Freitag, 16. Juni 2017

Glücksfall

Kohl war ein Glücksfall
Meinte Merkel was heißt das
Für die Glücklichen

Ist Glück nicht Zufall
War es der Mantel nur der
Geschichte damals

Ist Europa Glück
Als Hort des Friedens heute
Allem Streit zum Trotz

Die Nation endet
Für Freiheit miteinander
Verlust oder Gewinn

Grenzenlos glücklich
Mit einer Währung geeint
Könnten wir wohl sein

Wer hat Angst davor
Glücklich frei nun zu leben
Statt immer begrenzt

Glück leben wollen
Erfordert weniger Angst
Als Mut zu Genuss

Ist Mut ein Glücksfall
Oder ein klarer Entschluss
Glücklich zu leben

Weiß nicht was Kohl war
Er hatte den Mut zum Glück
Der Freiheit schenkte
jens tuengerthal 16.6.2017

VerKohlt

Er war der Kanzler
Meiner ganzen Jugend noch
Vertrieb Helmut Schmidt

Ein Bismarck manchen
Linken ein Feindbild lange
Kanzler der Einheit

Schöpfer Europas
Wie wir es heute kennen
Unionsgroßvater

Ein Feinschmecker wohl
Gourmet wie Gourmand pfälzisch
Saumagenkenner

Von Oggersheim einst
Aus in die Welt gezogen
Kam immer zurück

Hielt sein Wort als Freund
Wie als Politiker auch
Gerne für Spender

Von manchen verflucht
Himmelten ihn andre an
Blieb er weitsichtig

Die Währungsunion
Bleibt sein Denkmal für immer
Gegen die Nation

Masse Mensch sichtbar
Zarteres Gemüt dennoch
Danke für Europa
jens tuengerthal 16.6.2017

Donnerstag, 15. Juni 2017

Glückswille

Führt Wille zum Glück
Steuern wir Zufriedenheit
Frei durch die Haltung

Wenn ich will kann ich
Wollen ist aller Anfang
Auf dem Weg zum Glück

Weniger wollen
Macht uns leichter glücklicher
Mehr ist es wohl nie
jens tuengerthal 15.6.2017

Kunstwelten

Ist Kunst stets künstlich
Oder von Künstlern geschöpft
Wann erschöpft es sich

Grenzen einreißen
Neue Welten entdecken
Begrenzt doch bleiben

Was bleibt und was geht
In dann unbegrenzter Welt
Mehr Mut oder Angst
jens tuengerthal 15.6.2017

Machbar

Sind wir nur Opfer
Fremd bestimmter Wirklichkeit
Stets völlig unfrei

Machen wir die Welt
So wie sie uns gefällt
Gestalten wir selbst

Alles ist machbar
Wirklich wird was wir wollen
Mehr war Leben nie
jens tuengerthal 15.6.2017

RealFakes

Sind Lügen real
Wo uns Lügner regieren
Die weitermachen

Was ist zum Maßstab
Der Realität geworden
Wo alles verwischt

Verteidigt Wahrheit
Wer gegen Lügen vorgeht
Oder seine Welt
jens tuengerthal 15.6.2017

Surreales

Surrealisten
Suchens Unterbewusstsein
Traumhaft unwirklich

Rausch und Traum als wahr
Ist es stets mehr als real
Anarch als Künstler

Wie wirklich aber
Ist die Wirklichkeit heut noch
Für überwirkliches
jens tuengerthal 15.6.2017

Mittwoch, 14. Juni 2017

Liebesdankbar

Für was ich nichts kann
Kann ich nur dankbar wohl sein
Würdige ich es

Dankbarkeit ist Glück
Macht zufrieden im Leben
Erfüllt mit Liebe

So liebe ich lieber
Dankbar als stolz und enttäuscht
Bin glücklich damit
jens tuengerthal 14.6.2017

Liebesglück

Wenn Liebe Glück ist
Haben wir keinen Einfluss
Was komisch wäre

Komischer wäre
Wenn Liebe kein Glück brächte
Was sollte mehr sein

So bin ich glücklich
Weiß nicht wie oder warum
Kann nur nicht anders
jens tuengerthal 14.6.2017

Liebesverklärung

Wer Liebe verklärt
Hat den Verstand verloren
Wer liebt auch immer
jens tuengerthal 14.6.2017

Liebeserklärung

Wie soll ich Liebe
Erklären die einfach ist
Gefühl und alles

Was ich erkläre wird
Vernünftig dacht ich bis jetzt
Anders die Liebe

Ohne Erklärung
Ist sie am größten noch
Zum Glück weiß sie es
jens tuengerthal 14.6.2017

Dienstag, 13. Juni 2017

Sex

Sex kennt doch jeder
Was immer es wirklich ist
Dies Naturwunder

Allein Onanie
Wenige nur mehr zu zweit
Noch mehr bringts selten

Zusammen kommen
Allein ists nach der Natur
Kaum einer kann es

Wer es kann liebe
Was sich fand mehr kommt niemals
Dankbar voller Glück

Dies finden wollen
Genügt glücklich zu bleiben
Wo wir erkannten

Sex ist nur ganz kurz
Drei Buchstaben genügen
Für die schönste Welt
jens tuengerthal 13.6.2017

Vorfreudenlust

Feuchter und steifer
Als wir ist keiner davor
Freude läuft über
jens tuengerthal 13.6.2017

Kurvenfreude

Kurvenliebhaber
Brauchen stabile Mägen
Oder betrachten still

Schaue lieber hin
Statt dort entlang zu rasen
Genieße ich sie

Die schönsten Kurven
Sehe ich bei der meinen
Bleibe einfach da
jens tuengerthal 13.6.2017

Geschichtsbild

Wir machen Bilder
Von allem was wichtig ist
Scheint zumindest so

Geben uns Bilder
Jemals ein wirkliches Bild
Oder fälschen sie

Bilder lügen stets
Sind zugleich auch ein Spiegel
Dazwischen liegt es
jens tuengerthal 13.6.2017

Geschichtsschreiber

Wer schreibt Geschichte gut
Die dabei waren sind doch
Stets Partei darin

Abstand hält ferner
Niemand ist je objektiv
Dann lieber Zeugen

Zeitzeugen bleiben
Betroffen sind darum besser
Gefühlt als faktisch
jens tuengerthal 13.6.2017

Buchnotizen

In Bücher schreiben
Ist einen Tabu andren
Erst echtes Lesen

Montaigne fasste
Gelesenes zusammen
Am Ende noch mal

Leidenschaft wird so
Überschaubarer gemacht
Verliert sich also
jens tuengerthal 13.6.2017

Reisebuchung

Viele reisen gern
Irgendwohin ich weniger
Bin lieber im Buch

Reisen überschätzt
Wer meint es bildete noch
Mehr als das Lesen

Da gewesen sein
Hieß noch niemals mehr wissen
Nur mehr Unruhe
jens tuengerthal 13.6.2017

Freiheitskämpfer

Wer verteidigt noch
Die Freiheit mit Leidenschaft
Statt nur nebenbei

Rechts will Sicherheit
Links noch mehr Gerechtigkeit
Mitte schweigt betreten

Wähl immer Freiheit
Scheint uns plötzlich ganz seltsam
In Zeiten der Angst
jens tuengerthal 13.6.2017

Montag, 12. Juni 2017

Bücherfreunde

Lebe mit Büchern
Sie sind meine Freunde
Immer für mich da

Lese stets viele
Greife nach Laune eines
Um zu genießen

Öffnen mir Welten
Ohne je weg zu müssen
War ich überall
jens tuengerthal 12.6.2017

Ideologieende

Politik ist wenig
Als Suche nach Kompromiss
Es braucht Pragmatik

Ideologie
Stört stets alle Lösungen
Also überflüssig

Vergessen wir sie
Um menschlicher zu werden
Auch Politiker
jens tuengerthal 12.6.2017

Linkstod

Links stirbt langsam
Hält sich für besser dabei
Verklärt gern Tote

Sozialismus war
Immer totalitär nur
Hielt sich für freier

Doch Dogmen sind tot
Freiheit wird mehr pragmatisch
Es zählt was raus kommt
jens tuengerthal 12.6.2017

Mittesieger

Mitte hat gesiegt
Macron marschiert gen Paris
Merkel hält Berlin

Mehrheit will Mitte
Die Ränder lösen sich auf
Ein Brei ist was bleibt

Mitte heißt Ruhe
Weniger Wechselwille
Einfach nur machen
jens tuengerthal 12.6.2017

Sonntag, 11. Juni 2017

Glaubensfreiheit

Befreit Glauben je
Außer von der Freiheit nichts
Glauben zu wollen

Hat Glaubensfreiheit
Wer noch nie nicht mehr glaubte
Ein Paradoxon

Wer Freiheit hochhält
Sollte sich befreit haben
Zählt zu oder von
jens tuengerthal 11.6.2017

Aberunglaublich

Vorm Grundgesetz wird
Dem Aberglauben gedacht
Unverantwortlich

Womit das Vorwort
Gegen den Inhalt verstößt
Die Glaubensfreiheit

Sitte macht unfrei
Behindert stets das Denken
Zeit es zu ändern
jens tuengerthal 11.6.2017

Blasphenie

Ein Todesurteil
In Pakistan zeugt vom Geist
Des Islam wieder

Wegen Blasphemie
Für’nen Facebook Kommentar
Gegen Mohamed

Der Aberglaube
Dort ist noch zu primitiv
Kultur schon zu sein
jens tuengerthal 11.6.2017

Samstag, 10. Juni 2017

Vielliebe

Wer viele liebt ist
Am Ende oft einsam nur
Ist Liebe teilbar

Eine nur wollen
Heißt mehr nicht mehr zu wollen
Und ist doch mehr meist

Polygam macht stets
Einsam außer gemeinsam
Monogam bleibt mehr
jens tuengerthal 10.6.2017

Liebesmathe

Liebe ist Mathe
Nur irgendwie umgedreht
Mehr oder weniger

Geteilt verdoppelt
Sich das Glück miteinander
Bis Kinder kommen

Dann ist weniger da
Von allem nur später mehr
Zumindest Gefühl
jens tuengerthal 10.6.2017

Glücksliebe

Ich liebe das Glück
Zu lieben wohl sehr noch mehr
Geliebt zu werden

Ist es wirklich Glück
Oder der Wille allein
Zu zweit nun zu sein

Geteilt ist weniger
Mathematisch immer nur
Liebe verdoppelt
jens tuengerthal 10.6.2017

Familiengeschichten

Was ist noch geerbt
Womit leben die Kinder
Der Kinder weiter

Geschichten bleiben
Länger als alles Leben
Jemals noch da war

Familie bleibt
Immer Wurzel allen Seins
Dort finden wir uns
jens tuengerthal 10.6.2017

Charakterköpfe

Wo ist Familie
Immer sichtbar was bleibt noch
Individuell

Erbgut ist alles
Was nicht mehr ganz neu an uns
Durchschnitt verliert sich

Sich an dem freuen
Was eben da ist macht frei
Sich ärgern unfrei
jens tuengerthal 10.6.2017

Freitag, 9. Juni 2017

Einswerden

Wenn zwei eins werden
Um es immer zu bleiben
Haben sie alles

Nichts braucht es dann mehr
Weil Liebe alles sein kann
Was nur denkbar ist

Denken wir dabei
Noch oder sind wir Gefühl
Ganz dann geworden
jens tuengerthal 9.6.2017

Orgiastisch

Alles zusammen
Zu haben gar gleichzeitig
Ist mehr als ein Traum

Wer Träume lebt hat
Alles erreicht mehr kommt nie
Denke ich selig

Sex ist nicht alles
Aber wenn er dazu kommt
Ist alles perfekt
jens tuengerthal 9.6.2017

Trumpelei

Trump tut was er sagt
Denkt nicht mehr als er redet
Ist wie er uns scheint

Neureich und peinlich
Sich keiner Scham mehr bewusst
Schlicht Populismus

Wem das genug ist
Der erwartet zu wenig
Auch wenn mehrheitlich
jens tuengerthal 9.6.2017

Wahlversprecher

Wer hat sich verwählt
Wenn das Ergebnis nicht stimmt
May oder Briten

Wahlen entscheiden
Über die Zukunft im Land
Falls sie entschieden

Mancher verrechnet
Sich mit Erwartungen zu sehr
May war wohl eine
jens tuengerthal 9.6.2017

Sextettenreigen

3 Haiku zum VI. Abschlusskonzert der Kammermusikreihe der Berliner Philarmonie

Aus Strauss Capriccio
Um Wort oder Klang ringend
Wird der Liebe Wahl

Brahms spielt mit Schumanns
Tanzt um Clara und Robert
Streicher streicheln uns

Die verklärte Nacht
Zum heute Vollmond gespielt
Mit Schönberg schwanger
jens tuengerthal 8.6.2017

Der Text zu Verklärte Nacht von Arnold Schönberg in Versen von Richard Dehmel

Verklärte Nacht

Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
Der Mond läuft über hohe Eichen,
kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
in das die schwarzen Zacken reichen.
Die Stimme eines Weibes spricht:

Ich trag ein Kind, und nit von dir,
ich geh in Sünde neben dir.
Ich hab mich schwer an mir vergangen;
ich glaubte nicht mehr an ein Glück
und hatte doch ein schwer Verlangen
nach Lebensfrucht, nach Mutterglück
und Pflicht – da hab ich mich erfrecht,
da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
von einem fremden Mann umfangen
und hab mich noch dafür gesegnet.
Nun hat das Leben sich gerächt,
nun bin ich dir, o dir begegnet.

Sie geht mit ungelenkem Schritt,
sie schaut empor, der Mond läuft mit;
ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
Die Stimme eines Mannes spricht:

Das Kind, das du empfangen hast,
sei deiner Seele keine Last,
o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
Es ist ein Glanz um Alles her,
du treibst mit mir auf kaltem Meer,
doch eine eigne Wärme flimmert
von dir in mich, von mir in dich;
die wird das fremde Kind verklären,
du wirst es mir, von mir gebären,
du hast den Glanz in mich gebracht,
du hast mich selbst zum Kind gemacht.

Er faßt sie um die starken Hüften,
ihr Atem

mischt sich in den Lüften,
zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.
Richard Dehmel (1863-1920)

Donnerstag, 8. Juni 2017

Schmerzpegel

Manche tun sich weh
Der Schmerz wird dabei zur Sucht
Sie brauchen es wohl

Fraglich ob sie noch
Ohne glücklich sein können
Im Rausch der Sinne

Verschieben sich nur
Die Grenzen immer weiter
Gibt es noch normal
jens tuengerthal 8.6.2017

Sucheifer

Wer mit Eifer sucht
Wird immer etwas finden
Egal ob nützlich

Gründe erfinden
Ist gefährlicher Eifer
Bleibt ohne Lösung

Was kann gewinnen
Wer Eifersucht statt Liebe
Miteinander sucht
jens tuengerthal 8.6.2017

Erkenntnisgewinn

Sich erkennen hieß
Biblisch bereits Sex haben
Wohl der Hauptgewinn

Zusammen kommen
Ist der Gipfel aller Lust
Hinterher erkannt

Vorher zu wissen
Es passt für immer genügt
Im Liebesleben
jens tuengerthal 7.6.2017

Liebeslust

Wo Liebe und Lust
Vollkommen eins sind ist Glück
Auch ohne Worte
jens tuengerthal 7.62017

Mittwoch, 7. Juni 2017

BürgerMann 04

“Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken”
Hans Castorp nach dem Schneetraum im Zauberberg

Maggiesches

Magie ist heute Unsinn
Uns blieb nur Maggi-Chemie
Die schmeckt nach Liebstöckel
Was gegen Blähungen hilft

Was nur schmeckt ist nicht
Maggi enhtält wohl manches
Allein Liebstöckel gar nicht
Eher Mononatriumglutamat

Ist Magie nur Hirnblähung
Hilft auch kein Maggi mehr
Das nur schmeckt als ginge
Die Liebe dort am Stock

Trauen wir lieber der Natur
Die Liebe wirklich sein lässt
Bevor wir es sein lassen
Auch wo wir sie nicht verstehen

Vom Zauber der Liebe reden
Gehört zur Beschwörung aller
Übersinnlichen Kräfte als Hilfe
Bei unbegreiflicher Liebe noch

Viele wären glücklicher so sie
Ehrlich die nur Natur genössen
Die uns zueinander anzieht
Als die natürliche Verbindung

Lieber doch belügen wir uns
In der Liebe mit den Worten
Vom Zauber weil sie mehr
Beschwören als nur Natur

Dabei genügte es völlig
Die Natur ganz zu genießen
Vollkommen glücklich zu sein
Nur wer will nicht mehr als ist

Bescheidener genügt mir wohl
Das Glück der Natur gänzlich
Dennoch beschwöre ich gern
Den einmaligen Zauber der Liebe

Weil sie ist was sie ist und mehr
Als wir denken können ist es gut so
Wenn es uns glücklicher macht
Denn die Liebe darf einzig alles

So mache ich verliebten Unsinn
Freue mich am magischen Glück
Was weiß ich schon von der Liebe
Gut wo es zwei selig verzauberte
jens tuengerthal 6.6.2017

Dienstag, 6. Juni 2017

Bürgermann 03

Von der See in die Berge reisen, eines Höflichkeitsbesuchs wegen, zu bleiben, um den Dingen auf den Grund zu gehen, nahe dem Tod die abendländische Kulturgeschichte mit wechselnden Mentoren zu durchlaufen und während der frisch examinierte Knabe unter Davoser Bergluft in der Liegekur korrekt gewickelt, zeitlos zum Manne reift, der schließlich im Flachland sich verliert und vermutlich den Tod sucht, besteigt der Leser den Gipfel des Bildungsromans, den Thomas Mann seinen Hans Castorp im Zauberberg erklimmen ließ und auf der Suche nach der verlorenen Zeit stellen sich im Davoser Biotop die wichtigsten Fragen unser Kultur neu - wer hier ankam und sich zurechtfand, kann wohl Bildungsbürger genannt werden, liegt doch in den Exkursen dort eine ganze Welt verborgen und solange dieses Buch gelesen wird, lebt die Idee des totgesagten Bürgertums weiter - aus der Welt aussteigen, um sie zu entdecken, beschreibt in seiner Dialektik bürgerliche Werte besser, als jede Philosophie und jedes Sachbuch es könnte - so ist der Zauberberg die Philosophie der Bürgerlichkeit, die als Roman alle Kultur in sich trägt.
jens tuengerthal 6.6.2017

Montag, 5. Juni 2017

BürgerMann 02

Mit den Buddenbrooks, dem Roman über den Verfall einer Familie, begann der Aufstieg des Bürgers Thomas Mann zur sprachlich moralischen Instanz und die ironische Beschreibung der Welt, in der er aufwuchs, die am Ort des Geschehens einen Skandal und Empörung auslöste, bei all denen, die sich wiedererkannten, wurde zum Denkmal seiner Stadt, die er da längst verließ, einer Epoche und einer untergehenden Welt, die zwischen Seiten gebunden nun für die Ewigkeit bestand, zum Klassiker wurde, in dem sich über viele Generationen immer mehr wiedererkannten, und vielleicht beschreibt wenig das Bürgertum besser, als das ein Roman über sein Ende es unsterblich machte, der eigene Verfall zum Kulturgut wurde, das sich selbst damit für alle Zeit bewahrte.
jens tuengerthal 5.6.2017

BürgerMann

Thomas Mann, der norddeutsch geborene Inbegriff des Bildungsbürgers, beschrieb den Untergang der bürgerlichen Gesellschaft auf vollkommen bürgerliche Weise, also mit dem Drang zur Perfektion und äußerster Disziplin, dabei selbstironisch mit dennoch zärtlicher Liebe und als Kenner von Innen - so sicherte er der Totgesagten literarisch Unsterblichkeit und ließ sie, seinem Vorbild folgend, gegen alle Ankündigung überleben - im schönsten Requiem, das seine großen Roman erklingen lassen, rettete er das Ideal des Bürgers über die Zeit in eine Gegenwart, die an ihm Orientierung findet.
jens tuengerthal 5.6.2017

Hymne

Dich, schöne Liebe, schöne Süße,
Dich Engel, der zum Licht mich weiht,
Unsterbliches Idol, dich grüße
Ich glühend in Unsterblichkeit.

Du flutest durch mein ganzes Leben
Gleich einem Seewind, herb und rein,
Und meiner Seele bangen Streben,
Flößt du Begehr nach ewigem ein.

Stets frischer Wohlgeruch, der blühend
Ein lieb Gemach in Düfte taucht,
Vergeßner Weihrauch, der erglühend
Geheim in tiefer Nacht verhaucht!

Wie soll ich nennen dich in Wahrheit,
Demantenreine Liebesglut,
Die in der Seele ewiger Klarheit,
Ein Ammbrakorn, verborgen ruht?

Dich schöne Gute, schöne Süße,
Die Kraft und Freude mir verleiht,
Unsterbliches Idol, dich grüße
Ich glühend in Unsterblichkeit

Baudelaire aus den Blumen des Bösen in der Übersetzung von Wolf Graf Kalkreuth ...

Sonntag, 4. Juni 2017

Staatsbürger

Jeder in einem Staat ist Staatsbürger, vom Bauern über Handwerker, Lehrer, sogar Bänker, den Klerus, den nur noch nominellen Adel bis zum regierenden zoon politikon - aber wieviele Staatsbürger sind noch Bürger und wird der Stand dadurch aufgewertet oder verdünnt, frage ich mich in der vermeintlich standeslosen Gesellschaft und hoffe der Wortteil am Ende erhebt zumindest als Titel noch ein wenig.
jens tuengerthal 4.6.2017

Bürgerglück

Der Stolz auf die bürgerliche Existenz wird zum freischwebenden Glück, was sich an Wissen und Bücher um so lieber klammert, je bodenloser seine Existenz wurde, sagt der arme Poet aus langjähriger Erfahrung im pekuniären Nichts.
jens tuengerthal 4.6.2017

Bürgerfrei

Ist bürgerlich natürlich liberal oder bleibt die Zwischenexistenz lieber parteilos, um sich nach Nützlichkeit zu neigen, was ja auch irgendwie liberal wieder wäre aber nach der Parteilichkeit der Unparteiischen fragt, was diese ihrem Wesen nach empören müsste.
jens tuengerthal 4.6.2017

Bürgerschlichtheit

Solange wir darüber streiten, ob bürgerlich heute Spitzweg, Caspar David Friedrich, Klee oder Beuys über dem Familienesstisch bedeutet und was zum Kanon gehört, halten wir zentrale bürgerliche Werte hoch.
jens tuengerthal 4.6.2017

Bürgermensch

Die Bürger waren eine Zwischenexistenz, als zwischen Adel und Bauern etwas neues entstand, was beides nicht war, sind sie von Marx zur Klasse der Bourgeoisie gemacht worden und sind das so wenig wie eine Klasse sonst und so Druck von allen Seiten ausgesetzt und doch Träger der Kultur. Bürger schrieben die Menschenrechte und in Demokratien ist darum jeder ein Bürger mit Rechten und Pflichten - sie sind, was alle heute sind in der Gesellschaft - ob damit Bürgerlichkeit zum Menschenrecht wurde?
jens tuengerthal 4.6.2017

Samstag, 3. Juni 2017

Liebesglück

Was Liebesglück ist, bleibt unbeschreiblich so allgemein, weil es für jeden der Beteiligten immer etwas anderes ist und was manche so nennen schon, würde ich heute, nachdem ich die vollkommene Harmonie kennenlernen durfte, nicht mal mehr verliebt nennen, weil Liebe alles erfasst und überall passt, was aber ziemlich selten ist, warum ich vermutlich ohnehin besser schwiege, damit auch all die anderen mit ihrem Glück zufrieden sein können und nicht ewig weitersuchen, bis sich ein Ideal realisiert - so gesehen wäre meine Wirklichkeit sozial unerwünscht und, da Glück sehr subjektiv ist, für viele, die auch ohne stets geteilte Höhepunkte und vollkommene Harmonie in allem glücklich sind, nur frustrierend und also schweige ich lieber, denn, was weiß ich schon?
jens tuengerthal 3.6.2017

Liebeshandel

Ehen waren früher Verbindungen von Familien, gut wenn die Partner sich liebten aber nicht nötig, es zählte die soziale Verbindung und Sicherung mehr, die meisten Ehen hielten ein Leben lang. Heute heiraten Paare aus Liebe und alles andere kommt weit danach, weil doch nichts so wichtig ist wie die Liebe aber nie war die durchschnittliche Dauer der Ehen so kurz.
jens tuengerthal 3.6.2017

Liebeskauf

Frage mich bei der Betrachtung meiner Gattung und ihrer Gewohnheiten, ob Liebe käuflich ist oder sich dies ihrer Natur nach ausschließt, was nicht die Fälle meint in denen wohlsituierte Herren sich fremdländische Frauen erwerben und dafür deren Liebe zugesichert bekommen, wo es sich unstrittig um einen Deal handelt, sondern jene, in denen uns die Liebe nach der Natur trifft und ob dabei Geldgedanken späteres Glück ausschließen oder ihrer Natur nach dazugehören und die Moral, die dies leugnet eigentlich bigott ist, da es doch um das Aushandeln des Zusammenlebens der Geschlechter geht - oder hat Gefühl nie einen Preis und was gauckeln sich alle vor, die dies verkünden in einer Welt in der auch der Tod seinen Preis  hat.
jens tuengerthal 3.6.2017

Hurenliebe

Manche lieben Huren, Huren lieben manche - erstere sind häufig jene, die mit ihnen schlafen, letztere eher die, bei denen sie einchlafen können - vielleicht ist dies einer der Gründe, warum bei diesem Job meist alle Beteiligten irgendwie frustriert werden, auch wenn sie zum Teil zuvor formal befriedigt wurden.
jens tuengerthal 3.6.2017

Liebeseinrichtung

Wer sich ein Leben zusammen einrichten möchte, sollte damit im Möbelhaus anfangen, um zu spüren, ob es zusammenpasst, dann wird schnell alles andere entbehrlich - wie Vico Bülow so treffend sagte: “Meine Frau möchte einen Tee, wenn sie aufwacht” - jedes weitere Wort wäre nun überflüssig.
Jens tuengerthal 3.6,2017

Liebemachen

Wer noch Liebe machen will, sollte vögeln und ficken aussprechen lernen, um mit dem was er sagt, wie mit dem was er will, glücklich zu werden.
jens tuengerthal 3.6,2017

Liebeslust

Lust auf Liebe mit dem Bedürfnis nach Sex zu verwechseln, läuft Gefahr beide auf der Suche nach dem jeweils anderen zu verlieren - letzteres ist schlicht triebhafte Natur, ersteres möchte gern etwas mehr sein und manche nutzen es als Tarnung, zu letzterem schneller zu gelangen, während den Gourmets die Kombination erst den wahren Genuss schenkt, der alles andere überflüssig macht, warum Liebeslust irgendwie ganzheitlich ist, so billig das auch klingt und so habe ich nun eigentlich nichts dazu gesagt aber wortlos vor Glück lebt es sich ohnehin am besten.
jens tuengerthal 3.6.2017

Freitag, 2. Juni 2017

Liebesspiel

Liebesspiel nennen wir es gern, wenn unsere Körper der Lust folgen, dabei überlassen wir ungern etwas dem Zufall, sondern streben zur erfolgreichen Befriedigung, was weniger mit Spiel zu tun hat und mit Liebe zu spielen, gilt als unmenschlich, zumindest herzlos - spannend wird die Anwendung der Spieltheorie auf die virtuelle Partnerwahl, was erstmal völlig absurd mir erscheint und Liebe berechenbar machte.
jens tuengerthal 2.6.2017

Liebeslogik

Liebe macht glücklich, zumindest manchmal und jedenfalls ihrem Wesen nach, warum es gegen alle andere Erfahrung logisch ist, nach ihr zu streben, was wohl unserer Natur entspricht, die natürlich immer logisch funktioniert, ist doch logisch, oder?
jens tuengerthal 2.6.2017

Liebeswunder

Wunder gibt es nicht in der Natur, manches wundert mich dennoch und die Liebe ist natürlich eines, weil sie die Welt uns verzaubert, was logisch unlogisch klingt und so scheinen diese wirren Worte unsere Natur genau darum zu ergründen - weiß nun nicht, ob dies für oder gegen unsere Gattung spricht und nehme es liebend glücklich, wie es ist.
jens tuengerthal 2.6.2017

Donnerstag, 1. Juni 2017

Kindertraum

Als Kind träumte ich von Dingen, die ich tun oder haben wollte, wenn ich groß wäre - nun, zumindest nominell erwachsen, schrumpfte ich biologisch längst, haben sich die Träume erledigt - möchte weder Feuerwehrmann noch Arzt werden und auch nicht Profifußballer sein oder um die Welt reisen - frage mich nur, ob der Verlust der Träume uns unterscheidet.
jens tuengerthal 1.6.2017

Kinderspiel

Was leicht fällt, soll ein Kinderspiel sein, ist bis heute relativ gängige Redensart, doch stelle ich mir nichts schwerer vor, als Kind zu spielen, ohne es noch zu sein.
jens tuengerthal 1.6.2017

Kindheiter

Viele erinnern die Kindheit als fröhliche Zeit unschuldiger Träume und harmloser Spiele - sehnen sich nach dieser Heiterkeit - habe die bestmögliche Kindheit gehabt, meine Eltern haben das allermeiste richtig gut gemacht, denke dankbar zurück - nur unschuldig waren meine Träume damals so wenig wie heute, die Dramen waren kleiner, die gefühlten Katastrophen größer, fühlte mich häufiger in unübersichtlicherer Welt verloren als heute und so frage ich mich, ob die anderen nur verklären oder ich das Beste daran übersehen habe, wie ein Leben ohne Sex und Drogen besser sein kann.
jens tuengerthal 1.6.2017

Kinderhaben

Kinder haben, kann ein so großes Glück sein, dass es die Anstrengung und Sorge dafür meist aufwiegt und immer wieder sich welche verführt sehen, mehr davon haben zu wollen, auch wenn noch unklar ist, was aus dem einen wird und dies Haben, wenn es gelingt notwendig ein Loslassen bedingt - so scheint manches gegensätzlich und paradox aber wohl darum ganz natürlich, da wir Leben nicht besitzen können - dahingestellt ob nun unser Denken der Natur widerspricht oder wir nicht merken, was natürlich ist und alles gut so ist.
jens tuengerthal 1.6.2017

Kindermachen

Vor dem Kinder haben, steht das Kindermachen, was schon an sich ein solch beglückender und befriedigender Vorgang ist, dass alles in seinem Lichte betrachtet, schön sein müsste - zumindest, wenn es so ist - noch ist mir unklar inwieweit sich der Grad unkeuscher Lust vorab auf die Schönheit der Kindheit auswirkt - ist es wie bei Waren aus der Manufaktur oder vom Fließband oder müssen wir das Ergebnis gegen alle Natur unabhängig von seiner Herstellung betrachten und so weiß ich eigentlich nichts vom Anfang.
jens tuengerthal 1.6.2017

Kinderglück

Das Glück ein Kind zu sein, wissen oft die am wenigsten zu schätzen, die es noch selbst betrifft, während es all jene, die meinen es hinter sich zu haben, zur Verklärung neigen - bis heute ist mir unklar welches Bild der Kindheit weniger realistisch ist.
jens tuengerthal 1.6.2017

Buchverhandlung

Der Buchhandel verkauft Träume in Formen der Planwirtschaft, überlebt als Kulturoase, die auf dem Markt bestehen muss und steht so zwischen allen Stühlen, ist nichts ganz und wäre zugleich gern von allem etwas - dies Sein desillusioniert beim Blick hinter die Kulissen eines auch nur Ladens und lässt andererseits alle Liebhaber weiter träumen, so sie kurzsichtig genug sind - weiß immer noch nicht, was es wirklich oder mehr ist und bleibe darum lieber ein verträumter gelegentlicher Besucher nur, statt den Traum vom Buchladen zu leben.
jens tuengerthal 31.5.2017

Mittwoch, 31. Mai 2017

Sprachbibliothek

Sind Bibliotheken die Häuser der Sprache, in denen sie wohl behütet wächst und gedeiht oder sind sie nur schöne Friedhöfe der Worte, an denen sich nichts mehr bewegt nur noch ein Erbe verwaltet wird und sind also eigentlich Behörden des Todes einer Kultur, die auf der Straße immer entsteht und gedruckt nur noch Geschichte ist.
jens tuengerthal 31.5.2017

Alphabeten

Wer betet, will sich mit seinen Worten höheren Wesen verständlich machen, holt diese damit auf sein Niveau, um mit dem Unaussprechlichen gut Leben zu können - frage mich, ob mit der Aufgabe geistiger Freiheit im Gebet, das etwas über sich sieht, was es ansprechen will , jede Kultur als eigenständige, kreative menschliche Schöpfung endet oder beginnt, das Gebet also Ein- oder Ausgang der sprachlichen Kultur ist, Hirn oder Arsch vom Wesen her näher dann und vermute immer mehr letzteres, warum es wohl seinen Status heilig schützt.
jens tuengerthal 31.5.2017

Sprachgeschichte

Sprache hat Geschichte, die uns den Weg vom Klang mit Zweck, der beim einverständlichen Stöhnen beginnt, zu den habermaßschen Diskurstheorien weist, auch wenn sie logisch mit Kant schon ihren Höhepunkt erreichte und manche meinen sie würde im Aberglauben heilig, frage ich mich, ob sie gesungen oder gestöhnt näher der Vollkommenheit der Natur ist und was mehr über unser Wesen sagt.
jens tuengerthal 31.5.2017

Buchsprache

Wer mit Büchern redet scheint gewöhnlich vielen ungewöhnlich, wer es andererseits innerlich nicht tut, war nie ein Leser und so fragt sich, ob diese eine eigene Sprache sprechen weit jenseits ihrer Inhalte, die echten Lesern vorbehalten ist.
jens tuengerthal 31.5.2017

Sprachmusik

Sprache ist Musik auch ungesungen oder atonal, manchmal mehr als melodisch, wenn wir es hören können, unabhängig vom Inhalt wird sie geäußert Klang und gelesen Notation des in Bewegung gesetzten Geistes auf den Spuren ihres Klangs - in Lyrik ist sie komponiert und gerne lassen sich manche vom Ton über Inhalte täuschen und meinen dann dieser erst mache die Musik, was Denkern oberflächlich vorkommt, scheint manch Musikern tiefere Wahrheit der gleichen Sache über die ich immer weniger zu urteilen wage und frage mich nur, wie ich zugleich völlig unmusikalisch auf diesem Instrument spiele, von dem ich so wenig weiß - ob die Ahnungslosigkeit der Grund aller Schöpfung ist.
jens tuengerthal 31.5.2017

Sprachwerkzeug

Ob Sprache Werkzeug der Verständigung oder Instrument der Virtuosen ist, hängt davon ab, wer sie benutzt, mehr noch aber wie sie genutzt werden soll und so kann das gleiche Wort je nach Absicht, Klang oder Dialekt völlig unterschiedliches bedeuten, kann Liebe liebkosen und töten, ist Werkzeug des Mörders am Schreibtisch und Laute für die Lieder der Liebenden, kann Frieden schließen und Krieg erklären - ist sie nur Mittel zum Zweck oder ein solcher an sich, frage ich mich, für das wenige, was ich an Sprachen verstehe und stoße an meine sprachlichen Grenzen, wenn ich es irgend vollständig erfassen will, benutze also halb blind eine Flöte, deren wenigste Töne ich kenne.
jens tuengerthal 31.5.2017

Dienstag, 30. Mai 2017

Transatlantisches

Merkel distanziert sich vorsichtig von den USA, Trump schimpft twitternd unberechenbar, Schulz läuft Merkel hinterher und übertreibt es, während das Weiße Haus Freundschaft und Verständnis betont und jeder sich auf seine Art zu profilieren sucht, weil Wahlkampf ist und keiner weiß, wie lange der politische Laie noch in Washington randaliert, bis er in die nötigen Bahnen findet und es weitergeht wie gewohnt, weil keiner ohne den anderen kann, wird noch manche Welle hoch über den Atlantik schwappen, die eine oder andere Küste treffen, weise wäre es wohl, dies alles mit Abstand zu betrachten und sich mehr offen zu halten, statt nun entscheidende Veränderungen zu erwarten.
jens tuengerthal 30.5.2017

Gewitterklar

Klar ist der Himmel nach dem Gewitter entladen und rein, nachdem tropischer Monsun Berlin wegzuschwemmen schien in Weltuntergangsstimmung, wirkt alles nun wie neu - manchmal braucht es Unwetter, um die Schönheit um uns zu erkennen.
jens tuengerthal 30.5.2017

Sonnenzeit

Wie natürlich lebte es sich mit der Sonne, den eigenen Rhythmus deren Auf- und Untergang anzupassen, hieße, der Natur zu folgen, doch sind wir schon unnatürlich, wenn es nicht unserer entspricht und was wäre wünschenswert, um glücklich zu sein, frage ich mich, der gern früh aufsteht und spät schläft, ob die soziale Zeit wichtiger sein könnte als die reale.
jens tuengerthal 30.5.2017

Wenigmehr

Ist weniger wirklich mehr oder bleibt es immer wenig und wann gesellt sich ein ‘zu’ hinzu, wird das Sein ohne mangelhaft und was ist die hohe Kunst der Bescheidenheit, die aus wenigem mehr Schönheit schafft, als vieler Überfluss je erreicht, frage ich mich und denke nur für das Glück gilt es mehr oder weniger nie.
jens tuengerthal 30.5.2017

Bescheidenheiter

Preußische Bescheidenheit war auch ein Produkt der Not und doch stand sie den Deutschen stets besser als großer Stolz, der schnell peinlich wird, denn wer viel leistet und dabei wenig in Erscheinung tritt, beweist mehr Größe, als wer es nötig hat, sich zu brüsten.
jens tuengerthal 30.5.2017

Geistesgröße

Größe des Geistes zeigt sich weniger im quantitativen Umfang der Fakten als im Umgang mit ihnen, in Bescheidenheit mehr als in Arroganz.
jens tuengerthal 30.5.2017

Toleranzlust

Gegenüber Spielarten der Lust sind wir relativ tolerant inzwischen, während andere Länder noch Neigungen verfolgen, wichtiger aber wäre, Lust an der Toleranz zu entwickeln, es als edel zu sehen, sich nicht zu erheben, sondern Größe sich am Grad dieser bemäße.
jens tuengerthal 30.5.2017

Montag, 29. Mai 2017

Volksfestlich

Die Empfindungen für das, was ein Fest ist, unterscheiden sich im Volk sehr weit, warum Volksfeste immer nur einen Teil begeistern, während Rockfestivals teilweise einen anderen belustigen, vergnügen sich Bildungsbürger gern still in Museen und Konzertsälen und fühlen sich dabei festlich erhoben - wo zwischen Ballermann, Oktoberfest, Wacken, Fußballstadion, Fanmeile Nationalgalerie und Philharmonie ist das Volk hierzulande zuhause und gibt es überhaupt das Volk oder leben einfach verschiedene Stämme in zufälligen Grenzen, die nichts sonst teilen als eine sich unverständlich bleibende Sprache.
jens tuengerthal 29.5.2017

Helenengesang

Der Gesang der Helene mag als Schlager wohl manch Volkes wahrer Himmel sein, doch drückt der Star als Pausenclown unabhängig von ihrer sonst Rolle als Musikerin aus, welch Geschäft der Volkssport Fußball längst wurde und so sind die Pfeifkonzerte auf den Rängen auch Ausdruck eines Freiheitskampfes gegen die Eventisierung allen Lebens.
jens tuengerthal 29.5.2017

Seesucht

An heißen Tagen steigt die Sehnsucht nach dem Wasser - dort zu liegen und zu genießen, was ist, scheint als Lebensinhalt genug, als wären zarte Wellen an kleinen Seen das Meer in uns, lägen wir nicht gedrängt wie Sardinen näher uns, als wir alltäglich zuließen.
jens tuengerthal 29.5.2017

Hofgezwitscher

Laut zwitschern die Vögel im sommerlichen Frühling seit der Morgendämmerung im  Hof, bevor diese begann, waren die vögelnden Nachbarn zu hören und so hat jede Gattung ihre Zeit, auch wenn es immer um das Gleiche geht.
jens tuengerthal 29.5.2017

Verschlafenszeit

Es steigt die Sorge über verschlafene Stunden bei mir mit dem Alter, als liefe die Zeit davon, wenn ich nichts tue, als mich vom vorher nichts zu erholen - auch wenn nie etwas schöner ist, als dies zu zweit zu tun und manch ältere Freunde sich nach Schlaf sehnen, scheinen mir vier bis fünf Stunden am Stück schon zu viel angesichts der Bücher, die noch auf mich warten und der Worte, um die ich ringe, fürchte ich, zu viel zu verschlafen - vielleicht sollte ich mehr an Jünger und seine Traumstudien denken, um auch diese Zeit genutzt zu empfinden, was aber einen Kontrapunkt zur eigentlich Erholung darstellte und den Genuss am Nichts minderte und vielleicht liegt die Wurzel der Unruhe darüber schon im Wort Verschlafen, wie verpasst mit ver- beginnend und so nehme ich mir vor, mehr den Augenblick zu genießen, statt mehr zu erhoffen, zufrieden zu sein, mit dem was ist, da ich dann nie mehr etwas verpassen kann - mal sehen, ob es gelingt zu genießen, oder ich es nebenbei dann verschlafe.
jens tuengerthal 29.5.2017

Sonntag, 28. Mai 2017

Freimut

Erfordert Freiheit Mut oder wäre natürlicherweise die Angst vor ihrem Verlust größer als alles, was zu ihrer Erhaltung nötig ist und sind wir dann mutig oder verhalten wir uns nur naturgemäß, könnte die Gratwanderung sein, bei der wir unser Glück mit Freimut finden, wenn wir es wagen dabei glücklich zu sein.
jens tuengerthal 28.5.2017

Mutmacher

Macht Mut wer Angst nimmt oder wer sie besiegt, ist mutig nur wer sich dem Kampf stellt, um zu siegen oder wer vor nichts je Angst hatte, ist unsere Existenz notwendig dialektisch und nur Überwindung lässt uns wachsen oder kann Mut machen, wer keine Angst kennt und könnte es mehr eine Frage der Freiheit als der Dialektik sein, frage ich mich und überlege nur, ob ich mutig genug bin, es für mein Leben offen zu lassen, weil machen wichtiger als haben sein könnte.
jens tuengerthal 28.5.2017

Angstmacher

Die Angst ist ein Geschäft, an dem viele verdienen - gut scheint, wer dagegen helfen will, Mut macht, fraglich nur, was wer mit welchem Hintergrund wie bewertet und wer gerettet werden soll - ist wer sein Volk retten will ein Guter oder umgekehrt jeder böse, der Angst vor anderen predigt, verbieten sich einfache Antworten immer oder ist sofort klar, wer die Angst nur missbraucht und welcher Mut tut gut, frage ich mich und fürchte, machte ich mir klar, wie unklar alles ist, könnte es Angst machen, wäre es nicht so unvernünftig.
jens tuengerthal 28.5.2017

Wahrheiter

Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners und alles ist relativ, schien mir sicher, wie Natur gemeinsam mit der Erkenntnis meiner eigenen Grenzen mir bewusst machte, wie wenig ich wissen kann - wäre ich weise, ließe ich es dabei und doch sehe ich, wie die Verdrehung von Fakten und die Relativierung der Wirklichkeit aus politischen Gründen die eigentlich Weisheit der Bescheidenheit zur Gefahr macht, weil sie unsere Werte relativiert und damit eine friedliche Existenz im Geist der Toleranz, denen sie Angst gegenüberstellt als Triebmittel von Neid und Intoleranz, infragestellt und frage mich, wie dem vernünftig Grenzen gezogen werden können.
jens tuengerthal 28.5.2017

Freihändel

Freihandel ist gut und Protektionismus schadet der Freiheit aller, was klar sein sollte, wären wir nicht alle in eigenen Wünschen gefangen, welche die Freiheit kleiner erscheinen lassen im Vergleich zum erhofften Vorteil und so werden wir alle so kurzsichtig, wie die Politiker, die sich für immer anstehende Wahlen anbiedern wollen mit dem Schutz ihrer Wähler und darum für die Sicherung ihrer Position ihre größte Aufgabe die Verteidigung der Freiheit opfern, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden von noch ängstlicheren Wählern.
jens tuengerthal 28.5.2017

Samstag, 27. Mai 2017

Stimmungswandel

Am selben Platz im Café am Nachmittag oder Abend mit Unterbrechung zu sitzen, verändert mehr die menschlichen als die Lichtverhältnisse um und in uns.
jens tuengerthal 27.5.2017

Elitenherrschaft

Wer die Herrschaft einer geistigen Elite von Glasperlenspielern aus dem Elfenbeinturm der Demokratie vorzieht, weil diese vernünftigerweise klüger als die Masse wären, einem geistigen Adel das Wort redet, vergisst, welch höhere Begabung darin liegt, sich auch bei der Masse wie unter den Eliten der Parteien durchzusetzen, statt ohne Anforderung, sie zu erben - warum die Demokratie sich ihrer Natur nach selbst optimiert, so schlecht sie ist.
jens tuengerthal 27.5.2017

Demokratiewert

Hat Demokratie einen Wert oder beugt sie sich nur vor der Masse, der sie Stimme gab, fragt sich der Illusionist, als käme es auf etwas anderes als das optimale Funktionieren der Ökonomie je an, was nur die Demokratie ihrer Natur nach gewährt und damit alle weiteren Fragen erübrigt.
jens tuengerthal 27.5.2017

Leserlust

Lesen heißt, sich in eine enge Beziehung mit jemand Gebundenen zu begeben, warum diese Lust so abenteuerlich ist und zugleich unerreichbar bleibt.
jens tuengerthal 27.5.2017

Kunstgenuss

Vielfältige Kunst kann auf viele Art genossen werden - dauerhaft höchsten Genuss verspricht jedoch, die Kunst zu genießen, zu vervielfältigen.
jens tuengerthal 27.5.2017

Sommerlust

Die Lust des Sommers wächst mit der Tiefe gewährter Einblicke so rasch, wie sie umgekehrt sich schneller in der Hitze erschöpft, ist mehr Rausch als Erfüllung.
jens tuengerthal 27.5.2017

Freitag, 26. Mai 2017

Rauschwelt

Wir berauschen uns in Gesellschaft, um frei zu sein, werden auf uns zurückgeworfen und sind dann wieder allein mit dem Anderen in uns - vielleicht ist es ohnehin viel interessanter die vielen in uns kennenzulernen, als alle beim Berauschen erhoffte Gelegenheiten.
jens tuengerthal 26.5.2017

Glaubenswert

Der Wert des Glaubens für das Glück besteht darin, wenn wir seinen Konventionen folgen, dem von ihm beschworenen Unglück entgehen zu können - unterlassen wir dies, ist es folgenlos - nur die Angst geht uns ohne ganz verloren.
jens tuengerthal 26.5.2017