Sonntag, 30. März 2025

Liebessatt

Liebessatt

Hatte ich genug Lieben
Ist das leicht lädierte Herz 
Nun endgültig satt vom
Ewigen Tanz der Geschlechter
Umeinander wie manchmal
Zugegeben selten miteinander
Ist Sättigung am Ende ein
Befriedigender Zustand so
Ganz ohne Hoffnung wie 
Vor allem ohne Sehnsucht
Sollte dieser Zustand einfach
Ganz unaufgeregt bleiben
Mit nichts mehr zufriedener
Als je vorher im Leben wäre
Nicht schon die Frage
Irgendwie verdächtig
Denke ich und beende 
Darum dies Gedicht

jens tuengerthal 30.3.25

Rieslingruhe

Rieslingruhe

Noch in Ruhe einen Riesling zu trinken
Ganz überraschend ins Crossroads um
Die Ecke gegangen wo es heute auch
Ausgesprochen ruhig ist für Samstag

An der Bar die heute Mo und Phil machen
Sitzt eine Dame mit Herr plaudernd vorm 
Fenster an zwei Tischen zwei Knaben
Wie am anderen zwei Herren mit Dame 

Oben zweimal Paare am plaudern und
Inmitten beobachtet es der Flaneur der
Staunt wie wenig gerade los ist noch ein
Einzelner Herr mit Hut und Bier an der Bar

Die an der Bar sitzende Dame hat einen
Ziemlich voll tätowierten Arm und dazu
Die üblichen hochgesteckten Haare und
Erzählt von ihren Surf Erlebnissen

Mo auch mit Hut wie immer unterhält
Sich mit dem Herrn mit Hut an der Bar
Die tätowierte Surferin hat eine eher
Dreckige Lache ohne sinnlich zu sein

Das Date auf dem kleinen Ledersofa
Geht abwechselnd auf Klo und ist in
Der Abwesenheit des je anderen mit
Ihren Telefonen intensiv beschäftigt 

Wie hektisch schnell sie diese dann
Wegstecken wenn der andere kommt
Ist vielleicht noch das aufregendste
Was heute hier zu beobachten ist

So habe ich heute hier meine
Rieslingruhe die ich genieße
Was die Verse relativ kurz hält 
Was auch mal gut so ist

jens tuengerthal 30.3.25

Samstag, 29. März 2025

Lektürentagebuch 29.3.25

Lektürentagebuch 29.3.25

Begonnen heute mit Franz Hessel im
Kramladen des Glücks wobei Gustav
Als Ich-Erzähler von der Verlobung seiner
Marga erfährt die er erschüttert hinnimmt 

Dafür kommt es dann zum ersten Kuss
Mit einer Bekannten an der See die ihn
Zum Spaziergang mitnimmt nachdem er
Vorher von seinem Suizidversuch erzählt

Was Hessel weniger gut kann scheint es
Ist als Ich-Erzähler zu schreiben das wird
Wie vorher die Kinder Perspektive etwas
Mühsam dagegen spielerisch danach wieder

Wie eng dieser gescheiterte Versuch sich
Die Pulsadern mit dem Rasiermesser des 
Vaters aufzuschneiden mit seiner verlorenen
Liebe zusammenhing bleibt noch unklar

Was lässt es näher erscheinen nicht erst
Seit Romeo und Julia wie dem Werther
Sich das Leben zu nehmen als die Liebe
Die vorher alles in diesem doch war

Über diese erschreckende Allmacht
Die uns gerne in den Wahnsinn treibt 
Kritisch nachzudenken wäre sicher gut
Ob das realistisch ist bleibt fraglich

Wunderbar dagegen plaudert er wieder
Als Beobachter der beschreibt was ist
Ohne zuviel Gewicht auf die eigenen
Gefühle zu legen Flaneur zu bleiben 

Er ist ein sehr feinsinniger Beobachter
Doch wo er was biographisch passend
Erscheint als Ich-Erzähler sich bemüht
Wird es schnell schwer erträglich hier

Spannend ist jedoch sein Wechsel der
Perspektiven der das Bild von Gustavs
Welt noch intensiver fühlbar macht was
Aus gefühlter Nähe schnell zu viel wird


Eine neue wunderbare Geschichte aus 
Dem Papageienbuch gelesen in der es
Darum geht wie der Brahmane der Dieb
Wurde der Hinrichtung nochmal entging

Dabei sagte die Tradition doch wie
Im Buch als Verse noch angeführt:

Der Dieb wird durch Enthaupten bestraft,
Der Weise durch Nichtbeachtung,
Die Frau, wenn sie allein schlafen muss
Der Freund hingegen durch Schweigen

Als der Brahmane von dem Urteil erfährt 
Was der König nach dem Gesetz fällte 
Ließ er ihm ausrichten er könne die Welt vor
Dem Untergang retten so er auf ihn hörte

Dieser lässt den verurteilten Dieb kommen
Befragt den Brahmanen wie das möglich sei
Was er tun könnte die Welt zu retten worauf
Dieser erklärt er müsse nur ihn nicht töten

Sonst ginge mit ihm seine Welt unter da
Er dann nicht mehr wäre der König muss
Über diese Weisheit lachen und lässt den
Dieb laufen und rettet damit dessen Welt

Der Papagei sagt der Prinzessin wenn sie
So überzeugend für sich sprechen könnte
Solle sie ruhig tun was sie wolle was die 
Frage nach der Lehre daraus stellt

Ist alles erlaubt sofern wir uns nur mit
Überzeugung auf unseren Wert berufen
Kommt es eher darauf an seinen Richter
Zum Lachen zu bringen also für sich 

Einzunehmen statt noch zu kämpfen
Lieber für die eigene Frechheit dann
Begeistern zu können um auch eine
Lebensgefährliche Krise zu überstehen

Mögen sich die Leserinnen fragen wie
Sie mit Frechheit eine Notsituation
Durch gute Nerven besser überstehen
Als es Gesetze noch erlauben würden


Von Indien ging es zum Arabischen Diwan 
Wo es verschiedene teils blutige teils verliebt 
Zarte Verse vom Schwarzen Ritter wie
Antara ibn Schaddâd genannt zu lesen gab
 
In feiner Sprache ging es um Schlachten
Wird wieder über Kamele und blutige 
Schimmel Stuten wie Hengste dabei deren
Empfinden einfühlsam sinnlich bedichtet

Die Perspektive eines Dichters aus der
Vorislamischen Zeit um das Jahr 600 ist
Spannend zu betrachten und von großer
Lyrischer Schönheit noch dazu geprägt

So weitet der arabische Diwan sowohl
Den Horizont für eine andere Kultur zu
Einer fern uns liegenden Zeit die aber
In den Gefühlen uns so nah kommt


Von der arabischen Halbinsel ging es
Auf die wirkliche Insel Sardinien wo
Marcello Fois in seinem Familienroman
Mercede und der Meisterschmied erzählt

Wie Luigi Ippolito seinem Bruder Gavino
Die Geschichte von der Verhaftung des 
Großinquisitors die er auschrieb erzählt
Was zur Geschichte in der Geschichte wird

Sehr gut erzählt Fois von dieser wohl hochdramatischen Situation aus der
Vielleicht Geschichte der Familie die
Mit Dostojewskis Großinquisitor spielt

Zwischen weltlicher und göttlicher Macht
Wird hier im Heiligen Offizium gerungem
Wo sich die gefährlichste geistige Macht im
Damals noch spanischen Sardinien durch

Die weltliche Macht die sie verhaften will
Im Auftrag von Vizekönig und dem da
König Philipp III. von Spanien verfolgt sieht
Oder aufgefordert ein Urteil zu revidieren

Ein Konflikt der mit Worten ausgefochten
Sich einerseits auf Gott direkt beruft als
Großinquisitor andererseits auf den durch
Gott eingesetzten König als höchste Macht

Dieser Konflikt prägte das Mittelalter 
Ließ Kaiser Heinrich IV. nach Canossa gehen
Vergebung nach der Exkommunikation vom 
Papst persönlich dort noch zu erhalten

Die Reste dieses Saliers liegen übrigens
Unter dem so wundervollen Speyrer Dom
Was andere schöne Geschichten erinnert
Die hier auch keine Rolle mehr spielen

Hier kommen die Truppen des Königs
Des katholischen Spanien dafür zum
Gesandten des Papstes der gerade
Wohl dabei war noch zu foltern

Der mögliche Vorfahr der Familie will
Damit eine Exkommunikation mit der
Notfalls erforderlichen Gewalt revidieren
Was schon ein Paradox verdeutlicht

Nehmt bestrafte wieder auf in die
Gemeinschaft der Kirche oder wir 
Werden euch Gewalt antun während
Ihr gerade einen anderen gefoltert habt

Die weltliche Macht bettelt dabei nicht
Um Wiederaufnahme wie es noch die
Kaiser des Mittelalters vielfach taten
Sondern zeigt ihre Kräfte deutlich

Wie es auch schon Karl V. durch seine
Plündernden Truppen beim sacco die Roma
Einst zugelassen hatte der Großvater wie
Zugleich Urgroßvater von Philipp III.

Wohin die Inzucht im Hause Habsburg
Führte zeigen Portraits der Zeit deutlich
Ist aber hier gerade kein Thema wo der
Mögliche Vorfahr den Inquisitor verhaftet

Eine spannend erzählte Geschichte mit
Historischen Bezügen die auch mit dem
Eigenwillen und Stolz der Familie spielt die
Sich nicht scheute die Kirche zu verhaften 

Der Konflikt zwischen Aberglaube und
Weltlicher Macht wird dort ausgefochten
Die Dialoge sind dabei sehr stark als
Ausdruck eines uralten Konfliktes

Sehr schön ist diese Geschichte die
Der eine Bruder dem anderen erzählt
In die Handlung eingeschoben als 
Historische Exkurs der mehr zeigt

Es wird darin mit der dunklen Seite
Der Kirche so gespielt wie mit dem
Stolzen Widerstände gegen sie von
Denen die doch dazugehören wollen

Heute gibt es keinen Grund mehr
In einer Kirche sein zu wollen außer
Aus Tradition oder als spirituelles Hobby
Damals hingen noch Existenzen daran

Dazu kam die verbreitete Furcht vor
Der Hölle oder der Strafe Gottes die
Machtmittel der Kirche lange waren
Von der die Mündigkeit uns befreite



Die Frage nach der Befreiung aus der
Unmündigkeit in der uns der Aberglaube
Auf Wunsch der Herrscher lange hielt
Führt mich zur nächsten Lektüre

In dem Katalog zu Was ist Aufklärung 
Das erste Essays zur Klärung des Begriffs 
Von Daniel Fulda begonnen der als dabei als 
Kunsthistoriker sehr klug erläutert

Aus dem Bereich der Wetterkunde kam das
Wort Aufklärung das dann 1708 erstmals 
Auch philosophisch in einem Konflikt nur 
Umgekehrt noch verwendet wurde

Zwischen dem Pietisten Joachim Lange und 
Christian Wolff in Halle ging es um dessen 
Logischen Rationalismus der den Theologen
Empörte der damals laut forderte Aufklärung

Eine Bestimmtheit durch Gott zu nennen
Von welcher der pietistische Aberglaube 
Ausgeht die überall gelten würde was
Sich zum Glück nicht durchsetzte

In allen anderen europäischen Sprachen
Wird dagegen sprachlich an das Licht 
Was die Aufklärung brächte als damit
Erleuchtung sprachlich noch erinnert

Aus dem sprachlichen Ursprung in der
Wetterkunde heraus werden im deutschen 
Gerne Frontspitze mit meteorologischer 
Symbolik von Aufklärern lange genutzt

Auch deshalb eröffnete die Ausstellung
Mit einem solchen Stich als Frontspitz im
Großformat von Chodowiecki der die
Aufklärung durch Licht am Himmel darstellte

Die vertiefenden auch sprachlich historisch
Interessanten Gedanken sind dabei teilweise
Ein wenig professoral aber dennoch auch
Für Laien der Kunstgeschichte gut lesbar

jens tuengerthal 29.3.25

Liebesleben

Liebesleben

Kein Liebesleben
Könnte mehr erfüllen als
Alle Versuche

jens tuengerthal 29.4.25

Geld

Geld

Geld bestimmt alles
Ohne ist Mensch wenig wert
Doch ungern käuflich

jens tuengerthal 29.3.25

Lebenswandel

Lebenswandel

Leben wandelt sich
Überleben wird wichtiger
Als zu genießen

jens tuengerthal 29.3.25

Liebesleere

Liebesleere

Erwidere den Blick der süßen Nymphe
Mit ihren sexy nackten Schultern gerne
Ohne dabei wirklich flirten zu wollen
Sie könnte meine Tochter sicher sein
Das habe ich lange schon hinter mir
Genieße gerade die Leere an großen 
Gefühlen und Aufregung darum die
Viel Gelassenheit und Ruhe schenkt
Die auch eine Medizinstudentin nicht
Gefährden kann was Freiheit schenkt
Die mir früher unvorstellbar schien 
Doch nach einem Übermaß von Liebe
Das sich voller Sehnsucht durch mein
Ganzes Leben zog ist es ein Glück
In der Liebesleere angekommen zu sein
Nur schöne Erinnerungen noch zu lieben 
Keine mehr unbedingt zu wollen oder
Sich ohne irgendwie leer zu fühlen
Sondern mit sich zufrieden zu sein
Um aus der Leere die Welt zu betrachten
Die stets um große Gefühle ringt
Ohne noch beteiligt zu sein am
Ewigen Spiel der Liebe 

jens tuengerthal 29.3.25

Nachtriesling

Nachtriesling

Kurz nach Mitternacht im Crossroads
Auf den Riesling an Freitag angekommen
Das unten gut gefüllt ist und oben noch
Ein paar Plätze frei hätte für späte Gäste

John und Selma machen heute die Bar
Auch Nina ist schon da dazu läuft sehr
Angenehm ruhige Countrymusik während
Sich zwei Damen an der Bar sehr intensiv

Über für sie wohl weltbewegende Dinge
Unterhalten mit jedenfalls vollem Einsatz
Ihrer Hände bei dem sie sich sehr nah
Immer wieder kommen als ob sie sich

Gleich küssen wollten was dann aber
Zur Enttäuschung des Beobachters
Ausbleibt wobei vor allem die eine fast
Pausenlos redet und gestikuliert 

Zwischendurch setzt die blonde Dame
Im nautisch gestreiften Pulli noch ihre
Schwarze Brille auf was nichts an ihrem
Verhalten und Überschwang ändert 

Eben kam sie mit einem Lächeln am
Flaneur in der Zwischenetage vorbei
Was ich freundlich erwiderte wie dabei
Registrierte die jüngere Dame könnte

Ihre Tochter sein und die Bar verdeckte
Das deutliche Format ihrer anderen
Hälfte was ihrer Attraktivität nichts nahm
Inzwischen traf auch noch Roy ein

Er ist heute mal wieder blond in Leder
Während Nina die Herren an ihrem Tisch
Unterhält wie erzählen lässt wandert der
Abend gemächlich in die Nacht

Die ganze Sammlung attraktiver aber
Sehr junger Nymphen unter Bowie zeigen
Viel Haut und plaudern sehr aufgeregt
Mit hoher emotionaler Beteiligung dabei

Eine schulterfreie die theoretisch tiefe
Einblicke gewährte gibt Ratschläge die
Versuchen die Aufregung zu dämpfen
Dabei sucht sie auch Blickkontakt

In den Sesseln gegenüber von Bowie
Ein Paar jenseits der fünfzig raucht zum
Drink gelassen plaudernd über das
Wirklich schöne Bild von Bowie

jens tuengerthal 29.3.25.

Freitag, 28. März 2025

Lektürentagebuch 28.3.25

Lektürentagebuch 28.3.25

Noch in der Nacht weiter im Katalog
Der Ausstellung Was ist Aufklärung
Gelesen und auch heute die klugen
Worte von Liliane Weissberg genossen

Sie baut eine Brücke zu den folgenden
Essays verschiedener kluger Köpfe zum
Thema Aufklärung unter denen auch
Jürgen Habermas nicht fehlen darf

Ob ihrer Gewichtung der Frankfurter Schule
Wie des Bandes von Horkheimer und Adorno
Zuzustimmen ist wäre eine andere Frage
Passt aber in die Geistesgeschichte hier

Bei dieser Einführung in den Katalog der
Eine kluge Essay Sammlung zum Thema ist
Wird ihr Konzept der Ausstellung deutlich
Die auch die Epoche kritisch infragestellt

Diese kritische Prüfung der Antworten
Die damals gesucht wurden ist gut ob 
Die Interpretation geteilt wird ist die
Frage an die Vernunft des Lesers

Freue mich nach der klugen Einführung
Mit viel Hintergrundwissen auf die nun
Folgenden Essays zum Thema Aufklärung
Bin gespannt was sich neues erschließt 


Heute dann mehrere Kapitel in dem nun
Wunderbar süßen Kramladen des Glücks
Über Gustavs erste Liebe gelesen was 
Sehr gefühlvoll zart beschrieben wird

Schon die Begegnung mit der einige
Jahre älteren früher mit seinem Bruder
Musizierenden jungen Dame ist voller
Gefühl aufregend schön beschrieben

Die zarten Versuche erster Annäherung
Bei denen nichts passiert aber in ihm
Hoffnungen und Träume wachsen ist so
Zartfühlend wie humorvoll beschrieben 

Das zufällige Treffen auf der Eisbahn
Nach dem er sie nach Hause bringen darf
Die kleine Ruderpartie im Frühling stets
Übernimmt sie die Initiative dabei

Dann die inneren Kämpfe wie die Scham
Nach dem er das Zimmermädchen was
Es vorher deutlich provozierte nach des
Knaben Gefühl zu küssen versuchte

Über all diese kleinen Dinge der Liebe
Die verliebt so wunderbar groß scheinen
Schreibt Hessel mit zartem Gefühl das
Auch an eigene Erfahrungen erinnert 

Die moralische Haltung gegenüber dem
Eigenen Gefühl was sich im schlechten
Gewissen beim Begehren zeigt dabei
Wie Liebe und Lust zwei Ebenen sind

Der große wogenden Busen der ihm
Provozierend nah kam weckte den Trieb
Sein Gefühl ist dagegen ganz bei der
Zarten blonden Liebe die er kaum küsste

Daran ihr auch sexuell nah zu kommen
Hat der schüchterne Gustav noch nicht 
Gewagt zu denken während ihn die
Provokation der Angestellten reizte

Sein schlechtes Gewissen aber quält
Den da Sechzehnjährigen nicht etwa 
Für das was er tat dieser gegenüber 
Sondern seiner reinen Liebe wegen

Wie weit der Jugendliche dabei seine
Stellung als Sohn nutzte um die andere
Sexuell zu missbrauchen wäre heute
Die eher kritisch betrachtete Frage

Franz Hessel schildert es dagegen als
Provokation der Angestellten die mit
All ihrer Weiblichkeit ihm nah kam um
Ihn zum dann Leichtsinn zu verführen

Doch nicht dieser quält ihm sondern
Das Gefühl der Untreue gegenüber 
Einer Liebe die bisher nur in seinem
Kopf irgendwie Wirklichkeit wurde 

Ob das Bedürfnis nach Treue zur Liebe
Gehört oder schon von Eifersucht zeugt
Die eher das Gegenteil belegt bleibt eine
In Fällen wie diesem spannende Frage

Jedenfalls beweist sie Gustav die Größe
Seines Gefühls für die andere die er
Nach diesem Ereignis beschämt meidet
Vom Zimmermädchen fiel kein Wort mehr

Sehr fein beschreibt Hessel diesen großen
Zwiespalt der Gefühle der im Kampf mit
Natur und Realität nach dem höheren
Geistigen Ziel der Liebe streben will 

Hat Sex je etwas mit Liebe zu tun
Warum verbinden wir große Gefühle
So ungern mit niedrigen Trieben aber
Wollen diese auf die Liebe beschränken

Ist das was dem jugendlichen Gustav
Passiert nur ein Spiegel der Erwartungen
Seiner bürgerlichen Gesellschaft oder
Noch Ausdruck natürlicher Bedürfnisse

Wie mit sexueller Treue umgegangen wird
Ist auch bei Naturvölkern unterschiedlich
Doch liegt es vielen eher noch fern dies
Gleich mit großer Liebe zu verbinden 

Behindert das romantische Ideal der
Treuen Liebe eher das GIück dieser
Zerstört mehr damit als sie je gut tut
Oder ist es ein natürliches Gefühl

So ist in vielen südlichen Gesellschaften
Eifersucht legitimer Ausdruck von Liebe
Wie ich es von meiner balkanesischen
Liebsten einst noch lernen musste

Doch egal wie wir diese Frage heute
Für uns beantworten wollen ob wir eine
Offene Beziehung führen oder niemals
So etwas wollen taucht sie einfach auf

Bei Gustav sogar seinem eigenen noch
Völlig unerfahrenen Gefühl gegenüber 
Das ihn in eine qualvolle Hölle schickt
In der er sich als Sünder schlecht fühlt

Welchen Ausweg außer Weglaufen 
Also die Begegnung zu vermeiden 
Er für sich finden wird bleibt spannend
Wie wird Hessel den Konflikt lösen

jens tuengerthal 28.3.25

Lebenslang

Lebenslang

Leben dauert lang
Besser es endete ganz
Schmerzlos viel eher

jens tuengerthal 28.3.25

Lieblos

Lieblos

Ohne Liebe lebt
Entspannter als vorstellbar
Solange verliebt

jens tuengerthal 28.3.25

Deutungshoheit

Deutungshoheit

Geschichte bleibt gleich
Ihre Deutung wandelt sich
Politisch gewollt

jens tuengerthal 28.3.25

Erdbeben

Erdbeben

Alle Erdbeben
Stärken Sicherheitsängste
Ihrer Bewohner

jens tuengerthal 28.3.25

Vernunftliebe

Vernunftliebe

Einmal verließ mich eine Liebste
Mit den Worten aber wir passen
Doch gar nicht zusammen
Konnte ihr nur recht geben
Leider liebte ich trotzdem
Was lange leiden ließ wie
Vernünftig betrachtet völlig
Unvernünftig war denn wenn
Es nicht passt passt es nicht
Was sehr dafür spricht sich
Nur mit Vernunft zu paaren
Wie alles andere lieber nicht
Emotional zu nah kommen
Zu lassen um nicht wieder
Verletzt zu werden in einer
Besseren Zukunft irgendwann
Sollte es so eine geben doch 
Noch klüger wäre es gleich
Die Vernunft zu lieben statt
Sich noch auf Gefühle wie
Ähnlich schwankende Gestalten
Mehr als nötig einzulassen 
Lieber vernünftig bleiben
Was am sichersten vor allem
Kummer im Leben schützt
So hat meine Liebe zu den
Büchern wie zur Aufklärung
Noch nie enttäuscht was 
Ziemlich vernünftig klingt
Hätte viel Aufregung erspart
Vernunftliebe ist die beste
Liebe mit Zukunft

jens tuengerthal 28.3.25

Donnerstag, 27. März 2025

Lektürentagebuch 27.3.25

Lektürentagebuch 27.3.25

Heute Nacht in den frühen Stunden
Des Morgen noch mit Franz Hessel
Als Flaneur in Berlin gen Norden gezogen
Dem Weihnachtsrummel zu entkommen

So sehr der Autor den goldenen Westen
Liebe in dem er auch immer lebte so
Unerträglich fand er ihn um Weihnachten
Wo selbst Unterwäsche im Glitzer liegt 

Er wählt den Weg in den Wedding wie
Gesundbrunnen die immer noch als
Ehrliche Arbeiterviertel eher gelten auch
Bei hohem migrantischen Anteil dort

Erzählt vom Humboldthain und wie er
Nach dem Spaziergang dort zufällig
Eine Straßenbahn gern Pankow noch
Erwischt wo er ausgiebig flaniert

Berichtet vom Schlosspark mit dem
Sommersitz von Elisabeth Christine
Der ungeliebten Frau Friedrichs Ii.
Die für einen schönen Park sorgte

Von Wilhelm Piek der dort seinen Sitz
Als einziger Präsident der DDR hatte
Schreibt Hessel natürlich nichts die
Erinnerungen an diesen im dortigen

Schloss Schönhausen sind auch heute
Kein Grund zur Besichtigung des sehr
Schön sanierten Barockschloss mit dem
Wunderbaren Park an der Panke

Dieser folgend wie die Villen dort als
Großzügig bewundernd ging es durch
Den Bürgerpark Pankow wie weiter
Entlang der Panke gen Wedding zurück

Dort besucht er mit vielen Anwohnern
Als Feierabendvergnügen eine Revue
Die als Theater ganz wunderbar mit
Allen bekannten Klischees spielte

Liebevoll schreibt er so über die
Vielen Kleinstädte die Berlin bilden
Für sich ziemlich piefig wohl sind
Doch gemeinsam noch was werden

Eine wunderbare Beschreibung die
Sich mit meiner Erfahrung voll deckt
Denn Berlin gibt es gar nicht dafür 
Viele Dörfer die ein ganzes werden


Viel gelesen habe ich heute noch
Unterwegs in der wunderbaren
Ausstellung Was ist Aufklärung im
Pei-Bau des DHM weil schon das

Thema Aufklärung zum Lesen
Einlädt die Befreiung aus der
Selbstverschuldeten Unmündigkeit 
Lektüre und Denken erfordert

Wie schön allein war es schon
Die Worte Kants im Original der
Berlinischen Monatsschrift zu lesen
Wie gut taten die Klassiker dort

So ging ich voll erfüllt wieder den
Berg hinauf auch wenn es Punkte 
Berechtigter Kritik über vertane Chancen
Dort gibt war es doch lohnende Lektüre

Wie das Thema Aufklärung mich
Immer glücklich macht und erfüllt
Eben den Geist erleuchtet was die
Herkunft des Wortes gut erklärt

Im deutschen kommt es nämlich
Doch dem englischen wie dem 
Französischen darin ähnlich vom
Wetter das mit Licht aufklart

Sehr schön wird dieser Ursprung
In dem Stich von Chodowiecki am
Anfang der Ausstellung mit seinem
Titel Aufklärung als Wetter deutlich

Im Anschluss an die so schöne
Ausstellung für alle Bücherliebhaber
Sicher lohnender als die Leipziger
Manga Messe las ich im Katalog

Die Einführung dort liest sich gut
Stellt die Aufklärung in den Kontext
Der ihre Notwendigkeit begründet
Auch wenn ich ihre Kritik nicht teile

Diese etwas woke Bezugnahme auf
Überholte Texte wie die Dialektik der
Aufklärung von Horkheimer und Adorno
Scheint doch eher als unangemessen

Sehr gut stellt sie den Text Kants dabei
In seinen historischen Kontext auch
Wenn die in Wien geborene amerikanische
Literaturwissenschaftlerin Liliane Weissberg

Dabei etwas wenig zu Moses Mendelssohn
Wie zum Verhältnis zu Kant sagt ist es eine
Bereicherung ihre Ausführungen zu lesen
Bin gespannt auf andere Autoren dort

So werden mich heute wohl der Katalog
Wie Franz Hessel in den Schlaf begleiten
Was eine angenehme Nachtruhe verspricht
Aufklärung tut mir ja immer gut irgendwie

jens tuengerthal 27.3.25