Mittwoch, 16. August 2017

LitErotik

Erotische Literatur ist ein sehr weites Feld, mit dem ich mich nur selten beschäftige, weil ich 99,99% dessen unlesbar und peinlich finde. Wenige Ausnahmen bestätigen diese Regel leider nur.

Die Wahrnehmung dieses Bereiches und die dabei Bedürfnisse sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Während Männer es lieber mögen, wenn es klar zur Sache geht, wie Frauen in der Praxis eigentlich auch, wollen sie literarisch dazu irgendwie verführt werden, glauben dabei, Sex sei nur gut, wenn er auch irgendwie romantisch verklärt wird, treten die meisten erotischen Geschichten für Frauen in einem so peinlichen Gewand auf, dass dem männlichen Leser entweder gleich vor Müdigkeit die Lust entschläft, bis etwas passiert, was der Erregung wert wäre oder eine zufällig vorhandene Erektion wieder erschlafft, bis sie in weiblicher erotischer Literatur eine heiße Stelle findet, was die Umsetzung literarischer Träume nachhaltig jeweils verhindert und diese Druckwerke so, statt Bastelanleitungen für besseren Sex zu werden, immer nur getrennt verwendete Onaniervorlagen bleiben, bei denen seltene Ausnahmen nur das Gegenteil belegen.

Kurz gesagt: Die meiste erotische Literatur fördert nicht die tatsächliche Erotik sondern behindert sie, lässt allein die Autoerotik exponentiell ansteigen, aber vielleicht ist das ja auch so gewollt, bleibt die Onanie schließlich immer sichere Liebe an und für sich, die nur ausnahmsweise mehr vorbereitet, warum seine Kunden sicherer bindet, wer auf diese Form der Sexualität in der Literatur setzt, ohne es zu sagen, weil unbefriedigte Träume die Chancen am Markt noch erhöhen.

Für diese These gibt es natürlich auch Gegenbeispiele und die Grenze zwischen Erotik, Pornografie und Literatur ist eine beständig fließende. Schaue ich mir etwa Henry Millers Opus Pistorum, bei dem er seitenweise bezahlt wurde und das erst in den 90ern überhaupt als Literatur in Deutschland freigegeben und nicht mehr als Pornographie gesperrt war, verschwimmt diese Grenze schon sehr, weil Miller einfach alles beschrieb, was Mann sich dazu nur ausdenken kann und was der Schwanz des Ich-Erzählers Johnny Thursday so im Paris der 20er erlebte. Er tut das in seinem typisch lockeren Ton und plaudert einfach nur halt über Sex.

Besonders erotisch fand ich das nie, auch wenn es Szenen gibt, die in ihrer Deutlichkeit geil beschrieben sind, ist die Stimmung ähnlich erotisch wie es Pornos auch sind: gar nicht. Weil es nur um Sex und seinen Vollzug geht, der ja nicht eigentlich erotisch sondern ein schlicht mechanischer Vorgang ist, der mehr oder weniger eindeutig beschrieben wird. Der lockere Ton des Autors unterhält dabei gut, aber dies Buch länger oder am Stück zu lesen, schafft keine erotische Stimmung, sondern bleibt eine nüchterne, wenn auch journalistisch teilweise gute Beschreibung aus dem Reich der Pornographie, wenn auch zur guten Reportage manches fehlt.

Anders da schon seine Freundin Anais Nin, die bei der Beschreibung des Sex auch kein Blatt vor den Mund nahm, aber es dabei auch schaffte, eine erotische Stimmung zu kreieren, wie etwa in ihrem Delta der Venus, dem Klassiker der erotischen Literatur, der immer noch literatisch heutige Machwerke um Längen übertrifft. Doch las ich es mit meiner damaligen Freundin Ende der Teenie-Zeit und wüsste nicht, wie ich es heute beurteilte. Zumindest hat es uns damals gelegentlich inspiriert.

Vielleicht keine ganz große Literatur aber immer noch, auch wenn bald hundert Jahre alt, um Längen besser als die grauenvollen Shades of Grey, bei denen ich sogar das Rezensionsexemplar nach einem angeödeten Leseversuch im Altpapier entsorgte. Auch wenn ich sonst eher Bücher, die ich entbehren kann, lieber auf die Straße stelle, irgendeinen glücklichen Leser findet es in Berlin immer, habe ich dieses Machwerk lieber dem Papierrecycling übergeben, damit zumindest dies Exemplar keiner mehr lesen würde, ich das meinige zumindest tat, es zu vergessen.

Doch will ich ja nicht über Beispiele schlechter Bücher sondern über erotische Literatur hier schreiben und wie es manche Autoren schaffen, eine solche Atmosphäre zu kreieren, weil die Beschäftigung mit literarischen Restmüll weder erotisch noch sonst erregend ist. Sich darüber aufregen, was für Mist so gedruckt wird, scheint mir auch nicht sonderlich verlockend, am besten würden solche Machwerke keines weiteren Wortes mehr gewürdigt.

Was ist der Schlüssel zur erotischen Spannung als Leser und als Autor und was sind gute Beispiele dafür?

Eine großartige erotische Stimmung kreieren immer wieder Klassiker wie  Marcel Proust, immer eher verzweifelnd als erfüllend, Oscar Wilde oder Tania Blixen. Auch das Hohelied der Bibel hat einige Stellen bei denen die Schönheit der Sprache mit der beschriebenen Sinnlichkeit eine Stimmung schafft, die einen Kitzel weckt, den ich erotische Stimmung nennen würde.

Teilweise auf der Grenze zur Pornographie und in mehr aber auch literarisch wunderbar fein beschrieben ist “Die Frau des Buchhändlers” von Pierre Bourgeade, in dem es viel um Bücher geht, was für den bibliophilen schon eine an sich sinnlich schöne Stimmung ist, die gemischt mit den verschiedenen Erzählsträngen über die ins pornografische reichenden Abenteuern der Protagonistin, eine Stimmung von solcher Schönheit schafft, dass die Erotik zwischen den Seiten in einer Weise spürbar wird, wie ich es selten bei einem Buch erlebt habe.

Die Bücher, die klassischerweise im Genre Erotik verkauft werden, halte ich zum größten Teil für literarisch unbedeutend und auch die Werke eines Maupassant, die teilweise sehr deutlich werden, versetzten mich nie in eine solch erotische Stimmung wie die Frau des Buchhändlers oder einige Stellen in Manns Zauberberg.

Bei Mann denke ich etwa an den Karnevalsabend im Sanatorium Berghof, in der sich der Protagonist Hans Castorp der von ihm verehrten Clawdia Chauchat, der Dame mit den Kirgigisenaugen vom guten Russentisch, die immer die Tür knallen ließ, wenn sie den Speisesaal betrat, nähert, wie vorher und später nie wieder, weil in dieser Nacht alle Regeln aufgehoben scheinen.

Hier zaubert Mann eine erotische Stimmung, auch wenn ich große Teile des in französisch geschriebenen Dialogs beim ersten Lesen noch nicht verstand, war ich höchst erregt von dieser erotischen Spannung. Der große Autor schafft diese eher indirekt, wie vorher noch mehr als die irgendwo weit im Osten wohl verheiratete Dame Hans ein Röntgenbild ihrer Brust verehrt, auf dem natürlich nichts ganz konkret zu erkennen ist, um so mehr sich aber in Schemen andeutet und eine unkeusche Nähe nach der Natur schafft, von der er vorher als anständiger Hamburger Junger aus guter Familie nicht mal zu träumen wagte.

Auch Proust spielt in la Recherche über endlose Seiten mit der erotischen Spannung, die sich immer mehr steigert, ohne irgendwann die endlich Erlösung zu finden. Es ist das noch nicht und das Wachstum der Lust auf das Unerreichte, die eine erotische Stimmung für mich ausmachen.

Lese ich dagegen die wunderbaren Erotischen Geschichten aus der Renaissance, die kürzlich in der Anderen Bibliothek erschienen und die es teilweise an Deutlichkeit nicht fehlen lassen, amüsiere ich mich darüber eher und freue mich literarisch an den so alten Schätzen europäischer Erzählkunst, die zu der Zeit entstanden, als Boccacio seinen Decameron schrieb. Letzteres Werk, entstanden zum großen Teil auch in der ländlichen Isolation, in die sich reiche Patrizier auf der Flucht vor der Pest zurück zogen, schafft seine größten erotischen Momente, wo es weniger direkt ist. Dagegen sind die Geschichten etwa auch vom Wiederentdecker des Lukrez in der Renaissance Poggio Bracciolini zwar von stürmischer Direktheit beim Sex, wie es vom Sekretär des Papstes kaum zu erwarten war, die aber dem Geist der Renaissance und ihrer Sinnlichkeit ganz entsprechen, jedoch selten wirklich erotisch.

Bevor ich mich nun in weiteren Beispielen dessen verliere, was ich in der Literatur erotisch finde und die anderen möglicherweise völlig abstrus vorkommen, will ich versuchen, eine allgemeine Regel daraus abzuleiten, um ein Prinzip zu finden, was diese besondere sinnliche Stimmung ausmacht, die wir erotisch nennen und empfinden. Bin mir nicht sicher, ob es eine solche überhaupt gibt und darin wirklich Übereinstimmung erreicht werden kann oder es wie bei Sex und Liebe immer ist, es auf den einzelnen ankommt und was diesen in genau der Situation gerade reizt, aber die Suche allein scheint mir reizvoll genug, sich in Worten auf den Weg zu machen, den Kern der Erotik zu finden.

Schreibe auch lange genug erotische Geschichten und Gedichte, konnte dabei auf eine kleine, überschaubare eigene Erfahrung jenseits der Literatur zurückblicken, die sicher das Schreiben mitgeprägt haben. Dies Schreiben war, soweit es um den Zweck ging, eine irgendwie erotische Stimmung in den Lesern und vor allem Leserinnen zu wecken, wider Erwarten, erstaunlich erfolgreich und wurde relativ positiv aufgenommen. Es traf den Ton, der die Leserinnen berührte, ohne sie vor den Kopf zu stoßen, was mir heute als der Schlüssel zu lustvollen Schreiben erscheint. Erregte dort, wo es berühren sollte, ohne dabei Grenzen zu verletzen

Weniger ist, wie so oft, mehr und die Andeutung bewegt zunächst mehr als der direkte Griff ans Geschlecht oder in die Porno-Kiste, bei dem ich ohnehin eher zurückhaltend bin, da Porno zwar als Mittel zum Zweck, schlichte Geilheit zu wecken, nicht ganz schlecht ist, aber nichts in meinen Augen mit erotischer Stimmung zu tun hat, die mehr vom noch nicht lebt als vom Vollzug des Aktes, der dann in mehr oder weniger eindringlich beschriebenen mechanischen Bewegungen besteht. Überhaupt reizten die zu keinem Ende oder zu noch keiner Befriedigung führenden Werke, ob als Kurzgeschichte oder als Lyrik, meist mehr als die vollendet beschriebenen Akte, so sehr ich mich auch bemühte, das Glück  in Worten treffend festzuhalten. Am Ende ist ein sich ergießen oder spritzen und ein zuckendes Miteinander zwar der Gipfel der Lust aber literarisch eher mäßig interessant.

Das Vorspiel und der Versuch reizen, gelesen scheinbar mehr als der Höhepunkt selbst. Frage mich, ob das eher daran liegt, dass unbeschreiblich Schönes eben besser erlebt als beschrieben werden kann oder viele diese geteilte Erfahrung vollkommenen Glücks, die ich den schönsten Sex nenne, gar nicht kennen und darum den Versuch allein, die eigene Erfahrung spiegelnd, bereits als das höchstmögliche nur empfinden und damit zufrieden sind.

Ob diese Gleichzeitigkeit des Glücks, wenn zwei erregte Leiber zuckend aufeinander, innig verschlungen, zusammen kommen, wirklich noch mit Worten fassbar ist, das Glück des sich ineinander und aufeinander Ergießens, um in totaler Befriedigung selig einen Moment verharrend, alles zu  haben, je beschrieben werden kann, frage ich mich, um Worte ringend selbst und denke auch dabei wird weniger mehr sein.

Casanovas Erinnerung im Hinterkopf, die manch sexuelles relativ ausdrücklich beschreiben, wie es ihm als alternder Liebhaber am Rheuma leidend, einsam auf Schloss Dux in die Feder floss, fiel mir auf, dass der Moment davor, die Verführung, die Spannung bis zum Moment der Erlösung auch beim Altmeister der Erotik und größten Liebhaber immer viel aufregender zu lesen war, als die Erlösung von dieser Spannung.

Hört beim gemeinsamen Orgasmus die Erotik auf, handelt es sich dabei schon längst um Pornographie, die eben einen sexuellen Akt mehr oder weniger mechanisch beschreibt?

Gibt es auch beim Sex den Wendepunkt, wo die Erotik zum rein sexuellen Akt wird, in dem sich nur noch zwei Körper geil an- und ineinander reiben?

Weiß es nicht so genau und denke dabei gerade an meinen Großvater, der immer sagte, im entscheidenden Moment sitzt das Hirn im Hintern und hilft schieben -  irgendwie habe ich das Gefühl, er traf damit den Punkt. Dann aber, sind alle weiteren Ausführungen an dieser Stelle in Betreff der erotischen Literatur überflüssig.

Es wäre dann mit der Erotik wie mit aller Natur, sie ist das Vorspiel, um genug Reiz für den Akt zu schaffen, bei dessen Vollzug wir nur noch unserem Trieb folgen, nicht mehr denken, keine Erotik mehr brauchen, weil die Geilheit von alleine wirkt. Wenn zwei Partner miteinander guten Sex haben, genießen sie den Akt vollkommen als solchen und denken auch an nichts anderes dabei, weil sie vollkommen glücklich und vor lauter Erregung ohnehin zu keinem klaren Gedanken mehr fähig sind.

Denke ich dagegen an all die früheren Partnerinnen, die von sich sagten, der Sex sei ihnen nicht so wichtig, es zähle vielmehr die Zärtlichkeit und Nähe dabei, weiß ich heute genau, sie haben es nie ganz genießen können und liebten darum auch die Erotik des Vorspiels mehr als den Vollzug, weil sie dabei, wenn überhaupt, nur eine irgendwie sekundäre Befriedigung erreichten und das vollkommene Glück überhaupt nicht kannten. Es gab mit ihnen vielleicht eine Erotik und den ewigen Reiz des Vorspiels, den sie teilweise gut steigern konnten, aber nie Zufriedenheit und entsprechend unzufrieden war ich in diesen Beziehung immer nach kurzer oder längerer Zeit unzufrieden, manchmal nur brauchte ich, in der Illusion der Liebe gefangen, etwas länger, die eigentlich triste Wirklichkeit zu erkennen und die Konsequenz zu ziehen.

Schrieb in dieser eigentlich unzufriedenen und vor allem irgendwie unbefriedigten Zeit, viele meiner erotischsten Gedichte und Geschichten, die alle vor Sehnsucht nur so überquollen, was mich wieder zurück zum Thema bringt, dem Schlüssel der Erotik in der Literatur. Wo der Dichter glücklich und befriedigt ist, hat er weniger unbefriedigte Sehnsucht und damit weniger Antrieb, über das zu schreiben, was die erotische Spannung ausmacht.

Erotik scheint mir mehr die Sehnsucht als ihre Befriedigung zu sein. Wollte ich ein Leben lang erotische Geschichten und Gedichte erfolgreich schreiben, müsste ich mir wohl eine Partnerin suchen, mit der ich keine sexuelle Erfüllung finden kann, damit ich von der Sehnsucht danach getrieben, darüber entsprechend schreiben kann. Wer alles hat, schreibt nur noch aus der Erinnerung über die Sehnsucht der Natur nach Befriedigung, ist nicht innerlich getrieben.

Ob ich die Erotik, solange sie erfüllt ist, noch literarisch voller Sehnsucht beschreiben kann, bin ich nicht sicher - schließlich schreibe ich gerade auch ein bloß theoretisches Essay über die erotische Literatur und keine solche Lyrik oder Geschichten dieser Art, weil ich glücklich bin, alles habe, die Sehnsucht nicht aus mir nach Worten schreit, die den Moment herbeischreiben wollen, den ich lange so sehr vermisste.

Betrachte ich diese Situation, könnte ich nun bedauern, für das reale Glück die literarische Sehnsucht nach Erotik verloren zu haben. Doch genieße ich lieber die wunderbare Wirklichkeit, statt voriger Jahre der Frustration, die mich ständig dazu trieben die unbefriedigte Sehnsucht literarisch zu beschreiben.

Ob uns das nun grundsätzlich viel über das reale Liebesleben erotischer Autoren sagt, weiß ich so allgemein nicht zu sagen - was weiß ich schon, möchte ich mit Montaigne fragend noch einschieben -, zumindest kann ich für mich die Regel aufstellen, dass sich das Bedürfnis nach erotischem, also sehnsüchtigem, Schreiben umgekehrt proportional zur erlebten Befriedigung verhält.

Natürlich kann ich auch erotische Gedichte oder Geschichten schreiben, wenn ich befriedigenden Sex habe, manchmal kommen noch wunderbar inspirierende Gedanken und ich wüsste nichts schöneres zu beschreiben, als das, was ich nun erleben darf - doch scheint die Erotik von der Spannung des Bedürfnisses zu leben und da ich nur schreiben kann, wenn es mich dazu drängt, ich nicht anders kann, die Worte raus wollen, ist erotische Literatur, die von der unerfüllten Spannung lebt, gerade nicht mein Thema.

Vielleicht gelingt mir irgendwann noch der Gegenbeweis der These, dass erotisches Schreiben, damit es gut wird, nicht Ausdruck eines Mangels an realer Erotik sein muss, bisher ist mir das noch nicht gelungen und wenn es auch in Einzelfällen vielleicht aus Erfahrung oder mit genug handwerklicher Technik dennoch glückt, auch glücklich befriedigt und ohne Sehnsucht eine erotische Geschichte zu schreiben, wenn dies erforderlich sein sollte, so ändert es nichts am unwiderstehlichen Antrieb zum erotischen Schreiben aus der Sehnsucht nach endlich Erfüllung und wer die hat, sucht nicht mehr gegen alle Widerstände. Wer dennoch schreibt, tut es einfach aus Spaß, könnte es auch lassen, ließe es vermutlich besser und ehrlich gesagt, betrachte ich die meiste erotische Literatur so, freue ich mich für die Autoren, sie scheinen nicht alle schlechten oder keinen Sex zu haben und schreiben dennoch ohne Zwang und unwiderstehliches Bedürfnis und ich denke, sie ließen es besser, nicht nur weil die Produkte keinen hohen kulturellen Wert in meinen Augen haben, sondern weil sie ohne Zwang schreiben, einfach nur aus Spaß vielleicht und so ist am Ende auch das Ergebnis, entbehrliche Unterhaltung.

Die Beziehungen von Männern und Frauen sind immer wieder auch schwierig, scheitern aus den unsinnigsten Gründen, von denen nur die wenigsten ein Wort wert sind, weil die meisten so peinlich kleinlich in Wirklichkeit bleiben, dass sie nur die Teilnehmer beschämen können, dennoch genügt die daraus wachsende Sehnsucht und Verzweiflung, gelegentlich gute Literatur zu schaffen. Erotische Literatur ohne Sehnsucht und Verzweiflung in den Autoren, die um Worte ringen, bleibt nettes Geplauder zum Thema Sex ohne Mehrwert oder erotische Spannung - so stilistisch perfekt es auch geschrieben sein mag. Ein Selbsterfahrungsbericht über den eigenen Sex zu schreiben, ist so erotisch wie ein Diätkochbuch mit  medizinischer Indikation, vielleicht ein kleiner Skandal aber ohne Verzweiflung und vor allem Sehnsucht leeres Geschwätz, wie es die Regale der Bahnhofsbuchhandlungen mit mehr oder weniger sinnlichen Titelbildern füllt und besser schnell wieder vergessen wird. Auch hoher Reichtum an Details bei der Beschreibung der körperlichen Vorgänge des Vollzugs der Erotik, des Sex also, schafft selten eine erotischere Stimmung als ein medizinisches Sachbuch zum gleichen Thema.

jens tuengerthal 15.7.2017

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