Dienstag, 11. September 2018
Ungewissheiten
[Plinius]
Kann es Gewissheit
Geben oder ist diese
Stets contra dictio
Ein Gleichgewicht ist
Im Inneren undenkbar
Zumindest total
Stets überwiegt eins
Auch eher wenig genügt
Uns zur Entscheidung
Ungewissheit macht
Uns ebenso verrückt wie
Keine Entscheidung
Stets die Wahl haben
Dabei entschieden wirken
Wirkt überzeugend
Seltsam Paradox
Wirken Ungewissheiten
Auf Entscheidungen
Damit umgehen
Heißt täglich leben lernen
Ohne Sicherheit
jens tuengerthal 11.09.2018
Montag, 10. September 2018
Todessicht
Dabei bleibt danach nichts mehr
Übrig zu fürchten
Sterben dagegen
Fällt vielen eher schwerer
Zumindest praktisch
Trotz aller Planung
Verkehren sich Ansichten
Noch währenddessen
Mancher wird gläubig
Andere klammern ängstlich
Sich an ihr Überleben
Ist Sterben planbar
Oder unkalkulierbar
Gegen jeden Plan
Hilft vorher fragen
Oder glauben statt wissen
Um sicher zu sein
Gestorben ist es
Alles egal weil dann nichts
Von uns übrig ist
Gelassen bleiben
Lebens immer höchstes Ziel
Hilft nur äußerlich
Sich vor dem Nichts nie
Fürchten scheint vernünftiger
Nur wann sind wir es
jens tuengerthal 10.09.2018
MAXIMA MORALIA
Jeden Tag mehr Widerwillen in mir
Weitergelesen mit Mitleid aus noch
Historischem Interesse vielleicht
Ist Gefühl dabei je eine gute Basis
Zur Beurteilung existentieller Fragen
Was bleibt uns sonst auf der Suche
Nach möglichst großem Glück übrig
Wonach strebt der Mensch überhaupt
Wohin führt die Beurteilung des Einzelnen
Als soziales Wesen statt als Individuum
Also immer im Kontext statt für sich
Die Kritische Theorie der Frankfurter
Machte Schule als moralisches Ideal
Indem sie mit Marx und Hegel im Kopf
Die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft
Ver- und abschließend beurteilte
Die Inbezugnahme der Heilsbringer dabei
Freud eingeschlossen gab der dialektischen
Aufklärung immer etwas auch sektenhaftes
Was viele unkritisch depressiv übersahen
Vom totalitären Denken eines Marx der
Mit seinem kastrierten Materialismus
Den Menschen der geistigen Basis beraubt
An dieser Stelle ganz zu schweigen
Wer Marx mit der Psychoanalyse kombiniert
Wird im Ergebnis nur Glaubenssätze haben
Die nur intelligenter Dekonstruktion dienen
Ohne jeden ethischen oder sonstigen Wert
Freuds Seelenkunde löste die der Kirche ab
Sein erschwindeltes Unterbewusstsein wurde
Zum herrschenden Glauben unserer neuen
Gesellschaft auf dem Weg zu sich
Wie die Kirche gibt Freud sichere Antworten
Warum die verlorenen Schäfchen die sich
Nach Kant auf sich zurückgeworfen sahen
Gerne in diesen sicheren Glauben flüchteten
Ganzheitliches Denken ist erstmal gut
Soweit es verschiedene Ansätze verbindet
Nicht aber wo es Glaubenssätze subsumiert
Alles auf monotone Linie nur bringt wie dort
Die Dialektik der Aufklärung war schon eine
Anmaßung die das Projekt nicht verstanden
Was in Selbsterkenntnis nach Kant gipfelte
Um damit erst zur Befreiung zu werden
Der Ansatz des Triumphes einer Ideologie
Gibt nur ein beschränktes Bild der Wirklichkeit
Für Opfer des Faschismus noch verständlich
Spiegelt es längst nicht mehr die Realität
Der Ansatz der Frankfurter Schule hat sich
In der postideologischen Gesellschaft eher
Erledigt und hat keine Perspektive mehr als
Die Dekonstruktion dessen was dennoch ist
Viele der damit in Schule und Studium noch
Drangsalierten haben waren eher Opfer der
Theorie als Jünger einer neuen Aufklärung
Die sich als kritische Heilslehre dennoch sah
So blieb sie auch sprachlich in dem hängen
Was sie großmäulig von sich wies und setzte
Nur eine Generation Unzufriedener frei die
Auf die Gesellschaft losgelassen wurden
Hegel meinte Kant weiter zu denken wie
Marx sich anmaßte Hegel zu Ende sogar
Gedacht zu haben woraufhin die Frankfurter
Freud einkreuzten und sich am Ziel wähnten
Es braucht nichts mehr als Kants Imperativ
Sich ihm zu nähern ist die maximale Moral
Ob Idealisten oder Existentialisten keiner kam
An den Meister aus Königsberg mehr heran
Adorno lesen könne intellektuell amüsant sein
Wäre es nicht auch historisch so kritisch dabei
Notwendig zu sehen allerdings scheint heute
Der philosophische Mehrwert eher sehr gering
Zwar mag es mancherorts einen Aufschwung
Der Mythologie gegen vernünftige Wirklichkeit
Wohl geben doch hilft dagegen sicher weniger
Die depressive Dekonstruktion der Wirklichkeit
Nicht die Aufklärung zerstörte sich selbst in ihrem
Klaren die Dunkelheit beleuchtenden Denken
Sondern diese dekonstruktivistische Philosophie
Deren literarischer Ausfluss ein Houlebecq war
Wir brauchen also nicht eine neue Dilaketik
Der Aufklärung oder kritischen freudianischen
Geist zu deren Verständnis sondern vielmehr
Einen konstruktivistischen Ansatz anstatt
So lese ich den Adorno weiter zum Amusement
Für mich seiner geistigen Schärfe wegen als
Eine Art geistiger Chilli für laue Gerichte mal
Halte aber weitere Lyrik dazu für überflüssig
jens tuengerthal 10.09.2018
Sonntag, 9. September 2018
Gebärdenzirkus
Die Gesten nur präzise und roh wie mit
Ihnen die Menschen weil sie ihnen alles
Zögern in den Gebärden so austreibt
Damit unterstellte sie diese laut Adorno
Den geschichtslosen unversöhnlichen
Anforderungen der Dinge deren Umgang
Wir zugleich als quasi Echo verlernen
Wie ist heute eine Tür zu schließen
Wo zeigt sich der Kenner mit Gefühl
Was ist zu zu schmeißen mit Wucht
Wer braucht zarte Präzision anstatt
Wird der neue Menschentyp nun durch
Einschnappende Automatik die ihm so
Den eleganten Schwung immer nimmt
Durch seine Umwelt mehr geformt
Was fragt sich Adorno bedeutet es
Für das Subjekt keine Flügel mehr
Bei Fenstern zu öffnen sondern nur
Noch grob aufzuschiebende Scheiben
Verführt die Kraft der Motoren nicht
Jeden Chauffeur dazu die Umgebung
Mal eben platt zu fahren wer ist noch
Darüber erhaben bei erhöhtem Tempo
Liegt schon in der Bewegung jeder
Maschine auch Gewalt als sei sie
Stoßweise faschistische Mißhandlung
Unter dem Terror der Zweckmäßigkeit
Wo Dinge nur noch der Handhabung
Dienen ohne freien Überschuß geht
Ihnen auch die Freiheit verloren wird
Vom Augenblick der Aktion verzehrt
Die Normierung des Alltags unter
Dem Diktat der Zweckmäßigkeit
Führt zum Verlust der Anmutung
Wie der emotionalen Bindung
Ob die Bewertung der Maschinen
Als in ihrer Bewegung faschistisch
Nicht viel zu weit geht um noch
Sachlich philosophisch beobachtet
Nicht emotional verzerrt zu sein
Bleibt an dieser Stelle wohl fraglich
Mehr Achtsamkeit auch in Gesten
Könnte leicht die Gefahr aufheben
Vor der sich Adorno hier fürchtet
Bewegungen dazu gibt es genug
Ob wir die Langsamkeit entdecken
Lieber langsam essen oder fahren
Im Urlaub ruhen statt hin zu wollen
Entscheidet unsere Erfahrung allein
Interessant ist wie der sonst präzise
Adorno die Dinge geschichtslos wie
Unversöhnlich nennt also bewertet
Statt zur Erkenntnis zu beobachten
Betrachten wir die Dinge neutral als
Ding an sich liegt der Umgang an uns
Sie werden was wir aus ihnen machen
Ohne Zirkus um unsere Gebärden
Weist was Adorno beobachtend beklagt
Präziser auf den Beobachter alleine hin
Als das Ding zu charakterisieren was ist
Liegt es nur an uns was Dinge uns sind
Die Gewalt der Dinge wie ihre Rohheit
Als Folge zunehmender Technisierung
Ist eine leidend lieblose Betrachtung
Die ich lieber ins Gegenteil verkehre
Wo ich mir mit allem mehr Zeit nehme
Die Dinge als kostbar behandle werden
Sie zu persönlichen Schätzen für mich
Was zu genießen ein guter Anfang
Klopfe sehr gerne immer noch an
Wie ich einer Dame die Tür aufhalte
Andere altertümliche Gesten nutze
Um meinen Alltag schöner zu machen
Wie roh die Menschen werden infolge
Des Umgang mit Technik liegt an ihnen
Als was sie erscheinen am Beobachter
Wie es wirklich ist weiß meist keiner
Vielleicht ist die Wirklichkeit immer nur
Was wir aus ihr machen und wie wir
Sie betrachten wollen statt festgelegt
Aufgrund sozial technischer Normen
Frei ist wohl erst wer seine Welt so sieht
Statt sich dem engeren Diktat einer so
Beurteilung zu unterwerfen die Adorno
Erfahrungsbedingt verständlich wählte
jens tuengerthal 09.09.2018
Einrichtungsfragen
Meinte Adorno abschließend zum Thema
Einrichtung als Schauplatz des Privatlebens
Unter dem Titel Asyl für Obdachlose
Wo traditionelle Wohnungen in denen wir
Groß wurden unerträglich werden weil alles
Behagen mit Verrat an der Erkenntnis erkauft
Geborgenheit dafür mit der muffigen Tradition
Der Interessengemeinschaft Familie bezahlt wird
Ist für Adorno der Lebensraum beschränkt
Jedoch seien die Neusachlichen mit tabula rasa
In von Sachverständigen gefertigte Etuis verirrt
Die ohne jede Beziehung zum Bewohner bleiben
Dem längst irrealen Wunsch nach Unabhängigkeit
Schlagen sie in Fabrikhallen einfach ins Gesicht
So hätte nach Adorno ein Magazin vor Hitler
Dekretiert der moderne Mensch schliefe gern
Dem Tiere gleich nahe am Boden womit das
Traditionelle Bett ausgedient hätte und damit
Die Schwelle von Wach zu Traum abgeschafft
Stilwohnungen auch wo echt aber eben auch
Zusammengekauft führten nach dem Kopf der
Frankfurter Schule zur lebendigen Einbalsamierung
Ohne Hoffnung auf befreite Erlösung daraus
Die Flucht ins Hotel oder möblierte Appartement
Mache die aufgezwungenen Bedingungen der
Emigration zur lebensklugen Norm die künftig
Entscheidung und Stilfrage entbehrlich macht
Am schlimmsten meint Adorno dennoch erginge
Es allen die keine Entscheidung hätten die noch
In Bungalows leben die morgen schon nur noch
Laubenhütten oder Autos oder weniger sind
Das Haus sei vergangen und die Zerstörungen
Der europäischen Städte die er 1944 von Ferne
Beobachten muss sei bloß die Fortsetzung
Einer immanenten Entwicklung die Häser nur
Als Konservenbüchsen zum Wegwerfen sieht
So vernichte die sozialistische Gesellschaft auch
Die Möglichkeit des Wohnens als das schleichende
Unheil der bürgerlichen Gesellschaft das sie so wird
Wogegen kein Einzelner etwas unternehmen könne
Die noch immer sichtbaren Alpträume des Wohnens
Die Staaten wie die DDR in Plattenbauten realisierten
Die sie in Vorstädten reihenweise einst hochzogen
Mit denen sie mein Wohnviertel pflastern wollten
Wobei ihnen Widerstand und Wende zuvorkamen
Belegen zumindest den Tod der Bürgerlichkeit dort
Während sich in noch Altbauten nun wieder das
Wiedererstandene Bürgertum versammelt hat
Wer es versucht und sich mit Möbelentwürfen oder
Gar Innendekoration beschäftige gerate ungewollt
In die Nähe des Kunstgewerblichen wie entschlossen
Er auch dagegen immer angehen mag halten ihn
Beobachter doch schnell für einen Bibliophilen
Meint Adorno typisch erhoben abschätzig
Hier schon könnte ich einhaken und diesen Titel
Als Auszeichnung in heutiger Zeit eher sehen
Denn als Kritik am halbseidenen Wesen dieser
Wenn auch manch gewöhnlicher Durchschnitt
Der Masse leicht gruseln ließe lebe ich zu gern
In einem Museum mit vielen Büchern als Ort
Des klassisch schönsten Rückzuges immer
Adorno meint auch weil schon aus der Ferne
Geblickt Wiener Werkstätten sich nicht mehr
Vom Bauhaus unterschieden und die Kuben
Längst ornamental werden sei als Reaktion
Ein individuell suspendiertes Verhalten gut
Einzig angemessen möglich für ihn
So sollen wir das Privatleben führen wie es
Gesellschaft und eigene Bedürfnisse fordern
Aber dabei nicht so belasten als sei es noch
Gesellschaftlich substantiell uns angemessen
Nietzsche zitierend der schrieb es gehöre
Zu seinem Glück kein Hausbesitzer zu sein
Erweitert Adorno dies dahin es gehöre heute
Zur guten Moral nicht bei sich zuhause zu sein
Dies solle ausdrücken welche Illusion längst
Das Privateigentum wurde das einem nicht
Mehr gehört weil es immer alles zu kaufen gibt
Sich keiner an Beschränkung klammern kann
Weil wir aber Eigentum doch brauchen wenn
Wir nicht in Not und Abhängigkeit geraten will
Lassen wir die Besitzverhältnisse fortbestehen
Doch führt uns die Moral zur Paradoxie mit der
Wir die Dinge dann nur noch lieblos missachten
Was sich schnell auch gegen Menschen kehrt
Wird bald zur Ideologie und die lieber das Ihre
Mit schlechtem Gewissen behalten wollen sind
Dazwischen zerrissen weil es nach Adorno
Kein richtiges Leben im falschen geben kann
Wohne gern und richte mich verliebt noch lieber
Gemeinsam ein zwischen immer mehr Büchern
Mit Dekoration nach beider Geschlechter dabei
Übereinkommenden Geschmack noch erstaunlich
Harmonisch und sehe diesen Vorgang des wohl
Nestbaus auch als natürliche Kulturleistung die
Keine gesellschaftliche Ordnung je überwindet
Der Instinkt es möglichst schön zu haben um
Das bestmögliche Leben mit größtmöglicher
Lust genießen zu können scheint natürlich
Zwar sind die Zweifel Adornos im Angesicht
Des Krieges der Hiroshima noch nicht sah
Verständlich doch haben sich die Menschen
Auch dort inzwischen wieder gut eingerichtet
Das Soziale als nur Bindeglied zwischen den
Mitgliedern einer Gesellschaft wird dabei wohl
Von Adorno destruktiv überbewertet insofern
Der Wunsch gut zu leben ein instinktiver ist
Aus dem sich mit der Kultur Geschmack formt
Was wem gefällt und ob es gutes Leben gibt
Auch unter unmenschlichen Bedingungen ist
In Zeiten der Flucht eine wichtige Frage die
Sich manche vielleicht häufiger stellen sollten
Doch die Möglichkeit des Geschmacks als
Ausdruck kultureller Entwicklung negieren
Nähme uns mehr als es an Erkenntnisgewinn
Dem Einzelnen dabei bringen könnte
Seit ich mich erinnern kann um nicht gleich
Die gewagte Hypothese des Denkens hier
Für mich in Anspruch zu nehmen war mir
Einrichtung ein Teil meiner Identität
Lebe als Leser gern im Rückzugsraum
Der Bibliothek und wer seine entbehrte
Weiß erst wie wichtig diese Basis ist um
Den Geist freier beflügeln zu lassen
Einrichtung ist sicher Geschmackssache
Aber in diesem zeigt sich unsere Kultur
Wie weit wir uns entwickelt haben oder
Was nur noch von uns übrig geblieben
Habe schon notgedrungen monatsweise
Möbliert auch gewohnt und vermeide
Wenn es irgend nur geht jeden Umzug
Lebte auch ohne Bücher doch nur halb
Wer in der Postmoderne seinen Weg
Zwischen vielen Stilen und dazu noch
Im Rahmen bescheidener Möglichkeiten
Findet zeigt damit viel von sich auch
Diesen Ausdruck aus Kapitulation vor
Den sozialen Verhältnissen einfach
Ignorieren müssen um intellektuell
Etwas zu gelten wäre unmenschlich
So möchte Adorno uns aus seiner
Verständlichen Sprachlosigkeit mit
Seinem berühmten Dictum das es
Kein richtiges Leben im Falschen geben
In eine mir ferne Ignoranz drängen
Diese Fragen sich 1944 zu stellen
Auch angesichts der Unmenschlichkeit
Vieler Versuche des Bauens in diesen
Baukastenspielen der Stadtplaner
Scheint noch immer angemessen
Antwort sollte jedoch nicht die Negation
Sondern vielmehr die Bejahung des je
Eigenen Weges als lebenslange Suche
Sich damit wohl zu fühlen lieber sein
Es geht nicht um sozial richtig oder
Moralisch verwerflich beim Wohnen
Sondern darum sich wohl zu fühlen
Was danach erst den Rahmen braucht
Möge jeder nach seiner Fasson glücklich
Alle Menschen auf ihre Art sich einrichten
Wie es die Umstände ihnen erlauben aber
Sich daran auch freuen können statt sich
Ein Verwerflichkeitsurteil aufzuerlegen
Wie es der Schatten größerer Ereignisse
Andernfalls moralisch geböte geht es doch
Um nicht mehr als glücklich zu leben
jens tuengerthal 08.09.2018
Samstag, 8. September 2018
Friseurstimmung
Männer gehen zum Friseur
Um sich die Haare schneiden
Zu lassen während Frauen
Sich dort verwöhnen lassen
Länger als zwanzig Minuten
Habe ich selten oder nie dort
Gesessen bis alles erledigt war
Augen geschlossen nachgedacht
Manchmal lauschte ich noch den
Angeregten Gesprächen der Damen
Im Sessel nebenan für die der Gang
Zum Friseur soziales Ereignis war
Frauen lassen sich dort verwöhnen
Genießen die Pflege kommen dann
Lustvoll schöner wieder wovon beide
Seiten lustvoll profitieren können
Beim Friseur zahlte ich selten mehr
Als 10 Euro ohne Waschen während
Die Liebste eher mindestens wohl das
Zehnfache beim exquisiten Gang lässt
Was bei mir ohne Waschen wie immer
Maximal 20 Minuten mit allem dauerte
Braucht bei ihr über vier Stunden was
Fast ein halber Tag für sich schon ist
Früher war mir das völlig unverständlich
Heute denke ich es ist halt eine Form
Ganzheitlicher Therapie um sich mit sich
Wieder richtig und wohl zu fühlen
Wo Frau sich mag und sich wohl fühlt
Wird sie noch schöner als von Natur
Die bei meiner schon unübertrefflich
Schien bis sie heute vom Friseur kam
Sie fühlte sich wieder viel schöner
Fand sie immer schon wunderschön
Aber jetzt natürlich ungelogen mehr
Weil sie sich noch mehr mochte
Dazu kam ihre gewachsene Lust
Die normal schon mehr als alle war
Was Mann bei Frau erleben durfte
Getragen von Stolzesspannung
Es ist keine Magie vermute ich
Sondern Selbstbestätigung wie
Sich richtig etwas für sich gönnen
Weil du es dir wirklich wert bist
Schafften Männer es Frauen dies
Gefühl dauerhaft zu vermitteln
Ginge die Friseurbranche pleite
Was ja auch keiner wollen kann
Muss es gar nicht alles verstehen
Nicht mal selbst hin muss ich da
Nur voller Liebe es gönnen können
Wie angemessen bewundern reicht
Ob die unterschiedliche Leidenschaft
Für Pflegetermine genetisch bedingt ist
Ist mir auch völlig egal solange meine
Liebste so lustvoll selig wiederkehrt
Natürlich wirkte das nicht jede Woche
Was die kluge Frau aus Erfahrung weiß
Aber im richtigen Abstand gibt es wohl
Keine bessere Investition für guten Sex
jens tuengerthal 08.09.2018
Ankunftsglück
Zuhause Ankommen nach einer
Kleinen Wanderung fühlt sich gut an
Schöner noch wenn dich die Liebste
Schon erwartet im schönen Heim
Das erleben wohl täglich Viele
Ohne es entsprechend zu würdigen
Kam nach dem Regen feuchter an
Fand unser Zuhause wunderbar
Aufgeräumt abgespült und sauber
Mit meiner Liebsten noch schöner
Schien mir schon alles vollkommen
Bis ich endlich sah was sie tat
Die Liebste saß zeichnend Tisch
Hoch konzentriert an ihrem Werk
Durfte ich glücklich erschöpfter Flaneur
Sie beim Malen noch beobachten
Wie lief mein Herz voller Liebe über
Nicht nur die schönste und liebste Frau
Sondern ihre große Begabung dabei
Als Zuschauer genießen zu dürfen
Dankbar schreibe ich nun darüber
Wie glücklich geteiltes Leben macht
Wo jeder seiner Neigung folgt aber
Gemeinsam das Glück noch wächst
Bewundere sie auch in ihrer Kunst
Bin dankbar für meine wunderbare Frau
Die mich mit ihrem Tun inspiriert
Fühle mich so ganz angekommen
jens tuengerthal 7.09.2018
Freitag, 7. September 2018
Lebenseigentumsvorbehalt
Haben wir Entscheidungsbefugnis über
Das was unser Leben im Kern ausmacht
Oder nur noch in der Wahl des Freitods
Adorno konstatiert dies im Krieg nüchtern
Wo er sich dem Vernichtungswillen nicht nur
Faschistischer Diktaturen hilflos gegenüber sah
Wo der Suizid noch die bessere Aussicht war
Angesichts der entwürdigenden Grausamkeit
Des Krieges wie der Menschenverachtung
In den Vernichtungslagern von denen aber
Auch Adorno da noch nichts genaues wusste
Scheint das Weiterleben die größere Strafe
Wer durch den Zufall der Geschichte diesen
Schrecken überleben durfte wird zeitlebens
Seine noch Existenz vor sich rechtfertigen
Als gäbe es im Sein je ein gültiges warum
Hat sich seit Kriegsende etwas geändert
Sind Versöhnung und Menschlichkeit heute
Weiter fortgeschritten als damals im Grauen
Leben in Deutschland heute andere Menschen
Schon liegt mir die Frage auf der Zunge wo
Sind die im Osten noch näher an der von
Adorno beschriebenen totalitären Geschichte
Wer hat die Freiheit besser wirklich verstanden
Die sie sich selbst erobert haben 1989 oder
Jene die sie im Westen geschenkt bekamen
Wieder werden ohne jede Würde hier Menschen
Zumindest rassistisch beschimpft vielleicht gejagt
Auch wenn heute zumindest die Verfassung laut
Das Gegenteil zur Pflicht dem Staat postuliert
Gilt das Grundgesetz in Bayern weniger oder
In Sachsen zumindest nicht für Zuwanderer
Wo doch unser Innenminister die Migration
Als Mutter aller Probleme identifizierte
Sind die teilweise Probleme des Staates
Endlich Verantwortung zu übernehmen
Für seine Verpflichtung zum Schutz auch
Der Würde Ausdruck des Kontrollverlustes
Wer aber kontrolliert dann unser Leben
Wenn dem Staat diese nur zunehmend
Entgleitet in Sorge vor rechten Populisten
Worüber bestimmen wir wirklich selbst
Früher bestimmten die Kirchen was wir
Als moralisch gut betrachten müssten
An ihre Stelle traten die Psychoanalytiker
Mit bloßer Umbenennung ohne Befreiung
Heute haben wir das Grundgesetz als
Ergebnis des Diskurses wie Habermas
Uns gerne demokratisch belehrt dabei
Die Verantwortung vor Gott ignorierend
Weil diese von Gläubigen noch immer
Als Formel in die Präambel geschrieben
Schafft die Aberglaubensbasis logisch
Des Grundgesetzes relative Gültigkeit
Für alle von allen Göttern befreite
Inwiefern nicht logisch Götter immer am
Selbstbestimmungsrecht des Individuums
Hindern also aller Aberglaube gegen die
Grundrechte verstößt kann dahinstehen
Sofern wir diese Albernheiten nur privat
Als Vergnügen für Leichtgläubige betrachten
Was von Meinungsfreiheit so weit gedeckt
Wie wissenschaftlich immer wirkungslos ist
Selbstbestimmt leben heißt seit Kant klar
Befreiung aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Was autonomes Denken so sehr erfordert
Wie die moralische Aufgabe höherer Wahrheit
Wer auf sein Gewissen zurückgeworfen ist
Aus diesem allein bestimmt was moralisch
Zulässig sein kann und also jedes Gesetz
Am Gewissen messen soll ist aufgeklärt
Was macht Selbstbestimmung heute aus
73 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
Gibt es einen besseren Ausdruck dafür als
Die Fähigkeit ihm allein ein Ende zu setzen
Ist der Tod als letztes Zeichen der Freiheit
Ein Symbol des Grauens oder der Autonomie
Die wir nie gering schätzen sollten um uns
Würde in jeder Situation zu erhalten
Bei Sterbehilfe diskutieren wir es wohl
Öffentlich wobei gerne noch Anhänger
Des alten Aberglaubens laut das Leben
Dem sie die Würde raubten verteidigen
Wo kämen wir auch hin wenn Gläubige
Autonom sittlich entschieden wie Kant es
Jedem der sich befreit zubilligte unabhängig
Von Stand oder Herkunft als Freiheitsrecht
So sind wir kaum einen Schritt weiter als
Die großen Denker der Aufklärung solange
Der Aberglaube moralisch im Grundgesetz steht
Die Grundrechte relativ gültig damit nur macht
Reichsbürger erkennen aus anderen wirren
Vorstellungen den Staat gar nicht an der aber
Durch seine faktische Macht auch gegen sie
Die legitime Existenz zur Genüge bewies
Wir anarchischen Aufklärer aber stehen
Dazwischen in der Leere des Nichts weil
Jede Norm nur am Gewissen gemessen
Also relativ gültig immer bleibt für uns
Die einen sind Narren weil sie Tatsachen
Verkennen die ihre Strafbarkeit begründen
Wir aber halten es für unmoralischen Unsinn
Machen nur mangels besserer Alternative mit
Damit bleiben wir autonom und aufgeklärt
Wie Kant es logisch von uns forderte ohne
Dabei das Gewissen an die Unvernunft
Der staatlichen Fremdbestimmung aufzugeben
Spannender für viele als staatliche Macht
Die sich ja widersprüchlich immer mehr
Infragestellt ist das Selbstbestimmungsrecht
Im virtuellen Raum neuer sozialer Existenz
Wie selbstbestimmt sind wir noch wenn
Facbook oder Twitter nach gusto zensieren
Um christlich amerikanische Moral in ihrer
Real existierenden Verlogenheit durchzusetzen
Gibt es Meinungs- und Kunstfreiheit dort wo
Viele ihr soziales Leben längst real leben auch
Wenn sie dadurch zu Puppen der Bespaßung
Werbetreibender Konzerne längst wurden
Sollten Staaten die Marktplätze anbieten
Damit virtuelle Freiheit garantiert wie der
Verdienst sozial aufgeteilt werden kann
Meinungsmacht demokratisch ausüben
Müssen wieder Staaten die Konzerne
Von virtuellen Marktplätzen verdrängen
Um Freiheitsrechte zu garantieren oder
Wäre das schon der Verlust der selben
Solange wir uns nicht bewusst werden
Wohin die Vermarktung virtueller Kunden
Durch Unternehmen führt handeln wir
Sicher noch nicht aufgeklärt genug
Was haben Grundrechte für einen Wert
Im Zeitalter sozialer Netzwerke wenn diese
Allein über Moral und Kontrolle entscheiden
Nicht der Souverän zumindest indirekt
Dann haben wir unsere sittliche Autonomie
An die Kindergartenaufsicht in Kalifornien
Abgegeben ohne die Chance uns noch
Aus dieser Unmündigkeit selbst zu befreien
Die Wahl uns zu töten bleibt uns auch noch
Wenn Facebook unser Einkaufsverhalten
Je nach Sponsoring fremdbestimmen kann
Wir aber das Mobbing im Netz nicht ertragen
Wir können auch unseren Account löschen
Das Internet nur winzigen Dosen nutzen
Sichtbarkeit und Verfolgung ausschalten
In eine ferne Wildnis anstatt ziehen
Diese Flucht hätte einen Preis für alle
Wir entzögen uns unser soziales Umfeld
Müssten uns ein ganz reales erschaffen
Aber es gibt noch Menschen auch ohne
Ein Freund und überzeugter Casanova
Der immer erfolgreich bei den Damen war
Verlor den Draht ohne Zugang zu diesen
Virtuellen Datingagenturen lange völlig
Dies machte ihn depressiv und traurig
Wie den realen Casanova in Schloss Dux
In einem ähnlichen Alter befindlich aber
Änderte er wie Casanova nichts an sich
Dennoch fand dieser Netzmuffel noch
Gelegentlich realen Kontakt zu Damen
In der wirklichen Welt gelegentlich sogar
Horizontal glücklich noch endend
Wir können also wenn wir wollen frei
Von den Beschränkungen leben die
Im ländlichen Raum mehr Menschen
Aus ihrer Naturlage schon betreffen
Die Erkenntnis dieser Flexibilität ist
Ein großes Glück weil sie uns trotz
Virtueller Übermächte erkennen lässt
Wie frei wir noch gut leben können
Selbstbestimmung ist wieder mehr eine
Frage der Haltung als der Tatsachen
Auch wenn obiger zum jammern neigt
Entscheidet er sein Unglück selbst
Wo es auf Haltung zuerst ankommt
Bleibt Kants Grundsatz zur Aufklärung
Weiter bestehen wonach diese in der
Entschlossenen Befreiung zuerst liegt
So wir nicht über die düstere Realität
An vermeintlicher Dialektik der alten
Aufklärung verzweifeln kann sie uns
Immer noch gute Lichtquelle sein
jens tuengerthal 07.09.2018
Tierleben
Als Haus oder Nutztiere sind
Diese Teil unserer Lebenswelt
Doch wie weit geht Teilnahme
Auch Thoreau lebte mit Tieren
Die er im Wald nur beobachtete
Oder wie die Fische auch aß
Beschrieb ihr Leben menschlich
Den Krieg der Ameisen beschreibt
Thoreau als eine große Schlacht
Menschlichen Kriegen sehr ähnlich
Bei dem es um Leben und Tod ging
Haben Tiere den gleichen Instinkt
Wie Menschen im Kampf zu töten
Oder wollen sie ganz natürlich nur
Stärker sein um besser zu leben
Es gibt Jäger unter den Tieren
Sie töten Beute um zu fressen
Dieser grausame Vorgang scheint
Ethisch uns völlig normal zu sein
Auch Herdentiere kämpfen mal
Um den Vorrang in der Herde
Doch immer nur bis einer aufgibt
Der Kampf der Ameisen war mehr
Beide schwer verwundet dabei
Einer tödlich und einer kaum mehr
Alleine lebensfähig als Invalide den
Seine Gemeinschaft versorgen müsste
Haben Tiere Versorgungsgemeinschaften
Oder muss wer nicht allein überleben kann
Ganz natürlich einfach sterben weil es die
Aufgabe ist so gut wie möglich zu überleben
Hengste etwa schlagen sich sogar
Gelegentlich zu Krüppeln um den
Vorrang untereinander zu klären
Sogar bei Wallachen beobachtet
Wie menschlich betrachten wir die Tierwelt
Was ist unser Denken und was das der Tiere
Können wir uns wirklich in sie hineinversetzen
Oder ist der Tierhaltertraum eine immer Illusion
Thoreau beschreibt einen Haubentaucher
Den er stundenlang auf dem Waldensee
Beobachtete und der ihn zu narren schien
Fraglich nur wer sich was dabei denkt
Auch das Lachen des Tieres über ihn
Was er schon aus dessem Schrei hört
Dürfte Produkt seiner Phantasie sein
Warum vermenscheln wir gern Tiere
Halter von Hunden Katzen Vögeln Pferden
Neigen sehr dazu ihren Haustieren die sie
Mit teilweise viel Liebe sich halten obwohl
Diese ihr sklavenähnliches Eigentum sind
Menschliche Eigenschaften zu geben
Thoreau neigt bei seinen Beobachtungen
Der Tierwelt auch sehr zum menscheln
Überträgt unser Bewusstsein auf tierische
Verhaltensweisen quasi synchron wieder
Lange wurde die Erlaubnis überhaupt
Andere Kreaturen zu halten oder töten
Aus dem eben Bewusstsein abgeleitet
Dem widerspricht der Tierhalter Sicht
Wenn aber diese wilden Lebewesen
Kreaturen wie wir sind fragt sich warum
Wir erlauben sie wie Sklaven als Eigentum
Zu unserem Nutzen zu halten trotz Geist
Auch die Gefühlsbindung vieler Menschen
Zu ihren Tieren ist dabei eher unvernünftig
Vermutlich nur Spiegel ihrer Sehnsucht nach
Liebe zu ihren Bedingungen die es nie gibt
Selbst mit Hunden teilweise aufgewachsen
Mit denen ich auf langen Spaziergängen
Sogar in schwachen Momenten redete
Ist mir Freund Tier wesensmäßig fremd
Achte Tiere als freie Kreaturen der Natur
Möchte sie darum weder besitzen noch
Als ihr Halter verlogene Traditionen pflegen
Sondern ihnen lieber Freiheit schenken
Esse dennoch auch Tierfleisch weil wir
Um zu überleben immer töten müssen
Ob pflanzliches oder tierisches Leben
Dies eben Teil unserer Natur auch ist
Diese grundsätzliche Frage hat nichts
Mit der sozialen Bewertung unseres
Fleischkonsums aus ökologischer Sicht
Zu tun der kritisch gesehen werden kann
Fand die Beobachtung der Tiere immer
Schon weniger interessant als Lesen
Auch wenn ich als Kinder sogar gern
In den Tierknast Zoo immer mal ging
Viele leiten aus dem Verhalten der Tiere
Manches für unsere Gesellschaft ab
Erklären tierisches Sozialverhalten
Nach menschlichem Muster noch
Tiere sollen tierisch leben und sein
Menschen sich lieber mehr bemühen
Irgendwann menschlich zu werden
Um kultiviert leben zu können
Kümmerten wir uns mehr um unsere
Mitmenschen wäre das Zusammenleben
Ganz natürlich viel menschlicher statt sich
Über tierische Eigenschaften zu erregen
Vielleicht sollten sich all die Tierfreunde
Für die sich viele Tierhalter halten lieber
Klarmachen dass Haltung Sklaverei ist
Was keine Zukunft mehr haben sollte
Wer Tiere wirklich lieben würde falls
Wir das überhaupt wesensmäßig können
Würde ihnen Freiheit schenken wollen
Aber vielleicht ist das auch zu menschlich
Vielleicht entspricht das Verhältnis dabei
Dem der jeweiligen Tierhalter zueinander
Katzenhalter und Hundehalter mögen sich
Eher weniger wie deren Tiere entsprechend
Genauso wahrscheinlich könnte aber sein
Dass die Tiere intelligenter als wir schon
Die Zuneigungsbedürfnisse vorab erspüren
Fraglich nur dann wer wen dabei erzieht
Aber was weiß ich schon was im Tier
Tatsächlich vorgeht und wie käme ich
Dazu anderer Menschen Liebe zum Tier
Ihrem halt Haussklaven zu beurteilen
Sich zu fragen warum faktische Sklaverei
Immer noch ein Ausdruck von Liebe sei
Könnte vielleicht manche Klarheit bringen
Unklar ob es unser Verhalten auch änderte
jens tuengerthal 07.09.2018
Donnerstag, 6. September 2018
Taktdialektik
In der Industriegesellschaft
Dringender um noch menschliche
Beziehungen haben zu können
Adorno führt dazu unter dem
Titel Dialektik des Takts Goethe an
Der in den Wanderjahren nochmal
Den Takt als Mittel der Verständigung
Entfremdeter Menschen darstellt
Goethe so meint Adorno sah Takt
Als Verzicht an auf Nähe Glück und
Leidenschaft durch Entsagung so
Sei Selbstbeschränkung ihm human
Der unausweichliche Gang der Geschichte
Wird so zur eigenen Sache gemacht wobei
Der inhumane Fortschritt beklagt wird der
Das Subjekt am Ende verkümmern lässt
Adorno meint im üblichen Tone klagend
Den das Schicksal exilierter Juden während
Des 2. Weltkrieges noch verständlich macht
Es sei heute noch viel schlimmer gekommen
Der Takt hätte seine genaue historische Zeit
Als der Bürger als Individuum vom Zwang des
Absolutismus sich befreite und damit erstmals
Frei und einsam für sich selber einstehen muss
Adorno aber entdeckt den Absolutismus noch
In vieler Kultur der Zeit der Aufklärung die er
Zeitgleich dialektisch mit Horkheimer betrachtete
Sieht den Takt nur noch als Parodie der Formen
Takt wäre nicht einfach die Unterordnung unter
Zeremoniale Konvention welche Neuhumanisten
Nach Adorno unablässig vor sich her trügen sondern
Die Versöhnung von Konvention und Individuum
Takt sei eine Differenzbestimmung resultierend
Aus gemeinsam wissender Abweichung dabei
Würde deutlich worüber noch oder nicht mehr
Guten Gewissens gesprochen werden könnte
Menschen reagierten heute sogar auf Takt
Eher unhöflich weil ihnen diese Höflichkeit
Ihnen die Untragbarkeit ihres Zustandes
Zu deutlich sprachlos schon offenbarte
Dann gilt der höflich taktvolle Mensch
Als unhöflich weil er von der Höflichkeit
Als einem überholten Vorrecht Gebrauch
Noch macht das andere nicht beherrschen
Wer nun jedem Individuum angemessen
Gegenübertreten will offenbart nur mehr
Die alle ergreifende sich verhärtende
Hierarchie zwischen den Individuen
Auch in intimsten Konstellationen wird
Der Takt als bloß äußerliche Konvention
Unter der Verfügungsgewalt des Allgemeinen
Als überholt nutzloser Zierrat abgeschrieben
Wie unerträglich das Zusammenleben heute
Längst geworden sei meint Adorno im Hohn
Auf die Freiheit zu erkennen die eben jene
Kameradschaft der Anrempelei bedeutete
Takt und gute Umgangsformen helfen noch
Immer bei der Verständigung eigentlich
Gerade auf diplomatischer Ebene sehr
Doch Trump belegt just das Gegenteil
Täglich zeigen uns die Populisten aller
Länder wie das Überschreiten der doch
Für menschlich gehaltenen Konventionen
Ihr Verständnis von Demokratie realisiert
Unworte des Rassismus und Hasses
Werden durch Wiederholung normal
Geistige Grenzen lösen sich auf dabei
Meinen die Treiber sie sein konservativ
So werden die guten alten Zeiten wieder
Zurück gefordert in denen alles beklagte
Noch viel besser war auch wenn dies ein
Weniger an Populismus bedeutete
Wer einmal in sozialen Netzwerken
Schrieb oder diskutierte wird angesichts
Des völligen Mangels an Höflichkeit vieler
Adornos Worte über den Takt bestätigen
Wie reagieren wir auf diese Unhöflichkeit
Besser taktvoll um unser Gesicht vor uns
Zumindest auch künftig zu wahren oder
Lieber angemessen in gleichem Stil
Würde Adornos pessimistischer Sicht
Geboren mitten im Weltkrieg zwischen
Judenverfolgung und Vernichtungskrieg
Im Allgemeinen lieber widersprechen
Takt und Höflichkeit haben immer noch
Einen hohen Wert in der Gesellschaft
Auch wenn Aufsteiger dies ignorieren
Achten alte Kreise noch darauf
Zwar stellt ein Trump alle Formen
Öffentlich als ungebildertert Idiot
Immer wieder peinlich infrage doch
Wird der Spott darüber immer lauter
Ohne gewisse Formen des Umgangs
Wird Diplomatie unmöglich gemacht
Entstehen unnötige Konflikte bei der
Verständigung zwischen Völkern
Andererseits wünschen heute gerade Frauen
In Zeiten hysterischer #metoo Bekenntnisse
Bloß keine Formen im Umgang mehr lehnen
Sogar aufgehaltene Türen als unemanzipiert
Grundsätzlich als äußerst unhöflich ab
Zwar meide ich den Umgang mit solchen
Nur vermeintlich emanzipierten Damen
Nach Möglichkeit doch kann es den sonst
Gentleman schon sehr erschrecken
Es gehen feine Rituale der Verehrung
Aus falsch verstandener Emanzipation
Manchen jungen Frauen damit verloren
Die selbst völlig taktlos meist auch sind
Wo der Takt stimmt tanzt die Musik gut
Wer ihn nicht trifft trampelt auf Füße
Auch wo wir unkonventionell sein wollen
Müssen wir doch noch zusammenleben
jens tuengerthal 06.09.2018
Höheres
Oder weniger ohne die Natur
Gegen die wir noch kämpfen
Statt mit ihr einig zu leben
Was wäre überhaupt höher
Als die Natur und mit ihr also
Im Einklang Leben zu führen
Sei es unseres oder höheres
Wenig fällt mir ein was jemals
Die Kräfte der Natur übertrifft
Denen wir uns auch beugen
An den Grenzen unserer Kraft
Gerne führen wir die Moral an
Doch was davon ist aus uns
Wieviel plappern wir nur nach
Seit Generationen undurchdacht
Thoreau hinterfragt immer wieder
Die Moral die uns alltäglich leitet
Auch etwa beim Fleischkonsum
Der logisch asozial eigentlich ist
Noch bevor sich Fanatiker heute
Veganer nannten die Fleischesser
Als rücksichtslose Mörder beschimpfen
Begründete der Waldgänger ihre Moral
Mit Vernunft lässt sich wenig dagegen
Argumentieren so führt er auch vorab
Seine Leidenschaft an die ihn bereits
Mehrfach fast zur Jagdlust verführte
Warum Thoreau sein Fischen nicht
Jagen nennt ist mir unerfindlich weil
Beides Tiere tötet auch wenn ich auf
Fisch leicht verzichten könnte
Der Tier- und Naturfreund Thoreau
Heißt es gut das Kinder jagen lernen
Weil sie dadurch in Kontakt mit der
Natur nach Leidenschaft kommen
Der Jagdtrieb verliefe sich dann
Wenn sie größer würden meinte
Thoreau mit gutem Menschenbild
Mit wachsender Vernunft allein
Für diese schnöde Hoffnung aber
Spricht in der Erfahrung wenig
Zustimmen würde ich Thoreau aber
Das Jäger gute Naturschützer sind
Besser zumindest als alle die nie
Im Wald und mit der Natur lebten
Heute brauchen wir sie zur Hege
Weil natürliche Feinde eher fehlen
Wer das Fleisch selbst erjagen muss
Wenn er welches essen möchte hat
Ein anderes Verhältnis zum töten wie
Zum anderen Lebewesen in der Natur
Furchtbar zwar die Vorstellung wenn
Alle Großstädter auf Jagd gehen wollten
Aber ein wenig mehr Bewusstsein für das
Was wir essen schadete sicherlich nicht
Esse gerne Fleisch auch mal roh
Verstehe Thoreaus Jagdinstinkt
Würde auch töten für mein Fleisch
Hinterfrage dies Denken dennoch
Ob humaner lebt wer statt Tieren
Pflanzen töten lässt ist das eine
Was kaum ein Veganer sich fragt
Wie dogmatisch ist diese Sekte
Sicher sind Tiere höher entwickeltes
Leben doch ist die Unterscheidung
So perfide wie die eines Mordes
An Professoren oder Analphabeten
Ob Enthaltsamkeit ein Gutes hat
Oder nur eine perverse Verirrung
Unbefriedigter Geister in Not ist
Scheint gerade wieder aktuell
Darüber kritisch nachzudenken aber
Rüttelt an Grundfesten wie Zielen
Denen wir gewöhnlich nachstreben
Wäre also eher gefährlich wohl
Es braucht nichts Höheres im Leben
Solange wir mit diesem glücklich
Zu leben endlich wieder mehr lernen
Also auch unserer Natur dabei folgen
Ob der Weg uns immer ins Grüne
Also in die umgebende Natur führt
Ist wohl eine Frage der je Neigung
Was Teil der immer Natur wieder ist
Es gibt gute und vernünftige Gründe
Vegetarisch zu leben was sicher auch
Besser für unsere Gesundheit sein mag
Doch nichts ist erniedrigender als Ideologie
Ob es uns wirklich erhebt nach Höherem
Zu streben oder uns vielmehr meistens
Der Vernunft dabei beraubt und also nur
Konsequenter erniedrigt bleibt fraglich
Genauso fragwürdig ist jede Ethik
Die sich auf höhere Gesetze beruft
Weil sie weder auf Konsens noch
Auf geteilter Vernunft dafür beruhen
Schließlich genügt auch aller Gehorsam
Egal welcher erdachten höheren Wesen
Nie den Grundsätzen des kategorischen
Imperativ als immer gültigem Ethikideal
Die gehorsamen Gläubigen sind ethisch
Nur Gauner die sich freiwillig entmündigt
Vor der nötigen Verantwortung drücken
Um sich nicht von ihrem Gott zu befreien
Es gibt nichts Höheres als die Natur
Was unsere ist dürfen wir erforschen
Im lebenslangen Wandel oft staunend
Womit ich lebenslänglich beschäftigt bin
jens tuengerthal 06.09.2018
Mittwoch, 5. September 2018
Geizdoppel
Erfolgreich ist wer genug hat
Reichtum zeigt sich so gern
Armut gilt als eher asozial
Traf die Werbung überhaupt
Die Geiz als gut propagierte
Oder ist es doch eher peinlich
Sich als geizig zu offenbaren
Auf zwei Arten erschiene Geiz
Stellt Adorno fest wobei er den
Alten Geiz der sparsam für sich
Wie für andere historisch nennt
Es ist der von Molière verewigte
Den Freud analen Charakter nennt
Vollendet sich im armen Bettler
Der insgeheim Millionen hortet
So trägt der klassische Geizige
Die Bettlermaske als Märchenkalif
Verwandt ist er dem Sammler wie
Manischen und großen Liebenden
Diesen treffen wir laut Adorno nur
Noch als Kuriosität in Lokalblättern
Ganz im Gegensatz zum zeitgemäß
Geizigen dem nichts für sich zu teuer
Aber alles für andere zu viel wäre
Dieser neue Geizige denkt nach
Adorno in Äquivalenten ist stets
Darauf bedacht weniger zu geben
Als er umgekehrt zurückbekommt
Jede Freundlichkeit die sie gewähren
Steht stets unter der Überlegung ob
Sie denn nötig sei man das tun müsse
Ihr sicherstes Kennzeichen ist darum
Die Eile mit der sie sich für empfangene
Aufmerksamkeit revanchieren wollen
Damit bei Verkettung der Tauschakte
Keine Lücke entsteht und sie schnell
Auf ihre Kosten dabei auch kommen
Weil diese Geizigen völlig rational sind
Können sie nicht überführt oder sogar
Bekehrt werden so ist ihre tagtägliche
Liebenswürdigkeit der Maßstab ihrer
Unerbittlichkeit im Geschäft für sich
Ihrer Art entsprechend setzen sie sich
Unwiderleglich ins Recht und das Recht
Damit ins Unrecht so betreiben sie ihre
Askese vom Geben mit Vorsicht sind
Dabei meist gut versichert um auch
Ganz sicher gut dabei wegzukommen
Die Beschreibung der neuen Geizigen
Trifft gut auf den heutigen Zeitgeist der
Unter eben diesen ehrenwerte Berater
Von Banken und Versicherungen findet
Die noch die Kurse im Auge am besten
Am Geld ihrer Kunden immer verdienen
Wo durch Wetten im Handel unvorstellbar
Große Margen wie beim Glücksspiel
Immer wieder heute erzielt werden
Unternehmen wie Amazon und Apple
Knacken den Billionenwert an der Börse
Ohne reale Gegenwerte zu brauchen
Klassische Industrie fliegt aus dem Index
Wie es gerade der Deutschen Bank ging
So zeigen sich die Börsen in vielem
Als manchmal irreale Gegenwelt
Wie auch das Unternehmen Tesla
Unvernünftig hohe Erwartungen längst
Weckte mit denen gespielt wird
Andererseits sehen wir den Geiz auch
Bei der Haushälterin Merkel die Europa
Zur Sparsamkeit anhält und selbst dabei
Mit gutem Vorbild voran geht was viele
Etwa Griechen und Italiener nicht mochten
Die schwäbische Hausfrau als Vorbild
Wurde in ganz Europa verspottet
Wenn sie auch den Haushalten gut tat
Ist Sparsamkeit der neue Geiz oder
Die zeitgemäße Form der Bescheidenheit
Was bei fremden Geld eher besser tut
Weil es Schulden und Zinsen senkt
Andererseits hat auch Deutschland
Vom Geldverleih gut profitiert warum
Die Sparsamkeit dabei wenig nutzte
Eher die Wirtschaft dort nur lähmte
Wie viele noch heute beklagen die
Den falschen Geiz übel nahmen
Wie immer in der Politik gibt es
Entgegengesetzte Sichten dazu
Manche wünschen sich den Staat
Als starken Investor in der Krise
Andere fordern mehr Sparsamkeit
Um schuldenfrei leben zu können
Was eine Bedingung der Freiheit
Bedenken wir wie großzügig dann
Für Flüchtlinge gegeben wurde
Kann von Geiz nicht die Rede sein
Manche sahen sich da betrogen
Um ihre Steuergelder statt freudig
Menschen in Not helfen zu wollen
Was sicher dem neuen Geiz eher
Entspricht den Adorno anklagte
Eine sparsame Regierung hilft
Die Schulden zu mindern was
Stabilität für die Zukunft eher gibt
Was ein hoher Wert immer ist
Den nüchtern zu würdigen wohl
Derzeit weniger Bürgern gefällt
Ob das ein Spiegel ihres Geizes
Oder unaufgeklärt eher wohl ist
Wird eine der Fragen der Zukunft
jens tuengerthal 05.09.2018
Lebenswege
Wo sind wir dauerhaft glücklich
Was entscheidet unsere Wahl
Warum ist es so gut so für mich
Fragen die sich wohl alle stellen
Wenn sie an Kreuzungen stehen
Werden im Leben gern ignoriert
Als ginge es nicht um viel mehr
Bei entscheidenden Fragen die
Unser ganzes weiteres Leben
Bestimmen können sind viele
Nachlässiger als beim Klopapier
Thoreau berichtet vom Besuch
In einer ihm benachbarten Hütte
Wo ein Ire mit seiner Familie lebte
Unter eher gruseligen Umständen
Wie dieser sich täglich verdingt
Bei Schwerstarbeit im Moor für
Knappen Lohn mit dem er dafür
Tägliches Fleisch bezahlen kann
Die harte Arbeit benötigte dazu
Schwere und teurere Kleidung
Als Thoreau selbst sie trug der
Dort nur zum Vergnügen angelte
Im schweren Gewitter suchte er
Unterschlupf in jener Hütte
Berichtete auf Nachfrage dort
Von seinem freieren Leben
Er arbeitete nicht körperlich hart
Brauchte darum kaum Fleisch
Trug leichte bewegliche Kleider
Musste nicht über alles klagen
Thoreau lebte in einer heilen
Sauberen Hütte während bei
Den Iren in ihrer zerfallenen Kate
Die Hühner mit herumsprangen
Wir suchen uns unser Leben aus
Mit allen Problemen und Umständen
Die wir ändern sollten statt darüber
Nur hoffnungslos immer zu klagen
Es gibt schwerere Umstände wohl
Die das freie Leben zeitweise auch
Beeinträchtigen können doch sollten
Wir die richtige Perspektive haben
Dem Iren rät Thoreau lieber bescheiden
Wie genügsam zu leben womit er wohl
Mehr Freude am Leben hätte statt nur
Beständig über die Umstände zu jammern
Er vermutet die irische Familie aber
Wird nichts am gewohnten ändern
Weil ihnen der Mut fehlt aus ihren
Umständen selbständig auszubrechen
So leben die meisten Menschen wohl
Zwischen beklagtem Arbeitstrott und
Den ewig unerfüllten Träumen für die
Als Ersatz teuer konsumiert wird
Kenne einige die lange hart arbeiten
Um sich einen teuren Urlaub zu leisten
Bei dem sie das erarbeitete Geld dann
Für die Illusion von Luxus ausgeben
Viele dieser Urlaubsstreber klagen gern
Über ihren Arbeitsalltag der so öde wäre
Was ich nach Berichten nicht bezweifle
Aber ändern nichts für ihren Urlaub
Andere gönnen sich zu teure Autos
Bezahlen anderen Luxus lange ab
Bleiben damit unfrei gefangen um
Sich mal wieder was zu gönnen
Welchen Vorteil hat diese Gunst
Befreit Automobilität real oder nie
Sperrt sie nur in neue Unfreiheit
Die mit ihren Kosten uns versklavt
Die Geschichte der irischen Familie
Erinnert daran dass wir entscheiden
Wohin unser Lebensweg geht wie
Wir ihn nach den Umständen gestalten
Wer über sein Leben klagt sollte etwas
Ändern sagte Thoreau was schwerer
Klingt als ist da am Anfang immer das
Bewusstsein und die Haltung stehen
Warum viele dennoch lieber jammern
Über Zwänge denen sie sich fügen
Die keiner von ihnen haben müsste
Ist eines der Rätsel der Lebenswege
Lieber genieße ich das mögliche mehr
Statt mich über das zu beschweren
Was meine Ansprüche mir zufügen
Verzichte ich lieber auf diese anstatt
jens tuengerthal 05.09.2018
Dienstag, 4. September 2018
Bürgerüberleben
Der Faschismus der Welt die
Sich 1989 noch ideologiefrei
Endlich friedlich gehofft hatte
Nach Adorno hat sich in den
Faschistischen Regimes des
20. Jahrhunderts nur die nun
Obsolete Form der Wirtschaft
Bürgerlicher Eliten stabilisiert
Auch wenn schon das immer
Inflationär gebrauchte Wort
Faschismus mir Allergien
Eher verursacht sei es doch
Nach Chemnitz geprüft
Der Denker der Frankfurter Schule
Hält in seinen minima moralia das
Bürgertum in allen seinen Werten
Für heute verdorben bis ins Innerste
So würde zwar die bürgerliche Existenz
Als formale Hülle konserviert doch sei
Ihre ökonomische Voraussetzung völlig
Entfallen es bleibt nur ein Festhalten
Stur halten sie an ihren Interessen fest
Was sich mit Wut mischt weil sie doch
Eigentlich nichts mehr wahrzunehmen
Bräuchten überflüssig längst seien
Dabei hätten die Bürger ihre Naivität
Verloren und sein darüber verstockt
Wie böse geworden die eine Hand
Die noch pflegt verweigert Hilfe
Das politische Asyl würde verweigert
Aus Angst um die eigenen Pfründe
Weil sie sich objektiv bedroht fühlen
Würden die Bürger subjektiv unmenschlich
Nur der Willen zum Wettlauf blieb übrig
Von einst stolzen bürgerlichen Tugenden
Der heute zerstörerisch längst wirkt die
Bürger sein Unheil drohende Gespenster
Nähmen wir die besorgten Bürger wie
Sie in Chemnitz und andernorts zu oft
Bereits asoziale Brutaliät für normal halten
Als Bürger läge Adorno nicht falsch
Doch ist der Mob in Chemnitz genau
Wie der in Lichtenhagen bei Rostock
Kein bürgerlicher sondern eine Folge
Der Wendeverwirrung zu vieler noch
Auch 28 Jahre nach der Vereinigung
Die nie eine Wiedervereinigung war
Weil es beide Staaten vorher nie gab
Blieben sich die Welten eklatant fremd
Die DDR kannte keine Bürgerlichen
Vernichtete ihre auf Eigentum einst
Gebaute Kultur und Welten worauf
Jahrzehnte sozialistischer Schulung
Gehorsame Genossen nur formte
Die Diktatur der Proleten hatte nie
Sinn für bürgerliche Werte oder
Deren gewachsene Kultur wie viele
Konnten damals nicht mal essen
Fielen als unkultiviert überall auf
Bürgerlichkeit ist bedeutend mehr
Als die richtige Haltung einer Gabel
Aber ohne fehlt es schon am Kern
Was Adorno weder erkannte noch
Mit dem Ende der DDR merkte
Da war er schon 30 Jahre tot
Es droht nicht der Faschismus weil
Die bürgerliche Gesellschaft mit allen
Gute Geschäfte machen will sondern
Weil es am bürgerlichen Konsens fehlt
Die gemeinsamen Werte weg sind
Die Aufmärsche der FDJ der DDR
Glichen bis auf die Farbe völlig denen
Der HJ unter Hitler und was sich laut
Antifaschistisch nannte zelebrierte real
Faschistische Formen in allem
So irrt Adorno völlig in der Annahme
Die bürgerliche Gesellschaft sei die
Basis der Nationalsozialisten gewesen
Diese passten sich nur meistens an
Um im totalitären System zu überleben
Es hat sich nicht die Bürgerlichkeit
Heute ökonomisch wie ideell noch
Überlebt sondern im Gegenteil hat
Sich der wahre Weg eher erledigt
Bürgerlich heißt kompromissfähig
Sich an Bedingungen anzupassen
Die früher nicht Bürger sondern
Adelige Eliten gestalteten
Die Wirtschaft hat einen Markt
Keine bürgerliche Form sondern
Eine Natur nach der sie sich richtet
So die Bedingungen freie sind
Es braucht keine Überwindung
Der Bürgerlichkeit als dauerhaften
Schutz vor dem Faschismus sondern
Diese ist der sicherste und freieste Weg
Der Erfolg der Bundesrepublik
Wie der EU beweisen dies auch
Wenn Konzerne Macht übernahmen
Blieben die Strukturen immer gleich
Heute ist die ökonomische Macht
In völlig anderen Händen als noch
Zu Lebzeiten Adornos was diesem
Völlig unmöglich erschienen wäre
Der Markt hat sich durch Technik
Viel flexibler gezeigt als viele die
Montan dachten jemals glaubten
Die Praxis zeigte es uns wieder
Überlebt haben durch alle Zeiten
Mit kleinen Anpassungen immer
Die bürgerlichen Werte der Eliten
Wie die Ideale dauerhaften Erfolgs
Das Überleben ist aber kein Wunder
Auch keine faschistische Schande
Was nur ein hohler Sprachbaustein
Sondern Ausdruck von Anpassung
Kant war ein Bürger in Königsberg
Sein Denken auch aus bürgerlicher
Welt hat bis heute Gültigkeit auch
Wenn manche es besser wussten
Zeigte die Geschichte ihre Irrtümer
Der Hegelianer Adorno beweist es
jens tuengerthal 4.09.2018
Naturleben
Zeigt sich in Gewässern stärker
Die mit jeder Welle verändern
Mit jungfräulicher Oberfläche
Uns begrüßen bei jeder neuen
Begegnung bis wir in sie stoßen
Was Fischer erleben ist für mich
Eher unbekanntes Terrain da ich
Fischer lieber leben lasse ohne
Gar den Veganern oder ähnlichen
Sekten noch anzugehören dabei
Einmal fischte ich mit Freunden
Schwarz in einem Teich im Taunus
Was 33 Jahre längst her ist also
Auch beim Tod der Forelle dabei
Wohl längst heute verjährt wohl ist
Lohnend fand ich das Ergebnis nicht
Thoreau dagegen fischte manchmal
Wenn er lange bei Freunden blieb
Gern des Nacht noch allein am See
Genoß Ruhe und Fang wie dessen
Ankündigung im Zucken der Schnur
Auch ging Thoreau gern mit dem dort
Fischer im Boot auf den See wo jeder
An einem Ende fischend Platz nahm
Sie sprachen wenig was ihm gefiel
Töten von Tieren die weder mag
Noch genießen möchte finde ich
Eine völlig überflüssige Handlung
Warum ich zum Thema Fischen
Lieber nichts mehr sagen sollte
Ist eben Unterhaltung für Fischer
Zur Freude der Fischesser ohne
Jeden Reiz für Menschen wie mich
Die immer ein Steak jedem Fisch
Vorzögen nicht nur geschmacklich
Thoreau erzählt vom Leben am Teich
Wie mit dem Teich der ihm sogar die
Axt die ihm beim Eishacken hinein fiel
Überraschend leicht zurückgab wobei
Besonders die differente Farbe dieses Sees
Je nach Entfernung mache Erinnerung
Noch an eigene Waldläuferzeiten weckte
Gerne zeltete ich immer wieder auch
An kleinen Bächen dem dabei mehr
Oder weniger lauten Plätschern noch
Nächtlich stundenlang lauschend
Seen erlebte ich eher vom Kanu aus
Denn als Wanderer wo ich sie auch
Zumindest vorm Frost der Mücken
Dort wegen lieber vermied wovon
Erstaunlich genug Thoreau bisher
Gar nichts schrieb was aber auch
In Kanada so oft den Himmel grau
Färbt ohne Hoffnung auf Rettung
So ist Natur gerade dort wo sie
Wunderbar uns erscheint gerne
Auch sehr lästig gelegentlich aber
Vielleicht war der eingeborene
Städter in mir immer stärker
Als der antrainierte Waldläufer
Den Faulheit und Alter inzwischen
Gern in der Erinnerung begruben
Manche Knaben meiner Generation
Hatten ihren ersten Naturaufenthalt
Bei der Bundeswehr im Rahmen des
Damals noch Wehrdienstes aber die
Begeisterung der Kameraden dort
Hielt sich in den Erzählungen eher
In überschaubaren Grenzen stets
Sie mussten ja auch im Schlamm
Robben und dabei scharf schießen
Während ich als Pfadfinder zuerst
Dann kirchenflüchtig lieber allein
Die Wälder nach dem Vorbild des
Vater erkundete der immer noch
Von seinen Touren schwärmte
Leben mit der Natur hat etwas
Es kann reizvoll sein in und mit ihr
Zu überleben zumindest wenn es
Nur für eine gewisse Zeit so war
Denn wie sehr genoss ich erst
Lesesessel und Bibliothek wenn
Vorher tagelang ich nur dem Wald
Gelauscht hatte bei wenig Lektüre
Die nicht am Lagerfeuer irgendwie
Beschädigt werden sollte
Das Naturleben bedeutet mir stets
Hinterher eine höhere Wertschätzung
Des kultivierten Lebens in Zivilisation
Es war immer ein Aussteigen um noch
Genüsslicher wieder einzusteigen
Die nächtlichen Touren mit dem Kanu
Bei ganz ruhigem Wasser das ich nur
Seltenst mit dem Paddel durchstieß
Sind mir in guter Erinnerung aber was
Das geistig mir wirklich brachte
Weiß ich bis heute nicht
Folgte dem in meiner Familie dazu
Als heldenhaft verbreiteten Rufe ein
Waldläufer in der Wildnis sein zu wollen
Der womöglich aus zu viel schlechter
Lektüre von Vater und Onkels resultierte
Die einen mir fremden Zustand glorifizierten
Weil ich mich zum Kampf mit der Natur
Zumindest nach außen entschlossen zeigte
Wurde ich Felix Krull dem also die Armee
Verschlossen blieb und damit gewöhnliches
Heldentum der Großstadtkinder durch den
Gang in die Wälder zumindest familienintern
Zum vielleicht dreiviertel Helden auf Zeit
Damit konnte ich mich in der elenden Natur
So unbequem sie meistens war wohl fühlen
Tat was meinem Wesen fremd war wie üblich
Für Geltung und Anerkennung männlich halt
Als ich später weitgehend von diesem Syndrom
Durch Abstand geheilt worden war wobei auch
Das Leben inmitten der Großstadt Berlins half
Entwickelte ich mich zum Stadtläufer anstatt
Indem ich tausende Kilometer in Wanderzeug
Durch mein Berlin lief genügte ich allem
Dem Reisewahn der Familie in der nur gilt
Wer viele Länder selbst am besten zu Fuß
Oder unter erschwerten Bedingungen doch
Bereist was mir eigentlich völlig fremd war
Genügte ich durch die große Menge die
Alles bisherige übertraf worum es ohnehin
In meiner Familie meistens nur geht
Ohne meine Stadt verlassen zu müssen
Dem Bedürfnis des Lesers und Autors
Jede Nacht in seiner Bibliothek dabei
Mit gutem Tee versorgt zu verbringen
Genügte ich nach der Heimkehr wieder
Wählte Bequemlichkeit für geistige Freiheit
Den Bekannten im Café am Platz
Die gern heldenhafte Geschichten
Von meinen langen Märschen hörten
Auch wenn diese mehr ins Reich
Der Phantasie wohl gehörten
Genügte ich ohne Urlaubsstorys
Die sich alle zu gern erzählten
Der Liebsten damals in Dublin
Gerne immer wieder im Ohr
Plaudernd mit dabei was mich
Laufend aufs Gespräch konzentrierte
Genügte ich dabei zum Glück
In vielfacher Hinsicht zumindest
Kehrte sie inzwischen zurück
Dem Flaneur in mir der zu gerne
Alles im Vorübergehen betrachtet
Ohne Hektik oder Verpflichtungen
Einen schnellen Blick wirft auf die
Schönheiten aller Umgebung gleich
Ob lebendig oder in Stein gehauen
Genügte jeder Marsch mehr
Zugleich erlebt der Flaneur in Berlin
Wieviel Grünanlagen es gibt wie sich
Park an Park manchmal anschließt
Mit teils zauberhaft uralten Bäumen
Auch als Flaneur in der Großstadt
Bemerkst du die Jahreszeiten gut
Siehst wann die Blätter fallen oder
In Schrebergärten die Beeren blühen
Die Temperaturen sinken und steigen
Die Natur in der Stadt erleben macht
Den Flaneur in mir vielfältig glücklich
Wobei Berlin auch erstaunlich viele
Sehr ursprüngliche Gebiete noch hat
Dagegen ist das Naturerlebnis als
Zwang in der Natur unter dann eher
Unkomfortablen Bedingungen für mich
Weniger verlockend heute als je
Hatte einmal eine Frau die sich
Zu gerne in der Natur bewegte
Wie sich den Naturgewalten stellte
Auf See oder an Land immer drängte
Um Natur statt Ruhe zu genießen
Sie scheint mir heute sehr unreif
Weil sie in keiner Welt ankam
Immer in Bewegung sein musste
Was bei mir eher Mitleid erregt
Habe mir als Knabe und Mann noch
Hütten und Lagerplätze im Wald
Gebaut wie erobert in der Natur
Um der Familie dabei zu genügen
Ein Held zu sein wie die anderen
Statt viel mehr gute Bücher zu lesen
So scheint mir das Naturerlebnis
Dass Thoreau zum Kult erhebt
Als Erkenntnisweg beschreibt eher
Eine manchmal lästige Ablenkung
Wie Menschen die viel reisen oft
Weniger belesen oder gebildet sind
Sondern nur viel überall mal waren
So könnte es mit Naturerlebnissen
Als Initiationsritual vieler wohl sein
Zu manchen passt es womit sie
An dem Weg in die Natur reifen
Andere wie ich haben sich dort
Zumindest mal echt überwunden
Lohnend würde ich es nie nennen
Aber es wurde zumindest ein Teil
Des Lebens das ich mir aussuchte
Auch um so etwas zu überwinden
Thoreau empfindet das Leben mit
Seinen Teichen und der Natur dort
Als großes reifendes Glück im Leben
Gut für ihn und seine Leser denke ich
Auch wenn ich seinen Naturkult nur
Sehr bedingt teilen noch möchte
Helden sind für mich keine Förster
Sondern Autoren und Literaten
Die schönste Form des Baumes
Ist es ein Buch zu werden
jens tuengerthal 04.09.2018
Montag, 3. September 2018
Emigrationsisolation
Weil sie mit der Heimat logisch auch
Ihrer schärfsten Waffe beraubt sind
Der Sprache im sozialen Konsens
Führt Emigration notwendig auch
Zur Behinderung die jeder bald
Erkennen muss wenn er nicht
Grausam darüber belehrt werden
Möchte hinter den Türen seiner
Verschlossenen Selbstachtung
Von der alltäglich weniger bleibt
Werden geistige Wesen also ihrer
Heimat beraubt zu bloßen Schatten
Ihrer nur noch Scheinexistenzen
Wie Adorno es grausam klar sagt
Der selbst Emigrant aus tödlicher
Verfolgung des Hitlerregimes war
Daraus resultierte eine größere
Vergiftung der Beziehungen unter
Den Verstoßenen als mit allen
Einheimischen während sich auch
Das Private vampyrhaft vordrängt
Weil es einfach nicht mehr existiert
Gegen die manische Entwicklung
Die notwendig hier folgt hilft allein
Meint Adorno die standhafte Analyse
Seiner selbst um so durch mehr
Bewusstsein wenn schon nicht ganz
Der Gefahr zu entgehen so sich doch
Der verhängnisvolleren Gewalt der
Blindheit wenigstens zu entziehen
Hüten sollten sich alle Emigranten
Zumindest soweit sie Intellektuelle
Vor allen von denen sie noch etwas
Erwarten können weil der Blick auf
Vorteile der Todfeind menschlicher
Beziehungen schon immer ist
Genauso warnt Adorno vor allen
Schmeichlern und Schorrern im
Umgang die sich Vorteile erhoffen
Womit immer eine ungute Abhängigkeit
Ohne alle geistige Freiheit entstünde
Die den Begünstigten wie auch seine
Bewunderer herabzöge ohne einen
Gewinn für eine der beiden Seiten
Sondern letztlich beiden einzig ihre
Je Unbeholfenheit noch vorführte
Ein Rettungsanker schien Adorno
Dem offensichtlich auch einsamen
Emmigranten die Strenge gegen sich
Was aber auch moralisch nur den
Wenigsten zur Verfügung stünde
Da den meisten die es besteigen
Hungertod oder Wahnsinn drohe
Frage mich manchmal mit wem der
Griesgram Adorno der in dieser Zeit
Auch mit Horkheimer über Dialektik
Der Aufklärung schrieb überhaupt
Noch gelassen und frei kommunizierte
Ob ihm die Geige immer näher war
Als Menschen jemals dennoch ist
Der Gedanke gedanklicher Isolation
In Zeiten der Flucht wieder wichtig
Wichtiger wird er zur Integration
Wir müssen mit Wanderung leben
Fraglich bleibt wie wir vernünftiger
Damit künftig umgehen als bisher
Die Erkenntnis der auch geistigen
Totalen Einsamkeit die folglich ein
Moralisches Loch danach hinterlässt
Stellt die Frage nach Antworten
In einer Gesellschaft die lange Zeit
In einem moralischen Konsens der
Über Jahrhunderte wuchs relativ
Isoliert lebte bis mit der Wende
Die alten gewohnten Strukturen
Für fast alle viele Geister zerbrachen
Die westlichen Geister versuchten noch
Ihr gewohntes Modell zu transferieren
Durch Anschluss und Übernahme die
Scheinbar auf ökonomischen Erfolg
Beruhte warum sie die also Besiegten
Anzupassen hatten wofür aber ein
Gemeinsamer neuer Weg einfach
Verpasst wurde weil der alte des
Grundgesetz sich ja bewährt hatte
Will sagen wir haben nicht nur viele
Flüchtlinge aus den Nahen Osten
Sondern mehr Millionen noch nicht
In gemeinsame Werte integrierte die
Östlich der Elbe länger aufwuchsen
Sind die geistigen Hohlräume die sich
Bei AfD Wählern wie just in Chemnitz
Zu deutlich zeigen nur das Produkt der
Moralischen Leere nach der Wende
Die blühende Landschaften versprach
Aber so einigen erst die graue Realität
Des Ostens düster offenbarte ohne dass
Sie sich diese Erkenntnis bis heute
Eingestehen konnten als Opfer
Die Angst vor Flüchtlingen wie auch
Die Furcht vor allem Fremden ist dort
Am höchsten wo die Systeme wechselten
Alle Gewissheit verloren ging einmal
Was viel mit geistiger Isolation zu tun hat
Die noch keine Heimat wieder fand
Um die sich manche in ihrer Leere
Jetzt so lautstark verlogen sorgen
Machen wir uns lieber alle klar statt
Adornos dunklen Tönen zu folgen
Wir sind alle Flüchtlinge und sobald
Wir geistig tätig sind auch Emigranten
Für die es keine Sicherheit mehr gibt
Außer mit uns nachdem alle Grenzen
Fielen und globale Märkte ohne die
Hoffnung auf ein Ende konkurrieren
Keine Sicherheit und keine Gewissheit
Kann Angst machen oder Mut weil es
Der Anfang der großen Freiheit auch ist
Die wir ohne Verlassenheit nicht erkennen
Es liegt an mir wie ich mich zur Welt
Wie sie eben ist stelle oder ob sich
Die Welt zu mir verhält und damit mich
Herumkommandiert im Bewusstsein
Die Isolation ist alltäglich und dafür ist
Jede Gewissheit dahin auch für jene
Die noch transzendente nachbeten
Sollte über zweihundert Jahre nach
Kant langsam klar werden wo die
Moralische Gewissheit allein liegt
Warum diese Freiheit ein Glück ist
Auf das wir uns einlassen müssen
Um es genießen zu können
Jeder ist heute Emigrant irgendwo
Immer im Welten verbindenden Netz
Das alle Grenzen zugleich aufhebt wie
Aus der Isolation befreit die uns noch
Alte Gewissheiten gaben dafür aber
Uns vogelfrei moralisch entlässt
Bis wir den Mut haben zu denken
jens tuengerthal 03.09.2018
Dorfleben
Wer sich aus der Einsamkeit
Wieder in Gemeinschaft begibt
Wann ist er Teil wann nicht mehr
Thoreau lebte viele Monate allein
Zurückgezogen aus Concord dem
Dorf in Neuengland seiner Heimat
Noch benachbart am Waldensee
Fast täglich ging Thoreau dennoch
Hinüber ins Dorf um es zu sehen
Teils um Menschen zu treffen oder
Dinge noch wo nötig zu erledigen
Einmal wurde er bei einem dieser
Spaziergänge ins Dorf verhaftet
Obwohl er nur zum Schuster wollte
Weil er seine Steuern verweigerte
Er sah sich zum Ungehorsam dabei
In Steuerangelegenheiten verpflichtet
Weil er die Sklaverei nicht mittragen
Wollte die Menschen wie Vieh hielt
Moralisch ein konsequenter Kantianer
Nur seinem Gewissen Untertan musste
Thoreau die Steuerschuld verweigern
Weil der Staat ihm unmoralisch schien
Viel schrieb er darüber in seinem Buch
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen
Den Staat in jener Zeit vor dem Bürgerkrieg
Der die Vereinigten Staaten fast zerriß
Nach einem Tag kam Thoreau wieder frei
Holte die Schuhe vom Schuster und ging
Wieder zurück zum Waldensee wo er dann
Auf einem Hügel Himbeermittagessen aß
Jeder Dorfbesuch ist für ihn auch einer im
Museum menschlichen Lebens dessen Teil
Er durch sein Leben im Wald nicht mehr war
Das er also amüsiert betrachten konnte
Kehrte ich nach Tagen in der Wildnis auch
Wieder in ein Dorf zurück oder in die Heimat
Schien mir viel gewohntes plötzlich fremd
Mein Blickwinkel hatte sich geändert
So beobachtete Thoreau wie manche dort
Einen solchen Appetit auf Neuigkeiten haben
Dass sie den ganzen Tag nur darauf warten
Als die groben Mühlsteine des Tratsches
Auch ich kenne aus allen Regionen in die
Das Leben mich mehr oder weniger willig
Verführte diese Menschen die gern alles
Mit ihrem Filter weitergeben wollen
Solche fanden sich in ländlichen Gegenden
Wie unter den Nachbarn meiner Eltern auch
Oder in unseren Kiezen genauso die stets
Dörfer in Städten für sich bilden wie in Berlin
Immer wenn du einen Ort besser kennst
Wird jede Großstadt zum Dorf mit den
Überall gleichen Riten und Gewohnheiten
Bei denen sich Menschen beobachten
So gesehen wohne ich nun die 18 Jahre
Die ich in Berlin lebe bereits im sechsten
Dorf in einem Bezirk auch wenn diese
Sehr nah aneinander grenzen noch
Jedes dieser Dörfer hat viel mehr Bewohner
Als die große Fläche von Thoreaus Concord
Wo teilweise die Grundstücke schon größer
Als hier ganze eigene Kieze in Berlin sind
Könnte amüsiert beschreiben wie sehr sich
Die Menschen hinter den Fenstern oder die
Auf der Straße von einem zum anderen so
Unterscheiden wie Botanik nach Breitengraden
Viele tausend Kilometer die ich nun durch
Die Wildnis der Großstadt Berlin lief ließ
Erkennen wie wenig es dieses Berlin gibt
Was immer nur viele Dörfer wohl sein wird
Hier schließe ich meine Haustür stets ab
Wobei ich mich manchmal frage wofür
Bücher sind in Berlin nichts wert und sonst
Gibt es nichts mir wertvolles dort zu stehlen
Doch die Gewohnheit der Großstadt wie
Angst vermutlich um unnötiges Eigentum
Verführt mich zu Schutzmaßnahmen die
Nie welche waren wie Montaigne lehrte
Wer klauen will wird es tun und wenn
Gesichert meine Schlösser beschädigen
Sicherheit ist eine ewige Illusion die sich
Gut verkaufen aber nie erwerben lässt
Thoreau ließ alle Türen bei sich offen
Ein Buch wurde ihm in der Zeit entwendet
Vermutlich weil der Homer zu golden glänzte
Ansonsten kein Schaden und kein Verlust
Dafür die große Freiheit ohne alle Angst
Voller Vertrauen in die Gesellschaft zu leben
Die noch besser wäre wie Thoreau meint
Gäbe es weniger Differenzen im Eigentum
Große Ungleichheit sieht er als die Quelle
Ewiger Ängste und Sorgen wie der Gier
Anderer die viel weniger haben oder sogar
Zu wenig um ganz frei zu überleben
Darüber nachzudenken könnte befreien
Weil wir feststellten was es wirklich braucht
Diebstahl und Raub kommen meint Thoreau
Nur dort vor wo die Unterschiede zu groß
Sollten diejenigen bestraft werden die erst
Durch ungerechte Anhäufung von Eigentum
Zur Kriminalität damit andere anstiften oder
Ist Ungerechtigkeit kein Verbrechen nur Pech
Frei ohne Schloss zu leben macht glücklich
Einmal vergass ich abzuschließen als ich
Für eine Woche meine Wohnung in Berlin
Zum Besuch der Familie verlassen musste
Als ich wieder kam stand die Tür weit offen
Schlimmes ahnend stürzte ich hinein doch
Es war nichts verschwunden zumindest
Habe ich bis heute noch nichts vermisst
Anarchisten sagten einst sogar Eigentum
Sei Diebstahl weil es was eigentlich doch
Allen gehört nach der Natur für sich nimmt
Was viele bis heute sehr schockierte wohl
Durch den kleinen Wohlstand haben wir
Uns lieber an die Ungerechtigkeit gewöhnt
Statt das System zu hinterfragen außer
Nach schlicht totalitär marxscher Manier
Achteten wir im Dorf liebevoll aufeinander
Kümmerten uns wenn nötig auch mal um
Die Güter des anderen bräuchte es wohl
Keinerlei Staat außer der Nachbarschaft
Wie wir dorthin wieder kommen könnten
Ob wir beobachtet wie besorgt gern leben
Oder unabhängig unter ewig Fremden
Scheint eine Frage des Geschmacks
Darüber mehr nachzudenken was uns
Im Leben miteinander glücklich macht
Täte besser als es dem Staat abgeben
Der nur schlechter Kompromiss ist
jens tuengerthal 03.09.2018
Sonntag, 2. September 2018
Liberalerotik
Bemisst sich dies danach wer
Mit wem warum und wofür schläft
Vor allem wer davon wie profitiert
Was ist überhaupt Profit beim Sex
Ist es der erschlafene Gegenwert
Bleibt die Ehe damit die teuerste
Form der legitimen Prostitution
Hat die Bewertung heute noch
Mit dem Begriff der Dame zu tun
Ist solche Bezeichnung absurd
Wo Gleichheit immer Vorrang hat
Hält der Gentleman seiner sonst
Konkurrentin am Markt die Tür auf
Wer kann sich Höflichkeit leisten
Wo ist ihr Preis uns zu hoch
Wie sieht gleichberechtigter Sex aus
Wer ist dann eher warum oben dabei
Ist guter Sex nicht immer auch Kampf
Um Leidenschaft die miteinander ringt
Noch achten wir in ein Lebensmodell
Das mit Monogamie und Ehe wohl eher
Dem Mittelalter als unserer Gegenwart
Lustvoller Verfügbarkeit entspricht
Ist es erstrebenswert alle Beziehungen
Offen zu führen oder wollen wir lieber
Vertrauten Besitzstand verlogen wahren
Was macht dabei eigentlich glücklich
Bin ich noch liberal wenn ich sage
Es möge jeder mit jedem schlafen
Nur meine Frau mit mir wie ich mit ihr
Aus Gründen der Mehrwertschöpfung
Die das rare Gut der Ausschließlichkeit
Heute völlig sorglos schon wieder hat
Dürfen Frauen sich völlig frei begatten
Wie Männer es einst lange taten bis
Manchen Glaube oder Krankheit noch
Gewisse Grenzen setzte die heute
Eher lächerlich hinfällig wirken
Vor allem aber wenn Frauen nicht
Wie Männer alles dürften etwa weil
Männer als Väter sicher sein wollen
Was Biomedizin längst zuverlässig klärt
Wie ließe sich dies kategorisch begründen
Die Fragen die Adorno zum Thema noch
In der minima moralia stellt haben sich
Dank Pille und sexueller Revolution heut
Weitgehend erledigt wenn auch dabei
Die wichtigste immer ungeklärt blieb
Nämlich wer wirklich welchen Gewinn
Ganz persönlich und sexuell hat was
Leider bei zu vielen nicht eins ist
Eine liberale Erotik ist nur so viel wert
Wie ihre Teilnehmer genießen können
Wenn aber aller Erfahrung bestätigt
Dass bis heute fast 90% nie gemeinsam
Wenn überhaupt als solchen den Sex
Genießen können fragt sich eher wozu
Ist die liberale Erotik nur eine Form der
Pornographiesierung mit billigem Inhalt
Von dem die meisten Teilnehmer nicht
Oder äußerst selten nur profitieren
Aber vielleicht ist es heute auch erst
Liberal sogar ficken zu können auch
Wenn dabei nichts lustvolles passiert
Liberaler und freier ist immer besser
Doch frage ich mich inzwischen eher
Ob das System dabei überhaupt noch
Jemandem nutzt als sich selbst weil
Immer mehr das genießen verlernen
jens tuengerthal 02.09.2018
Landnutzung
Um aus dem Ackerbau möglichst
Hohen Gewinn zu erwirtschaften
Fraglich nur was uns solcher ist
Thoreau verwirft die Vorschläge
Vorbeifahrender Landwirte die
Ihm raten seine Bohnen zu düngen
Um den Ertrag zu optimieren
Er will frei sein von Viehhaltung
Keinen Dünger her transportieren
Nicht mehr erwirtschaften müssen
Damit sich der Aufwand rechnet
Im Kreisen der Hühnerhabichte
Sieht er einen Spiegel seiner
Gedanken wie sie sich nähern
Wie im Gleitflug wieder entfernen
Er entzieht sich bewusst der Kette
Ökonomischer Gewinnoptimierung
Um frei zu genießen was ist dabei
Mit so wenig wie möglich unabhängig
Am Ende zieht Thoreau gegen alle
Ratschläge der Bauern die er noch
Ignorierte dennoch Gewinn aus dem
Ackerbau nach seiner Vorstellung
Dies fein aufgelistete Trotzdem fand ich
Eher etwas trotzig überflüssig wenn auch
Wie immer sehr redlich dabei beeindruckte
Die Entscheidung zur Freiheit mich mehr
Was bringt uns eine Karriere überhaupt ein
Bemisst sich der Gewinn nach Einkommen
Oder zählen Freiheit und Lebenslust mehr
Welches Ziel macht uns dauerhaft glücklich
Die Gedanken über dem Bohnenacker
Wie die Art seiner Bewirtschaftung die
Eher unorthodox dem Lustprinzip folgt
Weniger Gewinn dabei in kauf nimmt
Für Freiheit und Lebensfreude sind
In unserer Ökonomie kontraproduktiv
Staaten wollen Menschen die gern
Den Gewinn optimieren weil diese
Die Volkswirtschaft gut bereichern
Für ihren höheren Lohn der für ein
Mehr an Leistung in Aussicht steht
Können sie sich Freizeit wie dort
Maßgeschneiderte Unterhaltung
Kaufen die ein Thoreau durch das
Mehr Freiheit und Lust nebenbei
Bei verzögerter Arbeit schon findet
Wenn ich von weniger gut leben kann
Fragt sich warum ich mehr tun sollte
Nur um mir noch teurer in einer neuen
Wirtschaftskette die Freizeit als Urlaub
Wieder einkaufen zu dürfen dann scheint
Dieser Kreislauf mir eher ziemlich absurd
Moden und Marken funktionieren ähnlich
Sie wecken teurere Bedürfnisse mit deren
Erfüllung wir durch sie erst unnütz geweckte
Sehnsüchte ökonomisch befriedigen wollen
Warum spielen vernünftige Menschen dies
Spiel überhaupt mit statt mit weniger auch
Zufrieden und freier zu sein wollen sie
Eine weitere Optimierung ihrer Gewinne
Sich mehr Dinge leisten zu können
Deren Nutzen zumindest fragwürdig ist
Ein Bohnenacker der mit einfachsten Mitteln
Mehr erwirtschaftet als er mich kostet ist ein
Ökonomisch nützliches Gut für mich warum
Die Frage was ich wirklich brauche wichtig ist
Mir darüber klar zu werden wie ich leben will
Was Freiheit dabei bedeutet und wie schnell
Wir uns durch fremde Güter abhängig machen
Der Text zu Thoreaus Bohnenacker gibt Grund
Die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen was
Zumindest mein träges Denken innovativ anregt
Neues nebenbei hervorbringt und Lust macht
Mit weniger glücklicher und dabei freier zu sein
Was Freude bereitet ist immer gut nur was
Bleibt von der Freude übrig wenn ich mir
Bei manchen Glücksträumen vorher überlege
Wieviel Freiheit sie mich im Tausch kosten
Ist die optimale Landnutzung ökonomisch messbar
Bemisst sich der Wert nach dem höchsten Ertrag
Was sind Freiheit und freie Zeit berechenbar wert
Wie sieht die Bilanz des großen Glücks aus
Scheitert das System der Gewinnoptimierung
Logisch und systemimmanent an sich selbst
Weil es den größten Wert nur käuflich macht
Was bei Glück und Liebe nur wenig wert ist
Ein Bohnenacker der uns zeigt wie wenig
Glücklicher machen ohne dabei auf abstruse
Marxistische Lehren von Neid und Besitz
Im schlicht schematischen Denken der Politik
Zurückgreifen zu müssen sondern die Dinge
Einfach ihrer Natur nach nimmt wie sie sind
Scheint mir eine ganz natürliche Lehre
Jens tuengerthal 02.09.2018
Samstag, 1. September 2018
Trennungsschmerz
Die sich offenbarende Kleinlichkeit im
Detail des Besitzes legt Adorno uns
Unter dem Stichwort Tisch und Bett
Mit präziser Schärfe da die sehr gut
Zweifel über die Ehe begründen kann
Mit der Scheidung beginnt stets eine
Staubwolke aufzusteigen auch bei
Den gutartigsten Menschen noch die
Alles überzieht was sie berührt hat
Als hätte die Intimsphäre sich in einen
Bösen Giftstoff verwandelt wenn erst
Die Beziehungen als Basis zerbrochen
Was macht Intimität zwischen Menschen aus
Ist es Nachsicht Duldung Eigenheitenszuflucht
Bei der ist es hervorgezerrt erst die Schwäche
Des Menschen offenbar wird was bei jeder
Scheidung als Schritt nach außen unvermeidlich
Wird wie Adorno es sagt das Inventar der
Einmal Vertrautheit zum dann Gegenstand
Der öffentlichen Abrechnung zeigt seine
Kalte nur berechenbare Seite für jeden
Oder warum missbrauchen es so viele
In Umkehrung der Verhältnisse dann
Von Strafanzeigen bis zu Einbrüchen
Endet manche Scheidung gar tödlich
Wo wir die Ehe als Ort des großen Vertrauens
Als menschliche Basis in inhumaner Welt
Sahen rächt sich die Enttäuschung um so
Bitterer durch alle Instanzen am anderen
Je großzügiger die Eheleute dabei zuvor
Waren desto abscheulicher wird dann die
Entwürdigung aus der Abrechnung
Dies geschieht besonders gern weil
Im rechtlich undefinierten der Konflikt
Wie die Konfrontation der Interessen
Noch besser gedeihen so offenbart
Sich am Ende ohne nötige Zuneigung
Der dunkle Grund auf dem die Ehe
Als Institution mit Macht und Sex
Übereinander sich ausbeutend nur
Der guten staatlichen Ordnung halber
Noch naiv verliebt errichtet wurde
Alles Schlechte was schon in uns ruht
Kriecht wenn wir das Haus demolieren
Ungeschützt ins Freie und offenbart sich
So ungefragt vor lästernden Augen
Wer einmal als hoffnungsvolle Verbindung
Von der Gesellschaft gefeiert wurde darf
Nun voller Scham erleben was für doch
Schurken sie entsprechend der eben
Verhältnisse wurden und sind weil sie
Dem gefährlichen stattlichen Modell
Das die Liebe gern zerstört folgten
So offenbart sich in allen gescheiterten
Ehen mit der Scheidung die allgemeine
Ordnung die untauglich für die Liebe
Wie eine dauerhafte Verbindung ihrem
Wesen nach da normiert logisch ist
Vielleicht ist diese Form des Nahkampfs
Ausdruck des Gewöhnlichen in aller
Gesellschaft die eben das Besondere
Der Liebe die an den paradoxen Vertrag
Glauben lässt niemals realisieren kann
Warum das Wesen der Ehe heute schon
Der Bedingung ihres Seins widerspricht
Uns aber dafür um so verletzlicher macht
Wer leiden möchte wie gern öffentliche
Diskriminierung zur Charakterstärkung
Quasi sadomasochistisch ertragen will
Dem sei in unserer Gesellschaft dringend
Zur Ehe geraten als starkes Schmerzmittel
Auch Kinder gemeinsam können genügen
Ob das Wissen um das Folgende Grauen
Alleiniger Stabilitätsfaktor der Ehe noch ist
Wäre heute eine wohl berechtigte Frage
Doch verhalten sich viele Menschen noch
Immer unter dem Einfluss ihrer Hormone
Eher blind unvernünftig was bejubelt wird
Bis wir das Grauen danach miterleben
Was dann die Frage stellt warum wir
Nicht zuvor mehr kritischer dachten
Vielleicht ist die Scheidung heute der
Uneingestandene teure Masochismus
Den sich manche gönnen wollen noch
Ob sich das lohnt ist der Frage wert
jens tuengerthal 01.09.2018
Gästewissen
Teilt uns seine Sicht der Dinge
Auf eine oder andere Weise mit
Was eine Bereicherung sein kann
Manche Besucher kommen nur
Zur Bestätigung ihrer immer Klagen
Über andere oder die böse Welt
Was inhaltlich meist entbehrlich ist
Wie uns die Worte aber erscheinen
Liegt auch an unserer Sicht auf sie
Mehr teilweise als an diesen selbst
Die nur Hüllen für Gefühle oft sind
Viele meinen Worte schrieben fest
Hätten dabei eine klare Bedeutung
Seien wie mathematische Zeichen
Was eine gefährliche Illusion ist
Doch weniger über solche Fehler
Soll hier gedichtet werden als von
Chancen gesprochen werden die
Dichter wie Thoreau in Gästen sahen
Thoreau war offen noch zu lernen
Von seinen Besuchern unter anderem
Ließ er sich zu neuen Gedanken anregen
Indem er weniger erwartungsvoll war
So konnte Thoreau auch vom Holzfäller
Der sich selbst einfältig dumm nannte noch
Profitieren ohne ihm dabei zu widersprechen
Weil er die Weisheit seiner Sicht betrachtete
Ungebildete gaben ihm einen unverstellten
Blick auf die Dinge und offenbarten dabei
Vielfach noch erstaunlich überraschendes
Was vermeintlich Intellektuelle weiter bringt
Bereit zu sein für das Wissen der Anderen
Zeugt von einer inneren Offenheit die selten
Leider wurde aber dafür noch staunen kann
Mehr kann als viele Fachidioten meinen
Ablehnend verhielt sich Thoreau gegenüber
Jenen die kommen und ihn bekehren wollten
Zu wissen meinten wie er im Haus sitze
Das ihm ihr Herr errichtet habe im Gesang
Doch errichtete er sich sein Haus selbst
Schätzte alle die ohne Absicht kamen
Als bei ihm zu sein und in der Natur
Um sie gemeinsam zu genießen
Vielleicht ist dies ein tauglicher Maßstab
Bis heute um mit Menschen klarzukommen
Meide alle die dich belehren oder bekehren
Gar von ihrem Glauben überzeugen wollen
Genieße dafür mit allen die Natur frei
Wie und wo sie sich zeigt wenn sie
Nichts sonst bei und mit dir wollen
Kann das Glück vieler möglich sein
jens tuengerthal 01.09.2018
Freitag, 31. August 2018
Ehestandard
Als romantisches Überbleibsel
Das seit spätestens Romantik
Versorgung mit Gefühl verband
Sorgte früher einer für den andern
Finanziell sexuell kulinarisch erblich
Sind heute erwartungsgemäß beide
Möglichst finanziell selbständig wenn
Warum aber heiratet überhaupt noch
Wer unabhängig ist ums sich dafür
Formal abhängiger zu machen fragt
Adorno scharf in den minima moralia
So lebt nach dem großen Denker
Dem einst Kopf der Frankfurter Schule
Die Ehe nur noch als schmähliche Parodie
In einer Zeit fort die längst allem was
Das Menschenrecht Ehe ausmachte
Den Boden entzog und zum Trick wurde
Bei dem jeweils einer die Verantwortung
Für alles Üble das er begeht nach außen
Dem anderen zuschiebt während sie
In Wirklichkeit längst trüb sumpfig nur
Gemeinsam noch existieren können
Adorno meint anständig sei eine Ehe erst
Die in ökonomischer Unabhängigkeit frei
Miteinander existiert statt immer abhängig
Als Interessengemeinschaft sich zu bedingen
Da Ehe als Interessengemeinschaft unweigerlich
Die Erniedrigung der Interessenten bedeutete
Aber dennoch in der perfiden Welteinrichtung
Keiner wüsste wie sich dem zu entziehen
Wer nun meint nur die wirklich Reichen seien
Diesen niedrigen Interessen enthoben und frei
Könnten wahrhaft aus Liebe etwa heiraten irrt
Da die Verfolgung der Interessen längst allen
Reichen zur zweiten Natur wurde warum sie
Eben ihre finanziellen Privilegien nur erhalten
Indem sie dieser gierigen Natur auch folgen
Ohne eine Hoffnung auf Entkommen weil
Doch stets noch genug da ist
Weiter als Adorno es noch sah sind wir
Finanzielle Unabhängigkeit ist Standard
Wird normalerweise eigentlich erwartet
Erledigt sich nur gern mit Kindern dann
Was viele Lieben sehr hart erprobt warum
Der Ausdruck Liebe machen für das Zeugen
Der Kinder eine gewisse Ironie woh enthält
Sind sie doch oft genug die sicherste Form
Liebe und Leidenschaft zu verbannen
Die Ehe ist ein Institut des Staates was
Privilegien an wohlgefälliges Verhalten
Knüpft im gesellschaftlichen Sinne eher
Unromantisch ein Rechtsinstitut ist was
Besonders bei der Trennung als Scheidung
Dem Staat noch manches Geld einbringt
Was ihm durch das Scheitern entging
Ob die Ehe einen moralischen Mehrwert hat
Weiß ich nicht zu beantworten da weder die
Staatliche Legitimation noch die durch den
Aberglauben dazu taugt ein solcher zu sein
Moral braucht allein das freie Gewissen des
Einzelnen was diese Bindung schon formell
Als solche eigentlich einschränkt und darum
Höchst fragwürdig im kantschen Sinne scheint
Nicht umsonst heiratete der Königsberger nie
Auch vom Umgang mit Frauen ist eher wenig
Bekannt außer der Haushälterin dauerhaft
Worauf die Ehe aber heute keinesfalls reduziert
Werden darf soll sie nicht schon vor Beginn
Wieder als völlig verkannt beendet werden
Es gibt gute Gründe mit Adorno auch heute
Wo wir nicht spekulativ sondern auch finanziell
Relativ frei uns in der Ehe verbinden anzunehmen
Sie sei ein untaugliches Objekt für den falschen
Zweck der schon an seiner Form logisch scheitert
Da die unfreie Liebe keine mehr sein kann
Die Normierung der Emotionen mithin schadet
Einzig der gesellschaftlichen Ordnung damit dient
Einem Akt der Anpassung gegen den Gefühl
Als natürlich impulsive Liebe logisch revoltiert
Nicht nur das Scheitern so vieler Ehen
An sich und den Teilnehmern begründet
Vorige Vermutung noch vertiefend doch
Immer noch wagen auch vernünftige
Menschen sich in diesen Stand hinein
Tun sie das als Akt der Anpassung an
Gesellschaftliche Forderungen weil sie
Eigentlich unabhängig wissen müssten
Wie schädlich die gesetzliche Ordnung
Dem erhofften Gefühl logisch immer ist
Folgen sie also einfach der Tradition nur
Aus träger Gewohnheit die sich so gern
Mit Wohlbefinden in uns ausbreitet wie
Die Fettränder unserer Körperlichkeit
Im zunehmend trägeren Alter auch
Kann es kaum beantworten fürchte ich
Zumindest wenig vernünftig auch Adorno
Widerlegen da doch eigentlich gerade die
Selbst gewählte Abhängigkeit ein Kernpunkt
Glücklicher Liebe für mich und ich selbst auch
Ohne alle großen romantischen Neigungen
Meine Liebste sofort heiratete wenn sie will
Statt kritisch darüber zu denken was wohl
Vernünftig wäre aber mir im Gefühl hier
Aus einer Summe von Gründen fernliegt
Zumindest erhoffe ich dauerhaftes Glück
Als erhöhten Mehrwert davon auch wenn
Die vermutlich Illusion mir längst klar ist
Doch wie glücklich wären wir überhaupt
Noch ohne emotionale Unvernunft die
Uns zu formell geordneten Dingen auch
Verführt die eigentlich völlig unvernünftig
Eine größere Probe für die Liebe sind als
Alles vorher miteinander erlebte dabei
Sollten doch beide wissen dass wer liebt
Sich keinesfalls jemals auf die Probe
Stellen sollte um nicht sicher dabei
Enttäuscht zu werden in Wirklichkeit
jens tuengerthal 31.08.2018