Dienstag, 15. August 2017

Gewaltspiele

Trump benimmt sich wie ein Idiot, bestenfalls würde ihm noch zugestanden, falls ihm die Zurechnungsfähigkeit aufgrund seines Alters und seiner fortschreitenden Demenz nicht ganz abgesprochen wird, peinlich wie ein schlecht erzogener, neureicher, kleiner Junge zu reagieren und es erstaunt immer noch, wie viele mutmaßlich impotente Männer dies noch bejubeln.

So ist sich die Presse der Welt, zumindest in allen liberalen Medien einig, während seine von diesen wiederum als rechtsradikal bezeichneten Organe, jubeln, weil sich in die präsidialen Wortrülpser jeder ihrer politischen Träume integrieren lässt, auch die Radikalen sich voll eingebunden fühlen.

Das Schema scheint alt, einfach und durchschaubar und es fragt sich mancher, wie viele Amerikaner so blöd sein können, nicht zu merken, wie dieser Typ sie in eine Katastrophe hinein steuert.

Wer keine politischen Ideen hat, spielt gerne mit Gewalt, um von der eigenen Unfähigkeit abzulenken. Lange blieb es bei verbaler Gewalt, die sich am gerade geeigneten Gegner entlud. Die Geschichte zeigte immer wieder, dass alle, deren Macht nur auf Luftblasen aufbaute, Gewalt nutzten, von ihrer Hohlheit abzulenken und Menschen damit an sich zu binden.

Ist der erfolgreiche und in so vielem peinlich neureiche Trump ein solcher Gewaltherrscher, der blind mit dem Feuer spielt oder ist er schon zu verblödet, zu wissen, was er will oder tut und wird einfach wie eine Marionette von verschiedenen Gruppen in unterschiedliche Richtungen gesteuert?

Die Amerikaner finden solche Menschen wie Trump weniger peinlich als viele Europäer. Hier gilt in calvinistischer Tradition noch etwas, wer sich ein Vermögen verdient, wird dies als Gotteslohn gesehen. Der so gesehen Liebling der Götter ist bei all seinen geschmacklichen Entgleisungen, seiner stupiden Borniertheit und der mangelnden Bildung dennoch für viele dort ein Vorbild, weil er es geschafft hat, reich zu werden, im Luxus zu schwelgen. Er lebt den amerikanischen Traum, auch wenn er nicht vom Tellerwäscher zum Millionär wurde, kann er doch von sich sagen, mit offensichtlich sehr bescheidenen intellektuellen Mitteln alles erreicht zu haben.

Frage mich allerdings, ist dieser peinliche Immobilien-Tycoon, der mit Miss-Wahlen bekannt wurde und auch vom Geschmack seiner Einrichtung, soweit sie bekannt ist, eher an Zuhälter erinnert, denn an seriöse Geschäfte, wirklich so primitiv, wie ihn die ihm nicht gerade wohlgesonnenen Medien nicht müde werden zu verkünden?

Ist dieser geschäftlich so erfolgreiche Mann wirklich so dumm und billig oder hat er nur begriffen, welche Stimmung er aufgreifen musste, sich gut zu verkaufen?

Pokert er mit solch sturen Narren wie denen in Nordkorea oder Venezuela auf die richtige Art und hat das besser begriffen als der Rest der Welt?

Wenn Kulturen nebeneinander leben, sprechen wir von Parallelwelten. Diese können meist friedlich koexistieren. Manchmal aber kommt es an den Bruchstellen zu harten Konfrontationen und die schon immer sagten, es drohe der Untergang der Kultur, tauchen aus ihren Löchern auf und prügeln sich mit denen, die von einem normalen, friedlichen Nebeneinander träumen, wie 99% der Menschheit auch.

Auf Ausgrenzung und Abgrenzung setzt nur eine kleine Minderheit, die aber gern so viel Lärm macht, als sei sie ein Mehrheit, die sich dagegen nur angewidert von diesem schmuddeligen Spektakel abwendet.

In den USA meint diese kleine, gern zu laute Minderheit nun, sie stellten den Präsidenten, weil dieser sich von einem ihrer Organe beraten lässt, die jeder vernünftige Mensch Lügenpresse nennen müsste, wäre dies Wort nicht von anderen schon besetzt worden. In dieser Situation fühlen sich die vielen kleinen impotenten Männer, die sonst nichts mehr abbekommen, plötzlich groß und reißen gern das Maul auf.

Ob dies ernster zu nehmen ist, als die Gewaltorgie aus dem Schwarzen Block angesichts des G20 Treffens in Hamburg, wäre der Frage wert und der Vergleich scheint mir nicht mal so abstrus. Dort nutzten einige Krawalltouristen aus ganz Europa eine Situation, um Randale zu machen und mit dem Schanzenviertel traf es dabei genau diejenigen, die sich sonst gerne mit dem Schwarzen Block solidarisch zeigen und auf den Bullenstaat schimpfen. Das ist natürlich Pech und Dumm gelaufen aber ob es darum besser ist, linke Kräfte am Rande der Gesellschaft zu isolieren und damit zu radikalisieren oder sie konstruktiv einzubinden, bedarf der Diskussion.

Ob Trump langfristig klüger handelte, wenn er die Rechtsradikalen, die ihn wählten, dadurch verprellte, dass er radikal verurteilte, was in Charlotteville geschah, ist durch nichts beweisbar und beruht allein auf Annahmen des politischen Konsens.

Sich mit Neonazis und Rassisten wie dem Ku Klux Clan zu verbünden, sie zumindest nicht deutlich zu  verurteilen, auch wenn noch alle Ermittlungen offen sind, verstößt klar gegen den Konsens politischen Sprechens in den Vereinigten Staaten. Wer gegen den Konsens verstößt, riskiert dafür bestraft zu werden und dies alles nur, um sich die wenigen Stimmen einer radikalen Minderheit zu sichern.

Das wäre, als ob deutsche Politiker die Verbrechen der Nazis oder den Holocaust relativieren, was hierzulande noch dazu eine Straftat wäre, nur um Stimmen bei den Radikalen zu fischen. Doch welcher vernünftige Mensch riskiert um einer winzigen radikalen Minderheit wegen seine Mehrheit?

Trump wird auch bei diesem Thema geschickt zurückrudern oder es durch noch radikalere Schritte an anderen Fronten relativieren. Aber auch wenn er sich dann dem Druck der Vernunft beugt, können die Rechstradikalen sich dennoch weiter verstanden fühlen und über den moralischen Druck auf ihren Präsidenten verständnisvoll lächeln, da sie ja wüssten, insgeheim sei er doch auf ihrer Seite.

Es kommt bei solchen Fragen nie auf Fakten an oder tatsächliche Überzeugungen, sondern auf die geschickte Nutzung einer politischen Stimmung, um den großen Karren des Medientrosses, in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Das Argument der Fake-News ist ein Witz an sich, da es zumeist von denjenigen genutzt wird, die sich besonders gern an Verschwörungstheorien halten und denen der Überblick fehlt, komplexe politische Prozesse zu verstehen und die auf der Welle der Stimmung also des Gefühls, damit des genauen Gegenteils von Fakten, reiten wollen.

Wer ein wenig Einblick in politische Prozesse und ihre größtenteils Alternativlosigkeit hat, wird immer weniger radikale Meinungen vertreten und Sprüche machen, die nur ihn selbst blamieren.

Politik ist immer die Kunst des Möglichen, wie Bismarck es schon sagte - es geht darum, was umsetzbar ist und pragmatisch realisiert werden kann. Dabei die große Drama-Queen Bismarck zu zitieren, ist nicht ohne einen gewissen Witz. Zwar hat der langjährige Reichskanzler und preußische Kanzler, alles an taktischen Finessen genutzt, was sich nur denken lässt, doch im Gegensatz etwa zu Angela Merkel, die diesen Weg konsequent und ohne Dramen verfolgt, gab es beim großen Otto eigentlich keine Entscheidung ohne Szene und wie hat er den Kaisern nicht immer wieder mit Rücktritt gedroht, um seine Meinung durchzusetzen, den für ihn richtigen Weg zu gehen.

Dagegen sehen wir bei der Pragmatikerin Merkel, die völlig ohne eigenen Ehrgeiz scheint, jedenfalls als absolut unbestechlich gilt und ihrer Natur nach auch ohne jedes männliche Imponiergehabe ist, wie sie in Europa und Deutschland dies seit Jahren auf sanfte Art realisiert. Sie neigt weder zu radikalen Entscheidungen, noch redet sie aufschneiderisch darüber. Zudem sucht sie eher stille Kompromisse als laute Entscheidungen, die sie mehr durch lange Verhandlungen als durch laute Drohungen erreicht.

Otto und Angela, die vom Wesen her völlig gegensätzlich waren, glichen sich also in der Überzeugung, dass Politik die Kunst des Machbaren sei und wie dieses auf die eine oder andere Art pragmatisch durchgesetzt werden kann.

Dagegen stehen die Stammtische und die Populisten, die feste Meinungen aus voller Überzeugung vertreten, meist mit Gefühl, ohne sich um die Realisierung zu scheren. Deren Sprüche sind auf den Pegida Spaziergängen zu hören und die Redner dort übertreffen sich in solchen Plattitüden.

Diese Menschen werden vielfach von der demokratischen Politik nicht mehr erreicht. Sie verfallen totalitären Stimmen, wie den Mediensender des Kreml in Deutschland, die auch das Monopol der Berichterstattung von den Pegida Aufmärschen bekamen und gut bezahlten, was deren Gründer die Auswanderung nach Mallorca ermöglichte, auch wenn er dort nicht erwünscht war.

Solche Menschen schwärmen von Trump, bejubeln seinen Sieg, glauben, er mache Politik in ihrem Interesse, auch wenn er primär seine privaten ökonomischen Interessen durchsetzt und halten ihrem jahrelangen Sponsor Putin für einen echten Kerl, der natürlich alles tut, die Demokratien der EU zu destabilisieren, wie es gute Geheimdiensttechnik lehrt. Widerwillig ließ sich der US-Präsident darum auf die auch von seiner Partei gewünschten Sanktionen gegen Putins Russland ein, bei denen wiederum widerstreitende ökonomische Interessen miteinander in Konkurrenz standen, die einzelne Amerikaner in der Ukraine oder gegen Russland verfolgten, um kurzfristig den eigenen Energiemarkt zu stärken.

In das Klientel der sich ähnlichen, leicht primitiven, autoritären Herrscher gehört auch der Türken-Onkel Erdogan, der wiederum den IS wenn nicht direkt unterstützt, so doch schon lange indirekt fördert.

Ob Trump in einer Liga mit Putin, Erdogan, den polnischen Kartoffelkönigen, dem peinlichen Ungarn, Lukaschenko und anderen von diesem Kaliber steht, die sich gern von hörigen Massen bejubeln lassen, ist noch offen. Großmäuligkeit und Chauvinismus ist noch nicht demokratiefeindlich.

Viele sind sich in ihrem Urteil über den in vieler Hinsicht peinlichen und geschmacklosen Ami einig, weil er alle Vorurteile der Europäer gegenüber den USA bestätigt und sich auch genauso benimmt. Ob die Welt aber nach vier Jahren Trump nicht doch wider Erwarten friedlicher sein wird als nach 8 Jahren Obama und er mit seinem Getöse am Ende mehr erreicht als der Friedensnobelpreisträger und die zu oft gescheiterte Clinton, ist eine andere Frage.

Es wählten den geschmacklosen Neureichen auch viele, die sich vor einer Herrschaft der Frauen mehr fürchteten, als ihnen ein großmäuliger Idiot bedrohlich erschien. Natürlich gab es die Angst um männliche Privilegien, die keinen Grund als Traditionen haben, wird über die Neudefinition der eigenen Rolle gestritten, auch im Silicon-Valley etwa gerade bei Google und auch wenn sich diesmal die herrschende und politisch korrekte Version noch durchsetzte - Trump steht auch für viele Männer, die sich von emanzipierten Frauen unterdrückt und an den Rand gedrängt fühlen, weil er den Damen noch wirklich zeigt, wo es langgeht - ganz dahingestellt, ob er in seinem fortgeschrittenen Alter nun wirklich noch einen hochkriegt, woran gewisse Zweifel aus Erfahrung auch im Land von Viagra nicht unbegründet sind, selbst wenn Melanja noch so gut und teuer operiert wurde.

Aber unabhängig von Trumps tatsächlicher Potenz und der seiner geträumten Welt, die ihn längst nur noch mit den Überraschungen beglückt, die er hören möchte und die ihm gut tun, stellt sich die Frage, ob dieser komische Typ im Ergebnis das Land einen und mehr Konflikte lösen wird, als er noch draufgängerisch provoziert.

Glaube nicht, dass dieser Mann so dumm ist, wie ihn Teile unserer Medien längst darstellen und so primitiv, wie es zu offensichtlich scheint. Vielmehr fürchte ich, dass ihn viele unterschätzen und völlig erschüttert bemerken werden, wie falsch sie lagen und wie leicht es dem Blender darum fallen könnte, erneut zu blenden. Sei es nur mit dem Argument, ihr habt euch alle getäuscht.

Ob er der Welt langfristig mehr schadet, wenn er die Masse der Politikverdrossenen für seine sehr eigenwillige Art der Politik begeistern kann, ist noch offen. Zumindest hat einer ohne Inhalte, der nichts erreicht hat bisher, enorm viel Wind gemacht und alle schreiben über ihn.

Kaum regt sich alle Welt auf, schmiss ihm der Merck Chef seinen Berater Posten vor die Füße, dem er noch, cholerisch wie er eben ist, böse Worte hinterher twitterte, kann sich der Präsident dann plötzlich doch in aller Deutlichkeit distanzieren und gibt genau das vorher von diesem geforderte Statement ab, in dem er sich zur Gleichheit aller Amerikaner als von Gott geschaffene Geschöpfe bekennt.

So lächerlich dieser Aberglaube ist, den ich mir tunlichst verbitten würde - ich bin von keinem Gott geschaffen, sondern Produkt der Zeugung meiner Eltern - so sehr steht er doch auf dem Boden dieses bigotten Landes und seiner Verfassung zumindest.

Es wird dies von den radikalen Rechten natürlich als eine Konzession an die herrschende political correctness gesehen und da er sich erst doppeldeutig äußerte, werden sie sich davon nicht gemeint fühlen, sondern weiter annehmen der Präsident, was er unter dem typisch amerikanischen moralischen Druck nun auch immer sagte, stehe insgeheim doch auf ihrer Seite.

Die nachgereichte Moral ist also wenig wert und es scheint vielmehr, als habe er auch genau das beabsichtigt und zuerst seine Wähler aus der rechtsradikalen Ecke gepflegt, um dann auf den nationalen Konsens einzuschwenken, wie es die Mehrheit vom Präsident erwartet.

Die Frage bleibt am Ende, ob diese Haltung eine Gefahr für die Demokratie darstellt oder nur Nichtwähler besser einbindet und ihnen die Illusion der Identifikation für ihre Ideen gibt, auch wenn es Trump wie immer nur um die Vorteile der Reichen geht, die er fördert und schont.

Moderne Rechtsstaaten sind zu vielschichtig, als dass einer, auch wenn er so außergewöhnlich viel Macht hat wie der US-Präsident hat, das ganze System einfach aushebeln könnte. Es hängen daran zu viele Menschen mit ihren je Einzelinteressen, so dass keiner den Staat ganz auf sich zuschneiden kann. Der Vorteil des parteilichen Pluralismus ist eben auch, dass er die Vielfalt erhält. Der Erfolg der amerikanischen Ökonomie hängt an dieser Vielfalt und es wird sich bis zur nächsten Wahl zeigen, dass Trump und sein Team nahezu nichts von den großen Versprechen umsetzen konnte, wenn er nicht anfängt, vernünftige Kompromisse zu suchen. Dieser neureiche Unternehmer ist zu ehrgeizig, als dass er einen peinlichen Abgang als Versager riskieren würde.

Halte nicht viel von dem, was Trump bisher leistete, finde ihn persönlich nur peinlich und hoffe die Welt hat ihn bald hinter sich - ein unkultivierter Neureicher, der kein Benehmen gegenüber Damen zeigt und auch sonst alles zeigt, was ich an den USA immer unangenehm fand - aber das ist nur meine völlig private Meinung und in jeder Hinsicht irrelevant, was mein politisches Urteil über Trump betrifft, spielt dies keinerlei Rolle, denn ich halte es sehr wohl für möglich, dass er sich nicht so dumm anstellt, wie es gerade scheint und aus seiner Rolle als Antipode des Systems doch erstaunliches bewegt und sieht.

Hunde die bellen, beißen nicht, habe ich früh gelernt, stimmte immer, zumindest solange sie bellen, können sie nicht zubeißen. Menschen die sich gerne aufblasen, lassen meist auch nur viel Luft ab, die keinen beunruhigen muss. Dieser Mann ist zu ehrgeizig, nur peinlich in Erinnerung zu bleiben, darum wird er irgendwann anfangen, an seinem Bild für die Nachwelt zu arbeiten und dem kann die Welt wohl relativ gelassen entgegen sehen.

jens tuengerthal 14.8.2017

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