Sonntag, 24. November 2024

Lektürentagebuch 24.11.24

Lektürentagebuch 24.11.24

In drei wunderbaren Büchern gelesen
Von Davos ging es nach Indien wie aus
Dem fernen Osten in den viel näheren
Nach Polen reiste wieder als Leser


In Thomas Manns Zauberberg ging es
Weiter im Gespräch mit Settembrini über
Leben und Tod wie dessen hier dringende
Ermahnung dem Tod keine Macht über

Das Leben zu geben was später von
Hans im Schneesturm wiederholt nur
Zum Motto des Romans wird der dem
Tod so vielfältig nah so oft krank kommt

Zeigt wie bedeutend dieser italienische
Humanist wird der seinen Zögling lehrt
Auf den Wert des Lebens zu achten wo
Mit diesem so leichtfertig umgegangen

Erfahre warum die Nacht die schwierigere
Hälfte des Tages für den nun Patienten
Hans Castorp ist der oft erwacht und dann
Stundenlang wach lag aber dazwischen

Immer wieder ganz intensiv träumte doch
Sah der früh erwachte gerne dem Tag
Beim werden zu in seiner exakten Ordnung
Die im Sanatorium genau eingehalten wird

Begint mit dem Klopfen des Bademeisters
Der ihn massieren soll als bettlägrigen
Der Thrombose vorzubeugen noch vor den
Ersten Mahlzeiten die den Tag sonst ordnen

Trotz der genauen Ordnung weiß er Tage
Oder Daten nicht mehr genau nur Sonntage
Bilden Einschnitte mit besonderen Speisen
Wie den Konzerten vor dem Fenster

Sehr bedauert er zunächst die ab Mitte
September beginnenden hochsommerlich
Schönen Tage nicht miterleben zu dürfen
Nennt das eine Schande aber bemerkt auch

Mehr oder anderes wäre ihm kaum möglich
Auch frei in seinen Bewegungen und Hans
Nimmt durch die offene Balkontür daran teil
Ist auf diese Art mit allem zufrieden wie es ist

Mit Ende des auferlegten Rückzugs dann
Schlägt auch das Wetter wieder um es wird
Neblig kalt mit Schneegestöbern die kurze
Sommerfrische endet unerwartet schnell

Hofrat Behrens gab ihn auf Nachfrage hin
Nach Blick auf die Fieberkurve wieder frei
Kündigte ein Innenkonterfei an also die nun
Geplante Röntgenaufnahme die wichtig wird

Nicht nur der exakten Diagnose wegen
Sondern auch der zufälligen Begegnungen
Wie dessen was daraus wird aber noch
In ungewisser Zukunft hier liegen soll

Als er beim ersten Gang zur Bank dann doch
Joachim fragt wie lange ihn Behrens ohne
Nachfrage wohl hätte liegen lassen antwortet
Der Ach mit der Gebärde des Unabsehbaren


Im über tausend Jahre alten indischen
Papageienbuch heute gelesen wie die
Ehefrau des Töpfers die sich zu gerne
Liebhaber hielt für lustvolle Abenteuer

Von ihrem Mann dabei überrascht wird
Diesem rät er solle sich nackt im Baum
Verstecken und dann ihrem Gatten die
Tragische Geschichte des Mannes zu

Erzählen der vor seinen Feinden in den
Baum vor ihrem Haus floh und dort vor
Schreck die Sprache verlor worauf der
Gehörnte Ehemann nichts böses ahnend

Dem Liebhaber seiner Frau noch Kleider
Schenkt und ihm alles Gute wünscht auf
Seinem Weg was der König der Vögel als
Kluge List in der Bedrängnis hier erzählte

Wunderbar sind diese freien Geschichten
In denen kluge selbstbewusste freie Frauen
Ihre Männer betrügen und diese mit noch
Frecheren Lügen zum Narren halten

Welch egalitäres Frauenbild spricht aus
Diesen Geschichten wie zugleich ein
Freier natürlicher Umgang mit den so
Menschlichen sexuellen Bedürfnissen

Manches scheint mir könnte unsere Zeit
Die gerade wieder alte Bilder kultiviert
Von diesen alten indischen Geschichten
Zum Wohle der Lust sicher noch lernen


In Stanislaw Ignacy Witkiewiczs großem
Roman Abschied vom Herbst kommt es
Nach dem Duell zum Treffen beim dabei
Verletzten Atanazy am Krankenbett

Hela und Zosia also seine Geliebte wie
Die vergötterte Verlobte begegnen sich
An Atanazys Bett der alles wie im
Rausch erlebt zwischen großer Reinheit

Des Gefühls für Zosia seltsamen Aberglaube
Wie zugleich drängender Lust auf die schöne
Hela wie nach beiden wohl sich verloren geht
Ohne zu wissen wohin ihn dies führen wird

Atanazy verliert sich wieder in seiner ach so
Unendlichen Liebe zu Zosia schwört dabei
Zumindest in Gedanken ewige Treue aber
Steckt  im grauen Magma der Sinnlosigkeit

Es glomm wie ein Irrlicht diese Liebe als
Helle Fackel über dem emotionalen Chaos
Nahe dem Tod wie voller Sehnsucht danach
Den kleinen endlich mit der einen zu teilen

Die anwesenden Herren verlieren sich 
In einer Debatte über die Kunst die hoch
Philosophisch noch wird  deren Richtung
Hela am Ende wieder überraschend ändert

Wieder ist die jüdische Frau klüger als alle
Gern klug redenden Herren dort steht sie
Für eine selbstbewusste überlegene Frau
Die den Männern zeigt wie es wäre

Atanazy verglüht zwischen Liebe Wahnsinn
Philosophie und bald soll geheiratet werden
Was des Wahnsinns genug ist wenn dann
Hela und Zosia am gleichen Tag heiraten

Deren Männer sich gerade beschossen
Auch der Prinz ist eher wortlos anwesend
Am Ende endlich mit seiner doch über alles
Geliebten Verlobten allein verlieren sie sich

Ob dabei Triebe oder eher Liebe gewinnen
Was die hohe Kunst dabei wäre soll hier
Offen gelassen lieber werden weckt so
Die Neugier auf den Lauf der Geschichte

jens tuengerthal 24.11.24

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