Samstag, 29. Februar 2020

Berliner Aufklärung XXIV

Bauberlin

Bei Baustellen in Berlin denkt
Heute jeder an den Flughafen
Der nie fertig wird dafür aber
Immer teurer in gegenseitiger
Deantwortung unvollendet ist
Außer als Beweis für Chaos
Einer unfähigen Verwaltung
Zu nichts wirklich taugt
Was aber auch zu kurz greift
Denn ob es an Berlin hängt
Dem Bund oder Brandenburg
Ist bis heute völlig unklar nur
Das Zusammenwirken scheint
Schwieriger als gedacht wie
Die gerichtsweise verordnete
Ausschließlichkeit nach der es
Nur einen Flughafen geben darf
Das Chaos zusätzlich förderte
Es wirken viele gegensätzliche
Interessen dabei zusammen die
Keine Vernunft vereinen kann
Irgendwer wird immer meckern
Aus rein persönlichem Interesse
Jede Entwicklung noch verzögern
Was für egal welchen Anfang
Eine permanente Frustration ist
Doch war es jemals anders hier
Sind nicht große Baumeister meist
An kurzsichtiger Verwaltung noch
Gescheitert auch Schinkel hatte
Viel größere Pläne als realisiert
Wurden diejenigen die ganze
Viertel erschlossen wie etwa
Lichterfelde nicht später trotz
Bester zuvor Absichten in den
Wahnsinn getrieben um dann
Gebrochen in der Psychiatrie
Zu enden weil Berlin so ist wie
Es immer war wie einerseits im
Boom nach dem Sieg gegen
Frankreich von Moltke und Bismarck
Vieles sich rasend entwickelte aber
Mehr noch ewig dauerte oder auch
Scheiterte alles permanent vom
Chor der Nörgler begleitet wurde
Klientelinteressen selbst die beste
Planung irgendwo schlecht reden
Wie beim Humboldt-Forum plötzlich
Die Empörung laut wird über Dinge
Die zuvor in Dahlem keinen störten
Weil jeder irgendwas für sich will
Etwas zu laut um gehört zu werden
Im Chaos dieser Großstadt darum
Viel Lärm um nichts macht was
Wiederum der weite Blick in die
Geschichte uns ganz deutlich zeigt
Der bei der Relativierung des gerade
Wieder Chaos weiter hilft als viele
Details die ewig unvereinbar wären
Die langfristige Planung die noch
Großes wagte von der Kanalisation
Bis zu den innerstädtischen Bahnbögen
Den Bebauungsplänen wie ihrer
Realisierung durch mutige Unternehmer
Die sich ihr Kapital suchen mussten
Was heute nicht anders geschieht
Als in der Gründerzeit nur damals
Weniger ideologisch aufgeladen war
Auch wenn seit Marx der Aberglaube
An das sozialistische Paradies lieber
Alle unternehmerische Freiheit völlig
Beschränkte und Armut verstetigte
Weil Klassenkampf Glaubenssatz war
Zumindest die politische Führung
Berlins früher bürgerlich liberal war
Was weitgehend ausstarb spätestens
Im real existierenden Sozialismus als
Bourgeoisie beschimpft in Berlin auch
Westlich keine Mehrheit mehr hatte
Was der Freiheit nicht wirklich gut tat
Aber zum Berliner Chaos dazugehört
In dem alle irgendwie strampeln um
Gesehen zu werden und jeder glaubt
Die anderen würden es schon machen
Nur diese kleine Ausnahme für sich
Aus den besonderen Umständen
Die sind wie sie sind beansprucht
Was sich historisch so sehr zeigt
Wie gegenwärtiges Chaos erklärt
Auch irgendwie liebenswert ist
Der ganz normale Wahnsinn
Berlin halt

jens tuengerthal 29.2.20

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