Montag, 6. Februar 2017

KMG 004

Weltvernunft

Es war einmal ein alter König, der viele Schlachten geschlagen und die meisten gewonnen hatte, warum er in dem Ruf stand unbesiegbar zu sein. Er hatte den Gerüchten ihren Lauf gelassen, weil sie verhinderten, dass neidische Nachbarn ihn angriffen. Die Schatzkammern des Reichs waren voller Gold und gefüllt mit den seltensten Kuriositäten aus aller Welt. Der König verbrauchte fast nichts, weil er nur noch eine winzige Armee brauchte, nachdem er als unbesiegbar galt. Auch liebte er seine Frau, mit der er vier Kinder hatte, so sehr, dass er neben ihr keine Mätressen mehr wollte, die mit ihren Wünschen noch bei seinem Vater den halben Haushalt aufzehrten, dafür das Kunsthandwerk in seinem Reich zu hohem Ruhm gebracht hatten. Davon profitierte sein bescheidener Sohn nun sehr.

Sein Reich lieferte Schmuck und Porzellan, sowie Uhren und andere an den Höfen geschätzten Feinheiten, mit denen die Mätressen aller Orten konkurrierten und um deretwegen sich manche Herrscher in größere Ausgaben stürzten, als sie einnehmen konnten und darum bei den Banken Schulden machten. Der einzige Luxus, den sich unser alter König manchmal gönnte, waren schöne Bücher, doch musste er sie selten bezahlen, weil ihm seine Königskollegen zur Begleichung ihrer enormen Schulden immer schon als Anzahlung oder auch nur, um ihren Gläubiger milde zu stimmen, ihre prächtigsten Bände schenkten und die königliche Bibliothek war längst mit den kostbarsten Schätzen gefüllt, die ein Liebhaber schöner Bücher, sich nur denken konnte und wenn der König das Gefühl hatte, nun sei es genug, ließ er einige der kostbaren Bände auf die kleineren Bibliotheken seines Landes zur Ausstellung verteilen oder sie verkauften zehn alte Bücher für fünf Uralte, für die sie wiederum im Tausch zwei kostbare Handschriften erhielten und so erhöhte sich der Wert bei reduziertem Umfang, was dem sparsamen König gefiel.

Nie war er geizig gewesen, wie jener Soldatenkönig nebenan, der am Essen geizte und an allem auch für seine Kinder sparte, nur in seine langen Kerls unendlich viel investierte. Es war alles so gut und vornehm, wie es von einem König erwartet werden konnte. Kamen Staatsgäste, wurden sie auf das beste bewirtet und blieb etwas übrig, ließ der König es unter den Armen auf der Straße verteilen, damit alle satt würden. Doch wenn er nicht repräsentieren musste, hatte er mit seiner Frau und den Kindern in einem kleinen Landhaus gelebt, wo sie sich aus ihrem Garten auch ernähren konnten und die Königskinder auch das einfache Leben kennenlernten. So wurde das große Schloss nur an ganz wenigen Tagen geheizt und der König sparte in seiner bescheidenen Art immer mehr, was er als verantwortungsvoller Vater und Landesvater gut und sicher anlegte, statt Schulden zu machen.

Nach wenigen Jahren schon, hatte der König die Schulden seines Vaters getilgt und konnte nebenbei noch die Armee verkleinern, weil er mit allen Nachbarn, die ihn als tapferen Feldherren aus dem großen Krieg kannten und fürchteten, in Frieden lebte und behielt so immer mehr übrig, was er wiederum von seinem weisen jüdischen Bankier gut investieren ließ. Diesen zu vertrauen, hatte sich als weise und wertvoll erwiesen. So wuchs das Vermögen des Reichs immer mehr. Er investierte in Gold und Wertpapiere, kaufte auch Schuldscheine von Nachbarstaaten, die ihm gefährlich schienen in ihren Absichten, um sie damit im Notfall ruhig halten zu können.

Alles war auf das Beste bestellt im Reich. Es gab neue Straßen und Schulen, die Bewohner waren gebildeter, als die der Nachbarländer und fertigten so zwar etwas teurere aber auch langlebigere und bessere Produkte, warum auch die Exporte ständig wuchsen. Gleichzeitig hatte der König mit wachsendem Vermögen die Steuern immer weiter gesenkt, weil er ja nicht unendliche Überschüsse bräuchte und die Menschen lieber mehr Geld in den Händen halten sollten, statt es zu sparen, es auf den Markt bringen würden.

So geschah es also und die Wirtschaft florierte nach Innen wie nach Außen, die Lage war ruhig, die Versorgung der kommenden Generationen durch verantwortungsvolle Rücklagen gesichert, alles schien in diesem Reich in bestmöglicher Ordnung. Der König herrschte aufgeklärt, ließ sein Volk sich auf den meisten Ebenen selbst verwalten und belohnte gute Ideen und Engagement mit Steuernachlässen oder erhöhtem staatlichen Einkommen.

Diese Idee war ihm irgendwann gekommen, als allein durch den nur Zinsdienst der Nachbarländer auf ihre Schulden, die Schatzkammern schon überfüllt waren und die Exporte immer noch so viel größer waren als die Importe und der Konsum in seinem Land. Seine Ökonomen hatten ihm geraten, hier für Ausgeglichenheit zu sorgen, um die Stabilität auf Dauer garantieren zu können.

So hatte jeder Bürger des Reichs ein Grundeinkommen von seinem König, wer mehr verdiente, zahlte bis zu diesem Betrag keine Steuern und sparte im übrigen für schlechte Zeiten, in denen dann ausgeglichen wurde. Dadurch kauften die Leute mehr ein, waren fröhlicher und gönnten sich gerne etwas auch in den feinen Geschäften der Hauptstadt. Es ging ihnen ja gut, sie hatten genug, der Staat war sparsam und bescheiden, wie es ein Staat mit fremdem Geld immer sein sollte, dachte der König, der dies alles ganz normal und nicht der Rede wert fand.

Manchmal versuchten die einen oder anderen Firmen, den König zu ganz großen Investitionen zu überreden. Eine Chance hatten sie nur, wenn sie einen realen Gewinn brachten und nicht nur kosteten. Der König haushaltete in seinem Land wie eine schwäbische Hausfrau, wie seine Spötter zu sagen pflegten - aber er tat es so gut und sicher, dass alle davon in den Jahrzehnten seiner Herrschaft profitiert hatten. Es war alles gut, vernünftig und wohl geordnet und die Untertanen wünschten sich, es möge noch die nächsten hundert Jahre so weitergehen.

Doch der König wurde älter und älter, seine Augen ließen nach und er bekam immer schlechter Luft, wenn er in den Turm seiner Privatbibliothek stieg, brauchte er immer eine Pause zwischendurch und hatte sich darum einen Stuhl mit Büchern auf jede Zwischenetage stellen lassen. Sein Herz schlug noch, aber manchmal nicht mehr so, wie es sollte, darum musste er überlegen, wie es nach seinem Tod weiterginge und was er noch dafür tun konnte, dass alles in bester Ordnung blieb, wie es war.

Seine jüngste Tochter schien ihm am besten geeignet. Sie lebte wie er, liebte die Bücher mehr als den Luxus, war mit wenig zufrieden und im ganzen Volk beliebt. Doch nach dem alten Hausgesetz, nachdem auch er schon vom Vater erbte und dieser von seinem und so seit unendlich vielen Generationen im ganz frühen Mittelalter, erbte der älteste Sohn zuerst und wenn es keinen Sohn gab, immer die ältere Tochter vor den jüngeren Töchtern.

Die beiden großen Schwestern und der älteste Sohn waren auch gute Kinder, nur waren sie nicht bescheiden und sparsam, sondern liebten auch den Luxus, wie es viele Königskinder auf der Welt tun. Auch in der Wirtschaft, die der Sohn an großen Universitäten studiert hatte, sahen sie vieles ganz anders als die Jüngste, von der sie immer sagten, sie verstünde es nicht.

Schulden seien gut und notwendig, um in die Zukunft zu investieren, zahlten sich später aus und so verplanten sie auch ihr privates Geld weit über ihre Mittel, ließen anschreiben bei den Händlern im Reich. Diese wussten, irgendwann bekämen sie ihr Geld, war nur noch eine Frage der Zeit und Gläubiger des Kronprinzen zu sein erhöhte ihre Chancen Hoflieferant zu  werden deutlich, was ihnen noch mehr Prestige gäbe als nun schon als Lieferanten des Kronprinzen, dessen Wappen sie aus Dank für ihre Großzügigkeit zu Werbezwecken benutzen durften.

Der König wollte keine Schulden machen, sah den Schatz als Sicherheit für alle in der Zukunft an, die sein Sohn mit seinen neumodischen Ideen nun zu gefährden schien. Im Volk war der Kronprinz beliebt, weil er sehr großzügig mit dem Geld war, dass er noch nicht hatte, versprach viel zu investieren, wenn er erst König wäre und in der Hoffnung dabei bedacht zu werden, beschenkten ihn viele Unternehmen großzügig, was sein Vater nie angenommen hätte, um frei zu bleiben in seinen Entscheidungen.

Natürlich konnte der König als König sein Testament ändern, die jüngste Tochter als Erbin einsetzen und die anderen enterben, doch müsste er dafür begründen, warum er vom alten Recht abweicht und warum die anderen es weniger als die  Jüngste verdiente, die doch dem Recht nach erst an letzter Stelle zum Zuge käme als Erbin.

Keinesfalls wollte er Streit unter seinen Kindern säen und wusste doch, täte er, was er einzig für vernünftig hielt, würde er drei für eine vor den Kopf stoßen und er liebte doch alle seine Kinder gleichermaßen, dachte er zumindest, sollten sie jedenfalls denken, wollte er doch immer gerecht sein.

Eine schwierige Situation für den König, er wusste nicht, wie er sich nun entscheiden sollte. Eigentlich ging es ihn ja nichts mehr an, wenn er tot war, was sollte er sich Sorgen machen, sagte er sich. Er hatte seine Pflicht getan und was nach ihm kam, ging ihn nichts mehr an. Doch er konnte nicht so denken, sie trugen seit Jahrhunderten Verantwortung für dies Reich - müsste er doch nicht sterben, dachte der König, könnte er noch dreißig Jahre leben, löste die Natur vielleicht all seine Probleme von alleine, war doch die jüngste Tochter fast zwanzig Jahre jünger als ihr ältester Bruder.

Doch waren dies nur Märchenträume, er würde bald sterben, weil er schon alt war und es war müßig, weiter auf ein Wunder zu hoffen. Entweder er hörte auf, sich Gedanken über die Zeit nach seinem Tod zu machen, weil sie ihn nichts mehr anging und er alles so gut wie möglich gemacht hatte, oder er suchte sich Hilfe.

So ließ er den Mönch rufen, der ihn schon beim Wetterdienst so weise beraten hatte und schilderte ihm seine Lage, die ausweglos schien, zum Wohle des Landes und nach seinem Gewissen, müsste er sich in seinen letzten Tagen mit seiner Familie überwerfen, die er doch über alles liebte und der er nie böse wollte.

“Was soll ich also tun, wenn Pflicht und Gefühl verschiedene Wege gehen und ich doch auch weiß, es geht mich nichts mehr an, was nach mir kommt?”
“Ihr kennt sicher die Sage vom weisen Nathan, die er dem Sultan erzählt, als dieser nur einem seiner Söhne, den Ring vererben kann, der beliebt und glücklich macht und ihn zu einen guten Herrscher macht?”
“Wie er die drei gleichen Ringe fertigen lässt, die kein menschliches Auge mehr unterscheiden kann?”
“Genau die Majestät.”
“Aber ich habe nur eine Krone und ein Reich und kann es nicht in vier Teile teilen, das wäre gegen das Recht und nutzte niemandem.”
“Ihr könnt aber die Krone demjenigen vererben, der sich als weisester Herrscher erweist und der als bester daran erkannt wird, dass er vom Volk am meisten geliebt wird.”

Der König schaute den Mönch an, als hätte er den Verstand verloren und schüttelte den Kopf, dachte aber noch einen Moment nach, bevor er weitersprach. Wie hatte der Mönch das nur gemeint, fragte er sich und da kam ihm eine Idee, die allerdings ähnlich absurd schien.

“Ihr meint ich soll Wahlen zum König abhalten lassen und das Volk, ließe sich nicht von den Versprechungen meines Sohnes verführen?”
“Was würde euch glücklich machen, solange ihr lebt?”
“Mit meiner Familie in Frieden leben und mein Reich in guter Sicherheit zu übergeben.”
“Aber das tut ihr doch, wenn ihr nichts ändert, was macht ihr euch also Sorgen?”
“Weil ich weiß, dass mein Sohn mit den großen Schwestern bald die Finanzen ruiniert, weil  er und die älteren Schwestern unbescheiden sind.”
“Geht euch noch etwas an, was nach euch kommt, wenn ihr nicht mehr seid?”
“Dann nicht mehr, auch der Tod geht mich nichts an, wir kennen unseren Epikur - aber ich treffen jeden Tag Entscheidungen, die länger wirken können und sollen, als ich lebe. Jede dieser Entscheidungen, will ich so treffen, dass sie das Beste für mein Reich und mein Volk ergibt und danach, müsste ich mein Testament ändern, womit ich nicht mehr in Frieden gehen könnte.”

Er schaute den Mönch fassungslos an, hatte er alles vergessen, was sie in den letzten Jahren schon zur Sicherheit geplant hatten, dennoch versuchte er, ruhig zu bleiben, um es ihm nochmal zu erklären. Warum nur verstand ihn keiner mit seinen Sorgen, grübelte er dabei.

“Habe es längst in die Verfassung schreiben lassen, dass wir unser Vermögen weiter mehren wollen und der Staatsschatz nicht angerührt werden darf.”
“Aber weil euer Sohn versichern wird, seine Pläne würden für erste Schulden den Reichtum um ein vielfaches erhöhen, könnte er jedes Gesetz umgehen und schauen wir auf die Gewinne der Börsen und Banken, wird er viel Zustimmung finden.”
“Wie gut, ihr versteht mich doch noch.”
“Weiß ich nicht, denn ich sehe keinen Grund zur Sorge für euch, wenn ihr alles getan habt, was ein Mensch in seinem Leben tun kann, habt ihr es gut gemacht und könnt in Frieden gehen, wenn es soweit ist.”
“Aber ich erwarte von mir, dass ich mein Reich denen überlasse, die es so weiterführen, wie ich es tat und unseren Reichtum mehren, damit weiter alle in Frieden leben können. Auch meine jüngste Tochter, die ich gerne als Königin hätte, erwartet nichts von mir, keiner außer euch weiß von meinen Sorgen.”
“Eben und also steht  ihr vor der Wahl, ob ihr die Macht abgebt, damit andere sie in eurem Sinne weiterführen, solange ihr lebt oder euch nicht weiter, um das was nach euch kommt, zu kümmern.”
“Die Macht abgeben?”, der König rang um Worte, so erstaunt war er über den Vorschlag, “Aber was bliebe dann von meinem Erbe? Wäre es nicht, als enterbte ich meinen Sohn doch, wäre nur zu feige, es zu sagen?”
“Ihr müsst tun, was ihr meint, tun zu müssen, ob ihr es zu Lebzeiten offenbart, ist eure Entscheidung. Euer Sohn könnte König werden und dennoch keine Entscheidungen mehr über Finanzen treffen, wenn ihr diese Aufgaben delegiert und das Reich zu einer Republik mit König machtet.”
“Wer sagt mir, dass sich das Volk nicht dennoch zur falschen Finanzpolitik verführen ließe?”
“Ist es leichter ein ganzes Volk oder einen Menschen zu verführen?”
“Natürlich ist es leichter, wenn es nur um einen geht.”
“Wäre eure jüngste Tochter darum für die Verführung der Ideen ihres Bruders nicht gefährdeter als das ganze Volk?”

Der König dachte nach und merkte, wie ihm Zweifeln kamen. Er dachte an die Populisten und wie leicht die Masse verführbar war, wenn ihnen nur einer das blaue vom Himmel versprach und sein Sohn konnte gut reden. Doch warum seine eine Tochter, sich stärker gegen die Verführung mit den Ideen ihres Bruders wehren sollte, als ein ganzes Volk mit vielen klugen und nachdenklichen Menschen, konnte er nicht beantworten.

“Ihr vertraut der Masse mehr, als ich meiner Jüngsten trauen soll?”
“Sie ist eine, wenn es auf eine allein ankommt, kann viel passieren. Das Risiko ungewollter Veränderungen nimmt ab, um so mehr darüber bestimmen dürfen.”
“Soll ich also am Ende meiner Herrschaft mein Königreich aufgeben und die Macht dem Volk geben, meinen Sohn damit enterben? Wie soll ich da in Frieden mit meiner Familie gehen - so vernünftig die Idee sein mag, löst sie meinen doch Konflikt nicht. Diese Menge mit vielen völlig ungebildeten Menschen, soll klüger als mein Kind sein?”
“In der Masse sind die klügsten wie die dümmsten gleich und alle wollen glücklich und in Frieden leben - wem, wenn nicht einem ganzen Volk, wollt ihr vertrauen, wenn es um die Zukunft gehen soll, in der sie leben?”

Die Ideen waren revolutionär, eigentlich nicht erwünscht am Hof, aber sie waren klug und einleuchtend und er vertraute dem Mönch schon lange als Ratgeber. Dennoch versuchte er die für logisch erkannte Idee ein wenig einzuschränken.

“Sollte ich vielleicht erstmal nur die Professoren wählen lassen?”
“Es änderte nichts und machte das System nur anfälliger als die Demokratie.”
“Aber dann raube ich meinem Sohn die erhoffte Macht und meine Familie wird mir zürnen. Dann ginge ich in Streit und Unfrieden.”
“Es sei denn euer Sohn selbst, führt als euer Erbe die Republik ein, weil ihr ihn dafür einsetzt.”
“Er soll sich vom absoluten Herrscher freiwillig zum Repräsentanten machen lassen, all seine Pläne aufgeben?”
“Vielleicht könnte er die republikanische Bewegung sogar anführen, er ist ja modern, jung und aufgeschlossen für viele neue Ideen, auch wenn ihr nicht alle davon schätzt.”

So hatte er es noch nicht betrachtet. Nur würde sich sein Sohn an die Vorgaben halten, die Republik einzuführen, konnte er sicher sein, dass ein Parlament seine sparsame Haushaltspolitik voller Verantwortung für kommende Generationen weiter trug - er wusste es nicht und ihm fehlte das Vertrauen in die Intelligenz der Masse, die es schon richtig machen würde, weil sie träge war und jeder wollte, dass es ihm so gut wie möglich ginge.

“Aber schaut euch an, wie leicht sich Massen verführen lassen, wo soll das nur hinführen?”
“Besteht diese Gefahr in der Monarchie weniger?”
“Bei einer klugen sparsamen und bescheidenen Königin nicht.”
“Ihr glaubt immer noch, eine die ihr kennt, sei klüger als die Summe aller und weniger auch von ihren großen Geschwistern verführbar, denen ja keiner böse will, als ein ganzes Volk, dass sich seiner Freiheit als Geschenk bewusst ist?”

Der König zögerte einen Moment - ja, er dachte seine Tochter, würde es besser machen und wäre weniger verführbar als die Masse, die manipulierbar war. Nur war die Masse genauso manipulierbar, wenn er seinen Sohn enterbte, der ja sehr beliebt war, eine Revolution auslösen könnte, genau wie andere Bewegungen im Volk, die es ja auch längst gab, die nur nie zu einer Gefahr oder Mehrheit wurden, weil es allen gut ging, wie es war.

“Soll ich meinem Sohn die Macht übergeben, damit er die Republik einführt? Wird er das machen und wollen?”
“Wenn die Leute das beste Boot bauen sollen, musst du nicht ihnen nicht die besten Bücher dazu geben, sondern sie die Sehnsucht nach dem Meer lehren.”
“Ja, ich kenne das Zitat von Saint Ex’, aber wie soll ich ihm die Sehnsucht danach geben, seine Macht aufzugeben?”
“Wollen wir nicht alle immer das Beste und in Frieden leben, wie wir es nur können?”
“Aber warum sollte er aufgeben, wonach er sich schon so lange sehnt, um alles verändern zu können in seinem Sinne?”
“Weil er begeistert die demokratische Bewegung mittragen, euch die Republik abringen und sich großartig fühlen wird, wenn er von sich sagen kann, er hat seinem Volk die Freiheit geschenkt.”

Die Zweifel und der Widerstand in ihm schwanden, vielleicht wäre das eine Idee - plötzlich kam ihm ein Verdacht, was, wenn der Sohn längst Teil einer großen Verschwörung gegen ihn wäre, sein Vertrauter vielleicht auch, sie ihn zur Aufgabe der Macht nur überreden wollten, all die Sorgen, die jeden Mächtigen umtreiben.

“Ist er schon in der demokratischen Bewegung?”
“Sicher nicht direkt aber das wären Kleinigkeiten und mit diesem Kopf an ihrer Spitze, würde sie schnell das ganze Reich begeistern.”
“Ja, begeistern kann er die Leute, auch wenn ich von seinen Plänen bisher nicht viel hielt.”
“Würde der Berater seines Vaters, ihn im Vertrauen an die Spitze dieser Bewegung stellen, die sich gegen eure Herrschaft richtet und bei der ein Mann, der viel mit dem Volk spricht, ihn zum Führer macht, würde die Flamme der Demokratie bald im ganzen Land brennen.”

Er war sich noch nicht ganz sicher, ob er nicht doch Opfer einer Verschwörung wurde und auf etwas reinfiel, was von langer Hand erdacht war, selbst zum Instrument wurde - aber, wenn es so wäre, bliebe es dennoch der vernünftigste Weg und um was ging es als seinen Frieden?

“So muss ich den eigenen Sohn in den Kampf gegen meine Herrschaft hetzen, damit ich in Frieden gehen kann?”
“Dann erst könnt ihr in Frieden gehen und ihm die Macht übergeben, der die Demokratie im Rechtsstaat einführte. Für den Rest und die Kontinuität wird der Wohlstand aller sorgen, den sie gern behalten wollen und die gute Bildung, die ihr schon lange eurem Volk schenkt.”
“So würde ich zum Anstifter der Revolution gegen meine Herrschaft.”
“Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.”
“So sagt es der Neffe zum Leoparden in Tomasi di Lampedusas genialen Roman Der Leopard, ich weiß, ihr zitiert es gern - etwas wehrt sich in mir noch dagegen, aufzugeben, was ich von den Vorfahren erbte - aber ich widerspreche euch nicht und wenn mein Sohn als Revolutionär kommt, werde ich nicht gegen ihn kämpfen, sondern den Dingen ihren Lauf lassen.”
“Vielleicht seid ihr damit der weiseste Herrscher aller Zeiten und erlangt viel mehr Unsterblichkeit, als ihr euch verzweifelt wünschtet…”

Der König schaute den Mönch fassungslos an, woher kannte dieser jeden seiner geheimsten Gedanken, die er nie geäußert hatte -  er wusste es nicht, vermutlich konnte er in ihm lesen wie in einem Buch.

“Woher wisst ihr, ich meine, wie kommt ihr darauf?”, begann er fast stotternd.
“Weil jeder Mensch, es in eurer Situation  denken würde, es liegt ja nahe.”
“Dann macht, was ihr für nötig haltet, werde mich dem fügen und kann dann in Frieden gehen, ohne etwas entschieden zu haben - wenn das Weisheit sein soll, nehme ich es hin.”
“Die Dinge nicht ändern und weiter beherrschen und kontrollieren zu wollen, zeugt von großer Weisheit. Was mehr könnte ein Mensch, sich zum Abschied wünschen als die große Freiheit, gehen zu können, wenn es soweit ist?”
“Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert. Ja, lassen wir die Dinge ihren Lauf nehmen, mehr kann ich nicht entscheiden.”
“Verneige mich vor eurer Weisheit und werde mich nach Kräften bemühen.”

So beschlossen der König und der Mönch die Revolution, für die sie nichts taten, als der Freiheit ihren Lauf zu lassen und wenn sie nicht gestorben sind, blieb alles, wie es ist, weil sich alles veränderte.
jens tuengerthal 5.2.2017

Samstag, 4. Februar 2017

KMG 003

Märchenglaube

Es war einmal ein alter weiser Mann, der lebte in einer Hütte im Wald und die Menschen aus den Dörfern nahe dem Wald brachten ihm Essen in sein Heim, so dass es ihm an nichts mangelte. Besonders die Bauern suchten ihn gern auf, wusste er doch aus dem Gefühl, wie das Wetter würde, ob Unwetter drohten und wie lange sie das Heu stehen lassen konnten. Meist hat er richtig gelegen mit seinem Gefühl und die wenigen Ausnahmen galten als Gottes Wille, gegen den auch ein alter weiser Mann nichts tun konnte.

So sagte er über Jahre immer wenn die Bauern kamen, was seine Knochen ihm sagten, wie das Wetter würde, bekam dafür von den Bäuerinnen oder Mägden gutes Essen gebracht auch im Winter, wo es seine Vorhersagen nicht brauchte, weil keiner aufs Feld ging. Die Höfe in den Dörfern wechselten sich ab mit ihrem Besuchen und wenn die Bauern zwischendurch eine Auskunft brauchten, kamen sie selbst vorbei und tranken einen Schnaps mit dem alten weisen Mann, der immer fühlte, wie das Wetter würde.

Eines Tages kam es aus heiterem Himmel zu einem schlimmen Unwetter, das fast die gesamte Ernte zerstörte. Wut und Entsetzen in den Dörfern war groß. Wovon sollten sie nun leben, womit ihren Zehnten bezahlen, wenn es nicht mal zum überleben noch reichte. Und so vergaßen sie auch für einige Tage, während sie ihre Dörfer aufräumten und vom Schlamm befreiten, den Alten. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und schleppte sich auf Krücken in das nächste Dorf.

Weil der Alte schon lange nicht mehr so weit gelaufen war und wirklich schon sehr alt war, brauchte er lange. So wurde es schon dunkel als er die ersten Häuser erreichte und dort an die Türen klopfte. Und da keiner an ihn dachte und ihn keiner mehr hatte laufen sehen seit vielen Jahren, erkannten sie ihn nicht gleich, denn es kannten ihn ja viele nur aus den Erzählungen der Bauern und Mägde. So erschraken die Menschen vor dem wilden bärtigen Alten, der an Krücken gehumpelt kam und die Knechte jagten ihn mit den Hunden davon, bis eine Bäuerin es sah, ihn erkannte, sich ein Herz nahm und ihn in ihr Haus bat.

Sie hatten ihn alle vergessen und wenn sie einen Moment daran dachten, hofften sie, die anderen würden für ihn sorgen. So bekamen manche nun ein schlechtes Gewissen, weil sie ihren guten Alten fast hätten verhungern lassen und sie teilten das wenige, was ihnen nach dem schlimmen Unwetter geblieben war mit ihm und hofften auf bessere Zeiten.

Einige aber fragten ihn, warum er ihnen das Unwetter nicht vorausgesagt und so schlimmeres verhindert hätte. Ihnen sagte er immer wieder, ich sah und fühlte es nicht, der Wechsel war so plötzlich, es kam aus heiteren Himmel und war nicht spürbar.

Dann war das eben so, dachten die Bauern, sonst lag er ja meist richtig und war ein wichtiger, guter Ratgeber für sie und dabei beließen sie es und beschlossen, ihn weiter zu versorgen. Für Unglücke konnte keiner was.

Da ließ der König, zu dessen Ländereien auch die Dörfer gehörten in denen es so schlimme Verwüstungen gegeben hatte, dass sie um Erlass ihres Zehnten gebeten hatte, der ihnen gewährt wurde, die klügsten Männer seiner Universitäten kommen und fragte sie, ob sie wüssten, wie ein solches Unglück künftig zu verhindern sei.

Sie berieten sich lange und kamen dann wieder zum König. Drucksten lange mit Anreden herum, weil sie nicht weiter wussten.

“Hochverehrter König”, begann der eine, “aller vererhungswürdigste Majestät”, fiel der nächste ein, “gottgleiche Hoheit, die wir so verehren”, wollte der Dritte noch die Vorredner übertreffen aber der König hatte genug von diesen eitlen Spielchen und winkte ab - sie sollten zur Sache reden und da begannen die Professoren zu stottern. Sie waren trotz aller Forschungen und auch in Anbetracht der hunderte, nein tausende, vielleicht sogar Millionen Bände, die sie durchforscht hatten, leider zu dem Schluss gekommen, am Wetter ließe sich nichts ändern. Es könnte ein wenig wolkenähnlicher Rauch gemacht werden, aber auch die früheren Versuche Wetterfronten abzulenken mit militärischen Mitteln waren alle gescheitert und sie seien, trotz genauester Kenntnisse des Atoms, sogar auf subatomarer Ebene und der neuronalen Netzwerke des menschlichen Gehirns, dessen Windungen sie just noch erforschten, kein Stück weiter gekommen, gestanden sie zerknirscht, denn das Wetter ließ sich nicht ändern.

Da lachte der König laut: “Da bezahle ich die besten Universitäten und Professoren der Welt, lasse sie alle gemeinsam forschen und sie machen riesig viel Wind, nur um mir zu sagen, was ich schon vorher wusste - natürlich kann keiner das Wetter ändern. Wissen wollte ich, ob ihr solche Katastrophen künftig präzise mit meteorologischen Methoden vorhersagen könntet.”

Ach so, waren die Professoren ganz erleichtert, “ja präzise Vorhersagen können wir treffen, bis zur dritten Stelle hinter dem Komma”, meinte der Erste, “vielleicht sogar, genau geprüft, bis zur sechsten”, wollte ihn der Zweite übertreffen und als der Dritte ansetzte, auf Ort, Zeit und präzise Koordinaten zu schwören, winkte der König ab - “Na dann machen sie, bauen wir im ganzen Königreich einen Wetterdienst auf, der den Bauern sagt, wenn Katastrophen drohen und wie sie darauf reagieren sollen.”

“Ach, sollten wir das den Bauern nicht lieber selbst überlassen”, wandte besorgt der eine Professor ein, der nichts von der Landwirtschaft verstand.
“Natürlich sollen die Bauern, die Dinge der Bauern entscheiden und die Professoren die Sachen der Professoren. Die Bauern wissen schon, was sie zu tun haben, wenn sie nur wissen, wie das Wetter wird”, beruhigte der König den aufgeregten Professor, der langsam genug von diesen weltfremden Professoren hatte und er fragte sich, wer diesen Wetterdienst organisieren könnte, damit er funktioniere und der weder Bauer noch Professor war.

Da fiel ihm einer der jungen Mönche ein, der klug redete, die Professoren verstand, aber auch seine Wurzeln nicht vergaß und dem Volk in seiner Sprache predigte, so dass sie ihm an den Lippen hingen und taten, was er sagte.

Diesen Mönch also ließ nun der König kommen und befragte ihn, wie er den Wetterdienst für die Bauern einrichten wollte und was er davon halte.
“Ach Majestät, es ist eine hervorragende Idee von Eurer königlichen Hoheit, aber, was wird dann aus den Alten in den Wäldern, die bisher das Wetter meist richtig vorhersagten?”, wandte der gebildete Mönch ein, der die Verhältnisse vor Ort gut kannte.

“Nun, wir werden, ihnen eine königliche Rente geben, damit sie nicht hungern müssen.”
“Hoheit sind so großzügig und ich traue mich kaum, meine beinah albernen Einwände noch vorzubringen, gegen Majestät großartige soziale Idee”, begann der Mönch mit dem großen Bogen, der Widerspruch vor einem König begann, war dieser doch ein Herrscher von Gottes Gnaden, den auch Mönche schon darum respektierten und dennoch hatte er das Gefühl, er müsse ihn auch korrekt beraten und jeden Widerspruch aufzeigen.

“Er rede, darum hab ich ihn rufen lassen, nicht damit er in Floskeln wie alle redet, sondern mir sagt, was ich vergaß.”
“Die Bauern glauben dem Alten und seinen Knochen, die ihn fühlen lassen, meist hat er Recht, Unwetter wie das letzte kann er nicht vorhersagen, weil sie überraschend kommen - so ging es unserem königlichen Wetterdienst im übrigen auch. Wenn der Dienst gut besetzt ist, würden wir vielleicht das Unwetter bemerken aber mehr auch nicht, dann könnten wir mit viel Glück noch ein Dorf vorwarnen, mehr wäre, so schnell wie es aufzog, unmöglich, sagten mir die Meteorologen.”

“Aber ein Dorf gerettet, ist mehr als kein Dorf und keine Ernte”, wandte der König da ein.
“Es stiftete Unfrieden, wenn wir da nicht wehrlos wären und es geschehen ließen als eben Gottes Wille, sondern es berechenbar ankündigten - warum die und nicht wir, würden die Bauern der anderen Dörfer fragen, es käme zu Unruhen.”
“Aber wenn die Wissenschaft doch weiß, wie das Wetter entsteht und auch wenn es aufgrund der zu vielen Gründe nicht geändert werden kann, warum sollten wir dann nicht der Vernunft den bestmöglichen Weg ebnen?”
“Ihr seid, königliche Hoheit unser Herrscher von Gottes Gnaden. Dies liegt doch jenseits aller Willkür für uns und wer wollte es infrage stellen noch...”, begann der Mönch sehr vorsichtig.

“Spar er sich die langen Anreden und das Drumherum, wir sind unter uns. Was hat das mit dem Wetter und der Rente für die Männer im Wald zu tun? Hat jedes Dorf im Reich so einen Alten - wollen wir ein zentrales Heim in der Hauptstadt für alle alten Weisen eröffnen?”
“Euer Gemeinsinn Hoheit übertrifft alle Erwartungen und das Volk sollte in ewiger Dankbarkeit für eure Gnade leben, vielleicht tut es das dann auch für einige Jahre…”
“Ihr meint, sie werden undankbar sein, wenn ich zu gnädig bin?”, fragte der König, der noch nicht ganz begriff, was der kluge Mönch wollte, warum er beschloss mit diesem nun ganz offen zu reden - “Es soll dieser Wetterdienst von euch geleitet werden und ich würde euch fürstlich entlohnen dafür - dann könntet ihr selbst entscheiden, ob ihr weiter mönchisch lebt und alles euren Brüdern gebt oder ein Beamter meines Hofes werdet.”
“Wie verdient euer unscheinbarer Diener nur so viel Gnade?”
“Weil  ihr klug seid und wie ich hoffe ehrlich - was spricht gegen diesen Dienst, der euch zu einer sicheren Karriere mit allem, was den Mann erfreuen kann, verhelfen würde?”
“Wo wir den Glauben infrage stellen, ohne mit Wissen sicher zu sein, stellen wir die Macht eurer Majestät infrage - warum sollten die Menschen euch noch folgen, einen Zehnten abgeben, wenn sie Bürger ihres eigenen Reiches sein könnten?”
“Gibt es solch aufrührerische Gedanken in meinem Volk? Ihr seid als Prediger nah bei ihm - was sprechen die Leute?”
“Noch nicht, sie klagen über das Schicksal, dass ihnen die Ernte verdarb und hoffen auf eurer Majestät Gnade, des Zehnten wegen, nehmen es als Schicksal und göttliche Fügung hin, wie sie es gewohnt sind, weil sie genug mit Aufräumen zu tun haben, keine Zeit für Unruhen bleibt.”

“Aber nächsten Winter und wenn sie Zeit hätten und ein anderer Prediger käme, der sie einte... - verstehe - aber wäre es darum besser, ihnen die Wahrheit vorzuenthalten? Sie im Aberglauben an die Knochen des Alten zu lassen?”
“Das Gefühl der Alten in den Wäldern ist so präzise wie unsere Vorhersagen, es gäbe da keinen Fortschritt, wenn wir einen Dienst einrichteten, der sie aber überflüssig und zu Kostgängern eurer Majestät machte.”
“Aber es ist doch nur Aberglaube, ohne jede Präzision und Wissenschaft.”
“Doch ein Glaube, mit dem sie zufrieden mit den Elementen leben, die eben walten, wie der Herr es will - auch wenn wir manches davon vielleicht berechnen könnten.”
“Verstehe langsam, ihr meint, der Gewinn einer solchen Wettervorhersage, wäre gering gegenüber dem bisher Aberglauben, mit dem alle gut leben, es kostete nur, dafür würde das Risiko von Unruhen steigen, weil der Herrschaftsanspruch meiner Majestät logisch infrage gestellt würde?”
“Eure königliche Hoheit, haben es präziser gesagt, als ich es je könnte…”

“Ach was, er schwätze nicht schön, sein wacher Geist erst brachte mich auf den Gedanken, warum es besser sein könnte, manchmal weniger zu tun, als wir meinen, dass gut sein könnte. Wollt ihr mein erster Berater werden - als Premierminister oder freier Rat am Hofe, ihr könntet heiraten und ein gutes Leben führen?”
“Danke für das Angebot, aber ihr wisst, ich habe meinen Eid auf den Herrn geleistet, es ist nicht an mir, über mein Leben zu entscheiden, dass ich schon einer höheren Aufgabe widmete - auch wenn die Ehre natürlich sehr groß ist und…”
“Ihr wollt lieber nur Mönch bleiben, weil ihr einmal einen Eid leistetet? Auch wenn ich euch zum Geheimen Rat machte mit gutem Lohn und einem Gut eurer Wahl?”
“Was ist schon, was ich will oder zu wollen meine, der ich meine Aufgabe im Dienst der Schöpfung so erfülle, wie ich es kann? Geht es um mich oder sollte ich mich nicht zurücknehmen lieber, um dem Werk des Herrn zu dienen, der es schuf? Wie unbescheiden wäre es, wenn ich weltlichen Verlockungen beim ersten Ruf folgte, für welches Amt qualifizierte solche Verführbarkeit?”, erwiderte der Mönch ganz ruhig.

Der König spürte, er spielte nicht, um sich bestmögliche Konditionen bei seinem Gönner zu erhandeln - hier hatte er einen Mann vor sich, der aus Überzeugung handelte und ihr entsprechend in sich ruhte. Vielleicht war genau das die Wurzel seiner Weisheit - würde er als Beamter am Hof nur so bestechlich wie alle, ließe sich von schönen Frauen verführen, wenn er dürfte, folgte Glücksspiel und Jagd, wie es alle Herren taten?

“Lasse euch alle Freiheit, die ihr euch wünscht, wenn es euer Weg ist, Mönch zu bleiben, dann bleibt es, nur beratet ab und an euren König, der eures scharfen Verstandes häufiger bräuchte, um weise zu handeln.”
“Ach Majestät, wer klug handelt, ist damit noch lange nicht weise, glaube ich und fern bin ich davon, anzunehmen, das eine oder andere zu sein. Stehe immer zu eurer Majestät Verfügung und solange ich ein Habenichts und Mönch bleibe, könnt ihr sicher sein, der Rat war unbestechlich noch.”
“Weltliche Güter reizen euch nicht?”
“Vergänglicher Tand könnte ich sagen, doch will ich mich nicht über das erheben, wovon andere träumen - jeder träumt von irgendwas, mich reizt es, frei zu sein und als Habenichts dennoch gehört zu werden, weil es meinem Wort mehr Gewicht gibt als alles Geld der Welt.”
“So sei es, ihr werdet königlicher Berater ohne Amt und Würden, unsere Treffen bleiben unter uns und euer Rat wird diesen Staat wohl künftig mehr lenken als alle meine geheimen Räte es bis dato taten.”

“Hoffe Majestät brauchen meinen geringen Rat nicht oft, denn ich weiß doch nichts zu sagen, als euch die Vernunft selbst lehrt.”
“Ihr, ein bescheidener Mönch, beruft euch auf die Vernunft, wenn ihr mir ratet, von einem Wetterdienst abzusehen, um das Volk nicht in seinem Aberglauben zu stören, damit es nicht auf revolutionäre Ideen kommt?”
“Genau, alles andere schiene mir unvernünftig und nicht im Interesse des Glücks der größten Menge, nach dem zu streben unsere bescheidene Aufgabe doch ist.”
“Wie kann die Vernunft den Aberglauben verteidigen, wie ein kluger und gebildeter Mönch den Naturhokuspokus aus den Wäldern?”
“Weil alles, was wir anstatt zu bieten hätten, bis jetzt unvernünftiger wäre, weniger glücklich machte. Die Wettervorhersage, könnte in kritischen Fällen nicht helfen, wäre sonst auch nicht präziser als die Knochen der Alten - wozu Ruhe und Glauben erschüttern?”
“Aber soll nicht die Vernunft siegen gegen den Aberglauben auch auf dem Land?”
“Wer es nicht besser kann als der Aberglaube, kann es auch lassen, schaut euch die Ärzte an, was sie alles tun und die Menschen sterben an Tumoren als hätte sich nie etwas geändert. Doch alle fordern, wir müssten auf die moderne Medizin hören, die so oft nicht weiter weiß als die Kräuter der alten Weiber.”
“Sollten wir nicht mehr forschen?”
“Forschung und Suche nach Erkenntnis scheint mir immer gut, königliche Hoheit, doch heißt zu suchen, noch nicht da zu sein, sondern sich auf einer Reise zu befinden.”
“Alles wissen wollen, aber nicht über alles reden?”
“Über alles reden, was wir wissen - aber, was wissen wir schon?”
“Die Meteorologen wissen doch eine ganze Menge, scheint mir und warum sollen sie nun schweigen?”
“Keiner will sie zum Schweigen bringen, sie sollen forschen und wenn sie Katastrophen präzise voraussagen können, stehe ich Hoheit sofort zur Verfügung, einen Unwetterwarndienst für unsere Bauern aufzubauen - solange sie mutmaßen wie alle Gläubigen in einem Moment, der entscheidender Grund für ihre Arbeit wäre, sind sie keine Bereicherung auf dem Land, wo es gut ohne sie geht.”

“Verstehe, ihr seid wirklich weise, scheint mir, nur über das reden und das ändern, was nötig ist, damit die größt Menge so glücklich wie möglich leben kann.”
“Sollte das nicht das Ziel aller Regierungen sein?”, fragte der Mönch so milde lächelnd, dass der König den Spott überhörte, der darin gehört werden könnte.
“Scheint manchmal auf der Suche nach Wahrheit, etwas unterzugehen, alle wollen Recht haben und sich auf dem Markt der Berater als die Besten durchsetzen, buhlen um meine Gunst und also um Aufträge und Geld.”
“Warum ich mich davon fern halte, wenn ich irgend kann.”
“Womit könnte ich euch eine Freude machen, wenn ihr mir so sehr helft in eurer Freiheit?”
“Mit nichts, als mir diese zu lassen - habe meine Zelle, eine wunderbare Bibliothek und guten Wein und Essen genug. Was bräuchte ein Mensch je mehr?”
“Ihr klingt wie Epikur, der sich nur ein Brot und einen Käse wünschte.”
“Wenig brauchen, heißt viel haben.”

“Gibt euch euer Glaube so viel Weisheit und Sicherheit?”
“Wer nicht am Glauben auch zweifelt, hat keinen sondern Wissen und wer nicht an diesem immer wieder zweifelt, ist ein Narr. Halte mich weder für weise, noch bin ich sicher, bin nur der, der ich bin, manchmal auch närrisch, nie mehr und damit zufrieden.”
“Weil ihr nicht mehr sein wollt, als ihr seid und zufrieden mit dem, was ihr habt, seid ihr weiser, als alle, die es sein wollen, scheint mir - wie fandet ihr euren großen Glauben?”
“Glaubte ich nach dem Buch, fand er mich, wie es dem Herrn gerade gefiel.”
“Und was glaubt ihr wirklich?”
“Wer wäre ich, zu denken, der Herr, hätte nichts zu tun, als meinen Eltern bei der Zeugung zur Seite zu stehen, besonders da mein Vater dabei vermutlich wieder betrunken war, frage ich mich, wem ich diese Anwesenheit wünschen sollte. Wer wäre ich, zu glauben, der allerhöchste Herrscher müsste sich mit allen Kleinigkeiten seiner Schöpfung ständig abgeben und wie anmaßend wäre es, glaubte ich seine Schöpfung wäre nicht vollkommen?”
“Ihr kennt euren Epikur gut, scheint mir, was sagte wohl der Herr in Rom dazu?”
“Menschliche Gedanken sind menschlich und was menschlich ist, ist gut da Teil der Schöpfung, egal ob ich annehme Gott sei ein ständiger Nachtwächter und Babysitter für alle  menschlichen Sorgen oder nur die Idee als Prinzip verehre, kann ich doch glücklich mit ihr leben, wie es mir entspricht.”
“Ihr dient dem Gott, an den ihr nicht glaubt? Was seid ihr für ein Mönch?”
“Wer kann ihn nennen, wer ihn bekennen…”
“Ihr antwortet faustisch, der Doktor war auch eher ein Atheist und schloss einen Pakt mit dem Teufel - wollt ihr das?”
“Nichts liegt mir ferner und doch ist die Suche nach den Gründen menschlich und so schauen wir in die Natur.”
“Die Natur ist auch ohne Gott. Gibt es überhaupt noch einen solchen?
“Wer wäre ich, den Herren zu bezweifeln je? Halte ihn nur für keinen Kindergärtner und Hausmeister seiner Schöpfung - so ich ihn als vollkommen ansehe, wird es sein Werk es doch auch sein und alles seinen guten Weg gehen gehen, dächte ich”, der Mönch lächelte den König bei diesem Satz so vertrauensvoll an, dass dieser allen Widerspruch vergaß.

“Seid ihr sicher im Glauben, weil nichts sicher ist?”, versuchte der König seinen bescheidenen Ratgeber doch noch auf das Glatteis der Philosophie zu locken, damit er zugab, dass er an keinen Gott glaubte und es sich nur im Orden bequem machte.
“Letzteres zumindest ist sicher, ersteres habe ich nie behauptet - wäre ich auf täglicher Suche, wenn ich nicht auch zweifelte? Aber, was weiß ich schon, woher soll eurer Majestät bescheidener Diener wissen, was wirklich ist?”
“Ihr als Mönch bezweifelt die Realität Gottes?”, sprang der König sofort darauf an, der hoffte den Mönch zum Minister und Komplizen zu machen, sah er doch die Kirche eher kritisch und hatte den Epikur wie den Lukrez gern gelesen.

“Nichts bezweifle ich Majestät, wie käme ich dazu? Ist doch auch eure Herrschaft gottgewollt.”
“Und wie wirklich ist der Herr für euch?”
“Die Idee des Guten sicher auch und vieles mehr, wenn wir es wagen, seinen Pfaden zu folgen, scheint mir sehr  real.”
“Glaubt ihr an die Schöpfung oder die Evolution?”
“Ach, schließt sich das heute noch aus für manche? Rom hat doch längst seinen Frieden mit der Natur gemacht.”
“Ist Gott für euch nicht mehr als eine Idee?”
“Welche Idee war je mehr und bewegte Menschen auf der ganzen Welt zu größerem?”

“Gibt es den Gott des Volkes, den sie in Heiligen und Reliquien anbeten für euch überhaupt?”
“Es gibt so viele Bilder von Gott, wie es Menschen gibt und jeder findet das, was seinem Wesen am ehesten entspricht. Alles was es für Menschen gibt, ist für sie real und wer wäre ich, mit meinem beschränkten Horizont an der Realität anderer zu zweifeln?”
“Und was ist die Wahrheit, der Gott des Volkes oder die Rede von der Idee der Philosophen?”
“Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, immer, weil kein Mensch die ganze Wahrheit je kennen kann, sondern immer nur über die Schatten auf der Wand seiner Höhle spricht, die er für die Wirklichkeit hält, wie Platon es uns beschrieb.”

“Sind also auch die Worte des Papstes keine Wahrheit?”
“Solange er menschlich redet, ist er fehlerhaft und beschränkt wie alle Menschen, spricht er aber rituell, verkündet er den Willen Gottes und was sonst sollte aus menschlicher Sicht die Wahrheit sein?”
“Als Mensch nicht, aber als Papst schon, verstehe ich das richtig?
“Das Amt bringt es mit sich, den Menschen über sich hinaus wachsen zu lassen.”
“Wie konnte es dann solche Verbrecher wie den Borgia Papst Alexander VI. geben?”
“War dieser im Amt oder als Mensch fehlbar und wer wäre ich, darüber zu urteilen?”
“Kann ein Mensch je unfehlbar sein?”
“Nein und um es abzukürzen, egal in welchem Amt, als Mensch nie, darum ist es dennoch logisch, dass einer als Stellvertreter Gottes im Amt handelt und damit natürlich unfehlbar sein muss, denn wer wäre ich, Gott zu unterstellen, er mache Fehler, die doch menschlich sind.”
“Es scheint mir dies System geschlossen und keiner Vernunft  zugänglich mehr - wie kann es da noch lebendig sein?”
“Im Glauben der vielen, alle auf ihre Art.”

“Ist doch nur Volksaberglaube”, raunte ihm der König zu, “aber so unter uns - die  Idee ist  doch erstarrt, wo lebt sie philosophisch noch, wollen wir die Schöpfung nach oder vor dem Urknall verorten, ist der Herr eher ein weißer Riese oder ein schwarzes Loch?”
“Wie wir reden, zeugte eher für die Lebendigkeit des Glaubens, der auf neue Fragen, neue Antworten suchen muss. Wenn der Herr alles ist, erübrigt sich die Frage - was alles ist, ist aber rein logisch auch das Nichts umfassend und mehr als dies, was immer dann bliebe.”
“Wenn wir den Gott also groß genug wählen, stört er unsere Kreise nicht mehr?”
“Die Gnade des Schöpfers dankbar betrachten und darin nach eigener Fasson zu wirken, scheint mir eine schöne Aufgabe und Pflicht für das Leben.”
“Aber wozu dann überhaupt noch so einen Schöpfer erfinden?”, platzte aus dem König heraus, der den Mönch nicht zu greifen bekam.

Diese Worte waren Blasphemie und könnten in einem anderen Königreich und zu einer anderen Zeit einen Menschen den Kopf kosten. Beide wussten das und sahen sich mit etwas erschrockenen Augen an.

“Weil es der Ordnung entspricht, mit der wir leben und wer möchte, dass alles bleibt, wie es  ist, muss  es ständig ändern und der Wirklichkeit anpassen Majestät. Eure Hoheit ruht auf der Gnade dieses Herrn, wer wäre ich, sie in Frage zu stellen, doch kann was wir denken, jeder andere auch denken und so fragt sich eher, wie leben wir am glücklichsten.”
“Gott spielt keine Rolle in der Planung?”
“Wer in allem und über allem ist, muss nicht noch wegen jeder Kleinigkeit belästigt werden, so gesehen heißt, ihn zu würdigen, auch ihm seinen Freiraum zu geben.”

Der König überlegte, wie er diesen Mönch zu fassen bekam, der sich ihm immer wieder entwand. Sie waren vermutlich in den meisten Dingen einer Meinung, nur warum ließ er sich nicht im Glauben festlegen, dass ihn Gott nicht tangierte und seine Ethik rein humanistisch darum war?

“Wäre aber eine Welt, in der die Menschen nach dem kategorischen Imperativ handelten, nicht eine, in der Gott entbehrlich wäre?”
“Kant schließt die Existenz Gottes in seiner Moralphilosophie nirgendwo aus.”
“Natürlich nicht, aber er macht ihn für das moralische Handeln entbehrlich.”
“Wer alles tut, muss sich nicht mit jeder Kleinigkeit beschäftigen, darum ist es gut, dass Kant ein solches immer passendes System erdachte.”
“Wenn aber dies System ohne Gott höchste Moral ist und immer funktioniert, wozu brauchen wir dann noch einen Gott, um moralisch zu handeln, wenn doch das menschliche Gewissen allein genügt?”
“Der Königsberger hat den Herrn sehr weitgehend entlastet, stimmt schon, vermutlich in Anerkennung der Vollkommenheit seiner Schöpfung. Wenn das Geschöpf also selbständig sich der Vollkommenheit nähert, was bewiese uns besser die Vollkommenheit seines Schöpfers? Und ist der kantsche Imperativ nicht ziemlich nah am Ideal? Der Herr wird seine Freude an dieser Idee gehabt haben”, lachte der Mönch laut bei den letzten Worten.

Damit konnte Gott sein oder nicht sein, es war egal, solange die Menschen moralisch nach ihrem Gewissen handelten. Gott störte die Ordnung hier nicht und ob er sie geschaffen hat oder nicht, bliebe reine Glaubensfrage in völliger Freiheit. Der König bekam den Mönch nicht zu fassen, warum er beschloss, es von einer anderen Seite her zu versuchen.

“In meinem Reich gilt die Glaubensfreiheit. Also auch die Freiheit, nichts mehr zu glauben. Wenn dies aber frei ist und wahr sein kann, wie soll dann noch ein Glaube je wahr sein?”
“Die Gleichberechtigung aller in der Ökumene ist ein hehres Ziel und es ist gut, wenn sich der Staat in Fragen der Glaubenswahrheit heraushält. Es gibt da keine juristisch bessere Antwort.”
“Ist also logisch kein Glauben ganz wahr, müssen sich alle tolerieren, wie Lessing es in der Ringparabel den Nathan erzählen lässt?”
“Lessing sagt, den wahren Glauben erkennt ihr an seinen Handlungen.”
“Also kommt es weniger auf den Glauben als die Taten an und es ist egal, wie wir das nennen, was auf der Mogelpackung steht.”
“Weder Lessing noch sein Freund Moses Mendelssohn hätten es je so formuliert.”
“Wer den Glauben relativiert, kann ihn auch gleich aufgeben, entweder es ist die Wahrheit oder es ist überflüssig und Aberglaube.”
“Wie stark muss ein Glaube sein, der jede Relativierung in seiner Absolutheit rein übersteht?”
“Sind ihnen die guten Taten oder der gute Geist wichtiger?”
“Zwischen Bonhoeffer und Lessing gibt es geistige Parallelen in der Frage der Toleranz und der Ethik, denke ich.”

“Wie halten sie es mit dem Aberglauben?”, fragte der König den Mönch weniger kontrollierend als philosophisch.
“Kenne keinen Aberglauben oder nur solchen, denn wer wäre ich, über den anderen Glauben zu richten, wenn in eurer Hoheit Reich Glaubensfreiheit herrscht?”
“Dann wäre der wahre Glaube der heiligen katholische Kirche ein Aberglaube?”
“So ich einen anderen so nennen würde, was ich vermeide, müsste ich das konsequent sagen. Diese Unterscheidung dient der Abgrenzung. Suche eher Brücken zu bauen, darum ist sie für mich irrelevant.”
“Der Hokuspokus und die Magie sind nicht gefährlich in euren Augen, sollten wir nicht gegen diesen Unsinn im Reich vorgehen?”
“Nicht gefährlicher als die Taufe von Kindern, die noch nicht wissen können, was sie tun.”

Nach diesem Satz schluckte der König dreimal. Erst hatte er ihn billig provozieren wollen, wie er das heilige Sakrament der Taufe so schänden könnte, dann hatte er gemerkt, wie doppelsinnig diese Aussage war, wie unbedacht dieser Kommentar wirken könnte und so schien ihm bald jede Erwiderung lächerlich. Gefährlich war für ihn weniger, was Menschen ohne Verstand an Unsinn taten, es war menschlich. Der Glaube war ihm ein Schutzwall seiner Freiheit und er lebte hinter dieser Mauer so frei wie jeder Atheist, musste sich nur nicht dafür rechtfertigen, da er offiziell im Schoß der Kirche als ihr Diener lebte. Ob einer Gläubiger, Agnostiker oder Atheist sich nannte, war ihm weniger wichtig, als die Freiheit der Gedanken und für diese hatte er in seinem Orden den für ihn besten Ort gefunden und andere, gingen andere Wege unter anderen Umständen.

Der König und der Mönch spielten miteinander, wussten oder ahnten jeder auf seine Art, wie nah sie sich in ihrer Meinung wohl waren und doch ließ der Mönch sich zu keinen Zweifeln an der offiziellen Lehre verleiten, bis der König nicht mehr weiter wusste.

“Wie kann ein Mensch, der so klug ist wie sie mein lieber Mönch, diese Albernheiten mitmachen, an Unfehlbarkeit glauben, von heiliger Dreifaltigkeit einfältig säuseln?”, stieß der König wütend hervor.
“Was weiß ich schon mein lieber König, dessen Majestät nur auf dem Respekt vor diesem Gott beruht, und warum sollte ich Traditionen infrage stellen, nur weil ich sie nach meinem Horizont nicht mehr verstehe? Bin nicht klug, wenig gebildet nur und lasse die Dinge, wie sie sind, damit es der größten Menge gut geht damit. Wenn sich die Dinge ändern, können wir über anderes reden, solange sie sind, wie sie sind, genieße ich, was ist, um es so schön wie möglich zu haben, da ich mir mehr nicht zutraue.”
“Kann noch viel von ihnen lernen lieber Mönch, zuerst vielleicht den Glauben an Gewissheiten zu verlieren, um freier im Denken zu werden.”

Und wenn nicht irgendwann die Königin gekommen wäre und dem König ihre neue Unterwäsche hätte vorführen wollen, woraufhin sich der Mönch lieber verabschiedete, was die Königin allerdings sehr bedauerte, die sich gerne zeigte, wäre es noch stundenlang so weiter gegangen und wenn sie nicht gestorben sind, dann reden sie noch heute.
jens tuengerthal 4.2.2017

Lustlangsamkeit

Wie schnell ist die Lust
Frage ich mich während
Sich meine Hände sehnen
Ganz langsam zu streicheln
Bis du es nicht mehr länger
Aushälst wie ich nur kreise
Um das Zentrum der Lust
Deine Mitte entgegenstreckst
Berührt verführt geküsst erlöst
Endlich zu werden und ich
Dich noch etwas warten lasse
Bis es von alleine dir kommt
Fast ohne Berührung der Orte
Weil das davor mehr schon
An Spannung war als ging
Dann hast du die Langsamkeit
Mit deiner Lust überholt und ich
Weiß nicht wie schnell sie ist
Nur du warst schneller als ging
Kamst einfach weil alle Natur
Sich nach Erlösung sehnt
Und so ist alle Theorie grau
Lieber leckte ich dich nun
Jenseits der verlorenen Zeit
jens tuengerthal 3.2.2017

Freitag, 3. Februar 2017

Liebesnichts

Die Liebe ist mir alles
Nur was ist sie noch
Wirklich etwas immer
Oder Träumerei nur
Ohne realen Bezug
Bloße Idee im Kopf
Überall wohl spürbar
Doch nie allein greifbar
Bleibt mir nur nichts
Als die Erinnerung wie
Schön die Träume waren
Als sie noch nicht nichts
Waren sondern geteilt
Verdoppelt irgendwie weil
Es keine halben Sachen
Beim ganzen Gefühl gibt
Bleibt wirklich weniger als
Das WIR sich noch anfühlt
Das nichts mehr ist nun
Oder ist nie alles weg
jens tuengerthal 3.2.2017

KMG 002

Eine Liebesgeschichte

Es war einmal eine mutige Prinzessin die suchte so lange nach der großen Liebe, dass alle ihre Schwestern und die Leute bei Hof schon unkten, sie werde noch eine alte Jungfer werden, wenn sie alle Prinzen ablehne, die sogar aus dem Morgenland kamen, wohin die mutige  Prinzessin einst mit dem Schiff fuhr, um sich die Welt anzusehen.

Bis nach China, um Afrika rundherum in Amerika und der Karibik war sie schon gewesen, als liefe sie vor etwas weg und war doch immer auf der Suche nach ihrem Prinzen, mit dem sie all ihre Liebe teilen wollte, denn ihr Herz war groß und bis dahin hatte sie ihre Liebe immer nur mit ihrem Bären geteilt, der sie auf ihren Reisen um die Welt begleitete.

Die Prinzessin hatte eine schwere Kindheit, ihr Vater, der König war auch zur See gefahren, um die Welt zu sehen, bis er die Königin heiratete, die ihn an Land festband und als er dann trocken lag, weg schickte, weil ein Seemann auf dem Trockenen einfach zu langweilig ist.

Das Reich der Königin, die nahe dem Meer wohnte, verkleinerte sich nach der Trennung vom König ein wenig. Aber es kamen bald immer neue Männer, weil der Königin so langweilig ohne war, von denen manche auch gern mit der Prinzessin und ihrer Schwester spielen wollten, die nicht wussten, wie ihnen geschah. So zogen sie den Spuren der Liebe der Königin folgend durch das Reich im Norden immer nahe dem Meer.

Ungeliebt und verlassen fühlte sich die Prinzessin und sie weinte in der Nacht große Kullertränen und besprach sich mit dem Bären, was sie nur tun könnten, um frei zu sein und glücklich. Immer noch hatte sie den großen Traum von der Liebe, die alles wäre und der sie alles bliebe. Sie wusste nicht, wie es gehen sollte, hatte es ja nie gesehen und doch ahnte sie, es musste etwas mehr geben, als die anderen so machten, die nur zusammenlebten.

Die Prinzessin lief dann von der Königin weg, die immer nur an ihre Männer dachte und nie an die Prinzessinnen, die doch ein Teil von ihr waren. Sommer für Sommer lebte sie auf der kleinen Insel und arbeitete hart als wäre sie ein Bauernmädchen und keine Prinzessin. Es fassten sie auch Männer manchmal an, weil sie gerade bei ihnen lag, die jede Nacht in einem anderen Bett schlief, aber es berührte sie nicht und sie ließ sie machen, wenn sie dafür frei sein konnte.

Immer wieder im Morgenland und tief im Westen machten Prinzen und Cowboys der mutigen Prinzessin Heiratsanträge, aber sie ließ sie immer nur ein wenig heran, schlief vielleicht mit ihnen, aber in ihr Herz durfte keiner, dass sollte keusch und rein für ihren Prinzen bleiben, der irgendwann käme, dessen war sie sich ganz sicher. Sie wusste wie die Lust funktionierte und was die meisten Männer dabei wollten, machte es mit, wenn es nötig war, ansonsten war es ihr völlig egal, solange sie nur frei blieb.

So reiste sie viele Jahre um die Welt, stand auf Bühnen und den Brettern, die manchen die Welt bedeuten, tat alles, um nur frei zu sein und zeigte keinem, dass sie eigentlich eine Prinzessin war, denn ihr Prinz würde sie erkennen, ihre Hoheit erspüren und das geträumte Glück fände kein Ende mehr. Sie wäre alles für ihn, dachte sie, konnte kochen und Schiffe fahren wie Kutschen oder Wohnmobile. Nichts gab es, was sie nicht konnte, wenn sie es wollte und sie tat immer, was sie wollte auf der Suche nach Freiheit.

Manche Jahre konnte sie nur auf die kleine Insel neben dem Königreich im Norden und manchmal in zwei benachbarte Reiche im Süden fahren, weil die alten Könige des Ostens, die griesgrämig und böse waren, eine große Mauer um ihr Reich gebaut hatten, damit ihre Bürger, die sie wie Sklaven hielten und zu des Staates Sicherheit noch überwachten, nicht wegliefen.

So war ihr Drang, die Welt zu erobern riesig, als irgendwann die Mauern fielen, weil keine Mauer ewig hält und sie lernte die Welt kennen und suchte doch immer weiter noch die wahre große Liebe, um endlich anzukommen und da zu sein.

Es gab zur der Zeit, als die Prinzessin und der Zauberer sich trafen, ein verzaubertes Reich der Worte, dass die Menschen ohne Zeit und Ort miteinander verband, als säßen sie in einem verzauberten Garten zusammen. In diesem Reich gab es auch Bilder und es diente der Suche der Einsamen, dabei war die Prinzessin ja nicht einsam, sie hatte ihren Bären, einen uralten Freund und die Welt war ihr Zuhause. Doch dachte sie, wenn ich nicht auch dort bin, wie soll mein Prinz mich dann finden und  so ging sie, wieder ohne zu suchen, auch dort hin und ließ die Dinge geschehen, die dort eben geschahen, von Zeit zu Zeit.

Das Reich der Worte war eine eigene Macht, die neben den Königreichen stand und in dem jeder sagen konnte, was ihm gerade einfiel, solange es nichts öffentlich mit Sex zu tun hatte. Und weil selten ein Reich alleine kommt, standen auch bei den Worten manche Reiche nebeneinander und manche verfielen gänzlich den Worten und vergaßen das Leben und die Liebe darüber.

Er hatte ihr Bild gesehen und auch wenn Bilder nur Bilder sind, war da etwas, dass ihn neugierig machte und schon im ersten Brief, den sie sich im Reich der Worte schrieben, spürte er, wie nah sie sich anfühlte. Ob dies wohl der Traum von Frau sein konnte, die alle drei Arten der Liebe in eine schenkte und bei der seine Suche endlich endete.

Wenig war er durch die Welt gestreift, als Kind hatte er noch einige Länder gesehen, dafür reiste er in der Liebe, hatte viele Herzen berührt, noch mehr Schösse geküsst und Brüste gestreichelt. Fast so viele, wie es Länder auf dieser Welt zu sehen gibt und er wusste, es gab nichts neues mehr, zu entdecken, er wollte nur noch ankommen und seine Liebe leben, da sein und das Glück teilen.

Sie wussten es sofort, ohne lange Worte zu wechseln, war ihnen klar, dass sie zusammengehörten. Der Zauberer und die Prinzessin hatten sich weder berührt, noch gerochen und doch waren sie sich schon sicher, bevor sie sich überhaupt ins Antlitz sehen konnten, weil sie zwischen den Zeilen spürten, der andere suchte wie ich die große Liebe und wollte ankommen.

Und als sie sich schließlich trafen, die Prinzessin kam mal wieder von einer kleinen Reise zurück, da sahen sie sich an, fielen sich in die Arme, küssten sich voller Leidenschaft und tranken erstmal einige Kannen Tee miteinander, um zu plaudern, bevor sie sich der Leidenschaft hingaben, die sie auch drängte, aber weniger als es das Gefühl tat, nach dem alles so richtig schien und wie geträumt.

So lebten die Prinzessin und der Zauberer, der nur ganz verborgen ein Prinz auch war, glückliche Tage in dessen Bücherturm, lasen sich vor, wenn sie sich nicht liebten oder Tee tranken. Doch dann kam die Tochter des Zauberers, die noch von einer seiner alten Lieben stammte, als er noch in Schößen um die Welt reiste, während viele lieber in den Flieger stiegen, und sah ihr Platz war von der Prinzessin besetzt und sie fühlte sich schlecht dabei. Sie mochte sie nicht und wusste nicht warum,

Ein böser Zauber lag zwischen der glücklichen Prinzessin und der unglücklichen Tochter, die sich vor der Prinzessin fürchtete. Zauber aber sollten die Spezialität der Zauberer sein, will es uns scheinen, so erzählen es doch die alten Sagen alle. Was wäre das aber für ein langweiliges Märchen, in dem zwei sich nur begegneten und alles wäre gut und die Welt liebte sie dafür.

Eine der schönsten Liebesgeschichten der Welt, jene von Romeo und Julia, die einst Shakespeare uns erzählte, endete tragisch tödlich im Missverständnis und auch wenn das erstmal nur Theater war und auch kein Märchen, schien sie der Prinzessin und dem Zauberer plötzlich näher am Leben als der Liebestraum, den sie zusammen zu träumen begonnen hatten.

Die große Familie des Zauberers, der eher ein Minnesänger im fortgeschrittenen Alter noch war, lehnte die Liebe zuerst mal ab und forderte Zeit. Sie sollten sich gedulden, ihre Liebe beweisen, bevor sie gewürdigt würden. Wer aber mit ganzem Herzen liebt und seinem Liebsten eine Welt schenken möchte, der will nicht warten, sondern lieber gestern als morgen heiraten und so versprachen sie sich einander, ohne ihre Angehörigen um Rat gefragt zu haben, wie es doch Sitte wohl war.

Große Versprechen verbunden mit großer Enttäuschung wurden zur immer schwereren Last auf einer jungen Liebe, die sich ihr Reich noch erobern musste. Die Prinzessin und der Zauberer verstanden sich in Kleinigkeiten des Alltags nicht mehr, fühlten sich ungewollt, wenn es das Gegenteil war und flohen wieder in vorige Welten, statt neue zu bauen - nur wie die vorigen sie nie berührt hatten, bis sie sich zufällig zwischen den Welten in jener der Worte trafen, waren sie sich nun auch immer ferner, obwohl sie doch eigentlich sicher waren, beieinander angekommen zu sein.

Sie spürten es beide, doch der Zauberer, der lieber wegschaute, wenn ihm etwas nicht gefiel, ignorierte ihre Mahnungen, die darauf hoffte, die verlorene Liebe wiederzufinden. Er wollte sich lieber mit dem Glück statt mit der verlorenen Liebe beschäftigen. Sie wollte suchen, was sie verloren wähnte und so redete er sich die Welt schön, während sie sich auf die Probleme konzentrierte, beide sahen wenig schönes mehr voneinander und liebten irgendwie immer mehr aneinander vorbei, was sie aber nicht glauben wollten, da Liebe doch wie Energie nicht einfach verloren ginge, gerade wenn es die große Liebe ist und das dachten sie doch beide eigentlich, ohne zu wissen, was große Liebe genau wäre.

Die Liebe zur Tochter und die Liebe zur Familie im übrigen kollidierten mit der absoluten Liebe zu der Frau, mit der er sein Leben verbringen wollte. Auch die Liebe zu Freunden kam später in ihrem Schatten noch in Schwankungen, die ihm nicht gefielen, der er gern mit allen in Harmonie und Frieden lebte, um geistig weiter zu reisen. Sein bisheriges Leben, in dem er von Schoss zur Schoss nur reiste, neue Herzen eher berührte als fremde Länder, sollte er nicht mehr weiterführen mit der großen Liebe, weil wenn sich zwei fanden, sie doch alles miteinander hätten und ihr das selbstverständlich schien, der die körperliche Liebe nie wichtig war, weil sie diese nur mitmachte, während sie sich mit der ihr möglichen Anteilnahme eben hingab, wenn nötig.

Da die Prinzessin wunderschön war, es normal so schien, weil es üblich war, versprach er ihr die Treue, von der er gar nicht aus Erfahrung so genau wusste, was sie war. Sie dafür, die Ruhelose, würde bald wieder in die Welt ziehen müssen, ob sie nun wollte oder nicht und ihn im geteilten Paradies, dass ihr nicht die Ferne und die Sehnsucht nach ihr ersetzen konnte, alleine lassen. Damit würde sich im Leben der Prinzessin nichts ändern, außer, dass sie eine Liebe zuhause sehnsüchtig erwartete und ihr heiße Verse an Bord sandte, während dem Zauberer aus der Welt der Worte, der die Frauen liebte, nur noch die Worthülsen der Minne blieben, die nicht mehr an jeder ein Ziel haben durfte.

Als die Prinzessin wieder von langer Fahrt durch Meer und große Stürme vom Wetter gegerbt nach Hause zurückkehrte, liebten sie sich wieder, auch wenn sie sich aus der Ferne schon verlassen hatten, weil sie ihre Welt und den verlorenen Zauber der Liebe nicht wiederfanden. Sie liebten sich, schliefen bei und miteinander und berührten sich doch seltsam gar nicht, blieben sich fern und die unausgesprochene Verzweiflung über das Nichts wuchs immer weiter. Sie wollte etwas unternehmen, um sich dort wiederzufinden, während er lieber, zur Ruhe kommen wollte, um sich dabei wieder zu finden und so gingen sie mit unterschiedlichem Tempo und auf verschiedene Art ihre Wege in je entgegengesetzte Richtung auf der Suche nach dem Glück, das sie teilen wollten.

Irgendwann verloren sie sich dabei völlig aus den Augen, jeder auf seinem Weg unterwegs, voller Angst, sich zu verlieren und mit mehr Furcht, sich etwas zu vergeben, als den anderen zu verlieren, spielten sie jenes Spiel, was Männer und Frauen schon spielen, seit es die Welt gibt, wenn auch vielleicht mit etwas verkehrten Rollen, saß er doch lieber bebüchert zuhause, während sie die Wälder und Wiesen durchstreifte.

Einmal sahen sie sich noch für einen Moment und es war wieder wie in ihrem Traum. Der Zauberer brauchte nur Zeit und die Reisende hatte wohl keine und sie verpassten sich wieder, es blieb nur der Traum von der großen Liebe, die sie schon meinten, gefunden zu haben und suchte nach ihrem Ort. Wieder gingen sie in entgegengesetzten Richtungen auseinander und verloren sich aus den Augen, hatten nichts als die Erinnerung an den ersten Moment, der sie beide so verzauberte.

Die Erde aber ist keine Scheibe und so bestand zumindest die Chance, dass sie sich eines Tages wiedersähen, wenn sie auf ihrem Weg durch die Welt und in ihrer unterschiedlichen Art zu reisen, die Augen offenhielten.

So wanderten sie jeder für sich einmal um die Welt auf der Suche nach dem großen Glück. Der Zauberer indem er blieb, wo er war und die Prinzessin wieder in großen Abenteuern über alle Ozeane und nur ganz tief in sich trugen beide noch den Schatz ihrer Erinnerung mit sich. Sie kämpfte gegen Stürme und hohe Wogen, ging beinahe in ihnen unter, rettete sich noch gerade und blieb neugierig auf die Welt, sah neue Orte und viele Menschen, nur ihre Sehnsucht, die einmal erfüllt schien, konnte sie nie vergessen. Der Zauberer reiste durch die Welt der Worte und spürte in den alten Schulen der Philosophie dem grenzenlosen Geist nach, um das Sein zu verstehen. Auch er vergaß die Liebe nicht, die er so gefühlt hatte wie noch nie, auch wenn sie diese nicht leben konnten. Beide sehnten sich und wussten nicht wohin und nach wem.

Eines Tages, als die Prinzessin wieder für kurze Zeit in ihrem Heimathafen lag, trafen sie, ohne es geplant zu haben, auf der Straße zusammen und wussten wieder, was sie die ganze Zeit vermisst hatten. Sie sahen sich an und vergaßen alles, was war und verstanden plötzlich, dass sie nicht in die Ferne schweifen mussten, um das große Glück zu finden, was längst in ihnen lag. Der Zauberer baute seiner Prinzessin ein Schloss aus Worten ausgestattet mit dem unendlichen Reichtum seiner Phantasie und die so bodenständige Prinzessin, nahm die Worte, kaufte Steine dafür, baute das Schloss und machte es ihnen ganz wirklich nun gemütlich zwischen Meer und Heimathafen. Wäre die Liebe einfach ein Märchen, würden sie nun heiraten und glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben und wenn sie nicht gestorben sind, lieben sie sich noch immer.

Weil die Liebe aber im Schatten der Wirklichkeit kein Märchen sondern ein Traum ist, den wir einfach wagen müssen, halten sich die Paare dieser Welt immer noch an Realitäten auf, um in ihrem Schatten den Alltag zu meistern. Sie zweifeln an der Wirklichkeit ihrer Träume, in denen sie doch eigentlich längst glücklich waren, um den Zweifeln und der Vernunft mehr Platz einzuräumen, als sie ihrem Gefühl nach haben sollte.

Die Liebe ist nach dem Sex die zweite Wurzel all unserer Kultur, wenn Menschen ihre Träume leben wollen und dafür manchmal märchenhaft alle Hindernisse überwinden, um einfach glücklich zu sein. Kann es mehr Glück  im Leben geben, als Arm in Arm, um die gegenseitige Liebe wissend, einzuschlafen?

Was Menschen alles taten, ihre Liebsten zu beglücken, der verlorenen Liebe nachzuweinen oder sich ihren großen Traum ganz real auszumalen, füllt die Museen und Bibliotheken dieser Welt, schuf einige der schönsten Gebäude und Gärten, wie etwa jenes Taj Mahal in Indien, dass der trauernde Großmogul als Mausoleum für seine gestorbene große Liebe einst baute oder Goethes Sesenheimer Lieder, deren tödliche Steigerung noch im Werther gar und die vom Winde verwehten Blätter der Südstaatenliebe im Bürgerkrieg, die so viel über Amerika und seine Träume immer verriet und doch Menschen um die ganze Welt in seinen Bann zog, wie das Hohrlied auch oder das Lied vom traurigen Sonntag, dem noch so  viele in den Tod folgten, mit dem Traum von der großen Liebe immer in Erinnerung.

Nichts inspirierte Menschen zu solch großen Leistungen wie die Liebe, mit der sie etwas taten oder verfolgten. So war die Liebe und das Ringen um sie in allen Kulturen eine der wichtigsten Triebkräfte, auch wenn sie sich im Aberglauben an den erfundenen Gott ausdrückte, brachte sie Menschen zu nie geglaubten Höchstleistungen in Kunst und Architektur, was dem Glauben bis heute ein sehr reale Präsenz gibt. Wer wäre der Dichter, der als sei es ganz natürlich immer an die Liebe glaubte, dieser mehr oder weniger Realität zu geben als dem Aberglauben der anderen - wie wir es auch nennen, ist dieses völlig unkörperliche Gefühl der Grund, der Menschheit bis heute beflügelt.

Ist der Traum von Liebe, der sich wie ein Märchen liest, darum weniger real als der Sex, den ich als Urgrund aller Kultur im ersten Teil märchenhaft erzählte?

Wer je geliebt hat und Glück wie Schmerz in seiner ganzen Größe fühlte, weiß wie real diese Welt ist, die alle Grenzen überwindet. Dennoch hat die Liebe keinen festen Ort in unserer Natur - sie kommt auch aus dem Gehirn, das die Reaktionen zusammenfügt und das Bild entstehen lässt, das in unserem Bewusstsein schwebt und uns meinen lässt, wir liebten, doch zugleich spüren wir den Herzschmerz genau da, wissen wie die Hormone uns  dabei auch fern des Hirns manchmal mehr steuern. Ist dieses in manchem unerklärliche Gefühl, das seine Gründe in einer Summe von Dingen findet, die wir nie alle einzeln bewusst erfassen können - von der Ähnlichkeit über die Sehnsucht wieder zum Gegenteil in der Dialektik - nun erst wirklich, wenn wir uns seiner bewusst sind und wie real ist es überhaupt je, frage ich mich. Ist der Tod an gebrochenem Herzen, der längst ein medizinischer Terminus wurde, Ausdruck der Macht einer Illusion, die nur geistig ist oder ist ihre Körperlichkeit nicht offensichtlich?

Eine wohl rhetorische Frage, ich geb es zu, wenn das Herz, weil gebrochen, stehen bleibt oder die Sehnsucht uns zum Wahnsinn treibt, sind das klar körperliche Auswirkungen, warum vielleicht die Trennung unsinnig sein könnte, die wir uns im Echo der Religion angewöhnten. All dies ist Teil unserer Natur und wird von allen Teilen mit befeuert.

Wenn ich morgens voller Lust neben meiner Liebsten aufwache, wirken vielleicht noch die unbewussten Träume sich in meiner ganz realen Errektion aus. Wie der Morgentau, den ich ihr, während sie noch halb träumt, aus ihrer Mitte schlecke, nicht die Reaktion auf meine Zärtlichkeit ist, sondern noch aus dem vielleicht Märchenreich ihrer Träume stammt, wo immer sie dort war. Oder ist er nur die natürliche Reaktion auf die gefühlte Nähe, die gar kein Bewusstsein mehr braucht, um Lust zu werden, frage ich mich und also auch keinen konkreten Traum sondern einfach da ist, weil zwei miteinander und aufeinander reagieren.

Die Sexualität, die ich bewusst im ersten Kapitel abhandelte, weil sie mir der natürliche Ursprung zu sein scheint, spielt gerne mit der Liebe zusammen, doch bedingen sie sich weder, noch hängen sie außer in moralisch dialektischer Beschränkung irgend zusammen. Außer vielleicht, dass es kombiniert das allerschönste uns scheinen kann, ohne zu wissen, wie real dieses Gefühl ist, schafft es doch eine sehr präsente Wirklichkeit. Darum kann sie in der Kulturgeschichte der Liebe als ein Märchen nicht ignoriert werden, wenn auch ihre genaue Beziehung so wenig klar definierbar ist, wie alle Gründe der Liebe es sind. Wo es passt und die Natur sich von alleine findet, ist sie einfach Teil des geteilten Glücks, wenn nicht, was häufiger geschieht als es bei so etwas völlig natürlichem möglich scheint, wie ich inzwischen lernen konnte, braucht es manchmal Umwege, um zur geteilten Natur zu finden, die dann zum höchsten Glück wird.

Wo die Liebe ist, kann sie stärker als alles sein, jede Grenze und alle Hindernisse überwinden, um sich zu finden. Sie verleiht nicht nur Flügel, ganz real in allem, was wir von ihr beflügelt tun und geistig, indem sie uns eine neue Haltung angewöhnt, sondern sondern verwandelt auch die Welt für alle Beteiligten, die in ihrem Schatten erst die Schönheit dessen, was immer da ist, wahrnehmen können. Gleichzeitig raubt sie dialektisch im Falle ihres Verlustes oder des Kampfes um sie alle Kräfte und färbt die Welt in tristes Grau, das keine Schönheit und Freude mehr kennt. Es ist die gleiche Welt, die den Verliebten so zauberhaft im gleichen Moment scheint und doch hat sie für die Lieblosen eine ganz andere Realität durch ihre Haltung zu ihr.

Ob es irgendwo schön ist, scheint uns eine Realität zu sein, doch entscheidet dabei die Haltung zum Ort viel mehr als es die je Wirklichkeit könnte, weil Wirklichkeit scheinbar auch nur eine Illusion derer ist, die sie erleben. Wissen wir je, was wirklich ist oder haben wir wie Platons Höhlenbewohner immer nur ein Schattenbild der Wirklichkeit, die eben dem entspricht, was wir wahrnehmen und sehen wollen. Den Liebenden ist die Welt wunderbar, jede Stunde gemeinsam ein Geschenk, denen die an ihr leiden, scheint es umgekehrt und das wirkt sich auf ihre je Leben ganz real auch physisch aus.

Die Liebe als Quelle und Kraft der Kultur ist wohl einer der wichtigsten Faktoren unserer Geschichte bis heute. Manche gehen in den Tod aus Liebe zu Gott oder dem Vaterland, andere um der Liebe willen, für die sie keine Hoffnung mehr sehen, nachdem sie einmal fühlten, wie groß das Leben sein kann. Einzene verlieren jede Hoffnung ohne je dem Glück nah gewesen zu sein, was manche als Ankommen bezeichnen. Doch sollte, wer je das Glück hatte, sich so zu fühlen und die Welt im Schatten dieses Traums zu sehen, dies nie vergessen, denn vielleicht leben wir nur, um dies Glück genießen zu können, wo immer es sich wieder zeigt und manchmal finden sich Träume auch wieder, wenn wir merken, worauf es ankommt. Mehr als glücklich können wir auf der Suche nicht werden.
jens tuengerthal 3.2.2017

Donnerstag, 2. Februar 2017

KMG 001

Kulturursprung

Es war einmal ein dem Affen sehr ähnliches Wesen, ziemlich behaart und manchmal wild, das lebte es ungestört in paradiesischer Natur und ernährte sich von dem, was um es wuchs. Eines Tages, als dies Wesen, noch ohne Wissen um sein Geschlecht, auf einem seiner Spaziergänge den Elefantenbüffel seine Kuh besteigen sah, den Löwen um die Löwin schleichen hörte, den Ruf der Vogelsänger vernahm, die um das schönste Weibchen sangen, erhofften im Frühling, der vielleicht im Paradies auch immer war, erhört zu werden, fragte es sich, was treiben die alle wohl und was wollen sie nur voneinander.

Viel Zeit zum Grübeln blieb aber nicht, musste doch noch wer kräftig sammeln oder jagen, um etwas gegen den Hunger zu tun. Satt sein war schön, fühlte sich gut an und dann mit vollem Bauch in der Sonne liegen und sinieren war vernünftiger, als hier mitten im Paradies dumm rum zu stehen.

Vernunft und Überlegung lag diesem Wesen. Vielleicht konnte er für zwei Tage sammeln und jagen, dann konnte er einen Tag träumen und rumliegen, einfach nichts tun, wie es dieser Mensch so liebte. Manchmal juckte es in der Mitte, dann wurde gekratzt oder in den See gesprungen, beides konnte helfen, war also vernünftig. Dies Wesen lebte, um glücklich zu sein. Bis er ein ihm ähnliches unbehaarteres Wesen sah, was ihn so bezauberte, dass alle Vernunft aussetzte.

Vorsicht war in der Wildnis des Paradieses wohl angebracht, nicht alle Tiere waren immer wohlgesonnen und wer wusste schon, was das nun wieder war. Nacktschnecken konnten gefährlich sein, hatte es schon bemerkt. Doch zog es die beiden unwiderstehlich zueinander hin, um sich näher zu besehen. Noch wussten sie nicht, was sie miteinander sollten.

Es würde aber bald dunkel und Adam hatte noch nicht genug zu essen und so war er plötzlich hin und hergerissen, was er nun zuerst wollen sollte. Auch Eva dachte an den Hunger und wie lange sich die Tiere manchmal umeinander bemühten, wie schön die Vögel sangen, bevor etwas geschah. Wenn er also wollte, würde er mehr tun müssen als nur zu schauen. Sie verzog sich und hoffte er würde sie suchen.

Adam aber verlor, als er sie nicht mehr sah, erstmal sein Interesse, er hatte ja immer noch Hunger und wusste nicht genau, was er damit sollte. So ging er jagen und sammeln, aß und legte sich satt in seine Höhle, um zu schlafen. Da aber tauchte sie plötzlich wieder in seinen Gedanken auf und er sehnte sich nach ihr. Auch wenn er ja alles hatte, er satt und zufrieden war, fühlte er sich plötzlich einsam.

Einmal von diesem immer größer werdenden Gefühl ergriffen, stand er auf und wollte sie suchen. Aber es war dunkel und das Feuer hatte er noch nicht für sich entdeckt. Sie in dunkler Nacht suchen, war gefährlich und er würde sie nicht finden, dachte er. Doch war er nun wach und konnte nicht schlafen, musste immer an sie denken, die jetzt irgendwo anders lag. Um die Gedanken zu verbannen aß er noch mehr, bis ihm schlecht wurde und er darüber irgendwann unruhig einschlief.

Auch Eva lag in ihrer Höhle, auf Gras und Fellen aber, um es weicher zu haben und sehnte sich. Sie wusste schon wonach und war also weiter als er, nur war es jetzt Nacht und wenn er sie erobern wollte, musste er noch mehr tun, als nur aus der Ferne mal schauen. Sie würde morgen wieder an den Ort gehen, an dem sie ihn gesehen hatte und dann der Natur ihren Lauf lassen. Die Tiere zeigten ja, wie es ging.

So gingen beide am nächsten Tag zur gleichen Stelle, bemerkten sich und begannen das ewige Spiel wie üblich ganz langsam. Sie sah ihn zuerst, ging ein wenig aus der Deckung, um gesehen zu werden. Er entdeckte sie und stürmte auf sie zu, aber kaum kam er durch das hohe Gras zu dem Baum, an dem sie sich gezeigt hatte, war sie schon wieder verschwunden. Beobachtete den ahnungslosen Verehrer aus der Entfernung und fragte sich, wie lang er wohl brauchen würde, sie zu finden.

Erfahrener auch Jäger der er war, sah er nach dem ersten Moment der Verwirrung auf den Boden, entdeckte ihre Spuren und folgte ihnen, bis diese nahe einem Baum, auf dem sie saß, endeten. Nahe gelegen hätte jetzt in den Baum zu schauen, doch Adam fragte sich erstmal, ob er die Spur vielleicht verloren hatte, ging ein Stück zurück und hörte es dann hinter sich knacken,drehte sich blitzschnell um, sah aber Eva, die sich vom Baum schwang nur noch gerade wieder im Busch verschwinden.

Sie näherten sich vorsichtig, die etwas nacktere versteckte sich und ließ den anderen suchen, bis sie schließlich fanden und kurz berührten. Der kräftigere Adam erinnerte sich, wie er es zuvor bei den Tieren beobachtet hatte und wollte sie von hinten bespringen, doch Eva war klug und entzog sich ihm immer wieder, bis er sie irgendwann packte, auf den Rücken legt und erstmal beschnüffelte und betastete.

Eine feine Beute dachte sich Adam und spürte wie  sein Blut schon bei der Betrachtung in Wallung geriet. Ihre Brust war schmaler als seine aber größer und ging nach vorne heraus. Er berührte sie vorsichtig und Eva ließ es nach anfänglichem Widerstand geschehen. Während sich Adam noch fragte, ob er diese Eva nun schlachten und grillen sollte, wenn er sie nicht ummdrehen konnte, wie es die Tiere taten, wuchs sein Glied und ließ ihn alle Planungen vergessen.

Auch Eva wurde immer neugieriger und befühlte das haarige Ungeheuer mit den schönen Augen. Als sie das dritte Bein sah, das diesem Wesen in der Mitte wuchs aber keinen Fuß hatte, fragte es sich, ob es ein Arm ohne Finger sein könnte und irgendwas in ihr drängte sie dies Ding anzufassen, so griff sie nach Adams Glied und er ließ es geschehen, ohne zu wissen, was er damit sollte, außer es, wie er es bei den Tieren beobachtet hatte in sie zu stecken. Das schien, denen gefallen zu haben.

So legte er sich auf Eva und überlegte angestrengt, wie er sie nun, wo er auf ihr lag, umdrehen konnte. Aber auch Eva hatte die Tiere beobachtet und spürte, ohne zu wissen warum, das Bedürfnis, dieses Bein oder den Arm, was immer es nun war, dies Ding ohne Zehen und Finger, in sich zu haben. Solange er auf mir liegt, kann ich mich nicht umdrehen, wenn er aber runtergeht, muss ich weglaufen und mich wieder verstecken, um nicht besiegt zu werden. Wenn es so nicht ging, musste es also anders gehen, dachte Eva und folgte ihrem Gefühl, als sie die Beine spreizte.

Als Eva nun so breitbeinig unter ihm lag, wurde Adam klar, dass er sie vielleicht gar nicht umdrehen musste, wenn er auch so dahin kam, wohin es ihn so drängte, ohne zu wissen warum, es hatte ihn ja keiner aufgeklärt, da er der erste war und nur gesehen hatte, was die Tiere taten. Er hob vorsichtig ein wenig seinen Bauch, um zu  fühlen, was da wäre und ob es da irgendwo einen Weg gab, sein Ding reinzustecken, wie er es so oft beobachtet hatte.

Als er unter ihrem Busch in der Mitte, wo sie auch so behaart war wie er, plötzlich zwei Lippen spürte, die sich seinen Fingern öffneten und ihn in einen feuchten Schlund eintauchen ließen, zog er erschreckt die Hand zurück. Was war das nur, warum war es so feucht da und hatte sie einen Mund oben wie unten, würde sie ihn am Ende beißen.

Neugierig steckte er seine Finger in den Mund um zu schmecken, ob er es kannte und siehe es war gut. Eva kannte sich schon besser als Adam und wusste, wie gut es tat, sich dort anzufassen und so nahm sie denn seine Hand und führte sie  vorsichtig wieder dort hin, wo es sich gut und richtig anfühlte und Adam entdeckte, welche Lust es ihm bereitete, Eva dort anzufassen.

Ganz vom neuen Spiel fasziniert, ließ Adam auch ihren anderen Arm los, um sich besser abzustützen, damit er Eva ungehindert anfassen konnte. Die beiden ersten Menschen erkundeten sich und während sie noch kurz überlegte, wieder wegzulaufen, als er seinen Arm von ihrem nahm, ihr ein wenig Freiheit zurückgab, war er völlig von dieser feuchten Höhle hinter den Lippen fasziniert und er wolle sie sehen, um zu verstehen, was es war.

Doch Eva rannte nicht weg sondern fasste lieber nach seinem Arm oder Bein, was immer es war, dass da plötzlich so steif in der Gegend rumstand und zog es zu ihrer Mitte. Irgendwann fanden sie so den Weg ineinander und auch wenn es erst weh tat, wurde es dann in den Bewegungen, die wohl in ihrer Natur lagen immer schöner miteinander. Ein Wohlgefühl breitete sich in ihnen aus, als seien sie für nichts anderes je Mensch geworden.

Nun taten sie es wie die Tiere nur andersherum und sahen sich dabei an, als sich plötzlich ihre Lippen dabei berührten und sie fühlten, es war gut so. Sie trieben es weiter bis zum Ende und dann sanken sie erschöpft nebeneinander hin.

Das neue Spiel hatte auch Eva so gut gefallen, dass sie nicht wollte, es wäre schon vorbei. Doch Adam vom ersten Akt der Menschheit erschöpft schlief ein und lag schnarchend mit seinem erschlafften Glied auf dem Rücken. Sie könnte nun weglaufen, dachte sie, aber irgendwas sagte ihr, das Spiel war noch nicht zu Ende und so setzte sie sich auf ihn, wenn er schon nicht aufstehen wollte, um sich sein Ding wieder zwischen ihre Lippen zu stecken.

Da dies aber nun so schlaff war, gelang es ihr nicht und die auch mit Verstand begabte Bewohnerin des Paradieses überlegte, was sie tun könnte, es wieder wachsen und stehen zu lassen, um sich auf ihm zu vergnügen. Und sie erinnerte sich, wie schön die Küsse auf ihre Lippen hier wie dort waren und beschloss, es zu versuchen, vielleicht half es ja.

Wie glücklich war Eva, als sie spürte, wie es wieder wuchs und ihren Mund bald ganz füllte. Adam noch halb im Schlaf, wusste nicht, wie ihm geschah, doch schien es gut so und er ließ sie gewähren. Als sie aber meinte, es sei nun groß genug, nahm sie das Ding, setzte sich darauf und fühlte großes Glück, zu dem sie mit ihrer Mitte auf ihm zu tanzen begann. Erst vorsichtig, dann immer wilder, bis der endlich erwachte Adam ihre Bewegungen spürte und sie endlich zusammen zum schönsten Glück fanden, dass sie bisher kannten.

Adam schlief danach gleich wieder ein vom doppelten Akt nun all seiner Manneskraft beraubt, während Eva überlegte, wie es denn nun weitergehen sollte. Bald würde es dunkel werden und sie hatten noch nichts zu Essen gesammelt oder gejagt. Wollten sie nicht hungern, mussten sie dringend etwas tun - zum Schlafen war in der Nacht, wenn es dunkel war und sich keine Beeren und Kräuter oder guten Blätter mehr fanden, noch genug Zeit, dachte sie und weckte den unwilligen Adam.

Nach einigem Widerstand erhob er sich. Sie hatte ja Recht, wenn sie nicht bald etwas zu Essen suchten, würde es eine hungrige Nacht. Irgendwie verständigten sich die beiden, um jeder auf seine Art, nach Nahrung zu suchen. Die vorausschauende Eva lockte ihn nahe zu ihrer Höhle und als es dann Dunkel wurde, war das heutige zu dir oder zu mir schnell geklärt. Das gepolsterte Bett gefiel ihm besser als seine Höhle und so verbrachten sie ihre erste Nacht miteinander, nicht mehr einsam sondern gemeinsam und es schien ihnen, als hätten sie nun das größte Glück der Menschheit gefunden, bräuchte es nichts sonst mehr.

Zuerst gingen sie zusammen auf die Jagd und sammelten, was sich fand, teilten ihre Vorräte und machten sich ihre Höhle schön. Dann wuchs etwas in ihr, sie wurde immer runder und die Jagd und das Bücken fielen ihr immer schwerer. Durch die Beobachtung der Tiere, ahnten sie, was geschehen war und ihnen bevorstand. Adam fügte sich und zog alleine los, während sie so viel sammelte, wie sie noch konnte, ihre Höhle noch gemütlicher machte, einen Windschutz bastelte und das Bett für zwei noch dicker mit Zweigen polsterte.

Manchmal noch, als Eva dann mit dem Baby in der Höhle lag, dachte Adam daran, wie paradiesisch das Leben früher war, als er einfach in den Tag hineinlebte, nicht weiter nachdenken musste, als satt zu werden für einen oder zwei Tage, um dann den nächsten Tag nur in der Sonne zu liegen, sehnte er sich nach seiner alten Freiheit und dem Leben für sich. Dann schlief er mal wieder eine Nacht in seiner Höhle, bis ihm einfiel, dass Eva und das Kind ja Hunger hatten und er nicht mehr allein war. Schlimmer war aber, dass er einsam nicht mehr so gut schlief, ihm fehlte ihre Nähe und das schöne weiche Bett, dass er sich nie gebaut hätte.

So lebten denn Adam und Eva mit ihren Kindern im Paradies, machten es sich immer schöner und wenn sie nicht genug voneinander hatten, dann probieren sie es heute noch.

Hier endet das Märchen vom Anfang aller Kulturgeschichte und so begegneten sich die beiden Wesen, die spätere Generationen Adam und Eva nannten, erkannten sich, wie schon biblisch einst Sex umschrieben wurde, und merkten es war alles gut so. Mehr brauchte es nicht zum Glück als Sex nach Lust und Laune, genug zu  Essen und keine Geldsorgen. Es war in ihrem Paradies immer warm und es ward für alles gesorgt, ob aus der Natur, die eben wachsen ließ oder von Gott, den der Mensch erst erfand, möge
jeder nun für sich entscheiden, je nachdem ob er lieber glaubt oder vernünftig ist.

In dem Märchenbuch Bibel griff dann Eva nach der Erkenntnis und nahm den Apfel, den ihr die kluge Schlange reichte vom verbotenen Baum und auch wenn unklar ist, warum im Paradies irgendwas verboten gewesen sein soll, wird deutlich, weibliche Neugier ist der Anfang aller Erkenntnis und wäre damit der Ursprung jeder Kultur in der biblischen Interpretation. Nebenbei sind Verbote der andere Zweck der Religion, die damit den Reiz des Verbotenen erst schaffen und erhöhen. Hätte Adam nicht besser friedlich fressend und schlafend weiter gelebt, statt sich viele Fragen zu stellen, fragt sich der heutige Betrachter der Scheidungszahlen jenseits aller Märchen oder ist es der weibliche Instinkt der schon biblisch historisch dem trägeren männlichen Wesen überlegen ist und zu neuen Ufern lieber aufbricht?

Im Paradies der Bibel stellten sich solche Fragen nicht, da waren sie glücklich, wie sie waren, ohne sich als Mann und Frau zu erkennen und den Gebrauch ihrer Geschlechter zu verstehen, soll uns die Sage erzählen, die viel über die verrät, die sie verkünden und wenig darüber, wie es war oder steckt doch am Ende in jeder Sage ein wahrer Kern, fragt sich der Märchenerzähler auf der Suche nach seinen Wurzeln.

Wer von den beiden war welcher, wer erkannte den anderen zuerst, um aufeinander auf die Jagd zu gehen, wann sahen sie sich als eine Art und wie merkten sie, dass es liebend miteinander noch viel schöner als im Paradies schon sein kann, gehört zum großen Glück nicht das Bewusstsein dessen?

Weiß es nicht, es gibt nur von den Kulturen geprägte Sagen, die den Weg in der Natur in allem zeigen sollen, was immer an ihnen wahr ist oder irgend wirklich je war. Die Tiere hatten beide Wesen bei der Jagd aufeinander beobachtet. Gesehen wie glücklich der Akt sie teilweise machte, sich die Weibchen dort erst zierten und jagen ließen, bis sie sich stöhnend hingaben, wenn es nicht umgekehrt war und die Männer selbiges spielten. Das Spiel schien immer dazu zu gehören.

Folgten sie ihrer Natur dabei und wie war diese wohl beim ersten mal wirklich - nahm sich Eva den Adam oder bestieg er sie, wie es die Tiere taten, die sie sahen - gab es diesen paradiesischen Anfang in der Evolution je, wie fing es mit der Kultur an, warum verhält sich Mensch manchmal kultiviert und dann wieder nicht?

Tritt der Mensch ins Leben ein
Ist er meistens noch recht klein
Doch er wächst ja bald heran
Zu einer Jungfrau oder Mann

So hieß es in einem der Lieder, das ich schon als Kind aus der Studentenverbindung meiner Eltern kannte. Beide waren sie im ATB, dem akademischen Turnerbund, der auf Turnvater Jahn zurückgeht, den ich weniger lobenswert fand, was aber in meiner Familie beiderseits lange Tradition hatte, also einen Wert an sich verkörperte, immerhin nahmen sie als erste Männer und Frauen gleichberechtigt auf, was zur obigen paradiesischen Frage passt. Es geht dann im Refrain, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, weiter, dass dieser Eintritt vom Rudern und vom Segeln, das noch mit dem Fische fangen variiert wird, auf hoher See kommt.

Die Doppelbödigkeit des Liedes verstand ich erst viel später und sang es als eine Art Lied zur menschlichen Evolution bis dahin, fand es komisch und freute mich, dass auch die Erwachsenen so darüber lachten, auch wenn sie es aus anderen Gründen taten, denn eigentlich ging es in diesem Lied nur um Sex und entsprechend wurde sich bewegt, gelacht und gewitzelt.

Der Ursprung der Welt, l’Origine du monde im französischen Original, heißt ein Gemälde von Gustave Courbet aus dem Jahre 1866. Das einst skandalträchtige Bild hängt heute völlig unaufgeregt im Musée d’Orsay in Paris, ob es das auch in New York noch täte, ist eine andere Frage und bei Facebook sollte es auch lieber keiner veröffentlichen, denn es zeigt den direkten Blick auf die unbekleidete weibliche Mitte. Die behaarte weibliche Vulva, auch das wäre in den Vereinigten moralischen Emiraten von Amerika Grund genug zur Aufregung, bildet das Zentrum des Bildes, bei dem nur noch ein wenig Schenkel und der Ansatz der Brüste zu sehen ist. Die naturalistisch dargestellte weibliche Haut wird noch durch das seidenartige Tuch unterstrichen, dass alles übrige der Frau außer Geschlecht und Brüsten verhüllt.

Gemalt wurde das Bild für den türkischen Diplomaten Hali-Serif Pasa, der auch als Khalil Bey bekannt wurde und nebenbei noch das wirklich erotische Gemälde ‘Das türkische Bad’ von Ingres besaß. Unklar ist, ob die Abgebildete die Geliebte des türkischen Paschas war oder doch ein anderes bekanntes Aktmodell, das Courbet mehrfach in seinen Bildern auftauchen ließ. Das Bild wurde jedoch von Khalil Bey verborgen gehalten und nicht in seinem Salon gezeigt. Wegen späterer Geldsorgen, die es ja im ursprünglichen Paradies, von dem es handelt, nicht gab, musste es dann versteigert werden.

Zunächst erwarb es ein französischer Antiquitätenhändler, bei dem es Edmonde de Goncourt zu sehen bekam und davon in seinem Tagebuch berichtete. Später kaufte es der ungarische Baron Havtany und brachte es nach Budapest, wo es bis zum 2. Weltkrieg blieb. Von da aus gelangte es auf der Flucht des jüdischen Adeligen über Umwege wieder nach Paris. Dort kaufte es der mit einer Schauspielerin verheiratete Psychoanalytiker Lacan, der es in seinem Landhaus, hinter einem Schiebebild verborgen, aufhängte und so tauchte es erst nach dessen Tod 1981 wieder in der Öffentlichkeit auf und hängt seitdem im Musee d’Orsay, von wo es einmal auch 1988 nach New York ans dortige Metropolitan verliehen wurde und einen mittelgroßen Skandal auslöste.

Ist der weibliche Schoß der Ursprung der Welt?

Viel spricht dafür und denken wir an die Märchen aus dem Paradies vom Anfang der Welt, bleibt diese Frage unbeantwortet, weil dort der erfundene Gott vor der Zeugung steh. Bei den Germanen gab es dazu noch große Sagen um die Erdmutter und ihre Kinder, die aus Lehm formten, was wir wurden. Egal welche Geschichte zur Entstehung der Welt wir auch betrachten, kommen wir um die Sexualität  zur Fortpflanzung nicht herum - sie ist der Anfang und alle Schöße dieser Welt in ihrer unendlichen Gestaltung und Vielfalt der Formen, könnten aus dem einen geboren sein, denn alles hat doch einen Anfang irgendwo.

Den Anfang der Kultur in die Suche nach Lust und ihrer Befriedigung zu legen, klingt märchenhaft und soll genau das auch sein. Erzählen vom großen Märchen der menschlichen Kultur, die sich in unendlich vielen Geschichten um die Welt erzählen lässt, die keine Menschen bevölkerten, hätten ihre Eltern nicht Sex gehabt. Wie sich daraus unterschiedliche Kulturen entwickelten, deren Umgang mit der Sexualität uns teilweise heute absurd erscheint, wird auch Thema der folgenden Märchen sein.

Wir sind, weil welche vor uns Sex hatten und die Menschen suchten immer nach neuen Wegen, diesen mehr zu genießen und wieder zu bekommen, weil es so schön war. Ob sich Adam und Eva oder wie immer wir die Urmenschen nennen, so begegneten, weiß ich nicht, schildere nur nach meinem Empfinden, wie ich es mir vorstelle, wie es alle Geschichtenerzähler immer tun.

Für die Idee, dass alle Kultur von der Frau ausging und Mann sich dem beugte oder, um ihr zu gefallen, es weiter entwickelte, spricht schon die natürliche Konstruktion der Sexualorgane. Der weibliche Höhepunkt funktioniert anders als der männliche und auch die Erregung ihrer Lust verlangt mehr Feingefühl dabei. Das Spiel umeinander ist so alt wie die Menschheit und scheint in unserer Natur zu liegen - in ihm verbindet sich der ursprüngliche Trieb mit dem Streben nach Höherem. Sex, wenn er gut ist, lässt uns viehisch manchmal werden, wenn wir getrieben von der Lust, der Natur folgen und stöhnen, als hätten wir keine Sprache.

In der Spannung zwischen hoher kultureller Anforderung, die Begeisterung beim anderen auslöst und dem nur tierischen Bedürfnis unserer Natur nach Befriedigung und Glück liegt unser Sein. Warum träumt ein Mann wie ich von der kultivierten Frau einerseits, mit der ich große Gefühle und die Liebe zur Kultur teile und möchte andererseits auch die wilde Hure, die beim Sex vor Lust schreit, keine Grenzen kennt und sie mir doch setzt.

Die ich haben kann, die breitbeinig vor mir liegt, sich mir schenkt und die ich nicht erobern muss, reizt mich nicht mehr. Natürlich kann die Liebe den schnellen Reiz überwinden aber die Natur reagiert relativ simpel und schematisch. Seit es Menschen gibt, hat sich an unserem genetischen Code und der Konstruktion unserer Gehirns nicht viel verändert. Warum Steinzeitmenschen weniger tiefe Gefühle gekannt haben sollen als die Menschen seit der Romantik, war mir schon immer rätselhaft. Nur weil die einen es als Mode laut ausleben und die anderen, sich andere Wege dafür suchen, ändert es doch nichts an der Natur.

Ist die innere Dialektik zwischen Hure und Heiliger, die so viele Männer suchen, während Frau den verständnisvollen Freund und den wilden Kerl je nach Stimmung will, jene zwischen Kultur und Natur oder sind wir erst in ihrer Aufhebung ganz Mensch, weil erst beides vereint, uns ganz glücklich macht?

Lege ich den Ursprung der Kultur in die differenziertere weibliche Sexualität, wird damit deutlich, warum es der Umwege zum Glück braucht. Eva wird ihren Adam auch dabei angelernt haben, es so zu tun, wie es ihr gefällt und wenn Adam einmal erfuhr, wie schön das Glück erstmal geteilt ist, wird er alles dafür tun, es wieder zu erreichen.

Nur liegt dies in der Natur oder könnten wir die Geschlechter dabei beliebig verkehren, sind die Rollen nur sozial geprägt, weil wir Mustern folgen?

Heutige Gendertheorie vertritt schon lange die Ansicht, es gäbe kein natürliches Geschlecht sondern all dies sei Produkt der Erziehung, die uns in Rollen presse, um gegen die diskriminierenden Konventionen der Gesellschaft zu kämpfen. Damit wurde viel Gutes im Sinne der Emanzipation erreicht und manch schlechtes im Sinne der Natur. Manche Menschen wurden damit glücklicher, weil es ihnen leichter gemacht wurde, ihren Zwischenraum zu finden, der nicht konventioneller Sexualisierung entsprach. Eine relativ große Gruppe fühlt sich davon aber verwirrt und findet sich darin nicht wieder, weil sie ihrer Natur nach gerne anders lebten.

Es ist sehr vernünftig, sich nicht nur an überkommene Formen zu halten. Auch in der Sexualität und Liebe kann es sehr gut tun, die eigenen Muster zu hinterfragen. Doch wenn ein theoretisches Modell, dass für eine bestimmte Gruppe passt, es anderen erschwert, ihrer Natur nach zu leben, kann es nicht einfach allgemeingültig sein. Ob es Menschen glücklicher macht, mehr über die Rollen des Geschlechts zu diskutieren, scheint mir fraglich. Sie ihrer Natur nach zu leben und daraus eine Kultur zu machen, kommt mir menschlicher vor und bringt die Menschen mehr zusammen, denn es gibt Teile, die stärker nach der Natur ihres Geschlechts leben und damit glücklich sind und welche, denen das nicht entspricht, die sich andere Wege suchen müssen.

Statt einer Generalisierung der Theorie über das Geschlecht, das nur Produkt gesellschaftlicher Konventionen sei, wäre eine stärkere Individualisierung wünschenswert, in der jeder seine Rolle für sich definieren kann. Nicht dieses oder jenes allein entscheidet, was wen glücklich macht, sondern eher eine Mischung aller Umstände. Warum es zwar gut war, die Konventionen im Denken mit dieser Theorie aufzubrechen, aber Glück immer die für jeden einzelnen richtige Mischung von Natur und Kultur sein sollte, die weniger finden, wenn sie meinen dafür generalisierten Mustern folgen zu müssen.

Um die obige Frage noch irgendwie zu beantworten, es liegt alles in unserer Natur, wenn uns Konventionen hindern dieser entsprechend zu handeln, sollten wir lieber die Konvention infrage stellen, als nach einer neuen zu suchen, die Natur zugunsten von bloßer Konvention negiert. Sexualität und Neigung sind Natur, warum wer diese infragestellt, den Menschen seiner natürlichen Basis beraubt und ihn zu einem unisex verwirrten Wesen macht, das sich im Alltag immer schlechter zurechtfindet.

Weit über 200 Jahre dauerte es, seit der ersten Theorie dazu, bis die Forschung begriff, was es mit dem weiblichen nervus pudendus auf sich hat und warum manche Frauen dabei etwas empfinden und andere nie. Die Geliebte Ludwigs XV., die dazu Feldforschung aus einem natürlichen Bedürfnis heraus betrieb und damit auf etwas hinwies, was lange als Unsinn abgetan wurde, sich aber immer mehr als richtig erwies, könnte uns zeigen wie wichtig es ist, seiner Natur dabei mehr zu folgen als allen Konventionen. Naturforschung im Sinne der Sexualität heißt dabei, auszuprobieren, was glückliche macht, denn es gibt immer einen natürlichen Weg, nur die Eingänge sind unterschiedlich.

Sexualität ist der Anfang der Kulturgeschichte. Sie machte uns zu denen, die mehr wollten und auch die Religion als dialektisches Spannungselement folgte erst auf das Bedürfnis, die Lust aufrechzuerhalten. Was tun wir nicht alles, um zu diesem Glück zu gelangen. Bieten alle Kräfte auf, um zu überzeugen, verschönern uns und quälen uns. Die Wege dahin spornten uns zu kulturellen Höchstleistungen an. Die Liebe dabei und damit zu genießen, ist schön und hat ihren eigenen Anteil an der Kultur gefunden - ob sie zusammengehören, nicht notwendig wohl ihrer Natur nach, oder sich erst im Kontext findet, ist eine weitere Frage der Kulturgeschichte und führt zum nächsten Märchen über die Kultur der Liebe.
jens tuengerthal 2.2.2017

Mittwoch, 1. Februar 2017

Kulturmärchengeschichte KMG 000

Die Kulturmärchengeschichte

Versuch einer Einleitung

Es war einmal beginnen Märchen, mit es war einmal, beginne auch ich, um zu erzählen, wie Kultur wurde, was sie ist. Wird dies nun ein Märchen oder ein neues Geschichtsbuch?

Wie erzähle ich heute Kulturgeschichte, fragte ich mich, wo fange ich an, wann hört es auf und geht es eher um Fakten oder um Anekdoten, zählt nur die Wahrheit und was kann ich noch dazu sagen, nach all den potenten Vorgängern von Herodot über Burckhardt bis Friedell.

Fakten kann jeder nachschlagen oder besser googeln, Wiki gibt umfassend Auskunft über das was war und viele längst tragen dieses unerschöpfliche Register des Wissens auf ihrem Telefon ständig bei sich.

Braucht es da noch eine neue Betrachtung der Kulturgeschichte, wenn wir auch die alten Geschichten jederzeit in der Kurzfassung nachschlagen können, schnell sehen, wo die Alten irrten, was von ihnen blieb?

Wohl kaum, dachte ich und wollte schon aufgeben, bevor ich begonnen hatte - doch wohin kommt der Autor, der sich nur nach Trends und dem Wunsch der Leser richtet?

Selten über die erste Seite hinaus, die er jeden Tag neu schreiben könnte, um sie den immer neuesten Moden anzupassen, was in den sozialen Netzwerken gerade mit mehr Gefühl als Wissen diskutiert wird, viele Klicks und einige Leser vielleicht zu  finden. Ein müßiges gehetztes Vorhaben, was zwar in eine temporeiche Zeit passte, aber kein Ende fände, nicht bleibendes schuf. Nur hektisch und nervös für mich klingt.

Noch jede Zeit sagte über die aktuelle, es sei alles so hektisch geworden, es gäbe keine Ruhe mehr und die guten alten Sachen gingen verloren. Aus den guten alten Sachen wurde schon ein erfolgreiches Geschäft gemacht, bei dem die Leute teuer kaufen, was sie vorher bei den Großeltern noch auf den Sperrmüll brachten und dann geht wieder das Klagen los und die Rufe nach der guten alten Zeit.

Glaube nicht, dass eine solche Haltung je zur Zufriedenheit beitragen kann. Im Gegenteil werden Menschen, die über ihre Zeit klagen, um der guten Vergangenheit nachzujammern, immer unzufrieden sein mit ihrer unerfüllten Sehnsucht. Dennoch wünscht sich so mancher laut die alten Zeiten zurück und tut manches, um das Gefühl zu haben, wieder so zu leben.

Das fängt bei der Outdoor-Erfahrung an und endet noch nicht auf Mittelaltermärkten oder beim sehnsüchtigen Erzählen von Omis alten Rezepten. Manche gehen ins Museum, um ein Gefühl dafür zu bekommen oder lesen möglichst gut recherchierte historische Romane, damit sie ein Gefühl für die Zeit bekommen, in der sie gerne statt jetzt mal wären.

Auf Nachfrage hin meist nur für einen Ausflug oder wenn sie diese oder jene Errungenschaft mitnehmen oder dort neu erfinden könnten. Von der Waschmaschine zum Telefon und wer kann sich noch vorstellen dauerhaft ohne Internet zu leben, auf Neuigkeiten vom Hörensagen angewiesen zu sein, sein Essen nur zu jagen und am Lagerfeuer zuzubereiten?

Die große Fraktion der Grillfreunde wird jetzt jubelnd schreien wir, allerdings fragt sich, wie viele davon übrig blieben, wenn sie ihr Grillgut nicht mehr in der Kühltruhe fänden sondern nur mit Glück in der Natur bei egal welchem Wetter, die Gewürze für die Saucen erst via Kamel über die Seidenstraße kämen, wenn die Händler nicht von Mongolenhorden vorher aufgehalten wurden, was die Dinge, die noch bei uns ankamen, teurer machte als vergleichbar modernste Smartphones, ein Privileg nur der Superreichen waren, während sie statt mit Kultur jeden Tag ausreichend mit der Essensbeschaffung beschäftigt wären.

So hätte jeder seine Kleinigkeit, die er gern mitnähme und die ihm bei einer Zeitreise unentbehrlich wäre, ansonsten aber bleibt der Wunsch nach den alten Zeiten und ich spürte ihn selbst genug, ob ich nun mit dem Kanu tagelang in der Wildnis war, alte Märkte besuchte oder über eingeborene Völker las. Ging nur mit einer Zeltbahn und sonst möglichst wenig auch im Winter in die Wildnis, trug alles, was ich zu brauchen meinte bei mir und fühlte mich dann innig der Natur verbunden, meinte meinen Wurzeln nachzuspüren, wenn ich auf selbigen im Wald lag, auf einem Bett aus Reisig, vom Lagerfeuerrauch hustend, halb verkohlte Sachen mit großem Appetit dank vieler frischer Luft verschlang.

War ich da erst Mensch, wie Goethe es über die österlich zum Volksfest jubelnde Menge meinte oder wurde ich wieder zum unkultivierten Barbaren auf Zeit?

Vielleicht ist diese Form des Zeitreisens eine, die unserer Natur entspricht, zumindest meiner eine zeitlang entsprach, auch wenn ich mich heute frage, warum ich ein piekendes Nadelbett meinem trockenen und warmen noch vorziehen sollte, was mich menschlicher macht, wenn ich statt bei Bachs Cello Sonaten im Sessel lesend, zwischen Bibbern und Schwitzen am Lagerfeuer in feuchter Natur hustend hocke. Kultivierter scheint es mir, durch ein Museum zu gehen, nach Laune einen Band aus meiner Bibliothek zu nehmen und über die Welt lieber zu lesen, als sie auf den Spuren der Abenteurer zu durchstreifen. Aber vielleicht bin ich auch nicht mehr genug Steinzeitmensch.

Zurück zur Natur und zu den eigenen Wurzeln ist immer wieder in Mode, schon Rousseau hat aufgrund seiner Inkontinenz gerne davon gesponnen, doch was sind diese Wurzeln überhaupt und womit fing es an?

Über den Anfang der Kultur wissen wir wenig, auch wenn immer mehr archäologische Spuren das Bild der Vergangenheit, die alles andere als romantisch meist war, heute genauer zeichnen als noch vor hundert Jahren.

Wer kann sagen, was Steinzeit Adam und Eva dachten und fühlten, als sie merkten, dies Essen macht Lust auf mehr, jenes schmeckt so gebraten besser und zufällig das Kraut passte perfekt zum herben Geschmack der erlegten Wildsau?

Doch weiß ich darum, was der Ötzi dachte, als er in sein eisiges Grab fiel?

Habe ich den Hauch einer Ahnung, was Steinzeitmenschen glücklich machte und wo sie tiefe Befriedigung fanden?

Weiß ich, ob derjenige, der die Venus von Willendorf einst aus Stein schlug, an die erfundenen Götter dachte, etwas heiliges aus dem Stein schlagen wollte oder seine nackte Geliebte vor sich sah, einfach geil war und an nichts höheres dachte, sondern nur Sex im Kopf hatte?

Weiß ich, ob die alten Griechen mit den Anekdoten, die Homer schön in Versen ausschmückte, eher eine historische Erzählung verbanden, was sie ja in Teilen fraglos sind oder kleine zeitaktuelle politische Spitzen in der Art des Kabaret, die nur aus taktischen Gründen in eine sagenhafte historische Erzählung aus den trojanischen Kriegen gepackt wurde, sie eher Kabarett auch waren als Märchen oder war es eher die antike Form des Newstickers?

Waren Verse nur gut, weil sie eingängiger waren als schlichte Prosa, sich besser gemerkt und weitererzählt werden konnte?

Habe keine Antwort auf all diese Fragen, es gibt dazu wechselnde Thesen, die wenn aktuell meist als unumstößlich gelten, aber eigentlich mutmaße ich im Kern der Sache nur. Was macht uns als Menschen dabei aus, frage ich mich und habe das Gefühl, dass wir über den entscheidenden Punkt immer noch nichts wissen und es nie erfahren können, weil mit den Menschen ihr Gedächtnis stirbt, all ihre Gedanken endgültig verloren sind.

Kultur beginnt da, wo der Mensch über sein Sein nachdenkt und es sich schöner machen will, um zu genießen, was ist, auch wenn der Genuß durch manch zwanghaften Aberglauben immer wieder eingeschränkt wird, als brächte erst die Entsagung das Glück an sich zurück.

Wovon wir nichts wissen, sollten wir schweigen, lehren uns die Philosophen und spekulieren schon damit munter weiter.

Kann es eine glaubwürdige Kulturgeschichte geben oder immer nur aktualisierte Spekulationen, die heute eben am besten als Ticker neue vermeintliche Fakten liefert?

Vor Gericht gibt es die noch aus religiösen Wurzeln stammende Eidesformel, nichts als die Wahrheit zu sagen. Habe mich auch schon in dieser Situation gefragt, was ich darauf antworten soll. Kenne die Wahrheit nicht, nur Ausschnitte dessen, was mir als Wirklichkeit erscheint, wie nah dies auch immer der Wahrheit ist. Der Richter meinte, als ich genau das erwiderte, ich solle halt wahrhaft sagen, was wirklich gewesen wäre. Wäre es kein Richter gewesen, hätte ich noch erwidert, dazu kann ich nur sagen, was ich meine, denn wie wirklich ist schon die Wirklichkeit, die immer nur als ein Schatten meiner Erinnerung mir erscheint, die wiederum von all meinen Meinungen getrübt ist und so kann  ich auch unter Eid nicht mehr als Propaganda für meinen beschränkten Horizont machen.

Wer das für die Wahrheit hält, hat einen erstaunlich beschränkten Begriff davon. Könnte mir viel mehr vorstellen, als ich zu wissen meine und warum ist gerade der glaubwürdiger, der sich für wissend hält?

Ist nicht der Zweifler, der darum weiß, wie wenig er wissen kann, immer glaubwürdiger, weil sein Denken uns reflektierter erscheint?

Der Satz des Sokrates, der sogar behauptete, er weiß, dass er nichts weiß, gilt in unserer Kultur als weise. Dennoch schwören täglich Menschen vor Gericht nichts als die Wahrheit zu sagen, von denen die meisten nicht unbedingt weiser als Sokrates sein werden. Halte schon diese  Aussage eigentlich für zu weitgehend, denn ich weiß nicht, dass ich nichts weiß, woher sollte ich sicheres Wissen haben, was ist und was nicht, das über meinen Horizont hinaus geht?

Weiß also nicht mal, ob ich nichts weiß oder vielleicht die Welt wirklich ist, wie sie mir scheint, weil ich alles sehe, wie es ist und richtig erkenne, auch wenn das zugegeben ziemlich unwahrscheinlich ist, angesichts meiner Faulheit und meines beschränkten Horizontes. So scheint mir zu Anfang die Frage des Michel de Montaigne angemessener - was weiß ich schon?

Worauf ich nur ehrlich antworten kann, ich weiß es nicht, meine nur, was mir gerade so scheint und morgen völlig anders sein kann. Wenn ich die Geschichte erzähle, wie ich meine, wie sie war, könnte dies Morgen durch neue Entdeckungen oder mit weiterem Horizont als meinem, der ich die Welt kaum kenne, noch begreife, schon völlig anders im selben Moment aussehen.

So geschehen ist alle Geschichtsschreibung eigentlich nichts als ein Kommentar in einer Zeitung, wie eine Glosse, die als Meinung des Kommentators gilt, auch wenn sie gerne so tut, als würde sie die Wahrheit erzählen. Es gibt die Meinung wieder, die gerade in einer Kultur herrscht, wie die Dinge aus deren Sicht gewesen sein sollen. So etwas hat keinen Anspruch auf Wahrheit und schon die Wirklichkeit zu schildern wäre unangemessen, was wir schon daran merken können, wenn wir bedenken wie unterschiedlich selbst Zeugen, die dabei waren, in ihren Aussagen ein und dieselbe Wirklichkeit wahrnahmen.

Ob daraus zu folgern wäre, dass Richter, die meinen ein Urteil fällen zu können, immer anmaßend sind oder nur einen ungenauen Sprachgebrauch haben und eigentlich nur einem kulturellen Ritus der Befriedung dienen, in dem es weniger um Wahrheit als um Rechtsfrieden geht, wäre auch kulturhistorisch spannend und wird sicher ein Thema sein, führte hier jedoch zu weit. Denke, sie denken häufig, sie tun ersteres, meinen nach bestem Wissen und Gewissen, die Wahrheit zu suchen, um ein gerechtes Urteil zu fällen, was auf Fakten beruht und tun doch eigentlich nichts, als einen rituellen Akt zu vollziehen, der dem Rechtsfrieden dient, weil keiner wissen kann, was wirklich war und nichtmal jene, die dabei waren, sich dessen einheitlich sicher sind.

Eine Geschichte schreiben zu wollen, so wie sie war, wäre also anmaßend, was meiner Eitelkeit vielleicht nicht fern läge, mich aber nur unzufrieden und ständiger Kritik anfällig machte. Epikur folgend, dass es im Leben nur darum geht, so glücklich wie möglich zu sein, möchte ich die drohende Unzufriedenheit, die vermeintlich wahrhafter Geschichtsschreibung logisch folgte, lieber vermeiden und erzähle nur, was ich meine und mir dabei denke.

Könnte es genauso gut ein Märchen nennen und als solches erzählen, fiel mir während der gedanklichen Vorarbeit ein. Viele Menschen lieben Märchen. Konnte sie früher eher nicht ausstehen, genau wie ich Phantasy gähnend langweilig fand, auch den Herrn der Ringe auf der Hälfte abbrach, weil es mich anödete. Habe es durch eine Liebe, die sie vorgelesen haben wollte, lieben lernen, weil sie diese so liebte und so glücklich in Märchenwelten war und wenn du liebst das Glück des anderen deines werden kann.

Es geht mir nicht darum, ob alle Märchen einen Kern an Wahrheit enthalten, oder wie die Sammlung der Gebrüder Grimm psychoanalytisch zu deuten wäre, auch von dieser postreligiösen Sekte halte ich mich lieber fern. Was weiß ich schon, steht über all dem, denn mehr als Märchenerzähler weiß ich eigentlich auch nicht. Sogar wenn ich versuche, die mir bekannten Fakten nur aufzuzählen, was gähnend langweilig wäre, gäbe, wenn überhaupt, nur einen Ausschnitt, dessen was meine Zeit zu wissen meint in den engen Schranken ihres an Fakten orientierten Horizontes.

Wenn ich schon Meinung mache und eigentlich nur einen Kommentar zu meiner Sicht der Geschichte schreibe, wie es so viele Autoren schon besser vor mir taten, fragt sich, warum ich es nicht auch so sage und erzähle, als Märchen aus unserer Zeit über andere Zeiten. Mehr wird es nicht, mehr kann es nie sein und doch, wenn es als solches lesbar ist, könnte es länger bleiben als manche Faktensammlung, versuche ich schon wieder an die Unsterblichkeit der Dichter zu denken - eines Herodot oder Homer und vieler mehr.

Überlegte darum zunächst es gleich einem Epos in Versen zu erzählen, was mir als Dichter wohl läge, aber dafür als Denker ein wenig unangenehm wäre, scheint mir doch das große Wort schon zu unbescheiden, für mein kleines Vorhaben, ein wenig Geschichte als Märchen zu erzählen. Benutze nur den Stil der Volksmärchen, um zu zeigen, auch wenn ich erzähle, was wir zu wissen meinen, bleibt es doch nur Meinung und könnte genauso Märchen sein. Vielleicht ist die Wahl des Märchens auch eine Art Liebeserklärung an die Herzensgröße aller, die Märchen lieben, statt nur auf die Wirklichkeit und Fakten zu pochen.

Was wir aus Liebe tun oder zumindest mit, scheint uns ein wenig märchenhaft schon von allein. An Gefühl scheint genug vorhanden, mehr als an Wissen, das nur auf einige kleine Inseln zurückgreift, und so erzähle ich das Märchen von der Kultur und wie sie wurde, was sie ist, weil einmal was war, von dem ich nichts wissen kann.

Weiß nicht, ob dies der Gipfel des möglichen sein könnte, hoffe es nicht, es ist halt, was ich gerade versuchen kann. Voltaire war sich noch in seiner Geschichtsschreibung sicher, dass es eine ständig fortschreitende kulturelle Entwicklung des Menschen gäbe und stand damit im Geist der Aufklärung, als deren heraushagender Geist er gilt und sehe ich von seiner Persönlichkeit ab, die auch intrigant und gierig war, spricht wenig dagegen, ihm dies zu gönnen. Er sah ein stetes Streben nach dem Höheren als menschlich an. Schiller war aufklärerischen Geistes aber immer auch Literat, der Geschichte erzählte. Mit Herder, der ja teils noch Aufklärer war und andernteils der Romantik zugehörig, kam der Volksgeist in die Kulturgeschichte und so sah er jedes auch unbewusste Schaffen als dem zugehörig. Dann kamen die Geschichtsphilosophen wie Toynbee und Oswald Sprengler, dessen Untergang des Abendlandes heute wieder für Furore sorgt, weil er einfache Antworten mit vermeintlichen Fakten gibt, auf gerade modisch postfaktiche Weise Geschichte erzählt. Ein Golo Mann machte Geschichtsschreibung auch zur literarischen Kultur, was vor ihm schon Burckhard meisterhaft plaudernd tat, wie es sein Onkel Heinrich in seinem Henry IV. so wunderbar romanhaft machte nur war Golo eben etwas professoraler und faktensicherer.

Alle die vielen Großen vor mir, vor denen ich mich ehrfurchtsvoll verneige, wollten Geschichte schreiben und taten es erfolgreich, gingen als Historiker in die Geschichte ein.  Da reihe ich mich nicht ein sondern halte ein wenig Abstand. Bin kein Historiker, was weiß ich schon überhaupt, will nur über Geschichte plaudern und diese als Märchen erzählen, um sich an solche zu erinnern und im Plaudern über die Gefühle der Menschen, die sie erlebten, nachzudenken. Was daraus wird, weiß ich natürlich auch nicht, folge nur meiner Natur und einem tiefen Gefühl, tue also das beste, was ich kann, ohne zu wissen warum. Wem solches interessant erscheint, der möge es lesen, alle anderen halten sich besser an Fakten, davon verstehe ich nur zu wenig.
jens tuengerthal 1.2.2017