Freitag, 18. Dezember 2015

Kulturgeschichten 074

Abendlandsuntergang

Die ungebildeten Pegiden fürchten
Lautstark die Kultur des Abendlandes
Könnte durch den Islam untergehen
Dabei ging dies längst schon unter

Was das Abendland stark machte
Nach dunklen Jahren der Sektenherrschaft
Die das Mittelalter allen Gebildeten waren
War die Renaissance des Individuums

Jene Rückbesinnung auf den Geist eben
Der Antike der im 14. Jahrhundert noch
Unter gebildeten Humanisten erst begann
Erst schuf später die Menschenrechte

Nicht das Christentum muss gegen den Islam
Im kaum noch christlichen Osten verteidigt
Künftig werden sondern der Humanismus wie
Menschlichkeit und Vernunft gegen Dummheit

Viel des Wissens über Medizin und Phhilosphie
Gelangte gegen den Willen der jüdischen Sekte
Die von Rom aus herrschte von Arabern wieder
In unsere Kultur die erst wieder Abendland wurde

Dunkel nur war es vom menschlichen her in der
Zeit des Mittelalters nach dem Untergang Roms
Des antiken Roms das von der päpstlichen Krake
Besetzt und ausgetrieben wurde bis heute teils

Dieser Untergang der antiken Welt begann 546
Als am 17. Dezember die Ostgoten Rom
Von den Oströmern wieder eroberten der das
Ende der geistigen Kultur in Italien einläutete

Ein Augustinus schreibt nicht klug in seinen
Bekenntnissen sondern als Jünger einer Sekte
Der wider alle Vernunft und Bildung sich richtet
Für ein nur geglaubtes Ideal aus Hippo

Der zuvor kluge und kritische Denker und Philosoph
Hatte ein Erweckungserlebnis und beleuchtet
Danach die ganze Welt nur noch in ihrem Schatten
Eine Platonauslegung für beschränkte Narren

Der Untergang des kaiserlichen Roms mit dem
Auch die letzten Spuren antiker Größe verloren
Gingen in unruhigen Sprudeln der Zeit als die
Goten gen Rom zogen war ein langer Prozess

MIt dem Ende des letzten kaiserlichen Geschlechts
Kam die Herrschaft der Generäle teils germanischer
Oder eben gotischer Herkunft während zugleich
Ostrom um Herrschaft dort auch buhlte

Das Reich das in der Antike so große Geister wie
Einen Lukrez und eine Welt der Literatur gebar
Versank unter nur noch Bibelversen und Dogmen
Die alle kritische Vernunft lieber verbannte

So gesehen war der Verlust des Abendlandes
Nach der letzten Eroberung des antiken Rom
Durch den gotischen Barbaren Totila kaum einer
Da es sich selbst zunächt im Aberglauben versenkte

Der Bruch mit der vernünftigen Tradition der Philosophie
Jahrhundertelanger Entwicklung eines Staates mit
Großer Rethorik Literatur Kunst und Kultur war die
Konsequenz des irrationalen Aberglauben der herrschte

Was immer diese Pegiden nun verteidigen wollen
Vor dem Islam was sie vermutlich selbst nicht kennen
Es wurde erst groß durch den Kontakt mit dem Islam
Nachdem christliches Denken zum Untergang führte

Die vermeintliche Religion der Liebe war immer eine
Umtriebige Sekte der Macht und des moralischen
Mißbrauch nicht autonomer Individuen die in enger
Geistiger Abhängigkeit bis heute gehalten werden

Mit Versprechen des erfundenen Jenseits wie
Zugleich der Drohung mit der Hölle wurde eine
Disziplin der Macht im Irrationalen erhalten
Dies ist kein Wert der zu erhalten wäre

Vermutlich wissen die größtenteils atheistisch
Längst aufgewachsenen Idioten überhaupt
Nicht was die Worte bedeuten der sie sich
Politisch mißbräuchlich bedienen

Was Wert war im Abendland und heute ist
Sind Menschenrechte und der Humanismus
Der erst durch die Abkehr vom Aberglauben
Zu wachsen begann nicht die jüdische Sekte

Diese Werte finden den besten Ausdruck
Eben in den Menschenrechten die wiederum
In Deutschland im Grundgesetz klarste Form
Fanden das diese Rassisten infrage stellen

Sie verkennen den Zusammenhang eben der
Kultur die das Leben hier gut macht und schön
Warum Menschen aus bedrängten Regionen
Hierher fliehen wollen um frei zu sein

Der Untergang der Antike läutete das Mittelalter ein
Eine dunkle Zeit die lange brauchte bis wieder
Gegen den Widerstand der Kirche die Vernunft
Herrschen durfte ohne den Aberglauben

Die andere jüdische Sekte des Scharlatan
Mohamed ist um nichts besser als diese hier
Im Gegenteil hat sich das Christentum aufgeklärt
Weiterentwickelt als viele im Islam noch je

Dennoch ist dies eben nicht die abendländische
Kultur die verteidigt wer sich gegen Flüchtlinge
Wehrt die als islamische Bedrohung inszeniert
Werden von interessierten rechten Radikalen

Zur antiken Kultur auf der unsere Werte fußen
Die es wert sind verteidigt zu werden gehörte
Syrien wie Konstantinopel natürlich dazu wer
Das Abendland verteidigen will muss zur Antike

Den großen Geistern der Antike aber war solch
Niederes neidisches und ängstlich gieriges
Streben wie das der Pegiden fern die damit
Das Abendland nie verstanden haben

Es gibt viel aus der Antike das zu verteidigen
Wert wäre zuerst die Freiheit des Denkens
Mit der kritische Römer alle Sekten verlachten
Bis unter den Kaisern dies langsam zerfiel

Als Menschen sich zu Göttern machten war es
Eigentlich um Rom schon geschehen also unter
Augustus fast noch zumindest seiner Familie
Bis Nero spätestens und der Rest nur Folge

Düster wurde es überall wo die Unvernunft
Im Verein mit dem Aberglauben herrschte
Wie die Dummheit in Sachsen zu laut wird
Zeit für mehr Aufklärung auch dort

Wissen wir doch seit Kant das Aufklärung
Die Befreiung des Menschen aus der
Selbstverschuldeten Unmündigkeit ist also
Keiner höheren Wesen je bedarf

Es braucht eine Aufklärung über die Werte
Des Abendlandes wie seine Wurzeln die teils
Bis nach Ägypten unter Echnaton 1400 v.Chr.
Reichen und die ein individuelles Denken meint

Was wissen die Narren noch über den Gatten
Der Nofretete dem heutige Syrer noch kulturell
Näher stehen als diese Hörer der Russensender
Die Verschwörungstheorien gegen Kultur tauschten

Daraus können wir sie nicht befreien die Idioten
Das können sie nur selbst wenn sie irgendwann
Zu denken zu beginnen im Sinne der Aufklärung
Begreifen was nötig ist statt ihrer Angst

Die Ängstlichen gestalten keine Zukunft sondern
Flüchten nur vor ihren Ängsten die sie statt einer
Perspektive mutwillig verbreiten ohne Verantwortung
Oder Wille zur Gestaltung der Zukunft

Hier braucht es kein Verständnis sondern nur
Aufklärung die sie selbst betreiben müssen
Eine Rekultivierung des Abendlandes ist nötig
Mit kritischem Geist und Vernunft statt Pegida
jens tuengerthal 17.12.15
 

 

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Frauenliebe 013

Schulliebe

Dort eine Freundin zu finden, wo ich die meiste Zeit verbrachte, lag nahe, auch wenn es mir innerlich irgendwie fern lag, weil ich mich etwas erhaben über diese Realschule dünkte, die ich nur als Produkt meiner Faulheit sah und mich die vom Gymnasium, wenn, mehr interessierten, aber da die weit entfernt in einem anderen Gebäudeteil waren, ich sie nur gelegentlich in der Pause sah, gestaltete sich der Weg von alleine und ich erfreute mich am naheliegenden.

Sie war etwas mehr als ein Jahr jünger als ich, in einer Parallelklasse und ich wollte sie kennenlernen. Sie gefiel mir, aber bisher hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben. Doch dann fuhren wir mit ihrer Klasse zusammen ins nächstgelegene Konzentrationslager mit der Schule. Wir waren im Geschichtsunterricht auf den Tag vorbereitet worden und ich wollte den Opfern die gebührende Würde erweisen. Wusste von der Geschichte, kannte Überlebende aus dem Kreis der Familie und fand es ein sehr bedeutendes Ereignis.

Die Fahrt dorthin wurde so lustig, wie es eben Klassenfahrten so sind - einige machten dumme Witze, doch ich wies sie zurecht und unsere kleine, ältere Lehrerin schaute betroffen streng, was meist genügte. Dennoch ließ ich meinen Schwarm nicht aus den Augen, die leider noch zu weit entfernt saß, um etwas anzufangen und sei es nur ein harmloses Gespräch und also unterhielt ich mich mit der gebotenen Ernsthaftigkeit mit einem sehr netten Klassenkameraden, der auch schon eine Ehrenrunde gedreht hatte, also mit zu den Älteren gehörte und aus meiner Sicht die genügende Reife besaß, über vieles und auch am Rande über meinen Schwarm, den er kannte und er wollte uns bekannt machen, aber ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich ihn wirklich als Brücke wollte.

Durch die Berge und schönen Wälder fuhren wir, bis irgendwann der große Parkplatz vorm Zaun des Lagers auftauchte - alles sah sehr ordentlich und gut saniert aus. Eine seltsame Stimmung ging von diesem Ort aus, aber fast hundert Schüler verwandelten die gespenstische Stille schnell in ein quirliges Gemurmel, auch wenn sich alle, schon beeindruckt, um irgendwie angemessenes Verhalten bemühten, keiner wirklich laut und kindisch wurde - die fünfzehn bis sechzehnjährigen waren vorbereitet worden und schienen ernster als sonst.

Noch bevor wir das Gelände betraten, besichtigten wir die vor dem Eingang gelegene Gaskammer. Fotos machten den Schrecken deutlich und es wurde immer ruhiger unter uns. In ruhigem Gänsemarsch betraten die Klassen dann das Lagergelände. Das Lager war errichtet worden, um den dort vorhandenen roten Granit für Speers Bauprojekte in seiner Gigantomanie abzubauen. In schönster Landschaft, 700m hoch gelegen lag dieser Ort des Grauens zauberhaft friedlich und wir besichtigten ihn teilweise sichtbar erschüttert. Besonders die schöne Brünette aus meiner Klasse war immer wieder zu Tränen gerührt und ich hielt mich in ihrer Nähe auf, um sie trösten zu können, auch wenn ich mir keine Chancen mehr ausrechnete, mich die andere gerade vielmehr interessierte, hatten hier Betroffenheit und würdiges Verhalten Vorrang, wollte ich mich möglichst erwachsen und verantwortlich der schrecklichen Geschichte meines Landes stellen.

Nur ganz gelegentlich machten noch welche dumme Witze, über die aber kaum einer lachte und so erledigte sich dies unangemessene Tun von alleine. Ein Ort, an dem der Tod so gegenwärtig war, ein Lager, in dem 22.000 Menschen starben oder umgebracht wurden, war kein Ausflug in die Berge für ein romantisches Stelldichein, die Umschwärmte kennenzulernen. Auch sie, ohnehin eher ein ruhigerer Typ dachte ich, benahm sich immer korrekt, was ich nebenbei beobachtete, womit sie vor meinem Inneren vorab die moralische Prüfung bestand, auch wenn sie ständig mit ihrer Freundin tuschelte und sich unsere Blicke manchmal trafen, unternahm ich nichts, um den Ort nicht mit meinem Liebesbedürfnis zu entweihen.

Seltsamer Gedanke und sehr formal, denke ich heute, was könnte besseres geschehen, als wenn sich am Ort des Todes eine junge Liebe finden konnte, aber damals lag es mir fern und trotz aller Neugier blieb ich diszipliniert, schaute ergriffen alles an und las, was auf den Tafeln geschrieben stand. Gestattete mir zwischendurch nach ihr zu schauen, mit etwas schlechtem Gewissen ob meiner eigentlich unangemessenen Gefühle vor allem auch meiner Sehnsucht an diesem Ort.

Sie war blond, hatte damals kurze Haare und trug eine Brille, eine etwas üppige Figur, war eher nicht so der Modelltyp aber ich fand sie süß und sie reizte mich sehr - überlegte die ganze Zeit, ob sie wohl über mich sprachen, bemerkt hatten, dass ich sie auch hier, völlig unangemessen zugegeben, beobachtete und meine Neugier nicht verstecken konnte. Wie immer taten meine schlechten Augen ein übriges, dass ich keine Frau wirklich unauffällig beobachten konnte, was mir bis heute nicht gelingt, warum ich es aufgegeben habe und lieber direkt und auffällig schaue und warte, was passiert.

Manche sind von soviel Direktheit schockiert, andere finden es amüsant und dann ergibt sich eben was oder nicht und das passt dann meistens schon so, wie mir überhaupt mit der Zeit auffiel, dass es völlig unsinnig ist, sich zu verstellen oder vorsichtig zu nähern, um niemanden zu verschrecken, womit ich zwar immer wieder die eine oder andere bestimmt zauberhafte Frau verschreckt habe, aber, wer mich nicht will, wie es meiner Natur entspricht, verstünde sich auf Dauer ohnehin nicht mit mir und also hat Verstellung oder seltsames Bemühen bei der Suche nacheinander keinen Zweck.

Was für Blicke gilt, gilt noch mehr für Berührungen, fiel mir auf und während ich früher noch schlechten Gewissens, dem politischen Konsens der Korrektheit folgend, jede Berührung vermied, wenn ich nicht ziemlich sicher war, dass sie gewollt ist, berühre ich heute ganz offen und direkt und wenn Frau daraufhin zurückzuckt oder stiller wird, spreche ich es spätestens an oder schon bei der ersten Berührung, dass ich ein haptischer Typ bin, Berührung liebe und dann kann sich Frau offen entscheiden, ob sie das mag und will oder nicht und ich spüre sofort, ob wir miteinander können oder nicht und wir vermeiden jedes sonstige sich umkreisen, bei dem sich beide nur verstellen, um am Ende unglücklich zu bleiben und es hat zum Glück geführt, kann also nicht ganz falsch gewesen sein.

Vielleicht würde mit dieser Handlungsempfehlung der absoluten Offenheit vieles leichter im Verhältnis von Frauen und Männern, die sich in Sehnsucht und Träumen oft näher sind, als sie in rollenimanenten Schemen ahnen, die sie mustergemäß voneinander um so weiter entfernen, desto sicherer sie sich bezüglich des schematischen Verhaltens der anderen sind. Dies ‘sei wie du bist’ war mir als Sechzehnjähriger noch völlig fremd, zwar gab es durchdachte Pläne für das ‘wenn dann’, aber ansonsten war alles theoretisch und von viel Furcht geprägt, die uns zu albernem Verhalten bringt, das selten zielführend ist. Vermutlich finden wir mit all unseren Phantasien und Befürchtungen überhaupt nur zueinander, weil es dem anderen genauso geht, beide Seiten blind auf der Suche nach Liebe dann irgendwann eben doch zufällig übereinander stolpern und uns dann nicht mehr wirklich wehren können.

Dies, dabei auf die Hilfe Dritter, den Zufall oder höhere Mächte angewiesen sein, gefiel mir noch nie, im Gegenteil scheint es mir eine contra dictio der Liebe zu sein, die Freiheit in der Hingabe aneinander bedeutet und sich nur so auch finden kann, wenn sie sein soll. Liebe ist der stärkste Ausdruck des freien Willens und der Unterordnung unter die Hormone unserer Natur zugleich, die manche gern mit Götternamen oder Sterndeutungen versehen, was aber logisch zum Ziel systemimmanent in Widerspruch steht. Wer nicht frei liebt, sondern von Gott ge- oder verführt, liebt genauso wenig wie derjenige oder diejenige, die dabei dem Rat der Sterne folgen oder den Wünschen Dritter gehorchen.

Dennoch lieben Menschen, die glauben, genauso wie Menschen, die dies logisch einzig schlüssige richtig erkennen und wer wäre ich, die eine oder andere Liebe beurteilen zu wollen - warum die Liebe eben ist und kommt, auch wenn ihr Auftreten wie ihr Verbleib völlig unlogisch eigentlich sind. So mag Liebe unlogisch oder unvernünftig sein, es muss nichts an ihrer faktischen Existenz ändern und was ist, ist, sagt die Natur und sich gegen diese zu stellen, wäre noch unvernünftiger als die real gefühlte Liebe beurteilen zu wollen.

Wem das nun schwer verständlich oder verwirrend erscheint, möge sich an die obige Handlungsempfehlung erinnern, es braucht nur Offenheit unserer Natur nach, um nichts falsch zu machen, was es in der Liebe ohnehin nicht gibt, aber vermutlich braucht es sonst Jahre und ewige Versuche, um festzustellen, was passt und gut ist und wovon wir lieber die Finger im wahrsten Sinne des Wortes lassen.

Diese Empfehlung hatte ich damals nicht und so stolperten wir zwei eher peinlich und mit einigen Umwegen zueinander. Als wir das Lager wirklich gerührt oder zumindest mit der formal gebotenen Betroffenheit wieder verließen, schaltete sich doch mein Busnachbar ein, dem ich leichtsinig im Herrengespräch von meinem Begehren erzählt hatte.

Und was tat dieser leichtfertige Kerl?

Er stellte uns einfach einander vor, dass er nicht noch sage, und das ist …, der hat sich in dich verknallt, wollt ihr es nicht mal versuchen, konnte ich wohl ein Glück noch nennen und dafür dankbar sein. Sie war sichtbar peinlich berührt, wie ich es auch war, der darob, ihr zuzwinkernd, die Augen verdrehte. Dennoch, nun kannten wir uns - sie reichte mir die Hand, stellte sich vor und ich war auch zu aufgeregt, um wirklich cool zu sein.

Es dauerte nach diesem Ausflug noch bestimmt drei Monate, gefühlt zumindest, bis wir uns das erste mal besuchten und dann der erste Kuss ungestört von Dritten kam, über die wir vorher ein wenig gelästert hatten, statt dankbar zu sein, dass sie uns einfach zusammenbrachten, um was wir wohl beide, wie wir uns danach eingestanden, seit Monaten kreisten. Die Vorstellung fand im frühen Herbst oder späten Sommer statt, der erste Besuch beieinander dauerte bis Februar, in der ich ihr alle Energie meist vergeblich widmete.

Als es dann begann und wir uns das erste mal fast nackt streichelten - es war bei ihr, die bei ihrer Großmutter wohnte im Souterrain, also an keinem Ort sicheren ungestörten Rückzugs - war es schon fast wieder vorbei, was ich, der ewig darauf gelauert hatte, mit ihr zu schlafen, wieder der erste zu sein, nicht bedauern darf, um den Grund dafür, der mir dann lange sehr wichtig wurde, nicht zu schmälern, was ich aber, als ich es dann viel später doch noch einmal tat, sehr leid tat, denn ich hatte manches schönes womöglich verpasst bei der später Goldschmiedin meiner Verlobungsringe, aber das ist eine andere Geschichte und nach Monaten tatenloser Geduld siegte mit Beginn der eigentlichen Taten dann doch die Ungeduld, die mich weitertrieb ins dann nächste Kapitel
jens tuengerthal 17.12.15

Kulturgeschichten 073

Terrorparty

Wer sich gegen einen Staat auflehnt
Ist ein Terrorist außer dieser ist ein
Terrorstaat dann nennen wir solche
Freiheitskämpfer zumindest als Sieger

Wer verliert ist meinst ein Terrorist
In der historischen Beurteilung zumindest
Bis die Zeiten sich irgendwann ändern
Die Terroristen morgen Helden sind

Manchmal fällt die Abgrenzung schwer
Wenn die Mittel der Freiheitskämpfer
Uns klar terroristisch erscheinen so hehr
Ihr Ziele sonst sein mögen bleibt es Terror

Beim IS sind wir uns derzeit noch sicher
Noch sicher und hoffen sie verlieren auch
Wenn die Chancen für einen Sieg unklar
Im Netzwerk internartionalen Terrors sind

Am 16. Dezember 1773 enterten in Boston
Die Söhne der Freiheit als Indianer verkleidet
Die Schiffe der englischen East India Company
Warfen bei der Boston Tea Party Tee ins Wasser

Die 342 Kisten Tee die an diesem Tag
Zu Boston im Meer versenkt wurden waren
Der Auftakt zum amerikanischen Bürgerkrieg
Der sich am Steurstreit mit England entzündete

Die Kolonialmacht hatte hochverschuldet die Steuern
Für die Kolonie erhöht um diese an den Kosten
Der Truppen im Konflikt mit den Indianern auch
Zu beteiligen wobei die Belastung milde war

Das englische Mutterland ertrug eine fünfzigfach
Höhere Steuerbelastung dennoch stießen die
Gesetze auf starken Widerstand in den
Kolonien in Nordamerika die sich wehrten

Schlagwort dabei wurde no taxation without
Representation da sie zwar wahlberechtigt
Im Mutterland waren dies aber aufgrund der
Entfernung faktisch nicht ausüben konnten

Als nach energischem Protest die Steuergesetze
Wieder aufgehoben und dafür durch den
Tea Act ersetzt wurden ging die Kalkulation
Für England nicht auf und der Widerstand wuchs

Es kam beim Einlaufen der Dartmouth in Boston
Die voller billigen Tees war zur Eskalation bei der
Sich gegensätzliche geschäftliche Interessen hart
Gegenüberstanden zwischen Krone und Kolonien

Als die Einigung gescheitert war liefen als
Mohawk Indianer verkleidete 50 Bürger die sich
Söhne der Freheit nannten zum Hafen und warfen
45 Tonnen Tee völlig gewaltfrei noch ins Wasser

Mitbeteiligt an der sorgsam geplanten Aktion
Waren Freimaurer der St. Andrews Loge
Die Indianerverkleidung wurde gewählt um sich
Mit deren Freiheitsideal zu identifizieren

Freiheit und Terror gehen häufiger noch
Hand in Hand als es ihrer Art entspricht
Es wird die eine missbraucht um einzig
Die andere zu erreichen was absurd bleibt

Kein Leben ist ein nur Ideal je wert
Nichts ist es ohne Freiheit zu leben
Dazwischen suchen wir Kompromisse
Fraglich wozu wir uns umbringen wollen

Es bringt niemanden um wenn wir nur
Tee ins Wasser werfen als Protest gegen
Eine Politik kolonialer Herrschaft dagegen
Sind die radikalen Islamisten nur Mörder

Mörder die Millionen Opfer unserer Waffen
Wie amerikanischer Drohnen rächen wollen
Als lebte von der nur Rache irgendwer
Länger oder glücklicher am Ende

Wer hier zuerst Täter und wer Opfer ist
Wird immer schwerer erkennbar genau
Wie die Autorität welche in Terroristen
Und gerechte Kämpfer die Welt teilt

Kein Krieg ist gerecht nie einer nötig
Es gibt keine legitimen Interessen die
Krieg außer zur Verteidigung rechtfertigen
Wer damit Politik fortsetzt ist Terrorist

So werden wir von Terroristen regiert
Wie bedroht weil die Regierenden sich
Andernorts als Terroristen aufführen
Und wundern uns das so viele sterben
jens tuengerthal 16.12.15
 

 

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Kulturgeschichten 072

Rechtrechnung

Menschenrechte sind wertlos
Wenn es keinen Rechtsstaat gibt
Diese auch durchzusetzen sondern
Alles herrschender Wilkür unterliegt

Die USA haben dies am 15.12.1791
Mit der Aufnahme der Bill of Rights
Als Zusatz ihrer Verfassung einst
Vorbildlich getan weit vor Europa

Auf der Basis der Werte der Aufklärung
Werden allen Bürgern dabei Grundrechte
Unveräußerlich zugesichert wie es bereits
1789 der Kongress tat dem 11 Staaten folgten

Diese Rechte sind von jeder Person
Vor jedem Gericht eines Bundesstaates
Einklagbar auch gegenüber dem Gesetzgeber
Wo dieser nicht verfassungskonform handelte

Es werden darin Staat und Kirche getrennt
Religionsfreiheit Meinungsfreiheit Pressefreiheit
Versammlungsfreiheit und das Recht auf Petitionen
Allen garantiert die davon betroffen sind

Soweit die Macht nicht per Gesetz der Regierung
Des Bundes gegeben ist liegt sie bei den Bürgern
Die Freiheit wird anerkannt und ihre Beschränkung
Bedarf eines gültigen Gesetzes für Bund und Staaten

Es kommt in diesen Regeln das Menschenbild der
Epikuräer stärker zum Ausdruck als der Christen
Das Individuum wird auch vor dem Staat geschützt
Die Freiheit ist zentral für unsere Existenz

Es dauerte von der Renaissance bis in die Gegenwart
Bis dieses Menschenbild endlich hier akzeptiert wurde
Fern sind noch immer einige Narren davon die nicht
Begreifen wollen was Freiheit ausmacht für uns

Nur wer sie jedem zu gleichen Rechten zubilligt hat
Damit den Anspruch auch seine Rechte zu verteidigen
Wo diese durch den Staat oder Dritte bedroht werden
Ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen

The pursuit of happyness ist nicht Ausdruck eines
Religiösen Glaubens an ein erfundenes Paradies
Damit dumme Bürger die Gegenwart ertragen
Sondern ein Anspruch an unserer Wirklichkeit

Diese wichtigen Regeln sollten wir uns dringend
Wieder ins Gedächtnis rufen aus einer Zeit als
Die USA noch ein Vorreiter der Freiheit war
Statt nur imperialistischer Kriegsführung

Guantanamo verstößt klar gegen die Verfassung
Spricht der Bill of Rights Hohn und wird dafür
Mit einer erhöhten Sicherheit gerechtfertigt noch
Die es nie geben kann im Gegenteil sogar

Die Spionage der NSA wie die Überwachung
Durch Geheimdienste wegen Generalverdachts
Ist genauso verfassungswidrig und verstößt auch
Gegen heute gülltige europäische Grundreche

Der Terror der Islamisten wird mit einem Terror
Unserer Staate gegen ihre Bürger beantwortet
Wir wissen nicht mehr wo wir von welchen Diensten
Wie weit überwacht werden wir sind also unfrei

Es ist höchste Zeit das Bewusstsein zu schärfen
Für die grundlegende Bedeutung der Freiheit
Die von der Angst immer wieder mißbraucht wird
Wie wir es bei Pegida bis Front National erleben

Unsere Werte sind nichts wert wo wir sie nicht
Durchsetzen und die Unschuldsvermutung als
Grundrecht außer Kraft zu setzen stellt die
Demokratie wie die Republik infrage

Wer zur Sicherheit aufgibt was er damit nur
Vorgibt verteidigen zu wollen betrügt sich wie
Alle die davon auf Dauer betroffen sind zersört
Den Rechtsstaat als Wahrer der Freiheit

Die Stärkung der geistig verwirrten Verschwörer
Um Pegida und Le Pen durch den Gehorsam
Gegenüber der Angst ist das Ergebnis einer
Kollektiven Feigheit verbunden mit Verrat

Wer die Freiheit verteidigen will muss aufstehen
Darf sie nicht zur Sicherheit verspielen die es
Nie geben kann auch darum sollten wir uns wie
Die USA an die Bill of Rights dringend erinnern
jens tuengerthal 15.12.15
 
 

Frauenliebe 012

Liebestod

Mit 16 starb ich, nicht für die Ewigkeit, aber doch klinisch sehr plötzlich mit erstaunlich langen Folgen. Über was ich nichts weiß, gibt es nichts zu sagen, darum auch dazu nur wenig und das als ich wieder da war. Alles übrige geschah eher an mir vorbei und ohne meine Beteiligung veränderte aber mein Gefühl für Liebe und darum spielt es doch eine gewisse Rolle hier.

Der Liebestod ist ein klassisches Motiv, auch wenn mir der Gedanke im wertherschen Sinne später noch häufiger nah kommen sollte, habe ich ihn noch nicht erlebt, nur geträumt und meine Erlebnisse bescheiden sich in der Praxis auf das, was die Franzosen so treffend kleinen Tod nennen allerdings bis dahin noch relativ ungleichzeitig und einsam aber davon hatte ich ja noch keine Ahnung.

Zwischen dem dramatischen Liebestod und dem orgiastischen kleinen Tod aber liegt noch der ganz gewöhnliche, der Außenstehenden aber immer höchst dramatisch erscheinende, besonders bei gerade sechzehjährigen, die mit dem Fahrrad verunglücken. Wie oben schon gesagt, weiß ich nichts mehr davon, es ist durch den Schlag auf den Schädel, den mir der entgegenkommende Bus versetzte, gelöscht. Da ist nichts mehr und ich habe dazu nichts zu sagen.

Auch als ich tot auf der Straße lag, also mein Herz nicht mehr schlug, war da einfach nichts, was ja auch logisch wäre, von nichts kommt nichts, aber ich kann es nicht beurteilen, für mich ist es einfach dunkel und das erste Licht kommt etwa sechs Wochen später - dunkel habe ich den Besuch meines verehrten Patenonkels in Erinnerung, der an meinem Bett heulte, aber das tat er vor Rührung häufiger, außerdem wurde mir später davon erzählt und so gesehen ist es vermutlich keine Erinnerung sondern nur eine Täuschung, bewusstlos war eben nichts los.

Als es mich erwischte, war ich auf dem Weg in die Schule mit dem Rad einer meiner Freundinnen aus der vorigen Schule, die in der benachbarten Stadt wohnte und die ich am Abend mit anderen treffen wollte, um zum Geburtstag eines Freundes zu fahren, mit dem ich vor einigeeiniger Zeit bei einem Alkoholexzess in meinem Zimmer versumpft bin, aber das hat nichts mit dieser Geschichte zu tun, außer vielleicht die verbundene Einladung zu ihm, der sehr vornehm wohnte, weil sein Vater der Chef eines der wichtigsten Unternehmen der Stadt war, was aber auch relativ belanglos für die Geschichte ist, ihr nur eine lustige Note gibt, weil ich das Haschisch in der Tasche hatte, was wir am Abend zusammen rauchen wollten.

Ein winziges Stück nur, vermutlich hatte ich es bei dem Punk in meiner Realschulklasse gekauft, der immer etwas hatte oder organisieren konnte, ich erinnere es nicht mehr, weder ob ich dafür bezahlt habe, noch, ob er es mir schenkte - sollte er mich damit als Kunden werben wollen, war es nicht sehr erfolgreich - nach dem ersten Deal verschwand ich für ein halbes Jahr von der Bildfläche.

Dieses winzige Stück aber verschwand nicht sondern wurde von der Polizei mit meinen übrigen Kleidern, aus denen ich am Unfallort geschnitten wurde, zu meiner Mutter nach Hause gebracht, die das Zeug erstmal weggeräumt hat. Viel später fand ich das Stück in Aliufolie gewickelt in der Tasche meines Sakkos, es war wirklich winzig, kaute es, verschluckte es dann, eher unabsichtlich oder unachtsam und genoß auf einem Spaziergang durch den Ort einen herrlichen Rausch, stand mindestens eine halbe Stunde vor einer Ampel und freute mich an deren Farbspiel.

Dieser Unfall war auch wie ein Traum, das erste bewusste Erlebnis war der Transport mit dem Rettungswagen von der Intensivstation in den Reha, den ich aufregend fand und bei dem mir übel wurde, beim Blick aus dem Fenster des Rettungswagens. Dort erst, im Reha wurde ich langsam wieder bewusst, wenn auch widerwillig, weil es lästig war mit diesem gelähmten Arm, im Gitterbett und nicht sprechend sollte ich auf einer Tatstatur eintippen, was ich zu sagen hätte und ich tat es zu Beginn aus mir unerfindlichen Gründen auf englisch und das noch dazu relativ fehlerfrei wohl. Aber diese ganze Phase, die sich Wochen hinzog und mich etwas über die Relativität der Zeit lehrte, ist sehr verschwommen, häufig dachte ich noch, dies sei ein Alptraum aus dem ich hoffentlich bald erwachen würde - so schlief ich aus dem Nichts wieder aufgetaucht viel, habe wenig Ahnung was war und mit mir passierte.

Aus Erzählungen weiß ich, was mir gräßlich peinlich war zunächst, ich später aber lockerer sehen lernte und warum dazu gleich, dass ich in der Phase der Bewusstlosigkeit ständig onanierte und mit meinem erregierten Glied spielte - wohl mit rechts, da ich linksseitig ja diese spastische Lähmung nach dem Schlag auf den Kopf hatte. Wenn nichts mehr funktionierte und ich so fertig war, dass mein Vater anfangs überlegte, ob er nicht sogar die Maschine abschaltete, da die Hoffnung relativ gering war, dass es wieder würde, der Schaden zu groß bereits war, die Lust und der Trieb blieben und führten mich auch aus dieser dunklen Zeit wieder ins Licht des Bewusstseins zurück, da der bewusstlose Sex auch keine Erinnerung hinterlässt - da ich aber mit diesem Verhalten einige sehr junge Schwestern wohl ein wenig schockierte, ich weiß ja von nichts, wurde ich fixiert, was mein Vater dann bei seinen täglichen Besuchen wieder änderte.

So vergingen Monate in denen mich die Lust wohl umtrieb, ich von Liebe nichts weiß und die im übrigen im Nebel der irgendwie Bewusstlosigkeit nach Schlag auf den Kopf verschwinden. Später besuchte ich einmal die Schwestern, die ich so schockiert hatte und sie waren mehr als nett, wollte zwar keinen Kaffee mit ihnen trinken, den mochte ich immer noch nicht aber dafür die Schwestern um so lieber und eine lernte ich dann noch ein wenig näher kennen, aber das ist wirklich eine spätere Geschichte.

Als ich langsam wieder zu mir kam und zum ersten mal zu meinen Eltern in mein Zuhause durfte, konnte ich noch nicht wieder laufen, war also irgendwie bettlägrig, da ich zumindest ein Bein nach Fraktur im Oberschenkel, die mir eine prächtige Narbe brachte, zumindest ein männliches Kultobjekt an mir, dachte ich damals, noch nicht belasten durfte. Meine Freunde kamen mich besuchen und am längsten blieb eine bei mir am Bett sitzen, die ich vorher als unerreichbar angeschwärmt hatte, hielt meine Hand und war so süß mit mir, dass ich mir erstmals wünschte, dies möge real sein und ich nicht träumen, was ich ihr auch sogleich erzählte, um der Situation die genügende Dramatik und Rührung zu geben, was zumindest ein wenig gelang - sie bekam feuchte Augen, weinte ein wenig, ließ sich in meinem Arm trösten und wir küssten uns keusch, auch wenn meine Sehnsucht eine unendlich andere wohl war.

Tiefe Liebe fühlte ich für sie, die noch aus dem alten Leben kam, mir noch schöner schien und mich auch als damals Krüppel, ich saß noch im Rollstuhl, was mir mehr als unangenehm war, dachte sogar, wenn das so bliebe, wäre ich besser gestorben, das Gefühl gab liebenswert zu sein als Mann aber das war ja noch alles bloße Theorie und so gaben wir uns zärtlich dem großen Gefühl hin, was bei mir mehr wollte als bei ihr aber das war gerade egal, ich lebte und wollte wieder normal werden, um diese wunderbare Frau werben, auch wenn sie vermutlich unerreichbar blieb - immerhin erzählte sie mir nichts von einem anderen und war unendlich liebevoll.

Das fast halbe Jahr auf der Kinderstation im Reha, wo ich zu den ältesten zählte zog sich in meinen Augen unendlich, in Wirklichkeit waren es bewusst nur etwas über drei Monate, die mir liebe Freunde neben meiner Familie wunderschön verkürzten. Jeden Montag kam mein neuer bester Freund gleichen Namens mich besuchen und wir gingen zusammen eine Pizza in der Pizzeria gegenüber dem Reha essen und machten Pläne, was wir alles tun wollten, wenn ich hier wieder raus wäre, irgendwann. Er fuhr die lange Strecke jedesmal mit dem Fahrrad, ein nicht zu unterschätzender Liebesdienst, den ich ihm nie vergessen werde, so fern wir uns auch später noch wurden, als er die letzte der geteilten heiratete, in die Provinz zog, während ich in Berlin ankam.

Trotz der Behinderung und meines seltsamen Benehmens am Anfang gab es noch zwei wunderbare Begegnungen in dieser Phase, als ich gerade dem Tod noch von der Schippe hüpfte.

Das eine war der Besuch meiner alten Kinderfreundin, deren Mutter schon eine Freundin der Familie gewesen war und die ihren Schulabschluss fern von hier gemacht hatte, nun bereits in London studierte und zu Besuch bei ihrer Mutter war. Sie kam mich und meine Familie besuchen, wo sie wie eine Tochter war, erzählte viel und spannend, hatte aufregendes in der Welt schon erlebt, die sie bereits gut kannte. Diesmal machten wir keine Doktorspielchen, aber über die Erinnerung an diese kamen wir ins Gespräch. Von diesen war der Schritt ein kleiner über Sex zu reden und was wir besonders mögen, sie erzählte von ihrem ersten Mann, der auch aus einem fernen Kontinent kam, groß war und irgendwie typisch für diese Männer, was sie erlebt hätte im warmen Meer der dortigen Gefilde. Irgendwann sagte ich dann, schade eigentlich, dass wir nie und - oh Wunder der Natur - das fand sie auch. Sie war damals schon, obwohl eigentlich sehr sportlich eine sehr üppige Frau mit großem Busen, war ein Jahr älter als ich und so taten wir es unter meinem Hochbett.

Es war schön und ich erfreute mich an ihrer Figur, die nun eine ganze andere war, als das kleine Mädchen was ich noch kannte. Ein schlechtes Gewissen hatte ich aber dabei, weil ich dachte, wenn ich jetzt mit ihr Sex habe, dann waren wir doch irgendwie zusammen und das wollte ich irgendwie auch nicht und so blieb es bei dem einen mal, an das ich lächelnd dachte, als ich Jahre später bei ihrer Hochzeit in einem wunderbaren südlichen Badeort weilte - in der Kirche dachte, als die Braut in jungfräulichem weiß an mir vorüber ging, wie sie einst mit wogendem Busen auf mir ritt, als ich noch nicht ganz wieder auf der Höhe meiner Kräfte war. Es wurde eine traumhaft schöne Hochzeit und sie ist immer noch glücklich mit ihrem wunderbaren Mann verheiratet, glaube ich und denke, wir haben uns lange nicht mehr geschrieben, ich sollte ihr mal wieder eine Nachricht schicken, vielleicht dies zu lesen geben, mit einem Lächeln über die geteilte Vergangenheit. Damals aber plagte mich ein wenig mein schlechtes Gewissen, sie gehörte ja quasi zur Familie und sie war katholisch aber ich hatte nicht vor ihr einen Antrag zu machen oder ihr meine große Liebe zu erklären und dachte das wäre nicht in Ordnung, denn irgendwie gehörten Liebe und Sex doch zusammen.

Damals war mein emotionaler Haushalt nach dem Schlag auf den Kopf noch nicht ganz wiederhergestellt und ich wusste nicht mehr so genau, was Liebe war, was erlaubt war, was nicht, sondern musste mir alles irgendwie erklären und führte das auf den Schlag auf den Kopf zurück, den ich bekommen hatte. Dies Bedürfnis auch Gefühle erklären zu können und verstehen zu wollen, was mich umtrieb, verließ mich auch später nicht mehr aber ich lernte, damit zu leben und nannte halt Liebe, was andere auch so nannten und was bestimmte Gefühle auslöste wie die Flugzeuge im Bauch oder die unendliche Sehnsucht.

Erst viele, viele Jahre später, schon über vierzig lernte ich eine Frau, die so schön wie intelligent war, kennen und wir verliebten uns in unsere Worte und die gefühlte Nähe, die nur wenige male überhaupt real wurde und sie erzählte mir, wie es ihr mit den Gefühlen ging und das dies an ihrem Asperger Syndrom und ihrer Hochbegabung lag und mit einem mal wurde mir vieles klar - ich war zwar nicht normal aber doch wieder, sicher kein Asperger aber in manchem ähnlich und wir dachten und fühlten ähnlich schnell und intensiv. Damals aber führte ich es noch auf den Schlag auf den Kopf zurück und mit den Jahren vergaß ich es, weiter zu hinterfragen.

Müssen wir die Liebe verstehen oder genügt es, sie zu empfinden, um sie ganz zu genießen?

Weiß es bis heute nicht, finde die Frage immer noch spannend aber gebe mich zu gern auch einfach dem Gefühl hin, was ich nicht verstehe, weil es einfach wunderbar ist, zu lieben. Mehr weiß ich davon bis heute nicht, doch wo ich darüber schreibe und mich an viele Gespräche darüber erinnere, habe ich das Gefühl, dass es anderen ähnlich ergeht. Es ist eben da und wir müssen damit umgehen und manchmal verschwindet es auch einfach wieder, ärgerlich nur, wenn dies nicht gleichzeitig passiert und eine Seite über die noch vorhandene Liebe des anderen etwas befremdet ist. Seltsam daran ist auch, dieses Gefühl ist stärker als die Lust und verdrängt diese in mir sogar, wenn ich eine anbete, zumindest solange, bis es dazu kommt. Aber sogar dabei kann zuviel Gefühl fast hinderlich sein, hemmt mich eher als, dass es mich zum leidenschaftlichen Liebhaber macht, der auch nüchtern überlegt und versucht, was nun geboten wäre.

Ob wir darum mit weniger Gefühl leichter genüßlichen Sex haben können, ist vielleicht etwas übertrieben, aber eine gewisse Nüchternheit hilft dabei und erleichtert den Weg zum Ziel, ist mir aufgefallen und am erfolgreichsten war ich immer bei Frauen, wenn ich nichts vorhatte. Umgekehrt standen mir Berge von Gefühl, an denen immer noch der mir heilige Gedanke von Familie hing, auf dem Weg zum Sex manchmal im Weg und ich erging mich in langen Liebesrklärungen, später auch in Versen, statt nüchtern und zielgerichtet dorthin zu kommen, wohin alle Wünsche zielen.

Wobei gerade sensible Frauen, die ich besonders mag, es nicht mögen, wenn Männer zielgerichtet sind, sich aber dafür gerne Typen aussuchten, die nur das von ihnen wollten, sich dann immer wieder ausgiebig darüber bei mir beschwerten. Versicherte dann immer gerne, ich sei ganz anders und wollte doch oft auch nur das eine auf der einen Seite, während ein großes Gefühl in mir immer nach der großen Liebe suchte, mit der ich alles zärtlich teilen wollte. Im Ergebnis war ich also keiner der Männer, die nur das eine wollten, nur einer, der das eine auch gerne wollte, dem das andere innerlich viel wichtiger war, der sich aber im entscheidenden Moment auch gern von seinem Schwanz leiten ließ.

Damals war das alles noch ziemlich durcheinander in mir, wie ich dachte durch den Schlag auf den Kopf, aber vermutlich war es ganz normales pubertäres Denken und Erkunden neuer Welten, die aufregend schön waren.

Schön und aufregend war auch das nächste Erlebnis, als mich eine Schwesternschülerin aus dem Reha mit in die Stadt nahm, wo ich Freunde treffen wollte. Sie war ein Traum, groß mit weißblonden Haaren, schlank und ein Engel vom Wesen. Sie hatte auf der Schule Abitur gemacht, in die auch mein bester Freund ging und kannte ihn von Ferne vom Rudern, was sie auch praktizierte und was ihre tolle Figur noch unterstützte, ihren Po fest und rund machte - aber daran war auf der Fahrt ja noch kein Gedanke gewesen. Sie war eine Schwester und ich ein Patient, wir plauderten nett über Bekannte und irgenwann kamen wir zu meinem Verlauf, der rasant zum Guten verlief, ich stand kurz vor der Entlassung und sie fragte mich nach meinen Erinnerungen an die Zeit als ich bewusstlos war - weiß nicht mehr genau, was ich darauf antwortete, denn es gibt von der Wirklichkeit ja mehrere Versionen, die immer am besten zum Zuhörer passten, ich wollte ja gefallen und gerade ihr wollte ich gefallen. Schließlich kamen wir auf die Zeit auf der Intensiv, an die ich ja keinerlei Erinnerungen hatte und ich erzählte ihr lachend, was mir mein Vater erzählt hatte, dass ich die ganze Zeit onaniert hätte, auch wenn ich ehrlich gesagt etwas fürchtete, es könnte sie verschrecken, wurde sie immer neugieriger und stellte Fragen, die ich nicht beantworten konnte.

Einmal beim Thema Sex angekommen, blieben wir dabei, sie erzählte von ihren ersten schlechten Erfahrungen mit einem Typ, der sich einfach nur genommen hätte, was er wollte und sich überhaupt nicht fragte, was sie schön fände und ich empörte mich mit ihr solidarisch über diesen Idioten, sagte mehr aus Spaß, dass würde mir nicht passieren, wenn ich denn dürfte und sie antwortete, das glaube sie auch, wir sahen uns einen Moment an, es kitzelte aber dieser Traum schien mir zu schön, Realität zu werden. Witzelte ein wenig darüber und schließlich waren wir da, sie stellte den Motor ab und fragte noch, ob sie mich irgendwo hin bringen sollte, sie hätte es über das Gespräch ganz vergessen, zu fragen und ich sagte nur, ja, ich habe auch alles vergessen - dann umarmten und küssten wir uns und sie fragte mich, ob ich mitkommen wolle.

Natürlich wollte ich, welch Frage, nichts schöneres konnte ich mir vorstellen, der Traum von einer Frau. Es wurde schön aber weniger wild als ich es geträumt hatte, eine nahezu perfekte Figur im Arm, die ich begehrte und in die ich mich zu gern verliebt hätte, mit der ich stolz durch die Straßen gezogen wäre, damit alle sehen, was der eben noch Behinderte für eine Eroberung gemacht hatte und hoffte in ihrem Schatten zu erstrahlen. Leider hatte sie schon vorab klargestellt, dass, was immer nun auch passiere, ein strenges Geheimnis bleiben müsse, von dem niemand erfahren dürfe, sie sei schließlich Schwesternschülerin und ich ihr Patient, noch dazu minderjährig, sie könne ins Gefängnis kommen und ich würde ihre Existenz zerstören - nichts lag mir ferner, ich wollte sie ja glücklich machen, aber es geheim halten, was ich vor Glück in die Welt hinausrufen wollte, war auch komisch.

Mehr sage ich darüber nicht, versprochen ist versprochen und sie kann sich auch fast 30 Jahre später auf mein Wort verlassen, keiner wird je erfahren, was passierte, ob etwas passierte oder irgendetwas, was sie in eine mißliche Situation brächte - hätte mich ja gern der Liebe ganz hingegeben, aber ich traute mich nicht, fürchtete, sie würde mich nur unglücklich machen und was sollte ich mir da auch für Chancen ausrechnen, realistisch betrachtet und so geschah, was geschah und was unserer Natur entsprach über das aber auch hier der Mantel des Schweigens gedeckt sei.

Bald danach wurde ich aus dem Reha entlassen und es gibt nichts abenteuerliches mehr zu vermelden, weder in Hinsicht der Ritterlichkeit noch der Minne und ich ging ganz normal wieder in die Schule, sonst nichts und lebte weiter, als wäre ich nicht gestorben, was uns wieder zeigt, der Tod geht uns nichts an, es geht um den Genuß des Lebens, wie es sich zeigt, schnell ist es vorbei und darum gut, sich an jedem Glück zu freuen, weil mehr ist es nicht - nichts danach und nichts davor, wir sind, solange dies Herz schlägt oder noch rechtzeitig wieder dazu überredet wird, sonst nichts und wenn wir nicht mehr sind, ist nichts mehr und darum ist, was nicht ist, für uns, solange wir sind, herzlich egal und der Tod hat nichts bedauerliches, nähmen wir uns weniger ernst und genössen den Augenblick mehr, als was er ist, wären wir wohl oft glücklicher und was sonst, sollten wir wollen?
jens tuengerthal 15.12.15
 
 

Dienstag, 15. Dezember 2015

Kulturgeschichten 071

„Die Geschichte zeigt uns edle und freie Männer, welche es wagten, vor dem Angesicht der Könige die volle Wahrheit zu sagen; das Befugtsein gehört denen, die den Mut dazu haben. Oft hat ihr Bekenntnis gefruchtet, zuweilen hat es sie verderbt, nicht ihren Namen. Auch die Poesie, der Geschichte Widerschein, unterläßt es nicht, Handlungen der Fürsten nach der Gerechtigkeit zu wägen. Solche Beispiele lösen dem Untertanen seine Zunge, da wo die Not drängt, und trösten über jeden Ausgang.“

Jacob Grimm: Über meine Entlassung (1838)

Protestasyl

Der Schwarze Block tat sich keinen Gefallen
Mit der wütenden Randale in Leipzig
Goss nur Öl auf die Mühlen der Spießer
Die linke Gewalt für schlimmer halten

Einfache politische Bilder sind der Geist
Der Pegiden die sich stets fürchten noch
Zu kurz zu kommen und einer könnte es
Wagen ihre enge Ordnung zu stören

Angst um die Ordnung ist weit verbreitet
Im Osten verständlicherweise noch mehr
Einmal verloren fürchten sie sich logisch
Nachdem die beschauliche DDR scheiterte

Wer gegen die bestehende Ordnung
Dagegen mit Gewalt aufsteht ist Feind
Aller ängstlichen Spießer wie zugleich
Des Rechtsstaates noch der sie hütet

Dass es in Sachsen inzwischen Gründe
Genug gibt den Spießern mal etwas
Feuer unter die trägen Ärsche zu machen
Ist mehr als verständlich dennoch falsch

Sie werden nichts begreifen wenn sie
In ihrem Hass auf die bunte linke Szene
Durch Gewalt noch bestätigt werden
Schaden ihrem Land engstirnig weiter

Mancher fragt sich wohl warum es in
Schweren Zeiten den Spießern noch
So leicht fällt sich zu radikalisieren
Statt sich vernünftig mittig zu treffen

Sind es die einfachen Antworten immer
Der Radikalen die ihnen Jünger bringen
Merken die Sachsen nicht dass sie den
Salafisten näher sind als dem Grundgesetz

Das Grundgesetz ist die Basis jedes
Politischen Diskurses sagen Demokraten
Muss geändert werden brüllen Radikale
Ist in Gefahr fürchten viele längst

Ihre Verfassung in Gefahr sahen auch
Die Göttinger Sieben wogegen sie logisch
Schriftlich bei ihrem König protestierten
Ernst August war gerade neu im Amt

Zurecht aus demokratischer Sicht hatte
Doch der König die liberale Verfassung
Wieder kassiert als Hannover aus der
Personalunion mit England ausschied

Neben den berühmten Gebrüdern Grimm
Waren führende Köpfe der Wissenschaft
An dieser Protestaktion auch beteiligt
Die alle sieben entlassen wurden danach

Feige distanzierte sich die Universität
Göttingen von den Professoren in einem
Unterwürfigen Schreiben an den König
Dies ohne ein offizielles Mandat dafür

Doch fand die Aktion viel Zustimmung
Im ganzen Land und Göttinger Bürger
Zahlten den Suspendierten ihr Gehalt
Der König von Preußen gab ihnen Asyl

Preußen profitierte von der Anwesenheit
Der Grimms die den Ruf der Universität
Dort hoben entscheidend forschten zur
Sprache und ihr Lexikon schrieben

Später wurden sie Ehrenmitglieder auch
Des Paulskirchenparlaments nach 1848
Blieben über Märchen hinaus berühmt
Göttinger Provinz wurde nur belächelt

Lachen wir lieber über die Sachsen die
Ihr Aussterben noch beschleunigen
Mit engstirniger Intoleranz bald ihr Land
Zum Landschaftspark eben machen

Die Göttinger Sieben zeigen uns klar
Intoleranz lohnt nie wer verbannt verliert
Seine klügsten Köpfe statt sich noch
Mit ihnen schmücken zu können

Berlin ging es nach 1848 ähnlich noch
Als sie Virchow als Revolutionär bannten
Ihn später aber dafür soweit einsichtig
Aus Erlangen zurück werben mussten

Ein Seehofer wurde auf dem CDU Parteitag
Mit wenig Applaus begrüßt was schon
Dezente Strafe genug für ihn wohl war
Nach vorigen Ovationen für Merkel

Er bellte leiser als sonst und weiß so
Keine Mehrheit hinter sich muss wieder
Mit radikalen Forderungen beidrehen
Bellt nur laut und wurde verspottet

Ein Generalsekretär Hintze durfte ihn
Als Gastarbeiter begrüßen womit er ein
Vereinzelter Fremder blieb dem einzig
Ein religiöser Delegierter verwirrt zustimmte

Preußen profitierte von seiner Toleranz
Gegenüber den Hugenotten auf Dauer
Weit mehr als die Integration ihnen je
Probleme schaffte durch Weitsicht

Deutschland bis auf Teile Neufünflandands
Wird von der Zuwanderung auf Dauer
Profitieren wenn es Perspektiven gibt
Wie Preußen den Göttinger Sieben

Die zunehmende rechte Gewalt gibt
Grund genug für den Zorn von Leipzig
Verständlich ist es klüger nur wäre es
Den rückständigen Osten zu verspotten

Wir schaffen das weil wir es schaffen
Müssen und trotz der Hürden davon
Auf Dauer profitieren während sichtbar
Ausstirbt wer sich nicht bemüht

Der langfristige ökonomische Schaden
Als Folge der Intoleranz ist größer als
Jede längst angemessene Bestrafung
So kann nichts tun klüger auch sein

Wer die Vertriebenen aufnimmt wird davon
Immer profitieren wie klein aber ist
Wer bei der ersten Aufgabe aufgibt
Statt Lösungen dafür zu suchen

Aussitzen ist kein Handeln aber kann
In manchem Fall deutlich effektiver sein
Merkel behielt recht es kommt keine Maut
Seehofer macht sich wieder lächerlich

Friedrich Wilhelm IV. war kein großer
Demokrat erkannte aber richtig das nötige
Merkel wird keine Linke werden tut aber
Was dem Land gut tut auf Dauer

Dieser Weitblick mit humanem Gesicht
Tut Deutschland in der Welt gut dafür
Werden sich alle wundern die sie längst
Für verloren im Land hielten das sie liebt

Kurzzeitige Schwankungen in Umfragen
Müssen sie nicht mehr sorgen längst
Kann sie statt der zerrissenen SPD mit
Einer absoluten Mehrheit fast rechnen

Sorgen müssen sich die östlichen Länder
Denen die Integration der Rechten weiter
Misslingt die immer mehr zum Sperrgebiet
Für internationale Geister werden

Göttingen verlor internationalen Geist
Sein Ruhm schrumpfte an der Feigheit
Berlin profitierte damals deutlich davon
Es wird bald der Soli infrage gestellt

Merkel handelt langsam zielgerichtet
Sie wird sich in Europa für ihre Güte
Gut bezahlen lassen wer nicht aufnimmt
Muss zahlen oder bekommt weniger

Die Ruhe behalten und das Richtige tun
Oder geschehen zu lassen ist weise
Ruckartig den Kurs ändern selten klug
Führt nur zu wildem Gezappel dann

Die Unruhen in Leipzig waren verständlich
Aus Wut über die Intoleranz in Sachsen
Dumm sind sie dennoch gewesen denn
Toleranz setzt sich nicht mit Gewalt durch
jens tuengerthal 14.12.15