Engelbegegnung
Bin heute zwei Engeln begegnet
Im Berliner Bode Museum war es
Einer war von Paul Klee und der
Gehörte einmal Walter Benjamin
Natürlich gibt es keine Engel was
Soll ein kritischer Aufklärer sonst
Zu solchem Hokuspokus sagen
Außer es geht um große Kunst
Unter dem wunderbaren Titel
Der Engel der Geschichte ist
Um den kleeschen Engel eine
Kabinettausstellung zu sehen
In deren Zentrum steht natürlich
Der Angelus novus von Klee der
Sich seit 1920 im Besitz von
Walter Benjamin befand
Über diesen neuen Engel entwickelt
Benjamin sein Denkbild vom dann
Engel der Geschichte der vom Sturm
Des Fortschritts rückwärtsschauend noch
Nach vorne in die dann Zukunft getrieben
Wird was zur Allegorie für die Zerstörung
Des Krieges wurde der Benjamins Heimat
Berlin die ihn 1933 vertrieb zerstörte
Achtzig Jahre nach Kriegsende kam nun
Dieses Werk als Leihgabe aus Jerusalem
Vom Israel Museum nach Berlin was eine
Verbindung zur hier Zerstörung zieht
Benjamin hatte den Angelus novus mit
Nach Paris genommen und wie sein
Manuskript zum Text als er 1940 auch
Von dort fliehen musste deponiert
Aus der Bibliothèque Nationale kam es
Zu Adorno der den Text veröffentlichte
Nach dessen Tod kam es schließlich zu
Gershom Scholem nach Jerusalem
So hatte es Benjamin noch in seinem
Testament vorgesehen der sich dann
Auf der Flucht 1940 in den Pyrenäen
Das Leben nahm bevor die Gestapo kam
Der Sturm dem der Engel den Rücken
Zuwendet kommt vom Paradies her
Hat sich in den Flügeln verfangen und
Treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft
Während der Engel noch in die
Geschichte schaut ist der Sturm
Der ihn am Fliegen nun hindert
Was wir heute Fortschritt nennen
Ein vekohlter und ein zerstörter Engel
Stehen für das fast prophetische in
Den Worten der IX. These von Benjamin
Symbolisch für 440 zerstörte Werke
Die Frage der Engel griff 1987 dann
Wim Wenders im Himmel über Berlin
Auf der in Ausschnitten gezeigt wird
Ein sehr mutiger Vergleich hier wohl
Engel gleichen dem Fliegenden Holländer
Darin dass sie ihre Unsterblichkeit verlieren
Wenn die Liebe ins Spiel kommt was der
Musealen Analogie die Spitze eher raubt
Peter Falk der sich selbst spielt als einen
Ehemaligen Engel berät Bruno Ganz wie
Otto Sander zur Flucht aus ihrer Rolle als
Engel um echte Gefühle zu haben dafür
Museen stehen für die Unsterblichkeit
Großer Kunst die mit Liebe geschaffen
Alle Grenzen überwinden kann womit
Fraglich an welche sie uns führt
Benjamin interpretiert den neuen Engel
Für die Geschichte als vom Fortschritt
Am Fliegen gehindert weil dieser uns
Logisch den spirituellen Glauben raubt
Die bloß geistige Existenz der Engel
Verliert vom Fortschritt gebeutelt ihre
Flügel was sie dafür menschlich erst
Machte damit auch frei zu lieben
Ob fliegen zu können wie auch die
Gedanken der anderen zu lesen ein
Gewinn ist der den Verlust der Liebe
Kompensieren kann scheint fraglich
Der fliegende Holländer riskierte alles
Durch die Liebe die Unsterblichkeit
Wieder loszuwerden also menschlich
Damit sich zu zeigen mehr geht nicht
Die Liebe ist es sicher wert ein
Mensch zu sein wie zu bleiben
Damit natürlich sterblich wie
Unfähig zu fliegen immer
Benjamin wählte den Tod weil
Das Nichts ihm attraktiver schien
Als das Sein noch werden könnte
Unsterblichkeit haben seine Werke
An dieser wirkt auch die feine
Kabinettsausstellung wunderbar mit
Egal ob sie damit neue Engel produziert
Und die Liebe kommt einfach trotzdem
Wer sich also in Gegenwart dieses
Sturm getriebenen Feind des Fortschritts
Verliebte hätte alle Theorie damit logisch
Widerlegt was die Liebe nicht kümmert
Das mit der Liebe bleibt ja immer noch
Irgendwie seltsam auch wenn wir doch
Längst wissen könnten theoretisch nie
Zusammenzupassen tut wir noch so
Als könnte alles anders sein wenn
Wer wagt unvernünftig genug zu sein
Lieber Mensch zu bleiben als Engel
Wäre das Thema Liebe nur normal
Sobald aber wer das als Fortschritt
Definiert wäre es aus mit dem Fliegen
Weil der Wind den Engel fesselte
Egal wieviele Flugzeuge im Bauch
Es bleiben trotz des berauschenden
Glücks dieser Ausstellung bei mir
Gewisse innere Zweifel an der
Logik die der Liebe immer egal ist
Kenne das Problem von Benjamin
Wie von Klee schon länger aber
Lasse es gerne dahinstehen denn
Es bleibt dennoch liebenswert
Aber von gewissen philosophischen
Zweifeln am kulturhistorischer Logik
Einmal abgesehen ist diese kleine feine
Kabinettausstellung jeden Besuch wert
jens tuengerthal 1.6.25
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