Dienstag, 12. September 2017
Tee Haiku 0025
Einer gestorben
Alle gedenken seiner
Geboten traurig
Wenig Feinde hat
In der Politik nur wer
Keine Rolle spielt
Heiner Geißler hat
Gegner genug wohl gehabt
Bedeutend zu sein
Verdächtig allein
Wie gut alle nun reden
War lang genug weg
Sind sie nun Römer
Die nichts als gutes sagen
Über die Toten
Es bremst den Wahlkampf
Was besser für Merkel ist
Und Schulz ist egal
jens tuengerthal 12.9.2017
Montag, 11. September 2017
Inselgang
Fehlte meine Liebste sehr
An diesem sonnigen Morgen
Als der Himmel über Berlin
Mit kleinen Wölkchen blau war
Hörte und sah nichts von ihr
Vermisste sie über den Tag
Merkte was plötzlich fehlt
Der es sich vorher gar nicht
Vorstellen konnte wie es wäre
Dann kamen ihre vielen Bilder
War mit ihr in der allerschönsten
Bibliothek des Trinity College
Wanderte in Bildern mit ihr die
Küste in Wind und Wellen entlang
Wie traumhaft nah war sie da
Wie schrumpfte die Ferne uns
Wie schön wäre es dies zu teilen
Wie dankbar bin ich dafür dass du
Wie ich fühlst und dich sehnst
Den Gang über die Insel geteilt
Bildlich neues erobert was wir
Früher nur in Worten beschrieben
Ist so fühlbar präsent so bin ich
Dankbar für die heute Technik
Liebe braucht keine Technik
Sie fühlt sich einfach ohne alles
Aber mit wird das Vermissen
Doch irgendwie leichter
Und das ist gut so
jens tuengerthal 11.9.2017
HiHa 045
Zeitvergleich über
Zeiten hinweg verführt uns
Zum falschen Denken
Was heute brutal
War damals völlig normal
Untereinander
Hinrichtung war ein
Volksfest in der Renaissance
Mord nur ein Geschäft
Drohnen gab es nicht
Atombomben warf keiner
Panzer nur Idee
Leonardo hat
Sie damals schon entworfen
Heute töten sie
Vergleich liegt eher
Daneben warum wir wohl
Besser nun schwiegen
Wortlos ist feige
Darum sparen wir uns nur
Den Vergleich künftig
jens tuengerthal 11.9.2017
Tee Haiku 0024
Flieger grüß mir die
Sonne die Sterne den Mond
Sangen einst alle
Nach 9/11
Wurde es eher zynisch
Flieger als Waffen
16 Jahre nun
Bombenterror weltweit ist
Genug Amerika
Schwört doch alle ab
Dem ollen Aberglauben
Gewalt hilft keinem
Seid lieber friedlich
Damit endlich Frieden herrscht
Krieg ist Terror
Trinke meinen Tee
Heute grüne Vanille
Vielleicht hilft es ja
jens tuengerthal 11.9.2017
Sonntag, 10. September 2017
HiHa 044
Solang wir fürchten
Etwas wäre über uns
Denken wir unfrei
Leben genießen
Wie Natur zu lieben reicht
Glücklich zu bleiben
Es geht um Menschen
Mehr als um Götter endlich
In der Renaissance
Schönheit würdigen
Heißt Menschen lieben können
Bedeutet erst Freiheit
jens tuengerthal 10.9.2017
Tee Haiku 0023
Verwandte in Not
Sind mitten im Hurikan
Bangen um ihr Haus
Trinke dabei Tee
Unter blauem Himmel hier
Ist Natur friedlich
Sie wohl ohne Strom
Können keinen Tee machen
Hoffentlich geht es gut
Wie dekadent ist
Wer von seinem Tee erzählt
Während dort Not herrscht
Ändert sich etwas
Wenn ich keinen Tee trinke
Frage ich nun nicht
Klimawandel schafft
Starke Stürme überall
Zufall wen es trifft
Teilnahmslos wäre
Verkehrt unklar nur was sonst
Irgendwem helfen kann
Vielleicht hilft nachdenken
Merken nichts tun zu können
Macht bescheidener
Trinke meinen Tee
Freue mich darüber mehr
Zumindest etwas
jens tuengerthal 10.9.2017
Abflug
Die auf die ich abfliege
Ist nun auch abgeflogen
Und so nicht mehr da
Was uns unterscheidet
Bin ja immer da um zu
Bleiben wo ich bin weil
Bescheiden an Verstand
Mir voll genügt was ist
Harre hier ihrer wie der
Dinge die da kommen
Wer sich bewegt sieht mehr
Wer bleibt hat stets mehr Zeit
Folgt ihren immer Träumen
Auf die grüne Insel nun die
Schöne Fee die mich längst
Verzaubert und verliebt machte
Elfengleich schwebt sie nun
Westlich über das Wasser
Zu den Schafen und James
Der Odysseus neu erzählte
Möge sie sich nicht verirren
Wie der Grieche des Homer
Oder wie der des Joyce nur
Verlorene Zeit wiederfinden
Was weg ist ist nicht da
Wenn was nicht mehr da ist
Macht es uns bewusst was ist
Wie schön daran zu erinnern
Phasenweise Abwesenheit
Erhöht die Sehnsucht logisch
Exponentiell immer wieder
Ein Mittel gegen Monotonie
Zu schätzen wissen was ist
Besonders wo es nicht da
Lässt manches uns ertragen
Mehr ist nur anwesend sein
So gesehen ist es gut so
Über mehr denke ich erst
Nach wenn die Liebste dann
Irgendwann wieder da ist
Iens tuengerthal 10.9.2017
Samstag, 9. September 2017
HiHa 043
Renaissance war auch
Die Zeit der Entdeckungen
Wie des Völkermords
Imperien wuchsen
Um die Welt herum wieder
Nach Europa kam das Gold
Die Macht des Goldes
Ließ Reiche auferstehen
Wie schnell vergehen
Bänker regierten
Erstmals die Welt unter Karl
Der Fürsten kaufte
Der letzte Ritter
War noch des Weltenkaisers
Opa gewesen
Verwandlung vom Reich
Ins Imperium war doch
Wenig märchenhaft
Gegenwart verklärt
Gerne Geschichte ohne
Zu wissen was war
jens tuengerthal 9.9.2017
Tee Haikus 0022
Enge der Formen
Kann Reize noch erhöhen
Wenn welche da sind
So folgt mein Frühstück
Einem festen Ritual
Zu dem Tee gehört
Teezeremonie
Würde ich es nicht nennen
So lang nichts abweicht
Suchen wir Regeln
Uns hier zurechtzufinden
Was wäre ohne
Auch Sex ähnelt sich
Mit kleinen Varianten
Doch in aller Welt
Noch mehr gemeinsam
Macht uns weniger einsam
Liebe ist heilsam
jens tuengerthal 9.9.2017
Danach
Ruhig liegst du neben mir
Sollte dir doch noch vorlesen
Von der Lust ganz erschöpft
Aber bist du eingeschlafen
Schreibe auf deinem Rücken
Den ich eben noch massierte
Kraule die eine Stelle am Hals
Doch dein Atem bleibt ruhig
Wie schön du so da liegst
Hat dich der Schlaf gefangen
Nach dem langen wilden Ritt
Denke ich nun völlig glücklich
Beieinander schlafen können
Kann manchmal schöner sein
Als nur miteinander wie alle
Fühle dabei immer mehr Liebe
Was für ein Glück sich zu haben
Wach kann jeder was wollen
Aber friedlich glücklich schlafend
Kann sich keiner einfach stellen
So spüre ich in deinem Schlaf
Unsere Liebe noch viel mehr
Vielleicht weil du nichts weißt
Oder weil ich schon träume
jens tuengerthal 9.9.2017
Freitag, 8. September 2017
HiHa 042
Glaube ist alles
Wo Zweifel kommen nicht mehr
Dafür kommt Freiheit
Renaissance begann
Mit Zweifeln am noch Glauben
Aus Vernunft heraus
Wiedergeburt da
Kritischer Geist geweckt
Aus antiken Schriften
Aus Büchern kam die
Freiheit wider den Glauben
Sie erhielten Geist
Hüte die Bücher
Als Quellen unsrer Freiheit
Für alle Zeiten
jens tuengerthal 8.9.2017
Tee Haiku 0021
Nach ganz kurzer Nacht
Ist später Vormittag Morgen
So verschiebt sich Zeit
Erde umreisen
Verschöbe Zeit genauso
Nur unruhiger noch
Tee trinken aber
Hält alle Zeit feiner an
Drum bleib ich immer
jens tuengerthal 8.9.2017
Donnerstag, 7. September 2017
(S)exklusivvertrag
Genossen wir uns ganz
Was wir immer gerne tun
Weil nichts schöner ist
Sie ist für mich die Beste
Ein Wunderweib in allem
Schöner als je geträumt
Einfach alles nur in einer
Sofort unterschrieb ich den
Exklusivvertrag darum mit ihr
Besser wird es mit keiner
Nie reicht eine an sie heran
Nun wollte sie mir sogar noch
Ihr Exklusivrecht dazu schenken
Alle Freiheit geben der Liebe
Die ich gar nicht mehr suchte
Da ich es nie besser haben kann
Lachte ich nur darüber doch nun
Weiser bestehe ich lieber auf den
Exklusivvertrag auch für mich
Wie könnt ich je wissen ob sie es
Nicht besser haben könnte sonst
Gönne ihr ja alles doch besser ist
Sich exklusiv sicher noch zu sein
Treue ist noch immer ein weites Feld
Der Exklusivvertrag beim Sex nicht
Wer alles mit einer hat sollte lieber
Sich diese Sicherheit gönnen
Brauche nichts mehr habe alles
Macht mich befriedigt zufriedener
Als viele falsche Hoffnungen je
Wieviel Energie setzt das frei
Nur wenige passen wirklich je
Zusammen wie ineinander dabei
Kommen dazu stets synchron
So ist das große Glück exklusiv
So lebe ich nun ganz exklusiv
Mit meiner Luxusfrau der ich
Ganz gehöre was irgendwie
Doch der schönste Luxus ist
jens tuengerthal 7.9.2017
HiHa 041
Renaissance begann
Zuerst mit dem Blick zurück
In die Antike
Vorbild an Wissen
Logik und Philosophie
Statt Aberglauben
Zweifel an Göttern
Wurden wieder Alltäglich
Statt tödliche Sünd
Den Weg zur Freiheit
Beschrieb schon Epikur wie dann
Lukrez in Versen
Ihre Entdeckung
Wiedergeburt genannt ward
Schlüssel zum Denken
Es wurde menschlich
In Kunst Leben und Denken
Ein Hoffnungsschimmer
jens tuengerthal 7.9.2017
Tee Haiku 0020
Sitze beim Earl Grey
Denke über die Welt nach
Worauf es ankommt
Europa zeigt uns
Wie sicher Merkels Geduld
Zum Ziel doch noch führt
Ungarn wird bestraft
Kosten gerechter verteilt
Türkei muss warten
Leise abwarten
Statt zu laut schreien
Auf Dauer klüger
Wo Geduld noch siegt
Hat das Genie wohl Zukunft
Herrscht keine Dummheit
jens tuengerthal 7.9.2017
Spazierliebe
Führt die Liebe spazieren
Teilt den geteilten Raum
Unterwegs wieder neu
Vielleicht darum fragen wir
Als Teenies willst du mit mir
Gehen wenn wir erste zarte
Liebe spüren ohne zu wissen
Umschlungen um den Block
Um sich später zu verschlingen
Unterwegs Lust bekommen
Aufeinander auf das ineinander
Zusammen zu spazieren ist
Speziell verliebt besonders
Reizvoll in bewegter Liebe
Die sich längst gefunden hat
Wie gerne flaniere ich mit
Meiner Liebsten um den Block
Die Liebe spazieren zu führen
Voller Vorfreude auf einander
Angekommen sein ausgehen
Klingt paradox und zeigt doch
Wie schön geteilte Welten erst
Durch die Teilung eins werden
jens tuengerthal 6.9.2017
Mittwoch, 6. September 2017
HiHa 040
Renaissance heißt die
Wiedergeburt der Antike
Nach lang dunkler Zeit
Nach Mittelalter
Wie vor Neuzeit gelegen
Wurde es menschlich
Sie spiegelt Menschen
Statt erdachter Götter nur
Lernt wieder Freiheit
Im Quattrocento
Wie im Cinquecento blüht
Es aus Italien
Dante und Dürer
Von Botticelli an bis
Da Vinci voll Lust
Licht ward geboren
Vernunft statt Aberglaube
Mehr Lust als Gebet
jens tuengerthal 6.9.2017
Tee Haiku 0019
Wie schön ist es doch
Dem Regen still zu lauschen
Der alles sonst schluckt
Tee und Regen passt
Immer perfekt zusammen
Auch weil alles fließt
Regen ist lauter
Zugleich stiller überall
Ruhe macht glücklich
jens tuengerthal 6.9.2017
Dienstag, 5. September 2017
HiHa 039
Wer wird der neue
Mittelalterverwalter
Mich langweilt die Zeit
Zu Christlich immer
Zu wenig Vernunft darum
Zu geistlos folglich
Es gab wohl Große
Doch immer eher trotzdem
Als noch zeitgemäß
Friedrich der Zweite
Das Staunen der Welt damals
Einziger Lichtblick
Karl der vermeintlich
Große lebte für seine
Macht ohne Erbe
Investitur war
Ernsthaft ein Streitthema damals
Wurde nie besser
Aberglaube blieb
Statt vorher alter Kultur
In dunklen Zeiten
jens tuengerthal 5.9.2017
Tee Haiku 0018
Viel Lärm wird gemacht
Im Wahlkampf besonders gern
Wähle die Stille
Trinke meinen Tee
Lasse sie herumbrüllen
Schließe die Ohren
Lese Geschichte
Schreibe mehr über diese
Bin zeitversunken
Auf einer Insel
Mitten in Berlin lebend
Mit Büchern anstatt
Weniger ist mehr
Stille wird alles im Lärm
Ruhe bleibt länger
jens tuengerthal 5.9.2017
Liebesleiden
Du nicht helfen kannst
Hilflos zu sehen musst
Wie ihr der Schädel platzt
Spürst du die Liebe tief
Glücklich nicht zu leiden
Bekümmert um so mehr
Ob ihrer Schmerzen doch
Willst du ihr einfach gut tun
Und hast nichts als Worte
Worte die eher zu laut noch
Sie mehr leiden ließen wohl
Die nichts geben können wo
Sie mit dem Schmerz allein
Verhallen besser in der Stille
Wissen da zu sein genügt
Nichts sagen ist nun mehr
So leidet der Dichter still mit
Mehr daran nichts zu können
Zumindest nicht mit Worten
Wortllos mit sich allein hier
Doch anwesend voll Liebe
Genügt manchmal weniger
Um mehr sich zu zeigen
Im da sein füreinander
jens tuengerthal 4.9.2017
Montag, 4. September 2017
HiHa 038
Manche Geschichte
Ist nur ein Elend gewesen
Zumindest ex post
Was blühte einst noch
Die Antike wie darbt da
Das Mittelalter
Geistlos und gläubig
Beten und arbeiten sie
Ein Leben für Gott
So endet das Grauen
Erst mit der Wiedergeburt
Der Antike gut
Dies Zeitalter ist
Eher zum vergessen wohl
Besser ist was kommt
jens tuengerthal 4.9.2017
Tee Haiku 0017
Bei einer Tasse
Earl Green denke ich über
Das Duell nun nach
Was ich nicht sah weil
Genug andere es tun
Meinung zu haben
Einer bewirbt sich
Die andere ist es schon
Keiner bemüht sich
So bleibt alles so
Wie es ist mit unserer
Sie kennen mich Frau
Es ist besser so
Denke ich und erledigt
Wahlen waren mal
jens tuengerthal 4.9.2017
Sonntag, 3. September 2017
Bombenstimmung
Ist eine scharfe Sache
Bis sie entschärft war
Ein Duell aber
Ist dagegen schon öde
Was sollte knallen
jens tuengerthal 3.9.2017
HiHa 037
Gott bestimmte das
Leben im Mittelalter
Voller Phantasie
Hölle war wirklich
Himmelreich erstrebenswert
Leben Übergang
Statt glücklich zu sein
Mit dem Leben wurd alles
Ins Jenseits gelegt
So wurde verbannt
Was lustvoll schön war
Genuss gegeißelt
Wer hatte Gewinn
Vom Leben voller Qualen
Als Masochisten
jens tuengerthal 3.9.2017
Tee Haiku 0016
Am Sonntagmorgen
In der Sonne Tee trinken
Dem Frieden lauschen
Statt evakuiert
Früh morgens bereits verbannt
Mit Angst leben
Bombenfunde sind
Spuren des Krieges
Mitten unter uns
Mahnung für Frieden
Wären wir je vernünftig
Heut ein Happening
In den Nachrichten
Nach der Wasserstoffbombe
Vor den Flutopfern
jens tuengerthal 3.9.2017
Zu gut
Fragte ich mich gerade
Als ich meine Liebste
Wieder träumend im Bett
Betrachtete vollkommen schön
Sie ist viel zu schön
Denk ich um wirklich zu sein
Zu perfekt in allem noch mehr
Wird ein Traum aller Männer
Immer wohl bleiben denk ich
Leidenschaftlich unersättlich
Zärtlich und zart immer noch
Wie wild wenn nötig auch
Sicher Traumfrau eines jeden
Wenn sie es nur auch wüsste
Dass sie etwas verwirrt wohl
Gerade mich schön findet ist
Kann ich verzeihen wenn auch
Nie verstehen was nichts macht
Solange sie glücklich damit ist
Sollte ich ihr wirklich sagen
Wie toll sie oder sie weiter
Träumen lassen sie hätte
Den Besten gefunden dabei
Hab ich doch schon dies in ihr
Besser geht nicht denke ich
Hab es bestimmt zu gut so
Aber was soll ich klagen
Es ist wie es ist sag ich mir
Lass sie lieben wenn sie will
Vielleicht merkt sie irgendwann
Dass ich es viel zu gut habe
Dann ändert sich was oder nicht
Bis dahin genieße ich verliebt
Weiter es mit ihr zu gut zu haben
jens tuengerthal 3.9.2017
Samstag, 2. September 2017
HiHa 036
Wer war bedeutend
Im Mittelalter bis jetzt
Was ist Bedeutung
Barbarossa wohl
Mehr noch sein Enkel Friedrich
Karl ohnehin vorn
Mehr als alle Gott
In gläubigen Zeiten noch
Himmel und Hölle
Wer im Dunkeln fischt
Wird nur zufällig Licht sehn
So blieb es auch dort
jens tuengerthal 2.9.2017
Tee Haiku 0015
Fast sommerlich warm
Scheint die Herbstsonne in den
Übergangszeiten
Herbst und Winter sind
Teezeiten noch mehr immer
Die Mitte eben
Wer sich hier wohl fühlt
Ist darin noch geboren
Lebt in Harmonie
jens tuengerthal 2.9.2017
Freitag, 1. September 2017
HiHa 035
Mittelalter nun genau
Historisch betrachtet
Kein Stichtag sichtbar
Begann es so offen wie
Es später endet
Der Untergang Roms
Oder Völkerwanderung
Islam oder nie
Zeiten fließen stets
Epochen sind bloß gemacht
Für uns Betrachter
Konstantin und Karl
Byzanz oder wieder Rom
Schwerter und Kronen
jens tuengerthal 1.9.2017
Tee Haiku 0014
Es wurde herbstlich
Unter dem grauem Himmel
Noch über Berlin
Gestern noch Sommer
Hat sich Licht hinter Wolken
Wieder gut versteckt
Schönste Zeit im Jahr
Alles draußen stirbt langsam
Macht der Tod schöner
Manche wechseln auch
Wie der Himmel die Stimmung
Zu allen Zeiten
Feiner Vanille Tee
In der Kanne neben mir
Kennt keine Launen
Darum trinke ich
So gerne Tee zu jeder
Zeit launenfrei da
jens tuengerthal 1.9.2017
Vorzärtlich
Noch allein spüre ich
Zärtlich überall in mir
Die Vorfreude schon
Auf meine Liebste
Morgen oder heute
Eigentlich schon nun
Kommt sie wieder her
Zu mir also uns jetzt
Sie kommt von daheim
Um heim zu kommen
Gab sie ihr Heim auf
Damit wir eines haben
Eins sein und haben
Im zusammen kommen
Ist wohl größtes Glück
Dankbar freue ich mich
Von den Fingerspitzen
Bis in meinen Schwanz
Fühle ich sie sehnsüchtig
Schon vorab und warte
Auf das Glück warten
Ist das größte Glück wohl
Übertroffen einzig noch
Von ihrem da sein dann
Träume mich zärtlich nun
In sie als wäre sie schon da
Weiß mich eins mit ihr dabei
Bin der glücklichste Mann
jens tuengerthal 31.8.2017
Donnerstag, 31. August 2017
HiHa 034
Wer Kultur verdrängt
Hat meistens eher keine
Hochkultur passt an
So das Christentum
Das wie Islamisten heut
Alle verdrängte
Glaube an Wahrheit
Noch dazu höher beschränkt
Logisch stets die Sicht
Manchmal dauert es
Bis die Vernunft wieder siegt
Wir kämpfen hier noch
Europa wurde
Im Mittelalter so blind
Wie blöd lange Zeit
jens tuengerthal 31.8.2017
Tee Haiku 0013
Wohlig dampft der Tee
Heute grüner Darjeeling
Freue mich daran
Betroffen lesen
Von den Flutopfern westlich
Mehr aber östlich
In Texas keine
Fünfzig bisher dafür in
Indien tausende
Ersteres ist die
Schlagzeile letzteres
Kaum eine Meldung
Lebenswert ist wohl auch
Relativ zum Einkommen
Zumindest medial
jens tuengerthal 31.5.2017
Sehnsuchtswissen
Sich einsam sehnen ist traurig
Es gemeinsam tun wunderschön
Dann ist zwar noch jeder allein
Weiß aber um die Sehnsucht
Des Liebsten was wiederum
Sogar einsam glücklich macht
Dann fehlt der andere immer noch
Aber das Gefühl wächst stärker
Aus dem umeinander wissen und
So stärkt die Sehnsucht die Liebe
Was sonst könnten wir wollen
Und so genieße ich was ist lieber
Als an dem auch noch zu leiden
Weil die Liebe alles schöner macht
Bin ich ein glücklicher Genießer
Auch wenn du gerade so fehlst
Um das Glück deiner Liebe auch
Gebührend zu würdigen
jens tuengerthal 30./31.8.2017
Mittwoch, 30. August 2017
HiHa 033
Nach des Reichs Zerfall
Folgte Völkerwanderung
Chaos und Glaube
Die Kirche verband
Was nichts mehr zusammen hielt
Das erst gab ihr Macht
Ordnungssuche war
Was nötig war für beide
Das hielt sie stark
jens tuengerthal 30.8.2017
Tee Haiku 0012
An heißen Tagen
Mag ich am liebsten Earl Grey
Tut Bergamote gut
Sind Gegensätze
Oder Ähnlichkeiten hier
Entscheidend für mich
Heiß und sauer wirkt
Besser als Vanille dazu
Die eher noch wärmt
Ist dies nun typisch
Nur für mich oder menschlich
Frag ich lieber nicht
Solang es noch wirkt
Ändert wohl keiner etwas
An Tee und Leben
jens tuengerthal 30.8.2017
Liebeslogik
Ich liebe dich mein Schatz
Schicke dir einen Schmatz
Ach ich liebe dich so sehr
Aber ich dich viel mehr
Das kann gar nicht sein
Das wäre jetzt gemein
Die Liebe ist so groß
Mehr als ein Elefantenkloß?
Liebe dich auch im Falle eines Falles
Und ich dich für immer über alles
Du kannst mich nicht mehr lieben
Habe sogar noch untertrieben
Vermisse dich schon so sehr
Und ich noch tausend mal mehr
Das geht aber doch gar nicht
Wer hält darüber wohl Gericht?
Aber ich sag doch die Wahrheit
Wäre das nicht große Eitelkeit?
Woher weißt du es dann
Weil die Liebe alles kann?
jens tuengerthal 29.8.2017
Dienstag, 29. August 2017
HiHa 032
Über das Dunkel
Dichten scheint unvernünftig
Sieht doch keiner was
Manchmal bringt mehr Licht
Mehr als Schweigen allein kann
Zum Mittelalter
Es bleibt dunkel dort
Nur sehen wir es klarer
Was allein gut ist
jens tuengerthal 29.8.2017
TeeHa 011
Vanille tut gut
Voller Wärme in Ruhe
Im Tee genossen
Wahlkampf dagegen
Bringt weitere Unruhe
Wird selten Genuss
Zu Gaulands Worten
Ist Schweigen angemessen
Passt nicht zu Deutschland
In der Ruhe liegt
Mehr Entschiedenheit als
In der Empörung
Den Rest entsorgen
In Deutschland besser Richter
Als laute Henker
jens tuengerthal 29.8.2017
Montag, 28. August 2017
Fernnah
Noch ist die Liebste ganz nah
Liegt mir müde gegenüber
Bald ist sie dann nicht mehr da
Verliebt schau ich zu ihr rüber
Fern oder nah wird ganz egal
Wenn zwei längst wissen
Der andere ist die richtige Wahl
Liebe ist ein gutes Kissen
Umeinander wissen tut gut
Auch wenn Räume trennen
Gibt unsere Liebe mir Mut
Welch Traum dich zu kennen
jens tuengerthal 28.8.2017
Goethlich
Goethe hat heute
Geburtstag obwohl er doch
Schon länger tot ist
Daran zu denken
Hält zumindest mich wacher
Bis zum Ende
Verse dem Dichter
Der so göttlich noch reimte
Bleiben stets schlichter
jens tuengerthal 28.8.2017
HiHa 031
Antike begann
Mit Griechen aber was war
Etwa in Nebra
Wo Himmelsscheiben
Länger Kultur bezeugen
Die längst vergessen
Spurlos verschwand wohl
Manches in der Geschichte
Blieb ohne Worte
jens tuengerthal 28.8.2017
TeHa 0010
Der Montag beginnt
Himmelblau oben mit Tee
Unten sehr entspannt
Zeitung lesen wird
Auch online überflüssig
Im lästigen noch Wahlkampf
Scholz und Schulz
Zeigen warum diesmal nicht
Einer noch rot wählt
Merkel gelassen
Lässt den Gegner zappeln als
Aller Kanzlerin
jens tuengerthal 28.8.2017
Sonntag, 27. August 2017
Zauberschön
Weil ich mir ganz sicher bin
Dass meine die schönste ist
Oder hab ich einfach recht
Wie sollte es anders sein
Wo es doch so sichtbar ist
Für jeden mit offenen Augen
Dass keine ihr gleichen kann
Schauen wir jemals objektiv
Gibt es Geschmack für alle
Oder zählt Gefühl viel mehr
Als was andere meinen
Ganz egal was wer denkt
Sie ist einfach immer schöner
Wer wüsste es besser als ich
Der sie doch viel näher kennt
Sicher bin ich mir dabei auch
Weil ich sie über alles liebe
Was könnte sicherer machen
Als das ganz große Gefühl
Sie ist so zauberschön fast
Fehlen mir die Worte schon
Alles zu beschreiben doch
Seh ich es zum Glück immer
Überhaupt ist das Gefühl doch
Viel wichtiger als alle Schönheit
Die stets vergänglich bleibt wie
Uns die Barocke schon lehrte
Mehr noch als mein Gefühl aber
Verleiht mir das ihre hier Flügel
Wie sie zart ihre Liebe erklärt
Verwirrt wohl mich schön findet
Wieviel schöner noch wird sie mir
Durch ihren seltsamen Geschmack
Der mich ausgerechnet erwählte
Was schon ein seltener Zufall ist
Äußerlichkeiten sind es also
Weniger als echte Gefühle die
Den Blick auf sie klären warum
Klar wird wie schön sie doch ist
So bleibe ich ewig verzaubert
Von der schönsten der Schönen
Weil ausgerechnet mich sie wählte
Dann ist es wohl alles richtig so
jens tuengerthal 27.4.2017
HiHa 030
Mittelalter glaubt
Wo Antike noch dachte
Verstand trennt Welten
Renaissance dachte
Wieder wie die Antike
Reformation glaubt
Verstand und Glaube
Streiten stets um Vorherrschaft
Weiter bis heute
Trump mit Putin eins
Gegen Merkels Europa
Verstand scheint schwächer
jens tuengerthal 27.8.2017
HiHa 029
Grenzfluß
Wann Mittelalter
Oder Antike begann
Bleibt immer strittig
Verschiebt sich dabei
Je nach Sicht um tausende
Jahre nebenbei
Grenzen fließen wie
Immer im Leben fragt sich
Wozu überhaupt
jens tuengerthal 27.7.2017
TeeHa 009
Wahlen brauchen mehr
Skandale als Vernunft meinen
Medien stets fälschlich
Weniger davon
Wäre im Ergebnis immer
Wahrer als die Schau
Aber traut sich wer
Dies öffentlichrechtlich gegen
Quoten zu sagen
jens tuengerthal 27.8.2017
TeeHa 008
Mit einer Tasse Tee bringt
Immer mehr Ruhe
Was nichts für die ist
Die Unruhe mehr suchen
Als Ausgleich finden
Spannend wäre nur
Ob solche etwas haben
Was mir je fehlte
jens tuengerthal 27.8.2017
Samstag, 26. August 2017
Feenkraft
Zart und zierlich schwebt sie
Durch mein Leben das so
Verzaubert neu auch ward
Empfindsam ist sie auch
Voller Gefühl immer dabei
Was anstrengend sein kann
Und doch so wunderbar ist
Wie ein Hauch kam sie angeweht
War schüchtern erst wie höflich
Zurückhaltend wie bescheiden
Nimmt sie sich gern zurück
Bis die Tür hinter uns schloss
Der erste Kuss voll Leidenschaft
Nie enden wollte ich sie gleich
In der Küche schon nahm
Da erwachte dies scheue Reh
Wurde zur leidenschaftlichsten
Frau die ich je erlebte dabei
Entpuppte sich als omnipotent
Immer wieder kann und will sie
Reitet auf mir wie im Rodeo
Voller Kraft ohne eine Pause
Kommt sie jedesmal lauter
Die Kraft der Fee gleicht einem
Wunder das keiner glaubt der
Sie je sonst schweben sah die
So scheu sonst eher wirkt
Wer einst meinte der Mann sei
Dem Weib an Kraft überlegen
Kennt deren Ausdauer nicht
Meine Fee kann öfter als ich
Stolz und glücklich genieße ich
Die Gegensätze meiner Liebsten
Keiner kann sie sehen nur ich
Schreibe selig nun darüber
jens tuengerthal 26.8.2017
HiHa 028
Braucht Übergang erst
Untergang um vollständig
Dann auch da zu sein
Ging die Antike
Für unser Mittelalter
Oder umgekehrt
Auf der Vernichtung
Vorheriger Kultur erst
Baute dunkle Zeit
jens tuengerthal 26.8.2017
TeeHa 007
Es in Ruhe genießen
Brauchen also Zeit
Steh lieber früh auf
Als hektisch Tee zu trinken
Nehme mir die Zeit
Zeit haben macht reich
Sie sich nehmen ist Luxus
Darin leb ich gern
jens tuengerthal 26.8.2017
Freitag, 25. August 2017
Vollkommen
Was immer Glück sein soll
Wohl für jeden was anderes
Habe ich alles je geträumte
In einer zusammen gefunden
Sie ist schöner als alle mir
Bin dabei klar völlig objektiv
Weil wir uns so lieben kann
Nichts näher der Wahrheit sein
Als mein verliebter Blick hier
Sie ist klüger als jede wohl
Was ich kaum beurteilen kann
Weil sie klüger als ich ohnehin
Zumindest mit Zahlen immer ist
Zähle ich für immer auf sie
Sie ist sinnlicher noch als ich
Zu träumen wagte in allem
Wir können uns überall riechen
Wie schmecken und dort auch
Ganz ineinander verschlungen
Sie ist alles was ich träumte
Wenn ich je wagte mir noch mal
Die vollkommene Frau zu träumen
Und das beste dabei ist sie denkt
Genauso von mir und sagt es
Sie hat also wohl einen Fehler
Dass sie mich weit überschätzt
Doch wäre es nun weise diesen
Ihren Irrtum aufklären zu wollen
Fragt sich der Dichter zögernd
Weit von jeder Weisheit jedoch
Nehme ich mir die Kanzlerin nun
Zum Vorbild und tue lieber nichts
Genieße was ist mit meiner so
Völlig vollkommenen Frau ganz
jens tuengerthal 25.8.2017
HiHa 027
Überall begann
Entwicklung etwa zugleich
Quasi synchron wohl
Ganz verschieden war
Was Menschen daraus machten
Wenig war je neu
Gleich und ungleich sind
Wir zugleich menschlich wie nicht
Wären gern noch mehr
jens tuengerthal 25.8.2017
HiHa 026
Rom ging lang unter
Cäsar und Christus waren
Untergangsanfang
Mohamed dann in
Orient und Occident
Ende der Vernunft
Dessen Jünger noch
Haben Ostrom erobert
Im Mittelalter
Mittelalterlich
Blieb Sekte Islam immer
Statt Renaissance hier
Islam dafür hielt
Erinnerung an Wissen
Östlich noch wacher
Zwischen den Zeiten
Begann es mehr zu wandern
Verschob sich manches
jens tuengerthal 25.8.2017
HiHa 025
Groß wurden jene
Die Republiken waren
Kaiser starben aus
Das Volk machte groß
Fortschritt war da gemeinsam
In Rom umgekehrt
Sekte der Kaiser
Legitimierte Herrschaft
Als dann gottgewollt
jens tuengerthal 25.8.2017
TeeHa 0006
Welchen Tee ich trink
Ist wichtiger als die Wahl
Solang es so bleibt
Damit es so bleibt
Nehme ich es wichtiger
Nur nicht als den Tee
Wer die Wahl hat hat
Mehr als viele noch ohne
Darum wähle ich
jens tuengerthal 25.8.2017
TeeHa 0005
Sagen uns die Designer
Fraglich was noch bleibt
Politisch stimmt es
Zeigen Merkel und die Queen
Außer bei Kleidung
jens tuengerthal 25.8.2017
TeeHa 0004
Wahlgelassen
Manche regen auf
Wollen Stimmen erobern
Mit vielen Worten
Mutti macht wenig
Wie Schulz sich auch abzappelt
Sie bleibt gelassen
Sie macht was nötig
Erledigt ihre Arbeit
Das mögen wir hier
jens tuengerthal 25.8.2017
TeeHa 0003
Tee entschleunigt uns
Wird langsam immer besser
Braucht um gut zu sein
jens tuengerthal 24.8.2017
TeeHa 0002
Teezeit ist immer
Wo sich Zeit genommen wird
Tee zu genießen
jens tuengerthal 24.8.2017
TeeHa 0001
Teegenuss ist mehr
Als nur heißes Wasser mit
Geschmack zu trinken
jens tuengerthal 24.8.2017
Donnerstag, 24. August 2017
Tee Haikus
Tee belebt, fördert die Gesundheit und lässt wohl fühlen, wenn sich seine angenehme Wärme im Körper ausbreitet und sein verschiedenartiger Geschmack, je nach Garten oder Aroma im Körper sich entfaltet. Damit ist die beste Basis geschaffen, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und so durch die Tasse Tee einen Moment der Ruhe und des Innehaltens in unruhigen Zeiten zu finden, sich bewusst Zeit zu nehmen, um zu genießen, was ist.
Wie und was der Teetrinker dabei genießt, braucht keiner Vorgaben oder Belehrungen - die einen ziehen Grünen Tee vor, die anderen bevorzugen Schwarzen, manche mögen es reich parfümiert oder mit besonderen Aromen, einige am liebsten natürlich oder für das Gewissen ökologisch korrekt. Das möge jeder so halten, wie es gerade gefällt.
Trinke meist und eigentlich den ganzen Tag über Grünen Tee, mal naturbelassen aus Darjeeling oder mit Jasminblüten aus China oder angereichert mit dem Aroma der Bergamotte als Earl Grey oder Green, immer wieder auch mit Vanille Aroma, weil ich Grünen Tee am bekömmlichsten finde. Wechsle zwischen diesen Sorten nach Laune ab, wenn ich nicht einer inneren Ordnung zur Gleichmäßigkeit aller folge. Bevorzuge meist losen Tee, doch gibt es auch erstaunlich guten Grünen Tee sogar in Tee-Beuteln beim Discounter inzwischen.
Jeder möge die Tasse Tee so genießen, wie es dem eigenen Geschmack am ehesten entspricht. Engländer und Ostfriesen, lieben den Tee gesüßt, schwarz, stark und mit Milch beziehungsweise Sahne und werden wohl ewig diskutieren, was zuerst in die Tasse gehört. Chinesen gießen die Teeblätter in der Kanne auf und tun dies mindestens dreimal, alles weniger gilt als snobistisch und ist verpönt. Manche Feinschmecker bevorzugen bestimmte Teegärten etwa in Darjeeling und können dabei herausschmecken woher der Tee kommt.
Eine wichtige Rolle für einen guten Tee spielt die Qualität des Wassers, bei der die Berliner mit ihrem zu sehr mit Kalk angereicherten Wasser eher leiden, es sei denn sie nehmen wie ich einige Jahre snobistisch auch Mineralwasser zur Teezubereitung, Darauf verzichte ich inzwischen aus ökonomischen und ökologischen Gründen aber habe zumindest Filter, in meinem Kocher, die den gröbsten Kalk filtern. Doch so klar wie in Bremen, Hamburg oder Braunschweig, gelingt Tee im Hauptdorf aus der Leitung selten.
Jenseits all dieser kleinen Feinheiten und Eitelkeiten der Feinschmecker ist viel wichtiger, sich Zeit für eine oder besser noch mehrere gute Tassen Tee zu nehmen. Das beginnt bei Grünem Tee schon bei der Zubereitung, wenn ich das Wasser nach dem Aufkochen wieder auf die gewünschte Temperatur abkühlen lasse. Das braucht eben Zeit, auch wenn findige und eilige Menschen längst Teekocher haben, die nur bis 85° passend erhitzen, ziehe ich es vor, es blubbern zu lassen, abzuwarten, um dann im gefühlt richtigen Moment aufzugießen.
Beginne den Tag mit einer heißen Tasse Tee und beende ihn meist auch bei einer Tasse Tee mit einem Buch in der Hand, wenn mich nicht vorher schon vergorener Traubensaft, also Wein zu anderem Genuß verführte. So ist mein Leben von Teetassen umrahmt. Manchmal trinke ich ihn aus Bechern, nutze sogar gelegentlich, gegen jede Teekultur, praktische Thermobecher. Meist bevorzuge ich mehr oder weniger zarte Teetassen, in denen der Tee mit möglichst großer Oberfläche sein Aroma gut entfalten kann.
Tee kann ich mit bestem Gewissen genießen, was mir etwa beim Rauchen nie gelang, so sehr ich diese eigentlich dumme Sucht in manchem wiederum schätzen lernte gerade nach einem Essen oder am Abend vor dem Café, früher auch schreibend mit der Pfeife im Mundwinkel, wovon ich aus Gründen der Vernunft inzwischen Abstand nahm, denn so viel können auch meine Liter Grüner Tee kaum heilen, was die Pfeife anrichtete, auch wenn sie wunderbar schmeckte und als entspannter Genuss zu mir passte.
Das Teetrinken ist, mit dem Kaffeetrinken nicht zu vergleichen. Es gibt dazu eine schöne Geschichte. Der Sultan fragte seinen Großwesir einmal vor langer Zeit, was denn das würdigere und feinere Getränk sei. Der Großwesir, dessen Vorfahren aus China einst kamen, schlug dem Sultan vor, dies solle doch besser die Schokolade als er entscheiden, da sie doch nicht befangen wäre. So schlug der Großwesir dem Sultan vor, je ein Stück Schokolade in eine Dose mit dem feinsten indischen Tee und eines in die Dose mit dem besten türkischen Mokka zu legen, danach würde die Schokolade ihnen schon sagen, welcher der beiden Genüsse der feinere sei. Der Sultan staunte, fragte sich, wie die Schokolade ihnen etwas erzählen sollte, fand die Idee eher verrückt, hielt jedoch seinen Großwesir für einen weisen Mann und dachte sich, probieren geht über studieren.
Wer einmal Schokolade über Nacht in Tee oder Kaffee legte, erkennt den Unterschied sofort. Während die Schokolade, die im Kaffee lag am nächsten Tag nach Kaffee schmeckt, nimmt der Tee über Nacht den Geschmack der Schokolade an. Tee ist zart und nimmt auf. Kaffee ist dagegen aufdringlich und verdrängt. Beides verrät manches über seine Genießer und ihre Art des Lebens, ohne dabei ein allgemeines Urteil fällen zu wollen, da noch so viele andere Dinge den Charakter und das Wesen eines Menschen beeinflussen, verrät doch, was ein Mensch genießt, wie er es tut, manches über seine Art des Lebens.
So ging es auch dem Sultan, den der Großwesir die beiden Stücke Schokolade am nächsten Tag probieren ließ und der ihm den Tee mit dezenten Schokoladengeschmack dazu servieren ließ - nun wusste der Sultan welches Getränk das feinere und höflichere, einem großen Herrscher würdigere war, wie der Großwesir sagte, der von den chinesischen Kaisern und ihren speziellen Teesorten, die es nur am kaiserlichen Hof gab, erzählte. Der Sultan, der feiner und größer als die chinesischen Kaiser sein wollte, begann nun mit dem Teetrinken und im Reich brach eine Zeit von Frieden und Wohlstand aus und wenn sie nicht gestorben sind, trinken sie noch heute Tee statt Kaffee in diesem märchenhaften Sultanat.
Auch wenn ich als geborener Bremer den dortigen Duft der Kaffeeröstereien liebte, hat mich dies doch nie dazu verführt, ihn zu trinken oder zu mögen. Bin in einem Haushalt von Teetrinkern aufgewachsen und es schien mir diese Form, den Tag zu beginnen immer als die natürlich richtige und ich übernahm sie auch als meine und fühle mich damit bis heute wohl, entdecke gerade, während ich hier darüber schreibe, wie sehr ich ein Teetrinker bin und wie nah meinem Wesen dies zarte, unaufdringliche des Tees liegt.
Las gerade das Magazin der Tee-Kampagne, das mich inspirierte, meine früher Reihe der cup of tea, bei der ich meine Gedanken bei der ersten Tasse Tee aufschrieb, nun leicht verändert, in die strenge Form des Haikus gebunden, wieder aufzunehmen. Es ist thematisch so wenig gebunden wie meine Gedanken bei meinen vielen Tassen Tee am Tag, egal wo ich sie nun genieße und erhält seinen Rahmen durch die strenge Form des Haiku einerseits und andererseits den Hintergrund, dass diese Verse immer in einem Moment des Genusses zwischendurch geschrieben werden, in dem ich mir bewusst Zeit für eine Tasse Tee nehme.
Was daraus wird und wohin es wandert, weiß ich noch nicht und möchte damit die Leser so sehr überraschen wie mich - es wir eine Art Schreiben in den Pausen für die schönsten Momente des Innehaltens. Wer den ganzen Tag und das ganze Leben Tee trinkt, hat logisch viele solcher Momente und der Genuß beginnt jeden Tag neu - so ist das Innehalten für den Moment der Verzögerung, um sich darin bewusst zu werden, was wir tun - ein Kern jeder Teezeremonie - ein Teil meines Wesens geworden und indem ich es beschreibe und bewusster also noch genieße, freue ich mich an den vielen Momenten, die ich mir so nehme, um zu würdigen, was ist.
Mehr als Leben haben wir nicht, auch wenn manche an den Fortbestand der erfundenen Seele und ähnliche Dinge glauben, können wir zumindest sicher sagen, dass wir von diesen Dingen nie etwas wissen können und glauben mag jeder, was gerade gefällt. Sicher können wir uns nur unseres Seins und des empfundenen Genusses sein und diesen zu würdigen, sich für diesen Zeit zu nehmen, scheint mir immer mehr die sinnvollste Beschäftigung des Lebens, weil sie glücklich macht.
Vielleicht täte es vielen Menschen gut, sich mehr Zeit für eine Tasse Tee zu nehmen, um zu würdigen und zu genießen, was sie sind und haben, statt mit dem zu hadern, was nicht ist. So gesehen könnte die Tasse Tee, bemühten sich mehr Menschen darum, nähmen sich die Zeit zu genießen, mehr für den Weltfrieden vermutlich tun, als alle Abschreckungen und Verhandlungen zusammen, da sie uns Zeit zum Genuss schenkt und wer genießt, ist friedlicher im Leben. Was nun nach vereinfachter Küchenphilosophie und der Reduktion des Lebens auf bloßen Genuss anhört, entspricht in seinen Grundsätzen der epikureischen Philosophie, deren Lustprinzip die christlichen Sekten alle so lange erfolgreich verfolgten und verdammten.
Erhebe keinen Anspruch darauf, höhere Weisheiten oder gar eine Wahrheit zu verkünden, deren Behauptung für mich ohnehin immer nur davon zeugt, dass der Betreffende ein Lügner ist, weil kein anderer von sich behaupten könnte, die Wahrheit zu kennen. Was weiß ich schon, möchte ich mit meinem liebsten Küchenphilosophen Montaigne einwerfen, während ich in meiner Küche bei einer Tasse Tee sitze und diese Einleitung zu den neuen Tee Haikus schreibe. Dies zu fragen, scheint mir bescheidener als das behauptete Nichtwissen des Sokrates und entspricht eher meinen sicher geringeren geistigen Kräften als denen der beiden großen Vordenker.
Wenn es gelingt, einen Menschen durch die freien Gedanken in strenger Form bei einer Tasse Tee zum Nachdenken oder Innehalten zu bringen, ist schon alles gewonnen und da sie es zumindest für mich sind, haben sie ihren Zweck schon erfüllt. Wer diesen Gedanken teilt, sich auch an einer Tasse Tee erfreut und sich dadurch angeregt, erregt oder sonst zu mehr Genuss verführt sieht, hat vollkommen verstanden, was ich damit sagen wollte und ich wünsche dabei einen ruhigen, lustvollen Genuss im Sinne Epikurs.
Nun aber genug der Einleitung - es drängt mich mehr zum verdichten der Sprache, als zu weiteren prosaischen Ergüssen und ich freue mich am dampfenden Chung Hao in der zarten Tasse neben mir. Glücklich ist wohl zu nennen, wer diese Leidenschaft mit seinen Liebsten teilt und also bin ich wohl ein vollkommen glücklicher Mensch und freue mich im weiteren daran und wünsche viel Freude bei der weiteren Lektüre der Haikus zum Tee.
jens tuengerthal 24.8.2017
HiHa 024
Wendezeiten
Wendet Geschichte
Zwischen Zeiten überhaupt
Oder läuft sie ab
Mehr Kontinuum
Als Brüche entspricht Natur
Wer braucht da Wenden
jens tuengerthal 24.8.2017
HiHa 023
Kulturen mit Angst
Vorm irgendwann Untergang
Suchen Propheten anstatt
Jesus Mohamed
Brauchten sechshundert Jahre
Bis Freiheit verlor
Aberglauben herrscht
Noch immer unterm Koran
Nichts entwickelt sich
jens tuengerthal 24.8.2017
HiHa 022
Lange dachten wir
Die Antike sei edel schlicht
Weil Farbe verblasst
Eintausendvierhundert Jahr
Währte das Zeitalter von
Griechenland bis Rom
Der Untergang kam
Mit dem Christentum logisch
Verdummung folgte
jens tuengerthal 24.8.2017
Mittwoch, 23. August 2017
HiHa 021
Warum glaubt noch wer
Höhere Wahrheiten statt
Kritisch zu denken
Ist Glaube Natur
Oder Aberglaube stets
Mehr Wille zur Macht
Nichts wissen können
Die große Freiheit immer
Liegt wohl nur wenigen
jens tuengerthal 23.8.2017
HiHa 020
Welche Welt ist wahr
Was ist eigentlich wirklich
Wissen wir es je
Muss der Betrachter
Teil der Beschreibung heute
Eher noch mehr sein
War es je anders
Kannte wer Wahrheit zuvor
Mehr als wahr und falsch
jens tuengerthal 23.8.2017
HiHa 019
Sieben Weltwunder
Beschrieb einst Herodot
Aus seiner Weltsicht
Babylon zuerst
Griechenland und Kleinasien
Natürlich Ägypten
Wo heute Türken
Unter Erdogan hausen
Ballten sich Wunder
jens tuengerthal 23.8.2017
Dienstag, 22. August 2017
HiHa 018
Hat alles Anfang
Oder endet Leben nie
Bleibt unzählbar noch
Natur ist endlich
Wie zugleich ohne Ende
Weil immer was ist
jens tuengerthal 22.8.2017
HiHa 017
Wir zählen die Zeit
Vom Jahr Null vor und zurück
Als gäb es Wenden
So bestimmt Glaube
Die Zeitrechnung lang ohne
Wissen und Verstand
jens tuengerthal 22.8.2017
HiHa 016
Unendliche Zeit
Wird in Epochen geteilt
Unsre Zeitalter
Spiegelt die Zeit uns
Wenn wir sie unterteilen
Oder wir Zeiten
jens tuengerthal 22.8.2017
HiHa 015
Leben läuft zyklisch
Zwischen Geburt und Ende
Natur wiederholt
Sind wir einmalig
War es schon jemals einer
Ist es niemals so
jens tuengerthal 22.8.2017
HiHa 014
Klima bestimmt viel
Vegetation wächst danach
Kultur entsprechend
Zählen Personen
Mehr als ihre Umstände
Was erinnern wir
jens tuengerthal 22.8.2017
HiHa 013
Lief die Entwicklung
Parallel oder synchron
Wann gab es Fortschritt
Religion bremste
Häufig jede Entwicklung
Sonst lief es synchron
jens tuengerthal 22.8.2017
Montag, 21. August 2017
HiHa 012
Kultur wanderte
Stets über Handelswege
Hatte ihren Preis
Von West nach Ost wie
Umgekehrt befruchtete
Menschheit sich immer
jens tuengerthal 21.6.2017
HiHa 011
Sage wird real
Bei Griechen und Römern durch
Homer und Troja
Wie unterscheiden
Sich Märchen und Sagen noch
Im Aberglauben
jens tuengerthal 21.8.2017
HiHa 010
Kam noch vor den Ägyptern
Heute herrscht Islam
Jüdische Sekten
Prägen die Welten lange
Mit ihren Göttern
jens tuengerthal 21.8.2017
HiHa 009
Die Bibel erzählt
Märchen über unsere
Kultur nach Glauben
Sagenhaft immer wohl
War sie niemals Geschichtsbuch
Aberglaube doch
jens tuengerthal 21.8.2017
HiHa 008
Sumer und Asyr
Sind die Wuzeln der Kultur
Vermuten wir noch
Vielleicht hielt dort nur
Alles länger als nördlich
Bloß klimabedingt
jens tuengerthal 21.8.2017
HiHa 007
Wann wird aus Kultur
Eine Zivilisation
Was unterscheidet
Staaten und Städte
Sind zumeist zivilisiert
Äcker kultiviert
jens tuengerthal 21.8.2017
Sonntag, 20. August 2017
HiHa 006
Angst vor dem Tode
Begründete die Kulte
Der Religionen
Sind diese Kultur
Durch Gewohnheit geworden
Was lebt davon noch
jens tuengerthal 20.8.2017
HiHa 004
Mit Glauben beginnt
Dessen Kultur zu wachsen
Wissen verliert sich
jens tuengerthal 20.8.2017
HiHa 003
Lust oder Glaube
Sind öfter dialektisch
Als klare Wurzel
Beides bringt Kultur
Jedes zerstört alle auch
Wo Ungleichgewicht
jens tuengerthal 20.8.2017
HiHa 002
Natur war zuerst
Nur was ist Kultur danach
Oder eher Teil
Ist Kultur ein mehr
Menschlich gesehen oder
Natur variiert
jens tuengerthal 20.8.2017
Samstag, 19. August 2017
HiHa 001
Erzählt Märchenbuch Bibel
Als SIE noch übte
Eva aus seiner
Rippe brachte Erkenntnis
Mit Apfelessen
Vernunft weiß Natur
Ist und war immer alles
Anfang wie Ende
jens tuengerthal 19.8.2017
HiHa Historische Haikus
HiHa sind Haikus zu historischen Themen, die in ihrer strengen 3-Zeilen Form, die Geschichte der Menschheit erzählen. Knappheit zwingt zur Reduktion auf wesentliches. Was macht die Epochen der menschlichen Geschichte aus, gibt es dafür ein objektivierbares Geschichtsbild oder ist die Gewichtung immer subjektiv und lokal.
Die gewählte Form ist traditionell asiatisch, sogar noch eingeschränkter japanisch, der kleinen Insel im Pazifik, dessen Volk sich lange für die Welt hielt, die es noch länger nicht bei sich zuließ, von der abgeschottet diese Sonderlinge ihre Existenz begründen und damit einem anderen Volk in der Mitte Europas ähnelten, das sich auch gerne für etwas besonderes hielt, auch wenn sie auf keiner Insel sondern eher im Wald lebten.
Gerade hielt sich wieder ein anderes Inselvolk teilweise für etwas ganz besonderes, möchte sich darum aus der Mitte Europas verabschieden und beim großen Nachbarn im Westen, wollten sie sich ganz auf sich zuerst konzentrieren und taten dies unter einem möglicherweise bereits dementen, zumindest lange schlecht geführten Präsidenten bisher sehr rüpelhaft und unkultiviert, wie es neureichen Stammtischbewohnern eher entsprach als der Verständigung der Völker, was die Haiku als reduzierte Form noch näher legt - der Kontrapunkt zum Weltgeschehen, der über dieses berichtet - infolge seiner Dichte zum Innehalten zwingt. Von dem cholerischen Türkenonkel, der gerne aus den Überresten des einst osmanischen Reiches eine große Nation schmiedete, sie zuvor aber ins Mittelalter führen möchte, um nur sicher jeden Anschluss zu verlieren, sei lieber geschwiegen - es geht ja um bedeutende Geschichte, nicht Größenwahn und Potenzprobleme.
Wer immer über Geschichte schreibt, genau wie jene, die Geschichte schrieben, tut dies höchst subjektiv als einzelner, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben zu können, auch wenn gerade jene, die dies versichern, es um so lieber wollen. Was ich danach noch sagen soll, jeden Anspruch zu relativieren, keine Ahnung zu behaupten, die ich nicht habe, weiß ich nicht so genau, darum sage ich lieber dem Haiku entsprechend weniger.
Unübertroffen im bescheidenen Tiefstapeln war schon Ende des 16. Jahrhunderts Michel de Montaigne, mit seinem “Was weiß ich schon?” - dem schließe ich mich einfallslos an und maße mir noch zusätzlich an alle Ereignisse nach Laune zu gewichten, um in dieser historischen Dichtung auch einen möglichst authentischen Spiegel meiner selbst und meiner Vorurteile zu sehen. Da ich nicht von mir weg kann und alles, was ich schreibe, ohnehin gefärbt ist durch meine Überzeugungen, meine Herkunft und anderes, was mich prägte, kann ich statt dagegen zu kämpfen, Objektivität vorzutäuschen, die keiner je erreicht, auch aus Lust und Laune subjektiv über Geschichte schreiben, dann habe zumindest ich Spaß daran, um nichts anderes geht es ja im Leben immer und so lese wem’s gefällt, was ich hier tue, soll mir Spaß machen und unterhalten.
jens tuengerthal zu
Berlin den 19. August 2017
Freitag, 18. August 2017
Kriegsopfer
Im Krieg gegen den Terror
Wir sind halt im Krieg
Vielleicht merkt nun wer
Krieg hat keine Grenzen mehr
Oder Schlachtfelder
Opfer sind überall
Täter werden auch alle
Krieg ist der Terror
jens tuengerthal 18.8.2017
Vorspannung
Schleichen die Menschen eher
Voller Erwartung
jens tuengerthal 18.8.2018
Donnerstag, 17. August 2017
Glücksdauer
Wenn zwei es sich versprechen
War es versprochen
Versprecher mit Folgen
Werden Ehe oft genannt
Mit und ohne Glück
Wer das Glück hütet
Verspricht sich weniger leicht
Bleibt länger glücklich
jens tuengerthal 17.8.2017
MISSverständnis
Er griff nach ihrem Busen
Das war noch zu schnell
Sie küssten sich doch
Er griff lieber nicht mehr zu
Das fand sie öde
Frauen verstehen
Fällt Männern immer schwerer
Je mehr sie wollen
jens tuengerthal 17.8.2017
Weiberlaunen
Launen der Weiber
Ertragen wir Männer mit
Blick auf die Leiber
jens tuengerthal 17.8.2017
Sommersex
Heißer meist als im Winter
Zumindest verschwitzt
jens tuengerthal 17.4.2017
Mittwoch, 16. August 2017
LitErotik
Die Wahrnehmung dieses Bereiches und die dabei Bedürfnisse sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Während Männer es lieber mögen, wenn es klar zur Sache geht, wie Frauen in der Praxis eigentlich auch, wollen sie literarisch dazu irgendwie verführt werden, glauben dabei, Sex sei nur gut, wenn er auch irgendwie romantisch verklärt wird, treten die meisten erotischen Geschichten für Frauen in einem so peinlichen Gewand auf, dass dem männlichen Leser entweder gleich vor Müdigkeit die Lust entschläft, bis etwas passiert, was der Erregung wert wäre oder eine zufällig vorhandene Erektion wieder erschlafft, bis sie in weiblicher erotischer Literatur eine heiße Stelle findet, was die Umsetzung literarischer Träume nachhaltig jeweils verhindert und diese Druckwerke so, statt Bastelanleitungen für besseren Sex zu werden, immer nur getrennt verwendete Onaniervorlagen bleiben, bei denen seltene Ausnahmen nur das Gegenteil belegen.
Kurz gesagt: Die meiste erotische Literatur fördert nicht die tatsächliche Erotik sondern behindert sie, lässt allein die Autoerotik exponentiell ansteigen, aber vielleicht ist das ja auch so gewollt, bleibt die Onanie schließlich immer sichere Liebe an und für sich, die nur ausnahmsweise mehr vorbereitet, warum seine Kunden sicherer bindet, wer auf diese Form der Sexualität in der Literatur setzt, ohne es zu sagen, weil unbefriedigte Träume die Chancen am Markt noch erhöhen.
Für diese These gibt es natürlich auch Gegenbeispiele und die Grenze zwischen Erotik, Pornografie und Literatur ist eine beständig fließende. Schaue ich mir etwa Henry Millers Opus Pistorum, bei dem er seitenweise bezahlt wurde und das erst in den 90ern überhaupt als Literatur in Deutschland freigegeben und nicht mehr als Pornographie gesperrt war, verschwimmt diese Grenze schon sehr, weil Miller einfach alles beschrieb, was Mann sich dazu nur ausdenken kann und was der Schwanz des Ich-Erzählers Johnny Thursday so im Paris der 20er erlebte. Er tut das in seinem typisch lockeren Ton und plaudert einfach nur halt über Sex.
Besonders erotisch fand ich das nie, auch wenn es Szenen gibt, die in ihrer Deutlichkeit geil beschrieben sind, ist die Stimmung ähnlich erotisch wie es Pornos auch sind: gar nicht. Weil es nur um Sex und seinen Vollzug geht, der ja nicht eigentlich erotisch sondern ein schlicht mechanischer Vorgang ist, der mehr oder weniger eindeutig beschrieben wird. Der lockere Ton des Autors unterhält dabei gut, aber dies Buch länger oder am Stück zu lesen, schafft keine erotische Stimmung, sondern bleibt eine nüchterne, wenn auch journalistisch teilweise gute Beschreibung aus dem Reich der Pornographie, wenn auch zur guten Reportage manches fehlt.
Anders da schon seine Freundin Anais Nin, die bei der Beschreibung des Sex auch kein Blatt vor den Mund nahm, aber es dabei auch schaffte, eine erotische Stimmung zu kreieren, wie etwa in ihrem Delta der Venus, dem Klassiker der erotischen Literatur, der immer noch literatisch heutige Machwerke um Längen übertrifft. Doch las ich es mit meiner damaligen Freundin Ende der Teenie-Zeit und wüsste nicht, wie ich es heute beurteilte. Zumindest hat es uns damals gelegentlich inspiriert.
Vielleicht keine ganz große Literatur aber immer noch, auch wenn bald hundert Jahre alt, um Längen besser als die grauenvollen Shades of Grey, bei denen ich sogar das Rezensionsexemplar nach einem angeödeten Leseversuch im Altpapier entsorgte. Auch wenn ich sonst eher Bücher, die ich entbehren kann, lieber auf die Straße stelle, irgendeinen glücklichen Leser findet es in Berlin immer, habe ich dieses Machwerk lieber dem Papierrecycling übergeben, damit zumindest dies Exemplar keiner mehr lesen würde, ich das meinige zumindest tat, es zu vergessen.
Doch will ich ja nicht über Beispiele schlechter Bücher sondern über erotische Literatur hier schreiben und wie es manche Autoren schaffen, eine solche Atmosphäre zu kreieren, weil die Beschäftigung mit literarischen Restmüll weder erotisch noch sonst erregend ist. Sich darüber aufregen, was für Mist so gedruckt wird, scheint mir auch nicht sonderlich verlockend, am besten würden solche Machwerke keines weiteren Wortes mehr gewürdigt.
Was ist der Schlüssel zur erotischen Spannung als Leser und als Autor und was sind gute Beispiele dafür?
Eine großartige erotische Stimmung kreieren immer wieder Klassiker wie Marcel Proust, immer eher verzweifelnd als erfüllend, Oscar Wilde oder Tania Blixen. Auch das Hohelied der Bibel hat einige Stellen bei denen die Schönheit der Sprache mit der beschriebenen Sinnlichkeit eine Stimmung schafft, die einen Kitzel weckt, den ich erotische Stimmung nennen würde.
Teilweise auf der Grenze zur Pornographie und in mehr aber auch literarisch wunderbar fein beschrieben ist “Die Frau des Buchhändlers” von Pierre Bourgeade, in dem es viel um Bücher geht, was für den bibliophilen schon eine an sich sinnlich schöne Stimmung ist, die gemischt mit den verschiedenen Erzählsträngen über die ins pornografische reichenden Abenteuern der Protagonistin, eine Stimmung von solcher Schönheit schafft, dass die Erotik zwischen den Seiten in einer Weise spürbar wird, wie ich es selten bei einem Buch erlebt habe.
Die Bücher, die klassischerweise im Genre Erotik verkauft werden, halte ich zum größten Teil für literarisch unbedeutend und auch die Werke eines Maupassant, die teilweise sehr deutlich werden, versetzten mich nie in eine solch erotische Stimmung wie die Frau des Buchhändlers oder einige Stellen in Manns Zauberberg.
Bei Mann denke ich etwa an den Karnevalsabend im Sanatorium Berghof, in der sich der Protagonist Hans Castorp der von ihm verehrten Clawdia Chauchat, der Dame mit den Kirgigisenaugen vom guten Russentisch, die immer die Tür knallen ließ, wenn sie den Speisesaal betrat, nähert, wie vorher und später nie wieder, weil in dieser Nacht alle Regeln aufgehoben scheinen.
Hier zaubert Mann eine erotische Stimmung, auch wenn ich große Teile des in französisch geschriebenen Dialogs beim ersten Lesen noch nicht verstand, war ich höchst erregt von dieser erotischen Spannung. Der große Autor schafft diese eher indirekt, wie vorher noch mehr als die irgendwo weit im Osten wohl verheiratete Dame Hans ein Röntgenbild ihrer Brust verehrt, auf dem natürlich nichts ganz konkret zu erkennen ist, um so mehr sich aber in Schemen andeutet und eine unkeusche Nähe nach der Natur schafft, von der er vorher als anständiger Hamburger Junger aus guter Familie nicht mal zu träumen wagte.
Auch Proust spielt in la Recherche über endlose Seiten mit der erotischen Spannung, die sich immer mehr steigert, ohne irgendwann die endlich Erlösung zu finden. Es ist das noch nicht und das Wachstum der Lust auf das Unerreichte, die eine erotische Stimmung für mich ausmachen.
Lese ich dagegen die wunderbaren Erotischen Geschichten aus der Renaissance, die kürzlich in der Anderen Bibliothek erschienen und die es teilweise an Deutlichkeit nicht fehlen lassen, amüsiere ich mich darüber eher und freue mich literarisch an den so alten Schätzen europäischer Erzählkunst, die zu der Zeit entstanden, als Boccacio seinen Decameron schrieb. Letzteres Werk, entstanden zum großen Teil auch in der ländlichen Isolation, in die sich reiche Patrizier auf der Flucht vor der Pest zurück zogen, schafft seine größten erotischen Momente, wo es weniger direkt ist. Dagegen sind die Geschichten etwa auch vom Wiederentdecker des Lukrez in der Renaissance Poggio Bracciolini zwar von stürmischer Direktheit beim Sex, wie es vom Sekretär des Papstes kaum zu erwarten war, die aber dem Geist der Renaissance und ihrer Sinnlichkeit ganz entsprechen, jedoch selten wirklich erotisch.
Bevor ich mich nun in weiteren Beispielen dessen verliere, was ich in der Literatur erotisch finde und die anderen möglicherweise völlig abstrus vorkommen, will ich versuchen, eine allgemeine Regel daraus abzuleiten, um ein Prinzip zu finden, was diese besondere sinnliche Stimmung ausmacht, die wir erotisch nennen und empfinden. Bin mir nicht sicher, ob es eine solche überhaupt gibt und darin wirklich Übereinstimmung erreicht werden kann oder es wie bei Sex und Liebe immer ist, es auf den einzelnen ankommt und was diesen in genau der Situation gerade reizt, aber die Suche allein scheint mir reizvoll genug, sich in Worten auf den Weg zu machen, den Kern der Erotik zu finden.
Schreibe auch lange genug erotische Geschichten und Gedichte, konnte dabei auf eine kleine, überschaubare eigene Erfahrung jenseits der Literatur zurückblicken, die sicher das Schreiben mitgeprägt haben. Dies Schreiben war, soweit es um den Zweck ging, eine irgendwie erotische Stimmung in den Lesern und vor allem Leserinnen zu wecken, wider Erwarten, erstaunlich erfolgreich und wurde relativ positiv aufgenommen. Es traf den Ton, der die Leserinnen berührte, ohne sie vor den Kopf zu stoßen, was mir heute als der Schlüssel zu lustvollen Schreiben erscheint. Erregte dort, wo es berühren sollte, ohne dabei Grenzen zu verletzen
Weniger ist, wie so oft, mehr und die Andeutung bewegt zunächst mehr als der direkte Griff ans Geschlecht oder in die Porno-Kiste, bei dem ich ohnehin eher zurückhaltend bin, da Porno zwar als Mittel zum Zweck, schlichte Geilheit zu wecken, nicht ganz schlecht ist, aber nichts in meinen Augen mit erotischer Stimmung zu tun hat, die mehr vom noch nicht lebt als vom Vollzug des Aktes, der dann in mehr oder weniger eindringlich beschriebenen mechanischen Bewegungen besteht. Überhaupt reizten die zu keinem Ende oder zu noch keiner Befriedigung führenden Werke, ob als Kurzgeschichte oder als Lyrik, meist mehr als die vollendet beschriebenen Akte, so sehr ich mich auch bemühte, das Glück in Worten treffend festzuhalten. Am Ende ist ein sich ergießen oder spritzen und ein zuckendes Miteinander zwar der Gipfel der Lust aber literarisch eher mäßig interessant.
Das Vorspiel und der Versuch reizen, gelesen scheinbar mehr als der Höhepunkt selbst. Frage mich, ob das eher daran liegt, dass unbeschreiblich Schönes eben besser erlebt als beschrieben werden kann oder viele diese geteilte Erfahrung vollkommenen Glücks, die ich den schönsten Sex nenne, gar nicht kennen und darum den Versuch allein, die eigene Erfahrung spiegelnd, bereits als das höchstmögliche nur empfinden und damit zufrieden sind.
Ob diese Gleichzeitigkeit des Glücks, wenn zwei erregte Leiber zuckend aufeinander, innig verschlungen, zusammen kommen, wirklich noch mit Worten fassbar ist, das Glück des sich ineinander und aufeinander Ergießens, um in totaler Befriedigung selig einen Moment verharrend, alles zu haben, je beschrieben werden kann, frage ich mich, um Worte ringend selbst und denke auch dabei wird weniger mehr sein.
Casanovas Erinnerung im Hinterkopf, die manch sexuelles relativ ausdrücklich beschreiben, wie es ihm als alternder Liebhaber am Rheuma leidend, einsam auf Schloss Dux in die Feder floss, fiel mir auf, dass der Moment davor, die Verführung, die Spannung bis zum Moment der Erlösung auch beim Altmeister der Erotik und größten Liebhaber immer viel aufregender zu lesen war, als die Erlösung von dieser Spannung.
Hört beim gemeinsamen Orgasmus die Erotik auf, handelt es sich dabei schon längst um Pornographie, die eben einen sexuellen Akt mehr oder weniger mechanisch beschreibt?
Gibt es auch beim Sex den Wendepunkt, wo die Erotik zum rein sexuellen Akt wird, in dem sich nur noch zwei Körper geil an- und ineinander reiben?
Weiß es nicht so genau und denke dabei gerade an meinen Großvater, der immer sagte, im entscheidenden Moment sitzt das Hirn im Hintern und hilft schieben - irgendwie habe ich das Gefühl, er traf damit den Punkt. Dann aber, sind alle weiteren Ausführungen an dieser Stelle in Betreff der erotischen Literatur überflüssig.
Es wäre dann mit der Erotik wie mit aller Natur, sie ist das Vorspiel, um genug Reiz für den Akt zu schaffen, bei dessen Vollzug wir nur noch unserem Trieb folgen, nicht mehr denken, keine Erotik mehr brauchen, weil die Geilheit von alleine wirkt. Wenn zwei Partner miteinander guten Sex haben, genießen sie den Akt vollkommen als solchen und denken auch an nichts anderes dabei, weil sie vollkommen glücklich und vor lauter Erregung ohnehin zu keinem klaren Gedanken mehr fähig sind.
Denke ich dagegen an all die früheren Partnerinnen, die von sich sagten, der Sex sei ihnen nicht so wichtig, es zähle vielmehr die Zärtlichkeit und Nähe dabei, weiß ich heute genau, sie haben es nie ganz genießen können und liebten darum auch die Erotik des Vorspiels mehr als den Vollzug, weil sie dabei, wenn überhaupt, nur eine irgendwie sekundäre Befriedigung erreichten und das vollkommene Glück überhaupt nicht kannten. Es gab mit ihnen vielleicht eine Erotik und den ewigen Reiz des Vorspiels, den sie teilweise gut steigern konnten, aber nie Zufriedenheit und entsprechend unzufrieden war ich in diesen Beziehung immer nach kurzer oder längerer Zeit unzufrieden, manchmal nur brauchte ich, in der Illusion der Liebe gefangen, etwas länger, die eigentlich triste Wirklichkeit zu erkennen und die Konsequenz zu ziehen.
Schrieb in dieser eigentlich unzufriedenen und vor allem irgendwie unbefriedigten Zeit, viele meiner erotischsten Gedichte und Geschichten, die alle vor Sehnsucht nur so überquollen, was mich wieder zurück zum Thema bringt, dem Schlüssel der Erotik in der Literatur. Wo der Dichter glücklich und befriedigt ist, hat er weniger unbefriedigte Sehnsucht und damit weniger Antrieb, über das zu schreiben, was die erotische Spannung ausmacht.
Erotik scheint mir mehr die Sehnsucht als ihre Befriedigung zu sein. Wollte ich ein Leben lang erotische Geschichten und Gedichte erfolgreich schreiben, müsste ich mir wohl eine Partnerin suchen, mit der ich keine sexuelle Erfüllung finden kann, damit ich von der Sehnsucht danach getrieben, darüber entsprechend schreiben kann. Wer alles hat, schreibt nur noch aus der Erinnerung über die Sehnsucht der Natur nach Befriedigung, ist nicht innerlich getrieben.
Ob ich die Erotik, solange sie erfüllt ist, noch literarisch voller Sehnsucht beschreiben kann, bin ich nicht sicher - schließlich schreibe ich gerade auch ein bloß theoretisches Essay über die erotische Literatur und keine solche Lyrik oder Geschichten dieser Art, weil ich glücklich bin, alles habe, die Sehnsucht nicht aus mir nach Worten schreit, die den Moment herbeischreiben wollen, den ich lange so sehr vermisste.
Betrachte ich diese Situation, könnte ich nun bedauern, für das reale Glück die literarische Sehnsucht nach Erotik verloren zu haben. Doch genieße ich lieber die wunderbare Wirklichkeit, statt voriger Jahre der Frustration, die mich ständig dazu trieben die unbefriedigte Sehnsucht literarisch zu beschreiben.
Ob uns das nun grundsätzlich viel über das reale Liebesleben erotischer Autoren sagt, weiß ich so allgemein nicht zu sagen - was weiß ich schon, möchte ich mit Montaigne fragend noch einschieben -, zumindest kann ich für mich die Regel aufstellen, dass sich das Bedürfnis nach erotischem, also sehnsüchtigem, Schreiben umgekehrt proportional zur erlebten Befriedigung verhält.
Natürlich kann ich auch erotische Gedichte oder Geschichten schreiben, wenn ich befriedigenden Sex habe, manchmal kommen noch wunderbar inspirierende Gedanken und ich wüsste nichts schöneres zu beschreiben, als das, was ich nun erleben darf - doch scheint die Erotik von der Spannung des Bedürfnisses zu leben und da ich nur schreiben kann, wenn es mich dazu drängt, ich nicht anders kann, die Worte raus wollen, ist erotische Literatur, die von der unerfüllten Spannung lebt, gerade nicht mein Thema.
Vielleicht gelingt mir irgendwann noch der Gegenbeweis der These, dass erotisches Schreiben, damit es gut wird, nicht Ausdruck eines Mangels an realer Erotik sein muss, bisher ist mir das noch nicht gelungen und wenn es auch in Einzelfällen vielleicht aus Erfahrung oder mit genug handwerklicher Technik dennoch glückt, auch glücklich befriedigt und ohne Sehnsucht eine erotische Geschichte zu schreiben, wenn dies erforderlich sein sollte, so ändert es nichts am unwiderstehlichen Antrieb zum erotischen Schreiben aus der Sehnsucht nach endlich Erfüllung und wer die hat, sucht nicht mehr gegen alle Widerstände. Wer dennoch schreibt, tut es einfach aus Spaß, könnte es auch lassen, ließe es vermutlich besser und ehrlich gesagt, betrachte ich die meiste erotische Literatur so, freue ich mich für die Autoren, sie scheinen nicht alle schlechten oder keinen Sex zu haben und schreiben dennoch ohne Zwang und unwiderstehliches Bedürfnis und ich denke, sie ließen es besser, nicht nur weil die Produkte keinen hohen kulturellen Wert in meinen Augen haben, sondern weil sie ohne Zwang schreiben, einfach nur aus Spaß vielleicht und so ist am Ende auch das Ergebnis, entbehrliche Unterhaltung.
Die Beziehungen von Männern und Frauen sind immer wieder auch schwierig, scheitern aus den unsinnigsten Gründen, von denen nur die wenigsten ein Wort wert sind, weil die meisten so peinlich kleinlich in Wirklichkeit bleiben, dass sie nur die Teilnehmer beschämen können, dennoch genügt die daraus wachsende Sehnsucht und Verzweiflung, gelegentlich gute Literatur zu schaffen. Erotische Literatur ohne Sehnsucht und Verzweiflung in den Autoren, die um Worte ringen, bleibt nettes Geplauder zum Thema Sex ohne Mehrwert oder erotische Spannung - so stilistisch perfekt es auch geschrieben sein mag. Ein Selbsterfahrungsbericht über den eigenen Sex zu schreiben, ist so erotisch wie ein Diätkochbuch mit medizinischer Indikation, vielleicht ein kleiner Skandal aber ohne Verzweiflung und vor allem Sehnsucht leeres Geschwätz, wie es die Regale der Bahnhofsbuchhandlungen mit mehr oder weniger sinnlichen Titelbildern füllt und besser schnell wieder vergessen wird. Auch hoher Reichtum an Details bei der Beschreibung der körperlichen Vorgänge des Vollzugs der Erotik, des Sex also, schafft selten eine erotischere Stimmung als ein medizinisches Sachbuch zum gleichen Thema.
jens tuengerthal 15.7.2017