Mittwoch, 27. November 2024

Lektürentagebuch 26.11.24

Lektürentagebuch 26.11.24

In zwei Büchern heute gelesen
Zum einen weiter im Zauberberg
Wie zufällig ergänzend heute noch
In der Kulturgeschichte der Neuzeit

Begonnen mit Thomas Mann im
Zauberberg wo Hans wieder am
Leben auf dem Berghof als endlich
Auch Patient einfach teilnimmt

Diesem multikulturellen Ort in
Den Schweizer Bergen an dem
Sich Nationen an Tischen finden
Teils ihre Sitten noch bestaunen

Als nur leicht Kranker zeigt sich
Hans geduldig und wartet auf seinen
Termin zum Röntgen staunt erst wie
Wenig sein Auftauchen Thema wird

Nicht weil die anderen Patienten zu
Sehr mit sich beschäftigt wären oder
Keine Augen für weniger Kranke dort
Hätten sondern weil sie im immer

Gleichen Rhythmus längst alles
Gefühl für Zeit verloren wie auch
Hans an seinem Platz sitzt als ob
Nie etwas gewesen wäre mit ihm

Die ersten drei Wochen füllen noch
Staunend hunderte Seiten mit den
Erlebnissen des Kranken während
Seine nächsten drei verschwanden

Trotz seiner Bescheidenheit beim
Warten auf das Röntgen schummelt
Er dennoch  ein wenig bei der Angabe
Seiner Messungen  die er übertreibt um

Zur Aristokratie der Schwerkranken als
Nur frisch leicht Erkrankter zu gehören
Zumindest ein wenig sich dadurch auch
Der Gemeinschaft und ihren Sitten die

Der Hanseat aus alter Familie wie alle
Überkommenen Sitten gern respektiert
Anzupassen ein Kranker wie alle zu sein
Der mit seinen Messungen aufschneidet

Kein Revolutionär wie Settembrini der
Sich gegen die Sitten auflehnt wie alles
Mit freiem Geist gerne hinterfragt lieber
Einer in der Gemeinschaft zu sein

Trotz der anderweitigen Belehrung
Durch den Humanisten bleiben die
Kranken oder vom Tod gezeichneten
Für Hans Castorp hier der Adel

Zugleich erfahren die Leser wie verliebt
Hans bereits in Clawdia ist wann er das
Gefühl ganz deutlich wenn auch wie
Vorher uneingestanden nun spürt

Die Nähe zu Joachim der seine Marusja
Unausgesprochen still liebt diszipliniert
Hans der sich sonst sicher einen Bleistift
In guter Erinnerung noch geliehen hätte

So aber keusch lieber Abstand noch hält
Wie er von dem Besucher bei Clawdia aus
Ihrer Heimat bei Tisch erfährt und dass der
Hofrat sie in Öl nun bei sich wohl malt 

Diese für Hans erregenden Vorstellungen
Führen bei der nächsten Messung in der
Obligatorischen Liegekur zu einer klaren
Erhöhung seiner Temperatur auf 37,2°


Egon Friedells Kulturgeschichte der Neuzeit
Erzählte heute wie Cromwell im Konflikt
Zwischen den Kavalieren des Königs und
Den Rundköpfen des Parlaments auftaucht

Wie dieser alles niederwirft beim Griff nach
Der Macht im Land König wie Volk Hochkirche
Beide Häuser des Parlaments auch Iren und
Schotten allen war er auf seine oder ihre Art

Zugleich auch verhasst denn er stand ohne
Vorgefassten Standpunkt allein so wurde der
Lordprotector zum einzig absoluten Herrscher
Englands weil er ein stehendes Heer besaß

Er sah sich als Diener der Nation nie als König
Sondern als Constabel der eine Ordnung in der
Verwaltung erstmals schuf so nennt Friedell ihn
Den wichtigsten Schutzmann Englands 

Einer der das Fundament späterer Seemacht
Legte wie das Land ordnete und reformierte
Ob Cromwell der Fürst der Lügner war oder
Nie gelogen hat ist bis heute weiter strittig

Was an der unterschiedlichen nationalen
Definition von Realität auch liegt wie der
Kluge Wiener bemerkt es zu einem
Ausflug zu nationalen Charakteren nutzt

Die Franzosen behandelten die Realität
Wie ein passionierter Liebhaber der leicht
Zu betrügen aber ist weil blind für alle
Kritischen Blicke auf seine Wirklichkeit

Während der Deutsche sie als zwar
Ehrlicher langweiliger pedantischer
Verlobter behandelt spielt dagegen
Der Engländer den brutalen Ehemann

Ist der Haustyrann jeder Realität dabei
Will der genusssüchtige Franzosen nur
Das Angenehme sehen der bloß biedere
Deutsche um jeden Preis die Wahrheit

Auch wo es unangenehm für ihn wird
Ganz genau kennen will legt der eher
Praktische Engländer einfach fest
Angenehmes sei wahr und dafür

Unangenehmes also falsch womit die
Kulturen und ihre Eigenarten treffend
Beschrieben und charakterisiert wären
Passend zum religiösen Hintergrund

Funktionaler englischer Pragmatismus
Gegen deutsche Exaktheit die leicht
Pedantisch wirken kann während die
Franzosen gern mit der Realität flirten

Betrachte diese freche Zuschreibung
Die manch treffendes im Kern beschreibt
Überlege was sie für Europa dabei heißt
Ob es sich besser ohne Haustyrann lebt

Wie wirklich die Wirklichkeit nun ist
Bleibt dabei so offen wie immer was
Guter Wiener Schule entspricht die
Vieles nebeneinander toleriert dabei

In ihrem traditionellen Vielvölkerstaat
Der nationale Anwandlungen regional
Gerne mit Unwohlsein begründet was
Dann auch weggelächelt werden darf


Spannend ist wie sich in dieser frechen
Betrachtung der Charaktere in Europa
Zauberberg und Kulturgeschichte genial
Ergänzen und treffend beschreiben

Auch der Siedepunkt auf dem dieses
Europa zwischen Traum von grüner
Zukunft mit Multikulti und Angst so
Wieder schwankt ist hochaktuell

Sich dessen bewusst zu sein schärft
Den Blick auf die Gegenwart warum
Die Lektüre von Friedell wie Mann
So dringend wie hochaktuell ist

jens tuengerthal 26.11.24

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