Sonntag, 15. Oktober 2017
Mittig
Mitte heißt von mir am Helmholtzplatz eigentlich Berg runter, sehe ich mal davon ab, dass rein formell Mitte schon auf der anderen Seite der Schwedter und der Choriner Straße beginnt. Mitte fängt für mich hinter der Torstraße an, wenn ich quasi die alte Stadtmauer überschritt und so ging ich auch diesmal los. Lief über die Dunckerstraße in Richtung Kulturbrauerei, die Choriner Straße von dort hinab und überquerte die früher Stadtmauer und heute vierspurige Torstraße mit der Straßenbahn inmitten, wo die Choriner in sie mündet.
Diesmal folgte ich der quasi Fortsetzung der Chorinerstraße auf der anderen Seite, der Gorrmannstraße, bis zu ihrem Ende, an dem sie auf die Rosenthaler Straße stößt. Überquerte vorher noch die auch aus Berlin Alexanderplatz von Döblin berühmte Mulackstraße, die heute kein großes Aufsehen mehr macht ohne größere Beachtung und am Ende die Rosenthalerstraße, um auf Höhe der Weinmeisterstraße in die Gipsstraße gegenüber einzubiegen. Die klassische Mitte, Schuhladen reiht sich an Galerie und Whiskygeschäft, irgendwo dann doch immer wieder eine hippe Bar vor der die Raucher oder noch nicht reingelassenen standen und die engen Bürgersteige in der ohnehin engeren Mitte versperrten.
An Clärchens Ballhaus vorbei, dem Berlin Klassiker, in dem neulich auch William und Kate tanzten und plauderten, ging es klassisch durch die kleine Große Hamburger zur breiten Oranienburger Straße, was aber wiederum die Bedeutung und Größe beider Städte umgekehrt proportional wiedergibt, auch wenn ich natürlich wie meist in die Krausnickstraße abbog, um gegenüber dem Bode Museum anzukommen. Die Liebste in Dublin im Ohr wollte ich noch einige Orte des Lichterspektakels ablaufen, insbesondere für sie die Tesla gewidmete 3D Installation am Potsdamer Platz. Schätzt sie noch das kroatische Genie, der sich manchmal wohl auch im Wahn wie im Kapitalismus verlor für seinen Mut sehr.
Bis dahin gab es aber noch die eine oder andere Abwechslung, etwa der Menschenauflauf vor den 12 Aposteln, gegen den der vor der Lichtinstallation am Bode sich sehr bescheiden ausnahm und viel mehr der riesige Menschenauflauf auf dem Bebelplatz, zwischen neuer Staatsoper, von den Lichtkünstlern historisch bespielt, dem bunten Komödchen, wie die juristische Fakultät, die der Alte Fritz noch als Bibliothek plante in seiner damals Friedrichstadt, mit Blick auf die sehr bunte katholische Kirche in der Ecke, was ja vielfältig wieder zur Berliner Toleranz passt und dem wechselnd bunten Hotel du Rome. Der Gendarmenmarkt blieb langweilig, dafür zog mich das Schokoladenhaus unnötig an und war wenig mehr als bunt, warum ich wieder vergaß den guten E.T.A. Hoffmann zu besuchen, den ich immer fälschlich in der Jägerstraße wähnte, wo er nie wohnte.
Dafür gab ich zumindest auf einen Sprung der berühmten Weinhandlung Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt die Ehre ohne den ehemaligen Hoflieferanten, der heute, mangels Hof, der noch zu beliefern wäre, zumindest noch eine schöne Weinstube und ein feines Restaurant bietet.
Vom Schokoladen Rausch, der wahrlich einen bildhaften Rausch in Farbe oben und Schokolade unten bot, folgte ich der Mohren statt der Taubenstraße, ignorierte also den guten wie vielfältig genialen Romanitker Hoffman und lief stattdessen an Preußens großen Generälen in denkmalsform am Ziethenplatz vorbei und grüßte Friedrichs Freunde und Militärs in historischem Angedenken freundlich. Sie machten Preußen einst groß. Ob dies den nachfolgenden Königen und Kaisern je entsprach oder nicht für alles was auf Friedrich folgte viel zu groß war, sei an dieser Stelle dahingestellt. Dank Bismarck und Moltke wurde es leider erst viel später bemerkt und Preußen musste im Guten wie im Schlechten untergehen.
Nach Ziethen huldigte ich ohne große Begeisterung den Göttern des Konsums in ihrem Mall of Berlin genannten Tempel. Wie alle Gotteshäuser relativ gediegen und doch so einförmig langweilig hätte ich dieses Ding ganz ignoriert, läge es nicht gerade auf dem Weg zum Potsdamer Platz, dessen eine U-Bahnstation direkt vor seiner westlichen Tür steht. Vor der östlichen befindet sich die Station Mohrenstraße, womit die Länge dieses ohne Bücher gänzlich unkultivierten Tempels deutlich wird. Die Tempel der Antike oder auch des Mittelalters wiesen zumindest noch große Kunst auf. Hier soll die Ware Kunst sein, als erscheine der dort angebetete Gott und wäre schon das Ding an sich.
Bekanntlich hab ich es ja nicht so mit Göttern und Aberglauben und so durchschritt ich den geschlossenen nur zum Durchgang frei gegebenen Tempel eher desinteressiert und berichtete nur der Liebsten, was ich sah.
Nach kleinem Umweg fand ich am Potsdamer Platz die 3D Lichtinstallation, die an den vielleicht genialen, zumindest ziemlich mutigen Physiker Tesla erinnerte. Es waren von unten irgendwie bunt angestrahlte Bäume und sah für mich erstmal total langweilig aus und ich fragte mich, was es sollte. Konnte auch die Prinzessin am Ohr nicht begeistern, bis ich ihr Fotos schickte auf denen die Show plötzlich sichtbar und geradezu obszön schön war.
Wäre ich klug, hätte ich eine 3D-Brille angezogen, da ich so etwas jedoch weder besitze noch sonst brauche, habe ich nicht daran gedacht und mit bloßem Auge nichts gesehen. Zum Glück war meine Telefonkamera klüger als ich und zeigte die Idee in ihrer ganzen bunten Vielfalt oder doch zumindest mehr als ich so nur mit meiner weniger 3D-Brille sehen konnte.
Zurück zum Brandenburger Tor, war es bei dessen Durchschreiten schon nach Mitternacht, die Lichterschau hatte geendet und der Pariser Platz nur normal voll. Über die Wilhemstraße, die ab der Marschallbrücke dann Luisenstraße heißt und bis zur Charité führt, in der meine Tochter einst geboren wurde, ging es bis zur Marienstraße, durch die ich schon der schönen Böse Buben Bar und des Wohnhauses von Menzel wegen gerne laufe, die in die Reinhardstraße mündet, welche wiederum auf den ostigen Friedrichstadtpalast zu führt, der auch nachts kein besonders erbauender Anblick ist, trotz der überlebensgroßen Werbung mehr oder weniger nackt glitzernder Tänzerinnen, was ich nicht nur dachte, weil ich die schönste Liebste im Ohr hatte, sondern schon immer empfand. Ein Revuetheater eben, dann noch mit östlichem Flair, bleibt gegen Deutsches Theater und Berliner Ensemble, die auch dort spielen, immer nur bemüht und für die Massen, weniger Kultur als Klatsch und Unterhaltung.
Folgte der Friedrichstraße bis zur Oranienburger, an deren Ende zugleich die Linienstraße mündet, der ich dann den Berg hinauf folgte, diesmal nur über die Kastanienallee. Oben dann konnte ich mich wieder an lauten Besuchern aus den Vororten freuen, die ihre trunkene Lächerlichkeit als Freiheit feiern, aber das ist eben der heutige Prenzlauerberg auch, eine Partymeile für manch weniger bemittelte Geister.
Die hier durchlaufenen Teile von Mitte haben jeder für sich ellenlange historische Geschichten zu erzählen, doch möchte ich die werten Leserinnen nicht schockieren oder langweilen und verzichte diesmal für den großen Gang auf alle feinen Details, die ich versprochen irgendwann nachliefere, wenn es gerade passt.
Nur ganz kurz sei etwas zum Verständnis der Stadtgeschichte erzählt. Berlin war früher nur der Teil nördlich des Spreeufers bis zur Akzisen oder Zollmauer, die ich an der Torstraße überschritt zu Beginn der Wanderung durch die Mitte. Das Viertel um den grässlichen Alexanderplatz hieß die Königsstadt, als Preußen noch einen König hatte. Die heutige Museumsinsel, das Prachtstück mit unserem bald wieder wunderbaren Schloss, das noch schöner nun Humboldtforum wird, was zumindest sicher besser ist als der vorige Ballast der Republik, was den gräßlichen Berliner Dom ein wenig ausgleicht zumindest, hieß Cölln. Das Stück vom anderen Spreeufer bis zum Brandenburger Tor war die Friedrichstadt und die Charité für Soldaten und Huren lag natürlich vor der Mauer, bevor sie bürgerlich zivilisiertund stolzer Teil von Mitte wurde.
Am Brandenburger Tor lief zu DDR Zeiten die Mauer, was den vielen Freiraum erklärt, den eine Mall natürlich als Kernsymbol des Kapitalismus gebührend würdigt. Den Potsdamer Platz gab es nicht mehr, das heutige Gedränge irgendwie moderner Bars und schick gemeinter Passagen, war Niemandsland im Zonenrandgebiet. Gut sichtbar auf Bilderreihen bei der Landesvertretung Schleswig-Holstein auf dem Weg vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz. Dabei geht es auch am Holocaust Mahnmal vorbei, der von der Jugend Berlins voll in die nächtliche Party-Szene integriert wurde, dort wird gesoffen, Flaschen abgestellt, Selfies gemacht und anderes mehr, wenn auch etwas dezenter als sonst, was schon viel hier heißt. Ob das dem Gedenken würdig genug ist, solches durch Aufsicht unterbunden werden müsste, um einen Ort der Stille zu schaffen, wie es ihm gebührte oder das eben auch Berlin ist, wo jeder macht was er will und alles irgendwie nebeneinander geht, will ich nicht entscheiden - denke zumindest etwas stiller als sonst aber ins Leben integriert ist besser als ein durch Polizeigewalt geschützter Ort der Stille.. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen - finde es nicht toll, aber auch kein Problem. Datt is eben Berlin, hier ist irgendwann immer überall Party und Gedenken ist kurz. Zumindest sind die Stelen damit gut integriert, besser als manche es über andere denken. Mitte ist noch viele Reisen wert, keine Frage.
jens tuengerthal 15.10.2017
Arnimkiez
Von den Schönhauser Allee Arcaden aus, in denen ich noch kurz lästigerweise zur Post musste, um ein Einschreiben aus Tallin abzuholen, was mich zugegeben in größeres Erstaunen versetzte, da ich niemanden dort kenne, nichts von da erwartete und schon vorab anderes schlimmstes befürchtet hatte, doch schließlich waren es nur die Ersatzfilter für meine elektrische Pfeife und ich sah zu, dass ich schnell wieder aus dem Allerweltseinkaufszentrum kam, das mit den Dufgrüften der Douglasketten und den überallgleichen Auslagen zur Konsumverführung von relativ unerträglich klassenloser Durchschnittlichkeit ist und darin auch vollkommen der Mall of Berlin im kleinen gleicht, durch die ich gestern ging, um mich nochmal in meiner Abneigung gegen Einkaufszentren bestätigt zu fühlen, auch wenn diese so praktisch sind, das unsrige zumindest einen Kettenbuchladen hat, während die Mall berlintypisch ganz auf Bücher verzichtet, die in Berlin ohnehin keinen Wert haben, überquerte ich die Schönhauser Allee, damit dieser Satz endlich ein Ende findet und folgte der S-Bahn in das Arnimviertel.
Dies ist nach dem romantischen Dichter Achim von Arnim und nicht seiner Frau Bettina benannt, der geborenen Brentano, die einst einen Flirt mit Goethe hatte wie schon vorher im Jahrhundert ihre Großmutter, die damals eine berühmte Schriftstellerin war. Arnim ist einer der Köpfe der Heidelberger Romantik, der andere war sein Schwager Clemens Brentano, mit dem er zusammen die Liedersammlung des Knaben Wunderhorn herausgab, nachdem er mit ihm eine romantische Rheinreise veranstaltet hatte. Vorher hatte er noch in Halle ganz seriös studiert, bis er dort dem jungen Tieck begegnete, dessen Schreiben er bewunderte, der ihn gemeinsam mit Clemens Brentano und der auf der Reise entflammten romantischen Liebe zu dessen Schwester Bettina zur brachte. Er hat einige nette Stücke hinterlassen, romantisches und sehr phantastisches Zeug halt, dass heutige Freunde von Phantasy Literatur begeistern könnte. Ansonsten war er der Begründer der später zumindest sehr antisemitischen Deutschen Tischgesellschaft in Berlin, warum es nicht schadet auf diesen Sohn eines preußischen Kammerherrn auch kritisch vorsichtig zu schauen, weil ihm scheinbar die nötige Toleranz fehlte.
Seine Ehefrau Bettina, die zusammen mit ihm im Park am Arnimplatz auf dem Denkmal von Michael Klein, dem zeitgenössischen Bildhauer, der in Charlottenburg geboren wurde, aber später in Weißensee studierte und als Restaurator in den Staatlichen Museen zu Berlin arbeitete, bis 1989 dem Verband Bildender Künstler der DDR angehörte, dagegen schrieb auch über die Armut in Berlin und ist für ihre Berichte über die Berliner Zustände berühmt. Sie lebte im Tiergarten, in der Nähe der Straße in den Zelten, die heute nach einem amerikanischen General heißt, der die Berlin Blockade mit überwinden half, mit ihren sieben Kindern während ihr Mann Arnim ganz unromantisch getrennt von ihr den größeren Teil des Jahres auf den Gütern der Familie zubrachte und seine national gesinnten Kolumnen unter anderem für die Vossische Zeitung schrieb.
Vielleicht noch erwähnenswert wäre, dass Arnim Mitglied der Gesetzlosen Gesellschaft Berlins war, die bis heute besteht, wenn es sich dem Namen gemäß um eine irgendwie anarchische oder revolutionäre Vereinigung gehandelt hätte - es war jedoch lediglich der heiße Name für eine Gruppe von Aufklärern in Berlin, die sich 1809 gründete. Sie ähnelte einer typischen Gelehrtengesellschaft, ohne sich deren strenge Struktur aufzuerlegen, wie der Name schon nahelegt. Immerhin wollte sie gänzlich ohne Statuten auskommen, was ja schon ein großer Akt der Freiheit im e.V. Deutschland ist. Die Mitglieder trafen sich zu Tafelrunden, um Debatten zu führen und gut zu essen an wechselnden Orten vom Hotel Savoy bis zum Schlosshotel Steglitz.
Am Arnimplatz liegt ein neuer Rewe Supermarkt, den ich nur deshalb ausdrücklich erwähne, weil er sich von den übrigen unterscheidet, bestens sortiert ist, tatsächlich in Berlin freundliches Personal hat und in den Regalen keine mir sichtbaren Leerstellen. Ein Einkaufsgenuss wie im goldenen Südwesten, in dem meine Eltern in der reichen Kurpfalz wohnen.
Ansonsten zeigt der Arnimkiez geschlossenen Altbau bis zu seinem Ende, an dem die Schievelbeinerstraße, die dort schon längst Behmstraße heißt, am Betriebshof der Abfallwirtschaft, dem Ort zum Sperrmüll abgeben, gen Westen in den halb anatolischen Wedding führt - welch Sinnbild der Geschichte. Im Nordwesten grenzt das Viertel an den Platz des 9. November 1989, an dem es auf die Bornholmer Brücke geht, jener Brücke, die als Grenzübergang an eben diesem Tag als erstes geöffnet wurde und damit den Weg zur deutschen Vereinigung ermöglichte und damit zur wieder Einheit Berlins, zumindest formal und theoretisch, denn praktisch sind wir noch sehr weit davon entfernt in der innerlich tief geteilten Stadt mit zu vielen Beamten.
Es gibt um den Arnimplatz einige schöne Lokale von georgischer bis italienischer Küche, nette auch Sofa Cafés, der Prenzlauerberg Standard eben, der sich nach den entsprechenden Bewohnern richtet wie auch der übrige Einzelhandel dort, Die Straßen tragen irgendwie skandinavische Namen, sehen wir von dem Bildhauer Schievelbein mal ab.
Zurück schlug ich einen großen Bogen über die Prenzlauer Allee, um noch meine über 10 km voll zu bekommen und lief dann über die Dunkerstraße gen Helmholtzplatz. Diese längste der drei Straßen des LSD-Kiezes führte mich fast vor die Haustür.
jens tuengerthal 15.10.2017
Sexordnung
Männer werden steif
Frauen werden feucht
Damit steifes in feuchtes
Einfach flutschen kann
Kaum denke ich an dich
Du schönste Liebste
Bin ich schon nass
Bevor er überhaupt steht
Bin ich nun zu weiblich
Oder erregt mich deine
Weiblichkeit mehr als alles
Sogar gänzlich unsteif schon
Du bist immer nass sagst du
Wenn du an mich nur denkst
Dass es mir genauso geht
Finde ich völlig in Ordnung
Flutscht gut ist schon viel
Lassen wir es fließen
Ineinander umeinander
Es ist gut so und wird was
jens tuengerthal 15.10.2017
Liebeswirren
Manchmal verirren wir uns
In der Liebe nur voll Hoffnung
Angekommen zu sein endlich
Halten wir ein Nichts für alles
Dann vergessen wir besser
Was mit großer Welle begann
Weil was so kommt und geht
Wohl einfach nichts war
Manchmal aber nehmen wir
Zu ernst was nichts nur war
Dann diktieren Launen alles
Zerstören wahre Schönheit
Dann ist es gut sich wieder
Miteinander zu besinnen
Um den Schatz zu schätzen
Den zwei miteinander haben
Wie glücklich bin ich da doch
Sicher zu sein mit der einen
Ein Leben voll Liebe zu teilen
Wie klein wird da alles sonst
Manchmal ist es einfach besser
Dem Glück zu trauen was nie
Einer halten kann ohne es so
Leicht wieder zu vergraulen
Doch wo beide ganz festhalten
Tragen sie das Glück gemeinsam
Sind also nie wieder einsam
Können sich als eins entfalten
Manchmal zweifelt jeder wohl
An allem und doch wie schön
Ist es sich da über allem noch
Sicher zu sein im miteinander
Früher führten alle Wege nach Rom
Heute muss keiner mehr dahin nur
Wenn alle Wirren zwei bloß enger
Zusammenführen ist Liebe groß
jens tuengerthal 14.10.2017
Samstag, 14. Oktober 2017
Wahneifer
Die Eifersucht ist ein Wahn
Der die schönste Liebe uns
Zerstört ohne einen Grund
Manche meinen manchmal
Es gäbe auch Gründe dafür
Sie irren die gibt es niemals
Eifersucht ist eine Krankheit
Die völlig den Verstand raubt
Jedes Ehrgefühl noch nimmt
Warum verfallen Menschen nur
Freiwillig diesem Wahn wenn sie
Doch vernünftig anders könnten
Ist es ein Zwang wie eine Sucht
Oder nur dumme Gewohnheit
Sich Schmerz selbst zuzufügen
Eifersucht macht alle unfreier
Unterwirft das Leben einem Zwang
Zu Kontrolle wie stetem Zweifel
Wer daran ernsthaft leidet ist
Psychisch krank auch wenn es
Leider zu oft als normal gilt
Wenn zwei sich lieben können
Sie dieses Glück für sich genießen
Festhalten dürfen sie es niemals
So schafft die Eifersucht selbst erst
Was sie zu fürchten vorgibt da sie
Das Vertrauen ineinander zerstört
Ohne Vertrauen ist keine Liebe mehr
Nur noch gewohnte Besitzgier bleibt
Ein widerlicher Kampf um Herrschaft
Wer liebt möchte gönnen und schenkt
Das kostbare mit Freiheit dem anderen
Der Rest ist keiner Worte mehr wert
Noch hoffe ich leichtsinnig weiter
Worte könnten die Vernunft wecken
Weiß nicht ob es klug ist
jens tuengerthal 14.10.2017
Fingerspitzen
Nackt liegen deine Linien vor mir
Folge ihnen mit den Fingerspitzen
Ertaste dich mehr als ich berühre
Wie ein Hauch über deine Zartheit
Langsam windest du dich längst feucht
Willst nicht noch länger warten bis ich
Zugreife und nehme dich zu beglücken
Doch ich bleibe hauchzart auf dir
Die Erfüllung auch in fast nichts finden
Ist wohl die höchste sinnliche Kunst
Möchte sie dir langsam schenken
Als einen Höhepunkt aus fast nichts
Leidenschaft haben wir schon perfekt
Mehr und besser geht gar nicht mehr
Nun die Langsamkeit wieder entdecken
Bis die Lust uns wehr und willenlos macht
jens tuengerthal 14.10.2017
Liebesblind
Du denkst ich sehe nicht
Wie du dich bemühst um
Frei und glücklich zu sein
Du glaubst ich liebe dich nicht
Zumindest nicht genug denn
Sonst müsste ich es doch merken
Merken wie du wieder leidest
Merken wie du dagegen kämpfst
Merken wie schwer es für dich ist
Wie wäre es wenn du umgekehrt
Annimmst ich merkte immer alles
Und möchte da sein wie ich kann
Was sonst sollte ich denn tun
Wenn du Streit suchst als gehen
Um allen Streit zu vermeiden
Was sollte ich der dich liebt denn
Wünschen als dir alle Freiheit
Beim Genuss deines Weges
Möchte nicht dass du dich quälst
Will dich immer glücklich machen
Entspann dich einfach und sei es
Mehr haben wir nie als die Chance
Das Glück zu genießen wie es ist
Sich darin üben ist besser als quälen
Wie kann ich dich glücklich machen
Wenn du lieber das Unglück suchst
Frage ich mich ein wenig bedrückt
Aber das wird schon denke ich dann
Wir haben ja ein ganzes Leben Zeit
Genießen wir es einfach pausenlos
Sorgen lohnen nie auf Dauer
Kommen immer von alleine
Besser wir ignorieren sie stets
Mehr als meine Liebe habe ich nicht
Nur was sollte je noch mehr sein
Denke es und genieße weiter
jens tuengerthal 14.10.2017
Friedrichshain
Diesmal zu Fuß und ich wusste, was mich den Weg die Danziger entlang erwarten würde, wäre nicht alles schön wie bei sonstigen Wanderungen des Flaneurs durch seine Stadt. Und es wurde bald erwartungsgemäß hässlich, spätestens ab der Landsberger Allee und den dann Plattenbauten ist die Atmosphäre gruselig und wie tot bei nächtlichen Wanderungen, wie ich es nur wieder zwischen den Platten im Rücken der Karl Marx Allee auf dem Rückweg erlebte.
Ist nicht schön teilweise, kann auch nicht schön geredet werden und die Nacht ist da ehrlicher als der Tag, an dem die nach der Wende zumindest neu gestrichenen DDR-Platten zumindest bunter aussehen. Es offenbart der nächtliche Gang durch diese Platten die ganze unmenschliche Sterilität des DDR Systems. Kalt zurückweisend und lieblos wirken diese Gebäude für die ehemals Privilegierten der DDR, in der heute vermutlich noch ähnliches Denken haust und die Linke hohe Stimmenanteile erobert, weil sich für manche eben nie etwas ändert. Die Gesichter, die mir zwischen diesen Blocks begegnen meist völlig verschlossen und voller Misstrauen, als sei die Einheit und der Untergang der DDR ein einziges Trauerspiel, an dem sie heute noch leiden und an dem der Wessi und hier Eindringling sich schuldig fühlen soll.
Es sind nur kleine Ecken, die so wirken, wie in Paris jenseits des Boulevard péripherique in nördlicher Richtung.. Es ist noch nicht ganz Hohenschönhausen, wo die ehemaligen Stasi Mitarbeiter sich ihre Anekdoten stolz vorm Supermarkt erzählen und die Linke als SED Nachfolgerin und auch nur deshalb noch Direktmandate erringt, aber es fühlt sich auf dem Weg die Danziger Straße stellenweise immer wieder genauso an. Auch die Blicke der Menschen voller Vorwurf und Misstrauen, selten ein Lachen, eher gruselig.
Am Ende stößt die ab der Landsberger Allee schon Petersburger Straße genannte gleiche Hauptverkehrsstraße, die Teil des Innenstadtrings ist, am Frankfurter Tor auf die stalinistischen Zuckerbäckerbauten der Karl Marx Allee, deren Errichtung noch 1953 unter anderem den Aufstand des 17. Juni 1953 in der DDR auslöste, den russische Panzer niederschlugen, wie den Prager Frühling später auch.
Hier wird die DDR, die ansonsten vielerorts spurlos unterging noch sehr deutlich sichtbar und teilweise auch fühlbar für mein Empfinden, als wehte der kalte Wind der Grauen Männer der Stasi noch durch die Häuserschluchten, denen jeder Stuck und alle Schönheit fehlt. Anders die Karl Marx Allee und das Frankfurter Tor. Obwohl der Name es vermuten lässt, hat dieser Ort, noch für Panzeraufmärsche in typischer Ostblockmanier geplant, nichts mit dem ursprünglichen Frankfurter Thor in der Berliner Stadtmauer zu tun. Dieses lag etwa auf Höhe der U-Bahn Station Weberwiese und verschwand mit dem Abriss der Akzisenmauer ab 1867.
Unter der großen Kreuzung von Petersburger und Warschauer Straße mit der Karl Marx Allee liegt der U-Bahnhof Frankfurter Tor. Der heutige Platz erhielt erst 1957 im Rahmen der Neubebauung seinen heutigen Namen. Vor den DDR Prachtbauten, war es schlicht eine namenlose Kreuzung gewesen. Der Name spiegelt sich in der Architektur des Platzes wieder, die an der Westseite des Platzes, also gen Alexanderplatz, symmetrisch angeordnet in zwei Türmen endet, die ein solches dort nie gewesenes Tor symbolisieren. Die Turmhochhäuser wurden in der Form der Gontardschen Kuppel am Gendarmenmarkt nachempfunden. Diese markanten Türme bilden den Anfang des Ensembles der Karl Marx Allee, die bis 1961 Stalinallee hieß, was es nicht besser machte und die Frage warum sie immer noch nach dem Großvater des totalitären Kommunismus Marx heißt, wäre wohl der sinnvoll - allein ist Berlin noch lange nicht soweit solche kritische Betrachtung dieses Junghegelianers ohne Aufschrei zuzulassen. Wenn es schon ein Schüler des maßlos überschätzten Schwaben Hegel sein müsste, wäre der Anarch Max Stirner wohl die bessere Wahl, der wurde zumindest auf einem Berliner Friedhof begraben und hat nicht totalitäre Regime mit hunderten Millionen von Toten zur Folge gehabt, sondern über den Mensch als Einzelnen nagedacht und seine Welt auf sich gestellt, ohne Götter und Gesetze.
Der Entwurf der Bebauung stammte von dem DDR Stararchitekten Hermann Henselmann, dessen Wirken die Architektur der DDR prägte, warum die Frage berechtigt scheint, ob er überhaupt außer als Mahnung erinnert werden sollte. Er prägte die Architekturauffassung des Sozialistischen Realismus, wobei ich den Sozialismus nur als Eigenname hier großschreibe, da das System im freiheitlichen Europa bis auf verbliebene Spinner zum Glück erledigt und nur noch graue Geschichte ist. Er leitete verschiedene Entwurfsbrigaden und das VEB für Typenprojektierung aus dem sich die industriell gefertigte Massenproduktion der Wohnbebauung entwickelte. Als seine Hauptwerke gelten das Haus des Lehrers und der Kuppelbau der Kongresshalle am Alexanderplatz. Beide hat die Bundesrepublik unter Denkmalschutz gestellt, enthalte mich mal jeder Bewertung. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf beigesetzt und hat dort sogar ein Ehrengrab, auch wenn das Land dessen Baukultur er prägte ihm die Ausreise in den vornehmen Westen nie erlaubt hätte, doch gab es die DDR bei seinem Tod 1995 schon fünf Jahre nicht mehr.
Der sozialistischer Klassizismus genannte Zuckerbäckerkitsch der DDR dominiert neben Bauten der Schinkelschule aus den 50ern den Teil der Karl Marx Allee in Friedrichshain, während der Abschnitt in Mitte von den DDR üblichen grauenvollen Platten dominiert wird, in denen zu wohnen, damals als Privileg galt. Inwieweit dort heute mehr übrig gebliebene Verlierer der Wende wohnen, weiß ich nicht zu beurteilen und Berlin wird sich hüten solche Zahlen ausdrücklich zu veröffentlichen, lasse es also dahinstehen und denke mir beim Blick in die Gesichter meinen Teil dazu.
Die Straße hieß ursprünglich Große Frankfurter Straße, warum diese Umbenennung durch das totalitäre DDR Regime, erst Stalin dann Marx, bestehen blieb, ist mir bis heute ein Rätsel, wirkt wie ein peinlicher Kotau vor den doch nicht besiegten Geistern der Geschichte, als hätte nicht der Wunsch nach Freiheit gewonnen sondern die schlichte Analyse des Theoretikers, der besser weniger erinnert würde.
Am 21. Dezember 1949, zum 70. Geburtstag Stalins war die Umbenennung der Frankfurter Allee erfolgt. Nachdem zu deutlich wurde, dass der Verbrecher und Massenmörder Stalin Hitler nicht viel nachstand musste dann der geistige Pate des Regimes Karl Marx seinen Namen für die Achse des Aufmarschs leihen und genau darum wäre es höchste Zeit dies zu ändern. Ob dies auch für die harmlose Karl Marx Straße in Kreuzberg gelten muss, wäre der Diskussion wert, die aber auch keiner in dieser Stadt zu führen wagt und da es genug andere kleine Probleme gibt, wird es wohl bei dieser Erwähnung hier in dieser Angelegenheit erstmal bleiben. Der Marx ist in Berlin weder aus den Köpfen vertrieben worden, noch wird die Freiheit so gewürdigt, wie es Kennedy einst tat mit seinen berühmten Worten, als es noch um die Blockade des Westteils durch die Sowjets ging. Dahingestellt, ob die heutige Variante amerikanischen Imperialismus so viel menschlicher ist, freiheitlicher zumindest war sie für viele.
Es ist richtig, dass Deutschland für die Zeit des Nationalsozialismus Verantwortung übernahm und als rechtlicher Erbe dieses Regimes auch für die Entschädigungen verantwortlich ist. Das gilt vom Staat her auch für die angeschlossen und in der BRD aufgegangene DDR. Auch wenn deren Verbrechen die Erben der Täter in der Linken bis heute gern verharmlosen. Es wird sich Antifaschismus auf die Fahne geschrieben, ein rechter Feind gesucht, um einen Kampf auszufechten, der kein Ziel hat, als die eigene Verantwortung zu relativieren, während lokale Größen der Linken wieder in Berliner Kommunalparlamenten laut sagen, sie seien bei der Stasi gewesen uns Stolz darauf.
Doch geht es trotz der so aufdringlichen Architektur in diesem Essays weniger um die DDR und ihre Geschichte als eine Wanderung von rund 20 km von Prenzlauer Berg nach Friedrichshain, durch Licht und Dunkel, nur ist die Schattenseite dieses Weges eben auch ein Gang durch die Geschichte der DDR, die zu verharmlosen immer normaler wird, warum ja auch die SPD heute bedenkenlos mit der Linken koaliert, in der Opposition der Partei sich noch mehr annähern will. Der Sozialismus ist tot, es lebe der Sozialismus, denke ich da, mich gruselnd vor der Geschichte dieser roten Ideologie und der Diktatur der Proleten.
Die Karl Marx Alleé überquerend, bog ich nach wenigen Metern in der Warschauer Straße in die Boxhagener Straße ein, um bis zum gleichnamigen Platz durch den bekannten Kiez zu flanieren, den noch die, der Szene ihren Namen gebende, Simon Dach Straße kreuzend durchquert. Zum Platz kam ich nicht, der liegt nämlich nicht wie ich aus dunkler Erinnerung fälschlich vermutete an der Boxhagener Straße sondern zwischen Grünberger und Krossener Straße. Stattdessen lief ich bis zum S-Bahnhof Ostkreuz durch den ganzen Kiez. Der Boxhagener Straße bis zu ihrem Ende folgend, an dem ich in die Neue Bahnhofstraße abbog, um mich dann über die Sonntagstraße, die beim Nilpferdbrunnen in die Wühlischstraße mündet, auf den Rückweg zu machen. Diese wurde schließlich zur Kopernikusstraße, auf der ich dann die B996a, die hier Warschauer Straße heißt aus dem Kiez heraus wieder überquerte.
Die eine zentrale Straße des Kiezes in Friedrichshain, die Boxhagener Straße, die von der Warschauer Straße bis zur Ringbahn und damit zum Bezirk Lichtenberg führt, war ursprünglich ein Landweg, der über Rummelsburg nach Cöpenick führte. Heute wird sie von der Straßenbahn durchquert und es reiht sich in ihr Bar an Späti und Döner Laden mit einigen schickeren Geschäften dazwischen.
Um 1800 entstand dort die Colonie beim Boxhagen, was den im heutigen Straßennetz ungewöhnlichen diagonalen Verlauf begründet. Der heutige Name taucht erstmals 1870 in Stadtplänen auf. In der Boxhagener 99-101 liegt der Georgen Parochial Friedhof IV mit seiner denkmalgeschützten, gelben, neoromanischen Kapelle, die 1879 von Gustav Knoblauch errichtet wurde. Sie wurde seit 2000 von der Theatergruppe Ostend bespielt, bei deren skurrilen Vorstellungen Puppenspiel mit Schauspiel kombiniert wird. Als sich Ostend zerstritt übernahm die Theaterkapelle bis heute.
Die andere zentrale Straße des Kiezlebens ist die Simon Dach Straße, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegt und nach dem bekannten Liederdichter Simon Dach aus dem 17. Jahrhundert benannt wurde. Sie hat eine noch höhere Dichte an Kneipen und Bars und so einen eigenen Kiez begründet, der zur Touristenmeile wurde, die hier in Scharen einfallen. Sie verläuft zwischen Boxhagener und Revaler Straße, von denen sie jeweils im rechten Winkel abgeht.
Sie lag ursprünglich teilweise im Stadtteil Alt-Berlin und im Vorort Boxhagen-Rummelsburg und liegt heute mitten im Friedrichshain. Die Straße verfügte bereits 1912 über 46 Parzellen mit mehr als tausend Wohnungen. Die dortigen Gründerzeithäuser sind im Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben und stehen immer noch. Nach der Wende wurden viele Wohngebäude zurückerstattet, saniert und modernisiert. So wurde die ruhige Wohnstraße in der zweiten Hälfte der 90er zur großen Bar und Gastronomiemeile. Daneben ließen sich noch einige Designer Läden nieder.
Es wird dort eine starke Gentrifizierung beobachtet und es gibt über 1900 Sitzplätze im Freien vor etwa 20 Gaststätten. Durch Streit mit den Anwohnern oder Zugezogenen kam es zu einer starken Beschränkung der Öffnungszeiten. Diese werden jedoch wenig beachtet, von der Polizei, warum meist Betrieb bis in die frühen Morgenstunden dort herrscht. Es kommen im Jahr etwa 1,9 Millionen Besucher in den Kiez, um sich dort zu vergnügen und die Konflikte mit den Anwohnern werden vielfältig zu lösen versucht, was sehr engagiert ohne große Wirkung geschieht. Wie in der Boxhagener Straße findet sich auch hier ein meist wenig beachtetes Schild für einen antifaschistischen Widerstandskämpfer.
Der älteste Teil des heutigen Ortsteils Friedrichshain ist das mittelalterliche Fischerdorf Stralau, das auf der Halbinsel Stralau liegt. Auch Boxhagen und Friedrichsberg sind historische Ortslagen, wobei Boxhagen als Vorwerk seit dem 16. Jahrhundert bekannt war. Der größte Teil des Ortsteils geht auf ehemalige Berliner Vorstädte zurück, zum einen die Königsstadt und zum anderen die Stralauer Vorstadt. Bis zum 19. Jahrhundert wurde im eher ländlichen Stralauer Gebiet vor allem Gartenbau betrieben. Mit dem Bau des Frankfurter Bahnhofs 1842 veränderte sich der Bezirk, es kam zu einer Industrialisierung und dem Bau von Mietskasernen. Am Stralauer Tor ging 1856 das erste Wasserwerk Berlins in Betrieb. Auf dem Stralauer Platz wurde 1845 die erste kommunale Gasanlage gebaut.
Der Bezirk Friedrichshain wurde 1920 gebildet und umfasste in etwa das heutige Gebiet mit Teilen der Königsstadt, Boxhagens und Stralaus. Der Name leitete sich von dem Volkspark am Rande des Bezirks ab, den ich auf dem Rückweg noch durchquerte zurück in den Bötzow Kiez. Dieser liegt genau zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain.
In den 20er und 30er Jahren war Friedrichshain eine Hochburg der Sozialdemokraten und Kommunisten, wie der Wedding, warum es nach der sogenannten Machtergreifung der NSDAP immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen kam mit den Schlägertrupps der SA in deren Folge das SA-Mitglied Horst Wessel getötet wurde, der von den Nazis zu einer ähnlichen Kultfigur erhoben wurde wie später Thälmann in der DDR. Daraufhin wurden viele Andersdenkende ermordet und der Stadtteil erhielt von 1933 bis 1936 den Namen Horst-Wessel-Stadt, wie Chemnitz Karl Marx Stadt hieß. Bis 1945 hieß er dann Verwaltungsbezirk Horst Wessel. Damals hatte der Bezirk rund 340.000 Einwohner, im Vergleich zu 127.000 heute.
Große Teile des Bezirks wurden im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe zerstört und die Häuserkämpfe beim Kampf um Berlin, gaben ihm den Rest. Friedrichshain lag im sowjetischen Sektor, davon hat sich als Rest der Mauer die East Side Gallery am Spreeufer erhalten. Nach der Wende kamen viele Hausbesetzer aus der linken Szene in die zum großen Teil leerstehenden Häuser. Dies wurde 1990 durch die Straßenschlacht bei der Räumung der Mainzer Straße beendet. Aus der Hausbesetzerszene sind viele der typischen soziokulturellen Einrichtungen und Bars im Bezirk entstanden. Auch dies zog immer mehr Studenten und Touristen an. Es gibt noch einzelne besetzte Häuser.
Der Kopernikusstraße folgend, verlasse ich den Kiez und komme wieder zwischen grässliche DDR Plattenbauten, die sich mit Industriegebäuden bis zum Alex abwechseln, über die Rückseite wieder zur Karl Marx Allee. Diese überquerte ich nördlich in Richtung Friedrichshain, folgte der Lebuser und der Friedensstraße bis zur Landsberger Allee, nach der ich endlich am Friedrichshain entlang laufen konnte. Nach einem anderen gräßlichen Denkmal im typisch sozialistischen Realismus für die Spanienkämpfer bog ich nach der Plansche in den Park ein und durchquerte ihn bis ich am Filmtheater am Friedrichshain wieder herauskam, das aber bereits in Prenzlauer Berg liegt und zwar direkt an der Ecke an der die Namensgebende Bötzowstraße. in die dort Straße am Friedrichshain mündet.
Durchquerte das andernorts schon beschriebene Bötzow Viertel mit seinen vielen schönen Kneipen und Läden, das seine Gentrifizierung schon hinter sich hat. Gleiches gilt für den Winskiez, den ich dann bergauf Richtung Kollwitzkiez durch die Marienburger Straße nur noch auf dem Weg nach Hause durchseilte. Den früher heimatlichen Kollwitzkiez durchquerte ich auch bloß, was angesichts der dortigen gastronomischen Entwicklung und schwäbisieung nach Mitternacht ohnehin einzig angemessen scheint. Mit kurzem Stopp am Bücherbaum kam ich schließlich wieder heim in den Helmholtzkiez, umrundete den Platz zur Hälfte und war nach gut 20 km rechtschaffen müde und verabschiedete mich nur noch vor dem Einschlafen von der Liebsten in Dublin, die mich den ganzen Weg liebevoll und klug begleitete.
jens tuengerthal 12.10.2017
Donnerstag, 12. Oktober 2017
Bunkerhain
Am heimatlichen Platz folgte ich der Raumerstraße bis zur Pappelallee und diese überquerend am noch zu später nächtlicher Stunde beliebten Crossroads vorbei zur Schönhauser Allee, die ich überquerend hier unter der oben auf der grünen Eisentrasse laufenden U-Bahn entlanglief.
Die dort Schaufenster mit der Liebsten in Dublin im Ohr bestaunend, bog ich in die Milastraße ein, der ich bis zur Cantianstraße, auf die sie stößt folgte, um in diese am Friedrich Ludwig Jahn Sportpark entlang links abzubiegen. Damit war ich im Gleimviertel, wenn auch noch nicht in der namensgebenden Gleimstraße auf die ich erst etwas später stieß und der ich dann nach Süden Richtung Gleimtunnel folgte. Dieses Viertel führte auf zwei Seiten durch die Zonengrenze beschränkt zu DDR Zeiten eine Art Inseldasein.
Das rund 22 Hektar große Areal wird durch die Max Schmeling Halle, Mauerpark, Cantian, Gaudi und Eberswalderstraße begrenzt. Das größte Gebäude auf dem Gelände ist das das Jahnstadion, das rund 24.000 Sitzplätze bietet und damit nach dem Olympiastadion bisher das zweitgrößte Stadion der Stadt ist, heute am Mauerpark liegt und früher direkt an der Zonengrenze der DDR in Ostberlin lag. Um das Stadion herum gibt es zahlreiche weitere Sportanlagen für Fußball, Leichtathletik und Tennis. Bevor das Gelände zum Sportplatz wurde, war es noch der Exerzierplatz des preußischen Kaiser Alexander Garde-Grenadier Regiments Nr. 1. Aus dieser Zeit rührt auch noch der Spitzname des Geländes, das Exer genannt wird. Ein anderer Spitzname war Patz der einsamen Pappel nach einer dort einzeln stehenden Schwarzpappel unter der am 26. März 1848 eine der ersten Volksversammlungen im Rahmen der Berliner Märzrevolution stattfand. Ende des 19. Jahrhunderts, als der Platz mittlerweile vollständig von Wohnbebauung umgeben war, wurde die militärische Nutzung aufgegeben und ein Übungsplatz errichtet, der bis 1904 die erste Spielstätte der heute im Olympiastadion spielenden Hertha BSC war, der mittlerweile wieder stabil in der 1. Bundesliga spielenden Berliner Fußballmannschaft. Anläßlich der Weltjugendfestspiele in der DDR folgte der Umbau durch Rudolf Ortner. Zunächst hieß das Gelände noch Berliner sportpark und wurde 1952 zu Ehren von Friedrich Ludwig Jahn umbenannt, dem berühmten Turnvater Jahn, der die Turnerbewegung im Rahmen der Befreiungskriege gegen Napoleon gründete und die Sportarten des Turnens an Reck und Barren entwickelte. Daneben war Jahn auch Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Den ersten Turnplatz hatte Jahn in der Berliner Hasenheide 1811 geschaffen. Die damals vorgeführten Spielarten der Deutschen Turnkunst sind bis heute im Turnbetrieb wiederzufinden, auch seine Begriffe fanden Eingang in die heute noch gültige Terminologie des Geräteturnens. Heutige Fitnessmode nahm bei Turnvater Jahn ihren Anfang, wenn auch zunächst mit klar national preußischer und militärischer Zielrichtung gegen Napoleon nach der vernichtenden Niederlage bei Jena. Das nach Jahn benannte Stadion wurde noch mehrfach saniert und war 2015 der Austragungsort des Finales der UEFA Women’s Chamoions League, was noch die Verlegung eines neuen Rasens sowie neue Sanitäranlagen erforderte, dem internationalen Standard noch zu genügen. Das Stadion ist heute noch Heimstätte des BFC Dynamo, des quasi FC Bayern der DDR, den erfolgreichsten Kickern der DDR Bundesliga. Diese waren als die Mannschaft ihres Ehrenvorsitzenden Erich Mielke, des einstigen Stasi-Chefs in der DDR trotz ihrer großen Erfolge verrufen und es gab immer wieder Gerüchte über Spielmanipulationen. Mittlerweile spielen die Kicker in der Regionalliga und sind auch für unschöne Ausschreitungen ihrer Hooligans etwa bei DFB Pokal Spielen gegen Bundesliga Größen bekannt, wenn auch sportlich wieder etwas besser als nach dem Absturz in die Oberliga nach der Wende. In dem Stadion trat unter anderem auch Michael Jackson einst auf, während Madonna in der direkt benachbarten Max Schmeling Halle sang.
Die Max Schmeling Halle wurde nach dem gleichnamigen Boxer benannt, der zwischen 1930 und 1932 Boxweltmeister im Schwergewicht war. Trotz eines Comebacks durch einen Sieg über Joe Louis 1936 gelang ihm die Rückeroberung des Titels im entscheidenden Kampf von 1938 nicht mehr. Schmeling gilt bis heute als einer der populärsten deutschen Sportler. Die Eröffnung der Halle fand 1996 noch in Anwesenheit des Namensgebers Schmeling statt, der besonders durch die NS Propaganda für Olympia 1936 in Berlin seine hohe Bekanntheit erreichte. Er blieb den Nationalsozialisten gegenüber immer kritisch und wahrte Distanz, ließ sich auch nicht von seiner jüdischen Frau scheiden. Sie ist eine der größten Veranstaltungshallen der Hauptstadt und gehört dem Land. In der Halle finden bis zu 11.900 Menschen Platz. Die Benennung nach Schmeling erfolgte, weil die Halle ursprünglich als Box-Halle für die Berliner Olympia Bewerbung für das Jahr 2000 gedacht war. Es spielten dort viele berühmte Künstler von David Bowie bis Peter Maffay und unzählige mehr. Das Dach der Halle trägt die größte Solarstromanlage auf einem öffentlichen Gebäude in Berlin, die im Jahr bis zu 220 MWh produziert, was dem Verbrauch von etwa 110 Haushalten entspricht und so vermeidet die Anlage jährlich etwa 220 Tonnen Kohlendioxid. Die zu zwei Dritteln im Boden versenkte Halle passt sich dadurch gut in die Umgebung ein und fällt bei Vorbeigehen nicht besonders auf, sieht sogar relativ elegant aus, was bei öffentlichen Hallenbauten immer der Erwähnung wert ist, weil eine seltene Besonderheit. Auf der Halle leben auch Bienenvölker womit der Grüne Eindruck noch bestätigt wird. 2002 gewann die Halle eine Goldmedaille als weltweit architektonisch beste und bestgenutzte Halle und ist seit 2011 mit dem Green Globe für ihr ökologisches Engagement zertifiziert und also ein grünes Ruhmesblatt des Bezirks Pankow, der immerhin auch in seinem grünen Norden ein eigenes Windrad betreibt. Zusätzlich ökologisch günstig wirkt sich das dortige Blockheizkraftwerk aus.
Neben Halle und Stadion tragen im Gleimvierteln noch ein großes Multilex Kino und der Mauerpark zur Volksbelustigung bei, von der auch die zahlreichen Bars und Cafés dort profitieren. Der Mauerpark liegt zwischen den Berliner Stadtbezirken Mitte und Pankow, eigentlich zwischen Prenzlauerberg und Gesundbrunnen. Der Park ist 11.000m² groß und war lange Gegenstand von teils sehr aufgeregten Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern, Nutzern, Stadt und den Eigentümern des Geländes auf dem früher der Mauerstreifen der DDR verlief zwischen Bernauer und Eberswalder Straße. Durchquert von der Schwedter Straße, die dort für den Autoverkehr gesperrt wurde, ist er ein Stadtbiotop eigener Art geworden.
An seinem Rand findet jeden Sonntag einer der größten Flohmärkte statt und ihm die berühmtesten Karaoke Konzerte mit den meisten Zuschauern in einer Arena am Rand des Jahn Stadions. Der östliche Teil des Mauerparks gehörte zum sowjetischen Sektor, der westliche zum französischen. Früher lag auf dem französischen Teil des Geländes der Güterbahnhof der Norbahn, der 1877 eröffnet wurde, der später Eberswalder Bahnhof hieß und bereits 1985 geschlossen wurde, da an der Zonengrenze kein Güterkehr mehr stattfand. Die Schwedter Straße, die damals noch durch Äcker der Berliner Hufen führte hieß damals noch Verlorener Weg, was sehr gut zur späteren Nutzung als Grenzstreifen passte, an die noch keiner dachte aber damals beschrieb, wie sich der erst später zur Straße erhobene Feldweg im Nichts zwischen den Feldern verlor. Schon um 1900 kamen die ersten Klagen der Anwohner der zum größten Teil von Proletariern bewohnten Gegend über die untragbaren Zustände auf dem zur freien Nutzung vorgesehenen Geländes. Während östlich der nun Schwedter Straße der Sportplatz entstand, auf dem sich 1896 Herta BSC gründete, wurde westlich der Nordbahnhof als Endbahnhof der Berliner Nordbahn gebaut.
Als 1950 der Stettiner Bahnhof in Nordbahnhof umbenannt wurde, der es noch heute am anderen Ende der Bernauer Straße am Fuß des Berges in Mitte ist, wurde der verbliebene Güterbahnhof in Berlin Eberswalder Straße umbenannt, wie heute noch die nah gelegene Station der U2 auf der Schönhauser Allee heißt, von der ab die Danziger Straße nun Eberswalder Straße heißt, die dann nach dem Mauerpark zur Bernauer Straße wird. Nach dem 13. August 1961 wurde auf dem Streifen die Berliner Mauer zwischen den Bezirken Wedding und Prenzlauerberg errichtet.
Im heutigen Park befand sich der ehemalige Todesstreifen. An der Kreuzung Eberswalder Straße, Schwedter Straße, Bernauer Straße stand zu DDR Zeiten auf der Westberliner Seite einer der bekanntesten Aussichtsplattformen, die den Blick gen Osten ermöglichte. Mein Freund Max, der in der Oderberger Straße diesseits der Mauer groß wurde kannte den Blick auf diese schon im Westen gelegene Plattform von Osten her noch aus Kindertagen, wenn er sie auch im Osten lebend natürlich nie betreten durfte. Da der im französischen Sektor gelegene Güterbahnhof bereits im Westen lag und das schräg zur Schwedter Straße vom Stadion aus abfallende Gelände kaum zu bewachen und zu verteidigen war, erwarb die DDR Regierung 1988 für noch ein sagenhaftes Jahr den östlichen Teil des alten Bahnhofsgeländes und auf einer Länge von einem Kilometer wurde so die Zonengrenze um 50 m gen Westen verschoben. Von der Grenzanlage sind noch rund 300m der ehemaligen Hinterlandmauer erhalten. Nach der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung wurde der Mauerstreifen schnell zu einer öffentlich genutzten Grünfläche. Die zu Wendezeiten entstandene Idee eines Grenzstreifens fand schnell zahlreiche Anhänger in der Bevölkerung, die das Gebiet längst vielfältig alternativ nutzte.
Nachdem die Allianz Umweltstiftung umgerechnet rund 4 Millionen Euro für die Gestaltung des Parks zusagte, beschloss der Berliner Senat das im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gelegene Stück des ehemaligen Güterbahnhofs als Park umzubauen. Am 9. November 1994 wurde der umgestaltete Park eröffnet. Dieser war noch ohne die im Wedding gelegenen Teile des Geländes gestaltet worden, die noch zum Vermögen der Bundesbahn gehörten, von der es 2001 zur Vermarktung an die Vivico ging. Klingt alles kompliziert, ist aber wichtig zum Verständnis des späteren Widerstandes. Das Gebiet wurde damals längst von Mietern als Baustofflager, Gartenmarkt und Flohmarktgelände genutzt.
Über den Park, seine Erweiterung und teilweise Bebauung wird seit Jahren gestritten wie über alle damit am Rande verbundenen Projekte und alle Nutzer, Anwohner und Investoren bekriegen sich aus tiefster Überzeugung im Glauben an die einzig richtige Lösung gegenseitig. Schwieriger wurde es noch dadurch, dass lange die Zuständigkeit für das westliche Gelände des geplanten erweiterten Parks beim Bezirksamt Mitte lag, während Pankow für die östliche Hälfte und den ehemaligen Grenzstreifen zuständig war. Dabei haben sich die Beteiligten zumindest auf eine Alleinzuständigkeit Pankows für das gesamte Gelände geeinigt, was zu einer Grenzverschiebung zwischen den Bezirken führte. Immer noch uneinig, wird der Teil nördlich des Gleimtunnels nun bebaut, während der übrige Teil als Park geplant ist, was den bestehenden erheblich erweitert. Dazu soll der sonntägliche Flohmarkt verkleinert werden, was natürlich Proteste hervorruft, weil sich dieser auch Touristenmagnet ohnehin ständig vergrößert und in die Nachbarschaft wuchert.
Die früher Unruhen in der Walpurgisnacht, die oft im Mauerpark begannen sind heute einem eher Volksfest gewichen, Randale gibt es hier eher nicht mehr. Dafür ist der Park längst eine vielseitig genutzte Freizeitanlage. Im Sommer als Liege- und Spielwiese oder Konzertfläche, im Winter als Rodelbahn vom Stadion den Hang hinab zur Schwedter Straße. Einig werden sich die Beteiligten, die Betroffenen und die sonst Interessierten vermutlich nie - die einen, die sich Wohneigentum am Rand erwarben, fürchten weiter den Lärm aus dem Park, die anderen bangen um die fröhliche Freifläche alternativer Lebensgestaltung, weitere fürchten um ihre Betriebe und ihre Einnahmen auf dem Gelände, jeder hat irgendwie Recht, alle haben Anwälte und es muss auch um kleine Schritte ewig verhandelt werden, weil jeder um seine Interessen kämpft und die ganze Sache aus dem Blick verliert - typisch Berlin eben und darüber thront der Senat, der mit den Bezirken konkurriert, die eigentlich zuständig sind und so passiert ähnlich wenig wie beim BER. All dies stört den Park nicht, in dem immer irgendwas los ist.
Lange Rede über eine Fläche an der ich nun nur nördlich des Gleimtunnels am Kinderbauernhof entlang vorbei lief. Eine Lösung weiß ich auch nicht, aber vielleicht ist das auch gerade gut so und typisch Berlin. Wo nichts so genau feststeht, vieles sich selbst natürlich regelt und anderes einfach untergeht. Hinter dem Kinderbauernhof liegt noch rechter Hand gegenüber der neu gebaute Aldi Markt mit seinem riesigen Parkplatz, der natürlich auch viel Ärger der Bewohner der Gleim-Insel hervorrief, die um ihre Ruhe direkt an den Bahngleisen fürchteten, wenn nun die Massen zu diesem Markt strömen sollten und den denkmalgeschützten Tunnel dazu durchquerten. Der Markt kam, irgendwie läuft es, ist alles nicht so dramatisch geworden, gerüchteweise kaufen auch die einst größten Gegner nun dort ein und so regelt wie immer in Berlin die Zeit manches von allein.
Am streitigen Markt vorbei überquerte ich die Eisenbahnlinien einerseits der Ringbahn und andererseits des Bahnhofs Gesundbrunnen in dessen Richtung ich irgendwie laufen wollte auf der langen eleganten Brückenanlage, die dort Schwedter Steg heißt und die auf die Behnstraße stößt, die dort auch als Brücke erhoben, die zahlreichen Gleisanlagen überquert. Dieser folgte ich, bald wieder ebenerdig, am Gesundbrunnen Center vorbei bis sie in die Brunnenstraße mündet. Der Ortsteil Gesundbrunnen, durch den ich nun lief, war ein altes Arbeiterviertel, auch bedingt durch die dort gelegenen Fabriken zum Eisenbahnbau und anderes mehr. Entsprechend hat er einen hohen Anteil an Migranten. Im Gegensatz zu den oft sehr gut integrierten Türken und Arabern in Neukölln und Kreuzberg, herrscht im früher roten Wedding keine Multikulti Stimmung. Hier dominieren eher Erdogan Anhänger, während in Kreuzberg eher seine Gegner und Kurden, die meist zu letzteren aus guten Gründen zählten, die Mehrheit haben. Sichtbar und spürbar auf den Straßen auch durch viele Kopftücher, misstrauische Blicke älterer Herren und ein raueres Klima.
Das Gesundbrunnen Viertel wird durch Bad-, Brunnenstraße und Bernauer begrenzt und durchquert und stößt im Norden an Wilmersdorf. Der Teil, durch den ich marschierte heißt auch noch Brunnenviertel und wird durch den Bahnhof Gesundbrunnen und das dortige Gesundbrunnen Einkaufszentrum, eine eben typische Shopping Mall, geprägt. Der Name Gesundbrunnen geht auf die Nähe des früheren Luisenbades zurück, das eine mineralhaltige Quelle hatte, an der die Städter kurten. Der Quelle, die nach der so jung und schön verstorbenen Königin Luise benannt wurde, der geborenen von Mecklenburg-Strelitz, soll heilende und jugenderhaltende Wirkung gehabt haben. Die heilende Quelle für die Reichen und Schönen fiel den Interessen der Industrialisierung zum Opfer und ist heute zumindest in der Bibliothek am Luisenbad erhalten und so einem lesenden Kulturort gewichen, die in Berlin einen viel zu geringen Wert haben und hat so zumindest theoretisch eine nachhaltig aufklärerische Wirkung als die vorher genutzte Quelle.
In der Umgebung dieser Quelle entstand nach der einen Richtung der Wedding, der nach dem Vorwerk Weddinge hieß, was sich wiederum nach dem spurlos verschwundenen dort gelegenen Dorf Weddinge nannte und nach der anderen Seite der Gesundbrunnen, nach selbiger Luisenquelle benannt. Daher heißt der Kiez im Berliner Volksmund auch schlicht Pumpe. Das Privileg zur Errichtung einer Heil und Badeanstalt an der Quelle erwarb 1751 der Hofapotheker Heinrich Wilhelm Behm, nach dem die heute noch Behmstraße dort benannt wurde. Die Quelle wurde baulich eingefasst und passende Loggien für bis zu 50 Kurgäste errichtet. Auch König Friedrich II. logierte hier, wenn er auf Truppenbesuch weilte hier mit seinem Gefolge, wenn er mal wieder die nahe gelegenen Attilerieübungsplätze inspizieren wollte. Unbekannt ist, ob er auch auf die Wirkung der Quelle gegen sein Rheuma vertraute oder nur den heimeligen Ort nutzte. Es hieß damals natürlich noch Friedrich Gesundbrunnen.
Als die Anlage 1808 verkauft wurde, erwirkte der Käufer Flittner, ein Medicinal Asessor und Buchhändler, durch seine Beziehungen zum Hof, dass ihm die Umbenennung in Luisenbrunnen gestattet wurde und erhielt sogar ein Schreiben von der da noch lebenden Königin Luise, die später ohne persönliche Leistung als ihren frühen Tod an einer Lungenentzündung und die Trauer ihres Mannes, des Königs Friedrich Wilhelm III. zur preußischen Heiligen stilisiert wurde. Ihre Söhne, die späteren Könige und Kaiser Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm II. trugen auch zu dieser Verklärung bei.
Der Gesundbrunnen wurde 1861 nach Berlin eingemeindet und bildete gemeinsam mit dem Wedding den Wedding genannten Beziirk, der 2001 mit Mitte zur Mitte zusammengelegt wurde. Durch anhaltende Landflucht wurde der Erholungsort Gesundbrunnen ab Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Arbeiterbezirk mit den entsprechenden Mietskasernen, in denen das Industrieproletariat dicht gedrängt lebte. Ab 1900 wurde der Umsteigebahnhof Gesundbrunnen bereits zum Fern-, Ring- und Vorortbahnhof und hat diese multifunktionale Aufgabe bis heute. Aus dem Ortsteil kommt übrigens der Fußballverein Hertha-BSC und viele der hier stammenden Berliner erzählen stolz davon seit Generationen Eisenbahner, AEGler oder Straßenbahner gewesen zu sein. Diese alte Tradition ist immer mehr einer konservativ türkischen Population von Arbeitern gewichen, denen der ehemals rote Wedding und der Blutmai von 1929 so fremd sind wie der Aufstand gegen Erdogan im Sommer 2016.
Während des Nationalsozialismus gab es im Viertel starken Widerstand, bei dem auch viele Menschen ihr Leben lassen mussten, dienen gelegentlich, so namentlich bekannt, an Hauswänden gedacht wird. Mit 25,9% hatte die NSDAP im Wedding ihren niedrigsten Stimmenanteil während die KPD hier auf bis zu 39,1% noch kam. Im Krieg wurden nahezu alle Kirchen und auch sonst sehr viel in diesem auch industriell genutzten Kiez zerstört. Bis zum Mauerbau wurde die Brunnenstraße zur florierenden Haupteinkaufsstraße Berlins, in die auch die Bewohner des sowjetischen Sektors zum einkaufen schnell kamen. Nach dem Mauerbau 1961 endete diese kurze Blüte. Zahlreiche der ab 1961 durch Anwerbeabkommen mit der Türkei eingereiste Arbeiter fanden hier ihr neues Zuhause, was den bis heute hohen Anteil an Migranten erklärt. Warum diese im ehemals roten Wedding im Gegensatz zum multikulturellen Kreuzberg so konservativ religiös wurden, lässt sich wohl schwer durch lokale Gegebenheiten erklären.
Größter Arbeitgeber war im früheren Arbeiterviertel Gesundbrunnen die AEG mit ihren verschiedenen Gliederungen an der Brunnenstraße und in der Ackerstraße. Daneben gab es noch die Druckmaschinenfabrik Rotaprint und die Berliner Maschinenbau AG Louis Schartzkopff. Heute gibt es nur noch Teile der von der Industrie verlassenen schönen Gebäude. Im Viertel selbst ist keinerlei Industrie mehr ansässig.
Die wichtigste und größte Grünanlage ist der Volkspark Humboldthain, der von Gustav Meyer geplant wurde. Zu diesem wollte ich auf meinem Weg, überquerte darum die Brunnenstraße auf Höhe des Bahnhofs um den Aufstieg auf den Bunker zu finden. Der Flakbunker wurde von Kriegsgefangenen während des zweiten Weltkrieges errichtet, war dann zu massiv, um wieder gesprengt zu werden und ist heute der Aussischtspunkt des Volksparks auf dem sich auch zu nächtlicher Stunde noch Gruppen von Jugendlichen treffen, wie ich dort gerade erleben durfte. Schnaufte die Treppen hinauf und ignorierte oben dann, meine liebste Prinzessin im Ohr die zu laut für meinen Geschmack zu schlechte Musik hörenden Gruppen da oben und genoss die Aussicht über die Stadt. Zurück verzichtete ich auf die vom feuchten Laub sehr rutschigen Treppen, da hinauffallen immer weniger schlimm ist als hinabfallen.
Zurück unten im Park ging ich am dort gelegenen zauberhaften Rosengarten vorbei, ignorierte aber völlig im frischen Oktober das auf der anderen Seite gelegene Freibad und folgte auf der gegenüberliegenden Seite nach nun schon über 12 km Fußmarsch der Ramlerstraße, die dann zur Grauenstraße wird und wenn das Grauen ein Ende hat, sich schließlich Wollinerstraße nennte, die vom Gesundbrunnen dann bis zur Zionskirche in Mitte führt. In der Wollinerstraße hatte ich einst meine erste Wohnung als ich über Nacht nach Berlin ziehen musste mit Blick auf den Mauerpark, von dem ich nichts merkte, weil davor ab 5h morgens Betrieb auf dem Schrottplatz davor war. Eine etwas eigenwillige Gegend mit teilweise schönen Altbauten und noch anderen etwas weniger hübschen Bauten der Nachkriegszeit in der Männer mit Kampfhunden misstrauisch schauend in ihren glänzenden Sporthosen mit stark gedehntem Gummizug spazieren gehen und an anderer Stelle eine Gruppe älterer bärtiger Herren mit Bier auf Sofas an der Straße saß und freundlich grüßte. Im Winter sind hier viele Fenster mit sehr bunten blinkenden Lichtern bestückt und der Anteil der Arte Zuschauer hinter den nahezu überall sichtbar laufenden Fernsehern gegenüber den RTL II Freunden dürfte verschwindend gering sein, auch wenn sich der günstigen Mieten wegen langsam eine neue Gruppe Künstler hier ansiedelt.
Kaum die Bernauer Straße überquert wird das Kiezgefühl wieder vertrauter, aus dem neuen Weinladen schwanken freudig erregte Gestalten und plauderten mit stark süddeutschen und hamburgischen Akzent. Es war wieder bunter irgendwie und die Tristesse endete auch an den Schaufenstern, denen ich nach der Zionskirche auf der Kastanienallee mit der Liebsten in Dublin im Ohr noch folgte. So kehrte ich schließlich durch die Pappelallee am Kochhaus und Suhrkamp vorbei, in die Raumerstraße und zum heimatlichen Platz nach 17 km zurück und inzwischen hatte zumindest hier in Berlin schon der nächste Tag begonnen auf den Dublin noch eine Stunde länger wartete, wenn auch vermutlich genauso müde von der dort Seeluft.
jens tuengerthal 11.10.2017
UNESCaus
USA verlassen
Die UNESCO wohl lieber
Da keine Kultur
Der neureiche Trump
Regiert ohne solche stets
Mangels eigener
So bestätigt er
Alle Vorurteile gern
Als zu lauter Narr
Doch in Wirklichkeit
Geht es nur um Israel
Und ihre Nachbarn
Ein alter Konflikt
Wohl biblisch schon zu nennen
Ähnlich langweilig
jens tuengerthal 12.10.2017
Traumfrau
Habe meine Traumfrau gefunden
Obwohl ich vorher nie wusste wie
Sie sein sollte wenn überhaupt
Wer nichts weiß probiert einfach
Hatte ich bis dahin immer wieder
Nun weiß ich das war unnötig
Hätte nur einfach warten müssen
Bis sie mich als Richtigen findet
Die Chemie dann in allem stimmt
Dann hätten mir nicht soviele
Ganz bald wieder gestunken
Oder mich unerfüllt gelassen
Weniger wird immer mehr dir
Wenn du merkst was richtig ist
So reicht eine für ein Leben ganz
Was könnte mir je mehr noch sein
Die Mathematik der Liebe scheint
Wenig logisch wenn dabei immer
Weniger mehr wird gegen jede
Ökonomie noch verstoßend sogar
Doch das täuscht denke ich heute
Liebe ist einfach ein großer Luxus
Der durch die Seltenheit noch viel
Kostbarer für die Beteiligten wird
So habe ich einfach alles nun
In einer von Geist bis Lust stets
Was praktisch und effektiv ist
Mich glücklicher als jemals macht
jens tuengerthal 12.10.2017
Mittwoch, 11. Oktober 2017
Tee Haiku 0041
Immer früher wird
Es nun dunkel in Berlin
Grauer die Tage
Liebe diese Zeit
Herbstlichen Grauens so sehr
Wenn der Tee mundet
Dazu ein Earl Grey
Bergamotte in Grünem Tee
Mit milder Säure
Die Unfallfolge
Im Sturm auf See aus China
Mischte zufällig
Aus zwei Kulturen
China und Italien
Wurde ein Genuß
Glück ist weniger
Als viele immer glauben
Guter Tee genügt
jens tuengerthal 11.10.2017
Weil ich dich liebe
Weil ich dich liebe will ich dir
Schlösser bauen die Burgen
Uns sind und endlich Heimat
Weil ich dich liebe will ich dir
Meine Welt zu Füßen legen
Eine schönere werden lassen
Weil ich dich liebe will ich dir
Ganz gehören am Morgen am
Tag wie in geteilter Nacht
Weil ich dich liebe will ich dir
Glück Würde und Liebe ein
Leben so lang wie möglich schenken
Weil ich dich liebe will ich dir
Den Glauben an dich schenken
Dich zur Schönsten machen
Weil ich dich liebe will ich nur
Dich und habe nichts als mich
Für dich aber den so ganz
Wie ihn noch keine hatte
Weil wir uns lieben
Könnten wir glücklich werden
So wir es wagen einfach
Glücklich zu sein
Mehr wage ich nicht
Zu denken Liebste
© jens tuengerthal 20.11.12
Mittewandern
Prenzlauerberg ist beliebt, Touristen aus der ganzen Welt kommen hierher, um sich zu vergnügen, während ich für gewöhnlich nur vor die Tür trete und schon mitten im Treiben bin, ganz nah genug schon alles habe. Gerade an regnerischen Tagen zieht mich noch weniger in die angeblich so schicke Mitte.
Heute jedoch beschloss ich ein wenig die Spree entlang zu spazieren und flanierte also gen Mitte. Durch die Kulturbrauerei in die Choriner Straße in Richtung des dortigen Lidl, der die besten und günstigsten Pampelmusen hat, was ich als Wort immer noch viel anmutiger als Grapefruit finde.
Leider schloß dieser Supermarkt schon um 21h, was ich eigentlich weiß und so wurde es nichts mit den Pampelmusen heute. Zum Glück habe ich noch eine halbe fürs morgige Frühstück und werde es eben nachholen. Von dort aus aber schon wenige Meter vor dem Bezirk Mitte ging ich am “Lass und Freunde bleiben” Café vorbei den Hügel, den wir hier Berg nennen, hinab in die schicke Mitte.
An der Torstraße, der früheren Stadtmauer, von der als Erhöhung um wenige Zentimeter nur die Straßenbahnschienen inmitten der vierspurigen viel befahrenen Straße blieben, kam ich an der Ecke an dem hippen Franzosen vorbei, vor dem wie immer viele schöne junge Menschen standen, angeregt rauchend in wichtige Gespräche vertieft, zumindest stets bemüht, so zu wirken, womit eigentlich schon alles über diesen Ort gesagt ist, in dem noch mehr schicke junge Leute sitzen - zumindest so schick, wie es in Berlin gerade getragen wird, was immer die Provinz darüber denken mag.
Verweilte nicht versonnen im Anblick der Schönen dort, wozu auch, habe ja die schönste Liebste in Dublin, wobei dies bestätigt zu fühlen doch der Blick immer lohnt. Sondern überquerte bald die beampelte Straße, den anderen dort folgend, gegen meine Gewohnheit nicht das übliche Farbenspiel abwartend, bis über die Straßenbahn - dann wartete ich doch angesichts der anrasenden Blechkolonnen lieber einen Moment vor der zweiten Häfte der stadmauerlichen Torstraße, die so rasend besser die Mitte sichert als jede Mauer, auch wenn der Bezirk regelwidrig eigentlich, schon auf dem Berg begann.
Folgte der Gorrmannstraße bis zur nächsten Ecke, an der noch einige, wenn auch weniger vor der inzwischen nicht mehr ganz so hippen Bar an der Ecke natürlich rauchend standen, was nur erwähnenswert ist, weil immer mehr Bars in Mitte inzwischen das einmal Rauchverbot aufhoben und innen gemütlicher wieder qualmen lassen. An der Ecke bog ich rechts in die Linienstraße ein, der ich bis zur Ecke am Friedhof der Offiziere folgte, an der ich links in die Kleine Rosenthaler Straße wechselte, die, oh Wunder, parallel zur Rosenthaler Straße läuft, welche wiederum früher zum Rosenthaler Tor führte, durch welches noch zur Zeit des Alten Fritz, als er noch ein junger Fritz war, genauer 1743, Moses Mendelssohn seinen Weg nach Berlin fand. Die noch nicht emanzipierten Juden durften damals noch nur von hinten durch das Viehtor die Stadt betreten, so dass der von Dessau und Frankfurt Oder, also von Süden, kommende spätere Philosph, der so viel für die Emanzipation seiner Glaubensbrüder und die Aufklärung tat, die Stadt erst einmal vollständig umlaufen musste.
In der Mitte der Kleinen Rosenthaler bog ich wiederum nach rechts in die Auguststraße ein, der ich an verschiedenen Bars, Galerien und schicken Italienern vorbei bis zur eher kleinen Großen Hamburger Straße folgte. Links hinauf in die Große Hamburger ging ich am alten St. Hedwigs Krankenhaus vorbei auf dessen Dachboden die Nonnenschwestern einst nach der Revoloution von 1848 dem Apotheker Theodor Fontane Unterschlupf boten, obwohl die Barrikade, an der unser später berühmter Schriftsteller und Dichter damals kämpfte, heute etwa auf Höhe des gruseligen Alexa Shopping-Centers als einzige nicht besiegt wurde. So blieb Fontane im Gegensatz zu Virchow in Berlin, der damals gen Erlangen ging und später für viel Geld von den Berlinern zurückgeworben wurde, an dessen alten Arbeitsplatz ich aber erst später vorbeikam.
Passend zur Erinnerung an die 1848er Revolution, bog ich von der ganz schön schmalen großen Hamburger Straße, was ja irgendwie zum sich immer für so schön haltenden Hamburg passt, nach rechts in die Krausnickstraße ab. Bennan nach Heinrich Wilhelm Krausnick, der von 1834 bis 1849 dann dienstältester Berliner Oberbürgermeister war und die Revolutionszeit also als Stadtoberhaupt erlebte. Ab der Krausnickstraße wurde es dann auch wieder liebevoll europäisch, denn ich hatte zugleich die Liebste in Dublin im Ohr.
Die Krausnickstraße mündet dann in die Oranienburgerstraße, kurz vor der heute immer gut bewachten Neuen Synagoge, dem Sitz des Centrum Judaicum, der Heimat jüdischer Geschichte in Berlin. Überquerte die Oranienburger in leicht westlicher Richtung, um in die schräg gegenüberliegende Monbijoustraße zu gelangen. Sie liegt am gleichnamigen Park, in dem auch das ebenso Freibad liegt und der nach dem früher hier gelegenen Schloss Monbijou heißt. Ursprünglich hatte es der große Kurfürst Friedrich Wilhelm das Gelände noch seiner Frau Louise Henriette von Oranien geschenkt, die dort einen Garten nach holländischem Vorbild anlegen ließ, in dem unter anderem die ersten Kartoffeln Brandenburgs wuchsen. Später erbte es seine zweite Frau, die einen Garten mit kleinem Sommerhaus anlegte, die Keimzelle des späteren Schlosses und Schlossparks. In Teilen der Gebäude hatten die vom Großen Kurfürsten eingeladenen Hugenotten noch erste Tapiserien und Strumpffabriken eingerichtet. Unter dem Sohn des Großen Kurfürsten, Friedrich I, der sich später für viel Geld in Königsberg zum ersten preußischen König krönen ließ, der Prachtbauten mochte, wurde das Schloss noch erweitert und ausgebaut und wurde ab Sophie Dorothea, der Mutter des Alten Fritz, der auch mal Kind natürlich war, zur Residenz der Königinnen und später der Königsmutter, die Friedrich noch häufig dort besuchte, häufiger zumindest als seine Ehefrau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, die ihm noch der ungeliebte Vater auf Wunsch des Kaisers, dessen Cousine sie war, aufgedrängt hatte. Friedrich ließ, kaum König, das Schloss seiner Mutter durch seinen Hofarchitekten Knobelsdorff, der auch Rheinsberg umbaute und Sanssouci baute, erheblich erweitern. Die Frau vom Nachfolger des Alten Fritz, des dicken Lüderjahn oder Friedrich Wilhelm II. lebte dort noch von ihrem Mann gedemütigt einige Jahre und ab 1820 wurde es zum Museum, erst germanisch slawischer Altertümer und dann unter Wilhelm I, der ab 1870 Kaiser war, wurde es 1877 das Hohenzollernmuseum, in dem der Kult um seine Familie betrieben wurde.
Nun ist aber genug von dem Schloss erzählt, das nicht mehr da ist, von dem ich also nichts sah. Stattdessen schaute ich kurz auf das noch im Rahmen des Lichterfestes bunt mit Bildern angestrahlte Bode Museum und folgte dann, nach rechts abbiegend dem nördlichen Spreeufer. Am Wasser, die Spree entlanglaufen ist oder wäre wunderschön, wenn es denn einen durchgehend angelegten Weg gäbe. An der Friedrichstraße musste ich wieder vom Ufer hinauf zur Brücke steigen und verließ die heimelig matschige Atmosphäre, die mit wenig plappernden Platanen schön bepflanzt und reichlich nach dem heutigen Regen bepfützt war.
Über die Friedrichstraße, der Spree folgend, ging ich den Schiffbauerdamm hinunter, am Berliner Ensemble, dem sogenannten Brecht Theater vorbei, wobei der kleine schwarzwälder Dichter gemeinhin aus durchsichtig politischen Motiven eher überschätzt wird nach meiner Überzeugung, aber es war eben seine Wirkungsstätte lange, folgte ich der Spur der dortigen Kneipen, die sich nahtlos bis zur immer noch ständig vollen Ständigen Vertretung, jener Erinnerung aus Bonner Zeiten, in der es echtes Kölsch gibt, was mich als Weintrinker aber noch nie locken konnte, der ich diesen vergorenen Hopfen gemeinhin für völlig überschätzt halte und kein übermäßiger Freund rheinischer Fröhlichkeit bin, die ich in Berlin eher als Folklore toleriere, wie so viele bunte Seiten unserer Stadt.
Die Spree entlang flanierte ich bis zur Luisenstraße, die von der Charité bis zur dort Marschallbrücke führt und an der ich selbige überquerend an den futuristischen Gebäuden der Abgeordnetenhäuser entlang ging, das dort Marie Elisabeth Lüders Haus heißt, nach der liberalen Sozialpolitikerin, die von 1878 bis 1966 in Berlin lebte und erst in der DDP, nach dem Krieg in der FDP sich stark für Frauen einsetzte. Der Bau wurde von dem Architekten Stephan Braunfels geplant und hat eine öffentlich zugängliche Installation aus Segmenten der Berliner Mauer wie dem Parlament der Bäume.
Der Blick auf den Reichstag und die beiden neugebauten Abgeordnetenhäuser ist eindrucksvoll schön, wie überhaupt die Gegend bis zum Hauptbahnhof, die bis zur Wende nur leeres Grenzgebiet war, eine erstaunlich spannende Wandlung gerade durchmacht. Der Kindergarten des Bundestages, an sich ein faszinierend schöner moderner Bau, verschwindet inzwischen fast hinter den riesigen Abgeordnetenhäusern, dahingestellt ob dies zur Rolle der Kinder im Parlament passt oder eher das Familienleben der Abgeordneten beschreibt.
Folgte dem hier luxuriös und breit ausgebautem Spreeufer noch bis zum Humboldt Hafen, an dem ich, entlang dem hier Neubau der Ebsenzähler von PWC nach rechts abbog. Hier im völligen Neuland für mich, folgte ich erst dem Wasser bis zu einem Bauzaun, der mich auf irgendwie Wegen entlang wieder zum Alexanderufer als nächster Straße führte. Einen Straßennamen, den ich bisher so wenig gehört hatte wie den von der Margarete Steffin Straße, der ich nur kurz folgte, bis mich ein etwas heimlicher Fußweg von hinten auf das Gelände der alten Charité führte. Vorbei am Medizinhistorischen Museum, das natürlich längst geschlossen war, ging ich die alten schönen Klinkerbauten der Klinik rückwärtig bestaunend über das Klinikgelände bis zur Schranke am Ausgang. Traf unterwegs nur einige rauchende Jogginghosenträger, die sich durch diese Uniform als Patienten auswiesen, bis ich am Charité Platz nach links abbiegend auf die Schuhmannstraße kam. Überquerte die Luisenstraße und folgte ihr wieder Richtung Spree noch über die Reinhardstraße hinweg, die am Deutschen Theater vorbei geradeaus auf den Friedrichstadtstadt Palast zu führt, was manches über Kommerz und Kunst auch in dieser Stadt verraten könnte, bis zur Marienstraße, die ich als Flaneur sehr schätze und das nicht nur der Böse Buben Bar an ihrem Anfang oder aus dieser Richtung kommen an ihrem Ende wegen.
Am Ende der Marienstraße links in die Albrechtsstraße die geradewegs auf die Sammlung Boros zuführt. Dort wieder in der Reinhardstraße hat der Medienunternehmer und Kunstmäzen Christian Boros mit seiner Frau Karen Boros im ehemaligen Reichsbahnbunker seine private Sammlung über fünf Etagen ausgestellt und sich oben auf dem nach dem Krieg nicht mehr abreißbaren Massivbetonbau noch eine Wohnung erstellt. Er erwarb den Bunker 2003 und stellt seit dem auf 3000m² in 80 Räumen verschiedene Werke eindrucksvoll aus. Die Präsentationen wechseln nach einigen Jahren wieder.
Über den Bunker, den ich nächtlich nur als dunklen Schatten wahrnahm, erzähle ich nur, als hätte ich ihn gesehen, denn in Wirklichkeit, bog ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite nach links ab, schaute lieber in einige Buchläden und freute mich an den schönen dortigen Auslagen, überquerte die Reinhardstraße auf Höhe der FDP Zentrale, die künftig wohl wieder mehr Beachtung finden wird, hier aber keine Rolle spielte, auch wenn ich liberale Politik in diesem überregelten Land für sehr dringend notwendig halte, der Freiheit wegen, auch wenn alle um ihre Besitzstände fürchtenden nun wieder aufschreien werden, glaube ich, mehr liberale Politik tut diesem Land gerade besser als noch mehr Sozialpolitik.
Statt Politik ging ich nun geradeaus auf den Friedrichstadt Palast zu, jenen noch zu DDR Zeiten 1984 errichteten Bau über dessen Ästhetik ich lieber weniger sagen möchte. Zumindest hat das heute noch Revuetheater modernste Bühnentechnik und ist wohl nach vielen Zuschüssen sehr gut besucht. Es gehört in seiner Branche wohl zu den führenden in ganz Europa. Habe es im Gegensatz zu den beiden benachbarten Theatern noch nie besucht, da mich Revue eher weniger interessiert. Es gab vorher schon einen gleichnamigen Zirkus- und Theaterbau um die Ecke, der dem Neubau dann wich und ihm den Namen gab. Dieser stand auf dem heute Brecht Platz, nach dem überschätzten Dichter benannt und natürlich vor dem BE gelegen. Max Reinhardt hatte den Bau 1918 für die National Theater AG übernommen, oder eigentlich umgekehrt, die übernahm ihn für Reinhardt, damit dieser dort seine monumentalen Inszenierungen gut in Szene setzen konnte. Als 1980 die Bodenpfeiler zu stark verfault waren, die im Berliner Sand jeder große Bau braucht, wurde das inzwischen wieder Revuetheater geschlossen. Noch habe ich ja Hoffnung, dass der grässlich peinliche Berliner Dom, wenn die neue U-Bahne erstmal fährt, endlich einstürzt, damit der alte Schinkelbau anstatt wieder aufgebaut werden könnte. Der neue Friedrichstadt Palast, von 1990 bis 2011 wurde er noch in einem Wort geschrieben, aber das Marketing hat ihn inzwischen wieder geteilt, ist ein riesiges Revuetheater und hat natürlich typisch für Berliner Größe, die gern viel wäre, fast 3000m² bespielbare Gesamtfläche und das größte Bühnenportal Europas, ist aber künstlerisch so interessant wie jedes Revuetheater, bietet eben Unterhaltung mit mehr oder weniger Erotik und Kitsch, der Spiegel nannte es einmal volkseigene Entkleidungstänzer im Frohsinnskombinat und sprach von der Hochbein-Brigade mit altbackenem Revuezauber, worüber sich viele Ossis besonders empörten, ähnlich wie beim einst heiligen Gral, der später zum Ballast der Republik wurde und für den wir heute glücklicherweise das Humboldtforum in klassischer Schlossform wieder bekommen. Heute ist die Leitung vor allem bekannt dafür sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen einzusetzen, unabhängig vom künstlerischen Wert ihrer Produktionen, haben sie sich in Berlin damit gewisse Sympathien geschaffen. Nebenbei betreiben sie noch das größte Kinder- und Jugendensemble ohne darum gleich der Kinderarbeit gescholten zu werden. Dort traten von Louis Armstrong über Charles Aznavour und Josephine Baker bis zu Heinz Rühmann und Claire Waldoff viele berühmte Gäste einst auf.
Trotzdem ignorierte ich ihn wie immer und folgte an seiner Nordseite der Johannisstraße bis zur Tucholskystraße an der Kalkscheune genauso ignorant vorbei flanierend. Links in die Tucholskystraße abbiegend, wie passend, dachte ich gleich, folgte ich dieser über die Oranienburger Straße, in der sich schon seit längerem nicht mehr die Nutten die Füße platt stehen, wodurch sie viel von ihrem vorher Scham verloren hat. Finde Nutten geben einer Großstadt erst den Flair wilder Schönheit statt musealem Kitsch, bieten lebensechte Dienstleistung statt Kettenstandard, auch wenn ich kein Bedürfnis habe, diese Angebote je wieder zu nutzen außer literarisch. Bog nach dem was nicht war von der Tucholsky wieder in die Augustraße ein und ging diesmalan der nur namentlich großen Großen Hamburger Straße links zum Koppenplatz ab, der auch ein sehr schönes Berliner Ensemble bildet. Bekannt wurde dieser Platz vor allem durch den hier von 1704 bis 1853 befindlichen Armenfriedhof, von dem allerdings nur noch das Grab des Namensgebers verblieben ist und stattdessen typischer Spielplatz und Parkatmosphäre wich. Der Namensgeber Christian Koppe hatte den Platz in der Spandauer Vorstadt, die da noch Scheunenviertel hieß, 1696 gekauft und der Stadt 1704 als Armenfriedhof übergeben. Der Friedhof war damals deutlich größer als der Platz heute und wurde noch durch die Kleine Auguststraße im Osten begrenzt und ging bis zur Auguststraße im Süden. Koppe ließ 1708 noch ein Armenhaus für die Frauen der Auguststraße errichten und wurde auf eigenen Wunsch hins nach seinem Tod 1721 selbst auf seinem Armenfriedhof beigesetzt. Ansonsten wurden hier auch die meisten Selbstmörder beigesetzt, denen die so christlichen Friedhöfe die Beerdigung verweigerten. Einzig das Grab des einzigen nicht Armen dort eben Koppe blieb bis heute. Über den Friedhof und das benachbarte Leichenschauhaus, genannt das Thürmchen, schrieb Karl Gutzkow noch und so fanden diese auch Eingang in die Berliner Literatur. Er beschreibt darin wie die frischen Toten aus der Anatomie, vorzugsweise die Selbstmörder der letzten Nacht mit den quietschenden Karren die Linienstraße entlang zum Thürmchen zur Obduktion gerollt wurden.
Vom Koppenplatz aus, flanierte ich die Linienstraße entlang noch mit der Liebsten in Dublin im Ohr, zurück bis zur Gorrmannstraße und dann wieder nach der Überquerung der nicht mehr existenten Stadtmauer in der Torstraße an der zumindest Ampel durch die Choriner Straße den Berg hinauf. Das Viertel vom ehemaligen Viehtor am heute Rosenthaler Platz bis zum Alex spielt in Berlin Alexanderplatz eine große Rolle und widmete sich noch mehr der Prostitution und den ihr naheliegenden Gewerben als die Oranienburger zu besten Zeit je. Aber das ist lange vorbei, heute gibt es mehr Läden mit teuren Dingen, die keiner braucht aber umso schöner sind.
Oben auf dem Berg, der eher ein Hügel noch ist aber halt Berg heißt und unserer darum ist, uns zu Bergbewohnern macht, dann aber, nach Überquerung der Schönhauser Allee, tauchte der Flaneur und manchmal Dichter in die Kulturbrauerei und besuchte den dortigen auch nach 23h noch offenen Supermarkt, um mit 6kg Spekulatius beladen schließlich den Heimweg zum Helmholtzplatz anzutreten, ohne sich von irgendwelcher Kultur in der ehemaligen Schultheiß Brauerei anwehen zu lassen, sehe ich von den dort nach dem Konzert berauscht herumlungernden Besuchern einmal ab.
Durch die Nacht durch Berlin, erreichte ich die heimischen Tee Kannen nach knapp 15km und zweieinhalb Stunden Fußweg wieder selig noch die Liebste in Dublin im Ohr. Manchmal erstaunt es mich doch wie viel ich sehe oder sehen könnte, wenn ich nur durch die nähere Umgebung der Stadt ein wenig flaniere und wie viel habe ich davon schon wieder nicht erzählt, obwohl es mindestens genauso schöne Geschichten wären, wie etwa die von Clärchens Ballhaus oder der vieler Kunstorte in Mitte aber nun graut bald der Morgen und es ist genug erzählt vom Flaneur der Nacht in der Stadt voller Geschichten
jens tuengerthal 11.10.2017
Dienstag, 10. Oktober 2017
Suchtsuche
Manche diese auch noch im Glück
Besonders eifrig dabei ihre Liebe mit
Eifersucht als Probe zu zerstören
Frage mich immer warum sie dies tun
Doch gibt es in der Liebe kein warum
So wenig wie ein wieso nicht was ich
Aus Erfahrung eigentlich wissen könnte
Ist es Masochismus der Misstrauen noch
Zur Verzweiflung verführt oder sind es
Wirklich wie behauptet Selbstzweifel
Oder ehrlicher noch immer Eitelkeit nur
Eifersucht quält alle ohne ein Ziel als
Die Erfüllung dunkler Prophezeiung die
Keinen Grund hat als die eben Eifersucht
Als kranken Zweifel stets zu bestätigen
Es gibt keine Gründe für Eifersucht
Wenn die Liebe glücklich ist gibt es
Keine Gründe an anderes zu denken
Wenn unglücklich hilft sie noch weniger
Woher rührt die Sucht nach Schmerz
Die manche im Wahn leben lässt sie
Fänden mit Eifer auf der Suche nach
Fehlern die Liebe jemals wieder
Eifersucht ist ein kleinliches Gefühl
Besitzdenken im Bereich der Liebe
Wo Freiheit sich Flügel geben soll
Ist sie der Wunsch nach Zerstörung
Kenne sie schon lange nicht mehr
Habe sie aufgegeben um frei zu sein
Was erst wirklich glücklich machen kann
Hüte lieber die Liebe als ihr Ende
Eifersucht nämlich ist der Liebe Tod
Wer besitzen will gönnt nicht mehr
Möchte Herrschaft statt Zuneigung
Schafft nie etwas Gutes im Leben
Was nur lässt so süchtig suchen
Was das geliebte Glück zerstört
Was Schmerzen nur bringen kann
Was am Ende stets einsam macht
Die ich liebe soll fliegen können
Möchte ihr immer Flügel verleihen
Hoffnungsvoll sie fliegt damit zu mir
Mehr will ich nie mehr gibt es nie
jens tuengerthal 10.10.2017
Fernlustsprecher
Erst hießen sie noch Telefone
Dann wurden sie auf denglisch
Handy peinlich genug genannt
Wie glücklich aber machen sie
Die Liebenden schon lange die
Sich stundenlang fast nicht sagen
Aber selig die Nähe genießen
Jene knisternde Illusion von
Gegenwart die sie im Ohr schaffen
Den Abwesenden uns näher bringt
Ferne für Momente vergessen lässt
So wanderte ich heute endlich wieder
Mit der Liebsten im Ohr durch die Stadt
Wir betrachteten fernmündlich Schaufenster
Erzählten uns von Tag und Gegenwart
Besonders aber wurde es als die Lust
Sich hörend wieder erwachte wir uns
Ganz wollten und noch warten mussten
Real ohnehin und virtuell ein wenig
Fast schlief die Liebste schon ein
Bis ich im Berliner Regen heim kam
Endlich allein schlief sie tatsächlich
Erwachte erst später wieder ganz
Schickten uns in die nah gefühlte
Ferne Bilder voller Lust voneinander
Ließen das Begehren sichtbar wachsen
Versicherten uns unsere große Lust
Nahm dich so in Worten endlich wieder
Genoss deine Erregung zu hören auch
Wenn du schon ganz müde wohl warst
Kamen wir wieder innig zusammen
Alles fließt in der Liebe wie im Leben
Manchmal laufen wir über vor Glück
Dich dich in der Ferne streichelnd
Zu wissen war schönste Lust mir
So finden wir uns auch ohne Raum
In den nur Worten ganz miteinander
Drang ich wörtlich wie sonst in dich
Nahmst du mich voll Freude auf
Dem Überschwang folgte noch mehr
Die Zärtlichkeit voller Liebe erfüllt
Nach der großen Leidenschaft bleibt
Dankbarkeit für den Fernlustsprecher
jens tuengerthal 9.10.2017
Montag, 9. Oktober 2017
Zweifellos
Ach du meine Liebste wisse
Ich will dich ganz zweifellos
Weil ich dich jetzt schon vermisse
Sitzt mir im Hals ein dicker Klos
Deine Zweifel ganz alleine sind's
Die mich in den Wahnsinn treiben
Wo ich doch so sicher bin du bist’s
Bei dieser will ich immer bleiben
Du zweifelst ganz allein an dir
Sagst du zur Beruhigung immer
Allein dafür fehlt alles Verständnis mir
Denn die Liebe irrt doch nimmer
Ach wüsste ich nur einen Trick
Um die Zweifel wieder einzufangen
Wäre alles mit uns immer schick
Müsst ich nicht stets um dich bangen
Willst im Wahn mich zu befreien
Schmerzvoll aus dem Leben gehen
Und ich möcht vor Angst laut schreien
Immer dir in Not zur Seite stehen
Viele Wege enden wohl im Nichts
Nie kamen alle Narren nach Rom
Fürchte das Scheitern des Wichts
Im immer beliebigen nur Strom
Dort sind Partner austauschbar
Du aber bist mir mehr so einmalig
Was ich sage mein ich so ist wahr
So richtig auf Dauer nicht nur zeitweilig
Das klingt eher wohl altmodisch heute
Wo sich Begattungspartner online finden
Wie wir einst was immer es bedeute
Möchte mich nicht mehr suchend winden
Zufrieden zu haben ist zweifellos
Das Schönste was passieren kann
Hab ich und änder nichts mehr groß
Im Leben, bleib lieber an dir dran
Muss nur noch das Zaubern lernen
Deine ewigen Zweifel zu zerstreuen
Um nah zu genießen auch in Fernen
Was ich mit dir nie werd bereuen
Komm mit und zu dir auch mal
Elektrisch weil mit besser ist als ohne
Bin lieber dein Fels als der Marterpfahl
Deines Leids wenn ich in dir wohne
Wir zwei wollen nur das eine
Auch wenn manchmal uneinig
Will ich nur dich und sonst keine
Sei einfach endlich zweifellos
Das reimte sich am Ende nicht
Was völlig egal mir auch ist
Solange wir es noch tun voll Lust
Ist alle Dichtung doch nur Mist
jens tuengerthal 9.10.2017
Lichterfest 02
Gelaufen das Lichterfest
In Ruhe bestaunt
Zuerst zum Bode
Wo nette Bilder zur Spee
In die Nacht leuchten
Weiter zum Palais
Am Festungsgraben heute
Vielfach bunt leuchtend
Die Linden hinab
Humboldt strahlend bestaunen
Weiter Richtung Tor
Freiheit und Liebe
Vielfältig großartig dort
Zeichen und Worte
Durch das Tor hindurch
Gen Potsdamer Platz laufen
Vorher noch gestaunt
Am Platz nur Blumen
Auf den Boden projiziert
Lächeln und weiter
Wieder gen Osten
Finanzministerium
Mit Geld und Europa
Das Konzerthaus
Am Gendarmenmarkt
Rauschte mit Wasser
Das Schloss bestrahlt
Wirkte eher etwas blass
Mehr kam vom Hotel
Doch gegenüber
Am Stadthaus gen Spree kamen
Tiere in die Stadt
Aus der Wildnis dann
Ins Nikolaiviertel zur
Ebenso Kirche
Die Partnerstädte
Dort illuminiert am Turm
Sehr nette Idee
Der Fernsehturm selbst
Eher langweilig mit meist
Besucherbildern
Ein netter Weg wohl
Doch leuchtete mein Berlin
Auch schon mal schöner
Besuch lohnt sicher
Für alle Neulinge dort
Sonst wohl weniger
jens tuengerthal 8.10.2017
Sonntag, 8. Oktober 2017
Freiheitsangst
Ähnliches gilt für Ungarn, die Slowakei, Tschechien und auch zu große Teile des Balkan. Überall dort ist der Hass aufeinander noch größer als die Angst vor Kriegen und der Respekt vor der Freiheit aller Menschen, die Freude an dem was Europa ausmacht.
Die dort gewählten Regierungen fördern Vorurteile und Rassismus in der Bevölkerung und in Polen wirkt noch die Bischofskonferenz in diese ungute Richtung mit. Es fehlt eine demokratische Tradition wie sie der Rest der EU seit 1945 pflegt und teilweise mühsam lernte.
Auch die deutsch-französische Freundschaft war ein langer Lernprozess, in dem Vorurteile abgebaut und Gemeinsamkeiten immer wieder betont und wiederholt werden müssen. Ganze Generationen wuchsen noch mit den Sprüchen der Großeltern über die Nachbarn auf, ob das im Norden gegen die Holländer ging oder im Westen gegen den Franzosen.
So sind sie halt die Franzosen oder sogar im Singular der Krieger, so ist er der Franzos oder der Tommy, waren Sprüche, die in meiner Schulzeit noch vielen leicht über die Lippen gingen und ganz genauso ging es den Franzosen und es war ein harter langfristiger Prozess, gegen diese Vorurteile anzukämpfen, ist es teilweise bis heute und die neuesten Abspaltungsbewegungen etwa der aufgehetzt, irre gewordenen Katalanen oder bald wieder der Nordiren und Schotten, der Norditaliener gegen den Süden, zeugen davon, dass die unsinnige Vereinzelung immer noch Menschen motiviert, sich zu hassen und gegeneinander zu hetzen, auch wenn sie eben noch Nachbarn waren.
In Deutschland gab es mal die Bewegung Freies Franken, die von Bayern loskommen wollten, denn sogar die Friesen, deren Freiheit länger schon verbrieft ist, als Deutschland überhaupt existiert, kämpfen nicht mit unsinniger Gewalt gegen den Staat, der sie vereinnahmte - es geht einfach allen zu gut hier und so fragt sich, ob es den Menschen in Polen und Ungarn so schlecht geht, dass sie den Einflüsterungen der Populisten so leicht anheimfallen, sie blöder sind als der Rest Europas oder einfach der Mut fehlt, die Dinge beim Namen zu nennen.
Für Europa wäre es rein ökonomisch eine Freude, die Polen mit den Briten zusammen los zu werden. Die einen, das Inselvolk in Britannien, zumindest soweit es die englische Mittelklasse allein betraf, zahlen und wollten darum gehen, weil sie falschen Versprechungen glaubten, die sie teuer zu stehen kommen werden. Die anderen aus dem alten Osten sind Empfängerländer besonders in der Landwirtschaft ansonsten wenig produktiv an Europa beteiligt, zu dem sie nur kulturell einfach gehören, auch wenn sie dessen gewachsene Traditionen brutal ignorieren.
Auf Polen und Ungarn zu verzichten, täte der Gemeinschaft ökonomisch gut, wenn nun noch der undurchsichtige ungarische Potentat die Kosten für seinen Grenzzaun der Gemeinschaft aufdrängen will, wird der Abschied vielen immer leichter fallen.
Dies ist ein katastrophaler Zustand für Europa und seine auf Wachstum und Vereinigung setzende Gemeinschaft, die durch das Lernen am Vorbild die anderen mitnehmen will auf die Straße des Rechtsstaats und der Gerechtigkeit.
Vermutlich wünschen sich viel mehr Polen zu Europa zu gehören als der noch Regierung zustimmen - gerade aber die konservative ländliche Bevölkerung wählt von den Priestern beraten weiter konservativ und stärkt die europafeindlich agierende Regierung, die kassieren möchte ohne gemeinschaftliche Pflichten zu übernehmen, weil sie die europäischen Prinzipien scheinbar nicht verstanden haben.
Während meines Jurastudiums wurde der Vertrag von Maastricht noch unter Kohl geschlossen, der damit seine und Mitterrands Version vom einigen Europa realisierte, dass immer mehr zu einem Staat zusammenwächst, Frieden, Wohlstand und Sicherheit bietet.
Manche gerade im Osten auch unseres Landes fürchten um ihre Sicherheit mehr, als sie noch die Chancen der Gemeinschaft erkennen. Verspielen die Grundwerte der Union, um ihren Ängsten zu genügen und die Vorurteile ihrer Wähler zu pflegen.
Keiner will ein islamistisches Europa, es ist auch nicht ersichtlich, warum und wo diese Gefahr bestehen sollte. Auch wenn der Krieg gegen die Islamisten, die das Land hinter der Küste Syriens besetzten, noch 30 Jahre dauern sollte und zu einem Zerfall der ganzen Region führt, wird dies nichts an der Struktur und den Prinzipien Europas ändern können.
Wer Europa sichern will, muss für Europa und seine Prinzipien kämpfen, zu denen Toleranz und Freiheit genauso gehören wie das Grundrecht auf Asyl. Alle die an diesen Prinzipien sägen, bringen das Gebäude als Ganzes ins Wanken und haben in der Gemeinschaft nichts verloren, deren Kern Frankreich, Deutschland, Italien, die Beneluxstaaten und Teile Skandinaviens bilden. Spanien ist seit Francos Tod auch ein treuer Partner und Griechenland als in vielem Quelle unserer Kultur gehört auch dazu. Die anderen, einschließlich Russland und der Ukraine, dürfen mitspielen, wenn sie sich an die Regeln halten, die sich Europa über viele Jahre erarbeitete.
Polen und Ungarn sind unter ihrer derzeitigen Regierung nur noch ein Störfaktor in der EU und ein Kostenfaktor dazu. Es bedarf nach dem zumindest vorübergehenden Abschied der Briten gute Gründe diese Kostgänger weiter zu finanzieren, die sich nicht an die Regeln der gerechten und sozialen solidarischen Gemeinschaft halten wollen, ihre Völker gegen andere Bürger aufhetzen.
Dies klar zu benennen, heißt nicht, sie rauswerfen zu wollen - Polen ist ein Teil Europas wie Ungarn länger ein Teil Österreichs war, als es die EU gibt - aber es heißt, Prioritäten zu erkennen und hoffentlich auch schnell setzen. Die kluge deutsche Kanzlerin hat das richtig erkannt und strategisch klug in dieser Hinsicht gehandelt.
Natürlich spricht keiner von Strafen für diejenigen, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, da die EU lieber Geld verteilt und nur die Kosten umlegt und verteilt. Wenn Flüchtlinge und die für sie nötige Integrationsarbeit finanziell lohnend werden, wird auch Bayern seinen Obergrenzenwahn schnell beenden.
Statt Milliarden in die Inflationsprävention zu investieren, wie es die EZB derzeit tut, wirkte ein winzig kleiner Teil dieser Summe in die nachhaltige Integration und Perspektive investiert dauerhafte Wunder.
Woher soll das Geld kommen, wenn es keinen wirtschaftlichen Wert schöpft?
Aus noch aufzulegenden Fonds für Integration und Zukunft, die Werte der EU verteidigen und damit dauerhaft mehr Sicherheit weltweit gewinnen, würden die Staaten bezahlt, die Flüchtlinge aufnehmen und so würde der Milch und Butterberg der EU umgebaut in einen sozialen Ausgleichsstrom.
Italien und Griechenland bekämen reichlich Zuschüsse, die dafür Polen und Ungarn gestrichen würden, auch wenn es keiner so direkt sagen würde, betreibt die Kanzlerin seit Beginn der Krise konsequent diese kluge und weitsichtige Politik, auch wenn es ihr noch nicht wirklich gelang, diese erfolgreich zu kommunizieren, wird sie sich doch auf Dauer mit großem Erfolg durchsetzen.
Es muss sich lohnen, in Europa sozialer zu sein als die Nachbarn und mehr Menschen aufzunehmen. Darüber wird sich schnell geeinigt werden können. Da die Mittel logisch beschränkt sind, werden sie dafür an der Stelle gestrichen, wo sie schon lange nur ein unproduktiver überbezahlter Kostenfaktor des gemeinsamen Marktes sind. Wer da nicht an die Landwirtschaft denkt, von der Polen noch lebt, braucht gute Gründe.
Bismarck spielte noch mit Zuckerbrot und Peitsche. Trump und Putin verstehen auch diese Sprache scheinbar am besten und verursachen infolge riesige Kollateralschäden an den Rändern ihres Einflussgebietes, ohne davon einen langfristigen diplomatischen Gewinn zu haben. Es wurde diese Methode heute eher zu einem absurden viel Lärm um nichts. In der heutigen Welt gibt es nur langsame Veränderungen auf dem Verhandlungswege, die dauerhaft Erfolg versprechen. Kriege kosten nur und werden höchstens noch zur Eindämmung von Gefahrenquellen geführt. Eroberung von Land wird in der völkerrechtlich geregelten Welt zur unrealistischen Vision.
Die Kanzlerin und ihre klügeren Kollegen haben dies begriffen. Sie kämpfen nicht mehr gegen das System sondern nutzen seine natürliche Bewegung lieber für sich aus. Wozu gegen den Strom strampeln und kämpfen oder Konfrontationen riskieren, wenn ich ohne viel weiter komme,
Europa wird in der Flüchtlingsfrage entscheiden und regeln. Damit sich keiner erschreckt, wird es dies über Zuschüsse und Kostenbeteiligung tun. Dem werden alle zustimmen können. Wer sich hier verweigert, kann gleich gehen, weil er Europa nicht verstanden hat, in dem es immer um die Erlangung von Förderung geht. Das wissen auch die Polen und Ungarn, die sich nur dagegen wehren, dass welche zu ihnen kommen, weil sie leichtsinnig ihr Volk auf diesen verfehlten Pfad gelockt haben.
Bei der Neuverteilung der Mittel werden die Geberländer entscheiden und die hohen Aufwendungen die Europa zur Integration und Aufnahme von Flüchtlingen tätigt, müssen relativiert und umgesetzt werden. Dies wird ein Deal wie jener mit der Türkei, dem Schurkenstaat, der sich aber noch relativ gut an seine Verträge hält, weil die Türkei ohne die Gelder und die Beteiligung aus Europa längst pleite wäre, keine Perspektive hätte, da der wahnsinnige Herrscher sich aus Angst vor Opposition der besten Köpfe seiner Eliten selbst beraubt, was zwar die Unterwanderung des an sich laizistischen Staates mit Islamisten fördert aber letztlich doch keinen Gewinn bringt wie all dieser aus der Zeit gefallene Aberglaube.
Könnte darauf wetten, dass der islamische Terror so bald ausstirbt, wie wir nicht mehr auf arabisches Öl angewiesen sind und sich diese relativ unterentwickelten Räubervölker aus der Wüste danach entweder auf den Weg zur Vernunft machen oder die verbliebenen Staaten in sich zerfallen, wenn sie sich nicht in ewigen Fehden um die wahre Lehre untereinander weiter ausrotten. Aber das ist nicht Thema hier und also auch nicht, ob dann die wesentlich ältere persische Kultur wieder aufsteigt, wenn der primitive Aberglaube Mohammeds der Vernunft weicht. Dies sind Fragen der Zukunft, um die es aber vorliegend weniger geht, doch machen sie deutlich, zu welch irrationalem Handeln sich Menschen verleiten lassen, sobald ihr Aberglaube eine Rolle spielt.
Wie sich am Beispiel Polens zeigt, kann das Spiel auch der Kirche mit der Angst im Volk immer noch erstaunlich viele Menschen zu völlig unsinnigen Aktionen bewegen, die schon an sich eine contra dictio der eigenen Ideen sind. Die christliche Nächstenliebe auf die Vaterlandsliebe umlenken und diese sinnfrei pathologische Richtung noch durch Hass und Angst gegen andere Menschen verstärken, belegt schon einen hohen Grad der Verwirrung, der fast an den kranken Rassenwahn im Deutschland nach 1933 erinnert, medizinisch betrachtet.
Ob das Geld alle Fragen löst, wird die Zukunft zeigen. Es braucht dazu auch Führer an der Spitze der Staaten vom Kaliber einer Angela Merkel, die richtig die Fragen der Zeit erkennen, weiterdenken, langfristig eine solidarische Rechnung für alle aufmachen, bei der sich gutes Handeln auszahlt, während der Verstoß gegen die Regeln infolge also nur indirekt mit Geldentzug bestraft wird, das den sich konform verhaltenden wieder mehr zufließt.
Wir retten gern Rom und Athen, wenn sie uns weiterhin die Probleme vom Hals halten, würde keiner offiziell sagen, solch undiplomatischer Ton wäre verpönt, aber im Ergebnis bleibt es so.
Ob zur Belohnung, nachdem Erdogan in seinem religiösen Wahn und seiner längst pathologischen Verfolgungsangst die Türkei zugrunde richtete und diese zerfiel, das viel ältere Byzanz wieder griechisch wird oder eine europäische Kapitale multikultureller Prägung unter zentraler Verwaltung, wird die Zeit zeigen. Das Ende des Kalten Krieges hat gezeigt, dass keine Grenze für die Ewigkeit sein muss.
Das immer laizistischere Europa kann dem letzten Gefecht der Sekte Islam in Ruhe zusehen und sollte dann dort nachhaltig investieren, wo die Leerstellen blieben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass mit hilfe der NATO dort langfristig die Kurden als immer zuverlässigster Partner im Kampf gegen den Terror und liberalstes Volk der ganzen Region als Friedensmacht aufgebaut werden, deren Liberalität und Freiheit für Frauen und Männer dann auf die Nachbarn ausstrahlt.
Es geht um keinen Kampf der Kulturen, sondern eine Ökonomie der Freiheit und die Herrschaft der Vernunft infolge ohne jeden religiösen Fanatismus. Wer die Angst herrschen lässt, wie es alle Weltreligionen tun auf die eine oder andere Art wird keine Perspektive an der Macht haben. So gesehen muss uns Polen keine Angst machen, wenn sie nicht begreifen, wie Europa moralisch und finanziell organisiert ist, werden sie erst finanziell in die Schranken gewiesen, denn sie brauchen Europa dringender als umgekehrt, oder durch die gemeinsame Aufnahme der Ukraine mit Russlands zu einem unwichtigen Provinzchen gemacht, das wo nötig überstimmt wird.
Die Zollunion mit Russland und langfristig China wird die Supermacht auf Abwegen im Westen auch langfristig und nachhaltig disziplinieren und zu einem gemeinschaftlichen Gleichgewicht der Kräfte führen, bis alle Staaten der Welt Mitglied in dieser EU werden wollen, die dann in UU, United Union, umbenannt wird, weil es keine Vereinten Nationen mehr braucht, wo die Nationen und ihr entscheidendes Merkmal die finanzielle Hoheit aufhörte zu existieren und der Rest ist nur noch Folklore.
Das bessere System setzt sich durch und ist langfristig nachhaltig erfolgreicher. Zwar können kleine Diktatoren und Fanatiker kurzzeitig einen Wahn erzeugen, der ein Volk zu völlig unsinnigen Entscheidungen bringt, aber auf Dauer siegt doch das Gute und Richtige System der Freiheit weil es überlegen und besser ist als der billige Populismus, der auf Hass und Angst setzt.
Warum das Christentum mit seiner Philosophie der Angst mit dem gleichzeitigen Angebot der Erlösung lange so erfolgreich war, müsste jedem vernünftig denkenden Menschen rätselhaft erscheinen, ginge es dabei nicht weniger um den Aberglauben, der im Vordergrund steht als die Macht im Hintergrund, die sich immer schon seiner bedient.
Seit Kant spätestens kann jeder Mensch wissen, dass moralisches Handeln keiner Götter bedarf, diese im Gegenteil sogar ein solches ausschließen der Logik nach, also für ein gutes Leben entbehrlich sind. Dennoch hat es sich noch nicht auf der ganzen Welt herumgesprochen und die Regierungen hüten sich davor den Menschen ihren Aberglauben konsequent auszureden, weil dieser viele noch gefügig hält und leichter integrierbar macht.
Der Schritt zur moralischen Autonomie des kategorischen Imperativs bedarf einer hohen Fähigkeit zur Abstraktion und großer Bildung, um diese Freiheit würdigen und genießen zu können. Dies ist natürlich für alle Menschen erstrebenswert und sollte jedem Volk zugetraut werden, doch solange dieser Wunsch theoretisch bleibt, wird Europa Polen irgendwie zu behandeln wissen, damit es zurück zur Freiheit findet, denn noch ist Polen nicht verloren.
Die entweder Zange zwischen Russland und Westeuropa, die Polen zur Räson bringen könnte oder die Verschiebung so großer Summen zur Integration, dass wenig für Landwirte übrig bleibt, sind hier das Mittel der Wahl - noch hat Polen nicht verloren und kann wieder mitspielen, was sonst aus ihm wird, kann auf lange Sicht wohl keiner sicher sagen, sind doch alle Grenzen immer nur relative Festlegungen der Zeit und wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, verliert sich auch schnell zwischen diesen ganz.
Wünschen wir den polnischen Nachbarn, dass sie bald wieder den guten Weg nach Europa finden, denn was würde sonst aus dieser autonomen katholischen Region zwischen Westeuropa und Russland wohl werden?
Bis dahin heißt es weiter, lächeln und Geld verteilen
jens tuengerthal 8.10.2017