Montag, 11. November 2024

Lektürentagebuch 11.11.24

Lektürentagebuch 11.11.24

In zwei schönen Bänden heute
Gelesen in der Nacht noch den
Flaneur Hessel über die Ehe wie
Am Tag Andrea Wulf über eine

Sich langsam auflösende Romantik
In Jena mit dabei teilweise ganz 
Erstaunlicher Harmonie plötzlich
Nach vielen vorher nervigen Seiten


Sehr feinsinnig plaudert Franz Hessel
In Urahne Großmutter Mutter Kind über
Konstellationen von Liebe und Lust die
Sich über Generationen hinziehen

Beginnt mit Großmutter Margarete Louise
Die mit ihrem Leutnant die Quadrille tanzt
Dessen Einladung sie beim Vater noch
Durchgesetzt hatte gegen alle Gewohnheit

Später lebt sie mit ihrer Tochter der hier 
Mutter der Geschichte Mara Lulu in München 
Wo diese geschwängert wird in den dort
Künstlerkreisen beim ersten Date

Schließlich kommt Mia Lu und haut im
Atelier ihrer künstlerischen Mutter nun in
Berlin Charlottenburg dem Pressechef des 
Theaters eine runter weil sie von ihm gerne 

Geheiratet werden möchte unklar nur ob
Sie bei Verfolgung dieser ganz ernsten 
Absichten bereits schwanger ist oder
Anders als ihre Vorfahrinnen vorbeugte

Über nur zwei Seiten plaudert der 
Geniale Franz Hessel so über eine
Auch sexuelle Familiengeschichte
Wie die Wege der Frauen darin

Männer spielen dabei nur am Rand
Eine Rolle als Befruchter oder als
Objekt weiblicher Begierde was das
Familiäre Patriarchat frei umdeutet

Berichtet nur was ihm berichtet
Wovon er erzählen einst hörte
Mit welcher auch immer er dabei
Von eigenen Erfahrungen erzählt

Der selbst einst mit seiner später
Gattin Helen Grund eine besondere
Dreiecksbeziehung mit dem Autor
Henri Pierre Roché führte die selbst

Literatur und Film wurde unter dem
Titel Jules et Jim von Truffaut als
Wunderbar tragische Liebesgeschichte
Die tragischer endet als die Realität

Zuvor schon hatte Hessel im Studium
Mit der Königin von Schwabing der
Gräfin Franziska zu Reventlow wie 
Deren Gefährten zusammengelebt

So spiegelt diese Geschichte von
Drei Liebesgeschichten wie der Lust
Mit ihren lebenden Folgen auch wie
So oft einen Teil seiner Erfahrungen



Weiter ging es heute mit Andrea Wulfs Buch Fabelhafte Rebellen über das Ende der
Gruppe die sich in Jena fand und fast
Schon graute mir vorm weiterlesen

So begann es gleich unschön wie
Caroline mit Schelling nach Berlin reist
Was August Wilhelm noch vorab
Durch Briefe zu verhindern versuchte 

Zuvor schon stritt das Ehepaar über
Geld in hässlichen Briefen die keinen
Weiter interessieren müssten wären
Beide nicht das Ehepaar Schlegel

In Berlin erlebt sie eine düstere Zeit die
Zur Scheidung von August Wilhelm führt
Während, dessen Freundin die bekannte
Schauspielerin Sophie Bernardi wieder

Nach dem Verlust eines Kindes das
Noch von ihrem noch Ehemann war
Vielleicht endlich von ihm schwanger ist 
Zieht Caroline aus der Jenaer Wohnung aus

Dabei wird sie etwas glücklicher und
Trifft täglich Schelling hat aber sonst
Kaum mehr gesellschaftliche Kontakte
Lebt am Stadtrand zurückgezogener

Aus der Depression infolge des Todes
Ihrer Tochter Auguste hat sie sich nie
Wieder ganz befreien können doch 
Genießt sie die Liebe von Schelling

Der die kluge Caroline weiter noch 
Verehrt wie stolz seinen Eltern als
Künftige Gemahlin ankündigt wo
Die Reaktion spannend wäre die

Andrea Wulf die sonst mit Details
Wie Quellen wirklich wuchert leider
Verschweigt stattdessen uns auch
Manchen Streit hätte ersparen können

Friedrich Schlegel und Dorothea Veit 
Zieht es nun nach Paris wo er die neue
Zeitschrift Europa herausgeben will als
Plattform für postnationalen Geist 

Wie visionär und schön war diese
Idee des stürmischen Schlegel was
Wäre genau das jetzt so nötig wo
Diese Kräfte wieder Zulauf finden

Vorher noch gab Friedrich mit Tieck 
Zusammen die Werke von Novalis in
Zwei Bänden heraus die auch dessen 
Roman unvollendet noch ließen 

Schelling organisiert auch auf Wunsch
Von August Wilhelm dessen Scheidung
Von Caroline gemeinsam mit Goethe
Alle schätzen sich immer noch sehr

Dies erfordert eine Genehmigung des
Herzogs von Sachsen-Weimar also
Goethe Arbeitgeber und Freund was 
Noch zu bangem Zögern führt weil 

Im zuständigen Konsistorium auch
Herder sitzt dessen Frau schon zuvor
Sich über Caroline empört hatte doch
Goethe blieb in allem guter Dinge

Erstaunlich scheint dem Leser hier
Wie jemand ernsthaft meint die 
Lästereien seiner Gattin würden
Einen Ehemann je mehr tangieren

Aber so sieht es eben die Autorin
Aus weiblicher Sicht ganz anders
Als der in der Ehe eher unbedarfte
Autor und sie kennt Goethe schlecht

Der selbst so lange mit Christiane
Noch in freier Liebe mit Kind sogar
Lebte bis der Schutz seiner Liebsten
Die Legalisierung 1806 erforderte

Schon 1803 schließlich heiratet der 
Geniale 28 jährige Schelling die über
Vierzigjährige Caroline nun Schelling
Was ein gutes Ende einmal war

Dabei bleibt Caroline dann auch der
In der Mainzer Republik noch eine
Liaison mit Georg Forster wohl eher
Glaubhaft auch nachgesagt wurde 

Spannend war wie gut August Wilhelm
Mit seinem Nachfolger bei Caroline
Dem Philosophen Schelling noch
Weiter auch befreundet blieb

Es scheint diese Generation hat die
Freie Liebe freier gelebt als es sich
Viele in alten Mustern gefangen bis
Heute noch vorstellen können

Zumindest da waren die Romantiker
Ein Vorbild und lebten dabei beide 
Geschlechter Gefühle und Lust aus
Soweit das ihnen möglich war 

Denke an die etwas spätere
Louise Aston und ihr Gedicht
Zur freien Liebe von 1848 was 
Diesen Geist genial spiegelte

Liebe kann ihre Größe nur in
Freiheit entfalten was viele für 
Befriedigte Erwartungen zu gern
Wieder vergessen haben heute

Immer noch träumen die meisten
Eine konventionelle Beziehung 
Mit dem immer erwartbaren Tod
Der Liebe durch Erwartungen

jens tuengerthal 11.11.24

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen