Donnerstag, 26. September 2024

Lektürentagebuch 25.9.24

Lektürentagebuch 25.9.24

Heute durch Europa gelesen
Begonnen mit einem Berliner
Weiter mit einem Franzosen
Wie dann drei exzellenten Polen

So schreibt der Flaneur Franz Hessel
Über ein Wiedersehen beim Zahnarzt
Den er im Notfall aufsuchen muss um
Dort festzustellen er kennt das alles

Dringend ist ihm dies besonders
Weil er am Abend einen Termin hat
Der nicht aufzuschieben ist auch
Wenn der Leser nie mehr erfährt

Die Praxis liegt in seiner früheren
Elterlichen Wohnung was ihm beim
Betreten der Räume immer klarer wird
Er sieht alles wieder vor sich bevor er

Seine Spritze bekommt bis diese dann
Wirkt da eine Extraktion ansteht soll er
Sich einen Moment ausruhen kommt
Auf einen Diwan in sein Kinderzimmer

Nach dem der Übeltäter ihm endlich
Gezogen wurde ist ihm noch ein wenig
Schwindelig und er ruht sich wieder aus
Wobei er wohl einnickt weil unerwartet

Erscheint seine Kindheit mit Figuren wie
Der so bekannte Ort sich belebt bis der
Zahnarzt nach ihm sieht und er ganz
Dringend des Termins wegen weg muss

In seinen geliebten Garten geht heute
Mal wieder Alphonse Karr mit mir in der
Reise um meinen Garten aus der so
Geliebten bunten Anderen Bibliothek 

Erfuhr manches neues über Kreuzkraut
Wie den Lorbeer der gerne die Sieger
Wie Könige und Götter schmückte auch
In der Küche regen Gebrauch fand

Auch wenn die blättrige Würze dem
Autor Karr nichts gegen die ewigen
Lorbeeren der Dichter erscheint doch
Bringt ihn das dazu über die Ehre wie

Damit verbunden die Gleichheit noch
Nachzudenken wie in Revolutionen der
Machtmissbrauch nicht bekämpft wird
Ihn zu beseitigen bloß Macht erobert 

Je mehr Wechsel desto weniger
Veränderung folgert Karr daraus
Der zwei Revolutionen erlebte und
Die dritte noch weiter erwartet

Diese Worte erinnern an den großen
Tomasi di Lampedusa wenn in seinem
Leopard wo schon Tankredi zu seinem
Onkel dem Leoparden es sagte denn

“Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.” 

Aus dem realen Garten in die immer
Phantastischen Welten von Bruno Schulz
In Der Zimtladen eingetaucht und dort in
Die Schneiderpuppen geschnuppert

Er berichtet wie immer mit vielen Farben
Schulz ist und bleibt ein Maler vom
Auftauchen der Puppen anstatt nach
Dem vorerst Abtauchen des Vaters

Wie dabei vom unerbittlichen weiblichen
Moloch den sie mit sich bringen wie nur
Weiblicher unerbittlich sein kann was
Worte sind die nachdenklich stimmen

Schulz ist so unglaublich bunt und reich
In den Bildern seiner Phantasie dass es
Zu empfehlen ist ihn nur seitenweise
In Gourmet Portionen lieber zu genießen

Daran halte ich mich inzwischen und bin
Hellauf begeistert von der bunten Breite
Seiner sprachlichen Bilder die ich so in
Kleinen Happen genießen kann

Vertraut ironisch und eher realistisch
Ist dagegen Andrzej Bobkowski in
Hinter dem Wendekreis inzwischen
Unterwegs im Südatlantik an Bord

Berichtet wie nur die weite leere See
Zusammenschweißt und die Passagiere
Der dritten Klasse miteinander verbindet
Während er aus dem Liegestuhl schaut

Mehr als viel blau und gelegentlich mal
Ein fliegender Schiff ist auf dieser Fahrt
Gen Westen nicht zu sehen was darum
Gelegenheit gibt sich viel aufzuregen

Etwa über die Sitten der portugiesischen
Burschen die als Handwerker von einer
Großen Firma geordert wurde und die nun
Aus Platzmangel in die 2. Klasse durften

Dort sollen sie sich nach Gerüchten aus
Der Küche seltsam bis unmöglich wohl
Benommen haben und Gardinen gegen
Ihren Zweck gebraucht haben was auch

Immer sie dabei taten erfahren die Leser
Noch nicht jedenfalls gaben sie so Grund
Für die 3. Klasse sich über sie aufzuregen
Die besser die Kabinen doch belegten

So gäbe es doch in der 3. Klasse genug
Akademiker unter den Auswanderern wie
Den Staatsanwalt oder den Arzt und auch
Ihn selbst mit seiner Frau als passender

Weiterhin wird von der sehr üppigen aber
Eintönigen Kost mit Pasta und Risotto im
Steten Wechsel berichtet was den guten
Bobkowski als Nörgler erscheinen lässt

Eine Schiffsreise ist lästig und in der
Dritten Klasse erst recht denke da an
Erfahrungen der Kindheit mit der Fähre
Gen England im Sturm was genügte

Verständlich ist wie einem dabei alles
Lästig werden kann und das Leben an
Bord nur ironisch noch erträglich ist
Aber muss irgendwer wirklich reisen

Zumindest gibt es auch in der 3. Klasse
Keinesfalls zu wenig eher ist manchen
Die auf den Teller geklatschte Portion
Gelegentlich etwas mühsam reichlich

Weiter mit den klugen Polen ging es
Zu Stanislaw Ignacy Witkiewicz der in
Abschied vom Herbst wieder Sätze die
Jeder Gedanken werten sind schrieb
 
So wenn er die gerade Kultur als
Voller Abfälle der zu Ende gehenden
Bürgerlichen Kultur beschreibt in der
Alle schon den nahen Tod spürten 

Sich niemand mehr Rechenschaft gab
Wer er war alle in den Abgrund stiegen
Den manche für den Gipfel hielten und
Expansion ersetzte dort das Schaffen

Wie passend wäre solches auch für
Unsere immer noch expansive Zeit
Die längst die Grenzen des Wachstums
Nach aller Vernunft schon überschritt

Propaganda kam für Glauben
Ausgelassenheit im Gewimmel ersetzt
Die Konstruktion der Persönlichkeit in
Dieser Zeit die so nah dem Abgrund ist

Erzählt von der metaphysisch erotischen
Transformation der letzten Tage mit den
Armseligen Blümchen des immer nur
Pseudoindividualismus in aller Leere

Nur der Weg zu etwas zählt alle Ziele
Verfliegen im Nichts tauglich wäre nur
Ein schöner Tod, doch zum Selbstmord
Fehlt Atanazy noch die Lust warum nur

Der Weg zu sich blieb während Hela
Im neuen Katholizismus versank wie
Sich dem heiligen Sein widmet also
Schaut der Zweifelnde eben in sich

Eine solche geistige Dichte ist im
Roman mehr als außergewöhnlich
Über jeden dieser Sätze könne als
Splitter für sich nachgedacht werden

Zum Glück muss ich nichts lesend
Erledigen sondern genieße nach
Lust soviel wie mir gerade gefällt
Witkiewicz ist ein großer Anreger

Den Mut zu haben gelegentlich auch
Absurden Gedanken zu folgen wie in
Ihrem Spiegel die Gesellschaft noch
Neu zu betrachten bleibt großartig

jens tuengerthal 25.9.24

Mittwoch, 25. September 2024

Gleichgewicht

Gleichgewicht

Im Gleichgewicht ist
Immer mit etwas statt für
Sich ausgeglichen

jens tuengerthal 25.9.24

Halbliebe

Halbliebe

Halbe Liebe liegt
Zwischen harmlos und verliebt
Aber keines ganz

Ohne Leidenschaft
Harmonie und Wohlgefühl
Genügen völlig

jens tuengerthal 25.9.24

Zwischenzeiten

Zwischenzeiten

Die Zeiten zwischen
Sommer und Winter bleiben
Stets Herbst und Frühling

Dazwischen ist nichts
Ganzes aber viel halbes
Als zarter Genuss

jens tuengerthal 25.9.24

Rücktrittsgröße

Rücktrittsgröße

Freiwillig gehen
Schaffen wenige allein
Zeigt echte Größe

Nur Politiker
Die Verantwortung zeigen
Verdienen Erfolg

jens tuengerthal 25.9.24

Liebesgenuss

Liebesgenuss

Liebe gerade in Beziehungen
Ist häufig eine einzige Qual die
Mehr leiden lässt als die kurze
Verliebtheit je Glück brachte

Wir genießen weniger die Liebe
Als sie durchzufechten um so
Unsere Besitzstände zu verteidigen
Was immer lächerlicher dabei wird

Machen wir uns dies in Momenten
Vernünftiger Klarsicht deutlich sind
Schon erste Tränen geeignet den
Geist wieder völlig zu vernebeln

Liebe sollte ein Genuss sein als
Gefühl was anderen nur gut will
Statt Besitz über diese zu haben
Ihnen Flügel lieber schenkt

Wagen wir doch einfach endlich
Statt Beziehungen zu führen die
Liebe zu leben die uns Glück
Miteinander genießen lässt

Lustvoll wie hemmungslos
Frei aber bewusst miteinander
Vertrauensvoll sich beflügeln
Kann Liebe ein Genuss sein

Alles andere kann lieber weg
Auf den Schrotthaufen alter
Beziehungen als Diener der
Konventionen die uns versklaven

So gesehen könnte die Liebe
Wirklich ein Genuss sein für
Alle Beteiligten auch wenn dies
Real unwahrscheinlich bleibt

jens tuengerthal 24.9.24

Taktikwechsel

Taktikwechsel

Putin hetzt die Bürger auf mit
Bezahlten Parteien und den
Russischen Sendern im Osten
Und Scholz will nicht provozieren

Wer diesem Feind Angst zeigt
Wird immer gegen ihn verlieren
Siegen gegen Putin kann nur
Wer sich ihm entgegenstellt

Es ist Zeit für einen Wechsel
Der Taktik gegenüber Putin
Die seinem Verhalten entspricht
Also mit Bedrohung arbeitet

Statt feige wie Scholz noch
Einen Krieg zu fürchten wie
Der Ukraine zu wenig zu geben
Sich erfolgreich zu wehren

Braucht es einfach die gleiche
Schaumschlägerei wie wir sie
Aus Moskau seit Jahren hören
Bei der Aufrüstung der Ukraine

Außer potemkinschen Dörfern
Wie Masse und Land hat dieser
Kleine KGB Offizier nicht viel zu
Bieten außer in unserer Angst

Seine Superraketen explodieren
Die Wirtschaft ist allein auf Gas
Gebaut also eine bald leere Blase
Die keine Zukunft mehr hat

Der Westen gewann damals den
Kalten Krieg mit Star Wars dem
Phantasierten Weltraumprogramm
Vergessen wir das bitte nie

Die Sowjetunion hat einst den
Kalten Krieg verloren weil sie
Schlicht ökonomisch unfähig war
Das möchte Putin umdrehen

Gegen dessen Drohung hilft nur
Massivere Drohung mit immer
Weiterer Aufrüstung der Ukraine
Bis er sich endlich zurückzieht

Möge die Ukraine sein Afghanistan
Werden nur ohne Islamisten dort
Russland stoppt nur wer keine
Angst vor seinen Drohungen zeigt

Gebt der Ukraine alle Waffen mit
Denen sie Russland schaden kann
Bis zu Atomwaffen bis Putin sich
Zurückzieht oder abgesetzt wird

Er bedroht uns mit diesen aus
Königsberg im noch annektierten
Ostpreußen was Stalin wie Putin
Die Krim sich einst noch nahm

Angst und Feigheit sind für das
Verkrustete Männlichkeitsideal
Dieses peinlichen Russen nur
Eine Stärkung seines Egos

Nehmt die Ukraine endlich auf
In die NATO betrachtet jeden
Angriff auf sie als einen gegen
Unser Territorium und Krieg

Er hat AfD und BSW aufgebaut
Sie müssen verboten werden um
Weitere Störung zu verhindern
Egal was wer beweisen kann

Wir sind im Kalten Krieg dabei
Gelten höhere Interessen der
Internationalen Sicherheit die
Parteiverbote nötig machen

Dies gilt für alle radikalen Parteien
Welche Europas Stabilität gefährden
Überall hat Putin unterstützt um die
Freiheit zu destabilisieren

Russland führt Krieg gegen die
Freie Welt damit sind wir auch
Angegriffen und müssen uns
Entsprechend massiv verteidigen

Mehr Waffen die Russland auch
Tief im Inneren verletzen können
Für die Ukraine und sollte es der
Kleine Mann im Kreml wagen

Dagegen Europa zu bedrohen
Schalten wir ihn einfach aus um
Keine Furcht vor ihm zu zeigen
Müssen wir zu allem bereit sein

Er schickt Killer nach Europa mit
Verbotenen Kampfstoffen wie in
Zeiten des Kalten Krieges was
Eine Kriegserklärung längst war

Nur so kann Russland besiegt
Wie Putin abgesetzt werden der
In Verbindung mit der Niederlage
Sein Gesicht endgültig verlöre

Keine Kompromisse mehr wie
Feiges Wegducken sondern ein
Aufrüsten der Ukraine als einen
Gleichberechtigten Gegner

Einer der Russland weht tut
Wie die Russen ihnen lange
Was einzig gerecht wäre wenn
Scholz nicht zu feige wäre

So knickt unsere Politik vor
Den aufgehetzten Dienern des
Kreml ein wenn es darum geht
Diesen taktisch zu besiegen

Wo Scholz das nicht schafft
Muss er verschwinden weil die
Stabilität der Welt wichtiger ist
Als kurzfristige deutsche Parteiränke

jens tuengerthal 24.12.24

Dienstag, 24. September 2024

Lektürentagebuch 24/09/24

Lektürentagebuch 24/09/24

An einem wunderbar verregneten Tag
Im nun endlich Herbst in vier Büchern
Gelesen eines literarisch und drei aus
Der Anderen Bibliothek philosophisch

Zumindest gibt sich eines literarisch
Während die anderen auch auf eher
Philosophische Themen hindeuten
Aber genug vorweg zur Sache

Begonnen schon in der Nacht wieder
Mit Franz Hessel zunächst die zarte
Geschichte An die Vergessene wo der
Autor in wunderbaren Beschreibungen

Aller Umstände wie der Umgebung sich
Ganz genau erinnert und das Bild vor den
Augen des Leser entstehen lässt nur sie
Die Liebe hätte er leider völlig vergessen

Das ist gekonnt mit Schönheit inszeniert
Spielt mit dem Nichts zu dem Liebe uns
So leicht werden kann dass wir uns nur
Noch fragen wie sie einmal alles war

Die plötzlich völlig vergessen wurde
Während die Umgebung zauberhafter
Momente bis im Detail noch in uns sind
Bleibt von der Liebe nur noch Leere

Bei Nachfeier erzählt der ältere Herr
Wie er selbst im Tropenanzug mit der
Zu breiten Krawatte seines Mädchens
Auf dem Fest der jüngeren ankommt

Wie ihn gleich zwei Mädchen in den
Saal zum tanzen ziehen wie sich dann
Als er einen Moment sich ausruht eine
Nähert und fragt ob er sie nicht erkennt

Die mit einem erotischen Kostüm dabei
Ihm sehr nah kommt sich sogar noch
Auf seinen Schoss setzt als ihm doch
Das kleine Mädchen wieder einfällt

Was am Strand nebenan im Sand spielte
Heute erotisch in Wachsdecken gehüllt
Die körperlich sinnliche Nähe sucht bis
Der Kuss verzaubert schon bevorsteht

Wie es dann ausgeht und was der doch
Ältere Herr auf dem Fest der jungen Leute
Tut die Fasson zu wahren oder nicht das
Möge die neugierige Leserin erkunden

Sinnliche Tanzfeste gab es auch bei den
Bäderaufenthalten Michel de Montaignes
In Italien von denen ich im Tagebuch der
Reise durch Italien und Deutschland las 

Doch sind dies nur einzelne Abschnitte
Der größte Teil von Montaigne Bericht
Aus den Bädern ist doch eher eine
Krankheitskonversation über Leiden

Herrlich sind seine Zitate wie kleinen
Anmerkungen auch wie er sich niemals
Scheut deftige Ausdrücke für seinen
An Nierensteinen leidenden Schwanz

Zu verwenden in diesem auf italienisch
Geschriebenen Teil des Tagebuchs wie
Auch Berichte und Zitate von den sonst
Umständen gerne auch deutlich werden

Willst du von deiner Frau ein Kind
Schick sie allein ins Bad geschwind
Ist eines dieser Zitate das ihm eine
Befreundete Baronin eben erzählte

Feinsinnig schreibt er über Zustände
Im Bad wie die Umstände der Kuren
Den Aberglauben dabei wie jeder Arzt
Das Gegenteil vom vorigen dabei rät

Warum er nach Gutdünken entscheidet
Ob er lieber badet oder Wasser trinkt
Beides gleich viele Steine abgehen ließ
Trinken nur mehr Blähungen brachte

Mal spricht er dabei von den Winden
Die ihm abgehen dann von Furzen
Welche schmerzhaft durch den Hoden
Ihm krochen was seltsam eher klingt

Seine authentische Detailfreude beim
Bericht vom Kurunwesen mag vielleicht
Ein Grund für ihn gewesen sein dieses
Jämmerliche Zeugnis nie zu publizieren

Es fand sich ja erst viele hundert Jahre
Im Jahre 1770 in einer alten Truhe ob
Dies Werk ein philosophischer Gewinn
Wirklich ist mag hier noch dahinstehen

Zumindest ist es ein kulturhistorischer
Weil wir viel über die Sitten wie auch
Das Schamgefühl der Nachbarn und
Unserer Vorfahren noch erfahren

Die Franzosen und noch mehr die
Italiener geben sich gerne prüde
Sind aber das Gegenteil eher wo
Es dann irgendwann dazu kommt

Die Deutschen gehen gemeinsam
Nackt baden und klopfen dabei 
Deftige Sprüche aber real ist
Der Trieb zur Erotik eher mäßig

Ob dabei das religiöse Element
Also der Protestantismus eine
Rolle spielt wie die Verbote des
Katholizismus die reizvoll sind

Wäre ein kulturhistorisch wohl
Sehr spannendes Thema zur
Frage europäischer Sexualität
Wie ihrer regionalen Sitten

Unterschiedlich tun wir es nicht
Was schon aus der Anatomie sich
Schlüssig ergibt doch scheint der
Weg dahin teils völlig verschieden

Was auch die europäische Erfahrung
Immer wieder bestätigt denn zwar ist
Die Technik relativ identisch überall
Doch die Wege dahin so verschieden

Der selbst Winzer Montaigne kann
Es nicht lassen über schlechten
Italienischen Wein zu lästern was 
Ein Hobby der Franzosen noch ist

Auch die Brüder im Elsass schworen
Keiner könnte guten Wein machen
Außer den Franzosen was beim eher
Übersäuerten Riesling dort ein Witz ist 

Typisch französisch frech auch seine
Lästerei über die doch eher selten
Schönen italienischen Frauen von
Denen es in Luca viele geben soll

Was er als Gerücht belegt damit sah
Das die Anschauung leicht widerlegte
Ohne weiter ins Detail zu gehen kann
Der Flaneur den Reisenden verstehen

Zumindest hat Michel auf Reisen
Sie so wenig hochgelobt wie die
Venezianischen Huren dennoch
Gerne mit manchen auch getanzt

Das Reisetagebuch ist trotz der
Manchmal nervigen Ausführungen
Zu seinen Verdauungsproblemen
Wie den Wasseraberglauben dort

Eine kulturhistorisch sehr lohnende
Lektüre die immer wieder auch über
Montaignes feine Ironie lachen lässt
Doch denke ich der Autor wusste gut

Warum es zu Lebzeiten niemals
Publizierte noch irgendwas uns hier
Bekanntes tat dies noch zu erreichen
Was Leser zu Eindringlingen macht

So lese ich es gerne aber immer auch
Mit etwas Schamgefühl dabei weil ich
Den Wunsch des Autors zu gerne
Respektieren würde trotz aller Neugier

Einige Jahre nach der Entdeckung
Des Tagebuchs von Montaigne spielt
Sabine Appels Unser Rousseau der
Das sei hier mal wieder deutlich betont

Nicht meiner ist der mir immer fremd
In seiner Verklärung von Genf und der
Natur als Ziel der Zivilisation war doch
Gibt die Autorin weitere gute Gründe

Rousseau weiter kritisch zu sehen
Sein Lob für den eher orthodoxen
Protestanten Calvin relativiert alles 
Macht den Sozialvertrag konsequent

Nicht länger frei und glaubwürdig
Wer glaubt es bräuchte Götter um
Gesetze zu geben verkennt Moral
Ist nach Kant unfrei und amoralisch

Sein Handeln wäre ethisch wertlos
Das passt leider gut zu Rousseau
Der sich zurück zur Natur sehnte
Gegen die Ideale der Aufklärung

In vielem war Rousseau eher ein
Zwar genialer und vielfältig begabter
In der Zeit verrutschter Romantiker
Der Menschen keine Freiheit zutraute

Wie frei und aufgeklärt kritisch dachten
Dagegen seine Freunde Diderot oder
Der Baron Holbach in seinem Salon
Als bekennende Atheisten schon

Diderot rügte die Sklaverei schon
Als Kant sie noch rechtfertigte für
Seinen Freund den Sklavenhändler
Weil seine Ethik ohne Götter war

Sehr gut berichtet Appels dafür über
Calvin in Genf und protestantische Ethik
Ob sie dem Kapitalismus Pate stand
Wie Max Weber schlüssig behauptete

Was immer mehr infrage auch stellen
Dem es aber zumindest in Genf eher
Nicht geschadet hat warum sich Calvin
Der selbst nie Genfer Bürger wurde

Dennoch so gut dort etablierte in dem
Rom der Protestanten auch als quasi
Inquisition Scheiterhaufen errichtete
Was damals noch gute Mode war

Wie Rousseau als der angebliche
Philosoph der Freiheit diesen von
Prädestination faselnden Calvin wie
Sein Genf ideal fand bleibt fraglich

So ist es gut mit manchen alten
Vorurteilen die noch in der Schule
Gelehrt wurden aufgeklärt kritisch
Zum Wohle der Freiheit aufzuräumen

Freier als die Welt es erfasste
Dachte auch Nietzsche den die
Welt vielleicht auch darum für
Wahnsinnig irgendwann erklärte

Davon berichtet Otto A Böhmer
In Der Hammer des Herren wie
Nietzsche mit seiner Mutter in der
Eisenbahn von Basel nach Jena fährt

In der Hoffnung die Psychiatrie dort
Täte ihm besser als jene in Basel
Die seine Mutter so abschreckte
Was auch enttäuscht werden wird

Wie er der Mutter normal vorkommt
Ein wenig seltsam vielleicht doch
Wäre er das nicht immer gewesen
Ihr Fritz mit seiner engen Schwester

Elisabeth Förster soll sich noch
Lange um den später wohl geistig
Umnachteten gekümmert haben
Was immer ihn dahin dann trieb

Auf der Eisenbahnfahrt erwachen
Kindheitserinnerungen von einer
Blumenwiese in der er selig da
Ganz für sich einfach versank

Dies beschreibt Böhmer fein was
Neugierig auf mehr aus diesem
Band der Anderen Bibliothek macht
Der mit dem Wahnsinn klug spielt

Ob dies nur selbst am Rande des
Wahnsinns stehende Leser auch
So fasziniert oder alle neugierig
Macht kann ich nicht beurteilen

Zumindest ist die Geschichte über
Nietzsches letzte Jahre auch eine
Literarisch gut inszenierte Story
Welche allein die Lektüre lohnt

So kann am Ende der Wahnsinn
Der Leserinnen dahinstehen die
Sich auch dafür begeistern weil
Es viele Gründe der Lektüre gibt

jens tuengerthal 24.9.24


Liebesherbst

Liebesherbst

Liebe blüht herbstlich
Kleinem Tod nah intensiv
Leuchten die Farben

jens tuengerthal 24.9.24

Teewarm

Teewarm

Von Tee erwärmt
Werden kalte Tage schön
Innen wie außen

jens tuengerthal 24.9.24

Grauenvoll

Grauenvoll

Herbst ist grauenvoll
Kann Stimmung oder Farbe
Traurig elegant

jens tuengerthal 24.9.24

Herbstwechsel

Herbstwechsel

Langem Spätsommer
Folgte endlich Herbstgefühl
Mit Regentagen

jens tuengerthal 24.9.24

Liebesverlassen

Liebesverlassen

Von Liebe verlassen werden
Ist tragisch und schmerzvoll
Sich auf Liebe verlassen können
Das dauerhafteste Glück
Dazwischen rangiere ich
Auf dem Bahnhof der Gefühle
Mit seltsamen Lokomotiven
Wie Ehre Stolz Familie und
Dann gibt es immer noch die
Alten Triebwagen die gerne
Einfach dazwischenfahren
Aber eigentlich will ich mich
Nur auf Liebe verlassen können
So wie früher auf die Bahn
Alles andere wird irgendwann
So egal nur sich nicht verlassen
Fühlen hilft glücklich zu bleiben
Dies Gefühl beginnt aber in mir
Denke ich und bleibe für mich
Schon sicherheitshalber

jens tuengerthal 23.9.24

Montag, 23. September 2024

Lektürentagebuch 23/09/24

Lektürentagebuch 23/09/24

Mit der Nachtlektüre heute in drei
Büchern gelesen und genossen
Wie gelächelt und gelernt dazu
Von Literatur bis Kulturgeschichte

In der Nacht oder am noch sehr
Frühen Morgen in Franz Hessels
Märchen Geschichten versunken
Die erstaunlich zauberhaft sind

Wie der siebte Zwerg in dem
Märchen um Schneewittchen
Seine traurige Geschichte erzählt
Die schon fast tragisch begann

Es war sein Bett in dem sie schlief
Er folgte dem gläsernen Sarg noch
Wollte einen letzten Blick erhaschen
Ließ die Träger versehentlich stolpern

Was dann zum märchenhaften Ende
Der Geschichte führte aber von ihm
Redet keiner dessen Bett sie belegte
Der sie noch mehrfach rettete bevor

Der vergiftete Apfel kam wovon aber
Im Märchen natürlich nie die Rede war
Weil er ja nur der siebte Zwerg also
Irgendwie nicht der Rede wert war

Die Frau des Menschenfressers der
Versehentlich seine Töchter tötete
Weil er betrunken noch Hunger hatte
Sie für die Gefangenen leider hielt

Wie diese ihn getäuscht hatten was
Ihnen das Leben rettete und warum
Ihr Mann der Fürst der Menschenfresser
Doch eigentlich ein Guter wäre

Sie daran arbeitet ihn langsam zur
Pflanzlichen Kost zu bringen weil
Es doch viel gesünder auch sei
Gestern sogar Milchreis mit ihr aß

Schließlich noch die etwas tragische
Geschichte vom ältesten der drei
Brüder der immer alles erleidet
Damit der jüngste es gut macht

Sich nur manchmal fragt ob all
Seine Opfer nur dem Jüngsten
Oder der Geschichte dienen weil
Vom mittleren nie die Rede ist

Nach der humorvoll märchenhaften
Nacht wandte ich mich heute der
Ernsten Politik zu bei Ernst Troeltsch
In Die Fehlgeburt der Republik aus

Dem Spektator in Berlin 1918 - 1922
Der unter dem Datum 23.3.1920 vom
Vom Putsch der Prätorianer und Junker
Dem sogenannten Kapp Putsch berichtet 

Dieser nach Kapp benannte Putsch hatte
Am 13.3.1920 in Berlin stattgefunden und
Dauerte hundert aufregende Stunden auch
Wenn Kapp kaum eine Rolle dabei spielte

Troeltsch berichtet wie Anwesende und
Politiker es erlebten also auch er selbst
Erzählt vom großen Dilettantismus der
Generäle um von Lüttwitz ohne Plan

Diese getrieben vom Zorn auf die neue
Republik befeuert durch die Legende
Vom Dolchstoß der sie noch im Felde
Als eigentlich siegreich verraten hätte

Fragt wenige Tage nach dem Putsch
Ob die Verweigerungshaltung der 
Staatssekretäre oder die Wirkung
Des Generalstreiks scheitern ließ

Dabei lässt Troeltsch durchklingen es
War die Regierungstreue der leitenden
Beamten die Befehle nicht durchführten
So Lüttwitz und Kapp scheitern ließen

Das Finanzministerium gab keine Gelder
Frei auch andere Ministerien verweigerten
Nach Verhaftungen jede Kooperation
Womit sie die Minister wieder befreiten

Auch der Generalstreik dem Kommunisten
Erst verspätet noch zustimmten hatte
Auswirkungen gerade für den Transport 
Wie die Versorgung im ganzen Reich

Die Reichswehr schoss nicht auf ihre
Kameraden aber unterstützte nicht
Den Umsturzversuch dabei waren es 
Baltische Korps die als brutal galten

Die angekündigten Massaker unter 
Streikenden wurden nicht befolgt weil
Die Befehlssituation relativ unklar war
Womit der ganze Putsch ins Leere lief 

Über die Folgen des Putsch für das Land
Urteilt Troeltsch differenziert sieht durch
Demokratische Bewährung dabei positive
Wie negative Aspekte für das Reich

Diese zeitgenössische Sicht nur wenige
Tage nach dem Putsch geschrieben ist
Wichtig und noch hochaktuell wenn wir
An Versuche der Reichsbürger denken

Manches lässt sich aus Erfahrungen der
Weimarer Republik noch lernen was die
Demokratie besser machen könnte wie 
Gegen Feinde der Freiheit vorgehen

Spannend und mit viel Wiener Humor
Beleuchtet Egon Friedell Englands Weg
Zur Weltmacht den er dabei sogar eher
Trotz seiner Herrscher erfolgreich sieht

Er beschreibt den groben grauenhaften
Heinrich VIII. als grobschlächtigen Kerl
Der nur die Basis der Macht durch die
Anglikanische Kirche auch mit legte

Dabei lässt Friedell nicht unerwähnt
Dass dies eher eine Folge seiner so
Ausufernden Triebhaftigkeit war als
Langfristig strategischer Politik noch

Wie unfähig und unmöglich dann seine
Tochter die blutige Mary war die wohl
Ihren Gatten Philipp II. wirklich liebte
Wie die Reformation zurückdrehen wollte

Wie dann unter Elisabeth besonders
Durch ihre Liebhaber Essex wie den
Piraten Raleigh der Erfolg begann auch
Wenn die jungfräuliche Königin für ihn

Eher eine typisch verlogene Engländerin
War die prüde spielt um das Gegenteil
Zu leben aber so zu tun als sei es in
Wirklichkeit alles ganz anders doch

Besonders übel nimmt er ihr dabei
Die Feigheit mit der sie bei der für
Ihn verständlichen Hinrichtung von
Maria Stuart und Essex noch ihre

Hände in Unschuld waschen möchte
Was er so unglaubwürdig findet wie
Viele Inszenierungen um diese eitle
Königin die Friedell wenig schätzte

Sehe sie als Frau ihrer Zeit anders
Halte ihre Entscheidungen auch aus
Den Bedingungen für nachvollziehbar
Wie ihre Strategie für leider nötig

Wie hätte sie als Frau zu dieser Zeit
Sonst die Macht halten wie ihr Empire
Regieren können wenn nicht mit vielen
Täuschungen über ihre wahre Rolle

Spannend und klug ist auch was Friedell
Über den Geist im Zeitalter Elisabeths was
Auch die Zeit Shakespeares war schreibt
Wie die englische Gelassenheit aufkam 

Über ihren seltsamen Nachfolger Jakob VI
Den Sohn der hingerichteten Maria Stuart
Weiß Friedell wenig gutes zu sagen hält
Ihn eher für den Abkömmling einer Liaison

Zeigt sein persönliches wie politisches
Versagen bei gleichzeitiger Anmaßung
Absoluter Herrschaft auf die so auffällt
Weil sie im Gegensatz zu Elisabeth steht

Diese saß immerhin 45 Jahre auf dem
Thron worin sie nur noch Victoria wie
Gerade Elisabeth II. noch überholten
Prägte ein Zeitalter in ihrer Epoche

Kurz berichtet Friedell noch neben den
Moden der Zeit wie der Kapitalismus in
Dieser Zeit groß und brutal wurde auf
Welcher Basis diese Macht noch steht

Die englischen Banken wie auch die
Englische Börse stehen gleich jenen
Unternehmen kolonialer Ausbeutung
Auf dem Fundament der Sklaverei

Sie sind ein Produkt der Ausbeutung
Die immer so weit ging wie sie durfte
Keine moralischen Grenzen kannte
Alles für die Bereicherung immer tat

Diese moralische Kapitalismuskritik
Ist verständlich und gut fraglich nur
Welche Alternative in Freiheit bleibt
Was der Welt besser tun könnte

Doch die Lektüre von Friedell lohnt
Immer weil sie Zusammenhänge mit
Leichtigkeit und Eleganz sehen lässt
Wie damit Verständnis ermöglicht

jens tuengerthal 23.9.24

Wahlausgang

Wahlausgang

Wahlen gehen aus
Selten zum Vergnügen
Enden oft tragisch

jens tuengerthal 23.9.24


Vorhänglich

Vorhänglich

Vorhänge bremsen
Lichteinfall täglich spürbar
Nächtlich fast egal

jens tuengerthal 23.9.24