Samstag, 11. Juni 2016

Kulturgeschichten 0252

Es gibt Länder, wo was los is
Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt
BRANDENBURG BRANDENBURG
In BRANDENBURG in BRANDENBURG ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt!
Was soll man auch machen mit 17, 18 in BRANDENBURG?
Reinald Grebe

Brandengeburtstag

Was ist Brandenburg eigentlich
Das wir heute feiern ist es das
Was Rainald Grebe nahelegt
Oder doch wieder ganz anders

Wie wurde es dazu mit der Zeit
Wo hat sich nichts geändert
Ist es immer noch eher bärig
Oder schlicht bekieferte Einöde

Ist es wirklich so schlimm in Brandenburg
Wie wurde es was es heute ist und was
Hat es mit Krieg und Gewalt zu tun
Muss sich danach noch wer wundern

Heute werden Kriege im Netz gewonnen
Schlachten hinter Rechnern geschlagen
Die über den Flug der Drohnen entscheiden
Das scheint alles sauber und unblutig

So jedenfalls in den zivilisierten Nationen
Nur an den Rändern nach Süden oder Osten
Werden ab und an noch Schlachten geschlagen
Deren blutige Reste bei uns angeschwemmt werden

Früher war das anders als die Ritter sich noch
Mann gegen Mann schlugen nicht Technik allein
Siegte sondern rohe Manneskraft die gern noch
In der Siegfriedsaga beschworen ward

So schlug auch Albrecht der Bär am 11. Juni 1157
Jaxa von Köpenick und eroberte von ihm die Burg
Brandenburg zurück und vertrieb deren Besetzer Jaxa
Der Tag gilt als die Begründung der Mark Brandenburg

Die Mark wurde später kurfürstlich und bekam damit Stimme
Bei der Kaiserwahl weil der Kaiser dem Hohenzollern zu
Nürnberg so dankbar war auch wenn es ihm bald leid tat
Blieb es so und später wurde die Mark zu Preußen

Diese andere größere Geschichte die östlicher beginnt
Beim Deutschen Orden und den Kreuzrittern die keiner
Mehr brauchte ist hier kein Thema wo es doch um die
Marken geht und wie sie wurden was sie sind

Ostpreußen dagegen ist nur noch Legende wie Preußen
Dahingestestellt ob dies Berlin besser tut als ziviles Nest
Stand Albrecht der Bär aus dem Geschlecht der Askanier
Pate für die Mark wie namentlich wohl auch für Berlin

Albrecht der eigentlich Adelbert hieß war der Sohn von
Otto dem Reichen und der Eilika Billung von Sachsen
Warum er der Bär heißt weiß keiner so genau ist halt so
Die Nazis wussten es wie immer zu missbrauchen

Albrecht der Bär führte folgende Titel
Graf von Ballenstedt (1123–1170)
Fürst und Markgraf der Lausitz (1123–1131)
Herzog von Sachsen (1138–1142)
Graf von Weimar-Orlamünde (um 1134–1170)
Markgraf der Nordmark (1134–1157)
Markgraf von Brandenburg (1157–1170)

Albrecht hat im Stile seiner Zeit jede Chance
Zum Machtzuwachs genutzt und sich dabei
Insbesondere auf den wilden Osten konzentriert
Zugleich kämpfte er zeitlebens auch um Sachsen

Warum einer ein gutes Leben als Herzog
Dem steten Kampf vorzog scheint fraglich
Er zog auch zum Wendenkreuzzug 1147
Der Grundlage für die Macht in der Mark war

Auch mit der Mark gab es viel hin und her
Nachdem er die Nordmark vom Vater erbte
Wurde sie ihm von Kaiser Heinrich V. wieder
Genommen der sich über Lothar ärgerte

Der Herzog von Sachsen nämlich hatte
Albrecht unrechtmäßig mit der Lausitz
Noch belehnt was aufgehoben ward
Als Lothar der Sachse dann Kaiser war

Revanchierte er sich für Albrechts Hilfe
Auf dem Italienfeldzug und verlieh ihm
Die just frei gewordene Normark die
Später zur Mark Brandenburg wurde

Infolge der Völkerwanderung zogen die
Elbgermanischen Sueben gen Westen
Gingen in den Schwaben auf was so
Manche heutige Aversion eher erklärt

Den leeren Raum besiedelten nun die
Östlichen Slawen ins Havelland zogen
Die Heveller die sich Stodoranen nannten
Sie errichteten ihre Hauptburg in Brandenburg

Östlich und nördlich lebten noch die Sprewaren
Diese und andere Slawen lagen oft im Krieg
Mit den Nachbarn wie untereinander infolge
War ihr Gebiet kulturell unterentwickelt

Das ganze Gebiet nördlich der Elbe hieß
Nordalbingien und ging unter Karl dem Großen
An seine Verbündeten die Abodriten worauf es
Von 804 bis 928 relativ friedlich dort blieb

Dort wurden die Bistümer Brandenburg wie
Havelberg errichtet und nach 928 wieder
Von den Slawen zersört dann ging es weiter
Hin und her bis Albrecht endlich befriedete

Der getaufte Hevellerfürst Pribislaw-Heinrich
Wurde ins Reich eingebunden vom Kaiser
Während die östlicheren Sprewaren unter
Jaxa von Köpenick heidnische Gegner waren

Als jener Jaxa vor Albrecht floh durch die Havel
Soll er den Christengott um Hilfe angerufen haben
Aus Dankbarkeit für seine Rettung habe er Schild
Und Horn an den Baum gehängt um Christ zu sein

Diese Schildhornsaga wurde zum Gründungsmythos
Von Brandenburg als christlichem Land als der letzte
Widerständige Wendenfürst sich nach sagenhafter
Rettung zum Christentum auch bekannte

Die alte Sage hat jedoch weder mit dem Schildhorn
Das im Grunewald liegt noch mit Jaxa zu tun doch
Passte diese Romantik gut in die Romantik die sie
Gegen 1850 erfand als sei sie uralt

Doch ist sie wie Berlin relativ jung und wild nur
Verkehrt und ausgeschmückt worden bis jetzt
Und zeugt doch von der Sehnsucht der neuen
Nach alten hochkulturellen Wurzeln

Tatsächlich war Jaxa längst Christ und wollte erben
Nachdem Pribislaw starb was dessen Witwe aber
Keineswegs gefiel warum sie lieber wie vom Kaiser
Vorab gewünscht Albrecht das Land übergab

Berlin wird dadurch nicht älter sondern war bis
Preußen unter König Friedrich II. zur Großmacht
Erst wurde ein provinzielles Nest wie die Mark
Es bis heute geblieben ist wohin wir auch schauen

Köpenick war seit dem 9. Jahrhundert Slawenburg
Es setzt sich aus dem slawischen Wort für Hügel
Wie der Endung für Ort namentlich zusammen
Doch wurde slawisches verdrängt mit Gewalt

Die ersten Christen in der Mark sehen wir von
Den Mönchen einmal ab herrschten also wie
Der IS in Syrien und andernorts indem alles
Was vorher war kurzsichtig zerstört werden soll

So ist auch unser Bild voriger Kulturen nur
Der später vom Christentum geprägte noch
Das waren halt Heiden meist unzivilisiert
Dahingestellt ob es dort heute anders ist

Mit Albrecht begann die Mark zu sein
Mit Berlin wollte sie nicht eins werden
Einen Flughafen bauen sie dort noch
Bis zur nächsten Kulturenwende

Begann der Untergang der Provinz als
Sie unter Friedrich Preußen wurde oder
Erst als sie im DDR-Schlaf dämmerte
War Ostelbien nicht immer schon zurück

Spannender ist vielleicht zu bedenken
Die echten Berliner sind die Schwaben
Danach erst kamen die Slawen die aber
Älter berlinisch sind als christlich wohl

Warum Berlin Multikulti gut kann aber
Die Mark eher nicht genau wie Pankow
Marzahn und Köpenick heute noch die
Provinziellen Vororte sind bleibt fraglich

Berlin ist viele Dörfer nebeneinander und
Inmitten noch ein klein wenig Stadt während
Brandenburg Dörfer mit Feld und Misthaufen
Dazwischen ist sonst nichts eigentlich
jens tuengerthal 11.6.2016

BRANDENBURG SONGTEXT

Es gibt Länder, wo was los is
Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt
BRANDENBURG BRANDENBURG

In BRANDENBURG in BRANDENBURG ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt!
Was soll man auch machen mit 17, 18 in BRANDENBURG?

Es ist nicht alles Chanel es ist meistens Schlecker.
Kein Wunder, dass so viele von hier weggehen.
Aus BRANDENBURG.

Da stehen 3 Nazis auf dem Hügel und finden keinen zum verprügeln!
In BRANDENBURG, BRANDENBURG!

Ich fühl mich so leer, ich fühl mich BRANDENBURG.

In BERLIN bin ich einer von 3 millionen!
In BRANDENBURG kann ich bald alleine wohnen!
BRANDENBURG

Im Adlon ist Brad Pitt und der Washington, Dancel!
Im Autohaus in Schwedt ein Achim Menzel!
BRANDENBURG
BERLIN
HALELLUJA BERLIN
HALELLUJA BERLIN
alle wollen da hin!
Deshalb will ich das auch!

In BRANDENBURG in BRANDENBURG ist wieder jemand voll in die Allee gegurkt!
Was soll man nur machen mit 17, 18 in BRANDENBURG?

Es ist nicht alles Lafayette es ist meistens LIDL!
Kein Wunder das der Bogen nicht mehr fiedelt!
In BRANDENBURG!

Wenn man Bisamratten im Freibad sieht ist man im Naturschutzgebiet!
MARK-BRANDENBURG BRANDENBURG
Ich fühl mich heut so ausgeBRANDENBURGt!
In BERLIN kann man soviel erleben!
In BRANDENBURG soll es wieder Wölfe geben!
BRANDENBURG

Im Adlon ist heut Nacht Hillary Clinton!
Im Schwedt kann Achim Menzel das Autohaus nicht finden!
BRANDENBURG
BERLIN
HALELLUJA BERLIN
HALELLUJA BERLIN
alle wollen da hin,
deshalb will ich das auch!

Lassen sie mich durch, ich bin Chirurg, ich muss nach BRANDENBURG!
Nimm dir essen mit wir fahren nach BRANDENBURG!
Wenn man zur Ostsee will, muss man durch BRANDENBURG!
(Rainald Grebe)

Freitag, 10. Juni 2016

Liebeswille

Lieben wollen allein hilft eher wenig
Lieben können bringt zu zweit mehr
Lieben ist wohl das Mittel der Wahl
jens tuengerthal 10.6.2016

Freundeskind

Heute rief mich mein Freund an
Er sei Vater geworden
Die Mutter ist wohlauf
Alles ist gut gegangen
Eigentlich alltäglich
Aber wenn du dich seit
Bald 25 Jahren kennst
Ist es doch etwas besonderes

Er hat sich Zeit gelassen
Das war auch gut so
Scheint mir während meine
Tochter bald schon 15 wird
Irgendwann Großvater werde
Vielleicht vermutlich
Was weiß ich schon
Zumindest theoretisch könnte
Geht bei ihm das Wickeln los
Der Kunstkenner und Pianist
Feingeist und Genießer
Wird Vater wie wir alle es wurden
Und ich spüre wie es mich rührt
Für die beiden und überhaupt

Letztes Jahr feierten wir noch
Ihre Hochzeit auf dem Gut
Nun das Kind alles ordnungsgemäß
Bei mir war alles anders
Etwas chaotischer und ungeplant
Und dann ging doch alles gut

Wenig rüht Männer so sehr
Glaube ich wie Vater zu werden
Denke daran und fühle noch
Das Kribbeln im Bauch
Den Jubel der aus mir schrie
Der die ganze Welt umarmen wollte
So wie er sich heute anhörte
Kriege schon feuchte Augen
Vor lauter Rührung wie blöd

Kinder halt die machen eben
Immer ein wenig verrückt
Was freu ich mich für die beiden

Kinder machen ist toll
Kinder haben auch meist
Kinder haben und sich lieben
Das ist eigentlich alles
Was manche Sinn nennen
jens tuengerthal 10.6.2016

Liebesentscheidung

Ist Liebe eine Entscheidung
Oder nur ein Gefühl nur was
Könnte mehr sein und wie
Lieben wir vernünftig noch
Oder ist es genau überlegt
Immer Unsinn warum wir es
Lieber nicht tun und einfach
Lieben solange wir dabei
Noch glücklich sind und
Wenn nicht es lieber lassen
Wären wir noch vernünftig
Doch in der Liebe scheint alles
Vernünftig betrachtet unsinnig
Fraglich nur warum wir es dann
Immer noch unvernünftig tun
jens tuengerthal 10.6.2016

Kulturgeschichten 0251

Tod und Geburt

"Wo hast du diesen Hut her?"
Zu seiner Frau nach der Krönungszeremonie am 2. Juni 1953.

"Sorry, aber ich habe eine Verabredung mit dem Erzbischof von Canterbury."
Am 19. November 1947, einen Tag vor seiner Hochzeit, stoppt ein Polizist Philip im Auto nahe Buckingham Palace, weil er zu schnell gefahren ist.

"Genau wie bei mir."
Prinz Philip fragte 1947 kurz nach der Verlobung mit der damaligen Thronfolgerin Prinzessin Elizabeth einen Bahnarbeiter auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung nach dessen Aufstiegschancen und bekam als Antwort: "Ach, da müßte schon mein Boss sterben."

"Wo hast du diesen Hut her?"
Zu seiner Frau nach der Krönungszeremonie am 2. Juni 1953.

"Sorry, aber ich habe eine Verabredung mit dem Erzbischof von Canterbury."
Am 19. November 1947, einen Tag vor seiner Hochzeit, stoppt ein Polizist Philip im Auto nahe Buckingham Palace, weil er zu schnell gefahren ist.

"Eröffnungs- und Schlußzeremonien sollten verboten werden. Sie sind eine verdammte Plage. Ich habe wirklich genug davon."
Am 27. Mai 2006 in einem Interview mit dem "Daily Telegraph", in dem Philip mitteilte, daß er sowenig wie möglich mit den Olympischen Spielen 2012 in London zu tun haben will.

"Wenn an der Nordostküste von Norfolk - auf der Hauptroute der Zugvögel nach Skandinavien - riesige Windkraftwerke gebaut werden, fliegen die Enten dann in Scheiben zu uns zurück?"
Im Juni 2005 auf einer Veranstaltung der "Royal Society of Arts" zum Klimawandel.

"Ich will trotzdem ein Bier."
Antwort auf die Empfehlung eines Diplomaten auf einem Bankett in Berlin im November 2004, deutschen Wein zu probieren.

"Wenn ein Mann einer Frau die Autotür öffnet, kann das zweierlei bedeuten: Entweder ist es eine neue Frau oder ein neues Auto."
Im Oktober 2004 auf einer Reise mit seinem Biographen Gyles Brandreth.

"Sie sind in dem Ding ein Sicherheitsrisiko."
Vorwurf an eine 29 Jahre alte Rollstuhlfahrerin im Juli 2004. Die Frau konterte: "Ich versichere Ihnen, ich bin eine gute Fahrerin und kein Risiko." Philip verwies auf das Fußpodest: "Darüber kann man leicht stolpern."

"Wie um Himmels willen bringen Sie den unter Ihren Helm?"
Frage an den indischen Polizisten Sarinder Singh, der auf der Weihnachtsfeier der Königin im Dezember 2003 einen Turban trug.

"Sie tragen keine Nerzunterwäsche, oder?"
Frage an die attraktive Modejournalistin Serena French auf einer Party für den World Wide Fund for Nature in Toronto im Oktober 2003. Zuvor hatte er sie gefragt, ob sie nach Leuten Ausschau halte, die Nerzmäntel trügen. Als jemand dazwischenrief, daß niemand zu so einer Veranstaltung einen Pelz trage, antwortete Philip: "Nun ja, Sie wissen aber nie, was die Leute darunter tragen."

"Waren Sie hier in den schlechten alten Zeiten?"
Frage an Eltern von Schülern der Fir-Vale-Schule in Sheffield im Mai 2003. Die Schule, die zuvor Earl Marshall hieß, hatte einen schlechten Ruf, bevor sie 1999 reformiert wurde und einen neuen Namen erhielt. Als zwei Frauen nickten, fügte Philip hinzu: "Das ist der Grund, weshalb Sie nicht schreiben und lesen können."

"Ah, du hast den Brief geschrieben. Also kannst du schreiben? Haha! Gut gemacht."
Begrüßung des sichtlich nervösen 14 Jahre alten George Barlow bei einem Besuch des südenglischen Ortes Romford im März 2003. Der Junge hatte an die Königin geschrieben und sie nach Romford eingeladen. Als sie die Einladung annahm, war er der Star der Stadt.

"Wer steht hier unter Drogen? Er sieht aus, als würde er unter Drogen stehen."
Beim Besuch eines Clubs von Jugendlichen aus Bangladesch in London im Dezember 2002. Der angesprochene 14 Jahre alte Shahin Ullah nannte den Prinzen daraufhin "unverschämt", "nicht nett" und verlangte eine Entschuldigung.

"Die französische Küche im allgemeinen ist sehr gut, aber sie bekommen trotzdem kein anständiges ,English breakfast' hin."
Im Juli 2002 an Bord des Schiffsrestaurants "Il Punto" auf dem Orwell-Fluß in Ipswich nach einem üppigen Frühstück mit Eiern mit Speck, Lachs, Reis, Fisch, Croissants und Pain au chocolat. Das Restaurant gehört dem Franzosen Regis Crepy.

"Londons Problem sind die Touristen. Sie verstopfen die Straßen. Wenn wir den Tourismus stoppen könnten, könnten wir die Staus verhindern."
Im Juli 2002 zur Eröffnung der neuen City Hall in London. In dieser Zeit wurde über die Einführung einer Straßenmaut in Londons Innenstadt debattiert.

"Sind Sie etwa Tamil Tigers?"
Frage an vier tamilische Hohepriester während des Besuchs des Hill-Murugan-Tempels in London im Juni 2002. Die Rebellenorganisation Tamil Tigers kämpft im Norden und Osten Sri Lankas für einen unabhängigen Tamilenstaat. Einer der Priester antwortete: "Nein, wir sind Geistliche, wir haben nichts mit Gewalt zu tun."

"Wenn Sie so viel reisen wie wir, schätzen Sie es, daß die Flugzeuge um so vieles bequemer geworden sind. Außer Sie reisen in der sogenannten Economy Class, was gräßlich klingt."
Kommentar auf einer Veranstaltung der "Aircraft Research Association" im Mai 2002 während der Reisen der Königin zu ihrem 50. Kronjubiläum.

"Wissen Sie, daß es jetzt Hunde gibt, die für Magersüchtige das Essen übernehmen?"
Treffen mit einer Blinden im Rollstuhl mit einem Blindenhund im Mai 2002 während der Feiern zum 50. Kronjubiläum in Exeter.

"Werft ihr immer noch Speere aufeinander?"
Bei einem Treffen mit australischen Ureinwohnern in Cairns im März 2002. William Brim, Unternehmer und Aborigine, antwortete höflich: "Nein, das machen wir nicht mehr."

"Sie haben den da gerade in Brand gesetzt - das ist wie früher bei den Pfadfindern."
Während einer Feuertanz-Aufführung bei dem Treffen mit australischen Ureinwohnern in Cairns im März 2002.

"Ihr spielt diese Instrumente wirklich, oder? Ihr habt keine Kassettenrekorder unter den Stühlen versteckt?"
Ebenfalls auf der Australien-Reise im März 2002, an die Mitglieder der Schulband der "Cairns School of Distance Education" gerichtet, die zu Ehren der Königin "God save the Queen" gespielt hatten.

"Davor müßtest du aber etwas abspecken."
An den 13 Jahre alten Andrew Adams gerichtet, der ihm im Juli 2001 bei einem Besuch der Universität Salford erzählt hatte, er wolle Astronaut werden.

"Da schickt man die Kinder auf die Schule, damit man sie los ist, und dann machen sie ihren Eltern in den Ferien das Leben schwer."
Im Juli 2000 bei der Eröffnung einer jüdischen Schule in Hertfordshire.

"Es ist eine unglaubliche Platzverschwendung."
Während der Eröffnung der neuen 27 Millionen Euro teuren britischen Botschaft in Berlin durch die Königin im Juli 2000.

"Hoffentlich war er nicht eingeschaltet."
Nachdem der australische Ureinwohner und Didgeridoo-Spieler Bob Slockee ihm im März 2000 in Canberra erklärt hatte, daß er mit dem Rohr eines Staubsaugers Didgeridoo-Spielen gelernt hatte.

"Sieht aus, wie wenn er von einem Indianer installiert wurde."
Im August 1999 über einen notdürftig angebrachten Sicherungskasten in einer Elektronikfirma nahe Edinburgh. Eine Woche später sagte er bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung über seine damalige Bemerkung: "Was für eine Aufregung um so viel Blödsinn. Ich wollte Cowboys sagen, aber ich habe Cowboys und Indianer durcheinandergebracht."

"Taub? Ist hier ja auch kein Wunder, daß ihr taub seid."
Beim Besuch des neuen walisischen Parlaments in Cardiff im Mai 1999. Die Bemerkung richtete sich an gehörlose Jugendliche an, die nahe einer laut spielenden jamaikanischen Steelband standen.

"Ihr seht aus wie Draculas Töchter."
Im Oktober 1998 im Gespräch mit Schülerinnen der Queen-Anne's-Schule in Reading, die blutrote Uniformen tragen.

"Sie haben es also geschafft, nicht gegessen zu werden?"
Frage an einen Studenten auf einer Reise nach Papua-Neuguinea 1998. Der Student hatte zu Fuß das Land durchquert.

"Guten Tag, Herr Reichskanzler!"
Begrüßung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl auf der Hannover-Messe im April 1997.

"Wenn ein Cricketspieler plötzlich in eine Schule rennt und viele Leute mit seinem Schläger totschlägt, was für ihn ein leichtes wäre: Würde man dann Cricketschläger verbieten?"
Beitrag zur Debatte um ein Schußwaffenverbot nach dem Massaker in der Dunblane-Grundschule im März 1996, bei dem 16 Schüler und ein Lehrer von einem Amokläufer erschossen wurden. Nach dem Interview für die BBC im Dezember 1996 sagte er zu dem Journalisten: "Das wird wieder wie die Katze inmitten von Tauben wirken, oder?"

"Wie halten Sie die Eingeborenen hier lange genug vom Saufen ab, so daß sie die Fahrprüfung bestehen?"
Frage an den Fahrlehrer Robert Drummond im schottischen Oban im August 1995.

"Früher liefen keine Therapeuten herum, die sich nach jedem Schuß mit dem Gewehr erkundigten, ob man auch in Ordnung sei. Man hat einfach weitergemacht."
In einem Fernsehbeitrag 1995 über den 50. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie. Philip äußerte sich zum Thema "Moderne Stressbewältigung für Soldaten".

"Stammen nicht die meisten von Ihnen von Piraten ab?"
Frage an den Museumskurator William Tennent auf den Kaimaninseln in der Karibik im Dezember 1994.

"Der Wasserschaden nach einem Brand ist normalerweise das Schlimmste. Wir versuchen immer noch, Windsor Castle trocken zu bekommen."
Während des Besuchs von Lockerbie im Juni 1993 im Gespräch mit einem Mann, der nahe der Absturzstelle der Pan-Am-Maschine fünf Jahre zuvor wohnte. 1992 hatte in Windsor Castle ein Feuer gewütet.

"Sie können noch nicht lange hier sein - Sie haben keinen Bierbauch."
Im Mai 1993 während des Staatsbesuchs in Ungarn an einen britischen Touristen in Budapest gerichtet.

"Ihr Land ist eines der bekanntesten Zentren für den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tierarten."
Im Jahr 1991 in Thailand nach der Entgegennahme eines Umweltschutz-Preises.

"Wenn es vier Beine hat und kein Stuhl ist, wenn es zwei Flügel hat und fliegt, aber kein Flugzeug ist und wenn es schwimmt und kein U-Boot ist, werden es die Kantonesen essen."
Im November 1986 auf dem Gipfeltreffen des World Wide Fund for Nature (WWF) zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen des WWF in Assisi. Prinz Philip ist Ehrenpräsident der Organisation.

"Wenn du länger hier bleibst, wirst du Schlitzaugen bekommen."
Rat an den 21 Jahre alten britischen Studenten Simon Kirby während des Staatsbesuchs der Königin in China im Oktober 1986. Auf der gleichen Reise beschrieb Philip Peking - die Stadt hatte das Königspaar mit viel Pomp willkommen geheißen - als "gräßliche Stadt".

"Sie sind doch eine Frau, oder?"
Im Jahr 1984 offeriert ihm eine Eingeborene in Kenia ein kleines Geschenk.

"Gibt es hier keine männlichen Staatsbeamten? Das ist eine Nanny-Stadt."
Im Jahr 1983 nach einem Treffen mit der Bürgermeisterin von San Francisco, Dianne Feinstein, und mehreren weiblichen Mitgliedern der Stadtverwaltung.

"Zuerst fordern alle mehr Freizeit, jetzt beschweren sie sich, daß sie arbeitslos sind."
Bemerkung im Rezessionsjahr 1981.

"Ich würde gerne nach Rußland reisen, auch wenn diese Bastarde meine halbe Familie umgebracht haben."
Im Dezember 1967 auf die Frage, ob er die Sowjetunion bereisen würde, um den Kalten Krieg zu entschärfen.

"Hoffentlich rauchen Ihre Produkte nicht so wie Sie."
Während eines Abendessens des "Verbands der Motorenhersteller und -händler" im Oktober 1956.

"Es tut mir leid, aber ich habe den Sinn Ihrer Rede nicht verstanden. Könnten Sie sie noch einmal wiederholen?"
Im Jahr 1956 nach einer drei Minuten langen Rede eines Unternehmenschefs auf der "Duke-of-Edinburgh-Konferenz" über die soziale Verantwortung der Industrie.

"Ach ja, wir haben dieses Problem in unserer Familie auch."
Philip trifft 1954 in Australien ein Ehepaar, das ihm als Mister und Doktor Robinson vorgestellt wird. Der Ehemann erklärt: "Meine Frau hat einen Doktor in Philosophie und ist viel wichtiger als ich."

"Sie können mir glauben, die Königin besitzt ein Übermaß an Toleranz und Nachsicht."
Anlässlich der Goldenen Hochzeit mit der Queen 1997

„Sie sehen aus, als wären Sie bettfertig.“
Zum Präsident von Nigeria, der das Nationalgewand trug.

„Oh, Ihnen gehört dieses grauenhafte Auto?“
Zu Elton John über dessen goldenen Aston Martin.


Wessen soll der Dichter gedenken
Wenn Tod und Geburt zusammen
Auf einen Tag fallen die Gegensätze
Der Ereignisse gegensätzlich sind

Ein Kaiser ertrank auf Kreuzzug
Ein Dorf wurde völlig ausradiert
Ein humorvoller Prinz geboren
Dessen Frau Königin zufällig ist

Barbarossa und Lidice sollen nicht
Unerwähnt bleiben weil zu wichtig
Doch der dänisch griechische Prinz
Möge am 95. sonnig lächeln lassen

Am 10. Juni 1921 wurde HRH Prinz Philip
Der Duke of Edinburgh auf Schloss Mon Repos
In Korfu als Prinz von Griechenland und
Dänemark geboren nach vier Schwestern

Philip ist der Enkel König Georgs I. von
Griechenland und Prinzessin Alice von
Battenberg woraus Mountbatten wurde
Als 1917 deutsch nicht wohl gelitten war

Väterlicherseits stammt er aus dem Haus
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg
Einer Nebenlinie des Hauses Oldenburg
Mütterlicherseits Battenberg also Hessen

Philips Mutter landete nach der Trennung
Der Eltern die sie nicht wahrhaben wollte
Mit Schizophrenie in der Psychatrie danach
Wurde Philipp herumgereicht bis nach Salem

Nach der Machtübernahme der NSDAP ging er
Auf französische und englische Internate noch
Verkehrte mit dem Vater nur noch schriftlich
Die Mutter besuchte er gelegentlich in Sanatorien

Während des 2. Weltkrieges diente er in der
Britischen Marine und wurde während der Schlacht
Bei Kap Mantapan für seine Tapferkeit  ausgezeichnet
Er nahm 1947 die britische Staatsangehörigkeit an

Nachdem er als Brite nur noch Mountbatten hieß
Alle Prinzenntitel abgelegt hatte heiratete er dafür
Am 20. November 1947 die damalige Prinzessin
Wie Thronfolgerin Elisabeth und wurde Gatte

Nach Heirat und militärischer Karriere hat er heute
Verschiedene militärische Höchstränge inne so ist er
Lord High Admiral Admiral of the Fleet Field Marshall
Er ist im Savage Club und über 60 Jahre Freimaurer

Prinz Philip ist väterlicherseits wie mütterlicherseits
Ein Vetter dritten Grades der Queen und ist daher
Auf Platz 679 in der Thronfolge vorgesehen so war
Queen Victoria beider Urgroßmutter noch

Philip spricht fließend und humorvoll englisch wie
Deutsch und französisch aber griechisch eher nicht
Auch wenn er gern behauptet es zu verstehen wurde
Nach dem coolen Gatten ein Antarktisgletscher benannt

Philip gilt häufiig als taktlos und derb und wurde so
Im Ausland von den Medien kritisiert während die
Briten ihrem Humor entsprechend ihn genau dafür
Auch lieben der ein liebevoller Großvater sein soll

Sein inzwischen sehr langer offizieller Titel lautet

„His Royal Highness The Prince Philip, Duke of Edinburgh, Earl of Merioneth and Baron Greenwich, Royal Knight of the Most Noble Order of the Garter, Extra Knight of the Most Ancient and Most Noble Order of the Thistle, Member of the Order of Merit, Grand Master and First and Principal Knight of the Most Excellent Order of the British Empire, Knight of the Order of Australia, Companion of the Queen’s Service Order, Lord of Her Majesty's Most Honourable Privy Council, Member of Her Majesty's Privy Council for Canada.“

Nun ist der Gatte der Queen 95 geworden
Feiert mit ihr gemeinsam die just 90 wurde
Mit Selbstironie und Humor hat er seine
Schattenrolle sehr britisch immer gefüllt

Männer in Nebenrollen sind oft Gegenstand
Verbreiteten Spottes in einer immer noch
Vielfach chauvinistisch geprägten Gesellschaft
Dabei sarkastisch werden zeugt von Stil

Der von manchen als böswillig bezeichnete
Prinzgemahl gilt als ein sehr liebevoller
Gatte wie Großvater was im Verhältnis
Zu seinen Enkeln sichtbar wird

Sei ihm noch viel Humor auf seinem Weg
Gewünscht wie lange er auch immer noch
Dauern wird scheint ein Ende doch absehbar
Bei fast hundert möge er dabei lachen
jens tuengerthal 10.6.2016

Reinigungsglück

Das schöne am Liebeskummer ist
Er spült da Herz völlig leer um es
Frei zu machen für neues Glück
jens tuengerthal  9.6.2016

Leidenslust

Wer immer an der Liebe leidet
Wird Lust dabei empfinden
Oder sein L(i)eben ändern
jens tuengerthal 9.6.2016

Donnerstag, 9. Juni 2016

Verlustangst

Wenn die Verlustangst größer ist
Als die Lust miteinander wird es
Zeit die Angst zu verlieren um
Sich nicht verloren zu geben
jens tuengerthal 9.6.2016

Liebessuche

Die Liebe ist eine ewige Suche
Bis wir ankommen oder aufgeben
Manchmal kommmt es zusammen
jens tuengerthal 9.6.2016

Kulturgeschichten 0250

Kongresswien

Während sich die Radikalen jährlich
Von ganz links bis ganz rechts im
Bündnis mit Verschwörungstheoretikern
Erregen wenn die Bilderberger tagen
Ist an einen Kongress zu erinnern
Der wirklich die Welt neu ordnete

Am 9. Juni 1815 ging der Wiener Kongress
Der Europa politisch völlig neu ordnete
Mit der Unterzeichnung der Kongressakte
Nach fast neun Monaten zu Ende und gebar
Die Friedensordnung mit ihren Grenzen
Nach Napoleon gegen den Papst und Spanien

Der Kongress hatte vom 18. September 1814
An zu Wien getagt um nach der endgültigen
Niederlage und Verbannung Napoleons als
Ergebnis der Koalitionskriege Europa unter
Der Leitung des österreichischen Außenministers
Fürst Metternich vollständig neu zu ordnen

Es verhandelten dort die Vertreter aus rund 200
Europäischen Staaten Herrschaften Städten wie
Körperschaften unter ihnen die bedeutendsten
Mächte Europas außer dem damals schon auch
Vor Wien nicht gern gesehenen Osmanischen Reich
Das sie in Wien schon gar nicht haben wollten

Nach dem Sturz Napoleon 1814 war im ersten
Pariser Frieden beschlossen worden zwischen
Den Mächten der Sechsten Koalition wie der
Just restaurierten Bourbonenmonarchie unter
Ludwig XVIII. auf einem Kongress in Wien eine
Dauerhafte Nachkriegsordnung zu finden

In der Zeit des Kongresses wurde das Wiener
Außenministerium in Palais am Ballhausplatz
Der Amtssitz Metternichs zum politischen Zentrum
Des Kontinents nach der Einladung von
Kaiser Franz I. von Österreich der als Gastgeber
Alles tat die Gesandten bestens zu unterhalten

Dem französischen Gesandten dem Fürsten Ligne
Werden die Worte zugeschrieben
Der Kongress tanzt wobei er noch dazu gegenüber
Taleyrand betonte dass auch nichts durchsickere
Als der Schweiß der tanzenden Herren warum es
Ein Kriegskongress kein Friedenskongress sei
Es würde mehr mit Pracht als Ergebnissen geglänzt

Die politischen Angelegenheiten schienen vielen
Nur noch der Hintergrund eines Bildes zu sein
In dem sich unter versammelten Königen Fürsten
Großfürsten und deren mehr aller Glanz noch des
Untergehenden Absolutismus präsentierte um die
Wiedererrungene Herrschaft dort zu feiern

Auch Marschall Blücher der so erfolgreich noch
Gegen Napoleon focht als es Nacht wurde und
Die Preußen doch noch kamen meinte der Kongress
Gliche einem Jahrmarkt in einer kleinen Stadt
In der jeder sein Vieh treibe um es zu verkaufen
Zu vertauschen einen guten Preis zu erzielen

Der Kongress verhandelte seine Ergebnisse
Erstmals in Kommissionen um der ganzen
Komplexität der Fragen gerecht zu werden
Es gab einen deutschen Ausschuss einen
Europäischen einen für Gebietsfragen wie
Für Flussschifffahrt und den Sklavenhandel

Eine echte Vollversammlung gab es nie
Die Schlussakte trägt nur die Unterschriften
Der acht Hauptmächte die da waren
Österreich Spanien Frankreich Russland
Preußen Portugal Großbritannien Schweden
Die Deutsche Bundesakte war separat

Der wichtigste Gegenspieler Metternichs war
Zar Alexander I. wie der Brite Castlereagh
Auch Talleyrand kämpfte für Frankreich mit
Gutem Erfolg während Preußen dagegen
Durch Hardenberg und Wilhem Humboldt
Vertreten kaum eine Rolle spielen konnte

Dies lag trotz der prominenten wie kompetenten
Besetzung der preußischen Delegation vor allem
Daran dass König Friedrich Wilhelm III. sich selbst
Zu viel persönlich einmischte seine Gesandten oft
Nicht mehr ernst genommen wurden weil keiner
Wusste was der König am Ende anderes wollte

Jenseits der Ballsäle blieb von der Harmonie
Des tanzenden Wien wenig übrig weil die
Gegensätze der Interessen immer deutlicher
Für alle Mitglieder wurden die dabei nach
Fünf Prinzipien unterschieden wurden

Legitimität
Diese rechtfertigt die Ansprüche der Dynastien
Restauration
Meint die Wiederherstellung des Zustandes vor 1792
Solidarität
Gegenseitiger Schutz fürstlicher Interessen vor Revolutionen
Autorität
Eine starke monarchische Autorität nach innen
Gleichgewicht
Ein Gleichgewicht der Mächte sollte Kriege verhindern

Gerade beim Gleichgewicht kollidierten die
Gegensätzlichen Interessen miteinander
Auf machtpolitischem Gebiet die kaum noch
Irgend zu vereinbaren waren was wieder
An heutige Verhandlungen in Europa erinnert
Wo auch jeder den anderen wieder fürchtet

Beinahe wäre der Kongress an Polen gescheitert
Über das sich Preußen Russland und Österreich
Kaum einigen konnten dabei triumphierte Talleyrand
Mit seinem Verhandlungsgeschick das den Konflikt
Von Polen auf Sachsen verlagerte das von einem
Fürsten der Wettiner gemeinsam regiert wurde

Dabei war Preußen das Sachsen ganz wollte
Der große Verlierer schien es und gab sich
Dafür mit westlichen Gebieten zufrieden die aber
Später Preußens industriellen Reichtum ausmachten
So sah Metternich Preußen unrettbar kompromittiert
Als es die Basis späterer Siege erst legte

Die Verhandlungen wurden auch nach Napoleons
Rückkehr von Elba weitergeführt die Schlussakte
Des Kongresses wurde nur neun Tage vor dessen
Endgültiger Niederlage in Waterloo unterzeichnet
Was andernfalls alles wieder verkehrt hätte doch
Wurde der Kongress zur neuen Friedensordnung

Preußen wurde durch seine Teilung in die neuen
Westlichen Gebiete und den alten Osten erst
Gezwungen nach Deutschland hinein zu wachsen
So wurde es zum Motor der deutschen Einigung
Die Versetzung Preußens an den Rhein wurde
Zum Fundament der Reichsgründung von 1866/71

Frankreich musste alle Annexionen rückgängig machen
Wurde jedoch wieder als Großmacht anerkannt
Kehrte in die europäische Völkerfamilie zurück
Dänemark verlor Norwegen und ertauschte Lauenburg
Russland erhielt Kongresspolen und Finnland
Alle waren irgendwie zufrieden und reicher

Als Ergebnis wurde der Deutsche Bund gegründet
Ein relativ loser Bund mit Österreich als prasidiale
Macht dessen Verfassung am 8.Juni 1815 die
Deutsche Bundesakte wurde wonach sich jeder
Bundesstaat eine Verfassung geben müsse wobei
Preußen und Österreich dazu bis 1848 brauchten

Dabei war der Deutsche Bund ausdrücklich nicht
Rechtsnachfolger des alten Deutschen Reichs
Es war nur ein  Defensivbündnis mit dem Ziel
Als europäische Macht im Sinne des erstrebten
Mächtegleichgewichts zu wirken ohne eigene
Außenpolitik blieb dies aber eher theoretisch

Am 26. September 1815 gründeten im Rahmen
Des metternichschen Systems noch Preußen
Österreich und Russland die Heilige Allianz
Die  zur christlichen Brüderlichkeit  aufrief
Als Gegensatz zur revolutionären Brüderlichkeit
Wurden die Herrscher nicht die Völker verbunden

Manches Ergebnis des Kongresses wies weit
In die Zukunft wie die Ächtung der Sklaverei
Auf Antrag der britischen Delegation die Ordnung
Der Flussschifffahrt und der bis heute gültige
Rang der Diplomaten nach Gesandtschaftsrecht
Die Eroberungen wurden wieder rückgänig gemacht

Es entstand das System der Pentarchie in Europa
Bei dem fünf Monarchien zentral gestärkt wurden
Bis 1830 blieb das System Metternich stabil
Danach begann langsam der Umbruch der 1848
In der Vertreibung Metternichs gipfelte als sich
Nationalstaaten neu bildeten und scheiterten

Im Schatten des Wiener Kongresses sind alle
Verhandlungen sogar der G7 nahezu lächerlich
Ob der Freihandel ein Fortschritt wirklich ist
Mehr Besitzstand sichert der Reichen als die
Bürger zu schützen scheint der Frage wert
Doch sollten Bedenkenträger nie siegen

Wer nur mit Misstrauen schaut wird sich bald
Umschauen müssen in welcher Gesellschaft
Sich diejenigen befinden die aus Angst eher
Denn von Vernunft dagegen sind dass sich
Die Mächtigen der Welt treffen um zu verhandeln
Wie die Welt wohl werden soll in Zukunft

Es kommt auch bei diesen Plänen meist alles
Anders als gedacht mehr aber noch zeigt sich
Wer nur dagegen ist als ewiger Reaktionär
Wo Entwicklung nötig ist auch wenn es gut
Ohne Frage ist manches zu kritisieren scheint
Die Angst vor Verschwörung zu lächerlich

Nicht Bilderberger bedrohen den Weltfrieden
Sondern alle die nicht mitspielen dürfen eher
Netzwerke der Macht sind nichts Schlechtes
Im Gegenteil schaffen sie erst eine Basis
Für künftige Einigungen und die Wege wie
Sich jeder am Diskurs beteiligt sind bekannt

Soll der Kongress ruhig tanzen im Schweiße
Seiner Arbeit und so fragt sich manchmal ob
Brüssel nicht mehr Bälle fehlen als Wien wie
Die Freiheit ohne Schönheit und Lust noch
Verteidigt werden kann und was sie so ohne
Quasi ungeschliffen uns noch wert ist

Wer tanzt genießt und ist auch Mensch warum
Ein tanzender Kongress mir lieber ist als ein
Nur alternativlos sachlich verhandelnder warum
Auch die Kommission sich mehr drehen sollte
Um den Menschen näher zu kommen wieder
Die nie nur noch verwaltet werden wollen
jens tuengerthal 9.6.2016

Bilderbergangst

Die Bilderberger tagen in Dresden
Sie tun es hinter verschlossenen Türen
Was manchen mehr Angst macht
Diese ist nie ein guter Ratgeber
Besser alle dächten mehr in Ruhe
Statt eine Weltregierung zu fürchten
jens tuengerthal 9.6.2016

Liebesbedingung

Die Liebe ist bedingungsfeindlich
Wenn sie ist sucht sie sich Wege
Wo ihr etwas fehlt ist sie nicht

Gerne halten wir uns ans trotzdem
Doch quält halbes nur länger bis
Wir feststellen halbes ist nichts

Wer ganz wagt bekommt alles
Oder hat nichts mehr am Ende
Wer nur halb wagt hat nie etwas

Warum also halb das Risiko nur
Scheinbar minimieren wollen
Wenn es immer nichts bleibt

Lieber auf die Chance ganz lieben
Als nie ganz geliebt zu haben
Und halb leer wieder zu gehen
jens tuengerthal 8.6.2016

Mittwoch, 8. Juni 2016

Kulturgeschichten 0249

1984

Am 8. Juni 1949 erschien George Orwells
Roman 1984 in London vor also 67 Jahren
Die dort prophezeite Zeit ist 32 Jahre her
Ist es nur noch eine Geschichte für uns

Wir schreiben das Jahr 2016 die Welt ist
Vernetzt und kommuniziert elektronisch
Alle unsere Daten sind in irgendwo Rechnern
Nie waren wir besser als heute überwacht

Kleine Lücken reißen in unser Netz noch
Die mittelalterlichen Krieger der Taliban
Oder des IS die aber auch immer gern
Via Mobilfunk geortet totgedrohnt werden

Wie weit wir überwacht werden machte uns
Gerade erst Edward Snowden für die NSA
Bekannt was sonst spioniert wird weiß keiner
Noch ringen wir mit leerer Fassungslosigkeit

Manche finden es nicht schlimm nur so zur
Sicherheit überwacht zu werden sie hätten
Sich ja nichts zu schulden kommen lassen
Besser der Staat passt heute gut auf

Passt auf dass die mittelalterlichen Terroristen
Uns nicht vernichten können auch wenn die
Bisher wenig erreichten dafür aber um so mehr
Von ihnen getötet wurden Millionen gegen Tausend

Nur zur Sicherheit werden alle überwacht auch
Wenn es keine Sicherheit je geben kann tun sie so
Auch wenn es weiter geht als bei der Stasi noch je
Spielen wir in sozialen Netzwerken einfach mit

1984 ist ein dystopischer Roman in dem ein
Totalitärer Überwachungsstaat dargestellt wird
Dessen höchstes Ziel die Prävention ist wobei
Der Protagonis Winston Smith sich schützen will

Der Versuch sich der allgegenwärtigen Überwachung
Für seine Privatsphäre zu entziehen endet mit einer
Gehirnwäsche der Smith vom System unterzogen wird
Der Titel 1984 wurde Sinnbild für den Überwachungsstaat

Im Roman ist die Welt in drei verfeindete Machtblöcke
Aufgeteilt Ozeanien Eurasien und Ostasien wobei die
Handlung in Ozeanien spielt was Amerika Großbritannien
Australien und Südafrika umfasst als totalitärer Staat

Der Staat wird von einer totalitären Parteielite geführt
Hinter der ein unsichtbarer Großer Bruder steckt der alles
Sieht und weiß dabei überwacht die Gedankenpolizei
Die Bevölkerung mit nicht abschaltbaren Geräten

Diese Teleschirme kontrollieren zugleich alle Wohnungen
Wie sie über Propaganda Hass gegen einen Staatsfeind
Namens Emanuel Goldstein und seine Bruderschaft säen
Damit der eingehämmerte Hass das Volk im Inneren eint

Die Sprache wurde im Neusprech von gefährlichen Worten
Wie Freiheit gereinigt stattdessen gibt es täglich Parolen
Die gegen die natürlichen Instinkte gerichtet sind aber
Durch ständige Wiederholung selbstverständlich werden

Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit  ist Stärke

Es wird die Frage gestellt ob die Partei den angeblichen
Terror von Goldstein inszeniert um die totale Überwachung
Den permanenten Ausnahmezustand wie die umfassende
Unterdrückung schaffen zu können die ihre Macht erhält

Alle Bürger werden ständig durch die wiederholte Parole
Der Große Bruder sieht dich - Big Brother is watching you
An die dauernde Überwachung erinnert um gehorsam
Zu bleiben wie das Absurde alltäglich zu machen

Die Hauptfigur Winston Smith arbeitet im
Ministerium für Wahrheit und ist damit beschäftigt
Alte Zeitungsberichte und damit das Geschichtsbild
An die gerade herrschende Parteilinie anzupassen

Obwohl er zur Äußeren Partei gehört lehnt Smith
Das totalitäre System ab und führt heimlich Tagebuch
Über seine verbotenen Gefühle dabei wird Julia die
Auch Parteimitglied ist seine Geliebte und Mitwisserin

Nun versucht Smith mit einer Untergrundbewegung
In Kontakt zu treten um den Widerstand zu organisieren
Dabei findet er in O’Brien scheinbar einen gleichgesinnten
Als Helfer und Mitkämpfer was jedoch täuschte

Dieser ist ein noch fanatischeres Mitglied der Inneren Partei
Der auf ihn angesetzt war und Smith schließlich verhaftet
Unter der Folter im Ministerium bricht er dann zusammen
Verrät Julia damit seine Liebe und seine Individualität

Nach dem totalen Zusammenbruch wird Smith einer
Gehirnwäsche unterzogen nach der er sich endlich
Frei und glücklich fühlt in seiner neu entdeckten
Großen Liebe zum Großen Bruder

Während seiner Umerziehung wird Smith von O’Brien
Das metaphysische Geheimnis der Partei enthüllt
Die Macht über Menschen als Selbstzweck womit die
Macht der Partei nur der Ausübung von Macht dient

Winston Smith erkennt nach der Gehirnwäsche dass er
Von seiner Auflehnung gegen die Gemeinschaft geheilt ist
Hat die Vision seiner eigenen Hinrichtung bekennt öffentlich
Liebe zum Großen Bruder und die Kugel dringt in sein Hirn

Ob die der US-Moral genügende Selbstzensur sozialer
Netzwerke in denen sich Menschen autoritär gegängelt
Dennoch freiwillig tummeln um sich Nichtigkeiten meist
Dabei gut überwacht mitzuteilen 1984 gleicht fragt sich

Noch gibt sich der Staat der längst wie wir von Snowden
Wissen total überwacht und Propaganda interaktiv betreibt
Als demokratisch und rechtsstaatlich wie real dies auch
Immer sein soll noch angesichts totalter Geistesmacht

Können wir angesichts der Infiltration mit amerikanischem
Denken durch das Netz überhaupt noch unterscheiden
Was freies Denken ist und wo wir angepasst gesteuert
Werkzeuge des Staatsapparats sind im Verborgenen

Kritisches Denken ist der letzte Rest an Freiheit
Der uns im Facebook-Google-Universum noch bleibt
Das sich selbst zensierend uns christlich erziehen will
Statt Freiheit nur Sauberkeit und Spaß uns bietet
jens tuengerthal 8.6.2016

Dienstag, 7. Juni 2016

Liebesabsolutismus

Lieben wir ganz ist es gefährlich
Lieben wir halb ist es gar nicht
Darum taugt Liebe nur absolut
jens tuengerthal 7.6.2016

Kulturgeschichten 0248

Brückentag

Am 7. Juni 1905 gründete sich
In Dresden die Künstlergruppe
Von Expressionisten die Brücke mit
Kirchner Bleyl Schmidt-Rotluff Heckel

Passt eine Gruppe zu denen die
Mit der Geschichte brechen wollen
Um ihren starken Ausdruck zu finden
Im je einzelnen Gefühl

Künstler sind Individualisten
Arbeiten für sich um genial dann
Aus dem Nichts etwas zu schöpfen
Was berührt und Dauer hat

So das Bild des Künstlers
Das diese selber gern kultivieren
Auf irgendwann Entdeckung hoffend
Wenn sie nicht vergessen werden

Kunst wird oft als solche erst
Von der Nachwelt erkannt wie
Gewürdigt bis dahin leidet sie als
Unverstandener Solitär vor sich hin

Manchmal in der Hoffnung doch noch
Zu Lebzeiten groß raus zu kommen
Was häufiger Traum ins Nichts bleibt
Dennoch behalten manche ihre Form

Andere suchen ähnlich Denkende die
Als Künstlergruppe Gedanken teilen
Sich gegenseitig befeuern wie in dem
Immer einsamen Ringen stärken

Die Künstlergruppe die sich auch KG
Noch nannte bestand zunächst aus 4
Architekturstudenten die damit zu den
Wegbereitern des Expressionismus wurde

Später kamen noch Max Pechstein sowie
Emil Nolde dazu der Name jedoch geht
Noch auf Karl Schmidt-Rotluff zurück
Wobei unklar blieb was er bedeutete

Nüchterne bezogen es auf die vielen Brücken
Die in Dresden immer wieder Motiv waren
Andere sahen es als Metapher zum Uferwechsel
Einige sahen Nietzsches Zarathustra darin

Danach seien sie Brücken über die dereinst
Höhere schreiten mögen auf dem Weg hinüber
Zumindest war das Wort vielschichtig konnte
Zum anderen Ufer führen ohne Programm zu sein

Den Brückemalern waren auch psychische Momente
Besonders wichtig und der darin vermutete Kern
Der Dinge dabei wollten sie ihre Mitmenschen
Aufrütteln und beunruhigen über das was sie sahen

Im Gründungsjahr wussten sie noch lange nicht
Wo es hingehen sollte dafür um so mehr wovon
Sie weg wollten dazu verfasste Kirchner ein Programm
Das am 9. Oktober 1906 präsentiert wurde

Das auch in Dresden als Handzettel verteilte Programm lautete also:

"Mit dem Glauben an Entwicklung, an eine neue Generation der Schaffenden wie der Geniessenden rufen wir alle Jugend zusammen. Und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen, älteren Kräften. Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.“

Trotz dieser Weite und Offenheit war
Ein einheitlicher Gruppenstil erklärtes
Ziel der KG Brücke deren wesentliches
Merkmal starke farbliche Kontraste sind

Dazu kam der Verzicht auf Details wie
Der holzschnittartige Charakter der Malerei
Die zu kantigen Formen und um so kühnerer
Raumgestaltung dabei führte

Bald mieteten sie sich ehemalige Läden als
Lager und Atelier in Dresdens Friedrichstadt an
Ihre je Freundinnen wurden ihre Aktmodelle
Sie lasen Nietzsche Arno Holz Walt Whitman

Diese erste Phase war wohl sehr produktiv
Jedoch blieb wenig davon noch erhalten
Da Heckel meist alte Bilder übermalte
Schmidt-Rotluff frühe Arbeiten vernichtete

Die Gruppe erweiterte sich sodann auch um
Passivmitglieder die nur finanziell beitrugen
Oder wie die Kunsthistorikerin Rosa Schapire
Werkverzeichnisse erstellte sich allem widmete

Als Pechstein für einen Auftrag gen Berlin zog
Vereinbarten sie gemeinsames Malen am See
Bei Moritzburg mit verschiedenen Aktmodellen
Was den einheitlichen Stil wieder weiter prägte

Die Berliner Secession lehnte die Bilder
Von Pechstein ab was die Gründung der
Neuen Secession zur Folge hatte der die Brücke
Mitglieder beitraten was zunächst ein Reinfall war

Ende 1911 zogen auch die übrigen Brücke Mitglieder
Gen Berlin um mehr Kontakt zu Sammlern wie zu
Händlern zu bekommen ein aufgeschlosseneneres
Publikum als in Sachsen noch zu finden

Das Leben in der Großstadt beeinflusste die Künstler
Nachhaltig und sie lernten neue Formen kennen
Gemeinsam mit dem Blauen Reiter stellten sie
In der Galerie Goltz in München aus

Kurz danach kam es zum Ausschluss von Pechstein
Da er ohne Erlaubnis der anderen in der Secession
Ausgestellt hatte wobei alle in finanzieller Not waren
Die Gruppe trat aus der Neuen Secession aus

Als Kirchner 1912 in der Chronik sich selbst als wahres
Einziges Genie darstellte kam es zum Streit mit den übrigen
Er beschuldigte die übrigen Mitglieder in Kritiken unter
Pseudonym beim ihm noch abgeschaut zu haben

Kirchner zog sich nach dem Streit immer weiter zurück
Im Mai 1913 beschlossen die noch übrigen sodann
Die Auflösung der Gruppe von der sich Kirchner als er
Jahre später die Chronik veröffentlichte distanzierte

Die ersten Themen der Brücke waren Stadtleben
Zirkus und Varieté Mensch in Bewegung Akte wie
Landschaften wozu sie in den Jahren zahlreiche
Ausflüge teils gemeinsam noch unternahmen

Im Durchgangsraum der Leipziger Kunsthalle fand 1905
Die erste Brücke Ausstellung statt 1906 in Braunschweig
In Dresden selbst wurde im September 1906 erstmals
In der Lampenfabrik gemeinsam ausgestellt

Bei dieser ersten Ausstellung wurde wie es sich gehört
Ein Akt von der Polizei vorab verboten womit die Gruppe
Ihren kleinen Skandal schon hatte und damit Presse
Dennoch wurde die Ausstellung kein Erfolg

Die Dresdner reagierten größtenteils ablehnend
Nannten die Künstler Hottentotten im Frack
Dafür gab es in den Folgejahren teils erfolgreiche
Wanderausstellungen in ganz Deutschland

Großes Vorbild der Brückemaler war van Gogh
Vor allem hinsichtlich Pinselführung und Farben
Auch Paul Gauguin beeinflusste die Gruppe mit
Seinen Bildern aus Tahiti 1906 in Dresden gezeigt

Viele Anregungen erhielte sie aus dem Dresdner
Kupferstichkabinett namentlich für Kirchner war
Albrecht Dürer ein Pfadfinder der Gestaltung auch
Afrikanische Kunst aus dem Völkerkundemuseum wirkte

In der Weimarer Republik erlangten ehemalige Mitglieder
Große Popularität und beeinflussten auch den Film
Nach 1933 galt der Expressionismus als Entartete Kunst
In der Ausstellung dazu war die Hälfte von Brückemalern

Nach dem Krieg machte 1957 der Oldenburger Kunstverein
Eine für die Brücke bahnbrechende Ausstellung und 1967
Eröffnete das Brücke Museum in Berlin auf Anregung von
Schmidt-Rottluff mit 400 Gemälden und tausenden Zeichnungen

Die Brücke genießt neben dem Blauen Reiter heute unter
Kunstkennern den Ruf Deutschlands bedeutendster Beitrag
An der Weltkunst des 20. Jahrhunderts zu sein auch wenn
Dies wie alle Urteile in der Kunst immer nur relativ gültig ist

Wird Kunst nur bedeutend wenn sie zunächst aneckt
Alte Tabus bricht und ein neues Sehen eröffnet oder
Sind längst alle Grenzen überschritten kann Kunst heute
Frei um das Schöne in hässlicher Welt ringen

Der Gegensatz zwischen Welt und Kunst ist nötig
Damit diese vordenken kann und sich solitär stellt
Als Gegensatz zu den Gewohnheiten die schnell
Blind werden für das was ist

Das ganz Weltliche der Eitelkeit zeigt aber auch
Einer Künstlergruppe die heute als ganz groß gilt
Die Grenzen menschlicher Fähigkeiten und ihrer
Bedürfnisse auf in denen wir zu oft fest stecken

Ob Künstler damit besser für sich bleiben
Oder als Gruppe erst die größte Kraft haben
Wird sich nie für alle beantworten lassen
Zumindest ist es ein Weg zu geballter Kraft

Bräuchte es nicht für das neue Jahrtausend
Wieder den Mut sich unter einer Idee wie
Einem Motto zu finden um gemeinsam dann
Grenzen zu erkunden und zu überschreiten

Statt nur nach dem Markt zu schielen vielleicht
Noch einmal die große Linie zu denken wagen
Die als ganzer Stil alle Ebenen umfasst wie die
Gesellschaft ästhetisch wie sozial prägen hilft

Der Geburtstag der Brücke sollte Mut machen
In den Künsten gemeinsam aufzubrechen um
Den großen Wurf zu wagen eines gemeinsam
Erstrittenen künstlerischen Weges für morgen
jens tuengerthal 7.6.2016

Gauckgang

Gauck kam ungeplant inmitten
Geht aber genau rechtzeitig
Fraglich nur wer kommen soll
jens tuengerthal 6.6.2016

Montag, 6. Juni 2016

Kulturgeschichten 0247

Flaneurleben

Harry Graf Kessler ist zurück in Berlin
In einer so liebe- wie geistvoll gestalteten
Ausstellung im Liebermannhaus direkt
Am Pariser Platz nahe seinem Adlon

Als Flaneur durch die Moderne wird
Uns ein vielfältiger Mann vorgestellt
Der letztlich an Deutschland scheiterte
Dem er nach dem Reichstagsbrand entfloh

Ein offener Geist und Europäer der sich
Als Weltbürger lieber sah und Förderer
Der Kunst der er in Büchern noch den
Schönsten Rahmen gab in Weimar

Wer inmitten der Großstadt unerwartet
In ein anderes Leben einzutauchen wagt
Wird einen neuen Blick auf die Moderne
Und wie sie begann bekommen können

Seine Tagebücher machten ihn berühmt
Die er nie veröffentlichen wollte zuerst
In denen er ein Bild seiner Zeit malte
An der er teilnahm und die er prägte

War er wirklich ein Flaneur oder Dandy
Eher Künstler oder Kunstvermittler
Ist sein Leben Kunstwerk schon genug
Was bleibt von Harry Graf Kessler

Wann ist einer ein Flaneur fragt sich
Mancher Flaneur und schon im Zweifel
Verliert das Sein seine Leichtigkeit die
Den Flaneur sonst schweben lässt

Dabei ist der Flaneur nichts
Als ein Mensch der im Spazierengehen
Schaut genießt planlos umherschweift
Er flaniert eben genüsslich durchs Leben

Der Flaneur lässt sich durch die Menge treiben
Schwimmt mit dem Strom aus dem er grüßt
Beobachtet meist intellektuell die Massen
Gewinnt Gedanken aus kleinen Beobachtungen

Der Flaneur ist ein Dandy der zugleich sich
Genügt wie aus dem Um-sich-schauen Lust
Gewinnt in der Bewegung der Großstadt ohne
Eile im Strom lebt Lebenskunst als solche ist

Harry Clemens Ulrich Kessler der so bürgerlich
Geboren mit dreizehn zum Grafen wurde war
Ein Flaneur der die Welt in seinen Tagebüchern
Beschrieb und immer wieder mitprägte auch

Ob Graf Kessler dies wurde weil Harry ein Sohn
Des Kaisers war und dieser dessen Frau die er
Auf der Weltausstellung zu Paris kennenlernte
Mehr als gern mochte ist nicht ganz gewiss

Harry Kesslers Mutter zumindest das ist sicher
War die Irin Alice Harriet Blosse-Lynch die noch
In Bombay geboren wurde als es zu Britannien
Beides gehörte blieb dem Kaiser lebenslang nah

Die Gräfin Kessler ergo Alice Harriet Blosse-Lynch
Galt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit
Sie bezauberte mit Geist so sehr wie mit ihrem Anblick
Wurde von ihrem Sohn liebevoll immer verehrt

Das Kessler nach dieser Mutter mehr den Männern
Zuneigte irgendwann seine Homosexualität entdeckte
Die er der Zeit gemäß noch streng geheim hielt
Verwundert bei diesem Kunstsinnigen eher wenig

In England Frankreich und Deutschland wuchs
Der junge Harry auf der in mehreren Kulturen
Erzogen als Diplomat und Reisender immer wieder
Auch alle Grenzen überschritt die andere sahen

So sah sich der kluge Kopf immer als einen Teil
Einer europäischen Gesellschaft der er als Schüler
Zwischen Internaten in Paris und Ascot wechselte
Um auf dem Hamburger Johanneum Abitur zu machen

Schnell wurde der einjährig Freiwillige danach bei
Den Ulanen zum Rittmeister der Reserve erhoben
Studierte sodann in Bonn und Leipzig Jura
Wie im Anschluss noch Kunstgeschichte

So arbeitete er früh in Berlin in der Kunstzeitschrift Pan
In der manch berühmter Kopf selbst veröffentlichte
Übernahm in dieser Tradition schon 1906 die Leitung
Des Weimarer Museums für Kunst und Kunstgewerbe

Er wollte das Ausstellungskonzept modernisieren
Einen kulturellen Reformversuch wagen für den
Er in Berlin oder München keine Möglichkeit mehr sah
Stieß aber auf reaktionären Widerstand immer wieder

Nebenbei gab er mit dem Insel Verlag noch eine große
Goethe Ausgabe heraus strebte danach Bücher als
Gesamtkunstwerk zu gestalten indem er Inhalt und Form
Künstlerisch abstimmte in seiner Cranach-Presse

Kesslers Pläne der Kulturreform reichten bis zum Theater
Für das er ein Reformkonzept entwickelte bei dem ihm
Unter anderen Max Reinhardt unterstützte der es umsetzte
Womit am Berliner Theater Kesslers Ideen lebten

Mit dem Mustertheater wollte Kessler eine neue Institution
Etablieren wobei Henry van der Velde den Theaterneubau
Entwerfen sollte die neue Moderne nach Weimar zu holen
Geplant war was an völkischem Widerstand scheiterte

Bereits 1903 gründete Kessler den Deutschen Künstlerbund
Dem Edvard Munch Johannes R. Becher Detlev von Liliencron
Wie die Maler der Brücke angehörten dennoch führte 1906 ein
Ausstellungsskandal dazu Kessler seiner Ämter zu entheben

Als maßgeblicher Mitautor des Rosenkavaliers widmete ihm
Hugo von Hoffmansthal diese Komödie die ihm so viel verdanke
So war Kessler an vielen Orten präsent und korrespondierte
Mit allen Größen seiner Zeit in Europa als kluger Kopf

Während des 1. Weltkrieges arbeitete Harry Kessler für die
Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes unter anderem doch
Entwickelte er auf diesem Wege bereits Friedenspläne mit
Frankreich und England als sie noch im Graben gegenüber lagen

Ab November 1918 war Kessler Gesandter in Warschau
Im just unabhängig gewordenen Polen doch musste er bald
Wieder zurück ins Reich nach Abbruch der Beziehungen
Nun plante er ab 1919 einen Völkerbund als Lösung

Der Staatenbund sollte über den Welthandel zusammenfinden
Sein Zweck war die Vermeidung neuer Kriege wie Sicherung
Der Menschenrechte wofür der Handel ein guter Anlass dem
Bankierssohn logisch war der immer liberal dachte

Dennoch patriotisch der Weimarer Republik verbunden
War er Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
Wie der eher linksliberalen DDP die heute leider fehlt
In der er mit Walter Rathenau befreundet noch war

Kessler war regelmäßiger Gast des SeSiSo-Clubs
Zu Berlin der sich liberalem politischem Denken auch
Widmete und freie Geister vereinte deren viele später
Im Widerstand gegen die Nazist vernetzt waren

Bis 1933 gab Kessler noch gleich einem Aufschrei
Die Zeitschrift Das Freie Wort heraus um jedoch
Nach der sogenannten Machtergreifung doch zu
Resignieren und nach Paris zu emigrieren

Von Paris ging es noch Mallorca von dort in die
Provence wo er 1937 vor dem Einfall der Deutschen
Noch inzwischen völlig verarmt verstarb und der Welt
Dafür 10.000 Seiten Tagebuch in 57 Bänden hinterließ

Er schuf in seinem Verlag der Cranach Presse
Zu Weimar einige der schönsten Bücher seiner Zeit
Die weit über ihn hinausreichen und scheiterte doch
Auch dabei an den Zwängen der Weltwirtschaft

Ein ganzheitliches Kunstkonzept für Weimar hätte
Den Ort Goethes Schillers und Nietzsches wieder
In die Zeit geholt und wurde als zu mordern abgelehnt
Ohne diesen Vordenker kein Bauhaus in Weimar

Deutschland wandte sich den Nationalsozialisten zu
Kessler wandte sich infolge von Deutschland ab
Das Deutsche Reich ging im Krieg endgültig unter
Der Flaneur Kessler findet endlich eine neue Blüte

Sich mit Kessler und seinem Scheitern an Deutschland
Über dessen Enge sein großer Geist weit hinausreichte
Heute auseinanderzusetzen öffnet den Blick in Zeiten
In denen Vereinfacher wieder zu laut werden
jens tuengerthal 6.6.2016

Sonntag, 5. Juni 2016

Kulturgeschichten 0246

Zeitenanfang

Wann fing die Zeit an
Mit dem ersten der sie maß
Oder im ersten Atom um dessen
Kern Elektronen wechselnd rotieren
In Quanten als Welle oder Teilchen
Sehr dynamisch dabei unbeschreiblich

Unser Leben ist im Kern wie ganz konkret
Beschränkt seiner Natur nach auch darum
Wohl ist der Traum vom ewigen Leben
So alt wie die Menschheit die ungern
Nur aufgibt was sie liebt und doch weiß
Alles ist endlich und vergänglich immer

Ob wir erst in der Zeit sind und diese
Also Bedingung unseres Seins ist oder
Unser Sein zeitlos ist wir uns nur um zu
Verstehen den Schranken der Zeit wohl
Unterwerfen als sei sie dessen Maßstab
Entscheidet über unsere Sicht auf das
Was wir Leben nennen für gewöhnlich

Am 5. Juni 8498 vor Christus begann
Nach einer Berechnung der berühmte
Maya Kalender der uns auch über den
Immer noch nicht Untergang informierte
Dieser war der am weitesten entwickelte
Der mesoamerikanischen Ureinwohner

Für rituelle wie zivile Zwecke zugleich
Nutzten die Mayas sich ergänzende
Kalender mit einer Tageszählung im
Zwanzigersystem das sich um die 20
Dreht die der Summe von Zehen wie
Fingern entspricht oder beiden Seiten
Unserer Hände also in der Natur ihren
Wiederkehrenden Spiegel findet

Der rituelle hieß Tzolkin Kalender
Der zivile dafür Haab Kalender
Die Kombination beider wiederholen
Sich nach einer 52 Jahre dauernden
Kalenderrunde wobei das Haab ein
Sonnenkalender ist ohne Bindung
An die Mondphasen an die dafür
Der Tzolkin sich ewig bindet

Darüber welchen astronomischen oder
Auch mystischen Ideen dies komplexe
System folgt gibt es schon zahlreiche
Spekulationen die solche bleiben werden
Mangels irgendwelch präziser Quellen
Vermutlich war es Naturbeobachtung
Im Anfang wie so oft auf der Welt

Große Aufregung in der Esoterik-Szene
Löste der vorhergesagte Weltuntergang
Für den 21. oder 23. Dezember 2012 aus
Was jedoch nach Ansicht der Mayaforschung
Wie üblich völliger Unsinn war hatten doch
Die Mayas längst weit über diesen Endtag
Im Batun Zyklus hinausgerechnet in beide
Richtungen von Anfang und Ende
So waren Thronjubiläen bereits eingeplant
Für das Jahr 4772 unserer Zeitrechnung
So sagen die ältesten gefundenen Maya Kalender
Voraus es würde noch 7000 Jahre weiter gehen
Mit unserer Erde und alles wäre so wie bisher
Wo sie sich für sich die ausgerottet wurden
So offensichtlich irrten wie im übrigen wohl
Denn was bleibt schon wie es ist

Interessant ist was von den verschiedenen
Versuchen die Zeit zu messen blieb wie sie
Sich ähneln an allen Orten wo sie sich dann
Wiederum unterscheiden und wohin es geht
Warum das Zwanzigersystem sich verbreitete
Was in unserer Natur liegt und wie manche
Grenzen der Zeit immer wieder überwinden
Wie es uns selbst gelingt für Momente

Wenn der dichtende Geheimrat Goethe sprach
Oh Augenblick du bist so schön verweile doch
Sprach er ein zutiefst menschliches Gefühl an
In dem sich bis heute Menschen auf aller Welt
Egal wie sie zählen oder die Welt sehen finden
Weil wir halten wollen was uns schön scheint
Wie im Gegenzug überwinden wovor uns graust

Die moderne Physik hat uns gelehrt wie sehr
Nicht nur der Raum an der Zeit hängt sondern
Auch die Zeit am Raum und wie wir weniger
Altern je näher an Lichtgeschwindigkeit wir uns
Durch die Welt der Teilchen bewegen sogar seit
Einstein wissen dass es eine Verwandlung der
Materie in Energie gibt im E=mc² wie also
Logisch Zeit auch negativ werden kann was
Die uns fest scheinenden Koordinaten unserer
Existenz infrage stellte weil alles relativ ist

So beeinflussen wir wohl die Zeit auch als
Beobachter die sich durch die Zeit bewegen
Was uns als nur Gefühl schien ward bestätigt
Es kommt mehr darauf an wie wir uns der Zeit
Widmen als wie sie angeblich objektiv sein soll
Ist die Objektivität nur eine Illusion die jeder
Der berechnend und betrachtet mit verändert
Fragt sich folglich was wirklich ist und warum
Es eine Wirklichkeit geben soll wie wirklich sie
Am Ende ist und ob es ein Ende überhaupt gibt

Zumindest ist die Konstellation unserer Atome
In der wir uns für individuell halten wohl klar
Beschränkt warum es klug scheint sich mehr
Der Lust und dem Vergnügen zu widmen im
Also beschränkten Rahmen als sich spekulativ
Auf ein Jenseits zu verlassen das ungewiss
Immer bleibt und nichts als Glaube noch ist

Was ich nicht weiß geht mich nichts an
So hielt es Lukrez mit dem Tod wofür er
Empfahl was ist um so mehr zu genießen
Da wir nie wissen was und ob noch etwas
Kommt aber sicher sein können dafür der
Vergnügen die wir schon genossen hier

Warum sich Götter sollte es sie je geben
Wovon ich nichts weiß um uns kümmern
Sollten habe ich nie verstanden und schien
Immer mir schon eine Illusion des Menschen
Wo und womit ich glücklich bin dagegen
Merke ich sehr wohl und danach zu streben
Scheint mir das einzig Vernünftige auch so
Vom Gefühl her was manche dialektisch
Immer noch zum Verstand sehen und so
Lehrt der Blick auf die Zeit mich allein
Sie mir zu nehmen um zu genießen
Was sonst bliebe mir im Leben das
Keinen Sinn braucht und hat als die Lust
Die wir in ihm gemeinsam genossen
jens tuengerthal 5.6.2016

Samstag, 4. Juni 2016

Kulturgeschichten 0245

Die armen Weber.

Im düstern Auge keine Thräne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
„Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch!
     Wir weben! Wir weben!

„Ein Fluch dem Gotte, dem blinden, dem tauben,
Zu dem wir gebetet mit kindlichem Glauben;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt.
     Wir weben! Wir weben!

„Ein Fluch dem König’, dem König’ der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der uns den letzten Groschen erpreßt,
Und uns wie Hunde erschießen läßt!
     Wir weben! Wir weben!

„Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Lüg’ und Schande,
Wo nur Verwesung und Todtengeruch –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch!
     Wir weben! Wir weben!
 Heinrich Heine

Weberaufständig

Worüber der größte Düsseldorfer in Paris dichtete
Tief im Westen hatte noch seinerzeit den Osten
Aufgewühlt doch was hatte es mit den Webern
Einst auf sich und wohin führte es wo stehen wir

Wenn die ganz unten aufstehen
Wird denen ganz oben mulmig
Ob sie die Verhältnisse ändern
In denen sie sich gut einrichteten

Während einige ganz oben immer
Mächtiger und reicher werden in einer
Virtuellen Welt voller Werbepräsenzen
Arbeiten viele unten dafür immer mehr

Wie lange es noch dauern wird bis sich
Die Mehrheit derer mit ganz wenig
Gegen die winzige Minderheit derer
Mit ganz viel wehrt bleibt fraglich

Auch ob dies gerecht sein muss
Vom Grund des Habens abhängt
Oder es nur um Soll und Haben geht
Verliert sich in der Vielfalt unklar

Die Unklarheit in der Vielfalt aber
Auf dem Markt an dem theoretisch
Jeder Erfolg haben könnte zumindest
Macht Widerstand heute so uneinig

Am 4. Juni 1844 kam es im schlesischen
Eulergebirge zu einem Weberaufstand
Der das politische Geschehen in Preußen
Wie im ganzen Reich im Vormärz prägte

Der Weberaufstände gab es einige noch
Im Reich deren erster bekannter der Kölner
Von 1369 bis 1371 wohl war und deren viele
Unbekanntere im 18. und 19. Jahrhundert

Sie waren ein vorindustrieller Widerstand
Bei dem sowohl die Zünfte wie auch die
Hausgewerbetreibenden noch aufstanden
Meist jedoch unpolitische Hungerrevolten

Der schlesische Weberaufstand von 1844
War weder der erste im Eulergebirge noch
Der heftigste gar wichtiger war dagegen die
Diesmal Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit

Er wurde in vielen Publikationen breit
Diskutiert war das Thema seiner Zeit
Die durch ihn politisiert wurde bis die
Aufstände in der Revolution mündeten

Schlesien erst 1742 von Preußen annektiert
Nach Friedrichs erstem Schlesischen Krieg
Warum die Bauernbefreiung dort weitgehend
Unvollständig noch blieb die Herren mächtig

Noch ⅔ der Schlesier waren einem Grundherren
Unterworfen dem sie Feudalabgaben schuldeten
Doch ging es den dort Baumwollwebern besser
Als den andernorts hungernden Leinwebern

Am 3. Juni 1844 hatten sich 20 Weber getroffen
Um den Widerstand gegen die dort Fabrikanten
Zu beraten worauf sie das Spottlied Blutgericht
Singend zur Firma Gebrüder Zwanziger zogen

Die Zwanzigers ließen den kleinen Trupp sodann
Von ihren Dienern mit Steinen und Knüppeln vertreiben
Einer wurde schon vom Ortspolizisten verhaftet
Was Anlass für den nächsten Protestzug gab

Am 4. Juni zog also dieser Protestzug mit allen
Heimwebern vereint die Freilassung zu erreichen
Jedoch blieben alle Verhandlungen ergebnislos
Worauf wütende Menge Zwanzigers Haus stürmte

Am nächsten Tag konnten sich einige Fabrikanten
Durch Geldzahlung Brot und Speck noch freikaufen
Anwesen verhasster Fabrikanten wurden verwüstet
Darauf griff preußisches Militär ein zu stoppen

Elf Weber wurden erschossen 24 weitere verletzt
Dies schürte die Wut und es wurde geplündert
Zunächst wichen die Einheiten darauf zurück
Doch am 6. Juni kam Verstärkung gerade noch

Der Aufstand ward endgültig niedergeschlagen
Zahlreiche Weber kamen lange in Haft womit
Die Familien völlig verarmten oder wurden
Zur Erniedrigung öffentlich noch ausgepeitscht

Es lag hier weder eine reine Hungerrevolte
Noch ein Maschinensturm als Klassenkampf
Vor sondern eine frühindustrielle Arbeiterunruh
Denen es noch besser ging als anderen dort

Der Aufstand der kurz und erfolglos nur war
Für alle die sich an ihm beteiligten setzte doch
Den revolutionären Geist in den Köpfen in Gang
Der so nötig war nach dem Wiener Kongress

Während Deutschland wohlig biedermeierte
Noch ohne Bionade aber mit viel Desinteresse
Der Besitzenden für das Leben der Ärmsten
Standen diese kurz auf und zeigten ihre Wut

Noch entfaltete es sich nicht als Macht die
Eine Revolution im Lande tragen konnte
Doch vier Jahre später wurde es zumindest
Versucht auf Berliner Barrikaden zu zwingen

Heute bauen nur noch Autonome Barrikaden
Die alle Besitzenden nerven voll Unverständnis
Im biedermerkel Zeitalter mit Bionade anstatt
Der Deutschen liebste deutsche Limonade

Der Aufstand ist wenig angesagt gerade
Wir helfen lieber freiwillig den Flüchtlingen
Engagieren uns sozial und enstpannen im
Cluburlaub in der Türkei vor Kinderleichen

Die werden am Morgen still eingesammelt
Damit keiner die Urlauber damit stört die
Dort sich wohlverdiente Ruhe gönnen wollen
Wer sollte sich wehren wo alle so gut sind

Weberaufstände drohen in Deutschland kaum
Es sind die Menschen zu sehr mit Wohlstand
Beschäftigt als dass sie kritisch noch dächten
Über die Zustände und ihre Rolle dabei

Alle sind ja irgendwie beteiligt am System
Von dem sie profitieren warum keiner dies
Was ihn füttert aber arm hält verrät doch
Fragt sich warum Satte aufstehen sollten
jens tuengerthal 4.6.2016

Freitag, 3. Juni 2016

Kulturgeschichten 0244

Ostwestlich

Im Osten geht die Sonne wieder auf
Nachdem sie im Westen unterging
Was sie erst konnte nachdem sie
Zuvor im Osten der Welt aufging

Manche fragen sich ob der eine
Aufgang oder der andre Untergang
Schlechter oder besser ist im
Vergleich konträrer Systeme

Die Erde ist eine irgendwie Kugel
Wo Osten und Westen liegen ist
Also eine bloße Festlegung warum
Sie ausspielen Unsinn immer ist

Die Konfrontation mit Russland treibt näher
An die militärische Auseinandersetzung
Es droht nach dem Ende des Kalten Krieges
Wieder ein gefährlich heißer ostwestlich

Der Westen ist sich sicher wer der Böse ist
Nur Putin sucht und provoziert den Konflikt
Der Osten sieht es umgekehrt und fühlt sich
Lange schon vom Westen provoziert

Nach Ende des Kalten Krieges zerfiel
Das Reich im Osten die UDSSR in viele
Teils ängstlich divergente Teile bald
Während Russland als riesiger Kern blieb

Größer als die USA aber ökonomisch völlig
Unterentwickelt nur reich an natürlichen
Bodenschätzen vor allem im Stolz verletzt
Ringt der Osten um Rolle und Bedeutung

In einer Welt die von Wirtschaft regiert wird
Zählt nichts anderes mehr warum dagegen
Was vorher Wert hatte wertlos nur noch ist
So fühlen sich die Beteiligten entsprechend

Wer sich als Verlierer unterdrückt sieht
Wird um Ehre und Bedeutung kämpfen
In dieser Situation befindet sich die Welt
Gerade gefährlich nah gerade am Abgrund

Dabei wissen beide Seiten einen Krieg
Könnte keiner gewinnen wäre nur aller
Atomarer Untergang in der Vernichtung
Des Planeten im Kampf  um Vorherrschaft

Es ist also Unsinn sich ostwestlich zu streiten
Dennoch passiert es immer wieder obwohl
Es schon vor über 55 Jahren Versuche gab
Diesen Unsinn zu ändern geht er weiter

Im Rahmen der Initiative friedliche Koexistenz
Trafen sich am 3. Juni 1961 der US Präsident
John F. Kennedy und der sowjetische Staatschef
Nikita Chruschtschow in Wien zu Gesprächen

Der Begriff friedliche Koexistenz besagte dass
Die Entscheidung zwischen den beiden Systemen
Kapitalismus und Kommunismus im friedlichen
Wettbewerb und ohne Krieg fallen soll

Erstmals wurde der Begriff 1922 auf der Konferenz
Von Genua vom Leiter der sowjetischen Delegation
Dem Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten
Verwandt um Kooperation künftig zu ermöglichen

Volkskommissar Tschitscherin erkannte an dass
Wirtschaftliche Zusammenarbeit für Wiederaufbau
Nötig ist und darum eine parallele Koexistenz
Zwischen alter und neuer Ordnung möglich sei

Chruschtschow wiederholte diesen Grundsatz
Der friedlichen Koexistenz sich auf Lenin dabei
Berufend als Grundsatz sowjetischer Außenpolitik
Gerichtet auf Zusammenarbeit mit allen Ländern

Die UDSSR verhielt sich so lange kooperativ
Wie das nukleare Rüstungsgleichgewicht zwischen
Ost und West noch nicht hergestellt worden war
Dabei wurde weiter für den Sozialismus gekämpft

Für Chruschtschow ging es im Kern um die
Koexistenz zweier entgegengesetzter Systeme
Um Krieg als Mittel der Streitlösung abzuwenden
Dabei sollte letztlich der Sozialismus siegen

An dem Programm wurde auch an allen folgenden
Parteitagen der KPsSU bis 1981 festgehalten
Insbesondere galt dies für die Entspanungspolitik
Des Friedensprogramms von Leonid Breschnew

Mit dem Ende des Ostblocks nach Gorbatschow
Wie dem ökonomischen Scheitern des Sozialismus
Nach 1989 hatte sich die Theorie erledigt folglich
Sahen sich die USA und ihr System als Sieger

Die absprachewidrige Ausdehnung der NATO
Immer weiter gen Osten ohne zugleich Russland
Als gleichwertigen Partner zu integrieren führte
Logisch zu einer brisanten Konfrontation dort

Die Länder des ehemaligen Ostblocks wünschten
Sich aus Angst vor der russischen Atommacht
Wie militärischen Überlegenheit nun die NATO
Als Schutzmacht der Freiheit in ihren Ländern

Russland drohte mit dem Verlust der Krim die
Seit Katharina der Großen russisch schon war
Seinen einzig sicher eisfreien Hafen zu verlieren
Der Zugang zum Mittelmeer stand auf dem Spiel

Unklar blieb warum nicht der faktische Sieger
Die Demokratie mit westlichem Kapitalismus
Russland die Hand in die NATO reichte anstatt
Den Konflikt in der Ukraine zu eskalieren

Der Sturz der russlandfreundlichen Oligarchen
Durch die russlandfeindlichen brachte niemand
Mehr Freiheit irgendwo noch bringt es mehr
Frieden in der Welt warum das Ziel fraglich bleibt

Die friedliche Koexistenz ist ein Anfang gewesen
Auch begründet durch sowjetische Unterlegenheit
Größe bewiesen die Überlegenen bemühten sie
Sich endlich mehr darum statt Stärke zu zeigen

Über mehr Koexistenz nachzudenken statt
Das dumme teure Spiel der Abschreckung
Wieder zu spielen wäre wohl klüger denn
Wer weit nach Osten geht landet im Westen
jens tuengerthal 3.6.2016

Kulturgeschichten 0243

Inselliebe

Die Liebe ist eine Insel
Auf der sich die Liebenden
Selig miteinander finden
Auch wenn das Meer um sie
Wild tost haben sie dort Schutz

Wer Bücher liebt hat immer
Seine Insel für sich dabei
Geborgen vom rauhen Alltag
Muss der Leser nur aufschlagen
Um auf der Buchstabeninsel zu sein

So ist die gebundene Insel ein Ort
Des Rückzugs wie der Findung
Durch ihre Schönheit immer auch
Ein kleines Paradies dem Leser
Der auf ihr irgendwie ankommt

Am 12. Mai 1912 erschienen die ersten
12 Bände der Insel-Bibliothek aus dem
Insel Verlag die bis heute besteht und
In bezaubernder Schönheit der Kunst im Buch
Einen Raum als Insel für sich gibt

Der Insel Verlag ging 1901 aus der zuvor
Gegründeten Literatur und Kunstzeitschrift
Die Insel hervor und hatte seinen Sitz
Ursprünglich in Leipzig und seit 2010 in Berlin
Nachdem er zuvor in Frankfurt residierte

Zusammen mit dem Klassiker Verlag gehört
Die Insel zum Suhrkamp Verlag und ist ein
Ästhetisches Herzstück der Bücherwelt
Das durch die schöne Ausstattung glänzt
Den billigen Massenprodukten trotzt

Noch immer ist das Signet des Verlages
Das zweimastige Segelschiff das von
Peter Behrens einst entworfen wurde
Schon bei der Zeitschrift wurde viel Wert
Auf die schöne Ausstattung gelegt

So wurden von Beginn an Illustratoren
Wie Heinrich Vogeler gewonnen und so
Gehörte ein Gedichtband von ihm auch
Zu den ersten Bänden der Bibliothek
Er illustrierte auch den Hoffmansthal Band

Groß wurde der Verlag unter Anton Kippenberg
Der ihn ab 1906 alleine leitete und mit seiner
Frau Katharina zu einer ästhetischen Größe
Von Leipzig aus in die Welt wachsen ließ

Schwerpunkt des Verlages war zunächst
Goethe der in verschiedenen Ausstattungen
Auch aufwendig ausgestatteter Bücher
Teils als Faksimiles herausgegeben wurde
Ab 1909 auch der günstigere Volksgoethe

Neben Goethe wurde Rilke zum wichtigsten
Autor des Hauses wobei Kippenberg sämtliche
Rechte an bisherigen Werken des Dichters erwarb
Neben Zeitgenossen wie Stefan Zweig wurden
Immer Werke der Weltliteratur herausgegeben

Der erste große Erfolg des Verlages wurden
Die Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht
Es ging immer um werkadäquate Ausgaben
Von ganz exklusiv bis gut und günstig dabei war
Kippenberg stets an der Gestaltung beteiligt

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die
Verfemten Autoren wie Stefan Zweig verboten
Das Programm streng kontrolliert und nach dem
Krieg erfolgte auch im Verlag die Teilung in einen
Leipziger und einen zunächst in Wiesbaden

Die Kooperation beider Verlagsteile wurde nach
Dem Bau der Mauer erheblich erschwert doch
Bis zur Wiedervereinigung noch fortgesetzt
Auch als die Insel 1963 zu Suhrkamp kam

Der Suhrkamp Verleger Siegfried Unseld
Übernahm selbst die Leitung des Verlages
Brachte dem Verlag neuen Aufschwung
Auch mit der Gründung des Tochter
Deutscher Klassiker Verlag 1981

Im Jahre 2009/10 wurde die Literaturwelt
Von Ulla Unseld-Berkéwiz vom Umzug
Nach Berlin überrascht wo der Verlag seitdem
Nahe dem Helmholtzplatz im ehemaligen
Finanzamt residiert in der Pappelallee

Damit befindet sich der Verlag bei
Dem ehemaligen Zentrum der freien
Literatur in der DDR dem LSD-Kiez
Ist direkt unter den Dichtern angekommen
Schöpfer und Verleger treffen sich im Café

Die Insel Bücherei ist zur bekanntesten Reihe
Des Verlages geworden und längst Kultobjekt
Vieler Sammler die mit den Bänden gerne ihre
Bibliotheken schmücken deren bunter wie
Vielfältig oft schönster Teil sie werden

Zunächst wurden kleinere Werke der Lyrik
Prosa wie Essayistik klassischer Autoren
Herausgegeben zu denen später auch
Kunst und Naturdarstellungen innig traten
Hohe Buchästhethik zu moderatem Preisen

Die Bände sind durch farbige Musterpapiere
Alle verschieden und doch durch ihre Rücken
Weitgehend einheitlich gestaltet und wurden so
Trotz aller Krisen zum dauerhaften Erfolg bist
Es erschienen bis 2015 bereits 1600 Bände

Band Nummer 1 wurde die bereits 1899 entstandene
Prosadichtung Weise von Liebe und Tod des
Cornets Christoph Rilke und der mit 10.000 aufgelegte
Band musste sofort nachgedruckt werden

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges 1918 waren
Bereits 241 erfolgreiche Titel erschienen
Der Bandpreis stieg von 50 Pfennig für Nr.1
Bis auf 1400 Mark 1923 in der Inflationszeit
Sogar bis auf absurde 825 Milliarden Mark

Der national-konservative Kippenberg versuchte
Sich ab 1933 weitgehend der Politik zu entziehen
Musste jedoch auch jüdische Autoren aus dem
Programm des Verlages nehmen die auf der
Schwarzen Liste des Börsenvereins standen

Nach dem Krieg gab es die Leipziger Reihe
Wie die später bei Suhrkamp in Frankfurt
Trotz aller kulturpolitischen Differenzen
Bildete die Reihe eine Brücke bis 1990
Mit der Wiedervereinigung ein Haus entstand

Jenseits aller Verlagsgeschichte ist die Insel
Für viele noch immer ein Hort der Schönheit
Den sie in ihren Sammlungen pflegen gern
Verschenken oder als Lektüre auch auf dem
Nachttisch liebevoll liegen haben noch

Sie ist ein Stück deutscher Buchgeschichte
Inhaltlich auch Literaturgeschichte und die
Wohl größte Sammlung umfasst inzwischen
Bereits über 20.000 Bände und wächst weiter
Es ist eine Insel der Schönheit im Alltag

Wer Bücher liebt wie mit ihnen lebt wird
Sich gern auf die Insel wieder zurückziehen
Um in den Buchststabenwelten zu träumen
So wurde Stefan Zweigs Idee als Buch eine
Eigene literarische Welt voller Schönheit
jens tuengerthal 3.6.2016

Donnerstag, 2. Juni 2016

Kulturgeschichten 0242

Krönungsglück

Könige von Gottes Gnaden passen
Nicht mehr in unsere Zeit irgendwie
Sind eine historische Anekdote die
Mit demokratisch republikanischem
Denken schwer zu vereinbaren ist

Dennoch gibt es sie und ihre Länder
Sind nicht weniger demokratisch
Wie wir in Schweden Norwegen den
Niederlanden oder Dänemark sehen
Und gerade auch in Großbritannien

So sind Könige in Demokratien eine
Traditionelle Form der Repräsentation
Die zwar nichts ins System passt aber
Für viele ein Stück Identität doch sind

Heute hat die Monarchin Jubiläum
Die am längsten auf ihrem Thron sitzt
Am 2. Juni 1953 wurde Elisabeth I. in
Westminster Abbey in London gekrönt

Es leben viel mehr Menschen für die
Elisabeth immer Königin war als solche
Die noch älter sind als sie bereits ist
Eine Jahrhundertkönigin quasi

Denke daran wie meine Großmutter
Die auch bei der Krönung dabei war
Erzählte wie sie diese als kleines Kind
Im Nachbargarten noch spielen sah

Die Mädchen aus ihrem Pensionat
Hatten wohl manchmal mit der kleinen
Prinzessin gespielt die nebenan war
Warum immer sie später dabei war

Es gab schon ein elisabethianisches
Zeitalter in England unter der ersten
Elisabeth noch die bis Victoria noch
Am längsten regiert hatte von allen

Victoria löste dann an Thronzeit
Elisabeth II. ab die heute noch regiert
Wenn sie auch eher repräsentiert
Keine politische Meinung haben darf

Ist dies ohne parteiische Meinung sein
Mit den wechselnden Premiers nur reden
Auch das besondere einer Königin
Die über allem für alle noch steht

Kein gewählter oder gekürter Präsident
Kommt aus dem Nichts sondern immer
Schrieb er vorher Geschichte noch doch
Auch ein Monarch hat eine solche immer

Elizabeth Alexandra Mary aus dem Hause
Windsor ist die konstitutionelle Monarchin
Von 16 als Commonwealth Realms noch
Vereinigten sonst souveränen Staaten

Zugleich ist sie Oberhaupt des 53 Staaten
Umfassenden Commonwealth of Nations
Sowie weltliches Oberhaupt der anglikanischen
Church of England der Staatskirche Englands

Aus Gewohnheitsrecht ist sie seit Jahrhunderten
Quasi parlamentarische Monarchin und stand
Bei ihrer Geburt erst an dritter Stelle der Thronfolge
Als ihr Onkel abdankte folgte sie ihrem Vater

Sie hat während des 2. Weltkrieges in der
Frauenabteilung des britischen Heeres gearbeitet
Sie heiratete Prinz von Griechenland und Dänemark
Mit dem sie gemeinsam vier Kinder hat

Nach dem Tod ihres Vaters bestieg sie bereits
Am 6. Februar 1953 den Thron vier Monate
Vor ihrer Krönung in Westminster Abbey die
Als erste live im Fernsehen übertragen wurde

Während ihrer Amtszeit variierte die Zahl
Der Commonwealth Realms da einige der
Staaten unabhängig zu Republiken wurden
Die Entkolonialisierung war dabei bedeutend

An politischen Krisen erlebte sie den Kalten Krieg
Die Nordirland Krise wie den Falkland Krieg
Im annus horribilis 1992 ließen sich zwei ihrer
Kinder scheiden und Schloss Windsor brannte

Nach einer harten Krise ihrer Rolle
Nach dem Tod von Prinzessin Diana 1997
Brach ihr Ansehen zunächst ein weil sie
Politisch korrekt nicht Trauer flaggte

Ihr wurde zu kühle Distanz vorgeworfen
Die jedoch ihrem Amt nur gemäß ist
Sie hat keine politische Meinung zu äußern
Auch wenn Thatcher sie für Labour nah hielt

Durch eine einfühlsame Rede 5 Tage nach
Dem Tod der Ex-Frau von Prinz Charles
Gewann sie die Herzen der Briten wieder
Sie hat weit über 90% Zustimmung  im Land

Sie ist ein Stück England und repräsentiert
Auch in hohem Alter noch ihr Land voller
Verantwortung und hat sich noch nie
Zu einem Ausbruch hinreißen lassen

Auch in der Diskussion um den Brexit
Wird sie sich nicht zu Wort melden
Wie es ihre Pflicht als Monarchin ist
Sie repräsentiert alle Briten darum

Jenseits der Regenbogenpresse
Die sich zu gern auf alle Details
Aus Königshäusern stürzt fragt sich
Wie gut eine unparteiische Spitze tut

Jenseits allen politischen Streits eine
Person zur Integration zu haben der
Vom Regierungschef zu berichten ist
Kann einen hohen Wert darstellen

Das politische Gefühl der Identität
Ist ein schwer logisch fassbares Ding
Logisch spricht wenig für Könige heute
Real erwiesen sie sich oft als Anker

In Spanien ebnete der König einst
Den Weg zurück zur Demokratie
Angesichts dessen scheinen doch
Manche persönliche Mängel kleiner

Ob es der Welt besser täter wenn
Es nur Republiken gäbe ist unklar
Vielleicht ist ein wenig davon auch
Gut für das Gleichgewicht innen

Zumindest eine Monarchin wie die
Längst diamantene Queen Elizabeth II.
Tut England und gut und ihre Art
Des Umgangs mit Merkel hebt beide

Es ist bei diesem Gedenken der Krönung
Völlig egal dass die Königin privat Pferde
Wie Corgis liebt und eine rührende längst
Urgroßmutter sein soll mit viel Humor

Auch ob manche ihr Verhalten als zu steif
Empfinden kann dahinstehen sie handelt
Pflichtbewusst und absolut korrekt wie es
Allein ihre Lebensaufgabe ist

Diese lebenslange Korrektheit mit der
Sie ihre Meinungen und Launen immer
Hinter ihrer Rolle und dem Amt noch
Zurückstellte verdient Bewunderung

Darin vielleicht gleich sie auch Merkel
Die zwar noch parteipolitisch agiert
Aber dennoch sehr pflichtbewusst ist
Was dem Amt Würde gibt und gut tut

Anläßlich des Jubiläums der Krönung
Darüber nachzudenken wie wichtig es
Im politischen Gezänk ist eine neutrale
Stimme zu haben täte der Republik gut
jens tuengerthal 2.6.2016

Mittwoch, 1. Juni 2016

Kulturgeschichten 0241

Gesetzesfreiheit

Machen uns Gesetze erst frei
Oder sind sie ewige Bedingung
Unserer Unfreiheit weil immer
Ein beschränkender Rahmen

Was ist die Bedingung der Freiheit
Ist es gerade bedingungslos zu sein
Oder nehmen wir sie überhaupt erst
Beschränkt wahr weil alles Grenzen hat

Es haben sich wohl die Bedingungen
Gewandelt unter denen wir frei uns fühlen
War es einst die Bewegungsfreiheit noch
Ist es vielen viel mehr freies W-Lan heute

Dennoch suchen viele noch die Freiheit
In der Wildnis wo sie sich ungebunden
Fühlen von den Regeln des Alltags
Machen was sie wollen wie sie meinen

Damit die Wildnis so wild bleibt für alle
Gibt es natürlich genaue Regeln wie
Sich wer dort zu verhalten hat denn
Natürlich wollen nicht alle das gleiche

So wünscht sich der Berliner gern
Einsamen Ostseestrand aber bitte
Mit Netzempfang um den Nachbarn
In der Großstadt Bilder zu schicken

Wenn die Funknetze nun krank machen
Oder Handywellen wider Erwarten doch
Krebs erregen den sie wachsen lassen
Wer ist am Ende dafür verantwortlich

So wie wir erwarten dass wer etwas
Gefährliches tut dafür Verantwortung
Übernimmt so wollen wir Sicherheit
Für unsere Freiheit lieber haben

Was ist der Rahmen für Sicherheit
Wo bleibt die Freiheit neben ihr
Wie wirken Gesetze dabei für was
Sind alte Fragen der Menschheit

Die Römer schrieben ihr Recht auf
Es galt das römische Recht lange
Nicht nur im ihm folgenden Reich
Sondern wirkte in ganz Europa

Wo Konflikte nicht mit Gewalt
Wie lange durch Fehden noch
Geklärt werden sollten braucht
Es einen rechtlichen Rahmen

So gab es lange ein Fehdeverbot
Schon Karl der Große regte es an
Karl V. kämpfte noch um die Umsetzung
Später ging es um Rechtssicherheit

Ein Gesetz für alle das auch klar
Die Freiheit regelt für jeden kann so
Dem Recht des Stärkeren vorbeugen
Mehr Freiheit schaffen als ohne war

Diese Absicht verfolgte auch Friedrich II.
Als er mit der Arbeit am Landrecht begann
Das  am 1. Juni 1794 unter seinem Neffen
Friedrich Wilhelm II. in Kraft trat

Das Preußische Allgemeine Landrecht
Versuchte erstmals die Rechtsordnung
Als Ganzes in einem Gesetzeswerk für
Alle fraglichen Bereiche zu erfassen

Friedrich der Große wollte ein klares
Wie eindeutiges Recht und war dabei
Vom Müller-Arnold-Fall geprägt warum
Er die Macht der Juristen begrenzte

Der Müller Arnold hatte eine Wassermühle
Der durch den gersdorffschen Karpfenteich
Das Wasser abgegraben wurde weshalb er
Sich weigerte für die Mühle ohne Wasser
Weiter Erbpacht zu zahlen wozu ihn aber
Ein Gericht verurteilte nach geltendem Recht
Worüber er sich nach zweiter Instanz
Bei Friedrich persönlich noch beschwerte
Was dieser nutzte selbst einzugreifen
Die beteiligten Richter zu Festungshaft
Zu verurteilen und den Müller dafür
Entschädigen zu lassen weil er das Urteil
Als ungerecht empfand was zwar sehr
Menschlich klingt aber gegen geltendes
Recht verstieß ein wilkürlicher Eingriff
Eines absolutistischen Herrschers war
Sich dessen bewusst begnadigte er
Die Richter bald wieder und nutzte
Die Gelegenheit sich endlich an das
Vorhaben seines Großvaters Friedrich I.
Zu machen ein Gesetzbuch zu schreiben

Zunächst verfügte Friedrich II. ein
Analogieverbot um so den Rechtsmißbrauch
Durch die Juristen zu verhindern es sollte
Nur noch der Wortlaut ausgelegt werden

Das ALR sollte für jedermann verständlich
Nachlesbar sein damit ein jeder sein Recht
Finden könne wie es geschrieben steht
Es keine Wilkür mehr gäbe

Zunächst 1792 fertiggestellt wurde es dann
Nochmal überarbeitet und nahm so auf
Die Bedenken der preußischen Eliten mehr
Rücksicht denen es zu freiheitlich war

Viele freiheitliche und vernunftrechtliche
Bestimmungen wurden wieder gestrichen
So etwa auch die Wohlfahrt als Staatszweck
Die Friedrich aufgeklärt unbedingt wollte

Das ALR regelte alle Rechtsbereiche vom
Zivilrecht Lehnsrecht Ständerecht Gemeinderecht
Staatsrecht Kirchenrecht Polizeirecht Strafrecht
Strafvollzugsrecht in über 19.000 Vorschriften

Es sollte jeden einzelnen Fall regeln und war
So gesehen ein großer Fortschritt auch der
Vorrang des Naturrechts darin war wichtig
Wie der keine Strafe ohne Gesetz Grundsatz

Der Entwurf des ALR verkündete noch eine
Selbstbeschränkung der Monarchie doch war
Dies am Ende nicht mehr enthalten so wenig
Wie eine Beschränkung der Privilegien

Der Grund für die Verfassung des ALR war
Der Fall des Müller Arnold wie die Furcht
Friedrichs vor der Bamten Wilkür die er
Durch seine eigene anstatt ersetzte

Ähnlich ging es dem preußischen ALR
Das den Wilkürschutz am Ende doch
Weitgehend aushebelte und so wurde
Was gut gedacht war nur mäßig gemacht

Doch der Aufopferungsgedanke aus § 74 ALR
Wurde bis heute Gewohnheitsrecht wonach
Der Staat in Eigentum eingreifen darf doch
Zugleich dafür nach § 75 ALR ersatzpflichtig ist

Nur 17 Jahre später schufen sich auch die
Österreicher am 1. Juni 1811 gültig ab 1812
Ein Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch
Was bis heute als älstestes noch gültig ist

Bürgerliches Recht heißt es regelt nur
Die privaten Rechte und Pflichten der
Bürger unter sich nach § 1 ABGB womit
Es dem Deutschen ein A voraus hat

Die Vorarbeit  dazu leisteten bereits
Der Codex Theresianus sowie das
Josephinische Gesetzbuch wie konkret
Das Westgalizische Gesetzbuch von 1797

So kamen die Österreicher wohl etwas
Später als die Preußen die schon immer
Schnell schossen besonders in Königgrätz
Aber hielten länger als das ALR noch

Die Preußen wollten alles in einem regeln
Genau kodifiziert für jeden Einzelfall wovon
Nichts heute übrig blieb die Österreicher
Blieben zivil und haben es immer noch

Recht beschränkt die Freiheit und gibt sie
Es ist der Kompromiss den es braucht
Das Zusammenleben friedlich zu ordnen
Aber bleibt ein schlechter Kompromiss

Besser vertrauten die Bürger der Vernunft
Als nur dem Recht das schnell vor Gericht
Im Streit endet weil es eben auslegbar ist
Nur gilt was formal beweisbar auch war

Gericht und Gerechtigkeit klingt nur seltsam
Ähnlich wovon sich besser keiner mehr
Täuschen lassen sollte da Recht an sich
Einfach gilt als Selbstzweck der Ordnung

Gesetze sind nicht einfach gut sondern
Meist nur ein schlechter Kompromiss
Doch schlimmer wäre nur was ohne sie
Unter den ihm Unterworfenen los wäre

So schafft das Recht keine Gerechtigkeit
Sondern nichts als eine Rechtsordnung
Doch ist diese meist besser noch als das
Recht des Stärkeren was hieße Gewalt

Der Rechtsstaat bringt keine Gerechtigkeit
Er bietet nur das Recht anstatt zur Lösung
Wenn sonst nur der Stärkere immer siegte
Ist also ein schlechter fairer Kompromiss
jens tuengerthal 1.6.2016

Alles was ich liebte

Habe alles was ich liebte
Verloren
Meine Tochter
Meine Verlobte
Meine Geliebte
Zugleich

Es bleibt nicht viel
Was soll ich sagen
Es ist wie es ist
Alles geht irgendwann
Manchmal ist es viel
Wenn alles auf einmal
Einfach weg ist

Vielleicht ist das die
Quantendynamik der Fälle
Wenn sich häuft was weh tut
Es unerträglich eigentlich ist
Sich fragt wozu das ganze

Vermutlich ist es nichts
Als einfach das Leben
Mal lässt es uns lächeln
Dann würden wir heulen
Wenn wir es noch könnten

Es bleibt nichts als die Leere
Und das Herz das weiter
Schlägt als hätte es nichts
Besseres zu tun
Tag und Nacht

Wie schön so spürbar ganz
Zu leben und zu leiden
So weiß ich zumindest
Warum es noch schlägt
Dies verfluchte Herz

Rauchen wir eine
Morgen geht die Sonne
Auch wieder auf
Vermutlich auch für mich
Wenn das Herz noch
Immer weiter schlägt
Auch so gebrochen
jens tuengerthal 1.6.2016

Seepicknick

Ein Picknick am See ist alles was
Es zum Glück braucht steigerbar
Nur durch Liebe Bücher Sonne
jens tuengerthal 1.6.2016