder besonders golden erschien
Angesichts eigener Mangelwirtschaft
Dort in den anfangs noch Vororten
Wohnten viele Künstler und mehr Geld
Was den goldenen Ruf wohl auch über
Die goldenen 20er noch weiter trug
Den dieser Teil Berlins Ende der 19.
Wie Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb
Bis heute der Teil der Stadt blieb in dem
Linke selten viele Stimmen bekommen
Der eine bürgerliche Gesellschaft auch
Behielt die der Osten als Feindbild dafür
Klar bekämpfte die bis heute dort fehlt
Im neuen Westen wohnte etwa auch ein
Graf Harry Kessler der in seinen so
Wunderbaren Tagebüchern berichtet wie
Er Nachts von Barbesuchen in Mitte 
Durch den Tiergarten nach Hause lief
Oder auch schwankte denn so ehrlich
Ist der große Chronist dieser Zeit für den
Mies van der Rohe dort baute wie schick
Einrichtete wo sich damals eben das
Gehobene Bildungsbürgertum ansiedelte
So begann mit der Kadettenanstalt die in
Lichterfelde ein Grundstück bekam dort
Die Ansiedlung gehobener Schichten wie
Heute noch der alte Westen den Flair
Gediegener Bürgerlichkeit sichtbar trägt
Es sich nobel flanieren lässt kaum einer
Sich bemühen muss hipp zu wirken um
Erfolgreich zu sein wie in den Quartieren
Des alten Ostens wo ewig Jugendliche
Dies zu gerne zelebrieren dafür den
Alten Westen als spießig verachten der
Einfach die ältere kontinuierlichere Kultur
Als der Osten mit seinen Brüchen hat
Noch immer ist die Dichte der Millionäre
Dort deutlich höher als im Osten egal wo
So trägt der goldene Westen auch heute
Seinen Namen bis Dahlem nicht umsonst
Ist was besteht kontinuierlich gewachsen
Seit es Neubaugebiet vor über 100 Jahren
Wurde für wohlhabende Bürger hat sich
Zwar manches bunter durchmischt auch
Gibt es auch einfache Siedlungen heute
Aber Name und Geschichte bleiben für
Den immer goldenen Westen

jens tuengerthal 5.3.20

Schönheiter

Was ist Schönheit heute für uns
Gelten noch die Maßstäbe der
Klassischen Ästhetik wenn in
Virtuellen Welten Schönheit über
Programme an Rechnern den
Durchschnittlichen Bedürfnissen
Angepasst wird was bleibt uns
Auch unverstellt noch schön
Sind es die kleinen Makel erst
Die unverwechselbar schön uns
Scheinen oder ist es Perfektion
Die dem Goldenen Schnitt genau
Entspricht mit operierter Nase
Geformten Brüsten und Lippen
Wollen wir künstliche Schönheit
Oder lieber echte Natur lieben
Warum rasieren wir Wildwuchs
Oben oder unten wenn doch
Natürliche Schönheit ideal ist
Oder ist es eher die Mitte stets
Also weder Wildwuchs noch
Die pädophile Nacktrasur die
Ein Ideal vergöttert bei dem
Logisch jede Frau nur verliert
Bis sie es begreift aber schon
Alle Hoffnung begraben musste
Dafür schön gefunden zu werden
Eher lieben wir manchmal dennoch
Aber konsequentes Denken liegt
Weder allen noch ist es sehr beliebt
Wirken beim Empfinden dessen
Was uns schön erscheint mehr
Soziale Prägungen nach Moden
Können wir den abstrakten Begriff
Schönheit nur im Gegensatz zur
Hässlichkeit überhaupt definieren
Ist er eine immer subjektive Wertung
Oder gibt es allgemeingültiges dabei
Was an jedem Ort zu jeder Zeit auch
Jedem Menschen jenseits der Moden
Sitten und Gebräuche schön erscheint
Ist ein Gefühl je objektivierbar noch
Wie konnte ich mich in eine Puppe
Des Instagram Zirkus völlig verlieben
Die zu jung war es ernst zu meinen
Das virtuelle Theater dafür halten
Statt die sich ewig nur wiederholenden
Muster und Sprüche zu erkennen die
Pathologische Muster des Narzissmus
Offen aufzeigen im immer gleichen Spiel
Wie kranke Magersucht je übersehen
Warum schien mir eine lange schöner
Als alle gar völlig ewig unersetzbar
Die sich nur durchschnittlich inszenierte
Wie es so viele in der Scheinwelt tun
Vermutlich lenkten damals Gefühle
Den ästhetisch getrübten Blick der sich
Sicher war die Schönste von allen
Für sich gewonnen zu haben auch wenn
Vernunft und Erfahrung dagegen sprachen
Denoch ihr täglich versicherte wie sie es
Sonst tief beleidigt von ihm einforderte
Weil diese Bestätigung ihr Leben war
Der mit Liebesentzug bestraft wurde
Geistig im Rückblick nichts blieb als
Widergekäute Formeln aus hohler Welt
Aber abgesehen von dieser Verirrung
Im Reich virtueller Schönheit der sich
Heutige Jugend mit aller Liebe hingibt
Fragt sich was wirklich schön noch ist
Warum der ernüchterte Blick anders
Aber liebevoller auf Schönheit schaut
Gefühle wie Harmonie wichtiger werden
Auch beim ästhetischen Empfinden
Nähe heute tiefer berührt als Sex
Der zu oft nur schlichten Mustern folgt
Welche die Pornoindustrie gern bedient
Aber nur mit Gefühl wirklich schön wird
Nach der großen Enttäuschung über
Die Leere hinter Instagram-Fassaden
In der sich nur sichtbares auch erfüllte
Ist mein Gefühl für Schönheit gewachsen
Nenne ich viel seltener eine schön noch
Aber wenn mit viel Gefühl dabei was
Dem ästhetischen Urteil Tiefgang gibt
Ist mir Harmonie wie Freiheit wichtiger
Als die objektivierbare Anschauung
Vergänglich Jugendlicher Schönheit
Hinter deren Fassade wenig meist ruht
Warum sie echolos verhallen können
So passt sich ästhetisches Empfinden
Den Bedingungen des Lebens an was
Zeigt wie unreif blieb wer im Alter noch
Jugendliche Ästhetik naiv vergöttert statt
Zu sehen was bleibt worauf es ankommt
Aber alle Erkenntnis braucht eben Zeit
Auch die zum ästhetischen Empfinden
Weil es keine objektive Schönheit gibt
Wir am besten dem Gefühl folgen
Was zu unserem Wesen auch passt
So wird die Frau die ich liebe einfach
Immer die Schönste für mich sein
Weil es gut ist sich die Welt die
Kompliziert genug ist einfacher 
Zu machen nach Möglichkeit

jens tuengerthal 5.3.20

Mittwoch, 4. März 2020

Bartkultur

Mann trägt wiede Bart
Frau noch eher selten
Egal wie emanzipiert
War der Damenbart noch
Eher Jahrmarktmode als
Alltäglicher Anblick wie
Die Hipsterbärte in Mitte
Zur entsprechenden Brille
Ob das für das schönere
Geschlecht gut so ist wird
Gestritten wie um den Bart
Des Propheten wohl einst
Wird sich wohl erst mit der
Verabschiedung des Ideals
Jugendlicher Schönheit ändern
Zugunsten des reifen Sexappeal
Den echte Kenner höher halten
Was aber in operierten Instagram
Welten heute viel weniger gilt
Aber darum geht es hier nicht
Sondern ob mit oder ohne
Mann vollständiger erst ist
Sich Männlichkeit in ihm erst
Beweist oder eher weniger
Es gepflegt elegant ist oder
Einfach länger nur unrasiert
Wie liebte ich es früher doch
Sich einzuschäumen noch vor
Der morgendlichen Dusche
Unvorstellbar erschien mir ohne
Während mir heute die Nacktheit
Komisch vorkäme und ich lieber
Alle paar Tage den Urwald
In meinem Gesicht stutze um mich
Zivilisiert damit wieder zu fühlen
Ob ich das tue um der hier just
Herrschenden Mode zu folgen
Ist noch nicht gewiss doch sagt
Alle Erfahrung es kann sich ändern
Ist eben eine erweiterte Frisur die
Verbliebene Reste von Männlichkeit
Ohne sonstige Staatssymbole gut
Ersetzen kann zumindest in der
Aktuellen Einbildung des Trägers
Was die Frage stellt ob mein Bart
Nicht viel eher egal sein sollte
Genug darüber gedichtet wurde

jens tuengerthal 4.3.20

Dienstag, 3. März 2020

Ehehrlich

Was ist die Ehe ehrlich
Fragt sich einer der sie
Schon mehrmals einer
Versprochen aber mit
Keiner je geschlossen
Also praktisch unerfahren
Über Dinge hier schreibt
Von denen er nur träumt
Dahingestellt ob dabei
Eher in dunklen oder
Lichten Stunden für sich
Denn eigentlich weiß er
Philosophisch betrachtet
Ist die Ehe ein Unsinn der
Dem Gedanken der Liebe
Als staatliche Versicherung
Diametral entgegensteht
Trotzdem treibt ihn als 
Familienmenschen doch die
Sehnsucht zur Zweisamkeit
Am besten von Dauer weil
Jeder Wechsel anstrengend
Nur ist in Summa wenig an
Gewinn bringt was aber erst
Reichhaltige Erfahrung lehrt
Die genug Gelassenheit auch
Schenkt vieles zu ertragen was
Unerträglich uns zuvor schien
Weil Zweisamkeit ein Mehrwert
Bleibt der seinen Schatz erst
Langsam auf Dauer entfaltet
Wozu es viel Geduld bräuchte
Was mit Liebe und Jugend eher
Selten in Verbindung gebracht
Ehe bedeutet auch aushalten
Wie ertragen wenn die Liebste
Nicht nach Knabenmorgenblütentraum
Nach Tages Arbeit noch duftet beide
Sich mal erschöpft auf die Nerven mehr
Gehen als von Liebe noch träumen es
Aber trotzdem miteinander aushalten
Weil wegwerfen keine Alternative ist
Im Alter aufeinander nur bauen kann
Wer auch tiefe Täler durchschreitet
In der ersten Krise nicht wegläuft oder
Beständig Dramen inszeniert welche
Um nichts als Aufmerksamkeit buhlen
Statt Gemeinsamkeit noch zu fördern
Wo das klappt ist viel gegeben schon
Daneben sind Sex oder Verliebtheit
Völlig egal weil Dauer mehr Wert ist
Aber der Dichter mutmaßt hier nur
Theoretisch was die Eltern vorlebten
Was er immer besser machen wollte
Aber stolz wäre wenn er das doch
Zumindest hinbekommen hätte denn
Ganz ehrlich scheint die Ehe heute
Eher große Aufgabe als Freude wo
Die noch selten genug dabei möge
Sich doppelt freuen wer es erlebt
Normal ist eher was nicht klappt
Der Rest ist auch harte Arbeit
Voller Toleranz mit manchmal
Sogar auch Liebe aber darauf
Kommt es ganz ehrlich nicht an
Am Ende zählt nur die Bilanz
Ehe geschafft oder eher nicht

jens tuengerthal 3.3.20

Berliner Aufklärung XXVI

Parvenupolis

Parvenupolis nannte einst der
Unternehmer Walter Rathenau
Sein Berlin als bunten Aufsteiger
Der keine Geschichte hatte eher
Neureich provinziell noch war
Im Vergleich zu den anderen
Alten europäischen Metropolen
Wenig scheint passender noch
Bis heute denkt der Beobachter
Der Bewohner wurde dabei mit
Blick auf seine Stadt die gern
Großstadt spielt es dank der
Eingemeindung von 1920 auch
Faktisch wurde die größte blieb
Auch wenn nur viele Dörfer dort
Unter einem Namen geballt sind
Das alte Berlin selbst wenig nur
Städtisches halt als vielleicht den
Alex als wohl hässlichstes Beispiel
Wie Stadt hinter Fassaden stirbt
Wenn Ideologie alleine bauen darf
Wie der Sozialismus erst vollendete
Was Hitler noch nur träumte an
Totalitärer Gestaltung von Berlin
Dem Wende sei dank die Altbauten
In Prenzlauerberg erhalten blieben
Welche nach Plan Platten ersetzen
Sollten im sozialistischen Geiste
Doch genügten 40 Jahre so wenig
Die widerständige Stadt umzuformen
Nach schlichtem marxschen Bilde
Blieb gewachsenes auch unsaniert
Schöner erhalten als alle Pläne
Wie auch der Palast dieser niemals
Republik im roten Mantel wieder
Verschwand um dem besten Raum
Zu geben was Preußens Geist uns
Brachte das museale Humboldt-Forum
Womit das zauberhafter Ensemble
Der Insel würdiges Weltkulturerbe
Wäre würde der Dom abgerissen
Dieser peinliche wilhelminische nur
Protzige Ausrutscher nach Wunsch
Des Parvenus auf dem Thron noch
Zu falscher Zeit zu groß gebaut der
Nur mit dem vorher Palast der DDR
Ein ästhetisch passendes Gegenüber
Noch hatte aber die Berliner lieben
Ihren Dom ob fromm oder nicht
Weil die Kuppel noch größer ist als
Die des historischen Petersdom zu
Rom was echte Berliner stolz macht
Weil größer hier wichtiger ist als
Passend oder gar schön wovon der
Berliner verständlich wenig versteht
Leben doch mehr hier in geballter
Hässlichkeit als jemals noch schön
Nicht nur in den beiden Superlativen
Städtischen Grauens westöstlich dem
Märkischen Viertel und Marzahn als
Wahrzeichen verfehlter Planung die
Zumindest zum Berliner Dom passt
Womit sich im Zentrum spiegelt was
An den Rändern sich austobte lange
Berlin wuchs vor allem an seinen
Rändern wesentlich stärker noch
Als im früher Berlin was mehr zum
Musealen Areal der Geschäfte wurde
Kneipen und Bordellen inzwischen
Mehr Obdach bot als Bewohnern
Wie es manchen Innenstädten so geht
Es sei denn sie verbannen die Lust
Prüde in abgegrenzte Bezirke was
Dem religiösen Anschein dienen soll
Berlin ist ein neureicher Parvenus
Im Kaiserreich mit Geld geworden
Was nach 1871 aus Paris erpresst
Peinlich in vielem dabei ganz ohne
Gutes Benehmen oder echte Kultur wie
Sie alte Städte von den ersten Bürgern
Forderte was Thomas Mann so treffend
In den Buddenbrooks für Lübeck karikiert
Für Bremen Frankfurt Köln genauso gilt
Die stolz im steifen Kragen stolperten
Während Berlin sich lieber großmäulig
Preußisch bescheiden gab um dafür
Hinter rauher Schale völlig von sich
Überzeugt zu sein als Gernegroß
So ist der harte Berliner Ton nicht
Charmant ehrlich wie gern gespielt
Sondern provinziell primitiv im Kern
Ist da nicht irgend mehr noch dahinter
Bleibt der Berliner ein Brandenburger
Bauer auf engstem Raum eingesperrt
Mit aber genug Humor zumindest sich
Zur Witzfigur zu machen hinter der wir
Nur tunlichst nicht mehr erwarten sollten
Dann lässt es sich gut aushalten in
Diesem peinlichen Parvenus der
Berlin immer bleiben wird

jens tuengerthal 3.3.20

Montag, 2. März 2020

Selbstmordkultur

Die Zahl der Selbstmorde sinkt
Bundesweit wie in Berlin stetig
Etwas über 400 im Jahr noch
Allein in meiner Stadt zuletzt
Mehr als einer täglich theoretisch
Dabei sind es meist ältere oder
Kranke die genug vom Leben
Haben ihm ein Ende zu setzen
Wir erfahren nur wenig davon
Über meinen jungen Nachbarn
Der vom Dach in den Tod sprang
Kam keine Meldung um nicht
Noch Nachahmer zu motivieren
Wir gern den Tod ausklammern
Gerade wollte sich eine nahe
Freundin von mir mit Tabletten
Das Leben nehmen rettete sich
Aber noch selbst ins Krankenhaus
Was ein gutes Zeichen wohl ist
Hat sie doch Lebenswille genug
Trotz vorher fast Vergewaltigung
Durch eine enttäuschende Liebe
Noch weiterzumachen was mich
Sehr erleichtert und gefreut hat
Der selbst sich schon fragte wozu
Das ganze Theater noch ob es
Sich für irgendwas noch lohnt
Zu leben trotz genug ungelesener
Bücher noch auf meinen Stapeln
Die Grund genug wären zu genießen
Was ist aber wenn auf einmal alles
Im Nichts verschwindet wofür
Du vorher gelebt und geliebt hast
Liegt der Abgang zugegeben nah
Manchmal hilft Pflichtgefühl dagegen
Zumindest für den ersten Moment
Auf den aber kommt es dabei an
Weil mit Abstand betrachtet auch
Die vermeintlich große Liebe nie
Ein unwiderrufliches Ende wert ist
Da diese so relativ wie alle Gefühle
Flüchtig ist und im Nichts aus dem
Sie kam wieder verschwindet nie
Eine endgültige Entscheidung wert
Sein sollte auch wenn wir immer
Noch die Ehe bis an unser Ende
Einander versprechen um damit
Soziale Strukturen stabil zu halten
Solange wir lieben noch hoffen
Es könnte Ewigkeit geben wie
Wo diese einseitig endet alles
Verlieren was noch leben ließ
Mit dem Rest irgendwie nur noch
Überleben weil die Alternative nur
Ins Nichts führt was auch nichts ist
Dann scheint es doch vernünftiger
Sich mit dem was bleibt zumindest
Ein wenig zu vergnügen um den
Nur noch relativ wertvollen Rest
Würdig hinter sich zu bringen
Bis es dann nach seiner Zeit
Auch alternativlos von alleine endet
Spannender als die Frage wie wir
Irgendwie unterhaltsam was bleibt
Hinter uns bringen scheint mir
Die moralische Beurteilung des
Freitod den wir Selbstmord nennen
Um unsere Abscheu auszudrücken
Vielleicht damit nicht wieder mehr
Menschen die endgültige Freiheit
Nicht mehr sein zu müssen wählen
Aber liegen dabei jemals die nötigen
Mordmerkmale vor die stets restriktiv 
Nach dem BGH auszulegen sind
Wäre der Täter des versuchten Suizid
Im Falle seines Überlebens wie ein
Mörder zu bestrafen oder niemals
Weil die Entscheidung über unser
Leben Ausdruck der Freiheit ist die
Eng mit unserer Würde als Mensch
Verbunden ist der leben wollen soll
Zugleich halten wir viele Menschen
Die den Versuch unternehmen für
Psychisch krank also nur bedingt
Schuldfähig was die moralische
Verurteilung noch fragwürdiger macht
Verdient nicht eher Bewunderung
Wer sein Leben wirklich selbst bestimmt
Zumindest was das Ende betrifft denn
Beim Anfang fragt uns schon keiner
Ob wir in dieser Welt sein wollen
Zeugt die Pathologisierung nicht eher
Von Angst und Krankheit der anderen
Denen der Mut einfach zu gehen fehlt
Was so korrekterweise nicht gefragt
Werden darf niemand zu animieren
Dahingestellt was nun gesund ist
Klar aber sollte endlich werden dass
Wer Hand an sich legt kein Mörder ist
Nicht moralisch verwerflich handelt
Keiner sozialen Verurteilung bedarf
Sondern Perspektiven im Leben
Finden sollte genießen zu können
Was ist so wenig manchmal auch
Nur noch bleibt nach allem lohnt
Ein Moment Glück mehr als nichts
Was am Ende alles wäre aber auch
Nichts ist sich davor zu fürchten
Nur noch etwas besseres vorhaben
Kann motivieren weiter zu machen
Weil Sein keinen Grund braucht
Noch es einen überhaupt gäbe
Wir machen halt weiter weil Nichts
Nie eine Alternative ist außer
Sein wäre unerträglicher doch
Was selten kategorisch gilt
Denn schimmer geht immer

jens tuengerthal 2.3.20

Berliner Aufklärung XXV

Sozialdemokratisierung

Berlin ist heute eine zutiefst
Sozialdemokratische Stadt
Ob darum vieles nicht geht
Anderes wunderschön ist
Freiheit großgeschrieben wird
Wäre sicher spannend doch
Soll hier nicht in die bloßen
Politischen Abgründe geschaut
Sondern Berlin historisch erst
Betrachtet dann verstanden
Werden falls dies je möglich ist
Sich der politischen Bewertung
Lieber ganz enthalten werden
Was schwieriger noch scheint
Aber wie Montaigne-Leser aus
Erfahrung wissen nicht bloß
Mit Stumpfsinn möglich ist
Sondern gerade aus Erfahrung
Größere Gelassenheit schenkt
Den Blick liberal erweitert was
Politisch Gläubigen fern liegt
Die stets die richtige Richtung
Kennen egal ob links oder rechts
Berlin war früher eher liberal
Dann kamen die Sozialdemokraten
Als zuerst Arbeiterpartei erwartbar
Nach oben gegen den Ständestaat
Der Glaube an höhere Gerechtigkeit
Wurde von Gott auf den Staat als
Seligmachende Institution übertragen
Dagegen kämpfte Bismarck mit den
Sozialistengesetzen erfolglos wie
Mit der Sozialversicherung nachhaltig
Deren Spuren wir bis heute tragen
Wie das daran gebundene Denken
Ansprüche vieler erklären hilft die
Ewige Unsicherheit begründen wie
Eine unersättliche staatliche Krake
Gerade im geteilten Berlin schufen
Von deren Haltung sich die Stadt
Wie ihre wenig bürgerlichen Bürger
Bis heute nicht erholt haben was
Aber irgendwie linke Mehrheiten
Mit entsprechendem Aberglaube
Politik könne alles heilen sichert
Auch gegen Erfahrung und Vernunft
Weiterhin und Zustände stabilisiert
Weil alles passieren darf solange
Sich nur nichts wichtiges ändert
Eigene Ansprüche betreffend
So würde es dem größten Teil
Der Berliner genügen staatlich
Bezahlt Hauptstadtbürger zu sein
Sich ihrer Bedeutung dabei bewusst
Sie sind als Berliner nicht irgendwer
Was gefälligst zu honorieren sei wie
Auch die Großzügigkeit der Märker
Die vom gleichen Stamm wie die
Berliner sind beschrieb schon der
Große Hugenotte Fontane zu gut
Wenn sie sich nach einem betont
Generös spendierten Glas Wasser
Für historische Mäzene halten aber
Eine Einladung zum Essen an sie
Als selbstverständlich hinnehmen
Ihnen solches schließlich gebühre
Es hat sich daran wenig geändert
Der Staat um Wähler stets buhlend
Passte sich an diese Haltung an
Und das alles begann noch unter
Bismarck der seine Berliner zurecht
Für käuflich aber fälschlich für dankbar
Ob sozialer Gaben von oben hielt
Was ihm gegen Ende des Jahrhunderts
Als ewigem Kanzler doch noch das
Bis dahin sehr flexible Genick brach
Unter dem dritten und unfähigsten
Aller deutschen Kaiser wohl auch
Beim weiteren Blick in die Geschichte
Der seine körperliche Behinderung
Mit beständiger Versicherung größter
Zuneigung kompensieren musste wohl
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung
Hatte neben anderen Folgen alter Inzucht
Die Psyche schädigen können der aber
Auch mit dem Geist von Berlin schlicht
Leben musste wie sein Reichskanzler
Den er als es an der Zeit war entließ
Was Fontane kaisertreu noch honorierte
Danach wuchsen die Sozialdemokraten
Die der gern volksnahe Kaiser wieder
Zugelassen hatte immer weiter bis sie
Am Kriegsende 1918 die Republik
Auch wenn schon innerlich gespalten
Doppelt ausriefen weil du alles kannst
Als Kanzler aber nicht Berlinern sagen
Was sie zu wählen haben wenn du sie
Vielleicht etwas naiv vor die Wahl stellst
Seit sie auch Regierung wurden hier
Änderte sich die Wahrnehmung dabei
Nach Laune und zufälligem Klientel
Wie überhaupt das Klientel der Kieze
Stärker wirkt als kritische Vernunft
Das Kollektiv auch innerlich stärker
Wirkt als alle Aufklärung es je könnte
Warum innovative Künstler meinen
In Berlin ginge alles nur über Linke
Die quasi Hausbesetzer der Kultur
Gerne spielen auch nicht umsonst
Neben der Volksbühne residieren
Auch wenn es real existierend nur
Alte Kader und Erben der SED sind
Also nicht innovativ sondern höchst
Totalitär und reaktionär aber darin
Zeigt sich wie fern die Politik in
Berlin der Vernunft immer war auch
Wenn der Berliner vernünftig ist
Solange alles irgendwie läuft
Diszipliniert klagend seine Arbeit
Erledigt als große Opfergabe
Warum die Sozialdemokraten als
Verboten durch Bismarck erst die
Mehrheit an Zustimmung bekamen
Während sie an der Regierung durch
Permanente Wohltaten die Zustimmung
Sich mühsam erkaufen noch mussten
Egal wie gut oder schlecht sie waren
Weil Berlin schlicht dynamisch nur ist
Weniger Meinung als nur dagegen
Genügt manchen zur Identität noch
Warum es gegen alle Vernunft auch
Gut sein kann hier alle zu beteiligen
Was die Berliner völlig verwirrte
Über wen noch meckern wenn sie
Selbst entschieden hätten was kommt
Bismarck verstand das noch nicht
Stärkte die Sozis damit erstmal
Auch wenn die Sozialgesetzgebung
Ihn zum ewigen Berliner machte

jens tuengerthal 2.3.20

Sonntag, 1. März 2020

Relativitätsgefühl

In diese Saison erkrankten
100.000 Menschen im Land
An der Grippe es starben 160
An Corona erkrankten bisher
129 Menschen in Deutschland
Kein einziger davon starb also
Ist die Grippe real bedrohlicher
Löste aber keine Hamsterkäufe
Irgendwo im Land aus noch sind
Schulen geschlossen worden
Kein Stadtviertel wurde abgeriegelt
Weil einzelne Bewohner erkrankten
In einer schweren Saison erkranken
Bis zu 300.000 Menschen an Grippe
Es starben schon über 16.000 allein
Während einer Grippesaison daran
Doch fühlt sich seltsam kaum einer
Vom Grippevirus so bedroht wie
Von Corona aus den Tiefen Asiens
Was an das alte Kinderspiel erinnert
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann
Und wenn er kommt dann laufen wir
Was heute sicherlich politisch korrekt
Nicht mehr gespielt werden dürfte
Wozu ich mich hier lieber enthalte
Weil Kampf gegen Rassismus so gut
Wie blinde Angst immer schlecht ist
Sie der schlechteste Ratgeber noch
In jeder Lebenslage ist aber auch der
Natürliche Instinkt bleibt der rettet wo
Etwas wirklich bedrohlich für uns wird
Es also guter Balance bedarf dabei
An der es statistisch betrachtet gerade
In der medial verängstigten Bevölkerung
Leider mehr fehlt was auf unser höchstes
Risiko einer Radikalisierung durch bloße
Desinformation deutlich hinweist wogegen
Dringender etwas unternommen werden
Sollte weil es nachhaltig für alle wirkt
So scheint die Bedrohung durch eine
Aufgehetzte Bevölkerung die bereits
Lebensmittel zuhause bunkert größer
Für die innere Sicherheit als durch den
Meistens ohne schwere Symptome
Gut verlaufenden Virus der bei ⅘
Der Infizierten symptomfrei verläuft
Es also viel Lärm um nichts war
Zeit einmal innezuhalten weil die
Nackten Zahlen gegen Gefühle
Mehr ausrichten können dächte noch
Wer vernünftig der bereits Angst hat
Bloße Gefühle sind also oft viel
Bedrohlicher als die Realität je
Was auch für die Liebe gilt

jens tuengerthal 1.3.20

Kulturkiste

Wir leben auf einem eher
Kleinen Planeten dezent
Am Rand der Milchstraße
Die Größe des Universums
Können wir berechnen auch
Wenn wir nicht wissen ob es
Noch irgendwo Leben gibt
Der Zufall der Natur der
Unseren Lebensraum einst
Entstehen ließ der nie eine
Schöpfung des erschöpften
Schöpfers war der sich am
Siebten Tage ausruhte egal
Wann dieser nun war was
Für Gläubige unstrittig ist
Sondern eine Folge ganz
Natürlicher Ereignisse ist
Die kausal zusammenhängen
Müssen wir angesichts der
Größe des Universums wohl
Davon ausgehen ohne nur
Zu ahnen ob sie uns ähneln
Was viele Phantasie anregte
Die sich im Science-Fiction
Auf absurdeste Art realisierte
Mit der Autoren ihre Weltsicht
Auf schlichte Art nur spiegeln
Menschliche Probleme mit ihrem
Beschränkten Horizont erzählen
Um sich vorzustellen so wäre es
Anderswo im Universum wirklich
Wo irgendwelche Aliens leben
Was nicht ausgeschlossen ist
Die Erforschung des Weltalls
Um kleine Boxen bereicherte
Mit denen anderen Wesen auch
Unsere Kultur vorgestellt wird
Spannend an diesem Unsinn
Der mehr von Größenwahn zeugt
Als kultiviertes Verhalten zu zeigen
Der eben sehr amerikanisch war
Ist wie wir unsere Kultur darstellen
Was diese wirklich ausmacht
In einer kleinen Box im Raumschiff
Für Wesen die unsere Sprache nicht
Verstehen eine Botschaft übermitteln
Worauf es uns wirklich ankommt
Müssen wir den ollen Aberglauben
Den Gläubige so gern ernst nehmen
Auch wenn wissenschaftlich Humbug
Vostellen oder können wir den Unsinn
Dezent übergehen lieber Einstein
Wie seine geniale Formel vorstellen
Bilder oder Bücher zeigen gar Musik
Die schwer abspielbar sein wird dort
Im irgendwo oder sogar nirgendwo
Was macht uns als Menschheit aus
Zählt heute McDonald's mehr als
Goethe Rembrandt oder Dürer
Donald Trump und Duck mehr als
Epikur Lukrez Montaigne Kant
Wäre ein i-phone wichtiger als die
Metamorphosen des Ovid für jene
Vielleicht Lebewesen im Weltall
Ginge es nach mir wäre Literatur
Ganz zentral dabei weiß ich doch
Sie könnte vermutlich keiner lesen
Das meiste Geld wie allergrößten
Aufwand stecken wir immer in
Waffen einander zu vernichten
Sollten wir darüber berichten
Das Leben auf Erden filmen
Alles zeigen worauf es ankommt
Von der Fortpflanzung zur Geburt
Über Kindheit zum Beruf bis zur
Beerdigung am Ende also was
Menschliches Leben ausmacht
Amerikanisch den Sex zensieren
Oder US-Pornos lieber zeigen
Da deutlich und anschaulich
Nur wie zeigen wir die Liebe an
Die so viel im Leben ausmacht
Es beginnen wie enden lässt
Was zeigt diese Kultur denen
Die uns nicht verstehen können
Welche Spuren unserer Kultur
Sollen bleiben wie erinnert werden
Wenn eine Sonde in 100 Lichtjahren
Auf intelligente Wesen noch stößt
Unser Planet längst verglüht ist
Die vermutlich kopfschüttelnd nur
Dächten wie blöd wir doch sind
Weil alles in 1 und 0 schon steckt
Wie Informatiker schlicht denken
Ehrlich gesagt interessiert mich der
Weltraum überhaupt nicht aber
Die Frage was unsere Kultur
Im Kern ausmacht finde ich viel
Spannender als die Phantasien
Derer die zu viel Star Wars oder
Wahlweise Star Trek gesehen
Auch wenn diese typisch Hollywood
Produktionen auch nur das Bild einer
Amerikanischen Kultur transportieren
Fände ich diesen Teil unserer Kultur
Sicher weniger bewahrenswert da
Ein durchsichtig schlichtes Weltbild
Nur spiegelnd eher völlig egal dabei
Doch über seine Kultur nachdenken
Sich fragen was bewahrenswert wäre
Scheint mir mehr Bedeutung zu haben
Denke ich dabei zuerst an Kant wie
Epikur und die Philosophie der Freude
Doch wie ohne Sprache wollte ich dies
Wichtige ethische Denken bewahren
Was Grundlage der Menschenrechte
Der freiheitlichen Demokratie sogar ist
Doch ginge es demokratisch dabei zu
Was unsere Kultur ausmacht wäre
Die Mehrheit für Netflix und Comics
Vor Kant ziemlich sicher zählten die
Jahrmärkte als Kulturgut mehr als
Pyramiden und Bibliotheken noch
Wären bewegte Bilder wichtiger als
Größte Werke der Philosophie dabei
Spielte Pop-Musik vor der Klassik
Vielleicht aber würden Forscher
Der Kulturwissenschaft zumindest
Für eine Ausgewogenheit sorgen
Von der mehr blieb als schlichter
Trash den zu betrachten wieder
Mode im absurden Sein wurde
Um sich egalitär zu geben auch
Wenn es bloßes ironisches Spiel
Im intellektuellen Elfenbeinturm
Ist was sich dort erhebt ist es
Eine schlichte Herablassung
Die Thema würde wenn nun
Unsere Kultur mit Mehrheit
Dargestellt werden sollte
Fragt sich was übrig bleibt
Als das Echo der Leere
In Spuren unserer Kultur
Vermutlich aber lebe ich
Leser ohne Fernseher
Längst in ferner Welt
Die kaum gegenwärtig ist
Sage ich besser nichts mehr
Zu dem was Kultur ausmacht
Schweige zu der Kulturkiste
Lese lieber in Ruhe noch
Gute gebundene Bücher
Lasse die Welt in Ruhe
Genieße was noch bleibt
Vielleicht wäre das kultiviert
Genug glücklich zu sein

jens tuengerthal 29.2.20

Samstag, 29. Februar 2020

Schaltkultur

Alle paar Jahre schalten wir
Einen Tag im Jahr dazwischen
Damit gerade bleibt was doch
Ungerade eigentlich ist weil
Natur sich nicht unseren ihr
Sonst aufgesetzten Normen 
Unterwirft dies tun wir dann
Seit Julius es messen ließ
In allen durch vier teilbaren
Aber nicht den durch 100
Dafür wieder durch 1000 
Mit manchmal Ausnahmen
Weil das Jahr etwas länger ist
Als wir normiert zählen damit
Alles ins Schema passt außer
Der Natur die dezent dafür
Verschaltet von uns wird bis
Eine Erschütterung irgendwo
Im Universum alles ändert
Heute geboren werden hat
Deutliche Vorteile was die
Zahl der Geburtstage angeht
Auch wenn es nichts am
Gefühlten Alter ändert
Ärgert Kinder was Damen
Im Alter meist eher freut
Wer sich heute verliebt
Feiert es nur sehr selten
Sollte es wider Erwarten
Vielleicht gerade darum
Ausnahmsweise halten
Auch wenn die geteilte Zeit
So lang ist als wäre es ein
Beliebiger 28. Februar nur
Mit dem alles anfing wie
Seltsam manches endet
So liegen wie so häufig
Anfang und Ende nahe
Legen nahe was wäre
Dabei ist alles bloß eine
Schaltung damit es so
Am Ende wieder passt
Also doch völlig egal
Eine Luftnummer ohne
Jegliche Bedeutung für
Echte Gefühle die zeigen
Zahlen zählen doch nicht

jens tuengerthal 29.2.20

Grenzkultur

Erdogan öffnete die Grenzen
Plötzlich drohen wieder viele
Tausend Flüchtlinge in das
Friedlich gehoffte Europa zu
Fluten wie Medien informieren
Populisten dankbar aufnehmen
Um Angst und Hass zu schüren
Doch was steckt hinter unserer
Sprache die von einer Flut spricht
Welche das alte Europa bedrohe
Wes Geistes Kind ist dieses Denken
Wieviel Angst schürt schon wer
Von drohenden Fluten spricht
Was verdinglicht Menschen mehr
Als sie als bloße Gefahr künftiger
Überflutung zu betrachten die dem
Europa mit offenen Grenzen droht
Wenn die Nachbarn ihre öffnen
Statt gegen Geld abzuhalten was
Keiner um des sozialen Friedens
Willen noch hier haben will auch
Aus Sorge vor der Reaktion der
Besorgten Bürger allerorten die
Realistische Opfer des Populismus
Wurden und Träumern als die
Größte Bedrohung erscheinen
Welche Kultur zeigt die Insel Europa
Auf der wir abgegrenzt nun leben
Während wir noch balancieren
Zwischen menschlich notwendigem
Und politisch möglichen in unseren
Demokratien der Ängstlichen die
Um Wohlstand und Ruhe fürchten
Ist die unentschlossene Haltung
Mit der derzeit laviert wird nun die
Einzig realistische Perspektive noch
Weil Können und Wollen sich so fern
Liegen dazwischen der Populismus
Ängste schürt die volksnah klingen
Aber keiner eine taugliche Antwort hat
Was wir dauerhaft dabei tun können
Es einfach kompliziert ist und viele
Kleine Schritte braucht überhaupt
Irgendwas zu erreichen aber keiner
Einfach sagen kann was zu tun ist
Dabei ist gerade völlig egal ob
Erdogan ein Demokrat oder eher
Fast schon Islamist zu nennen ist
Mit Menschen um Geld pokert
Weil die Türkei die Hauptlast trägt
Auf die Lage so aufmerksam macht
Wie auf dem Basar geschachert wird
Um Köpfe und Menschenleben an den
Außengrenzen der Festung Europa
Die sich klar werden muss was die
Kultur eines künftigen Europa wird
Ob unsere Menschenrechte bloß ein
Gut auf der Insel werden oder doch
Wie es ihrem Wesen und dem Geist
Des kategorischen Imperativ entspricht
Der allen Gesetzen zugrunde liegt
An jedem Ort zu jeder Zeit für alle gelten
Wegsehen also keine Alternative ist
Wir nicht aus fraglich christlichen
Sondern philosophischen Argumenten
Zum Helfen und Handeln verpflichtet sind
Alles andere unglaubwürdig wäre
Dem Recht die Gültigkeit nähme und
Eigentlich kennen wir die Antwort längst
Suchen nur noch Kompromisse um das
Nötige Bekenntnis dezent zu verschieben
Den Populisten keine Macht zu geben
Zu wenige wirklich verstanden haben
Dass die fortgesetzte Lüge dem Recht
Seinen Geltungsgrund eher raubt als
Je eine Legitimation herzustellen die
Darwinistischen Argumente wie sie
Von Populisten vorgebracht werden
Logisch nicht tragfähig sein können
Einem Unrechtsstaat das Tor öffneten
Dessen Recht keine Legitimation hätte
Vor dem jeder Bürger Angst hätte
Würde er Konsequenzen reflektieren
Was leider zu wenige bisher nur tun
Es geht an den Grenzen gerade um
Unsere politische Kultur wie die Freiheit
Wir müssen dort die Verantwortung
Für unsere Art zu leben übernehmen
Wie unsere Freiheit verteidigen was
Bedeutet das Menschenrechte stets
Universell gültig sein müssen wir
Erdogan dankbar sein können auch
Wenn er Menschenhandel betreibt
Es an uns liegt darauf zu reagieren
Moralisch unangreifbar zu sein was
Europa vor eine Herausforderung stellt
Unter der es sich bewähren kann
Nehmen wir sie endlich klar an

jens tuengerthal 29.2.20

Parteiabzeichen

Wer Parteiabzeichen trägt
Offenbart sich als parteiisch
In totalitären Systemen wird
Das öffentliche Bekenntnis
Zur richtigen Überzeugung
Erwartet und ausgelebt
Demokratien sind eher dezent
Wählen geheim aber halten
Sich mit Glaubensbekenntnissen
Besser öffentlich zurück außer
Beim privaten Aberglauben
Dennoch verteilen manche
Parteien gerne Zeichen oder
Blumen als sichtbares Bekenntnis
Zum wahren politischen Glauben
Was ich immer unangenehm fand
Wie die SPD mit ihren Rosen zum
Frauentag an denen noch etwas
Werbung ganz nebenbei hängt
Die ein Überbleibsel des längst
Überwundenen Sozialismus sind
Was ich so peinlich finde wie
Ein sichtbares Kreuz zu tragen
Ihren Aberglaube kund zu tun
Wobei dieser Schmuck noch
Zumindest mit rituellen Werten
Verknüpft scheint für Gläubige
Während Parteiabzeichen nur
Ausdruck von einem Mangel an
Demokratischen Verständnis sind
Totalitäre Überbleibsel die besser
Für immer verschwinden würden
Weil sie nur der Abgrenzung dienen
Egal ob der Glaube links oder rechts
Zeigt mir wer es angesteckt damit
Nur was ich nie sehen wollte wie
Wie wenig diejenigen in der Freiheit
Der liberalen Demokratie ankamen
In der Politik weniger Ideologie ist
Als effektives Management einer
In Grenzen nötigen Verwaltung
Bei der wenige mehr ist

jens tuengerthal 29.2.20

Berliner Aufklärung XXIV

Bauberlin

Bei Baustellen in Berlin denkt
Heute jeder an den Flughafen
Der nie fertig wird dafür aber
Immer teurer in gegenseitiger
Deantwortung unvollendet ist
Außer als Beweis für Chaos
Einer unfähigen Verwaltung
Zu nichts wirklich taugt
Was aber auch zu kurz greift
Denn ob es an Berlin hängt
Dem Bund oder Brandenburg
Ist bis heute völlig unklar nur
Das Zusammenwirken scheint
Schwieriger als gedacht wie
Die gerichtsweise verordnete
Ausschließlichkeit nach der es
Nur einen Flughafen geben darf
Das Chaos zusätzlich förderte
Es wirken viele gegensätzliche
Interessen dabei zusammen die
Keine Vernunft vereinen kann
Irgendwer wird immer meckern
Aus rein persönlichem Interesse
Jede Entwicklung noch verzögern
Was für egal welchen Anfang
Eine permanente Frustration ist
Doch war es jemals anders hier
Sind nicht große Baumeister meist
An kurzsichtiger Verwaltung noch
Gescheitert auch Schinkel hatte
Viel größere Pläne als realisiert
Wurden diejenigen die ganze
Viertel erschlossen wie etwa
Lichterfelde nicht später trotz
Bester zuvor Absichten in den
Wahnsinn getrieben um dann
Gebrochen in der Psychiatrie
Zu enden weil Berlin so ist wie
Es immer war wie einerseits im
Boom nach dem Sieg gegen
Frankreich von Moltke und Bismarck
Vieles sich rasend entwickelte aber
Mehr noch ewig dauerte oder auch
Scheiterte alles permanent vom
Chor der Nörgler begleitet wurde
Klientelinteressen selbst die beste
Planung irgendwo schlecht reden
Wie beim Humboldt-Forum plötzlich
Die Empörung laut wird über Dinge
Die zuvor in Dahlem keinen störten
Weil jeder irgendwas für sich will
Etwas zu laut um gehört zu werden
Im Chaos dieser Großstadt darum
Viel Lärm um nichts macht was
Wiederum der weite Blick in die
Geschichte uns ganz deutlich zeigt
Der bei der Relativierung des gerade
Wieder Chaos weiter hilft als viele
Details die ewig unvereinbar wären
Die langfristige Planung die noch
Großes wagte von der Kanalisation
Bis zu den innerstädtischen Bahnbögen
Den Bebauungsplänen wie ihrer
Realisierung durch mutige Unternehmer
Die sich ihr Kapital suchen mussten
Was heute nicht anders geschieht
Als in der Gründerzeit nur damals
Weniger ideologisch aufgeladen war
Auch wenn seit Marx der Aberglaube
An das sozialistische Paradies lieber
Alle unternehmerische Freiheit völlig
Beschränkte und Armut verstetigte
Weil Klassenkampf Glaubenssatz war
Zumindest die politische Führung
Berlins früher bürgerlich liberal war
Was weitgehend ausstarb spätestens
Im real existierenden Sozialismus als
Bourgeoisie beschimpft in Berlin auch
Westlich keine Mehrheit mehr hatte
Was der Freiheit nicht wirklich gut tat
Aber zum Berliner Chaos dazugehört
In dem alle irgendwie strampeln um
Gesehen zu werden und jeder glaubt
Die anderen würden es schon machen
Nur diese kleine Ausnahme für sich
Aus den besonderen Umständen
Die sind wie sie sind beansprucht
Was sich historisch so sehr zeigt
Wie gegenwärtiges Chaos erklärt
Auch irgendwie liebenswert ist
Der ganz normale Wahnsinn
Berlin halt

jens tuengerthal 29.2.20

Freitag, 28. Februar 2020

Demokratiekultur

Was macht eine Demokratie
Zu einer staatlichen Kultur
Ist es die bloße Entscheidung
Einer Mehrheit als Rechtsform
Die Massen bewegt und nutzt
Nur um Macht zu legitimieren
Die Eliten anstatt ausüben
Oder ist es völlig umgekehrt
Geht alle Staatsgewalt vom
Volk aus wie es geschrieben
Steht in den Verfassungen
All der Staaten die sich heute
Demokratien nennen egal
Ob repräsentativ oder direkt
Was hätte welchen Wert
Für die Bürger als Verantwortliche
Träger von Staatsgewalt was
Viele bis heute nicht verstehen
Die sich nur regiert und verwaltet
Fühlen vom Staat der ihnen fern ist
Ob das mehr direkte Demokratie
Etwas ändern würde weiß ich nicht
Teilnahme heißt auch Verantwortung
Mehr davon wirkt noch nachhaltiger
Aber ist Menschen ohne jede Bildung
Diese Verantwortung auch zuzutrauen
Überdeckt die durchschnittliche Masse
Die Dummheit zu vieler Idioten genug
Kann auf bloße Masse gebaut werden
Fragt sich wer sieht wie sie Populisten
Zujubeln statt selbständig zu denken
Ist dieses Volk wirklich verlässlich die
Staatsgewalt eines Gemeinwesens
In verantwortlicher Weise zu tragen
Welche Kultur trüge die Demokratie
Ist Kultur nicht immer eher elitär
Passt die Herrschaft der Massen
Die sich auf Rummelplätzen drängt
Wo Volkes wahrer Himmel sein soll
Zu einer Hochkultur oder sind wir
Immer noch die steinzeitlichen Affen
Hat sich nur der Anschein entwickelt
Die Fassade unserer Zivilisation
Mit ihrem demokratischen Mäntelchen
Glauben wir den Gesetzen ist heute
Alles anders und wir verantwortlich
Als mündige aufgeklärte Bürger nur
Wer ist das wirklich im Sinne der
Aufklärung wie Kant sie definierte
Als Befreiung aus der selbstverschuldeten
Unmündigkeit der dem Gewissen allein
Gegenüber verantwortlich handelt
Worauf die Demokratie aufbaut als
System der freien und gleichen Bürger
Was real auch am Einkommen hängt
Das viele nicht mehr sicher haben
Womit ihre Existenz bedroht ist weil
Freiheit und Hunger sich schlecht
Vertragen im gewöhnlichen Alltag
Manche perspektivlos lieber gingen
Statt noch weiter zu fallen als Opfer
Der dafür befreiten Märkte unter dem
Diktat des Überlebens der Fittesten
Was manche für völlig natürlich aber
Andere für unmenschlich asozial halten
Die alle die gleiche Stimme haben nur
Unterschiedlich viele die sie vertreten
Je nachdem wie gut es der Mehrheit geht
Womit die theoretische Gewissensfrage
Der frei und mündig gemutmaßten Bürger
Zu einer des bloßen Wohlstands würde
Was die demokratische Kultur der Freiheit
In eine des Erfolgs am Markt verwandelte
Was häufig der Realität wohl entspricht
Zwischen der und dem Ideal wir täglich
Mehr oder weniger erfolgreich balancieren
Wie es Menschen zu allen Zeiten taten
Was am Ende alles ist was bleibt

jens tuengerthal 28.2.20

Faschismuskeule

Antifaschismusfaschismus
Dürfen gerade Rechte rechtlich
Nicht mehr über Linke sagen
Während diese rechte Führer
Mit Meinungsfreiheit noch so
Nennen dürfen wurde zweimal
Hinter dem einst antifaschistischen
Schutzwall geurteilt womit sich fragt
Wer auf welchem Auge blind ist
Warum ist die Beteiligung der nur
Nominell gewandelten realen Erben
Der einst Diktatur an Regierungen
Kein Problem mit Verweis auf Volkes
Wille wie die nominelle Wandlung der
Realen Erben des totalitären Systems
Aber dürfen Rechte ohne Bezug oder
Erbe aus dem Nationalsozialismus
Als Faschisten bezeichnet werden
Was helfen solche Entscheidungen
Beim gegenseitigen Verständnis wie
Sollen die sogenannten Faschisten
In den Rechtsstaat integriert werden
Der auf dem linken Auge blind ist
Zumindest aus deren Sicht die so
Bestätigt nur wird aber wem nutzt 
Es oder ist der Rechtsstaat doch
Zumindest in der Exekutive noch
Immer näher den Rechten mit denen
Wohl einige Beamte sympathisieren
Was viele Linke bestätigen werden
Die sich als Antifaschisten gejagt
Wie vorab verurteilt schon fühlen
So richten wir über Begriffe statt
Wege für Verständnis zu suchen
Weniger zu polarisieren sondern
Kompromisse miteinander finden
Die Gemeinschaft tragfähig machen
Was dringender nötig scheint als
Urteile die Vorurteile bestätigen

jens tuengerthal 27.2.20

Donnerstag, 27. Februar 2020

Coronasterie

Die unsichtbare Gefahr droht
In Form des Corona-Virus
Macht sie Menschen Angst
Die nicht wissen was kommt
Aber um ihr Leben fürchten
Als bräche die Pest aus die
Menschen im Mittelalter noch
Städteweise dahinraffte was
Die Rückkehr der Hysterie in
Global handelnder Welt auch
Kulturell so spannend macht
Wo weniger Aberglaube an
Göttliche Strafe herrscht nur
Die irrationale Angst vor dem
Tod nicht weniger wurde die
Eingeschränkte Freizügigkeit
Plötzlich mehr Aufmerksamkeit
Auf sich lenkt wobei wir nur
Bemerken können es gibt
Keine wirkliche Entwicklung
Zwar sind die medialen Mittel
Andere als zur Zeit der Pest
Doch die Neigung zur Panik
Hat sich kaum gewandelt
Überlege den Decameron
Oder Montaigne zu lesen
Der seinen besten Freund
An die damals Pest verlor
Die Epidemien noch erlebte
Trotz Trauer vernünftig blieb
Eine Kulturgeschichte quasi
Der Krankheit zu schreiben
Deren literarischer wie realer
Höhepunkt der Zauberberg als
Bericht aus dem Sanatorium in
Davos wie dem Erlebnis der
Damals Seuche Tuberkulose
Die auch Lungenkrankheit war
Gegen die Liegekur in Bergluft
Helfen sollte die so aber vor Ort
Ein europäisches Panorama des
Geistes einer intensiven Zeit vor
Ausbruch des Weltkrieges wurde
In der sich die Hysterie vor mit
Leichtfertigkeit dabei mischte
Mit großer Eleganz uns dabei die
Tödliche Seite der unerträglichen
Leichtigkeit endlichen Seins zeigte
Sichtbar in nur Schatten auf den
Röntgenbildern die Liebespaare
Oder die es andernorts wären
Miteinander austauschen als ein
Konterfei existenzieller Berechtigung
Eigener Anwesenheit auf dem Berg
So führt uns der grassierende Virus
Zu unseren Ängsten wie zugleich als
Spiegel unserer Kultur zurück zu uns
Lohnt sich die Hysterie diesmal als
Existentielle Erfahrung auch kulturell
Weiter gedachter Erfahrung die hilft
Das Leben vernünftiger zu verstehen
Weniger als ängstliches Opfer zu leben
Denn kulturelle Wendepunkte als solche
Zu erkennen und zu gestalten statt
Ängstlich vor Verschwörungen noch
Wegzulaufen als Flüchtling der Phantasie
Ihren kulturellen Kontext zu verstehen
Sie schlicht vernünftig zu gestalten
Womit die scheinbar drohende Gefahr
Zur Chance kultureller Entwicklung wird
Die geistig mehr Potenzial haben könnte
Als hysterische Absperrung vermuten lässt
Die nur den engen Horizont der Populisten
Offenbaren den wir vorher schon ahnten
Womit die kurzzeitige Panik auch hilft
Politisch klarer zu sehen wie fern die
Autoritäre Regime von Lösungen sind
Weil kritischer Geist und Bewusstsein fehlt
Damit könnte sogar die Corona-Hysterie
Zur Aufklärung beitragen was am Ende
Immer das vernünftigste Ergebnis war

jens tuengerthal 27.2.20

Berliner Aufklärung XXIII

Hobrechtig

Berlin hat einen guten Plan
Zumindest architektonisch
Hobrecht hat ihn gemacht
James als Baumeister wie
Bruder Arthur als Bürgermeister
Der letztere setzte die Ideen
Des ersteren konsequent um
Daraus entstanden die Kieze
Als Viertel um Plätze mit viel
Grün auch in der Großstadt
Bunt gemischte Viertel in denen
Alle Klassen um Hinterhöfe
Zusammenleben mit viel Raum
Einer endlich Kanalisation die
Den Gestank von den Straßen
Nahm die Stadt sauberer machte
Unter politischer Führung auch
Von Virchow Epidemien vermied
Berlin wurde lebenswerter bis heute
Grund genug den Brüdern dankbar
Als Berliner Platzbewohner zu sein
Weil sie die Basis sozialer Struktur
Schufen die den Dschungel der
Wilden Großstadt bändigte auch
Im Sinne der Fortschrittspartei
Für deren liberale Ideen damals
Forckenbeck Virchow und Hobrecht
Als Politiker vor Ort kämpfen sie
Ordneten Berlin während Bismarck
Für Wilhelm das Reich erst formte
In wessen Dienst außer dem eigenen
Der ewige Kanzler auch dabei stand
Wuchs zu dieser Zeit erst das Berlin
In der Form die es heute noch hat
Eine Stadt mit grünen Inseln die in
Bezirke unterteilt besiedelt wurde
Auch schon die noch Nachbarorte
Wie Charlottenburg Schöneberg
Oder den Prenzlauer Berg einbezog
Bevor sie viel später eingemeindet
Also weitsichtig war was so selten
Im Berlin der Gegenwart oft ist wo
Erbsenzähler mit bloßen Bilanzen
Mehr planen als Menschen mit
Ideen für das soziale miteinander
Getragen von liberalem Geist eines
Starken Bürgertums das so fehlt
Während Interessenvertreter allein
Kurzsichtig für Klientelinteressen
Kämpfen statt Zukunft zu gestalten
Zeit die bürgerliche Mitte zu stärken
Die so viel großes hier plante

jens tuengerthal 26.2.20

Mittwoch, 26. Februar 2020

Sterbefreiheit

Das Bundesverfassungsgericht hat
Zur Sterbehilfe als Geschäft geurteilt
Die nach § 217 StGB bestraft wird
Das strafrechtliche Verbot ist danach
Verfassungswidrig weil es gegen das
Recht auf selbstbestimmtes Sterben
Was zur Freiheit der Person gehört
Verstoßen würde uns die Möglichkeit
Raubte uns für den Tod zu entscheiden
Dabei geht es nicht um eine aktive
Sterbehilfe bei der andere den Tod
Willentlich herbeiführen sondern
Die Entscheidung gehen zu dürfen
Als Recht im Leben anzuerkennen
Wogegen christliche Kirchen lange
Mit dem Argument der Sünde noch
Kämpften statt das humanistische
Der Freiheit anzuerkennen die uns
Erst zu Menschen macht aber wer
Sich geschöpft sieht negiert auch
Gerne die Freiheit des Lebens
Warum es ein gutes Zeichen ist
Wenn unser oberstes Gericht
Diese Freiheit deutlich verteidigt
Dies ist kein Plädoyer für mehr
Euthanasie die § 216 StGB regelt
Aus schlimmer Erfahrung verbietet
Aber es fordert die Gesellschaft
Zur Diskussion über den Tod auf
Die notwendig ist um endlich einen
Tragfähigen Konsens zu finden
Der auch für die Zukunft taugt
In der nicht die Vertreter des
Organisierten Aberglauben noch
Entscheiden was moralisch ist
Sondern jeder für sich wie es
Dem freiheitlichen Prinzip des
Kategorischen Imperativ entspricht
Was dem Menschenbild unserer
Verfassung zugrunde liegt
Es ist also gut so endlich wieder
Über den Tod nachzudenken
Ihn im Diskurs aus dem Tabu
Was ihn so gerne umgibt zu holen
Gemeinsame Lösungen zu suchen
Die der Freiheit des einzelnen wie
Dem Geist der Demokratie eher
Entsprechen als bisherige Muster
Dabei wird abzuwägen sein zwischen
Freiheit zu Sterben und Schutzpflicht
Des Staates für seine Bürger nach der
Euthanasie in Deutschland verboten ist
Aus auch historischen Gründen was
Wie vieles debattiert werden könnte
Nur nicht mit diesem Urteil was den
Einstieg zur Freiheit erleichtert ohne
Alle gesellschaftlichen Tabus dabei
Auf einmal umwerfen zu wollen und so
Gesehen ist es ein guter Zeitpunkt
Über Tod und Freiheit nachzudenken
Was uns alle irgendwann angeht
Vielleicht können auch erst diejenigen
Die Freiheit wirklich schätzen welche
Dabei auch über ihr Sein entscheiden
Dürfen und können und werden erst
Die Bürger verantwortlich frei handeln
Denen keiner Vorschriften mehr macht
Wann ihr Leben wie enden soll

jens tuengerthal 26.2.20

Buchtaucher

Wie schön ist es wieder
In einen neuen Band der
Kleinen Bibliothek ganz tief
Einzutauchen um wie gerade
Mit Robert Byrons Worten
Bevor es auf die Reise geht
Die ihn zum Berg Athos führt
Durch das ländliche England
Zu wandern wie die üblichen
Spiele der dort Eingeborenen
Von der Jagd im Herbst den er
In allen Farben so gut beschreibt
Auch den grauen Nebel dabei
Nicht vergisst der über vielem
Auch der Stimmung gerne liegt
Über die Bälle im Winter mit dem
Üblichen kleinen Klatsch dort
Den er höflich nur gelegentlich
Ein wenig spöttisch streift um
Das Bild als ganzes zu zeigen
Hin zu den Picknicks im Sommer
Sogar vom großen Andrang zur
Sonnenfinsternis noch berichtet
Dieses Gefühl einer Welt zwischen
Tweed und Rhododendronbüschen
Die dich schon britisch im gefühlten
Duft anweht aus anderer Zeit dann
Weiß ich als Leser wieder wie weit
Gute Bücher tragen können wohin
Keine Reise je führen kann weil
Die schönsten Bilder beim Tee
Auf dem Diwan lesend in meinem
Kopf entstehen jede Realität nur
Etwas gehetzt enttäuschte neben
Den üblichen Unbill des Reisens
Von denen Byron nur plaudernd
Nebenbei berichtet wenn etwa
Sein Fahrer kollabiert oder das
Gepäck kurzzeitig verschwindet
Merke ich als Leser wie wunderbar
Es ist wenn dir die Welt in Büchern
Ohne zeitliche oder reale Grenzen
Als der des Umblätterns zu Füßen
Liegt du sie nach Laune ganz ohne
Zwänge durchstreifen kannst statt
Wie andere gehetzt durch die Welt
Zu laufen ohne dies tiefe Erlebnis
Guter Lektüre wozu auf Reisen
Meist die Muße fehlt die dafür
Durch Reisekrankheiten ersetzt
Das Sein relativ unerträglich macht
Für kurze lichte Momente dabei nur
Lasse die ungeduldigen Menschen
Reisen und lese mit gutem Gewissen
Weil ökologisch gut verträglich
Lieber mehr was andere schrieben
Bin in meinem Kopf unterwegs
Gerade zurückgekehrt aus dem
England der Jahrhundertwende
In das kein Zug nirgendwo fährt
Es in kluger Begleitung erkundet
Bin ich vollkommen zufrieden
Wie ich auf meine Art die Welt
Betrachte beim Tee auf dem Diwan
Solange es genug zu lesen gibt
Muss ich nirgendwo mehr hin
Was mich weiter führt als viele
Reisende sich vorstellen können
Darum bleibe ich Buchtaucher
Jenseits von Raum und Zeit

jens tuengerthal 25.2.20

Dienstag, 25. Februar 2020

Rauchkultur

Rauchen gilt heute als Sucht
Eher verschämt trotzig stehen
Die letzten Raucher in Ecken
Vor Kneipen oder in Kabuffen
Die ausnahmsweise gestatten
Dem medizinisch verpönten
Laster gemeinsam zu frönen
Sich sein Leben zu verkürzen
Die Potenz zu schwächen wie
Bald blind zu werden wie uns
Bilder auf den Packungen laut
EU-Abschreckungsnorm heute
Verkünden mit pädagogischen
Effekt wie die Steuerempfänger
Der politischen Kaste vorgeben
Noch hoffen zu dürfen auch wenn
Das Verhalten so unaufgeklärt
Wie schlicht durchsichtig ist
Darum sei an dieser Stelle an
Die Rauchkultur erinnert die
Der Welt der Gesundheitsapostel
Völlig lustfrei verloren geht für ein
Also lustlos verlängertes Leben
Was ähnlich wertvoll im Ergebnis
Sein wird wie Diätnahrung von der
Auch nur die Hersteller profitieren
Während permanent frustrierte
Kunden ständig neuen Ersatz suchen
Was als Leben anstatt eher mehr
Mitleid erregt als Befriedigung bringt
Besser wir fürchteten mehr die
Diktatur der Weißkittel über die Freiheit
Statt gesund leben zu wollen
Denke ich dabei als zugleich
Opfer und Täter aber doch
Relativ freier im Gedenken
An eine sterbende Kultur

jens tuengerthal 25.2.20

Berliner Aufklärung XXII


Verkehrte Welt

Berlin verkehrt gerne im Kreis
Zumindest seit der Ringbahn die
Sehr weitsichtig ausnahmsweise
Was in Berlin der Erwähnung wert
Wo mancher Verkehr sich verzögert
Sogar der aus dem Himmel über
Schon im dritten Viertel des langen
19. Jahrhunderts geplant wurde
Die da noch Vororte mit einschloss
Bis heute entscheidend wichtig ist
Zuvor gab es nur Kutschen wie die
Von Simon Kremser des Trägers
Des Eisernen Kreuzes der Gäste
Vor den Toren mit langen Kutschen
Die nach ihm Kremser genannt
In die umliegenden Dörfer fuhr wo
Berliner Zimmermädchen in Schöneberg
Polka wie wild tanzten oder Familien
In Charlottenburg gediegen flanierten
Später auch im ärmeren Norden die
Arbeiter gen Pankow fuhr wie Bolle
Jüngst zu Pfingsten zum Amüsement
Was bald Volkslied dann wurde wie
Das sich amüsieren auch noch am
Gesundbrunnen oder in der Hasenheide
Programm für viele wurde wohin sie
Erst mit Kremsern später auch mit der
Ringbahn fahren konnten die erst
Für den Truppen und Warentransport
Eher als zum Vergnügen gedacht war
Wie vieles was Berliner für sich nutzten
Der Verkehr in Berlin nahm so rasend
Zu wie die Zahl der Einwohner auch
Die sich in wenigen Jahren vervielfachte
Flotter Verkehr der immer läuft wurde
Berliner Markenzeichen auf Gleisen
Wie in Bussen heute noch durch BVG
Und S-Bahn betrieben aber auch noch
In Betten wie mehr oder weniger sonst
Horizontal der einzig aufrechten Lage
Was wir seit dem Zauberberg wissen
Ging es flott wie unverbindlich stets zu
Woran sich durch die Zeiten wenig nur
Änderte auch wenn es manche verwirrte
Die wachsende Zahl der Einwohner hier
Führte zu stetem Gedränge in allen
Öffentlichen Verkehrsmitteln wobei die
Flotte Haltung zum Verkehr noch die Zahl
Der Einwohner rasanter wachsen ließ
Was also nicht nur an der Berliner Luft
Lag wie Zugereiste gerne vermuten
Die wenig von den Regeln im Verkehr
In Berlin verstanden haben wo alles geht
Selbst Huren die sich frigide noch geben
Verglichen mit den Verkehrsteilnehmern
Aller Art oder Lage wie es eben der
Großstadt als verkehrsreichem Ort
Entspricht was auch immer wieder zu
Ungewollten Zusammenstößen führt
Die in der Masse verschwindend zu
Weniger Drama werden als erwartbar
So passiert in Berlin ständig was
Auch und gerade im Verkehr doch
Gilt dabei lächeln und weitergehen
Als gute Berliner Devise um gelassen
Durch Leben und Tag zu kommen
Nichts in der Stadt zu ernst zu nehmen
Außer die Kunst der Empörung die aber
Kein anderer mehr ernst nehmen wird
Weil aller Verkehr im Fluss stets ist

jens tuengerthal 25.2.20

Montag, 24. Februar 2020

Liebesrisiko

Liebesglück ist das schönste
Was im Leben passieren kann
Scheint es uns verliebt jedoch
Lehrt uns die Erfahrung es gibt
Keinerlei Sicherheit dabei auch
Wenn die Verletzungsgefahr in
Herzens Dingen extrem hoch ist
Das Risiko schnell tödlich wird
Außer wir nehmen die Liebe
Lieber nicht zu ernst was sich
Aber dem Gefühl nach total
Verbietet schließlich ist Gefühl
Eine ernste Angelegenheit die
Im besten Fall lebenslänglich
Bedeuten kann wenn auch viel
Seltener als verliebt versprochen
So balancieren die Liebenden
Besonders in der Findungsphase
Mit der unerträglichen Leichtigkeit
Der irgendwie Ungewissheit ohne
Zu wissen wohin oder doppelten
Boden zumindest zur Sicherheit
Wollen uns um cool zu wirken
Natürlich nicht dabei anseilen
Gehen auf volles Risiko in der
Hoffnung so attraktiv zu wirken
Aber wollen uns zugleich nichts
Vergeben interessant zu bleiben
Was schon sehr deutlich zeigt
Die ganze Liebe ist hoch riskant
Ziemlich unvernünftig noch dazu
Was keiner bestreiten wird der
Von tiefen Gefühlen schwärmt
Warum das Risiko zu scheitern
Dabei relativ hoch ist wir es lieber
Vernünftig und ruhig angingen
Wäre das nicht immer konträr
Zur gleichzeitig geforderten echten
Verliebtheit die meist blöde macht
So weiß ich bis heute noch keine
Vernünftige Lösung denke aber
Übung hilft immer weiter mindert
Nur das Risiko nicht wirklich aber
Relativiert alles irgendwie doch
Was der Liebe etwas Zauber nimmt
Aber das Risiko überschaubar macht
Solange wir noch merken wann wir
Nicht mehr relativieren dürfen könnte
Dies der Königsweg der Liebe sein
Aber was weiß ich schon davon
Unvernünftig wie ich liebend bin
Also enthalte ich mich lieber dazu
Hoffe es geht vielleicht einmal gut
Als liebender Dichter ein Narr stets

jens tuengerthal 24.2.20

Jägermoral

Was ist vom Jagen zu halten
Moralisch und überhaupt noch
Kann der Kult ernst genommen
Oder ist er nur einfach peinlich
Übriggeblieben aus anderer Zeit
Ökologisch äußerst fragwürdig
Mittelalterlich oder steinzeitlich
Als Hobby für Menschen mit
Moralischer Störung gegenüber
Anderen Lebewesen deren Tod
Ihnen als Hobby nur dient das
Mit Gebläse noch gefeiert wie
Alkohol heruntergespült wird
Wenn die feigen Kerle aus dem
Sicheren Versteck wehrloses Wild
Erfolgreich abknallten als sei
Damit für irgendwen etwas
Gewonnen als die atavistische
Befriedigung beim Essen danach
Sicher schmeckt Wild viel besser
Als Tiere aus Massentierhaltung
Doch die alte Lüge der Hege durch
Jagd ist sachlich schlicht falsch
Den peinlichen Kult aufzugeben
Alle Treibjagden verbieten wäre
Ein vernünftig kritisches Denken
Davon ist bei denen die so gern
Ihre massiven Körper unter den
Zarten Trophäen voriger Jagden
Präsentieren wenig zu spüren
Das Brauchtum wird Selbstzweck
Der sich verselbständigt hat was
Kritische Fragen gern unterbindet
Wie in totalitären Regimen üblich
Warum Unterscheidung nötig wäre
Wessen wir bedürfen um damit den
Natürlichen Kreislauf im Wald der
Ursprünglich ohne Jagd gut lebte
Heute aber ein ganz anderer ist
Noch brauchen was nur Brauchtum
Aus anderen Zeiten heute also
Überflüssig auf Kosten der Tiere ist
Wie Menschen mit alten Sitten heute
Leben können ohne damit zu schaden
Was ein tauglicher Kompromiss wäre
Der niemandem schadet aber auch
Freiheit im Umgang mit Tradition
Respektvoll erhält statt nur blind
Aufeinander einzuschlagen was
Nie positive Ergebnisse bringt
Dazu nach neuester Forschung alles
Auf den Prüfstand zu stellen könnte
Weiterführen als bloße Empörung
Über ein fragwürdiges Hobby womit
Am Ende allen gedient sein könnte
Wenn die zuständigen Stellen ohne
Persönliche Interessen umsetzen
Was wissenschaftlich geboten ist
Dazu bietet der Rechtsstaat das
Taugliche Werkzeug was wir besser
Nutzten statt schnell zu urteilen
Ein moralisches Urteil fällen für
Jagd oder nicht der Zukunft
Wie es meistens besser ist erstmal
Abstand zu wählen um hinterher
Ein abgewogenes Ergebnis zu finden
Dann erledigt sich vieles friedlicher
Als im Kampf der Meinungen

jens tuengerthal 24.2.20

Berliner Aufklärung XXI

Stadtordnung

Wie wurde Berlin von der bloß
Preußischen Residenz zur dann
Modernen Metropole ihrer Zeit
War es der Verdienst einzelner
Oder natürliche Entwicklung als
Hauptstadt eines vielfältigen Reichs
Was im Osten an Russland grenzte
Westlich französischer wurde
Im Süden fast zum Mittelmeer
Nördlich an Skandinavien stieß
Die Mitte bildete aber von allem
Etwas war reaktionäre Provinz
Mit mittelalterlichen Sitten auch
In denen Duelle die Fragen der
Ehre zwischen Männern entschieden
Wie jenes an dem Hinkeldey starb
Der langjährige Polizeipräsident
Der die Stadt weit vorwärts brachte
Mit den Anordnungen zur Beleuchtung
Wie für Brunnen und Abwässer
Entschieden für Ordnung sorgte auch
Mithilfe der neuen Litfasssäule die als
Einzig zulässiger Ort für öffentliche
Bekanntmachungen in Berlin galten
Wofür Herr Litfass zu bezahlen war
Was die Stadt ordentlich sauber hielt
Eine indirekte Zensur so erreichte
Woran sich beide Seiten bereicherten
Ähnlich wurde auch die Organisation
Von Abwasser wie die Gasbeleuchtung
Zum lukrativen Geschäft an dem viele
Verdienten auch die nach 1871 noch
Selbstbewusstere neue Hauptstadt
Des zweiten deutschen Reiches was
Anders als das folgende sogenannte
Tausendjährige mit seinen 12 Jahren
Es mit 47 immerhin fast auf ein dann
Halbes Jahrhundert der Herrschaft von
Preußen über Deutschland brachte
Aber 1871 als diese Zeit unter dem
Neuen Kaiser Wilhelm I. begann das
Bismarck und Moltke dabei formten
War Hinkeldey schon 15 Jahre den
Verletzungen infolge des Duells
Erlegen was viele erschütterte
So auch den inzwischen geläuterten
Kronprinzen Wilhelm der für seinen
Bruder nach dessen Schlaganfall ab
1861 die Regentschaft übernahm
Neuer preußischer König bis zu seinem
Tod 1888 wurde Berlin als Hauptstadt
In eine andere Zeit führte die bis zum
Ende des langen 19. Jahrhunderts mit
Dem Jahr 1918 führte und dem also
Untergang der Kaiserzeit für die dann
Demokratie in einer Republik die auch
Westlich wie östlich unterschiedlich lang
Brauchte zur Reifung mit 12 und 66 Jahren
Noch heute fortwirkt wie zur Zeit von
Hinkeldey noch mittelalterliche Ideen
Von Ehre und Ritterstolz romantisch
Verklärt für manch kluge Köpfe halt
Tödlich endeten wie wir es länger noch
Auf dem Balkan oder bei schlichten
Gemütern am kriminellen Rand finden
Es Studentenverbindungen noch bis in
Die Gegenwart lächerlich praktizieren
Doch die Teilnahme des Kronprinzen
Den die Berliner den Kartätschenprinz
Nannten an der Beerdigung des vorher
Polizeipräsidenten Hinkeldey 1856 war
Ein Zeichen an die Berliner Bürger wie
Gegen den stolzen ostelbischen Adel
Dessen Knaben das Duell provozierten
Auch wenn Wilhelm mit Otto Bismarck
Einen genialen Vertreter dieser Gruppe
Zum Ministerpräsidenten von Preußen
Wie ab 1871 zum Reichskanzler machte
Aber über dieses Reich wird noch separat
Genug aus Berlins Geschichte erzählt
Hier war es Hinkeldey zuerst der half
Berlin als Großstadt urban zu machen
Diesem Opfer falschen Adelsstolzes 
Sein diese Verse gewidmet was schon
Fast so pathetisch klingt wie der Unsinn
Vom Duell aus einer anderen Zeit was
Thomas Mann im Zauberberg so
Wunderbar kritisch persifliert

jens tuengerthal 24.2.20

Gelassenheitsübung

Sind Katastrophen
Gelassenheitsübungen
Braucht es kein Ende

Ist alles Chaos
Ausdruck freierer Natur
Bliebe viel möglich

Ordnungshalber bleibt
Gelassenheit als Übung
Teil meines Chaos

jens tuengerthal 24.2.20

Wahlhamburger

Hamburg hat gewählt
Gut gemacht denke ich noch
Bei dem Ergebnis

Manche wählen auch
Hamburger statt zu Essen
Nicht immer besser

jens tuengerthal 23.2.20

Berliner Aufklärung XX

Märzrevolutiönchen

Am 18. März gab der König
Vor der Menge am Schloss
Die Beschlüsse bekannt die
Viele Forderungen erfüllten
Für welche die Menge lange
In Petitionen protestiert hatte
Zwar verstand kaum einer was
Friedrich Wilhelm bekannt gab
Doch wurde die Neuigkeit auch
Sogleich mit Flugblättern wie
Extraausgaben bekannt gemacht
Es hätte alles gut sein können
Dann fielen irgendwo Schüsse
Ohne das jemand verletzt wurde
Aber es genügte die Unruhen
Beginnen zu lassen weil sich
Die Bürger an die Opfer erinnerten
Welche die letzten Schüsse am
Brandenburger Tor forderten
Als die Soldaten auf die dort
Aus den Zelten im Tiergarten
Zurückkehrende Menge schoss
Sofort wurden Barrikaden errichtet
Die erste in der Breiten Straße
Weitere etwa am Alex folgten
Auf letzterer gegenüber dem
Heute Alexa lag damals direkt
Neben der Apotheke in welcher
Der junge Dichter als Apotheker
Arbeitete Theodor Fontane der
Mit engagiert war sich vor allem
Aber auf Wandzeitungen hervortat
Was er später lieber herunterspielte
Als guter preußischer Autor auch
Der konservativen Kreuzzeitung
Am anderen Ende der Stadt stand
Nahe der Charité noch Virchow
Auf der dort Barrikade für die
Freiheit oder was auch immer
Sich die Revolutionäre wünschten
Zu kämpfen warum er nach dem
Kurzen Aufstand nach Erlangen
Verschwand bis Berlin ihn dann
Deutlich besser bezahlt heim holte
Es gäbe noch einige Berliner
Zu nennen auch unter den
Opfern der Kämpfe deren Zahl
Von früher 150 auf heute 270 stieg
Wie mit dem Widerstand richtig
Umzugehen sei war strittig
Zwischen der eher reaktionären
Kamarilla um den König zu der
Auch des Königs Bruder Wilhelm
Zählte der damals Kronprinz des 
Kinderlosen Königs was diesem
In Berlin den Namen Kartätschenprinz
Brachte da er schnell schießen wollte
Wie auch der Kommandant der Garde
General Prittwitz Berlin belagern wie
Mit Kanonen beschießen vorschlug
Was der wie immer zögerliche König
Lieber ablehnte um zunächst 
Einen Kompromiss zu schließen
Der auch eine Bürgerwehr zusagte
Die für Ordnung sorgen sollte
Sowie barhäuptig den Opfern des
Kurzen Bürgerkrieg seine Referenz
Erwies sich also zu beugen schien
Was die aufgebracht trotzigen Berliner
Zunächst befriedete weiteres stoppte
Auch wenn das Niederschießen etwa
Der Arbeiter von Borsig noch vor dem
Oranienburger Tor genug Grund für
Weitere Empörung gegeben hätte
Bei dem viele der Haubitze zum
Opfer fielen aber die Lage in Berlin
Entspannte sich mit der Zeit mehr
Bürgerwehr und Parlament in der
Singakademie sorgten für Ordnung
Auch wenn diese den Sturm auf das
Zeughaus Unter den Linden im Juni
Des Jahres 1848 bei dem wütende
Demonstranten Waffen aber keine
Munition erbeuteten womit die Tat
Für viel Aufruhr sorgte aber folgenlos
Im weiteren Verlauf des Jahres blieb
Wie überhaupt die Institutionalisierung
Der Politik sie von der Straße holte
Den radikalen Umsturz verhinderte
Den das Volk am 18. März noch
Ohne es zu ahnen in der Hand hatte
Womit die Geschichte eine andere
Auch in Preußen geworden wäre
Insofern ähnelten die Ereignisse
Von 1848 denen von 1989 auch
Die Revolution versandete in den
Nötigen Akten der Verwaltung
Einer wachsenden Großstadt
So war es nur noch eine Formalie
Als der Graf von Brandenburg als
Kommandant der Stadt Berlin am
9. November das Parlament in der
Singakademie zum Umzug nach
Brandenburg aufforderte worauf
Am nächsten Tag die Truppen
Unter General Wrangel mit 13.000
Mann in die Stadt einzogen um
Dort den Belagerungszustand
Auszurufen womit sogleich die
Waffen der Bürgerwehr wie sonst
Zirkulierende Bewaffnung auch
Eingesammelt die Institutionen
Der Revolution wieder aufgelöst
Das Jahr 1848 mit seinen teils
Großen Chancen auf Veränderung
Endete mit der Rückkehr des vorigen
Auch etwa aus der Paulskirche
Die Friedrich Wilhelm noch die
Kaiserkrone antrug die dieser
Ablehnte da sie mit dem Sudelgeruch
Der Revolution behaftet sei
Ein gewählter Kaiser weniger
Von Gottes Gnaden käme
Was angesichts deutscher Geschichte
Schlicht Unsinn war aber dem Geist
Auch eines Otto Bismarck entsprach
Der Ende des Jahres 1848 in den
Konservativen Kreisen um Wilhelm
Zu seiner politischen Rolle fand
Die er bis Ende des Jahrhunderts
Folgenreich noch füllen sollte
Während Fontane sich noch bei
Den Ordensschwestern im 2 Jahre
Zuvor gegründeten katholischen
St. Hedwigs Krankenhaus versteckte
Was damals in der Spandauer Vorstadt
Lag wie der heute Teil von Mitte hieß
Verdingte sich der Dichter Preußens
In dem katholischenHaus das auch
Verletzte Revolutionäre aufnahm als
Apotheker obwohl Hugenotte nach
Seiner familiären Abstammung
Dagegen erst einen Tag nach den
Ereignissen vom 18. März kehrte
Der Maler Menzel aus Hamburg
Nach Berlin zurück um sogleich
Die am Gendarmenmarkt noch
Aufgebahrten Opfer zu malen
Die sodann im Friedrichshain
Beerdigt wurden wo heute leider
Hauptsächlich die Linke noch das
Gedenken zelebriert als seien die
Erben der SED Repräsentanten
Deutscher Demokratiegeschichte
Aber so wenig die Revolution an
Folgen in Berlin bewirkte außer
Der Benennung des Platzes vorm
Brandenburger Tor in Erinnerung
An den 18. März 1848 so wenig
Gibt es ein kritisches Bürgertum
Was sich dieser Dinge annähme
Wichtiger auch als die Toten je
Wird die Verteidigung der Demokratie
Gegen ihre Feinde nötig sein ob sie
Von links oder rechts kommen
Kann dabei dahinstehen so begann
Der erste Versuch von Demokratie
Bald wie er auch endete mit der
Steten Bewältigung des Chaos
Im unübersichtlichen Berlin
Übern das vieles vergessen wird
Weil es ja weitergehen muss

jens tuengerthal 23.2.20

Sonntag, 23. Februar 2020

Liebeswerte

Was ist die große Liebe wert
Ist der Grad der Zuneigung
In exakten Zahlen messbar
Kann er berechnet oder auch
Im Falle des Verlustes was ja
Gelegentlich vorkommen soll
Trotz voriger Erklärung ihrer
Absoluten Unsterblichkeit die
Im Leben ja meist relativ ist
An beschränkte Existenz stets
Gebunden die endlich bleibt
Als Schaden gefordert werden
So fragt sich wohl mancher
Hinterher ob es sich gelohnt hat
Was die Frage stellt woran wir
Den Lohn der Liebe messen
Was noch angemessen ist
Wo Lohndumping anfängt
Wie wir Ergebnisse bewerten
Ob Gefühl bezahlt werden kann
Gibt es für schmerzvolle Verluste
Zumindest einen Schadensersatz
Was natürlich völlig absurd scheint
Wer sollte dazu verpflichtet werden
Als diejenigen die vorher geliebt
Doch gibt es dafür keine Versicherung
Die beim Liebesverlust einspringt
Gefühle sind uns am wertvollsten
Wir riskieren schnell alles für sie
Geben unser Leben dafür auf
Aber ohne eine Chance auf Ersatz
Gehen sie uns einfach verloren
Als sei nie etwas gewesen nur
Manchmal bleiben sie ungefragt
Was große Schäden verursacht
Aber kaum einen mehr kümmert
Als die so Geschädigten warum
Sie sich besser im Vergessen üben
Um glücklich weiterzuleben denn
Was nicht ersetzt wird ist nichts wert
Verlorene Liebe kommt nie wieder
Da lohnt es mehr zu genießen
Was ist und zu ersetzen was 
Keiner versichern würde sonst
Bleiben wir auf dem Schaden
Sitzen den wir uns nur selbst
Ersetzen können

jens tuengerthal 22.2.20