Freitag, 27. September 2024

Pfeifenkino

Pfeifenkino

Mit Rotwein und Pfeife
Auf der Kinobank heute
Im Crossroads zwischen
Den Etagen kann ich gut
Beide Etagen beobachten
Was hier echt Vorteile hat 
Verliebte Paare oben und unten
Bieten schmusenden Anblick
Eine jünger dafür mit viel
Mehr sichtbarem Dekolleté
Während die andere ihm
Sehr innig am Hals hängt
Tino und Selma an der Bar
Davor rauchende Blondine
Im Gespräch mit einem eher
Korpulenten Knaben im dafür
Vielleicht Trainingsanzug wie
Schirmmütze dazu was mir
Auf dem Stammplatz völlig
Entgangen wäre dafür kommt
Selma des öfteren mit vollem
Oder danach leeren Tablett 
Sehr dicht hier vorbei was auch
Nicht ohne jeden Reiz ist 
Für diesen habe ich hier noch
Den Blick nach draußen mit
Dem aufgemotzten Publikum
War andere Orte hier sucht
So ist diese Holzbank zwar
Härter als die Ledersessel
Aber bietet dafür weit mehr
Als sonstige entweder oder
Plätze die nur eines haben
Und so genieße ich doppelt
Ernte noch viele Lächeln von
Allen vorüber ziehenden was
Angesichts der sich weiter im
Hintergrund noch befindlichen
Örtlichkeiten doch einige sind
So mit Abstand und doch inmitten
Ist der Flaneur perfekt positioniert
Hat alles im Blick in nirgendwo
Großes Kino im Crossroads

jens tuengerthal 27.9.24

Lektürentagebuch 27.9.24

Lektürentagebuch 27.9.24

In vier Büchern von Berliner Autoren
Gelesen die zumindest teilweise auch
In Berlin spielten als Vorbereitung für
Einen normalen Freitagabend in Berlin

Begonnen mit  dem Berliner Franz Hessel 
Der in Niemayer eine Geschichte diesmal
Aus Paris erzählt die im Atelier auf einer
Wilden Party beginnt wo unerwartet

Zarter blonder Besuch mit geflochtenem
Haar kommt und erstmal ein wenig noch
Mit der wilden Atmosphäre fremdelt aber
Wie geplant mit dem Künstler spricht

Dieser soll ein Portrait von ihr malen für
Herrn Niemeyer den sie aus der Bank
Für die sie arbeitet kennt und in den sie
Sich offensichtlich wohl verliebt hat

Bei den Porträtsitzungen die anständig
Angezogen ablaufen plaudert sie noch
Ein wenig von ihrer Liebe zu Niemayer
Der diesen Künstler sehr verehrt

Unklar bleibt dem Leser dabei ob der
Wilden Feste oder der Kunst wegen
Was eine wichtige Rolle spielen könnte
Erstaunliche Folgen später noch hat

Dabei erfährt sie dass dieser auch ein
Regelmäßiger Gast auf den Festen ist
Vorher hat sie eine Abzahlung noch mit
Dem Künstler vereinbaren wollen der

Gerne das Bild in Auftrag nahm doch
Leider hat das Geschenk nicht den
Gewünschten Erfolg weil ihr Geliebter
Vermutet sie sei Muse des Künstlers

Mit einer solchen könne er sich nicht
Verbinden das sei nichts für ihn was
Die zarte Blondine enttäuscht doch
Möchte sie das Bild für sich behalten

Sie will nun wieder zurück ins Reich
Nach der kurzen aufregenden Zeit in
Paris merkt sie diese Stadt wäre für
Sie doch wohl eher zu aufregend


Wunderbar lässt Hessel in seinen
Hetärengesprächen die Huren im
Wechselnden Kreis plaudern wie
Von Verehrern schwärmen oder

Wo geboten über sie lästern wie
Von ihrer nur mehr oder weniger
Anständigen Herkunft erzählen
Wie sie für die Familie sorgen

Es sind gewöhnliche Gespräche
Unter Frauen wie du sie in jedem
Café als Flaneur belauschen kannst
Der Titel macht sie erst verrufen


Sehr schön plaudert immer auch
Friedrich Luft Über die Berliner Luft
Im gleichnamigen Band aus der so
Geliebten Anderen Bibliothek 

In der Geschichte Zweite Emigration
Geht es um den inneren Rückzug aus
Ekel vor Polarisierung der Parteien nach
Wiedergewinnung der Freiheit frustriert

Während nach dem Krieg erst alle noch
Gemeinsam anpackten etwas besseres
Miteinander aufzubauen sind bald schon
Die ersten von der Realität genervt

Es wird die Politik den Parteien überlassen
Was deren Macht und Polarisierung nur
Weiter verstärkt warum innere Emigration
Für ihn gerade unstatthaft und feige ist


Wunderbar erzählt wieder der Russe
Im Berliner Exil Alexander Kareno in
Taxi halt von seinen Fahrten und was
Passiert wenn Bekannte ihm begegnen

Wie peinlich ihm das meist ist warum
Er versucht unerkannt herauszukommen
Bis auf ganz seltene Ausnahmen ihm
Dies erfolgreich irgendwie auch gelingt

Das in Deutschland solche Berufe zur
Aushilfe kein Ansehen genießen weil
Hier nur standesgemäß angesehen ist
Was fatale Folgen auch haben kann

Von einer solchen in der Liebe die so
Zauberhaft begann und wie er diese
Ganz unerwartet erlitt ohne wirklich
In das größte Glück gekommen zu sein

Zum Abschluss des literarischen Tages
In und um Berlin noch Ernst Dronke 
Berlin dem Prachtband aus der auch
Anderen Bibliothek mit Bildern 

Er berichtet den Leserinnen der Hof
Zu der Zeit gab es noch einen König
Sei in Berlin kaum zu bemerken diese
Fielen kaum mehr besonders auf

Prächtigere Kaleschen führe längst das
Reich gewordene Großbürgertum wie
Die Diplomaten zur Repräsentanz was
Das Königshaus unauffälliger mache

Treffend beschreibt er das Verschwinden
Des einzelnen in der Gemeinschaft was
Der vorzüglichste Charakterzug der Stadt
Für ihn sei die damit gleich mache

Der hohe Adel residiere noch immer
Unter den Linden und in einem Teil
Der Wilhelmstraße bliebe aber dort
Lieber unter sich bei kleinen Festen

Etwas weiter in der Wilhelmstraße
Ständen die Paläste der Großbürger
Bei denen teilweise sogar noch als
Untermieter Proletarier zu finden sein

Diese lebten sonst in anderen Vierteln
Wie etwa Kreuzberg doch berührten sich
Extreme teils sehr nah und Paria lebten
Im Nordwesten jenseits der Stadtmauer

Dort wo es den Berg hinauf geht sein
Die Armen zu finden von denen kaum
Einer nicht mit der Polizei zu tun hätte
Auch weil sie kaum legale Wege hätten

Diese seien selten in der Stadt zu sehen
Weil sie dort nichts verloren hätten auch
Eher ihnen noch Verhaftung dort drohte
Während das reiche Bürgertum sich

Immer mehr in der Friedrichstadt was
Heute Mitte ist konzentriere um dort
Unter sich vornehm zu leben mit dem
Gelegentlichen Besuchern des Hofes

jens tuengerthal 27.9.24

Mitgefühl

Mitgefühl

Mit Gefühl spielen
Erfordert zumindest das
Welches vorhanden

jens tuengerthal 27.9.24

Morgenliebe

Morgenliebe

Liebe kommt abends
Was bis morgens blieb war gut
Zumindest manchmal

jens tuengerthal 27.9.24

Aussichtsreich

Aussichtsreich

Wirklich aussichtsreich
Werden alle die in sich
Schauen statt um sich

jens tuengerthal 27.9.24

Morgensonne

Morgensonne

Morgensonne weckt
Täglich ähnlich egal wie
Schlafen gegangen

jens tuengerthal 27.9.24

Liebeslust

Liebeslust

Lust an der Liebe
Und Liebe zur Lust
Verwechselt besser
Keiner dabei weil es
Jedes für sich sicher
Enttäuschte wo doch
Beide allein schon
Glück genug sind
Damit zufrieden zu sein
Was befriedigt auch klingt
Dies in sich gerne trägt
Mehr oder weniger braucht
Wer es getrennt sieht kann
Beides ganz würdigen ohne
Eines für das andere zu geben
Was Ehe oder Prostution hieße
Dafür lustvoll genießen was
Der Liebe dann wert ist die
Unverwechselbar dabei bleibt

jens tuengerthal 26.9.24

Lektürentagebuch 26.9.24

Lektürentagebuch 26.9.24

In drei Büchern heute gelesen
Nicht weil alle guten Dinge stets
Drei sind sondern weil ich Lust
Dazu hatte und es so passte

Dabei waren es natürlich drei
Gute Bücher denn wozu sonst
Sollte die Lektüre dienen die
Schlechten lese ich lieber nie

Begonnen nachts mit Franz Hessel
Dessen so feine Kurzgeschichten ein
Bild vom Berlin seiner Zeit also
Nach dem Ersten Weltkrieg geben

Mitri erzählt die Geschichte wie sich
Die feine Dame einen Untermieter
Nimmt weil doch alles teurer wird
Die Mieten dazu noch steigen

Dieser Mitri ein türkischer Bulgare
Wird ihr von einem Attache der
Botschaft des Landes empfohlen
Das muss ja vertrauenswürdig sein

Die erste Zeit ist dieser stets dezent
Höflich zurückhaltend bis er dann
Auf einmal krank wird und seine sehr
Von ihm angetane Vermieterin ihn pflegt

Sie bekocht ihn eigenhändig was er
Sehr zu schätzen weiß ihr Verhältnis
Ist vertrauensvoll gut bis eines Tages
Die bildhübsche Bäckerstochter wie

Solche eben schön sein müssen
Wozu Hessel eine gewagte These
Zur Mehlnähe der Eltern aufstellt
Die wunderbar ironisch dazu ist

Kommt für ihren Vater der doch
Der Hauseigentümer ist etwas
Zu kassieren worauf die beiden
Sich erstmals sehen können

Dann fährt die Vermieterin in
Kur wie es ältere Damen eben
So machen nur nach Thüringen
Weil Kissingen doch zu teuer ist

Wo einst der Reichskanzler noch
Die berühmte Depesche versandte
Die 1870 den Krieg gegen Frankreich
Wie von ihm gewünscht auslöste

Wie Karlsbad unbezahlbar wurde
Also geht sie zur Kur wie jeden
Sommer gen Thüringen und legt
Der Haushälterin die Versorgung

Ihres Untermieter sehr ans Herzen
Als sie dann nach Wochen zurück
Von der Kur gut erholt wieder da ist
Kommen die ersten Beschwerden

Er hätte Feste gefeiert und auch
Der Bäckermeister verdächtigt ihn
Wegen verschwundener Läufer
Wie seiner Feste wegen doch

Noch verteidigt sie ihren guten
Mitri der dann eines Abends noch
Zu ihr ans Bett kommt und ihr sein
Großes Leid klagt ohne Arbeit nun

Die gute Witwe leiht ihm unter dessen
Heiligen Versprechen der sofortigen
Rückzahlung Geld und am nächsten
Tag sind Mitri und die Bächerstochter

Verschwunden und ihr Untermieter
Dankt nur mit einem Zettel doch die
Witwe bereut nicht das gegebene
Nur mehr hätte sie gern davon gehabt

Bei Spuk unterm Hochbahnbogen wird
Vom Geschehen in einem der bekannten
Tanzlokale erzählt wo ein Gast unerwartet
Den Preußenmarsch gern hören möchte

Wie dieser ihn an seinen Unteroffizier aus
Dem Kaiserreich noch erinnerte sogar in
Bart Frisur und Haltung identisch scheint
Das Publikum ein wenig pikiert dort ist

Während der seltsame Unteroffizier so
Ganz ohne Uniform die Kapelle noch
Zackig und selig dazu dirigierte ging
Ein peinliches Gruseln durch den Saal

So gibt es Begegnungen wie auch
Erinnerungen die entbehrlich sind
Und doch ertragen wir diese weil
Die Vorstellung zu komisch bleibt

Heute am Tag dann in Friedells
Kulturgeschichte der Neuzeit voller
Freude am weiten Geist versunken
Der so spannende Brücken baut

Erzählt hier von den Flegeljahren
Des Kapitalismus in England unter
Elisabeth der die Ausbeutung von
Ländern wie Slaverei noch förderte

Die Zeit in der die berühmte alte
Londoner Börse gebaut wurde war
Die in der sie das Empire mit Raub
Piraterie und mehr erst errichteten

Daran zu erinnern auf welcher Basis
Der so freie Kapitalismus und der
Reichtum im Westen steht tut gut
Auch wenn es wohl nichts ändert

Wie ein gerechter Ausgleich mit
Den ausgebeuteten Ländern denn
Aussehen könnte wäre spannender
Als die Verklärung des Empire noch

Dieses ist durch Freibeuter die sich
Fremder Güter ermächtigten noch
Errichtet und dafür zu Helden des
Vaterlandes und Geliebten wurden

Getarnt wurde dies gerne noch als
Kapitalistisches Unternehmen was
Sich Land und mehr sichern wollte
Real der Unterdrückung nur diente

Wie sähe die Welt aus wenn alle
Am Kolonialunwesen beteiligten
Länder ihre Schuld entsprechend
Dem heutigen Stand beglichen

Ob der Kapitalismus humaner je
Geworden ist oder die Gier nach
Gewinn das peinliche Schachern
Nicht logisch dahin führen muss

Wäre eine Frage die für einen Plan
Für die Zukunft wichtig wäre doch
Sollten wir freie Alternativen haben
Bevor wir funktionierendes beseitigen

Für einige Seiten widmete sich Friedell
Der Wissenschaft und  der Entdeckung
Der Welt wie des Universums durch
Neugierige Forscher und Physiker

Erzählt von Tycho Brahe dem genialen
Dänen den seine Kirche vertrieb denn
Auch die Protestanten waren vor der
Sturen Dummheit niemals völlig gefeit

Wie dieser dann im Prag Rudolfs II.
Zum Lehrer von Keppler wird wie
Dieser eine geniale wenn auch falsche
Theorie zur Sternbewegung fand

Mathematisch klug berechnet wie
Von bestechender Logik nur leider
Davon ausgehend alles drehe sich
Um die Erde wie Jupitermonde

Kommt dann zum genialen Galilei
Dessen Erkenntnis über das Universum
Seine Erfindung des Fernrohrs was er
Mit zwei anderen unabhängig teilt 

Für den Forscher und Künstler Galilei
Ist Friedell voller Bewunderung ohne
Deshalb dessen Fehler zu übersehen
Wie dass er ein Choleriker auch war

Woher sich diese Erkenntnis speist
Ob sie eine Theorie begründen könnte
Wäre spannend zu erfahren doch dazu
Lässt sich Friedell nicht weiter aus

Sollten wir fragen wie eng Genie mit
Cholerik und Impulsivität verbunden ist
Ob eines das andere bedingen kann
Oder ein krankhafter Auswuchs bleibt

Auch über die realen Grundlagen seiner
Verurteilung durch den Papst wie milde
Dieser Urban VIII. zunächst war sogar
Seinen Forschungen begeistert folgte

Doch ebensolcher Choleriker wie der
Geniale Künstler auf ihm dann von
Gegnern zugetragenes reagierte auch
Wenn es wirklich relativ milde war

Der Widerruf und der Hausarrest sind
Zwar ärgerlich aber weniger Drama als
Die damals üblichen Scheiterhaufen für
Der Ketzerei Verdächtige es sonst waren

Überhaupt forschte die Kirche über die
Jesuiten selbst und war nicht so blind
Wie manche es ihr unterstellten wie
Ihre Gegner es ihr lange vorhielten

Das Festhalten an Aristoteles wie die
Unterschlagung von Epikur und Lukrez
Zeugt zwar von zu engem Horizont 
Aber folgt zumindest einer Logik

Ganz ausführlich schreibt Friedell
Zu Bacon und seiner Rolle in England
Wie für Philosophie und Forschung doch
Davon dann die nächsten Tage mehr 

Zum Abschluss der Lesezeit gab es noch
Einige Seiten feine literarische Happen
Von Stanislaw Ignacy Witkiewicz der in
Abschied vom Herbst  einen Dialog

Zwischen Atanazy Zosia und Jèdrek
Beschreibt  der sich in der völligen
Dekonstruktion der Argumente verliert
Aber existentielle Grenzen fein auslotet

jens tuengerthal 26.9.24

Donnerstag, 26. September 2024

Lebensverlängerung

Lebensverlängerung

Leben verlängern
Wollen immer zuviele
Hat sich überlebt

jens tuengerthal 26.9.24

Konsequenzen

Konsequenzen

Lindner begrüßte
Grünen Rücktritt als klare
Konsequenz der Wahl

Freue mich darauf
Wenn Wahlen Konsequenzen
Politisch haben

Eine Welt ohne
Lindner Kubicki und Merz
Wäre friedlich schön 

jens tuengerthal 26.9.24

Mediteetion

Mediteetion

Teetrinken eine
Meditation voll Wärme
Erfüllt mich innig

jens tuengerthal 26.9.24

Abrisspläne

Abrisspläne

Den Osten einfach abreißen
Weil er keine Zukunft mehr hat
Schien vielen sehr vernünftig
Nach der Wende von 1989

So fühlen sich viele bis heute
Zum Abriss freigegeben alles
Was vorher war ist dann egal
Haut der Bagger eben weg

Während saniert und abgerissen
Wurde im ganzen Land merkte
Keiner wie die Mauern in den
Köpfen immer höher wurden

Nach den Wahlen wundern sich
Alle wie der Osten verloren ging
Einst bewegte Bürger plötzlich
Populisten und Rassisten bejubeln

Nun soll hier auf dem Berg noch
Ein Stadion abgerissen werden
Was direkt an der Mauer lag einst
Das der Weltjugend noch war

Dies ist nötig und vernünftig
Es behindertengerecht zu machen
Statt seiner wachsen neue Mauern
In den Köpfen am Mauerpark

jens tuengerthal 26.9.24

Liebesbescheiden

Liebesbescheiden

Erwarte nichts mehr von der Liebe
Freue mich wenn ich sie mal sehe
Grüße freundlich ohne Hoffnung
Sie würde für immer bleiben

Gelegentliche gefühlvolle Besuche
Sind Glück genug sich an ihr wie
An einer alten Freundin zu freuen
Die schöne Momente schenkte

Bin lieber hoffnungslos bescheiden
Lasse ihr den Raum den sie will
Bleibe im Umgang freundlich denn 
Wer weiß wann wir uns wiedersehen

Liebe von Herzen gern aber tue dies
Viel lieber erwartungslos bescheiden
Sollte sie mehr wollen lasse ich sie
Gerne auch ganz nah kommen

Sich so alle Enttäuschungen vorab
Zu ersparen scheint mir vernünftig
Bin nur nicht ganz sicher ob es auch
Bei ihr auf Gegenliebe dann stößt 

So weiß ich wohl genau was ich will
Nur nicht was die Liebe daraus macht 
Darum schließe ich lieber bescheiden
Schaue was sie mit mir noch macht

jens tuengerthal 26.9.24

Lektürentagebuch 25.9.24

Lektürentagebuch 25.9.24

Heute durch Europa gelesen
Begonnen mit einem Berliner
Weiter mit einem Franzosen
Wie dann drei exzellenten Polen

So schreibt der Flaneur Franz Hessel
Über ein Wiedersehen beim Zahnarzt
Den er im Notfall aufsuchen muss um
Dort festzustellen er kennt das alles

Dringend ist ihm dies besonders
Weil er am Abend einen Termin hat
Der nicht aufzuschieben ist auch
Wenn der Leser nie mehr erfährt

Die Praxis liegt in seiner früheren
Elterlichen Wohnung was ihm beim
Betreten der Räume immer klarer wird
Er sieht alles wieder vor sich bevor er

Seine Spritze bekommt bis diese dann
Wirkt da eine Extraktion ansteht soll er
Sich einen Moment ausruhen kommt
Auf einen Diwan in sein Kinderzimmer

Nach dem der Übeltäter ihm endlich
Gezogen wurde ist ihm noch ein wenig
Schwindelig und er ruht sich wieder aus
Wobei er wohl einnickt weil unerwartet

Erscheint seine Kindheit mit Figuren wie
Der so bekannte Ort sich belebt bis der
Zahnarzt nach ihm sieht und er ganz
Dringend des Termins wegen weg muss

In seinen geliebten Garten geht heute
Mal wieder Alphonse Karr mit mir in der
Reise um meinen Garten aus der so
Geliebten bunten Anderen Bibliothek 

Erfuhr manches neues über Kreuzkraut
Wie den Lorbeer der gerne die Sieger
Wie Könige und Götter schmückte auch
In der Küche regen Gebrauch fand

Auch wenn die blättrige Würze dem
Autor Karr nichts gegen die ewigen
Lorbeeren der Dichter erscheint doch
Bringt ihn das dazu über die Ehre wie

Damit verbunden die Gleichheit noch
Nachzudenken wie in Revolutionen der
Machtmissbrauch nicht bekämpft wird
Ihn zu beseitigen bloß Macht erobert 

Je mehr Wechsel desto weniger
Veränderung folgert Karr daraus
Der zwei Revolutionen erlebte und
Die dritte noch weiter erwartet

Diese Worte erinnern an den großen
Tomasi di Lampedusa wenn in seinem
Leopard wo schon Tankredi zu seinem
Onkel dem Leoparden es sagte denn

“Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.” 

Aus dem realen Garten in die immer
Phantastischen Welten von Bruno Schulz
In Der Zimtladen eingetaucht und dort in
Die Schneiderpuppen geschnuppert

Er berichtet wie immer mit vielen Farben
Schulz ist und bleibt ein Maler vom
Auftauchen der Puppen anstatt nach
Dem vorerst Abtauchen des Vaters

Wie dabei vom unerbittlichen weiblichen
Moloch den sie mit sich bringen wie nur
Weiblicher unerbittlich sein kann was
Worte sind die nachdenklich stimmen

Schulz ist so unglaublich bunt und reich
In den Bildern seiner Phantasie dass es
Zu empfehlen ist ihn nur seitenweise
In Gourmet Portionen lieber zu genießen

Daran halte ich mich inzwischen und bin
Hellauf begeistert von der bunten Breite
Seiner sprachlichen Bilder die ich so in
Kleinen Happen genießen kann

Vertraut ironisch und eher realistisch
Ist dagegen Andrzej Bobkowski in
Hinter dem Wendekreis inzwischen
Unterwegs im Südatlantik an Bord

Berichtet wie nur die weite leere See
Zusammenschweißt und die Passagiere
Der dritten Klasse miteinander verbindet
Während er aus dem Liegestuhl schaut

Mehr als viel blau und gelegentlich mal
Ein fliegender Schiff ist auf dieser Fahrt
Gen Westen nicht zu sehen was darum
Gelegenheit gibt sich viel aufzuregen

Etwa über die Sitten der portugiesischen
Burschen die als Handwerker von einer
Großen Firma geordert wurde und die nun
Aus Platzmangel in die 2. Klasse durften

Dort sollen sie sich nach Gerüchten aus
Der Küche seltsam bis unmöglich wohl
Benommen haben und Gardinen gegen
Ihren Zweck gebraucht haben was auch

Immer sie dabei taten erfahren die Leser
Noch nicht jedenfalls gaben sie so Grund
Für die 3. Klasse sich über sie aufzuregen
Die besser die Kabinen doch belegten

So gäbe es doch in der 3. Klasse genug
Akademiker unter den Auswanderern wie
Den Staatsanwalt oder den Arzt und auch
Ihn selbst mit seiner Frau als passender

Weiterhin wird von der sehr üppigen aber
Eintönigen Kost mit Pasta und Risotto im
Steten Wechsel berichtet was den guten
Bobkowski als Nörgler erscheinen lässt

Eine Schiffsreise ist lästig und in der
Dritten Klasse erst recht denke da an
Erfahrungen der Kindheit mit der Fähre
Gen England im Sturm was genügte

Verständlich ist wie einem dabei alles
Lästig werden kann und das Leben an
Bord nur ironisch noch erträglich ist
Aber muss irgendwer wirklich reisen

Zumindest gibt es auch in der 3. Klasse
Keinesfalls zu wenig eher ist manchen
Die auf den Teller geklatschte Portion
Gelegentlich etwas mühsam reichlich

Weiter mit den klugen Polen ging es
Zu Stanislaw Ignacy Witkiewicz der in
Abschied vom Herbst wieder Sätze die
Jeder Gedanken werten sind schrieb
 
So wenn er die gerade Kultur als
Voller Abfälle der zu Ende gehenden
Bürgerlichen Kultur beschreibt in der
Alle schon den nahen Tod spürten 

Sich niemand mehr Rechenschaft gab
Wer er war alle in den Abgrund stiegen
Den manche für den Gipfel hielten und
Expansion ersetzte dort das Schaffen

Wie passend wäre solches auch für
Unsere immer noch expansive Zeit
Die längst die Grenzen des Wachstums
Nach aller Vernunft schon überschritt

Propaganda kam für Glauben
Ausgelassenheit im Gewimmel ersetzt
Die Konstruktion der Persönlichkeit in
Dieser Zeit die so nah dem Abgrund ist

Erzählt von der metaphysisch erotischen
Transformation der letzten Tage mit den
Armseligen Blümchen des immer nur
Pseudoindividualismus in aller Leere

Nur der Weg zu etwas zählt alle Ziele
Verfliegen im Nichts tauglich wäre nur
Ein schöner Tod, doch zum Selbstmord
Fehlt Atanazy noch die Lust warum nur

Der Weg zu sich blieb während Hela
Im neuen Katholizismus versank wie
Sich dem heiligen Sein widmet also
Schaut der Zweifelnde eben in sich

Eine solche geistige Dichte ist im
Roman mehr als außergewöhnlich
Über jeden dieser Sätze könne als
Splitter für sich nachgedacht werden

Zum Glück muss ich nichts lesend
Erledigen sondern genieße nach
Lust soviel wie mir gerade gefällt
Witkiewicz ist ein großer Anreger

Den Mut zu haben gelegentlich auch
Absurden Gedanken zu folgen wie in
Ihrem Spiegel die Gesellschaft noch
Neu zu betrachten bleibt großartig

jens tuengerthal 25.9.24

Mittwoch, 25. September 2024

Gleichgewicht

Gleichgewicht

Im Gleichgewicht ist
Immer mit etwas statt für
Sich ausgeglichen

jens tuengerthal 25.9.24