Wenn die Sozialdemokratie ein Problem lösen will, plädiert sie für eine Quote, um damit einen formalen Rahmen zu schaffen, der das Nachdenken ersetzen kann. Bin mir nicht sicher, ob dies am proletarischen Ursprung der ehemaligen Arbeiterpartei liegt und dem daraus resultierenden Mangel an kritischen Geistern.
Weiß aus Erfahrung, wie schwer es ist in der SPD eine Entscheidung zu fällen, wer alles berücksichtigt werden muss, welche Kompromisse zwischen den internen Flügeln vorab nötig sind und das jeder für seine Stimme zusätzlich bedacht werden möchte in seiner speziellen Klientelgruppe.
Die Frauenquote in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft schien nötig, um gegen die Vetternwirtschaft der Knaben dort anzukommen, wie von ihrer inzwischen Verteidigungsministerin geführt, sogar die Kanzlerin irgendwann ein wenig widerwillig anerkannte. Ob sie darum gut war und den Betreffenden half, ist eine andere Frage, auch wenn es die Sozen gern aller Welt so verkünden, als hätten sie und nicht Frau von der Leyen solche Instrumente diskutabel gemacht.
Egal wie gut eine Frau ihren Job auch macht, wird sie immer an der Quote gemessen werden, die ihr den Zugang zu diesem Job erleichterte. Dies wird weder der Frau noch der Sache gerecht, schafft nur für lange Zeit gute Ausreden für alle im Bewerbungsverfahren unterlegenen Männer, die in Arien des Selbstmitleids verfallen können und sät damit immer indirekt Zweifel an der tatsächlichen Qualifikation einer Frau.
So hat die sich gern feministisch gebende SPD der Sache der Frauen mal wieder einen Bärendienst erwiesen und eher laut gebrüllt, um als Tiger zu starten und als Bettvorleger zu landen, der keinem nutzt. Wie diese Partei zwar eine starke Frauengruppe hat, die sich gerne am Frauentag bei der Verteilung von Rosen hervortut, ansonsten aber eher den je Vorsitzenden Eierwärmer strickt.
Gemessen an ihren Forderungen an die Wirtschaft schneidet diese Partei altproletarischer Chauvis und Aufsteiger meist schlechter ab als jede andere. Es gibt in der SPD keine starken Frauen außer in Alibi-Funktion und daran wird sich so schnell nichts ändern. Mehr für Frauen bewegte und veränderte längst die konservative CDU, auch durch ihre Vorsitzende Merkel, die eben als Frau erfolgreich ist, ohne dies betonen zu müssen, wie es ihrer Sozialisation in der DDR typischerweise entspricht.
Sie brauchte keine Quote, nahm sie aber hin und setzte sie durch, als sie notwendig und alternativlos wurde, während die SPD es auch in ihrer Zeit an der Macht in Koalition mit den Grünen nie schaffte. Alternativlos ist auch so ein Merkel-Wort über das nun seitenlang geschrieben werden könnte bezüglich der Notwendigkeit der Dinge im Lichte ihrer relativen Gültigkeit. Gab es je etwas alternativloses, was verrät die Annahme davon über den Horizont dessen, der solches annimmt?
Quote ist etwas typisch sozialdemokratisches - alle Ortsvereine oder Abteilungen, wie diese kleinsten Gliederungen in Berlin heißen, verfügen über solche in allen ihren Gremien und Männer sind stets zur Zurückhaltung aufgefordert, weil Frauen erst die Quote erreichen müssen, die formal gefordert ist, unabhängig von Qualifikation, Bereitschaft oder Mehrheitsmeinung. Dieses formale Erfordernis hat so in die scheinbar demokratische Partei ein neues Kriterium eingebracht, an dem alle leiden, die aktiv gestalten wollen, weil Formalien sie ausbremsen, die eher einem wohl geordneten Beamtenhirn entsprungen zu sein scheinen, als den Erfordernissen der Praxis zu entsprechen.
Wie die SPD vor Ort überhaupt noch zum regieren kommt, angesichts des hohen Aufwandes der inneren Organisation, ist mir bis heute rätselhaft und fordert eine hohe Leidensfähigkeit, derjenigen in Amt und Würden und viel Phantasie, um trotz der starren Formen und Quoten überhaupt noch etwas gestalten zu können. Habe in der Zeit in meiner SPD Abteilung hier in Prenzlauer Berg wenig real gestaltet und mich irgendwann genervt abgewandt, weil es nahezu nur um die Einhaltung von Formalien und Quoten ging, die jedes Engagement von vornherein ausbremste, abgesehen davon, dass ich in dieser Arbeiterpartei als zutiefst bürgerlicher Mensch ohnehin nie ein wirkliches Zuhause fand, der Sozialismus immer eine Horrorvorstellung und kein Ideal war.
Es geht aufgrund der gesetzlichen Formalien bei nahezu allen Parteien so zu und sie beschäftigen sich zeitlich gemessen zu 95% mit Formalien und von den noch für Inhalte verbleibenden 5% wird die Hälfte der Zeit darüber gestritten, welche Meinung wie zu gewichten ist und nebenbei ist jeder Flügel der Partei, deren es in der Berliner SPD allein einige gibt, stets dabei, die anderen auszuspielen.
Dies als kleine Vorgeschichte zu dem neuen höchst innovativen Plan der aufstrebenden Partei um den sexy Buchhändler Schulz eine Quote für Elektroautos einzuführen. So sieht die SPD Innovation. Verschlafenen deutschen Autobauern soll eine Quote vorgelegt werden, als lebten wir in einer Planwirtschaft, welches Soll an Elektroautos sie bis zu welchem Tag erfüllen sollen.
Während der trocken gelegte Kandidat diesen für seine Verhältnisse ungeheuer innovativen Vorschlag in Umlauf bringen lässt, steigt der Kurs von Tesla, die Elektromobilität faktisch am Markt realisieren, auch wenn sie bisher hauptsächlich Schulden machen, übersteigt ihr Marktwert längst die Aussichten der einst deutschen Autogiganten, die nun durch eine Quote vom höchst innovativen Kandidaten in die Spur gebracht werden sollen. Tesla hat es nicht nötig, zur IAA zu kommen, diesem Jahrmarkt der Autoindustrie, den ich als in Frankfurt lebender Knabe noch zu Grundschulzeiten liebte, weil ich die Karren aus unseren Quartett Spielen endlich live sehen konnte - sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und machen die Menschen durch innovative Technik neugierig, statt durch lächerliche lebensverlängernde Quoten für tote Dieselmotoren.
Quoten sind Ideen aus der Planwirtschaft und real untauglich, auf einen schnellen Markt zu reagieren, der sich nach den Bedürfnissen seiner Verbraucher richtet, die er noch ein wenig durch geschicktes Marketing mitsteuern hilft. Sie sind Totgeburten von Anfang an und verursachen mehr Probleme, als sie lösen können - manchmal müssen sie hingenommen und höflich belächelt werden, wie im Fall der Frauenquote, um Innovation und Veränderung anzuschieben, auch wenn sie zunächst mehr schadet als nutzt, auch und gerade denen, deren Weg sie unterstützen soll. Doch zur Platzierung eines neuen Produktes am Markt sind sie untauglich und zeugen nur von völliger ökonomischer Inkompetenz.
Wer die Führungsstärke der deutschen Industrie in Europa erhalten will, muss den Umbau auf elektrische Technologien und Internet beschleunigen, statt den falschen Weg durch Subvention unentschlossen zu erhalten - sonst werden deutsche PKW bald das Schicksal der deutschen Steinkohle teilen.
Wo ist in diesen Zeiten ein Schröder, der das Land im Rahmen der ersten Krise durch eine innovative Abwrackprämie vor größeren Verlusten rettete?
Stattdessen kommt ein aus Brüssel abgeschobener politischer Beamter auf die rasend innovative Idee doch den Markt durch eine Quote anzuregen, wie sie in anderen Bereichen schon so erfolgreich war - die Quote ist und bleibt Quark - sie kann eine Notlösung in bestimmten Fällen sein aber die Idee, sie taugte dazu die Position der deutschen Automobilindustrie, die gerade den Anschluß an die Zukunft verliert, auf dem Markt zu verbessern, ist so sozialdemokratisch, dass mir einfach nichts mehr dazu einfällt, als ein stummes Kopfschütteln - beruhigen können mich nur die geringen Aussichten dieser Partei der Versager und Schwätzer, die ich zum Glück wieder verließ, auch wenn es vor Ort sehr sympathische Menschen immer wieder gab.
Welcher irgendwie kritisch denkende und an der Zukunft interessierte Mensch so etwas noch unterstützen kann, ist mir ein Rätsel aber vermutlich ist dies auch häufig durch ähnlich absurde Traditionen begründet wie jene, die Nepalesen dazu brachte, ihre Frauen in der Regel zu verbannen - die Quote scheint eine sozialdemokratische Religion geworden zu sein, die jenseits ihres ständigen faktischen Schadens beibehalten wird, weil sie Tradition wurde und nur so lässt sich auch dieser neue Vorschlag aus dem Lager von Mr. 100% verstehen - eine Quote geht immer …
jens tuengerthal 11.8.2017
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