Samstag, 3. Juli 2021

Seinswirklickeit

Seinswirklickeit

Manchmal denke ich und manchmal bin ich
Schrieb Paul Valéry in einem Aphorismus
In seinen Cahiers als eine Variation über
Descartes und seine Philosophie die einst
Das cogito ergo sum zum Maßstab des
Seins als Wesenheit des Menschen machte
Ist es ein revolutionärer Aufstand gegen
Das rationale Sein als gültigen Maßstab
Oder mehr ein ideeller Kontrapunkt der
Das Sein über das erhebt was unser
Denken überhaupt erfassen kann
Noch strenger vielleicht das Sein erst
Da beginnt wo Denken aufhört was
Wörtlich daraus auch lesbar wäre
Ist Sein also das Gegenteil von denken
Was für einen Philosophen absurd klingt
Aber vielleicht genügt es auch all dies
Relativ zu sehen womit Sein mehr
Wäre als Denken erfassen kann
Was eine Bescheidenheit wäre die
Dem preußischen Denken entspricht
Lasse es hiermit gut sein damit jede
Sich ihre Gedanken zum Sein auch
Jenseits der Gedanken machen kann
Was immer es ist bleibt Sein da

jens tuengerthal 3.7.21

Platzkonzert

Platzkonzert

Vom Einkaufen bepackt kommend
Einen Moment inne zu halten um
Dem Jazz am Helmholtzplatz dort
In der südöstlichen Ecke zu lauschen
Unterbricht den Tag sehr angenehm
Bestätigt den Platzbewohner in
Seinem hier sein als beste aller
Formen des gerade Daseins
Weil der Platz lebt wie sich an
Allen Ecken irgendwie beflügelt
Und also ist alles gut so
Denkt der manchmal auch
Heimatlos etwas fremdelt
Hier bin und bleibe ich

jens tuengerthal 3.7.21

Gefühlsvernunft

Gefühlsvernunft

Liebe die Frauen auch gegen
Alle Vernunft und Erfahrung
Was wenig Argumente für sich hat
Außer vielleicht was ohne bliebe
Die Vernunft lehrt immer Vorsicht
Statt einer allein zu vertrauen
Alles Gefühl in sie zu setzen
Zeigt auch die Erfahrung wie
Trügerisch die Frauenherzen sind
Wie es der Herzog von Mantua
Im Rigoletto so wunderbar singt
Auch wenn ich keinen Eid leistete
Dass Männerherzen verlässlicher
Immer wären denke ich diese
Zumindest zu verstehen was mir
Bei jenen immer schwer fallen wird
Bisher eher unmöglich war aber wer
Wollte alle Hoffnung aufgeben oder
Den klugen Worten gleich misstrauen
Was vermutlich der sicherste Weg
Ins Unglück oder zumindest zur
Dauernden Frustration wäre was
Sich zu ersparen mir klüger scheint
Aber dem zu vertrauten was ich
Nicht verstehe ist auch sehr gewagt
Alle Erfahrung und jede Vernunft
Sprechen kritisch betrachtet gegen
Ein solch gewagtes Verhalten jedoch
Sind beide auch keine guten Ratgeber
Was die Gefühlswelt betrifft in der ihr
Kompass gewöhnlich verrückt spielt
Wäre ich also ein vernünftiger Mann
Würde ich besser nicht mehr lieben
Gut auf mein Herz aufpassen um es
Im Notfall bei mir zu behalten doch
Leider bestehen zunehmend Zweifel
An dieser Eigenschaft bei mir fürcht ich
Das Liebesleben betrachtend was stets
Anders noch kommt als alle Vernunft
Sogar wenn von Erfahrung genährt
Eigentlich erwarten ließen was mal
Gut geht dann wiederum völlig schief
Selten ein gutes Ende hat aber eben
Ist was es ist und sich darum allen
Sonst gültigen Kategorien entzieht
Mal überschätze ich eine völlig dann
Traue ich einer nicht die es ganz
Ehrlich meinte voller Gefühl oder
Bin verletzt von einer die es doch
Nur gut meinte obwohl ich es wusste
Es gibt keine sichere Kategorie die
Für alle Fälle immer passte sondern ist
Mit jeder anders und die eine ist wie
Keine zuvor und danach dabei wäre
Es so einfach sich zu beschränken
Um nur auf eine zu bauen was aber
Verletzbares Vertrauen voraussetzt
Also mehr als verletzlich mich macht
Dann reagiere ich gegen alle Vernunft
Aus dem Bauch mit gekränktem Stolz
Wie anderem Unsinn mehr der die
Verständigung nahezu unmöglich macht
Vielleicht sollte ich für möglich halten
Dass es Frau im anderen Moment
Ganz genauso geht und ich sie darum
So wenig verstehen kann wie sie mich
Für das trotzdem bleibt nur die Liebe
Nehme es hin und lasse es wie es ist
Wobei es vermutlich vernünftigere
Wege zueinander gäbe aber die Liebe
Macht was sie will und lieber gestehe ich
Eigene Ohnmacht als sie aufzugeben
Am Ende bin ich eine Erfahrung reicher
Habe genug Gefühl und glaube noch
An die Vernunft ohne Gründe weil es
Völlig unvernünftig wäre nicht zu lieben

jens tuengerthal 3.7.21

Freitag, 2. Juli 2021

Liebesgrad

Liebesgrad

Der Grad der unausgesprochenen
Liebe zeigt sich weniger in Schwüren
Ewiger Treue oder ähnlicher Lügen
Wie sie sich Liebende versprechen
Als in Gesten der Zuneigung die ihre
Intensität zwischenzeilig eher zeigen
Statt sich in Worten zu übertreffen
Auch wenn es erst ungewohnt ist
Ist die Glaubwürdigkeit viel größer
Als bei Liebeseiden jugendlichen
Leichtsinns sonst die alles versprechen
Aber ähnlich wenig dann halten was
Aller Erfahrung wieder entspricht
Bestätigt es ähnelt sich vieles in
Üblichen Mustern aus denen aber
Die unausgesprochene Liebe ausbricht
Unklar nur ist was aus ihr wird wenn
Das Spiel es nicht zu sagen endet
Weil es ohnehin offensichtlich ist
Dass sie sich lieben es nur lieber
Nicht so nennen aus Gründen der
Erfahrung und zur lieber Vermeidung
Von Erwartung bleibt nur zu hoffen
Dass die Beteiligten sich dann so reif
Verhalten wie es der Umgehung der
Schlichten Muster eher entspricht
Aber das graduelle in der Liebe ist
Eben schwer messbar darum tut
Mancher gut daran mehr das zu
Genießen was war statt auf mehr
Gleich zu hoffen was sicher nur
Enttäuscht jedesmal wieder wird

jens tuengerthal 2.7.21

Rotrockgyn

Rotrockgyn

Gerade Julian Barnes wunderbares
Buch Der Mann im roten Rock über
Den Gynäkologen und Menschenfreund
Doktor Samuel Pozzi zu Ende gelesen
Noch ganz erfüllt von diesem klugen
Buch aus dem Fin de Siécle in Paris
Auch wenn es mit einer Reise dreier
Gentleman nach London beginnt ist
Dies kulturhistorisch wunderbare Buch
Nicht nur großartig recherchiert wie
Eine Ode an diese Zeit in der viele
Große Künstler sich begegneten wie
Von eben diesem Arzt behandelt oder
Mit ihm befreundet waren den Sargent
Auf dem Bild Dr. Pozzi at Home 1881
So treffend malte was dem Buch den
Titel auch gab es gäbe viele schöne
Anekdoten und Zusammenhänge zu
Erzählen über den Kulturmenschen
Pozzi seine Freunde wie über den
Großen Wissenschaftler der erst die
Gynäkologie in Frankreich etablierte
Wie neue Methoden der Operation
Auch zur Sicherheit der Patientinnen
Mit entwickelte denn Pozzi war ein
Mann der die Frauen liebte ohne hier
Weiter auf seine zahlreichen teilweise
Auch angedichteten Liebhaberinnen
Noch einzugehen Barnes lässt auch
Was unklar ist hier lieber offen aber
Sicher war er der Arzt und Liebhaber
Der großen Sarah Bernhardt wie wohl
Einiger anderer die er auch behandelte
Aber ohne auf seine weit herühmten 
Qualitäten als Liebhaber einzugehen
Für die es wenig Zeugnisse der daran
Beteiligten heute noch irgendwo gibt
Auch die große Kulturgeschichte des
Fin de Siécle die Julian Barnes hier
Als Netz um einen erzählt sei zwar
Erwähnt und empfohlen aber ganz
Am Ende möchte ich zu gerne an
Das erinnern was Pozzi auszeichnet
Als Arzt und Wissenschaftler was er
Vor allem anderen zuerst stets war
Ein Menschenfreund und Arzt aus
Überzeugung der Gutes tun will
Ein Helfer der seine Kraft nutzt
Um Medizin und Menschheit mit
Aller ihm gegebenen Begabung
Weiter zu bringen der so völlig Arzt
Im Sinne des Eides des Hippokrates
War wie es selten zu finden aber ein
Ideal ist was der Verehrung wert ist
Allein weil diese sind wie sie sind
Habe das bei meinem Vater schon
Früh und immer wieder beobachtet
Dem Radiologen der für jeden seiner
Patienten mit Überzeugung kämpfte
Sich für nichts dabei zu schade war
In seiner Berufung ganz aufging auch
Wenn ihn die Familie dadurch seltener
Sah als es vielleicht gewünscht war
Es war zumindest nicht so wie bei Pozzi
Dessen Ehe scheiterte auch an seiner
Liebe zu vielen Frauen wie dem strengen
Katholizismus seiner Gattin der ihm dem
Protestanten in Frankreich fremd blieb
Was uns und meinem Vater erspart wurde
Ohne sie außer in ihrer Liebe zum Beruf
Des Arztes und Forschers zu vergleichen
Vielleicht auch dank der Toleranz meiner
Mutter aber das ist ein zu weites Feld es
Weiter hier erörtern zu wollen denn
Es geht um die Ärzte aus Berufung die
Eine so seltene Spezies wohl immer waren
Bin trotz Jahren Tätigkeit im Krankenhaus
Sehr selten solchen begegnet und wie
Groß ist da die Freude eine zu treffen
Die ebenso glücklich darin arbeitet als
Ärztin aus Leidenschaft und Liebe die
Genau das von sich sagt denke ich
Lächelnd in Gedanken bei ihr dabei
Der ich dieses Buch nun passend lieh
Gespannt ob sie die Liebeserklärung
An ihren Beruf darin auch so liest
Wie sie mir seit Kindertagen präsent
Soll sie dies vielleicht auch als eine
An sie und ihren Beruf lesen was
Der Dichter mit einer Verbeugung
Statt Blumen für die Ärzte schreibt

jens tuengerthal 2.7.21

Berlinblicke

Berlinblicke

Berlin bietet dem Flaneur der die
Stadt durchquert tiefe Einblicke
In ihr Wesen was viel Geschichte
Vor allem im letzten Jahrhundert
Aber auch manche Geschichten
Von zarter Schönheit erzählt die
Ihr suchendes Wesen offenbaren
Ging heute von Wilmersdorf gen
Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg
Neben der grünen Mitte Tiergarten
Die schon anderweitig bedichtet
Ist dies auch ein Gang durch viele
Völlig verschiedene Dörfer immer
Die sich von Ecke zu Ecke wandeln
Vom Victoria Luise Platz gen KaDeWe
Ist die Umgebung ziemlich gediegen
Mit kleinen typisch Berliner Ausnahmen
Die aber an der Sache nichts ändern
Ab dem vornehmen Kaufhaus dann
Beginnt bis zum Tiergarten eine etwas
Gemischt buntere Zone im alten Westen
Der wie überhaupt die Gebiete dort noch
Seit langem gewachsene Bewohner aus
Allen Schichten und jeden Alters bieten
Was in Mitte und Prenzlauer Berg im
Alten Osten ganz anders ist typisch für
Mitte sind auch die Fassaden der Insel
Die an das späte 19. Jahrhundert noch
Eben museal erinnern dabei von entweder
Touristen oder jüngerem Volk überlaufen
Schrieb es schon mehr als einmal aber
Denke es bei jedem Spaziergang wieder
Mitte und Prenzlauer Berg haben nette
Gut sanierte Fassade sind eine Art von
Museum der Berliner Geschichte die
An etwas erinnern was es nicht mehr gibt
Doch sie sind nicht gewachsen lebendig
Schön anzuschauen aber das was eine
Stadt ausmacht die bürgerliche Kultur
Ist dort entweder tot oder künstlich
Manche nennen es Bionade Biedermeier
Vielleicht wächst eine in 50 Jahren
So lange zerstörte die DDR sie auch
In den Köpfen der Menschen denen
Die bürgerliche Kultur als spießig
Oder muffig gilt dabei waren es die
Kleingeistigen Funktionäre in dieser
Diktatur die spießiger waren als es
Bürgerliche Kultur je sein könnte die
Nur in rituellen Metaphern aus der
Bibel marxschen Denkens noch das
Negierten was Kultur ausmacht eine
Gewachsene städtische Gesellschaft
Die also logisch bürgerlich wäre dafür
Vermeintlich egalitäre Schlagworte
Nutzten die manche bis heute glauben
Als sei es nicht offenbar geworden wie
Die totalitäre Parteidiktatur nur einen
Staat ohne Freiheit errichten konnte
Aber es ging ja um Berlinblicke hier
Nicht um politische Einfalt derer die
Einem politischen Glauben folgen
Der Osten hat nette Fassaden einer
Untergegangenen bürgerlichen Welt
Im Westen lebt sie vielerorts weiter
Vielleicht verrät das mehr über Berlin
Als das sonst so gute Buch von
Jens Bisky über seine Heimatstadt
Dem die fehlende bürgerliche Welt
Kaum ein Wort bisher wert war
Was typisch für Berlin auch ist
Wo in der ehemals Singakademie
Die Gorki genannt wurde irgendwie
Betroffen peinliches Theater noch
Veranstaltet wird weil im Osten die
Bürgerlichen Wurzeln gekappt wurden
Aber es ist immer wieder spannend
Durch diese Stadt zu laufen die im
Osten nette Fassaden hat dafür weiter
Westlich ihr eigenes Museum ist mit
Gewachsenen Kulturen nebeneinander
Fand den Westen früher langweilig
Halte heute den Osten für viel Fassade
Mit etwas Party nebenbei

jens tuengerthal 2.7.21

Gartengedanken

Gartengedanken

Sitze auf einer Bank im Tiergarten
Die Vögel zwitschern laut um mich
Hier zwischen Rhododendrongarten
Und fast Luiseninsel im Hintergrund
Dezent das immer Brummen Berlins
Der Garten inmitten der Stadt heute
Verband früher die Vororte mit der
Stadt die erst spät so groß wurde
Wie fern davon ist eine zu sein
Eher immer viele Dörfer bleibt
Beobachte den Wandel der Natur
Durch das Jahr und wie sie sich
Zeiten und Welten anpasst
Es nimmt wie es kommt
Vielleicht liegt in dieser Anpassung
An die eben Umstände bei dennoch
Beibehaltung des Wesens weniger
Eine Unterdrückung des eigenen
Wie es mit zurück zur Natur so gern
Beschrien wird als die große Freiheit
Die sich in ihrem Wesen dem was ist
Anpasst um genießen zu können
Natur wächst natürlich auch wenn
Im Garten geordnet und gehegt
Sich die Freiheit zu nehmen mit
Dem was ist gut zu leben macht
Unter allen Umständen glücklich
Was mehr könnte ein Garten lehren
Denke ich glücklich nach einem
Spaziergang durch unseren Garten
Inmitten der Stadt in Erinnerung an
Momente voller Lust und Glück
Auf dem Weg von West nach Ost
Schreibe ich es auf dem östlich
Gelegenen Diwan der westöstlich
Steht ohne die Richtung zu wissen
In die Natur des Lebens zieht in
Der großen Freiheit ihre Wesens

jens tuengerthal 2.7.21

Donnerstag, 1. Juli 2021

Großklein

Großklein

Größte Erotik zeigt sich im Kleinen
Es kommt nicht auf die Länge an die
Der Akt in Anspruch nimmt noch auf
Die Größe primärer oder sekundärer
Geschlechtsmerkmale sondern allein
Auf die Lust die etwas in uns weckt
Denke ich nach dem Gefühl dabei
Geht es weniger um das was wir
Haben oder direkt sehen als die nur
Andeutung die Phantasien wecken
Soll wenn auch meist nicht mehr tut
Weil Porno infolge Erotik ersetzte
Sex ist wunderbar und natürlich
Ein Akt lustvoller Nähe zuerst der
Nach Befriedigung dabei strebt
Erotik dagegen strebt nach Reiz
Sie will Lust steigern und halten
Porno ist geil und zielt auf Befriedigung
Ähnelt dem Sex nach der Natur
Wo dieser hin will endet die Erotik
Erotische Stimmung halten ist Kunst
Mit Porno befriedigen nur Handwerk
Wo die Andeutung schon genügt die
Sehnsucht und Lust zu wecken ist
Erotische Stimmung präsent die sich
Nicht im Akt sondern dem davor zeigt
Verzögert statt vollendet um so den
Reiz wie die Lust unendlich zu steigern
Was sich im noch nicht am stärksten
Zeigt braucht weniger offensichtliches
Als mehr an Andeutung und so weniger
Real als viele sich zu schnell erhoffen
Wenn du die Liebste nicht sehen kannst
Dir aber Lust und Sehnsuchst versicherst
In Andeutungen das Begehren steigerst
Was gerade real keine Erfüllung findet
Spielst du mit der großen Erotik eher
Als wenn du als bloßer Handwerker
Dich der Stellungsakrobatik hingibst
Hohe Erotik ist den Stachel zu locken
Aber keine Erlösung zu schenken
Was eher in pornografischen Akten
Endet die wunderbar erfüllen können
Aber nicht mehr erotisch dann sind
Sondern Sex nach der Natur eben
Wo das etwas weniger zuerst zählt
Was kitzelnde Spannung aufbaut
Bleibt mehr Raum für Erotik übrig
Wobei die Frage erlaubt hier sei
Was die Erotik bringen soll wenn
Es am Ende ohnehin um Erfüllung
In Befriedigung nur geht die sie ja
Primär verzögert um mehr zu reizen
Könnten wir auch direkt damit beginnen
Wie Porno und Huren es gerne tun
Deren Erotik selten etwas noch weckt
Doch wer so denkt spart sich auch den
Stuck an der Decke und die Verzierung
Am Rahmen um ein Bild hält dann FKK
Für ausreichend zur Partnerwahl wohl
Hat keine Ahnung von Kunst und Erotik
Vögelt nur statt zu würdigen was Natur
An Wundern mit Theater uns bereitet

jens tuengerthal 30.6.21

Schlafmittel

Schlafmittel

Miteinander schlafen ist schön
Lustvoll zumeist manchmal auch
Befriedigend für beide sogar doch
Das beste an der Liebe ist was sie
Für ein magisches Schlafmittel ist
Wie erholt du nach ganz wenigen
Stunden schon bist beieinander
Die Sehnsucht sich nah zu sein
Alles andere überwiegen kann
Jeden Weg überwindet um sich
Liebevoll nah zu fühlen und das
Was anatomisch vielleicht eher
Zu unbequemer Verknotung führt
Den erholsamsten Schlaf schenkt
Habe viel über die Liebe nachgedacht
Ihre Gründe wie meine Verwirrungen
Von je unterschiedlicher Dauer
Dabei immer gemerkt solange
Eine Liebe im Schlaf sich gut tut
Weiß ich alles ist gut so auch weil
Guter Schlaf vielfältige Gründe hat
Die meinen Horizont weit übersteigen
Nehme ich den Schlaf eher noch als
Maßstab glücklicher Liebe denn den
Manchmal überschätzten Beischlaf
Sich miteinander erschöpfen ist leicht
Einander Erholung schenken Kunst
Die Liebe unbewusst kostbar macht

jens tuengerthal 30.6.21

Mündigkeitswege

Mündigkeitswege

Welche Wege führen zur Mündigkeit
Die Voraussetzung der Aufklärung ist
Welche als Befreiung aus der danach
Selbstverschuldeten Unmündigkeit von
Kant unwiderlegt definiert wurde ist dies
Heute noch realistisch oder eigentlich
Die Voraussetzung des Rechtsstaates
Nicht sonderlich suggestiv gefragt wie
Der Dichter hier kleinlaut gesteht da
Oft genug an dieser Stelle zitiert aber
Auch der Offenheit wegen die der
Mündige Umgang miteinander braucht
Der Voraussetzung der Freiheit auch ist
Wie der würdigen Achtung des anderen
Vor allem aber seiner selbst was der oft
Übersehene und unbekanntere Teil der
Schrift was Aufklärung ist noch bleibt
Der aber entscheidend für alles wird
Weil wir zu gerne unsere Mündigkeit
Abgeben um uns zu unterwerfen im
Sittlichen Urteil was so wertlos wird
Wie wir infolge unmündig denn die
Große Freiheit der Aufklärung ist
Uns die Mündigkeit zuzutrauen
Sofern wir nicht völlig blöde sind
Bekommen wir das Zutrauen ein
Sittliches Urteil zu fällen geschenkt
Damit die Basis der größtmöglichen
Freiheit die Menschen haben können
Als Zeichen unserer Mündigkeit gilt
Für den aufgeklärten Menschen jedes
Gesetz und alle Regeln nur im Schatten
Seines Gewissens was alles prüft warum
Gehorsam das Gegenteil von mündig
Völlig unaufgeklärtes Verhalten wäre
Was sittlich völlig wertlos ist auch wenn
Es zur Funktionalität gelegentlich nützlich
Sein kann ist der Weg zur Mündigkeit
Der Schlüssel der Aufklärung der stets
Kritisch an seinem Gewissen prüft was
Gerade gut und geboten sein kann
Womit die aufgeklärte Bürgerin über
Allen Gesetzen befreit steht statt sich
Etwas unterwerfen zu müssen noch
Spannender wird die Frage des danach
Freien kritischen und sittlichen Urteils
In Zeiten des Populismus wie der von
Moskau gelenkten Medienschelte einer
Rechtspopulistischen inneren Opposition
Die von außen gelenkt sich für freier hält
Wie ist es bei denen die Leben riskieren
Für ihren persönlichen Aberglauben wie
Im Trotz Freiheitskampf nennen was nur
Eine verlängerte Lebensgefährdung war
Brauchen auch diese die Aufklärung als
Selbsterkenntnis der Mündigkeit noch
Müssen wir warten bis der letzte
Antroposoph noch verstanden hat das
Lebensgefahr keine Glaubensfrage ist
Den sittlichen Wert der Entscheidung
Betrachtend müsste ich es so sehen
In Anbetracht der Lebensgefahr aber
Halte ich die Ausnahme hier für legitim
Die Unmündigkeit ist nach Kannt dann
Selbstverschuldet wenn sie nicht nur
Aus Mangel an Verstand also Dummheit
Resultiert sondern aus Faulheit mehr
Spare es mir hier die Dummheit aller
Impfgegner zu diskutieren insofern die
Drohende Gefahr für viele Leben
Groß genug ist sie so zu behandeln
Als ob sie unmündig wären um damit
Mehr Leben zu retten als zu gefährden
In der Not der Zeit wegen nicht kritisch
Jede Motivation zu hinterfragen damit
Weniger Menschen sterben müssen
Was eben irreversibel ist damit wir
Nach Abklingen der Pandemie was
Länger vermutlich dauert als gehofft
Allen Überlebenden die Mündigkeit
Als Geschenk wieder zuzugestehen
Wie es die Rechtsordnung vorsieht
Das Wahlsystem eigentlich voraussetzt
Egal wie viel Grund zu Zweifeln viele
In ihrem Verhalten immer wieder geben
Ist dies Versprechen der Mündigkeit
Als Basis demokratischer Freiheit das
Größte Geschenk dieser manchmal
Auch fragwürdigen Regierungsform
Ohne bessere denkbare Alternative
Wo die Krücke der Lebensgefahr
Genügt weder Mündigkeit noch den
Mangel an Verstand diskutieren zu
Müssen scheint die Not auch etwas
Gutes für die Freiheit zu haben denn
Sie hießen nicht umsonst Covidioten
Sagen muss es der Staat nicht mehr
Um den Weg zurück zur Mündigkeit
Der größten Menge offen zu halten
Wer sich aufgrund Aberglaube nicht
Impfen lässt und infolge verstirbt hat
Zumindest mündig darob entschieden
Erspart langfristig uns manches auch
Aufklärung muss nicht meinen besser
Als die Natur zu sein aber kann so
Die Dummheit der Welt ignorierend
Der größten Menge die beste Chance
Geben es noch zu erleben

jens tuengerthal 30.6.21

Glücksbefriedigung

Glücksbefriedigung

Was braucht es zur Zufriedenheit
Wann bin ich vollkommen befriedigt
Ist es das Höchste oder Schönste
Was ich mir nur erträumen kann
Sei es nun sexuell oder materiell 
Gipfel Tempo Entfernung Orgasmen
Wäre es der absolute Superlativ
Oder gilt auch hier weniger ist mehr
Was die Moderne noch zu gerne
Mies van der Rohe zuschreibt der
Es als architektonischer Minimalist
Nur vom vorher Wieland entlieh 
Wobei nur unklar ist inwieweit Mies
Wieland kannte oder schätzte oder
Nur eine ohnehin gängige Redensart
Mit seinem Ideal von Schönheit als
Schlichte Formel im Bau vereinte
Aber egal ob ich nun dem Weimarer
Klassiker oder dem Bauhaus mehr
Zuneige lebte es inhaltlich schon viel
Früher Epikur lange bevor im später
Heiligen Land der Rabbi seine Sekte
Als Abspaltung vom Judentum gründete
Die höchstes Glück im Jenseits sahen
Wie alle Lust sich streng verbaten um
Das elende irdische Sein zu ertragen
Als eher lustfeindlich immer blieben
Indem er auf die Frage was für ihn Glück
Oder ein erfülltes Leben wäre antwortete
Ein Brot Wasser Wein sowie ein Garten
Voller Freunde was der Grieche als einziger
Bis in die Moderne gleichberechtigt in seiner
Schule mit Männern und Frauen lebte was
Zum Thema Glücksbefriedigung doch noch
Der Rede wert zu sein mir scheint denn
Auch wenn nicht immer vernünftig erklärbar
Ist das geteilte Glück doch oft das schönste
Gehört ein gutes Gefühl zur Befriedigung
Mehr noch dazu als es sexuell scheint wo
Manchen mechanische Vorgänge genügen
Die nur das Ende nicht die Basis sind was
Viele mit enttäuschendem Ergebnis oft
Verwechseln ohne es zu begreifen aber
Infolge unbefriedigt dabei eher bleiben
Mehr als Zufriedenheit ist im Leben nie
Erreichbar wo wir für Momente dazu
Noch Befriedigung sogar teilen durften
Ist der Gipfel wohl erreicht womit sich
Der gute Hedonist zufrieden gibt denn
Wenn alles Schöne erlebt war es gut so
Wer diesem Weg des Epikur den auch
Lukrez in seinem de rerum so trefflich
Später beschrieb folgt wird merken
Wieviel leichter Zufriedenheit bleibt
Wo uns weniger mehr wird was die
Befriedigung zum Kontinuum macht
Wenig mehr ist wohl alles Gute was
Mensch im Leben erreichen kann
Denke ich tief zufrieden mit allem
Was war und ist erwartungslos
Das Leben liebend wie es ist

jens tuengerthal 30.6.21

Seinszweck

Seinszweck

Verfolgt das Sein einen Zweck
War es nur sinnvoll wenn dieser
Entsprechend auch erreicht wurde
Oder ist es natürlich zweckfrei
Weil es sich selbst genügt wenn
Es ist ohne mehr zu müssen als
Zu sein was alle Sinnsuche logisch
Ad absurdum führte und damit wohl
Betrachten wir die Versuche davon
Mehr Gutes täte als schadete auch
Wenn die Erkenntnis manchen noch
Schwer fällt die gerne mehr wollen
Als zu Sein und meinen sie könnten
Ihrem Leben durch Aufgaben einen
Sinn geben was immer scheitert
Egal ob sie die gesetzte Aufgabe nun
Erfüllen oder an ihr scheitern was
Unendlich viele Gründe haben kann
Wäre das Sein je zweckgebunden
Müsste es ohne diesen enden oder
Verlöre nach Erreichung seinen Grund
Was ein ebenso unsinniger Aberglaube
Ist wie die Zwecksetzung da Sein nach
Seiner Natur ist ohne einen weiteren
Zweck erfüllen zu müssen wir können
Es nur mehr oder weniger genießen
Worüber wir uns Rechenschaft geben
Können oder nicht was aber am Sein
Wie seinem natürlichen Lauf nichts 
Ändert so wenig wie ob wir uns unser
Leben lang dem Zweck unterworfen
Sei er religiös oder anderweitig knechten
Oder jeden verbleibenden Tag genießen
Vielleicht können wir sagen dass wer es
So sehr wie möglich genoß zumeist eine
Bessere Bilanz vor sich haben wird als
Diejenigen die sich darin gequält haben
Außer diejenigen empfinden das Leiden
Am Leben als lustvoll wie es bei vielen
Im ewigen Chor der Klagelieder scheint
Doch Zweck hat weder der Genuss noch
Das Leiden an höheren Aufgaben es ist
Nur eine Art sein Leben mehr oder weniger
Lustvoll hinter sich zu bringen was nichts
Darüber sagt ob ich mich gut fühlen kann
Wenn ich schwere Aufgaben erledige
Die mein Ansehen fördern und damit in
Allgemein verbreiteter Eitelkeit auch das
Wohlbefinden und so die Lust am Leben
Auch wenn sie diese ganz offensichtlich
Eher zu mindern scheinen ob die heutige
Arbeitsteilige Gesellschaft nur funktioniert
Weil sich viele die Frage nach der Lust
Für ihr Leben weniger stellen als einer
Pflicht im sozialen Kontext zu folgen
Weil sie das für ihre Aufgabe halten
Die ihrem Sein einen Zweck gibt den
Leben nie braucht weil es Natur ist
Es ist und genügt sich damit selbst
Egal welchen Sinn wir darin sehen
Oder vernünftiger eben nicht suchen
Was wir aber täglich üben können
Ist zu genießen was ist wie es ist
Um sich am Kleinen zu erfreuen
Was zwar auch keinen Sinn hat aber
Das Leben lustvoll schöner macht
Genug es mehr zu genießen wie
Vermutlich das Höchste was wir
Im Leben erreichen können um am
Ende sagen zu können schön war’s

jens tuengerthal 30.6.21