Dienstag, 3. Mai 2016

Kulturgeschichten 0211

Dresdenprotest

Die Sachsen haben schon früher gerne protestiert, auch wenn es nicht immer so zielführend war wie 1989, scheint es dem Völkchen zwischen Böhmen und Brandenburg zu liegen aufzumucken, warum sich fragt, ob der Integrationsversuch, den Merkel gerade startet, nicht sinnvoller ist, als weiteres angewidertes Kopfschütteln, auch wenn dies angesichts des Pegida Rassismus gut begründet ist. Nun werden die Sozialdemokraten um Gabriel zwar bemerken, sehr ihr, dass wollte unser Dicker doch auch nur, aber erstens ist es nicht egal, wer etwas macht, um glaubwürdig zu sein und zweitens ist es noch wichtiger, wann es geschieht, um wirksam zu sein. So wird die Erinnerung an vergangene Verdienste der SPD wieder nichts bringen, weil es keine waren und sie wie üblich nur schrumpfend zu spät kommen oder zu früh, was immer falsch bleibt und nie zum gemeinsamen Höhepunkt führt, eher peinlich am Ende ist. Bachmanns heutige Verurteilung erst ermöglicht es, mit denen, die zurück auf den Boden des Rechts wollen, den Dialog zu suchen. Gabriel kam zu früh und war natürlich der Falsche, dies zu beginnen.

Es darf nie darum gehen, den Pegiden das Gefühl zu geben, sie hätten Recht oder steter Tropfen höhle den Stein, doch kann eine CDU Vorsitzende auf Dauer nicht an der Macht überleben als Mutter der Flüchtlinge, die konservative Ängste überhört - erstaunlich war, wie lange sie dies Spiel spielte und spannender wird, wohin sie nun wendet, nachdem sie öffentlich bemerkte, die fast 20% Idioten die auf den AfD hereinfallen, sollten lieber nicht öffentlich so genannt werden, die hätten es ja schon schwer genug, vielmehr müsse es auch dort um Integration gehen.

In Deutschland muss heute nach zwei Seiten wohl aktive Integrationspolitik betrieben werden, was über Jahre eher ein Fremdwort gerade in der CDU war. Daran, wie weit ihr das gelingt, wird Merkel gemessen werden in Zukunft. Wenn sie dabei einige Linke vor den Kopf stößt oder Sozialdemokraten zum Aufschrei bringt, schadet dies der Demokratie weniger als eine weitere Polarisierung in Gutmenschen und Nazis.

Vielleicht gehört dies aufständische Element zu den Sachsen dazu, auch wenn es gerade die peinlichste Variante ist, scheinen viele den Eindruck zu haben, für eine gute Sache zu kämpfen - denen ständig wieder zu sagen, ihr seid einfach nur blöd, nützt niemandem vermutlich, fraglich bleibt, was helfen könnte. Heute hat zumindest der Rechtsstaat ein klares Wort gesprochen und Lutz Bachmann für seine rassistischen Äußerungen zu einer Geldstrafe verurteilt, was zwar unter der Forderung der Staatsanwaltschaft blieb, die lieber drei Monate Haft hätte, aber zumindest ein deutliches Zeichen ist, wo die Grenzen des Diskurses verlaufen und dass die Demokratie sich auch gegen ihre Feinde wehren muss.

Heute gehen Menschen in Dresden auf die Straße, welche die Grundwerte unserer Demokratie angreifen und diese infragestellen, weil sie sich in ihrem Wohlstand und im übrigen durch Überfremdung bedroht fühlen. Sie verlassen dabei zu einem nicht kleinen Teil die Grenzen des politischen Diskurses, verbreiten Lügen und schüren Hass, der von populistischen Parteien wie dem AfD in ihrem Programm übernommen wird. Damit sind sie Feinde der Republik für die ihre Vorgänger noch in Dresden kämpften, vielleicht ist es darum so wichtig gerade heute auch an diese Dresdner Unruhe einmal zu erinnern.

Am 3. Mai  1849 begann der auf den Sturz von König Friedrich August II. und die Errichtung einer Republik zielende Dresdner Maiaufstand. Ab dem 4. Mai setzte sich der russische Anarchist Michail Bakunin an die Spitze der Revolutionäre zu denen auch Gottfried Semper und Richard Wagner gehörten. Der Aufstand dauerte bis zum 9. Mai.

Nichts scheint Pegida ferner als ein linksnationaler Aufstand, der von einem russischen Anarchisten angeführt wurde. Ist Nation noch revolutionär oder ein bloß reaktionäres Überbleibsel des 19. Jahrhunderts?

Schon im Jahr zuvor war es mit Beginn der Märzrevolution von 1848 in Sachsen zu liberal und demokratisch gesinnten Unruhen gekommen. Neben der Liberalisierung der deutschen Fürstentümer und der Errichtung demokratischer Strukturen war deren Ziel auch die deutsche Einigung in einem einheitlichen deutschen Reich. In diese Richtung zielte auch die gemeinsame Verfassung, die vom Paulskirchenparlament in Frankfurt erarbeitet wurde.

Nach den ersten revolutionären Aufständen 1848 war es zu einem Einlenken der Fürstentümer gekommen, die liberale Reformen begannen wie die Einführung der Pressefreiheit, die Einführung liberaler Märzministerien und die Aufhebung von Feudallasten. Ausgehend von Preußen und Österreich hatte sich jedoch ab Sommer 1848 wieder die Konterrevolution durchgesetzt. Die Frankfurter Nationalversammlung hatte keine Machtmittel, ihre Legitimation durchzusetzen. Friedrich Wilhelm IV. hatte die ihm von der Nationalversammlung angetragene Kaiserkrone für eine kleindeutsche Lösung ohne Österreich als mit dem Sudeldreck der Revolution beschmutzt abgelehnt, obwohl er selbst noch im März 48 unter dem Eindruck der Berliner Aufstände große Zugeständnisse an die Revolutionäre gemacht hatte.

Preußen und Österreich zogen aus der Nationalversammlung aus und auch der sächsische König gehörte zu den Gegnern einer liberalen Verfassung. Verfassung und Einigung Deutschlands waren damit vorerst gescheitert. Zur Rettung der wichtigsten liberalen Fortschritte startete in einigen Staaten nun die Reichsverfassungskampagne, in deren Folge es in einigen Staaten im Mai 1849 zu den radikaldemokratischen Revolutionsschüben kam. Diese Maiaufstände fanden neben Sachsen auch in Baden statt, wo zuletzt in Rastatt die badische Revolution geschlagen wurde. In Sachsen war der Dresdner Maiaufstand der letzte Versuch die liberalen Reformen von 1848 zu retten und fortzusetzen.

In Dresden brach der offene Aufstand am 3. Mai 1849 aus, als sich, wegen des Schleswig-Holsteinischen Krieges nur rund 1800 Soldaten mit 6 bespannten Geschützen in der Stadt befanden. Das Dresdner Zeughaus wurde gestürmt und bewaffnete Angehörige der Turnerbewegung nach Turnvater Jahn besetzten das Landtagsgebäude. Um 4.30h am folgenden 4. Mai verließen der König, die Königin und sämtliche Minister Dresden und verbargen sich auf Festung Königsstein. Damit war das Land ohne Regierung. Die Behörden waren nicht einmal von dieser Nacht und Nebel Aktion in Kenntnis gesetzt worden. Preußische und sächsische Truppen unter Leitung des preußischen Generalleutnants Friedrich von Waldersee warfen dann in seltener Gemeinsamkeit bis zum 9. Mai den Aufstand nieder.

Bakunin und Richard Wagner, der bis dahin Hofkapellmeister war, sowie Gottfried Semper, der Hofbaumeister, konnten zunächst entkommen. Die meisten Gefallenen waren Jugendliche. Dabei stammten von 99 identifizierten Toten 40 nicht aus Dresden, 98 Tote konnten nicht mehr identifiziert werden. Unter den 114 Verwundeten waren nur 67 Dresdner. Insgesamt ist von 250 Toten und bis zu 500 Verwundeten unter den Aufständischen die Rede. Von den beteiligten Soldaten wurden 31 getötet und 94 verwundet.

Bakunin wurde bald darauf in Chemnitz verhaftet, das damals noch nie Karl Marx Stadt hieß. Er wurde zum Tode verurteilt, dann 1851 auf lebenslange Haft begnadigt, schließlich an Russland ausgeliefert, wo er noch weitere 10 Jahre absass. Wagner und Semper retteten sich nach kurzem Aufenthalt in Paris ins Züricher Exil. Erst nach 1864 rettete Wagner dann der junge bayerische König Ludwig II. aus höchster finanzieller Not und errichtete ihm in Bayreuth die Villa Wahnfried und das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel, aber das ist eine andere und wengier revolutionäre Geschichte, im Gegenteil stand der Hügel seit dem immer in großer oder zu großer Nähe zu den jeweils herrschenden Regierungen.

Der Dresdner Maiaufstand erreichte nichts bleibendes als heutige Gedenktafeln. Deutschland war scheinbar noch nicht reif für eine Republik und die Einigung auf die kleindeutsche Lösung unter preußischer Führung erfolgte erst nach dem Sieg über Frankreich 1870/71 mit der Kaiserkrönung in Versailles. Es wurden Jugendliche für revolutionäre Ideen verheizt und das Königtum blieb noch bis 1918 an der Macht. Die scheinbar liberalen Reform Bismarcks im späteren Deutschen Reich dienten nur der Durchsetzung seiner politischen Ziele, um eine liberale Verfassung und mehr Freiheit ging es ihm nicht, auch wenn er sie auch mit der Sozialversicherung teilweise weiter realisierte als es viele Revolutionäre noch 1848 träumten. So wurde ein Teil der revolutionären Ziele von 1849 autoritär von oben eingeführt, wenn es half, den Druck zu senken und das System zu stabilisieren.

Erst 1989 beteiligten sich die Sachsen wirksam wieder an einer Revolution vor allem zuerst in Leipzig, wo sie mutig gegen den SED-Staat aufstanden. Dieser Aufstand war vor allem Dank der Fürsprache der Sowjetunion, die vom Einsatz von Militär abriet, so erfolgreich. Auch die immer größere ökonomische Not der Staaten des Ostblocks, die sich im Kalten Krieg tot gerüstet hatten und als totalitäre Systeme sich nicht den Bedingungen des Marktes anpassen konnten, trug zum schnellen Erfolg bei. Doch sollen die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die den Erfolg erst sicherten, nicht die Leistung und den Mut der DDR-Bürger schmälern, die für mehr Freiheit auf die Straße gingen, ohne zu wissen, was ihnen drohte. Diese Revolution blieb friedlich, worin wohl auch ein Verdienst der beteiligten Kräfte aus den Kirchen liegt.

Der Erfolg oder Misserfolg einer Revolution hängt immer mit den ökonomischen Rahmenbedingungen zusammen. Gegen die geballte sächsische und preußische Militärmacht hatten die Aufständischen keine Chance. Die Begeisterung für die revolutionären Ideen in der Bevölkerung war nicht so groß, dass die Aufständischen sich in Dresden auf eine breite Basis stützen konnten. Die über die Burschenschaften vor allem in studentischen Kreisen stark verfolgte nationale Idee begeisterte wenige genug, dafür auf die Straße zu gehen. Die nationale Idee hatte in den Befreiungskriegen gegen Napoleon noch viele begeistert, inzwischen hatte sie sich abgeschwächt und war nach dem Wiener Kongress im Geist des Biedermeier mehr dem Wunsch nach Frieden und Wohlstand in Ruhe gewichen. Die erste Begeisterung vom März 1848 war wieder der gewöhnlichen Lethargie gewichen, in dem sich jeder lieber um sein Wohlergehen als das des Staates kümmert, in dem er lebt.

Die Angst um ihre Ruhe treibt auch die Pegiden, deren gerade verurteilter Führer den wahren Geist dieser Bewegung offenbarte. Es sind dies keine Bürger, die für Freiheit und Republik auf die Straße gehen, sondern ängstliche Menschen, die sich vor Fremden fürchten und den Untergang des Abendlandes beschwören, mit dem sie selbst kaum eine persönliche Verbindung haben. Der nackte, asoziale Egoismus dort, der sich fürchtet, zu  kurz zu kommen, wenn wir Reichen den Armen helfen, hat nichts vom Geist des christlichen Abendlandes, den es zu verteidigen vorgibt. Vielmehr missbraucht eine national chauvinistische Bewegung die Erinnerung an die friedliche Revolution von 1989, um ihre kleinbürgerlichen Ziele aus beschränktem Horizont zu verfolgen.

Das Klientel der AfD Wähler mit ihrer panischen Angst vor dem Islam, als könne eine mittelalterliche Sekte in Europa Fuß fassen, wenn dieses seine Werte entschlossen verteidigte, ist vom selben Geist getrieben. Es bedarf daher der Aufklärung über die tatsächlichen ökonomischen Auswirkungen einer Krise, die keine ist und wäre, wenn nicht zu lange den Aufrufen zur Gewalt wortlos zugesehen worden wäre von staatlicher Seite. Auch von daher ist die Verurteilung Bachmanns ein gutes Zeichen für einen Rechtsstaat, der sich wehrt und seine Werte verteidigt, Grenzen aufzeigt.

Pegiden und AfD-Wähler sind keine nationalen Revolutionäre sondern meist besorgte Bürger, die sich um ihre biedermeierliche Ruhe und ihren Wohlstand fürchten. Sie haben keine Perspektive, keine Antworten und keine Lösungen, nur führte die bloße Feststellung ihrer Dummheit zu einer immer weiteren Radikalisierung, machte sie Argumenten nicht zugänglicher, sondern sorgte für eine immer größere Leichtgläubigkeit untereinander, die mit dem Stichwort Lügenpresse am besten bezeichnet wird. Stattdessen schenken sie den unfreien Propagandaorganen des Kremls und deren Hetze Glauben, wenn sie vermeintlich journalistisch die Gefahren beschwören.

Wer die Radikalisierung in den sozialen Netzwerken beobachtete, in denen die einen als Gutmenschen und die anderen als Nazis beschimpft werden, die aber ein guter Indikator für die Stimmung in der Gesellschaft sind, sieht die Gefahr, die Deutschland in den 20er Jahren schon einmal bedrohte und mit der damals nicht konstruktiv umgegangen wurde und die infolge einen Hitler mit an die Macht brachte, weil er von der Unruhe, die er selbst stiftete, als dann Ordnungsmacht profitierte.

Was wird heute getan, dieser Gefahr zu begegnen?

Wie wird mit Aufrufen zur Gewalt und rassistischen Äußerungen umgegangen?

Sollte nun lieber beruhigt werden, um zu integrieren oder müssen verbale Täter auch genau so verfolgt werden?

Der Tatbestand der Aufstachelung zum Rassenhass ist eine Konsequenz der Nazizeit, ihn erfüllt die antiislamische Propaganda, die von Moskaus Bütteln in AfD und Pegida hier verbreitet werden, vielfach. § 130 I StGB ist weit genug gefasst, die weitere politische Gefahr für die Demokratie durch diese Gruppen rechtlich klar zu begrenzen. Ob dies auf Dauer dem Bestimmtheitsgebot genügen kann oder einer stärkeren Konkretisierung bedarf, um nicht zum Ideologiestrafrecht zu verkommen, ist eine Frage, die Juristen diskutieren sollen und können, um der Freiheit willen. Wo diese aber durch Putins Vorhut und ihre ideologische Verblendung, die zu immer mehr rassistischen Straftaten auch anstiftet, gefährdet ist, tut der Rechtsstaat gut daran, sich mit den vorhandenen Waffen vehement zu verteidigen.

Ob es bei den 120 Tagessätzen für Bachmann bleibt oder die Staatsanwaltschaft weiter Haft fordert in der nächsten Instanz ist dabei weniger wichtig als das Signal, was schon von dieser Verurteilung ausgeht. Wer Rassenhass auch gegen Religionen fördert, wird im Rechtsstaat bestraft und verfolgt, genau wie islamistische Prediger, die zu Gewalt aufrufen.

Bachmann ist ein bereits mehrfach verurteilter Straftäter, der nur bisher durch Flucht seiner Verhaftung entging. Was er und seine Kumpane von sich geben, wird im Rechtsstaat nicht geduldet. Es ist gut und wichtig, dies festzustellen und nun können wir uns, um diejenigen kümmern, die Angst haben, darum der rassistischen Herde mit den einfachen Antworten folgten und versuchen, uns um Integration zu kümmern, die Sorgen der Bürger ernst nehmen. Nicht weil sie ernsthaft bedroht wären, sondern damit sie sich ernstgenommen fühlen und im Rechtsstaat ein Zuhause wieder finden, statt sich nach Moskau zu wenden.

Es gibt auch vieles an Freiheiten in unserem Staat derzeit dringend zu verteidigen, gegen die Feinde von rechter wie von islamistischer Seite. Keine Toleranz für Intoleranz, damit es dauerhaft friedlich bleibt. Es können nur im Diskurs die Lügen widerlegt und aufgeklärt werden, warum weitere Konfrontation zu nichts führt. Mit der Verurteilung des ersten Pegida-Täters wegen Volksverhetzung sind klare rechtsstaatliche Grenzen endlich gezogen. Dieses Land findet diesen Rassismus nicht normal und wird ihn nicht hinnehmen, das ist gut so. Nun können die anderen wieder auf den Boden des Rechtsstaates zurückgeholt werden, um eine weitere Spaltung zu verhindern.
jens tuengerthal 3.5.2016

Zeilenzärtlichkeit

Möchte endlich wieder aufwachen
Neben dir umschlungen liegend
Dich zärtlich liebkosen während
Wir gerade erst aufwachen
Die eine Hand auf deinem Busen
Die andere zwischen deinen Beinen
Tief versunken feucht fröhlich
Beginnen wie enden
Morgenküsse tauschen
Liegenbleiben voller Sehnsucht
Sich wieder und wieder
Inniger zu verschlingen
Du weißt schon wie
Was war die Nacht schon
Ohne unausweichlich eng
Beieinander zu liegen
Ob du dich auch so sehnst
Spürst wie zärtlich dich die
Worte zwischenzeilig streicheln
Vielleicht liest du es lächelnd
Und fühlst mich inmitten
jens tuengerthal 3.5.2016

Lustsehnsucht

Möchte dich überall küssen
Langsam auf deinen Mund
Damit wir anfangen uns voll
Lust zu verschlingen die sich
MIt jedem Zungenschlag mehr
Spürt als trügen wir schweigend
Das Herz auf der Zunge noch
Dann über dich wandernd
Den Rücken hinunter genüßlich
Wirbel für Wirbel innig liebkosen
Bis er sich am Ende dann teilt
Durch deine Teilung fahren
Zungig deine Lust schmecken
Beine hinab und hinauf
Schenkel innenseitig schlecken
Deine Brüste saugend erregen
Ein wenig zart dich nur beißen
Über die Mitte hinweg fliegen
Den Hügel hinauf nun
Zarte Locken an meinen Lippen
Deine Lippen drängend öffnen
Die längst Nässe erschmecken
Tief in dich eintauchen
So weit die Zunge reicht
Um höher hinaus wieder
Dein Perlentaucher zu sein
Bis die Wellen deiner Lust
Mich ganz in dir wollen
Bleibt immer sehnsüchtig
Der träumend dir nun
Nachschmeckt durch die Nacht
jens tuengerthal 2.5.2016

Montag, 2. Mai 2016

Kulturgeschichten 0210

Religionsrelativitätstheorie

Wenn genügend Abstand bei ausreichend hoher Geschwindigkeit von der Erde genommen wird, spielt die zufällige religiöse Überzeugung vom Zusammenhang der Welt keine Rolle mehr. Religion verhält  sich zum Verstand wie die Liebe zur Vernunft. Mit Abstand und genügender Geschwindigkeit sieht manches anders aus und wenn nicht, wird es wohl vernünftig sein, dem zu folgen, was gut tut.

Warum Religion 300 Jahre nach dem Zeitalter der Aufklärung noch immer eine Rolle für die Menschen spielt, ist mir rätselhaft. Vielleicht finden es viele toll, sich vor dem Angst zu machen, für das sich die Religionen eine Tröstung dann ausdenken, um ihre Abhängigen zu binden. Vermutlich finden Menschen auch Trost jenseits der Todesangst und eine Perspektive, weil sie gelernt haben, es sei nötig, dem einen Sinn zu geben, was ist, als sei Sein an sich nicht genug.

Warum der fanatische Islam mit seinen mittelalterlichen Denkstrukturen seine primitiven Propheten derzeit boomt, scheint manchen rätselhaft. Als sei es nicht schlicht die offensichtliche Antwort auf den Zusammenprall verschiedener Lebensformen, bei denen nur die eine am Weltmarkt erfolgreich ist und dafür bigott den Neid der anderen weckt, die zuvor schon lange als minderwertiger Teil der Welt vom europäischen Zentrum aus betrachtet wurden. Warum hier AfD und Pegida boomen, ist auch jedem vernünftigen Menschen ein Rätsel, dennoch gibt es Menschen, die auf komplexe Fragen gern einfache Antworten haben, nicht weil sie Lösungen wollten, sondern weil sie nicht mehr denken müssen. Das hat der Glaube auch seit Jahrtausenden geschafft.

Was ist die einfachste Antwort auf Unterdrückung?

Genau, Unterdrückung und so laufen neidische und zornig stolze Gesellschaften dem Gegenmodell weniger aus Überzeugung denn aus Trotz hinterher, insbesondere wo sich seit bald 1400 Jahren zeigt, wie erfolglos, ökonomisch betrachtet, ihr Religionslebensmodell war, das außer Raub nichts hervorbrachte. Zu Anfang kam der Prophet der Straßenräuber, der die Händler überfiel. Heute rauben die Araber ihren Boden aus und sind nur dadurch wohlhabend, weil westlich, nördliche Industrie den Rohstoff gut bezahlt. Ihre Religion vor ort hat sich vom mittelalterlichen Niveau nicht weiter entwickelt. Innovativ von Innen kommt seit langer Zeit aus der islamischen Welt nahezu nichts verglichen.

Natürlich gibt es hochintelligene Muslime, die auch in der westlichen Welt höchst erfolgreich sind, hängt Begabung nicht am zufällig aufgedrängten Aberglauben, sind die kruden Thesen eines Sarrazin einfach rassistischer Unsinn, der zu kurz gedacht ist. Dennoch ist die Entwicklung im Vergleich relativ auffällig anders. Insbesondere in muslimischen Ländern und an den Wurzeln des Islam, wo ein mittelalterliches Regime auf fettem Öl sitzend, macht, was ihm gefällt.

Was wäre die richtige Antwort auf den islamistischen Trotz und Religion überhaupt?

Ignorieren, weil Kinderkrankheiten das Immunsystem besser stärken und Vernunft schlecht direkt auf das Immunsystem zugreifen kann?

Gibt es eine taugliche Impfung gegen religiösen Wahn?

Bedenke ich, dass der Islam 650 Jahre jünger ist als das Christentum, aus einer bis heute zurückgebliebenen Region von Wüstenräubern und Händlern stammt, nur vorige Hochkulturen mit simplem System platt walzte, könnte ich beruhigt sein und mir sagen, das wird schon, bald haben auch die ihre Reformation. Es sind nur die Wehen einer Weltreligion vor ihrer Bedeutungslosigkeit. Wie das Christentum nur noch ein Marktfaktor aber keine Überzeugung mehr ist. Ein Machtfaktor ist und war es lange auch, arrangierte sich mit den jeweiligen Herren gut und diese wechselten die Religion je nach Dienstauftrag und Rolle. Heiraten, wenn politisch und diplomatisch sinnvoll, führten häufig zum Wechsel der Konfession.

Auch der Gatte der Queen, ein geborener Battenberg und da griechischer Prinz wechselte, um der Ehe mit der Königin willen, von der griechischen Orthodoxie zur anglikanischen Kirche, die manche längst verheiratete Pfaffen aus Reihen der Katholen gut integrierte und nannte sich lieber Mountbatten. Andere Fälle sind auch bekannt, Elisabeth I. etwa heiratete den sehr um sie werbenden Gatten ihrer verstorbenen Schwester der blutigen Maria auch deshalb nicht, weil Philipp II. von Spanien, der Sohn Karl V. erzkatholisch war. Sie war auch im übrigen relativ abgeneigt, sich zu verheiraten, weil dies bedeutet hätte, die Macht aufzugeben und sich ihrem Gatten unterzuordnen, was einer Königin nicht lag. Da verzichtete sie lieber auf Erben und übergab ihr Königreich an Jakob, den Sohn ihrer hingerichteten Kusine Maria Stuart und hatte es im übrigen unter Strafe gestellt in England auch nur über dieses Thema zu reden. Es war in dieser Zeit insbesondere, in der sich die Religion der Bevölkerung noch nach der des Herrschers zu richten hatte, noch durchaus üblich machtpolitisch zu wechseln oder sich zu verbünden. So unterstützte und finanzierte der konservativ katholische Kardinal Richelieu, von dem hatte ich es die Tage gerade, die Schweden im Dreißigjährigen Krieg gegen Österreich, weil der Kampf um die Macht in Europa gegen die Supermacht Habsburg nur so möglich schien. Dennoch wäre es undenkbar gewesen, dass der Vater des Auftraggebers von Richelieu, also Henry IV. als Hugenotte König von Frankreich geworden wäre.

So war ihm Paris eine Messe wert, was einer der bekanntesten der von ihm kolportierten Sprüche noch ist, obwohl der mit dem Hahn, den jeder Bauer Sonntags im Topf haben sollte eigentlich noch wichtiger ist, sein soziales Denken bezeichnete, seine Konversion zur Sekte seiner früheren Feinde in vielen Hugenottenkriegen, war für Heinrich von Navarra nur eine Formsache. Nicht umsonst erließ er bald danach das Toleranzedikt von Nantes, mit dem er seinen früheren Glaubensbrüdern die größtmögliche Freiheit zusicherte, bis sein Enkel Ludwig XIV. sie wieder verdrängte und damit Preußen zur nächsten Supermacht formte, die jenes Frankreich viel später schlug, das zuvor einige seiner Besten vertrieb.

Bis es dahin kam, hatte es etwa noch den Krieg der drei Heinriche gegeben, in dem sich der amtierende König Heinrich III., Heinrich von Navarra und Heinrich von Guise, der die Heilige Liga aufbaute, um Frankreich katholisch zu halten, um die Macht uund den rechten Glauben im Lande schlugen. Es war am Ende ein Kampf der Heiligen Liga,  die das Volk von Paris hinter sich brachte, gegen den eigenen König, Henry III., der Henry IV. als seinen Erben eingesetzt und den Guisen Herzog hatte ermorden lassen, gemeinsam mit dessen Bruder dem Kardinal von Lothringen, warum der Mob, der von der Heiligen Liga aufgehetzt wurde, den König aus Paris vertrieben und dieser mit seinem Schwager Henry Navarra schließlich wieder Paris belagerte, brachte ein fanatischer Dominikaner Mönch den um Toleranz für die Hugenotten ringenden Henry III. um. Auch Heinrich von Navarra wird 21 Jahre später von einem fanatischen Katholiken erstochen, da war er 56 und hatte seinen Glaubensbrüdern bereits 11 Jahre die Toleranz im Edikt von Nantes gesichert.

Im selben Jahr wie das Edikt von Nantes schloss Henry auch Frieden mit Spanien, die als gute Katholiken alles getan hatten, den Protestanten vom Thron Frankreichs zu verdrängen. König Philipp II. hatte den französischen Thron für sich beansprucht gehabt, nachdem Henry III. ermordet worden war, weil er mit Henrys Schwester Elisabeth aus dem Hause Valois verheiratet war und Frankreich seit 1589 von einem illegitimen Protestanten regiert wurde, auch wenn sein Schwager Henry III. diesen zum Erben eingesetzt hatte und der Erbanspruch Henrys ebenfalls aus einer Ehe mit einer Valois resultierte, wenn auch der jüngeren Schwester.

Am 2. Mai 1598 schließen Frankreich und Spanien und damit Henry IV. und Philipp II. den Frieden von Vervins und beenden damit Philipps Teilnahme am achten Hugenottenkrieg. Darin verzichtet Philipp II. für sein Reich auf sämtliche Ansprüche gegen Frankreich. Der Friedensschluß war beiderseitig von völliger militärischer und finanzieller Erschöpfung getragen. Philipp starb noch im selben Jahr, der vitale Henry zeugte noch zahlreiche Kinder quer durch Frankreich und verteilte seine Gene. Eigentlich war der Kriegsgrund schon 1793 nach Henrys endgültigem Übertritt zum Katholizismus weggefallen, der rechte Glaube war in Frankreich nicht mehr gefährdet und die Forderung nach Einführung der Inquisition auch in Frankreich genügte nicht, einen Krieg weiter zu führen, den sich eigentlich keiner mehr leisten konnte.

Dieser Friede gemeinsam mit dem im selben Jahr erlassenen Edikt von Nantes bezeugte die Konsolidierung der bis dahin unsicheren Herrschaft des vormaligen Protestanten Heinrich. Ob Paris oder der Frieden mit der fanatischen Heiligen Liga eine Messe wert war, wie Heinrich es sagte, brauchte sich nur fragen, wer König aller Franzosen sein wollte, die eben zu großen Teilen katholisch waren. Ob es Henry mehr um die Freiheit ging oder seinen Glauben, wäre der Frage wert. Die geistige Nähe zu seinem katholischen Berater Michel de Montaigne, der leider bereits 1592 verstarb, lässt vermuten, dass ihm der Humanismus näher war als der wahre Glauben und er seine mehrfachen Konversionen in seinem Leben eher pragmatisch und machtpolitisch sah. Henry begründete mit seinem Griff nach der Krone das Haus Bourbon als königlich, das dann bis zur französischen Revolution regierte und in Spanien bis heute repräsentiert. Vermutlich kam es Heinrich von Navarra, frei nach Lessing, weniger auf den wahren Glauben an, als darauf, worin sich dieser menschlich zeigt. Mit dem Toleranzedikt von Nantes hob er sehr vorausschauend auch den Alleinvertretungsanspruch einer einzigen Kirche auf, was mit der bisherigen katholischen Lehre eigentlich dogmatisch nicht zu vereinen war.

Der Anspruch auf die einzig wahre Lehre wurde relativiert, es ging um Politik als die Kunst des Machbaren und nicht um einen Heilsanspruch wie er spätestens seit den Kreuzzügen durch die Politik des gesamten Abendlandes wanderte und es dauert teilweise bis heute, diesen Unsinn abzulegen. Aus den USA kam schon im Golfkrieg, mehr noch aber im Kampf gegen Al Quaida der Kreuzzugsgedanke wieder im Umlauf, der nicht zu modernem europäischen Pragmatismus passte. Die Stärkung antiislamischer Gruppen, die das Abendland retten wollen, ist eigentlich eine Folge der stumpfsinnigen Politik der Ära Bush jr. - dass sie nun eine von Moskau finanzierte Form der psychologischen Kriegsführung gegen den amerikanischen Weltmachtanspruch ist, gibt dem ganzen eine ironische Note.

Es gab Zeiten, da musste ein König im heute laizistischen Frankreich noch die Religion wechseln, während heute zu viele Franzosen den Untergang ihrer Kultur im Schatten des Islam aus den nicht integrierten Vorstädten fürchten und sich wieder in Europa längst überholten nationalistischen Ideen zuwenden. Dies tun sie, auch wenn sie wissen könnten, dass auch Le Pens Truppe einer Moskauer Vorhut finanziell längst ist.

Gerade in Ostdeutschland, wo weniger Menschen für die Schuld des II. Weltkrieges sensibilisiert wurden, zeigt sich, wie an vielen Orten Europas, eine ähnliche Tendenz. Doch auch der Westen stand bei der letzten Wahl nicht mehr nach, den Populisten ohne Antworten Glauben zu schenken. Der Aufstieg des AfD ist kein Produkt von Merkels humanistischer Politik sondern der Dummheit ihrer Gegner wie der Unfähigkeit ihrer Regierung pragmatische Lösungen und Notwendigkeiten angemessen zu kommunizieren.

Henry wird von vielen Franzosen noch in der Erinnerung verehrt, weil er Frieden brachte, für Toleranz stand, das Leben zu lieben und zu genießen wusste. Er hat Jahre für seinen Glauben gelitten und gekämpft und dann doch den anderen angenommen, um als König mit pragmatischen Lösungen seine Glaubensbrüder noch besser schützen zu können, weil es weniger darauf ankommt, welche Religion die Wahre ist, es keine Wahrheit mehr geben kann, nach den Prinzipien der Toleranz, wenn wir sie zu Ende denken, sondern alle Recht haben und nur noch zählt, wie wir mit dem was ist, am glücklichsten werden. Vielleicht sollten wir unsere Politiker mehr danach beurteilen, was sie für ein friedliches Nebeneinander und ein gutes Leben tun, nach dem wir doch irgendwie alle streben, statt dem einzig wahren fanatischen Ideal zu folgen. Dann erledigt sich die 3. Kohorte Moskaus in Europa auch bald - zufriedene Menschen brauchen keinen Populismus und keine Fanatiker.

Das Prinzip religiöser Toleranz und weltanschaulicher Neutralität ist es, das Europa heute stark macht. Die rückständigen, islamisch geprägten Länder schauen neidvoll nach Europa und Amerika, auch wenn sie den Neid teils in Hass kleiden, als Antwort auf Jahrhunderte der Unterdrückung. Schauen wir uns an, wo  Menschen glücklich und frei leben, von wo sie dagegen fliehen, stellt sich die Frage, worum es im Leben geht. Die Wahrheit im Glauben oder den Pragmatismus mit möglichst vielen unter den besten Bedingungen zu leben, damit es einem selbst möglichst gut geht.

Warum sollte ein Mensch danach streben, ein Leben zu leben, mit dem es ihm selber schlechter geht, statt den bestmöglichen Weg zu suchen?

Der epikureische Gedanke, das Streben nach Glück hat auch die amerikanische Verfassung geprägt, als sie noch die freiste der Welt war. Vielleicht sollten wir sie dabei wieder mehr an ihren Pragmatismus erinnern, damit es möglichst vielen so gut wie möglich gehen kann.

Die islamischen Regionen der Welt werden kaum den Weg zum Glück finden, den wir ihnen aufdrängen im Sinne einer kommerziellen Strategie der wahren Lehre, entweder sie entdecken selbst, dass es Unsinn ist, sich für einen Aberglauben in die Luft zu sprengen, es das Leben nicht schöner macht, für den Glauben an ein erfundenes Paradies zu sterben, oder sie sprengen sich noch einige hundert Jahre gegenseitig in die Luft, bis keiner mehr übrig ist, der glaubt, sich umbringen sei das bessere Leben. Wer solche fanatischen Überzeugungen teilt, sollte gemeinsam mit Menschen leben dürfen, die seinen Glauben teilen. In Europa haben diese Menschen nichts verloren, außer sie entscheiden sich für unseren Pragmatismus und teilen unser Glücksstreben, egal  welchem Aberglauben sie gerade anhängen. Darum ist es gut momentan für pragmatische Lösungen offen zu sein, Härte gegen Fanatiker und Offenheit gegenüber den Übrigen.

Weil es auf Fanatismus hier wie dort keine einfachen Antworten gibt, immer Spinner bleiben, die allen Frieden stören wollen, vermutlich sind AfD, Front National und Pegida, was die Heilige Liga damals war, geht es nicht um den wahren Weg. Sehr einfühlsam auch schon von Heinrich Mann beschrieben in seinem Henry IV in dem er die Guisen, ohne es sagen zu müssen, Terroristen nennt. Wer nur in Frieden leben und dieses Leben genießen will, sollte sich auch um pragmatische und friedliche Lösungen bemühen, da alles weitere müßig ist. Wer den Stolz der Russen und Araber nicht berücksichtigt, trägt ebensowenig zu einer Lösung bei, wie es jene tun, die sich ins Glück bomben wollen und ist so fern vom Ziel eines glücklichen Lebens wie alle, die sich mit Gewalt durchsetzen wollen. Wem nun fraglich scheint auf welches richtige politische Pferd er setzen soll, könnte näher am Ziel sein, insofern keiner, der etwas verspricht, den goldenen Weg hat, sondern es um größtmöglichen Pragmatismus geht, mit dem es den Beteiligten, am besten geht. Es ist egal, ob Henry sein Haupt gen Rom oder Mekka verneigt, oder innerlich darüber lacht, wie ernst manche den verrückten Rabbi aus Nazareth nehmen, solange er auf dem Weg, den er geht, das bestmögliche für alle erreicht, wird es der Richtige sein, wer erst etwas für ein erdachtes Jenseits verspricht, ist hier egal und sollte keine weitere Berücksichtigung bei der Lösung gesellschaftlicher Fragen finden.
jens tuengerthal 2.5.2016

Berührung

Sehne mich unberührt
Nach deiner Berührung
Möchte dich überall berühren
Wie von dir berührt werden
Um sich so nah zu sein
Als berührten wir uns
Nicht mehr weil schon ein
Ganz mittig miteinander
Verschmolzen einfach
Da sein um unser Dasein
Ineinander versunken
Eins sein zu lassen
Als wir zwei nur eins
Mit einem dritten sich
Verbindend als der
Liebe über allem
Bin ich tief berührt
Allein vom Gedanken
Bald wieder eins zu  sein
Zu zweit um des Dritten
Wegen was ein Wunder ist
jens tuengerthal 2.5.2016

Sonntag, 1. Mai 2016

Kulturgeschichten 0209

Gallery Weekendlos

In Berlin ballt sich gerne alles
Das ist schön wenn es schön ist
Das Gegenteil wenn andersrum
So fragt sich warum wir nun jetzt
Am 1. Mai Wochenende nach der
Walpurgisnacht auch noch das
Gallery Weekend haben durften
Das mit schönstem Frühling
Noch dazu konkurrierte

So ballte sich alles in eins
Manche krochen sodann sonntäglich
Noch erschöpft vom Tanz in den Mai
Schweigsam infolge durch dieses
Wunderwerk der Kunst das sich
Durch die ganze Stadt verteilt

Auch ein wenig erschöpft aber wie
Verliebt in den Frühling wie die Kunst
Wagte ich mich auch in den Strom
Der kunstsinnigen Berliner die so
Fein geputzt durch Galerien schleichen
Nur ein wenig fein gemacht selbst
Zumindest mittig mal unrasiert
Fällt dort weniger auf als aalglatt
Zog ich mit mutig beschuhter noch
Gestriger Tanzpartnerin durch die
Galerien unter heute Himmelblau
Bei erstmals frühlingshaft warm

Es gab wieder viel zu sehen
Nach gestriger dorothenstädtischer
Schon Friedhofskapellenbeleuchtung
Heute Bilder Zeichnungen Figuren
Videoinstallationen und interaktives
Das uns in ihm sich verirrend selbst
Zum Teil des Kunstwerks mitmachte

Eigentlich haben wir all diese vielen
Galerien immer da nur einmal aber
Im Jahr suchen wir sie staunend auf
Mit Massen von anderen die sich
Vor den Werken drängen sogar
Manchmal dem Künstler selbst
Es sollte doch jedes Wochenende
Gallery Weekend sein zumindest
Wenn im Mai die Sonne scheint

Denn wieder nur drehte ich allein
In Mitte meine Kreise wo ich doch
Längst die meisten Galerien kannte
Aber anders als Museen in denen
Der Besucher immer wieder die
Alten Freunde trifft ist es dort
Immer neu und anderes was
Den Blick für neue Welten öffnet

In vielem scheint mir die Kunst
Der ich keine Ahnung eher habe
Weder malen kann noch etwas
Davon wirklich verstünde gerade
Froh vielleicht noch den einen
Oder anderen Altmeister mal
Erkennen zu können aber sonst
So ahnungslos blasiert wie alle
Die hier lächelnd flanieren
Als wüssten sie was sie täten

Vielleicht darum ist es so schön
Herausgeputzte Berliner die sich
Für den Gang zur neuen Kunst
Einfach mal in Schale werfen
Gesehen werden wollen wie
Was sehen möchten sich auch
Mal ein wenig gruseln oder gar
Erregt von dannen ziehen doch
Wie immer überfordert am Ende
Sich versichern wie wunderbar
Doch dieses mal mal wieder war

Touristen auch streunen oft noch
Durch die Reihen der Besucher
Manche unterscheiden sich klar
Von den Einheimischen doch wer
Ist dort einheimisch sind es gar
Die hippen Mitte uniformen die
Wissend blasiert begeistert wie
Soweit männlich bärtig wie
Mutmaßlich weiblich kahl eher
Dort umme Ecke zuhause sind
Ist das ältere Paar nun aus
Reinickendorf oder Padderborn
Kommen wuselnde Asiaten dort
Nun gerade von weit östlich oder
Studieren sie längst in Berlin

So ist dies Wochende so reich
In wie an Erinnerungen sowohl
Beim Beobachten der Menschen
Wie beim Betrachten der Kunst
Das ich mir jedes Jahr schwöre
Im nächsten Jahr nimmst du dir
Das ganze Wochenende Zeit dafür
Einen Tag Kunst dann Menschen
Oder umgekehrt um dann nach
Genug Kunst beim Flaneure
Beobachten Prosecco wieder
Zu schlürfen weil einfach
Gallery Weekend ist was sonst
Wir auch alles verpassen

Die Mai Demos waren wohl
Weitgehend friedlich bis auf
Kleine Randale mit Festnahmen
Scheint auch Teil der Folklore
Die einen betrachten Kunst
Die anderen tragen Kapuzen
Schlagen sich mit der Ordnung
Ansonsten nichts los in Berlin
Aber wunderbar war es doch
Einfach zu betrachten was
Hing und davor rumhing
Voll Vorfreude auf das
Nächste mal im nächsten Jahr
jens tuengerthal 1. Mai 2016

Kulturgeschichten 0208

Erzhuren

Preußen ist untergegangen in den Wirren des 2. Weltkrieges und als Reaktion auf die Verbrechen eines ehemaligen Österreichers, der mit seiner Verbrecherbande, die preußisch korrekt funktionierte, Europa in den Abgrund stürzte. Die Alliierten beschlossen nach dem Krieg, dass von Preußen nie wieder ein Krieg ausgehen sollte, dieser Staat untergehen müsse. Entsprechend und konsequent eigneten sich zur Hälfte Polen und Russland das frühere Ostpreußen an, das Preußen über die Pruzzen erst seinen Namen gab und das dank kurfürstlichen Ehrgeizes vor über 300 Jahren zum Königreich außerhalb der Reichsgrenzen wurde. Eigentlich war das Gebiet wie große Teile der heute baltischen Staaten früher Deutschordensland. Die Ostgebiete eines Ritterordens, der lieber gen Osten als ins Heilige Land zog, um zu christianisieren und über hohenzollersche Hochmeister und den Umweg Nürnberg, den Besitz schließlich an die Kurfürsten der Mark Brandenburg brachte.

Preußen ist auferstanden auf der Museumsinsel, im Neubau des Schlosses, das als Zentrum der Insel ein Museum der Kulturen der Welt wird. Mit seinem Gründungsdirektor Neil Mac Gregor holte es sich einen der genialsten Museumsmacher der Welt dazu an Bord, um Geschichte neu zu erzählen, was kaum einer kann wie der schottische Brite, der lange das British Museum leitete und mit zahlreichen Publikationen Geschichte schrieb. Ein genialer Schachzug von Merkel und ihrer Kulturstaatsministerin Monika Grütters, mit diesem international renomiertesten Mann den Kern Berlins zu einem Anziehungspunkt der Weltkulturen zu machen, der Geschichte erzählen wird.

Lebendig wurde Preußen und seine Geschichte auch in der großen Monographie Preußen von Christopher Clark, dem Australier, der in Cambridge Geschichte lehrt und kongenial mit viel Liebe die Geschichte des untergegangenen Staates schrieb. So reanimierten Briten aus der Kultur den Staat als kulturelle Institution wieder, der auch unter britischer Führung als politisches Wesen nach 1945 endgültig starb. Um den Militärstaat Preußen ist es nicht schade, auch wenn er manch geniale Offiziere hervorbrachte, vom alten Dessauer über Schwerin bis Moltke. Die reiche Kultur zu erhalten und historisch einzuordnen in diesem ehemaligen Kurfürstentum, das seinen Namen erst durch polnische Teilungen und die Landverbindung nach Ostpreußen erhielt, scheint ein Wert zu sein, der keinem Angst machen muss.

Wann aber fing der Wunsch an dies Preußen zu zerschlagen und von wem ging er aus?

Am 1. Mai  1756 schlossen Maria Theresia von Österreich und Ludwig XV. den ersten Vertrag von Versailles. Dieser war von Österreichs Kanzler Wenzel Anton Kaunitz über Madame de Pompadour, der Geliebten Ludwigs XV. und einflussreichsten Gestalt im Frankreich ihrer Zeit, eingefädelt worden. Er stellte eine Umkehrung der alten Allianzen dar, da traditionell Frankreich und Österreich Gegner waren, sich im spanischen Erbfolgekrieg auch noch als Feinde um Spanien gegenüberstanden. Nun verbündeten sie sich, nachdem Österreich zwei erfolglose Kriege gegen Preußens Friedrich II. um die  vom jungen König geraubte österreichische Provinz geführt hatte und den dritten damit wohl vorbereitete, auch wenn im Vertrag davon noch nicht die Rede ist.

Der Vertrag war zunächst ein reines Defensivbündnis, bei dem jede Seite der anderen mit 24.000 Mann an Truppen im Angriffsfalle beistehen solle. Ausgenommen davon waren nur die englisch-französischen Kriege wie sie auch in den Kolonien noch in den nächsten Jahren weitergingen. Die Einigung, die auf geheimen Wegen diplomatisch ausgehandelt wurde, bei  der Kaunitz und die Pompadour ihr Geschick und ihre Macht zeigen konnten, war auch eine Reaktion auf das Bündnis Preußens mit England, weshalb sich Frankreich in Europa plötzlich im Stich gelassen und einsam fühlte.

Österreich hatte dafür in weiser Voraussicht darauf verzichtet, dem englischen Wunsch nach einer Erhöhung der Truppenkontingente in den nach dem spanischen Erbfolgekrieg österreichischen Niederlanden, Folge zu leisten, um Frankreich nicht zu provozieren, dessen expansive Politik England, immer um ein Gleichgewicht bemüht - Checks and Balances eben - begrenzen wollte, so zumindest der offizielle Tenor - ganz real wollten sie französische Truppen an der Grenze zu den österreichischen Niederlanden binden, damit diese in den Kolonien fehlten und England sich dort durchsetzen könnte. Zwar nicht ganz die feine englische Art, Partner zu benutzen, um eigene, expansive, imperialistische Politik zu betreiben aber vermutlich ein realistischer Blick auf englische Interessen in Europa, die gerade wieder auf Messersschneide stehen mit der anstehenden Abstimmung zu Europa.

Ein Jahr später nur am 1. Mai  1757 schlossen Österreich und Frankreich den zweiten Versailler Vertrag. Dieser stellt die politische Reaktion auf den von Friedrich ausgelösten dritten Schlesischen Krieg dar und zielt bereits auf eine Zerstörung Preußens ab. Der dritte Schlesische Krieg wurde zum Siebenjärigen Krieg und viel hat dabei nicht gefehlt, dass Preußen endgültig untergegangen wäre und manche der Ereignisse in diesem Zusammenhang verklärte Friedrich auch selbst später als das Mirakel des Hauses Brandenburg.

Viele beziehen diese Formel heute, auch nach Friedrichs literarischer Bewältigung seiner Kriegserlebnisse auf den Siebenjährigen Krieg als Ganzen und den Tod der Zarin Elisabeth I., nach der ihr Sohn, der kurzzeitige Zar Peter III., der Friedrich verehrte, den Krieg gegen Preußen beendete, was aber historisch eigentlich falsch ist, auch wenn es richtig ist. Friedrich verwendete diesen Ausdruck, der so gut auf Friedrichs Massel in diesem Krieg passt, in dem er ganz Europa gegen sich hatte, erstmals in einen Brief an seinen Bruder Heinrich am 1. September 1759, den er so liebte, dass er ihm, dies sei ganz nebenbei erzählt, sein Jugendschloss Rheinsberg schenkte, wo der noch Kronprinz Friedrich frisch verheiratet seine schönsten Jahre verbrachte, wie er selbst schrieb, wo ihn Voltaire erstmals besuchte und er seine ersten Bücher schrieb und Konzerte gab. Wenige Tage vor diesem Brief am 12. August war er bei Kunersdorf von den verbündeten Russen und Österreichern vernichtend geschlagen worden und wären die Russen oder Österreicher zu diesem Zeitpunkt, als er am Boden lag, nach Berlin vorgedrungen, wäre es wohl mit Preußen vor der Zeit vorbei gewesen.

Wörtlich schrieb Friedrich an Heinrich:

„Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg. In der Zeit, da der Feind die Oder überschritten hatte und eine zweite Schlacht hätte wagen und den Krieg beendigen können, ist er von Müllrose nach Lieberose marschiert.“

Im zweiten Versailler Vertrag, der für Preußen noch bedrohlicher als der erste wurde, stockte Frankreich seine Truppenhilfe auf 100.000 Soldaten auf und zahlte 12 Millionen Gulden für weitere 10.000 deutsche Söldner, die mit Österreich gegen Preußen ziehen sollten. Als Gegenleistung verlangte es drei niederländische, ursprünglich brabantische Städte als Abrundung seiner Gebiete. Österreich erklärte sich bei weiterer Hilfe sogar dazu bereit  Frankreich die indirekte Kontrolle über die österreichischen Niederlande zu überlassen, indem erwogen wurde, Don Philip, den Herzog von Parma und Schwiegersohn Ludwigs XV., dort als Statthalter zu installieren, falls Österreich Schlesien zurückgewänne, was aber bis zum Untergang Preußens und der kuk Monarchie nicht mehr gelang.

Der zweite Versailler Vertrag war eine Reaktion auf Friedrichs Einmarsch in Sachsen Ende August 1756, mit der er den Siebenjährigen Krieg auslöste. Ob der damals noch junge Fritz dabei der Auslöser wirklich war oder nur vorbeugend reagierte wurde lange gestritten. Aus Sicht der Franzosen, Sachsen und Österreicher liegt eine klare Aggression Friedrichs vor, der Sachsen ohne Ankündigung angriff, wäre er auch ein schlechter Feldherr gewesen, wenn er seine Eroberung noch angemeldet hätte, wird jeder Militär einwenden, aber davon abgesehen, lag eine klare Aggression vor, militärisch wie strategisch. Vorausgegangen waren schon einige Gefechte der anderen Verbündeten im noch sieben Jahre währenden Krieg.

Begonnen hatte es zwischen Franzosen und Engländern in Nordamerika um Ohio, wo nach der Beschlagnahme französischer Handelsschiffe durch Großbritannien der Krieg unausweichlich schien. Als im Januar 1756 Briten und Preußen die Konvention von Westminster schlossen, in welcher beide Mächte garantierten Norddeutschland von fremden Truppen zu schützen, damals wurde England und Hannover von einer Krone gemeinsam regiert, sollte dieses Abkommen kein Affront gegen Österreich sein, weil Friedrich davon ausgehen musste, dass Österreich immer noch Frankreichs Hauptgegner wäre.Gleichzeitig nahm Friedrich an,  dass Russland nun nichts gegen ihn unternehmen könnte, ohne die Verträge mit Großbritannien zu verletzen. Für Georg II. von Hannover und England war dies Abkommen schlicht ein Schutz seiner Stammlande.

Für Frankreich aber war dieser Vertrag ein Problem, weil er sie an der Besetzung von Hannover hinderte, das sie als Faustpfand in ihrer Auseinandersetzung mit England in Amerika brauchten und dachten, leicht besetzen zu können, da englische Truppen anderweitig gebunden wären. In dieser Situation kam es unter Federführung von Kaunitz und der Pompadour zum ersten Vertrag von Versailles, dem Defensiv-Bündnis  zwischen Frankreich und Österreich, das eine klare Umkehrung der Allianzen bedeutete. Damit würde Frankreich Preußen in einem Krieg gegen Österreich nicht mehr beistehen. Gleichzeitig hatten österreichische Diplomaten bereits Kontakte zum russischen Hof geknüpft,  um ein Bündnis gegen Preußen auszuloten. Damit war Friedrich II. weitgehend isoliert und Österreich konnte sich voll auf die Wiedergewinnung Schlesiens konzentrieren und konnte dazu noch mit dem Beistand Russlands, eventuell Sachsens und Frankreichs rechnen.

Als dann im April französische Truppen die britische Insel Menorca besetzten und Truppen auf Korsika stationierten, eskalierte der Konflikt. Am 17. Mai  1756 erfolgte die offizielle Kriegserklärung Englands an Frankreich, die Frankreich wiederum mit der Kriegserklärung gegen Großbritannien am 9. Juni erwiderte.

Anders als die patriotische preußische und österreichische Geschichtsschreibung behauptete, verfolgten sowohl Österreich wie Preußen Ziele, die weit über die bloße Wiedergewinnung beziehungsweise Verteidigung Schlesiens hinausgingen. So bezeichnete Friedrich schon als Kronprinz Sachsen als nützlichste und größtmöglichste Erweiterung. Friedrich wollte eigentlich Sachsen oder zumindest die Niederlausitz gerne halten und dafür Sachsen mit Erfurt entschädigen, das zum Erzbistum Mainz gehörte. Alternativ hoffte er nach dem Tod des kranken sächsisch-polnischen Königs August III. dann Westpreußen zu erhalten, um die Landbrücke nach Ostpreußen zu schließen. Dann wäre er König von und nicht mehr nur in Preußen, was er erst viel später nach der ersten polnischen Teilung ohne Krieg dann doch noch wurde. Auch in seinem politischen Testament von 1768 wiederholte Friedrich die angestrebte Abrundung durch Einverleibung Westpreußens und Sachsens.

Wien wollte Friedrich schwächen und seinen Staat auf das Gebiet Kurbrandenburgs von 1614 zurückschrumpfen. Das war nur das Kerngebiet um die Mark Brandenburg. Der Rest sollte an die Bündnispartner verschachert werden, die Pläne waren bereits gemacht. Pommern und Hinterpommern sollte an Schweden fallen, was dem Bündnis gegen Friedrich dafür zusätzlich beitrat. Magdeburg sollte dafür an Sachsen gehen, falls Sachsen im Tausch die Lausitz an Österreich gäbe, deren schlesisches Gebiet es damit abrundete. Kleve und die Mark im Westen sollten dafür an die Kurpfalz gehen und Ostpreußen mit Polen vereint werden, wie es heute, von der russischen Exklave abgesehen, der Fall ist. Österreich kaufte sich seine Partner mit Versprechen auf den noch ungejagten Braten, was bei erfolgloser Jagd selten Freunde macht.

Großbritannien wollte neben der Verteidigung der Erblande in Hannover, Frankreich als Rivalen in den Kolonien Amerika und Indien am liebsten ganz verdrängen. Sollten die Franzosen helfen, Schlesien zurückzugewinnen, würde Österreich ihnen die Niederlande abtreten. Rußland sollte Kurland bekommen, da Polen als Verbündeter ja mit Ostpreußen entschädigt würde.

Als Friedrich durch Spione an den europäischen Höfen von den Petersburger und Versailler Verträgen erfuhr, ließ er sein Heer in Schlesien und Ostpreußen mobilisieren, um sich zumindest gegen Angriffe zu schützen. Dem immer mehr drohenden Angriff wollte Friedrich durch den Einmarsch in Sachsen noch zuvor kommen. Warum sich an dieser Stelle fragt, was ihm als Alternative geblieben wäre.

Der Einmarsch in Sachsen hatte militärische und wirtschaftliche Gründe. Militärisch wollte er durch die Besetzung des Erzgebirges einen Schutzwall gegen die österreichische Provinz Böhmen schaffen. Außerdem konnte er dann, die benötigten Kriegsmaterialien von Magdeburg aus die Elbe hinauf transportieren lassen, was die eigene Schlagkraft effektiv erhöhte. Wirtschaftlich sollte das reiche Sachsen schlicht die Kriegskasse des klammen preußischen Königs füllen. Er kam als ein Räuber. In dieser Situation wollte er Prag besetzen, um Maria Theresia aus der Situation der Überlegenheit zu  Friedensverhandlungen zwingen zu können. Dann hoffte er, würde ihn Rußland und die ihm nicht wohl gesonnene Zarin Elisabeth I. ihn nicht einfach angreifen.

Es gestaltete sich dann schwieriger und langwieriger als gedacht, auch wenn Friedrich noch in der Schlacht bei Leuthen, mit 33.000 Preußen den 66.000 Österreichern haushoch unterlegen, dank der schiefen Schlachtordnung einen glänzenden Sieg einfuhr, der ihm wohl auch den Namen der Große einbrachte, war er noch oft nahe dem Untergang, da er dank der geschickten österreichischen und damit auch kaiserlichen Diplomatie ganz Kontinentaleuropa gegen sich sah. So überlebten bei der verheerenden Niederlage in der Schlacht von Kunersdorf nur 3000 von 48.000 preußischen Soldaten.  Danach war der im Krieg häufig auch an Depressionen leidende Friedrich dem Selbstmord so nah wie nie zuvor. In der Schlacht hatte ihn auch eine Kugel tatsächlich getroffen und nur seine goldene Schnupftabaksdose hatte ihm das Leben gerettet. So verabschiedete Friedrich, der stets Gift in einem Amulett bei sich trug, für den Fall der Fälle, sich nach dieser Schlacht bereits von seinem Vertrauten Graf Finck von Finckenstein, weil er alles für verloren hielt und sein Unglück sei, dass er noch lebe.

Es kam am Ende anders, weil Elisabeth I. starb, ihr Peter III. folgte, der Frieden mit Friedrich schloss und seine ihn kurz darauf beseitigende Gattin Katharina die Große nichts an den Plänen ihres Mannes änderte, war doch die Anhaltinerin seit Kindertagen am Berliner Hof eine enge Freundin von Friedrichs Bruder Prinz Heinrich gewesen. Frankreich zog sich, nachdem es im kolonialen Krieg klar gegen England verlor, das nun die dominante Weltmacht in Übersee wurde, aus dem Kriegsgeschehen zurück und auch England verlor sein Interesse an dem nur kontinentalen Konflikt und so einigten sich Preußen und Österreich schließlich im Frieden von Hubertusburg 1763 nach sieben schrecklichen Jahren auf einen Frieden, mit dem alle leben konnten und der Preußen Schlesien erhielt.

Das blieb so bis zur Auflösung Preußens durch den Alliierten Kontrollratsbeschluss Nr.3. Danach war Preußen nur noch Geschichte, wie es Frankreich und Österreich bereits im zweiten Versailler Vertrag angestrebt hatten. Kämpfte das in Deutschland aufgegangene Preußen, das sich allerdings mit Österreich vereinigt hatte, doch zuvor gegen Russland, Frankreich, England und die USA und hatte weder Verbündeten noch Perspektiven.

Die heute erinnerten Versailler Verträge Nummer 1 und 2 zeigen, wie Bündnispolitik plötzlich gewohnte Welten auf den Kopf stellen kann. Geschickt hat Österreich damit Preußen unter Friedrich II. isoliert und es schien als habe er ganz Kontinentaleuropa gegen sich, denn mit Österreich und Frankreich waren auch Spanien, Parma, Russland und das Reich gegen ihn. Nach seinem illegalen Überfall auf Sachsen hatte der Reichstag sogar die Reichsexekution gegen Friedrich verhängt und nur Hannover als Verbündeten, das zwar mit Britannien vereint war, schien wenig. Da halfen auch Portugal, Sachsen-Gotha, Braunschweig-Wolfenbüttel, Hessen-Kassel und Schaumburg-Lippe nur bedingt.

Der rechtzeitige Tod seiner schärfsten Gegnerin, die Erfolge Englands in Übersee und damit der Rückzug Frankreichs und der Zuspruch für Friedrich aus der Bevölkerung im ganzen Reich, sehen wir von Sachsen und Österreich einmal ab, stärkten den König und ließen ihn gegen vielfach überlegene Gegner durchhalten, eine andere Chance hatte er nicht aus seiner Sicht und so  ist sein Einmarsch nach Sachsen zwar ein klar kriegerischer Akt der Aggression gewesen, der Friedrich völkerrechtlich vorgehalten werden könnte, wie der Einmarsch Russlands auf der Krim, nur das Sachsen nicht zur Hälfte mit Preußen besiedelt war, aber aus Friedrichs Sicht militärisch wie strategisch alternativlos gewesen, auch wenn sein Kalkül nicht so schnell aufging, wie er dachte, weil die auch seine Gegner stark waren, zahlenmäßig ohnehin überlegen und wie er längst den Krieg suchten.

Wer war nun der Aggressor, in einer Situation in der sich eine Seite bedroht sah und die andere nur darauf wartete, den aufmüpfigen König in die Schranken zu weisen?

Beginnt einen Krieg, wer faktisch einmarschiert oder wer Bündnisse schmiedet, die den anderen schon vor jedem Krieg erwürgen und begrenzen?

War Putin der Aggressor oder wollte er nur den einzig sicher eisfreien Hafen der russischen Flotte verteidigen, als die USA auf die Aufnahme der Ukraine in die NATO und die Provokation Russlands drängten?

Wird eine militärische Okkupation legitim, nur weil sie strategisch verständlich und eine politisch gute Abrundung der eigenen Territorien ist?

War Friedrich nun der Große oder ein Erzhalunke wie Putin?

Die Geschichte mit den 3 Erzhuren am Ende noch. Friedrich nannte Maria Theresia, Zarin Elisabeth I. und Madame Pompadour so. Damit drückte er seine Verzweiflung über die nun Verschwörung der drei gegen ihn nach den Verträgen von Versailles und Petersburg aus, die ihn isolierten und zur Aggression quasi zwangen, wollte er sich nicht vorab geschlagen geben. Für eine Lösung im Verhandlungswege sah er keinen Raum mehr. Vor allem wusste er nicht, wie er Schlesien gegen diese Übermacht verteidigen sollte. Erzhuren war eine besondere Beleidigung der Majestäten Maria Theresia und Elisabeth, die sie mit der Geliebten des Königs von Frankreich gleichsetzten. Zugleich beschreibt es auch Friedrichs Haltung zu Frauen, zu denen er, außer zu seiner Schwester und seiner Mutter, selten überhaupt einen Draht fand. Dennoch fragt sich 550.000 Tote später, ob das Ergebnis von Hubertusburg, das nur festschrieb, was schon vorher galt, nicht auf friedlichem Wege besser hätte erreicht werden können, wer dafür verantwortlich war.

Sehen wir den Vergleich mit Putin, der sich wie Friedrich einfach nahm, was für ihn militärisch wie strategisch unentbehrlich war, damit aber klar gegen Völkerrecht verstieß, fragt sich, ob die NATO gut beraten ist, weiter Druck auszuüben, um den Aggressor in die Schranken zu weisen oder dies nur die Kriegsgefahr erhöht. Der größte Erfolg Putins in der Blockadeauseinandersetzung ist derzeit ein strategischer in der Propaganda, indem er den von ihm finanzierten AfD und den Front National in seinen Propaganda Medien der Rechten erfolgreich stärkt, damit die Demokratien in Europa nervös macht, dort Bürgerkriege mit dem Mittel der Angst etwa vor Flüchtlingen fast schürt. Dem nur eine militärische Drohung an der russischen Grenze etwa im Baltikum oder der Ukraine entgegenzusetzen, dürfte wenig zielführend sein. Ob da nicht Verhandlungen mit Russland als Partner, der sich europäischem Recht unterwerfen müsste, weiterführten, könnte einer Lösung näher kommen als die Spiele der Provokation.

Hätte Friedrich, statt hoffnungslos unterlegen gegen die neuen Bündnisse Sachsen zu überfallen, um dem Untergang vorzubeugen, lieber auf Verhandlungen setzen sollen?

Was hätte Maria Theresia, der Schlesien geraubt wurde wie der Ukraine die Krim, tun sollen, um ihr Land zurück zu bekommen?

Was wäre Putin in dieser Situation zu raten?

Ist es sinnvoll, eine östliche Front zu eröffnen, während im Süden die Auseinandersetzung mit religiösen Extremisten eskaliert, weil die bisherigen Staaten nach vorigen Interventionen zusammenbrachen?

Wie könnten Bündnisse aussehen, die den Frieden weltweit förderten, statt die Eskalation hier wie dort zu verschärfen?

Ist es klug nach Putins Rückwendung zur Sowjetunion und Erdogans Hinwendung zum osmanischen Reich, sich nur der Mittel des Kalten Krieges zu erinnern?

Was raten wir Kindern, die sich immer mehr bedrohen?

Wie gehen wir im zivilen Leben mit Menschen um, die andere bedrohen?

Bündnisse die sich gegen andere richten, sollten endlich Geschichte sein, sie führen stets nur zu einer Eskalation der Gewalt und mehr  Brutalität der Konflikte. Suchen wir uns lieber Bündnisse, die für etwas sind und Perspektiven schaffen. Eröffnen wir Gegnern Wege, statt ihnen Mauern vor die Nase zu bauen, steigen die Chancen in Frieden zu leben.
jens tuengerthal 1. Mai 2016

Samstag, 30. April 2016

Kulturgeschichten 0207

Hauserkasperei

Braucht es ein Verbrechen am Seelenleben als Tatbestand?

Wird die Psyche im deutschen Recht genug geschützt?

Verbietet sich ein psychologischer Tatbestand mangels Bestimmtheit?

Am 30. April 1812 wurde angeblich der rätselhafte Findling Kaspar Hauser geboren, der erstmals am 26. Mai 1828 in Nürnberg auftauchte. Er schien damals ein wenig redender und geistig wohl zurückgebliebener Jugendlicher zu sein. Seine späteren Aussagen, er sei, solange er denken könne, bei Wasser und Brot in einem engen und dunklen Raum gefangen gehalten worden, erregten großes Aufsehen.

Nehmen wir Hausers Behauptungen wörtlich, ist seine Existenz oder seine Geschichte mit den Erkenntnissen der modernen Medizin nicht zu vereinbaren. Ob das mehr Grund gibt an der Medizin oder an Hausers Aussagen zu zweifeln, sei dahingestellt. Wie immer, wenn etwas unerklärlich ist, erfinden wir uns Geschichten dazu und so wurden auch um den plötzlich aufgetauchten Jungen eine ganzes Meer an Sagen gewoben. Viele meinten, er sei ein badischer Erbprinz, was inzwischen genetisch klar widerlegt ist. Auch sonstige hochadelige Verwandtschaft ließ sich nicht nachweisen. Schon der zeitgenössische Bericht der Großmutter des badischen Prinzen, der direkt nach der Geburt von ihr geschrieben wurde, hätte jeden vom Unsinn dieser Hypothese überzeigen können, aber nicht immer leitet die Vernunft die Ermittlungen.

Er wurde ein Jahr nach seinem Auftauchen mit einer ungefährlichen Schnittwunde im Keller des Hauses, in dem er lebte, aufgefunden. Vier Jahre später kam er mit einer Schnittwunde zurück, an der er verstarb. Dazu erzählte er jeweils erstaunliche Geschichten, die alle Gerüchten über ihn noch verstärkten. Nach heutigen kriminalwissenschaftlichen Untersuchungen fügte sich Hauser jedoch Selbstverletzungen zu und manches spricht dafür, dass dies mit dem nachlassenden öffentlichen Interesse an seiner Person zu tun hatte.

Interessant ist sein gewählter Geburtstag, der zufällig auch der Tag meiner Reanimation vor mittlerweile 29 Jahren war und der mit der Walpurgisnacht oder dem Fest der heiligen Walburga zusammenfällt. Walburga wurde um 710 im südenglischen Wessex geboren und starb 779 oder 780 in Heidenheim. Sie gilt als Tochter des westsächsischen Königs im angelsächsischen Reich Richard von Wessex und ist damit eine Nichte des heiligen Bonifatius und hat es selbst zur kanonischen Heiligen gebracht. Die Überfahrt über den Ärmelkanal als sie ihren Brüdern zur Mission nach Süddeutschland folgte, wozu sie ihr Onkel Bonifatius aufgefordert hatte, verlief wohl sehr stürmisch und das Boot geriet in Seenot. Angeblich hat Walburga die ganze Zeit im Dreck gekniet und für ihre Rettung gebetet, was sie zur Schutzheiligen der Seeleute machte, auch wenn das nautisch betrachtet, ein eher geringer Verdienst wohl ist. Später soll sie als Äbtissin zweier Klöster, als die sie faktisch eine der mächtigsten Frauen der damaligen Christenheit war, zwei Wunder bewirkt haben - zum einen ein Kind mit Ähren vor dem Verhungern gerettet haben, zum anderen einen tollwütigen Hund beruhigt haben, warum sie eine multiple  Zuständigkeit in Wunderdingen und der Heilung nun auch noch hat.

Das ist zwar auch Hokuspokus nur, aber offiziell abgesegneter und dieser gilt nicht als Hexerei, warum auch immer ab dem 15. Jahrhundert in Schriften über den Hexensabbat oder auch im Hexenhammer die Nacht vor dem 1. Mai, also die Walpurgisnacht, als traditioneller Treffpunkt der Hexen gewählt wurde. Danach träfen sich die Hexen in dieser Nacht auf dem Brocken im Harz, um durch das Feuer zu springen und zu tanzen. Sehr ausführlich beschrieb diese Orgien Goethe in seinem Faust I und II, bei denen vor allem das orgienhafte Element der dinonysischen Lust betont wurde. Nach Walburga hieß die Nacht, weil im Mittelalter noch der Tag ihrer Heiligsprechung, der 1. Mai, als traditioneller Gedenktag galt.

Diesen sagenumwobenen Tag vor dem Gedenktag der Heiligen auch der Tollwütigen und sonstigen Kranken wählte der aus dem Nichts aufgetauchte Knabe als seinen Geburtstag. Dahingestellt, ob dies Zufall war oder Spiel mit einer Inszenierung, spricht heute mehr für eine langfristige Inszenierung in der Hauser erstaunlich gut funktionierte, ohne dass wir wüssten, was tatsächlich mit ihm geschah, nur bestimmte seiner Behauptungen leicht als unwahr widerlegen können.

Was wahr ist oder wirklich war, interessiert mich weniger als die Wahrnehmung der Person Hauser, ihre Beschreibungen der Wirklichkeit und die sich daraus ergebende Diskussion auch in der sich damals sich gerade begründenden Wissenschaft des Strafrechts.

Hauser lebte nach dem ersten Anschlag auf seine Person in Ansbach betreut und unter Vormundschaft des dortigen Richters und späteren Autors des bayerischen Strafgesetzbuches, Paul Anselm von Feuerbach, dem Vater des Malers und des Philosophen und wichtigen Vordenkers des deutschen Strafrechts bis heute, das in einigen Regelungen noch auf das vorbildliche bayerische Strafgesetzbuch zurückgeht. Er schrieb ein Buch über Kaspar Hauser, das so psychologisch feinfühlig und exakt beobachtet, sich an den Erinnerungen des jungen Mannes orientiert, dass es jedem Menschen als Lektüre zur Selbsterkenntnis zu raten ist. Wie Feuerbach beschreibt, wie Hauser sehen lernte, ließ mich bei erster Lektüre vor zwanzig Jahren mich genau an meine Kindheit erinnern und nachempfinden, wie fern mir die Maßstäbe noch waren, die sich in Zeit und Raum im Laufe des Alters und der Gewohnheit wieder völlig verschieben. Dieses Buch ist schon eine so feine psychologische Studie, aus einer Zeit, als von Psychologie noch keine Rede war, aber für feine Geister das Zeitalter der Empfindsamkeit längst begonnen hatte. Es ist undogmatisch und wie ein Richter eben möglichst neutral berichtend.

Der andere Punkt der an diesem seltsamen Fall weiter von Interesse ist, war die im damaligen Strafrecht beginnende Diskussion über das Verbrechen am Seelenleben über das mein Strafrechtsprofessor eine wunderbare Monographie einst schrieb, die ich noch vorab lesen durfte, was dem Zauber ein wenig nahm, der mich aber nicht mehr losließ.

Die Diskussion verebbte irgendwann wieder, als der Fall Hauser aus der öffentlichen Diskussion verschwand. Auch das Aufkommen einer psychologischen Wissenschaft hat diese Diskussion nicht wirklich wieder entfacht, vielmehr wurde es nun auf die psychologische Begutachtung des Täters verlagert, mit der es nichts zu tun hat, die Frage der Tat in den bloß subjektiven Tatbestand verlagert, die Zurchnungfähigkeit des Täters berücksichtigt und nicht das Opfer schützt.

Dabei ging es um die Opfer auch psychischer Gewalt und wie mit diesen umzugehen ist. Kaspar Hauser, der sich vermutlich selbst zum Opfer fiel, war nach seinen Berichten ein Opfer auch psychischer Gewalt durch Vernachlässigung. Es gibt solche Fälle bis heute und sie werden auf das räumliche Einsperren, die Nötigung und ähnliches reduziert, dabei ist Tat eigentlich viel mehr, was mit denen passiert, denen so etwas angetan wird.

Bei einer Vergewaltigung wird nur die körperliche Tat angeklagt, nicht was es in der Psyche der Betroffenen angerichtet hat, deren Leben dadurch oftmals zerstört wurde, die Jahre brauchen, um zu einer gesunden Sexualität zurückzufinden, wenn sie diese jemals wieder haben können. Manche nennen Vergewaltigung darum seelischen Mord.

Ob es angemessen oder falsch wäre, die Psyche als weiches Element in den Tatbeständen zu berücksichtigen, ihre Beeinträchtigung immer eine Körperverletzung darstellt oder gerade nicht, scheint bis heute eine wichtige Frage auch und gerade im Umgang mit traumatisierten Opfern, deren Leiden dadurch gewürdigt und anerkannt würde.

Im Strafrecht geht es um die Bestrafung des Täters, logisch richtet sich dies nach diesem und dessen Grundrechten. Ob es um der Gerechtigkeit willen auch um die Rolle des Opfers gehen sollte, ist strittig. Halte persönlich sehr wenig von Rache und der Verankerung des Rachegedankens im Strafrecht, auch wenn er Sühne genannt wird, bleibt er dogmatisch unsinnig und nicht logisch zu begründen.

Strafrecht heißt, der Staat maßt sich an autoritär über Bürger zu entscheiden und deren Leben zu bestimmen. Wie kommt er dazu und welche Legitimation braucht es dafür Grundrechte einzuzschränken, in dem ich Leute einsperre oder zu sonst einer Strafe verdonnere?

Wer diesen Bereich noch zusätzlich um weiche psychische Tatbestände erweitert, hebelt den nulla poena Grundsatz damit möglicherweise aus. Nach diesem Grundsatz darf es keine Strafe geben, wenn die Tat nicht vor ihrer Begehung ausdrücklich, also im Strafgesetz, mit Strafe bedroht war. An solche Gesetze sind aufgrund ihrer einschränkenden Wirkung auf Grundrechte strenge Anforderungen zu stellen auch hinsichtlich ihrer Bestimmtheit. Wie der individuell unterschiedliche psychische Schaden sich auswirkt, kann nicht normativ festgelegt werden. Ein Verbrechen am Seelenleben oder sagen wir lieber der Psyche, um nicht länger diesen zutiefst religiösen Begriff der Seele im Strafrecht zu missbrauchen, wo er mangels Objektivität nichts verloren hat, ist tatbestandlich schwer oder gar nicht zu fassen. Damit scheidet nach dem nulla poena Grundsatz, der Verfassungsrang hat aus meiner Sicht eine Bestrafung für immer aus, keine weitere Diskussion erforderlich.

Ob dies den Opfern psychischer Gewalt gerecht wird und wie diese besser zu schützen wären, ist eine wichtige Diskussion, die von der Gesellschaft geführt werden muss. Sanktionen des Strafrechts gegen den Wortlaut des Grundgesetzes und damit Einschränkung von Grundrechten ohne legitime Grundlage, sind keine Antwort darauf.  Anzuerkennen, dass es nicht auf jede Frage eine adäquate juristische Antwort gibt oder doch eine klare, die aber die Zuständigkeit logisch begrenzt, ist auch ein Stück Freiheit.

Strafrecht dient nicht dem Schutz der Opfer sondern der Regelung von Sanktionen gegen Täter. Danach allein hat sich ihre Legitimität zu bemessen. Opfer brauchen psychologische Hilfe, Anerkennung ihrer psychischen Verletzung als solche und entsprechende Hilfe, die nicht diskriminiert, sie haben keinen Anspruch auf staatliche Rache am Täter, die dafür das Grundgesetz und die Prinzipien des Strafrechts aushebelt.

So wurde auch nach dem Fall Kaspar Hauser, der immer noch ungewiss in manchem aber wenig geheimnisvoll nur noch ist, kein Tatbestand des Verbrechens am Seelenleben oder psychischer Schäden geschaffen, es sei denn diese haben eine klar physische Auswirkung, da das Strafrecht enge Grenzen braucht, Opfer einen Anspruch auf Schutz und Hilfe haben aber keinen auf Bestrafung oder Rache und eigentlich ist das auch gut so. Gerade im Recht ist weniger mehr, was sich auch unsere Regierung für Tatbesände wie die Majestätsbeleidigung nach § 130 StGB merken könnte und so ist das Prinzip, das diesem restriktiven Denken zugrunde liegt gerade wieder hochaktuell im Fall Erdogan gegen Böhmermann, in dem die Staatsanwaltschaft noch prüft, ob das Verfahren eröffnet wird.
jens tuengerthal 30.4.2016

Frühlingsklang

Durch die ungeputzten Scheiben
Scheint wieder die Sonne im Hof
Nur der Staub vom Vorjahr filtert
Noch den unerwarteten Ausbruch
Es ist wärmer als je im Jahr
Lauter zwitschern die Vögel
Frühling keine Frage
Neubeginn und Zauber
Den Winterpelz ablegen
Kommt der letzte Bart nun ab
Fragt sich der Bergbesucher
Auch die Sehnsucht wächst
Leichtigkeit will geteilt sein
Lausche dem Leben im Hof
Hätte lieber deine Stimme
Ganz nah neben mir
So ist gerade alles da
Nur eine fehlt
jens tuengerthal 30.4.2016

Alleinschlaf

Manche schlafen lieber allein
Andere unfreiwillig zu zweit
Einige nur gezwungenrermaßen
Das eine oder andere
Eigentlich schlafen wir immer
Nur allein genau genommen
Weil wir mit unseren Gedanken
Im Traum ganz natürlich
Nur für uns sind in der Nacht
Schlafe lieber nicht allein
Fliehe nächtelang das Bett
Um zu schreiben wo du fehlst
Mit der ich lieber ganz eng läge
Bin nur halb so allein auch wenn
Die Bücher bei mir liegen
Ruhe ich nur ganz wo ich
Halb nur bin ohne dich
Will dich nun umarmen
Und greife ins Leere
Wieviel Liebe liegt wohl
In der großen Sehnsucht
jens tuengerthal 30.4.2016

Kulturgeschichten 0206

Glaubensmacht

Die Macht des Glaubens kann gerüchteweise Berge versetzen und auch wenn mir biblische Geschichten eher fern liegen, der Gedanke der angeblichen Schöpfung mit wachsender Erkenntnis immer weiter nach hinten datiert wird und was geschrieben wurde, meist nur noch symbolisch gelesen wird angesichts der Geschichte der Natur, ist es doch erstaunlich, was und zu was der Glaube Menschen durch die Jahrhunderte bewegte und sei es der an die Liebe, der auch immer wieder zu erstaunlichen Verrenkungen führte, die wider alle Natur scheinen aber doch die Welt bewegten. Wann wirkte der Glaube in der Geschichte und wann die Vernunft, was braucht es dringender in unserer Zeit und was lässt sich aus dem Blick in die Geschichte vielleicht für die Zukunft lernen?


Vermutlich wenig, weil der Mensch selten lernt und lieber betet oder nachbetet und folgt. Am 29. April ballten sich solche Ereignisse ein wenig und von dreien soll hier erzählt werden.

Am 29. April 1429 durchbricht Jeanne d’Arc gemeinsam mit Étienne de Vignolles und einigen anderen Männern die englische Belagerung von Orléans und trifft mit einem Proviantzug in der ausgehungerten Stadt ein.

Die Jungfrau von Orléans war zu diesem Zeitpunkt 17 und hatte den König von Frankreich von ihren Visionen überzeugt, auch indem sie ihre Jungfräulichkeit von seinen Hofdamen prüfen ließ. Sie verhalf den Franzosen im Hundertjährigen Krieg bei Orléans allein durch ihre Glaubensmacht und ihren Kampfeswillen, der von ebendieser Vision getragen wurde zum Sieg gegen Engländer und Burgunder und führte anschließend, wie sie es vorhergesehen hatte, Karl VII. zu seiner Krönung nach Reims. Nach ihrer Gefangennahme wurde sie von den Burgundern an die mit ihnen verbündeten Engländer ausgeliefert, die sie nach mehreren Prozessen wegen Ketzerei verurteilten und 1431 mit gerade 19 auf dem Marktplatz von Rouen verbrennen ließen. Sie wurde später zur französischen Nationalheiligen und wird auch in der Republik noch hoch verehrt als mutige Heldin aus dem einfachen Volk, die nur ihrem Glauben folgend, der französischen Armee als Vorbild im Kampf zum Sieg verhalf. Nachdem die Jungfrau vom Pferd geschossen worden war, hatte sie weiter gekämpft und nun wollte natürlich keiner der Franzosen dort, dieser Frau nachstehen an Mut.

In einem Revisionsprozess 24 Jahre nach ihrer Verbrennung machte die katholische Kirche, die sie vorher durch einen mit England verbündeten Bischof hatte verbrennen lassen, weil sie sich als Mann verkleidet und Visionen erfunden hätte und anderes mehr, zur Märtyrerin, die 1909 selig und 1920 heilig gesprochen und auch die unheilige laizistische Republik hält sie in Briefmarken und Büsten in allen Büros der Bürgermeister auf ihre Art heilig. In Deutschland unter Helmut Schmidt hätte sie mit ihren Visionen vermutlich keine große Karriere gemacht und auch bei der zwar Pfarrerstocher aber doch Naturwissenschaftlerin Merkel ist nicht vorstellbar, dass sie Bundestag und Bevölkerung mit einer Vision von ihrem “Wir schaffen das”-Credo zu  überzeugen versuchte.

Dahingestellt sei, ob es ein Gewinn ist, dass Visionäre und andere Scharlatane heute politisch in Europa keine Rolle mehr spielen. Zumindest hat es die Politik berechenbarer gemacht, wenn auch ein Stück Motivation und Begeisterung verloren ging. Zur übrigen Beurteilung solcher Fälle sei auf Kants wunderaren Text Träume eines Geistersehers verwiesen, in dem er den Seher Svedenborg bloßstellte, der in der damaligen Politik eine zu große Rolle spielte. Bewundernswert ist der Mut der jungen Frau, die ihren Ideen folgend eine Bewegung in Gang setzte, die Frankreich von innen heraus zum Widerstand gegen die ihrer Ansicht nach Land besetzenden Engländer einte. Mancher in der CDU dürfte sich wünschen, Merkel hätte zumindest einen Hauch von dieser Begeisterungsfähigkeit, um den Populisten die Wähler abspenstig zu machen. Als Aufklärer und Demokrat schätze ich die nüchterne Auseinandersetzung mehr als die euphorische Begeisterung, die selten gute Folgen hat.

Nur 60 Jahre später wurde von den Spaniern, die da noch nicht die Mauren endgültig  vertrieben hatten und sich noch in Kastilien und Aragon teilten, das Vorspiel der Eroberung Amerikas auf den Kanaren gespielt. Am 29. April 1483 gaben die Ureinwohner Gran Canarias, die Urcanarios, den letzten Widerstand gegen ihre Besetzung auf und wurden von den Kastiliern als Kolonie endgültig besetzt und die Ureinwohner versklavt. Bis heute gehören die Kanaren zu Spanien, auch wenn sie westlich von Afrika liegen und auch dort kulturell angebunden waren. Vorausgegangen war der Versuch der Christianisierung durch fromme Händler aus Mallorca, der relativ friedlich verlief. Es kam jedoch nach den Übergriffen der Spanier zum Aufstand bei dem die Urcanarios auch Bischöfe in die Vulkane warfen und andere opferten. Die Härte mit der Spanien mit dem Ziel der Besetzung zurückschlug und die Kanaren bis heute zur Kolonie machte, lässt diesen Besitz noch fragwürdiger erscheinen. Natürlich wehrte sich keiner mehr, wenn alle Ureinwohner versklavt oder ausgerottet wurden. Vor größerem Protest gegen diesen fragwürdigen Besitz wäre allerdings interessant zu wissen, was es als Alternative für die Menschen dort gäbe, ob es ihnen mit diesem Zusammenhang nicht wesentlich besser geht als den meisten Bewohnern Afrikas, zu dem sie geographisch gehörten.

Die Eroberung der Kanaren war klare Machtpolitik und eine Generalprobe für die spätere Eroberung Amerikas, von dem da noch keiner wusste. Die Inseln waren der wichtige Zwischenstopp für Christoph Kolumbus auf seiner Reise nach Westen, da er ohne diesen Zwischenhalt nicht genug Wasser und Nahrung für die lange überfahrt hätte bunkern können, auch noch vor Ort nötige Reparaturen vornehmen konnte. Getragen war Spaniens Expansionsdrang, der nicht zufällig mit dem Jahr des Endes der Reconquista zusammenfällt, von einem Missionierungswillen und einer klaren Machtpolitik. Der Reichtum der Kolonien verhinderte über lange Zeit nötige Reformen und die Entwicklung in Spanien, das nach der Vertreibung der jüdischen Elite und der maurischen Kultur weitgehend vor dem Nichts stand. Die Raubzüge in aller Welt verhinderten den Zusammenbruch Spaniens nach der ökonomisch unsinnigen Vertreibung der jüdischen und maurischen Bewohner. Der Glaube wurde dabei als Schild getragen und anders als mit überzeugtem Aberglauben lässt sich solch eine unsinnige Politik auch auf Dauer wohl nicht vertreten, im öffentlichen Interesse war sie nicht und machte Spanien lange zur Weltmacht auf Pump ohne eigenes Fundament.

Rund 200 Jahre später am 29. April 1624 wurde Kardinal Richelieu von Ludwig XIII. in den Staatsrat berufen. Wenige Monate später schon, am 13. August, wird ihm die Leitung des Gremiums anvertraut. Er führt von da an bis zu seinem Tod als erster Minister die Regierungsgeschäfte in Frankreich. Der Sohn von Henry IV, der mit dem Edikt von Nantes erst die Religionskriege in Frankreich beendete, holte damit auf Rat seiner Mutter Maria Medici einen Pfaffen an die Macht. Diese hatte zuvor noch dafür gesorgt, dass der enge Freund ihres Beichtvaters, des Kapuziners Pére Joseph zum Karidnal wurde. Bischof war er geworden, da noch Heinrich III. dem Vater für seine militärischen Verdienste einen solchen Bischofssitz zugesprochen hatte und als der etwas schwächliche und kränkliche Armand statt der militärischen Karriere Theologie an der Sorbonne in Paris studierte. Er war der mächtigste Mann Frankreichs und bereitete den Umbau zum absolutistischen Staat vor, den der Sohn von Ludwig XIII., der berühmte Ludwig XIV. auf die Spitze trieb mit dem Kult um seine Person in Versailles. Den Protetanten ließ er, nachdem er ihre letzten militärischen Festungen eingenommen hatte im Gnadenedikt von 1629 zwar die theoretische Glaubensfreiheit, nachdem er ihr militärisches Potential  ausgeschaltet hatte und beseitigte sie damit als Machtfaktor im Staat, was der frühere Hugenotte Henry IV. noch verhindern wollte. Folgerichtig wurden sie beim folgenden König zu Preußens Wohl dann auch vertrieben, denn Preußens späterer Aufstieg ist auch und gerade der bereitwilligen Aufnahme von Flüchtlingen zu verdanken.

Richelieu formte Frankreich zum absolutistischen Staat und stärkte es im Konzert der europäischen Weltmächte. Er tat alles um Österreich zu schwächen und versuchte sich auch bereits mäßig erfolgreich in der Kolonialpolitk. Als kühler Machtpolitiker war er mehr Stratege, der klarem Kalkül folgte als gläubiger Visionär, dass er Theologe wurde, ist eher den familiären Zusammenhängen geschuldet und seiner etwas schwächlichen körperlichen Konstitution, die ihn nicht zum Krieger machte. Er hatte kein Problem sich im Dreißigjährigen Krieg mit den protestantischen Schweden zu verbünden, wenn es der Schwächung Österreichs diente. Seine herausgehobene Stellung verschaffte ihm so viel Ehre wie Feinde und er überlebte drei Verschwörungen, an denen auch Maria Medici und einige bourbonische Prinzen beteiligt waren nur knapp. Doch ändert auch dieses Glück nichts an seiner Bewertung als politischer Pragmatiker. In seinem politischen Testament betont er, dass der Mensch, da er vernunftbegabt sei, wie die natürliche Einsicht erkennen lasse, er auch alles nur aus der Vernunft heraus tun solle, da er sonst gegen seine Natur handele. Es sei, betont er dort weiterhin, für einen Staat notwendig, dass sich Fürsten und Minister zuerst um das öffentliche Interesse kümmern und alle partikularen Interessen dahinter zurückstellen.

Eine Staatssicht, wie sie erst wieder in der Aufklärung normal wurde und an der weiter alles politische Handeln gemessen werden sollte. Wer verfolgt nachhaltig und weitsichtig das öffentliche Interesse und wer bedient nur Partikularinteressen oder Ängste, um so Stimmen zu angeln?

Der momentane Zustand dieser Republik gibt viel Anlass, auch über diese Frage erneut nachzudenken. Von einer parteilichen Beantwortung sei hier abgesehen, wenn der eine oder andere infolge darüber kritisch und mit weitem Blick nachdenkt, werden sich manche Fragen von alleine beantworten.

Inwieweit sich die Diamantnadelaffäre, die Alkexandre Dumas in den drei Musketieren verarbeitete, in denen der Kardinal als böser Gegenspieler der verliebten Königin Anna von Österreich auftritt, den Tatsachen entspricht, ist nicht letztlich zu klären. Insofern auch ein Zeitgenosse Richelieus und Annas, der Dichter La Rochefoucauld, der mit Königin Anna eng befreundet war, ähnliches berichtet hat, könnte sie einen wahren Kern zumindest haben, egal, ob ein D’Artagnan wirklich die Diamanten in höchster Not aus England rettete und so wirkt Richelieu, der ein großer Förderer der Künste war und der Gründer der bis heute bestehenden Académie Francaise ist, bis heute und hat die Literatur weit über seine Zeit auch durch Förderung wie Beschränkung mitgeprägt.

Am 29. April 1945 schließlich heiratete Adolf Hitler im Führerbunker seine langjährige Freundin Eva Braun. Trauzeugen sind Joseph Goebbels und Martin Bormann. Das traute Paar überlebt den Bund fürs Leben noch einen Tag und vergiftete sich gemeinsam am 30. April 1945. Eva Braun war zu diesem Zeitpunkt 33 Jahreund damit 23 Jahre jünger als Hitler. Während der Hochzeit war Berlin schon von der Roten Armee umzingelt. Es gab keine Chance noch das Blatt zu wenden. Bereits vorher hatte Hitler befohlen alle seine Papieren und Unterlagen zu verbrennen. Wem diese Hochzeit diente und was dieser kurze Lebensbund für einen der größten Massenmörder aller Zeiten noch sollte, erschließt sich bei eingehenderer Beschäftigung mit der Person Hitlers, die längst drogenabhängig dem Wahn ihrer Visionen folgte, die von Hass und Vernichtungswille geprägt waren. Seine im Ende Feigheit, mit der er sich nicht der Verantwortung für den auch durch ihn verursachten Schaden stellte, ermöglichte aber vielen die Verteufelung des Menschen Hitler, um sich von aller Verantwortung frei zu sprechen. Unklar ist inwieweit Eva Braun diese Ehe am Ende wie vieles emotional erpresste.

Das am Vortag frisch getraute Paar tötete sich mit Zyankali  Kapseln und der Tod von Eva Braun trat drei Minuten vor dem Hitlers ein. Es war bereits Eva Brauns dritter Suizidversuch allerdings der erste als Ehefrau und der erste, der glückte. Bereits in den Jahren vorher hatte sie Hitlers Zuneigung durch zuerst einen Schuss in die Brust, den sie jedoch überlebte und sodann sauberer mit Tabletten erringen wollen. Beide Versuche zeigten die gewünschte Wirkung und brachten Braun näher mit Hitler zusammen, der ihr zunächst nach dem ersten emotional näher kam und ihr nach dem zweiten Versuch immerhin eine Villa in Bogenhausen schenkte. Sie hatte bei dem Fotografen gearbeitet, bei dem auch Geli Raubal gerbeitet hatte, Hitlers Nichte und möglicherweise Geliebte, die sich Jahre vorher schon umbrachte.

Hitler hatte bis kurz vor seinem Tod immer eine Ehe verweigert, weil er mit  Deutschland verheiratet sei, weiter als unverheirateter Mann und Führer Projektionsfläche vieler Frauenträume der Zeit bleiben wollte. Sie war gegen den Willen ihrer Familie und auch gegen den Wunsch Hitlers zunächst nach Berlin gekommen und hatte aber mit ihm ab 19. März 1945 natürlich im separaten Zimmer im Führerbunker unter dem Garten der Reichskanzlei gelebt. Vorher hatten sie, wenn möglich, viel Zeit auf dem Obersalzberg gemeinsam verbracht, wo sie offiziell als Haushälterin galt.

Zu Hitlers Sexualität ist viel geschrieben und gemutmaßt worden. Von seiner Impotenz bis zu seinen perversen Neigungen. Es wurden Psychoanalytiker beauftragt, um die Person Hitler zu ergründen und aus ihrem Sexualverhalten Rückschlüsse auf die Person zu finden, die oft ähnlich wissenschaftlich waren, wie Teufelsaustreibungen. Es gibt einen Bericht, von einem früheren Vertrauten, der später sein Gegner wurde, dass seine Nichte auf ihn, um es deutlich zu sagen, pissen und scheißen musste, um ihn durch Erniedrigung zu befriedigen. Ansonsten ist wenig genaues bekannt, auch eine möglicherweise selbst unterdrückte homosexuelle Neigung, die seinen pathologischen Hass gegen diese Gruppe begründete, bleibt Mutmaßung. Auch die Vermutung er hätte nur ein Ei gehabt oder wäre gänzlich impotent oder asexuell gewesen, lässt sich nicht bestätigen. Sicher ist nur, dass er seine Sexualität seinem Wahn unterordnete.

Zu vermuten, ob ein Mann mit einer befriedigenden Sexualität weniger grausam gewesen wäre, ist müßig, andere Nazi Größen wie Goebbels bewiesen das Gegenteil. Die Verteufelung Hitlers hat aber über Jahrzehnte zu einer Deantwortung vieler Täter geführt, die alle Schuld dem Führer zuschoben und sich nur als Werkzeuge seines Willens bezeichneten. Auch wenn es dennoch zu Verurteilungen kam, weil die Täterschaft grausam genug war, konnten sich viele hinter Hitler auch nach seinem feigen Selbstmord noch verstecken. Wieviel Übung er darin bereits im Gegensatz zu seiner Ehefrau hatte, ist nicht bekannt.

Wichtiger als diesen Verbrecher zu dämonisieren, scheint mir, seine Normalität zu erkennen, um zu bemerken, wie schnell ganz normale Menschen, wenn sie die Möglichkeiten dazu haben, zu perversen Verbrechern in einer grausamen Ideologie werden. Deutschland hat unter Hitler ordnungsgemäß funktioniert, weil es hier genug grausame und perverse Menschen gab, denen es eine Freude war, andere zu quälen. Es waren viele ganz normale, besorgte Bürger, wie sie heute wieder in Dresden auf die Straße gehen, um gegen Muslime zu demonstrieren, wie es damals eben gegen Juden ging. Was heute die Asylanten als Schimpfwort sind, waren damals die Geldjuden und die Ostjuden und das Judenpack.

Der Nationalsozialismus war eine Glaubenslehre, die das Denken durch eine mit Symbolen überladene Ideologie ersetzte. Immer wenn Menschen anfangen, statt kritisch zu denken, Befehlen bedingungslos zu folgen, einen Staat als Ideologie heroisieren, sollten wir dringend gewarnt sein. Der Nationalsozialismus ist nicht so fern, wie es scheint, Pegida und der AfD zeigen, dass sich mit Hass und Ausgrenzung wieder erfolgreich in Deutschland Politik machen lässt. Dagegen hilft nur nachdenken, aufklären und erklären. Das wird Zeit und Nerven kosten, aber wenn die Kultur dieses Landes etwa wert ist, dann aus der Geschichte zu lernen und in die Zukunft zu investieren. Wer den Hass und die Angst beobachtet, merkt, wie die Zeiten sich verändern und wie dringend wir einer neuen Aufklärung und einer allgemeinen Anleitung zum kritischen Denken bedürfen. Ob es darauf nach 30 Jahren Privatfernsehen noch viel Hoffnung gibt, weiß ich nicht. Versuchen sollten wir es, was bleibt uns sonst?
jens tuengerthal 29.4.2016

Freitag, 29. April 2016

Eherlich

Die Ehe ist der Anfang wie das Ende
Drum Frage sich wer nach ihr strebt
Ob der verschlungen Ringe Glück
Seiner Hände Liebesspiel dabei
Fesselt oder beflügelt weil
Heilge Einfalt manches mal
Uns mehr bedeutet als sie sonst
Schlicht scheint wenn zwei sich
Noch im Liebeszauber auf ewig
Vesprachen konnten oft sie
Kaum absehen was nüchtern
Sie miteinander erwartet
Drum frag ich mich nun
Will ich den Anfang
Oder gar das Ende
Wenn ich nun schreib
Ich will dich immer noch
Von hinten wie von vorne
Nicht nur inmitten
Von guten wie von schlechten Zeiten
Tönen die Pastoren ich lass dich lieber
Stöhnen wenn eng umschlungen
Lustvoll ist das Leben gelungen
So frag ich nicht und wage es
Zu tun wovon die andern träumen
Habe nichts mehr zu versäumen
Wer seine Muse macht zur Frau
Ist langfristig wohl eher schlau
Auch wo es sich nicht mehr reimt
Passt es doch ineinander
Hier wie dort
jens tuengerthal 29.4.2016

Mittsommernachtstraum

Ob ich wohl wagen darf schon selig
Von Maiennächten mit der Liebsten
Hier zu träumen in endlich selig
Frühlingshafter Wärme die aus dem
Nur gelegentlich noch weißen Blau
Im Himmel über Berlin für uns strahlt
Weiß nicht ob solches Wagnis nicht
Enttäuschte und träum drum lieber
Weiter vom Mittsommernachtstraum
Mit dir in längsten Nächten ungeteilt
Nah der Küste von der du stammt
Geliebte Windbraut wenn die Sonne
Wieder wendet bist du mein
Zumindest wie ich dann dein
Welch Trolle dann des Nachts
Auch um uns tanzen so sei
Dein Zauberer der Hafen
In dem du bleibend landest
Wie ich in dir gern stecken bleib
jens tuengerthal 29.4.2016

Hafenunruhe

Auf See sei es ruhiger als im Hafen
Egal wie unruhig die See gerade ist
Sagst du ohne festen Grund unter dir
Seit Februar nun und ich frage mich
Wie du zur Ruhe wohl kommst je
Wäre gern dein Hafen dafür
Auch mal wild und unruhig
Gerade wenn wir uns ganz nah sind
Aber immer auf festem Grund
Will nicht immer schaukeln
Ob du den Seegang brauchst
Oder ohne keine Ruhe findest
Frage ich mich manchmal
Nun bist du im Hafenstress
Die du keinen Stress kennst
Und auf See eher entspannst
Egal wie unruhig es unter dir ist
Kenne Stress und mag ihn nicht
Weil er das Denken lähmt
Möchte die Ruhe genießen
Mit dir ganz nah ob du da
Ruhig bleiben kannst
Weiß ich natürlich nicht
Aber was weiß ich schon
Und so warte ich ruhig
Was bliebe mir auch
jens tuengerthal 29.4.2016

Sehnsuche

Suche deine Position auf dem Meer
Denke daran wie bald schon wieder
Deine Wache beginnt und sehne mich
Nach dir die du mir fern so nah bist
Immer noch und doch fehlst
Wenn ich allein in unserem Bett liege
Möchte ich dich umarmen
In den letzten kalten Nächten
Unseres ersten Frühlings
Indem wir fern uns liegen gerade
Dabei sind wir uns doch so nah
Jeder in einsamer Sehnsucht für sich
Du als gefangener Offizier an Bord
Dein Zauberer im wie immer
Nur einsamer will ich glauben
Dass die Sehnsucht die Liebe stärkt
Was weiß ich schon was du fühlst
Wovon du nun träumst allein
Es wird immer länger aber
Wenn wir das schaffen
Hält uns nichts mehr auf
Im geteilten Glück
Hoffe ich immer noch nur
Was weiß ich schon
jens tuengerthal 29.4.2016

Kulturgeschichten 0205

Aufklärungstod

Das Aufklärung die Befreiung des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist, hat uns Kant bereits im Dezember 1784 verkündet, viereinhalb Jahre bevor in Frankreich der Geist der Aufklärung zur Revolution führte, die später ihren Geist vergaß und wieder totalitär wurde. Selbstverschuldet ist diese, wenn sie nicht an der Dummheit des anderen scheitert, sondern am fehlenden Mut, wie Kant es sagte, heute würden wir vielleicht von Faulheit sprechen. Daraus wuchs für ihn logisch das Motto der Aufklärung, Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, ist also das Motto der Aufklärung.

Kant hadert dann mit der Faulheit und Feigheit der Menschen, die es so bequem machen, unmündig zu sein und sich nicht seiner Verantwortung zu stellen.  Wir hätten Bücher, die für uns Verstand hätten, heute sind es unsere Telefone oder Rechner, einen Seelsorger, der für das Gewissen sorgt, einen Arzt, der sich um die Gesundheit oder wie Kant sagt die Diäten kümmert und so müssen wir uns um nichts sorgen, sind rund um versorgt. Heute sorgt auch noch ein vollständig vernetzter Geheimdienst für unsere Sicherheit und erinnert uns sogar daran, wenn wir zufällig vergessen sollten, unsere Gelder in der Schweiz zu versteuern, indem entsprechende Daten der Banken dort großzügig gekauft werden. Ob uns das gefällt, ist keine Frage mehr, das staatliche Handeln hat sich angewöhnt, alternativlos zu sein.

Können wir unter Überwachung noch frei und also aufgeklärt handeln oder sind wir im Land des BND nur noch Vollzugsorgane staatlich gewünscht angepassten Verhaltens?

Ändert es an der faktischen Regierung desjenigen etwas, der die Daten hält, wenn der Kopf ausgetauscht wird?

Wie aufgeklärt kann die überwachte Republik noch sein?

Kann eine Demokratie aufgeklärt werden oder muss sie es sein?

Merkel hat eine aufgeklärte Fürstin als Vorbild auf ihrem Schreibtisch, Katharina die Große - zeigt sie sich damit als eine Freundin der Aufklärung und der Freiheit oder des fürstlichen Absolutismus, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, wenn es um die Macht geht?

Leben 232 Jahre nach Kants Antwort auf die Frage der Akademie die Aufklärung und ihre Ideale noch oder ist sie längst tot?

Starb sie schon, während sie noch regierte an der Trägheit der Systeme?

Am 28. April 1772 wurde Johann Friedrich Struensee wegen einer angeblichen Affäre mit Königin Caroline Mathilde hingerichtet. Er war bis dahin der Geheime Kabinettsminister des dänischen Königs Christian VII. gewesen und zuvor der behandelnde Arzt des psychisch kranken Königs. Die Hinrichtung hatte sich einige Tage verzögert, weil sich die Kopenhagener Handwerker geweigert hatten ein Schafott für die Hinrichtung des beliebten Aufklärers zu bauen und sich überhaupt erst welche unter Androhung von Folter dazu bereitfanden.

Struensee war als Sohn des Generalsuperintendenten der Hezogtümer Schleswig und Holstein bereits mit 20 Jahren Armenarzt in Altona geworden. Dort machte er sich bereits durch neue Therapieformen einen Namen. Als angesehener Arzt im dänischen Herrschaftsgebiet, zu dem Altona damals gehörte, hatte er den geisteskranken König auf seinen Reisen durch Europa begleitet und war nach seiner Rückkehr sehr schnell zum Leibarzt aufgestiegen und bald der mächtigste Mann im Staate Dänemark. Mit einer Generalvollmacht des Königs versehen, versuchte der freie Denker und Arzt bald Dänemark als Staat im Sinne der Aufklärung umzuwandeln.

Durch eine rigorose Spar- und Personalpolitik machte er sich schnell Feinde am Hof. Bereits zwei Jahre nach Beginn der für das Volk sehr positiv wirksamen Politik der Aufklärung wurde er 1772 vom konservativ christlichen Adel gestürzt. Jedoch blieb ein Teil seiner Reformen wie die damals vorbildliche Pressefreiheit auch nach seinem Sturz bestehen.

Zum Verhängnis wurde ihm wohl sein Verhältnis mit der Königin Caroline Mathilde, das in der damaligen Zeit für einen bürgerlich geborenen und so offen gelebt ein Skandal war. Als behandelnder Arzt der Königin und ihres Mannes war er an dessen Stelle auch in ihrem Bett getreten. Er wurde Privatsekretär der Königin, ließ den Ehebruch in Dänemark per Dekret straffrei werden und behandelte die Depressionen der englischen Prinzessin am dänischen Hof zwar sehr erfolgreich aber mit etwas unkonventionellen Methoden und hatte am Ende eigene Räume im Schloss der jungen Königin, sorgte sogar für die einfache bürgerliche Erziehung des jungen Kronprinzen nach den Ideen von Rousseau. Dies zwar mit Einverständnis des nicht an diesen Dingen interessierten Königs, was aber in der Sache nicht half. Dies galt insbesondere da Struensee erst vom König gegraft worden war, als nicht von Familie galt und so war die ihm zugerechnete Tochter der Köngin Prinzessin Louise Auguste von Dänemark dem konservativ-chrislichen dänischenAdel noch mehr ein Dorn im Auge, der seine herausgehobene Stellung durch den Aufsteiger gefährdet sah, der ihre Vorrechte radikal beschnitt. Die letzte deutsche Kaiserin war damit vermutlich Struensees Nachfahrin.

Die Geschichte des Leibarzts der Königin ist in Büchern unter anderem von Per Olov Enquist beschrieben und vielfach verfilmt worden. Es ist die Geschichte eines überzeugten Aufklärers, der die Ideen der Aufklärung konnsequent lebte. Er war dabei nicht unbedingt ein Demokrat, da er ahnte, dass seine neuen Ideen auf Widerstand stoßen würden, setzte er viele seiner Beschlüsse auch mit der autoritären Gewalt seiner Generalvollmacht des Königs durch. Ob in diesen in vieler Hinsicht positiven Beschlüssen, von der Abschaffung der Folter, bis zur Aufhebung der Strafen bei Ehebruch oder der Leistungsüberprüfung adeliger Amtsinhaber auch die Gefahr einer dänischen Diktatur unter Struensee lag, er nach der Geburt mutmaßlich seines Kindes zur mächtigen Gefahr im Staate Dänemark wurde, ist vermutlich mehr aus heutiger Sicht gefragt, die das Prinzip der Gewaltenteilung verinnerlicht hatte.

Wie außer über das Vertrauen des absolutistischen Herrschers sollte in einem solchen Staat Veränderung bewirkt und Umbau begonnen werden?

Dennoch bleibt die Frage, ob er nicht auch mit der raschen teils diktatorischen Durchsetzung seiner politischen Ziele nicht auch selbst sein Grab schaufelte. Er sah sein Handeln als alternativlos und hatte aus heutiger Sicht in vieler Hinsicht richtig gehandelt und vorbildliches angestoßen. Doch suchte er sich keine Verbündeten im Land außerhalb der ihm auch emotional zu eng verbundenen engsten Königsfamilie. Der dänische Adel musste sich durch diesen mächtigen Aufsteiger, der alles veränderte, ihre Arbeit völlig infrage stellte, sie teilweise ihrer Ämter enthob, bedroht sehen. Die Mutter des geisteskranken Königs war brüskiert worden und die christlichen Überzeugungen nach denen viele Bürger noch lebten wurden durch die kaum verheimlichte Liaison des Ministers mit der Königin verletzt. Wer aber die moralische Autorität und die damit verbundene Begründung einer gottgewollten Herrschaft infrage stellte, wurde zur Gefahr.

Sich in der Sicherheit seiner Generalvollmacht wähnend, fand Struensee auf diese Sorgen keine angemessene und beruhigende Antwort und lag zwar mit dem, was er wollte, richtig, auch seinen freiheitlichen Reformen für Norwegen, doch ließ sich ohne Bündnisse keine Politik langfristig machen.

Eine ähnliche Situation sehen wir gerade bei Merkel, der Anhängerin der aufgeklärten Absolutistin, die es versäumte ihre Politik über ein “Wir schaffen das” hinaus zu kommunizieren und Anhänger zu sammeln, warum sich immer mehr Menschen, denen dieser Weg nicht gefiel, die Angst oder Sorge hatten im Lager der Populisten wiederfanden und damit als rechtsradikal stigmatisiert wurden, was den politischen Diskurs nicht leichter machte. Auch angenommen Merkel hätte hinsichtlich der Alternativlosigkeit ihres Verhaltens Recht, fragt sich doch, wie ihre Gegner aufgeklärt und mitgenommen werden sollen, wenn es als Erklärung bei einem schlichten “Wir schaffen das” bleibt.

So positiv sich die Offenheit für die Not anderer Menschen auf das internationale Bild Deutschlands auswirkte, so sehr schadete es ihr aus Sicht eines Teils der deutschen Bevölkerung, die dies nicht alternativlos fand, aber auch nicht weiter aus ihrer nationalen Unmündigkeit befreit wurden.

Umgekehrt verhielt es sich bei ihrer auch teils mangelhaft kommunizierten Sparpolitik, bei der sie sich von Linken hat treiben lassen, statt konstruktiv zu agieren, ihren Kampf für die Freiheit auch so zu nennen. Hierfür wurde sie von Konservativen in Deutschland als Eiserne Kanzlerin geliebt, während Linke sie als unflexibel und antieuropäisch beschimpften.

Wann wurde kommuniziert, dass die Freiheit von Schulden auch Handlungsfreiheit ist, sich ein rigider Sparkurs also auch für die griechische Freiheit einsetzt?

Es wurde nicht kommuniziert, sondern einfach gewartet und dann gegen zunächst großen Widerstand das eben notwendige durchgesetzt. Struensee ist seiner mangelnden Kommunikation und fehlender Bündnisse mit seinen Gegnern zum Opfer gefallen. Es bleibt zu hoffen, dass Merkel nicht zum Opfer der Populisten des AfD oder eines Sarrazin wird, die ausschließlich Eigenvermarktung auf Kosten der Gesellschaft betreiben und dieser damit schaden. Aufklärung bedeutet eigene Aktivität und Vermittlung der eigenen Überzeugungen. Sie erfordert das selbst denken der Beteiligten, was es besonders schwer macht, zu guten Ergebnissen zu kommen.

Aufklärung heißt selber denken und auch wenn einem bei den Parolen des AfD oder Pegida Zweifel kommen, ob diese selbiges tun oder können, darf der Grundsatz nicht aufgegeben werden. Selbst denken und zum nachdenken auffordern ist so wichtig, wie zu erklären, was wir tun. Struensee tat es nicht und es kostete ihn den Kopf. Hoffe sehr Merkel tut es noch, um den ihren zu behalten und eine eigentlich richtige und weitsichtige Politik vernüftig weiter zu erklären.

Es ist zwar logisch und sinnvoll, was sie tut, doch hat Politik nichts damit zu tun, was einzig vernünftig ist, sondern eben auch viel mit Ängsten und Gefühlen und also muss erklärt werden, damit verstanden wird und so Aufklärung fruchtet.
jens tuengerthal 28.4.2016

Donnerstag, 28. April 2016

Was fehlt

Was fehlt ist immer anders
Gerade fehlt mir immer mehr
Deine Nähe voller Sehnsucht
Möchte überall in dich dringen
Dich in und auswändig spüren
Deine zarten Hügel mich dafür
Steil besteigen sehen wie all
Deine Locken oben wie unten
Zwischen meinen Fingern haben
In deine feuchte Vorfreude tauchen
Dein Herz im wilden Ritt schneller
Schlagen lassen um ganz oben
Es einen Moment still stehen
Zu lassen weil ich nicht von
Dir lassen kann du Wunderfrau
Liebstes wunderbares Wunder
Gleich bist du in Gibraltar
Ach wüsstest du nur was ich täte
Hätte ich dich nun greifbar
Denke ich und freue mich
Wenn du es gleich liest
Bei der Einfahrt in die Meerenge
In den Worten meine Lust
Zwischen deinen Beinen spürst
Was fehlt bist du
Und mein Schwanz
Dort wo er ersehnt
Tief in dir Liebste
jens tuengerthal 28.4.2016

Lustwogen

Während du Tag und Nacht
Mit Wega über Wellen reitest
Wächst mit der Sehnsucht
Die Lust in Gedanken in
Will dich wieder spüren
Wie du auf festem Grund
Dich auf und nieder bewegst
Wir durch die Nacht reiten
Ineinander verschlungen
Dich mit mir ganz füllend
Soll dir Seegang einzig
Noch unsre Bewegung sein
Wenn mein Schwanz
Tief in dich gleitet
Dein Schoß sich nass
Ganz mir freudig öffnet
Sich dein Becken hebt wie
Beim nächsten Stoß senkt
Bis wir im Meer der Lust
Endlich überlaufen ineinander
Um erschöpft vom Seegang
Auf festem Grund wieder
Eng umschlungen einzuschlafen
jens tuengerthal 28.4.2016