“Hast du dieses erkannt, so wird hinfort die Natur dir
Frei erscheinen und fern von der Herrschaft stolzer Gebieter,
Alles bewirkend durch sich, ohne allen göttlichen Einfluss.”
Lukrez, De rerum natura (Die Dinge der Natur)
So schrieb es einst Lukrez in seinem
Großen Gedicht über die Natur die
Alles sei weil nichts außer ihr wäre
Wie wir Teil von ihr notwendig sind
Warum er darum den Tod fürchten solle
Gefragt wenn alles endlich sei dann ende
Mit diesem einfach das vorher nur Leben
Es komme nichts mehr was wir auch täten
Den Tod fürchtete er logisch nicht weil
Dieser nie mit ihm irgendwo zugleich
Wäre da er nur entweder ist oder nicht
Wo er nicht mehr ist alles egal sein kann
Begründet diese Sicht die später erst noch
Materialismus genannt werden sollte mit
Scharfer Beobachtung der Natur die doch
In allem so tröstlich dass jeder ihn lesen sollte
Nicht in einem erfundenen Jenseits für das es
Keine Beweise gibt als die Annahme von Göttern
Die keine Natur braucht um einfach zu sein sondern
Im natürlichen Sein begründet er dies logisch
Wie sein gedanklicher Lehrmeister Epikur lässt er
Auch die Möglichkeit von Göttern zu die aber wenn
In einer Welt lebten die uns nicht tangiere so wenig
Unser Sein diese irgend je umtreibe sie sein egal
Es gab in den ersten 1400 Jahren nach Lukrez
Wie über 1650 Jahren nach Epikur viele Versuche
Die beiden vergessen zu machen die längst schon
Erkannt hatten Götter sind Quelle der Unfreiheit
Rom ließ sie verbieten und überschreiben wie
Zugleich durch Hieronymus und andere noch
Verleumden als Selbstmörder wie stets sündige
Prasser die nur für die Wollust gelebt hätten
Doch scheiterten die Versuche die Suche
Der Menschen nach dem Glück künstlich
Auf Dauer mit erfundenen Göttern auf den
Aberglauben allein zu beschränken bald
Kaum war der Text des Lukrez wieder
In einem Kloster entdeckt worden als
Er bald seine Runden zog in Italien die
Renaissance beginnen ließ viel freier
Von Montaigne bis zu den Enzyklopädisten
Über Friedrich den Großen zu Kant auch
Bei Einstein und bis heute zeigte der Text
In seiner wunderschönen Form Wirkung
Es ist albern sich höhere Wesen auch nur
Zu erfinden die unser Leben lenken sollen
Schlimmer nur wird es wo diesen noch
Dazu Allmacht zugesprochen wird immer
Was mächtiger ist als alle Menschen zwingt
Logisch diesen zum Gehorsam unterwirft
Gläubige zuerst denen die sich als Stellvertreter
Jener erdachten höheren Wesen gerieren
Es ist so offensichtlich wie unsinnig zu glauben
Dennoch tun es viele um darin ihr Glück noch
Zu finden auf das sie jenseitig hoffen das Jetzt
Gestärkt im Glauben zu überstehen solange
Wenn aber gut ist was den Menschen gut tut
Fragt sich ob für jene die sich freiwillig also
Der Unfreiheit erdachter höherer Wesen lieber
Unterwerfen die Freiheit noch ein Glück wäre
Immer wieder hören Atheisten sie sein doch
Genauso Gläubige die eben an die Natur als
Schaffende Kraft glaubten für die doch auch
Ein Gott als moralische Instanz stehen könnte
Doch stimmt diese Behauptung überhaupt je
Glaubt wer die Dinge nimmt wie sie sind um
Nichts dazu zu erfinden sondern wissen zu wollen
Was geschieht um es immer weiter zu verstehen
Nach der Brechung der geistigen Macht von Rom
Die in der Renaissance begann weiter durch die
Reformation wenn auch genauso gläubig ging war
In der Aufklärung Raum für die Rückkehr zur Freiheit
Luther sprach von der Freiheit des Christenmenschen
Der selbst den Weg zu Gott finde und suche was doch
Ein Fortschritt gegenüber vatikanischer Ablassallmacht
Immerhin war aber den Grundgedanken verkannte
Ob darum die Revolution im zersplitterten Reich das
Sich in Nachfolge Roms sah und zugleich deutsch sein
Wollte nie zum Umbruch führte wäre wohl der Frage wert
Führte nur zum atheistischen Glauben nicht irgend weiter
Glaube ist eine feste Überzeugung die nicht auf Fakten
Sondern auf dem Gefühl beruht darum hat der Glaube
Eine Metaphysik die sich mit den nicht erfahrbaren wie
Erkennbaren Dingen beschäftigt als Grund oder Sinn
Dagegen beschäftigt sich der Atheist auf den Spuren
Von Lukrez und damit Epikur mit der Natur wie sie ist
Es geht um die Physik der Dinge wie sie eben sind
Warum Erkenntnis aus Beobachtung resultiert immer
Entsprechend waren die meisten der Enzyklopädisten
Atheisten weil sie die Natur und was ist erklären wollten
Auch wenn sie es zu ihrer Zeit nur im kleinen Kreis so
Sagen konnten um nicht bestraft zu werden wieder
Der Atheist fragt nach keinem Sinn des Lebens weil
Dies einfach Natur ist und nicht mehr sein muss es
Geht nur darum es so sehr wie möglich zu genießen
Was allen Gläubigen wahnsinnig vorkommen muss
Wo alles sinnlos erscheint liegt es also nahe einen
Glauben an das Nichts zu behaupten welches wohl
Der Atheist über alles stellte als quasi göttliche Instanz
Allmächtiger Natur die für ihn alles regeln solle
Die Konsequenz ist aber nur konsequent für jene
Welche annehmen der Glaube sei Wahrheit die
Für den Atheisten nicht existiert der einzig nach
Möglicher Erkenntnis über die Natur noch strebt
Die Wahrheit ist darum den Atheisten auch wenn
Er die Möglichkeit wahrer und falscher Aussagen
In der Naturwissenschaft anerkennt als logisch
Immer die Erfindung eines Lügners am Ende
Dies weil Wahrheit nicht nur eine wahre Aussage
Zu einer konkreten Frage betrifft sondern meint
Es gäbe eine umfassende höhere Wahrheit die
Alles erkennen ließe wie der mittelalterliche Gral
Glaubt aber nicht logisch immer wer nicht weiß
Sondern nur Aussagen nach seinem Horizont
Macht die bloß seiner individuellen Weltsicht
Entsprechen und nie die Wahrheit sein können
Relevant ist diese Frage nur für jene noch die
Meinen es bräuchte eine Wahrheit die alles
Umfasst und es genügte uns nicht eine klare
Erkenntnis dessen wie die Wirklichkeit eben ist
Kenne keine Wahrheit kann nur versuchen zu
Verstehen was ist und in einem beweisbaren
Meinem Horizont zugänglichen Zusammenhang
Steht von mehr werde ich nie wissen können
Wenn ich aber nicht weiß was der Ursprung ist
Könnte ich genauso gut einen Gott als Verursacher
Etwa des Urknalls annehmen auch wenn dieser
Danach alles ungestört logisch ablaufen ließe
Der Gedanke der Schöpfung steht damit gegen
Die nur Kausalität der Natur die doch auch irgend
Einen Ursprung haben muss wenn etwas sein soll
Doch folgt aus nicht wissen nicht logisch ein etwas
Nur weil ich nicht weiß was welche Kausalität zuerst
Auslöste ob Huhn oder Ei zuerst waren oder sich nur
Gemeinsam zu weiteren Formen entwickelten folgt
Daraus nicht was ist folgte einer höheren Kraft dann
Wer glaubt wird dies annehmen und hat diese Freiheit
Wer nicht glaubt wird weiter suchen um die Ursache
Der freigesetzten Energie zu finden die den Grund der
Bewegung im Kosmos weiter nach hinten verschiebt
Die Ursache in der Natur der Materie zu sehen die
Sich abstößt und anzieht um gemeinsam ihren Weg
Zur Form zu finden die ihrer Natur folgt sich daraus
Einfach entwickelt wie es ihr entspricht macht frei
Es ist diese Freiheit des selbstbestimmten Lebens
Das sich auch sein Ende nehmen kann wenn es so
Gefällt die den Epikuräer vom Gläubigen unterscheidet
Der dazu den Geboten einer höheren Macht folgt
Es mag auch Gläubige Atheisten geben die einfach
Aus Widerstand gegen Institutionen den einen Gott
Verleugnen um ihn durch einen Marx oder Hitler nur
Zu ersetzen doch unterscheidet sie nichts von Gläubigen
Viele fragten sich und fragen sich noch ob das Volk
Diese Freiheit je verträgt oder nicht Schranken braucht
Für eine Ethik die erst Freiheit miteinander geben kann
Weil deren Gebote gegenseitige Achtung sicherten
Spätestens seit Kants Begründung des kategorischen
Imperativs aber ist dies überflüssig geworden ein bloß
Autoritäten höriges beschränktes Argument ohne jede
Logik da moralisch nur handelt wer genau das will
Dieser Wille so zu handeln dass dein Handeln zugleich
Gesetz für jedermann sein könnte aber ist Freiheit die
Nichts über sich anerkennen kann außer als Toleranz
Den anderen gegenüber die also aufgeklärt ist
Aufklärung aber ist wie Kant mit schärfster Logik einst
Bis heute unwiderlegbar begründete die Befreiung aus
Der selbstverschuldeten Unmündigkeit und also eben
Die Freiheit sich unabhängig zu entschließen
Es mag sehr ethisch handelnde Gläubige geben
Dennoch hat ihr Handeln solange ethisch keinerlei
Wert wie sie glauben höheren Geboten noch zu folgen
Solange sie den Gedanken der Freiheit denken können
Selbstverschuldet war die Unmündigkeit nach Kant
Nämlich wenn sie nicht aus dem Mangel an Verstand
Sondern der Unfähigkeit ihn zu benutzen resultiert womit
Mündig ist wer sich seines Verstandes selbständig bedient
Es braucht keine Debatten über den ersten Grund mehr
Dieser ist wie weit wir auch immer die Kausalität noch
Zurückverfolgen können völlig irrelevant für die Freiheit
Mit dem was ist so glücklich wie möglich zu sein
Aufgabe der Naturwissenschaft ist weiter danach
Zu forschen wie das All entstand und sich entwickelte
Während es Aufgabe der Philosophie ist unser Sein
In dem was natürlich ist glücklich sein zu lassen
Wenn ich aber weiß eine Ethik ist nur dann moralisch
Wo der Einzelne aufgeklärt handelt muss alles Streben
Eines Staates darauf gerichtet sein diese Freiheit durch
Mehr Bildung statt Glauben zu fördern als Grund
Dies muss unabhängig gelten von den zufälligen nur
Produktionsbedingungen oder Besitzverhältnissen die
Nichts über den Wert unserer Handlungen aussagt je
Warum Marx Atheismus nur ein neuer Aberglaube war
Warum die Menschen diese Freiheit die ihnen schon
Ein Grieche vor 2250 Jahren verkündete der in seinem
Garten diese glückliche bescheidene Gemeinschaft lebte
Mit Männern und Frauen vergaßen scheint fraglich
Vielleicht gibt einen Hinweis dass Lukrez schon am Ende
Der römischen Republik lebte die im Kaiserreich aufging
Das sich später im christlichen Aberglauben auflöste der
Wiederum alles tat die Glückssucher zu verleugnen
Menschen die begriffen es geht um nichts als Zufriedenheit
In der kurzen Phase des Lebens nach dem nichts ist werden
Sich weniger bereitwillig absoluter Macht noch unterwerfen
Oder ihr irdisches Leben für höhere Ziele noch riskieren
Es ist auch wenig Staat zu machen mit den Freien die wie
Kant es schrieb jedes Gesetz an ihrem Gewissen messen
Sie werden die Relativität des Gesellschaftsvertrages bald
Infrage stellten um ihren Weg zum Glück zu gehen
So ist verständlich warum alle glauben sollten und auch
Den Gläubigen alle Atheisten als Gläubige an das Nichts
Erscheinen mussten was sie nicht sind auch wenn zuvor
Sekten wie Faschismus und Kommunismus dies predigten
Doch folgt logisch aus dem Mißbrauch eines Begriffes
Durch Gläubige die ihrerseits andere Gläubige als nur
Gegenbeispiel zitieren nicht die Gleichsetzung dessen
Der die Natur beobachtet zu dem der mehr in ihr sieht
Nun scheint der Unglaube der Atheisten in Freiheit
Als Ausdruck seiner Freiheit logisch bewiesen warum
Es an der Zeit ist diese Verse zu schließen um sich
Wieder Lust und Liebe mehr zuzuwenden als Glaube
jens tuengerthal 24.9.2016
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