Mittwoch, 28. August 2019

Geisterrepublik

Von der Republik der freien
Geister im Jena um 1800 schrieb
Peter Neumann unter gleichem Titel
Auch über die großen Geister aus
Dem benachbarten Weimar was
Von Goethe und Anna Amalia noch
Geprägt später auch Schiller anzog
Der Jena um der besseren Luft
Wegen längst Lungenkrank als
Schwabe verließ beim Herzog
In letzte Dienste noch zu treten
So blieben in Jena doch noch
Schlegels Schelling Novalis Hegel
Zumindest zeitweise bis es sie alle
So noch am Leben und nicht an
Zu junger Liebe wie Novalis gestorben
Nach Berlin schließlich doch zog
Nachdem mit Napoleon schon das
Große Weimar unterging zum Museum
In Zukunft nur noch wurde was auch
Bauhaus und Harry Kessler nicht
Als Aufbruch der Moderne änderte
Letze Jahre bis vor der Mitte dann
Goethes Alter als Denkmal ausstellte
Auf dem er sich selbst als Solitär
Den ewigen Lorbeerkranz reichte
Treffend liebevoll spöttisch später
Vom Chronisten des Bürgertums
Wie seiner hochgehaltenen Bildung
Dem großen Thomas Mann
In Lotte in Weimar beschrieben

Feinsinnig und wissend taucht Neumann
In diese Welt großer Geister mit seinen
Lesern ein erzählt dabei nett Anekdoten
Malt das Bild des Lebens um die Geister
Des deutschen Idealismus kenntnisreich
Ruft auch aller Vorbild Kant zu Hilfe
Vergisst dabei leider nur auf den hier
Entscheidenden Unterschied aufmerksam
Zu machen womit manches verschwimmt
Was Kant als Prinzip klar benennt doch
Lese ich als Kritiker und Autor heute
Kant anders als die Schwaben in Jena
Die alle sich anmaßten den Meister
Aus Königsberg vollendet zu haben
Auch wenn sie eher romantischen Nebel
Nur verbreiteten statt für Aufklärung zu
Sorgen und so verliert sich auch im
Deutschen Idealismus eben völlig
Die aufgeklärte Freiheit eines Kant
Im wagen Wähnen träumender Geister
Wie Kant sie wohl verspottet hätte
Die sich groß wähnenden Köpfe aus
Jena um 1800 deren Wirkung doch
Kleiner blieb als sie selbst hofften
Die schwäbischen Stiftszöglinge
Blieben religiös eng wie sie waren

Neumanns Jena um 1800 ist sehr
Lesenswert führt plaudernd in eine
Geistig spannende Zeit des Umbruchs
Zwischen Aufklärung und Romantik
Lässt Leser miterleben wie es sich
Damals anfühlte ein Philosoph zu sein
Auch wenn teilweise Distanz fehlt
Das Unverständnis Schillers nicht
Deutlich genug wird der Goethe
Über die Horen der Aufklärung
Mehr verpflichten wollte als den
Romantikern sich nahe zu fühlen
Mit denen der Geheimrat flirtete
Ohne sich innerlich von ihnen
Je ganz vereinnahmen zu lassen
Und so bietet Jena 1800 einen
Guten Überblick über eine einst
Geistige Welt in Sachsen-Weimar
Lohnend zu lesen wünschenswert
Wäre nur etwas mehr kritische
Distanz zu den Akteuren noch

jens tuengerthal 28.8.2019

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