Sonntag, 19. November 2017
Kunsttempel
Vom wie immer Helmholtzplatz ging es über den Samstagsmarkt am Kollwitzplatz, der trotz strömenden Regen und sehr herbstlichem Wind gut besucht war, den ich aber, die Liebste zärtlich in Dublin im Ohr, eher ignorierte und der Kollwitzstraße weiter folgte, bis sie auf die Schönhauser Allee stößt, die ich überquerte und auf der ich dann den hinab bis zum Schönhauser Tor blieb, an dem ich die nicht mehr vorhandene Stadtmauer an der dortigen Ampel überstieg und der Alten Schönhauser Straße folgte, bis sie westlich abbiegend dann Neue Schönhauser Straße heißt, die schließlich in die Rosenthaler Straße mündet, der ich bis zum Hackeschen Markt folgte. Im weiterhin stürmischen Regenwetter überquerte ich den Marktplatz mit dem dortigen Samstagsmarkt, der mich aber auch angesichts des Wetters und des Ziels zu keinem Halt verlockte inmitten der vermutlich hauptsächlich Touristen von überall und aus Brandenburg. Zumindest schien reichlich Landbevölkerung, dem Wetter trotzen zu wollen.
Nach der Unterquerung der dort hohen S-Bahn wurde das Weltkulturerbe Museumsinsel schon sichtbar. Das Ende vom Bode, jenseits der S-Bahn und das gerade in der Renovierung steckende Pergamon und dann endlich auch die Alte Nationalgalerie, die von klassizistischen Kolonnaden umgeben sich wie ein griechischer Tempel der Kunst dort erhebt.
Ursprünglich war an dieser Stelle auch ein Tempel für Friedrich den Großen geplant und so vereint das GebäuDe nicht nur späten Klassizismus mit der Neo-Renaissance es nutzt auch verschiedenste Formen des Baus in einem, Kolonnaden und und die umgebenden Säule erinnern an einen griechischen Tempel, die riesige Freitreppe davor lässt an ein Schloss denken, was auch das riesige Denkmal von Friedrich Wilhelm IV. auf einem Pferd davor zu bestätigt, schließlich lässt die Apsis am Ende des Gebäudes an eine Kirche denken. Das Denkmal des älteren Bruders des später Bauherren Wilhems I. trägt als Sockelfiguren die Kunst, Geschichte, Philosophie und leider auch Religion, wie immer wir es mit ihr fausitsch halte.. Doch soll diese gewaltige Figur weniger an den König als an den Schüler Schinkels erinnern, der mit seinem Lehrer erste Pläne entwarf.
Erreichte die heute Museumsinsel, über die Friedrichsbrücke, die das frühere Cölln mit dem Stadtteil Alt Berlin verbindet und an deren Ende bereits die Kolonnaden zwischen Alter Nationalgalerie und Neuem Museum beginnen. Durchschritt sie Spee abwärts, um über den kürzesten Weg im immer noch Regen ins Museum zu gelangen.
Schritt über den roten Teppich zum höher gelegenen 1. Etage des Kunsttempels hinauf, freute mich an den prächtigen Säulen dort und der mondänen Architektur, wie sie dem Kaiserreich eben entsprachen. Nachdem ich endlich Schirm, Rucksack und Daunenjacke in der Garderobe abgeben konnte, da es dafür keine passenden Schließfächer gab, betrat ich das quasie Hochparterre der Ausstellungsräume und der erste Blick galt der Prinzessinnengruppe, in der die beiden Schwestern Friederike und Luise, die spätere Königin Luise und ihre Schwester von Schadow dargestellt wurde. Ihr Gatte, Friedrich Wilhelm III. fand das Standbild, das den nur leicht verhüllten Busen der früh verstorbenen Königin und Mutter von Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. zu freizügig, er nannte es fatal, und ließ es erstmal verschwinden. So wurde das bei seiner Fertigstellung 1797 von Publikum und Fachleuten gefeierte Doppelstandbild die nächsten 90 Jahre erstmal dem Publikum vorenthalten. Was auch daran lag, dass die mit bereits 19 Jahren zur Witwe gewordene Friederike bereits im ersten Jahr ihrer Witwenschaft schwanger wurde und deshalb schleunigst verheiratet und aus Berlin entfernt wurde, um die Schande geheim zu halten und erwarb sich dort ihren Ruf als galanteste Löwin des Jahrhunderts. Zu ihren Liebhabern zählte auch der später im Vorgeplänkel der preußischen Niederlage gegen Napoleon gefallene Prinz Louis Ferdinand, der einen ähnlichen Ruf genoss und den Fontane so genial bedichtete. Es beginnt mit der folgenden Strophe:
Sechs Fuß hoch aufgeschossen,
Ein Kriegsgott anzuschaun,
Der Liebling der Genossen,
Der Abgott schöner Fraun,
Blauäugig, blond, verwegen
Und in der jungen Hand
Den alten Preußendegen -
Prinz Louis Ferdinand.
Und endet, sein Schicksal mit dem Preußens verknüpfend wunderbar pathetisch:
Und als das Wort verklungen,
Rollt Donner schon der Schlacht,
Er hat sich aufgeschwungen,
Und sein Herze noch einmal lacht,
Vorauf den andern allen
Er stolz zusammenbrach,
Prinz Louis war gefallen,
Und Preußen fiel - ihm nach
An diese Worte, die einst der Vater meines guten Freundes noch in familiärer Runde am Tisch zitierte, der selbst ein Nachfahr der Feldherren Yorck und Moltke ist, muss ich jedesmal denken, wenn ich diesen Teil der Nationalgalerie betrete, die einst ein Tempel für Friedrich den Großen werden sollte und in ihrem Hochparterre eine Ode an das alte Preußen wurde auch und gerade durch die Bilder des Berliner Genies Menzel, der auch für einige seiner Werke am Hof mit seinem seltsamen Kunstgeschmack weniger geschätzt wurde, warum sein so geniales riesiges Gemälde von Friedrich und seinen Generälen vor der Schlacht bei Leuthen, als er seine berühmte Rede vor der alles entscheidenden Schlacht ging, die im Siebenjährigen Krieg auch zu seinem Untergang hätte führen können hielt, wieder zerkratzte und nie vollendete weil das wohl schlichtere Gemüt Wilhelm I., das Bild zu unordentlich fand, da die Generäle nicht aufmerksam zuhörten und Friedrich der Große nicht zentral stand. So jedenfalls die lange verbreitete Version zu diesem Bild, die Kunstwissenschaft geht heute wohl davon aus, dass der Kaiser schlicht die Vollendung des Bildes nicht wollte.
So hängt es sichtbar genial aber eben unvollendet neben anderen großen Gemälden des preußischen Ruhms auf riesigen Bildern etwa in der Mitte des Hochparterre. Vorher kommen zeitlich spätere, die künstlerisch bis in den Jugendstil gehen und danach und drumherum kommen noch ganz viele Menzels auch von Friedrich dem Großen - so etwa das berühmte Flötenkonzert in Sanssouci, bei dem er auch mit dem Element der Unordnung und Respektlosigkeit im Bild arbeitete.
Nach diesem größeren Mittelraum, an den sich noch eine kleine Kabinettausstellung zu Miniaturen anschloss von unterschiedlicher Qualität kommt auf dem weiteren Weg noch einiges schönes aus Berlin und dem Leben von Menzel, das ein gutes Bild von diesem großen Berliner Maler gibt, der obwohl Hofmaler doch manches wagte, früh in einer fast impressionistischen Art und Weise malte, ein Zeitgenosse und Freund vieler großer Berliner der Zeit war von Fontane bis Virchow, dem Tunnel über der Spree fest verbunden war. Bei diesem Besuch fehlte mir das berühmte Bild bei Hofe auf dem Menzel bei der Versammlung der Ordensritter des Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst auf dem auch der kleine Menzel neben den anderen riesigen Würdenträgern im Schloss auftaucht. Nach Menzel die anderen großen Berliner Maler seiner Zeit, einige Franzosen und schon sind wir wieder in der Vorhalle in deren Zentrum Friederike und Luise stehen, umgeben von Engeln und anderem was Schadow & Co in Preußens großer Zeit in Marmor verewigten.
Zügig ging ich in die erste Etage, mich vom Licht der französischen Impressionisten verführen zu lassen und den deutschen Impressionisten Liebermann gebührend zu würdigen, der den Expressionismus so wenig mochte wie ich, was ihn als Präsidenten der Akademie der Künste lange einigen Ärger einbrachte. Doch nach der prächtigen Kuppel, die das später Spiel mit dem Licht schon architektonisch ankündigt und dem großen Vorraum mit anderen nicht unbedeutenden Malern des 19. Jahrhunderts, die ich allerdings zugegeben eher für bemüht als genial halte, sehen wir von wenigen Ausnahmen ab.
Gleiches gilt für die Bilder aus Romantik und Biedermaier, die zuerst sieht, wer von den Impressionisten aus die Runde gen Westen beginnt. Dort hängt viel Romantik, auch Spitzweg und anderer Münchner Kitsch, der sehr nett ist und technisch bestimmt einwandfrei, mich jedoch noch nie begeistern konnte - lief es ab, belächelte diese auch Kunst, freute mich als Liebermann im Kabinett gen Osten endlich kam, der mit vielen seiner schönsten Bilder dort vertreten ist. Danach einige teils mutige Bilder der Berühmtheiten des 19. Jahrhunderts zu denen Wagner und Bismarck gehören.
Doch diesmal war das Bad im Licht der Impressionisten dominiert von der Sammlung seltener gezeigte Figuren zu der kleinen Ausstellung anlässlich des 100. Todestages von Rodin, der zufällig mit meinem Besuch zUsammenfiel. Diese griff weit über die Kunst Rodins hinaus und stand unter dem Titel: Rodin - Rilke - Hofmannsthal - Der Mensch und sein Genius. Im Zentrum der Ausstellung steht die bisher weniger beachtete Bronzestatuette der Mensch und sein Genius. Die Figur zeigt einen Mann, dem sich ein kleiner weiblicher Genius mit Schwingen, das Sinnbild künstlerischer Inspiration, entzieht.
Diese kleine Plastik ist eng mit dem Werk Rilkes verknüpft, der mit seinen Schriften ohnehin viel für die Popularisierung Rodins tat, dieser Figur sogar das Gedicht Nieke weihte. Andererseits mit Hofmannsthal, der den Gips Entwurf in Rodins Atelier entdeckte und umgehend die Bronze in Auftrag gab, die sodann 20 Jahre auf seinem Schreibtisch in Rodaun bei Wien stand. Als der Autor später in Not geriet, vermittelte wiederum Rilke den Verkauf der Figur an einen Schweizer Sammler: Von diesem Sammler gelante die Bronze dann nach Berlin.
Es ist die Flüchtigkeit und Unvollkommenheit, die Rodins Werk prägt. Er stellte mit seiner Kunst die Frage nach der künstlerischen Handschrift und der Offenheit der Interpretation. Zu den Meisterwerken Rodins aus der Nationalgalerie kommen noch Leihgaben aus dem Musée Rodin in Paris und der Bremer Kunsthalle. Dazu kommen noch Autographen, Briefe und Schriften aus dem Nachlass von Rilke und Hofmannsthal - dazu kommen noch Plakate, die Rodin gestaltete und Grafiken etwa von Max Klinger, die eine phantastische Auseinandersetzung mit den von Rodin aufgeworfenen Fragen bringt.
Die 3. Etage versammelt erst Schinkel und ihm nahe stehende Meister in einem säulengerahmten Kabinettsaal - ist manch nettes dabei, aber es entflammt mich nicht wirklich, wenn der fraglos große und moderne Architekt sich dort in romantischen Ritterideen ergeht oder phantastisch mit dem romantischen Licht spielt. Caspar David Friedrich dagegen im nächsten Saal, wirkt zwar manchmal reichlich symbolistisch, doch solch große Werke wie den Mönch am Meer wiederzusehen, macht auch die fehlenden Kreidefelsen, die ihm so lange schon anhängen, entbehrlich. Ein großer Maler mit tolerierbarer Neigung zum Kitsch, ein Genuss jedesmal wieder.
Manches dort oben scheint mir entbehrlich, übersehe ich schnell, wie etwa den Raum voller Nazarener, welche die Josefsgeschichte erzählen, anderes dagegen, wie Schadows Ruhende Mädchen auf weißem Marmor ist allein den Besuch wert - auch die Berliner Portraits im letzten Raum sind ein auch historischer Hochgenuss, Henriette Herz und ihr Umfeld zu sehen, Aug in Aug mit den intellektuellen Berliner Berühmtheiten der Zeit, wäre schon lohnen genug - dann die feinen Stadtbilder eines Eduard Gärtner, der uns ein Bild der Stadt im 19. Jahrhundert gibt - übersehe ich den Kitsch ein wunderbarer Besuch und ein Wiedersehen mit vielen alten Freunden in den dort Bildern, die mir in den letzten zehn Jahren so vertraut wurden, dass ich sie immer wieder besuche, mich an kleinen Veränderungen erfreue.
Die Zeit verging rasend schnell, schon war es 18h und wir Besucher wurden wie üblich aufgefordert das Gebäude zu verlassen. Dem leistete ich ohne große Erwartung Folge, plauderte noch einen kleinen Moment mit einer attraktiven silberhaarigen Dame, die mit mir das Museum verließ und mir vor der Tür vom Berliner Dom vorschwärmen wollte, der doch so schön wäre. Da musste ich sie leider enttäuschen, da ich wie Franz Hessel diesen gruseligen Monumentalbau einfach entsetzlich finde und fast wünschte Islamisten täten einmal in ihrem Leben etwas sinnvolles und sprengten sich mit diesem Machwerk des Wilhelminismus in die Luft - aber, wie wir heute mit dem gruseligen Alex leben müssen, ist auch dieser verunstaltete Berliner Dom, der an die Stelle des wunderbaren Vorgängerbaus von Schinkel trat, ein Mahnmal für die Folgen menschlicher Selbstüberschätzung gepaart mit beschränkter Intelligenz, das unser wunderbares Weltkulturerbe, die Museumsinsel so grässlich entweiht. So trennten sich unsere Wege höflich, freundlich, wenn auch in der Sache uneins.
Nachdem mit einer der Wärter, wenn auch diesmal sehr freundlich, heute noch das Telefonieren im Museum untersagte, im Gegensatz zur Gemäldegalerie war in der Alten Nationalgalerie die Verbindung ausgezeichnet, rief ich bei erster Gelegenheit wieder die Liebste in Dublin an und wir plauderten wunderbar auf dem ganzen Rückweg.
Um mich vom grässlichen Dom auch tatsächlich abzuwenden, umrundete ich die Museumsinsel in Richtung Bode Museum einmal, grüßte die beiden Polizisten, die stets den Wohnsitz unserer Kanzlerin bewachen, freundlich, machte mich über die Brücke am Bode Museum, Monbijoustraße, Krausnickstraße, Kleine Hamburger auf zum Koppenplatz, von dem an ich der Linienstraße folgte bis zur Gorrmannstraße, die ich dann wieder den Berg hinauf lief, bis sie, bevor es steil wird, wieder Choriner Straße heißt, der ich bis zum Ende folgte, um quer durch die Kulturbrauerei nach Überquerung der Danziger auf die Lychener Straße zu stoßen, die früher auch La Ly genannt wurde, um ihr folgend wieder zum heimatlichen Platz zu gelangen nach heute rund 20 km mit vielen kleinen Umwegen, die hier nicht der Rede wert waren.
Eigentlich sind es nur knapp 4 km von mir bis zu diesen Schätzen der Kunst, was mir wieder deutlich macht, wie privilegiert und schön ich doch hier lebe, wie glücklich der Wanderer in Berlin sich preisen kann, diese wunderbare Welt der Museen näher zu haben als viele Urlauber ihren Strand, den ich immer weniger spannend fände.
jens tuengerthal 18.11.2017
Samstag, 18. November 2017
Naturlust
Die Lust in der Natur finde ich auch als früherer Pfadfinder und Waldläufer nicht sonderlich reizvoll und das nicht, weil ich schöne Natur nicht mögen würde, auch nicht nur weil ich weiß, was so kreucht und fleucht und dabei unangenehm beißen könnte, was ich beiden gern ersparen möchte und finde für den besten Sex immer noch den besten Ort das ungestörte Heim. NIcht weil ich verschämt wäre, Beobachter haben mich auch am FKK Strand nie gestört beim Austausch kleiner Zärtlichkeiten, doch wer schon mal wilden Sex im Sand hatte, weiß, wie schnell diese kleinen feinen Körner an den falschen Stellen wund reiben, den Genuss nachhaltig empfindlich stören können.
Das Thema Sex in der Natur finde ich allgemein überschätzt und nicht sonderlich spannend, wenn es passt, kannst und wirst du es überall tun, wo dich gerade die Lust aufeinander überkommt und Sitten und Anstand es gerade noch zulassen. Alles andere bedarf dazu keiner Erörterung jenseits von Bravo mehr. Wenn ich es öffentlich tun wollte, gäbe es genug Clubs in Berlin, in denen sich immer viele Zuschauer genau dafür einfinden, doch habe ich meinen Schatz und mein Glück lieber für mich und genieße separat, wie mich auch die Erfahrung lehrte, dass Sex mit mehr als zwei Personen stets sportlich eher wird, die zärtliche Seite verloren geht, die Harmonie der Abstimmung dem sportlichen Ehrgeiz, erster sein zu wollen, weicht, sich, kurz gesagt, für mich nie lohnt.
Spannender finde ich, und damit komme ich endlich zum Thema dieses kurzen Essay zur Lust, was in unserer Natur dabei liegt und warum manche sich anziehen, während sich andere nicht mal Riechen können, an Schmecken ist dabei vermutlich gar nicht zu denken. Wenn ich nur die Stimme meiner Liebsten höre, bin ich erregt und sie verkündet mir immer wieder ein gleiches von sich, es genüge ihr, Bilder von mir zu sehen, sofort nass zu sein, hat also sogar ein physisches Ergebnis, der rein geistigen Lust zu sehen und ich gestehe, dass es mir mit ihr ganz genauso geht.
Eine solch hohe Übereinstimmung, wie wir sie miteinander genießen, habe ich noch nie zuvor erlebt und hatte davon nur mal munkeln hören, es mir aber nicht vorstellen können, dass einem sogar jeder Schweiß des anderen noch duftend vorkommt, der Geschmack immer schön, erregend und gut ist, weil es einfach so passt. Es stimmt da wohl die Chemie, sagt der Volksmund und meint vermutlich die biochemischen Reaktionen, die bei uns in vollkommener Harmonie ablaufen.
Glaube an keine Vorbestimmung noch sonstige höhere Kräfte, die uns Menschen leiten oder führen würden. Doch hat es bei uns beiden die Natur anscheinend sehr gut gemeint und zufällig einen Volltreffer von geradezu sphärischer Harmonie geschaffen, wie es ihn im Universum vermutlich sehr selten überhaupt gibt, um sich nicht auf kleines irdisches Maß zu beschränken für etwas, dass so übersinnlich schön ist. Das ist natürlich ein Gefühl und ich bin verliebt, was auch gut so ist - dennoch entdecken wir nun im Laufe der Zeit immer mehr wie harmonisch und synchron wir funktionieren, die auch in der Ferne nahezu immer gemeinsam Kommen, weil wir uns auch in nur Worten oder Lauten ganz erfühlen.
Als ich andere davon raunen hörte, es gäbe diese vollkommene Passung bei der zwei gänzlich eins wären, sich immer riechen könnten, alles perfekt und nichts ekliges denkbar sei, weil es einfach völlig übereinstimme, schien es mir übertrieben, meist im Ton der Verliebtheit oder auch der Sehnsucht nach dem Verlust, nicht der Realität entsprechend, bis ich diese Erfahrung selbst machen durfte. Es gibt die vollkommene Harmonie nach der Natur. Wir schlafen auf einem Meter und wollen nicht mehr, brauchen kaum die Hälfte verschlungen liegend.
Viele probieren sich und vieles immer wieder aus, auch ich dachte, bis ich meine Liebste traf, jede Frau hätte ihren eigenen Reiz, jede schmecke etwas anders, dufte ganz eigen - auch wenn mich die Erfahrung längst hätte lehren können, dass ich mehr nicht riechen konnte und die meisten sich nicht gelohnt haben, weil es keine Harmonie und kein gemeinsames Kommen gab, was dagegen bei mir und der Liebsten meiner wunderbaren Frau in der Natur zu liegen scheint. Seit mir das wirklich klar wurde, dass ich das große Los zog, in der Lotterie der Natur, bin ich vollkommen zufrieden, interessiert mich die Vielfalt nur noch als Beobachter und Autor, muss ich nichts mehr probieren, weil ich alles in einer habe.
Dies nicht weil mich altertümliche Begriffe von Treue und Keuschheit treiben würden, nichts läge mir ferner, sondern weil sich die Treue aus der Natur der perfekten Harmonie von allein ergibt. Wenn alles stimmt, hast du alles erreicht und kannst für immer glücklich sein - ein einfacher logischer Schluss, der mich auch auf emotionalem Gebiet völlig überzeugt. Wenn es passt, musst du nichts ändern, sondern kannst einfach genießen, was ist.
Spannender als dieser Bericht von meinem Glück, was ich mit niemandem teilen, sondern nur mit vollem Herzen hiermit mitteilen möchte, könnte die Frage sein, wie und warum wir wann vollkommene Harmonie empfinden. Was macht dies Zusammenspiel der Naturen aus?
Kann zur Biochemie mangels vertiefter Kenntnis der nötigen Fremdworte wenig sagen, was klug klingen würde und lasse es darum lieber, um nicht den eventuell vorhandenen Anschein völlig zu zerstören.
Doch die Harmonie von Natur und Gefühl geht über das Maß hinaus, was ich bisher als Verliebtheit kannte. Der vollkommene Gleichklang in körperlicher Hinsicht in allen nur denkbaren Bereichen schenkt tiefe Zufriedenheit und scheint mir eine Quelle außergewöhnlicher Kraft zu sein.
Natürlich gibt es auch zwischen dem körperlich so vollkommen harmonischen Paar gelegentlich Dissonanzen und Spannungen, wir wären nicht Mann und Frau, wenn es anders wäre, doch mindert das nie das Wissen, um die Größe unserer Harmonie.
Ein Freund, der Musik studierte und auch mathematisch und physikalisch sehr bewandert war, erzählte mir mal von den Sphärenharmonien, nach denen die Planeten in einer Weise zueinander schwingen, die den Dur und Moll Tonleitern entsprechen. Meine geringe Kenntnis in der Theorie der Musik und der Astronomie ließen mich den Rest und die Theorie dahinter schnell wieder vergessen, doch hängen blieb, das Universum zeigt den gleichen Klang, wie wir ihn als harmonisch empfinden, was ich schon sehr genial fand.
Genau das empfinde ich bei der Lust nach der Natur, die sich in so vollkommener Harmonie trifft. Wir haben uns gefunden, weil wir eins sind, wie zwei Puzzleteile, die nur so zusammenpassen können und genau an dieser Stelle perfekt sind, als sei alle Natur um uns nur entstanden, damit wir uns als ihre vollkommene Vereinigung finden konnten. Wenn wir Sex haben, tun wir nicht, was der Trieb uns diktiert, weil wir nackte Geschlechtsteile sehen oder imaginieren, sondern vollziehen, was unsere Natur ist und noch dazu schwingen wir dabei in harmonischem Klang miteinander, wie es die Planeten auch tun, ohne dabei an irgendwelchen esoterischen Unsinn zu denken.
Dass wir uns geistig nahe sind und als schön empfinden, ist nicht so außergewöhnlich bei Liebespaaren, wenn auch längst nicht alltäglich, denn wieviele Menschen tun sich nur zusammen, um nicht allein zu sein, ohne Leidenschaften und Vorlieben zu teilen, leben jeder sein Leben mit eben gewissen Schnittpunkten inmitten, manchmal auch in der Mitte. Schön ist es dennoch diese große Harmonie in allem zu spüren, etwa die sinnliche Liebe zu Büchern, die wir gern berühren, von denen wir uns zärtlich berührt schon fühlen, bevor wir in ihnen versinken. Wie sie meine Worte liebt und alles verschlingt, was ich schreibe, macht mich überglücklich und noch kann ich kaum glauben, wie schön es ist, seine Frau und Liebste als treueste Leserin zu haben.
Doch scheint mir all dies, wie auch die Größe unserer Liebe, nur als ein Ausfluss unserer natürlichen Harmonie, die sich im Einklang unserer Körper schon so vollkommen ausdrückt. So als zwänge uns unsere wie füreinander gemachte Natur uns zu lieben und die Nähe ganz zu genießen. Empfinde dabei aber keinen Zwang sondern handle mit ihr stets lustvoll wie es unserer Natur entspricht.
Damit bin ich bei der spannenden Frage, ob das Gefühl ein Ausfluss unserer Natur ist oder das Empfinden der Natur nur Spiegel unserer Gefühle sein kann.
Als Epikuräer neige ich logisch zur ersteren Alternative, da ohne Natur nichts sein könnte, wir Natur in allem sind und also auch, was wir Gefühl nennen und das durch Hormone, Muster, Erfahrung und manches im genetischen Code vermutlich im bunten Mix entsteht. Die Reihenfolge dabei, sagt nichts über die inhaltliche Menge, diese wechselt auch je nach Thema wohl. Während wir bei manchen Dingen unserer Erziehung und sozialen Mustern stärker folgen, bricht bei anderen stärker unsere Natur als Trieb heraus.
Will dies nicht bewerten, finde es gut so, da alles Natur ist, sind auch unsere Gefühle im ganzen Ausdruck unserer vielfältigen Natur, die wir genießen können. Natur ist, jenseits aller Werte, die wir in sie setzen, folgt sie ihren natürlichen Abläufen, die wir nur bedingt kontrollieren könnnen.
Dennoch empfinden wir Natur immer nur unserer Natur und unserem Horizont entsprechend, dabei prägen auch unsere Erfahrungen unser Verhalten, wie uns die Natur erscheint, was wir in ihr empfinden, ist also stets auch Spiegel unserer Gefühle und damit aber nach obigen auch unserer Natur.
Wo aber alles Natur ist, stellt sich die Frage nach der Unterscheidung von Geist und Natur nicht mehr, da wir sie nicht benötigen, es geht nur um unterschiedliche Formen der Wahrnehmung derselben und die Folgen für unsere Lust dabei.
Es stellt sich so dem Konstruktivisten die Frage aus Platons Höhlengleichnis nicht mehr. Wo wir uns die Welt machen, wie sie uns gefällt und zugleich was ist, als gut so nehmen, ist weniger wichtig, wie wirklich die Wirklichkeit ist und was davon beweisbar wäre, sondern kommt es vielmehr darauf an, was wir für uns daraus machen, um uns damit gut zu fühlen, in der Natur unserer Lust zu folgen.
Was wahr ist, fragt nur, wer an Wahrheit glaubt und das tut nur, wer andere der Lüge überführen möchte, auch wenn all unsere Wissenschaft logisch darauf aufbaut und jeder, der etwas dagegen sagt, logisch der Scharlatanerie verdächtig ist. Meine von mir, ich dächte klar und logisch, aber, sage ich mit Montaigne, was weiß ich schon?
Insofern mich mein Bild von der Welt und meiner Lust in ihr glücklich macht, mir nun das größtmöglich denkbare Glück bescherte, ist mir völlig egal, wenn ich mich damit zum Narren mache, dass ich sage, es zählt nur die Natur, weil nichts als Natur ist und wo sie vollkommen harmoniert, ist es perfekt und wo nicht, tun wir gut daran, weiter zu suchen, bis sich findet, was zusammen gehört, weil es tatsächlich die Naturlust gibt.
Fürchte damit einen großen Teil der Menschheit gegen mich aufzubringen, weil ich den Wert aller nur relativ guten Beziehungen damit infrage stellen könnte und jeden zur weiteren Suche auffordere. Doch nichts liegt mir ferner, als irgendwem zu sagen, was gut für ihn oder sie ist. Wer glücklich ist, soll es bleiben, hat nie einen Grund etwas zu ändern. Wer es nicht ist, sollte dringend etwas ändern, um es zu werden. Es braucht nach meinem Gefühl nicht die Menge und Quantität führt uns nicht näher zum Glück, sondern gaukelt uns nur erfolgreich Lebendigkeit vor.
Habe einen Freund, der gern stolz von seinen bisher über 500 Frauen erzählt, ohne dies aufdringlich oder als Aufschneider zu tun, sondern als überzeugter Casanova und Liebhaber der Frauen. Gleichzeitig klagt er mit seinen nun über fünfzig gern über seine zunehmende Einsamkeit und die gerade Flaute im Bett und wie grau das Leben ab Überschreiten dieser Schwelle wäre. Er möchte gern wieder viele und ihm gefällt diese und jene. Zugleich stürzt er sich voller Gefühl wertherhaft in reine Bettgeschichten und meint so emotional zu sein, entspräche eben seiner Natur, die ihn zwar immer wieder auch leiden ließe, doch wäre er ohne diese nur halb und nähme also das Leid gerne in kauf und so verschießt er mit großer Geste viel Gefühl ins Nichts ohne je anzukommen.
Nach meinem Gefühl ist er noch nie angekommen und kennt diese vollkommen perfekte Harmonie nicht, weil er sich zwar eine Partnerin wünscht, sich andererseits aber nicht vorstellen kann, sich zu beschränken, wenn er noch jemals wieder zu was kommt, wie er jammernd gerne klagt. Er meint zwar natürlich kenne er das, aber immer nur für Momente, dann packe ihn wieder der Stachel und nichts sei von Dauer, Leben eben im Fluss. Diese Sicht bestätigt mich in meiner, weil das Richtige eben den Fluss unterbricht und etwas neues beginnt, was nicht vergleichbar mit allem anderen ist, doch weiß ich schon, dass er es anders empfinden wird und brauche es ihm darum nicht sagen.
Er meint, es sei seine Natur die Frauen alle zu lieben, wie ich es früher auch von mir dachte, bis ich merkte, es gibt kein Casanova-Gen, das uns unabänderlich zu Schürzenjägern und Schwerenötern macht oder nicht, sondern es ist eine Frage der Erfahrung und der Haltung zum Leben, die diese Einstellung mit erfahrenem Glück grundlegend ändern kann, weil es eben eine Einstellung nur ist und nicht Teil unseres Erbes.
Ob es vielleicht seine Natur ist, ewig weiter zu suchen, bis er 1001 Frau hatte und meine immer nach der Richtigen gesucht zu haben, um mit ihr jede Suche beenden zu können, weiß ich für ihn nicht zu beantworten und bin nur froh, mir mit meiner Natur sicher mit meiner Liebsten zu sein, weil alles gut so ist.
Manchmal zweifelt meine Liebste noch an meiner potentiellen Treue, weil ich zwar keine 500 Frauen wie jener Freund hatte aber doch die eine oder andere kennenlernte und lange vielfältig nach dem Glück suchte. Das ist mir immer völlig unverständlich, weil für mich doch alles ganz klar ist. Sie ist mein natürliches Gegenstück, das große Glück, dass ich mein Leben lang suchte und so entspricht es meiner nach Harmonie und Ruhe suchenden Natur vollkommen, nun anzukommen und nie mehr suchen zu müssen, weil alle Natur ihr Glück fand in der Naturlust, die uns eint.
Gelegentlich frage ich mich, ob diese wunderschöne, junge Frau wirklich ewig bei mir irgendwann alten Sack bleiben möchte oder ich sie irgendwann langweilen könnte oder gar den natürlichen Ansprüchen nicht mehr genügen könnte - doch, solange es nicht so ist, mache ich mir keine größeren Sorgen darüber, denn sollte es mal so sein, kann ich es ohnehin nicht ändern, aber dafür bis dahin alles genießen, als für die Ewigkeit gemacht, wie es unserer beider Gefühl entspricht, warum ich mich mit Zweifeln, die mein Glück nicht mehren, nicht weiter beschäftige, sie führen ja zu nichts.
So sucht sich die Natur wohl ihren Weg zur Lust, wer ihn miteinander findet, möge ihn genießen und würdigen im Wissen, schöner wird es nie mehr aber so schön kann es immer bleiben, wenn wir in der Beschränkung die Erweiterung des Glücks erkennen.
jens tuengerthal 18.11.2017
Schönheitsglück
Hab die schöne Frau der Welt
Dessen bin ich mir ganz sicher
Keine kann an sie heranreichen
Das zeigt schon der Vergleich
Doch muss ich nicht vergleichen
Weil ich mir so völlig sicher bin
Freue ich mich an meinem Glück
Zufrieden die Schönste zu haben
Was macht ihre Schönheit aus
Wird fragen wer noch vergleicht
Schau sie an antworte ich dann
Doch vor allem fühle es auch
Schönheit hat keinen Maßstab
Auch wenn manche das meinen
Sie ist ästhetisches Empfinden
Das unvergleichlich uns macht
Natürlich ist sie es auch objektiv
Ihre zarte Figur ist einfach perfekt
Die Taille schmal die Hüften mehr
Busen und Po vollkommen rund
Ihre schönen Lippen gleichen ganz
Dem Kelch der Lilie den die Natur
In Vollkommenheit als Vorbild schuf
Sie öffnen sich zu schönster Blüte
Ihr Duft übertrifft alle Natur längst
Wie ich sie jemals wo gerochen
Sie schmeckt feiner als jede Speise
Harmoniert vollkommen mit mir
Ihre Bewegung gleicht dem Reh
Das natürlich vollkommen geht
So wie ihrer Stimme Wohlklang
Von keinem Instrument erreicht
Fragt ihr mich ob jeder es merkt
Der sie sieht hört riecht schmeckt
Glaube ich wohl es müsste so sein
Doch hoffe ich es bleibt geheim
Hüte diesen vollkommenen Schatz
Als meinen wie sie mich als ihren
Möchte das vollkommene Glück
Lieber mit keinem mehr teilen
Warum schreibe ich dann darüber
Wird sich manch Leser wohl fragen
Weil mir das Herz überläuft vor Glück
Zu singen von ihre Schönheit der Welt
Dies Glück allen so nun mitteilen heißt
Nicht es auch teilen zu wollen sondern
Nur der Welt sagen wie glücklich ich bin
Mit der vollkommen schönsten Frau
Schönheit vereint außen und innen
Ist Gestalt in Harmonie mit Wesen
Perfekter Körper mit Bücherliebe
Unstillbare Lust mit zarter Liebe
Lang lang hab ich nach ihr gesucht
Nun gefunden bleibe ich glücklich
Weil ich endlich alles in einer fand
Wir reichten uns fürs Leben die Hand
Euphorisch ob meines großen Glücks
Bin ich gelassen dabei zugleich doch
Weil so große Liebe für die Ewigkeit
Gemacht ist und ich dem Glück traue
Wo mehr nicht mehr sein kann je
Können wir in Ruhe genießen was ist
Berühre sie in Gedanken nun überall
Wissen sie möchte es auch ist Glück
Solche Schönheit finden war wohl Glück
Doch hat uns Natur füreinander gemacht
Wussten wir sofort es ist so vollkommen
Und so ist nun einfach alles gut so
jens tuengerthal 18.11.2017
Freitag, 17. November 2017
Bilderwanderung
Vom Helmholtzplatz über das Brandenburger Tor durch den Tiergarten zur Gemäldegalerie war der geplante Weg und ich lief ihn mit der Liebsten im Ohr auf dem schnellsten Weg, um noch Zeit in der heute bis 20h zumindest geöffneten Gemäldegalerie zu haben.
Die Schönhauser Allee hinunter, um noch ein wenig Dampf machen zu können und von dieser am Senefelderplatz in die Schwedter Straße, durch Templiner und Zionskirchstraße erreichte ich mit Überquerung dieser bereits den Bezirk Mitte, in den ich die Choriner hinunter noch weiter eindrang, die ehemalige Stadtmauer überquerend, die heute nur noch Straßenbahnschwelle ist, gelangte ich zur Linienstraße, der ich bis zum Koppenplatz folgte. Von dort ging es südlich in die Große Hamburger Straße bis zur Krausnickstraße, an deren Ende ich die Museumsinsel schon im Blick die Oranienburger überquerte, um gegenüber am Monbijou Park entlang, der nach dem früher hier gleichnamigen Schloss benannt wurde und mich direkt zum Bode Museum führte, das ich aber links liegen ließ, auch wenn ich damit dies wunderbare Haus heute sicher nicht gebührend würdigte, doch folgte ich weiter dem Kupfergraben gen Westen, bis zur Geschwister Scholl Straße, die nach der Georgenstraße zur Universitätsstraße wird, die ich an der Dorotheenstraße wieder westlich hinter der Universitätsbibliothek entlang in selbige verließ. Auf der Dorotheenstraße blieb ich, die Friedrichstraße noch überquerend bis zu ihrem Ende an der Wilhelmstraße, in die ich wieder südlich oder nach links abbog, um zum Pariser Platz zu kommen.
Dort fand sich eine große Menge an luxuriösen Limousinen - wohl für einen größeren Empfang in der gut bewachten französischen Botschaft. Ignorierte dieses gewiss bedeutende politische Ereignis, zu dem mich auch keiner einlud, was ich vielleicht angesichts der dort gereichten vergorenen französischen Getränke vielleicht bedauern könnte, aber nicht tat, da ich ja für die Kunst unterwegs war.
Genau in der Mitte auf dem ehemals der kaiserlichen Familie vorbehaltenen Weg durchquerte ich als freier Berliner Bürger das Brandenburger Tor und sah schon vor mir das Monument von Manaf Halbouni, das im Rahmen des 3. Berliner Herbstsalons vom Gorki Theater, das bereits von Februar bis April die Dresdner auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche in dort üblicher fremdenfeindlicher Weise empörte, einen typisch sächsischen Skandal auslöste, weil der Freistaat eben eher unfrei ist.
An Berlins zentraler Stelle standen nun auch die drei aufrecht stehenden Busse, die an die Situation der syrischen Flüchtlinge erinnern soll, in dem es an eine Straßensperre erinnert, die in gleicher Weise in Aleppo errichtet wurde, um die Zivilbevölkerung vor den Scharfschützen dort zu schützen. Hier empörte sich niemand. Einige betrachteten es ruhig, viele machten Fotos, sah aber keinen, der seinen Sefie-Stab angrinste. Eine gute Idee an einem zentralen Punkt, die nachdenklich macht und zumindest einige innehalten ließ. Am Kunstwerk standen Mitarbeiter des Gorki-Projekts für Fragen zur Verfügung, reichten auf Wunsch Flugblätter, viele lasen die Beschreibung genau. Sah kein Kopfschütteln und keine Aufregung. Auch an Berlins zentralem Symbol fühlte sich keiner durch das Kunstwerk provoziert - es wurde schlimmstenfalls ignoriert, wenn es auch keiner übersehen konnte, machte es so zum Thema, was viele gern verdrängen - die syrischen Flüchtlinge suchten nicht Wohlstand sondern Frieden im Land, ihretwegen öffnete die Kanzlerin die Grenzen, um eine unmenschliche Situation mit ihrem schlichten “Wir schaffen das” zu beenden. Daran in der Diskussion um Obergrenzen zu denken, scheint mir wichtig.
Nachdenklich aber zügig ging es weiter in den Tiergarten, um noch ein wenig Zeit in der Gemäldegalerie zu haben. Von dessen gerader Durchquerung im Dunkeln gibt es nicht viel zu berichten, außer dass mir wie immer viele Radfahrer und Läufer begegneten, von denen irgendwo am Rand des Tiergartens ein Nest zu sein scheint. Gegenüber der Philharmonie angekommen, überquerte ich die Tiergartenstraße, ging geradeaus in die Herbert von Karajan Straße, die ich zum Matthäikirchplatz verließ, um die lange schiefe Ebene zum Kulturforum zu erklimmen.
Dort angekommen, schloss ich alles überflüssige ein, zeigte meine Jahreskarte der Staatlichen Museen, die für einen Berliner ein unendlicher Fundus und Hort des Glücks ist, der Zutritt zu den wichtigsten Museen gibt und die eben auch zum schnellen Besuch mal zwischendurch einlädt und betrat die heiligen Hallen der Kunst, in der die Sammlungen vor 1800 noch hängen. Überraschend schön und neu stand die sonst große und leere Wandelhalle unter dem Motto in neuem Licht und präsentierte eine große Sammlung mit 70 sonst nicht gezeigten Werken entsprechend dem, was in den Räumen hinter der Halle sonst gezeigt wird, in einem riesigen Raum mit halbhohen Stellwänden in unterteilt. Alles in blau getaucht war das Flanieren im Verbindungselement Wandelhalle ein ganz neues Erlebnis, eine kleinere Gemäldegalerie als Schatzkästchen in der großen ließ durch die Jahrhunderte flanieren und spiegelte, was in den Räumen dahinter hing. Auf der rechten Seite beginnend mit früher Kirchenkunst des Mittelalters, niederländischen und deutschen Meistern, dem goldenen Zeitalter der niederländischen Malerei, hin zur Kunst des 18. Jahrhunderts bis zum Rokoko, von dort nach Italien und Spanien, wo ein wunderbarer Velazquez von Karl V. in voller Rüstung beeindruckte, endete die erste Runde bei der italienischen Renaissance mit wunderbaren Altarbildern und einzelnen typischen Portraits aus der Blütezeit Italiens.
Nach dem ersten neuen Rundgang, machte ich mich auf dem Weg zum üblichen Rundweg durch die dort Kabinette und gleich im ersten stieß ich auf einen strahlend schönen weißen Busen von Jean Fouquet aus dem Dyptichon von Melun für die dortige Stiftskirche, das sonst in Antwerpen hängt. Die Madonna ist der rechte Flügel des getrennten Dyptichon, dessen linker Flügel mit dem Stifter Étienne Chevallier mit dem heiligen Stephanus zum Bestand der Berliner Sammlung seit 1896 gehört und beide zusammen gehören zu den wohl schönsten Hauptwerken der französischen Kunst vor 1500. Dazu kommt noch ein Emaille Medaillon mit einem Selbstportrait des Künstlers, das sonst im Louvre steht. Weitere Bilder von Jan van Eyck, Rogier van der Weider und Petrus Christus, erläutern die kleine exquisite Sammlung, so auch das Bild van Eycks, das Bildnis von Agnes Sorel, der Geliebten des Königs, deren Züge sich im Gesicht der Madonna finden sollen, die stolz stillend ihren fast ironisch runden Busen in schneeweiß präsentiert. Dazu kommen noch Zeichnungen, die den Kontext des Werks und den Weg zu ihm erläutern.
Eine bildschöne, weiße Madonna mit perfektem, fast unnatürlich rundem Busen, welche die Züge einer Geliebten des Königs trägt als hocherotisches Altarbild - das ist schon so genial und zeigt den französischen Sinn für Schönheit und das Spiel mit der auch öffentlich gelebten Erotik einfach wunderbar. Die Frau als Subjekt der Anbetung gibt trotz allem christlichen Schmuck und passender Symbolik diesem Gemälde eher den Charakter eines dionysischen Altargemäldes und das mit einem Augenzwinkern auf die christliche Prüderie in einer Kirche aufzustellen, zeugt von guter Kenntnis des menschlichen Wesens. Eine wunderbare kleine Kabinettausstellung, bei der mich nur der autoritäre Wärter verärgerte, der mich mit Gewalt am Fotografieren hindern wollte und zunächst lautstark die Löschung der Bilder verlangte.
Ignorierte ihn höflich lächelnd, verließ den Raum und er folgte mir nicht allzulange in den Bereich seiner Kollegen, sondern beließ es beim peinlichen Versuch seine Allmacht als Wärter im Bilderzoo gezeigt zu haben. So konnte ich diese prächtigen weißen Kugeln fern aller anatomischen Realität zumindest ein wenig von der Seite ablichten und sie waren sicher einen Blick wert.
Vor Dürers Madonna mit dem Zeisig einen Moment andächtig verweilend, diesem deutsch-italienischen Meisterwerk der Renaissance, die so leuchtend einen Quantensprung von der in Fouquets Diptychon entfernt scheint, wenn sie auch, vielleicht typisch deutsch, jeder Erotik eher entbehrt. Die weisen dafür die beiden Venus von Cranach und dessen Jungbrunnen zur genüge auf, die ich nur kurz besuchte heute, da sie von einem Malkurs junger Damen belagert war, dessen amüsante Produkte den Boden dekorierten, während die selbigen deutlich dekorativer ihrer Führerin lauschten.
Ein kurzer Zwischenstopp bei der kleinen Kabinettausstellung zu Luther anläßlich des 500. Jahrestages seines Thesenanschlags in Wittenberg lichtete ich eher im familiären Interesse ab, betrachtete ich bloß schnell - einige sehenswerte Blätter aber ich kann den Spalter und Antisemiten nicht leiden, so viel er auch mit seiner Bibelübersetzung für die Etablierung des Hochdeutschen getan hat. Der Mann, der die Renaissance in Deutschland durch die Reformation ersetzte, damit die geistige Freiheit dieser Bewegung, die in Italien begann, hier beendete, wird hierzulande viel zu viel gewürdigt für meinen Geschmack, er war in der Wirkung ein Bremser und kein Reformer.
Natürlich war seine Kritik an Rom und dem Ablaß, der den Petersdom und die Orgien finanzieren sollte, berechtigt, ist der Aberglauben mit Heiligen und Reliquien dort für jeden vernünftigen Menschen einfach lächerlich - doch wird der eine Aberglaube nicht besser, wenn ich ihn durch einen anderen, vermeintlich reineren Aberglauben ersetze - es bleibt ein solcher und so hat die Reformation eine Bewegung hin zur Befreiung vom Aberglauben verhindert, die mit der Wiederentdeckung des Lukrez und der Lehren des Epikur damit auf einem guten Weg war.
Doch die Gegenreformation und die Schlachten um den rechten Glauben in Europa, die nicht nur in Nordirland bis heute fortdauern, die auch Bayern immer wieder vor dem Bundesverfassungsgericht verliert, haben die Befreiung der Menschen aus dem Reich der Unvernunft und des Glaubens verhindert. Bis heute beruft sich etwa die sehr gute und vernünftige Verfassung der Bundesrepublik auf einen erfundenen Gott, egal welcher Konfession und es gibt Eide auf das Märchenbuch Bibel durch führende Politiker, was nur durch Tradition noch zu rechtfertigen ist aber jeder Freiheit Hohn spricht und Europas Werte verspottet.
Der Aberglaube hat in einem vernünftigen Land nichts im Staat verloren und gerade der Terror des Islam könnte uns dies besser lehren - aber hier ging es ja nur um den Reformator Luther und warum ich ihn ungern anschaue und mehr als kritisch sehe, ganz abgesehen davon, dass sein übler religiöser Antisemitismus gegen den Gründer seiner Sekte gerichtet schon paradox genug ist, diesen Irren nicht weiter ernst zu nehmen.
Dennoch waren die Stiche künstlerisch ganz nett und gaben ein schönes Bild der Lutherzeit in der sich Deutschland entscheidend veränderte, wenn auch nicht zum Guten hin, warum ich den Moment dort nicht bereute.
Ging die gleiche Runde nun innen, wenn auch manches Kabinett angesichts der fortgeschrittenen Zeit schneller durchschreitend und auch vor Breughels Bauernwimmelbild sammelte sich die nächste Traube junger Damen, warum ich beide lieber zügig ignorierte. Rembrandt bewundernd und ein Lächeln für Vermeers Licht ging es zu den Engländern und bei Prinz Heinrich, dem kleinen Bruder des Alten Fritz, der neben dem wunderbaren Selbstportrait der großen Berliner Malerin Dorothea Therbusch hängt, im Raum in dem auch das letzte Portrait Mozarts hing, den ich nochmal für meine Prinzessin ablichtete, gongte es und kam die Durchsage, dass nun geschlossen würde und zügig schweifte ich durch die nächsten Räume, Venedig und italienische Knabenerotik, Habsburger Familienbilder als Ausweis der zu vielen Inzucht, bis ganz am Ende vorm Ausgang, der auch Eingang ist, die italienische Renaissance mein Herz erwärmte. Großartige Bilder, die mit dem neuen Raum als Entdeckung der Zeit experimentieren, menschliche Gesichter zeigen, wie sie das Mittelalter nicht kannte.
Wieder aus dem Museum aufgetaucht, ging ich zügig durch den Tiergarten zurück, wollte am Bundestag vorbei zur Spree, doch die fortdauernden Sondierungen, die noch nicht mal Koalitionsverhandlungen sind, heute in großer Runde, die ein Ergebnis wohl bringen sollten, hinderten mich am direkten Weg - die Koalition erreichte nichts bis zum Morgen, vertagte sich auf das Wochenende, an dem hoffentlich der nervige Horst endlich fällt und ich folgte der Bundesstraße 2, die dort Dorotheenstraße noch heißt, ging an ihrem Ende links gen Norden, überquerte die Marschallbrücke, lief ein wenig immer meine Liebste im Ohr die Luisenstraße hinab, bog in die Marienstraße ein und setzte mich endlich einmal vor die Böse Buben Bar, was ich mir schon so lange vorgenommen hatte.
Es dauerte etwas, bis mich jemand bei der zugegeben recht frischen Luft draußen wahrnahm, doch schließlich bekam ich einen feinen, trockenen Rioja und genoß ihn dort auf einem der Felle, den Blick nach Innen auf die dort wunderschönen Bücherregale. Beim Gehen, noch einmal die dort Örtlichkeiten konsultierend, stellte ich fest, sie haben sogar ein Kindler Literaturlexikon auf dem Zigarettenautomaten zwischen den Klos stehen, zu dem sich noch eine kleine Herder Ausgabe gesellte. Hierher werde ich wieder mit der Liebsten kommen, um in einem Café voller Bücher die Stimmung gemeinsam zu genießen.
Über die Reinhardstraße, am gräßlichen Friedrichstadtpalast vorbei, dem spießigen Utensil aus DDR-Zeiten, das tut, als wäre es ein mondänes Varieté, wozu ihm bei der Vergangenheit logisch entscheidendes fehlt - Stil und Schönheit, über Oranienburger und Auguststraße zum Koppenplatz, beendete ich den Rundgang wie üblich über Ackerstraße und mit den Hussiten am Humboldthain vorbei, durch den Gesundbrunnen und heim nach 24 km mit der Liebsten immer im Ohr.
jens tuengerthal 16.11.2017
Vertrauensglück
Wie glücklich macht es doch
Sich sicher zu sein mitenander
Blind einander zu vertrauen
Von großer Liebe erfüllt
Reize gibt es im Leben immer
Früher schien der Reiz des Neuen
Stärker als das Glück was da ist
Heute weiß ich es besser
Nichts besseres erwarte ich mehr
Vom neuen oder anderen jemals
Genieße das Glück stattdessen
In allem lieber nur noch mit dir
Das Glück zu vertrauen in allem
Erfüllung für immer zu finden
Ist aufregender als jede war
Logisch scheint mir was ich will
Wenn du den Gipfel erreicht hast
Kannst du dich ausruhen oben
Den Blick schweifen lassen dort
Um zu erkennen wie schön es ist
Zufriedenheit wird zum Glück
In dem du immer lustvoll ruhst
Weil du alles nur mögliche hast
Ist Vertrauen logische Folge
So ist nichts sonst mehr wollen
Kein weniger sondern viel mehr
Du ruhst immer zufrieden in dir
Hast alles was du wollen kannst
In diesem Glück mit dir leben
Ist kein Verzicht sondern mir
Der Hauptgewinn nach langer
Suche endlich völlig gelassen
jens tuengerthal 17.11.2017
Donnerstag, 16. November 2017
Todesnähe
Heute rief mich meine Mutter an, damit ich nochmal mit meinem Vater spreche, dessen Herz Probleme macht, mehr als 50 m zu gehen, macht ihm bereits Schwierigkeiten, der früher stundenlang durch die Wälder lief, Waschmaschinen alleine trug , alles konnte und die Medizin scheint auch nicht mehr viel weiter zu wissen bisher. Nebenbei erzählte sie mir, dass sie nun gleich ihren Hund einschläfern lassen, den guten Labrador Balu, der nun auch alt geworden ist und nicht mehr aufstehen kann.
Das ist alles in Ordnung, Tiere haben ein beschränktes Leben - mochte den Hund, war viel mit ihm spazieren, den meine Eltern sich anschafften, als mein Vater in Rente ging. Sein Tod bedrückt mich nicht - er hat gute Jahre in der Familie gehabt, allen Seiten gut getan, meine Tochter und die anderen Enkel haben ihn geliebt und nun ist seine Zeit um und ein Hund, der nicht mehr aufstehen kann und inkontinent wird, darf erlöst werden.
Auch die Todesgefahr meines Vaters ist mir seit seinem Infarkt vor einigen Jahren sehr bewusst, da war es schon schwer mit ihm überhaupt noch zu telefonieren, er brauchte, bis er seine Artikulation wieder fand und wieder, wenn auch ein wenig gebremst, der Alte war. Schon vor über dreißig Jahren hat er mir erzählt, dass er vermutlich nicht älter als 65 wird, so verstrahlt wie er sei als Radiologe und tatsächlich hatte er aufgrund seiner Strahlenschäden keine Haare mehr an Armen und Beinen und ich hatte mich damals damit abgefunden, dass mein Vater wohl nicht alt wird - allerdings schien mir damals 65 noch sehr weit entfernt, er war da gerade Ende vierzig oder so.
Nun hat der Tod ihn zumindest eingeholt und sie laufen im Gleichschritt auf einer Ebene, unklar nur, wer zuerst am Ziel ist, aber er wollte nicht über sein Herz reden, an dem vermutlich nicht mehr viel zu ändern ist und das sei eben, wie es sei. Lieber sprach er mit mir über meine Essays, die er wohl gelegentlich liest, wenn meine Mutter ihm die Links schickt, oder sie ihm ausdruckt. Er liest mich also und denkt über meine Worte nach, dachte ich, wie schön - so nah waren wir uns wohl lange nicht und wenn ich ihm damit noch etwas geben kann, ist es viel und bin ich glücklich. Es ging bei dem einen Essay, dass er erwähnte, um den diesjährigen Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro, bei dem ich insbesondere über seinen Roman, Alles was wir geben mussten, schrieb, der die lebende Organspende betrifft. Menschen die sterben, damit andere leben können, für die sie Spender sind.
Wie ich mir jetzt vielleicht für diesen klugen, belesenen und vielseitig interessierten Mann einen Spender wünschen würde - aber was sollte er ihm überhaupt spenden?
Sein Herz ist relativ stark, so zartfühlend mein Vater immer gewesen ist, solch ein Vieh von einem Mann war er zugleich. Es sind die Wege zu ihm und von ihm weg, die nicht mehr so frei laufen, wie sie sollen. Weiß nicht, ob das an seiner Ernährung liegt, am Lauf der Zeit, daran, dass wir alle irgendwann sterben müssen, an den vielen Medikamenten, die er seit Jahren gegen seinen Bluthochdruck nehmen soll und die ihn aber auch als Menschen verändert haben, ihn unduldsamer manchmal werden ließen.
Bin kein Arzt wie er und er weiß auch nicht mehr was tun, fügt sich dem, was seine Ärzte sagen und meinen und irgendwann geht es eben nicht mehr, dann will das Herz vielleicht noch und könnte auch noch irgendwie, aber findet keine Wege das Blut zu pumpen, es in der Lunge mit genug Sauerstoff zu versorgen, vielleicht muss er auch nur einige Jahre ganz langsam machen.
Er sagte mir einige medizinische Sachen zu seinem Zustand und mit dem meisten konnte ich noch etwas anfangen, aus meiner Zeit im Krankenhaus, sonst ignoriere ich die Sprache der Ärzte lieber - aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr - ob er Weihnachten noch erleben würde, wäre nicht sicher, meinte er ganz gelassen und fröhlich, während ich ihm von meinen Wanderungen durch Berlin und der Ausstellung im Bode erzählte und fröhlich ungerührt tat.
Es wäre das erste Weihnachten ohne ihn in meinem ganzen Leben, denke ich etwas erschüttert - es war die Konstante und ist doch so erwartbar wie natürlich. Wenn es Zeit ist, zu gehen, müssen wir gehen, ohne uns zu grämen und uns an dem freuen, was war, sage ich mir mit Lukrez. Beinahe wäre ich ja auch schon ein paar mal gegangen. 1987 als mich einer tot fuhr, oder 2001 als mich die Straßenbahn knutschte und und und - bei ihm ist es schon lange absehbar, er weiß es, redet offen darüber, wie über das einschläfern ihres Hundes.
Dennoch wird mir ganz flau im Bauch, während ich diese Zeilen schreibe und mir ausmale, wie es wird, einen Nachruf für meinen Vater zu schreiben, der dann plötzlich nicht mehr da wäre, obwohl meine wirklich süßen Eltern noch so viel gerne zusammen machen würden, wenn sie können. Da muss ich kräftig schlucken, damit ich keine feuchten Augen bekomme und mir mit fester Stimme entschlossen sagen, der Tod geht mich nichts an.
Fliehe ich nun davor, dass mich der Tod meines eigenen Vaters oder das langsame Versagen seines Herzens, von dem ich weiß und das ich verstehen kann, doch mehr berührt als ich will - wäre ja auch völlig bescheuert wenn nicht - oder fehlt mir noch die echte epikuräische Gelassenheit, die mich die Dinge nehmen lässt, wie sie sind, um das mögliche zu genießen, statt am unmöglichen zu leiden?
Das Eltern sterben, gehört zum Leben und um so älter wir werden, desto näher kommen uns diese Ereignisse mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Kinder sind die Nachgeborenen und überleben darum, wenn nicht was schiefgeht ihre Eltern und das ist auch gut so. Meine Tochter wird mich auch überleben und das freut mich für sie.
Bewundere meinen Vater für seine Fähigkeit zu genießen und zu lieben und ich hoffe er tut das auch jetzt noch jeden Tag, der ihm bleibt - denke ich an meinem Großvater, bei dem wir 20 Jahre immer von meiner Großmutter hörten, es könnte das letzte Weihnachten oder der letzte Geburtstag sein, der leider immer auf den 1, Mai fiel, warum ich nie andere Maifeiern kennenlernte solange mein Großvater lebte, der es immerhin bis 1991 schaffte, was einiges für ein Kind des Kaiserreichs und alten Kadetten war, denke ich, klar, es könnte das letzte mal sein, vielleicht haben wir auch noch zwanzig Jahre, auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist.
Mein Vater lebt und also schreibe ich keinen Nachruf und auch keinen für den Hund meiner Eltern, der es hinter sich hat und das ist auch gut so, wenn ein Hund nicht mehr laufen kann. Solange mein Vater genießen kann, möge er es tun und wenn ihn ein Glas weniger drei Tage länger leben lässt, aber drei Gläser Wein ihm den letzten Tag schöner machen, dann hoffe ich, er macht es sich weiter so schön wie nur möglich.
Ein guter Freund der Familie hatte vor einigen Jahren einen Schlaganfall und vegetierte nur noch als Pflegefall dahin - ein geistvoller, humorvoller Arzt, der nur noch ein Schatten seiner selbst war. Besuchte ihn, der mit einer alten Freundin der Familie verheiratet war, einige male mit meinem Vater und als ich hörte, er sei gestorben, freute ich mich, dass er endlich erlöst wurde, weil es keine Aussicht auf Besserung gab.
Meine beiden Großmütter die über neunzig wurden, waren immer weniger zurechnungsfähig und vernünftig als sie sich ihrem Ende näherten. Auch der eine Großvater war am Ende zumindest etwas seltsam. All dies ließ mich schon früh daran zweifeln, ob es ein Ziel sein muss, so alt zu werden, bis der Körper nicht mehr funktioniert, auch wenn der Geist seinen Geist schon vorher teilweise aufgab.
Ginge mein Vater jetzt irgendwann, wie er und meine Mutter wohl befürchten, ginge er klaren Geistes und hätte solange er konnte, getan, was er wollte. Das ist gut so und gefällt mir und die Vorstellung des vielleicht doch noch Ausbruchs der Strahlenkrankheit oder des Prostatakrebs, an dem meine beiden Großväter litten, fände ich nicht tröstlicher. Auch der Gedanke an Demenz bei ihm oder andere Alterskrankheiten, die eben so kommen, wenn wir immer länger leben, gefällt mir nicht wirklich.
Es gibt nie einen richtigen Zeitpunkt zum Sterben, außer den, an dem wir halt tot sind. Vielleicht lebt er noch viele Jahre, vielleicht nur noch wenige Tage - gerne würde ich noch lange Gespräche mit ihm über so vieles führen - vielleicht kommen wir Weihnachten oder zwischen den Jahren dazu oder halt nicht, dann ist es auch gut so. Wir haben viel miteinander geredet, unser ganzes Leben lang und das dauert ja bei mir nun auch schon 47 Jahre. Wir haben uns verändert in den letzten Jahren, sind uns in vielem immer ähnlicher geworden - gerade in den Interessen und dem, was uns wichtig und bedenkenswert scheint - fürchte sogar fast wir wählen schon wieder das gleiche.
Das ist, was mir wirklich wichtig ist. Der Tod geht mich nichts an. Er kommt, wenn er da ist und dann bin ich nicht mehr da oder eben der andere und dann ist er weg und das ist dann eben so. Aber das wir uns die letzten Tage noch geistig begegnen, einander lesen und über unsere Gedanken nachdenken, ist mir viel wichtiger und näher, als sich nochmal in den Arm zu nehmen oder ähnlich rührseliges Zeug, das nur dazu dient auch bei mir die Augen feucht werden zu lassen. Sich klaren Verstandes zu verabschieden und sich an dem freuen, was war, finde ich wesentlich tröstlicher als alle anderen Geschichten, die ich in den letzten Jahren las von Walter Jens und anderen.
Freue mich für meinen Vater, was er für ein tolles Leben gelebt hat, wie viel von dem, was er tun wollte, er getan hat, wie glücklich er immer wieder war und wie viele Menschen er glücklich gemacht hat und hoffentlich noch so lange wie eben möglich machen kann. Er hat bis jetzt ein ziemlich erfülltes und tolles Leben, denke ich, ohne einen Nachruf schreiben zu wollen oder nur daran zu denken, der Tod geht mich ja bekanntlich nichts an.
Gelassen war er am Telefon, sehr gelassen, wollte statt über sein Herz lieber über das Essay zu Ishiguro reden, typisch für ihn und gefällt mir so. Mit dieser Erinnerung kann ich gut leben und habe das Gefühl, wir sind uns doch noch näher gekommen, als wir es vorher waren und das ist viel und genug, damit kann ich glücklich sein, egal was kommt.
Jetzt kommt, was eben kommt, entweder jetzt oder in ein, zwei oder zehn Jahren, darauf kommt es nicht an - wir sind uns geistig begegnet auf einem nahen und würdigen Niveau und sind dabei einander zu verstehen und unsere Gedanken wirken ineinander weiter - mehr kann nie sein, denke ich, bin also eigentlich ziemlich zufrieden, könnte es sein, schlucke den Klos im Hals herunter und die Tränen, für die es keinen Grund gibt. Es ist gut so und damit zu leben, was ist, meint vielleicht, dass uns der Tod wirklich nichts angeht, auch wenn der geht, irgendwann, aus dem du zur Hälfte wurdest.
jens tuengerthal 16.11.2017
Liebesglut
Der Anblick von Feuer beruhigt
Die Flammen deiner Leidenschaft
Entzündeten mich beim ersten mal
Sie brennen weiter heiß in mir
Ein Kamin beruhigt ungeheuer
Der Blick in die Flammen tut gut
Ob echt oder nur zum Schein
Zählt was wir dabei fühlen
Die Leidenschaft hat ihren Preis
Doch wäre sie mir alles wert
Wie das Feuer verbrennen kann
Entzündet Leidenschaft manches
Verzehre mich nach dir Liebste
Wie der Schmetterling nach Licht
Darum suchen sie die Flammen
Auch wenn sie darin sterben
Der geteilte kleine Tod ist
Das höchste denkbare Glück
Wenn zwei entflammt sind
Brennen sie halt füreinander
Die Glut erlischt im Regen
Wie feucht du bist zeigt mir
Wie heiß du noch brennst
Manches ist doppelt eins
jens tuengerthal 15.11.2017
Mittwoch, 15. November 2017
Zarthart
Sehne mich nach dir
In einsamen Nächten
Möchte ich dich halten
Zärtlich in meinem Arm
Halte ein Höschen anstatt
Schnüffle nach deinem Duft
Hätte lieber deine Haare noch
Vor meinem Gesicht bei mir
Will dein Gesicht küssen
Deine Lippen auf meinen
Deine Öhrchen zart lecken
An deinem Hals knabbern
Dein fester runder Po soll
An mein Becken drücken
Während dein zarter Rücken
Ruhig an meinem Bauch atmet
Träume von deinem Busen
Der vollkommen geformt ist
Sich unter meiner Hand hebt
Während seine Spitze steht
Wie du so träumend in meinem
Arm liegst und nicht merkst wie
Glücklich ich dich dabei ansehe
Dankbar in der noch Dämmerung
Möchte selig die Augen schließen
Voller Lust neben dir wieder noch
Verschlungen dann erwachen damit
Wir uns im ersten Morgentau lieben
Hart ist es nun mit mittiger Härte
Allein voller Sehnsucht zu liegen
Doch wie schön ist es zu wissen
Bald kommst du wieder zart zu mir
jens tuengerthal 15.11.2017
Rückzugssieg
Kann Rückzug ein Sieg sein oder nie?
Wer sich zurückzieht, überlässt dem anderen das Schlachtfeld. Damit wird zumindest dies verloren gegeben und sei es auch nur, um Kräfte zu schöpfen und danach siegreich zurückzuschlagen oder den Gegner aus einem Hinterhalt aufzulauern.
Montaigne schreibt am Beispiel der Kriege im Norden Italiens, bei denen er seinen König gegen den Kaiser begleitete einiges über den ehrenvollen Sieg und den tatsächlichen und was die schmählichen Siege je wert sein können, verglichen mit einer ehrenvollen Niederlage.
Seiner Meinung nach hat die Ehre, die den Ritter dazu bringt offen und ohne Hinterhalt nur mit reiner Manneskraft um den Sieg zu ringen, zwar manches für sich, doch sei ein Krieg eben kein Boxkampf leider und nutzt die Ehre am Ende wenig, wenn die Schlacht verloren ging und die Betroffenen so gefangen gesetzt werden und die ehrlosen Sieger sie trotz ihrer Verdienste in der Schlacht einfach würdelos behandeln, warum es von Zeit zu Zeit klug sein kann, die Ehre zu vergessen, wenn es um den Sieg geht, zumindest, wenn der Gegner es schon tat und die Chancen ansonsten nicht gleich verteilt wären.
In diesem Zusammenhang argumentiert Michel de Montaigne, dass ein Rückzug durchaus keine Schande sein muss, wenn er taktisch klug genutzt wird und die eigene Position sogar stärkt, die am Ende der Ehre um so mehr Raum gibt, weil der Richtige gewann - wer nun der Richtige ist, lässt sich einfach nur für diejenigen beantworten, die einem Bündnis treu verbunden sind, wie Montaigne in diesen Kriegen dem König von Frankreich, welcher Franz oder Henry es nun auch war. Als deutscher Beobachter würde sich diese Frage vermutlich anders stellen - sollte zum deutschen Kaiser gehalten werden, Karl V. oder seinem Bruder Ferdinand später, damit auch das Kapital der großen deutschen Bank namens Fugger gesichert wäre oder war es ein Gebot der Vernunft etwa im Interesse auch der Hanse und was von ihr noch übrig war, dass ein die Welt beherrschendes Haus wie Habsburg nicht zu stark wurde, was ja auch der Papst wohl dachte, warum er sich gern mit den Franzosen in der Heiligen Liga verbündete gegen Karl, der König in Spanien, Kaiser in Deutschland, Herzog von Burgund und Herrscher der spanischen Kolonien rund um die Welt war.
Die Geschichte ist bekannt, der Franzose verlor, Karl nahm den Gefangenen König mit nach Spanien, ließ ihn auf Ehrenwort wieder frei, worauf dieser ihm, kaum war er wieder in Frankreich gemeinsam mit dem Papst eine Nase drehte und Karl nicht viel unternahm, als seine unbezahlten Söldner das Gold von Rom einsackten beim eben Sacco di Roma.
Was dort mit dem Papst auf der Engelsburg geschah, ob damit die italienische Renaissance endete, ist reichlich und oft in Kunst und Literatur diskutiert worden, kann jeder nachlesen, den es interessiert - für die Frage, ob ein Rückzug ein Sieg sein kann, hilft es uns nicht mehr viel weiter.
Spannender könnte da schon sein, ob der Rückzug Karls V. von der Macht und die Aufteilung seines Reichs zwischen Bruder und Sohn als Erben ein Sieg für seine Freiheit war oder die Kapitulation vor einer zu großen Aufgabe. Wer sich Karls etwas selbstmitleidigen Brief zum Rücktritt als Herrscher von Burgund und überhaupt von allen Ämtern durchliest, könnte denken, einen bescheidenen Mann vor sich zu haben.
„Vor vierzig Jahren, am selben Ort, am Vorabend des Dreikönigstages, hat mich der Kaiser, mein Großvater, für volljährig erklärt. Dann wurde ich König von Spanien, dann selbst Kaiser – Ich habe die Kaiserkrone gesucht, nicht um über noch mehr Reiche zu gebieten, sondern um für das Wohl Deutschlands und der anderen Reiche zu sorgen, der gesamten Christenheit Frieden und Eintracht zu erhalten und zu schaffen und ihre Kräfte gegen die Türken zu wenden. Ich habe darum viel beschwerliche Reisen machen, viele beschwerliche Kriege führen müssen … aber niemals mutwillig, sondern stets sehr gegen meinen Willen als Angegriffener …“
„Große Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, und nur wenige bleiben mir: und um den Preis welcher Mühen! Das hat mich schließlich müde und krank gemacht. Ihr wisst alle, wie sehr … Ich habe alle Wirrnisse nach Menschenmöglichkeit bis heute ertragen, damit niemand sagen könnte, ich sei fahnenflüchtig geworden. Aber jetzt wäre es unverantwortlich, die Niederlegung noch länger hinauszuzögern. Glaubt nicht, dass ich mich irgend Mühen und Gefahren entziehen will: Meine Kräfte reichen einfach nicht mehr hin. Vertraut meinem Sohn, wie er euch vertraut, seid einig, übt stets Gerechtigkeit und lasset den Unglauben nicht in eure Reihen.“
„Was mich betrifft: ich weiß, daß ich viele Fehler begangen habe, große Fehler, erst wegen meiner Jugend, dann wegen des menschlichen Irrens und wegen meiner Leidenschaften, und schließlich aus Müdigkeit. Aber bewusst habe ich niemandem Unrecht getan, wer es auch sei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, geschah es ohne mein Wissen und nur aus Unvermögen: ich bedaure es öffentlich und bitte jeden, den ich gekränkt haben könnte, um sein Verzeihen.“
In Wirklichkeit war dies die Rückzugserklärung des Kaisers in dessen Reich die Sonne nie unterging. Einer der zentralen Gestalten der deutschen Geschichte, um die sich so viel dreht, von der Geburt in Gent im flandrischen Herzogtum Burgund, dem damals habsburgischen Erbe, das nach seiner Abdankung den spanischen Habsburgern und damit seinem Sohn König Philipp II. zufiel, was die spanischen Niederlande entstehen ließ, die hundert Jahre mit der protestantischen Republik der Niederlande Krieg führten, dessen Ende auch erst im Frieden von Münster nach dem Dreißigjährigen Krieg besiegelt wurde, fast hundertzehn Jahre nach dem Tod Karls unter dem die konfessionellen Auseinandersetzungen im deutschen Reich eskalierten und die heute Belgien heißen, innerlich gespalten zwischen Flamen und Wallonen und doch die Hauptstadt Europas beherbergend.
So focht Karl schon den Schmalkaldischen Krieg gegen die Lutheraner aus, enthob den Kurfürst von Sachsen, den Förderer Luthers, seines Amtes und teilte desse Reich auf. Doch die Früchte dieses Sieges, von dem einige prächtige Bilder von Karl in seiner schwarzen Ritterrüstung hoch zu Ross zeugen, wie es damals noch der Ehre entsprach, konnte er nicht wirklich ziehen, denn schon bald kam es zum Fürstenaufstand und auf dem Rückzug von diesem musste er mit dem Augsburger Religionsfrieden den verhassten Protestanten große Zugeständnisse machen, die das Reich dann noch für einige Zeit relativ stabil hielten.
Als Karl genug vom Reisen und Regieren hatte, zog er sich in ein Kloster zurück, in dem er ein nach seinen Plänen gebautes Landhaus im Stil der italienischen Renaissance bezog und für einen Kaiser relativ bescheiden lebte, im Austausch nur mit den Mönchen und relativ wenigen Bedienten, versuchte jeden Kontakt mit der Welt zu vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt war der bereits ergraute Kaiser 56 Jahre und hatte noch zwei Jahre zu leben. Die Malaria raffte ihn mit Fieberschüben bald hinweg - ein Folgeschaden des Weltreichs.
War dieser Rückzug in geistige Welten der Literatur, Philosophie und Religion eine Niederlage, hatten Karls viele Feinde auf der ganzen Welt den Kampf gewonnen?
Karl war elf Jahre nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Auftrag seiner Großeltern Ferdinand von Kastilien und Isabella von Aragon und damit erstmals von Spanien, dass sie sehr blutig und intolerant von den Mauren befreiten, in den burgundischen Niederlanden geboren worden. Burgund hatte noch sein Großvater der Kaiser Maximilian I. für Habsburg erheiratet und als Erbe von dessen Erben Philipp dem Schönen, der früh starb, worauf seine Frau Johanna, die Tochter von Ferdi und Isabella, wahnsinnig wurde angeblich, hatte Karl auch das neben der Kaiserwürde später geerbt. Spanien kam von der Mutter, eben jener Johanna, die der liebende Sohn noch oft und lange in ihrem Kloster besuche, ob sie nun wirklich wahnsinnig war oder nur ganz normal depressiv einmal dahingestellt.
Die Weltmacht hing an den Kolonien Spaniens rund um den Globus, über dessen Rundung die Renaissance noch mit tödlichem Ausgang für manche stritt, auch wenn das mittelalterlich eher anmutet, was wiederum an den Spitznamen von Karls Großvater Maximilian erinnert, den sie den letzten Ritter nannten. Noch bevor der Enkel Kaiser wurde befragte Opa Max noch Luther erstmals auf dem Reichstag zu Worms mit den bekannten Folgen.
Der einst mächtigste Mann der Welt zog sich auf dem Gipfel der Macht zurück, teilte sein Reich, weil es einen überforderte, wie er meinte. Nach ihm begannen noch hundertfünfzig Jahre Inzucht zwischen den beiden Häusern Habsburg in Spanien und Österreich, was den letzten Karls noch deutlicher am Gesicht anzusehen ist als dem Großvater schon - dann verloren die Habsburger das spanische Erbe an das französische Haus Bourbon, das durch Hochzeit tatsächlich rechtmäßiger Erbe gewesen wäre, unter Ludwig XIV., der sich nach vielen Jahren spanischen Erbfolgekrieg doch wieder selbst zurückziehen musste, womit das Haus Bourbon zwar bis heute die Könige in Spanien stellt, die jedoch nichts mit dem französischen Haus zu tun haben durften, was sich aber keine hundert Jahre später, 1789 erstmals erledigte und nach kurzem Aufflammen 1870 endgültig Geschichte wurde.
Sprächen wir nun noch von den beiden Sizilien, dessen Erbe seit den Staufern, von denen es über Umwege nach Spanien kam, würde die Verwirrung von Rückzug und Sieg vollständig, denn auch als Richard Löwenherz auf dem Weg ins Heilige Land, dort rastete, ein wenig aufräumte, sich verliebte und gegen alle Pläne heiratete und was es mit dessen Rückzug aus dem nicht eroberten Heiligen Land auf sich hat und seinem Versuch der Flucht durch Deutschland, die in Wien peinlich misslang, was London sehr viel teurer kam als alle glaubten, sogar als der Brexit aus Brüsseler Sicht, und damit auch im Krieg in Frankreich schwächte, auch wenn angeblich erst die später heilige Johanna von Orleans für die Befreiung Frankreichs von den Engländern sorgte, die selbst von den Normannen aus der Normandie 1066 den Rückzug hatten antreten mussten und dennoch unter Victoria zur stärksten Macht der Welt wurden und es bis zum Auftritt der USA auf der Weltbühne und dem Verlust ihrer Kolonien blieben.
Die Normannen wiederum waren von Norden an die nordöstliche Küste Frankreichs gekommen, hatten sich assimiliert, nachdem sie einen Teil der Bevölkerung niedergemetzelt hatten und sich an der Küste angesiedelt, die seit 1066 mit England verbunden war. Aber auch die Nachfahren der herrschenden Häuser York und Lancaster in England metzelten sich über viele Jahre nieder, in den Rosenkriegen, die später Pate für manchen Scheidungskrieg standen, in denen die Überreste der Gefühle vor Gericht gezogen wurden.
Als Sieger aus diesen ging wiederum das Haus Tudor hervor, dass nach Henry VII. den achten Heinrich hervorbrachte, der so manche seiner Gattinnen einen Kopf kürzer machen ließ, eine neue Kirche gründete, weil Rom ihm die Scheidung verweigerte und mit der dann anglikanisch geheirateten Gatinn zeugte er Elisabeth, die berühmte rothaarige Königin, die England zur Weltmacht mit Hilfe auch ihres Piraten Drake aufbaute und nach den Siegen über die spanische Armada, die wiederum ihren zurückgewiesenen Galan Philipp II. in den Konkurs stürzten, den Sohn von obigem Karl, der seinen Rückzug in so schöne Worte fasste und die nie heiratete, um nicht ihre Macht zu verlieren. Worufhin das Haus Tudor endete und der von ihr adoptierte Sohn ihrer Kusine und lebenslangen Gegnerin Maria Stuart, die sie noch hatte köpfen lassen, König wurde und England und Schottlands Kronen vereinte.
Elisabeth erbte die Krone übrigens nicht von ihrem rothaarigen Vater, dieser vermachte sie zunächst dem wesentlich jüngeren Sohn und nach dessen Tod griff zuerst ihre Schwester Mary zu, genannt die katholische oder blutige Marie, weil sie so viele Anglikaner beim Kampf um den rechten Glauben niedermetzeln ließ und ihre rothaarige Schwester erstmal in den Tower sperren ließ. Diese war die Tochter Henrys aus der ersten Ehe mit der Tochter von Ferdinand und Isabella also den Großeltern von Karl V., die Schwiegereltern des zweiten Tudorkönigs waren.
Elisabeth zog sich von allen Heiratsplänen zurück, auch als die wirklich gute Partie Philipp II. als König von Spanien und Sohn des Kaisers in dessen Reich die Sonne nie unterging, um sie warb, gab sie dem stolzen Spanier einen Korb, der sich die wieder katholische Vereinigung ihrer Reiche so schön vorgestellt hatte und darum auch gleich in seinem Stolz gekränkt mit seiner ganzen Armada vor England anrückte, die widerspenstige Braut zu unterwerfen. Zwischen Ehe und Krieg ist es, wie im richtigen Leben, manchmal nur ein kleiner Krieg. Dass Elisabeth ihn zuvor schon lange mit ihren Piraten ärgerte und beraubte, kam erschwerend hinzu.
Um den rechten Glauben kämpfte zu Zeiten von Elisabeth auch der Hugenotte Heinrich von Navarra in Frankreich, der die Krone des südlichen Reichs von der Mutter erbte, während er seinen Namen Bourbon vom Vater hatte und damit auch die Verwandtschaft mit dem französischen Königshaus Valois, das trotz vieler Erben, die Franz noch mit Katharina Medici zeugte, an der Bluterkrankheit schneller als erwartet ausstarb. Die Hochzeit des Henry, der später als Quatre bekannt wurde, brachte die Bartholomäusnacht hervor, bei der nicht ganz klar ist, ob sie die Schwiegermutter inszenierte, die rachsüchtige Verwandtschaft oder es tatsächlich der Ausbruch des Volkszorns fanatischer Katholiken waren, von denen einer später auch Henry wieder umbrachte, als der längst Katholik wieder geworden war, da Paris ihm bekanntlich eine Messe wert war. Dieser Rückzug führte Henry zum Sieg und sein späteres Edikt von Nantes führte für zumindest 80 Jahre zum Frieden zwischen Hugenotten und Katholen, bis sein katholischer und von einem Kardinal, dem berühmten Mazarin, wobei die Verwandtschaft mit der jüdischen Familie Matzerath ein Gerücht sein soll, erzogener Enkel, der Sonnenkönig Ludwig XIV., dieses wieder widerrief.
Die Aufhebung dieses Edikts und die Vertreibung der Protestanten, deren Rückzug aus Frankreich sorgte wiederum für den Aufstieg Preußens, das viele fähige Handwerker und Offiziere begrüßen konnte und in Berlin hat die Tradition der Hugenotten viele Spuren hinterlassen - das erste Edikt zur Aufnahme und Toleranz diesen gegenüber erließ übrigens der Große Kurfürst, seines Zeichens Urgroßvater des Alten Fritz, der später auch zahlreiche Rückzüge gerade noch überstand, die ihn zum Helden Europas machten, der immer bei seinen Truppen an der Front kämpfte. Zu den begrüßten Hugenotten gehörte auch die Familie Fontane in Neuruppin, aus deren Reihen später der berühmte Schriftsteller mit Namen Theodor hervorging, der zum Dichter des alten Preußen wurde, was er humorvoll und schöner beschrieb als jeder nach ihm und der auch eine nicht unbedeutende, wenn auch später verheimlichte Rolle in der ersten deutschen Revolution im Berlin des März 1848 spielte, aber von der Politik zog sich der Literat später zurück in den Tunnel über der Spree.
Glauben wir die Geschichte aus dem Märchenbuch Bibel, hat der Rückzug der Familie von Jesus während der Zeit der Verfolgung diesem das Leben gerettet und der Menschheit einen auch nach über 2000 Jahren noch nicht ganz überwundenen Aberglauben beschert. Im Sinne der Gläubigen war der Rückzug ein Hauptgewinn. Das Prinzip Rückzug vor Gegenwehr wurde auch später zum Gegenstand der Predigten dieses Gurus, der etwa in seiner Bergpredigt den Gläubigen vorschlug lieber noch die andere Wange hinzuhalten, wenn sie einer schlägt, statt sich zu wehren. Andererseits hielt er rabiate Gegenwehr seinerseits gegen die Händler im Tempel für legitim, beschädigte der Sage nach deren Eigentum und vertrieb sie vom Ort ihrer Geschäfte aus angemaßter Autorität, die ihm für die jüdische Religion nur einige weniger seiner Anhänger zugestanden. So ist er eben wie alles menschliche auch ein wenig widersprüchlich.
Den Hokuspokus vom Gottessohn oder Messias betrachte ich nur als Folklore im Sinne der jüdischen Tradition, weil diese Sekte eben einen Messias erwartet, der ihnen Erlösung bringen soll. Spannend dabei ist aber das Ende der Geschichte, in der sich der angebliche Messias ans Kreuz nageln lässt, um für die Menschen zu sterben und sie durch seinen Tod zu erlösen. Habe mich schon manches mal gefragt, welche Drogen einer genommen haben muss, der ernsthaft meint, sein Rückzug könne die Welt retten und sein Tod die Menschen erlösen und das 250 Jahre nach dem großen Denker Epikur, der schon den ganzen Aberglauben eigentlich lächerlich und überflüssig machte, 90 Jahre nach Lukrez, der den Geist des Epikur auch für die Römer weckte und allen Aberglauben mit höchster Klugheit lächerlich machte.
Noch immer scheint vielen Menschen der Rückzug von der Welt in ein geträumtes Himmelreich verlockend - so auch den Islamisten, die sich als Bombe einsetzen, um für ihren Glauben zu kämpfen. Ist der Rückzug von der Welt, hinein ins Nichts, das uns mit Epikur nichts angeht ein Sieg und macht uns diese innere Lösung von allen irdischen Bedürfnissen frei oder nur blöd und psychisch krank - ist ein fester Glaube also eine sichere Burg oder doch eigentlich eher ein pathologischer Zustand, der nur im normalen Rahmen noch toleriert wird, weil er vielen Menschen beim Gehorchen hilft?
Als anlagebedingt leicht cholerischer Mensch, jedenfalls spricht manches des familiären Erbes dafür, ziehe ich mich inzwischen aus allen Konflikten möglichst zurück, damit ich keinen Unsinn mache oder mich blamiere. Ist ein solcher vorausschauender Rückzug nun feige oder weise und schließt das eine das andere aus?
Wie immer gibt es auch zum Rückzug nicht die Wahrheit die immer und für alle gilt sondern nur Sichtweisen, mit denen wir mehr oder weniger gut leben können, je nach Neigung. Da alles Gute seine Zeit braucht, ist Geduld stets empfehlenswerter als Drängeln, führt Gelassenheit eher zum Glück als rasende Ungeduld. Aber auch da kommt es sicher darauf an, was ich als Glück definiere. Bevor ich aber nun völlig im Sumpf der Relativität versinke, ziehe ich mich lieber zurück, um ungestört ein gutes Buch zu lesen.
Der Herbst mit seinem zwar prächtig farbigen Glanz aber auch dem langsamen Sterben der Natur um uns vor der Erstarrung im Winter ist auch klimatisch bedingt eine Zeit des Rückzugs auf der Nordhalbkugel - wie Rilke noch eins dichtete - wer nun kein Haus hat findet keines mehr. Liebe diese Zeit mehr als jede andere, vermutlich liegt mir darum der Rückzug mehr als die Sturmtruppen mit ihrem lächerlich ahnungslosen Drang ins Ungewisse.
jens tuengerthal 14.11.2017
Dienstag, 14. November 2017
Trauschein
Die Liebe ist ein Trauschein
Wenn zwei es sich trauen
Ein ganzes Leben zu teilen
Vertrauen sie einander wohl
Wer sich noch traut ist mutig
Oder hat Angst allein zu sein
Wer liebt ist sich gewiss nicht
Mehr Suchen zu müssen
Gebe es dir gern schriftlich
Habe alles mit dir gefunden
Will nie wieder suchen müssen
Weil ich mir ganz sicher bin
Weiß nicht ob ich mutig bin
Oder nur Angst davor habe
Dich zu verlieren allein zu sein
Weiß nur ich liebe dich immer
Darum traute ich mich auch
Um deine Hand anzuhalten
Bin mit deinem ja glücklich
Weil wir uns beide trauten
Sich trauen braucht Vertrauen
In sich und den anderen auch
Wir haben uns längst getraut
Darauf traue ich nun ein Leben
Es ist egal ob es da mutig war
Oder aus Verlustangst geschah
Unsere Liebe trägt alles beides
Das gibt mir immer Vertrauen
Mit oder ohne Trauschein
Können wir einander vertrauen
Weil wir es uns bereits trauten
Vollzieht dieser nur was längst ist
Du meine Frau und ich dein Mann
Voller Vertrauen auf das Glück
Kannten wir unseren Weg sogleich
Trauten uns für immer zu sagen
Diesem Glück immer vertrauen
Macht glücklich warum ich es tue
Nichts weiß ich sicher doch genügt
Die Liebe mir dem Glück zu trauen
Möchte dich immer glücklich machen
Und habe nicht als meine Liebe für dich
Doch auf sie kannst du ewig vertrauen
Hoffe sie genügt dir glücklich zu bleiben
jens tuengerthal 14.11.2017
Weinrot
Auf einen Rotwein
Mal ins Sorsi et Morsi
Als Tagesausklang
Der Wein wärmt innen
Die Stimmung trägt es weiter
Kleines Kneipenglück
Von Liebe träumen
Hier viele denke lieber
An die Liebste hier
jens tuengerthal 13.11.2017
Montag, 13. November 2017
Schlafglück
Herrlich, dachte ich, wir wären aller Sorgen ledig und alle die sich über den grauen Herbst aufregen, denen schnell zu kalt wird, verschliefen ihn einfach und Menschen wie ich, die gerade den Herbst und die Kälte mehr schätzen, verschliefen dafür den Sommer und genössen lange Spaziergänge in bunter oder kahler Landschaft.
Die Sommer und Hitze lieben, verschliefen den Winter und Herbst, Menschen wie ich eher den Sommer mit seiner matten Hitze und Schwüle und so träfen sich auch nur noch Menschen aktiv, sei es im virtuellen oder im realen Raum, die sich in ihrer jeweiligen Umgebung wohl fühlen und der Rest verschlief die Zeit, in der sie ohnehin lieber nörgeln.
Meine Liebste etwa findet heiße Sommertage entsetzlich und bleibt dann lieber in kühlen Räumen, statt sich noch in die Sonne zu legen, warum sie immer eher eine vornehme Blässe trägt, die so gut zu ihrer feengleichen Gestalt passt. Wir beide lieben Herbst und Winter - genießen diese Zeit mehr als jede andere im Jahr und könnten die heißen Tage einfach verschlafen, auch wenn ich sagen muss, dass ich die langen Nächte vor den Cafés, wenn es erst um nach elf dunkel wird, auch sehr liebe, nur auf Hitze und Schwüle könnte ich gänzlich und immer verzichten.
Eine Freundin von mir dagegen fährt jedes Jahr nach dem Berliner November und Dezember mit dem Flieger gen Asien auf heiße Inseln nahe dem Äquator und lässt es sich dort gut gehen, erkundet den Dschungel und die Inselwelt in der Wärme. Kein Mensch würde mich je auf eine solche Insel bekommen, wozu auch, zwar verbringt sie dafür Silvester schon seit Ewigkeiten immer auf Hiddensee, was den kühlen Ausgleich bringt aber für mich genauso fragwürdig ist - wozu durch die Welt rasen, um nirgendwo anzukommen, aber so verschieden sind eben Menschen und zum Glück habe ich die Frau gefunden, die in Leidenschaft und Lebensrhythmus wie ich tickt, auch am liebsten liest und es sich gut gehen lässt.
Doch bevor ich mich nun in den verschiedenen Neigungen zu Reisen oder nicht verirre, die jeder zu bestimmten Jahreszeiten hat, konzentriere ich mich lieber wieder auf das Thema dieses kleinen schläfrigen Essay.
Ein Sommer und ein Winterschlaf je nach Neigung wären gut - Menschen zögen sich dann in geschützte Schlafhöhlen zurück, die dem jeweiligen Bedürfnis entsprechend, angenehm temperiert wären. Dann ruhte monatelang unsere Arbeit oder wir würden durch andere dort ersetzt, weil wir einfach unsere Schlafphase hätten und das Leben in der Horizontalen genössen.
Was gibt es schöneres, als gut ausgeschlafen und erholt zu sein und sich nur zu den Zeiten, anzustrengen, die einem liegen, statt sich Teile des Jahres zu quälen, wenn wir doch lieber schliefen.
Die Welt würde sich in Schläfer und Wacher teilen, die jeweils nach einem halben Jahr die Position wechselten - in dieser Zeit müssten wir dann auch nicht die ganze Zeit arbeiten, aber so, dass es für das Jahr genügt, um die andere Hälfte des Jahres geruhsam im Winter- oder Sommerschlaf zu verbringen. Wir wären das Problem ewiger Urlaube und Ferienreisen los - wir verschliefen einfach mehr oder weniger die Zeit im Jahr, die uns nicht so gut gefällt und genössen die andere im üblichen Rhythmus.
Diese auch ökologisch sehr vorteilhaften Schlafpausen für einen Teil der Bevölkerung machte den Rest, der mehr Gleichgesinnte begegneten, wieder zufriedener und erhöhte die Leistungskraft der Wachen, die weniger krank wären, weil sie genau in der Zeit aktiv wären, die ihrem - das Kurunwesen würde entbehrlich, weil die Menschen sich einfach abwechselten und jeweils ein halbes Jahr mehr mit sich und bei sich zubrächten, auch wenn sie nicht ständig schliefen, könnten sie es zumindest, würden sich entspannt erholen oder lesen oder etwa Kinder zeugen oder nicht, je nach den sozialen Bedingungen ihrer Gesellschaft.
Lange und viel schlafen, scheint mir etwas Gutes zu haben, weil der Körper sich an Erholung holt, was er braucht. Neige gewöhnlich dazu, eher sehr wenig zu schlafen. Begnüge mich mit maximal 4h am Stück, doch manchmal könnte ich ganze Tage lang schlafen und dann ist es auch gut so, dies zu tun, um dem Körper seinen natürlichen Weg zu lassen und ihn nicht zu ihm fremden Gewohnheiten zu zwingen.
Liebe den Herbst und gehe auch gern bei Eiseskälte noch spazieren, dennoch finde ich die Vorstellung eine mit Lebensmitteln und Lesestoff gut versorgte Höhle monatelang nicht verlassen zu müssen herrlich und würde, hätte ich je Urlaub und schriebe nicht immer, ihn mir so nehmen, dass ich nichts als Lesen an dem Ort müsste, an dem ich mich wohl fühle, was mein Zuhause logisch ist.
Wie schön wäre die Welt, wenn wir auf all die Wetternörgler zu jeder Jahreszeit verzichten würden, sie verschliefen, was ihnen nicht gefiel und dann in ihrer Höhle blieben?
Weniger zu wollen und sich mehr Auszeit zu nehmen, in der wir nichts tun,, nirgends hin müssen, schlafen, lesen, entspannen, Sex haben, täte der Welt mutmaßlich besser als viele ehrgeizige Klimaverhandlungen. Entschleunigung ist das Rezept der Zukunft. Weniger wollen und damit mehr haben und genießen, macht glücklicher als der umgekehrte Weg und dieser fängt beim absoluten Nichtstun im Schlaf an. Genießen wir es, schlafen wir mehr und gut, damit es uns allen gelassen besser geht und wir dann fähig sind, wenn es uns gerade liegt. Wir müssen nirgendwohin, brauchen weniger und genießen viel mehr, wenn wir wieder mehr und entspannt schlafen und am besten wird dies, wenn wir es miteinander selig tun.
jens tuengerthal 13.11.2017
Lusttraum
Wenn Knaben mal träumen
Es dabei noch um Lust geht
Wünschen sie sich einfach
Eine die immer wollen würde
Wenn sie dann älter werden
Freuen sie sich über die eine
Die zumindest auch mal will
Nicht nur manchmal mitmacht
Wenn sie ganz viel Glück haben
Finden sie eine die es schon mag
Auch Spaß daran gelegentlich hat
Zumindest nicht abgeneigt wäre
Das wäre warum es meist dann
Doch nicht stattfindet hat wohl
So viele Namen wie es Frauen gibt
Der häufigste ist wohl bin müde
So geben die Männer den Trieb auf
Oder zahlen für schlechten Sex viel
Funktionieren als Ehemänner dabei
Am besten politisch korrekt höflich
Wenn einer dann die eine findet
Die immer will und noch mehr
Stets könnte wenn er wollte
Hat sich der Knabentraum erfüllt
Wo sie dann nicht zu viel redet
Voller Liebe noch bewundern kann
Scheint es dem Paradies sehr nah
Wenn Träume je wirklich würden
Auf Händen trüge er seine Frau
Wo sie sich dem auch nur näherte
Wäre der glücklichste Mann wohl
Wagte er heute noch so zu träumen
Bin der glücklichste Mann sicher
Genieße was andre nur träumen
Mit meiner die immer für immer will
Brauche keine Träume mehr lebe sie
jens tuengerthal 13.11.2017
Sonntag, 12. November 2017
Verstandnis
Wer schon einmal mit den Liebsten stritt, kennt das Problem der Verständigung mit viel Gefühl im Hintergrund. Alle Beteiligten sind sich völlig sicher, es nur gut zu meinen. Sie kennen den anderen ja, meinen sie und handeln ganz in seinem Sinne. Vielleicht scheint ihnen sogar vernünftig, was sie tun, weil sie ohnehin nie böse wollten, nur das Unverständnis des anderen für ihren doch so guten Willen, macht sie wahnsinnig wütend, weil eben sehr viel Gefühl im Spiel ist.
Können wir uns wirklich so gut kennen, stets richtig zu antizipieren, was der andere will?
Wohl kaum, sagen Vernunft und Erfahrung hier mal völlig einig. Nur das Gefühl ist sich in der Liebe gern sicher, immer zu wissen, was der geliebte Mensch will, weil wir ihn doch lieben, was zwar logisch betrachtet eine Tautologie ist, aber wen stören solch unwichtige theoretische Einzelheiten schon, wenn es um große Gefühle geht.
Wir stellen also nur Mutmaßungen an und auch wenn mich alle Erfahrung mit den mehr als zwei Frauen in meinem Leben lehrte, dass es erstens immer anders kommt und zweitens Frauen besser nie kalkuliert werden, wer wäre ich, sollte ich meinen, ich täte das vernünftigerweise nie und bildete mir keine Muster, mit denen ich auf Gewohnheiten reagiere. Jeder braucht diese Muster, um vernünftig im Alltag reagieren zu können.
Wozu gäbe es Erfahrung, wenn wir nichts aus ihr lernten, als nichts lernen zu können?
Dazwischen lavieren wir dann in Auseinandersetzungen bei denen Verstand und Gefühl miteinander ringen. In der Liebe heilen wir manches, so zumindest meine geringfügige Erfahrung mit Lust, wenn Worte nicht mehr weiterhelfen.
Die Leidenschaft, in der wir ja ganz ursprünglich bei uns irgendwie sind, wird gerne mit Gefühl verknüpft und aller meiner geringen Erfahrung nach, erhöht es auch ihren Wert, macht sie von der bloßen Gymnastik miteinander mit artistischen Einlagen, zum sogenannten Liebesakt oder sogar zum friedenstiftenden Beischlaf, wenn Worte nicht mehr weiter kommen. Dahingestellt, ob dies die Beteiligten einer Lösung näher bringt, ist es zumindest schön und kann als solches genossen werden, führt zur Befriedigung, die manches relativiert und damit auch entspannt, so den Beteiligten dies Glück gegeben ist.
Es wäre einfacher, gerade zwischen Mann und Frau, wenn wir uns stets vernünftig verhielten und darüber Verständigung suchten, zumindest theoretisch. Ob die männliche Vorstellung von Vernunft dabei der weiblichen entspricht, möchte ich mal dahinstehen lassen, wenn wir annehmen, es gäbe etwas Vernünftiges, müsste dies auch für alle Fälle gelten.
Suchten wir eine mathematische Lösung unserer Probleme miteinander, würde dies rein logisch völlig unabhängig vom Geschlecht gelten. Finde einen solchen Ansatz zugegeben sehr faszinierend und habe ihn irgendwann einmal in meinem Konzept der Krisenpfade als ressourcenorientierte Open Source Lösung entwickelt, doch bisher hielt sich die Nachfrage dazu in relativ überschaubaren Grenzen, was allerdings auch an fehlender Vermarktung liegen könne, weil mache lieber denken und andere lieber machen.
Die Praxis lehrte mich jedoch immer wieder, dass einfache, logische Antworten zwischen Männern und Frauen eher ekalieren, während die bloß hormonell gesteuerte ansonsten aber eher leidenschaftlich unvernünftige Konfliktlösung in der Horizontalen oder durch andere Maßnahmen jenseits der Vernunft wie Küsse, Liebeserklärungen oder in harten Fällen sogar Heiratsanträgen auch ohne alle Vernunft mehr bewirken als viele Worte.
Sollten wir also der Praxis glauben und mehr küssen als reden?
Alle Vernunft und die Grundsätze der Aufklärung nach Kant definiert sprechen absolut dagegen. Wenn Aufklärung die Befreiung des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist und Unmündigkeit dabei die Unfähigkeit meint, seinen Verstand, ohne Hilfe anderer zu benutzen, bliebe das Praxismodell immer unaufgeklärt und hätte lediglich den faktischen Erfolg für sich.
Andererseits ist ohne Verstand eine Verständigung in keinem Sinne möglich, warum es vermutlich wieder, wie so oft im Leben, auf eine Mischkalkulation hinausläuft. Erinnere mich immer gern an die Worte meines Vater als Arzt, der sagte, wer heilt hat Recht, auch wenn wir es nicht immer verstehen.
Als überzeugter Aufklärer würde ich stets für die Diskurslösung plädieren und halte sie für den theoretisch einzig möglichen Weg, mit dem beide glücklich werden können und eine langfristige und nachhaltige Verständigung erreichen.
Doch ist in der Liebe alle Theorie grau und nach vielen Jahren, in denen immer alles ausdiskutiert werden musste, neige ich auch aus zeitökonomischen Gründen wieder mehr dem zweiten Modell zu, was nebenbei noch den Vorteil hat, Lust und Sehnsucht zu befriedigen bei zugleich voller Gefühl erhöhter Anziehung, die, was ja auch relativ vernünftig wieder ist, zumindest unserem Hormonhaushalt in relative Ordnung durch das Chaos des Aktes bringt.
Am Ende ergibt sich: Miteinander reden ist gut, Lösungen suchen noch besser, vernünftig sein ist am besten. Aufgeklärt und also moralisch im Sinne Kants handelt nur, wer der Vernunft folgt. Aber Sex und oder Zärtlichkeit kann viel schneller lange Diskussionen zu einem glücklichen Ende führen, beide befriedigen und damit auch glücklich machen. Dies mag unvernünftig sein aber ist dafür wiederum ganz natürlich und die Natur ist ja in sich vernünftig, warum sich der Aufklärer völlig beruhigt in ihren Schoß begeben kann, um zu genießen, was geschieht. Auch kann was ökonomisch in aller Regel wesentlich effektiver und zielführender ist, nicht an sich falsch sein, nur weil die Motivation nicht vernünftig ist. So tut wer unmoralisch die Lust nutzt mehr für beider Glück und handelt also gut, was nicht falsch sein kann. Sein wir unvernünftig und geben uns hin, um möglichst schnell ein vernünftiges Ergebnis miteinander jenseits aller Gespräche zu finden, scheint in Zeiten der #MeToo-Inflation ein mit Vorsicht zu genießender Lösungsansatz, anderes wäre aus dieser Sicht vermutlich vernünftiger, aber das alles gilt natürlich nur mit viel Liebe und da ohne diese immer alles nichts wäre, ist nun jedes weitere Wort entbehrlich.
jens tuengerthal 12.11.2017
Lustplan
Ein Plan für die Lust klingt
Eher nach dem Gegenteil
So gewollt irgendwie weil
Es auch so vernünftig klingt
Wir kommen ohnehin immer
Zusammen was die meisten
Ganz selten real nur schaffen
Konnten wir sogar virtuell
Stecken wir erst ineinander
Sind alle Pläne stets hinfällig
Dann ergreift uns die Lust
Und wir verzehren uns ganz
Trotzdem ist es wunderschön
Sich vorzustellen was alles
Wir miteinander tun wollen
Wenn wir uns wieder haben
Wie ich dich dann von oben
Bis unten nicht nur überall
Küssen werde sondern du
Es auch mit mir tun willst
Wie wir uns dann übereinander
Ergießen werden voller Lust
Noch zuckend von der Spannung
Endlich ineinander wieder erlöst
Doch nicht nur vom Höhepunkt
Träume ich viel mehr noch sind
Es die kleinen Freuden bevor wir
Uns so erlöst in den Armen liegen
Kommst du wieder zehnmal bis
Wir gemeinsam das Schönste
Uns endlich teilen oder auch die
Träume vom lustvollen Vorspiel
Wenn ich ein wenig daneben
Dich lecke was dich noch viel
Verrückter macht als ganz direkt
Wie erogen deine Füße sind
Oder wir ganz langsam beginnen
Verrückt werden vor Sehnsucht
Alles in uns nach Vereinigung schreit
Wir aber noch länger lieber warten
Wie wir das warten immer steigern
Bis wir fast verrückt werden dabei
Uns dann gierig im Wahn verschlingen
Das Bett laut im Takt dazu knarrt
Der gefühlt schönste Plan aber ist
Für das danach wenn wir endlich
Völlig erlöst Arm in Arm liegen
Und alles wieder von vorne beginnt
Der Lustplan ist wohl nur Unsinn
Doch wie schön ist es ihn jetzt
Im Traum schon zu schmieden
Um real alles wieder umzuwerfen
jens tuengerthal 11.11.2017
Samstag, 11. November 2017
Liebesringen
Manchmal müssen wir auch
Um die Liebe ringen damit
Wir weiter gemeinsam gehen
Wie wir es uns versprochen
Sein wir uns immer sicher
Unsere Liebe ist ein Glück
Genießen wir es lieber
Ganz und überall immer
Aus jedem Ringen wächst
Wenn wir es erst überstanden
Eine neue Blüte am Baum
Unserer großen Liebe
Wo Liebe und Lust sich so
Vollkommen ganz fanden
Müssen wir künftig nur noch
Genießen was wir haben
Erinnern wir uns einfach daran
Wenn es mal wieder schwer wird
Das macht es uns viel leichter
Glücklich zu sein statt zu leiden
Wir haben alles miteinander
Mehr Glück findet sich nicht
Es ist also eigentlich ganz leicht
Immer glücklich zu sein
jens tuengerthal 11.11.2017