Donnerstag, 13. September 2018

Ruhmeswahn

Ruhm und Ehre erstreben viele
Ihn erreichen tatsächlich wenige
Wie hängt die Ehre am Ruhm
Was braucht es wirklich dazu

Wer mehr nach Ruhm strebt
Als der Sache willen handelt
Hat ihn damit schon verloren
Feiert nur seine Eitelkeit noch

Montaigne betrachtet zum Ruhm
Streng kritisch alle Lehrmeister
Die er zwischen den Zeilen doch
Verspottet mit eigenen Worten

Was soll Ehre überhaupt sein
Wem nutzt sie am Ende wirklich
Wer nutzt sie für seine Zwecke
Ist sie mehr als nur Eitelkeit

Wer sich um den Ruhm kümmert
Erhöht die Chancen ihn zu erlangen
Obwohl das Kümmern ruhmlos ist
Belohnt die Welt dies Streben doch

Größe zeigt nur wer den Ruhm
Gering schätzt statt sich für ihn
Jemals auf etwas einzulassen
Was seine Ehrenpflicht wäre

Verdient nun mehr an Ehre wer
Seine Pflicht getreulich verfolgt
Oder wer es ohne Zwang tut
Wem Ruhm ganz gleichgültig

Was wissen wir schon heute
Von einst rühmlichen Taten
Der Antike die längst alle
Im ewigen Vergessen verloren

So fragt sich Montaigne was
Vom Ruhm und Unglück seiner
Zeit die Zukunft wissen wird
Was in Erinnerung uns bleibt

Ist es nicht nur zufällig wer
Erinnert und gerühmt wird
Wen wir dagegen vergessen
Auch wenn viel mutiger einst

Die ruhmvollsten Taten werden
Von keinem gesehen geschehen
Im Stillen ganz für sich ohne alles
Heldentum der Beteiligten danach

Ehrenvoll nannte der alte Moltke einst
Preußens erfolgreichster Feldmarschall
Viel leisten wenig in Erscheinung treten
Mehr Sein als Schein mochte der den sie
Den großen Schweiger noch nannten

Ähnlich ist der Ehrbegriff Montaignes
Der meint wer auf seinen Ruhm nur
In der Schlacht schaue überlebe wohl
Sicherer aber wäre nie dabei gewesen

Die Ehre zu verteidigen scheint ihm
Immer häufiger fragwürdig auch wenn
Es für Adelige der Renaissance noch
Typisch und standesgemäß wäre

Schildert er die lauten Gewinner
Gegenüber den stillen Helden merkt
Jeder wo Michels Sympathien liegen
Der Eitelkeit nicht ruhmreich findet

Betrachte ich Montaignes Worte heute
Im gern lauten Medienzeitalter fragt sich
Wie stillen Helden mehr Raum dort
Gegeben werden könnte für die Moral

Doch fragt sich ob Menschen mit Ehre
Die allen Ruhm verdienten jemals noch
Für uneitles Tun gerühmt werden wollen
Oder lieber im Geheimen weiter bleiben

Es zählt auch für Montaigne allein unser
Gewissen bei jeder unserer Handlungen
So nahm er schon Kants Imperativ voraus
Warum der Ruhm ihm nur Fassade ist

Ruhm ist durch hervorragene Leistung
Erworbenes öffentliches Ansehen was
Am Zufall willkürlicher Mehrheiten hängt
Also eigentlich eher nichts wert ist

Gleiches gilt auch für die Ehre die bloß
Ansehen aufgrund offenbaren oder doch
Vorausgesetzten sittlichen Wertes ist also
Eine gesellschaftliche Äußerlichkeit nur

Vergessen wir Ruhm und Ehre besser
Leben wir freier nach dem Gewissen was
Uns wo gut zu ruhmvolleren Tun bringt als
Die Taten derer die Ruhm und Ehre suchen

jens tuengerthal 13.09.2018

Mittwoch, 12. September 2018

Luststeigerung

Steigert Schwierigkeit
Unser Verlangen eher
Als Verfügbarkeit

Kein Gut macht Freude
Dessen Verlust wir fürchten
Statt zu genießen

Wer um sein Leben
Sich fürchtet es nie genießt
Aus Angst vor Verlust

Andererseits gilt
Nur was wir ganz begehren kann
Erfüllung schenken

Überdruß aber
Verliert allen Reiz schneller
Als Lust ihn stillte

In Sparta etwa
Begatten sich die Gatten
Allein verborgen

Züchtig über Lust
Sprechen wie schamhaft zu tun
Weckt die Leidenschaft

Schmerz bei der Wollust
Steigert die Leidenschaft noch
Bis zum dann Wahnsinn

Kratzen und Beißen
Oder Versöhnungssex wild
Dabei der Gipfel

Schwerer Zugang erst
Gibt den Dingen ihren Wert
Leichter ist reizlos

Begierde will stets
Wozu ihr Zugriff fehlte
Der dem Nichts nachläuft

Verbot macht lüstern
Völlige Verfügbarkeit
Zeigt Geringschätzung

Unnahbare Frau
Wirkt kostbarer statt nur prüde
Willig schreckt uns ab

Kleidung verdeckt uns
Reizvollste Stellen lieber
Um mehr anzulocken

Nackte Mösen sind
Am Strand betrachtet eher
Medizinisch nur

Frauen die fliehen
Wollen genommen werden
Sagt Montaigne noch

Kleider als Festung
Sind bloße Verführung die
Langsam fallen soll

Jungfrauenkult ist
Gipfel prüder Erotik
Völlig Ahnungslos

Männer halten gern
Sich für Eroberer der
Widerspenstigen

Ehen gelten als
Unauflösbar sind aber
Bedrohter als frei

Liebe erkaltet
Wo immer erlaubt aber
Brennt wo sie geraubt

Harte Strafen sind
Anstachelung für Laster
Wissen die Alten

Strafe bewirkt nur
Bessere Verstecke nicht
Erwischt zu werden

Keine Gemeinschaft
Wurde durch Strafen besser
Nur durch Gewissen

Ohne Sicherung
Weniger gefährdet sein
Einfach vernünftig

Gegen Unvernunft
Religiöser Kriege hilft
Allein mehr Vernunft

Wer kämpft verliert
Gewinner werden immer
Allein friedliche Geister

Spannend wäre wie
Montaigne heute wirkte
Auf #metoo Frauen

Einfach nehmen ist
Für Frau Vergewaltigung
Nein heißt heute nein

Entspricht das Natur
Oder unterdrückt es sie
Im Geschlechterkampf

Wo bleibt da die Lust
Neben Emanzipation
Eher erledigt

Vielleicht gilt heute
Lust ohne Überwindung
Als emanzipiert

Wo aber dabei
Unsere Natur bleibt ist
Wie immer fraglich

Habe selbst keine
Ahnung meine Frau suchte
Sich mich einfach aus

Gab sich dann schüchtern
Sich verführen zu lassen
Erreichte alles

Habe nie eine
Mehr geliebt als meine Frau
Die mich verführte

So ist Montaigne
Gleichzeitig widerlegt und
Belegt in einer

Lust hat kein Geschlecht
Aber viele Formen die
Schönste Wege sucht

jens tuengerthal 12.09.2018

Dienstag, 11. September 2018

Maaßhalten

Maßhalten wird vieldeutig
Was Bayern literweise tun
Ist Verfassungsschützern recht
Maaßen zumindest wollte wohl
Mehr oder weniger maßvoll
Sich äußern als er relativierte
Um radikale Wogen zu glätten
Nach massenhaftem Protest erst
Bemerkte er das verlorene Maß
Relativierte rückwärtig alle Worte
Als nur maßvoll doch gemeint
Weil Maaßen weder wusste was er
Wider besseres Wissen behauptete
Um maßvoll Spaltung zu verhindern
Stärkte er maßlos die Spalter rechts
Führte das Kanzleramt massiv vor
Da maßvoll sein in Zeiten der
Radikalisierung alles Maß schneller
Zu verlieren scheint als vernünftig
Warum Maaßen wohl kaum noch
Sehr lange zu halten sein wird
Was immer Maaßen nun mäßigend
Wirklich wollte sagte oder tat

jens tuengerthal 11.09.2018

Ungewissheiten

Einzig, dass nichts gewiss ist, ist gewiss und dass es nichts erbärmlicheres gibt als den Menschen und dabei nichts Hochmütigeres.
[Plinius]

Kann es Gewissheit
Geben oder ist diese
Stets contra dictio

Ein Gleichgewicht ist
Im Inneren undenkbar
Zumindest total

Stets überwiegt eins
Auch eher wenig genügt
Uns zur Entscheidung

Ungewissheit macht
Uns ebenso verrückt wie
Keine Entscheidung

Stets die Wahl haben
Dabei entschieden wirken
Wirkt überzeugend

Seltsam Paradox
Wirken Ungewissheiten
Auf Entscheidungen

Damit umgehen
Heißt täglich leben lernen
Ohne Sicherheit

jens tuengerthal 11.09.2018

Montag, 10. September 2018

Todessicht

Viele fürchten ihn
Dabei bleibt danach nichts mehr
Übrig zu fürchten

Sterben dagegen
Fällt vielen eher schwerer
Zumindest praktisch

Trotz aller Planung
Verkehren sich Ansichten
Noch währenddessen

Mancher wird gläubig
Andere klammern ängstlich
Sich an ihr Überleben

Ist Sterben planbar
Oder unkalkulierbar
Gegen jeden Plan

Hilft vorher fragen
Oder glauben statt wissen
Um sicher zu sein

Gestorben ist es
Alles egal weil dann nichts
Von uns übrig ist

Gelassen bleiben
Lebens immer höchstes Ziel
Hilft nur äußerlich

Sich vor dem Nichts nie
Fürchten scheint vernünftiger
Nur wann sind wir es

jens tuengerthal 10.09.2018

MAXIMA MORALIA

Adornos minima moralia erzeugte
Jeden Tag mehr Widerwillen in mir
Weitergelesen mit Mitleid aus noch
Historischem Interesse vielleicht

Ist Gefühl dabei je eine gute Basis
Zur Beurteilung existentieller Fragen
Was bleibt uns sonst auf der Suche
Nach möglichst großem Glück übrig

Wonach strebt der Mensch überhaupt
Wohin führt die Beurteilung des Einzelnen
Als soziales Wesen statt als Individuum
Also immer im Kontext statt für sich

Die Kritische Theorie der Frankfurter
Machte Schule als moralisches Ideal
Indem sie mit Marx und Hegel im Kopf
Die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft
Ver- und abschließend beurteilte

Die Inbezugnahme der Heilsbringer dabei
Freud eingeschlossen gab der dialektischen
Aufklärung immer etwas auch sektenhaftes
Was viele unkritisch depressiv übersahen

Vom totalitären Denken eines Marx der
Mit seinem kastrierten Materialismus
Den Menschen der geistigen Basis beraubt
An dieser Stelle ganz zu schweigen

Wer Marx mit der Psychoanalyse kombiniert
Wird im Ergebnis nur Glaubenssätze haben
Die nur intelligenter Dekonstruktion dienen
Ohne jeden ethischen oder sonstigen Wert

Freuds Seelenkunde löste die der Kirche ab
Sein erschwindeltes Unterbewusstsein wurde
Zum herrschenden Glauben unserer neuen
Gesellschaft auf dem Weg zu sich

Wie die Kirche gibt Freud sichere Antworten
Warum die verlorenen Schäfchen die sich
Nach Kant auf sich zurückgeworfen sahen
Gerne in diesen sicheren Glauben flüchteten

Ganzheitliches Denken ist erstmal gut
Soweit es verschiedene Ansätze verbindet
Nicht aber wo es Glaubenssätze subsumiert
Alles auf monotone Linie nur bringt wie dort

Die Dialektik der Aufklärung war schon eine
Anmaßung die das Projekt nicht verstanden
Was in Selbsterkenntnis nach Kant gipfelte
Um damit erst zur Befreiung zu werden

Der Ansatz des Triumphes einer Ideologie
Gibt nur ein beschränktes Bild der Wirklichkeit
Für Opfer des Faschismus noch verständlich
Spiegelt es längst nicht mehr die Realität

Der Ansatz der Frankfurter Schule hat sich
In der postideologischen Gesellschaft eher
Erledigt und hat keine Perspektive mehr als
Die Dekonstruktion dessen was dennoch ist

Viele der damit in Schule und Studium noch
Drangsalierten haben waren eher Opfer der
Theorie als Jünger einer neuen Aufklärung
Die sich als kritische Heilslehre dennoch sah

So blieb sie auch sprachlich in dem hängen
Was sie großmäulig von sich wies und setzte
Nur eine Generation Unzufriedener frei die
Auf die Gesellschaft losgelassen wurden

Hegel meinte Kant weiter zu denken wie
Marx sich anmaßte Hegel zu Ende sogar
Gedacht zu haben woraufhin die Frankfurter
Freud einkreuzten und sich am Ziel wähnten

Es braucht nichts mehr als Kants Imperativ
Sich ihm zu nähern ist die maximale Moral
Ob Idealisten oder Existentialisten keiner kam
An den Meister aus Königsberg mehr heran

Adorno lesen könne intellektuell amüsant sein
Wäre es nicht auch historisch so kritisch dabei
Notwendig zu sehen allerdings scheint heute
Der philosophische Mehrwert eher sehr gering

Zwar mag es mancherorts einen Aufschwung
Der Mythologie gegen vernünftige Wirklichkeit
Wohl geben doch hilft dagegen sicher weniger
Die depressive Dekonstruktion der Wirklichkeit

Nicht die Aufklärung zerstörte sich selbst in ihrem
Klaren die Dunkelheit beleuchtenden Denken
Sondern diese dekonstruktivistische Philosophie
Deren literarischer Ausfluss ein Houlebecq war

Wir brauchen also nicht eine neue Dilaketik
Der Aufklärung oder kritischen freudianischen
Geist zu deren Verständnis sondern vielmehr
Einen konstruktivistischen Ansatz anstatt

So lese ich den Adorno weiter zum Amusement
Für mich seiner geistigen Schärfe wegen als
Eine Art geistiger Chilli für laue Gerichte mal
Halte aber weitere Lyrik dazu für überflüssig

jens tuengerthal 10.09.2018

Sonntag, 9. September 2018

Gebärdenzirkus

Macht die zunehmende Technisierung
Die Gesten nur präzise und roh wie mit
Ihnen die Menschen weil sie ihnen alles
Zögern in den Gebärden so austreibt

Damit unterstellte sie diese laut Adorno
Den geschichtslosen unversöhnlichen
Anforderungen der Dinge deren Umgang
Wir zugleich als quasi Echo verlernen

Wie ist heute eine Tür zu schließen
Wo zeigt sich der Kenner mit Gefühl
Was ist zu zu schmeißen mit Wucht
Wer braucht zarte Präzision anstatt

Wird der neue Menschentyp nun durch
Einschnappende Automatik die ihm so
Den eleganten Schwung immer nimmt
Durch seine Umwelt mehr geformt

Was fragt sich Adorno bedeutet es
Für das Subjekt keine Flügel mehr
Bei Fenstern zu öffnen sondern nur
Noch grob aufzuschiebende Scheiben

Verführt die Kraft der Motoren nicht
Jeden Chauffeur dazu die Umgebung
Mal eben platt zu fahren wer ist noch
Darüber erhaben bei erhöhtem Tempo

Liegt schon in der Bewegung jeder
Maschine auch Gewalt als sei sie
Stoßweise faschistische Mißhandlung
Unter dem Terror der Zweckmäßigkeit

Wo Dinge nur noch der Handhabung
Dienen ohne freien Überschuß geht
Ihnen auch die Freiheit verloren wird
Vom Augenblick der Aktion verzehrt

Die Normierung des Alltags unter
Dem Diktat der Zweckmäßigkeit
Führt zum Verlust der Anmutung
Wie der emotionalen Bindung

Ob die Bewertung der Maschinen
Als in ihrer Bewegung faschistisch
Nicht viel zu weit geht um noch
Sachlich philosophisch beobachtet
Nicht emotional verzerrt zu sein
Bleibt an dieser Stelle wohl fraglich

Mehr Achtsamkeit auch in Gesten
Könnte leicht die Gefahr aufheben
Vor der sich Adorno hier fürchtet
Bewegungen dazu gibt es genug

Ob wir die Langsamkeit entdecken
Lieber langsam essen oder fahren
Im Urlaub ruhen statt hin zu wollen
Entscheidet unsere Erfahrung allein

Interessant ist wie der sonst präzise
Adorno die Dinge geschichtslos wie
Unversöhnlich nennt also bewertet
Statt zur Erkenntnis zu beobachten

Betrachten wir die Dinge neutral als
Ding an sich liegt der Umgang an uns
Sie werden was wir aus ihnen machen
Ohne Zirkus um unsere Gebärden

Weist was Adorno beobachtend beklagt
Präziser auf den Beobachter alleine hin
Als das Ding zu charakterisieren was ist
Liegt es nur an uns was Dinge uns sind

Die Gewalt der Dinge wie ihre Rohheit
Als Folge zunehmender Technisierung
Ist eine leidend lieblose Betrachtung
Die ich lieber ins Gegenteil verkehre

Wo ich mir mit allem mehr Zeit nehme
Die Dinge als kostbar behandle werden
Sie zu persönlichen Schätzen für mich
Was zu genießen ein guter Anfang

Klopfe sehr gerne immer noch an
Wie ich einer Dame die Tür aufhalte
Andere altertümliche Gesten nutze
Um meinen Alltag schöner zu machen

Wie roh die Menschen werden infolge
Des Umgang mit Technik liegt an ihnen
Als was sie erscheinen am Beobachter
Wie es wirklich ist weiß meist keiner

Vielleicht ist die Wirklichkeit immer nur
Was wir aus ihr machen und wie wir
Sie betrachten wollen statt festgelegt
Aufgrund sozial technischer Normen

Frei ist wohl erst wer seine Welt so sieht
Statt sich dem engeren Diktat einer so
Beurteilung zu unterwerfen die Adorno
Erfahrungsbedingt verständlich wählte

jens tuengerthal 09.09.2018

Einrichtungsfragen

Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Meinte Adorno abschließend zum Thema
Einrichtung als Schauplatz des Privatlebens
Unter dem Titel Asyl für Obdachlose

Wo traditionelle Wohnungen in denen wir
Groß wurden unerträglich werden weil alles
Behagen mit Verrat an der Erkenntnis erkauft
Geborgenheit dafür mit der muffigen Tradition
Der Interessengemeinschaft Familie bezahlt wird
Ist für Adorno der Lebensraum beschränkt

Jedoch seien die Neusachlichen mit tabula rasa
In von Sachverständigen gefertigte Etuis verirrt
Die ohne jede Beziehung zum Bewohner bleiben
Dem längst irrealen Wunsch nach Unabhängigkeit
Schlagen sie in Fabrikhallen einfach ins Gesicht

So hätte nach Adorno ein Magazin vor Hitler
Dekretiert der moderne Mensch schliefe gern
Dem Tiere gleich nahe am Boden womit das
Traditionelle Bett ausgedient hätte und damit
Die Schwelle von Wach zu Traum abgeschafft

Stilwohnungen auch wo echt aber eben auch
Zusammengekauft führten nach dem Kopf der
Frankfurter Schule zur lebendigen Einbalsamierung
Ohne Hoffnung auf befreite Erlösung daraus

Die Flucht ins Hotel oder möblierte Appartement
Mache die aufgezwungenen Bedingungen der
Emigration zur lebensklugen Norm die künftig
Entscheidung und Stilfrage entbehrlich macht

Am schlimmsten meint Adorno dennoch erginge
Es allen die keine Entscheidung hätten die noch
In Bungalows leben die morgen schon nur noch
Laubenhütten oder Autos oder weniger sind

Das Haus sei vergangen und die Zerstörungen
Der europäischen Städte die er 1944 von Ferne
Beobachten muss sei bloß die Fortsetzung
Einer immanenten Entwicklung die Häser nur
Als Konservenbüchsen zum Wegwerfen sieht

So vernichte die sozialistische Gesellschaft auch
Die Möglichkeit des Wohnens als das schleichende
Unheil der bürgerlichen Gesellschaft das sie so wird
Wogegen kein Einzelner etwas unternehmen könne

Die noch immer sichtbaren Alpträume des Wohnens
Die Staaten wie die DDR in Plattenbauten realisierten
Die sie in Vorstädten reihenweise einst hochzogen
Mit denen sie mein Wohnviertel pflastern wollten
Wobei ihnen Widerstand und Wende zuvorkamen
Belegen zumindest den Tod der Bürgerlichkeit dort
Während sich in noch Altbauten nun wieder das
Wiedererstandene Bürgertum versammelt hat

Wer es versucht und sich mit Möbelentwürfen oder
Gar Innendekoration beschäftige gerate ungewollt
In die Nähe des Kunstgewerblichen wie entschlossen
Er auch dagegen immer angehen mag halten ihn
Beobachter doch schnell für einen Bibliophilen
Meint Adorno typisch erhoben abschätzig

Hier schon könnte ich einhaken und diesen Titel
Als Auszeichnung in heutiger Zeit eher sehen
Denn als Kritik am halbseidenen Wesen dieser
Wenn auch manch gewöhnlicher Durchschnitt
Der Masse leicht gruseln ließe lebe ich zu gern
In einem Museum mit vielen Büchern als Ort
Des klassisch schönsten Rückzuges immer

Adorno meint auch weil schon aus der Ferne
Geblickt Wiener Werkstätten sich nicht mehr
Vom Bauhaus unterschieden und die Kuben
Längst ornamental werden sei als Reaktion
Ein individuell suspendiertes Verhalten gut
Einzig angemessen möglich für ihn

So sollen wir das Privatleben führen wie es
Gesellschaft und eigene Bedürfnisse fordern
Aber dabei nicht so belasten als sei es noch
Gesellschaftlich substantiell uns angemessen

Nietzsche zitierend der schrieb es gehöre
Zu seinem Glück kein Hausbesitzer zu sein
Erweitert Adorno dies dahin es gehöre heute
Zur guten Moral nicht bei sich zuhause zu sein

Dies solle ausdrücken welche Illusion längst
Das Privateigentum wurde das einem nicht
Mehr gehört weil es immer alles zu kaufen gibt
Sich keiner an Beschränkung klammern kann

Weil wir aber Eigentum doch brauchen wenn
Wir nicht in Not und Abhängigkeit geraten will
Lassen wir die Besitzverhältnisse fortbestehen
Doch führt uns die Moral zur Paradoxie mit der
Wir die Dinge dann nur noch lieblos missachten
Was sich schnell auch gegen Menschen kehrt
Wird bald zur Ideologie und die lieber das Ihre
Mit schlechtem Gewissen behalten wollen sind
Dazwischen zerrissen weil es nach Adorno
Kein richtiges Leben im falschen geben kann

Wohne gern und richte mich verliebt noch lieber
Gemeinsam ein zwischen immer mehr Büchern
Mit Dekoration nach beider Geschlechter dabei
Übereinkommenden Geschmack noch erstaunlich
Harmonisch und sehe diesen Vorgang des wohl
Nestbaus auch als natürliche Kulturleistung die
Keine gesellschaftliche Ordnung je überwindet

Der Instinkt es möglichst schön zu haben um
Das bestmögliche Leben mit größtmöglicher
Lust genießen zu können scheint natürlich
Zwar sind die Zweifel Adornos im Angesicht
Des Krieges der Hiroshima noch nicht sah
Verständlich doch haben sich die Menschen
Auch dort inzwischen wieder gut eingerichtet

Das Soziale als nur Bindeglied zwischen den
Mitgliedern einer Gesellschaft wird dabei wohl
Von Adorno destruktiv überbewertet insofern
Der Wunsch gut zu leben ein instinktiver ist
Aus dem sich mit der Kultur Geschmack formt

Was wem gefällt und ob es gutes Leben gibt
Auch unter unmenschlichen Bedingungen ist
In Zeiten der Flucht eine wichtige Frage die
Sich manche vielleicht häufiger stellen sollten

Doch die Möglichkeit des Geschmacks als
Ausdruck kultureller Entwicklung negieren
Nähme uns mehr als es an Erkenntnisgewinn
Dem Einzelnen dabei bringen könnte

Seit ich mich erinnern kann um nicht gleich
Die gewagte Hypothese des Denkens hier
Für mich in Anspruch zu nehmen war mir
Einrichtung ein Teil meiner Identität

Lebe als Leser gern im Rückzugsraum
Der Bibliothek und wer seine entbehrte
Weiß erst wie wichtig diese Basis ist um
Den Geist freier beflügeln zu lassen

Einrichtung ist sicher Geschmackssache
Aber in diesem zeigt sich unsere Kultur
Wie weit wir uns entwickelt haben oder
Was nur noch von uns übrig geblieben

Habe schon notgedrungen monatsweise
Möbliert auch gewohnt und vermeide
Wenn es irgend nur geht jeden Umzug
Lebte auch ohne Bücher doch nur halb

Wer in der Postmoderne seinen Weg
Zwischen vielen Stilen und dazu noch
Im Rahmen bescheidener Möglichkeiten
Findet zeigt damit viel von sich auch

Diesen Ausdruck aus Kapitulation vor
Den sozialen Verhältnissen einfach
Ignorieren müssen um intellektuell
Etwas zu gelten wäre unmenschlich

So möchte Adorno uns aus seiner
Verständlichen Sprachlosigkeit mit
Seinem berühmten Dictum das es
Kein richtiges Leben im Falschen geben
In eine mir ferne Ignoranz drängen

Diese Fragen sich 1944 zu stellen
Auch angesichts der Unmenschlichkeit
Vieler Versuche des Bauens in diesen
Baukastenspielen der Stadtplaner
Scheint noch immer angemessen

Antwort sollte jedoch nicht die Negation
Sondern vielmehr die Bejahung des je
Eigenen Weges als lebenslange Suche
Sich damit wohl zu fühlen lieber sein

Es geht nicht um sozial richtig oder
Moralisch verwerflich beim Wohnen
Sondern darum sich wohl zu fühlen
Was danach erst den Rahmen braucht

Möge jeder nach seiner Fasson glücklich
Alle Menschen auf ihre Art sich einrichten
Wie es die Umstände ihnen erlauben aber
Sich daran auch freuen können statt sich
Ein Verwerflichkeitsurteil aufzuerlegen
Wie es der Schatten größerer Ereignisse
Andernfalls moralisch geböte geht es doch
Um nicht mehr als glücklich zu leben

jens tuengerthal 08.09.2018

Samstag, 8. September 2018

Friseurstimmung

Männer gehen zum Friseur
Um sich die Haare schneiden
Zu lassen während Frauen
Sich dort verwöhnen lassen

Länger als zwanzig Minuten
Habe ich selten oder nie dort
Gesessen bis alles erledigt war
Augen geschlossen nachgedacht

Manchmal lauschte ich noch den
Angeregten Gesprächen der Damen
Im Sessel nebenan für die der Gang
Zum Friseur soziales Ereignis war

Frauen lassen sich dort verwöhnen
Genießen die Pflege kommen dann
Lustvoll schöner wieder wovon beide
Seiten lustvoll profitieren können

Beim Friseur zahlte ich selten mehr
Als 10 Euro ohne Waschen während
Die Liebste eher mindestens wohl das
Zehnfache beim exquisiten Gang lässt

Was bei mir ohne Waschen wie immer
Maximal 20 Minuten mit allem dauerte
Braucht bei ihr über vier Stunden was
Fast ein halber Tag für sich schon ist

Früher war mir das völlig unverständlich
Heute denke ich es ist halt eine Form
Ganzheitlicher Therapie um sich mit sich
Wieder richtig und wohl zu fühlen

Wo Frau sich mag und sich wohl fühlt
Wird sie noch schöner als von Natur
Die bei meiner schon unübertrefflich
Schien bis sie heute vom Friseur kam

Sie fühlte sich wieder viel schöner
Fand sie immer schon wunderschön
Aber jetzt natürlich ungelogen mehr
Weil sie sich noch mehr mochte

Dazu kam ihre gewachsene Lust
Die normal schon mehr als alle war
Was Mann bei Frau erleben durfte
Getragen von Stolzesspannung

Es ist keine Magie vermute ich
Sondern Selbstbestätigung wie
Sich richtig etwas für sich gönnen
Weil du es dir wirklich wert bist

Schafften Männer es Frauen dies
Gefühl dauerhaft zu vermitteln
Ginge die Friseurbranche pleite
Was ja auch keiner wollen kann

Muss es gar nicht alles verstehen
Nicht mal selbst hin muss ich da
Nur voller Liebe es gönnen können
Wie angemessen bewundern reicht

Ob die unterschiedliche Leidenschaft
Für Pflegetermine genetisch bedingt ist
Ist mir auch völlig egal solange meine
Liebste so lustvoll selig wiederkehrt

Natürlich wirkte das nicht jede Woche
Was die kluge Frau aus Erfahrung weiß
Aber im richtigen Abstand gibt es wohl
Keine bessere Investition für guten Sex

jens tuengerthal 08.09.2018

Ankunftsglück

Zuhause Ankommen nach einer
Kleinen Wanderung fühlt sich gut an
Schöner noch wenn dich die Liebste
Schon erwartet im schönen Heim

Das erleben wohl täglich Viele
Ohne es entsprechend zu würdigen
Kam nach dem Regen feuchter an
Fand unser Zuhause wunderbar

Aufgeräumt abgespült und sauber
Mit meiner Liebsten noch schöner
Schien mir schon alles vollkommen
Bis ich endlich sah was sie tat

Die Liebste saß zeichnend Tisch
Hoch konzentriert an ihrem Werk
Durfte ich glücklich erschöpfter Flaneur
Sie beim Malen noch beobachten

Wie lief mein Herz voller Liebe über
Nicht nur die schönste und liebste Frau
Sondern ihre große Begabung dabei
Als Zuschauer genießen zu dürfen

Dankbar schreibe ich nun darüber
Wie glücklich geteiltes Leben macht
Wo jeder seiner Neigung folgt aber
Gemeinsam das Glück noch wächst

Bewundere sie auch in ihrer Kunst
Bin dankbar für meine wunderbare Frau
Die mich mit ihrem Tun inspiriert
Fühle mich so ganz angekommen

jens tuengerthal 7.09.2018

Freitag, 7. September 2018

Lebenseigentumsvorbehalt

Können wir noch selbstbestimmt leben
Haben wir Entscheidungsbefugnis über
Das was unser Leben im Kern ausmacht
Oder nur noch in der Wahl des Freitods

Adorno konstatiert dies im Krieg nüchtern
Wo er sich dem Vernichtungswillen nicht nur
Faschistischer Diktaturen hilflos gegenüber sah
Wo der Suizid noch die bessere Aussicht war

Angesichts der entwürdigenden Grausamkeit
Des Krieges wie der Menschenverachtung
In den Vernichtungslagern von denen aber
Auch Adorno da noch nichts genaues wusste
Scheint das Weiterleben die größere Strafe

Wer durch den Zufall der Geschichte diesen
Schrecken überleben durfte wird zeitlebens
Seine noch Existenz vor sich rechtfertigen
Als gäbe es im Sein je ein gültiges warum

Hat sich seit Kriegsende etwas geändert
Sind Versöhnung und Menschlichkeit heute
Weiter fortgeschritten als damals im Grauen
Leben in Deutschland heute andere Menschen

Schon liegt mir die Frage auf der Zunge wo
Sind die im Osten noch näher an der von
Adorno beschriebenen totalitären Geschichte
Wer hat die Freiheit besser wirklich verstanden
Die sie sich selbst erobert haben 1989 oder
Jene die sie im Westen geschenkt bekamen

Wieder werden ohne jede Würde hier Menschen
Zumindest rassistisch beschimpft vielleicht gejagt
Auch wenn heute zumindest die Verfassung laut
Das Gegenteil zur Pflicht dem Staat postuliert

Gilt das Grundgesetz in Bayern weniger oder
In Sachsen zumindest nicht für Zuwanderer
Wo doch unser Innenminister die Migration
Als Mutter aller Probleme identifizierte

Sind die teilweise Probleme des Staates
Endlich Verantwortung zu übernehmen
Für seine Verpflichtung zum Schutz auch
Der Würde Ausdruck des Kontrollverlustes

Wer aber kontrolliert dann unser Leben
Wenn dem Staat diese nur zunehmend
Entgleitet in Sorge vor rechten Populisten
Worüber bestimmen wir wirklich selbst

Früher bestimmten die Kirchen was wir
Als moralisch gut betrachten müssten
An ihre Stelle traten die Psychoanalytiker
Mit bloßer Umbenennung ohne Befreiung

Heute haben wir das Grundgesetz als
Ergebnis des Diskurses wie Habermas
Uns gerne demokratisch belehrt dabei
Die Verantwortung vor Gott ignorierend

Weil diese von Gläubigen noch immer
Als Formel in die Präambel geschrieben
Schafft die Aberglaubensbasis logisch
Des Grundgesetzes relative Gültigkeit
Für alle von allen Göttern befreite

Inwiefern nicht logisch Götter immer am
Selbstbestimmungsrecht des Individuums
Hindern also aller Aberglaube gegen die
Grundrechte verstößt kann dahinstehen
Sofern wir diese Albernheiten nur privat
Als Vergnügen für Leichtgläubige betrachten
Was von Meinungsfreiheit so weit gedeckt
Wie wissenschaftlich immer wirkungslos ist

Selbstbestimmt leben heißt seit Kant klar
Befreiung aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Was autonomes Denken so sehr erfordert
Wie die moralische Aufgabe höherer Wahrheit

Wer auf sein Gewissen zurückgeworfen ist
Aus diesem allein bestimmt was moralisch
Zulässig sein kann und also jedes Gesetz
Am Gewissen messen soll ist aufgeklärt

Was macht Selbstbestimmung heute aus
73 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
Gibt es einen besseren Ausdruck dafür als
Die Fähigkeit ihm allein ein Ende zu setzen

Ist der Tod als letztes Zeichen der Freiheit
Ein Symbol des Grauens oder der Autonomie
Die wir nie gering schätzen sollten um uns
Würde in jeder Situation zu erhalten

Bei Sterbehilfe diskutieren wir es wohl
Öffentlich wobei gerne noch Anhänger
Des alten Aberglaubens laut das Leben
Dem sie die Würde raubten verteidigen

Wo kämen wir auch hin wenn Gläubige
Autonom sittlich entschieden wie Kant es
Jedem der sich befreit zubilligte unabhängig
Von Stand oder Herkunft als Freiheitsrecht

So sind wir kaum einen Schritt weiter als
Die großen Denker der Aufklärung solange
Der Aberglaube moralisch im Grundgesetz steht
Die Grundrechte relativ gültig damit nur macht

Reichsbürger erkennen aus anderen wirren
Vorstellungen den Staat gar nicht an der aber
Durch seine faktische Macht auch gegen sie
Die legitime Existenz zur Genüge bewies

Wir anarchischen Aufklärer aber stehen
Dazwischen in der Leere des Nichts weil
Jede Norm nur am Gewissen gemessen
Also relativ gültig immer bleibt für uns

Die einen sind Narren weil sie Tatsachen
Verkennen die ihre Strafbarkeit begründen
Wir aber halten es für unmoralischen Unsinn
Machen nur mangels besserer Alternative mit

Damit bleiben wir autonom und aufgeklärt
Wie Kant es logisch von uns forderte ohne
Dabei das Gewissen an die Unvernunft
Der staatlichen Fremdbestimmung aufzugeben

Spannender für viele als staatliche Macht
Die sich ja widersprüchlich immer mehr
Infragestellt ist das Selbstbestimmungsrecht
Im virtuellen Raum neuer sozialer Existenz

Wie selbstbestimmt sind wir noch wenn
Facbook oder Twitter nach gusto zensieren
Um christlich amerikanische Moral in ihrer
Real existierenden Verlogenheit durchzusetzen

Gibt es Meinungs- und Kunstfreiheit dort wo
Viele ihr soziales Leben längst real leben auch
Wenn sie dadurch zu Puppen der Bespaßung
Werbetreibender Konzerne längst wurden

Sollten Staaten die Marktplätze anbieten
Damit virtuelle Freiheit garantiert wie der
Verdienst sozial aufgeteilt werden kann
Meinungsmacht demokratisch ausüben

Müssen wieder Staaten die Konzerne
Von virtuellen Marktplätzen verdrängen
Um Freiheitsrechte zu garantieren oder
Wäre das schon der Verlust der selben

Solange wir uns nicht bewusst werden
Wohin die Vermarktung virtueller Kunden
Durch Unternehmen führt handeln wir
Sicher noch nicht aufgeklärt genug

Was haben Grundrechte für einen Wert
Im Zeitalter sozialer Netzwerke wenn diese
Allein über Moral und Kontrolle entscheiden
Nicht der Souverän zumindest indirekt

Dann haben wir unsere sittliche Autonomie
An die Kindergartenaufsicht in Kalifornien
Abgegeben ohne die Chance uns noch
Aus dieser Unmündigkeit selbst zu befreien

Die Wahl uns zu töten bleibt uns auch noch
Wenn Facebook unser Einkaufsverhalten
Je nach Sponsoring fremdbestimmen kann
Wir aber das Mobbing im Netz nicht ertragen

Wir können auch unseren Account löschen
Das Internet nur winzigen Dosen nutzen
Sichtbarkeit und Verfolgung ausschalten
In eine ferne Wildnis anstatt ziehen

Diese Flucht hätte einen Preis für alle
Wir entzögen uns unser soziales Umfeld
Müssten uns ein ganz reales erschaffen
Aber es gibt noch Menschen auch ohne

Ein Freund und überzeugter Casanova
Der immer erfolgreich bei den Damen war
Verlor den Draht ohne Zugang zu diesen
Virtuellen Datingagenturen lange völlig

Dies machte ihn depressiv und traurig
Wie den realen Casanova in Schloss Dux
In einem ähnlichen Alter befindlich aber
Änderte er wie Casanova nichts an sich

Dennoch fand dieser Netzmuffel noch
Gelegentlich realen Kontakt zu Damen
In der wirklichen Welt gelegentlich sogar
Horizontal glücklich noch endend

Wir können also wenn wir wollen frei
Von den Beschränkungen leben die
Im ländlichen Raum mehr Menschen
Aus ihrer Naturlage schon betreffen

Die Erkenntnis dieser Flexibilität ist
Ein großes Glück weil sie uns trotz
Virtueller Übermächte erkennen lässt
Wie frei wir noch gut leben können

Selbstbestimmung ist wieder mehr eine
Frage der Haltung als der Tatsachen
Auch wenn obiger zum jammern neigt
Entscheidet er sein Unglück selbst

Wo es auf Haltung zuerst ankommt
Bleibt Kants Grundsatz zur Aufklärung
Weiter bestehen wonach diese in der
Entschlossenen Befreiung zuerst liegt

So wir nicht über die düstere Realität
An vermeintlicher Dialektik der alten
Aufklärung verzweifeln kann sie uns
Immer noch gute Lichtquelle sein

jens tuengerthal 07.09.2018

Tierleben

Menschen leben mit Tieren
Als Haus oder Nutztiere sind
Diese Teil unserer Lebenswelt
Doch wie weit geht Teilnahme

Auch Thoreau lebte mit Tieren
Die er im Wald nur beobachtete
Oder wie die Fische auch aß
Beschrieb ihr Leben menschlich

Den Krieg der Ameisen beschreibt
Thoreau als eine große Schlacht
Menschlichen Kriegen sehr ähnlich
Bei dem es um Leben und Tod ging

Haben Tiere den gleichen Instinkt
Wie Menschen im Kampf zu töten
Oder wollen sie ganz natürlich nur
Stärker sein um besser zu leben

Es gibt Jäger unter den Tieren
Sie töten Beute um zu fressen
Dieser grausame Vorgang scheint
Ethisch uns völlig normal zu sein

Auch Herdentiere kämpfen mal
Um den Vorrang in der Herde
Doch immer nur bis einer aufgibt
Der Kampf der Ameisen war mehr

Beide schwer verwundet dabei
Einer tödlich und einer kaum mehr
Alleine lebensfähig als Invalide den
Seine Gemeinschaft versorgen müsste

Haben Tiere Versorgungsgemeinschaften
Oder muss wer nicht allein überleben kann
Ganz natürlich einfach sterben weil es die
Aufgabe ist so gut wie möglich zu überleben

Hengste etwa schlagen sich sogar
Gelegentlich zu Krüppeln um den
Vorrang untereinander zu klären
Sogar bei Wallachen beobachtet

Wie menschlich betrachten wir die Tierwelt
Was ist unser Denken und was das der Tiere
Können wir uns wirklich in sie hineinversetzen
Oder ist der Tierhaltertraum eine immer Illusion

Thoreau beschreibt einen Haubentaucher
Den er stundenlang auf dem Waldensee
Beobachtete und der ihn zu narren schien
Fraglich nur wer sich was dabei denkt

Auch das Lachen des Tieres über ihn
Was er schon aus dessem Schrei hört
Dürfte Produkt seiner Phantasie sein
Warum vermenscheln wir gern Tiere

Halter von Hunden Katzen Vögeln Pferden
Neigen sehr dazu ihren Haustieren die sie
Mit teilweise viel Liebe sich halten obwohl
Diese ihr sklavenähnliches Eigentum sind
Menschliche Eigenschaften zu geben

Thoreau neigt bei seinen Beobachtungen
Der Tierwelt auch sehr zum menscheln
Überträgt unser Bewusstsein auf tierische
Verhaltensweisen quasi synchron wieder

Lange wurde die Erlaubnis überhaupt
Andere Kreaturen zu halten oder töten
Aus dem eben Bewusstsein abgeleitet
Dem widerspricht der Tierhalter Sicht

Wenn aber diese wilden Lebewesen
Kreaturen wie wir sind fragt sich warum
Wir erlauben sie wie Sklaven als Eigentum
Zu unserem  Nutzen zu halten trotz Geist

Auch die Gefühlsbindung vieler Menschen
Zu ihren Tieren ist dabei eher unvernünftig
Vermutlich nur Spiegel ihrer Sehnsucht nach
Liebe zu ihren Bedingungen die es nie gibt

Selbst mit Hunden teilweise aufgewachsen
Mit denen ich auf langen Spaziergängen
Sogar in schwachen Momenten redete
Ist mir Freund Tier wesensmäßig fremd

Achte Tiere als freie Kreaturen der Natur
Möchte sie darum weder besitzen noch
Als ihr Halter verlogene Traditionen pflegen
Sondern ihnen lieber Freiheit schenken

Esse dennoch auch Tierfleisch weil wir
Um zu überleben immer töten müssen
Ob pflanzliches oder tierisches Leben
Dies eben Teil unserer Natur auch ist

Diese grundsätzliche Frage hat nichts
Mit der sozialen Bewertung unseres
Fleischkonsums aus ökologischer Sicht
Zu tun der kritisch gesehen werden kann

Fand die Beobachtung der Tiere immer
Schon weniger interessant als Lesen
Auch wenn ich als Kinder sogar gern
In den Tierknast Zoo immer mal ging

Viele leiten aus dem Verhalten der Tiere
Manches für unsere Gesellschaft ab
Erklären tierisches Sozialverhalten
Nach menschlichem Muster noch

Tiere sollen tierisch leben und sein
Menschen sich lieber mehr bemühen
Irgendwann menschlich zu werden
Um kultiviert leben zu können

Kümmerten wir uns mehr um unsere
Mitmenschen wäre das Zusammenleben
Ganz natürlich viel menschlicher statt sich
Über tierische Eigenschaften zu erregen

Vielleicht sollten sich all die Tierfreunde
Für die sich viele Tierhalter halten lieber
Klarmachen dass Haltung Sklaverei ist
Was keine Zukunft mehr haben sollte

Wer Tiere wirklich lieben würde falls
Wir das überhaupt wesensmäßig können
Würde ihnen Freiheit schenken wollen
Aber vielleicht ist das auch zu menschlich

Vielleicht entspricht das Verhältnis dabei
Dem der jeweiligen Tierhalter zueinander
Katzenhalter und Hundehalter mögen sich
Eher weniger wie deren Tiere entsprechend

Genauso wahrscheinlich könnte aber sein
Dass die Tiere intelligenter als wir schon
Die Zuneigungsbedürfnisse vorab erspüren
Fraglich nur dann wer wen dabei erzieht

Aber was weiß ich schon was im Tier
Tatsächlich vorgeht und wie käme ich
Dazu anderer Menschen Liebe zum Tier
Ihrem halt Haussklaven zu beurteilen

Sich zu fragen warum faktische Sklaverei
Immer noch ein Ausdruck von Liebe sei
Könnte vielleicht manche Klarheit bringen
Unklar ob es unser Verhalten auch änderte

jens tuengerthal 07.09.2018

Donnerstag, 6. September 2018

Taktdialektik

Braucht es den Takt heute
In der Industriegesellschaft
Dringender um noch menschliche
Beziehungen haben zu können

Adorno führt dazu unter dem
Titel Dialektik des Takts Goethe an
Der in den Wanderjahren nochmal
Den Takt als Mittel der Verständigung
Entfremdeter Menschen darstellt

Goethe so meint Adorno sah Takt
Als Verzicht an auf Nähe Glück und
Leidenschaft durch Entsagung so
Sei  Selbstbeschränkung ihm human

Der unausweichliche Gang der Geschichte
Wird so zur eigenen Sache gemacht wobei
Der inhumane Fortschritt beklagt wird der
Das Subjekt am Ende verkümmern lässt

Adorno meint im üblichen Tone klagend
Den das Schicksal exilierter Juden während
Des 2. Weltkrieges noch verständlich macht
Es sei heute noch viel schlimmer gekommen

Der Takt hätte seine genaue historische Zeit
Als der Bürger als Individuum vom Zwang des
Absolutismus sich befreite und damit erstmals
Frei und einsam für sich selber einstehen muss

Adorno aber entdeckt den Absolutismus noch
In vieler Kultur der Zeit der Aufklärung die er
Zeitgleich dialektisch mit Horkheimer betrachtete
Sieht den Takt nur noch als Parodie der Formen

Takt wäre nicht einfach die Unterordnung unter
Zeremoniale Konvention welche Neuhumanisten
Nach Adorno unablässig vor sich her trügen sondern
Die Versöhnung von Konvention und Individuum

Takt sei eine Differenzbestimmung resultierend
Aus gemeinsam wissender Abweichung dabei
Würde deutlich worüber noch oder nicht mehr
Guten Gewissens gesprochen werden könnte

Menschen reagierten heute sogar auf Takt
Eher unhöflich weil ihnen diese Höflichkeit
Ihnen die Untragbarkeit ihres Zustandes
Zu deutlich sprachlos schon offenbarte

Dann gilt der höflich taktvolle Mensch
Als unhöflich weil er von der Höflichkeit
Als einem überholten Vorrecht Gebrauch
Noch macht das andere nicht beherrschen

Wer nun jedem Individuum angemessen
Gegenübertreten will offenbart nur mehr
Die alle ergreifende sich verhärtende
Hierarchie zwischen den Individuen

Auch in intimsten Konstellationen wird
Der Takt als bloß äußerliche Konvention
Unter der Verfügungsgewalt des Allgemeinen
Als überholt nutzloser Zierrat abgeschrieben

Wie unerträglich das Zusammenleben heute
Längst geworden sei meint Adorno im Hohn
Auf die Freiheit zu erkennen die eben jene
Kameradschaft der Anrempelei bedeutete

Takt und gute Umgangsformen helfen noch
Immer bei der Verständigung eigentlich
Gerade auf diplomatischer Ebene sehr
Doch Trump belegt just das Gegenteil

Täglich zeigen uns die Populisten aller
Länder wie das Überschreiten der doch
Für menschlich gehaltenen Konventionen
Ihr Verständnis von Demokratie realisiert

Unworte des Rassismus und Hasses
Werden durch Wiederholung normal
Geistige Grenzen lösen sich auf dabei
Meinen die Treiber sie sein konservativ

So werden die guten alten Zeiten wieder
Zurück gefordert in denen alles beklagte
Noch viel besser war auch wenn dies ein
Weniger an Populismus bedeutete

Wer einmal in sozialen Netzwerken
Schrieb oder diskutierte wird angesichts
Des völligen Mangels an Höflichkeit vieler
Adornos Worte über den Takt bestätigen

Wie reagieren wir auf diese Unhöflichkeit
Besser taktvoll um unser Gesicht vor uns
Zumindest auch künftig zu wahren oder
Lieber angemessen in gleichem Stil

Würde Adornos pessimistischer Sicht
Geboren mitten im Weltkrieg zwischen
Judenverfolgung und Vernichtungskrieg
Im Allgemeinen lieber widersprechen

Takt und Höflichkeit haben immer noch
Einen hohen Wert in der Gesellschaft
Auch wenn Aufsteiger dies ignorieren
Achten alte Kreise noch darauf

Zwar stellt ein Trump alle Formen
Öffentlich als ungebildertert Idiot
Immer wieder peinlich infrage doch
Wird der Spott darüber immer lauter

Ohne gewisse Formen des Umgangs
Wird Diplomatie unmöglich gemacht
Entstehen unnötige Konflikte bei der
Verständigung zwischen Völkern

Andererseits wünschen heute gerade Frauen
In Zeiten hysterischer #metoo Bekenntnisse
Bloß keine Formen im Umgang mehr lehnen
Sogar aufgehaltene Türen als unemanzipiert
Grundsätzlich als äußerst unhöflich ab

Zwar meide ich den Umgang mit solchen
Nur vermeintlich emanzipierten Damen
Nach Möglichkeit doch kann es den sonst
Gentleman schon sehr erschrecken

Es gehen feine Rituale der Verehrung
Aus falsch verstandener Emanzipation
Manchen jungen Frauen damit verloren
Die selbst völlig taktlos meist auch sind

Wo der Takt stimmt tanzt die Musik gut
Wer ihn nicht trifft trampelt auf Füße
Auch wo wir unkonventionell sein wollen
Müssen wir doch noch zusammenleben

jens tuengerthal 06.09.2018

Höheres

Sind wir zivilisierte Tiere nur
Oder weniger ohne die Natur
Gegen die wir noch kämpfen
Statt mit ihr einig zu leben

Was wäre überhaupt höher
Als die Natur und mit ihr also
Im Einklang Leben zu führen
Sei es unseres oder höheres

Wenig fällt mir ein was jemals
Die Kräfte der Natur übertrifft
Denen wir uns auch beugen
An den Grenzen unserer Kraft

Gerne führen wir die Moral an
Doch was davon ist aus uns
Wieviel plappern wir nur nach
Seit Generationen undurchdacht

Thoreau hinterfragt immer wieder
Die Moral die uns alltäglich leitet
Auch etwa beim Fleischkonsum
Der logisch asozial eigentlich ist

Noch bevor sich Fanatiker heute
Veganer nannten die Fleischesser
Als rücksichtslose Mörder beschimpfen
Begründete der Waldgänger ihre Moral

Mit Vernunft lässt sich wenig dagegen
Argumentieren so führt er auch vorab
Seine Leidenschaft an die ihn bereits
Mehrfach fast zur Jagdlust verführte

Warum Thoreau sein Fischen nicht
Jagen nennt ist mir unerfindlich weil
Beides Tiere tötet auch wenn ich auf
Fisch leicht verzichten könnte

Der Tier- und Naturfreund Thoreau
Heißt es gut das Kinder jagen lernen
Weil sie dadurch in Kontakt mit der
Natur nach Leidenschaft kommen

Der Jagdtrieb verliefe sich dann
Wenn sie größer würden meinte
Thoreau mit gutem Menschenbild
Mit wachsender Vernunft allein

Für diese schnöde Hoffnung aber
Spricht in der Erfahrung wenig
Zustimmen würde ich Thoreau aber
Das Jäger gute Naturschützer sind

Besser zumindest als alle die nie
Im Wald und mit der Natur lebten
Heute brauchen wir sie zur Hege
Weil natürliche Feinde eher fehlen

Wer das Fleisch selbst erjagen muss
Wenn er welches essen möchte hat
Ein anderes Verhältnis zum töten wie
Zum anderen Lebewesen in der Natur

Furchtbar zwar die Vorstellung wenn
Alle Großstädter auf Jagd gehen wollten
Aber ein wenig mehr Bewusstsein für das
Was wir essen schadete sicherlich nicht

Esse gerne Fleisch auch mal roh
Verstehe Thoreaus Jagdinstinkt
Würde auch töten für mein Fleisch
Hinterfrage dies Denken dennoch

Ob humaner lebt wer statt Tieren
Pflanzen töten lässt ist das eine
Was kaum ein Veganer sich fragt
Wie dogmatisch ist diese Sekte

Sicher sind Tiere höher entwickeltes
Leben doch ist die Unterscheidung
So perfide wie die eines Mordes
An Professoren oder Analphabeten

Ob Enthaltsamkeit ein Gutes hat
Oder nur eine perverse Verirrung
Unbefriedigter Geister in Not ist
Scheint gerade wieder aktuell

Darüber kritisch nachzudenken aber
Rüttelt an Grundfesten wie Zielen
Denen wir gewöhnlich nachstreben
Wäre also eher gefährlich wohl

Es braucht nichts Höheres im Leben
Solange wir mit diesem glücklich
Zu leben endlich wieder mehr lernen
Also auch unserer Natur dabei folgen

Ob der Weg uns immer ins Grüne
Also in die umgebende Natur führt
Ist wohl eine Frage der je Neigung
Was Teil der immer Natur wieder ist

Es gibt gute und vernünftige Gründe
Vegetarisch zu leben was sicher auch
Besser für unsere Gesundheit sein mag
Doch nichts ist erniedrigender als Ideologie

Ob es uns wirklich erhebt nach Höherem
Zu streben oder uns vielmehr meistens
Der Vernunft dabei beraubt und also nur
Konsequenter erniedrigt bleibt fraglich

Genauso fragwürdig ist jede Ethik
Die sich auf höhere Gesetze beruft
Weil sie weder auf Konsens noch
Auf geteilter Vernunft dafür beruhen

Schließlich genügt auch aller Gehorsam
Egal welcher erdachten höheren Wesen
Nie den Grundsätzen des kategorischen
Imperativ als immer gültigem Ethikideal

Die gehorsamen Gläubigen sind ethisch
Nur Gauner die sich freiwillig entmündigt
Vor der nötigen Verantwortung drücken
Um sich nicht von ihrem Gott zu befreien

Es gibt nichts Höheres als die Natur
Was unsere ist dürfen wir erforschen
Im lebenslangen Wandel oft staunend
Womit ich lebenslänglich beschäftigt bin

jens tuengerthal 06.09.2018

Mittwoch, 5. September 2018

Geizdoppel

Geiz wird heute geil genannt
Erfolgreich ist wer genug hat
Reichtum zeigt sich so gern
Armut gilt als eher asozial

Traf die Werbung überhaupt
Die Geiz als gut propagierte
Oder ist es doch eher peinlich
Sich als geizig zu offenbaren

Auf zwei Arten erschiene Geiz
Stellt Adorno fest wobei er den
Alten Geiz der sparsam für sich
Wie für andere historisch nennt

Es ist der von Molière verewigte
Den Freud analen Charakter nennt
Vollendet sich im armen Bettler
Der insgeheim Millionen hortet

So trägt der klassische Geizige
Die Bettlermaske als Märchenkalif
Verwandt ist er dem Sammler wie
Manischen und großen Liebenden

Diesen treffen wir laut Adorno nur
Noch als Kuriosität in Lokalblättern
Ganz im Gegensatz zum zeitgemäß
Geizigen dem nichts für sich zu teuer
Aber alles für andere zu viel wäre

Dieser neue Geizige denkt nach
Adorno in Äquivalenten ist stets
Darauf bedacht weniger zu geben
Als er umgekehrt zurückbekommt

Jede Freundlichkeit die sie gewähren
Steht stets unter der Überlegung ob
Sie denn nötig sei man das tun müsse
Ihr sicherstes Kennzeichen ist darum
Die Eile mit der sie sich für empfangene
Aufmerksamkeit revanchieren wollen
Damit bei Verkettung der Tauschakte
Keine Lücke entsteht und sie schnell
Auf ihre Kosten dabei auch kommen

Weil diese Geizigen völlig rational sind
Können sie nicht überführt oder sogar
Bekehrt werden so ist ihre tagtägliche
Liebenswürdigkeit der Maßstab ihrer
Unerbittlichkeit im Geschäft für sich

Ihrer Art entsprechend setzen sie sich
Unwiderleglich ins Recht und das Recht
Damit ins Unrecht so betreiben sie ihre
Askese vom Geben mit Vorsicht sind
Dabei meist gut versichert um auch
Ganz sicher gut dabei wegzukommen

Die Beschreibung der neuen Geizigen
Trifft gut auf den heutigen Zeitgeist der
Unter eben diesen ehrenwerte Berater
Von Banken und Versicherungen findet
Die noch die Kurse im Auge am besten
Am Geld ihrer Kunden immer verdienen
Wo durch Wetten im Handel unvorstellbar
Große Margen wie beim Glücksspiel
Immer wieder heute erzielt werden

Unternehmen wie Amazon und Apple
Knacken den Billionenwert an der Börse
Ohne reale Gegenwerte zu brauchen
Klassische Industrie fliegt aus dem Index
Wie es gerade der Deutschen Bank ging
So zeigen sich die Börsen in vielem
Als manchmal irreale Gegenwelt
Wie auch das Unternehmen Tesla
Unvernünftig hohe Erwartungen längst
Weckte mit denen gespielt wird

Andererseits sehen wir den Geiz auch
Bei der Haushälterin Merkel die Europa
Zur Sparsamkeit anhält und selbst dabei
Mit gutem Vorbild voran geht was viele
Etwa Griechen und Italiener nicht mochten
Die schwäbische Hausfrau als Vorbild
Wurde in ganz Europa verspottet
Wenn sie auch den Haushalten gut tat

Ist Sparsamkeit der neue Geiz oder
Die zeitgemäße Form der Bescheidenheit
Was bei fremden Geld eher besser tut
Weil es Schulden und Zinsen senkt

Andererseits hat auch Deutschland
Vom Geldverleih gut profitiert warum
Die Sparsamkeit dabei wenig nutzte
Eher die Wirtschaft dort nur lähmte
Wie viele noch heute beklagen die
Den falschen Geiz übel nahmen

Wie immer in der Politik gibt es
Entgegengesetzte Sichten dazu
Manche wünschen sich den Staat
Als starken Investor in der Krise
Andere fordern mehr Sparsamkeit
Um schuldenfrei leben zu können
Was eine Bedingung der Freiheit

Bedenken wir wie großzügig dann
Für Flüchtlinge gegeben wurde
Kann von Geiz nicht die Rede sein
Manche sahen sich da betrogen
Um ihre Steuergelder statt freudig
Menschen in Not helfen zu wollen
Was sicher dem neuen Geiz eher
Entspricht den Adorno anklagte

Eine sparsame Regierung hilft
Die Schulden zu mindern was
Stabilität für die Zukunft eher gibt
Was ein hoher Wert immer ist
Den nüchtern zu würdigen wohl
Derzeit weniger Bürgern gefällt
Ob das ein Spiegel ihres Geizes
Oder unaufgeklärt eher wohl ist
Wird eine der Fragen der Zukunft

jens tuengerthal 05.09.2018

Lebenswege

Welcher Weg ist der richtige
Wo sind wir dauerhaft glücklich
Was entscheidet unsere Wahl
Warum ist es so gut so für mich

Fragen die sich wohl alle stellen
Wenn sie an Kreuzungen stehen
Werden im Leben gern ignoriert
Als ginge es nicht um viel mehr

Bei entscheidenden Fragen die
Unser ganzes weiteres Leben
Bestimmen können sind viele
Nachlässiger als beim Klopapier

Thoreau berichtet vom Besuch
In einer ihm benachbarten Hütte
Wo ein Ire mit seiner Familie lebte
Unter eher gruseligen Umständen

Wie dieser sich täglich verdingt
Bei Schwerstarbeit im Moor für
Knappen Lohn mit dem er dafür
Tägliches Fleisch bezahlen kann

Die harte Arbeit benötigte dazu
Schwere und teurere Kleidung
Als Thoreau selbst sie trug der
Dort nur zum Vergnügen angelte

Im schweren Gewitter suchte er
Unterschlupf in jener Hütte
Berichtete auf Nachfrage dort
Von seinem freieren Leben

Er arbeitete nicht körperlich hart
Brauchte darum kaum Fleisch
Trug leichte bewegliche Kleider
Musste nicht über alles klagen

Thoreau lebte in einer heilen
Sauberen Hütte während bei
Den Iren in ihrer zerfallenen Kate
Die Hühner mit herumsprangen

Wir suchen uns unser Leben aus
Mit allen Problemen und Umständen
Die wir ändern sollten statt darüber
Nur hoffnungslos immer zu klagen

Es gibt schwerere Umstände wohl
Die das freie Leben zeitweise auch
Beeinträchtigen können doch sollten
Wir die richtige Perspektive haben

Dem Iren rät Thoreau lieber bescheiden
Wie genügsam zu leben womit er wohl
Mehr Freude am Leben hätte statt nur
Beständig über die Umstände zu jammern

Er vermutet die irische Familie aber
Wird nichts am gewohnten ändern
Weil ihnen der Mut fehlt aus ihren
Umständen selbständig auszubrechen

So leben die meisten Menschen wohl
Zwischen beklagtem Arbeitstrott und
Den ewig unerfüllten Träumen für die
Als Ersatz teuer konsumiert wird

Kenne einige die lange hart arbeiten
Um sich einen teuren Urlaub zu leisten
Bei dem sie das erarbeitete Geld dann
Für die Illusion von Luxus ausgeben

Viele dieser Urlaubsstreber klagen gern
Über ihren Arbeitsalltag der so öde wäre
Was ich nach Berichten nicht bezweifle
Aber ändern nichts für ihren Urlaub

Andere gönnen sich zu teure Autos
Bezahlen anderen Luxus lange ab
Bleiben damit unfrei gefangen um
Sich mal wieder was zu gönnen

Welchen Vorteil hat diese Gunst
Befreit Automobilität real oder nie
Sperrt sie nur in neue Unfreiheit
Die mit ihren Kosten uns versklavt

Die Geschichte der irischen Familie
Erinnert daran dass wir entscheiden
Wohin unser Lebensweg geht wie
Wir ihn nach den Umständen gestalten

Wer über sein Leben klagt sollte etwas
Ändern sagte Thoreau was schwerer
Klingt als ist da am Anfang immer das
Bewusstsein und die Haltung stehen

Warum viele dennoch lieber jammern
Über Zwänge denen sie sich fügen
Die keiner von ihnen haben müsste
Ist eines der Rätsel der Lebenswege

Lieber genieße ich das mögliche mehr
Statt mich über das zu beschweren
Was meine Ansprüche mir zufügen
Verzichte ich lieber auf diese anstatt

jens tuengerthal 05.09.2018

Dienstag, 4. September 2018

Bürgerüberleben

Droht aus dem Osten erneut
Der Faschismus der Welt die
Sich 1989 noch ideologiefrei
Endlich friedlich gehofft hatte

Nach Adorno hat sich in den
Faschistischen Regimes des
20. Jahrhunderts nur die nun
Obsolete Form der Wirtschaft
Bürgerlicher Eliten stabilisiert

Auch wenn schon das immer
Inflationär gebrauchte Wort
Faschismus mir Allergien
Eher verursacht sei es doch
Nach Chemnitz geprüft

Der Denker der Frankfurter Schule
Hält in seinen minima moralia das
Bürgertum in allen seinen Werten
Für heute verdorben bis ins Innerste

So würde zwar die bürgerliche Existenz
Als formale Hülle konserviert doch sei
Ihre ökonomische Voraussetzung völlig
Entfallen es bleibt nur ein Festhalten

Stur halten sie an ihren Interessen fest
Was sich mit Wut mischt weil sie doch
Eigentlich nichts mehr wahrzunehmen
Bräuchten überflüssig längst seien

Dabei hätten die Bürger ihre Naivität
Verloren und sein darüber verstockt
Wie böse geworden die eine Hand
Die noch pflegt verweigert Hilfe

Das politische Asyl würde verweigert
Aus Angst um die eigenen Pfründe
Weil sie sich objektiv bedroht fühlen
Würden die Bürger subjektiv unmenschlich

Nur der Willen zum Wettlauf blieb übrig
Von einst stolzen bürgerlichen Tugenden
Der heute zerstörerisch längst wirkt die
Bürger sein Unheil drohende Gespenster

Nähmen wir die besorgten Bürger wie
Sie in Chemnitz und andernorts zu oft
Bereits asoziale Brutaliät für normal halten
Als Bürger läge Adorno nicht falsch

Doch ist der Mob in Chemnitz genau
Wie der in Lichtenhagen bei Rostock
Kein bürgerlicher sondern eine Folge
Der Wendeverwirrung zu vieler noch

Auch 28 Jahre nach der Vereinigung
Die nie eine Wiedervereinigung war
Weil es beide Staaten vorher nie gab
Blieben sich die Welten eklatant fremd

Die DDR kannte keine Bürgerlichen
Vernichtete ihre auf Eigentum einst
Gebaute Kultur und Welten worauf
Jahrzehnte sozialistischer Schulung
Gehorsame Genossen nur formte

Die Diktatur der Proleten hatte nie
Sinn für bürgerliche Werte oder
Deren gewachsene Kultur wie viele
Konnten damals nicht mal essen
Fielen als unkultiviert überall auf

Bürgerlichkeit ist bedeutend mehr
Als die richtige Haltung einer Gabel
Aber ohne fehlt es schon am Kern
Was Adorno weder erkannte noch
Mit dem Ende der DDR merkte
Da war er schon 30 Jahre tot

Es droht nicht der Faschismus weil
Die bürgerliche Gesellschaft mit allen
Gute Geschäfte machen will sondern
Weil es am bürgerlichen Konsens fehlt
Die gemeinsamen Werte weg sind

Die Aufmärsche der FDJ der DDR
Glichen bis auf die Farbe völlig denen
Der HJ unter Hitler und was sich laut
Antifaschistisch nannte zelebrierte real
Faschistische Formen in allem

So irrt Adorno völlig in der Annahme
Die bürgerliche Gesellschaft sei die
Basis der Nationalsozialisten gewesen
Diese passten sich nur meistens an
Um im totalitären System zu überleben

Es hat sich nicht die Bürgerlichkeit
Heute ökonomisch wie ideell noch
Überlebt sondern im Gegenteil hat
Sich der wahre Weg eher erledigt

Bürgerlich heißt kompromissfähig
Sich an Bedingungen anzupassen
Die früher nicht Bürger sondern
Adelige Eliten gestalteten

Die Wirtschaft hat einen Markt
Keine bürgerliche Form sondern
Eine Natur nach der sie sich richtet
So die Bedingungen freie sind

Es braucht keine Überwindung
Der Bürgerlichkeit als dauerhaften
Schutz vor dem Faschismus sondern
Diese ist der sicherste und freieste Weg

Der Erfolg der Bundesrepublik
Wie der EU beweisen dies auch
Wenn Konzerne Macht übernahmen
Blieben die Strukturen immer gleich

Heute ist die ökonomische Macht
In völlig anderen Händen als noch
Zu Lebzeiten Adornos was diesem
Völlig unmöglich erschienen wäre

Der Markt hat sich durch Technik
Viel flexibler gezeigt als viele die
Montan dachten jemals glaubten
Die Praxis zeigte es uns wieder

Überlebt haben durch alle Zeiten
Mit kleinen Anpassungen immer
Die bürgerlichen Werte der Eliten
Wie die Ideale dauerhaften Erfolgs

Das Überleben ist aber kein Wunder
Auch keine faschistische Schande
Was nur ein hohler Sprachbaustein
Sondern Ausdruck von Anpassung

Kant war ein Bürger in Königsberg
Sein Denken auch aus bürgerlicher
Welt hat bis heute Gültigkeit auch
Wenn manche es besser wussten
Zeigte die Geschichte ihre Irrtümer
Der Hegelianer Adorno beweist es

jens tuengerthal 4.09.2018

Naturleben

Das Erlebnis unberührter Natur
Zeigt sich in Gewässern stärker
Die mit jeder Welle verändern
Mit jungfräulicher Oberfläche
Uns begrüßen bei jeder neuen
Begegnung bis wir in sie stoßen

Was Fischer erleben ist für mich
Eher unbekanntes Terrain da ich
Fischer lieber leben lasse ohne
Gar den Veganern oder ähnlichen
Sekten noch anzugehören dabei

Einmal fischte ich mit Freunden
Schwarz in einem Teich im Taunus
Was 33 Jahre längst her ist also
Auch beim Tod der Forelle dabei
Wohl längst heute verjährt wohl ist
Lohnend fand ich das Ergebnis nicht

Thoreau dagegen fischte manchmal
Wenn er lange bei Freunden blieb
Gern des Nacht noch allein am See
Genoß Ruhe und Fang wie dessen
Ankündigung im Zucken der Schnur

Auch ging Thoreau gern mit dem dort
Fischer im Boot auf den See wo jeder
An einem Ende fischend Platz nahm
Sie sprachen wenig was ihm gefiel

Töten von Tieren die weder mag
Noch genießen möchte finde ich
Eine völlig überflüssige Handlung
Warum ich zum Thema Fischen
Lieber nichts mehr sagen sollte
Ist eben Unterhaltung für Fischer
Zur Freude der Fischesser ohne
Jeden Reiz für Menschen wie mich
Die immer ein Steak jedem Fisch
Vorzögen nicht nur geschmacklich

Thoreau erzählt vom Leben am Teich
Wie mit dem Teich der ihm sogar die
Axt die ihm beim Eishacken hinein fiel
Überraschend leicht zurückgab wobei
Besonders die differente Farbe dieses Sees
Je nach Entfernung mache Erinnerung
Noch an eigene Waldläuferzeiten weckte

Gerne zeltete ich immer wieder auch
An kleinen Bächen dem dabei mehr
Oder weniger lauten Plätschern noch
Nächtlich stundenlang lauschend

Seen erlebte ich eher vom Kanu aus
Denn als Wanderer wo ich sie auch
Zumindest vorm Frost der Mücken
Dort wegen lieber vermied wovon
Erstaunlich genug Thoreau bisher
Gar nichts schrieb was aber auch
In Kanada so oft den Himmel grau
Färbt ohne Hoffnung auf Rettung

So ist Natur gerade dort wo sie
Wunderbar uns erscheint gerne
Auch sehr lästig gelegentlich aber
Vielleicht war der eingeborene
Städter in mir immer stärker
Als der antrainierte Waldläufer
Den Faulheit und Alter inzwischen
Gern in der Erinnerung begruben

Manche Knaben meiner Generation
Hatten ihren ersten Naturaufenthalt
Bei der Bundeswehr im Rahmen des
Damals noch Wehrdienstes aber die
Begeisterung der Kameraden dort
Hielt sich in den Erzählungen eher
In überschaubaren Grenzen stets
Sie mussten ja auch im Schlamm
Robben und dabei scharf schießen
Während ich als Pfadfinder zuerst
Dann kirchenflüchtig  lieber allein
Die Wälder nach dem Vorbild des
Vater erkundete der immer noch
Von seinen Touren schwärmte

Leben mit der Natur hat etwas
Es kann reizvoll sein in und mit ihr
Zu überleben zumindest wenn es
Nur für eine gewisse Zeit so war
Denn wie sehr genoss ich erst
Lesesessel und Bibliothek wenn
Vorher tagelang ich nur dem Wald
Gelauscht hatte bei wenig Lektüre
Die nicht am Lagerfeuer irgendwie
Beschädigt werden sollte

Das Naturleben bedeutet mir stets
Hinterher eine höhere Wertschätzung
Des kultivierten Lebens in Zivilisation
Es war immer ein Aussteigen um noch
Genüsslicher wieder einzusteigen

Die nächtlichen Touren mit dem Kanu
Bei ganz ruhigem Wasser das ich nur
Seltenst mit dem Paddel durchstieß
Sind mir in guter Erinnerung aber was
Das geistig mir wirklich brachte
Weiß ich bis heute nicht

Folgte dem in meiner Familie dazu
Als heldenhaft verbreiteten Rufe ein
Waldläufer in der Wildnis sein zu wollen
Der womöglich aus zu viel schlechter
Lektüre von Vater und Onkels resultierte
Die einen mir fremden Zustand glorifizierten

Weil ich mich zum Kampf mit der Natur
Zumindest nach außen entschlossen zeigte
Wurde ich Felix Krull dem also die Armee
Verschlossen blieb und damit gewöhnliches
Heldentum der Großstadtkinder durch den
Gang in die Wälder zumindest familienintern
Zum vielleicht dreiviertel Helden auf Zeit

Damit konnte ich mich in der elenden Natur
So unbequem sie meistens war wohl fühlen
Tat was meinem Wesen fremd war wie üblich
Für Geltung und Anerkennung männlich halt

Als ich später weitgehend von diesem Syndrom
Durch Abstand geheilt worden war wobei auch
Das Leben inmitten der Großstadt Berlins half
Entwickelte ich mich zum Stadtläufer anstatt
Indem ich tausende Kilometer in Wanderzeug
Durch mein Berlin lief genügte ich allem

Dem Reisewahn der Familie in der nur gilt
Wer viele Länder selbst am besten zu Fuß
Oder unter erschwerten Bedingungen doch
Bereist was mir eigentlich völlig fremd war
Genügte ich durch die große Menge die
Alles bisherige übertraf worum es ohnehin
In meiner Familie meistens nur geht
Ohne meine Stadt verlassen zu müssen

Dem Bedürfnis des Lesers und Autors
Jede Nacht in seiner Bibliothek dabei
Mit gutem Tee versorgt zu verbringen
Genügte ich nach der Heimkehr wieder
Wählte Bequemlichkeit für geistige Freiheit

Den Bekannten im Café am Platz
Die gern heldenhafte Geschichten
Von meinen langen Märschen hörten
Auch wenn diese mehr ins Reich
Der Phantasie wohl gehörten
Genügte ich ohne Urlaubsstorys
Die sich alle zu gern erzählten

Der Liebsten damals in Dublin
Gerne immer wieder im Ohr
Plaudernd mit dabei was mich
Laufend aufs Gespräch konzentrierte
Genügte ich dabei zum Glück
In vielfacher Hinsicht zumindest
Kehrte sie inzwischen zurück

Dem Flaneur in mir der zu gerne
Alles im Vorübergehen betrachtet
Ohne Hektik oder Verpflichtungen
Einen schnellen Blick wirft auf die
Schönheiten aller Umgebung gleich
Ob lebendig oder in Stein gehauen
Genügte jeder Marsch mehr

Zugleich erlebt der Flaneur in Berlin
Wieviel Grünanlagen es gibt wie sich
Park an Park manchmal anschließt
Mit teils zauberhaft uralten Bäumen

Auch als Flaneur in der Großstadt
Bemerkst du die Jahreszeiten gut
Siehst wann die Blätter fallen oder
In Schrebergärten die Beeren blühen
Die Temperaturen sinken und steigen

Die Natur in der Stadt erleben macht
Den Flaneur in mir vielfältig glücklich
Wobei Berlin auch erstaunlich viele
Sehr ursprüngliche Gebiete noch hat

Dagegen ist das Naturerlebnis als
Zwang in der Natur unter dann eher
Unkomfortablen Bedingungen für mich
Weniger verlockend heute als je

Hatte einmal eine Frau die sich
Zu gerne in der Natur bewegte
Wie sich den Naturgewalten stellte
Auf See oder an Land immer drängte
Um Natur statt Ruhe zu genießen
Sie scheint mir heute sehr unreif
Weil sie in keiner Welt ankam
Immer in Bewegung sein musste
Was bei mir eher Mitleid erregt

Habe mir als Knabe und Mann noch
Hütten und Lagerplätze im Wald
Gebaut wie erobert in der Natur
Um der Familie dabei zu genügen
Ein Held zu sein wie die anderen
Statt viel mehr gute Bücher zu lesen

So scheint mir das Naturerlebnis
Dass Thoreau zum Kult erhebt
Als Erkenntnisweg beschreibt eher
Eine manchmal lästige Ablenkung

Wie Menschen die viel reisen oft
Weniger belesen oder gebildet sind
Sondern nur viel überall mal waren
So könnte es mit Naturerlebnissen
Als Initiationsritual vieler wohl sein

Zu manchen passt es womit sie
An dem Weg in die Natur reifen
Andere wie ich haben sich dort
Zumindest mal echt überwunden
Lohnend würde ich es nie nennen
Aber es wurde zumindest ein Teil
Des Lebens das ich mir aussuchte
Auch um so etwas zu überwinden

Thoreau empfindet das Leben mit
Seinen Teichen und der Natur dort
Als großes reifendes Glück im Leben
Gut für ihn und seine Leser denke ich
Auch wenn ich seinen Naturkult nur
Sehr bedingt teilen noch möchte
Helden sind für mich keine Förster
Sondern Autoren und Literaten
Die schönste Form des Baumes
Ist es ein Buch zu werden

jens tuengerthal 04.09.2018

Montag, 3. September 2018

Emigrationsisolation

Sind emigrierte Intellektuelle isoliert
Weil sie mit der Heimat logisch auch
Ihrer schärfsten Waffe beraubt sind
Der Sprache im sozialen Konsens

Führt Emigration notwendig auch
Zur Behinderung die jeder bald
Erkennen muss wenn er nicht
Grausam darüber belehrt werden
Möchte hinter den Türen seiner
Verschlossenen Selbstachtung
Von der alltäglich weniger bleibt

Werden geistige Wesen also ihrer
Heimat beraubt zu bloßen Schatten
Ihrer nur noch Scheinexistenzen
Wie Adorno es grausam klar sagt
Der selbst Emigrant aus tödlicher
Verfolgung des Hitlerregimes war

Daraus resultierte eine größere
Vergiftung der Beziehungen unter
Den Verstoßenen als mit allen
Einheimischen während sich auch
Das Private vampyrhaft vordrängt
Weil es einfach nicht mehr existiert

Gegen die manische Entwicklung
Die notwendig hier folgt hilft allein
Meint Adorno die standhafte Analyse
Seiner selbst um so durch mehr
Bewusstsein wenn schon nicht ganz
Der Gefahr zu entgehen so sich doch
Der verhängnisvolleren Gewalt der
Blindheit wenigstens zu entziehen

Hüten sollten sich alle Emigranten
Zumindest soweit sie Intellektuelle
Vor allen von denen sie noch etwas
Erwarten können weil der Blick auf
Vorteile der Todfeind menschlicher
Beziehungen schon immer ist

Genauso warnt Adorno vor allen
Schmeichlern und Schorrern im
Umgang die sich Vorteile erhoffen
Womit immer eine ungute Abhängigkeit
Ohne alle geistige Freiheit entstünde
Die den Begünstigten wie auch seine
Bewunderer herabzöge ohne einen
Gewinn für eine der beiden Seiten
Sondern letztlich beiden einzig ihre
Je Unbeholfenheit noch vorführte

Ein Rettungsanker schien Adorno
Dem offensichtlich auch einsamen
Emmigranten die Strenge gegen sich
Was aber auch moralisch nur den
Wenigsten zur Verfügung stünde
Da den meisten die es besteigen
Hungertod oder Wahnsinn drohe

Frage mich manchmal mit wem der
Griesgram Adorno der in dieser Zeit
Auch mit Horkheimer über Dialektik
Der Aufklärung schrieb überhaupt
Noch gelassen und frei kommunizierte
Ob ihm die Geige immer näher war
Als Menschen jemals dennoch ist
Der Gedanke gedanklicher Isolation
In Zeiten der Flucht wieder wichtig
Wichtiger wird er zur Integration

Wir müssen mit Wanderung leben
Fraglich bleibt wie wir vernünftiger
Damit künftig umgehen als bisher
Die Erkenntnis der auch geistigen
Totalen Einsamkeit die folglich ein
Moralisches Loch danach hinterlässt
Stellt die Frage nach Antworten
In einer Gesellschaft die lange Zeit
In einem moralischen Konsens der
Über Jahrhunderte wuchs relativ
Isoliert lebte bis mit der Wende
Die alten gewohnten Strukturen
Für fast alle viele Geister zerbrachen

Die westlichen Geister versuchten noch
Ihr gewohntes Modell zu transferieren
Durch Anschluss und Übernahme die
Scheinbar auf ökonomischen Erfolg
Beruhte warum sie die also Besiegten
Anzupassen hatten wofür aber ein
Gemeinsamer neuer Weg einfach
Verpasst wurde weil der alte des
Grundgesetz sich ja bewährt hatte

Will sagen wir haben nicht nur viele
Flüchtlinge aus den Nahen Osten
Sondern mehr Millionen noch nicht
In gemeinsame Werte integrierte die
Östlich der Elbe länger aufwuchsen

Sind die geistigen Hohlräume die sich
Bei AfD Wählern wie just in Chemnitz
Zu deutlich zeigen nur das Produkt der
Moralischen Leere nach der Wende
Die blühende Landschaften versprach
Aber so einigen erst die graue Realität
Des Ostens düster offenbarte ohne dass
Sie sich diese Erkenntnis bis heute
Eingestehen konnten als Opfer

Die Angst vor Flüchtlingen wie auch
Die Furcht vor allem Fremden ist dort
Am höchsten wo die Systeme wechselten
Alle Gewissheit verloren ging einmal
Was viel mit geistiger Isolation zu tun hat
Die noch keine Heimat wieder fand
Um die sich manche in ihrer Leere
Jetzt so lautstark verlogen sorgen

Machen wir uns lieber alle klar statt
Adornos dunklen Tönen zu folgen
Wir sind alle Flüchtlinge und sobald
Wir geistig tätig sind auch Emigranten
Für die es keine Sicherheit mehr gibt
Außer mit uns nachdem alle Grenzen
Fielen und globale Märkte ohne die
Hoffnung auf ein Ende konkurrieren

Keine Sicherheit und keine Gewissheit
Kann Angst machen oder Mut weil es
Der Anfang der großen Freiheit auch ist
Die wir ohne Verlassenheit nicht erkennen

Es liegt an mir wie ich mich zur Welt
Wie sie eben ist stelle oder ob sich
Die Welt zu mir verhält und damit mich
Herumkommandiert im Bewusstsein

Die Isolation ist alltäglich und dafür ist
Jede Gewissheit dahin auch für jene
Die noch transzendente nachbeten
Sollte über zweihundert Jahre nach
Kant langsam klar werden wo die
Moralische Gewissheit allein liegt
Warum diese Freiheit ein Glück ist
Auf das wir uns einlassen müssen
Um es genießen zu können

Jeder ist heute Emigrant irgendwo
Immer im Welten verbindenden Netz
Das alle Grenzen zugleich aufhebt wie
Aus der Isolation befreit die uns noch
Alte Gewissheiten gaben dafür aber
Uns vogelfrei moralisch entlässt
Bis wir den Mut haben zu denken

jens tuengerthal 03.09.2018

Dorfleben

Wie betrachtet das Dorfleben
Wer sich aus der Einsamkeit
Wieder in Gemeinschaft begibt
Wann ist er Teil wann nicht mehr

Thoreau lebte viele Monate allein
Zurückgezogen aus Concord dem
Dorf in Neuengland seiner Heimat
Noch benachbart am Waldensee

Fast täglich ging Thoreau dennoch
Hinüber ins Dorf um es zu sehen
Teils um Menschen zu treffen oder
Dinge noch wo nötig zu erledigen

Einmal wurde er bei einem dieser
Spaziergänge ins Dorf verhaftet
Obwohl er nur zum Schuster wollte
Weil er seine Steuern verweigerte

Er sah sich zum Ungehorsam dabei
In Steuerangelegenheiten verpflichtet
Weil er die Sklaverei nicht mittragen
Wollte die Menschen wie Vieh hielt

Moralisch ein konsequenter Kantianer
Nur seinem Gewissen Untertan musste
Thoreau die Steuerschuld verweigern
Weil der Staat ihm unmoralisch schien

Viel schrieb er darüber in seinem Buch
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen
Den Staat in jener Zeit vor dem Bürgerkrieg
Der die Vereinigten Staaten fast zerriß

Nach einem Tag kam Thoreau wieder frei
Holte die Schuhe vom Schuster und ging
Wieder zurück zum Waldensee wo er dann
Auf einem Hügel Himbeermittagessen aß

Jeder Dorfbesuch ist für ihn auch einer im
Museum menschlichen Lebens dessen Teil
Er durch sein Leben im Wald nicht mehr war
Das er also amüsiert betrachten konnte

Kehrte ich nach Tagen in der Wildnis auch
Wieder in ein Dorf zurück oder in die Heimat
Schien mir viel gewohntes plötzlich fremd
Mein Blickwinkel hatte sich geändert

So beobachtete Thoreau wie manche dort
Einen solchen Appetit auf Neuigkeiten haben
Dass sie den ganzen Tag nur darauf warten
Als die groben Mühlsteine des Tratsches

Auch ich kenne aus allen Regionen in die
Das Leben mich mehr oder weniger willig
Verführte diese Menschen die gern alles
Mit ihrem Filter weitergeben wollen

Solche fanden sich in ländlichen Gegenden
Wie unter den Nachbarn meiner Eltern auch
Oder in unseren Kiezen genauso die stets
Dörfer in Städten für sich bilden wie in Berlin

Immer wenn du einen Ort besser kennst
Wird jede Großstadt zum Dorf mit den
Überall gleichen Riten und Gewohnheiten
Bei denen sich Menschen beobachten

So gesehen wohne ich nun die 18 Jahre
Die ich in Berlin lebe bereits im sechsten
Dorf in einem Bezirk auch wenn diese
Sehr nah aneinander grenzen noch

Jedes dieser Dörfer hat viel mehr Bewohner
Als die große Fläche von Thoreaus Concord
Wo teilweise die Grundstücke schon größer
Als hier ganze eigene Kieze in Berlin sind

Könnte amüsiert beschreiben wie sehr sich
Die Menschen hinter den Fenstern oder die
Auf der Straße von einem zum anderen so
Unterscheiden wie Botanik nach Breitengraden

Viele tausend Kilometer die ich nun durch
Die Wildnis der Großstadt Berlin lief ließ
Erkennen wie wenig es dieses Berlin gibt
Was immer nur viele Dörfer wohl sein wird

Hier schließe ich meine Haustür stets ab
Wobei ich mich manchmal frage wofür
Bücher sind in Berlin nichts wert und sonst
Gibt es nichts mir wertvolles dort zu stehlen

Doch die Gewohnheit der Großstadt wie
Angst vermutlich um unnötiges Eigentum
Verführt mich zu Schutzmaßnahmen die
Nie welche waren wie Montaigne lehrte

Wer klauen will wird es tun und wenn
Gesichert meine Schlösser beschädigen
Sicherheit ist eine ewige Illusion die sich
Gut verkaufen aber nie erwerben lässt

Thoreau ließ alle Türen bei sich offen
Ein Buch wurde ihm in der Zeit entwendet
Vermutlich weil der Homer zu golden glänzte
Ansonsten kein Schaden und kein Verlust

Dafür die große Freiheit ohne alle Angst
Voller Vertrauen in die Gesellschaft zu leben
Die noch besser wäre wie Thoreau meint
Gäbe es weniger Differenzen im Eigentum

Große Ungleichheit sieht er als die Quelle
Ewiger Ängste und Sorgen wie der Gier
Anderer die viel weniger haben oder sogar
Zu wenig um ganz frei zu überleben

Darüber nachzudenken könnte befreien
Weil wir feststellten was es wirklich braucht
Diebstahl und Raub kommen meint Thoreau
Nur dort vor wo die Unterschiede zu groß

Sollten diejenigen bestraft werden die erst
Durch ungerechte Anhäufung von Eigentum
Zur Kriminalität damit andere anstiften oder
Ist Ungerechtigkeit kein Verbrechen nur Pech

Frei ohne Schloss zu leben macht glücklich
Einmal vergass ich abzuschließen als ich
Für eine Woche meine Wohnung in Berlin
Zum Besuch der Familie verlassen musste

Als ich wieder kam stand die Tür weit offen
Schlimmes ahnend stürzte ich hinein doch
Es war nichts verschwunden zumindest
Habe ich bis heute noch nichts vermisst

Anarchisten sagten einst sogar Eigentum
Sei Diebstahl weil es was eigentlich doch
Allen gehört nach der Natur für sich nimmt
Was viele bis heute sehr schockierte wohl

Durch den kleinen Wohlstand haben wir
Uns lieber an die Ungerechtigkeit gewöhnt
Statt das System zu hinterfragen außer
Nach schlicht totalitär marxscher Manier

Achteten wir im Dorf liebevoll aufeinander
Kümmerten uns wenn nötig auch mal um
Die Güter des anderen bräuchte es wohl
Keinerlei Staat außer der Nachbarschaft

Wie wir dorthin wieder kommen könnten
Ob wir beobachtet wie besorgt gern leben
Oder unabhängig unter ewig Fremden
Scheint eine Frage des Geschmacks

Darüber mehr nachzudenken was uns
Im Leben miteinander glücklich macht
Täte besser als es dem Staat abgeben
Der nur schlechter Kompromiss ist

jens tuengerthal 03.09.2018

Sonntag, 2. September 2018

Liberalerotik

Wie liberal ist unsere Erotik
Bemisst sich dies danach wer
Mit wem warum und wofür schläft
Vor allem wer davon wie profitiert

Was ist überhaupt Profit beim Sex
Ist es der erschlafene Gegenwert
Bleibt die Ehe damit die teuerste
Form der legitimen Prostitution

Hat die Bewertung heute noch
Mit dem Begriff der Dame zu tun
Ist solche Bezeichnung absurd
Wo Gleichheit immer Vorrang hat

Hält der Gentleman seiner sonst
Konkurrentin am Markt die Tür auf
Wer kann sich Höflichkeit leisten
Wo ist ihr Preis uns zu hoch

Wie sieht gleichberechtigter Sex aus
Wer ist dann eher warum oben dabei
Ist guter Sex nicht immer auch Kampf
Um Leidenschaft die miteinander ringt

Noch achten wir in ein Lebensmodell
Das mit Monogamie und Ehe wohl eher
Dem Mittelalter als unserer Gegenwart
Lustvoller Verfügbarkeit entspricht

Ist es erstrebenswert alle Beziehungen
Offen zu führen oder wollen wir lieber
Vertrauten Besitzstand verlogen wahren
Was macht dabei eigentlich glücklich

Bin ich noch liberal wenn ich sage
Es möge jeder mit jedem schlafen
Nur meine Frau mit mir wie ich mit ihr
Aus Gründen der Mehrwertschöpfung
Die das rare Gut der Ausschließlichkeit
Heute völlig sorglos schon wieder hat

Dürfen Frauen sich völlig frei begatten
Wie Männer es einst lange taten bis
Manchen Glaube oder Krankheit noch
Gewisse Grenzen setzte die heute
Eher lächerlich hinfällig wirken

Vor allem aber wenn Frauen nicht
Wie Männer alles dürften etwa weil
Männer als Väter sicher sein wollen
Was Biomedizin längst zuverlässig klärt
Wie ließe sich dies kategorisch begründen

Die Fragen die Adorno zum Thema noch
In der minima moralia stellt haben sich
Dank Pille und sexueller Revolution heut
Weitgehend erledigt wenn auch dabei
Die wichtigste immer ungeklärt blieb
Nämlich wer wirklich welchen Gewinn
Ganz persönlich und sexuell hat was
Leider bei zu vielen nicht eins ist

Eine liberale Erotik ist nur so viel wert
Wie ihre Teilnehmer genießen können
Wenn aber aller Erfahrung bestätigt
Dass bis heute fast 90% nie gemeinsam
Wenn überhaupt als solchen den Sex
Genießen können fragt sich eher wozu

Ist die liberale Erotik nur eine Form der
Pornographiesierung mit billigem Inhalt
Von dem die meisten Teilnehmer nicht
Oder äußerst selten nur profitieren
Aber vielleicht ist es heute auch erst
Liberal sogar ficken zu können auch
Wenn dabei nichts lustvolles passiert

Liberaler und freier ist immer besser
Doch frage ich mich inzwischen eher
Ob das System dabei überhaupt noch
Jemandem nutzt als sich selbst weil
Immer mehr das genießen verlernen

jens tuengerthal 02.09.2018

Landnutzung

Landwirtschaft nutzt den Boden
Um aus dem Ackerbau möglichst
Hohen Gewinn zu erwirtschaften
Fraglich nur was uns solcher ist

Thoreau verwirft die Vorschläge
Vorbeifahrender Landwirte die
Ihm raten seine Bohnen zu düngen
Um den Ertrag zu optimieren

Er will frei sein von Viehhaltung
Keinen Dünger her transportieren
Nicht mehr erwirtschaften müssen
Damit sich der Aufwand rechnet

Im Kreisen der Hühnerhabichte
Sieht er einen Spiegel seiner
Gedanken wie sie sich nähern
Wie im Gleitflug wieder entfernen

Er entzieht sich bewusst der Kette
Ökonomischer Gewinnoptimierung
Um frei zu genießen was ist dabei
Mit so wenig wie möglich unabhängig

Am Ende zieht Thoreau gegen alle
Ratschläge der Bauern die er noch
Ignorierte dennoch Gewinn aus dem
Ackerbau nach seiner Vorstellung

Dies fein aufgelistete Trotzdem fand ich
Eher etwas trotzig überflüssig wenn auch
Wie immer sehr redlich dabei beeindruckte
Die Entscheidung zur Freiheit mich mehr

Was bringt uns eine Karriere überhaupt ein
Bemisst sich der Gewinn nach Einkommen
Oder zählen Freiheit und Lebenslust mehr
Welches Ziel macht uns dauerhaft glücklich

Die Gedanken über dem Bohnenacker
Wie die Art seiner Bewirtschaftung die
Eher unorthodox dem Lustprinzip folgt
Weniger Gewinn dabei in kauf nimmt
Für Freiheit und Lebensfreude sind
In unserer Ökonomie kontraproduktiv

Staaten wollen Menschen die gern
Den Gewinn optimieren weil diese
Die Volkswirtschaft gut bereichern
Für ihren höheren Lohn der für ein
Mehr an Leistung in Aussicht steht
Können sie sich Freizeit wie dort
Maßgeschneiderte Unterhaltung
Kaufen die ein Thoreau durch das
Mehr Freiheit und Lust nebenbei
Bei verzögerter Arbeit schon findet

Wenn ich von weniger gut leben kann
Fragt sich warum ich mehr tun sollte
Nur um mir noch teurer in einer neuen
Wirtschaftskette die Freizeit als Urlaub
Wieder einkaufen zu dürfen dann scheint
Dieser Kreislauf mir eher ziemlich absurd

Moden und Marken funktionieren ähnlich
Sie wecken teurere Bedürfnisse mit deren
Erfüllung wir durch sie erst unnütz geweckte
Sehnsüchte ökonomisch befriedigen wollen

Warum spielen vernünftige Menschen dies
Spiel überhaupt mit statt mit weniger auch
Zufrieden und freier zu sein wollen sie
Eine weitere Optimierung ihrer Gewinne
Sich mehr Dinge leisten zu können
Deren Nutzen zumindest fragwürdig ist

Ein Bohnenacker der mit einfachsten Mitteln
Mehr erwirtschaftet als er mich kostet ist ein
Ökonomisch nützliches Gut für mich warum
Die Frage was ich wirklich brauche wichtig ist
Mir darüber klar zu werden wie ich leben will
Was Freiheit dabei bedeutet und wie schnell
Wir uns durch fremde Güter abhängig machen

Der Text zu Thoreaus Bohnenacker gibt Grund
Die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen was
Zumindest mein träges Denken innovativ anregt
Neues nebenbei hervorbringt und Lust macht
Mit weniger glücklicher und dabei freier zu sein

Was Freude bereitet ist immer gut nur was
Bleibt von der Freude übrig wenn ich mir
Bei manchen Glücksträumen vorher überlege
Wieviel Freiheit sie mich im Tausch kosten

Ist die optimale Landnutzung ökonomisch messbar
Bemisst sich der Wert nach dem höchsten Ertrag
Was sind Freiheit und freie Zeit berechenbar wert
Wie sieht die Bilanz des großen Glücks aus

Scheitert das System der Gewinnoptimierung
Logisch und systemimmanent an sich selbst
Weil es den größten Wert nur käuflich macht
Was bei Glück und Liebe nur wenig wert ist

Ein Bohnenacker der uns zeigt wie wenig
Glücklicher machen ohne dabei auf abstruse
Marxistische Lehren von Neid und Besitz
Im schlicht schematischen Denken der Politik
Zurückgreifen zu müssen sondern die Dinge
Einfach ihrer Natur nach nimmt wie sie sind
Scheint mir eine ganz natürliche Lehre

Jens tuengerthal 02.09.2018

Samstag, 1. September 2018

Trennungsschmerz

Am schlimmsten an Scheidungen ist
Die sich offenbarende Kleinlichkeit im
Detail des Besitzes legt Adorno uns
Unter dem Stichwort Tisch und Bett
Mit präziser Schärfe da die sehr gut
Zweifel über die Ehe begründen kann

Mit der Scheidung beginnt stets eine
Staubwolke aufzusteigen auch bei
Den gutartigsten Menschen noch die
Alles überzieht was sie berührt hat
Als hätte die Intimsphäre sich in einen
Bösen Giftstoff verwandelt wenn erst
Die Beziehungen als Basis zerbrochen

Was macht Intimität zwischen Menschen aus
Ist es Nachsicht Duldung Eigenheitenszuflucht
Bei der ist es hervorgezerrt erst die Schwäche
Des Menschen offenbar wird was bei jeder
Scheidung als Schritt nach außen unvermeidlich

Wird wie Adorno es sagt das Inventar der
Einmal Vertrautheit zum dann Gegenstand
Der öffentlichen Abrechnung zeigt seine
Kalte nur berechenbare Seite für jeden
Oder warum missbrauchen es so viele
In Umkehrung der Verhältnisse dann
Von Strafanzeigen bis zu Einbrüchen
Endet manche Scheidung gar tödlich

Wo wir die Ehe als Ort des großen Vertrauens
Als menschliche Basis in inhumaner Welt
Sahen rächt sich die Enttäuschung um so
Bitterer durch alle Instanzen am anderen
Je großzügiger die Eheleute dabei zuvor
Waren desto abscheulicher wird dann die
Entwürdigung aus der Abrechnung

Dies geschieht besonders gern weil
Im rechtlich undefinierten der Konflikt
Wie die Konfrontation der Interessen
Noch besser gedeihen so offenbart
Sich am Ende ohne nötige Zuneigung
Der dunkle Grund auf dem die Ehe
Als Institution mit Macht und Sex
Übereinander sich ausbeutend nur
Der guten staatlichen Ordnung halber
Noch naiv verliebt errichtet wurde

Alles Schlechte was schon in uns ruht
Kriecht wenn wir das Haus demolieren
Ungeschützt ins Freie und offenbart sich
So ungefragt vor lästernden Augen

Wer einmal als hoffnungsvolle Verbindung
Von der Gesellschaft gefeiert wurde darf
Nun voller Scham erleben was für doch
Schurken sie entsprechend der eben
Verhältnisse wurden und sind weil sie
Dem gefährlichen stattlichen Modell
Das die Liebe gern zerstört folgten

So offenbart sich in allen gescheiterten
Ehen mit der Scheidung die allgemeine
Ordnung die untauglich für die Liebe
Wie eine dauerhafte Verbindung ihrem
Wesen nach da normiert logisch ist

Vielleicht ist diese Form des Nahkampfs
Ausdruck des Gewöhnlichen in aller
Gesellschaft die eben das Besondere
Der Liebe die an den paradoxen Vertrag
Glauben lässt niemals realisieren kann
Warum das Wesen der Ehe heute schon
Der Bedingung ihres Seins widerspricht
Uns aber dafür um so verletzlicher macht

Wer leiden möchte wie gern öffentliche
Diskriminierung zur Charakterstärkung
Quasi sadomasochistisch ertragen will
Dem sei in unserer Gesellschaft dringend
Zur Ehe geraten als starkes Schmerzmittel
Auch Kinder gemeinsam können genügen

Ob das Wissen um das Folgende Grauen
Alleiniger Stabilitätsfaktor der Ehe noch ist
Wäre heute eine wohl berechtigte Frage
Doch verhalten sich viele Menschen noch
Immer unter dem Einfluss ihrer Hormone
Eher blind unvernünftig was bejubelt wird
Bis wir das Grauen danach miterleben
Was dann die Frage stellt warum wir
Nicht zuvor mehr kritischer dachten

Vielleicht ist die Scheidung heute der
Uneingestandene teure Masochismus
Den sich manche gönnen wollen noch
Ob sich das lohnt ist der Frage wert

jens tuengerthal 01.09.2018

Gästewissen

Besuch bringt seine Welt mit
Teilt uns seine Sicht der Dinge
Auf eine oder andere Weise mit
Was eine Bereicherung sein kann

Manche Besucher kommen nur
Zur Bestätigung ihrer immer Klagen
Über andere oder die böse Welt
Was inhaltlich meist entbehrlich ist

Wie uns die Worte aber erscheinen
Liegt auch an unserer Sicht auf sie
Mehr teilweise als an diesen selbst
Die nur Hüllen für Gefühle oft sind

Viele meinen Worte schrieben fest
Hätten dabei eine klare Bedeutung
Seien wie mathematische Zeichen
Was eine gefährliche Illusion ist

Doch weniger über solche Fehler
Soll hier gedichtet werden als von
Chancen gesprochen werden die
Dichter wie Thoreau in Gästen sahen

Thoreau war offen noch zu lernen
Von seinen Besuchern unter anderem
Ließ er sich zu neuen Gedanken anregen
Indem er weniger erwartungsvoll war

So konnte Thoreau auch vom Holzfäller
Der sich selbst einfältig dumm nannte noch
Profitieren ohne ihm dabei zu widersprechen
Weil er die Weisheit seiner Sicht betrachtete

Ungebildete gaben ihm einen unverstellten
Blick auf die Dinge und offenbarten dabei
Vielfach noch erstaunlich überraschendes
Was vermeintlich Intellektuelle weiter bringt

Bereit zu sein für das Wissen der Anderen
Zeugt von einer inneren Offenheit die selten
Leider wurde aber dafür noch staunen kann
Mehr kann als viele Fachidioten meinen

Ablehnend verhielt sich Thoreau gegenüber
Jenen die kommen und ihn bekehren wollten
Zu wissen meinten wie er im Haus sitze
Das ihm ihr Herr errichtet habe im Gesang

Doch errichtete er sich sein Haus selbst
Schätzte alle die ohne Absicht kamen
Als bei ihm zu sein und in der Natur
Um sie gemeinsam zu genießen

Vielleicht ist dies ein tauglicher Maßstab
Bis heute um mit Menschen klarzukommen
Meide alle die dich belehren oder bekehren
Gar von ihrem Glauben überzeugen wollen

Genieße dafür mit allen die Natur frei
Wie und wo sie sich zeigt wenn sie
Nichts sonst bei und mit dir wollen
Kann das Glück vieler möglich sein

jens tuengerthal 01.09.2018