Mittwoch, 9. März 2016

Kulturgeschichten 0152

Farbnation

Nationale Farben haben eine vielfältige Bedeutung, wer ihnen auf die Spur geht, findet oft blutrünstige Geschichten, die ähnlich gruselig sind, wie manche derer, die sie heute wieder schwenken, um in ihrer Angst vor Verschwörung Halt zu finden, zumindest an einer Fahnenstange.

Die deutschen Bundesfarben Schwarz-Rot-Gold wurden erstmals am 9. März 1848 zu solchen, als der Bundestag des Deutschen Bundes in Frankfurt am Main während der Märzrevolution noch als Organ der Fürstenvertreter beschloss, sie zum nationalen Symbol zu machen. Seitdem wurden die schon auf dem Weg zur Hambacher Feste geschwenkten Farben vielfältig genutzt und missbraucht, um parteiliche Interessen durchzusetzen. Sie werden von den Organen des Bundes getragen, wurden während der Novemberrevolution 1989 in der noch DDR geschwenkt als Symbol der deutschen Einheit, tauchten während der WM auf der Fanmeile und an vielen Autos als Schmuck auf, ein fröhliches Zeichen der Partynation, die sich im Fußball feierte, wurden schließlich von den Pegiden missbraucht, die ihre Angstphantasien und ihren kollektiven Rassismus unter deren Banner stellten, fröhlich fahnenschwenkend an die Revolution von 1989 anknüpfen wollten, wogegen sich deren Köpfe lauthals wehrten, die bereits in der Demokratie auch ankamen.

Verliert das nationale Symbol so seine Unschuld der Fußballfeiern von 2006 und 2014 oder bleibt es unberührt und was hat es mit der Nation zu tun?

Ob das schon am Begriff der Nation liegt, die eben immer ein irgendwie begrenztes Gebiet beschreibt und damit Ausdruck der Beschränkung ist, die zum Wert erhoben wird, also logisch eher Beschränkte enthält, denen die Berufung zur Identität wird, ist noch offen, könnte aber manches verständlicher machen, warum schon vor den Farben der Begriff der Betrachtung wert ist.

Der Begriff Nation tauchte um 1400 erstmals im Deutschen auf und stammt vom lateinischen natio ab, das Volk, Sippschaft, Gattung, Menschenschlag oder Schar heißt. Er bezeichnet größere Gruppen von Menschen, die gemeinsame Sprache, Tradition, Sitten, Bräuche oder Abstammung teilen oder, noch ungenauer, denen dies zugeschrieben wird, was jedoch immer inadäquat bleibt, da keine Nation diesen Begriff vollumfänglich erfüllt, alle Grenzen gerade im Grenzgebiet verschwimmen.

Daneben wird dieser Begriff gerne auch umgangssprachlich für das Staatswesen oder Volk eines bestimmten Gebietes gebraucht, was aber von der wissenschaftlichen Betrachtung streng unterschieden wird. Die dabei zugeschriebenen kulturellen Eigenschaften werden auch der Nationalcharakter eines Volkes genannt, wer immer sich damit identifiziert. Somit erweist sich die Nation als ein bloß diskursives Konstrukt, das davon lebt, dass sich die in ihm lebenden darauf berufen und nur dadurch seine Wirksamkeit eintfaltet.

Zu vorbürgerlichen Zeiten wurden die Studenten aus einer bestimmten Region nationes genannt, um ihre Herkunft zu benennen. Erst in der Moderne und also zu Beginn des bürgerlichen Zeitalters wurde der Begriff Nation mit Staat gleichgesetzt, wobei nur im Nationalstaat auch tatsächlich Staat und Nation zusammenfallen, nicht nur sprachlich.

Je nach Geschichte der Nation ist mal der Wille eine solche zu sein entscheidender als die ethnischen oder kulturellen Eigenschaften, wie etwa in der Schweiz, die verschiedene Sprachen, Kulturen und damit Volksstämme in einer Nation eint, die sich zur Nation bekennt. Im ursprünglich römischen Sprachgebrauch der Kirche waren nationes, diejenigen heidnischen aber nicht jüdischen Völker, die bereit waren, sich dem römischen Aberglauben zu unterwerfen und mit den jüdischen Christen zusammen dann die Gemeinschaft der Kirche zu bilden.

Alte Universitäten fassten unter bestimmten Regionenbegriffen ganze Weltgegenden zusammen, so waren Engländer oder anglicorum sowohl Briten als auch Deutsche und Einwohner aller nördlichen oder östlichen Länder, während Gallier alle Anrainer des Mittelmeeres zusammen meinte. Ähnliches war in Prag zu beobachte, wo alles, was aus westlichen Ländern kam Bayern waren, was auf die immer horizontale Verengung dieser Begriffe wohl verweist, denn im Osten hatten die Böhmen eben Bayern als Nachbarn, darüber hinaus wurde nicht gedacht.

Bedeutung gewann der Begriff mit der französischen Revolution, als sich die Nation als Souverän von der vorher ständischen Gesellschaft abgrenzen wollte, damit ging es gegen autokratischen Feudalismus, Kleinstaaterei und ähnlich einengende Bande, war mit Freiheit verbunden.

Die Brüder Grimm definierten in ihrem Deutschen Wörterbuch die Nation als das eingeborene Volk eines Landes oder einer großen Staatsgemeinschaft, womit wir schon fast bei der Unterscheidung zwischen Blutsrecht und Bodenrecht wären, wonach es darauf ankommt, von wem jemand oder wo jemand geboren wird, um Bürger zu werden, wobei die Deutschen, die eigentlich nie eine Nation waren sondern ein Gemisch von Stämmen, immer, dazu neigten, sich auf das Blutsrecht beriefen, während etwa die USA dieses vom Geburtsort mehr ableiten als von der Abstammung und damit zu einem anderen Verständnis von Nation logisch kamen.

Spannend ist gegen diese staatlich notwendig begrenzenden Begriffe von Nation noch derjenige, der Kulturnation, die sich über staatliche Grenzen hinwegsetzen kann und nur den Sprach- oder Kulturraum eines Volkes beschreibt, der sich jenseits aller territorialen Grenzen durch kulturelle Gemeinsamkeiten findet. Solche Kulturnationen sind oft eher ethnisch homogene Gemeinschaften, die eine Sprache oder andere Form der Kultur teilen, wozu häufig auch die Religionszugehörigkeit gehörte, also der gemeinsame Aberglaube. Warum das mehrheitlich unchristliche Neufünfland nun plötzlich das christliche Abendland als Kulturraum retten will, dessen geringster Teil meist die sind, die am lautesten dazu aufrufen, wird daraus nicht ersichtlich.

Staatsphilosophisch wird zwischen zwei Definitionsarten der Nation unterschieden. Zum einen gibt und gab es die essentialistische Definition die auf den alten Fichte zurückgeht und nach der Nation überzeitlich existent sei und nur noch der Artikulation bedürfe. So sieht Fichte die Nation, als eine von Gott geschaffene, die als ontologische Einheit für alle Ewigkeit unabhängig von der Geschichte bestünde. An diese Sicht knüpfte auch der berühmte und den Nazis sehr zugewandte Staatsrechtslehrer Carl Schmitt an und sie hat bis heute Bedeutung in der Repräsentationslehre, bei der es darum geht, dass die Volksverteter das Volk der Nation als Repräsentanten vertreten, was keiner zwingenden Logik folgt, sondern eher einem dubiosen Bauchgefühl der Nation entspringt und daher vernünftigerweise ähnlich kritisch zu bewerten ist, wie der Aberglaube auf den sie sich zu Anfang bei Fichte berief.

Vernünftiger versucht es da die jakobinische Vorstellung, nach der eine Nation eine Einheit ist, die politisch erst gebildet werden muss. Sie beruft sich auf den Franzosen Ernest Renan, demgemäß die Nation in ihrer Existenz ein tägliches Plebiszit ist, wie die Existenz jedes einzelnen eine ständige Bekräftigung des Lebens sei. Vor allem seien danach die Nationen nichts ewiges sondern werden einmal enden, so wie sie irgendwann angefangen haben und von einer europäischen Konföderation abgelöst werden.

Im Völkerrecht wird dabei vor allem auf die tatsächlichen Gemeinsamkeiten abgestellt und das Selbstbestimmungsrecht der Völker betont, das in der Charta der Vereinten Nationen seinen Niederschlag fand und das unabhängig davon gilt, ob dieses Volk bereits Teil eines Staates wurde oder nicht. Dabei gilt die Schweiz mit ihrer Selbstbestimmung aus der kleinsten Einheit heraus als Vorbild.

Die BRD hat eine inzwischen Mischform aus den Prinzipien der Staatsangehörigkeit und der Volkszugehörigkeit gewählt, womit das alte Blut und Boden Recht modernisiert und erweitert wurde, was auch etwa die fahnenbejubelten Nationalmannschaften bunter machte.

Woher kam nun dieses Schwarz-Rot-Gold, als es der Bundestag 1848 aufnahm, auch um dem Geist der Zeit zu entsprechen?

Die Farben haben ihren Ursprung in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und die französische Vorherrschaft in der Zeit von 1813-1815. Erstmals offiziell führte die Urburschenschaft, die 1815 in Jena gegründet wurde, die Farben verbunden mit dem Ziel, die landsmannschaftliche Zersplitterung zu überwinden und in Freiheit eine Nation zu bilden. Damit wurde sie zum Symbol einer Bewegung, die für eine Einheit des in viele Fürstentümer zersplitterten Deutschlands eintrat, wie auch für Freiheitsrechte und politische Mitbestimmung. Auf dem Hambacher Fest 1832 wurde dieses Symbol für deutsche Einheit erstmals von Teilnehmern geschwenkt und galt seitdem als Symbol für deutsche Republik, das im zweiten Kaiserreich unter preußischer Vorherrschaft noch einmal hinter das Schwarz-Weiß-Rot zurücktrat. Erstmals Flagge einer deutschen Republik wurde es nach 1918 in der Weimarer Republik und nach der Zeit des Nationalsozialismus, in der mehr das Hakenkreuz wehte, wurden die Farben zu denen von BRD und DDR, wobei letztere sie im dort üblichen sozialistischen Kitsch noch egänzen musste, um sich abzugrenzen vom wesentlich größeren westlichen Nachbarn.

Worauf also berufen sich nun wohl die Fahnenschwenker von Dresden bis Leipzig und zurück?

Die vermeintlichen Verteidiger des Abendlandes berufen sich wohl auf das Nationenverständnis nach Fichte, das heute nicht mehr verfassungsgemäß ist und nutzen dabei die politische Propaganda der Angst. Es geht ihnen nicht um Befreiung sondern um Beschränkung sowohl der Zuwanderung wie jedweder sonstigen Veränderung. Das Feindbild des Islam, das sie schüren, widerspricht dem Grundgesetz, in das viele gerade dieser Sachsen nie hineingeboren wurden oder das sie nie verstanden.

Unklar ist, ob sie das faktische Aussterben dabei bewusst riskieren wollen, dem der Osten der Republik sichtbar entgegen geht, oder lieber die Nation, die sie vermeintlich verteidigen, die es aber in dieser Form schon seit dem Untergang der DDR nicht mehr gibt, sich verändern und anpassen lassen wollen, wie es dem Grundgesetz entspricht.

Vermutlich überforderte schon die Fragestellung die Mehrzahl der Teilnehmer der Pegidademonstrationen intellektuell bei weiten und wird darum nicht zu klären sein. Lieber wird weiter mit den Ängsten, wie der vor Überfremdung und dem bösen Islam mit oft gefälschten Zahlen, wie es auch der AfD bisher ungestört tat, weiter operiert, um sich aus der dumpfen Angst eine Operationsbasis ohne Perspektive zu verschaffen, die den meisten Anhängern in ihren tatsächlichen Zielen völlig fremd ist und eben die deutsche Version des Stumpfinns einer Le Pen oder früher eines Haider schlicht bleibt.

Der Trumpismus der aggressiven Luftblasen als Begleitmusik der Entscheidungsfindung bei der politischen Willensbildung führt zu einem Kima, in dem lauter Unsinn einer zu großen Gruppe dummer Menschen allein durch die Lautstärke glaubwürdig erscheint, was verdächtig an die Stimmung der Hetze in der Weimarer Republik erinnert.

AfD und Pegida warnen vor dem Untergang und beschwören Ängste herauf, ohne Gründe oder Lösungen zu haben, im Gegenteil erzeugen sie genau die Wut, vor der sie warnen selbst und sind damit nicht Teil der Lösung sondern vielmehr Grund des Problems, an dem die Republik derzeit leidet.

Es ist weniger ein scheinbarer Rechtsruck als ein Phänomen der Verblödung wie es durch Teile der Medien noch beschleunigt wurde und gegen das nun dringend angegangen werden muss, um weiteren Schaden der Demokratie durch die sonst Alimentierung ihrer Feinde auf Staatskosten abzuwenden. Dazu braucht es Bildung und Aufklärung, um den Geist der Freiheit und der Republik hoch zu halten, für den Schwarz-Rot-Gold einst stand, der mit Freiheit und Einheit verbunden war, um die Nation zu überwinden, diese nutzlose Krücke, wenn sie erst im europäischen und dann im weltweiten System postnationaler Staatlichkeit aufgeht.

Vorgestrige wahnhafte Reichsbürger und ängstliche Pegiden im Bündnis mit den Populisten des AfD sind, was peinlich an Deutschland ist, wenn sie Schwarz-Rot-Gold schwenken, schaden sie dem Ansehen der Nation, wie den Farben der freiesten Republik, die es je auf deutschem Boden gab und, wie in Sachsen immer mehr sichtbar, der Wirtschaftskraft und dem Vertrauen ins Land. Sie sind, betrachten wir den Staat als landwirtschaftliche Gemeinschaft, lästige Schädlinge, die keine Entwicklung außer Verstärkung der Angst bieten, für die sie keine Antwort haben.

Dies publik zu machen, könnte manch wahnhaft unvernünftige Anhänger vielleicht noch zur Vernunft bringen, wenn nicht muss die Bundesrepublik eben auch diesen lästigen Aussatz überstehen, sie ist stark genug und am Ende siegt nicht die Dummheit. Sie sollten lieber den deutschen Dichter Goethe lesen und hochhalten, der zur Nation schon sagte, “zur Nation zu bilden, ihr Deutschen, ihr hofft es vergebens, bildet lieber freier zu Menschen euch aus.
jens tuengerthal 9.3.16

Dienstag, 8. März 2016

Frauenliebe 035

Psycholiebeslust

Nach der letzten Psychologin, der ich relativ erfolglos und unbefriedigt begegnete, ohne zu wissen, ob es am Beruf, der Haarfarbe oder doch an mir lag, was zugegeben mir am naheliegendsten ist, denn wessen Fehler kenne ich besser als meine, liegt es nahe, sich an die anderen dieses Berufsstandes zu erinnern, die mich berührten und die sich um eine reihen, die meine längste Beziehung wurde.

Die erste Psychologin war eine gute Freundin einer Ex, die sie noch aus der Schwesternausbildung kannte und die inzwischen Psychologie studierte und wir trafen uns nur zum Sex und es war gut. Viel mehr gibt es dazu wirklich nicht zu erzählen, außer vielleicht, dass sie eine ursprünglich Norddeutsche war, ich sie gerne mochte, aber zu dem Zeitpunkt in festen Händen war und wir beide die Gelegenheit ihres kurzen Besuches im Südwesten nutzten, um für einige Stunden wunderbaren, ausgelassen freien Sex zu haben, der für beide befriedigend, einfach entspannt und schön war. Natürlich plauderten wir davor und danach noch ein wenig über ihr Studium, über Literatur und Philosophie - mochte sie sehr, hätten wir erwogen, vielleicht mehr daraus zu machen, es hätte spannend und schön werden können, aber die Verabredung war eben eine andere und so hatten wir schönen Sex, tranken danach einen Tee zusammen und ich fuhr sie irgendwohin, wo sie danach noch einen Termin hatte. Tolle Frau, völlig entspannt und unproblematisch, kein Grund ein Vorurteil gegenünber Psychologinnen zu entwickeln, wie es manche ängstliche Männer hegen. Wir waren uns nah, für einen Moment, nicht mehr und es war schön.

Die zweite Psychologin, die sicher nicht mögen würde, so eingruppiert zu werden, darüber stritten wir uns auch häufiger, wurde meine längste Beziehung, ist die Mutter meiner Tochter, begegnete mir in Berlin als ich gerade vom 60. Meiner Eltern und von meiner da Bäckerin zurück nach Berlin kam und wir blieben bis fast zum 70. der Eltern zusammen, zeugten sehr bald ein Kind und hatten eine in vieler Hinsicht sehr intensive Beziehung, die alle Vorurteile bestätigte und zugleich infrage stellte, sehr anstrengend aber auch bereichernd wurde, doch wer die Summe vorausschickt langweilt die Leser eher, als er sie zum weiterlesen anspornt.

Kennengelernt haben wir uns bei einem Griechen am Platz, um dessen Ecke sie wohnte und den ich mochte. War gerade dramatisch in Berlin angekommen, hatte mit meinem für die engen Straßen meines Kiezes zu langen Wagen, es war tatsächlich einer der längsten je gebauten Serienwagen in der Version mit den wenigsten PS, aber das spielte keine Rolle, da ich nicht sicher bin, ob es eher an meiner Unfähigkeit oder der faktischen Enge lag, drei Autos angestoßen, ohne es zu bemerken, was nicht unbedingt für mich spricht, aber was soll ich es leugnen, mein räumliches Sehen ist nicht vorhanden, was ich erst später erfuhr und ein grandioser Herrenfahrer bin ich nie geworden. Davon erzählte ich dem Wirt an dem schon für mich reservierten kleinen Tisch und wir plauderten munter, als die Dame mit den kurzen rotgefärbten Haaren vom Nachbartisch zu mir sagte, wenn ich schon so laut erzählte, könne ich mich auch an ihren Tisch setzen, was ich nach kurzer Überraschhung sofort tat, auch wenn ich ja gerade tief befriedigt von meiner Freundin kam, sie auch, aber dazu später, obwohl sie überhaupt nicht mein Typ war.

Lesbenkurzhaarfrisur, in einem für mich omarot gefärbt ließ die Raucherin, die Kim rauchte, die 70er marke mit großem Format und weißem Filter, älter aussehen, als sie war und ich dachte zunächst nur, nettes Gespräch aber nicht meine Liga.

Das Gespräch wurde aber sehr nett, wir verstanden uns so gut, dass ein anderer Freund von mir, der im Rollstuhl noch auf einen Uzo vorbeigerollt kam, sich bald beleidigt verzog, weil er nicht mit ihr klar kam - was, wie sie mir erzählte, manchen Männern so geht, die selbstbewusste Frauen nicht mögen, nicht in unser inniges Gespräch hineinkam

Ich mochte sie, fand sie spannend und reizvoll, noch dazu eine Norddeutsche und es schien ihr ähnlich zu gehen, wir verschlangen einander mit Worten, was uns in all den Jahren immer wieder gut gelingen sollte, rauchten und tranken viel, sogar noch einen Uzo mehr am Ende, der für meinen übernächtigten Kreislauf, nach der frühmorgendlichen und nächtlichen Vögelei mit der Bäckerin und der Tour von 650km einfach an seine Grenzen stieß, was mir natürlich nicht sofort auffiel, sondern erst etwas verzögert.

Habe sie noch nach Hause gebracht - sie hatte zuvor mehrfach versichert, sie nähme mich aber nicht mit zu sich, nicht heute, wo sie gerade von ihrer Freundin kam und ihre Brüder zu Besuch waren und nicht beim ersten mal und überhaupt und meine Absichten diesbezüglich waren auch nicht so ausgeprägt, dass ich entschieden protestiert hätte, ich ließ es dabei und gab ihr einen etwas leidenschaftlicheren und längeren Kuss zum Abschied vor ihrer Tür, als mir der Kreislauf wegbrach und ich mich einen Moment setzen musste.

Sie, die zehn Jahre älter war, wie ich inzwischen wusste und mit einer Frau zusammen, die noch ein wenig jünger war als ich, glaubte mir nicht, dass die Summe von zu wenig Schlaf, zuviel Alkohol und Nikotin schon genügten, mich umzuwerfen, lachte, hob mich auf und sagte, nicht hier, dann komm halt mit hoch und wir gingen zum Fahrstuhl hinter dem Haus, in dem wir auf dem Weg nach oben die Knutscherei noch intensiver fortsetzten - sie war eigentlich nicht mein Typ, dachte ich, auch wenn sie behauptet hatte, sie hätte eigentlich echte rote Haare, kastanienrot, glaubte ich es ihr nicht, kann ja jede behaupten, bis ich anfing sie auf ihrem Küchentisch in der zauberhaften Küche im riesigen Berliner Zimmer auszuziehen.

Zuerst entdeckte ich den süßen Busen, der kleiner war als der mancher 13jähriger und auch darum fest und schön, eine Pracht immer blieb, auch als er in der Schwangerschaft ein wenig wuchs, ein kleiner fester Busen ist etwas sehr schönes, dachte ich beim Berühren sofort, sowohl die transsilvanische Prinzessin als auch die Bäckerin waren eher üppig oben herum gewesen, bei dieser neuen Psychologin, einer klugen, selbstbewussten Frau, war es eher umgekehrt - die Hüften und der Po ausladender als der niedliche Busen aber mir gefiel es so.

Wie groß aber wurden meine Augen als ich dann, nach nur kurzem eher formalen Widerstand ihre Hose öffnen und herunterziehen durfte - der Schwindel war wie weggezaubert - sie hatte leuchtend rote Schamhaare, welch Traum seit Knabenzeiten, den ich nur einmal bisher geküsst hatte, dem ich nie inwändig nahe gekommen war, außer ein wenig streichelnd.

Sie hatte also nicht gelogen sie war eine Rothaarige und ich gab mich voller Lust der Küsse dieses zauberhaft umlockten Schoßes hin, dessen Schamhaarfarbe mich seltsamerweise fast mehr erregte als alles vorher, wenn ich auch den Kontrast zwischen zehn Jahre älter und mädchenhaftem Busen zu durchaus beachtlichem Hintern auch sehr reizvoll fand, ich war vom ersten Moment an wie gebannt.

Auch sie schien zu genießen, wusste was sie wollte und bald landeten wir doch im Bett und taten es immer wieder und sie hatte einen wilderen Höhepunkt nach dem anderen und gestand mir, so schön die Beziehung mit ihrer Freundin ja wäre, ein Schwanz hätte ihr gefehlt, dieses Gefühl ausgefüllt zu sein und gefickt zu werden, könnte einfach nicht ersetzt werden und mein James tat aller Übermüdung, allem Alkohol und zuviel Nikotin zum Trotz, seine Dienste tapfer. Er stand und stand und sie vergnügte sie auf und mit ihm in wechselnden Stellungen, aber kommen konnte ich in dieser ersten Nacht noch nicht und fragte mich, ob es ein schlechtes Omen sei, was es nicht war, denn wir hatten über die Jahre zwar leider immer seltener Sex aber wenn sehr schön und fühlten uns genau, kamen nahezu gleichzeitig.

Sie hatte schon ein längeres Berufsleben als Trainer und Coach hinter sich, war über Jahre auch Gattin und Beraterin eines Unternehmers tief im Westen gewesen, hatte die Welt gesehen und war eben einfach zehn Jahre älter und erfahrener und ließ mich das spüren und ich bewunderte sie gern.

Die Nacht wurde heiß und kurz, auch wenn zunächst unbefriedigend meinerseits, genoß ich doch die Vielzahl ihrer Höhepunkte auf mir zur genüge und sie hatte sich ja auch merklich um mich bemüht, aber es war einfach zuviel, morgens noch die Bäckerin, am Vormittag nochmal und dann die Fahrt, der Alkohol, das Nikotin - bei aller Lust, irgendwo kam ich an meine Grenzen.

Als sie mich am nächsten Tag mit ihrem luxuriösen Saab mit den Ledersitzen und den vielen PS die wenigen Meter zu mir fuhr, landeten wir bei mir nochmal im Bett und dann ging es und wurde vergnügt gleichzeitig.

Fand sie geistig spannend und das sie Psychologin war, störte nicht, machte die Gespräche eher spannend, sie war ja auch nicht Therapeutin sondern Coach und sie war gut, dessen war ich mir sicher und fand es vielfach bestätigt über die Jahre, eine kluge Frau, mit der ich mich geistig wohl fühlte, wunderbaren Sex hatte, nicht der Hammer wie bei den bekoksten Modells aber doch leidenschaftlich, offen und schön, völlig unverklemmt und mit genug Erfahrung auch von ihrer Seite, wir hatten beide genug ausprobiert, dachten wir und dabei lag sie bei mir vom Ende her betrachtet noch weit im ersten Drittel meiner Versuche, bis ich endlich ankam.

Ankommen war ein wichtiges Stichwort. Sie hatte gleich dieses Gefühl, ich wusste nicht so genau, was sie meinte, stimmte ihr aber zu, da vieles passte und sie mir eine gute Partie schien. Verliebt war ich nie, aber ich lernte sie lieben, auch wenn sie so gar nicht mein Typ war auf den ersten Blick, aber diese Typfrage wäre ein eigenes Kapitel, wäre es nicht so lächerlich.

Um so mehr ich darüber nachdenke und schreibe stelle ich fest, wie wenig meine größten Lieben mein Typ waren, auf was Verlass war, als einzig Unglück mit dunkelhaarigen und mehr Glück mit Blonden und viel Leidenschaft mit Roten, was auch nur nach dummen Vorurteilen klang, die nur Erwartungen bestätigen, warum ich weiter Feind jeder Statisitik bleibe, die nur von Idioten für Idioten gemacht wird, um Menschen zu berechenbaren Teilnehmern eines bezahlten Marktes zu machen, was mir schon immer zu blöd war.

Ob mir darum die in der Marktforschung, jenem riesigen Milliardenmarkt, den ich so widerlich fand, beschäftigte zweite Verlobte innerlich so fremd blieb, wäre eine Frage, die aber so irrelevant hier ist wie überhaupt.

Es war also egal, ob sie mein Typ war, ich begehrte sie, der Sex war schön, dachte, sie gut meiner Familie vorstellen zu können und sie lebte in einer riesigen Luxuswohnung alleine, das wäre doch zu zweit schöner, was immer käme, es passte gut und so ließ ich mich auf ihr gleich Gefühl ein und genoß es, auch wenn es mit Schwierigkeiten verbunden war.

Sie war, genau wie ich noch in einer Beziehung in der Ferne, tief im Westen - wir beide hatten eine Freundin, die wir verlassen müssten - ich war dazu bereit, denn die Bäckerin war weit weg, passte nicht so gut wie sie, war lange nicht so spannend und interessant, aber sie wollte sich noch Zeit damit lassen - sie war sich sicher, aber sie wollte ihre Freundin nicht gleich vor den Kopf stoßen, ihr nicht weh tun, was sie müsste, sorgte sich um diese, die Bulimikerin war, eine Drogenkarriere ihretwegen beendet hatte und die sie liebte, der sie nicht unnötig weh tun wollte.

Die Freundin gleichen Namens war ihr wichtig, ich war ihr auch wichtig und sie war sich auch sicher, wie sie sagte, aber sie fühlte auch Verantwortung für die andere und so vereinbarten wir unseren Partnern, bis zum Geburtstag der Freundin drei Wochen später, noch nichts zu sagen und so hielten wir nach außen den Schein der Beziehung aufrecht und lebten doch schon unsere neue Leidenschaft.

Sie war voller Lust und genoß diese ausgiebig, verführte mich dazu, konnte und wollte nach Jahren ohne Mann, am Anfang immer und mich, der ich es gewohnt war, um den Sex zu ringen, erschreckte das etwas, meine Lust fand ihre Grenzen im immer können und dummerweise sprach ich irgendwann mit ihr darüber, was die Umkehrung ins Gegenteil bewirkte - sie nahm sich zurück, ließ mich kommen, was zwar meine Lust steigerte und der gemeinsamen nichts nahm, aber den leidenschaftlichen Zauber vom Anfang, der keine Grenzen kannte, leider zerstörte und wir fanden ihn nie wieder in den über neun Jahren, die wir später zusammenlebten.

Unser Sex war immer schön, wenn wir denn Sex hatten, was am Ende, wie in so vielen Beziehungen, gerade mit Kindern immer seltener wurde und die Umstände, in denen wir lebten, beide selbständig und zuhause, immer aufeinander, machten das nicht leichter. Diesen Zauber zu früh durch meine Sorge von ihrer Lust vielleicht überfordert zu sein, zerstört zu haben, habe ich lange bereut und versucht mit ihr darüber zu reden, was aber immer theoretisch blieb, da der verlorene Zauber sich nicht zwischen den Zeilen wiederfand.

Am Abend des Geburtstages ihrer Freundin rief sie mich an, die Freundin hatte es gemerkt und die Stimmung war kaputt, sie hatte nicht lügen können und wollen und so war es eben - ich hatte meine Bäckerin da längst verlassen, es war nicht wirklich ihrer großen Liebe vergleichbar, ich musste nichts um der Gerechtigkeit willen aufrecht erhalten, es wäre albern gewesen und mein lieber ungarischer Freund folgte mir bei der Bäckerin gerne nach, sie hatte ihm ja gleich gut gefallen und sie nutzte seine Gutmütigkeit weidlich aus, was mir sehr leid tat, mich aber auch in den aufregenden Tagen mit der neuen zehn Jahre älteren Frau von Welt auch nicht wirklich tangierte.

Hatte da einen wirklich großen Fang gemacht. Sie hatte viele interessante Männer gehabt, war zehn Jahre verheiratet gewesen mit dem obigen Unternehmer, hatte als seine Gattin ein großes Haus geführt, war Feinschmeckerin, Gärtnerin, Theaterliebhaberin, kulturinteressiert und von ihrem jungen Dichter und seinen geistigen Welten fasziniert. Wir führten vom ersten Tag an tolle Gespräche, es war immer spannend mit ihr und ich lernte schnell ihr ihren morgendlichen Kaffe mit ihrer exklusiven Espressomaschine zu machen, für den ich unangenehmerweise noch die Kaffeebohnen mit der elektrischen Mühle mahlen musste, die sehr nach Zahnarzt klang und ich lernte sogar Milch schäumen, was etwas dauerte, um ihr den Kaffee ans Bett zu bringen.

Wir genossen die Tage ausgiebig, die sie da war, hatten dann alle Zeit der Welt und verbrachten sie viel im Bett, kochten zusammen und gingen in ihrem Lieblingsrestaurant essen. Geld spielte da keine Rolle, sie verdiente genug und wir gönnten uns den Luxus der ungestörten Zweisamkeit.

Einmal noch vor dem Geburtstag, kam ihre Freundin zu Besuch und da musste ich natürlich verschwinden und fügte mich, fand die Vorstellung der beiden Frauen, die üppige Blondine und meine reife Rothaarige sehr erotisch und wäre zu gern dabei gewesen, als Teil von ihnen, aber soweit waren wir noch lange nicht.

Nach dem mißglückten Geburtstag war alles offen und klar und wir planten ihre Mutter und zuvor meinen Onkel zu besuchen. Beides wurde ein Volltreffer und wir waren beglückt verliebt, wie Teenies fast, obwohl ich ja nie verliebt in sie war, diese erste Reise war voller Lust und Liebe. Denke ich an den Sex bei meinem Onkel, als sie mir sehr gekonnt einen blies und ich einen so lustvollen Höhepunkt erlebte, wie ich ihn bisher oft nur geträumt hatte, sie meinen Erguß einfach schluckte und mich dann küsste und wir uns weiter liebten.

Im Überschwang unserer Lust hatten wir uns sogar noch schnell zwei dunkle Handtücher im nahen Supermarkt gekauft, da sie gerade ihre Tage hatte, heftig blutete, wir aber nicht auf unsere Lust verzichten wollten.

Einmal hatte sie mich auch am anderen Eingang hereingelassen, aber ihre große Leidenschaft war es nicht und da wir sonst, immer zusammen kamen, sie außergewöhnlich eng gebaut war, durch einen Knick, den die Natur ihr dort geschenkt hatte, hielt sich meine sonst immer Sehnsucht danach auch in überschaubaren Grenzen.

Sie hatte auch schon viel erlebt und wir erzählten uns beide relativ offen von unseren sexuellen Erlebnissen, was uns beide anmachte, mich besonders ihre letzte Beziehung und immer häufiger dachte ich, wie sie auch ihre Freundin beschrieb, dass es zu Dritt eine gute Kombination gewesen wäre, zumindest sexuell, aber irgendwie verbot sich dieser Gedanke zunächst.

Wir hatten wunderbaren Sex und haben nie über Verhütung nachgedacht, sie meinte, es wäre medizinisch bei ihr eigentlich nahezu ausgeschlossen, sie hatte zwar schon die eine oder andere Abtreibung hinter sich, aber nun, mit über vierzig sei wirklich nicht mehr damit zu rechnen und wenn, meinte sie, dann wäre es so, einen wie mich, hätte sie sich immer als Vater gewünscht. Etwas über einen Monat nachdem wir uns kennenlernten, passierte es dann, wir waren wieder beide zusammengekommen, sekundengenau gleichzeitig und es fühlte sich so fast unheimlich nah und schön an und ich wusste, wenn es passierte, dann jetzt, sagte es auch und einige Wochen später stellte sich heraus, ich hatte recht gehabt, sie war schwanger und wir freuten uns sehr über das für sie unerwartete Glück.

Euphorisch, fast wie verliebt genossen wir die ersten Wochen und die Bestätigung bei der Frauenärztin, die Vorfreude auch der Familien um uns, ihrer und meiner und auch wenn so etwas immer noch unsicher sein kann, sie war sich sicher, das würde gut gehen.

Irgendwann, wir hatten den ersten Streit, der erste Sonnenschein war ein wenig getrübt, tauchte ihre Freundin wieder auf und es begann ganz vorsichtig eine ungleiche Dreiecksbeziehung.

Meine Freundin wusste sich von beiden geliebt und hatte die Wahl, wollte sich aber nicht entscheiden, von mir war sie schwanger, mit ihrer Freundin war vieles leichter und einverständlicher gewesen, unter Frauen eben. Ich ließ sie und wusste, würde ich nun kämpfen, erreichte ich das Gegenteil des erhofften.

So kam uns ihre Freundin besuchen, dann schlief sie bei ihr und ich im Wohnzimmer, das inzwischen mein Arbeitszimmer geworden war und wir redeten uns das gemeinsame schön, dass sie aber nicht wirklich leben wollte. Unter der Woche und den größeren Teil der Zeit, wenn sie nicht arbeiten war, verbrachte ich die Zeit mit ihr, am Wochenende kam ihre Freundin und dann waren wir zu dritt.

Wäre ja sehr offen gewesen für die menage a trois, wie es bei ihrer Freundin war, weiß ich nicht genau, sie wollte, glaube ich heute, nur alles tun, ihre große Liebe, die sie im Leben hielt und ihr in der Not geholfen hatte, nicht zu verlieren. Mochte ihre Freundin sehr gern, eine wirklich schöne Frau, sehr schlank durch eiserne Disziplin aber mit durchaus beachtlichen Busen, den ich leider nie wirklich zu sehen bekam und im sportlichen Schick mit immer sehr teuren Cabrios und einer Neigung zum Luxus, den sie sich leisten konnte, der mich zwar beeindruckte aber auch nicht so interessierte, dass ich dafür unfrei geworden wäre.

Wir machten Ausflüge und ich saß hinten im Cabrio, meine beiden Schönen vorne, innig miteinander und wir überlegten, wie wir diese Dreierkombination leben könnten, die keiner beenden wollte und in dieser Phase wuchs der Bauch meiner Freundin und ich sehnte mich auch unserem Kind entgegen.

Einmal, an ihrem Geburtstag, gingen wir zu dritt zelten und ich lag zwischen den beiden, aber bis auf einen versuchten Kuss auf dem Deich mit ihrer Freundin, von dem ich nicht mehr weiß, von wem die Initiative ausging, passierte dabei sexuell gar nichts. Vielleicht hätte es den Knoten harmonisch gelöst, wenn wir gemeinsam Sex gehabt hätten, vielleicht hätte ich dabei verloren, womöglich wären wir aber ein glückliches Dreieck geworden, in dem jeder jeden liebte und füreinander liebevoll wie lustvoll sorgte.

Ein Traum mit zwei tollen Frauen, dachte ich, es blieb ein Traum, der voller Gefühl gedacht, an der beschränkten Realität scheiterte, in der das Besitzdenken doch größer war, als die Liebe und die Bereitschaft zu schenken und zu gönnen. Ob dies lebbar wäre, wie es gutgehen könnte, ob es das Ideal einer harmonischen Beziehung gewesen wäre, weil die beiden auch in ihren sexuellen Neigungen unterschiedlich für mich die ideale Mischung gewesen wären, die ich gerne beide auf ihre je Art glücklich gemacht hätte, weiß ich nicht und so bleibt manche Frage unbeantwortet.

Fühlte für beide und war bereit diesen Traum ganz zu leben, etwas neues jenseits aller Konventionen auszuprobieren und beide auf ihre Art zu lieben. Das war nicht nur der sexuelle Reiz sondern viel stärker das große Gefühl, das mich mit beiden verband, wobei ich bis heute nicht weiß, ob es je gegenseitig war oder ihre Freundin immer nur mitspielte, um sie zurückzuerobern, mich zu verdrängen.

Meine Freundin jedenfalls hatte diesen Verdacht und mißtraute auch mir, meinte, dass sie sich schon vorstellen könnte, dass ich das toll fände mit zwei Frauen ins Bett zu gehen, so seien Männer eben, aber darum ginge es nicht, sondern um Liebe und ich konnte ihr so oft versichern, wie ich wollte, dass ich genau das aufrichtig meinte und wollte, auch wenn die Lust darauf natürlich nicht zu leugnen war, wer wäre ich, etwas anderes zu behaupten, sie glaubte eher an das schlechte im Mann aus Erfahrung.

Fand auch das Schlechte nicht schlecht sondern natürlich und meinte, es gehöre doch zusammen, aber bevor es dazu kam, entschied sie sich für den Vater ihres Kindes und wir erlebten gemeinsam die Geburt unseres geliebten Wunschkindes, was wohl das ergreifendste war, was ich in meinem bisherigen Leben erlebt habe, auch wenn es dann kurzfristig, dank aussetzendem Wehenschreiber, noch zu Aufregungen und einer Notsektio ohne meine Anwesenheit kam, was alles in minutenschnelle vor sich ging, nach denen mir die strahlende Hebamme nach durchgemachter Nacht das Kind selig in die Arme drückte.

Über die folgenden neuneinhalb Jahre gäbe es viel zu schreiben, sie tat mir in vieler Hinsicht gut, würdigte mein Schreiben, gab mir die Chance meinen ersten Roman zu schreiben und anderes mehr, wurde Teil meiner Familie und veränderte mein Leben völlig.

Hatte eine starke Frau an meiner Seite, die mir in vieler Hinsicht gut tat, nur mich auch in das Korsett ihrer Gewohnheiten zwang, in das ich mich willig einfügte und der ich nicht auf der Suche nach meinem Weg widerstand, was vielleicht das am Ende scheitern begründen könnte, gäbe es nicht im Alltag, der beiden manchmal unerträglich wurde, genug andere Gründe immer wieder.

Ein gemeinsames Kind verändert das Leben und auch wenn wir uns, was das Kind betraf meist einig waren, auch nach der Trennung im grundsätzlichen, schafften wir es nicht, das Schöne miteinander und aneinander genug zu würdigen, um Liebe und Leidenschaft wach zu halten, das Leben zusammen auf Dauer zu meistern.

Im Jahr nach der Geburt unserer Tochter verstarben ihre Mutter und ihr Lieblingsbruder, was unserer Sexualität nicht gerade einen Aufschwung verlieh und ich litt einsam daran, erreichte sie aber auch nicht mit den von mir immer befürworteten Versuchen der Ablenkung, weil sie ihr zu durchsichtig waren und sie mich eher verdächtigte, doch nur das eine zu wollen, was mit ihrem grundsätzlichen Mißtrauen den Männern gegenüber zusammenhing, wie ich vermute und meiner Unfähigkeit, sie dort abzuholen wo sie war.

Du musst einem Trauernden nicht erzählen, was gut und richtig ist, das werden diejenigen schon selbst merken, wenn sie wieder darauf achten, was ihnen gut tut, denke ich heute, du musst nur da sein und die Tore für die Möglichkeit offen halten, wenn sie eintreten wollen, mehr nicht.

Sie hatte, wie ich auch, sehr sehr früh erste sexuelle Erfahrungen gesammelt und hatte viele deutlich ältere Männer gehabt, die fast zur Generation meiner Eltern schon gehörten. Männer, die sich nicht um ein Vorspiel feinfühlig kümmerten und die Lust der Frau als ihre Sache ansahen. Das verwirrte mich, der ich das Vorspiel liebe, mir gerne dabei Zeit lasse, um Frau zu verwöhnen, es von all ihren Vorgängerinnen so kannte. Es interessierte sie nicht sonderlich, sie ließ es zu, auch mal mittig geküsst zu werden, genoß es ein wenig, aber fand dabei weder Befriedigung, noch war es entscheidend für sie. Es konnte auch direkt zur Sache gehen oder ich im Bett meinen Schwanz an ihr reiben, dann kam der Rest von alleine und klappte ja immer gut, warum wir uns große Bereiche der möglichen Lust abschnitten, uns auf die Befriedigung beschränkten, die so auch meist einmalig blieb, wenn auch immer leidenschaftlich und schön, fehlte ihr doch, wie ich es heute sehe, die Kür, die den tierischen Akt zur hohen Kunst der Lust macht.

Es mögen sich viele Männer eine Frau wünschen, die lieber schnell zur Sache kommt, statt ein stundenlanges Vorspiel genießen zu können, ich bin da anders und genieße lieber alles ausgiebig, auch um dabei stets neues miteinander zu entdecken. Vermutlich hinderten uns auch die Umstände daran, jemals dahin zu kommen, auch wenn sie mir theoretisch zustimmte und sich eher über zu grobes anfassen aufregte, darum vielleicht irgendwann lieber ganz darauf verzichtete, weil sie merkte, dabei keine Befriedigung zu finden, weil Mann sie nicht richtig anfasste und zu grob war, sie doch kein Rubbelbrett sei, wobei es genau um die feine Unterscheidung geht, zu spüren, wann zart und wann kräftig berührt werden muss und sich das eben nur durch Übung findet, waren doch die inneren Schranken dagegen zu hoch, einen Weg dazu zusammen zu finden.

Immer guter Sex im Ergebnis, dem nur das, was ihn auf Dauer aufregend und schön macht fehlte, ist etwas, dass schnell im Beziehungsalltag zur Gewohnheit wird oder das als Mittel zur Durchsetzung von Interessen eingesetzt wird.

Wichtiger aber als der Sex waren die immer guten Gespräche, die auch geistige Nähe und gute Ergänzung, die viel Potential gehabt hätte, wären wir nicht vielleicht beide, ich jedenfalls sicher, in zu vielen Konventionen und Vorurteilen gefangen gewesen.

Ein wunderbares Kind zusammen zu bekommen, es acht Jahre gemeinsam zu erziehen, wobei mir schon das Wort widerstrebt, ich möchte nicht an meinem Kind ziehen, ich möchte ihm ein Zuhause geben und Flügel, damit es in die Welt fliegen kann und auch da waren wir uns eigentlich einig, ist schon sehr viel und etwas, auf das beide, dem später Scheitern zum Trotz stolz sein können, wenn wir irgend etwas dafür getan haben, dass unsere Tochter ein so sozialer und in vielem neugieriger Mensch geworden ist und sie nicht nur ein Produkt ihrer Gene ist, aber die haben wir zumindest, wenn auch ohne realen Einfluss mitgeliefert.

Von wem sie was hat, zu mutmaßen ist müßig, heute, über ein halbes Jahrzehnt nach unserer Trennung, kann ich in Ruhe gut über sie reden, auch wenn ich, wie sie vermutlich auch, manchen Grund hätte ihr zu zürnen, manche meiner Frauen danach, sie verflucht haben, aber die kannten ja auch nur meine Sicht und mein Leiden an ihr, das mein Leben an seine äußersten Grenzen brachte, wie vermutlich viele ihrer Freunde mich auch kritisch sahen und das aus ihrer Sicht aus ebenso guten Gründen.

Dem dramatischen Ende zum Trotz, will ich nur gut über sie schreiben, weil sie eine tolle und spannende Frau ist, mit der ich fast ein Jahrzehnt immer wieder auch sehr genossen habe und deren Verlust ich zwar als Erleichterung und Befreiung zunächst empfand, mit dem ich aber lange haderte, bis ich sie auch würdigen konnte.

Über das Ende zu schweigen, gebietet die Höflichkeit, so etwas geht nur die beiden an, die es erlebten, es wurde an öffentlichen Orten genug darüber geredet und ich bin glücklich, nun darüber schweigen zu können und sie als Mutter unserer Tochter zu schätzen, so kritisch ich sie auch in vielem sehe und mir ist wohl bewusst, dass sie mich aus guten Gründen vermutlich, mindestens genauso kritisch sieht.

Dass sie Psychologin ist, wurde irgendwann unsinnigerweise zum Reizthema zwischen uns, denn eigentlich hätte es nie ein Thema sein müssen - sie war eine meiner klügsten und spannendsten Frauen, bedaure für meine Tochter an der Beziehung und am Alltag gescheitert zu sein, vermutlich weil wir uns beide nicht dort würdigen konnten, wo wir waren, doch zu wissen, es war nicht die Falsche, mit der ich ein Kind bekam, sie ist eine kluge, differenzierte Frau, erotisch und geistig spannend, lässt mich ruhig zurückblicken und alles übrige unerwähnt lassen, weil es niemanden etwas angeht noch interessieren muss.

Meine Abneigung gegen die Psychoanalyse und ihre starre Versessenheit auf Probleme, teilte sie, wenn ich etwas bereue, dann sie auch in ihrem Fach nicht genug, gewürdigt zu haben aus dem Rollenverhalten, in das wir verfallen waren, wie so viele Paare und das uns unnötig unglücklich machte, weil keiner den Absprung aus dem Muster schaffte

Nichts ist langweiliger als die ehemaligen Paare, die öffentlich schlecht über ihre Verflossenen reden und anderen gegenüber stets zu begründen versuchen, warum der andere so schlecht und böse ist. Versuche heute zumindest, es anders zu machen, sie für das zu achten, was sie ist und zu würdigen, was war. Eine sinnlich und geistig wunderbare Zeit in der wir aus vielen Gründen verspielten, was Glück auf Dauer braucht, Achtung und Hingabe. Möchte auch auf dieses Jahrzehnt zurückblicken und sagen, ich bereue nichts, es war unser Weg und ich habe sehr viel dabei gelernt, um das Glück zu würdigen und genießen zu können, wo es sich zeigt.

Als meine zweite Verlobte schlecht über sie sprach und sie verfluchte, wuchs in mir, der dies vermutlich ausgelöst hatte, das Bedürfnis sie zu verteidigen vor dieser Frau, die weder deren Geist ermessen konnte, noch über sie urteilen sollte und so war deren vermeintliche Solidarität eigentlich der Anfang vom Ende, weil mir, auch wenn ich es mir noch nicht eingestand, bewusst wurde, dass sie nicht das Niveau hatte über meine Ex zu urteilen, auch wenn sie vielleicht in manchem nicht ganz falsch lag, gestand ich es ihr nicht zu.

So bringt die Betrachtung über Dritte manchmal eine Erweiterung des eigenen in Zorn oder Trauer verengten Horizonts, lässt uns würdigen und nach der Trennung von der zweiten Verlobten hatte wir im Sommer ein wunderbares Gespräch, das vieles klärte und bei dem nur schade war, dass wir uns nicht noch einmal die schöne gemeinsame Lust zum guten Abschluss gönnten, aber auch diese Sicht zeigt wie konstruktiv sein kann, was sich im Krieg befand und wie nah Hass und Liebe verwandt sind immer wieder.

Die dritte Psychologin war wirklich als eine tätig, auch wenn sie als Gutachterin für Gerichte nur Fälle beurteilte und lieber mit mir ein Antiquariat übernommen hätte, wie sie sagte, was nur in der Vorstellung meine Augen noch heute strahlen lässt.

Sie war ein wirkliches Waldmädchen, als Kind im Wald aufgewachsen, wo ihr Vater ein Forschungsinstitut leitete und ich nannte sie entsprechend Ronja und sie mich Björk, es war die Liebe eines Sommers, Jahre nach der Trennung von der Mutter meiner Tochter.

Eine sehr intelligente, wunderbare, belesene und differenzierte Frau, mit der ich tolle Gespräche führte, mit der ich hätte träumen und ein gemeinsames Leben aufbauen können, wenn ich es gewagt hätte und geduldiger gewesen wäre, nicht auf zu vielen Hochzeiten parallel getanzt hätte.

Wir haben uns über eine Internet Dating Plattform kennengelernt und trafen uns mehrere male im Café ohne das mehr als ein flüchtiger Kuss passierte, was mich schon etwas nervte, aber sie war sich noch nicht sicher und vermutlich wäre es noch länger so weiter gegangen, da wir in vielem sehr unterschiedlich waren, wäre sie mich nicht plötzlich besuchen gekommen und wir uns dann schon an der Tür in die Arme gefallen.

Wir waren fast Nachbarn, Luftlinie keine hundert Meter entfernt, zu Fuß dann doch über einen halben Kilometer und dennoch dauerte es, da sie, als Gutachterin und vor allem, alleinerziehende Mutter in ihrer Zeit logisch beschränkt war.

Ich war verliebt in meine Ronja, ein ursprüngliches Naturmädchen, im Ökolook gekleidet, der zeigte, wie wenig wichtig ihr solche Äußerlichkeiten waren und genau das war es auch, was mich störte, ich wollte auch eine Dame und sie wollte eigentlich einen Naturburschen mit Schreinerhosen, mit dem sie zu ihrem Seegrundstück fahren konnte und der sie nahm wie sie war, das konnte nicht passsen, wie wir, nachdem wir den Versuch voller Leidenschaft unternommen hatten, im liebevollen Gespräch klärten.

Unser erstes mal war natürliche Leidenschaft, die uns schon an der Tür überfiel und die im Bett nicht endete. Sie hatte den größten Busen, den ich jemals über mir sah und eine sehr weibliche Figur. Ihr völlig unrasierter Schoß war mir etwas zu natürlich aber es fühlte sich gut an in ihr und wir genossen einander mit viel Gefühl und dem Hang zu größeren Träumen, die es doch länger aufrecht erhielten, als es alle Vernunft erwarten ließ.

Diese tolle Frau hatte viele tolle Bücher bei sich liegen, die mich nahezu alle reizten und sie ging an meinem Bücherregal mit leidenschaftlichen Blick vorbei, wir teilten viele geistige Welten, wäre ich nicht so schrecklich konventionell gewesen, es hätte wunderschön werden können, dachte ich zuerst, doch unser Gespräch zeigte uns, allen leidenschaftlichen Bekundungen ihrerseits zum Trotz und sie hatte, als wir auf der Bank saßen, eigentlich mit mir im Bett landen wollen, wir hatten beide andere Vorstellungen von unserem Traumpartner und jedem von uns war die Welt des anderen ein wenig fremd.

Dieses lange und offene Gespräch auf einer Bank am Platz, bei dem sie sich in meinem Arm noch einmal an mich kuschelte, war ein geistig so offener und wunderbarer Moment, dass ich, wären wir uns nicht ganz einig gewesen schon fast bedauerte, dass wir nicht doch den gemeinsamen Weg wagten, doch sie war nicht mein Typ und ich nicht ihrer, wir fanden uns reizvoll, mochten uns sehr und gingen mit hoher Achtung auseinander und so denke ich liebevoll an sie zurück und freute mich, als ich sie im letzten Sommer hochschwanger wiedersah, sie hatte ihr Glück gefunden und wir unterhielten uns sehr liebevoll, so kann das Ende, wenn wir es im rechten Moment finden, viele gute Gefühle ohne jede Reue hinterlassen und dieser Monat in einem Sommer bleibt als Traum von Büchern und Wald in mir, warum weniger das ob als das wie manchmal zählt.
jens tuengerthal 8.3.16

Kulturgeschichten 0151

Frauenwundertag

Warum der 8. März Frauentag ist und was es mit Clara Zetkiin und der unsäglich autoritären russischen Revolution und dem vielfach entmündigenden Traum vom Sozialismus zu tun hat, den viele lange teilten und zu gerne, der netten Idee wegen, die mehr als gruseligen Folgen übersahen, die den Unterschied zum Faschismus verschwimmen lassen, wurde schon genug von anderen und mir vor Jahren gesagt und was in Versen steht, muss nicht in Prosa wiederholt werden, wer suchet der findet vielfach.

Die mir unverbrüchliche Liebe zu den Frauen, auch wenn es mindestens so viele Gründe gab daran zu zweifeln, wie Begegnungen, überwiegt immer noch jede sonst lieber kritische Sicht des epikuräischen Kantianers, was zu einer fast unzulässigen Vermischung der Erzählwelten der Frauenliebe und der Kulturwelten führen könnte, wäre nicht die Liebe eine Kultur eigener Art und vor allem Quelle schönster Kultur. Vielleicht auch, weil sie, allem Leid zum Trotz ein solch bezaubernder Genuss sein können, den es innig ausgiebig zu genießen gilt, wie es uns Epikur für alles, was wir lieben und uns gut tut, riet.

Ein Genußmittel oder ein Kunstwerk das der herablassende Mann nur bewundert und genießt, könnte sich die empörte Feministin nun fragen, doch nichts liegt mir ferner und darum will ich in fast realer Überschneidung der Bereiche Liebe und Kultur von einer erzählen, die spielte und abhob, in beiden Welten ihre Frau stand, sich tapferer zeigte als viele und erzähle damit, ohne es zu wollen und wie ich erst beim Erzählen bemerkte, auch fast die Geschichte der Frau, die ich liebe, um die es aber gar nicht geht, weil es doch nur ein historischer Exkurs sein soll, der die Gegenwart reflektiert und so fühle ich mich erzählend manchmal wohl zu sehr in die mir nahe Geschichte ein, die Leserinnen, mögen dies verzeihen, es dient ja nur ihrem Lob.

Am 8. März 1910 wird Raymonde de Laroche als weltweit erster Frau ein Flugzeugführerpatent ausgestellt, nachdem sie die Pilotenprüfung des Aéro Club de France glänzend bestanden hatte. Sie konnte nun staatlich geprüft abheben.

Die Baronin Raymonde de Laroche hieß eigentlich Élisa Léontine Deroche, doch schien ihr für ihre Schauspielerkarriere das Pseudonym der Baronin beser geeignet, warum sie es schon in jungen Jahren annahm - als sie ihr Flugzeugführerpatent machte, war der junge Star auch gerade erst 25 Jahre alt und leider blieben ihr nur noch neun, bis sie ihrer Leidenschaft zum Opfer fiel.

Bei einem Dinners hatte die junge Schauspielerin den Flugpionier Charles Voisin kennengelernt, der ihr vorschlug ihr das Fliegen in einer seiner Maschinen beizubringen. Die frühen Voisin-Flugzeuge waren noch Einsitzer und der Flugunterricht erfolgte, indem der Lehrer Anweisungen vom Flugfeld gab. So sollte auch die fliegende Baronin den Anweisungen ihres Lehrers folgen und zunächst ein Gefühl für die Maschine entwickeln, seine Maschine also, aber lassen wir alle anzüglichen Anspielungen, es ist  ja Frauentag ...

Dazu brachte er die Maschine bereits in Startposition, verbot aber jedes Abheben kategorisch, was die junge Dame sichtbar nicht beeindruckte, vielmehr lief sie einfach los, hob mit Anlauf zum großen Schrecken der Zuschauer und ihres Lehrers einfach ab und flog etwa dreihundert Meter weit in einer Höhe von ungefähr fünf Metern. Vermutlich hatten sie bisher nur über das Starten, nicht aber das Landen gesprochen, was aber erstaunlich gut der Pionierin dennoch gelang.

Ihr Fluglehrer brach den Unterricht dennoch nicht ab und ein Jahr später hatte sie ihren Flugschein und flog erfolgreich auf verschiedenen Flugwochen und anderen Treffen der frühen Flieger um die Wette und errang gute Ränge in diesem noch reinen Männersport.

Leider vernuglückte sie schon wenig später bei einer der großen Flugschauen in der Champagne bei Reims, brach sich dabei einen Arm und beide Beine neben den schweren Kopfverletzungen, was sie aber nicht daran hinderte sobald wie irgend möglich wieder abzuheben und so nahm sie schon zwei Jahre später wieder an Wettkämpfen teil, die unermüdlich mutige Vorkämpferin der Luftfahrt.

Noch im Jahr 1912 wurde die begnadete Pilotin dann bei einem Autounfall schwer verletzt, der einen der beiden Brüder Voisin sogar das Leben kostete, sie aber nicht daran hinderte schon 1913 wieder den Frauenpokal der Aéro Club de France zu erringen sowie den nicht minder prestigeträchtigen Coupe Femina.

Während des großen Schlachtens im 1. Weltkrieg dieser geistentleerten Männerdomäne wurde es stiller um die abgehobene Baronin, aber schon 1919 brach sie zunächst den Dauerflugrekord für Frauen mit dann 323km am Stück und auch den Höhenrekord indem sie mit ihrer Maschine bis auf über 4800m aufstieg und damit den vorher Rekord von Ruth Law wieder einholte.

Noch im Sommer des Jahres 1919 meldete sie sich als Copilotin eines Testfluges für eine neue Maschine in Le Crotoy in der Picardie. Das Flugzeug stürzte jedoch ab und die fliegende, frühere Schauspielerin verunglückte gemeinsam mit dem Piloten dabei tödlich. Auf dem Flughafen von Le Bourget erinnert eine Statue an Élise Deroche als weibliche Pionierin.

Schreibe es und denke, hoffentlich kehrt meine bald Kapitänin heil von großer Fahrt zurück, während die riesigen Wellen um Gibraltar ihr Containerschiff schwanken lassen, was sie als eben etwas schuckelig locker wegsteckt und für nicht der Rede wert hält und ich gestehe, auch wenn meine Frau nun mit 11.000 PS unter ihrem zarten Po durch die Meere turnt, brächten mich keine zehn Pferde an Bord eines so schaukelnden Schiffes, auch wenn sie es sicher steuert. Es ist heute schon etwas normaler und doch noch eine Ausnahme, wenn Frauen in solch harten Berufen Karriere machen und so nennt sich mein längst 1. Offizier gerne Seemann, ohne sich um den Frauentag zu scheren und der Dichter ist dann eben die Frau des Kapitäns, wenn sie einst Kreuzfahrschiffe steuert und so verschieben sich manchmal die gewohnten Rollen in dieser Welt und es lohnt sich, jenseits solcher Schemen, zu genießen, was ist, wenn es uns entspricht.

Warum sollte jeder alle Rollen erfüllen müssen, wieviel schöner ist es doch, wenn wir uns ergänzen können, sie dort ihren Mann steht, wo es ihr gefällt, ob an Bord oder auf der Bühne als begnadete Schauspielerin, während ich eben meine Geschichten darüber erzähle, in denen sich manchmal mehr Phantasie und Wirklichkeit vermischen und die Liebe plötzlich zur fast realen Kultugeschichte wird, doch wer weiß schon, was wirklich ist?

Jenseits aller Rollen bewundere ich diese Pioniere, die sie aufbrechen, auch wenn ich meine Rolle eher hinter dem Schreibtisch, eben darüber schreibend oder liebend sehe, kann ich doch bewundern, ohne damit von meiner Männlichkeit zu verlieren, während die Liebste zwischen Alicante und den Kanaren, ohne sich um ein Wetter zu kümmern, ihren Kurs nimmt, den ich auf dem Telefon in der Ferne verfolgen kann.

Manche suchen das Abenteuer, um darin zur Not unterzugehen, weil sie den Reiz lieben und gern mit dem Feuer spielen, andere schauen sich die Abenteurer lieber nur an, um davon zu erzählen und zusammen sind sie manchmal eines, was Kultur jenseits aller Geschlechtergrenzen bewegt, die sie nicht mehr brauchen, weil sie einfach tun, was ihnen gefällt und entspricht und mehr gibt es zum Frauentag von meiner Seite als quasi Frau des Kapitäns ganz männlich nicht mehr zu sagen.
jens tuengerthal 8.3.2016

Frauenliebe 034

Virtuellreal

Wir lernten uns über das Online Dating Portal Tinder kennen und so lag die Assoziation zur vorigen Geschichte nahe, näher noch weil sie auch den gleichen Vornamen trug wie die zweite Theologin in der vorigen Geschichte, auch wenn ich ihr erst 14 Jahre später begegnete und ihn sicher nie erzählen werde.

Sie war keine Theologin sondern studierte Psychologie an einer privaten Berliner Hochschule und das obwohl ich mir eigentlich, nachdem ich viele Jahre mit einer sehr spannenden Psychologin zusammen war, vorgenommen hatte nie wieder etwas mit einer anzufangen, aber ich hatte ja schon im gleichen Sommer gegen diesen Grundsatz verstoßen und gute Erfahrungen gemacht, warum also nicht wieder, zumal es zauberhaft begann.

Schnell waren wir von dem Portal auf Whatsapp gewechselt und schrieben uns mit wachsender Leidenschaft, die auch dadurch begründet war, dass sie zum Zeitpunkt unserer ersten virtuellen Begegnung gerade ihre Eltern im Südwesten besuchte, unsere virtuellen Briefe in der fremdcodierten Welt des Netzes.

Nicht die Leidenschaft lag an der Ferne, die wuchs aus den Worten und der beiderseitigen Sehnsucht anzukommen. Hatte das Gefühl, sie käme aus einem sehr guten, zumindest wohlhabenden Stall, insofern sie erzählte, dass sie noch im hauseigenen Pool schwimmen war, woraus sich sogleich ein sehr erotischer Diskurs entspann. Dass sie ein Pferd in Berlin hatte, also Reiterin war, bestätigte dies noch.

Wir steigerten uns immer weiter in unser bisher nur virtuelles Verliebtsein hinein. Sie war jünger als ich und wünschte sich noch Kinder, irgendwann gestand sie mir, dass sie sich das mit mir vorstellen könne und die bloße Vorstellung voneinander, ohne sich bisher gesehen zu haben, wurde immer intensiver.

Sie kannte natürlich die Burg meines Freundes, die in der Nähe ihres Heimatortes lag, war dort schon mal essen, besuchte mit ihren Eltern meine Studienstadt und ich konnte ihr dort noch ein Restaurant empfehlen.

Als sie schließlich, unendlich viele Nachrichten später, in Wirklichkeit war es nur knapp eine Woche gewesen, wieder in Berlin war, wollten wir uns unbedingt endlich sehen. Leider war es zufällig meine Tochterwoche, ich also als Vater gebunden und wir müssten eigentlich noch bis Sonntag warten.

Die Welle der Emotionen, der sich virtuell eingestandene Kinderwunsch und die große Sehnsucht ließen das unmöglich erscheinen, wie sollten wir das noch aushalten und so verabredeten wir uns für die Nacht direkt nach ihrer Rückkehr, am späten Abend, wenn meine Tochter hoffentlich längst schlafen sollte.

Eine in jeder Hinsicht idiotische Idee. Kinder schlafen nie gerade dann gut ein, wenn sie es sollen oder es nötig wäre, was ich wusste und spüren genau, wenn etwas ist und was sollten wir tun, wenn sie nicht schlief?

Uns nett plaudernd in die Küche setzen, nachdem wir virtuell bereits alles ausprobiert hatten und uns erzählt hatten, wie scharf wir aufeinander waren und bei dieser großen Sehnsucht vom Familientraum, der sie sagen ließ, bei mir wäre ihr nicht mal die Verhütung noch wichtig, zumindest theoretisch und vorher sagen ließ.

Leider sitzt im entscheidenden Moment, wie mein Großvater es einst so treffend formulierte, das Hirn nur noch im Hintern und hilft schieben und so gaben wir der Sehnsucht nach und sie, die tief im Westen irgendwo wohnte, kam mich mit ihrem Auto des Nachts besuchen. Wir mussten uns einfach sehen, wir waren uns doch so sicher und sie wollte über Nacht bleiben, damit wir zumindest den Vormittag in Ruhe miteinander hätten.

Erwartete sie auf der Straße, damit ihr Klingeln meine Tochter nicht weckte und damit ich vor lauter Aufregung mit unendlich vielen Flugzeugen im Bauch noch rauchen konnte, als ob das helfen würde. Es lenkte zumindest ab, nahm mir aber nichts von meiner Nervosität vor diesem alles entscheidenden ersten Date - da würde hoffentlich meine Traumfrau kommen und ich endlich ankommen, die Familie gründen, von der ich immer geträumt hatte - kannte nur einige Fotos von ihr, sie sah nett aus, lange schwarze Haare, blaue Augen, schlank und wohl relativ groß, eigentlich weniger mein Typ, wenn ich so einen je hatte, aber was sagen Fotos schon wirklich über den Mensch dahinter aus, fühlten wir nicht mehr, als wir sahen, was den anderen ausmacht?

Während ich wartete und ahnte wie schwer es wohl für sie würde, einen Parkplatz bei mir vor der Tür zu finden, ereignete sich das große Glück, dass ein solcher frei wurde, den ich sofort mit mir besetzte und ihr selig schrieb, dass ich sie nun an eben diesem erwartete. Dann kam ein Hamburger Mini und schob mich mit Gewalt aus der Parklücke, nachdem ich ihm freundlich signalisiert hatte, diese sei besetzt. Er hatte das sehr trickreich angestellt, mein freundliches Abwinken ignoriert und einfach den Behindertenparkplatz dahinter besetzt und als ich zu ihm ging, ihm freundlich sagen wollte, dieser sei leider besetzt, weil meine Freundin gleich käme, stieß er nach vorne und parkte ein.

War kurz davor dem Typen, einem unangenehmen aalglatten Werber an den Kragen zu gehen, der mich so dreist ausgetrickst hatte, kochte vor Wut, brüllte ihn an, was ihm einfiele, dieser Parkplatz sei besetzt. Aber der widerliche Typ, meine Not und Aufregung völlig ignorierend, meinte nur, Parkplätze besetzen, wo gibt es denn das, er wohne hier und wolle hier parken, was ich überhaupt von ihm wolle?

Ließ mich trotz hochkochendem Adrenalin zum Glück auf keine Schlägerei ein, als er aus dem nur Mini heißenden Wagen ausstieg, sah ich, dass er nicht nur sehr geleckt sondern vor allem ziemlich breit und ungefähr 2m groß war, was bei aller gewünschten Ritterlichkeit vermutlich kein gutes Ende für mich genommen hätte, der ich im Straßenkampf nicht sonderlich erprobt bin - aber ich hätte es für sie zu gerne getan, ließ es doch und schrieb ihr nur zur Beruhigung rauchend, leider wäre es nichts mehr mit dem Parkplatz und ich erwarte sie sehnsüchtig und dann kam sie.

In enger Jeans, leger aber schick gekleidet, eine Dame mit ihren Mitte dreißig, nicht mein Typ eigentlich, das bestätigte sich also, wäre ihr vermutlich nicht verfallen, wenn ich sie auf der Straße gesehen hätte, aber was zählte das schon, wir hatten uns ja schon eine geistige Welt voller Lust und schöner Träume erschrieben und begehrten uns aus dieser wie wahnsinnig, zumindest theoretisch.

Wir fielen uns, wenn auch ohne übertriebene Euphorie in die Arme, treffender wäre vermutlich, wir umarmten uns zur Begrrüßung und küssten uns. Fand sie wirkte etwas kühl nach all dem Überschwang, der vorher in unseren Worten lag, aber vielleicht war das auch ihre Schüchternheit und Scheu von der sie mir schon vorher geschrieben hatte und würde sich das geben, wenn wir erst mal im Bett waren.

Kaum war die Haustür hinter uns geschlossen, begann die wilde Knutscherei und wir gingen, dies nur kurz unterbrechend in mein Zimmer, an meine Tochter dachte ich dabei nicht mehr, schloß dennoch meine Zimmertür lieber, wir mussten ja nicht schlafende Engel wecken. Schon auf dem kurzen Weg zu meinem Bett begann ich sie auszuziehen und was ich sah, gefiel mir, sie trug zwar keinen String, aber edle Wäsche mit passendem BH zum Höschen natürlich.

Sie war sehr schlank, ihr Busen war süß, vorhanden und schön geformt aber eben wie bei vielen eher sportlichen Frauen, von eher kompakter Form und sie hatte, wie ich wenig später, als ich ihr, schon in der Horizontale, das Höschen von den Hüften zog, zumindest einen Hauch von Schamhaaren, nicht viel, hätte von mir aus auch etwas mehr sein können, aber ein schöner gepflegter schwarzer Streifen, in dessen Mitte ich sogleich zu küssen begann.

Es ging alles sehr schnell und unsere Lust war sehr aufgestaut, sie begann unter meiner Zunge sich biegend, ihr Becken mir noch entgegenstreckend, laut zu stöhnen, etwas zu laut wohl, jedenfalls räusperte sich meine Tochter nebenan, um deutlich zu machen, dass ihr das gar nicht gefiel, was mich einerseits vor Scham im Boden versinken ließ - das tat ein guter Vater nicht, ich hatte es zwar, als sie noch kleiner war und selig schlief, schon häufiger getan und sie hatte es auch bei mir und der Mutter sicher unbewusst häufiger hören können, aber da war sie noch kleiner und das durfte nicht sein.

Andererseits war ich zu scharf, um jetzt einfach aufzuhören und so ging ich zu ihr nach nebenan, redete ruhig mit ihr, versuchte es zumindest, ohne vernünftige Argumente, die ich dem klugen Kinde gegenüber vorbringen könnte, außer, dass ich rattenscharf war und bis über beide Ohren verliebt, was sich seit Wochen angestaut hatte. Aber das konnte und durfte ich nicht sagen und so versuchte ich es erst sanft und dann doch wütend, um zu erreichen, was ich wollte.

Wir machten dann einfach weiter, etwas gedämpft, innerlich leicht geladen, ich noch unbefriedigt aber voller Sehnsucht, endlich mit ihr zu schlafen, vielleicht heute schon mit der Familienplanung zu beginnen, nicht überlegend, ob sie zu mir passte, alles stimmte oder es mir irgendwie komisch vorkam, die Reaktion meiner Tochter ein gutes Zeichen war aus dem Instinkt der Kinder, der in der Jugend schnell endet.

Irgendwie schliefen wir dann doch miteinander, nur mit Kondom, worauf sie sehr ernüchtert vernünftig plötzlich bestand und sie hatte ihren Spaß dabei, meiner war ein wenig beschränkt und meine Manneskraft wuchs in das enge Plastiksäckchen gezwängt nicht gerade über sich hinaus und als sie es dann doch voller Lust einen Moment tat, geschah, was mir schon so oft passiert war, es riss und ich verlor den Rest beim Rausziehen teilweise in ihr.

Sie war gleich sehr aufgeregt und wenig begeistert, von der romantischen Stimmung war nichts mehr da, auch wenn ich sie beruhigen konnte, noch wäre ich ja nicht gekommen, es bestünde keine Gefahr, aber eigentlich war die Stimmung zwischen uns schon kaputt, der Traum war geplatzt und die romantische Idee hatte sich im ganz normalen Alltag verflüchtigt.

Vielleicht hätten wir sie retten können, wäre ich bedacht und vorsichtig gewesen, geduldig noch dazu und hätte gleich zu Anfang gesagt, lass uns kuscheln und morgen früh weiter sehen, eigentlich hätte ich wissen können, dass in dieser Situation bei mir nichts mehr passieren würde, zwischen schlechtem Gewissen der Tochter gegenüber und nur geträumter Sehnsucht schwankend mit ganz real einer schönen Frau im Bett, die ich aber gar nicht mehr so schön fand.

Kümmerte mich um sie, bis sie auch davon genug hatte und als wir schließlich am kuscheln waren, meinte sie, doch lieber fahren zu wollen - wer wollte nach dieser Aufregung schon eine erste Begegnung am Morgen und eigentlich fühlten wir beide, es war nichts, ein schöner virtueller Traum, der sich in der Realität nicht erfüllen sollte. Aber noch war ich weder vernünftig noch war mein Hirn vom Hintern wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt - ich war unbefriedigt, frustriert und wollte noch nicht den Traum aufgeben.

Wir versuchten noch dies und das, was sie ein wenig gechehen ließ, bis sie etwas unwillig wurde, als ich mich mehr mit ihrem hinteren Eingang beschäftigte. Vorsichtig fragte ich, ob sie das grundsätzlich ablehne oder da schlechte Erfahrungen gemacht hätte, was sie verneinte, nicht grundsätzlich nur jetzt nicht, gerne mal unter der Dusche, da würde sie das auch mögen, virtuell hatten wir ja längst alles getan und sie war für alles offen gewesen, warum ich etwas erstaunt war, aber doch noch genug Herr meiner Vernunft, sie zu fragen, ob wir es dann nicht nochmal mit Kondom versuchen wollten, was sie aber, auf meine Erfahrung damit verweisend, ablehnte - sie wollte nicht gleich beim ersten mal alles riskieren, auch wenn wir es uns vorher so romantisch geschrieben hatten.

Irgendwann kuschelten wir dann ganz romantisch und ich dachte, vielleicht wird doch alles gut und wir genießen den Morgen, wenn das Kind in der Schule ist, als sie meinte, sie wolle jetzt doch lieber fahren. Reagierte ohne jede Gelassenheit völlig frustirert, war mir doch das beieinander schlafen so wichtig, viel wichtiger als alles andere und war kurz davor auszurasten, begann mich wortlos und sehr kühl beleidigt anzuziehen. Sie versuchte noch zu erklären und ich mich zu beruhigen, aber unbefriedigt und frustriert ist eine schlechte Mischung als Mann sich in Gelassenheit zu üben. Hätte sofort gekonnt, ganz am Anfang und es dann bewusst hinaus gezögert, um länger mit ihr zu genießen, ihr noch näher zu kommen und nun war alles nichts. Hätte ich ihr doch nicht verraten, dass ich spürte, wie das Ding riß und ich sie endlich wirklich fühlte, als es kurz davor war, wäre ich nicht so ehrlich und lieb gewesen.

Wir zogen uns nahezu wortlos an, während ich mich wieder beruhigte und merkte wie peinlich diese hormongesteuerte Szene gerade war, mich zu entschuldigen versuchte, wurde sie kühler und distanzierter, wollte einfach gehen und sie wollte alleine gehen und ich bestand darauf, sie zum Auto zu bringen, was sie auf keinen Fall wollte. Wir einigten uns schließlich, dass ich sie bis vor die Hautür brachte, wo wir uns mit einem letzten Kuss verabschiedeten, ich voller Sehnsucht und Hoffnung, um den Liebestraum ringend, sie sich alles offen haltend, wollte erstmal darüber schlafen und mir morgen bescheid sagen, was würde.

Eigentlich wusste ich schon, dass es das war, dennoch schrieb ich noch viele Nachrichten und Briefe, rang um sie, wollte nicht glauben, dass diese eine Nacht, die dummerweise schief ging, unsere einzige Chance war, ob wir es nicht in Ruhe noch einmal versuchen wollten und erniedrigte mich bettelnd, obwohl ich es besser wusste, wünschte ihr schließlich, als sie entschlossen dabei blieb, alles Gute und irgendwann war mein Hirn wieder da, wo es hingehörte und ich gestand mir ein, es schon auf den ersten Blick gemerkt zu haben, dass ich ihr Lächeln nicht mochte, sie mir zu kühl sportlich war, auch wenn das alles vielleicht der Aufregung und Schüchternheit und der blöden Situation geschuldet war, eigentlich passten wir nicht zusammen und so hatten wir es zwar zu laut versucht aber der nur geschriebene Traum hatte sich in Luft aufgelöst und ich nahm mir vor das nächste mal vorsichtiger zu sein, keine mehr so schnell an mein Herz zu lassen, nicht ungesehen Familienträume zu beginnen, auch wenn es noch so gut zu passen schien.

Wie alle guten Vorsätze hielt auch dieser nur solange, wie das Hirn an seinem angestammten Platz war und die Logik noch für einen aufrechten Gang sorgte - es scheint einen bestimmten Typ sehr schlanke, dunkelhaarige Frauen zu geben, auf die ich stark reagiere, obwohl sie so gar nicht mein Typ sind, die mich aber immer wieder frustrieren und denen ich dennoch hinterhertrauere, obwohl nichts war als Illusionen in meinem Kopf und die Realität doch sehr ernüchternd war.

Hätte es anders ausgehen können unter anderen Umständen oder hätte ich dann nur länger gebraucht, festzustellen, dass ich mich mal wieder verrannt hatte?

Hätte mich, wäre ich vernünftig oder berechnend, nun fragen können, was an diesem Typ war und warum es mir immer wieder mit diesen Frauen so erging, dann wäre mir vielleicht meine zweite Verlobte, die ich vier Monate später kennenlernte erspart geblieben, oder ich hätte mehr innere Distanz gewahrt, statt mich wieder in einen Traum ohne Bodenhaftung zu stürzen, aber es fällt schwer in Liebesdingen vernünftig zu sein und glücklicherweise scheint sich das Thema ja inzwischen erledigt zu haben und ich genieße das Glück, wie es kam und bei dem alles stimmt.

Vielleicht brauchte es die Summe an frustrierenden Erfahrungen, das nun Glück wirklich würdigen zu können, vielleicht ist jede neue Erfahrung auch entbehrlich gewesen immer, hätte ich wie mein bester Freund gleich die erste nehmen sollen, nur war das bei mir  damals mit 15 als wir uns verliebten, was bei ihm mit Mitte vierzig geschah und deren Ideal mir so lange vorschwebte, vermutlich weil ich sie nicht nahm, sondern mich damals für ihre Freundin entschied, mit der ich immerhin eine elfmonatige Beziehung führte und das letztlich nur aus dem Grund, dass diese mir sexuell mehr versprach, bessere Aussichten gab, Befriedigung zu finden auf dem schnellen Weg.

Es war gut so und ich möchte nichts bereuen, habe wundervolle Frauen kennengelernt und durfte vielen sehr nah kommen, manchen mehr im Gefühl anderen eher körperlich, dafür bin ich dankbar, weil sie mich mehr über das Leben und warum ich es liebe gelehrt haben als jede Schule, alle Bücher würde ich noch nicht sagen, dafür sind mir Bücher zu nah, aber vielleicht war auch diese etwas frustrierende Erfahrung mit riesiger Bugwelle vorher im virtuellen Bereich einer der Gründe, der mich das reale Glück, in dem sich alles verband, so schätzen ließ, wo immer es begann.

Können wir das Glück überhapt nur im Schatten des Unglücks wirklich würdigen?

Wäre dem so, könnte nicht glücklich lieben, wer nie Liebeskummer hatte, was ich so absolut bezweifle, dennoch kann ich für mich sagen, ohne die Berg und Talfahrten, die ich durchlitt und die lange die Grenzen dessen überschritten, was ich ertragen kann, mich am Leben zweifeln und oft verzweifeln ließen, wäre ich nicht der, der ich bin und den die liebt, die ich liebe, also ist es müßig, sich zu fragen, was wäre wenn, es geht am Ende doch gut aus, immer und wenn nicht, ist es noch nicht zu Ende oder wir nicht mehr da, was es für uns auch egal sein lässt.

Die wertherschen Gefühle mehr als einmal durchlitten zu haben, verzweifelt und frustriert, lange schon vor dieser Geschichte und auch noch das eine oder andere mal danach, haben mit gezeigt, wie wichtig die Liebe für mein Leben ist, gerade die Liebe zu den Frauen, die sich im Traum immer auf eine am Ende konzentrieren sollte, warum alle weiteren Fragen, ob das gut war und ich mit weniger Leid und Fehlversuchen glücklicher gewesen wäre, müßig sind. Sicher wäre ein maßvolles Leben in guter Ordnung, mit sicherem Einkommen, Altervorsorge und ordentlicher Familie oder für sich mit nur gelegentlichen Delikatessen ohne größeren emotionalen Aufwand weniger aufreibend gewesen. Aber es wäre nicht mein Leben gewesen und ihm würde fehlen, was mich nun das Glück, wo es sich zeigt, würdigen lässt, sogar wenn es dann doch ordentlich und sicher werden sollte.

Die Stoiker, zu denen Marc Aurel zählte, von dem ich heute Vormittag mit Begeisterung schrieb, lehnen diese Schwankungen ab, weil sie uns Kraft rauben und uns daran hindern unsere Aufgabe zu erfüllen, dem Leben einen Sinn zu geben, maßvoll zu leben zum Wohle der Gemeinschaft. Das gefällt mir in vielem gut und ist sozial gedacht, philosophisch gut zu begründen, auch mein sonst Hausgott in ethischen Fragen Imanuel Kant lebte sehr maßvoll, auch wenn die philosophische Hintertreppe da übertreibt in ihrer Beschreibung und doch bin ich liebend immer wieder einem Montaigne näher und verstehe die Sicht der Epikuräer, die das Leben auch und gerade zwischen diesen Extremen sehen, die es eben nicht nur lauwarm machen. So kämpft der Preuße in mir mit dem Liebhaber und schlingert irgendwie dazwischen immer wieder

Das erschreckt alle die lieber wohltemperiert lieben, ohne große Aufregung einen Partner wollen, auf den sie sich verlassen können und sei es nur für den Urlaub, denen aber Streit und Kampf in der Liebe und umeinander völlig fern liegen und das erschreckte vermutlich auch meine sportliche Psychologin sehr, die gar nicht spürte wieviel Sehnsucht in dieser Wut darüber steckte, dass sie einfach gehen wollte, während andere mit mir an der Klippe balancierten, ihr eigenes Ende androhten, was mich in dem Moment seltsam kühl ließ.

Eine drohte es nicht an, sie tat es einfach und wir hatten, was uns verzauberte nicht mal virtuell, nur aus Telefonaten und ich hatte es nicht glauben können, bis ich es erfuhr, als sie schon tot war, aber da war es auch egal, eigentlich. Denn was geht uns schon noch an, was nicht mehr ist und ist dann noch wichtig, ob ich es hätte ändern können, wenn ich es gewagt hätte?

Stehe also nach manchen Stürmen da, ohne zu wissen, wie Frauen sind oder was sie wollen, glücklich, wenn es sich zumindest mit einer irgendwie deckt und frage mich, ob die Suche nach Liebe eigentlich alles ist, um was es im Leben geht und ob darum egal ist, wie sich eine virtuelle Liebe realisiert, wenn wir sie nur im Kopf zu leben wagen, weil wir dann Liebende sind und also für den Moment der Idee glücklicher als jedes harmonische Gleichmaß machen kann.

Was bleibt also am Ende?

Leben, um davon zu erzählen und lieben, um gelebt zu haben, ist vielleicht die Quintessenz dieser Achterbahn meines Lebens, aus dem es noch manche Geschichten zu erzählen gibt, wenn das nicht genügt, was soll es dann?
jens tuengerthal 7.3.16

Montag, 7. März 2016

Kulturgeschichten 0150

Herrscherphilosophen

"Glücklich sein heißt einen guten Charakter haben."

“Es kommt nicht darauf an, über die notwendigen Eigenschaften eines guten Mannes dich zu besprechen – vielmehr ein solcher zu sein."

“Du kannst nicht im Schreiben und Lesen unterrichten, wenn du es nicht selber kannst; viel weniger lehren, wie man recht leben soll, wenn du es nicht selber tust.“

“Kann mir jemand überzeugend dartun, dass ich nicht richtig urteile oder verfahre, so will ich’s mit Freuden anders machen. Suche ich ja nur die Wahrheit, sie, von der niemand je Schaden erlitten hat. Wohl aber erleidet derjenige Schaden, der auf seinem Irrtum und auf seiner Unwissenheit beharrt.“

 “So oft du an der Unverschämtheit jemandes Anstoß nimmst, frage dich sogleich: Ist es auch möglich, daß es in der Welt keine unverschämten Leute gibt? Das ist nicht möglich. Verlange also nicht das Unmögliche.“

“Die Menschen sind füreinander da. Also belehre oder dulde sie.“

“Durch ihn [Severus] bekam ich einen Begriff, was zu einem freien Staate gehört, wo vollkommene Rechtsgleichheit für alle ohne Unterschied herrscht und nichts höher geachtet wird als die Freiheit der Bürger.“

“Hüte dich, dass du nicht ein tyrannischer Kaiser wirst! Nimm einen solchen Anstrich nicht an, denn es geschieht so leicht. Ringe danach, dass du der Mann bleibest, zu dem dich die Philosophie bilden wollte.“

“Hoffe auch nicht auf einen platonischen Staat, sondern sei zufrieden, wenn es auch nur ein klein wenig vorwärts geht, und halte auch einen solchen kleinen Fortschritt nicht für unbedeutend. Denn wer kann die Grundsätze der Leute ändern? Was ist aber ohne eine Änderung der Grundsätze anders zu erwarten als ein Knechtsdienst unter Seufzen, ein erheuchelter Gehorsam?“

“Die Allnatur aber hat außerhalb ihres eigenen Kreises nichts. Sie bedarf zu diesem Zweck ebensowenig eines außer ihr befindlichen Stoffes, als sie eine Stätte nötig hat, um das Morsche dorthin zu werfen. Sie hat vielmehr an ihrem eigenen Raum, ihrem eigenen Stoff und an ihrer eigenen Kunstfertigkeit genug.“

“Einst gebräuchliche Worte sind jetzt unverständliche Ausdrücke. Alles vergeht und wird bald zum Märchen und sinkt rasch in völlige Vergessenheit…

“Betrachte die ganze Natur, wovon du nur ein winziges Stücklein bist, und das ganze Zeitmaß von welchem nur ein kurzer und kleiner Abschnitt dir zugewiesen ist, und das Schicksal, wovon das deinige nur ein Bruchteil bildet."

"Der Tod ist ebenso, wie die Geburt, ein Geheimnis der Natur, hier Verbindung, dort Auflösung derselben Grundstoffe."

"Die beste Art, sich zu rächen ist, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten."

"Die Natur hat ebenso das Ende eines jeden Dinges zum Ziel wie seinen Anfang oder seine Fortsetzung, gleichsam wie der, der einen Ball aufwirft."

"Eine bittere Gurke? Wirf sie weg! Dornensträucher im Weg? Weiche ihnen aus! Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt?"

"Nach der Beschaffenheit der Gegenstände, die du dir am häufigsten vorstellst, wird sich auch deine Gesinnung richten; denn von den Gedanken nimmt die Seele ihre Farbe an."

"Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen! Er bleibt stehen, und rings um ihn legen sich die angeschwollenen Gewässer."

“Tu nicht, als wenn du Tausende von Jahren zu leben hättest. Der Tod schwebt über deinem Haupte. So lange du noch lebst, so lange du noch kannst, sei ein rechtschaffener Mensch."

"Du mußt doch endlich einmal begreifen, was das für ein Kosmos ist, von dem du ein Teil bist, und wer der Gestalter der Welt ist, als dessen Ausstrahlung du ins Leben tratst! Daß dir nur eine eng begrenzte Spanne Zeit vergönnt ist; nutzt du sie nicht zur Erleuchtung deiner Seele, dann wird sie eines Tages verstrichen sein und du selbst dahin, und eine zweite Möglichkeit wird dir nicht gegeben werden."


So sagte und schrieb es auch, warum es uns so gut erhalten blieb, der römische Kaiser Marc Aurel, der Philosoph auf dem Thron, der vielen bis heute ein Vorbild ist, die sich auf ihn berufen, von Helmut Schmidt bis zu Friedrich dem Großen.

Er wurde nach dem Tod seines Stiefvaters Antoninus Pius, der ihn adoptiert hatte, um die Nachfolge zu regeln, am 7. März 161 zum Kaiser des Römischen Reichs und ernannte als letzter Adoptivkaiser zugleich seinen zu seinen Gunsten zurückgesetzten Bruder Lucius Verus zum nahezu gleichberechtigten Mitkaiser. Verzichtete auf die Macht, die ihm verliehen wurde im Moment der Verleihung und Teilung dieser ist auf politischer Ebene eher ungewöhnlich.

Mit ihm endete die Ära der Adoptivkaiser, bei denen der jeweils Vorgänger den besten unter den möglichen Nachfolgern auswählte und dann adoptierte, um die juristische Nachfolge zu legitimieren, ein ruhigen Übergang zu gewährleisten. Ausgesucht wurde in dieser Phase relativer Stabilität nach Qualität mehr als nach bloßer Verwandtschaft, damit der Bestmögliche das Erbe antrat.

Marc Aurel aber hatte mit seiner Faustina 7 Kinder gezeugt, von denen zwar nur wenige überlebten aber eben doch ein Sohn, der damit als Nachfolger qua natura designiert war, auch wenn er offensichtlich nicht so geeignet dafür war wie sein Vater, sich als zu eitel und prunksüchtig zeigte, was dem Stoiker Marc Aurel fern lag, war er der natürliche Erbe und er hätte ihn aus dieser Position nur durch seine Ermordung wohl sicher entfernen können, was dem Vater noch ferner lag und so ging mit seinem Familienglück das der römischen Herrschaft mit den gut gewählten Adoptivkaisern unter, das fast demokratischen Kriterien teilweise genügte.

Der Philosoph auf dem römischen Thron hatte nicht nur seine Macht, kaum hatte er sie erhalten, mit seinem Bruder geteilt, sondern schon als Knabe darauf wert gelegt, nur auf einem Holzbrett zu schlafen, um seine Worte mit seinen Taten in Einklang zu bringen.

Die philosophischen Selbstbetrachtungen des Marc Aurel werden zur Weltliteratur gezählt und offenbaren den klugen Kopf als einen Anhänger der jüngeren Stoa wie nachdenklich selbstreflexiven Menschen, der sich über alle Schemen hinwegsetzt.

Innenpolitisch setzte der Stoiker auf dem Thron vor allem durch die Verbesserung der Situation der Benachteiligten wie Frauen und Sklaven Akzente, die seinem freiheitlichen Denken und seinem Menschenbild entsprachen. Zwischendurch hatte er schwer mit der Pest zu kämpfen wie den über die Donau drängenden Germanen, die alles versuchten, ihn zu verdrängen aber immer wieder unterlagen.

Zur Finanzierung seiner Kriege trug der sparsame Kaiser selbst bei, indem er Teile des kaiserlichen Schatzes oder eigene Reichtümer auf dem Forum versteigern ließ, was sein Ansehehn unter den Römern noch weiter steigen ließ. Dafür spendete er Athen, was er nach dem siegreichen Feldzug an der Donau besuchte, neue Lehrstühle für die alten philosophischen Schulen, um deren Tradition wach zu halten - von Platon übder Aristoteles zu Epikurs Garten.

Er gehört zu den Kaisern unter denen noch Christenverfolgung praktiziert wurde, wie es römischem Recht entsprach, jedoch verfolgte er möglichst nicht aktiv, sondern ließ sie, solange es privat blieb, ihren Glauben für sich ungestört praktizieren. Seine Zustimmung zu einer Hetzjagd auf Christen, die mangels Gladiatoren dann in einem französischen Zirkus landeten, gab er nur einmal und hielt sich in den verbleibenden Jahren bei diesem Thema zurück. Er praktizierte den in Rom üblichen Glauben auch mit Tieropfern zur Beruhigung der Götter und der Bevölkerung während Pest und Hungersnot, weil es eben dem Zeitgeist, dem er in so vielem voraus war, entsprach.

Es ging Marc Aurel um die Suche nach Glück und größtmögliche Gemütsruhe bei der Findung einer Entscheidung und Setzung seiner Ziele. Sein Handeln war durchdacht und die Folgen entsprachen dem üblichen der Zeit. Erstmals herrschte einer, der sein Handeln logisch legitimierte, es auf eine philosophische Grundlage stellte, den Dienst am Volk als Pflichterfüllung sah, der er mit aller vorhandenen Kraft auch des Nachts als Richter noch nachkam.

Persönliche Bereicherung oder bloß private Vergnügen waren diesem ersten Diener Roms fremd und mancher wird dabei an Friedrich den Großen denken, der Marc Aurel schätzt, wie Helmut Schmidt oder Angela Merkel, der Eitelkeit und persönliche Bereicherung genauso fern liegen und die auch in schwierigen Zeiten bemüht ist, ihre Pflicht ordnungsgemäß zu erfüllen, aller Propaganda gegen sie zum Trotz.

Sicher ist die Kanzlerin keine Philosophin im Kanzleramt, eher eine kluge Pragmatikerin, aber viele ihrer Handlungen und auch der Begründungen dazu, erinnern an das, was Marc Aurel für einen guten Herrscher vorlebte.

Vielleicht sollten diese tiefere Weisheit einige ihrer schärfsten Kritiker dezeit bedenken und überlegen, wer so uneitel dies Land je führte und warum ihre Unbestechlichkeit eine auch philosophisch wertvolle Eigenschaft ist, die uns gut tun kann, wenn sie nicht Populisten in der leider auch dummen Demokratie übertönen, die sich derzeit fragen muss, ob das Volk schon reif ist die Konsequenzen seiner Wahl zu erkennen und wie die Politik Freiheit und Verfassung vor ihren Feinden schützen kann.

Glücklich sein, heißt einen guten Charakter haben, begann dieser Text über Marc Aurel, den Philosophen an der Spitze des römischen Imperiums - darüber nachdenken und dass Glück zu suchen, könnte auch politisch ein guter Ausgangspunkt für mehr verantwortungsvolle Politik im Sinne der Freiheit sein, die nicht von Angst bestimmt wird sondern dem Mut, sie zu wagen, das Glück zu genießen, oder was bliebe uns sonst?
jens tuengerthal 7.3.2016

Kellergedanken

Sitze im Keller und lausche der Jam
Ganz zart füllen die Töne den Raum
Die ersten gingen schon lange
Schön ist es voller Gefühl
Das zu genießen um dir davon
In kleinen Versen zu schreiben
Macht was immer hier ist so
Zu etwas in Gedanken geteiltem
Was irgendwie mehr mir ist
Jeden Tag den du fern bist
jens tuengerthal 6.3.16

Sonntag, 6. März 2016

Glückosophie

Gibt es eine Philosophie des Glücks
Oder ist das Glück nie logisch
Weil das größte Glück geteilte
Liebe noch immer ist nur ist
Es dann nicht völlig logisch
Nach diesem Glück allein
Zu zweit immer zu streben
Auch wenn es für sich genommen
Ein Gefühl bloß ist wäre es
Geteilt schon wieder logisch
Wenn ich so darüber denke
Merke ich wie glücklich ich bin
Ist doch ganz logisch
jens tuengerthal 6.3.2016

Warteraum


Im Warteraum des Glücks sitze ich
Warte auf dich mein bald Kapitän
Damit wir gemeinsam weiter
Kurs aufnehmen zueinander
Im Wissen um das Glück
Das wir so lange suchten
Erwarte nichts mehr
Als dich und das ist genug
Jeden Warteraum zum Palast
Uns zu machen bis dahin
jens tuengerthal 6.3.16

Wahlschweigen

Der AfD ist teilweise zweistellig
Was soll ich dazu noch sagen
Dummheit beschweigen gebietetet Höflichkeit
jens tuengerthal 6.3.16

Unwissend

Was weiß ich schon
Warum du mich liebst
Ob wir das gleiche fühlen
Alles Warten zu mehr führt
Als das Nichts in der Ferne
In dem alles Sehnen endet
Spüre nur in mich hinein
Wo alles richtig scheint
Wie es ist weil es ist
Darum fühle ich lieber
Statt mich zu fragen
Warum ich so glücklich bin
jens tuengerthal 6.3.2016

Frauenliebe 033

Theologinnen

33 Jahre wurde der geglaubte Jesus alt, ob es ihn nun gab oder nicht, ist die Auseinandersetzung mit der Lehre, die ihm zugeschrieben wurde, doch sehr real und hat Europa lange Zeit geprägt, sowohl in der Abgrenzung wie in der Begründung.

Mir liegen alle Götter ziemlich fern, etwas höheres als die Natur, die einfach ist, kenne ich nicht und der Aberglauben um andere Versuche, sich die Welt zu erklären, ist nicht nur für mich eines der düstersten aber auch spannendsten Kapitel der Geschichte der Menschheit.

Dort, wo ich in die Schule ging und studierte, waren die Atheisten in der Minderheit, dort, wo ich heute lebe, verhält es sich eher umgekehrt und wer gegen die DDR war, suchte eher Nähe zur Kirche als den staatlich verordneten Atheismus nachzubeten, was dennoch nichts an meinen von Epikur und Lukrez gespeisten Überzeugungen ändert, die also wesentlich älter sind als der Aberglaube des Christentums oder der anderen jüdischen Sekte des Islam und die in den letzten Dingen schlicht gesagt, vieler kluger Köpfe zum Trotz, nur alberner Hokuspokus sind. Oder vielleicht doch mehr, was Respekt verdient?

Weil sie Europa prägten, lange staatlich verordnet waren, gegen sie zu verstoßen tödlich sein konnte, ist es noch immer nicht selbstverständlich, die Gemeinschaften des Aberglaubens alle gleich zu behandeln - die einen nennen wir Sekten, die anderen Religionen, je nachdem welche Rolle sie im Staat spielen, auch wenn ihre letzten Begründungen alle ähnlich, fern der Natur zumindest sind, die einfach ist und nicht mehr sein will oder muss.

Es ist müßig, mit Gläubigen darüber zu diskutieren, da sie sich den Argumenten der Vernunft irgendwann immer verschließen, wo sie nicht aggressiv werden und doch gibt es wenig reizvolleres als Theologinnen zu einer solchen Diskussion zu verführen, vor allem, wenn es dir nicht um die Gottesfrage geht, sondern du sie nur auf dem Glatteis des kühlen Intellekts ins Schleudern bringen möchtest, um sie mit offenen Armen liebevoll aufzufangen.

Soweit die Theorie, ich kann nicht behaupten, dass sie sich trotz zahlreicher Besuche in der Evangelischen Studentengemeinde allein zu diesem Zweck bestätigt hätte - als Diskurspartner bekam ich meist nur eher unrasierte Männer, denen der Deo als Kulturleistung der Zivilisation noch nicht immer bekannt war. Die drei Theologinnen, die ich etwas näher kennenlernte, traf ich nicht dort, wo ich noch meine erste Freundin im Studium kennenlernte, eine ebenfalls Juristin, darum stellte ich irgendwann die Besuche in dem Haus wieder ein, in dem ein einst sehr bekannter Philosoph lebte, anscheinend genügte eine Frau an einem Ort wie diesen zu finden für ein Leben.

Im Zeitalter bevor Datingportale aufkamen und den fliegenden Wechsel viel leichter ermöglichten, zumindest einem Mann, der ein wenig mit Worten umzugehen weiß, was nicht eitel wirken soll, denn so wild war ja alles gar nicht, warum ich hier eher theoretisch mich äußere, nicht von mir spreche dabei, war es noch oft vom Zufall abhängig, eine Frau kennenzulernen, wenn du kein großer Partygänger warst, was ich zugegeben nie war, auch wenn diese angeblich die beste Gelegenheit boten, war meine Frequenz dort eher sehr niedrig, auch bei den Medizinern leider, wie ich manchmal später dachte, aber ich war ja den größten Teil der Zeit liiert und so überließ ich es gern dem Zufall, was sich ergab.

Meist hieß der Zufall damit öffentlicher Nahverkehr oder Mensa, denn, zugegeben, Juristinnen reizten mich schon sehr bald nicht mehr, ich war mit welchen liiert, das Fach war elend langweilig, was sollte ich dort noch Leidenschaft suchen, außer gewissen Ausnahmen, in denen ich einigen für mich exquisiten Seminarschönheiten Verse widmete, um ihnen manchmal für Momente näher zu kommen, wovon noch zu erzählen sein wird, auch wenn es kaum der Rede wert ist.

Die ersten beiden Theologinnen lernte ich im Bus beziehungsweise in der Straßenbahn kennen. Sie waren grundverschieden und doch sehr ähnlich. Beide studierten evangelische Theologie, alles andere wäre mir auch absurd vorgekommen und haderten mit ihrem Glauben und der Kirche so sehr, dass meine vorsichtigen Diskussionsversuche oft relativ schnell in einem bloßes Lachen verliefen oder die Feststellung - nun, das kannst du glauben oder nicht, aber das spiele für die Wissenschaft der Theologie keine Rolle, die eben eine den strengen Kriterien der Logik unterworfene Wissenschaft und kein Aberglaube nur ist.

Was sollte ich da sagen, die Frage, ob Gott existierte oder Jesus nur eine jüdische Sekte gründete, war für sie ziemlich irrelevant und nur einige nette Erinnerungen an Kindheit und Jugend, Fragen, die sie sich stellten, hatten sie dem Studium näher gebracht und sie waren mir beide so sympathisch, dass ich mir eigentlich eine Beziehung wünschen sollte, woran das scheiterte führt zur Unterscheidung und ins Detail, von dem es hier zu erzählen gilt.

Die erste, war ziemlich groß, relativ elegant gekleidet, ich hätte nie auf Theologin getippt auf den ersten Blick und besuchte mich einmal auf meine Einladung zum Abendessen, bei dem ich sie wohl mit meinen gesammelten Vorurteilen gegenüber Theologinnen etwas langweilte und dann zu feige war, sie zu küssen, als es Zeit war, bis es zu spät war und sie sich freundlich verabschiedete und wir uns danach nur noch freundlich grüßten - immerhin hatte ich das Glück gehabt unter ihrem Minikleid zu erkennen, dass sie einen String in dunkelblau trug, der perfekt zu ihren Augen passte, aber sie war so cool, das ich aller Begeisterung zum Trotz keinen näheren Zugang fand und so beginnt meine Suche nach den Studentinnen der Religion mit einem Scheitern, was auch aus dem riesigen Respekt dem schwierigen Studium gegenüber begründet war.

Hätte sie gewollt oder habe ich es nur geträumt, wäre sie zum Essen im Minikleid mit sexy Wäsche gekommen, wenn sie nicht wollte, fragte mich, ohrfeigte mich ein wenig, aber vermutlich hatte ich auch eigentlich eine feste Beziehung, sondierte nur ein wenig das Feld und war dann zu feige und erreichte einfach nichts.

Schade, dachte ich, wäre eine gute Partie gewesen und reizte mich sehr, vielleicht bot sich ja nochmal die Gelegenheit, dachte ich und wusste doch, ich hatte es verspielt, die Gelegenheit nicht genutzt und sie enttäuscht aber es war ein netter Abend.

Die andere lernte ich an der Bushaltestelle kennen, als ich gerade vom Repetitor kam und sie aus der Bibliothek nach Hause fuhr. Sie war eher klein aber sehr kompakt gebaut und hatte langes, schönes dunkles Haar und ein mitreißendes Lachen, war offen und locker, lud mich gleich zu sich ein auf einen Tee und ich kam begeistert mit, ließ mir noch etwas von ihr auf ihrem Cello vorspielen und war dabei dahinzuschmelzen.

Sie kam aus einem Weindorf, wir fanden schnell heraus, dass sie einen guten Freund von mir kannte, der aus dem selben Dorf kam, allerdings weniger hochdeutsch sprach als sie, was ich lachend anmerkte, worauf sie gleich in den dortigen Dialekt wechselte und meinte, das könne sie auch, sie sei ja ein einfaches Kind vom Bauernhof.

Es dauerte nicht lange, bis wir uns küssten und ich begann sie unter ihrer tätigen Mithilfe auszuziehen. Sie war eher der alternative Typ, nicht schick gekleidet, ihr Zimmer in der WG eher chaotisch aber voller geistvoller schöner Bücher, die neben alter Wäsche oder noch nicht zusammengelegten Sachen lagen - sie legte auf Äußerlichkeiten keinerlei wert. Auch ihre Unterwäsche war nur praktische Bekleidung allerdings beeindruckte mich ihr BH ob seiner Größe sehr.

Während wir schon Sex hatten, diskutierten wir noch über Gott und Philosophie,  sie war klug und frech, es war spannend und aufregend und als ich schließlich ihre Jeans öffnete und mit den Händen in das Zentrum ihrer Lust vordrang war kein Halten mehr - sie wurde wild und laut. Keine schüchterne Theologin, die andächtig an ihren Herrn denkt, der Sünde eingedenk, sondern eine leidenschaftliche Frau mit einem sehr weiblichen Körper.

Völlig unrasiert wie sie war, musste sich meine Zunge erst durch einen kleinen Urwald wühlen, bis sie zum Zentrum ihrer Lust kam und sie ließ es nicht nur zu, sie genoß es lautstark ohne Hemmungen. Es wurde wild und schön, auch wenn ich es etwa befremdlich fand, was sie für klare Vorstellungen hatte, wie es zu laufen hätte und wie sie plötzlich, als wir schon dabei war in einen sehr bäuerlichen Slang verfiel, gefickt werden wollte, wie sie wörtlich sagte.

Ihr riesiger Busen, der größte, den ich bisher gesehen hatte, umwogte mich dabei, der Schwerkraft  bei dieser enormen Größe natürlich folgend, ein wenig nach unten geneigt aber doch einfach voll und schön.

Sie kam laut schreiend, was mich erst verwirrte aber dann doch so anmachte, dass ich direkt nach ihr zum Höhepunkt kam, was für das erste mal ja ein ziemlich gutes Timing war - es fühlte sich gut an und ich mochte, wie sie sich danach an mich kuschelte, meine Nähe genoss und ich überlegte sehr ernsthaft, ob sie nicht einfach die Richtige wäre.

Sie hatte Kondome da, war also vorbereitet und doch so ganz anders als alle Frauen, mit denen ich sonst zu tun hatte - Schminksachen sah ich gar nicht, im Kleidchen konnte ich sie mir schwerlich vorstellen und eigentlich war sie auch nicht wirklich mein Typ, war ich weniger verliebt als nur leidenschaftlich, hatte die Gelegenheit genutzt.

Diese Leidenschaft haben wir genossen, die Gespräche davor, teilweise dabei und danach waren spannend und doch störte mich etwas. Die Betonung, sie sei ein einfaches Mädchen vom Land, war zwar ohne jeden Dünkel, immerhin studierte sie nicht ohne Erfolg Theologie und doch fehlte mir das ehrenwerte, die Hochachtung, die ich ganz bürgerlich meiner Frau auch entgegenbringen wollte, sie war mir zu wenig Dame, auch wenn sie toll im Bett war, es viel leidenschaftlicher war als mit meiner gerade noch aktuellen Verlobten, irgendwie stand sie auch Klassen unter ihr.

Doch hätte ich mir dieses dünkelhafte noch verboten, hätte sie mir nicht danach erzählt, was sie sich von ihrem Partner erwartete. Dem sie auch von ihren Blähungen erzählen wollte und bei dem sie einfach sein wollte, wie sie ist. Ganz natürlich also, was ja auch zu großer Leidenschaft geführt hatte und geistig spannend aber mir doch etwas zu frei, zu wenig konventionell, wie ich es heute sehe, keine von den dezent geschminkten Juristinnen mit Perlenkettchen, die ich sonst meistens sah.

Es war leidenschaftlich und schön, doch mehr wollte ich, noch zu sehr im Statusdenken verhaftet, nicht, sie genügte nicht meinen Ansprüchen an eine Frau, die meine Partnerin sein sollte, mit der ich mich zeigen wollte, auf die ich stolz war und die Art wie sie lebte, war mir einfach eine Spur zu chaotisch, es fehlte mir der Schöngeist, der Sinn für Ästhetik und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mich so lange reizen würde und habe es darum lieber nicht ausprobiert und es lieber in eine liebevolle Freundschaft verwandelt, die irgendwann in nur noch gelegentlichen Mails endete, als sie nach Berlin zog.

Da aber sahen wir uns wieder und sie kümmerte sich rührend um den Neuling, der leider, wie bereits erzählt frisch in seine Germanistin verliebt war. Sie wäre auch da immer noch für mehr offen gewesen aber noch konnte ich das doch nicht zulassen, wollte meiner vermeintlich großen Liebe die Treue halten, was ich sonst, bis die auf eine lange Beziehung selten war, die mich allerdings auch sexuell so auslastete, das an anderes nicht zu denken war.

Später als mich meine Traumfrau, die nur ein Reinfall blieb, schon verlassen hatte, kam sie mich besuchen, um meine neue Wohnung zu sehen und war begeistert, stand lange vor meinen Bücherregalen, zog einzelne Bücher heraus, gab die klugen Kommentare, die ich mir von meiner Traumfrau immer gewünscht hatte und wir parlierten intellektuell auf höchstem Niveau über philosophische und theologisch-ethische Themen und ich jammerte ihr noch ein wenig von meinem gebrochenen Herzen vor und sie beschloß, ich bräuchte Abwechslung und endlich mal wieder guten Sex und wie recht sie hatte - es wurde wieder einfach gut.

Leider konnte ich es nicht ganz so frei genießen wie sie, hing doch mein Herz noch an der, die mich so schändlich an meinem 30. verlassen hatte - es war in der Zeit zwischen meinem Geburtstag und dem Entschluss wieder in die alte Heimat zu fahren - so hatten wir zwar beiderseits befriedigenden Sex aber ihrem Bedürfnis danach die Nacht kuschelnd zu verbringen, konnte ich Idiot aus irgendwelchen inneren Zwängen der gegenüber, die mich so bitter verließ, nicht nachgeben, auch wenn es uns beiden so gut getan hätte und ich quartierte sie aus meinem Bett aus auf das Sofa nebenan.

Entschuldigte mich dafür, sie ägerte sich, fand es bescheuert, was es ja auch war, konnte es aber auch nicht ändern und meinte, als ich ihr einen Gute-Nacht-Kuss gab nur, ich hoffe du kannst dein Herz bald befreien, die hat dir doch nie gut getan, warum quälst du dich weiter?

So hatte ich seit langem und erstmals in Berlin richtig guten Sex gehabt und wusste ihn nicht zu würdigen, weil eine Verflossene, die mich schlecht behandelt hatte, mit der es langweilig und verklemmt war, mir im Kopf herumspukte, ich das Gefühl hatte, sie betrogen zu haben, die vermutlich längst wieder bei ihrem Freund war, nachdem sie mit mir festgestellt hatte, dass sie doch mit Männern schlafen konnte, wenn sie ihr Zeit ließen.

Wir trafen uns noch das eine oder andere mal bevor ich gen Süden ging und dann änderten sich die Dinge ja ganz rasant von dort aus und wir haben uns nur noch selten geschrieben - eine tolle Frau, die mich in meinem bürgerlichen Dünkel mit ihrer Bodenständigkeit erschreckt habe, so dass ich sie nie so genießen konnte, wie es ihr angemessen gewesen wäre und doch bin ich dankbar, ihr begegnet zu sein, einer Frau, die beim Sex und überhaupt genau wusste, was sie wollte, es schon vorab sagte, mich zwar damit etwas verschreckte, sich aber dafür um so mehr in eine hemmungslose Leidenschaft dabei fallen ließ, die sie all ihr, wie sie es dann nannte, dummes Geschwätz zuvor, vergessen ließ. Es hätte eine spannende Beziehung werden können, wenn ich es gewagt hätte, statt mich an die verflossene Katholikin innerlich zu hängen und dies, zumindest heute zu sehen, auch wenn wir auf Dauer vermutlich nie zusammengepasst hätten, ich zu konventionell noch war, lässt mich mit einem Lächeln liebevoll zurückblicken.

Als ich längst Vater war, begegnete ich der nächsten Theologin, sie war Mutter im Kinderladen meiner Tochter, schwarzhaarig, ein wenig flippig aber immer wieder sehr elegant und damenhaft sexy. Sie war liiert und ich war es auch, warum sich alles weitere natürlich verbat, zumindest offiziell - aber die Gedanken sind frei aber über diese hinaus kamen wir leider auch nicht, wobei ich ihre dazu überhaupt nicht kenne. Als wir uns noch einmal bei einem späteren Jubiläum trafen, sie eigentlich längst nicht mehr in Berlin, kurz vorm kirchlichen Examen, stand im Rock vor mir, während ich wieder mit irgendeiner beschäftigt war, die mich via SMS völlig frustrierte, warum ich mich mit um so größerer Hingabe dem Flirt mit ihr widmete. Daraus wurde nicht mehr, aber der Kitzel zwischen uns war zumindest für mich so deutlich spürbar, dass ich hier von ihr erzählen musste, dieser klugen inzwischen allein erziehenden Theologin, die sich so gerne elegant kleidet - es war nie etwas zwischen uns, aber der Traum davon und der kleine Flirt auf der Straße vor dem Kinderladen war einfach zu schön, unerwähnt zu bleiben, vielleicht war es, aus heutiger Sicht und nach aller Erfahrung mit dunkelhaarigen Frauen, klug, sich dem Gefühl nicht hinzugeben, nicht mehr versucht zu haben, um nicht in meinem Vorurteil bestätigt zu werden, ich war ja auch deutlich mehr als zehn Jahre älter als sie - aber gereizt hat sie mich sehr und unsere intensive Umarmung zum Abschied und der etwas verrrutschte Kuss waren aller Worte wert, eine tolle Frau denke ich, ohne sie näher zu kennen, mit ihren starken schwarzen Augenbrauen, immer elegant, immer eine Zigarette in der Hand und spürbar klug und sexy.

Die letzte Begegnung mit einer Theologin war viel später, bevor ich das zweite Date mit meiner zweiten Verlobten am Abend hatte und so war meine Leidenschaft ein wenig gehemmt dabei.

Sie war nur nebenbei Theologin, studierte es aus Leidenschaft, eigentlich war sie längst Betriebswirtin, einige Jahre älter als ich und aus Franken, in Berlin nur zu einem Seminar zur Museumskunde zu Besuch. Kennengelernt hatte ich sie über die Online Dating Plattform Tinder, die sonst eher bescheidene Ausbeute bot und mit der ich im Sommer zuvor erste Erfahrungen gesammelt hatte, doch in Summa habe ich nur drei oder vier Frauen von dort getroffen, aber das sind wieder andere Geschichten.

Wir trafen uns auf dem Weihnachtsmarkt, sie war wirklich groß, was ich ja schon von ihren Profilangaben wusste, aber mich dann doch merklich überraschte - auf realer Augenhöhe bin ich selten mit einer Frau - wir wollten nach dem Glühwein nur schnell zu mir, damit ich meine Einkäufe abstellen könnte, bevor wir Essen gingen.

Unser Schreiben hatte schon von einer gewissen Bereitschaft zur Leidenschaft gezeugt und so wagte ich es, sie einfach zu küssen und sie erwiderte es voller Leidenschaft - schnell landeten wir auf meinem Bett und ich zog sie aus, die dem Winterwetter des 6. Dezember zum Trotz Strümpfe trug, was mich sehr anmachte und deren leicht bayerisch-fränkischen Akzent ich süß fand. Begeistert bestaunte ich ihre Designerunterwäsche, die sehr erotisch ihre Rundungen betonte und aus einem Hauch von Nichts mit vielen Schnüren bestand - zum schnellen Sex und ausziehen nicht so praktisch aber um so schöner anzusehen an einer reifen üppigen Frau knapp jenseits der 50.

Das Date der Nacht im Hinterkopf wollte ich mich nicht vorab verausgaben, sondern kümmerte mich ausschließlich um sie, auch wenn sie ein wenig protestierte, mich auch verwöhnen wollte, ich ließ sie nicht, sondern legte mich mit dem Kopf zwischen ihre Beine, schob den Hauch von Nichts zur Seite, um ihren fast nackt rasierten Schoß, zum Glück nur fast, die Beißhemmung griff nicht sogleich, ausgiebig zu küsssen.

Mochte ihren Geschmack und leckte sie zum Höhepunkt, dem sie laut schreiend immer näher kam und den sie schließlich voll seliger Hingabe tief bayerisch grunzend genoß. Es war sehr schön, wenn das in der Nacht nichts würde, ich würde wohl sehr bereuen, nicht weiter gegangen zu sein, aber für dieses mal blieb es dabei und ich entschuldigte mich, meinte wir könnten uns auf das nächste mal freuen und ging noch mit ihr Essen.

Anschließend brachte ich sie noch zu ihrem Wagen, der die schon bewiesene hohe Potenz dieser Frau noch übertraf. Ein Audi Geländewagen, neuestes Modell mit über 600PS, Ledersitzen und allem denbaren Luxus, sie war in jeder Hinsicht scheinbar potent und sie sagte in ihrem süßen Dialekt, sie möge halt sportliches Fahren, das fände sie sexy und die große Dame fuhr mit ihrem rasanten Edelkarren nach einem letzten leidenschaftlichen Kuss wieder ab und ich traf am späteren Abend die später zweite Verlobte und landete tatsächlich mit ihr bei mir, warum das Nichts im nachhinein doch sehr vorausschauend war, zumindest wenn wir es nicht an der möglichen Leidenschaft messen, die doch im zweiten Fall sehr überschaubar blieb, der dafür im Gefühl um so tiefer ging, um zu bleiben und wieder weh zu tun.

Weiß ich nun, was gut und richtig ist?

War es wichtiger auf das Gefühl zu hören oder sich der Leidenschaft hinzugeben, lieber die große Liebe suchen oder sich der natürlichen Leidenschaft hingeben, um am Ende glücklicher zu sein ?

Heute sage ich, erst die Verbindung macht es vollkommen und wenn die Richtige da ist, stimmt einfach alles, aber wie schmerzvoll war der Weg dahin, in dem ich immer wieder mein Herz verschenkte an irgendwelche Träume, die sich oft als Luftblasen entpuppten und dafür zu häufig die leidenschaftlichen Liebhaberinnen nur halb genießen konnte.

Es ist, angekommen, müßig zu spekulieren, ob ich früher und länger glücklich im Leben gewesen wäre, hätte ich es anders getan, ich bin eben so und wenn ich etwas tue, dann mit ganzem Herzen, zumindest in der Liebe. Guter Sex macht glücklich, auf ihn kommt es auch an, aber ist er alles, was am Ende zählt, wenn ich mein Glück rekapituliere?

Warum sind mir vielleicht manche, mit denen nahezu nichts war, wichtiger und warum machten mich manche so unglücklich, obwohl ich es hätte wissen könne, hätte ich kritisch und vernünftig darüber nachgedacht?

Was weiß ich schon und bin im Erzählen durch die Jahrzehnte nun gepurzelt und merke wie manche immer wieder auftauchen und was unglücklich machte, oft länger band als was einfach erfüllend schön war und wie das Schöne schneller vergessen wird, als was mich unglücklich machte, mich gegen alle Absicht und Überzeugung länger beschäftigte, als die mit denen ich einfach genoß.

Gefunden zu haben, wo beides stimmt und alles traumhaft scheint, relativiert alles vorige und die Erzählung wird zum nur noch Bericht und doch spüre ich den Schmerz in mir viel intensiver, wenn ich mich erinnere als das Glück, das einmal verliebt sein oder was ein gutes, harmonisches Ende fand.

Ist es natürlich, dass der Schmerz stärker haften bleibt, vielleicht um uns zu mahnen und daraus zu lernen oder sollte nicht mein Geist vielmehr nur das Glück erinnern um wahrhaft glücklich im Leben zu bleiben?
jens tuengerthal 6.3.2016