Sonntag, 30. Juli 2017

Gewaltangst

Ist Angst vor Gewalt natürlich und klug oder potenziert sie nur beides?

Während die Koalition gegen den Terror immer mehr Erfolge gegen den IS vermeldet, nimmt der Terror in den Ländern der Gegner der Islamisten zu. Zu allem entschlossene junge Männer richten mit einfachsten Mitteln Blutbäder an und schaffen ein Klima der Angst, im sonst von seinen Stellvertreterkriegen nie berührten Westen.

Mit der Angst steigt die Zustimmung für radikale Kräfte an den Rändern und so dreht sich die Spirale der Gewalt weiter, wie es in den USA gerade unter der Trump Administration sichtbar wird, die von einer Katastrophe in die andere stürzt und zugleich bemüht ist, die Angst hoch zu halten, um von ihren sachlichen falschen Maßnahmen abzulenken und eine beständige Unruhe zu schaffen, welche die Gewalt erzeugt, vor der sie zu schützen vorgibt und die Sicherheit über Freiheit stellt, die Bürgerrechte aushebelt.

Die Anzahl dieser Fanatiker ist in Europa noch geringer, auch wenn die Regierungen in Polen, Ungarn oder Bayern gerne mit der Angst spielen und Sicherheit versprechen, für die sie Freiheit rauben, ohne ihr Versprechen je einhalten zu können.

Ist die Angst für die Mehrheit und die Demokratie gefährlicher als es der Terror einer kleinen Gruppe von Fanatikern je sein kann?

Wenn mich einer der verrückten Attentäter trifft und mich oder meine Liebsten tötet, bin ich plötzlich betroffen und hätte mir mehr Sicherheit auch zum Preis von weniger Freiheit das Leben oder das Glück retten können, persönlich schlimmstes Unglück verhindert. Hätte ich da was dagegen?

Schaue ich mir aber die Wahrscheinlichkeit an, wirklich getroffen zu werden, steht das Risiko in keinem Verhältnis zur bereitwillig aufgegebenen Freiheit, von der ich aber nur so lange etwas habe, wie ich auch lebe oder tun kann, was ich möchte, ohne Angst zu haben.

Andererseits befinden wir uns im Krieg gegen eine Gruppe von Fanatikern, die mit Hilfe unserer Flugzeuge weggebombt werden sollen, auch wenn dies tausende Kilometer von hier geschehen soll. Die Menschen dort haben vielfach auch Angst, Opfer der Bomben oder Drohnen unserer Truppen zu werden, die sogar von hier gesteuert werden, etwa aus Rammstein.

Wer Gewalt sät, sollte sich nicht wundern, wenn sie zu ihm zurückkehrt. Unsere Regierungen sagen zwar einerseits, wir seien im Krieg gegen den Terror, verkünden aber andererseits, der Krieg werde dort unten geführt, im Zweistromland, nahe den Wurzeln der Kultur, nicht hier. Es seien nur verirrte Gewalttäter, die hier Terrorakte verübten und nicht Kämpfer einer anderen Armee. Täte sie dies nicht, müsste sie alle, die sie heute Terroristen nennt, feindliche Kombattanten nennen und falls sie ihrer Habhaft wird, diese wie Kriegsgefangene behandeln und nicht wie Verbrecher in ihrem Land, deren Rechte und Haftbedingungen durch die Benennung als Terroristen noch verschärft werden.

Der IS hat genau dies Verhalten angekündigt und verhält sich dementsprechend, es mangelt also nicht an einer Kriegserklärung. Ob der Kampf gegen Zivilisten je gerechtfertigt sein kann, wäre wohl der Diskussion wert, doch scheint fraglich inwieweit die USA und ihre Verbündeten dabei die Stimme erheben dürfen, die zahlreiche zivile Opfer in den arabischen Ländern gern als Kollateralschäden bezeichnet und also in Kauf nimmt.

Der Krieg, der nach den Terroranschlägen von Al Qaida gegen die USA 2001 begann, die eine Welle der Solidarität auslösten, ist ein neuer, weil er zunächst nicht gegen eine Regierung sondern gegen eine Terrorgruppe ging, auch wenn er eine Regierung vertrieb, weil die Taliban allen westlich denkenden Menschen schon lange ein Dorn im Auge gewesen waren, mit ihren mittelalterlichen Vorstellungen auch von den Rechten der Frau und ihrem Umgang mit nicht islamischer Kultur - nur für Buddha-Figuren schickt keiner Bomber, auch wenn sie in Felshöhlen als Weltkulturerbe stehen.

Wer einen Krieg gegen keinen Staat beginnt sondern eine Ideologie, den fanatischen Islamismus, bekämpft, wird keinen Sieg in einer Feldschlacht erringen können, weil gegen den Glauben keine Bomben helfen, die radikale Überzeugungen eher verstärken, als auflösen.

Europa hat viel Erfahrung mit internen Glaubenskämpfen und auch wenn es dabei nur um Nuancen der Unterscheidung innerhalb der jüdischen Sekte Christentum ging, kannte die Gewalt infolge keine Grenzen und die Erregung über das, was in der islamischen Welt geschieht, scheint angesichts dessen verlogen.

Betrachten wir das Alter der anderen jüdischen Sekte, des Islam, der erst etwa 600 Jahre nach dem Christentum entstand und versetzen wir unsere Kultur 600 Jahre zurück, landen wir in der Renaissance und der Zeit der Glaubenskriege. Wir wären zwar noch vor der Reformation gerade, also auch den Hugenottenkriegen, die Frankreich lange zerrissen, bis die große  Toleranz eines Henry IV. das Land wieder einen konnte und noch 200 Jahre vor dem 30jährigen Krieg, der Deutschland aus denselben Gründen über diesen Zeitraum hinweg verwüstete und zerstörte, dem verglichen die Gefechte des IS gerade noch wie Peanuts wirken. Auch vor der Wiedereroberung Prags nach dem Aufstand der dort Reformierten durch die Habsburger, nach der sie die Köpfe der Gläubigen am Stadttor aufhängen ließen, im vermeintlich zivilisierten 17. Jahrhundert und lange dort zur Abschreckung hängen ließen, was dem Handeln des IS irgendwie ähnelte.

Es gab in unserer Kultur damals die Diskussion um mehr Toleranz im Miteinander, für die große Denker der Renaissance wie Erasmus von Rotterdam standen, und es gab den religiösen Fanatismus, der immer wieder den Konflikt suchte. Die geschlossene Glaubenswelt des Mittelalters brach auf und ein neues, freieres Denken breitete sich aus, das Bezug  auf die Antike nahm, die schon gewagt hatte die Existenz von Göttern infrage zu stellen, wie es Epikur und Lukrez taten, die um diese Zeit wiederentdeckt wurden.

In diese Zeit fällt ja auch der Untergang von Byzanz, das damals längst Konstantinopel hieß nach Kaiser Konstantin dem Großen, infolge der Eroberung durch die Mauren, die lange schon ihr Reich weiter gen Norden mit Gewalt ausgedehnt hatten. Sie sollten den christlichen Reichen, die sich für Weltreiche hielten oder es real waren, gefährlich nah kommen, wie das Haus Habsburg unter Karl V oder nach ihm zumindest über die Verbindung der spanischen und österreichischen Erzherzogslinien, welche die meisten Kaiser im religiös umkämpften Heiligen Römischen Reich stellten, das sich ab da irgendwann auch noch Deutscher Nationen nannte und in der Nachfolge des von der Renaissance umschwärmten antiken römischen Reiches stand.

Die Türken kamen bis vor Wien, wo sie dann eine Koalition der mutigen unter den Ängstlichen letztlich schlug, wie es einst angeblich Karl Martell, der Großvater Karls des Großen nur etwa 800 Jahre früher im Süden Frankreichs tat, auch wenn bis heute unklar ist, ob die Mauren wirklich weiter nach Norden wollten oder die Koalition der Willigen unter Karl nicht nur einen bereits auf dem Rückzug befindlichen reinen Expeditionskorp schlug, der weder Europa bedrohte, noch jene sagenhafte Geschichte vom Abendland als Verteidigerin der Zivilisation begründen könnte, die ihn immer noch umgibt.

Vielleicht sind diese Geschichten ähnlich sagenhaft wie die österreichischen Erzherzöge und haben es nur geschafft eine Kultur jahrhundertelang in der Angst vor der muslimischen Gewalt zu fesseln, auch wenn das maurische Spanien eine wesentlich reichere und vielfältigere Kultur zu bieten hatte, als das von Ferdinand und Isabella, auch um die Zeit der Entdeckung Amerikas, zurückeroberte Spanien die nächsten Jahrhunderte zeigen sollte. Dem verglichen war die maurische Kultur ein Hort der Toleranz und des gepflegten miteinander gewesen.

Die auf gefälschten Urkunden basierende Herrschaft des Geschlechts von der Schweizer Habichtsburg, wo das Haus Habsburg ursprünglich her kam, was sich vom Papst den Besitz des amerikanischen Kontinents versprechen ließ, auch wenn sie nur nach einem Seeweg nach Indien gesucht hatten und in ihrer Gier nach Macht und Gold ganze Kulturen ausrotten ließen, ist eine der wichtigsten Säulen des christlichen Abendlandes, auf das sich heute manche der Ängstlichen wieder berufen.

Warum sich solche Sklavenhalter, Ausbeuter und Schacherer um die Macht - wie teuer erkaufte sich mit dem südamerikanischen Gold noch Karl V. seine Kaiserkrone von den Kurfürsten und machte die Fugger reich und mächtig - als Vorbild für unsere Kultur wählen, wenn es diesen doch offensichtlich allein um persönliche Interessen ging, die sie egoistisch verfolgten, auch wenn sie diese gern unter dem Mantel der christlichen Überzeugung versteckten, sich als Orden ein olles Schaffell in Gold umhängten und sich als Ritter vom goldenen Vlies dann als Retter des Abendlandes gerierten, was mehr auf Gier und Angst basierte?

Weiß es und verstehe es nicht - so bedeutend das Haus Habsburg in seiner Geschichte für Europa ist, so sehr hat es auch als Stimme Roms die Intoleranz gepredigt und anderes mehr - andererseits sehe ich auch, dass wer Europa und seine Länder verstehen will, hinter das Denken der Kulturen kommen will, in denen vielfach die Angst vor dem Fremden begründet liegt, nicht um diese Familie herumkommt, die international dachte, bevor die meisten Menschen wussten, was die Welt ist.

Habsburg führte lange die wichtigsten Kriege in Europa oder war an ihnen beteiligt und blieb, bis sie nach dem spanischen Erbfolgekrieg das Erbe Karls V. an die Bourbonen unter damals Ludwig XIV. verloren, die wichtigste Weltmacht, die auch die Bourbonen nicht ablösen oder erreichen konnten, weil Thron und Macht in Frankreich und Spanien getrennt blieben nach dem endlich Friedensschluss, für  den vorher so viel Gewalt ausgeübt wurde.

In Frankreich folgten dann noch zwei Ludwige, bis in der Regentschaft des XVI. die Revolution mit  aller Gewalt ausbrach und diesen Ehemann der Tochter Maria Theresias einen Kopf kürzer machte. Seine Frau hieß Maria Antonie oder in Frankreich auch Marie Antoinette und ihre Ehe war das Produkt eines neuen Bündnisses, bei dem sich Maria Theresia mit dem Erzfeind Frankreich auf Betreiben der Pompadour hin, in der Absicht den Preußen Friedrich zu schlagen, wieder verbündet hatte und Schlesien so wenig wieder gewann wie Spanien, in dem heute noch oder wieder die Bourbonen ihre bloß repräsentative Krone tragen, während in Frankreich die V. Republik ein Teil der EU wie viele andere Teile des ehemals Heiligen Römischen Reich wurde, was auch Spanien nach Francos Tod wurde.

Als der Korse Bonaparte nach der Revolution den Bourbonen auf den Thron folgte und mit Gewalt sein europäisches Reich errichtete, wurde wieder eine Heirat mit den Erben Maria Theresias erzwungen, die keinen der beiden Teile wohl glücklich machte. Napoleon verbreitete viele gute Ideen der französischen Revolution in ganz Europa und auch im noch so katholisch geprägten Heiligen Römischen Reich, das er sich auflösen ließ, nachdem die Kirchengüter säkularisiert worden waren. Andererseits zwang er viele Menschen in seine Grande Armée und opferte sie auf dem aussichtslosen Russlandfeldzug oder in der Völkerschlacht, mit der sein Untergang begann, was das Bild der Reformen und der Republik für lange Zeit in Europa, besonders in Deutschland, wieder verdunkelte - die nationale Bewegung der Befreiung im Biedermaier enden ließ. Wenig später jubelten Deutsche dann einem Kaiser zu, der die französischen Nachbarn getrieben von seinem Kanzler Bismarck unter der Führung seines genialen Militärs Moltke zutiefst auch durch die Krönung im französischen Versailles nach dem Sieg im Krieg von 1870/71 erniedrigt hatte.

Der Enkel dieses ersten Wilhelm, der zweite Kaiser gleichen Namens, der auch der letzte deutsche Monarch blieb, fühlte sich auch dem geschlagenen Frankreich gegenüber noch erniedrigt, weil er keine der damals modischen Kolonien samt Einwohnern in Übersee besaß, auch vom Platz an der Sonne träumte und diesen notfalls mit Blut und Tränen erobern wollte. Er tat es relativ erfolglos, schickte das Genie Bismarck nach Hause, verkannte in allen wichtigen Fragen, was wirklich nötig gewesen wäre und wurde mit seinem Verhalten voller Komplexe und Verblendung zu einem der Mitauslöser der Gewaltkatastrophe des 1. Weltkrieges. Auch wenn dieser mit der Erschießung eines Habsburger Kronprinzen in Sarajevo begann, der wiederum trotz eigentlich bester Absichten zum Opfer der balkanischen Fanatiker wurde, die sich bis heute gern den Schädel einschlagen, wo immer wieder Gewalt herrscht.

Zwar war es tragisch, dass Franz Ferdinand als Sohn der legendären Magersüchtigen, genannt Kaiserin Sissi, so zum Opfer anderer Konflikte wurde, die er eigentlich konstruktiv lösen wollte, es mal  wieder den Falschen traf, doch war das System in sich so verfault, dass sein völliger Zerfall nach vier Jahren Krieg niemand mehr wundern kann. Dies war das Ende des Hauses Habsburg als regierendes Haus und nun taucht der berühmte Name nur noch in Boulevardblättern gelegentlich auf, bleibt aber ansonsten ohne jede weitere Bedeutung. Auch wenn ein Prinz des Hauses Habsburg vor einigen Jahren die Berlinerin Tita Hardenberg heiratete und damit sich sogar die Nachfahrin eines der bekannteren preußischen Kanzler mit dem alten Haus vermählte, spielt diese private Verbindung meiner Freundin Tita für Europa oder sonst politisch keinerlei Rolle mehr, es ist völlig egal. So wenig wie der preußische Prinz Georg Friedrich noch irgendeine Rolle spielt, außer als nettes Gesicht bei Veranstaltungen zur preußischen Geschichte.

Die Gewalt der Geschichte hatt all diese alten Häuser schlicht hinweggefegt und Österreich und Deutschland sind zwar grenzenlos in der EU vereint, jedoch sich außer sprachlich nicht näher mehr als Frankreich und die Bundesrepublik, was auch an dem traurigen Intermezzo des österreichischen Fanatikers Hitler lag, dessen Gewaltherrschaft Millionen Tote in Europa hinterließ und dessen Genozid gegen die Juden alles bisherige übertraf, auch wenn einige seiner Täter noch von den Jungtürken und ihrem Verhalten gegenüber den Armeniern gelernt hatten. Auch Völkermord scheint lernbar und eine Frage der Ordnung zu sein, denn niemand organisierte ihn wieder so effektiv wie die Deutschen es zwischen 1933 und 1945 taten.

Der Österreicher Hitler, der aus Braunau kam ohne eine Aneignung dieser Provinz von den Bayern, die Friedrich noch in den Kartoffelkrieg trieb, wäre eigentlich Bayer gewesen, was aber auch in der Sache so wenig ändert wie am historischen Urteil über diesen Tyrannen.

Dass die Franzosen und Briten und auch viele Juden keine Angst mehr vor diesen fürchterlich effektiven Deutschen und ihrer Neigung zur Gewalt in effektivster Organisation haben, ist eines der großen Verdienste der Politiker des Nachkriegsdeutschland, die den doppelten Verlierer so überzeugend in einen höheren Kontext einbanden, der eben Angst nahm. Dazu gehören Adenauer und Kohl mit ihrer Europa und Versöhnungspolitik  gegenüber Frankreich, mit dem wir einst noch einen Staat unter Karl dem Großen bildeten, bis das Erbe unter seinen Söhnen aufgeteilt wurde und andere Linien später folgten, die bei  der Trennung blieben, die Grenzen nur noch mit Gewalt verschieben ließ, bis die EU sie im vorgeblich rein ökonomischen Interesse ganz nebenbei alle auflöste.

Grenzenlos gut ging es uns in diesem Europa, was wir einfach als normal nörgelnd hinnahmen, bis zu vielen Menschen aus dem Süden, die aufgrund unserer Stellvertreterkriege aus ihrer Heimat fliehen mussten, klar wurde, wie schön es hier ist, sogar wo weniger warm und was Sicherheit, Rechtsstaat und Freiheit wert sind, sie ihr Leben und ihr Vermögen für eine Zukunft im Norden riskieren ließ, um der Gewalt in ihrer Heimat zu entfliehen. Auf einmal kam wieder das Gespräch auf geschlossene Grenzen und Mauern, die Einwanderer abhalten sollten von ihrem Weg ins gelobte Land.

Die Bewohner Europas bekamen teilweise Angst, die Fremden könnten ihnen mit Gewalt ihre Freiheit rauben oder noch schlimmer ihren Wohlstand und damit das ruhige Leben inmitten ihrer Habseligkeiten tangieren.

Als Habenichts tangiert mich diese Furcht nicht sonderlich. Der Epikuräer in mir fürchtete den Tod weniger als ein Leben in Unfreiheit, das sich der Sklaverei der Vorurteile unterwirft. So scheint mir persönlich die Gefahr der Angst größer als der Gewinn an Sicherheit, den Vorsicht je bringen kann.

Wie alle Experten einig feststellten, lassen sich Attentate wie in Hamburg, Berlin, London, Paris, um nicht noch Bagdad, Kabul und Istanbul zu nennen, nicht vermeiden noch gibt es je Sicherheit davor. Solange wir Krieg gegen den IS führen, werden Fanatiker, auch wenn sie sich nur ganz privat solidarisieren wieder und wieder zuschlagen. Gemessen an der Zahl der Toten im arabischen Raum, die in die Millionen geht, sind die wenigen hier kaum der Worte wert, denke ich und frage mich, warum Angst mich dazu bringen könnte, meine humanistischen und freiheitlichen Grundsätze zu verraten, Menschen in Not die Hilfe zu verweigern, die wir uns noch lange leisten können.

Aber werde ich auch als Opfer islamistischer Gewalt noch genauso reden?

Möchte ich dann nicht ganz natürlich Rache?

Hoffe es nicht und bin davon überzeugt, dass sich Gewalt und Hass nur potenzieren, nichts einen blutigen Kampf wert ist. Wer in den Krieg zieht und Gewalt sät, muss sich nicht wundern, wenn sie zu ihm zurück kommt. Es lohnt sich nicht, meine Freiheit aufzugeben, um dafür keine Sicherheit zu bekommen, die es ohnehin nie gibt.

Was aber würde ich tun, wenn ein Islamist meine Tochter missbraucht und tötet, bin ich dann gelassen und lasse den Dingen ihren Lauf, weil das Gewaltmonopol beim Staat liegt und ich mich nicht mit so etwas beschäftigen will?

Auch das hoffe ich, denn was bliebe mir auch?

Aber, was weiß ich schon von mir in einer solchen Situation?

Freue ich mich darüber, dass ich nicht im Besitz von Waffen bin und unser Staat die Wahrung des Gewaltmonopols relativ ordentlich überwacht, mich auch an niederen Gefühlen so hindert, die all meiner Vernunft widersprechen.

Was kann ich also tun?

Nichts und warum sollte ich mich über nichts aufregen, es änderte ja eh nichts und also genieße ich das Leben lieber weiter frei und tolerant statt beschränkt und unfrei und vermeide Gewalt, wo ich kann, statt sie absurd zu rechtfertigen.

jens tuengerthal 30.7.2017

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