Prinz Eugen ein edler Ritter?
Prinz Eugen, der edle Ritter,
wollt' dem Kaiser wied'rum kriegen
Stadt und Festung Belgerad.
Er ließ schlagen einen Brukken,
daß man kunnt' hinüber rukken
mit d'r Armee wohl in die Stadt.
Als der Brucken nun war geschlagen,
daß man kunnt' mit Stück und Wagen
frei passiern den Donaufluß:
Bei Semlin schlug man das Lager,
alle Türken zu verjagen,
ihn'n zum Spott und zum Verdruß.
Am einundzwanzigsten August so eben
kam ein Spion bei Sturm und Regen,
schwur's dem Prinz'n und zeigt's ihm an,
daß die Türken furagieren,
so viel als man kunnt' verspüren,
an die dreimal hunderttausend Mann.
Alles saß auch gleich zu Pferde,
jeder griff nach seinem Schwerte,
ganz still ruckt' man aus der Schanz' ;
die Musk'tier' wie auch die Reiter
täten alle tapfer streiten;
's war fürwahr ein schöner Tanz!
Ihr Konstabler auf der Schanzen,
spielet auf zu diesem Tanzen
mit Kartaunen groß und klein,
mit den großen, mit den kleinen
auf die Türken, auf die Heiden,
daß sie laufen all' davon!
Als Prinz Eugenius dies vernommen,
ließ er gleich zusammen kommen
seine General und Feldmarschall;
er tät sie recht instruieren,
wie man sollt' die Truppen führen
und den Feind recht greifen an.
Bei der Parole tät er befehlen,
daß man sollt' die zwölfe zählen
bei der Uhr um Mitternacht;
da sollt' all's zu Pferd aufsitzen,
mit dem Feinde zu scharmützen,
was zum Streit nur hätte Kraft.
Prinz Eugenius wohl auf der Rechten
tät als wie ein Löwe fechten
als General und Feldmarschall.
Prinz Ludewig ritt auf und nieder:
Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder,
greift den Feind nur herzhaft an!
Prinz Ludewig, der mußt' aufgeben
seinen Geist und sein junges Leben,
ward getroffen von dem Blei.
Prinz Eugen war sehr betrübet,
weil er ihn so sehr geliebet;
ließ ihn bring'n nach Peterwardein.
Wer war dieser Prinz Eugen der hier
In Altem Volkslied noch besungen
Dessen Strophen mancher im Ohr hat
Ohn zu wissen wer der edle Ritter war
Am 11. September 1697 besiegten die
Kaiserlichen Truppen unter Prinz Eugen
Von Savoyen wie er von Familie hieß wohl
In der Schlacht bei Zenta die Osmanen
Dies war der erste glanzvolle Sieg des später
So berühmten Feldherren gegen übermächtige
Türken von deren 100.000 Mann 25.000 fielen
Während Eugen nur 429 der seinen verlor
Prinz Eugen war August dem Starken als der
Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee gefolgt
Nachdem August infolge des Pfälzischen Erbfolgekrieges
König von Polen wurde und das Kommando niederlegte
Die Schlacht war durch den schnellen und mutigen Angriff
Auf einen gesicherten Brückenkopf gewonnen worden wobei
Viele Türken ins Wasser getrieben wurden was auch die
Hohe Zahl der Opfer erklärt zumindest kämpfte Eugen mit
Der Sieg Eugens der nun in ganz Europa berühmt wurde
War vollständig was das erbeutete Siegel des Sultans belegt
Jedoch wurde aufgrund der Witterung von einer weiteren
Verfolgung der Türken abgesehen was die Chance vergab
Dennoch verschoben sich die Kräfteverhältnisse auf dem
Balkan nun zuungunsten des Osmanischen Reichs was
Im Frieden von Karlowitz 1699 festgeschrieben wurde
Der erbeutete Schatz war riesig und übertraf alle Erwartung
Wiederum am 12. September nur 1709 erzwang Eugen
Im Spanischen Erbfolgekrieg in der Schlacht bei Malplaquet
Mit der antifranzösischen Allianz einen Sieg unter hohen
Eigenen Verlusten von diesmal selbst 25.000 Gefallenen
John Churchill der Herzog von Marlborough kämpfte hier
Gemeinsam mit Eugen in der Nähe von Lille gegen die
Zahlenmäßig unterlegenen Franzosen wobei auf beiden
Seiten Schweizer und Iren kämpften Söldner oder Soldaten
Nach sieben Stunden Schlacht zogen sich die Franzosen
Gegen 15h vom Feld zurück doch waren die Alliierten zu
Geschwächt um an eine Verfolgung zu denken so dass
Die Schlacht nur als blutigste des Erbfolgekrieges blieb
Zumindest die Schweizer bei denen sogar Brüder einer
Berner Familie gegeneinander hatten kämpfen müssen
Zogen daraus die Konsequenz künftig eine Teilnahme
An Kriegen untereinander den Schweizern zu verbieten
Eugen gilt als einer der bedeutendsten Feldherren der
Habsburger deren Großmachstellung er ausbaute war
Hofkriegsratspräsident wie Diplomat und brillierte auch
Als der Bauherr Kunstsammler und Mäzen seiner Zeit
Der Prinz entstammte dem europäischen Hochadel
Seine Famillie war mit dem Haus Bourbon so eng
Verbunden wie mit den Habsburgern Wittelsbachern
Baden Badenern konnte also für jeden kämpfen
Er bot sich auf eine steile Karriere hoffend aber dem
Kaiserlichen Haus Österreich an obwohl seine Familie
Zum französischen Zweig der Herzöge von Savoyen
Carignan entstammte und diente dem Kaiser treu
Die Fürsten Savoyen-Carignan waren Prinzen von Geblüt
Ein am Versailler Hof hoch angesehener Titel den alle
Nebenlinien des Königshauses trugen Eugens Mutter war
Eine Nichte des berühmten Kardinal Mazzarin hieß Mancini
Der Vater von Eugen starb als der Sohn zehn Jahre alt war
Seine Mutter wurde zeitweise eine Geliebte Ludwigs XIV.
War voll in die Intrigen des Hofes eingebunden kümmerte sich
Nicht weiter um die Erziehung ihrer sieben Kinder
Als die Mutter die angeblich sogar den Vater vergiftet haben
Soll fliehen muss kamen die Kinder zur Schwiegermutter
Liselotte von der Pfalz beschrieb Eugen noch als schmutzigen
Jungen der es wohl zu nichts bringen wird welch ein Irrtum
Der Prinz sollte Geistlicher werden und hatte schon früh zwei
Eigene Abteien neigte jedoch eher dem Militär zu was aber
Ludwig XIV. ablehnte der ihn für zu schmächtig hielt andere
Vermuten es lag am Misstrauen gegen Eugens mächtige Mutter
Als sein Bruder der ein kaiserliches Dragonerregiment führte
Im Kampf gegen die Krimtataren fiel stahl er sich gen Wien
Davon um das Regiment zu übernehmen was nicht gelang
Bewährte sich jedoch im Kampf gegen die Türken vor Wien
Ab 1693 war er Feldmarschall ohne sich dabei besonders
Hervorzutun dennoch wurde der Hof auf ihn aufmerksam
Vertraute ihm ab Juli 1697 den Oberbefehl im Türkenkrieg
In Ungarn an wo er sich wie oben berichtet bewährte
Nach anfänglichen Erfolgen im Spanischen Erbfolgekrieg
Gegen die Franzosen in Italien scheiterte weiteres an dem
Mangelnden Nachschub aus Wien worauf er dorthin ging
Sich zu beschweren und Hofkriegsratspräsident wurde
Mit dem Duke of Marlborough errang er verschiedene Siege
Am glänzendsten war der von 1704 bei Höchstädt jedoch
Bekam er als Kriegspartei auf Seiten von Kronprinz Joseph
Ärger mit den Anhängern von noch Kaiser Leopold wieder
Der Sieg in der Schlacht bei Turin verdrängte die Franzosen
Unter Ludwig XIV. aus Italien worauf Eugen der Ehre wegen
Zum Reichsfeldmarschall wurde wie 1715 auch noch zum
Generalgouverneur von Mailand dann endlich im Frieden
Mit dem Frieden von Rastatt verhandelte Prinz Eugen auch
Das Ende des Spanischen Erbfolgekrieges und vereinbarte
Dort die Teilung des spanischen Erbes zwischen Habsburg
Wie der spanischen Linie des Hauses Bourbon in Zukunft
So wurde der Generalbevollmächtigte zum gefeierten Diplomaten
Auf dem Friedenskongress von Baden der dem vorläufigen
Frieden eine rechtskräftige Form endlich gab doch auch dann
Wollte er nicht endlich in Frieden mit anderen leben
Auf sein Drängen wurde 1716-1718 der Krieg gegen die Türken
Wieder aufgenommen im Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg
Bei dem es um die künftige Macht Habsburgs in Südosteuropa ging
Eroberte er mit einer Pontonbrücke Belgrad wovon obiges Lied sang
Im anschließenden Frieden von Passarowitz 1718 erhielt Österreich
Das nördliche Serbien den Banat und die westliche Wallachei womit
Eugen auf dem Höhepunkt seiner Macht war Friedrich der Große ihn
Sogar später als den wohl eigentlichen Kaiser später bezeichnete
Einmal kämpfte der sonst nur in Wien Kriegsratspräsident noch
Im Polnischen Thronfolgekrieg kämpfte er am Rhein kränklich
Ließ dadurch jedes strategische Geschick vermissen und verlor
Philippsburg an die Franzosen von Friedrich II. beobachtet
In Wien drängte derweil Bartenstein schon auf die Ablösung
Warum der Kaiser Frieden schloss ohne Eugen zu konsultieren
Danach erhielt der von Frankreich vorgesehene polnische König
Lothringen warum der spätere Gatte Maria Theresias leer ausging
Friedrich der so nett über Eugen schrieb versuchte am Rande
Dieser Kampagne bei der auch sein Vater der Soldatenkönig
An der Seite von Eugen kämpfte wie geplant mit Katte nach
England zu fliehen wie bekannt scheiterte diese Schnapsidee
Seine letzte Ruhe fand er in der nach ihm benannten Kapelle
Des Wiener Stephansdoms und das aus dem Toten geschnittene
Herz wurde in der Grabkirche des Königshauses Savoyen
In Turin bestattet um damit dem Aberglauben zu dienen
Hugo von Hoffmansthal erzählte die nette Geschichte vom
Löwen aus dem privaten Zoo des Prinzen den ihm einst
Der König von Frankreich schenkte der fürchterlich zu brüllen
Begann in der Nacht als sein Herr starb als hätte er es gespürt
Ob Prinz Eugen tatsächlich schwul war nur weil er nie heiratete
Ist durch keine sachlichen Gründe zu stützen doch spricht weder
Sein Kunstsinn noch seine Begabung wirklich dagegen es kann
Heute wohl dahinstehen wohin er sich eher gezogen fühlte
Der vielfältige Feldherr war auch philosophisch interessiert so sei
Leibnitz berühmte Monadologie auf seine Anregung hin entstanden
Er korrespondierte auch mit Voltaire und Montesqiueu war also
Vom Geist der Aufklärung schon infiziert und förderte ihn gut
Dazu ist vielleicht wichtig zu wissen dass der Autor der sich
Später Voltaire nannte damals bereits vielfach Ärger in Paris
Hatte in die Bastilles kam und nach England emmigrierte
Seine Stücke den Skandal gesucht hatten und die Provokation
Eugens riesige Büchersammlung füllt heute allein den Prunksaal
Der Österreichischen Nationalbibliothek und so blieben manche
Bleibende Spuren von einem großen Strategen der erst Frieden
Fand als es schon zu später war ihn noch wirklich zu genießen
Als Chef war er äußerst beliebt und galt als besonders sozial
So beschäftigte er seine Gärtner auch im Winter noch weiter
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien beten sie ihn noch
Bis heute auf österreichische Art an und die Reste ertragen es
Prinz Eugen war wohl ein edler Ritter der manches in seinem
Bewegten Leben tat was ihm zu Ehre gereichte muss aber
Auch als Mörder in vielen Schlachten gelten wie jeder Feldherr
Dabei trieb er es nicht einmal besonders schlimm im Krieg
Seine Größe als Stratege und Feldherr bewundern ist heute
Ohne Blick auf die Folgen seines Tuns kaum möglich was
Immer noch eine wenig verbreitete Perspektive auf die
Großen Generäte der Geschichte geworden ist als Mörder
Soldaten sind Mörder sagte uns Tucholsky und wurde noch
Dafür bestraft heute zumindest darf es ungestraft gesagt
Werden doch ist es immer noch zu wenig im Bewusstsein
Der Menschen was der Beruf der Soldaten ist - das Töten
So gesehen sind sie alle von Eugen bis Moltke auch die
Beteiliten und Täter eines Massenmordes den sie dazu
Strategisch klug zu führen versuchten und es fragt sich
Ob solches in einer zivilen Gesellschaft der Ehre wert ist
Auch wenn beste Absicht der nur Verteidigung unterstellt
Was weder bei Moltke noch bei Eugen möglich scheint
Bleiben sie Henkersknechte immer und diese werden auch
Nirgendwo mehr verehrt warum es hier gesagt wurde
Feldherren und Krieger sind keine Vorbilder mehr
Es sind nicht die Helden die eine Demokratie braucht
Sie verrichten eine leider nötige Drecksarbeit noch
Ihre Überwindung sollte dringender unser Ziel sein
Es können nicht alle Armeen abgeschafft werden
Auch Rechtsstaat und Demokratie müssen noch
Verteidigt werden können wo nötig - keine Frage
Doch müssen wir sie nicht zu Helden machen
Reißen wir die Denkmäler der Feldherren ein
Ehren wir lieber Ärzte und Müllmänner die mehr
Für den Fortbestand taten und tun als diese Mörder
Die immer an der Vernichtung aktiv beteiligt waren
Dieses Verständnis rührt noch aus dem Mittelalter
Wie obiges Volkslied eher gruselig heute scheint
Keine Frage war Eugen ein kluger verdienter Mann
Doch sollten Massenmörder nicht mehr geehrt werden
jens tuengerthal 11.9.2016
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