Montag, 30. Dezember 2024

Wasserstand

Wasserstand

Morgens noch im Dunkeln
Von der Nachbarin aus dem
Bett geklingelt werden weil es
Bei ihr von der Decke tropft
Ist so eher weniger schön

Dann festzustellen dass bei dir
Im Bad das Wasser steht krönt 
Den vorletzten Tag des Jahres
Passt aber irgendwie zu dem
Nicht ganz einfachen Rest gut 

Langsam wach geistesgegenwärtig
Erkennen was das Problem war
Um es schnell zu lösen rettet den
Natürlich Montag in Berlin noch
Einmal Bad wischen und gut ist

Die Nachbarin beruhigen war
Der schwierigste Teil daran doch
Als dies gelang wurde mir der
Wasserstand wieder egal
Alles fließt dachte ich nun

jens tuengerthal 30.12.24

Liebesgelassen

Liebesgelassen

Von großer Liebe sollten alle
Mit noch etwas Vernunft lieber
Die Finger lassen um den Rest
Leben der uns bleibt lieber noch
Gelassen genießen zu können

Ob in sich ruhende Gelassenheit
Besser tut als Leidenschaft mag
Für viele noch strittig erscheinen
Die auf das große Glück hoffen
Dafür immer Leiden bekommen 

Insofern gleicht die Liebe dem Sex
Der Moment danach ist am schönsten
Wer ihn zu genießen weiß hat alles
Die große Gelassenheit ist der Gipfel
Nie ist das Wohlbefinden so groß

Wer es schafft dieses Stadium ohne
Gezappel und Anstrengung davor als
Bleibendes Glück zu erreichen hat aller
Was Liebe an Wohlbefinden schenken kann
Am Ende war es mit weniger viel mehr

jens tuengerthal 29.12.24,

Sonntag, 29. Dezember 2024

Willkommensriesling

Willkommensriesling

Zur Feier der Rückkehr nach Berlin
Doch nochmal vom Diwan erhoben
Um auf einen Riesling ins Crossroads
Trotz kühl feuchter Witterung zu flanieren

Die Bar ist für Sonntagabend gut gefüllt
Tino bringt mir den guten Rheingauer 
Persönlich zumindest auf halbe Treppe
Mit einem Spruch dazu alles wie üblich

Mo und Tino rocken den letzten Sonntag
Im Jahr gemeinsam an der Bar sitzt noch
Ferdinand mit üblichen Bekannten wie
Der ältere Hundeherr auf einen Wein

Drei junge Damen um die Ecke der Bar
Sind ausgelassen aber wohl neu hier
Wie sie gerade das Klo noch suchten
So laut dass ich den Abstand genieße

Oben älterer Glatzkopf mit sehr jungem
Blonden Engelchen könnte die Tochter
Sein aber wer weiß so etwas schon
Heute noch ganz genau denke ich

An eigene Erfahrungen mit zu jungen
Mädchen mit Vorliebe für großes Drama
Noch berühren sie sich weniger als das
Knutschende Date auf dem Sofa es tut

Am Tisch unter Bowie eine Kleingruppe
Kaum der Pubertät entwachsen mit
Dame um die sich alle bemühen was
Zumindest amüsantes Theater verspricht

Nun beginnt der blonde Engel den 
Vielleicht Regisseur von unten herauf 
Ein wenig anzuhimmeln was er fast 
Wie gewohnt hinnimmt war wohl nichts

Sie spielt ein wenig weiter aber sucht
Zwischendurch den Blick des Flaneur 
Begierig nach Aufmerksamkeit wie auch
Bewunderung schlicht halt Applaus

Ferdinand erklärt seinen Tischgenossen
Die Welt mit leicht nordischem Einschlag
Das ist gewohnt sympathisch wie auch
Ein wenig einschläfernd noch dazu

Mühsam stützen sich seine Zuhörer auf
Nicht vom Hocker dabei zu fallen so ist
Das Leben in der Bar manchmal wirklich
Herausfordernd auf vielerlei Arten

Während ich die Bar beobachte
Begann der blonde Engel mit ihrem
Sehr langen Haar mit großen Gesten
Zu spielen Aufmerksamkeit zu bekommen

Sah es aus dem Augenwinkel notiere es
In diesen Versen ohne dabei über mehr
Nachdenken zu wollen weil alles was so
Bemüht selten wirklich spannend wird

Dafür kam noch eine sehr blonde
Leicht alternative Puffelsmuze die
Treppe hinauf mit fabelhafter Figur
Die sie geschickt unsichtbar machte

Schlecht sitzende Jeans wie ein
Unpassender Schlabberpulli zu
Bestimmt gesundem Schuhwerk 
Tarnt eine darunter schöne Frau

Ungelenke Bewegungen halfen 
Dem missglückten Eindruck zu
Voller Wirkung sie wurde beinahe
Übersehen was wohl beabsichtigt

Sie sitzt mit drei Frauen zusammen
Die so intensiv miteinander reden
Dass der Flaneur hier lieber dezent
Wegschaut sich nicht zu enttäuschen

Wer wollte hören wenn drei Blondinen
Die ihre Schönheit geschickt tarnen 
Über die Ungerechtigkeit der Welt oder
Über Oberflächlichkeit sich erregen 

Was das Engelchen zuviel will auch
Wenn nicht unverdient wollen diese
Drei zu wenig oder keinesfalls was
Jeden weiteren Blick erübrigt

Zwei Wochen weg geht es einfach
Weiter als wäre nichts gewesen
Ein Date von unten bekommt nun
Zärtlich noch in die Jacke geholfen 

Zumindest ein elegant schöner Abschied
Macht Hoffnung auf Verständigung die
Stil noch hat und Sinnlichkeit dazu
Bleibt am Ende ein Licht am Horizont

jens tuengerthal 29.12.24

Diwanankunft

Diwanankunft

Wieder auf dem Diwan angekommen
Hat der Dichter nach sieben Stunden
Reise in viel zu lauter Umgebung
Seinen Lebensmittelpunkt wieder der
Sein vollkommener Glücksort ist

An dem mich schöne Bücher umgeben
Wie lustvolle Erinnerungen schweben
Geschichten in der Luft liegen und
Bald der heiße Tee neben mir steht 
In der Tasse von der besten Tochter 

Ein Diwan ist der ideale Ort sowohl
Für Leser Dichter und Liebhaber
Denke ich dankbar wieder Zuhause
Nirgendwo auf der Welt ist es besser
Als in deiner eigenen Bibliothek

Mit deinem Tee wie deinen Keksen
Um die Welt geistig zu betrachten
Nicht durch die Welt rasend sondern

Als ruhender Betrachter in der
Horizontalen der einzig aufrechten
Lebenslage quasi verzauberbergt

Fließt die Zeit in guter Ruhe und
Besser kann das Leben nie sein 
Denke ich vollkommen zufrieden 
Wieder in Ruhe auf dem Diwan 
Mit Blick auf den kleinen Kamin

jens tuengerthal 29.12.24

Himmelszauber

Himmelszauber

Durch ganz Westdeutschland
War es grau und neblig heute
Zeigte sich der Himmel bedeckt

Kaum kamen wir nach Thüringen
Also Dunkeldeutschland eher
Zeigte sich der Himmel blau

Blieb es bis die Sonne zwischen
Erfurt und Halle dann unterging
So hell und licht noch dazu 

Seltsam könnte es scheinen wie
Wenig der Himmel heute zum
Ideologischen Zustand passte

Mit Vorfreude auf Berlin hoffe ich
Es bleibt auch dort so licht noch
Sogar trotz meiner Rückkehr 

jens tuengerthal 29.12.24

Faustlesarten

Faustlesarten

Jede Generation findet ihren
Faust den sie aus guten Gründen
So oder ganz anders interpretiert

Gerade las ich eine sich für neu
Haltende marxistische Interpretation 
Tief verseucht vom Geist der 68er

Hier wird der Faust zur dialektischen
Figur und Goethe mit Hegel ausgelegt
Was so absurd wie langweilig war 

Dies im bekannten Vokabular der
Totalitären Sekten die Marx folgen 
Sich gerne links darum noch nennen

Erspare den Leserinnen lieber die
Wiedergabe der zutiefst ideologischen
Argumente die uns genau dies zeigen

Doch groß ist der zutiefst bürgerliche
Faust weil er so viele Zugänge noch
Ermöglicht auch 200 Jahre danach 

Auch Menschen noch beschäftigt die
Selbst zum Faust es schaffen das Wort
Antifaschismus unterzubringen

Diese Rechtfertigungen für alles 
Von Mauerbau bis RAF wäre wohl
Keinem im Kontext zu Goethe eingefallen

Doch die quasi bibelfesten Marxisten
Schaffen es ihr magisches Wort auch
Zum Faust noch unterzubringen

So las sich das Interview mit dem
Marxistischen Germanisten wie eine
Bibelstunde des Marxismus halt 

Hier wird das antikapitalistische im
Faust II zum Schlüssel für eine neue
Antibürgerliche Lesart des Faust

Ein so bürgerliches Stück seiner
Herkunft zu berauben um es dafür 
Ins marxistische Korsett zu zwängen 

Erfordert in blinder Dreistigkeit einen 
So festen Glauben dass ich diese
Lesart des Faust religiös totalitär nenne

Es aber bezaubernd finde wie bunt
Große Literatur noch immer anregt 
Ohne etwas neues zu lernen dabei

Alle bleiben in ihrem Denken stecken
Aus dem sie sich ihren Faust auslegen
Der ihnen logisch schlüssig erscheint

jens tuengerthal 29.12.24

Kreativzauber

Kreativzauber

Welch seltenes Wunder im Zug
Julia und Jens sitzen nebeneinander
Eine Illustratorin und ein Dichter 
Beide nutzen die Fahrt für ihre
Kreative Arbeit still für sich ohne
Einander dabei irgend zu stören
Entsteht doch in diesem Waggon 
Des Flixzug eine ganz eigenartig 
Kreative Atmosphäre während wir
Durch das weiße Nebelland rollen
Was ein wenig seltsam bezaubernd
Dem älteren Dichter hier scheint
Wie sich Kräfte aus dem Zufall
Zusammenfinden und potenzieren
Ist erstaunlich und so staune ich
Wundere und freue mich was im
Zug zufällig passieren doch kann
Wie den Worten Flügel verleiht
Die sich hier in schlichten Versen 
Irgendwie wieder finden während
Unter uns Räder über Schienen
Rattern und sich kein Nebel lichtet 

jens tuengerthal 29.12.24

Zauberreise

Zauberreise

Eine Reise durch Nebelschwaden
Quer durch Deutschland mit dem
Flixzug von Heidelberg nach Berlin
Ist bis Darmstadt alles eingetaucht
In grauen Nebel zu dem auch die
Bäume passend in Rauhreif gehüllt
Winterlich am Gleis glänzen ist es
Bisher eine Reise durch Zauberland
Was wie meine Nachbarin bestätigte
Schon nahe Basel so begann womit
Die Aussicht zwar beschränkt der
Raum für Phantasie dafür um so
Größer wird und du träumend durch
Ein verhülltes Land reist was seine
Form und Härte gegen weiches weiß
Überall tauschte ein anderes Land
Aus dem sonst so ordentlich klaren 
Beamtenstaat wurde dessen Grenzen
In Traumlandschaften verschwinden
Wie gut täte es uns wenn wir einfach
Alle Normen und Beschränkungen so
In einem weichen weiß verschwinden
Ließen frei davon zu träumen um das
Leben wie durch Nebel zu betrachten
Wo keiner mehr den Durchblick hat 
Können wir mit Phantasie sein 

jens tuengerthal 29.12.24

Winterzauber

Winterzauber

Rauhreif bedeckt die Zweige
Am nebligen Morgen nach den 
Rauhnächten und verzaubert so
Die graue Welt mit einem Hauch
Von frostigem Weiß was die nun
Ruhende Natur sanft einhüllt
Wie schön kann diese doch sein
Denke ich beim Blick aufs Detail
In der sonst schemenhaften Suppe
Die mit schlechter Luft uns einhüllt
Ignoriere den hohen Feinstaub
Vom nebligen Nichts verzaubert
Scheint es seltsam schön hier

jens tuengerthal 29.12.24

Liebesreise

Liebesreise

Ferne Liebe reist
Zusammen anzukommen
Immer unterwegs

jens tuengerthal 29.12.24

Lebensstationen

Lebensstationen

Aus dem Elternhaus
Abreisen um Zuhause
Dann anzukommen

jens tuengerthal 29.12.24

Abreise

Abreise

Alles eingepackt
Betten schon abgezogen
Zurück zu reisen

jens tuengerthal 29.12.24


Dunkelwecker

Dunkelwecker

Wecker im Dunkeln
Ist Aufstehen im Winter
Noch ohne Aussicht

jens tuengerthal 29.12.24

Samstag, 28. Dezember 2024

Wollust

Wollust 

Wollust ist eine Sünde
Lehrt uns die Kirche welche
Diese erfand ihre Macht zu stärken
Indem sie sagt was moralisch ist

Sie meint die sinnliche sexuelle Lust
Die erregt oder befriedigt auch wird
Kann den erregenden Gedanken wie
Die ihm folgenden Aktivitäten erfassen

Sie setzt sich zusammen aus Wollen 
Und Lust meint also den auf die Lust
Wie ihre Befriedigung gerichteten Willen
Wie zugleich das dazu nötige Tun auch

Im mittelhochdeutschen hieß sie noch
Wohllust auch was das damit erstrebte
Wohlbefinden besser trifft als das Wollen
Was ganz schnell zwanghaft wird

Habe inzwischen starke Zweifel dass
Wollen zum Ziel je führen kann ob nicht
Natürlich gewachsene Lust noch viel
Weiter führt als alles nur gewollte

Wenn es passt passiert es einfach
Ohne alles Wollen weil es gefühlt
Einander ineinander dann zieht da
Stört der Wille eher noch bei

Natürlich sollen alle Beteiligten auch
Wollen was passiert doch ist das
Noch schöner wenn es einfach
Wie willenlos dann passiert

Der meiste Sex ist doch eher 
Entbehrlich und etwas bemüht
Statt fließend natürlich geil was
Dann einzig lohnend auch ist

Sich in einer Frau nur zu befriedigen
Lag mir schon immer eher fern
Möchte mich gemeinsam beglücken
Wie die Freude daran auch teilen

Darum will ich immer weniger um
Den richtigen Weg natürlich zu finden
Wo es passt fließt es zueinander
Andere kämpfen mit Hindernissen

Finden es erregend diese dann
Gegen Widerstand zu überwinden
Wollen benutzt werden oder sich 
Benutzt dabei auch fühlen

Das liegt mir seltsam völlig fern
Schöner Sex findet ineinander
Um sich innig ganz zu genießen
Ohne dies unbedingt zu wollen

Durfte Geliebte genießen die
Gerne benutzt werden wollten
Was nur meinen Kümmererinstinkt
Für Missbrauchsfälle stets weckte

Andere erritten sich ihre Höhepunkte
Auf mir einfach für sich was beides 
Eher gemeinsame Onanie dann war
Statt erfüllender Sex je zu werden

Selten sind die Fälle dagegen wo
Es sich gegenseitig befriedigte wie
Darin schönste Erfüllung fand die
Wir einander dabei dadurch schenkten 

Seltene Zufälle zu wollen statt die
Momente zu genießen wo sie sich
Von alleine uns zeigen war noch nie
Zielführend lehrt die Erfahrung

Viele Jahre der Lust später lächel ich
Über die Wollust als zu bemüht um
Es natürlich fließen zu lassen wo es
Nach der Natur gerade gut passt

Finde die Wollust damit schädlich für
Schönen Sex den die Natur alleine
Schenkt also eine Sünde an der Lust
Zu der wir frei stets streben sollten

jens tuengerthal 28.9.24