Ist Freiheitsliebe gleich Liebesfreiheit oder nie?
Freiheit ist das Fehlen von Zwang, was uns die freie Entscheidung lässt, was wir tun wollen oder nicht. Dies unabhängig von sonstigen Gründen oder Zwängen, die nicht von unserem Willen abhängen, wie etwa der zu atmen - während es beim Essen und Trinken, wie Millionen leidgeplagte Diätkranke wissen, zwar eine gewisse natürliche Notwendigkeit gibt aber eben auch zumindest den theoretischen Willen, damit so oder so umzugehen, je nach innerer Haltung und Größe.
Ob Liebe und Freiheit eine contra dictio ist und sich ausschließt, weil das Gefühl eben unmittelbaren Zwang über uns ausübt und immer herrscht, wie Giacomo Casanova einst schrieb, könnte die erste Frage sein, was auch sinnvoll wäre, weil es jede weitere Erörterung zum Thema überflüssig machte - was nie frei von Zwang ist, wird nicht in Freiheit sein.
Zuvor aber noch, bevor ich mich in die Untiefen emotionaler Zweideutigkeiten kopfüber stürze, auch wenn Mensch dabei meist eher kopflos wird, frage ich nach sonstigen Formen der Freiheitsliebe und inwiefern sie mit der großen Emotion zu tun hat, die sich noch dazu gern mit der Lust verbindet.
Freiheitsliebe wird meist eher politisch verstanden, anders als sein Antagonist die Liebesfreiheit, bei der zumindest die allermeisten erstmal an freien Sex und ähnliche Vergnügen denken.
Von Freiheit begannen die Dichter in Deutschland laut zu singen, als sie die Sache ihrer Fürsten und lokalen Herrscher in den sogenannten Befreiungskriegen deutschtümelnd eher taumelnd als kritisch denkend verteidigten. Die Franzosen sangen davon anlässlich ihrer Revolution und dem real befreienden Sturm auf die Bastille. Die Deutschen erhielten auf den Wiener Kongress folgend statt der erträumten Freiheit nur biedermeierliche Ruhe und Sicherheit nach dem Modell Metternich während die Franzosen sich real zumindest für Momente die Freiheit erkämpften, von der ihre Hymne noch heute singt, während das auf Helgoland, dem einst britischen Felsen in der Nordsee geschriebene Lied der Deutschen eher den Geist von Turnvater Jahn und Spitzweg trägt, was ungefähr deutlich macht, was die Socken in den Sandalen des 19. Jahrhunderts waren, während die Marseillaise trotz aller Blutrünstigkeit von echter Leidenschaft mehr geprägt ist als von gediegenem Pathos, der sich nur in Abgrenzung zum Kaiser der Franzosen zur Nation bildete, statt Identität konstruktiv zu finden.
Die Amerikaner mit ihrer heute unterschiedlich interpretierten Boston Tea Party, wissen ein Lied von der Freiheit zu singen, bei der ein Trupp um später führende Politiker des Landes als Indianer verkleidet, also quasi vermummt und so gesehen der Schwarze Block des 18. Jahrhunderts, dem bösen britischen Imperialismus einen Streich spielte, der weitere Wirkung als brennende Wagen in spießiger Hansestadt hatte, die peinlich gerne Weltstadt wäre, ohne es sein zu können.
Wohin dies heute führt und was daraus wird in Zeiten von Trump und seiner neuen Vetternwirtschaft, ist noch offen, was die Zeiten spannend wieder macht, denn solche schlichten Gemüter wie Trump, Erdogan oder Machos von russisch schlichter Machart wie Putin, können kaum das Ende der Fahnenstange sein, an der das Wimpel der Freiheit weht.
Wer liebt heute noch die Freiheit und verteidigt sie sind M & M, also Merkel und Macron allein auf weiter Flur?
Der Begriff der Freiheit ist, politisch verstanden höchst unterschiedlich - zwar würde sich wohl eine Mehrheit der Europäer hinter Merkel und Macron stellen, doch gibt es auch hier Anhänger von Trump oder Putin, auch Erdogan findet bei manchen Zuspruch und diese Menschen hoffen oft mehr die starken Männer würden ihre Freiheit mit ihrem Trotz auch gegen alle Vernunft verteidigen.
Angst und das Bedürfnis nach Sicherheit haben auch in Europa zu immer mehr Beschränkungen der Freiheit geführt, wobei die größte Bedrohung von den islamistischen Extremisten ausgeht, deren Begriff von Freiheit mit dem europäischen unvereinbar ist, die dennoch erstaunlich viele Anhänger unter Menschen hier finden, die diesen Weg nicht einschlagen müssen. Vielfach werden die Islamisten sogar als Freiheitskämpfer gegen den amerikanischen Imperialismus verehrt, der sich anmaßt, die Welt zu regieren.
Handeln also die Terroristen und die Kämpfer des IS mit Freiheitsliebe oder schließt sich das bei einem religiös beschränkten Weltbild aus?
Osama bin Laden sah sich als Freiheitskämpfer und seine Terrorgruppe ursprünglich noch mit amerikanischer Unterstützung und vor allem saudischen Geld gegründet, kämpfte gegen die sowjetische Okkupation Amerikas an der Seite der Mujahedin. Später wurden die USA der Feind, auch aufgrund ihrer freien Lebensweise, die nicht in das Weltbild der fundamentalistischen Muslime passte.
Der kürzlich verstorbene Fidel Castro galt vielen als Freiheitskämpfer und linke Ikone, weil er gemeinsam mit Che Guevara damals die von den USA gestützte Diktatur in Kuba stürzte und einen sozialistischen Staat mit vielen sozialen Vorteilen für alle Bewohner errichtete. Dass auch er zum Diktator wurde, der einen undemokratischen Staat regierte, der nur von den Geldern aus der UDSSR lange lebte, wurde dabei gerne übersehen. Sein Kampfgefährte Che kam später bei anderen Freiheitskämpfen in Südamerika ums Leben und wurde so zur linken Ikone eines Freiheitskämpfers.
Die Nähe von Kulturmenschen zu linken Überzeugungen auch in Gegnerschaft zum rechten Faschismus, der den 2. Weltkrieg mit Hitlers wahnhaften Streben nach Weltmacht auslöste, ist immer noch weit verbreitet - wer sich für die Ärmsten einsetzt, muss ein guter Mensch sein und so wurde auch in der eigentlich freiheitlichen Studentenbewegung der 68er Jahre manch Name von linken Diktatoren skandiert, die wie Stalin, Mao oder Hochimin vergleichbar schlimme Massenmorde begingen.
Im Rahmen der G20 Demonstrationen in Hamburg hielten einige Mitglieder des Schwarzen Blocks noch Maos steinzeitlichen Kommunismus, dem Millionen Chinesen zum Opfer fielen, als gesellschaftliches Ideal hoch und hielten sich für Freiheitskämpfer, wenn sie das Eigentum anderer beschädigten, ganze Stadtteile für Momente zur Verwüstung freigaben. Sie kämpften gegen die politischen Vereinbarung der Staatslenker, weil sie ihre Staaten für ausbeuterisch und imperialistisch halten, völlig unabhängig von der Notwendigkeit solcher Treffen und ihrer Ziele. Sie halten es für ihre Freiheit, dagegen zu kämpfen, dass solche Treffen von meist demokratisch gewählten Staatsoberhäuptern der größten Industrienationen überhaupt stattfinden und wollen durch möglichst großen Krawall künftig solche Treffen unmöglich machen.
Es waren immer Kämpfer gegen die Macht der Herrschenden, die neue Freiheiten erkämpften und diese wehrten sich so, wie sich der demokratische Rechtsstaat in Hamburg wehrte und immer beanspruchen die Herrschenden für ihren Staat das Gewaltmonopol und stempeln jeden, der dagegen verstößt zum Terroristen oder zumindest Störer, wenn er nicht schlicht als einfacher Verbrecher verurteilt wird. Bei der Bekämpfung dieser mal mehr mal weniger glaubwürdigen Freiheitskämpfer stieß auch der Rechtsstaat moderner Prägung immer wieder an seine Grenzen.
In der Weimarer Republik schon waren es die Freikorps, die Führer der kommunistischen Widerstandsbewegung Spartakus erschossen, wie im Fall Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die daraufhin bis heute zu linken Ikonen der Freiheit wurden, die später dann ein gefährliches Bündnis der Feinde der Demokratie von links und rechts, wie Thälmann und Hitler erfolgreich unterminierte und endgültig zerstörte.
Die DDR verehrte nur noch die kommunistischen Freiheitskämpfer, während sie im Westen weitgehend ignoriert wurden, um dafür den militärischen Widerstand hochzuhalten, den wiederum die Linke als reaktionär und nicht glaubwürdig beschimpfte und dennoch ging es allen immer um die Verteidigung der Freiheit. Auch die Regierung der DDR wollte ihr Verständnis von Freiheit durch den Bau des antifaschistischen Schutzwalls verteidigen, der in der Berliner Mauer und der Zonengrenze Realität wurde.
Dagegen stellte sich auch der US-Präsident Kennedy mit seinem Verständnis von Freiheit und nannte sich unter großem Jubel einen Berliner, weil in dieser Stadt, die Freiheit der westlichen Welt und deren Lebensmodell verteidigt würde gegen die Unterdrückung der Diktaturen des Warschauer Paktes und das von Moskau aus dort diktierte politische Modell.
Beim Kampf gegen die teilweise von der Stasi der DDR finanzierte und unterstützte RAF kam die Bundesrepublik Deutschland dagegen an ihre rechtsstaatlichen Grenzen, was zu einer Verklärung der Täter dieser Gruppe und ihren Selbstmorden in der Hochsicherheitshaft in Stammheim bei Stuttgart führte. Auch die Terroristen der RAF, größtenteils ehemals studentenbewegte junge Westdeutsche, sahen sich als Freiheitskämpfer nach ihrem Ideal von Freiheit, das die kapitalistische Gesellschaft, die sie für imperialistisch, ausbeuterisch und menschenfeindlich hielten, beseitigen wollte.
Beim heute Kampf gegen den islamistischen Terror stößt der Rechtsstaat der BRD immer wieder an seine Grenzen etwa auch bei der Überwachung des Internets als freiem Raum der Kommunikation und der teilweise Aushebelung von Bürgerrechten zum Wohle der Sicherheit, die sich am Rande der von unserer Verfassung gezogenen Grenzen befinden, jedenfalls die eigentlich natürliche Freiheit beschränken.
Auch die USA rüsteten im Inneren und an ihren Grenzen massiv auf, nachdem die Anschläge vom 11. September 2001 sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen hatten. Obwohl eigentlich seit langem die Verteidiger der Freiheit und der Bürgerrechte, hebelten sie diese aus Gründen der Sicherheit in vielem aus und das Maß der Überwachung dort, die weltweit unter Regie der dortigen Geheimdienste stattfindet, lässt die Stasi der DDR in vielem wie ein Heer aus Waisenknaben erscheinen.
Der Überwachungsstaat, wie ihn noch Orwell in seinem Science-Fiction Roman 1984 als Horrorvision der Zukunft an die Wand malte, wurde in Bezug auf das Internet längst Realität. Christliche Amerikaner setzen ihre eher mittelalterlich geprägten Moralvorstellungen über soziale Netzwerke am Markt auf der ganzen Welt durch und blockieren damit Freiheitsrechte, wie Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit in einem Maße, das uns noch in den 90ern unvorstellbar gewesen wäre. Wer dort auf seine Freiheit besteht, wird einfach intern blockiert, um die eigenen moralischen Standards durchzusetzen. Die dortigen Grenzen der Ausdrucks- und Kunstfreiheit haben mit dem europäischen Verständnis von Freiheit wenig zu tun und verbreiten amerikanische Moralvorstellungen, etwa zur Abbildung von Nacktheit auf der ganzen Welt, ohne dass es darüber einen Diskurs oder eine politische Kontrolle gäbe, weil soziale Netzwerke ja nicht öffentliche Marktplätze mehr sind, sondern eben Privatunternehmen, die ihre Interessen durchsetzen und damit ihren Standard, soweit sie wie Facebook eine marktbeherrschende Stellung weltweit haben, zum einzig gültigen machen.
Damit sind heute auf einem wichtigen Feld der Kommunikation und damit des öffentlichen Diskurses, Unternehmen an die Stelle von politischen Institutionen oder öffentlichen Plätzen getreten.
Wären an dieser Stelle die freiheitlichen Staaten verpflichtet eine Institution zu schaffen, die ihrem Standard von Freiheit entspricht?
Was wird aus dem Diskurs in Europa, wenn amerikanische Moralvorstellungen künftig seine Freiheit beschränken?
Viele Fragen stellen sich zur Freiheit und was Freiheitsliebe heute bedeutet. Sie werden je nach politischem Lager unterschiedlich beantwortet und es fällt schwer da eine klare Antwort zu finden, weil alle politischen Meinungen immer von vielen subjektiven Komponenten im Wesen der Beteiligten geprägt sind.
Halte autoritäre Herrscher wie Trump, Putin oder Erdogan für untragbar für eine offene Gesellschaft aber schon bei diesen dreien wäre eine genaue Differenzierung nötig, um ein vernünftiges Urteil überhaupt treffen zu können, dem ich mich an dieser Stelle darum lieber enthalten möchte, weil es so unerfreulich ist, sich mit diesen zu beschäftigen und ich mich lieber der Liebe und meinem Glück widmen möchte. Klar scheint mir nur, für Freiheit, die sie zu lieben meinen, kämpfen viele mit höchst unterschiedlichen Mitteln und teilweise unter dem selben Begriff in völlig entgegengesetzter Richtung und wer nun sagt nur dieser oder jener Weg sei richtig, verhält sich so autoritär, wie jene deren Ansichten ich eigentlich ablehne und die meinem Verständnis von Freiheit entgegenstehen. Darum enthalte ich mich an dieser Stelle. Die Freiheitsliebe ist nur vielen Menschen aus höchst unterschiedlicher Sicht so wichtig, dass sie dafür alles riskieren.
Ob es im Leben mehr um Freiheit oder um Glück geht, führt mir zur Frage nach der Freiheit der Liebe oder der Liebesfreiheit zurück, denn welches Glück ist je größer als zu lieben und wieviel glücklicher ist gar noch, wer sich geliebt sieht.
Vorher aber wüsste ich gern, ob die Freiheit an sich ein Glück ist oder eine Bedingung des Glücks, wir nicht ohne Freiheit glücklich sein können. Fürchte aber, diese Frage so wenig beantworten zu können, wie die nach der einzig richtigen politischen Freiheit, denn auch wenn ich etwa die Demokratie für die beste und effektivste Form der Regierung halte, weiß ich nicht, ob nicht Menschen auch in einer Monarchie viel glücklicher sein könnten und auf was es dem einzelnen für sein Glück ankommt.
Schlösse ich das Glück in Unfreiheit aus, spräche ich vielen Menschen die Möglichkeit ab unter ihren Lebensbedingungen glücklich zu sein und wer wäre ich, so etwas für andere zu entscheiden, wie hoffnungslos machte dass die Mehrheit der Menschen, die unter Bedingungen leben, die ich unerträglich unfrei fände.
Glück hängt also nicht allein an der Freiheit oder vielleicht sind wir so frei, auch unter Umständen glücklich sein zu können, die andere unglücklich machten oder die sie zumindest als unfrei empfinden.
Wenn es aber entscheidend auf Glück ankommt im Leben und wir ein glückliches Leben als schön ansehen, scheint dies nicht notwendig auf die Freiheit dabei anzukommen.
Menschen können in Diktaturen glücklich sein und sich Umstände schaffen, die sie zufrieden sein lassen, mit dem was ist. Auch im Gefängnis oder todkrank können Menschen noch glücklich sein, sogar wenn ihre Tage gezählt sind und sie eigentlich längst Gefangene ihres kranken Körpers sind.
Spannend wird das Verhältnis von Glück, Freiheit und Liebe, wenn wir die Liebe als Glück sehen und Casanova recht haben sollte, dass sie ihrem Wesen nach unfrei macht, wir uns ihrem Zwang unterwerfen in der Hoffnung auf ein fragliches Glück.
Bedingt Liebe Freiheit, für die Unfreiheit, die wir mit ihr wählen oder der wir, wenn sie zuschlägt, unterliegen und haben wir dann noch die Freiheit der Wahl oder schließt Liebe genau das ihrer Natur nach aus?
Es stellt sich die Frage, ob wir auch unfrei lieben können.
Vom äußeren oder körperlichen Zwang hängt die Liebe nicht ab, sie endet nicht damit, wenn einer der Liebenden eingesperrt wird oder für den anderen unerreichbar ist, manchmal dauert sie sogar über das gemeinsame Leben hinaus.
Fraglich ist aber, ob wer geistig nicht frei ist, sich für die Liebe entscheiden kann, wirklich liebt oder nur einem Zwang folgt.
Um dies zu beantworten, müsste ich wissen, ob wir unserer Natur nach in der Entscheidung für die Liebe je frei sind. Sollte Casanova Recht haben, folgten wir dem Trieb der Natur, die stärker wäre als wir und uns auch gegen unseren Willen lieben ließe, wenn es uns denn erwischt.
Der Erfahrung nach spricht manches für Casanovas These, dass die Liebe ein Naturereignis ist, was nicht mehr unserem Willen unterliegt, dem gegenüber wir wehrlos sind. Dann käme es logisch nicht auf unsere Freiheit dabei an, weil es einfach passierte und es wäre unsere Aufgabe nur mit dem, was ist, so gut wie möglich umzugehen.
Habe immer gedacht Liebe bedingt Freiheit, warum ich Eifersucht für das Gegenteil von Liebe hielt, der ich Eifersucht nicht kenne und dieses Gefühl albern, unangenehm, nervig und schlicht überflüssig finde.
Fraglich, ob sich daran etwas ändert, wenn diese Abhängigkeit von Freiheit und Liebe nicht besteht. Zumindest könnten dann auch eifersüchtige Menschen lieben, auch wenn sie damit sich und andere regelmäßig unglücklich machten.
Liebe kann glücklich und unglücklich machen, zeigt die Geschichte wie die Erfahrung, die ihrem Wesen nach kontraproduktive Qualität der Eifersucht, spricht also nicht dagegen, dass ihr eine Liebe zugrunde liegt.
Aus meiner Sicht will Liebe gönnen, warum ich die Eifersucht, die nur Sorge hat, zu verlieren, was sie behalten wollen, also zu kurz zu kommen, niedriger Neid ist, für das Gegenteil halte. Sie will weder gönnen noch möchte sie teilen oder wünscht dem anderen Gutes außer sich, was aber schon durch den Status der Eifersucht einen nur beschränkten Wert haben könnte.
Eifersucht kann nicht glücklich machen sondern nur unglücklich, weil sie noch dazu, was sie fürchtet als Gefahr erst weckt. Liebe ist konkurrenzlos, weil sie glücklich ist, warum ich mir um meine Liebe keine Sorgen machen muss. Sollte ich sie an andere verlieren, war es keine Liebe oder der andere, wusste mich nicht zu würdigen.
Dazwischen gibt es noch viele Zwischentöne im Bereich von Eifersucht und Liebe. Selten ist alles eindeutig und klar und dann rutschen diejenigen in eine Situation in der auf jeden Fall gilt, was Casanova über die Liebe sagte, sie sind unfrei und können nicht mehr bestimmen, was sie tun, auch wenn es völlig unsinnig ist, zerstört, um was sie eigentlich fürchten.
Hier taucht die Freiheit wieder auf. Können wir uns entscheiden, ob wir eifersüchtig sind oder entscheidet dies die Natur unserem Wesen nach ohne unseren Willen, ist die immer wieder auftauchende Frage.
Wer eifersüchtig ist, aber in der Liebe glücklich sein möchte, wird etwas ändern müssen, da er oder sie sonst immer unglücklich oder unter Zwang handeln wird und damit nicht glücklich lieben kann.
Dies ist leicht festzustellen, aber für die Betroffenen wohl schwer umzusetzen, wie ich vermute, der die Eifersucht nicht mehr kennt und die Vorstellung von etwas, gegen das ich mich nicht wehren kann, beherrscht zu werden, fürchterlich findet. Lieber würde ich vermutlich der Liebe abschwören, statt je mit Eifersucht lieben zu müssen, sage ich leichtfertig frei davon.
Die Betroffenen aber ringen mit sich und um die Liebe, um die sie fürchten und sind dabei völlig unfrei. Fraglich wäre für mich an dieser Stelle, was könnte mich von diesem Elend befreien, das kein Ziel hat als mich immer wieder unglücklich oder lächerlich zu machen, auch wenn es schöne literarische Beispiele für das Unwesen der Eifersucht gibt, ist sie doch ihrem Wesen nach, nichts ehrenvolles sondern schlicht eine peinliche Erscheinung, für die sich die Betroffenen meist nach ihrem Abklingen genug schämen, was die Freiheit auch nur bedingt fördert.
Eifersucht ist also, auch wenn sie im Kontext der Liebe entsteht, diese nicht logisch ausschließt, wie ich nun feststellen muss, eine völlig unnütze Erfindung, die nur unfrei macht und im Ergebnis unglücklich, warum wir alles tun sollten, sie los zu werden, wie eine ansteckende Krankheit, die wir auch mit allen uns möglichen Mitteln bekämpfen.
Zum Glück kann ich bezeugen, dass Eifersucht nicht ansteckend ist. Zumindest eine positive Eigenschaft dieses der Freiheit und der Liebe entgegenstehenden Zustandes, ansonsten aber spricht alles gegen sie und ich frage mich, warum sich so viele Menschen in sie fügen, als sei sie ein Naturereignis, was sie, wie ich von mir weiß, nicht sein muss.
War früher auch mal eifersüchtig und hielt das in einem gewissen Maß für normal, weil es einem ja auch genauso überall erklärt wird. Irgendwann, begann ich mich zu fragen, was ich davon habe, welche Gründe es dafür geben kann und da wurde mir klar, es verstößt gegen jede Vernunft, schadet der Liebe, die Eifersucht ihrem Wesen nach infrage stellt, weil sie das Vertrauen leugnet und sie macht mich in einem idiotischen Maße unfrei. Beobachtete ich eifersüchtige Menschen merkte ich, wie sie sich öffentlich lächerlich machten und blamierten, damit noch unfreier wurden. Konnte keinen Grund erkennen der dafür sprach je eifersüchtig zu sein.
Lebte gut ohne Eifersucht und war glücklich damit. Doch kam ich immer wieder auch mit Frauen zusammen, die diese Sicht der Welt nicht teilten und mich überwachten, mir misstrauten oder mich verdächtigten. Das machte dann nicht nur diese Frauen unfrei sondern auch mich, der sein Verhalten anpasste. Meist verließ ich diese Frauen sehr schnell wieder, wenn es nicht sehr starke höhere Gründe zu bleiben gab, weil mir meine Freiheit und mein Glück wichtiger waren als der Kampf um eine hoffnungslose Sache.
Eifersucht führt zu keinem Ziel, bringt kein Glück sondern macht im Gegenteil nur ein Leben lang unglücklich. Warum sollte ich mich so etwas je im Leben aussetzen, sagt die Vernunft und doch sagt manchmal die Liebe trotzdem, bleib, weil es wichtigere Dinge gibt als dies alberne Gefühl, dessen Lächerlichkeit doch die Betreffenden irgendwann selbst feststellen müssen und sich dann vernünftigerweise entschließen werden, wie ich es tat, sie aufzugeben.
Sofern sie aber unfrei sind, werden sie das nicht können, sondern immer wieder Opfer ihrer Eifersucht werden. Dagegen hilft nur Aufklärung und Geduld, wenn die Liebe groß genug ist auch dieses überflüssige Elend zu ertragen, sage ich mir dann und damit bin ich wieder bei meinen liebsten Themen der Aufklärung im Sinne Kants als Frage des Verständnisses von Freiheit und Autonomie.
Aufklärung ist die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit meint die Unfähigkeit sich seines Verstandes ohne Hilfe anderer zu bedienen, frei zu denken. Selbstverschuldet ist diese, wenn diejenigen nicht zu blöd sind, sondern nur zu faul oder zu träge über ihr Verhalten kritisch nachzudenken.
Aufklärung hilft gegen Eifersucht. Sie scheint mir sogar das einzig sinnvolle Mittel dagegen. Fraglich scheint der schöne Ansatz Kants, über dessen Erfahrung mit eifersüchtigen Frauen meines Wissens nichts bekannt ist, der sich nicht ohne Grund, nie gebunden hat und ruhig mit seinem Diener angeblich lebte, sofern die Eifersucht ein Naturereignis ist, bei dem keine Verstand hilft, da das Gefühl alles dominiert, die Menschen ihm unfrei unterworfen sind.
Bin es nicht und habe mich davon befreit, obwohl ich weder so intelligent wie Kant bin, noch ein Leben ohne Frau verbringen möchte, sondern einfach nach der bestmöglichen Form des Glücks gesucht habe.
Sofern Kant Recht hatte und wir Menschen des Denken und der Aufklärung fähig sind, ist Eifersucht ganz einfach zu beseitigen. Mit Vernunft und Logik, um die Liebe frei genießen zu können. Wenn er sich irrte und wir nur Opfer unserer Gefühle sind, die wir nicht kontrollieren können, gibt es in diesen Fällen keine Hoffnung und wir beugen uns ihr als einer Erscheinungsform menschlicher Dummheit und Beschränkung oder wir befreien uns davon und lassen die Eifersüchtigen sich unter sich paaren, während die übrigen Menschen Liebe und Freiheit genießen können.
Auch hier bin ich weder sicher noch entschlossen, sondern möchte es lieber offen lassen, da manche Dinge keiner Entscheidung brauchen, weil sie sich ihrer Natur nach eigene Wege suchen, die ihrem Wesen entsprechen. Wer liebt, wird alles für die Liebe tun. Am Ende gehen Märchen und die Liebe ist ja auch eines immer gut aus und so, wird die Vernunft der Aufklärung siegen, auch wenn die Erfahrung dagegen spräche und alles gut werden, weil am Ende immer alles gut ist und wenn nicht, ist es eben noch nicht zu Ende, was zumindest vernünftig klingt und den Kreis zur Aufklärung schließt und wer wird schon die Liebe aufgeben einer kleinlichen Lächerlichkeit wie der Eifersucht wegen, das wäre ja ein Witz.
jens tuengerthal 21.7.2017
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