Samstag, 14. Juni 2025

Lektürentagebuch 14.6.25

Lektürentagebuch 14.6.25

Aus dem alten indischen Papageienbuch
Erfahren wir in der 27. Erzählung wie sich 
Narendra aus schwierigster Lage befreit
In die ihn die Fleischeslust gebracht hat 

Dieser war Mönch eines Ordens der den
Frauen entsagt wie keusch und friedlich 
Lebte und dafür versorgt wurde hatte
Jedoch voller Lust eine Hetäre bestellt

Als einer der ganz nackt bettelte dies
Beobachtete zeigte er dessen nicht
Standesgemäßes Verhalten im Dorf an
Worauf die Bewohner das Haus belagerten

Sie sahen die Hetäre kommen die auch
Die Belagerung bemerkte und den Mönch
Warnte worauf dieser sich nackt auszog
Um sich als Nacktmönch zu tarnen

Dieser Versuch der Täuschung gelang
Er entkam ganz nackt der Belagerung
Weil alle ihn für einen Mönch des Ordens
Hielten der ihn angezeigt hatte

Wenn sie so geschickt täuschen könne
Sollte sie ruhig tun was sie vorhabe
Rät der weise Papagei der Prinzessin
Womit wieder klug genug alles sein kann


Einige Seiten von Rétif de la Bretonne 
Aus Monsieur Nicolas oder das enthüllte
Menschenherz seine Lebensgeschichte
Die zugleich eine Liebesgeschichte ist

Wie er dabei eine Geliebte mit vollem
Schmerzenden Herzen verlässt dafür 
Seine ungeahnte Tochter und deren
Mutter als Familie ganz zu gewinnen

Dies ist so wunderbar französisch in
Gerade Dijon beschrieben dass die
Menüs noch zu gut passen auch
Wenn er versichert satt zu sein

Die Kombination von alter Liebe
Großer Leidenschaft mit Essen
Wie Lust und Genuss ist hier in
Formvollendeter Weise gelungen

Von dem Leiden um die eine auf
Engelschwingen der Liebe dann
Zur anderen geführt zugleich seine
Familie entdeckt ist schon viel Gefühl

Mit großer Eleganz dennoch kurvt
Bretonne durch diesen Parcours der
Liebe im Bericht seines Lebens das
Im Liebesleben in Dijon begann

Wie schön ist es alte Liebesgeschichten
Die noch dazu von alten Lieben kamen
Welche noch an andere Liebste erinnern
Mit denen ich etwas in Dijon schon war

Das ganze reicht so über einen Zeitraum
Von über dreißig Jahren was dann schon
Länger ist als die jüngste dabei alt bisher
Was dem Karussell neuen Schwung gibt

Es scheint als ob diese unendlichen
Geschichten im Leben nie enden egal
Welche Eide wir dazu auch schwören 
Irgendwann kommt eine sie zu brechen


Das neunte Kapitel beginnt mit dem
Aufbruch der im Landschaftszimmer
Wieder versammelten Gesellschaft
Der ziemlich spät gegen elf erst begann

Wenn ich es mal so früh in die Bar
Schaffe denke ich lächelnd dabei
Freue mich auf Thomas Mann ab
Heute wieder mit anderem gemeinsam

Während die Konsulin danach sofort
Zum kranken Christian eilt bringt der
Konsul noch die Gäste vor die Tür die
In alle Richtungen auseinander streben

Nachdenklich schaut er noch beim
Grauen windigen Nieselwetter auf
Die Fassade seines Hauses nun steht
Ihm das Gespräch mit seinem Vater

Zum vorher verschwiegenen Brief des
Halbbruders noch bevor indem es wohl
Sicher um Geldforderungen geht die
Vermutlich wieder Ärger auch bringen

So folgt auf das lange ausgelassene Fest
Noch ein ernstes Gespräch was dann vor
Mitternacht im Festsaal stattfindet aber erst
Im dann zehnten Kapitel morgen kommt


Unter dem überraschend lateinischen Titel 
Operationes spiriuales wird uns zunächst
Der Vater von Leo Naphta vorgestellt der
In Galizien das Amt des Schächters trug

Über diesen sprach sein Sohn voller
Andächtig liebevoller Hochachtung noch
Der während eines Pogrom nach dem Tod
Zweier Christenkinder ermodet wurde 

Dieser vom Rabbi mit dem er ewig stritt
Ausgebildete Schlachter war auch Heiler
Bekannt für seine Widerworte wurde ans 
Kreuz am brennenden Haus genagelt

Dieses schreckliche Ereignis nun nahm
Die Mutter als Grund zur Flucht mit
Ihren Kindern nach Vorarlberg wo sich
Ein Rabbiner des klugen Leo annahm

Dieser törderte ihn sehr und überwarf
Sich doch mit ihm bald über Auslegungen
Der heiligen Schriften und so flog Leo
Naphta mit zwölf dort wieder raus

In dieser Situation in der auch noch
Seine Mutter starb lernte er im Park
Einen Pater kennen der ihn auf den 
Für ihn rechten Weg dann führte

Diese kleinen geistigen Ausflüge in
Andere Welten zum Hintergrund seiner
Nur Nebenfiguren sind stets wundervoll
Zeigen weiten Blick in die in Kultur

Ganz nebenbei erläutert Thomas Mann
Hier warum ein Schächter nicht einfach
Ein grausamer Metzger ist sondern ein
Rituellen Amt ordnungsgemäß ausübt

Diese Tiefe im kulturellen Blick die
Mit alten Vorurteilen aufräumt wie
Dadurch die Figuren noch belebt
Machen den Zauberberg zu mehr 

Mehr als einem Roman der er ist
Nebenbei aber auch noch eine
Kulturgeschichte des alten Europa
Mit seinen vielen bunten Kulturen 


Nun geht es noch mit Franz Hessel
Als Flaneur im Berlin zum Dönhoffplatz
Der berichtet wie er Langenscheidts
Naturgeschichte des Berliners von 1878

Zu Füßen der Riesendamen aus Stein
Vor dem Warenhaus Tietz las was ihm
Sonderbar passend erschien weil er über
Den Schattenriss Berlins von 1788 las

Dort ging es um die Leipziger Straße
In der er nun auch vor Tietz stand
Auch wenn sie damals woanders lag
Sei die die herrlichste Berlins gewesen

Leider nur müssen Fußgänger hier
Ständig dem überall Koth wie dem 
Von rasenden Wagen spritzenden
Schlamm immer wieder ausweichen

Von geheimen Schleichwegen der hier
Anwohner wird amüsant noch erzählt
Während auf dem Damm noch den 
Rasenden Kutschen ausgewichen wird 

So wird von spärlicher Beleuchtung der
Straßen erzählt und den fettriefenden
Uniformen der früher noch Beleuchter
Die auch die Lampen reinigen mussten 

Berichtet wird von den alten Berliner
Droschken mit ihren roten Rädern an
Die sich ältere noch erinnern werden
Wie an die blauen Kutschermäntel

Der alte Dönhoffplatz noch nach Alexander
Dem preußischen Generalleutnant benannt 
Heißt heute nach Marion Dönhoff aus dem
Gleichen Clan Autorin und Journalistin

Am Dönhoffplatz stand auch dass Palais
In dem der Staatskanzlei Hardenberg lebte
Wie das preußische Abgeordnetenhaus
An Hardenberg erinnert nur noch ein

Denkmal das dem Steins seines klugen 
Vorgängers den Rücken zuwendet dafür
Gab es einen Brunnen mit einem Löwen
Wenn die Wasserkatze wieder speit war

Reimten die Berliner der Frühling schon
Nicht mehr weit doch genug vom Platz
Besucht Hessel noch das nahe Theater
In dem Herren Hosenrollen spielen

Wie der Autor hier verwirrend schrieb
Denn eigentlich spielen die Herren hier
Alles in Rock und Hose dazu wird noch
Gutes deutsches Liedgut geboten

Dies teilweise sogar noch Acapella 
Was einen besonders melodischen
Reiz im Vortrag dabei hat jedenfalls
Macht Hessel altes Berlin sichtbar

Noch heute stehen die alten Kolonaden
Am Marion Gräfin Dönhoff Platz der
Von Hochhäusern aus DDR Zeiten
Umgeben an der Leipziger Straße liegt


jens tuengerthal 14.6.25

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