Samstag, 13. April 2019

Lesebuben

Eine kleine Wanderung vom
Helmholtzplatz durch Mitte
Über die Insel dem Ufer folgend
Bis zum Schiffbauerdamm

Mit dem Ziel mit Pfeife zum Wein
In der büchervollen Böse Buben Bar
Zu lesen bog ich hinter der legendären
Ständigen Vertretung in die Albrechtstraße

Von der nächsten Ecke waren es dann
Nur noch wenige Meter in der Marienstraße
Bis zur wunderbaren Böse Buben Bar mit
Ihrem gemütlichen Raucherkabinett

Dort ließ ich mich in einem der Sessel
Am Tisch nieder schaltete die Pfeife ein
Um in Borchardts Weltpuff Berlin zu lesen
Kam jedoch schnell in schöne Gespräche

Über die Notwendigkeit neuer Aufklärung
Die Bedeutung von Lukrez und damit den
Geistigen Zustand der Republik im Moment
Mit einem Chefredakteur und Begleitung

Es fanden sich neue spannende Kontakte
Wie lesende Neugier schon bevor ich die
Ersten Seiten selbst dort las diese Bar ist
Ein vielfältig inspirierender Ort immer wieder

Später noch für Momente der Lektüre über
Die Entwicklung der Hausmädchenerotik bei
Borchardt bevor wieder andere Gespräche
Vom Lesen dort angenehm dennoch ablenkten

Ein vielfältig anregender Abend mit neugierigen
Menschen die sich geistige Fragen stellen wie
Sie selten so geballt an einem Ort sich finden
Anregend erregende Lektüre und solche Gespräche

Nebenbei erfuhr ich noch von der neuen Inszenierung
Von Berlin Alexanderplatz im Deutschen Theater
Begeisterte einen Nachbarn für Borchardt der sich
Sogleich angeregt den geilen Titel notieren wollte

Nach schönem Rotwein und guten Gesprächen
Wanderte ich beschwingt über Linienstraße
Ackerstraße und Weinbergsweg in die schon
Auf den Berg führende Kastanienallee

Von dort war es um fast zwei Uhr inzwischen
Nur noch ein kleiner Sprung durch die Lychener
Zum Helmholtzplatz nach Hause wo ich sogleich
Den vielfältigen Leseabend bis jetzt beschrieb

Endlich wieder einen geistigen Ort in Berlin
An dem du als Leser erkannt und gewürdigt
So viel Anregung erhältst wie geben kannst
Gemütlich im Kämmerchen noch rauchend

So werden den Wanderer seine Wege wohl
Bald häufiger an diesen Ort führen der zuvor
Mit mancher Dame eher geteilte Erinnerungen
Hinterließ allein ein großer Genuß nun war

Die Bösen Buben sind geistig ein guter Ort
Was schon die vielen Bücher dort zeigen
Aber die intellektuelle Offenheit der Menschen
Dort noch ungeahnt schöner potenzierte

Was braucht es mehr als gelegentlich
Einen schönen Wein beim guten Buch
Unterbrochen durch schöne Gespräche
Wie uns schon Epikur einst lehrte

Der alte Grieche nähme noch anstatt
Der Rauchwaren ein Brot und Käse
Was den Zauber auch dort passend
Ergänzt hätte welch schöner Abend

jens tuengerthal 13.4.2019

Freitag, 12. April 2019

Glücksaufklärung

Wie glücklich sind wir heute
Hat die Aufklärung uns noch
Glücklicher gemacht oder das
Gegenteil inzwischen erreicht

Fraglich ist zunächst woran wir
Glück festmachen wollen und
Ob dies statistisch messbar ist
Oder immer ein Gefühl bleibt

Es gibt Indizien die für Glück
Unter bestimmten Bedingungen
Sprechen von der Sicherheit
Bis zur eigenen Gesundheit

Auch wenn wir unkalkulierbare
Faktoren wie Liebe hier einmal
Außen vor lassen müssten ergäben
Sich genug Indikatoren immer noch

Vieles spricht dafür dass wir heute
Viel glücklicher sein müssten als
Noch vor zwanzig oder mehr Jahren
Doch wird das Gegenteil berichtet

Mehr Menschen fühlen sich häufig
Verunsichert und lassen sich darum
Leichter von Populisten verführen
Die Verunsicherung weiter erhöhen

Es geht uns normativ viel besser
Aber wir fühlen uns teils panisch
In der akuten Situation schlechter
Weil sie alles zu besetzen scheint

Das Glück ist also schwer erfassbar
Einen allgemeinen Maßstab gibt es
Nirgendwo wie auch das Empfinden
Höchst unterschiedlich dazu noch ist

In allem was normativ messbar ist
Geht es uns Europäern viel besser
Den Deutschen dabei mit am besten
In einem nie gewesenen Wohlstand

Aber glücklich und zufrieden macht
Dieser Zustand scheinbar wenige
Die radikalen Gegner der ruhigen Merkel
Überschlagen sich beim Panikschüren

Erreichen wir Glück dabei eher wenn
Extreme Wünsche erfüllt werden oder
Im ruhigen ausgeglichenen Leben das
Nicht alles aber immer genug bietet

Insofern seit der Aufklärung gilt dass
Unsere allererste Aufgabe als Bürger ist
Sich aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Zu befreien könnte Glück darin liegen

Diese Befreiung wiederum könnte nahe
Am ausgeglichenen Glück liegen also
Jenseits aller Extreme eher langsam zu
Finden als rasend überholt zu werden

Gewisse äußere Faktoren erhöhen dabei
Die Chance glücklich zu werden noch doch
Scheinen diese weniger nötig zu sein um
Auf Dauer glücklich zu bleiben im Leben

Entscheidend über allen schwebt dabei
Die Haltung zum Leben wie zum Glück
Diese ist sicher auch eine Gefühlssache
Aber zumindest der Vernunft zugänglich

Das Glück der völligen Freiheit die uns
Kant mit der moralischen Autonomie in
Die Hand gab schätzen zu lernen heißt
Würdig ungestört glücklich zu sein

Dieses Glück hängt wiederum nicht am
Willen und Handeln der anderen sondern
Liegt allein in mir was mich autonom macht
Dem aufgeklärten Glück Dauer verleiht

Mag die Liebe noch so hehre Gefühle
Die Lust auch größte Befriedigung uns
Schenken glücklich werden wir erst sein
Wenn was uns ausmacht Bestand hat

Wohin es führt sich im Leben vom Willen
Wie damit der Willkür anderer abhängig
Zu machen weiß jeder der unglücklich
Schon einmal liebte einfach ins Nichts

Wer also unaufgeklärt sein Glück von
Launen Liebe oder Lust eines anderen
Abhängig macht wird nie dauerhaft dann
Glücklich sein können sondern zufällig

Vom Zufall befreit vernünftig geworden
Weniger leidenschaftlich dafür zufrieden
Findet sich Glück entsprechend unserer
Aufgeklärten Freiheit als mündig wieder

Damit vollständig glücklich ohne Mängel
Werde ich lieber vernünftig künftig bleiben
Statt auf Gefühle anderer zu trauen um
Mit mir auf Dauer somit glücklich zu bleiben

In Freiheit und vernünftig das Glück finden
Ist der sicherste Weg es auch zu halten was
Ein glückliches Leben wohl verspricht damit
Alles enthält was ich mir nur wünschen kann

Das Glück aufgeklärt anzugehen hilft sehr
Sich seines Glücks bewusst zu werden statt
Ewig im Chor der Klagenden nur zu jammern
Lieber genießen was Leben uns eben ist

jens tuengerthal 12.4.2019

Freiheitswurzeln

Wo wurzelt unsere Freiheit
Was hat das westliche Bild
Des freien Menschen geformt
Wie wurde es aufgeklärt

Erste Wurzeln liegen sicher
In der griechischen Polis
Die erstmals freie Bürger kannte
Entscheidungen an Recht band

Dort war das Recht stärker als
Die vorher Willkür auch wenn
Uns heute manches willkürlich
Vorkommt an den Entscheidungen

So etwa das Scherbengericht was
Auch über Leben und Tod mit Mehrheit
Der Stimmen statt nach Gesetzen streng
Entschied und Sokrates hinrichten ließ

Frauen und alle die nicht Bürger Athens
Aus Tradition waren besaßen noch keine
Freiheit aber zumindest der kleine Teil der
Berechtigten war freier als je zuvor einer

Die Römer voller Bewunderung für die
Griechische Kultur nach ihrem Sieg
Gaben der Freiheit der Bürger erstmals
Den nötigen zivilrechtlichen Rahmen

Auch ihr Staat wurde mit Gesetzen
Geordnet die für jedermann galten
Das Imperium tat sein Übriges dafür
Diesen Geist weiter zu verbreiten

Ob die stark individualistisch geprägten
Religionen der Christen und Juden auch
Kind dieser neuen griechischen Freiheit
Oder autark sind wird noch gestritten

Sicher gibt das Christentum anders etwa
Als der Islam dem Einzelnen eine starke
Rolle und stärkt ihn damit im Bewusstsein
Macht ihn auch sozial damit spürbar

Das Judentum weist darauf aber schon
Zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft hin
Womit es älter als Griechen und Römer wäre
Die Wurzel des Individualismus sein könnte

Die Wurzel der Freiheit des Einzelnen aber
Im Glauben an höhere Wesen zu sehen
Statt in der Abgrenzung von diesen schiene
Bei allem Verständnis eher doch paradox

So ist der Untergang Roms mit seiner
Freiheit zumindest im Imperium Romanum
Historisch auch durch das Christentum als
Faktor der geistigen Dekadenz mitbedingt

Die folgenden Jahrhunderte des Mittelalters
Waren für die Freiheit eher ein Rückschritt
Auch wenn Thomas von Aquin sie forderte
Als Teil der menschlichen Verantwortung

In der freiheitlich dunklen Phase aber
Die das Mittelalter nach Rom wurde
Bildete die Scholastik zumindest einen
Geringen Lichtblick der Vernunft noch

Die mittelalterliche Welt war eine vom
Glauben geprägte wie es bis heute in der
Islamischen Welt ohne Reformation noch
Als völlig normal angesehen wird

Das Versprechen im Jenseits erst eine
Bessere oder gute Welt zu finden ließ
Das vernünftige Bedürfnis nach Genuss
In der Gegenwart fast verschwinden

Ohne den Einzelnen und seine Suche
Nach einem vernünftigen Glück aber
Spielt die Freiheit keine echte Rolle
Warum Religion diese nie begründet

Einen individualisierenden Bruch brachte
Hier erst die Renaissance die sich von
Italien aus als Hinwendung zur Antike
Durch ganz Europa geistig ausbreitete

Bei der Lektüre antiker Texte wurde den
In enger mittelalterlicher Welt noch ganz
Gefangenen Menschen ihre Freiheit dann
Wieder bewusst als echter Gewinn

Lukrez und Cicero wirkten besonders
Dabei in Bezug zum griechischen Ideal
Lebten universell gebildete Menschen
Wie etwa ein Leonardo da Vinci auf

Ob die Reformation die Freiheit von Rom
Suchte und zumindest vielen Fürsten brachte
Eher Befreiung oder Rückschritt war wird
Wohl aus Glaubensgründen noch gestritten

Die infolge der Reformation in ganz Europa
Ausbrechenden Kriege brachten sicher
Weniger Freiheit und Bewusstsein dafür
Auch störte sie die Renaissance massiv

Die Kämpfer für den jeweils wahren Glauben
Wurden fundamentalistischer und damit
Weniger frei und tolerant womit die kurze
Phase geistiger Freiheit im Krieg endete

Zwar sprach Luther von der Freiheit des
Christenmenschen doch war diese dafür
In engen Glaubensgrenzen gebunden
Verlor alles tolerante Denken wieder

Sicher mehr der Freiheit zugewandt
Als Luther und andere Reformatoren
Waren Denker wie Erasmus von Rotterdam
Oder Michel de Montaigne etwas später

Religion die von höchsten Wesen ausgeht
Unterwirft den Menschen diesen und diktiert
Eine Ethik der Unterwerfung infolge die aber
Nach Kant moralisch logisch wertlos ist

Mit Kant sind wir mitten in der Aufklärung
Die wenige Jahrzehnte nur nach dem Ende
Der großen Kriege um Religion begann
Bis zu ihrem Ende in gruseliger Romantik

Mit dem Geist der Aufklärung begann
Die konsequente Hinwendung zum
Individuum auch im Staat als nur
Rahmen des individuellen Lebens

Auch darum ist Rousseau mit seinem
Traum vom Paradies in der Natur eher
Romantisch als aufgeklärt im Denken
Was durch sein Leiden wohl bedingt

Seine chronische Inkontinenz hinderte
Den vielfältig sicher begabten daran
Diese Talente auch auszuleben und
Das Produkt war seine Theorie dann

Er ist und wurde so berühmt als
Geistiger Vorkämpfer der Freiheit
Der dieser falsche Freund nie war
Durch Missbrauch in der Revolution

Die französische Revolution war sicher
Wie die Boston Tea Party zuvor schon
Ausdruck freiheitlichen neuen Denkens
Was das Individuum deutlich stärkte

Sie hob die Standesgrenzen erstmals auf
Verlor aber im Terreur fanatisch ihre Unschuld
In diesem wurzelte auch das hohe Lob
Rousseaus so kritisch ist es zu sehen

Mit der Aufklärung aber begann klar
Der Geist des modernen Rechtsstaat
Von Europa in die Welt zu wehen dem
Bis heute besten Garanten der Freiheit

Hier wurzelt die individuelle Freiheit
Die den enormem ökonomischen Aufstieg
Infolge auch erst begründete es zum
Modell der Menschen weltweit machte

Dort sehen wir die Grundlage heutiger
Menschenrechte wie der UN als Ort
Der die Freiheit weiter verteidigt die
Allen Menschen heute zusteht

Fern sind wir leider noch davon
Diese Freiheit für alle zu realisieren
Aberglaube und Tradition behindern
Einen guten Fortschritt weiterhin

Doch ist das Fundament nun gelegt
Muss der Geist weiter getragen werden
Damit sich alle Menschen befreien aus
Selbstverschuldeter Unmündigkeit

Wie wer wo wann leben möchte um
Mit welchen Traditionen glücklich weiter
Sein zu können ist immer ein Prozess
Ziel aber muss die Chance zu Freiheit sein

jens tuengerthal 12.4.2019

Tagwanderung

Die Tage werden wieder länger
Der Flaneur läuft bei Tageslicht
Seine sonst Nachtwanderung
Und sieht eine andere Welt

Bedeckt und etwas grau war es
Doch dennoch lichter als sonst
Anderes fiel ins Auge während
Sonst beleuchtetes unsichtbar war

Die Stadt unterscheidet sich auch
Zwischen Tag und Nacht deutlich
Im Publikum auf den Straßen was
Tags älter und touristischer wirkt

Blüten waren trotz des grau dafür
Sichtbarer wenn sie auch mehr
Im bunten Allerlei verschwammen
Sicher mehr Kinder sah ich heute

Vom Helmholtzplatz gen Mitte
Kurz eine Freundin besucht in
Ihrem Laden dort um dann über
Die Insel wie üblich zu wandern

Die lange Ackerstraße lief ich
Durch verschiedene Welten vom
Koppenplatz in Mitte bis zu ihrem
Ende im rauhen Gesundbrunnen

Durch den schon ziemlich grünen
Humboldthain ging es hoch und runter
Bis zur S-Bahnbrücke die dann gerade
Zum Gesundbrunnencenter führte

Irgendwo dort brannten kaum war ich
Wieder zuhause angekommen wohl
Einige Autos wie die Feuerwehr meldete
Sogar mit Katastrophenmeldung von dort

Des Rauchs wegen sollten lieber überall
Die Fenster nun geschlossen werden
Doch ich hatte nichts davon mitbekommen
Dabei ist es quasi der Nachbarkiez hier

Vom Gesundbrunnen ging es über die Gleise
Auf gehobener Brücke auf den Berg wobei
Die Brücke zumindest etwas die Illusion gab
Doch ein Bergbewohner dort noch zu sein

Nach kurzem Stopp in den wie alle Malls
Einförmig hässlichen Allee-Arcaden zum
Einkauf ging es wieder zum heimischen
Helmholtzplatz der die Nacht vorbereitete

Berlin wandelt sich nicht nur um eine Ecke
In eine völlig andere Welt es kann dies auch
Je nach Uhrzeit noch weiter variieren womit
Die Verwirrung was die Stadt ist weiter steigt

Wann ist Berlin am meisten Berlin frage ich mich
In der Nacht mit den heimischen Nachtschwärmern
Am Tag mit Lastern Geschäftsleuten und Läden
Oder hat es eben unendlich viele bunte Seiten

Der Wechsel von hipper Ecke und teuer begehrt
Zu heruntergekommen oder irgendwie spießig
Braucht nur eine kleine Kreuzung die plötzlich
In eine andere Welt wieder verschwinden lässt

Diese nun wandeln sich je nach Uhrzeit noch
Zusätzlich mehrfach über den Tag warum mir
Die Bestimmung dessen wo und was nun das
Eigentliche Berlin ist völlig unmöglich wurde

Vermutlich ist das alles irgendwie Berlin aber
Nichts was immer typisch wäre als so genannt
Eine Regierungseinheit zu bilden mit Leuten
Darin die Berliner sind und bloß keine Märker

Wenn auch manche Bezirke provinzieller noch
Wirken als Teile Brandenburgs oder zumindest
Auf den ersten Blick nicht unterscheidbar sind
Doch die Bewohner alle Berliner was sonst

jens tuengerthal 11,4.2019

Donnerstag, 11. April 2019

Verständnisvoll

Liebe hat immer
Mehr Verständnis füreinander
Als real nötig

Antworten suchen
Um verstehen zu wollen
Ist dabei typisch

Einfach zu lassen
Erfordert echte Größe
Wie üben wir die

Erwarte nichts mehr
Gönne uns beiden lieber
Mehr neue Freiheit

Verstehe alles
Wieder viel zu gut leider
Bleibe also klein

Zumindest regt es
Keinen voller Verständnis
Mehr unnötig auf

jens tuengerthal 11.4.2019

Aufklärungsfreiheiten

Wir leben Dank der Aufklärung
In der freiesten Gesellschaft die
Es je gab und wissen es kaum
Mehr als solches zu schätzen

Was macht die große Freiheit aus
Die das Individuum noch über den
Wert der Gemeinschaft stellt auch
Wenn sie sich damit gefährdet

Denker wie Constant und Mill stellten
Den Einzelnen in den Mittelpunkt statt
Eines allgemeinen Willens von dem
Rousseau noch wörtlich phantasierte

Max Stirner der Hegelianer wurde
Zwar von Marx verspottet als nur
Individualanarchist hatte aber die
Bis heute gültigeren Ideen gebracht

Adam Smith verstand die Freiheit als
Prinzip das eine natürliche Ordnung
Sich in größtmöglicher Freiheit schafft
Die menschlichen Neigungen entspricht

Die westliche Demokratie hat damit
Große Vordenker der Freiheit die ihre
Prinzipien der Gewaltenteilung begründen
Auf der unser Erfolg erst gründet

Dennoch wissen viele diese Freiheit
Mit ihren parlamentarischen Bedingungen
Nur noch wenig hoch zu schätzen
Nennen den Bundestag Schwatzbude

Die tiefe emotionale Verachtung auch
Des politischen Gegners ist weniger
Demokratisch als billig populistisch
Ihr sollten wir keinesfalls folgen

Die Freiheit des anderen zu achten ist
Wenig sie verteidigen der Bürger Pflicht
Die Chance zum Individualismus ist ein
Hohes Gut wertvoller noch als Ordnung

Leichtfertig verspielen wir heute Freiheit
Für eine nur behauptete Sicherheit
Die kein Staat garantieren kann ohne
Wertvolles dafür zu bekommen als Angst

Angst ist die Munition des Populismus
Wider die Freiheit und lebt von Lügen
Deren einziger Erfolg mehr Angst ist
Für die wir Freiheit gerne aufgeben

Es gibt keine vollkommene Demokratie
Keine höhere Wahrheit in der Politik je
Wir können nur darauf achten das dabei
Vernunft möglichst mit Mehrheit herrscht

Kompromisse sind kein kleineres Übel
Sondern der Weg pluraler Gesellschaft
Auf der Suche nach Lösungen die sich
Mit der Freiheit aller verbinden lassen

Streiten wir uns über den richtigen Weg
Seien wir dabei engagiert aber immer
Zum Kompromiss der Lösung bereit
Gesellschaft hat keine höhere Wahrheit

Aufklärung heißt den Mut zu haben
Selbständig zu denken und sich damit
Aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Zu befreien und nicht besser zu wissen

Wagen wir endlich wieder aufgeklärt
Kritisch zu leben um unser miteinander
In Freiheit zu streiten was dazugehört
In der Politik wie in der Liebe auch

jens tuengerthal 11.4.2019

Bücherbordell

Berlin ist viele Dörfer denke ich
Die zusammengewürfelt wurden
Mit dem Namen von einem dann
Versehen sich gern Stadt nennen

Dank Wachstum und Masse gibt es
Hier alles für jeden irgendwo auch
Wer seine Liebe verliert muss nicht
Traurig sein sondern kauft sich neue

Manche suchen anstatt käuflichen Sex
Die Damen dazu stehen an bekannten
Ecken in der Stadt herum und sind auch
Mit nötigem Kleingeld gern zu haben

Kenne die Damen vom vorübergehen
Plaudere gelegentlich mit ihnen kurz
Als Investor tauge ich dort eher nichts
Sie gäben mir nie was ich doch suche

Besseren Sex als Huren je bieten hatte ich
Jahrelang diesen Ersatz suche ich nicht
Habe lieber geistige Liebe als körperliche
Und gehe drum ins Bücherbordell anstatt

Heute vom Helmholtzplatz zu Dussmann
Dem mehretagigen Bücherbordell was auch
Für interessierte noch musische Huren bietet
Die ich aber meist eher lieber ignoriere

Den Berg hinunter und durch die Mitte
Über den Hackeschen Markt und die
Museumsinsel ging es wieder hintenrum
Zum Bücherkaufhaus dem schönen Puff

Besonders schätze ich dort das Ledersofa
Im Erdgeschoss umstanden von schönen
Neuen Ausgaben auch der Klassiker sowie
Manch schöner Bänder vieler Bibliotheken

Vertiefte mich zunächst lustvoll dort in
Verschiedene Ausgaben von Dantes
Göttlicher Komödie mit Kommentaren
Wählte die beiden interessantesten aus

Dann machte mich mein Nachbar dort
Ein älterer Herr den ich schon kenne
Wir besuchen beide gern Abends dies
Schöne Bordell auf etwas aufmerksam

Er las Rudolf Borchardts Weltpuff Berlin
Diesen wunderbaren Roman aus dem
Berlin der Jahrhundertwende der das
Lustvolle Leben dieser Zeit beschreibt

Suchte mir noch ein geöffnetes Exemplar
Las auf seinen Rat hin einige Seiten hinein
Konnte nicht widerstehen was wäre auch
Passender an diesem Ort wohl zu finden

Voller Vorfreude auf die lustvolle Lektüre
Machte ich mich leicht bepackt sodann
Um die Museumsinsel mit kleinem Umweg
Auf dem Heimweg die 60 km zu erreichen

Der fortgeschrittenen Stunde wegen diesmal
Mit hohem Tempo ging es am Weinberg vorbei
Die Kastanienallee hinauf und um die Kulturbrauerei
Wieder in den heimisch vertrauten Kiez zurück

Kurz die Verse zur Wanderung heute nur denn
Was gibt es an der Lust schon zu beschreiben
Die wir im Bordell uns anstatt suchen aber doch
Voller Freude auf die kleine Lust nun für sich

Mit Büchern geteilt lässt sich die Einsamkeit
Gut ertragen und darum liebe ich diese Huren
Der käuflichen Liebe so sehr deren Umgang
Längst vertraute Umgebung mir wurde

Manche laufen los um bei Finya oder Tinder
Ihr verlorenes Herz wiederzufinden oder doch
Zumindest schicken zeitweisen Ersatz dafür
Ziehe die Bücher als treue Huren da vor

Da weiß ich was ich habe und muss nicht
Lange davor um den heißen Brei reden
Vielleicht einen feuchten Schoss zu lecken
Sondern lese lieber lustvoll weiter darüber

Lege sie erst zur Seite wenn die Augen schon
Zufallen und weiß sie sind nach dem Aufwachen
Wieder völlig mit ganzer Lust für mich da weil
Bücher eben doch die treueren Huren sind

Was soll ich neue Frauen suchen wenn es
Noch so viele Bücher gibt die von mir gern
Begehrt und vernascht werden und wollen
Einmal erworben für immer bei mir bleiben

Niemals einsam ist der Büchernarr so
Wieder glücklich mit neuen Geliebten
In seinem Turm angekommen freut sich
Über den Besuch im liebsten Bordell

jens tuengerthal 10.4.2019

Mittwoch, 10. April 2019

Schwarzlöchrig

Schwarze Löcher sind
Dunkle Abgründe voller
Energie vielleicht

Bilder aber des
Nichts bleiben paradox stets
Streng logisch gedacht

Also ist alles
Sichtbare nun keinesfalls
Als Loch schwarz genug

jens tuengerthal 10.4.2019

Lustbedarf

Was bedarf die Lust
Gibt’s das in Sexshops oder
Eher weniger

Je mehr Erfahrung
Einer sammelt desto mehr
Zählt Gefühl allein

Technik ist lernbar
Freiheit heute ganz normal
Aber Gefühl fehlt

Vielleicht auch darum
Machen viele Aufregung
Um den bloßen Sex

Echtheit authentisch
Wiegt keine Technik je auf
Ungespielt eben

Es wäre normal
Keiner Aufregung weiter
Wert ansonsten wohl

Leider haben noch
Viele zu selten guten
Im Leben gehabt

Also spielen sie
Was klingen soll wie aber
Bloßes Theater ist

Hinterher weißt du
Als Mann selten wirklich was
Eine ernst meinte

Außer du kennst es
Was den Nachteil hat alles
Sonst zu entwerten

Weiß heute höchstens
Zehn Prozent können der Rest
Völlig entbehrlich

Sex ohne geht nicht
Mit aber äußerst selten
Bücher sind besser

Entweder Verzicht
Enthaltsamkeit zum Lesen
Oder Fehlversuch

Lustbedarf gibt es
Aber Erfüllung selten
Lieber mehr Lesen

jens tuengerthal 10.4.2019

Nebelritt

Eine Depression ist wie ein Ritt
Durch tiefen Nebels Einsamkeit
Bei dem es feuchtkalt an dir zieht
Und kein Land du nirgends siehst

Dichter und dichter wird dabei
Mit jedem Schritt der Nebel um dich
In dem du dich mit dir allein verlierst
Wie gut kenn ich dies Wetter schon

Nur wer sich blind in sich zurecht
Auch findet läuft nie Gefahr sich
Dabei zu verirren doch wer tat
Das je wirklich ist sich nie fremd

Doch wie fremd sind wir uns längst
Verloren an die Zweifel wenn der
Große Nebel haltlos nach uns greift
Sich über alles Leben um uns legt

Wer das nicht kennt hat nie gelitten
Kennt kein gebrochenes Herz mehr
Hat oberflächlich nur geliebt bisher
War ich fast versucht zu schreiben

Doch welch krankes Heldentum
Der Liebe wird hier zelebriert die
Glücklich uns leben lassen soll
Einen Schatz schenkt nicht raubt

Ein psychisch kranker Werther
Der nur im Tode auch enden kann
Weil er den ollen Nebel verklärt bis
Die Suppe zum Zweck an sich wird

Drum lob ich nicht die Liebe nun
Die mich in diesen Nebel schickte
Nachdem mehrfach ich sie daraus
Mühsam schon geführt wieder hatte

Nenne einfach krank was krank macht
Ungesund was mir nicht gut tut auch
Wenn jeder seinen Nebel selber hütet
Und meide künftig lieber alle Kranken

Der Nebel hat sich schnell gelegt unter
Steril klarer Atmosphäre der Vernunft
Die Krankheit niemals Heldentum nennt
Sondern zu vernünftiger Behandlung rät

Manche nennen so etwas große Liebe
Heiße es eher deren Appendix auf den
Genug im Nebel für mich gelitten ich
Künftig dankbar lieber verzichte

So spielen Herz und Darm manchmal
Seltsam nahe doch zusammen allein
Ohne Nebel erkennt jeder klar was
Wohin gehört und was verfliegt

jens tuengerthal 10.4.2019

Aufklärungszweifel

Warum zweifeln Menschen heute
Mehr an den Idealen der Aufklärung
Als je im Lauf der Geschichte noch
Änderten sich diese oder die Zeiten

Schon nach dem 2. Weltkrieg begann
Mit Adorno und Horkheimers Manifest
Von der Dialektik der Aufklärung die
Saat des Zweifels Blüten zu treiben

Gründe zu zweifeln gab es nach der
Entmenschlichung im Kriege genug
Kritisch die alten Ideale zu betrachten
Schien kantschem Geist zu entsprechen

Faschismus und Kommunismus hatten
Gezeigt wozu der Mensch fähig ist wie
Wenig die Idee steter Verbesserung noch
Passte schien es vielen damals

Das Nachkriegskind Frankfurter Schule
Aber kannte weder die EU noch 70 Jahre
Frieden im Zentrum von Europa auch den
Fall des Eisernen Vorhangs ahnte sie nicht

So ist sie heute nur noch Geschichte
Was blieben sind depressive Zweifel
Europas an sich und seinen Werten
Gegenüber der restlichen Welt nun

Begründet im Kolonialismus einem
Zugegeben dunklen Kapitel unserer
Geschichte wagen wir nicht mehr
Unsere Werte laut zu verteidigen

Zahlreiche Intellektuelle meinen
Es gäbe viele Wege zum Glück
Der westliche sei nicht für alle
Menschen der Welt wohl der beste

Eine Idealisierung der Natur wie
Des Urzustandes der Gesellschaft
Im Geiste von Rousseaus Wahn
Verwehrt dem Rest der Welt Freiheit

Wie blind merken diese Geister nicht
Dass sie den Kolonialismus fortsetzen
Indem sie Entwicklung bremsen wollen
In zu großer Toleranz alles gut finden

Auch gegenüber dem intoleranten Islam
Kuscht dieses an sich zweifelnde Europa
In den Köpfen multikultureller Geister
Hält Fundamentalismus für revolutionär

Einige der depressiven Geister hier
Die ihre Werte nicht mehr schätzen
Sehen Islamismus als eine Reaktion
Auf Unterdrückung und Kolonialismus

Es gab eine Bewegung der Befreiung
Die vieles auch in den Köpfen erstmal
Gerade rücken musste zur künftigen
Gleichberechtigung aller Menschen

Doch verkehrt sich diese inzwischen
In einen depressiven Zweifel an sich
Wie den errungenen Werten der nun
Menschen vor sich schützen will

Statt allen Menschen weltweit endlich
Die Chance zu Entwicklung und Freiheit
Zu geben wird vom Naturzustand gefaselt
Den es unbedingt zu erhalten gälte

Was keiner dieser beschränkten Denker
Je für sich wollte oder akzeptierte soll
Nun der Natur der Wilden entsprechen
Die sie von Ferne lieber tolerieren

Klitorektomie und andere unmenschliche
Formen der Unterdrückung von Frauen
Sollen als spezifisch lokal toleriert werden
Aus Angst vor einer eigenen Meinung

Europa steht für die Freiheit seit mehr
Als eines Menschenleben Länge schon
Für Menschenrechte und Vernunft wie
Sie allen Menschen weltweit zustehen

Bestehen wir auf unsere Freiheiten
Exportieren wir endlich wieder mehr
Werte als Waffen in die Welt auch wenn
Diktatoren es Kolonialismus nennen

Leben wir das Ideal der Freiheit vor
Verteidigen wir die Menschenrechte
Für alle Menschen und gegen jeden
Aberglauben auf der ganzen Welt

Menschenrechte sind universell gültig
Es darf hier keinen Zweifel geben
Keine Toleranz gegenüber Intoleranz
Damit die Zukunft aller besser wird

Afrikaner haben die gleichen Rechte
Wie Asiaten und jeder Europäer also
Hieße daran zweifeln vielmehr deren
Menschlichkeit infrage zu stellen

Wer rousseauschen Idealen folgend
Ein zurück zur Natur predigt als das
Heilmittel gerechter Zukunft hat nichts
Von der Gleichheit aller verstanden

Diese Werte des Humanismus die
Ein Kind Europas sind sollten wir
Stolz für alle Menschen verteidigen
Statt im Zweifel depressiv zu werden

jens tuengerthal 10.4.2019

Dienstag, 9. April 2019

Islamaufklärung

Gibt es einen aufgeklärten Islam
Oder ist er im Sinne seines so
Verehrten Propheten nicht aufklärbar
Weil es seinen Prinzipien widerspricht

Der radikale Islam würde klar sagen
Aufklärung passt nicht zum Islam
Viele Gläubige sehen das anders
Vielleicht ist es eine Frage der Zeit

Wir sind in unserer Gesellschaft heute
Mit Menschen aus einer traditionellen
Gesellschaft konfrontiert die sich jeder
Aufklärung noch trotzig widersetzen

Doch wie hoch ist deren Anteil real
Wie viele Muslime leben integriert
Ohne Probleme mit westlichen Werten
Oder sind sie immer eine Zeitbombe

Der Skandal um die Karikaturen einer
Dänischen Zeitung und das Attentat
Auf Charlie Hebdo in Paris hat Europa
In seinem Selbstverständnis erschüttert

Wie jede aufgeklärte Gesellschaft gingen
Wir hier lange von einer eher defensiven
Strategie mit langsamer Integration aus
Bei der sich Muslime anpassen würden

Die Überzeugung im überlegeneren Modell
Einer Gesellschaft zu leben die durch das
Mittelalterliche Weltbild nicht erschüttert wird
Herrschte lange Zeit in den Debatten vor

Doch ein realistischer Blick zeigt deutlich
Dass sich teilweise Parallelgesellschaften
Neben unserer herausbildeten die nach
Ganz eigenen islamischen Regeln leben

Wie groß diese Gruppe tatsächlich ist
Bleibt trotz vieler Forschung umstritten
Vermutlich beläuft sich der Anteil der
Nicht integrierbaren auf höchstens 20%

Damit wären wohl über 80% offen für
Westliche Werte und Integration sofern
Sie unter diesen eine Perspektive sehen
Könnte damit noch gut gelebt werden

Leider gibt es noch einen Anteil von etwa
10% der dem radikalen Islamismus zugehört
Die sich als Feinde westlicher Werte sehen
Ihre Beseitigung erstrebenswert finden

Diese potentielle Gefahrenquelle muss nun
Überwacht und integriert oder abgeschoben
Werden um den sozialen Frieden auf Dauer
Im Land ohne Angst sichern zu können

Das Erstarken antiislamischer Gruppen
Auch bei Wahlen hat das Problem stärker
In den Mittelpunkt gerückt als es seiner
Realen Bedeutung wirklich entspricht

Die Angst vor Attentätern und die Zunahme
Der Bereitschaft auch zu Selbstmordattentaten
In dieser Gruppe gemeinsam mit der Zustimmung
Die diese teilweise genießen potenzierte das Problem

Die Vermittlung westlicher Werte wie unseres Ideals
Der freiheitlichen Persönlichkeit wurde lange verpasst
Stattdessen wurde Multikulti gepredigt um ein friedliches
Nebeneinander wie bisher zu gewährleisten

Ein Nebeneinander bei einseitiger Verachtung
Der eigenen freiheitlichen Werte wird allerdings
In der Zukunft deutlich schwerer werden warum
Endlich mehr aktive Integration nötig scheint

Das bisherige Appeasement wird nicht funktionieren
Wie sich auch in der Politik gegenüber Erdogan zeigte
Der zu gern den starken Mann gibt aber für ein Bild
Der Gesellschaft von vorgestern nur steht

Es bedarf nun dringend mehr Einsatz bei der
Verteidigung wie Vermittlung unserer Werte
Wie deutliche Härte gegenüber den Gegnern
Die sich auch im Umfeld der Moscheen finden

Im Geist und Sinne der Aufklärung muss wieder
Deutlich gemacht und vermittelt werden warum
Die säkulare Gesellschaft das bessere Modell ist
Wie wir künftig miteinander leben wollen

Die Hinwendung zu überholten christlichen Idealen
Oder gar das Hochhalten der Kreuzrittertugenden
Wie es das rechtsradikale Milieu heute wieder tut
Ist dabei keine Hilfe sondern polarisiert unnötig

Die offene Gesellschaft muss ihre Offenheit auch
Offensiv verteidigen um ihren Idealen Wert zu geben
Statt weiter in Appeasement oder Multikulti allein
Eine Lösung des Problems zu suchen

Dem Islam den es so einheitlich gar nicht gibt
Fehlen bisher sowohl Reformation wie Aufklärung
Im Gegenteil ist durch Ölgelder eine konservative
Elite und ihre Lesart des Koran stärker geworden

Dieses frühmittelalterliche Festhalten an einem Recht
Aus eben dieser Zeit ohne die geistige Entwicklung der
Menschheit seitdem anzuerkennen hat keine Zukunft
Was hier künftig klarer vertreten werden sollte

Auch Frauen- und Familienbild der islamischen Staaten
Passt nicht mehr in unsere Zeit und überlebt dort nur
Unter den Bedingungen der Diktatur wie einer von
Kindesbeinen an gelernten Unterordnung unter die Umma

Für die Zukunft gilt es also wie es die Aufklärer taten
Auch gegenüber dem Islam kritisch fragend aufzutreten
Die Werte von Freiheit und Gleichheit zu verteidigen
Sowie deren Vorteile dem einzelnen zu vermitteln

Aufklärung heißt immer Befreiung aus der eben
Selbstverschuldeten Unmündigkeit durch den Mut
Selbständig und kritisch zu denken und sich nicht
Irgendwelchen Göttern dazu zu unterwerfen

Natürlich können und sollten wir weiterhin
Tolerant gegenüber anderen Kulturen sein
Doch für das Zusammenleben hier wird es
Nötig sein unsere Werte zu verteidigen

Der allergrößte Teil der Muslime hier
Will und tut das längst warum auch kein
Generelles Misstrauen begründet wäre
Doch sollte genau hingeschaut werden

Mehr Selbstbewusstsein auch bei der
Verteidigung unserer Werte täte uns gut
Um eine friedliche Koexistenz künftig
Sicherzustellen im Geiste der Aufklärung

Ob und wie Muslime ihren Weg zur
Aufklärung und dem mit ihr verbundenen
Freiheitlichen Menschenbild finden ist
Im Sinne Kants alleine ihre Aufgabe

Wie unser Zusammenleben organisiert wird
Welche Werte hier unbedingt gelten müssen
Dafür selbstbewusst künftig einzustehen ist
Unsere Aufgabe in Zukunft für ein Miteinander

jens tuengerthal 9.4.2019

Religionsfreiheiter

Nimmt das Bedürfnis nach Glaube
Mit zunehmendem Wissen ab oder zu
Wohin weht der Wind des Aberglauben
Unsere eigentlich postreligiösen Zeiten

Mit der Industrialisierung schon aber
Spätestens mit der Psychoanalyse Freuds
Hatte die Religion als Antwortgeber
Ausgedient und doch starb sie noch nicht

Sogar mafiöse Strukturen gemeinsam
Mit organisiertem Missbrauch lassen
Die Menschen noch nicht in Scharen
Zur Religion der Vernunft übertreten

Stattdessen blühen immer mehr
Spirituelle Heilsangebote von eher
Halbseidener Qualität ohne Verstand
Aber mit umso mehr guten Gefühlen

Sogar im Westen der die Freiheit hätte
Jeden unfreien Aberglauben zu negieren
Finden sich noch Jünger für allerneueste
Höhere spirituelle Wahrheiten überall

Das Bedürfnis danach scheint vorhanden
Wird von Verlagen gerne kräftig genährt
Weil sich massenhaft Käufer für diese
Ominösen Heilsbotschaften finden

Liegt es in unserer Natur zu glauben
Statt vernünftig nach Wissen zu streben
Warum ist das Heil der erfundenen Seele
Menschen so ernsthaft wichtig noch

Die Natur allein genügt zur Begründung
Des Bedürfnisses nach Aberglaube nicht
Da es ja vernünftig natürliche Menschen gibt
Die ohne den Unsinn glücklicher sind

Sicher wirkt die Indoktrination gerade
Aller Sekten des Glaubens die gerne
Mit Angst die Schäfchen wach halten
Ihre Reihen zur Abwehr zu schließen

Warum aber schwächelt die Vernunft
Wo sie es so leicht haben könnte
Den Menschen ein besseres Diesseits
Ohne jenseitige Umwege zu versprechen

Ist es nötig den Aberglaube deutlicher
Bloß zu stellen in seiner unwürdigen
Unmenschlichkeit um zu wecken was
Die Aufklärung einst noch begann

Die Werte werden dem Atheismus
Entgegengehalten die nur Glaube
Garantieren könne was bekanntlich
Seit Kant absurder Unsinn nur ist

Mit dem kategorischen Imperativ
Wurde jede Transzendenz für ein
Gutes und ethisches Handeln
Für alle Zeiten völlig überflüssig

Im Gegenteil sagt dieser ganz klar
Ethisch wert hat nur was dem eigenen
Gewissen ohne höhere Instanz darüber
Konsequent folgt also ohne Gott ist

Zwar sagte Kant dies als preußischer
Beamter nie wörtlich jedoch logisch
Ergibt sich dies konsequent gedacht
Es braucht zur Ethik keine Götter

Unser Handeln ist dann menschlich
Wenn es humanistischen Grundsätzen
Folgt statt höherer Weisung zu gehorchen
Die einzig bei der Dressur noch hilft

Zeit für einen Aufbruch zu einer endlich
Menschlichen Ethik die dem Gewissen
Als einzig tauglichem Maßstab folgt wie
Kant sie uns schon in die Hand gab

Streicht die Verantwortung vor Gott
Nicht 10 Gebote sollen euch leiten
Sondern ein aufgeklärtes Gewissen
Des mündig befreiten Bürgers

Wer dies konsequent endlich denkt
Hat genug Argumente gegen den
Immer noch präsenten Aberglaube
Der einzig zu Gehorsam führen kann

Wann haben wir den Mut die Natur
Unserer Freiheit ohne höhere Kräfte
Verantwortlich miteinander zu genießen
Statt erfundenen Befehlen zu folgen

jens tuengerthal 9.4.2019

Frauenspuren

Jede Frau hinterließ Spuren
In meinem Leben und dem was
Ohne sie weiterging und dafür
Dankbar zu sein macht glücklich

Nach einer Trennung tun all diese
Spuren erstmal weh doch dann
Werden sie zu schönen Erinnerungen
An einen einmal geteilten Traum

Den Traum von Liebe und Leben
Was zusammen besser sein sollte
Aber aus verschiedensten Gründen
Leider bisher nie für immer gelang

Die längste und schönste Spur lebt
In meiner Tochter als Erinnerung an
Die bisher längste Beziehung und wie
Schön ist es sie voller Liebe zu sehen

Manche hinterließen Gegenstände von sich
Veränderten meine Einrichtung immer mehr
Besonders wenn du zusammenlebtest für
Zumindest einen Abschnitt des Lebens

Einige Wochen schmerzte die letzte sehr
Deren Spuren ich überall hier noch sehe
Die ohne Gründe ging als gäb es die je
Nun genieße ich das mehr an Schönheit

Frauen sind wunderbar und bereichernd
Machten mein Leben immer irgendwie
Schöner und so schaue ich glücklich nun
Auf meine Lieben alle dankbar zurück

Trinke aus dem Geschirr der einen die
Lange schon Geschichte wurde sehe
Wie der Geschmack der anderen meinen
Veränderte und etwas edler wohl formte

Was wäre ich schlicht männlich einfach
In meinem Leben mit Büchern geblieben
Ohne all meine Frauen die so viel neues
Schöneres in mein Leben mitbrachten

Typisch Mann sitze ich vollkommen nun
Zufrieden in meiner Küche und denke
Schöner kann es kaum noch werden bis
Die nächste ihren Zauber hier verbreitet

Liebe ja Museen als stille Orte an denen
Schönes versammelt ist warum es auch
So wunderbar ist bei mir in meinem Museum
Der Lieben meines Lebens zu verweilen

Vielleicht könnte es traurig machen warum
Es hier oder dort nicht klappte aber ich bin
Als Epikuräer lieber glücklich mit dem was ist
Genieße mein immer schöneres Heim

Reich sind gerade noch all die Spuren
Der letzten zweijährigen innigen Liebe
Die sich irgendwann mit den neuen der
Nächsten vermutlich noch verfeinern werden

So sehe ich die nicht ganz kurze Reihe
Der Frauen die mein Leben bereicherten
In meinem Alltag immer gegenwärtig als
Stufen zu einem schöneren Sein nun

Dankbar für das Glück ihnen allen auch
Begegnet und nahe gewesen zu sein
Streift mich in meinem heimatlichen Museum
Die Erinnerung an vieles immer wieder

Einige Wochen schmerzt es noch sehr
Dann wird es Teil des großen Turmes
In dem ich leben und an dem viele bauten
Deren Spuren sie mir lebendig halten

Ob ich einmal ganz ankomme bei einer
Nichts mehr verbessern muss weil alles
Gut so ist frage ich mich nicht denke es
Ohnehin jedesmal zufrieden glücklich

Wenn die Lieben so museal werden
Sind sie nur noch schöne Erinnerung
Nicht mehr Schmerz und erfüllen mich
Täglich mit glücklicher Dankbarkeit

jens tuengerthal 9.4.2019

Alte Zöpfe

Alte Zöpfe sind
Rechtzeitig abgeschnitten
Schneller vergessen

Neues Leben braucht
Veränderung am Anfang
Bevor schon gewohnt

Leben fließt weiter
Auch ohne alte Zöpfe
Nur leichter eben

jens tuengerthal 9.4.2019

Weltenwanderer

Nach dem Berliner Halbmarathon
Der Sonntag durch die Stadt hetzte
Mit 66,26 km neuen Streckenrekord
Als Flaneur durch die Stadt gelaufen

Vom Helmholtzplatz in letzter Sonne
Zum Friedrichshain wobei ich schon
Auf der Karl Marx Allee den roten Ball
Im Westen schön verglühen sah

So ging es weiter im Dämmerlicht
Durch die dort nahen Szeneviertel
Von Friedrichshain ohne mich davon
Weiter ablenken zu lassen auf dem Weg

Ziel war wieder die wunderbare Stralau
Das Landende als Halbinsel in der Spree
Wo ich letzte Minuten blauer Stunde noch
Am Wasser schön miterleben durfte

Zur Abwechslung gönnte ich mir heute
Als kleines Fest der wieder Freiheit ein
Kleines Viertele Müller-Thurgau dort auf
Einer Bank weiter dieses mal sogar

Weniger mein übermäßiger Schwung
Nach längst Marathonstrecke lockte
Hier weiter sondern eine Gruppe von
Eingeborenen jugendlichen Inselbewohnern

Deren laute Musik passte weniger zur
Ruhigen Stimmung am Wasser konnte
Aber beim Weinchen gut ignoriert werden
Das sich als Fläschchen sehr schnell leerte

Dabei kam ich ins Gespräch mit einem
Anderen Inselbesucher den ich dort schon
Bei anderen Wanderungen hatte sitzen sehen
Der von seiner Behinderung mir erzählte

Weil er eben vor einigen Jahren verunglückte
Seitdem eine Prothese trägt kommt er nur noch
Mit dem Fahrrad obwohl er früher doch auch
Bis Prenzlauer Berg zur Schwester noch lief

Er gönne sich regelmäßig hier sein Bier
Mit einigen Zigaretten und genieße die
Wunderbare Stimmung was wir soweit
Nur ich eben beim Wein noch teilten

Weiter der schöner Inselküste folgend
An den fensterreichen Neubauten dort
Entlang die nicht passen aber auch nicht
Wirklich die Schönheit dort stören

Über die Eisenbahnbrücke ging es
Nach Treptow um von dort aus ins
Wieder völlig andere Kreuzberg zu
Gelangen zuerst im Wrangelkiez

Wie auf dem Hinweg zeigen sich auch
In Kreuzberg je nach Kiez viele Welten
Dort auch aus aller Welt nebeneinander
Präsentieren sich Kulturen auf ihre Art

Schon im Friedrichshain sind die Welten
Wie die Mentalität völlig verschieden
Zwischen schicken Neubauten und dem
DDR Bestand liegen Welten in einer Straße

Die Neubauten am Ufer in Treptow bergen
Eine völlig andere Welt als der alte Bestand
In Kreuzberg scheint es gewachsener aber
Auch dort völlig getrennte Welten als Nachbarn

Dazwischen gerade in Kreuzberg viele Gäste
Die in vielen Sprachen miteinander reden was
Überhaupt typischer für Kreuzberg scheint dass
Dort Menschen miteinander reden und lächeln

Im Osten dagegen ist ein Lächeln eher selten
Wirst du wenn überhaupt ängstlich betrachtet
Oder zumindest etwas misstrauisch woran das
Auch immer bei jedem einzelnen liegen mag

Die Szene-Kieze im Friedrichshain haben oft
Ähnlichkeit mit denen in Kreuzberg scheint es
Sind jedoch auch vom Wesen her völlig anders
Das Publikum ist hier jünger mitteleuropäisch

Von SO 36 ging es auf neuen Wegen diesmal
Zur Annenstraße um auch mal die Umgegend
Des sonst Rosengartens etwas zu betrachten
Die seltsam einsam auf mich diesmal wirkte

Über die Fischerinsel ging es nach Mitte um
Gegenüber dem Humboldt Forum an der Spree
Eine letzte kleine Pause einzulegen und Energie
Dort für den Bergaufstieg wieder zu tanken

Mitte ist eben Mitte aber auch voller Welten
Um die Hochhäuser noch aus DDR-Zeiten
Ist es seltsam still eher unheimlich ohnehin
Eine hässliche Umgebung die wenig verlockt

Schöner sind die Prachtbauten der Insel
Auch unser bald wieder Schloss das sich
Immer mehr in aller alten Pracht zeigt soweit
Hinter Bauzäunen schon etwas sichtbar ist

Der Hackesche Markt bleibt eher touristisch
Mit gelegentlichen Jugendlichen noch wohl
Der Weg zum Berg durch die Gorrmannstraße
Zeigt dagegen eher die völlig andere hippe Mitte

Wieder Welten die nichts miteinander zu tun
Haben und auch keine Verbindung aufweisen
Als eben nebeneinander zufällig zu liegen was
Wiederum völlig befremdlich zugleich wirkt

Die Choriner Straße endlich den Berg hinauf
Ist eben typisch Prenzlauer Berg mit Läden
Für Muttis und Kindern und guten Italienern
Wenig wohl was früher hier auch schon war

An der Kulturbrauerei vorbei an verschiedenen
Dort Kneipen in die Fenster geschaut die sich
Völlig unterschiedliches Publikum wohl suchen
Aber auch direkt nebeneinander existieren

Die Danziger als Kneipen-Kiez nur überquert
Um über die Lychener in den heimatlichen Kiez
Endlich etwas erschöpft wieder zu kommen
Nach vielen unvereinbaren Berliner Welten

Das passt alles irgendwie nicht zusammen
Lebt aber ziemlich friedlich nebeneinander
Was vielleicht die Besonderheit überhaupt
Dieser vielfältig bunten Stadt auch ist

Es kann jeder dabei auf seine Art sein
Sucht sich aber vermutlich den Kiez der
Seinem Wesen am ehesten entspricht
Um dort irgendwie dann anzukommen

Bin ich Berlin angekommen und wenn wo
Frage ich mich da als Wanderer zwischen
Den verschiedenen Welten und weiß nur
Es gibt verschiedene Orten zum Wohlfühlen

An anderen fremdel ich eher mehr wie
Zwischen östlichen Plattenbauten immer
Ist der Helmholtzplatz aus Gewohnheit nun
Heimat irgendwie mir wohl geworden

Aber es gibt genug andere Viertel die
Innerlich mir näher wohl lägen aber dort
Lebe ich eben gerade nicht wer weiß wo
Der Flaneur als nächstes gern pausiert

Die nur Natur am Landende mit Wasser
Rauschenden Bäumen und viel Ruhe
Zumindest ohne Jugendliche meist hat
Viel weil ich am städtischen Platz lebe

Die vielen Dörfer die Berlin bilden sind
Eigentlich unverbunden nebeneinander
Bilden in nichts eine Welt als dem eher
Verwaltungszufall alle Berlin zu bilden

Vielleicht macht es Berlin gerade aus
Nicht eine Stadt sondern ganz viele
Nebeneinander zu sein die nichts mit
Großstadt gemeinsam wieder haben

Bin einige Kilometer nun schon durch
Das uneinheitliche Berlin gelaufen
Aber könnte nie sagen was es nun
Zu einer Stadt macht oder verbindet

Vermutlich ist es genau das auch
Du kannst hier alles irgendwo haben
Von vorstädtisch spießig bist zur
Mondänen Metropole die sie nicht ist

Berlin ist vieles und möchte wohl gern
Noch viel mehr sein und vor allem auch
Scheinen was es nie sein wird um nicht
Nur das piefige märkische Nest zu  sein

Mag es nicht zu wissen was Berlin ist
Was ich noch alles entdecken werde
Wie überraschend und erwartungsgemäß
Es zugleich und nebeneinander ist

Also laufe ich weiter durch die Welten
Die alle in meiner Stadt liegen damit
Alles abbilden was du nur suchen kannst
Staune ein wenig und laufe dann heim

jens tuengerthal 8.4.2019

Montag, 8. April 2019

Gleichfrei

Freiheit oder Gleichheit scheint
Zur Alternative der Gegenwart
Werden zu wollen wobei immer
Mehr vor der Freiheit lieber fliehen

Als stünden beide in Konkurrenz
Wird gegen Ungleichheit gekämpft
Als ginge es bei Freiheit allein um
Gerechtigkeit mit der Neid sich tarnt

Gerechtigkeit und Gleichheit wurden
Verflochten mit dem Neid heute zur
Schärfsten Waffe totalitärer Ideologen
Die wieder von Enteignung träumen

Verboten werden soll lieber alles was
Die Gesundheit unmündiger Bürger
Gefährden könnte und unser Staat
Sorgt väterlich für das Wohl aller

Das Gleichheit nur in Verschiedenheit
Realisierbar ist vergessen sie zu gern
Die Apologeten neuer Gerechtigkeit
Denen Freiheit gar nichts wert ist

Lieber mehr Steuern und Schulden
Damit entmündigte Bürger weiterhin
Gut versorgt sich frei wähnen und
Zur kollektiven Verblödung schweigen

Vor die Alternative gestellt wählte ich
Immer die Freiheit vor totaler Sicherheit
Mit der Staatsgläubige noch mehr Kontrolle
Aber fragte mich hier noch irgendwer

Menschen demonstrieren wieder für
Enteignung des Kapitals von Linken
Ideologisch belastet dazu angetrieben
Statt zu sehen was Erfolg begründet

Wie können wir wieder die Freiheit
Im Sinne Kants verteidigen der erst
Allen Bürgern mündige Freiheit gab
Statt auf göttliche Gnade zu hoffen

Wissen die unfreien Bürger überhaupt
Was sie aufgeben mit ihrer Sehnsucht
Nach Sicherheit und Fürsorge die sie
Mit Neid als Gleichheit getarnt fordern

Aufklärung ist erst die Befreiung des
Menschen aus selbstverschuldeter
Unmündigkeit mittels seiner Vernunft
Indem dieser Mensch selbst denkt

Lieber folgen scheinbar viele noch
Den Versprechen von Sicherheit die
Mit Neid befeuert Missgunst fördern
Was sie dann für sozial noch halten

Eine Kultur aus neidischer Missgunst
Die über Kontrolle Sicherheit bietet hat
Ihre Freiheit längst verloren für eine
Kurzlebige Illusion sie eingetauscht

Es scheint Zeit für eine neue Aufklärung
Die Freiheit fordert und verteidigt statt
Versorgung von der Wiege bis zur Bahre
Aber wer verteidigte solche hier noch

jens tuengerthal 8.4.2019

Totenmesse

Totenmesse eines Atheisten
Der den Tod nicht fürchtet
Scheint ein Paradoxon und
Dient doch nur dem Leben

Lese sie meiner großen Liebe
Die für mich nun gestorben ist
Weil sie mein Traum nur war
Der ewig ungeteilt wohl blieb

Indem ich diese Totgeburt der
Liebe zu einem Kind beerdige
Das mich mit Leidenschaft bloß
Verführte befreie ich mich nun

Der Tod geht mich nichts an
Tote sind völlig uninteressant
Die Leiche meiner Liebe mag
Ungestört irgendwo verfaulen

Dafür ist diese Totenmesse ein
Gesang für Leben und Liebe
Das ich voller Lust genieße
Bis zum letzten Atemzug

So liegen Tod und Erotik wieder
Miteinander im Ehebett wo eine
Vergeht lebt die andere wieder auf
Findet endlich Raum zu leben

jens tuengerthal 8.4.2019

Bücherheimat

Bücher sind Heimat
Aller Leser egal wo
Schlafe mit ihnen

Brauche keine Frau
Die keine Bücher liebte
Lieber gar keine

Bücherleben sind
Weniger einsam als
Lesend gemeinsam

jens tuengerthal 8.4.2019

Vernunftsieg

Leidenschaft bringt uns
Eher Unsinn als Vernunft
Also kein Gewinn

Weder Ruhe noch
Befriedigung steigen so
Irgend auf Dauer

Leben und Liebe
Werden täglich gefährdet
Durch die Leidenschaft

Bleibe da lieber
Gelassen und vernünftig
Hab ich beschlossen

Alle Beschlüsse
Aber bleiben wirkungslos
Ohne Leidenschaft

Also kommt keiner
Ohne irgendein Leiden
Wohl irgendwo hin

Meine Leidenschaft
Bleibe immer die Vernunft
Als große Liebe

jens tuengerthal 8.4.2019

Kiezfreiheit

Bei einer heute kleineren Runde
Durch die Nachbarkieze in viele
Fenster geschaut und vertrautes
Mit neuer Freiheit wieder betrachtet

Wie schön die Umgebung doch ist
Zeigte sich schon am Bücherbaum
Wo ich eine rot lederne Ausgabe von
Casanovas Lebensbeschreibung fand

Von dort die sonntäglich leere Kollwitzstraße
Bis zu ihrem Ende hinunter gelaufen um dort
Am genossenschaftlichen Bio-Supermarkt
Gen Westen über die Schönhauser abzubiegen

Ein Stückchen durch die vertraute Schwedter
Dann zur Hälfte die einst heimatliche Templiner
Bis es mit Blick auf die Zionskirche selbige Straße
Zu dieser ganz hinunter ging im schläfrigen Kiez

Viel passierte nicht aber dafür blieb mehr Zeit
Über diese seltsame Welt voller Bio-Schickeria
Mit Markenrad und Geländewagen vor der Tür
Ein wenig lächelnd nachzudenken in ihren Normen

Wie frei ist der Prenzlauer Berg heute noch
Wo kaum einer der alten Bewohner noch hier lebt
Sich eine neue Schickeria ansiedelte deren
Bedürfnissen sich die Umgebung nun anpasst

Mehr schöne Lokale und Sofakneipen wie
Immer in Fußnähe irgendein Späti vor dem
Irgendwer immer noch ein Bierchen trinkt
Um locker die eigene Coolness darzustellen

Die Mehrheit hier denkt eher Grün oder doch
Irgendwie korrekt links auch wenn die neue
Eigentumswohung eine gute Wertanlage ist
Wird solidarisch gegen hohe Mieten demonstriert

Den Weg zur LPG wie der große Bio-Supermarkt
In dem du preisvergünstigt Genosse werden kannst
Wird gern im Geländewagen zurückgelegt wenn auch
Sicher nicht am Sonntagabend ist Parkraum genug dort

Sehr viele hier sind korrekt und leben mindestens
Längst vegan und trinken außer am Späti halt ihren
Yogi Tee aus dem Bio-Markt und planen im Urlaub
Trekking Reisen in abgelegene Regionen der Welt

Durch diese engagierte Korrektheit auch im Geist
Entstand längst eine gewisse Uniformität der viel
Von der sonst Vielfalt anderer Orte fehlt die auch
Zusätzlich viele Touristen nicht mehr mitbringen

Du wählst relativ einheitlich mit sehr geringen
Ausnahmen nur bist du dir weitgehend einig
In den Kneipen triffst du dich zum Tinder-Date
Oder unterhältst die Finya-Bekannten weiter

Als früher auch Insider dieser Dating-Kreise
Erkenne ich diese Treffen auf den ersten Blick
Was nicht ohne eine gewisse Komik auch ist
Es bemühen sich halt alle um ihre heile Welt

Als Single am Sonntagabend alleine durch
Diese geschlossenen Welten zu laufen ist
Irgendwas zwischen gruselig und komisch
Habe mich lieber für letzteres entschieden

Nach dem Zionskirchkiez kommt anschließend
Der auch Mitte zugehörige Arkonakiez um den
Gleichnamigen Platz der sich aber auch nicht
Weiter unterscheidet mit sanierten Altbauten

Die Häuser meist in ähnlich gedeckten Farben
Die Wohnunge sparsam und häufiger sogar mit
Vielen Büchern bis zur Decke auch eingerichtet
Dahingestellt wieviel heute noch gelesen wird

Viele Autos gehobener Mittelklasse aber gern
Auch coole zu große Geländewagen die hier
Das Lebensgefühl der Bergbewohner ausdrücken
Eine schick korrekte Elite immer noch zu sein

Es ist hinter den neu sanierten Fassaden
Die zugegeben sehr schön aussehen eine
Gewisse Verlogenheit nicht zu leugnen die
Aber auch einfach Anpassung heißen könnte

Lebe nun schon über 18 Jahre hier und so
Ist es der Ort der Welt an dem ich auch am
Längsten am Stück gelebt habe warum mir
Vieles trotz Befremden sehr vertraut ist

Mit vielen Orten und Ecken verbinden sich
Auch Liebesgeschichten oder zumindest
Kurzzeitig irgendwie intensive Kontakte
Was jedem Gang eine eigene Farbe gibt

Erinnerungen voller Lust oder Frust auch
Ein liebevolles Lächeln an dieser oder jener
Ecke schon um meinen Platz herum begleiten
Jeden Gang durch die vertrauten Kieze hier

Vom Arkonakiez ging es wieder zum ganz
Zentral zu Prenzlauer Berg gehörigen
Oderberger Straße Kiez mit all seinen
Blumen Kneipen und kleinen netten Läden

Auch neben der Feuerwache ist hier noch
Immer irgendwo irgendwas los und schläft
Diese Straße scheinbar nie ganz was ihr
Als Dorf für sich besonderen Charme gibt

Auch hier natürlich überall zu viele zu teure
Geländewagen die als Geltungstriebwagen
Unserer Zeit wohl gelten können ansonsten
Wird hier alternativer Chic gern gepflegt

Auch die geistige Harmonie der Bewohner
Der sogar teilweise genossenschaftlich
Organisierten Wohnhäuser spricht Bände
Gleicht derjenigen der anderen Kieze ganz

Zurück ging es an der Kulturbrauerei vorbei
Durch Sredzki und Knaackstraße auch schon
Lange vertrauter Kiez und so kommen einem
Auch die Gesichter in den Kneipen vertraut vor

Die Danziger Straße mit mittiger Straßenbahn
Ging es über die Lychener die früher la Ly hieß
Zurück in den heimatlichen Helmholtzkiez wo sich
Das Bild einheitlich vertrauter Harmonie abrundete

Schön ist es wohl keine Frage auch darum leben
So viele Menschen hier die sich gerne anpassen
Um so gänzlich unangepasst mit ihrer Umgebung
Vollkommen zu harmonieren hipp betroffen engagiert

Manchmal fremdel ich ein wenig mit dem immer
Gleichen und den berechenbaren Horizonten die
Wie die Gespräche in den Kneipen erwartbar sind
Aber dennoch lebe ich zu gerne in meinem Kiez

Wie schön ist es wenn du auf dem Weg noch
Von der Wirtin des Italieners in deinem Haus
Angesprochen wirst auf einen kleinen Plausch
In unseren vielen Dörfern am uniformen Berg

Und dann fand sich noch in der Schliemannstraße
Dem mittleren S unseres LSD-Kiezes ein schöner
Lederdrehstuhl den ich lautstark leider heim rollte
Irgendwas findet sich ja immer noch hier Zuhause

jens tuengerthal 7.4.2019

Sonntag, 7. April 2019

Zukunftsentscheidung

Freiheit heißt Zukunft
Selbst bestimmen und planen
Mahnte Obama

Weniger Alten
Vertrauen als gestalten
Was geboten ist

Kant sagte gleiches
Aufklärung heißt habe Mut
Dich zu befreien

jens tuengerthal 7.4.2019

Freiheitseroslauf

Bei strahlender Sonne mal wieder
Vom Helmholtzplatz zur Stralau
Zum Sonnenuntergang gelaufen
Später als sonst nur diesmal mit Buch

Während links angehauchte Berliner
Für günstige Mieten und Enteignung
Demonstrierten las ich am Landende
Vom Eros der Freiheit im Liberalismus

Wie gerade in Deutschland seit der Einheit
In Sachen Freiheit etwas schief lief weil sich
Eine Mehrheit mehr Fürsorge vom Staat noch
Wünscht und Freiheit ihnen nichts wert ist

Gut regiert heute wer sich kümmert
Um alle die versorgt werden wollen
Im unbezahlbaren Sozialstaat auf Pump
Nach Meinung der vielen Unfreien hier

Reichtum und Erfolg gelten als Makel
Gleichheit ist die neue Freiheit las ich
Zustimmend nickend bei Sonnenuntergang
Auf der Bank gegenüber der Trauerweide

Saß in schöner Natur und fragte mich
Ob der Neoliberalismus diese nicht
Gefährdet wie angeblich alles soziale
Und war nur ein Opfer linker Propaganda

Warum scheinen so vielen Menschen
Heute Grenzen der Freiheit wichtiger
Als die endlich Aufhebung aller Grenzen
Was nach 1989 möglich gewesen wäre

Warum werden staatliche Regeln heute
Sogar von Liberalen gefordert wie just
Lächerlich vom FDP Vorsitzenden gegen
Die Freiheit demonstrierender Schüler

Haben sich alle längst als Profiteure
Zu gut im begrenzten System eingerichtet
Wer verteidigt heute in Berlin die Freiheit
Dieser Insel des surrealen Sozialismus

Von meinem Platz im Dämmerlicht ging es
Über die Spree und Treptow nach Kreuzberg
Durch lange Kreuzberger Nächte im heute
Gut geschäftstüchtig multikulturellen Milieu

Wo Menschen zusammentreffen gibt es
Einen Markt auf dem jeder sein bestes
Noch zu verdienen irgendwie sucht was
Wohl ganz unserer Natur auch entspricht

In Deutschland dominieren just Linke
Mit verlogenen Slogans den Markt
Dem einfältige Masse hinterherläuft
Von Freiheit redet da keiner mehr

Stattdessen verbreiten sich Sprüche
Aus der Urzeit totalitären Denkens
Dass Lohnarbeit Sklaverei sei und
Eigentum Diebstahl außer dem eigenen

Massenhaft Steuern zahlen wir gern
Für einen völlig ineffektiven Sozialstaat
Ohne Zukunft und Perspektive außer
Dem geträumten Gefühl von Sicherheit

Dreihundert Jahre nach der Aufklärung
Wird Freiheit für viele immer wertloser
Die lieber dauerhaft Sicherheit wollen
Als hätte Kant es uns nie definiert

Sapere aude - habe Mut war das Motto
Nicht verstecke dich feige in der Masse
Die Versorgung von der Wiege bis zur Bahre
Als Menschenrecht lieber heute fordert

Ein wenig schwindelig noch vom Husten
Wie vorigem Fieber lief ich meine 45 km
Fast wie im Rausch doch beflügelt durch
Liberale Gedanken zur großen Freiheit

Warum läuft eine Mehrheit davor weg
Fragte ich mich und hat mehr Angst vor
Der Freiheit als Hoffnung noch in sie
Die Sozialisten als Gefahr beschreiben

Aber wollte ich nicht selbst gern flüchten
In den Schoß von Liebe und Versöhnung
Statt die wiedergewonnene Freiheit zu lieben
Fragte ich mich dabei selbstkritisch

Zu gerne nähme ich doch wieder die
Sklaverei ihrer ewigen Eifersucht hin
Wenn ich Liebe und Zärtlichkeit bekäme
Als feiger Verräter liberaler Ideen dann

So überwindet kritisches Denken doch
Manch innere Zwänge uns noch um
Endlich wieder in Freiheit zu laufen sich
An allem und allen dafür zu freuen

Schaue und lächle schöne Frauen an
Ließe aber bloß keine an mich je ran
Weiß mit guter Lektüre endlich wieder
Die Freiheit als solche zu schätzen

Über den Zauberberg kam dies Essay
Zum Eros der Freiheit zum Thema das
Die liberale und die autoritäre Idee in
Settembrini und Naphta gegenüberstellt

Wie nah ging mir diese Lektüre doch
Auf der Spitze der Halbinsel denke ich
Wie rettete sie mich aus der Sklaverei
Von Gefühlen und Unfreiheit hier

Es ist um die Freiheit ein Eros wohl wahr
Der körperliche Eros macht uns zu gern
Zu lächerlichen Sklaven seiner Befriedigung
Der geistige verleiht Flügel auch daraus

So kehrte ich erschöpft und befreit nach
Genau 46 km zum Platz zurück noch vor
Mitternacht aber ohne das Haus nochmal
Zu verlassen es lebe die Liebe zur Freiheit

Aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit
Zu schön geträumter Liebe können wir uns
Nur kritisch denkend selbst befreien denn
Welcher Sex wer ewige Sklaverei schon wert

Laufen und Lesen scheint eine heilsame
Kombination die nachhaltig hoffentlich nun
Den Bürger wieder befreit von Unruhe
Und so birgt Freiheit mir große Sicherheit

jens tuengerthal 7.4.2019

Samstag, 6. April 2019

Glücksbescheiden

Wer großes Glück hat
Könnte bescheiden werden
Oder eher nicht

Hatte einst alles
Wovon Männer gern träumen
In einer vereint

Stiegen nun meine
Ansprüche an das Leben
Oder die Liebe

Genügt dem eine
Andere jemals wieder
Oder muss keine

Glücklich wer geliebt
Worden einmal im Leben
Mit allen Poren

Erwarte nichts mehr
Hatte alles mit einer
Glück ist einmalig

Bin ich bescheiden
Oder anmaßend allen
Sonst gegenüber

jens tuengerthal 6.4.2019

Freiheitssuche

Die Freiheit suchen
Zwischen Liebe und Zweifel
Bleibt meist erfolglos

Liebe ist sicher
Der größte Freiheitsräuber
Ohne unmöglich

Wir geben Freiheit
Für Liebe leichtfertig auf
Meinen wir sein frei

Liebe ist ein Zwang
Zweifel dabei verzweifelt
Freiheit verloren

Freiheit will Klarheit
Keine dunklen Abgründe
Tiefster Gefühle

Freie Liebe ist
Immer völlig unmöglich
Zerstört nur beides

Freiheit braucht Zweifel
Zur Bestätigung logisch
Wäre nie ohne

Beziehung versucht
Liebe Freiheit und Zweifel
Noch zu vereinen

Darum scheitern auch
Viele am unmöglichen
Liebe ist trotzdem

jens tuengerthal 6.4.2019

Sinnfrage

Leben ist sinnlos
Wäre es anders hinge
Leben nur daran

Leben ist aber
Auch ohne jeden Sinn noch
Oft sogar schöner

Wer genießen kann
Was ist mit allen Sinnen
Lebt sinnlich glücklich

Liebe gibt nie Sinn
Kann also keinen nehmen
Müssen wir glauben

Glauben zu lernen
Leben sei ohne noch schön
Müssen wir üben

Genießen lernen
Glauben täglich zu üben
Aufgabe genug

Leben endet auch
Ohne alles irgendwann
Bis dann genießen

jens tuengerthal 5.4.2019

Freitag, 5. April 2019

Wertherhass

Hasste den Werther
Übertrieben viel Gefühl
Muss tödlich enden

Zu viel Gesülze
Statt klarer lichter Vernunft
Brachte viele um

Gleiches galt auch für
Romeo und Julia
Gruseliges Stück

Liebe wird meistens
Überschätzt besonders von
Den Beteiligten

Was tat der Dichter
Dieses Wissens sich bewusst
Verliebte er sich

In eine Drama
Prinzessin namens Julia
Endet genau so

Zumindest lachen
Kann der Verlassene schon
Wieder über sich

jens tuengerthal 5.4.2019

Glücksmaß

Woran messe ich
Individuelles Glück
Außer dem Gefühl

Ohne Liebe kein
Drama weniger leiden
Wäre mein Gefühl

Bin also logisch
Gerade viel glücklicher
Muss es nur merken

jens tuengerthal 5.4.2019

Lebensglück

Habe nun alles
Außer eben Gesundheit
Und großer Liebe

Wäre ich kein Mann
Stürbe ich wohl nicht daran
Ertrüge es still

So leide ich gern
Lautstark öffentlich lesbar
Und lache leise

jens tuengerthal 5.4.2019

Ablage

Dinge ablegen
Erleichtert Leben enorm
Gilt auch für Menschen

Ablage befreit
Besetzte Horizonte
Auch vom Vorleben

Erinnerung bleibt
Besser wenn gut abgelegt
Ohne Gegenwart

jens tuengerthal 5.4.2019

Radikale

Radikal ist das
Ergebnis der gezogenen
Wurzeln uns immer

Zurück zu diesen
Wurzeln wollen gern alle
Radikal rückwärts

Rousseau dachte so
Zurück ins Paradies der
Befreiten Natur

Konvention fürchten
Aber rückwärts zu wollen
Bleibt stets unlogisch

Besser gingen wir
Radikal konsequent vor
In unserm Denken

Was wäre logisch
Als radikal konstruktiv
Neue Aufklärung

Ganz ohne Götter
Zukunft frei gestaltend
Nach Kants Gedanken

jens tuengerthal 5.4.2019

Weltgestalter

Manche nörgeln gern
Andere gestalten mehr
Wer bewirkt wohl was

Lebe viel lieber
Konstruktiv gestaltend statt
Destruktiv meckernd

Nörgler kosten Kraft
Gestalter schenken diese
Gebe lieber Kraft

Sich zu beflügeln
Wunder unserer Natur
Öffnet uns Welten

Liebe zum Leben
Lässt liebevoll bestaunen
Statt ängstlich zweifeln

Lieber lebe ich
Lustvoll staunend jeden Tag
Statt einen zweifelnd

jens tuengerthal 5.4.2019

Feuerkunde

Schneller hoher Brand
Hinterlässt selten eine
Noch brauchbare Glut

Ohne gute Glut
Bleibt alles ein Strohfeuer
Sieht allein heiß aus

Liebe wie Leben
Gleichen dem Feuer so sehr
Strohfeuer wärmt nicht

jens tuengerthal 5.4.2019

Donnerstag, 4. April 2019

Freiheitsglück

Welch Lebensgenuss
Alles gehabt zu haben
Nichts mehr zu müssen

Sich daran freuen
Völlig frei endlich wieder
Alles zu können

Dabei zu dürfen
Was keinem andern schadet
Die große Freiheit

jens tuengerthal 4.4.2019

Verständigung

Manche reden nicht
Machen lieber irgendwas
Auch wenn unsinnig

Verständnislos bleibt
Alle Umgebung zurück
Am Ende immer

Rede lieber klar
Damit Verständnis möglich
Wortlos ist Ende

jens tuengerthal 4.4.2019

Wahnsinn

Alles oder nichts
Ist unmenschlich ganz ohne
Weiche Grautöne

Manche leben so
Schlimmer noch lieben sogar
Immer nur schwarz-weiß

Davor zu fliehen
Rettet Leben vor schlichter
Dialektik noch

Entweder oder
Beschreibt keine komplexe
Welt miteinander

Wahnsinn wirkt sicher
Hat aber keine Zukunft
Macht nur wahnsinnig

Lieber in Ruhe
Mäßig leidenschaftlich nur
Als täglich Wahnsinn

jens tuengerthal 4.4.2019

Fiebrig

Schwitze gerne aus
Ganz egal welche Krankheit
Scheint es mir richtig

Besser viel schlafen
Als nur Medikamente
Die ich vermeide

Ziehe mich also
Fiebrig lieber ganz zurück
Schlafe mich gesund

jens tuengerthal 4.4.2019

Mittwoch, 3. April 2019

Lieblos

Was bleibt von der Welt
Ohne Liebe noch übrig
Fehlte wichtiges

Sicher zumindest
Wäre sie verletzungsfrei
Ein wichtiges Plus

Mehr Zeit zum Lesen
Alles ist berechenbar
Keine Probleme

Scheint gelassener
Entspannt vernünftig dafür
Lebte sich friedlich

Geist der Aufklärung
Herrschaft der Vernunft endlich
Kein Glaube nötig

Bleibe erstmal dort
Fühle mich vernünftig wohl
Bis auf weiteres

jens tuengerthal 3.4.2019

Sexrecht

Gibt es ein Menschenrecht auf Sex
Für alle Menschen gleich gültig oder
Als Anspruch für konservative Männer
Ist die Frage nicht schon absurd

Sex ist gut wenn er einverständlich ist
Beide ihn genießen können und dabei
Im Idealfall auch zusammen kommen
Was leider Seltenheitswert wohl hat

Auch im bürgerlichen deutschen Recht
War der Vollzug der Ehe einst geregelt
Also der eheliche Beischlaf der einen
Einklagbaren Anspruch darstellte

Längst hat sich die schlichte Sicht
Erledigt wie die Vergewaltigung auch
In der Ehe endlich strafbar wurde
Doch Vollzug der Ehe spricht Bände

Kein Mann muss eine Frau haben
Um sexuelle Befriedigung zu erlangen
Was beide auch alleine gut können wenn
Es ihnen wie so vielen nicht gemeinsam gelingt

Die Frage ob das Bedürfnis nach Befriedigung
Wie ein Weg dieser nachzukommen schon ein
Menschenrecht begründet könnte spannend sein
Was macht unser Wesen im Kern eigentlich aus

Unbefriedigt lange zu sein kann unerträglich machen
Für die Betroffenen wie ihre Partner unabhängig vom
Jeweiligen Geschlecht wobei viele Frauen schon lange
Damit leben gelernt haben mit allen Konsequenzen

Mehr guter Sex wäre für alle Menschen besser
Hatte gerade zwei Jahre den bestmöglichen Sex
Schaue tief befriedigt darauf zurück ohne etwas
Auf diesem Gebiet noch erwarten zu müssen

Aber wie vielen Menschen geht es je im Leben so
Nicht mal zweistellig ist der Prozentsatz der Frauen
Die beim Geschlechtsverkehr Befriedigung finden
Was an den Bedingungen der Natur auch liegt

Warum gibt es überhaupt noch Huren am Markt
Die nie echte Befriedigung erfahren sondern bloß
Für den richtigen Preis entsprechend vorgaukeln
Weil die meisten Männer nie guten Sex hatten

Wer jemals die vollkommene Synthese der
Gleichzeitigkeit miteinander genoss wird nie
Wieder etwas wollen um glücklich zu sein
Alles andere ist entbehrliches Vorspiel dann

Von welchem Sex aber sprach dieser Richter
Der sich verstieg den Sex in der Ehe ein
Menschenrecht des Mannes zu nennen
Ob er als Engländer jemals guten hatte

Ohnehin ist der Sex gegen den Willen
Eines Teilnehmers niemals ein guter
Warum wir ihn besser vergessen sollten
Statt von Menschenrechten nur zu reden

Warum darf ein sexuelles Bedürfnis eines
Mannes das auf Unversehrtheit einer Frau
Überhaupt je überwiegen welch Ungleichgewicht
Die Antwort auf die Natur muss eine andere sein

Fraglich sollte aber sein inwieweit was hier
Infrage steht überhaupt je regelbar sein kann
Wie soll der Anspruch durchgesetzt werden
Bewacht der Staat dann den Beischlaf

Wer ein Menschenrecht auf erfüllten Sex
Den die wenigsten Menschen je haben
Grundsätzlich anerkennt sollte statt Geboten
Lieber nach sinnlichen Wegen dahin suchen

Eine staatliche Unterstützung für Ehepaare
Bei der Sexualtherapie wäre ein Weg dazu
Der öffentlich diskutiert viele unbefangener
Künftig beim Sex miteinander machen könnte

Wer ein Menschenrecht behauptet sollte sich
Fragen wie es glaubwürdig realisiert werden kann
Statt über Zwang sollte über mehr Lust dazu
Öffentlich debattiert werden endlich

jens tuengerthal 3.4.2019

Nichtsreichtum

Habe reichlich Nichts
Dachte ich ohne meine
Liebste noch übrig

Alles was zählte
Pläne Liebe und Träume
Verschwand einfach

Wurde nichts für sie
Welche schweigend verschwand
Es blieb also Nichts

Ob Nichts ist oder
Alles verschwand ist egal
Alles ist nichts mehr 

Überraschend ist doch
Wie reich dieses Nichts sein kann
Was ohne erst wird

Genieße nun sehr
Den nichtigen Überfluss
Als meinen Gewinn

Hab alles erreicht
Aus höchster Höhe gestürzt
Im Nichts überlebt

Also lohnt alles
Auch zu Nichts werden lässt uns
Neues erkennen

Nichts oder alles
Eine Betrachtungsfrage
Will alles haben

jens tuengerthal 3.4.2019

Blockmord

In virtueller
Welt können wir einfach so
Spurlos ermorden

Wer geblockt wurde
Verschwindet ewig im Nichts
Ganz ohne Gewalt

Der Mord des kleinen
Mannes bleibt immer modisch
Erfordert gar nichts

Blocke selber auch
Gerne alle die nerven
Es ist ja so leicht

Manchmal aber trifft
Blocken auf großes Gefühl
Am Liebesende

Dann ignoriert sich
Was vorher ewig sich schwor
Seltsame Welten

Blocken schenkt Frieden
Mordet ganz ohne Tote
Befriedigt wohl sehr

jens tuengerthal 3.4.2019

Charlottenbürger

Bei sonnigstem Wetter ging es heute
Gen Charlottenburg der heute letzten
Heimat der Bürgerlichkeit in Berlin
Wie zu seinen schönsten Zentren

Vom Helmholtzplatz aus durch Mitte
Am östlichen Hochhaus der Charité
Wie deren schöneren älteren Bauten
Vorbei ging es zuerst zum Spreeufer

Flanierte dort in schönster Sonne
Vom Bundestagskindergarten bis
Zur schwangeren Auster entlang
An der ich in den Tiergarten abbog

An der Siegessäule Moltke gegrüßt
Bismarck im Hintergrund bemerkt
Den 17. Juni weiter bis zum Tor
Nach Charlottenburg endlich

Den schönsten Weg zum Schloss
Wählend folgte ich dem Einsteinufer
Bis der Landwehrkanal in die Spree
Fließt sich mit Kanälen vereinend

Genoss eine erste Pause im Park
Mit Blick auf den See und quackte
Ein wenig mit den Enten um die Wette
Bis wir uns nichts mehr zu sagen hatten

An der Gruft einer großen Liebe vorbei
Wie passend gerade noch dachte ich
Ging es am Klausenplatz entlang hinein
Ins schöne bürgerliche Charlottenburg

Charlottenburg hat viel schöne Altbauten
Aber normal durchmischte Bevölkerung
Aller Jahrgänge und bürgerlichen Flair
Was im Osten völlig verloren ging

Auch wenn manche schon wieder über
Das Neo-Biedermaier in Prenzlauer Berg
Lästern fehlt doch die Bürgerlichkeit dort
Völlig denn es ist nett hipp aber aufgesetzt

Es gibt auch in Charlottenburg natürlich
Gruselig hässliche Hochhäuser und Bauten
Aber wer die richtigen Straßen wählt kann
Dort noch echte Bürgerlichkeit erleben

Tat dies ausgiebig auf dem Weg zum
Lietzensee den ich genüsslich umrundete
Mit immer noch viel Licht dabei um von dort
Gen Stuttgarter Platz weiter zu wandern

Auch dort viele wunderbar sanierte Altbauten
Auch mal wilde Hostels dazwischen oder die
Bausünden der 60e bis 80er aber im ganzen
Ein geschlossenes bürgerliches Quartier

Es gibt dort nicht nur die stolzen Mütter
Wie sie hier mit Markenwagen schieben
Sondern eigentlich alles was eine Stadt
An verschiedenen Bürgern haben kann

Es ist also relativ bunt gemischt dennoch
Überwiegt klar das gediegen bürgerliche
Element auch beim Blick in die Wohnungen
Viele schöne Wände voller Bücher dort

Vom Stuttgarter Platz aus der vorne wenig
Gediegen eher Bahnhofsatmosphäre atmet
Ging es ab der Mommsenstraße gleich wieder
Gehoben bürgerlich etwas edler meist weiter

Ein Stückchen dann noch am Kudamm
Jener so bürgerlichen Berliner Flaniermeile
Bis zur Fasanenstraße um dort in der nun
Dunkelheit auf einen Tee ins Literaturhaus

Diese so bürgerliche Institution in ihrem
Traumhaften bürgerlichen Garten ist noch
Der ideale Treffpunkt aller literarischen
Bürger trotz der dort Bedienung geblieben

Diese erinnert eher an frühere östliche
Abfütterungsanlagen und der Kunde
Bekommmt gern das Gefühl schuldig
Am Elend ihres Daseins dort zu sein

Die ewige Klage über diese sei sich
Beim Loblied auf die Charlottenburger
Großbürgerlichkeit nun gespart der Ort
Verzaubert dem zum Trotz noch genug

Leider war der wunderbare Buchladen
Der auch für obige Bedienung vollständig
Ansonsten entschädigt schon geschlossen
Was mir zumindest dort etwas ersparte

Zurück ging es zügig am gruseligen nun
Nur noch Vorortbahnhof Zoo vorbei durch
Den Tiergarten gerade der Dunkelheit wegen
Am 17. Juni entlang zum Brandenburger Tor

Nun ging der Wanderer nach bereits 40 km
Noch zum auf dem Weg gelegenen Kulturkaufhaus
Dussmann um in zwei Fontane Biografien zu lesen
Sich schließlich für die bessere zu entscheiden

Auch dort vermittelt das schöne Ledersofa
Umstanden von vielen wunderbaren Büchern
Eine gediegen bürgerliche Atmosphäre mit
Einem illusionären Hauch von Intellekt

Dieses zwar Kaufhaus mit viel Krimskrams
Auch um Bücher herum und zu viel Raum
Für Musik schafft es trotz hoher Frequenz
An Besuchern Lesestimmung zu erhalten

Mit dem Band über den Romancier Preußens
Bepackt ging der auch Wanderer noch über
Die Museumsinsel und den Hackeschen Markt
Um von dort den Berg wieder hinauf zu steigen

Die Bauten hier und der geschlossene Altbau
Viel flächendeckender als in Charlottenburg
Ist schlicht schön doch bleibt dabei stets ein
Hauch von Ex-DDR gegen alle Bürgerlichkeit

Zurückgekehrt in meinen bürgerlichen Bücherturm
Im Korbsessel beim Tee darüber schreibend fiel mir auf
Wie nah der bürgerliche Fontane als Vorbild mir liegt
Nicht umsonst lobte ihn Thomas Mann ja so sehr

Auch ein Wanderer zwischen den Welten der
Anders als gute Bürger lange wenig verdiente
Sich Zeit ließ den genialen Stil zu finden der
Dem Preußen seiner Zeit ein Denkmal schrieb

Vielleicht geht es eines Tages noch auf seinen
Spuren durch die Mark doch war er ja schon da
Hat es ausreichend gut beschrieben als es noch
Preußens Mark war und nicht nur Brandenburg

Wer will schon heute nach Brandenburg wenn
Berlin so vielfältig vor der eigenen Tür liegt da
Liegt die Suche nach geistiger Nähe viel näher
Als auf abgelaufenen Wegen hinterher zu laufen

So schließt der Tag der bürgerlichen Wanderung
Mit dem bürgerlichen Schriftsteller der feinsinnig
Humorvoll mit lyrischer Sprache noch dazu einst
Seiner Zeit ihre schönste Erinnerung erschrieb

Bürgerlich in seinem Stil und von allen geliebt
Zumindest nach seinem Tode war er zeitlebens
Auf seine Freiheit auch in der Ehe sehr bedacht
Weniger angepasst bürgerlich als es scheint

jens tuengerthal 2.4.2019

Dienstag, 2. April 2019

Tweedreich

Cordhosen zu Tweed
Alles sehr britisch heute
Frei nach Fontane

Jener reiste noch
Jenseits des Tweed hinüber
Als sie Insel war

Briten wissen nicht
Wohin sie bald gehören
Zu mir noch dazu

jens tuengerthal 02.04.2019

Beliebigkeiten

Wie beliebig ist
Alles oder eher nur
Einfach austauschbar

Liebe will immer
Einmalig für immer sein
Schöne Illusion

Wäre es wirklich
Könnte niemals wieder wer
Die eine verlor

Also glauben wir
An unsterbliche Liebe
Solang sie dauert

Danach lassen wir
Unsterbliches halt sterben
Weiter zu leben

Ist das beliebig
Oder menschlich natürlich
Zum überleben

Lasse es offen
Was weiß ich schon vom Leben
Oder der Liebe

jens tuengerthal 2.4.2019

Freiheitslauf

Hast du Probleme oder Sorgen
Laufe um dich davon zu befreien
Vieles wird laufend kleiner dafür
Wird wichtiges wieder größer

Vom Helmholtzplatz in der Sonne
Losgelaufen durch den Friedrichshain
Zur Halbinsel Stralau um dort bei
Sonnenuntergang zu pausieren

Wunderschön wird das Landende
Zur Blauen Stunde und alles wird
Klein gegenüber der Schönheit die
Langsam alles in die Dämmerung taucht

Natur kann so wunderbar schön sein
Wenn die Wellen unter der Platane
Ans Spreeufer plätschern ist alles gut
Die Sonne geht unter und wieder auf

Wo der Körper nach über Marathon
Kurz pausiert für den Rückweg der
Wieder durch Kreuzberg ging fühlst du
Wie stark und frei du doch doch bist

Etwas erschöpft endlich Zuhause
Nach Wrangelkiez und SO36 wie
Dem Prinzessinnengarten ohne eine
Lächelst du über 59,7 Kilometer nur

Wer so lange Laufen kann findet stets
Sein Ziel auch wenn es Umwege gibt
Der Flaneur gern ziellos einfach flaniert
Das Leben läuft immer einfach weiter

Glücklich so stark und gesund zu sein
Lehne ich mich nun ein wenig stolz zurück
Kann dankbar sein und weiter laufen um
Auch künftig ein freier Mensch zu bleiben

Laufen laufen laufen durch den Tag
Durch die Nacht durch den Tag um
Mit den Worten Rilkes zu sprechen
Damit bei sich anzukommen ist alles

Freue mich auf alle Bücher die noch
Gelesen und geschrieben werden wollen
Darüber unterwegs jemanden anzulächeln
Frei und ohne Sorgen dabei ganz bei mir

Manche schweifen dazu in die Ferne
Durchstreife lieber meine Nähe mehr
Um da zu sein wo ich eben bin damit
Ein glücklich zufriedener Mensch zu sein

Wie gut habe ich es doch im Leben
Was hat es mir alles schon geschenkt
Große Liebe und viele Bücher somit
Alles was ich mir nur träumen konnte

Manchmal müssen wir länger laufen
Um zu merken wie gut es uns geht
Vom Elend weg und zum Glück hin
Habe ich laufend und lesend alles

jens tuengerthal 1.4.2019

Montag, 1. April 2019

Genderintelligenz

Frauen und Männer
Sind natürlich verschieden
Wie passte es sonst

Manche wollen mehr
Soziale Unterschiede
Sehen als Wesen

Einige meinen
Genetik entschiede mehr
Als viele ahnen

Naiv ist sicher
Wer eines allein betont
Wo wir beides sind

Geschlecht ist immer
Manchmal vergessen wir es
Vor lauter Vernunft

Intelligent ist
Wer beides erkennt aber
Manchmal lieber schweigt

jens tuengerthal 1.4.2019

Abschlussanfang

Wer etwas abschließt
Kann auch neues beginnen
Ohne bleibt hängen

Die große Liebe
Schöner Mädchentraum verflog
Es blieb nur der Schmerz

Besser lebt ohne
Leiden jeder Mensch immer
Also sogar ich

Abschluss als Anfang
Innerer Aufbruch dafür
Endlich zur Ruhe

Eine verloren
Alle gewonnen dafür
Liebe behalten

Alles nun gehabt
Gelassen erwartungslos
Schaue ich zurück

jens tuengerthal 1.4.2019

Liebesbilanz

Gewinn und Verlust
Zeigen nüchtern betrachtet
Zukunft der Liebe

Wunderbarer Sex
Ein großer Gewinn fraglos
Allein schon genug

Tiefe Gefühle
Großartig so lang geteilt
Allein nur einsam

Schöne Gespräche
Waren eher sehr selten
Redete nicht viel

Misstrauen quälte
Nahezu täglich grausam
Zweifel an allem

Terror infolge
Fehlendem Vertrauen war
Immer die Hölle

Ängstlich schon davor
Unnatürlich längst geworden
Zeit für Befreiung

Freiheit gewonnen
Liebeslügen verloren
Könnte schlimmer sein

Am Ende ist die
Liebesbilanz positiv
Lächel fast wieder

jens tuengerthal 1.4.2019

Aprilsonne

Strahlend schön beginnt
Der Monat April draußen
Drinnen wechselhaft

Zumindest in mir
Herrscht echtes Aprilwetter
Zeit für mehr Ordnung

Freiheit heißt Herrschaft
Über bloße Gefühle
In meinem Alltag

jens tuengerthal 1.4.2019

Liebeswehr

Wer liebt ist wehrlos
Alle Worte verletzen
Jeder Gedanke

Ohne Hoffnung frisst
Liebe ihre Beute auf
Keine Rettung mehr

Vernunft wehrt sich noch
Weiter Opfer der Launen
Einer zu bleiben

Eisig Schutzwall friert
Verlorenes Herz um sich
Schon schmilzt er wieder

Tapfer vernünftig
Oder ehrlich halt leidend
Ausweglos scheint es

Habe die Liebe
Eines Lebens versprochen
Was bleibt noch ohne

Keinen Tag länger
Halte ich es ohne aus
Doch es geht weiter

Alles geht weiter
Zeit relativiert sogar
Die große Liebe

Sag es mir täglich
Aber es ändert sich nichts
Liebe nur weiter

Keine Festung hält
Großer Liebe lange stand
Die alles zerbricht

Ziehe mich zurück
Mache es immer schöner
Fraglich nur für wen

Alles verloren
Liebe einfach verflogen
Bleibe ich allein

jens tuengerthal 31.3.2019

Sonntag, 31. März 2019

Mädchenspiele

Mädchen spielen gern
Manche Männer lieben das
Mag lieber Ruhe

Reife bringt Dauer
Was steter Wechsel verspielt
Unruhe nervt nur

In der Zwickmühle
Zwischen Vernunft und Gefühl
Entscheidet einer

jens tuengerthal 31.3.2019

Liebesdrama

Eine verschwindet
Andere tauchen wieder
Unerwartet auf

Ab und auftauchen
Oben oder unten ist
Eigentlich alles

Liebe ein Drama
Ohne genug Ernst dabei
Wäre es witzig

jens tuengerthal 31.3.2019

Paradiesgarten

Nach dem Ritt durch die Hölle
Freue ich mich auf die Ankunft
In meinem Paradiesgarten mit
Weniger Grün aber vielen Seiten

Den einen ist ihr Paradiesgarten
Eine nicht endende Party oder
Geilster freier Sex und Befriedigung
Meiner ist einfach nur eine Bibliothek

Der Bücherturm meines Lebens
Rückzugsort und Tröster so oft
Wartet bis ich zu ihm komme
Führt mich überall noch hin

Lesend zufrieden endlich wieder
Seitenweise die Liebe erleben
Statt täglich an ihr zu leiden
Bleibe ich gern im Bücherparadies

Was ist wichtiger im Leben fragen
Nichtleser die Realität oder Bücher
Sie verstehen niemals wie meine
Geliebte Realität Bücher sind

Endlich volle Konzentration auf
Die vielen wunderbaren Bände
Wenn ich irgendwann wieder
Herz und Verstand genug hab

So möchte ich die Liebe teilen
Als teilten eifersüchtige Menschen
Je etwas als ihre Missgunst mit
Bin halt verträumter Leser stets

jens tuengerthal 31.3.2019

Höllenabschied

Abschied nehmen aus
Gelebter Hölle könnte
Wunderbar wohl sein

Wäre etwas nur
Hölle oder Himmel je
Nicht immer beides

So quälen wir uns
Weiter mit den Gefühlen
Bis alles kalt wird

jens tuengerthal 31.3.2019

Höllenflucht

War in Lichtenberg
Spürte die Stasi-Hölle
Überall wehen

Überwachung ist der
Zweite Höllenkreis nach dem
Misstrauen immer

Perfide entmenscht
Hier leben die Ängstlichen
Mit wenig Hoffnung

Schlimmer aber ist
Wo Misstrauen und Liebe
Zusammentreffen

Keine Hoffnung mehr
Ohne jedes Vertrauen
Flüchtest du besser

Aus Höllen fliehen
Eröffnet Paradiese
Künftig erst wieder

Paradiesisch heißt
Voller Vertrauen leben
Und glücklich dabei

jens tuengerthal 31.3.2019

Sonntagshölle

Sonntage sind ein Paradies
Der Ruhe für Angepasste
Allen anderen sind sie eine
Hölle erzwungener Einsamkeit

Früher Kirche heute Familie
Wenn es eine solche noch gibt
Irgendwas unternehmen das aber
Selten gut wird weil zu angestrengt

Die Hölle ist nicht ferner Horror den
Wanderer nach dem Tod erleben
Für vermeintliche Sünden sondern
Die kleine Angst ganz nebenan

Wir wissen nicht genau was kommt
Können nur wieder mal sicher sein
Was es auch ist es wird die Hölle
Gefangen in den Träumen anderer

Liebe als Leser die Ruhe und Stille
Lasse mir aber ungern etwas sagen
Was alle machen liegt mir eher fern
Doch was will ich wirklich dabei

Groß geworden mit Familiensonntag
Mal schön mal anstrengend mal nervig
Entscheide ich nun selbst was ich tue
Allein mit mir und meinen Büchern

Könnte als Leser nun glücklich sein
Zeit in Ruhe für mich zu genießen
Sehne mich aber sehr sie zu teilen
Statt einfach mit mir zufrieden zu sein

Ist die Hölle immer anderswo oder
Geboren aus der Unfähigkeit je
Mit dem was ist zufrieden zu sein
Mehr in uns zuhause als irgendwo

Die Kunst der Zufriedenheit lernen
Wie Onanie selbstverständlich mit
Sich alleine ganz glücklich zu sein
Scheint mir die wichtigste Übung

Dazu brauchen wir niemanden
Nur viel mehr Zufriedenheit auch
Im Alltag was immer besser tut
Eine der besten Übungen scheint

Mit Sonntagen glücklich zu sein
Nicht weil angepasst oder trotz
Einsamkeit sondern gerade wegen
Weil alles gut so ist wird das Ziel

Am eigenen Glück zu arbeiten
Die Zufriedenheit noch zu steigern
Ist Sonntagsarbeit ohne Zuschläge
Dafür mit dem immer höchsten Lohn

Unabhängig und glücklich zu sein
Fern der Sklaverei aller Konvention
Scheint mir das höchste Glück doch
Manchmal stört noch die Liebe dabei

jens tuengerthal 31.3.2019