Sonntag, 6. März 2016

Kulturgeschichten 0149

Kriegserbe

Manche erben Güter andere Konflikte, bei denen der Hass von einer Generation an die nächste weitegegeben wird, als Tradition die erhalten wird, als wäre sie etwas wert, außer traditionell zu sein Das Erbe an Gütern trägt oft schon die Konflikte in sich und schlimmer noch ist dies, wenn mit den Gütern Macht und Herrschaft verbunden waren.

Heute zum Glück ist Herrschaft weniger personengebunden als Institutionen übertragen, die Macht in Vertretung ausüben und so ist die zufällige Herrschaft nicht mehr vom Tod einzelner abhängig.

Seit Karl V., genauer eigentlich seit der Hochzeit seines Vaters Philipp des Schönen mit Johanna der Wahnsinnigen, woran wir sehen Schönheit und Wahnsinn können sich sehr nah oft kommen, was mich zunehmend beruhigt, der Erbin des von Ferdinand und Isabella gerade vereinigten und befreiten Königreichs Spanien, die noch nebenbei die etwas verrückte Expedition des Genuesers Christoph Kolumbus nach Westen finanziert hatten, war Spanien mit Habsburg eng verbunden, auch im ersten Grade noch verheiratet mit sichtbar inzüchtigen Folgen wie dem berühmten Habsburger Kinn und dem frühen Tod des letzten unstrittigen Habsburger Herrschers Karls II., war in Europa strittig, wer Spanien erhalten und wessen Ansprüche am besten zu einem Gleichgewicht der Mächte beitrügen und so wurde darum ein heißer Krieg gefüht, in dem sich unter anderem Eugen von Savoyen als Feldherr etwas profilierte, der aber in Europa so sehr geführte wurde wie in den überseeischen Kolonien, zu denen die USA wie Indien teils gehörten, der sich infolge spanischer Erbfolgekrieg nannte und zu dessen Ende viele miteinander verhandeln und um Einfluss ringen mussten.

Als Kaiser Joseph I. überraschend ohne männlichen Erben starb, wurde sein Bruder als Karl VI. Erbe des kaiserlichen Thrones, was noch nicht weiter ungewöhnlich war in den europäischen Häusern. Dummerweise nur war Karl zugleich Prätendent der spanischen Krone und die Seemächte Europas, vor allem Spanien und Frankreich fürchteten wieder eine Übermacht Spaniens in Verbindung mit Österreich und wollten alles tun, dies zu verhindern, eine neue Armada wollte keiner sehen.

Begonnen hatte der Kabinettskrieg um die Erbfolge nach dem Tode Karls II. als kinderlosem Erblasser in Spanien. Ludwig XIV. wollte Habsburgs Macht in Spanien beenden und seinen Enkel Philipp Bourbon als dortigen Herrscher durchsetzen, was im Ergebnis gelang, bekanntlich regiert das Haus der Borubonen bis heute zumindest dort, mehr oder weniger von Skandalen umgeben. Verbunden war diese Auseinandersetzung mit den Streitigkeiten um die Vorherrschaft in Nordamerika, bei der Frankreich nur sprachliche Reste in Kanada letztlich blieben und Großbritanien zumindest Teile des Commonwealth als Partner.

Auf den Frieden, nach dem der Krieg bereits 1701 begann, einigten sich Frankreich und Großbritannien bereits 1713 in seit 1711 dauernden Verhandlungen, was uns beim Blick nach Syrien zu größtmöglicher Gelassenheit rät, im Frieden von Utrecht, bei dem sich Österreich aber noch querstellte, was noch separate Verhandlungen mit Frankreich nötig machte.

Dennoch blieb es weitgehend bei dem bereits in Utrecht ausgehandelten Bedingungen, mit denen alle gewannen und keiner als Verlierer vom Tisch ging. Frankreich erhielt Spanien in der Nebenlinie der Bourbonen, die sich aber wie vertraglich zugesichert nie mit der französischen vereinigen durfte und die Grafschaft Orange vom Herzogtum Oranien-Nassau, die dafür einige Burgen zur Sicherung im Grenzgebiet erhielten und heute noch in den Niederlanden sich Könige nennen. Großbritannien machte große Gebietsgewinne in Nordamerika, setzte sich im Mittelmeer mit einzelnen Posten als die Seemacht durch und Österreich erhielt statt Spanien die spanischen Niederlande und die spanischen Besitzungen im heute Italien samt der Königreiche Sizilien, Neapel und Sardinien, die ihnen keiner zugestanden hätte, wäre nicht Spanien an Frankreich indirekt gegangen. So war schon der Friede von Utrecht eine Meisterleistung diplomatischer Verhandlungskunst, bei der sich nur fragt, warum zuvor noch überflüssige Kriege geführt werden mussten, statt sich beschränkter Kräfte aller bewusst, gleich um eine gerechte Verteilung, Erbe hin oder her zu bemühen. Spanien hatte einen bourbonischen König und verzichtete dafür vertraglich für alle Zeiten auf das Erbe der Krone Frankreichs.

Einziger Haken der Utrechter Verträge hätte das in Frankreich noch geltende salische Erbrecht sein können, dass einen solchen vertraglichen Ausschluss berechtigter Erben eigentlich ausschloss. Die Frage wurde aber auch aufgrund der 75 Jahre später eintretenden französischen Revolution nicht mehr vakant und wurde nach dem Ende Napoleons, der alles ändern wollte, auf dem Wiener Kongress erst wieder neu verhandelt ohne brennend da zu werden.

Um den Utrechter Frieden schon zu feiern komponierte übrigens der Londoner Gastarbeiter aus Mitteldeutschland mit Namen Händel sein Utrechter te deum, das in der Londonder St. Pauls Cathedral uraufgeführt wurde. Er wird als Anfang des Mächtegleichgewichts in Europa gesehen, aus dem sich später die Pentarchie entwickelte und noch später einiges anderes, das gerade wieder stets neuer Verhandlungen in und um Europa bedarf.

Was Großbritannien freute aus guten Gründen, stellte Österreich noch lange nicht zufrieden und so kam es noch zu jenen Verhandlungen, die dann am 6. März 1714, also heute vor 202 Jahren, in den Frieden von Rastatt zwischen Frankreich und Österreich mündeten.

Die Verhandlungen dort hatten seit November gedauert und brachten nahezu das Ergebnis, was schon Utrecht vorschlug, aber schön, dass sie nochmal darüber gesprochen haben und so auch die Festung Rastatt ihren Frieden hat.

Besonders an dem Vertrag, den für Österreich Eugen von Savoyen, der geniale Feldherr, von dem noch Friedrich der Große gelernt haben soll, aushandelte und für Frankreich Marschall Villars, der nur Militär aber kein Diplomat war, warum er auch kein Latein konnte, ist, dass er in französisch verfasst statt dem damals für alle intenationalen Verträge noch üblichen Latein, wurde, da Villars fürchtete andernfalls übers Ohr gehauen zu werden, wovor ihn der französische Außenminister ihn gewarnt hatte.

Eine Klausel im Vertrag sah vor, dass dies kein Exempel sondern eine Ausnahme sei, Latein Verhandlungssprache bliebe, was sie zunehmend weniger wurde, französisch, dass ja alle sprachen setzte sich so indirekt als diplomatische Sprache durch, bis englisch folgte, dahingestellt, ob es ein kultureller Fortschritt ist in der Sprache Shakespeares zu diplomatisieren oder ein Rückschritt, sich von der Voltaires zu entfernen und auf was es überhaupt bei Einigungen in postbabylonischer Welt ankommt.

Am Ende galt, was vorher schon über Jahre ausgehandelt wurde und ein vernünftiges Gleichgewicht der Kräfte herstellte. Immer wenn einer in Europa daraus ausbrach, endete es blutig und grausam, ob das Cäsar, Napoleon oder Hitler waren, die zuviel Macht für einen wollten.

Sehen wir auch die Flüchtlingsfrage und die Verhandlungen um Frieden in Syrien wie um Flüchtlinge mit der längst irgendwie sehr islamischen Türkei so, können wir  davon ausgehen, die Extreme werden abgeschliffen werden, Europa einen Mittelweg suchen, von dem alle irgendwie profitieren. Ob wir uns davor noch bekriegen und beschimpfen müssen oder gleich nach einer vernünftigen Lösung suchen, ist die entscheidende Frage, brauchen wir das alberne Kriegsspiel davor noch, was sowohl verbal von Seiten der Pegiden, Bayern oder Ungarn geführt wird, oder können wir nicht lieber gleich um einen vernünftigen Kompromiss verhandeln, der natürlich bedeutet, es kann nicht jeder nach Europa, der es gerne will, auch wenn bei ihm gerade Krieg ist und große Not herrscht. Wir werden nur denen, die eben hier sind, den nötigen Schutz gewähren, den unsere Verfassung gebietet.

Doch heißt einen Kompromiß statt verbalem Krieg zu suchen, weniger, zu versuchen, sich radikal durchzusetzen, als zu fragen, was es für eine Lösung braucht und wie sie verhandelt werden könnte.

Eine Obergrenze fordern ist so unsinnig, wie zu sagen, jeder sei hier willkommen - Islamisten und Anhänger des IS oder albanische Einbrecherbanden sollen bleiben wo der Pfeffer wächst und wir müssen als Staat auch Wege finden, die Sicherheit unserer Bürger nach hier geltenden Vorstellungen zu schützen, müssen dies nicht für Flüchtlinge aufgeben.

Nur sind Flüchtlinge je Täter oder verbergen sich im Kreis derer eben Täter, gegen die konsequent vorzugehen ist, ohnen einen nur in Vorurteilen und altem Rassismus begründeten Generalverdacht zu hegen?

Gemessen an der Zahl der Übegriffe derer, die sich mutmaßlich für gute Deutsche und Verteidiger ihrer Heimat halten, auf Flüchtlinge und umgekehrt der von Flüchtlingen gegen Deutsche, wird deutlich wo das Problem liegt und warum es einer anderen Kommunikation bedarf und die gefährliche Verbreitung von Lügen durch Pegida, AfD und anderes rechtes Gesocks, strafrechtlich belangt werden muss, weil es dem strafwürdigen Rassismus Vorschub leistet.

Vielleicht würde das mehr Ordnung schaffen im Staat, allerdings würde es auch einer lächerlichen Gruppe der peinlichsten Einwohner dieses Landes zuviel Aufmerksamkeit schenken, was sie nie wert sein sollten.

Wichtiger ist es für die Friedensverhandlungen in Syrien zu lernen, dass sie Zeit brauchen, es einer neutralen Kommission bedarf, die auch etwa die Folterungen durch Assad aufdeckt, wenn sie so stattfanden und warum verschiedene Seiten so völlig unterschiedliche Sichten des Konfliktes beschreiben, wer Verantwortung für was trägt.

Die dort müssen sich einigen, fraglich nur wer mit wem und in wessen Namen er verhandelt - genügt es Land zu besetzen, um in seinem Namen zu sprechen, warum wird der Aberglaube an einen Propheten geschützt, der Bombenleger legitimiert, tut er das überhaupt je und wer glaubt wem noch was?

Für eine Lösung der Flüchtlingsfrage in Europa wird es auch viel Fingespitzengefühl brauchen, da sie zunehmend schwerer wird, denn was geht es die Polen oder Ungarn an, ob sich die Syrer gegenseitig totschießen, warum sollen sie, nur weil Deutschland meint, dies ginge uns alle an, künftig auf Zahlungen verzichten und wäre es richtig, eine Union daran zerbrechen zu lassen, die sich nicht mal auf eine Basis an Menschenrechten einigen kann?

Komplexe Fragen suchen auch komplexe Antworten, wer es sich hier leicht macht, wird nichts erreichen, die Verhandlungen werden dauern und vielleicht brauchen Österreich, England oder Ungarn noch eine Extrawurst, um zustimmen zu können, sein wir geduldig mit der Diplomatie.

Nur sparen wir uns alle, die Neid und Mißgunst nur schüren, ohne konstruktive Lösungen zu suchen, was für AfD, Pegida und Gabriel quasi gleichermaßen gilt in populistischer Verblendung, wenn die SPD diese peinliche Randerscheinung nicht endlich absägt, ist sie es wert, dass sie zu Grunde geht und Finanzminister und Kanzlerin nur noch leicht genervt und angeekelt über den Kollegen Troll die Nase rümpfen.

Wer keine Einigung sucht ist künftig entbehrlich, weil Polarisierung nichts bringt, außer die Kosten einer später ohnehin nötigen Einigung in die Höhe zu treiben und vielleicht sollte es so gesehen eine Haftung der verantwortungslosen Populisten von Seehofer über Gabriel bis Petry geben, damit Politik Verantwortung zeigt.
jens tuengerthal 6.3.16

Mehr als nichts

Sich nicht haben schmerzt
Umeinander wissen stärkt
Wenn das nicht haben klein wird
Gegen die Größe des Wissens
Was wir miteinander teilen
Wird alles nicht nichts
Weil wir uns alles sind
Egal wo
jens tuengerthal 6.3.2016

Fernliebe

Manche sehen fern
Viele haben einen Fernseher
Einige kriegen Fernweh
Ich liebe nur in die Ferne

Dich die du mir so nah bist
Egal wie fern das GPS an Bord
Dich mir gerade meldet wenn du
Dein Schiff um Gibraltar steuerst

Habe keinen Fernseher
Kenne kein Fernweh
Sehne mich nur nach dir
Die ich nie so nah fühlte
jens tuengerthal 6.3.2016

Sich sicher sein

Sich sicher sein kann gefährlich sein
Schnell verlassen wir uns auf das
Gewohnte ohne es wert zu schätzen
Dennoch bin ich mir sicher

Sicher dass du die Richtige allein bist
Sicher dass es keine mehr braucht
Sicher angekommen zu sein
Sicher glücklich zu sein

Doch weiß ich um die Gefahr
Um so mehr genieße ich nun
Zu lesen wie sicher wir beide
Uns beieinander sind

Vielleicht gäbe es immer Gründe
Unsicher zu sein wo du so fern
Gerade bist auf dem Meer irgendwo
Irgendwie ist es egal ich bin mir sicher
jens tuengerthal 6.03.2016

Samstag, 5. März 2016

Frauenliebe 032

Schwarzblond

Nach dem Scheitern der vermeintlich großen Liebe, die mich an meinem Dreißigsten verließ hatte ich eigentlich genug von den Frauen, theoretisch und schwor mir, mich nie wieder so auf eine Frau einzulassen, dass sie mit mir spielen könnte oder mir so weh tun könnte, einen Vorbehalt emotional zu haben, um nicht wieder zum Opfer weiblicher Wilkür zu werden, als das ich mich fühlte.

Vorsätze sind etwas nettes und lassen einen zumindest über das eigene Leben nachdenken und sich fragen, worauf es eigentlich ankam, was mich glücklich machte und noch viel mehr was ich eigentlich wollte. Völlig frei in Berlin lebend stand mir die Welt offen und ich musste nur überlegen, wohin es nun gehen sollte.

Viel bewegte ich nicht und die Welt zu erobern, fehlte mir auch gerade die Leidenschaft, was sollte ich mit der Welt, wenn ich sie keiner Frau zu füßen legen konnte?

Während ich Lichtenberg, Montaigne und Kant las und manches anderes, wurde mir klar, dass ich nicht wusste, was ich wollte und wohin es gehen sollte - Redakteur wieder werden, irgendwas mit Medien machen, schreiben vielleicht, über die Welt nachdenken und doch waren all das Dinge, die nur das Glück im Kern ersetzten, nicht eigentlich glücklich machten.

Arbeiten wie alle, irgendwie sein Geld verdienen, um es wieder auszugeben für das, was Leben eben kostete, war das alles und was war es eigentlich, was mich glücklich machte, grübelte ich im Sessel am Fenster in meiner Altbauwohnung mitten in Berlin und hörte durch die dünnen Wände meine Nachbarn mehrfach täglich Sex haben.

Er grunzte zufrieden und sie stöhnte laut und relativ hoch, das Bett quietschte und ich, der ich auf der anderen Seite der Wand saß, hatte das Gefühl jeden Stoß im Rücken zu spüren, mit dem er ihre Mitte beglückte, schaute auf meine kleine Bibliothek und dachte, eigentlich habe ich alles, wovon andere träumen und doch habe ich nichts, sitze ich hier allein, während andere nebenan vögeln.

Statt dies auf die einfachste Art in Berlin zu lösen und wegzugehen, jemanden irgendwo kennenzulernen, stopfte ich mir eine Pfeife, kochte mir einen Tee und versuchte den Sex der anderen zu überhören, machte mir Musik an, was bekanntlich wenig hilft, das hohe Stöhnen mancher Frauen durchdringt alles und sie konnten beide sehr lang.

Das ging einige Tage und Wochen so, bis ich beschloß etwas zu ändern. Fuhr in die alte Heimat, um ein Fest meiner Freunde zu besuchen, mit alten Freunden wegzugehen, die Sache mit der zu klären, die mich wortlos verließ, ich würde sie zu einem Gespräch zwingen, dachte ich voller Entschlossenheit und außerdem war ohnehin bald Weihnachten, Zeit in die Heimat zu pilgern.

Den Versuch das Gespräch mit meiner Ex zu erzwingen, brach ich irgendwann vor ihrer Haustür ab, nachdem mich ihre Nachbarin warnte, das wäre fast schon Stalking, dabei saß ich da ganz friedlich und voller immer noch irgendwie Hoffnung vor ihrer Tür, die sie nicht öffnete und begegnete auf dem Weg weg noch einem empörten Retter, mit dem ich zum Glück nicht aneinander geriet, denn lieber weiß ich bis heute nicht, ob ich aus verschmähter Liebe zum Mörder oder zumindest Schläger werden könnte.

Eine alte Liebhaberin baute mich mit einem langen Gespräch wieder auf, verbot mir jeglichen Kontakt mit dieser, wie sie sagte, blöden Kuh, die mich nie verdient hätte, noch mich zu würdigen wisse, was sie ja schließlich beurteilen könnte und schon fühlte ich mich wieder besser und wir riefen unseren gemeinsamen Freund an, der auch noch oder wieder Single war und gerne etwas mit mir unternehmen wollte,

Wir stürzten uns in das Nachtleben der Kleinstadt, die nur für ihre Universität und ihre Geschichte berühmt ist. So wild wurde es also nicht, viel Auswahl gab es nicht und so landeten wir bald in der beliebtesten Disco dort unweit des Bahnhofs, die ich noch nie zuvor besucht hatte, war ich doch kein Disco- oder Clubgänger je gewesen.

Auf der Tanzfläche begann ich mit einer bildschönen, schneewittchenartigen Schönheit zu tanzen und bald zu flirten - wir umarmten uns, spielten mit Berührungen, aber sie war nicht allein da und ich war ja auch mit meinem Freund, dem großartigen Ungarn dort. Als sie mir erzählte, dass sie aus Transsilvanien komme aber Ungarin sei, stellte ich sie gleich meinem Freund vor und wir plauderten zu viert ein wenig, ihre Freundin gehörte auch zur ungarischen Minderheit in Rumänien, war aber eher unauffällig. Blaßblond, wenig Rundungen und so dezent gekleidet, dass der Schritt zur Langeweile nur ein Kleiner war.

Mein Freund, der ja zwanzig Jahre älter war, tat mir den Gefallen und unterhielt sich mit der Freundin auf ungarisch, so dass ich noch mit meiner transsilvanischen Prinzessin, der ich da schon sagte, dass Schneewitchen unscheinbar langweilig verglichen wäre, flirtete - dabei stand ich doch gar nicht auf schwarzhaarige Frauen, hatte mir nach dem letzten Reinfall geschworen, dass mir das nicht nochmal passieren würde, aber diese war etwas besonderes.

Gerne hätte ich sie mitgenommen und Lust hatte sie wohl auch aber wir waren ja beide nicht alleine dort und sie noch dazu aus einer etwas entfernteren benachbarten Kleinstadt, die eher historisch berühmt war, aber wohl keinerlei Nachtleben bot, warum sie bis hier fuhr, um zu tanzen. Wir verabschiedeten uns, tauschten unsere Telefonnummern und wollten uns wiedersehen. Tatsächlich fuhr ich mit dem ungarischen Freund an einem der nächsten Tage in die benachbarte Kleinstadt und wir trafen die beiden im Café, redeten nett und mehr nicht, denn beide waren wir ja wieder nicht allein. Immerhin einen längeren Kuss schenkte sie mir noch zum Abschied, der aber auch nur Lust weckte, die er nicht befriedigte.

Es nervte mich etwas, dass es so lange dauerte nichts passierte und sie immer noch nicht zu wissen schien, was sie wollte, dabei hatten wir längst heiße SMS getauscht, zumindest in Andeutungen um das Thema gespielt, aber es passierte nichts und es war kurz vor Weihnachten und icih übte mich mal wieder in Minnediensten, ohne zu wissen, dass weniger bei Frauen oft mehr ist.

Fragte meinen Freund, was er davon hielte, er kannte die ungarischen Frauen ja schon länger, auch wenn er mit zwei deutschen Frauen verheiratet gewesen war, sogar als die Mauer noch stand und er in Budapest lebte, aber das ist eine andere Gechichte, die er erzählen soll, wenn er mag. Er wusste auch keinen Rat und riet doch zur Gelassenheit - sie würde schon kommen, wenn sie wolle, er glaubte schon, dass sie wolle und sich nur Zeit ließe, wie Frauen eben so seien, gerade, wenn sie es irgendwie ernst nehmen, bloß nicht gleich ins Bett gehen, damit der Kerl nicht denkt, sie sein billig.

Es kam Heilig Abend, den ich im trauten Kreis der Familie verbrachte, seit meinem Geburtstag keinen Sex gehabt, der Monate her war, ausgehungert danach und etwas frustriert, freute ich mich dennoch auf das große Familienfest am nächsten Tag im Haus meiner Eltern.

Das Fest wurde wie immer rauschend, vor allem floß der Wein in Strömen und es gab des guten Essens an langer Tafel mit Onkels, Tanten, Cousins und Kusinen, Geschwistern und Freunden genug, das Haus meiner Eltern war voll und überall würde wohl heute Nacht jemand schlafen, vermutlich auch bei mir.

Da kam ihre SMS, ob ich nicht LUST hätte, sie zu sehen und ich war so erfreut wie erstaunt - ich spürte sofort, wie dieses Lust gemeint war, aber es war der 1. Weihnachtsfeiertag, der gehörte der Familie und ich wusste nicht wo und wie, auch wenn ich dafür, nach den augehungerten Monaten, zu nahezu allem bereit war.

Außerdem konnte ich nicht mehr fahren, ich hatte sicher zuviel getrunken, ob ich noch etwas anderes tun könnte, darüber dachte ich mit meinen gerade 30 nicht nach und vielleicht war das auch gut so. So lud ich sie ein, doch vorbei zu kommen, später, wenn die anderen irgendwann ins Bett gingen oder so, vielleicht gegen Mitternacht, war es ja auch oder noch später, als wir uns kennenlernten und sie meinte, nach kurzem weiblichen Zögern, bei dem ich schon überlegte, wie ich sie überreden sollte, gut und kam.

Empfing sie auf der Straße und schleuste sie unauffällig an den letzten noch ein wenig trunken feiernden Familienmitgliedern unbemerkt vorbei in den Keller, wo einige Sofas und der Fernseher standen, in der Nähe des Bügelbretts meiner Mutter und ihrer Nähmaschine. Meine Mutter schaute am liebsten beim Bügeln fern, dann sah sie zwar meist nur wenig und hörte wenn mehr, bekam also nur die Hälfte mit, fühlte sich aber zumindest gut unterhalten, auch war der Weg von ihrer Waschküche zum Bügelbrett kein weiter und so war das ihr Raum, in dem auch noch der Kicker-Tisch und die Puppenstube standen, für vielleicht einmal Enkel.

Sie trug einen Rock, unter diesem einen String und Strümpfe, wie ich schnell bemerkte und den passenden BH zur schönen Spitzen Unterhose und so war mir klar, sie wollte, was ich wollte und wir würden es genießen.

Wir zogen uns nur halb aus, taten es gleich auf dem Nähtisch meiner Mutter, die vermutlich schon zwei Etagen höher friedlich im Weinrausch schlief. Es fühlte sich toll an und genau richtig und als ich sie fragte, ob wir aufpassen müssten, meinte sie nur, mach dir keine Sorgen und küsste mich und das genügte mir vorerst das Glück ungestört so lange wie möglich zu genießen und als ich kam und alle Lust aus mir floß, hatte ich nicht bemerkt, dass sie mich inzwischen aus Gründen der Verhütung in ihren Po gelockt hatte, ohne es vorzubereiten oder darüber zu reden, sie tat es einfach und wir vögelten weiter, als wäre nichts gewesen.

Erst Jahre später stellte ich fest, für manche Frauen ist es kein Thema und kein Problem, sie tun es einfach, während es für andere ein riesiges Problem ist, was sie mit viel Scham verbinden, es unangenehm finden, dabei völlig verkrampft sind, so dass es ihnen logisch weh tut und meist sind es auch die, welche große Angst haben, den vorderen und den hinteren Eingang zu vermischen, um sich ja keine Pilzinfektion zu holen, wobei anscheindend allein die Angst schon genügt, diese hervorzurufen, die genau das auch sofort bekamen, waren dann zeitweise unleidlich und versuchten es zu vermeiden, fanden es abartig, während die anderen, die bei mir deutlich weniger waren und ein besonderes Glück also sind, sich um nichts sorgten, es genossen, wie es kam, kein Problem hatten und kein Wort darüber weiter verloren, nie Probleme damit hatte, weder infolge noch dabei.

So scheinen manche Probleme durch die Haltung, die wir zu ihnen haben, potenziert zu werden, meine transsilvanische Prinzessin war bei diesem ersten mal völlig entspannt, genoss es voller Lust und auch wenn wir uns bemühten, nicht zu laut zu sein, wurde es ein wilder, schöner Ritt, der mit beiderseitiger Befriedigung endete, zumindest hatte ich den Eindruck.

Sie blieb dann bei mir über Nacht und am nächsten Morgen stellte ich sie stolz der ganzen Familie zum Weihnachtsfrühstück vor und sie wurde gut aufgenommen, die junge Studentin aus Transsilvanien mit dem schwarzen langen Haar.

War glücklich und dachte, es geht also doch noch, nicht ich spinne und will verrückte, unmögliche Dinge, manche Frauen können nur den Sex einfach nicht genießen und sind etwas verklemmt, diese war es nicht und ich freute mich auf das nächste mal.

Dazu kam es erstmal nicht, denn irgendwann teilte sie mir via SMS mit, sie möge mich ja und es wäre sehr schön gewesen, aber ich wäre doch etwas weit weg mit Berlin und sie könne es sich nicht wirklich vorstellen - das gesichert gehoffte Sylvester mit einem Schatz an meiner Seite war also wieder offen, wie hatte ich die letzten Jahre oft einsam gelitten, gerade zum Jahreswechsel und nun, wieder nichts, dachte ich, erinnerte mich aber meiner Theorie, gab mich ungerührt, sagte ok und danke, war schön, melde dich, wenn du mal nach Berlin kommst und telefonierte mit meinem ungarischen Freund und der sagte nur mit seinem wunderbaren Dialekt aus dem seine und ihre Heimat klang, tja, Frauen halt, steckste nicht drin, steckste nicht drin, weißte nie, vielleicht kommt sie nochmal, vielleicht wollte sie, dass du kämpfst, aber ich gab mich abgebrüht und fragte ihn, was er Sylvester vorhätte.

Wir gingen feiern, diesmal in der Altstadt in einer der bekannten Kneipe nahe der alten Brücke, die dort den Fluß überquert und von der aus Touristen so gerne die Schloßruine fotografieren. Es wurde ein fröhliches Sylvester, unbefangen, laut und wild und wir waren die letzten, die noch tanzten, in den frühen Morgenstunden, als mir eine Blondine auffiel, die mal wieder mit einer Freundin aber zumindest ohne Mann dort tanzte und die mir in all ihrer fröhlichen wohlgerundeten Weiblichkeit gut gefiel - vermutlich keine Intellektuelle aber leidenschaftlich und genau das, worauf ich jetzt große Lust hatte.

Tanzte mich an sie heran, wir scherzten, kamen uns näher, tanzten zusammen, kuschelten ein wenig bei langsamen Liedern und schunkelten Arm in Arm bei den Rausschmeißern, die dort auch gespielt wurden und es war mir egal, wie entsetzlich ich solche Musik sonst fände, Schlager überhaupt, hier genoß ich es.

Viel passierte in der Nacht leider nicht mehr, wir waren ja beide nicht allein dort, aber wir tauschten die Nummern, wollten uns wiedersehen und ich konnte es kaum erwarten - sie erinnerte mich vom Typ her an die Nachbarin, der ich so oft beim Sex zuhören durfte und auch so fand ich es, egal was käme, nur gerecht, nun auch zu genießen.

Hatte sich die Theorie der Gelassenheit im Angesicht der Vielfalt also bewährt oder war ich nur wieder leichtsinnig. Der ungarische Freund fand sie auch klasse und meinte, sie wäre älter, wenn es etwas würde, die würde bestimmt nicht so zicken wie meine transsilvanische Prinzessin und was sollte ich mir Sorgen über Frauen machen, fragte er mich, jedesmal wenn wir weggingen, käme ich mit einer neuen Telefonnummer und guten Aussichten, und immer wäre ich dann mit denen im Bett gelandet, wenn müsste doch er sich beschweren angesichts der bisherigen Ausbeute.

Hatte die schwarzhaarige Prinzessin gegen die sehr handfeste Blondine mit dem ansteckenden Lachen getauscht, ohne große Hoffnung auf tiefe geistige Nähe aber scharf und gut gelaunt.

Wir schrieben uns Mails und SMS und kamen uns langsam näher, noch zögerte sie ein wenig aber ich drängte, weil ich ja bald wieder nach Berlin musste und so lud sie mich zu sich ein. Sie war Mutter und hatte eine Tochter, was natürlich band, dafür hatte ich viel Verständnis, meine frühere Liebhaberin, von der ich noch nicht erzählte, die ich aber oben als Retterin in der Not erwähnte, war das auch und ich folgte meinem neuen Plan zur Gelassenheit, schade war es zwar schon mit meiner transsilvanischen Prinzessin aber wer nicht will, der hat schon, dachte ich oder weiß mich nicht zu würdigen und auch davon hatte ich nun wirklich genug - ich liebe die Frauen, zeige es ihnen zu gerne und möchte mich nicht dafür entschuldigen müssen, dass ich es tue und sie gerne glücklich mache und wenn es eine genießen möchte und ich sie auch möchte, dann genossen wir eben, das Leben war kurz, heiraten konnte ich früh genug, ich war mit dreißig schändlich verlassen worden, obwohl ich diese Katholikin heiraten wollte, da konnte ich nun auch genießen, sagte ich mir.

Dann genoß ich sie erstmals bei ihr, die Tochter war beim Vater und wir genossen ohne jede Hemmung alles. Schon als ich sie voller Vorfreude auszog, wuchs meine Erregung ins unermessliche - sicher, sie war Mutter, hatte ein wenig Bauch und war nicht straff wie eine zwanzigjährige aber ihr Busen stand groß und schön, ihre Scham war zu einem eleganten Streifen rasiert, wie ich es damals gerade besonders sexy fand, sie trug einen String und gehörte zu den beim Sex völlig gelassenen Frauen mit genug Erfahrung zu wissen, was ihr Spaß machte, offen für alles, leidenschaftlich dabei, die eigene Befriedigung nicht vergessend und sie mit mir schon bald zeitgleich erlangend. Es war alles gut und ich genoß den Sex ausgelassen wie noch nie, wäre da nicht noch die transsilvanische Prinzessin irgendwo in meinem Hinterkopf gewesen, die ich gerne lossein wollte, um sie ganz zu genießen.

Doch ich wurde sie nicht los, kaum die andere genossen, schrieb mir die Vorgängerin, dass ihre Tage ausblieben und ich, eher überrascht als schockiert, fragte sie, was wir nun tun wollten, ob sie immer noch nicht wolle - es ging noch einige SMS hin und her, in denen ich ihr sagte, was immer passiert sei, wenn es so wäre, stünde ich zu meiner Verantwortung und ihr, würde es gerne mit ihr wagen, weil sie eine wunderbare Frau sei.

Damit war das Eis gebrochen und wir telefonierten, sie meinte, sie hätte ja schon gewollt, hätte sich nur gewünscht, dass ich etwas um sie gekämpft hätte und ich versicherte ihr, dass ich sie natürlich wollte, auch wenn ich gestehen müsste, dass inzwischen auch etwas passiert sei und ich eine andere kennengelernt hätte.

Sie trug es mit Fassung und wir wollten abwarten, was passierte. Es passierte nichts, irgendwann schrieb sie, sie hätte nun die rote Fee zu Besuch, ich brauchte etwas, bis ich verstand, erst als sie sagte, dein transsilvanischer Vampir ist gerade mit sich glücklich, fiel der Groschen und ich sagte nur, schade, wäre auch anders schön geworden, was sie mir als spontane Reaktion sehr hoch anrechnete und ich träumte schon fast wieder den großen Traum von Familie und ewiger Liebe - was würde es mit dieser lustvollen Ungarin leidenschaftlich und schön.

Doch ich musste und wollte wieder nach Berlin, mir einen neuen Job suchen als Redakteur oder eben irgendwas mit Medien, fuhr also mit zwei Frauen im Südwesten, die mich beide wollten, mit denen ich großen Spaß im Bett hatte wieder gen Nordosten und war herzlich unentschieden, was nun werden sollte.

Auf dem Rückweg stoppte ich noch kurz bei meiner Blondine, der ich von dem vielleicht Schwangerdrama mit meiner Ungarin erzählt hatte und die mir meine Einstellung - was auch passiert ist, ich stehe dazu - auch hoch anrechnete und sich noch mal voller Leidenschaft ins Zeug legte, mich von ihren Qualitäten als Liebhaberin zu überzeugen. Die andere hatte ich ja nicht mehr gesehen, wir hatten nur ins Auge gefasst, dass sie mich besuchen wollte, was ich auch, völlig offen, der anderen erzählte.

Konnte mich nicht einfach so entscheiden, hatte ja mit beiden nur ganz wenig Zeit verbracht und auch wenn Instinkt und Lust sagten, nimm die Blonde, sprach auch sehr viel für die wesentlich gebildetere und klügere Ungarin und so war ich ein wenig unentschieden und ließ es mir offen, was beide erstaunlicherweise zuließen und ich verabredete mit beiden, dass sie mich besuchen sollten, wir in Ruhe Zeit miteinander verbrächten und ich mich dann entscheiden würde.

Warum es beide mitmachten, weiß ich bis heute nicht, es war wohl beiderseits viel Gefühl dabei, der kühle Vorbehalt meinerseits gepaart mit echter Aufrichtigkeit und mein Pflichtgefühl der anderen gegenüber, falls sie schwanger wäre, schien sie beeindruckt zu haben. Mein lieber ungarischer Freund sagte dazu nur, dein Glück möchte ich haben, genieß es und wähle mit bedacht.

Das wollte ich und überlegte mir genau, was für die eine oder andere sprach, überlegte wie eine Beziehung mit der einen oder anderen wäre, was für meine Bäckerin und was für meine BWLerin sprach, verwarf es wieder, wenn mich gerade das eine Argument überzeugte, weil ich ihnen frei begegnen wollte und sehen wollte, wie es war gemeinsam Zeit zu verbingen.

Sie kamen beide, mit zwei Wochen Abstand dazwischen und ich war nach den Besuchen noch unentschiedener als zuvor, wenn auch eine gewisse unvernünftige Tendenz für meine Bäckerin sprach, die freier und leidenschaftlicher war, weniger schwermütig und nicht empfindlich oder eifersüchtig, einfach die gelassenere, etwas ältere Frau war.

Zuerst kam meine transsilvanische Prinzessin, wir verbrachten ein zauberhaftes Wochenende, besuchten die hiesigen Cafés, verbrachten viel Zeit beim Sex im Bett, der aber nicht mehr ganz so locker und entspannt war, weil es ihr nicht mehr völlig egal war wie, sie ja jetzt vorgesorgt hätte, wir nicht mehr so müssten, was mich etwas enttäuschte und schließlich genossen wir einander doch ganz und sie hatte einen wunderbaren Körper, ein Bekannter aus meiner alten Firma, der uns zusammen sah, war hin und weg von ihr, wie er mir später erzählte und sagte, da würde er nicht überlegen, diese Frau wäre ja, wie er sagte der Hammer, da müsste er, der er die andere nicht kannte, nicht lange überlegen und irgendwo hatte er ja recht damit, sie war schön, sie war klug und sie liebte und begehrte mich, war nur etwas sauer der anderen wegen, forderte von mir eine Entscheidung, wollte nicht umsonst gekommen sein, ob ich denn nichts fühlte dabei.

Natürlich fühlte ich und wie ich fühlte, konnte mir nichts schöneres vorstellen, doch diese Beschränkung meiner Freiheit, die Änderung der Vereinbarung, mit der sie sich gegen die vorher Verabredung vordrängen wollte, weil es doch so schön mit uns wäre, gefiel mir nicht, fand ich ungerecht, auch ihre etwas traurige Stimmung als ich ihr sagte, ich würde es so machen, wie verabredet und fände das fair, besserte die Stimmung miteinander nicht gerade. Als sie dann noch bei dem Cafébesuch, bei dem wir meinen Bekannten trafen, der sie sofort anflirtete und sichtlich bewunderte, was meinem etwas geknickten Ego so gut tat, sich beschwerte, dass ich einer anderen hinterher geschaut hätte, erleichterte dies die Entscheidung für sie nicht, ich wollte keine Eifersucht und keinen Streß, sondern es so offen und ehrlich machen, wie es meinem Gefühl entsprach, vor allem wollte ich keine Frau an meiner Seite, die mich eifersüchtig bewachte, woran noch einige Beziehungen scheitern sollten, aber entschieden war ich da noch nicht.

Sie war die bessere Partie, gebildeter und interessierter, offen für die Welt aus einer interessanteren Familie, würde etwas werden, dachte ich und wog die klassischen Heiratsargumente gegeneinander ab und sie hatte noch kein Kind, was ich mitübernehmen musste, was mich aber weniger störte, als ich früher gedacht hätte, zumal ich die Tochter der anderen sehr süß fand und mochte. Dennoch war die Tatsache darin bei einer der erste zu sein, unsere beinahe Schwangerschaft und die Art wie wir damit umgingen, unser emotionales sich Wiederfinden voll tiefem Gefühl, etwas, das eindeutig für sie sprach. Eigentlich war ich für sie entschieden, in ganz vielem, hatte auch ein wenig ein schlechtes Gewissen, aber ich hatte es nun beiden so versprochen und dann würde es so gemacht, damit jede eine gerechte, gleiche Chance bekäme.

Die andere hielt sich mit jeder Eifersucht zurück, schrieb mir lustvoll verliebte SMS und kam mich zwei Wochen später auch besuchen. Wir hatten alle Zeit der Welt füreinander und gaben uns ihr mit Leidenschaft hin, rauchten zwischendurch eine auf dem Balkon und vögelten sogar dabei kurz, was im ersten Stock zur Straßenseite auch Nachts in meiner Straße durchaus gewagt war, aber sie war frei und lustvoll und genoß mit allen Sinnen, verwöhnte mich, ließ sich verwöhnen und nebenbei sorgte sie noch für meinen etwas schlampigen Junggesellenhaushalt, putzte mein Bad und meinte, als ich sagte, das müsse sie nicht, sie wolle es aber, damit sie sich wohl fühle.

Es war wohl auch nötig, denn ich hatte in den fünf Monaten, die ich dort wohnte mein Bad nur einmal zum Einzug geputzt, nur gelegentlich gesaugt, vor dem Damenbesuch sogar irgendwie gewischt, mal eben huschhusch für den Anschein, was ich war, wurde doch nicht im geputzten Bad sondern in den verstaubten Büchern deutlich.

Sexuell wäre die Entscheidung nach dem zweiten Besuch klar gewesen, die Blondine war einfach in jeder Hinsicht überzeugend, emotional war sie es nicht und auch meine Vernunft sagte mir irgendwo, Sex ist nicht alles, wenn du dich entscheidest mit einer Frau dein Leben zu verbringen, hing daran sehr viel, zwei Leben und da ging es mir eben auch um geistiges und ich sah meine Eltern vor sich, die sich zwar häufig stritten und anmeckerten, die aber auch wunderbare geistige Welten teilten und ich fragte mich, wie sich die Bäckerin wohl in meiner Familie machen würde - eine einfache Frau, offen und eine tolle, alleinerziehende Mutter, aber eben doch nicht so ganz das Niveau, was sie von mir gewohnt waren, nach der adeligen Verlobten und anderen.

Nahm mir diese Betrachtung zugleich übel, nannte sie zutiefst bürgerlich und engstirnig, waren nicht alle Menschen gleich, sollte nicht jeder eine Chance bekommen, kam es nicht weniger auf die Bildung als die Liebe an, die Leidenschaft, die zwei miteinander empfanden?

Natürlich kam es das, sagte ich mir, aber und das aber war nicht zu leugnen, die Studentin, die ehrgeizig war, Managerin werden wollte, war die bessere Partie, würde sich in meine Familie besser einfügen, war deutlich jünger und die Chance mit ihr eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, war viel höher.

So führte ich mit beiden lange Telefonate nach den Besuchen, die eine Entscheidung erleichtern sollten und es doch immer schwerer machten. Es waren beides wunderbare Frauen und ich konnte mich nicht einfach entscheiden, für beide sprach etwas und wenn ich der gern Intellektuelle sich eine bodenständige Frau suchte, die ihr Geld schon mit harter Arbeit verdiente, war das bestimmt gut.

Aber ich war ein Bürger, ganz und gar, wie ich bei der Lektüre von Thomas Mann festgestellt hatte. Meine Wertkriterien waren zutiefst bürgerlich, aller Leidenschaft zum Trotz, ich wollte wer sein, in meiner Familie, die darauf irgendwie wert legte, etwas gelten und legte wert auf die Kriterien bürgerlicher Achtung wert, auch und gerade in dem Sinne, wie Thomas Mann es vertrat. Er hatte eine sehr gute Partie gemacht, das wollte ich auch und Intellekt und bürgerliche Stellung waren mir wichtig, allen Gleichheitsidealen zum Trotz, der Mensch war eben auch das, woher er kam und ich fügte mich innerlich schon darein, die Studentin zu wählen, weil sie die bessere Partie war, in meine Familie passte und ich über ihre Eifersucht, die ja auch Ausdruck ihrer Liebe in einer schwierigen Situation war, hinwegsehen wollte.

Was hieß bürgerlich sein für mich, war es ein nicht viel stärkerer Standesdünkel, als ich es von meinen adeligen Freunden kannte, war es wirklich wichtig, dass sich gleich und gleich gesellte oder konnten Menschen auch so geliebt werden, wie sie waren, uabhängig von ihrer Herkunft. Die Antwort der Vernunft war klar, natürlich waren alle gleich geschaffen und doch waren wir irgendwie dünnkelhaften akademisch gebildeten Grobürger etwas besonderes, dachte ich, ohne zu bedenken, dass ich zwar lange studiert aber kein Examen hatte, ein armer Dichter war, der für wenig in der Praxis taugte und nicht viel mehr hatte als einen unverdienten Dünkel seiner Herkunft, den er dennoch nicht ablegen konnte und so tendierte ich, irgendwie ehrlich vor mir selber, immer mehr dazu, meine transsilvanische Prinzessin zu wählen, auch unserer zauberhaften geistigen Welten wegen.

Nie zog ich auch nur in Ewägung, dass dies keine Entscheidung fürs Leben sein müsste, sondern ein Abschnitt, den wir nett miteinander teilten und den es eben jetzt zu genießen galt, statt sich ständig zu überlegen, wie es würde, ob es passte, was die Familie sagen würde, wie ich mit der einen oder anderen mich stellte, was die Verbindung im Sinne der Kriterien bürgerlicher Achtung wäre und dachte eher daran, ob es ein Abstieg war von der adeligen Juristin, mit der es im Bett eher langweilig und frustrierend war, zur Bäckerin voller Leidenschaft und so unterwarf ich mich einem Standesdenken, was ich andererseits völlig ablehnte aber als ganz natürlich empfand, ich war ja so groß geworden, unsere Familie war etwas besonderes irgendwie.

Den Ausschlag für meine Entscheidung gab schließlich ein Telefonat mit meiner blonden Bäckerin, als sie mich von ihrer Tochter grüßen ließ, die gefragt hätte, ob das ihr neuer Papa würde und das sie mich mag, es gut fände, sich noch Geschwister wünschte.

Da war ich entwaffnet und alle Vernunft floh vor dem Familiengefühl - ein Kind das mich mag und sagte der Volksmund nicht, Kinderherzen lügen nicht, das wollte und konnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ein Kind zu enttäuschen und mit einmal wusste ich, was richtig war, gegen alle Vernunft und alles Standesdenken und ich entschied mich für meine Bäckerin.

Wir sahen uns dann noch einmal, zum 60. meiner Eltern, bei dem ich sie aber nicht mitbringen durfte, es war noch zu frisch und ich fragte mich innerlich, ob ich vielleicht doch einen Fehler gemacht hatte, sie den Ansprüchen der Familie nicht genügte, über die sie sich selbst in jungen Jahren aufregten, um sie dann, je älter sie wurden, um so intensiver selbst zu leben, aber war ich je anders, auch in den Kriterien meiner Entscheidungsfindung?

Fiel der Apfel wirklich weit vom Baum oder war ich eben nur Kind meiner Eltern und ihrer Wertvorstellungen und war meine vermeintlich emotionale Entscheidung nach dem Gewissen nicht nur eine, die meiner triebhaften Neigung folgte, die mir für blonde vollbusige Frauen immer nachgesagt wurde?

Vielleicht darum auch kämpfte ich nicht für ihre Anwesenheit und auch wenn ich in der Zeit meiner Anwesenheit im Südwesten dann bei ihr quasi wohnte, ich sie kurz der Familie vorstellte und sie alle zum lachen brachte, auch mit ihrer zauberhaften Tochter, damals gab es noch keine Enkel in der Familie, deren Zeugung ich erst wenig später begann aber das ist schon wieder ein anderes Kapitel, das noch immer ein wenig Zeit hat.

Sie fuhr mich zum großen Familienfest im örtlichen Golfclub, auch wenn keiner außer dem afrikanischen Onkel Golf spielte, aber es bot sich eben an, und holte mich spät in der Nacht wieder ab, damit ich trinken konnte und das obwohl die Bäckerin wenige Stunden später wieder in der Backstube stehen musste, was sie aber auch nicht daran hinderte, noch ausgelassenen Sex mit mir zu haben, es war ja wohl unser letzter Abend für lange Zeit.

Einmal hatten wir dann noch am Vormittag Sex, augiebig und mehrfach als sie für einen kleinen Mittagsschlaf aus der Backstube kam und wir uns einander schon in der Sehnsucht des baldigen Abschieds hingaben, als wäre es das letzte mal, was es dann ja auch wurde, aber das wird erzählt, wenn es Zeit dafür ist und ich fuhr gut gevögelt nach Hause mit ihren wunderbaren Worten im Ohr, dass ich nur schreiben solle, ich sei so ein wunderbarer Dichter und sie würde schon das Geld verdienen und für uns sorgen, ich könne jederzeit bei ihr einziehen.

Damit aller Sorgen ledig, fühlte ich mich wie ein König und dachte ich hätte die absolut richtige Entscheidung getroffen für ein wunderbares Leben, verdrängte sogar, wie mich der Abend zuvor bei Bekannten von ihr angeödet hatte, der mehr aus Schnapstrinken und Albernheiten auf niedrigem Stammtischniveau bestand, bei dem auch mein lieber ungarischer Freund anwesend war, der sie, als ich sie dann doch wenig später für die vermeintlich große Liebe oder doch zumindest bessere Partie wieder verließ, noch für einige Monate übernahm, um dann, nachdem er ihr mit wahnsinnig viel Arbeit ihre neue Wohnung saniert hatte, für einen anderen mit dem dickeren Auto verlassen zu werden, was das Bild in der Erinnerung etwas trübte, mich in meiner Entscheidung bestätigte und das ganze zu den Akten der Erinnerung legen ließ, was leicht fiel, ich war ja gegangen, hatte beide verlassen, für eine Dritte, bei der ich lange blieb.

So gesehen hatte ich schließlich doch wieder alle Kriterien bürgerlicher Partnerwahl erfüllt, die leidenschaftlichen Geschichten wurden ein kurzer Ausflug, der mich von meiner Wertherdepression nach der katholischen Münsterländerin heilte und mich erfüllt weiter lieben ließ, dankbar für das Glück so vielen wunderbaren Frauen zu begegnen.
jens tuengerthal 5.3.16

Kulturgerschichten 0148

Ligasieger

Bündnisse dienen dazu, die eigene Kraft zu stärken und sich mit den Verbündeten auf einen Kurs zu einigen, der den eigenen Vorteil noch am meisten dient. So verbanden sich auch sonst Gegner, um einen gemeinsamen Feind zu besiegen, wie etwa im 2. Weltkrieg die Sowjetunion mit den USA oder im Siebenjährigen Krieg Österreich mit Frankreich unter Maria Theresia und der Pompadour als Vordenkerin ihres Louis gegen Friedrich.

Über die NATO stehen wir heute im Bündnis mit der Türkei, die einen Krieg vor der Tür hat, an dem sie nicht völlig unbeteiligt ist, nach Europa drängt, auch wenn sie jahrhundertelang alles tat, die Spuren europäischer Kultur, also griechischer, zu beseitigen und nun aber, was viel wichtiger manchen scheint, den Schlüssel zur Flüchtlingpolitik in den Händen hält, an dem sich die Karriere mancher Politiker im Land entscheiden könnte, weil gut finanzierte Populisten Angst verbreiten, während alle Flüchtlinge über die Balkanroute, wenn sie nicht selbst vom Balkan kommen, über die Türkei und die schmale Meerverbindung dort nach Europa kommen.

Ein Bündnis mit der Türkei liegt also einerseits nahe, um in der Frage des Umgangs mit den Flüchtlingen Klarheit zu schaffen, die Sicherheit gibt und andererseits ferner als alles, um nicht in die dortigen Konflikte aus islamischem Aberglauben und kurdischer Freiheit wie syrischer Autonomie mit hinein gezogen zu werden.

Ferner noch scheint der einerseits gebotene Wunsch nach einem Bündnis mit den Türken gegen die Flüchtlinge, was keiner politisch korrekt so nennen wird, zu liegen, wenn der Sultan Erdogan immer mehr seinen abolutistischen Herrschaftsneigungen frönt und noch oppositionelle Zeitungen besetzen lässt, um sie staatlich dirigieren zu lassen, Krieg gegen die Kurden führt, statt im Bündnis gegen den IS, dessen Kämpfer noch in türkischen Krankenhäusern gepflegt werden und die Opposition im Land immer weiter unterdrückt, um seinen noch moderat islamistischen Kurs der früher laizistischen Türkei aufzuzwingen.

Scheint es uns, denn was wissen wir wirklich von den Bedingungen in der Türkei und den Plänen seines früheren islamistischen Partners, der nun als sein Gegner und Prediger von den USA aus versucht gegen den alten Verbündeten im Aberglauben zu opponieren?

Ist da einer besser als der andere und warum einem Prediger mehr trauen, als einem Präsidenten, der die Türkei ganz offensichtlich nach Europa und in die EU bringen will?

Gefährdet ein Land, das sich europäischen Regeln unterwerfen will unsere Union, droht mit der Europäisierung der Türkei zugleich die Islamisierung Europas oder des Abendlandes wie meist horizontal mehr als beschränkte Pegiden im Rudel jaulen?

Wird nicht ein starkes und offenes Europa viel mehr auch Anatolien noch europäisieren, den Aberglauben verdrängen und die religiöse Freiheit durchsetzen, gehören Troja und weite Teile der früher auch griechischen oder byzantinischen Küste nicht ganz zentral zu Europa?

Am 5. März 1684 gründeten im alten Europa das Heilige Römische Reich, das für Deutschland und etwas mehr noch stand, Polen-Litauen und Venedig unter Vermittlung von Papst Innozenz XI. die Heilige Liga als Kampfbund gegen die Osmanen, die vor Wien standen und die Ukraine vom Schwarzen Meer aus gen Polen aufzurollen begannen mit ihrer fremden Kultur, von der den Wienern vor allem der Caffee in liebevoll auch besungener Erinnerung bis heute blieb. Diesem heiligen Verein trat nach dem Ewigen Frieden mit Polen am 6. Mai 1686 auch noch das Moskauer Reich bei.

Angefangen hatte die Idee des Bündnisses mit der Niederlage der Türken vor Wien 1683, die einen Wendepunkt der Geschichte darstellte. Ab diesem Zeitpunkt war das osmanische Reich nicht mehr unbesiegbar. So eroberten die Verbündeten Gebiete die über Jahrhunderte türkisch waren wie Ungarn, Transsilvanien, Serbien oder sogar teilweise den Pelepones wieder zurück.

Der größte Erfolg der ach so Heiligen Liga war die Schlacht bei Mohács, in der das kaiserliche Heer unter Karl V. von Lothringen die Türken unter Pascha Süleyman so erfolgreich schlugen, dass bei etwa gleicher Truppenstärke von den kaiserlichen 600 Mann im Feld blieben, während die Türken ganze 10.000 verloren. Dies urchristliche Gemetzel führte dazu, dass die Ungarn die Erblichkeit ihrer Krone für das Haus Habsburg anerkannten, zumindest vorerst und gerade befreit - die weitere Geschichte um den ungarischen Stolz und ihre Freiheit, die sie ohne Habsburg vermutlich nicht hätten, handelt auch vom Grafen Andrásy und der Kaiserin Sissi und gehört hier nicht her, wo es um die Türken mehr geht als die Ungarn aber an deren Vergesslichkeit zu erinnern, könnte heute wichtig sein und vielleicht erklärt sich manches der panischen Zaunbauer erst aus diesem Kontext.

Die Liga hat ihre Zweck erfüllt und heute müssen wir uns fragen, ob wir Sultan Erdogan lieber in Europa zivilisieren wollen oder ihn als autoritären Gegner besser vor der Tür stehen lassen, weil der Islam, der in Bosnien, für das Europa schon gegen die christlichen Serben kämpfte, normal ist, nicht dazu gehöre?

Brauchen wir wieder Dichter, die vom westöstlichen Diwan schwärmen, den großen Hafiz lesen, um in den Geist einer alten Kultur einzutauchen, die dumpfe Pegiden weder erkennen noch kennen?

Ist es Aufgabe Europas der Türkei Grenzen zu weisen, damit die Flüchtlinge noch mehr die Rettung über das Meer suchen und ersaufen?

Was wäre der Kreuzzug, den Europa führen müsste, wollte es seine Werte verteidigen und nicht nur seine Festung und seinen Wohlstand schützen?

Geht es für das Europa, aus dem die Menschenrechte kamen und das die Freiheit sich eroberte über Jahrhunderte, noch um die Verteidigung alten Aberglaubens oder eine moderne Kultur der Menschenrechte?

Angenommen wir machten die Türkei zum Partner, der sich dann freiwillig europäischen Rechtsnormen unterwerfen müsste, wohin führte uns das und wohin die Türkei?

Was unterscheidet die Griechen von den Türken, außer das letztere derzeit ökonomisch erfolgreicher sind und erstere vor über 2000 Jahren eine Hochkultur in der heute Türkei hatten, wie ähnlich sind sie sich?

Ist die richtige Reaktion auf den Wahn von Erdogan die heimische Presse kontrolieren zu wollen, diesem die Tür Europas vor der Nase zuzuschlagen und ihn ins passende Bündnis mit den arabischen Nachbarn zu schicken oder genau im Gegenteil?

Brauchen wir also eine unheilige Liga gegen oder mit den Türken heute, um endlich Frieden und vernünftige Lösungen zu finden?
jens tuengerthal 5.3.2016

Freitag, 4. März 2016

Frauenliebe 031

Germanistinnentraum

Es war im Open Air Kino, das die Uni veranstaltete und das ich an diesem Abend mit meinem lieben Freund besuchte, kurz bevor es nach Berlin gehen sollte für die Stelle als Redakteur nachdem es mit dem tollen Start up im Netz nicht mehr als viel Wind geworden war, die Einkünfte trotz großer Begeisterung von allen Seiten ausblieben.

Dort lief Abend American Beauty, nichts was mich reizte, aber mein Freund fand es eine gute Idee und die war es auch auf den ersten Blick, sie war die erste Frau, die ich gemeinsam mit ihm kennenlernte, es folgten noch zwei, aber davor dachte ich noch, alle Suche hätte ein Ende und ich hätte endlich die Richtige gefunden, weil ich zum träumen neige und mich gerne in eine romantische Idee verliebte.

Verließ nun meine Uni Stadt, in der ich so lange heimisch war, ohne Abschluß aber in der Absicht nebenbei noch mein Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft an der Fern-Uni zu bewältigen, nicht ahnend, was mit dem Redakteursjob auf mich zukam.

Sie war mit einer Freundin ins Kino gegangen und saß eine Reihe hinter mir zunächst. Irgendwie kamen wir ins Gespräch und als sie von ihrer Promotion erzählte über ein literaturhistorisches Thema, war ich hin und weg. Gemessen an dem, was andere über mich dachten, war sie überhaupt nicht mein Typ, eher zierlich und kleiner mit kurzem, schwarz gelocktem Haar. Dezent elegant gekleidet, eher studentisch nur etwas erwachsener schon.

Auf dem Weg die alte Heimat zu verlassen, in der ich viele Lieben und Freunde hatte und ließ, war sie der Haken, der vielleicht eine Brücke in die Heimat bauen würde und machte wovon ich immer geträumt hatte, war dort beruflich Zuhause, wo ich hätte sein sollen, hätte ich auf meinen Schuldirektor gehört und nicht Jura erfolglos zu lange studiert, wohin ich mit meinem Fernstudium nun irgendwie aufbrach. Voller Tatendrang und Stolz erzählte ich von meinem neuen Job als Redakteur in Berlin, mitten im Szenebezirk Prenzlauer Berg, von dem ich noch keine Ahnung hatte, war ja zuvor nur einige Stunden zum Vorstellungsgespräch dort gewesen. Endlich konnte ich auch etwas erzählen, nicht nur von drei durchgefallenen Examen und meiner irgendwie Liebe zur Dichtung, die mich Minne schreiben ließ.

Es schien ihr interessant und so war ich zumindest irgendwie eine gute Partie für sie, was immer sie suchte und das wusste ich danach noch weniger als davor aber für einen Moment teilten wir schönste Träume von einer gemeinsamen Welt und Familie, die jene Halbwaise nicht hatte, deren Mutter früh gestorben war und deren Vater sich nicht sonderlich kümmerte.

Sie erzählte mir davon schon mit feuchten Augen als wir im Anschluß auf den romantischen Ehrenfriedhof auf dem Berg gefahren waren und später noch bei mir, wo sie blieb und mich als um sie besorgten Liebenden sogar den Sex für zweitrangig haltenden, denn es fing zwar da oben sehr leidenschaftlich an und sie wollte sogar noch mit zu mir, zu ihr ging irgendwie nicht und ich freute mich auf eine heiße Nacht in der ich das arme Opfer des Lebens verwöhnen wollte.

Groß waren meine Worte gleich. Meine Familie sei ihre und gemeinsam würden wir es uns schön machen, sie konnte sich vorstellen nach ihrer Promotion nach Berlin zu kommen und viele der zarten Träume mehr, bevor wir im Bett waren und nicht zusammen schliefen, weil sie es nicht konnte, Angst davor hatte. Nicht das ich der erste wäre, sie hätte schon Beziehungen gehabt, aber sie könnte es noch nicht.

Verwöhnen lassen aber konnte sie sich, als wir schließlich nackt zusammen im Bett lagen und ich tat alles, was ich da konnte, es sie genießen zu lassen. Meine Lust war mir in dem Moment völlig egal, ich dachte nur an sie und fand es wunderbar, sie voller Lust zu verwöhnen, ihren zarten rosa Schoß mit dem zu einem schönen Dreieck rasierten Schamhaar, gelockt wie ihr Haupthaar und ich mochte ihren Geruch und ihren Geschmack. Liebkoste den sehr zarten Busen, der sich unter dem BH noch zarter als es den Anschein hatte, entpuppte.

Sie litt ein wenig unter ihren nicht vorhandenen Brustwarzen, die sie später noch als ihren einzigen Makel bezeichnete, ihres ansonsten perfekt schlanken und schönen Körpers mit den zarten Hüften und dem runden festen Po. Ein Makel, was für ein Unsinn, sagte ich ihr, dieser Busen sei perfekt und genau wie ich es liebte, vor allem war es ihr Busen und an diesem Busen und dem Herz das unter ihm für mich schlagen sollte, hing all meine Hoffnung auf den endlich Traum von Liebe nach mancher gescheiterter Beziehung und der verlebten Verlobung.

Sie war katholisch und sie stammte aus dem Münsterland, was sie gleich sagte und was ich eher überhörte, nicht beachten wollte, da ich sie wollte, als meine Frau, die ich glücklich machte und der ich Familie schenkte. Aber sie war wirklich katholisch und so genoß sie den Sex eher verklemmt mit schlechtem Gewissen, wobei ich nicht weiß, ob es daran lag oder einfach nur an dem, was in ihr los war und von dem sie mir nichts erzählte.

Wie sie mir viel erzählte von ihrer Kindheit, dem Tod ihrer Mutter, dem Onkel bei dem sie aufwuchs und ihrem Traum von Familie aber sehr wenig von dem was jetzt war und was sie umtrieb, warum sie in der ersten Nacht nicht mit mir schlafen konnte, sondern sich nur passiv verwöhnen ließ, mit gedämpfter Leidenschaft kam aber mit sich haderte, weil sie es nicht konnte, sich dafür schämte und entschuldigte. Warum es so war, erzählte sie mir nicht und ich ließ sie, überzeugt davon, dass alles gut würde und wir uns schon voller Lust finden würden, ich hatte es ja nicht eilig, hatte alles im Leben schon gehabt, dachte ich, da konnte ich der Richtigen auch ein wenig Zeit lassen, auch wenn ich eigentlich ziemlich scharf war, regte sich mein errigiertes Glied wieder etwas ab während ich sie leckte und verwöhnte nur an sie dachte und es ihr schön machen wollte, wobei ich wahrscheinlich übertriebe, wenn ich behauptete, keinen Trieb mehr zu spüren und nicht insgeheim zu hoffen, sie doch rumzukriegen aber ich war ganz Gentleman und ließ sie. Voller Gefühl und mit der von einer gewissen Erfahrung gespeisten Hoffnung, es würde beim nächsten mal alles besser werden und sie sich für meine Geduld, wenn sie endlich könnte, reich entschädigen, als ob sich der Sex je änderte und Menschen sich dabei groß veränderten.

Eigentlich hätte ich es wissen können, schon beim ersten mal, spätestens aber nach unserem zweiten Treffen, als ich sie zum Bahnhof fuhr, denn leider hatte sie in meiner letzten Woche dort schon eine Reise geplant und wir würden uns bis auf dies eine mal nur der Sehnsucht hingeben, bis sie einen Monat später zu meinem Geburtstag nach Berlin kommen wollte.

Bevor ich sie besuchen ging, um sie abzuholen, hatte ich noch Kondome besorgt, sie hatte das schon angedeutet und ich wollte, auch wenn ich die Dinger nicht ausstehen kann, bereit sein und kam voller Vorfreude noch eine Stunde früher, bevor wir los mussten und ihr Zug fahren würde. Mehr hatte sie nicht erlaubt, weil sie noch so viel zu tun hätte und packen müsse.

Sie wohnte in einem Neubau, war schlicht eingerichtet, ein schöner großer Stich an der Wand, sonst sehr aufgeräumt und langweilig, es blieb nichts hängen, was ich erzählen könnte. Konnte meinen Wagen in der Tiefgarage parken.

Zur Begrüßung umarmte ich sie und wollte mich sofort in einen leidenschaftlichen Kuss stürzen, um da weiter zu machen, wo wir aufgehört hatten. Sie zog mich in die Wohnung, gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte, nicht jetzt, sie hätte ihre Tage und so kurz vor der Abfahrt, ach nein, das ginge ja gar nicht und wäre eben unpassend irgendwie, das verstünde ich doch sicher, ob ich noch einen Espresso wolle.

Nur leicht genervt, die Liebe schafft es auch das unmöglichste Verhalten noch zu überspielen und ich wollte sie ja lieben, zu meiner Frau in der Heimat machen, die ich glücklich machen wollte und mit der ich dann in Berlin eine Familie gründen wollte und so sagte ich innerlich meinem ein wenig frustrierten Schwanz, er solle sich gedulden, dass sei etwas fürs Leben, es käme schon und ich sagte nur, ich sei Teetrinker, ich trinke nie Kaffee, ach staunte sie, die schon mit mir gefrühstückt und Tee getrunken hatte und machte sich einen Espresso und bemerkte, eher nebenbei, Tee hätte sie leider nicht, aber den Espresso solle ich mir schon mal anschauen, genau diesen Aufgussespresso in dieser Packung müsse sie auch haben, wenn sie zu mir komme.

Sie wehrte jede intensivere Annäherung beschäftigt ab, meinte plötzlich, ach wenn du jetzt schon da bist, bekomme ich ja vielleicht noch den früheren Zug, lass uns schnell zum Bahnhof fahren und gehorsam trug ich ihren Koffer runter, brachte sie zum Bahnhof, wo sie schnell entdeckte, dass wir jetzt noch diesen Zug bekämen, wenn wir rasch zum Gleis gingen. Sputete mich also und wartete dann noch fünfzehn Minuten nett plaudernd am Gleis mit ihr, malte mir aus, was wir in dieser Zeit alles hätten tun können - als ich es ihr ins Ohr flüsterte sie, sagte sie nur, ach du, das geht doch nicht.

Ein flüchtiger Kuss zum Abschied, nicht hier, sagte sie nur und ich fügte mich ein wenig befremdet und voller Hoffnung auf das irgendwann.

Wir schrieben uns mit von ihrer Seite gedämpfter Leidenschaft und mit um so größerer von meiner, die nur ein wenig versuchte, sich an sie anzupassen, wenig zu sagen, dabei wollte ich von Liebe und Leidenschaft schreiben und tat es seitenlang, wenn die Beherrschung nachließ und von ihr kamen sehr spärliche Antworten, aber vielleicht waren sie so, die Münsteraner Katholiken, dachte ich, eher verhalten, mit dem permanent schlechten Gewissen und der Sehnsucht nach Beichte und Absolution. Aber ich fragte mich nicht, wie das passen sollte, leidenschaftlich werden könnte, wenn alle Leidenschaft fehlte oder sich aus sittlichen Gründen verbat. Fragte mich nicht, was ich von ihr erwartete, sondern war geduldig und verliebt, setzte alle Hoffnung auf unser Wiedersehen und holte sie damals noch am Bahnhof Zoo mit dem Auto ab, um mit ihr quer durch die Stadt zu mir zu fahren.

Begrüßte sie mit einem riesigen Strauß roter Rosen, die sie so strahlen ließen, als sie diese entgegennahm, dass ich mir sicher war, nun würde alles gut werden und wir fuhren mit meinem damals gerade riesigen Wagen mitten durch Berlin zu mir.

Als erstes wollte sie die Rosen versorgen, wie Frauen eben Prioritäten setzen. Sie bat mich, doch schon auf meinem Bett platz zu nehmen, sie käme dann gleich zu mir.

Sie kam nicht gleich, sondern stellte sich an den Tisch und zog sich aus und ließ mich ihr dabei zusehen, na dann, dachte ich, wie schön, wollte aufstehen und ihr helfen, aber ich sollte ihr nur zusehen und dann kam sie nackt zu mir und half mir noch ein wenig mich auszuziehen und tatsächlich wir schliefen zusammen.

Vor lauter Vorfreude und Erwartung brauchte ich ewig, während es für sie bald erledigt war und sie mich fragte, was wir nun machen wollten. Hatte es genau geplant, wollte mit ihr Essen gehen, es war ja der Abend vor meinem 30. Geburtstag und ich würde mit ihr hineinfeiern. Wir gingen zu dem bekannten Elsäßer am Platz mitten im Kiez, aßen nett, tranken ein wenig Wein und gingen dann wieder in meine Zwischenwohnung, die ich gemietet hatte, als ich über Nacht erfuhr, dass ich eine Woche später in Berlin anfangen sollte.

Wir taten es nochmal in der Nacht und noch eimal am Morgen meines Geburtstages, sie kam zügig und dann war es für sie relativ erledigt, froh es zulassen zu können und ich spürte nichts mehr, sie war befriedigt, das Thema war erledigt, der Versuch nun den anderen Eingang zu wählen, wies sie entrüstet von sich, als hätte ich gefragt, ob sie nicht in einem Porno mitspielen wolle und ich nahm es geduldig verliebt hin, entschuldigte mich für mein Ansinnen, und ich duschte noch sinnlich schön mit ihr gemeinsam, um rechtzeitig in die Redaktion zu kommen, wo mich meine Mitarbeiter verhalten freundlich begrüßten. Sie gratulierten mir aber dann stand ein sehr unschöner Termin an, sie hatten sich beschwert, zu viel arbeiten zu müssen und ich musste mich in einer Konferenz mit ihnen und dem Vorstand rechtfertigen.

Toller 30. Geburtstag, deine Mitarbeiter mobben dich, die Arbeit wird zeitlich genau geregelt, was nicht fertig wurde in der Regelarbeitszeit sollte ich erledigen, war meine Verantwortung und ich hatte keine Ahnung, wie ich es dann an meinem Geburtstag schaffen sollte rechtzeitig aus der Redaktion zu kommen, um mit meiner Liebsten ins geplante Konzert und dann Essen zu gehen.

Voller Wut arbeitend, um so schnell wie irgend möglich alles zu erledigen, schrieb ich hochkonzentriert, in Gedanken voller Vorfreude auf die Nacht und den Abend mit meiner Liebsten in der ich hoffentlich auch endlich Befriedigung finden würde, doch machte ich mir sorgen, ob ich es wirklich schaffen würde alle Beiträge rechtzeitig auf Sendung zu bekommen.

Der Sorge wurde ich bald entbunden. Mein Telefon klingelte und sie war daran, ich lächelte und sie sagte nur, ich wollte dir nur der Fairneß halber Bescheid sagen, es ist aus, ich habe dir auch einen Brief geschrieben und wünsche dir noch einen schönen Geburtstag.

Es traf mich wie ein Schlag, vor meinen Mitarbeitern, brach ich innerlich zusammen und um zu verhindern, dies auch tatsächlich zu tun, ging ich rauchen. Dort gesellte sich dann ein Mitarbeiter zu mir und sprach mir etwas belanglosen Trost zu und ich rauchte, bis mir schlecht war, um dann irgendwie meine Arbeit zu erledigen, nach Hause zu gehen, ihren Brief zu lesen, noch hoffend, dies sei alles ein schlechter Traum.

War es nicht, sie war nicht da, ohne eine Spur zu hinterlassen, war sie verschwunden, die Rosen hatte sie aus dem Wasser genommen und zum trocknen mit den Köpfen nach unten neben dir Tür gehängt.

Auf dem Tisch lag ihr Brief, eine Oktavheftseite nur lang, mit wenigen Worten mit überkorrekter Zeichensetzung stand dort nur, was sie schon gesagt hatte, sei nicht traurig, dass es aus ist, sei froh, dass es war. Alles Gute!

So wurde mein 30. Geburtstag zu einem der einsamsten Tage meines bisherigen Lebens, ich in Berlin, kannte keinen, war verlassen von der Frau auf die ich alles gesetzt hatte und überlegte, ob ich nun lieber vom Balkon springe oder die langsame Variante wähle und rauche. War wie betäubt, verstand die Welt nicht mehr, wie hatte sie mir das antun können, was war nur passiert?

In meiner verzweifelten Einsamkeit entwickelte ich noch die tollsten Theorien, woran es gelegen haben könnte, ohne darauf zu kommen, was es wirklich war, sie hatte mich benutzt, um es wieder zu können und als das ging, konnte sie gehen und zurück zu dem Mann, den sie wohl liebte.

Rief sie noch unendlich oft an, bis sie mir deutlich sagte, sie wolle nichts mehr von mir hören, es sei jetzt so und für mich brach eine Welt zusammen und aus dem Loch kroch ich erst wieder heraus, als sich der Redakteursjob schon erledigt hatte und bis heute könnte ich mich fragen, warum, es war doch so schön, aber eigentlich war nie etwas, nüchtern betrachtet, wie ich es später nochmal erleben sollte. Diese große Liebe gab es nur in meinem Kopf und ich hätte für diese Frau, mit der eigentlich nichts war und die mich benutzt hat, mein Leben beinahe vor Verzweiflung aufgegeben.

Im richtigen Moment rief dann noch ein guter Freund an, um mir zum Geburtstag zu gratulieren und ich klagte ihm mein jämmerliches Leid. Er baute mich auf, erzählte mir von seinen Verzweiflungen, er war zwanzig Jahre älter als ich, mir wurde klar, es könnte noch viel schlimmer sein und irgendwie ging es dann weiter und so war es vielleicht auch passend, dass ich mich das nächste mal wieder in seiner Gegenwart verliebte, sehr kurz hintereinander und teilweise parallel, aber das ist eine andere Geschichte und wie die geschätzte Leserin bemerkt habe ich diese Verzweiflung meines 30. Geburtstages schon mehr als fünfzehn Jahre überlebt.
jens tuengerthal 4.3.16

Kulturgeschichten 0147

Familienföderalismus

Es gibt Gegensätze, die uns traditionell erscheinen und so auch kultisch gepflegt werden, egal wie real ihre Basis ist. Wenn am Samstag der BVB gegen die Bayern antritt, wird ein solcher zelebriert auch zwischen den Fans und selbst wenn es nur um ein Spiel geht, der Sieger seine Chancen nur erhöht am Ende die begehrte Schale in den Händen zu halten, spricht aus diesem Gegensatz ein uralter, der nach außen so gepflegt wurde und sich in den Streitigkeiten der Föderalismuskommissionen trefflich ausdrückt.

Borussia nennen sich die Dortmunder, gehören heute zu Nordrhein Westfalen, zu Gründungszeiten waren sie ein Teil Preußens und waren doch einst Welfenland, zu Sachsen gehörig im frühen Mittelalter, um das sich lange gestritten wurde, wie damals auch Bayern dessen Herzöge die Welfen waren unter denen Heinrich der Stolze als designierter Nachfolger des verstorbenen letzten Salierkönigs, bis sich nach langem Streit und teilweise parallelem Königtum der Staufer Konrad durchgesetzt hatte, weil er weniger mächtig und damit für die Reichsfürsten besser wählbar war.

Konrad, von dem es lange hieß, er habe eher nichts bewirkt als seinem Nachfolger, den Thron freizuhalten, hat viel getan die folgende staufische Herrschaft des schwäbischen Herzogshauses zum Erfolg zu machen. Berühmt ist Konrad auch für seine Großzügigkeit gewesen, mit der er den Frauen der von ihm belagerten welfischen Stadt Weinsberg gestattete, die Festung lebend zu verlassen, mit allem, was sie tragen könnten und als diese ihre Männer voller Liebe heraustrugen, gab er dem statt. Aber das sind nur nette Anekdoten um einen König, der ein Gefangener des Föderalismus blieb und der sich mit widerspenstigen Bayern auseinandersetzen musste, die ihn dreist erpressen wollten, die Welfen um Heinrich den Stolzen eben, wer dächte da nicht, wie wenig sich die Zeiten doch ändern, auch wenn heute nicht mehr Sachsen, das damals noch mehrheitlich Niedersachsen war, mit Bayern nur einen welfischen Herzog gemeinsam hatte.

Indirekt gehört Konrad zu den Gründern Berlins und Brandenburgs, insofern er die von ihm abgesetzten sächsischen Welfen dort durch Albrecht den Bären ersetzte, aus dessen Familie übrigens Katharina die Große stammt, die heute noch bei der Kanzlerin auf dem Schreibtisch steht und als erste große, aufgeklärte Herrscherin gilt, vielleicht auch weil Maria Theresias Katholizismus sich nicht mit dem Wort Aufklärung verträgt, aber, um den Bogen wieder zu schließen, nachdem nun die Welfen wieder in Sachsen, was damals eher Niedersachsen war, eingesetzt wurden, musste der arme Albrecht ja abgefunden werden, um nicht als völlig entehrt dazustehen, bekam die noch wild slawisch besiedelte Mark Brandenburg, christianisierte fleißig und besiedelte auch die Insel in der Spree, aber das ist eine andere Geschichte, die hier nicht weiter führt. Nur stand eben Konrads Kampf mit den Welfen am Anfang der Geschichte.

Ein Problem des Föderalismus in dem Fürsten mit dem gewählten König um die Macht rangen. So hatte zunächst Friedrich von Schwaben, der Bruder Konrads sich um die Königswürde bemüht gehabt und dies damit begründet, er sei ja Sohn der Tochter Heinrichs IV., der Salierin und so dem Kaiserhaus noch verwandt. Zwar war Heinrich, der einst nach Canossa kroch oder es zumindest so vermarktete, gerade von seinem Sohn Heinrich V. abgesetzt worden, doch setzte dieser die beiden Schwabenbrüder Friedrich und Konrad als Sachwalter in seiner Abwesenheit im Reich ein, bis er sich wieder mit dem mächtigen Bischof von Bamberg vertrug, was Konrad zum Herzog ohne Land machte und die beiden Brüder in die Opposition gegen die Salier auch im Investiturstreit trieb. Sie brachen jedoch nie den Kontakt ab und so wurde Friedrich II. von Schwaben zum Erben des kinderlosen Heinrich. So gesehen wären die Schwaben an der Reihe, dachten sie rein rechtlich.

Bei der nach dem Tod Heinrichs anstehenden Königswahl, erhielt jedoch nicht der Schwabe Friedrich den Zuschlag, was wohl nicht an Vorurteilen gegenüber dem dortigen Dialekt, deren Sparsamkeit oder ähnlichem, was heute manche Konflikte mit den Schwaben in Berlin begründete, sondern daran, dass sich Friedrich zu sicher war, eine Erbfolge begründete und damit auch das freie Wahlrecht der Landesfürsten infrage stellten, die ihren König wählen wollten. Prompt wählten diese auch den harmlosen sächsischen Herzog Lothar als Zwischenlösung, um die eitlen Schwaben, die heute noch meinen, alles außer Hochdeutsch zu können, in ihre Schranken zu weisen. So wurde dann nach einigen Umwegen und Gegenkönigen erst später der kleinere Bruder Konrad zum deutschen König gewählt und Friedrich blieb zunächst der Seehofer des Mittelalters als Herrscher von der lächerlichen Gestalt, wie sein kleiner Bruder später auch lange von Historikern bewertet wurde, im Grunde wirkungslos.

Eines tat Friedrich jedoch, er zeugte mit einer Prizessin, seiner Frau, Judith Welf, der Tochter des Schwarzen Heinrich, die eine Schwester des später Stolzen Heinrich war, der wiederum Heinrich den Löwen mit seiner Gattin zeugte und war so auf das engste mit den angeblichen Gegnern des staufischen Hauses aus Schwaben, den Welfen verwandt oder doch verschwägert, seinen Sohn Friedrich, der als Barbarossa in die Geschichte einging und am 4. März 1152 als zweiter Staufer zum römisch-deutschen König gewählt wurde, mit dem die Macht  und Sage um die Staufer begann, die aber mit dessen Enkel Friedrich II. nur noch einen wichtigen Kaiser stellten, der aber das Reich dafür von Sizilien aus, als Exilschwabe sozusagen, nachhaltig prägte.

Friedrich Barbarossa, den die Deutschen der Sage nach gern in den Kyffhäuser setzen, wo er ewig am Eichentisch schläft und auf dessen Rückkehr sie nach dem Kreisen der Raben angeblich warten, um endlich die nationale Einheit zu vollenden, von der sie im 19. Jahrhundert seltsam zu träumen begannen, blieb ein sagenhafter Kaiser. Der Neffe Konrads war etwa dreißig als er Kaiser wurde, so ganz genau wissen wir es nicht, war jedenfalls der Sohn des Friedrichs II. von Schwaben, wurde noch fünf Jahre bevor er König wurde Herzog Friedrich III. von Schwaben, um schließlich König und irgendwann Kaiser Friedrich I. zu sein.

Auch Barbarossa war erst durch den Interesenausgleich mehrerer Fürsten an die Macht gekommen unter denen sein Vetter Heinrich der Löwe eine ganz entscheidende Rolle spielte. Heinrich erhielt infolge der Absprachen eine königsgleiche Stellung in Norddeutschland. Diese Stellung aber mißachtete aber das föderale Gleichgewicht zwischen den Landesfürsten, warum sie bald wieder an seiner Beseitigung arbeiteten, die eher einen Gegensatz zu den Staufern schufen, als dass dieser real vorhanden gewesen wäre unter den Vettern.

Ob also eher aus Eigeninteresse oder hier nur den Zwängen des Reiches gehorchend, stürzte Friedrich seinen Vetter den Löwen Heinrich irgendwann und verteilte seine Güter neu an seine Unterstützer. Sachsen wurde aufgeteilt und Bayern ging als Herzogtum an die da Pfalzgrafen, die Wittelsbacher, die es bis 1918 behielten, manches taten, was begründet, warum die Bayern heute noch gerne eine Sonderstellung haben, auch wenn die Ministerpräsidenten dort eher so verhaltensauffällig unkooperativ sind, dass sie an Sonderschulde denken lassen, was vermutlich auch nur ein leicht widerlegbares Vorurteil gegenüber Sonderschülern ist, die vermutlich alle leicher integrierbar sind als Landesfürsten der CSU, die sich gern mit ungarischen Königen just ablichten lassen.

Sonst hatte Friedrich, der erst fast 200 Jahre später den Beinamen Barbarossa von vorausschauenden Geschichtssschreibern erhielt, viel Ärger in Italien gehabt, wo die Städte sich gegen seine Herrschaft mit der Eisenkrone der Lombardei wehrten, den Aufstand probten und ihn zu jahrelanger Belagerung zwangen.

Vermutlich auch in diesem Kontext ist, seine Exkommunikation durch den Papst zu sehen, der aber selbst Partei in diesem lombardischen Streit um Macht und Einfluss war, die als Kämpfe auch zwischen Ghibelinen und Guelfen später noch in die Geschichte eingingen und auch wieder den angeblich großen Konflikt zwischen Staufern und Welfen, die sich auf die Seite des Papstes schlugen, thematisierten. Verstärkt noch hatte der auch von Sizilien vielfach regierende Enkel Friedrichs I. der Staufer Friedrich II. damit zu tun, aber schon hier wird der spätere Konflikt angelegt, da Heinrich der Löwe seine Unterstützung für den Kaiser beim Kampf in der Lombardei verweigerte, wurde er letztlich abgesetzt, auch wenn die Gründe, wie eben ausgeführt, vermutlich eher in der Sorge der anderen Reichfürsten vor der geballten Macht des nordischen Herzogs lagen, der ja auch noch die Obotriten in Mecklenburg besiegte, dort christianisierte und seinen Herrschaftsbereich immer weiter ausdehnte.

Im Gegensatz zum Fall Heinrichs IV, seines Urroßvaters, schadete die Exkommunikation nach päpstlicher Wilkür Friedrich im Reich nicht weiter, sehen wir vom Welfen Heinrich ab, der sich aber in diesem Konflikt verkalkulierte und erstmal alles verlor.

Auch nach dem eher repräsemtativen Zwecken dienenden Mainzer Hoffest, bei dem seine Söhne Heinrich und Friedrich die Schwerlteite erhielten und damit volljährig wurden, bei dem sich dafür der Erzbischof von Köln als Reichsfürst mit dem Abt von Fulda, um den Platz neben dem Kaiser stritt und also ihre Bedeutung, bei dem der landlose Löwe Heinrich erschien, wurde auf Wunsch der Fürsten keine Begnadigung ausgesprochen. Ob Friedrich dazu bereit gewesen wäre, ist nach den Quellen unklar, doch können wir annehmen, dass der Vetter nicht anreiste, ohne vorher darüber verhandelt zu haben.

Wichtiger war dann sein letzter Zug nach Italien, bei dem ihm neben der Befriedung der Lombardei, zumindest theoretisch und zeitweise, sein Enkel würde noch seine Freude an den inneritalienischen Machtspielchen haben, ein großer Clou mit der Hochzeit seines Sohnes Heinrich mit der Tochter des Normannenkönigs Roger gelang und damit die direkte Verbindung zum sizilianischen Königreich, das sein Enkel Friedrich II. so liebte und das ihm Basis seiner Macht und seiner geistigen Welt wurde. Diese Aussicht gefiel dem damaligen Papst Urban überhaupt nicht, da der angesichts der nun realen Macht der Staufer, die Rom umschließen konnte, um seine Lehensrechte in Sizilien und seine Autonomie überhaupt fürchtete, sich später andere Bündnispartner gegen die Urenkel Barbarossas suchte und den Süden vom Norden trennte.

Inzwischen hatte der König von Jerusalem gegen den genialen muselmanischen Feldherren Saladin verloren und der mittlerweile Papst Gregor VIII. rief zum Kreuzzug, dieser Aufforderung folgte Friedrich, einigte sich dafür noch mit dem Papst hinsichtlich der Besetzung einiger Ämter zu seinen Gunsten, so lief der Investitutstreit bei ihm auf ein Geben und Nehmen hinaus, und rief sein Volk und vor allem seine Ritter zum Kreuzzug mit dem er nach naiver damaliger Vorstellung die Vergebung all seiner Sünden zu erlangen hoffte.

Barbarossa machte sich mit 15.000 Mann und damit dem größten je Kreuzfahrerheer auf dem Weg ins sogenannte Heilige Land des Aberglaubens, stritt sich noch ein wenig mit Byzanz herum, die ihn schließlich aber als Kaiser des alten Rom anerkannten und die gewünschten Schiffe zum Transport stellten, so lief es am Bosporus immer, Verhandlungen zwischen Druck und Erpressung um irgendwie das möglichst beste für sich herauszuholen. Das sich dabei viel verändert hätte, behaupten auch nur Narren, die den Schatten des Aberglaubens für bedeutender als die reale Machtpolitik halten, auch wenn es sich manchmal unschön vermischt.

Er machte sich auf, landete nach einigen kleineren Gefechten, die alle siegreich dank Überlegenheit endeten, im christlichen Kleinarmenien und ging dort im Fluß Saleph baden und ersoff.

Ob daraus gleich geschlossen werden sollte, Kriege im Nahen Osten lohnen nie, auch wenn wir sie heilig nennen, dann gerade nicht oder Kriege lohnen nur, wenn die wichtigsten Teilnehmer der später Verhandlungen nicht gefährdet werden, ist noch offen. Persönlich halte ich Kriege und Kreuzzüge für völlig überflüssig, wäre aber gespannt auf den Deal zwischen Barbarossa und Saladin gewesen.

Wie verbunden Friedrich dem katholischen Aberglauben war, ist relativ unklar, es war Pflicht und Bedingung seiner Herrschaft zu dieser Zeit, aber die Gelassenheit mit der er mit seiner Exkommunikation umging und seine zielgerichtete Machtpolitik, die den Papst umzingeln sollte durch die Hochzeit seines Sohnes mit dem normannischen Imperium Sizilien, zu dem Neapel, bis kurz vor Rom und der Stiefelabsatz gehörten, zeigen weniger Gehorsam im Aberglauben gegenüber dem Anführer der Christenheit als kühle Machtpolitik. Gleiches gilt auch für seine Investiturstreitigkeiten, die er relativ erfolgreich aber entschieden beilegte. Einer wie Friedrich fürchtete weniger einen Papst als seinen Vetter, den er aber auch dem Wunsch seiner Landesfürsten entsprechend, an die kurze Leine legte.

Es ist wohl historisch falsch und geradezu naiv aus dem üblichen mittelalterlichen Aberglauben und Gehorsam gegenüber der Kirche zu schließen, herausragende Persönlichkeiten wie Friedrich hätten dies Spiel nicht durchschaut oder sich vor dem Gralshüter des Aberglaubens in Rom gefürchtet, wenn sie ihn schon jahrelang ignorierten und indirekt bekriegten.

Betrachte ich diese Geschichte, die über 800 Jahre her ist, merke ich, so viel hat sich nicht geändert und die Aufgaben eines zivilen europäischen Herrschers, also den in einer Regierung verantwortlichen, kreisen um ganz ähnliche Probleme. Immer noch spielt der lächerliche Aberglauben hier wie dort eine zu große Rolle bei der Legitimation von Gewalt für das Volk und tatsächlich geht es nach den immer gleichen Regeln um kühle Machtpolitik.

Der Mensch in seinem Wesen hat sich nicht verändert, wie damals lombardische Städte streiten heute deutsche oder andere europäische Kommunen mit höheren Gliederungen sich um Geld und Macht. Der gerade europäische Poker um Flüchtlinge, Geld und Macht erinnert sehr daran.

Merkel hat gegen alles europäische Recht die Tore geöffnet aus humanitären Gründen und damit einer Welle von Menschen den Weg nach Deutschland erleichtert, die weder Asyl brauchen, noch verfolgt werden, um der Mehrheit derer, die dringend Hilfe brauchten eine Chance zu geben.

Es war richtig und moralisch gut für die Flüchtlinge aus Syrien, falsch für die meisten aus dem Maghreb und für Menschen aus dem Kosovo, Albanien, Rumänien oder Bosnien. Darum ist der nun Weg richtig, einen Kompromiß mit der Türkei und am besten dem Libanon zu suchen, die bisher die Hauptlast tragen, um eine schnelle Heimkehr all derer zu ermöglichen, die dies wollen und zugleich die Integration aller, die bleiben dürfen nach den in der EU geltenden Kriterien.

Doch wird es, wie bei Friedrich in Italien und mit dem Papst ein Spiel um Macht und Kompetenz in Europa werden. Unsere östlichen Partner mit weniger Skrupel bei Menschenrechten, werden auf ihre Sicht bestehen, wer nachgibt, wird es teuer bezahlen. Die Griechen pokern mittlerweile wie die Türkei, fordern Milliarden zur Versorgung und möchten dennoch eigentlich möglichst alle weiterleiten, da sie weder Geld noch Kapazitäten zur Versorgung hätten. Es ist wie auf dem Basar und es wird darauf ankommen die Nerven zu behalten und kühl das mögliche gegen das machbare abzuwägen und die Lasten auf alle gerecht zu verteilen.

Zugleich können wir die Chance nutzen, um endlich über die Integration vieler Bürger aus den neuen Bundesländern zu reden, die offensichtlich noch nicht den Wertekonsens der BRD verstanden haben und das totalitäre Denken des Ostblocks mit Bewunderung für den starken Mann Putin weiter tragen. Die Integration dieser Bürger ist so wichtig wie die der neuen Bürger von egal wo in der Welt und wir werden über Jahrzente noch Zuwanderung brauchen, wenn wir unser Sozialsystem nicht vollständig umbauen, wofür Mehrheiten fraglich wohl sind. Die aussterbenden Landschaften im Osten wollen besiedelt werden und es muss an der Integration derer, die kommen wie derer, die immer dort blieben mit wohl gleicher Intensität gearbeitet werden, wie Sachsen beweist.

Es wird Kompromisse geben, die keinen ganz zufrieden stellen und wenn ungarische Populisten ihr Volk darüber entscheiden lassen wollen, was in Europa als Kompromiss ausgehandelt wird, dann werden sie direkt die Konsequenz ziehen dürfen. Wer nicht verhandlungsfähig ist im Sinne gemeinsamer Entscheidungen und die Verantwortung ablehnt, darf gerne austreten, es macht nichts, wenn nicht dabei ist, wer sich nicht integrieren will, wir müssen niemanden zu einem Konsens der Werte zwingen. Vielleicht braucht der ehemalige Ostblock noch einige Generationen bevor sich wieder liberales und soziales Denken als mehrheitlich normal etabliert, was weiß ich schon?

Friedrichs Enkel Friedrich II. wurde König von Sizilien, Kaiser, König von Jerusalem und vieles mehr, weil er auch klug Kompromisse schloss, statt sich mit Gewalt durchzusetzen. Die Beurteilung heute agierender europäischer Politiker wird daran zu messen sein.
jens tuengerthal. 4.3.16

Frauenliebe 030

Die Buchhändlerin

Meine Liebe zu den Büchern ist notorisch, also war es kein Wunder, dass ich mich in eine Buchhändlerin verlieben würde. Es war immer mein Traum gewesen, eine Buchhändlerin zu haben, die Bücher und Geschichten liebte wie ich, die, wenn sie zu mir kam, erst mal ausführlich meine Bücher betrachtete und meine Schätze wertschätzen konnte und als ich mich eines Tages tatsächlich in eine Buchhändlerin verliebte, wurde zumindest diese Hoffnung nicht enttäuscht.

Wir kannten uns aus der virtuellen Welt, hatten uns gegenseitig kommentiert, sie war eine meiner Leserinnen und ich schätzte ihre klugen Beiträge, ihre Sprache und sie wohnte nicht weit von hier, sie zu sehen, hatte ich nie überlegt, sie war ja verheiratet und hatte, wie in ihrem Profil sichtbar war, Kinder, davon ließ ich lieber die Finger, um sie mir nicht zu verbrennen, zu achten, was besteht, keine schlafenden Hunde zu wecken.

Sie hatte den Kontakt gesucht und ein Treffen vereinbart und da ich ja wusste, dass sie gebunden war, hatte ich zunächst noch versucht, eine Freundin dazu einzuladen, an der ich nebenbei etwas interessiert war und die wie ich Single war. Leider konnte sie nicht, dachte ich und sah dem, was kam, relativ gelassen entgegen, von den Fotos, die ich von ihr kannte, sah sie nett aus, aber niemand für den ich losgezogen wäre, einen Wald auszureißen, ihr die Welt zu Füßen zu legen, dachte ich.

Wie sehr ich mich getäuscht hatte, sah ich auf den ersten Blick. Eine relativ große Frau mit braunen, hochgesteckten Haaren kam, mit hohen Schuhen, ganz im Stil der etwas eleganteren Damen, die hier auch zu finden sind aber doch die auffällig schönen Ausnahmen sind, an meinen Tisch und begrüßte mich, der ich schon wieder völlig in mein Telefon vertieft, das nächste Gedicht schrieb.

Wir trafen uns natürlich vor meinem Stammcafé, es war Sommer, ein schöner noch lauwarmer Abend und sie nahm mir gegenüber Platz. Was für eine Frau, dachte ich, schön, selbstbewusst, Bücher liebend, Buchhändlerin aus Überzeugung, wenn auch da noch gerade mit ihrem jüngsten Zuhause oder in der Eingewöhung und eine Leserin von mir noch dazu, die mich hatte kennenlernen wollen, wie sie sehr schnell sagte, schon lange, hatte sie das gewollt und ich hörte es und mir lief das Herz über, was für eine Frau, ich weiß nicht, ob ich es auch sagte, aber irgendwie habe ich meine Begeisterung doch Ausdruck gegeben und wir begannen zu trinken - ich Wein und sie erst Wein und dann Drinks oder war es umgekehrt, jedenfalls eine ganze Menge, bis der Abend kühler wurde und ich sie fragte, ob wir nicht reingehen wollten, sie trüge ja nur einen Rock, was sie aber entschieden in ihrer scheinbar so selbstsicheren, offenen Art ablehnte, sondern vorschlug, sich neben mich zu setzen, dann wäre es ja nicht ganz so kalt.

Bis dahin hatte ich noch keinen Gedanken an irgendetwas über einen netten Plausch gehabt, sie war ja verheiratet, mit einem von dem das jüngere ihrer beiden Kinder war. Das andere war ein Überbleibsel ihrer Zeit im Südwesten.

Sie war noch sehr jung, vielleicht wurde ich auch alt, aber sie war deutlich mehr als zehn Jahre jünger als ich, der die vierzig schon überschritten hatte und sie war noch keine oder gerade dreißig aber darin in ihrer Damenhaftigkeit, die ihr so wichtig war, irgendwie zeitlos. Eigentlich war sie mir ja viel zu jung, aber daran habe ich nie gedacht, nur rein formell, es mal gesagt, aber es war völlig egal und in dem Moment, als sie sich neben mich setzte an dem kühlen Abend im Spätsommer, spielte so etwas keinerlei Rolle und noch war sie ja als verheiratete Frau für mich tabu.

Nie wieder eine verheiratete Frau hatte ich mir geschworen, nachdem ich in den letzten Jahren bereits mehrfach sehr schmerzhafte Bauchlandungen damit erlebt hatte und so hatte ich nichts vor, sie war ja auch in festen Händen, dachte ich, als sie sich, während wir weiter tranken, an mich kuschelte, was sicher nur der Kälte an diesem zauberhaften Sommerabend geschuldet war und der geistigen Nähe aus der Liebe zu den Büchern und der Dichtung über die wir angeregt sprachen.

Anregend war sie immer, sehr engagiert in allem, besonders wenn sie sprach und nun auch im sich Ankuscheln und als ich ein wenig nur mit Hintergedanken zu ihr sagte, dass ich sie nun am liebsten küssen würde, wenn ich nicht wüsste, dass dies tabu wäre, weil es gerade so schön wäre, da war plötzlich nichts mehr tabu und sie sagte, dann tu es doch und wir fanden uns in einem leidenschaftlichen Kuss wieder nachdem sie mir gestand, genau das schon lange gewollt zu haben.

Wir hörten mit der Knutscherei nur noch kurz auf, um mal eine zu rauchen und noch etwas zu trinken, meine Pfeife hatte ich längst ausgehen lassen und stieg auf Zigaretten wie sie um. Sie ließ meine Hände wandern und diese freuten sich über den freien Zugriff unter ihrem Rock und das sie Schamhaare hatte, was, wie ich in den letzten Jahren bitter gelernt hatte, längst nicht mehr normal war, vielmehr begegneten mir auch manchmal überraschend viele Nacktschnecken, die bei mir eine natürliche Beißhemmung eher auslösten, als das sie mich reitzten, das waren für mich irgendwie keine ganzen Frauen sondern Kinder, die für mich als Vater einer Tochter und großer Bruder tabu waren.

Hier könnte ich nun philosophisch zu dieser Frage schreiben und dem Bild der Frau, was hinter dieser Mode zur Nacktrasur aus der Pornobranche ausführlich schreiben, wie ich es als einer, der die Frauen liebt, immer wieder gerne tue, aber das spare ich mir für die Fälle noch auf, in den es mir begegnete, um die dann Gefühle authentischer beschreiben zu können.

Hier war es kein Thema, sie hatte einen Busch, wirkte auf den ersten Griff relativ unrasiert und das mochte ich und es machte mich an und während ich oben küsste, steichelte ich unten mit Hingabe ihren Schoß, der mich schon, als ich nur ihren Slip zur Begrüßung zur Seite schob, sehr feucht und offen begrüßte.

So gingen die Dinge ihren Lauf und nicht nur ihre Mitte reagierte heftig auf die Berührung, die sie schon ersehnt hatte, ihr ganzer Körper antwortete mit lustvoller Spannung und mühsam nur stöhnte sie leise, als sie die ersten male unter meinen Fingern kam, wir saßen ja noch auf der Bank vor meinem Stammcafé, das eigentlich eine Bar auch ist, aber wer wollte das so streng und in dieser Situation unterscheiden, während wir uns begehrend am Platz saßen und sie sich verwöhnen ließ und ausgiebig genoß.

Nach jedem Höhepunkt, rauchten wir eine und tranken noch etwas, sie meinte, sie bräuchte noch irgendwas mit Wodka und ich dachte, dass sie eigentlich genug hätte, ließ sie aber voller Vorfreude auf das, was kommen mochte, denn ich war mir sicher, auch wenn sie noch steif und fest behauptete, sie käme heute nicht zu mir, dass diese Begegnung bald in meinem Bett enden würde und so antwortete ich auf ihren immer wieder vorgebrachten Einwand, sie käme heute nicht zu mir, nur mit jaja und dachte mir meinen Teil.

Wir saßen noch so lange dort, bis sogar meine ewig offene Stammbar schloss und sie dringend neue Zigaretten brauchte, was eigentlich schon sehr früh in dieser Nacht im späten Sommer war. Auf dem Weg zum nächsten Kiosk von dem ich wusste, dass er sehr lange auf hat, legten wir noch einige Kusspausen ein, etwa direkt an einem Spielplatz und wieder griff ich ihr unter den Rock und sie ließ es lustvoll geschehen, berührte meine Hose von außen noch aber kam gleich wieder, was bei mir immer wieder schnell ging während unserer ganzen nur einige Wochen währenden Liaison. Sie war unendlich potent, wie Frauen überhaupt, wenn sie zu genießen wisssen, Männern darin weit überlegen sind, mir zumindest, um mich nicht für andere zu sagen, was doch nur meine beschränkte Erfahrung ist.

Die Wildheit dabei führte dazu, dass sie, wie sie später feststellte, ihren Ohrring verlor, den ich dann, manchmal geschehen doch Wunder, am nächsten Tag am Spielplatzzaun auf dem Boden liegend wieder fand.

Sich Gedanken über das Schicksal machen, ist müßig für einen, der an nichts höheres glaubt sondern höchstens neben dem Zufall natürliche Kausalitäten bejaht und dennoch, als ich am nächsten Tag dort lang ging, um bei meinem Kiosk Zigaretten zu kaufen und den Ohrring dort liegen sah, den niemand mitgenommen hatte, wurde mir ganz warm und ich fühlte sie innig nah.

Wir schrieben uns sehr viel und leidenschaftlich und noch inniger wurde unsere forumsinterne Gedichteschlacht, bei der wir uns immer heißer schrieben, ohne bisher miteinander geschlafen zu haben, auf das nächste mal lauernd. Das sie sich so bald wie möglich fei kämpfte, denn als verheiratete Frau unterlag sie natürlich gewissen Zwängen.

Sie inszenierte es großartig und ließ die Spannung steigen, ich hielt es schon fast nicht mehr aus, doch sie wollte auch beim nächsten mal sich nicht gleich bei mir treffen, sondern in der Bar, in der Absicht, was ich da noch nicht ahnte, sich gegen ihr schlechtes Gewissen zu betrinken.

Als wir dann endlich doch zu mir gingen, war sie so betrunken, dass sie dringend meinen Arm brauchte, sich beinahe übergeben musste und sich bei mir erstmal auf mein Bett legen musste, weil sich alles drehte. Wurde gleich wieder ganz Krankenpfleger und sorgte rührend für sie, auch wenn ich eigentlich endlich mit ihr schlafen wollte - das dauerte noch etwas, bis sie wieder zu sich kam. Während sie sich langsam erholte, zog ich sie aus und küsste ihren Schoss und so überdeckte irgendwann ihre Lust den Schwindel - sie kam noch das eine oder andere mal, bevor wir schließlich endlich ineinander landeten.

Sie war schlank und hatte eine zwar nicht sportliche aber ziemlich schlanke Figur und einen süßen eher kleineren Busen, gefiel mir sehr gut und sie hatte sich für mich ein wenig rasiert, nachdem ich bei einem weiteren Spielpatzstopp in unserer ersten Nacht noch ihre Mitte geküsst hatte und mir dann etwas mühsam die Haare wieder von der Zunge holte und meinte, ich liebe ja Schamhaare, aber nicht unbedingt auf der Zunge und sie trug einen String, wie ich es liebte.

Sie kam dabei noch einige male, mein Vegnügen hielt sich in überschaubaren Grenzen, auch wenn ich voller Lust war und wir uns geistig so aufgeheizt hatten, dass ich dachte ich würde sofort explodieren, ließ ich mir zu ihrem mehrfachen Vergnügen viel Zeit dabei und als sogar ihr Schoß irgendwann erschöpft war, blies sie mir erfolgreich einen, was auch das eigentlich Verhütungsproblem löste, schluckte und küsste mich wieder leidenschaftlich, konnte noch zweimal und wollte dann nach Hause, was meine romantische Stimmung sehr senkte.

Einerseits träumten wir von Büchern, die wir zusammen lesen wollten, sie wollte mir Grass Butt nahe bringen und vorlesen, träumte von gemeinsamen Reisen als Liebespaar nach Budapest und Wien und kehrte doch immer wieder in ihr Ehebett zurück und wollte sich nicht trennen, mich als Liebhaber, weil ihr, was sie in ihrer Ehe bekam, offensichtlich nicht genügte und ich war mir eigentlich zu schade dafür nur ein Geliebter zu sein, ich wollte eine Frau, mit der ich mein Leben teile. Sie warnte mich und sagte mir, ich solle froh sein, wie es sei, so fühle sie sich wohl bei mir und alles sei gut, während sie zuhause, manchmal dreimal am Tag den Kleiderschrank aufräumen würde, eine etwas zwanghafte und sehr ungeduldige Frau wäre, ich würde sie nicht als Frau wollen und solle doch glücklich sein, mit dem was ich hätte, mehr könne sie nicht.

So ging es weiter und zwischendurch zögerten wir wohl beide, was daraus langfristig werden sollte, zumindest stellte sie es so mir gegenüber dar, aber vielleicht war es das Geld oder doch die Liebe zu ihren Gatten, ich weiß es nicht, dachte ich, sie blieb bei ihm und genoss mich, wann immer sich die Gelegenheit ergab.

Die ergab sich für kleine Gelegenheiten erstaunlich oft und ich lernte auch ihre Söhne kennen, die ich gern mochte. Träumte von Familie mit ihr, während wir an warmen Sommertagen hier auf dem Platz auf dem Spielplatz saßen, den sie nun sehr oft besuchte, damit wir uns zumindest sehen und im Verborgenen küssen konnten.

Einmal als der Kleine schlief und der Größere auf dem anderen Spielplatz tobte, streichelte ich sie wieder unter ihrem Rock und sie kam auch dort, mitten auf dem Platz, auf einem Mäuerchen sitzend, neben anderen Muttis, die ihre Superdesignerkarren vorbeischoben, sofort und das mehrfach, bis der Kleine erwachte und wir mit dem Spiel aufhören mussten.

Sie hatte immer Lust und einige Nächte soffen wir noch zusammen, sie immer viel mehr als ich, der ich mich, wenn auf Wein beschränkte, manchmal auch auf Tee, um meine Potenz nicht zu  beschränken, ich war ja doch einiges älter, dachte ich.

Es war wahnsinnig leidenschaftlich, gerade geistig mit den Gedichten, die wir uns schrieben und den geheimen Treffen, manchmal auch am Vormittag, wenn der kleine im Kindergarten war. Aber die Leidenschaft fand im Kopf statt, mehr als in der Realität, alles Glück teilten wir nicht und zusammen kamen wir, glaube ich, nie. Es war mehr die Idee der Lust als ihre Umsetzung, eine geistige Liebesgeschichte des Dichters vom Platz mit der dichtenden Buchhändlerin und mein immer Traum von der großen Liebe, die ich in unseren Gedichten so innig sah, wie ich sie kaum je gespürt habe.

Als ich sie das erste mal auszog, erlebte ich eine echte Überraschung, diese etwas blaustrümpfig gekleidete Frau voller Stil, die ganz bewusst immer elegante Röcke und Schuhe mit Absatz trug, um ihrer Weiblichkeit und ihres Ganges, wegen, auf den sie achtete und womit sie sich so sehr von vielen Muttis hier unterschied, die nur noch Mutti waren und dann nur eben zufällig selten gut aussahen oder nicht, aber kaum mit ihrer Weiblichkeit spielten oder ein Prinzip hinter ihrem Tun sahen.Das bewunderte ich und achtete ich hoch, diese tolle Frau, die mir in allem so gut gefiel, trug ein Arschgeweih, das ihr ihre Mutter zum 16. Geburtstag spendiert hatte und das so gar nicht zu ihr passte, wie ich fand, auch wenn ich zugeben musste, gemessen daran, dass ich Tatoos billig finde und nicht ausstehen kann, diese Form der Tätowierung für mich eher unterste Klasse ist, sah es noch sehr elegant aus und eine Dame, entstellt eben nichts. Befremdlich fand ich es dennoch und sagte, als sie mir gestand, wie peinlich ihr diese Jugendsünde eigentlich war, nichts mehr dazu. Es war relativ elegant und damit passte es zu ihr, auch wenn es eigentlich überhaupt nicht zu ihr passte.

Was wünschte ich mir eine Nacht mir ihr, ein gemeinsames Erwachen und voller Lust den Tag beginnen, auch wenn sie Kaffetrinkerin war, die Vorstellung schien mir zu schön und so hielt ich noch lange an etwas fest, was ich eigentlich nie mehr wollte aus schlechter Erfahrung, die sich leider wieder bestätigte.

Wollte sie und wollte sie ganz und dann zog sie sich irgendwann mit einem Brief zurück, weil es nicht weiter ging, keine Perspektive hatte, vielleicht auch weil ich ihr als nur Liebhaber zu schwierig wurde, sie den Kick den neuen immer wieder brauchte oder weil ich zu sehr geklammert hatte und eigentlich nie zufrieden war und es nicht das war, was ich wollte, sie mich band in einem Zustand, der mich nicht glücklich machen konnte und so gesehen, kann ich für ihren Rückzug dankbar sein.

Wir haben uns dann nochmal getroffen, natürlich wieder in meiner Stammbar, es war schon kühler und wir saßen drinnen, der Traum war weg, es tat weh und ich ärgerte mich einerseits, mich darauf eingelassen zu haben und wollte mich doch nur über das freuen, was war. Sie war eine großartige Muse gewesen, ich habe sie, wirklich geliebt und hätte sie gern zur Frau gehabt, mit ihr eine Familie gegründet mit ihren und meinem Kind und vielleicht irgendwann unseren - aber vielleicht war es gut so, dass es nicht so kam, ich sie nur einmal in einem Streit danach hässlich erleben musste, was vermutlich aber am beiderseitig aufgestauten Gefühl lag und so suchten wir weiter, sie nach Geliebten, von denen und dem Leid daran sie mir erzählte, wenn wir uns sahen, was mir auch wenn längst viele dazwischen waren, weh tat und dann brach der Kontakt irgendwann ab, wir verloren uns aus den Augen und hatten uns wohl nichts mehr zu sagen, aber der Schatz der gemeinsamen Gedichte ist ein besonderer, irgendwann lese ich ihn mal wieder, jetzt, wo alle Wundern verheilt sind, ich die große Liebe längst fand und mich die Suche nicht mehr interessiert und freue mich an den großen Gefühlen, die diesen frühen Herbst zu einem Frühling mir machten.

Als sie aber ging, war die Verzweiflung die gleiche wie ich sie schon die male davor bei meinen verheirateten Geliebten erlebt hatte. Dieses Verlassenwerden und einsam bleiben, während der andere einfach nur zurück in den Schoß seiner Familie ging, blieb ich der einsame Wolf, der noch die Richtige suchte, um anzukommen, denn so sehr ich die Frauen liebe und ich liebe sie alle irgendwie, weil sie Frauen sind, so sehr sehnte ich mich nach der nur einen, mit der ich ein Leben teilen könnte, die mich erkannte, doch es sollte noch einige Achterbahnfahrten und sogar wieder die eine oder andere verheiratete Frau geben, da es ein Gerücht ist, dass der Mensch aus Fehlern lernt oder Schaden klüger macht, er stumpft nur ab oder macht empfindlich.

Fragte mich inzwischen häufiger, ob es in der Liebe oder bevor sie kommt, nicht klüger wäre, radikalen Prinzipien zu folgen. Stellte diese theoretisch auf und folgte ihnen nach Möglichkeit solange es ging, doch lässt sich die Liebe nicht wirklich planen, es zeigt sich immer wieder, auch wenn es Menschen geben soll, bei denen das hervorragend klappt, mißlang es mir immer wieder und ich stellte aus dem Gefühl des Augenblicks alle kategorischen Prinzipien wieder infrage, auch wenn mir die Vernunft sagte, tu es nicht, du wirst wieder leiden. Doch nie bin ich stärker darin Ausreden zu finden, um unvernünftiges zu tun, als wenn ich liebe.

Vielleicht brauchte es dieses auf und ab und das Leiden am großen Traum, um ihn wirklich würdigen zu können, als er sich schließlich doch eintrat, auch wenn ich mich sogar dabei manchmal noch frage, kann es denn wahr sein, wird es bleiben, wird sie bleiben oder ich irgendwann wieder die Scherben meines gebrochenen Herzens aufkehren muss, was entsetzlich abgedroschen und kitschig klingt, sich aber gut anfühlt und es trifft.

Aber vielleicht lässt mich die Unvernunft, die mich das zu oft wagen ließ von dem die Vernunft sagte, tu es nicht, es auch dann ohne Arg wagen, wo es alles richtig scheint und ist, wie ich es mir immer träumte, um den Traum zu teilen und einfach zu leben, denn im Grunde ist Liebe auch etwas ganz realistisches, was einfach gut tut, wenn wir Glück haben und es wagen.

Was meine Geliebte, die Buchhändlerin wirklich suchte, ob es das große Gefühl war oder der gute Sex, den sie nur emotional dekorierte, um ganzheitlich zu genießen, weiß ich nicht, wünsche ihr auch irgendwann anzukommen und nicht mehr ausbrechen zu müssen, um Befriedigung zu finden, aber was weiß ich schon vom Glück und was es für wen, insbesondere für eine Frau wirklich ist.
jens tuengerthal 3.3.2016

Donnerstag, 3. März 2016

Bücherliebhaber

Klar liebe ich meine Frau
Über alles und sie ist einfach
Die Richtige mit der ich alles
Teilen möchte was es gibt

Trotzdem gibt es nicht nur eine
Andere die ich auch zärtlich liebe
Die ich täglich sehe gerade jetzt
Wo sie wieder weit weg ist

Manchmal haben wir auch welche
Geteilt wenn sie da war um es
Dann zusammen zu tun voller
Lust und Liebe immer wieder

Habe dabei als erfahrener Liebhaber
Ein wenig die Führung übernommen
Nicht weil ich der Mann bin vielleicht
Weil ich einfach mehr gelesen habe

Sie ließ sich dabei gerne von mir
Verführen und gemeinsam sind wir
In neue Welten aufgebrochen oft
Auch länger eine genossen

Eigentlich haben wir es irgendwann
Jede Nacht gemacht egal wie spät
Es ging ja um die große Liebe
Die zwischen uns aber nicht nur

Auch meine anderen Lieben durften
Bei ihr immer wieder dabei sein
Sie war da ganz entspannt
Von Eifersucht keine Rede

Es wurde wie eine schöne Gewohnheit
Erst las ich vor dann vögelten wir
Was gibt es schöneres als die Liebe
So ganz zu teilen miteinander

Die anderen Lieben lagen dann meist
Ruhig daneben als schauten sie zu
Manchmal streichelte sie mich auch
Wenn die andere noch da war

Dann liebten wir uns zusammen
Gestehe gelegentlich dabei den
Faden verloren zu haben aber das
Machte nichts dann lasen wir nochmal
jens tuengerthal 3.3.16