Mittwoch, 9. Dezember 2015

Frauenliebe 006


Doppelliebe


Bevor ich auf dem Weg nach England meine Liebe zur roten Farbe entdeckte, war ich innerlich zwischen zweien zerrissen, die mir sehr nah waren, noch dazu irgendwie befreundet und also in Konkurrenz um mich standen und ich wusste nicht wirklich, wie ich dabei angemessen reagieren sollte.

Der großen Liebe folgen oder dem Trieb, verband sich beim echten Gefühl beides ganz natürlich und was war die Richtige, wenn du zwei zur Wahl hast, die dir beide sehr nah und kostbar sind. Galten soziale Aspekte der Auswahl oder ging es nur um das reine Gefühl und gibt es das überhaupt je.

Die eine der beiden ging auf die Realschule, eine Klasse unter mir, der ich aber noch auf dem Gymnasium war, das die andere auch besuchte, die zugleich auch die Tochter entfernter Freunde der Eltern war, aus gutem Hause kam also, Tochter eines irgendwie Politikers, kleine Schwester eines großen Bruders, den ich kannte und für mich der Traum von einer Frau, die noch dazu musikalisch begabt war, Vorlesewettbewerbe gewonnen hatte, vorbildlich und ein Ideal in jeder Beziehung. Jene eine war Tochter getrennter Eltern aber der Vater war ein erfolgreicher Werber, die Mutter machte was mit Büchern, sie hatte ein wunderschönes Zimmer in dem süßen Fachwerkhaus, während die andere aus einer heilen Familie mit ebenfalls drei Kindern kam, in jeder Beziehung perfekt zu mir passte, eine gute Partie war, wäre es mit 13 und 14 nicht etwas früh, davon zu sprechen und doch bestimmte dieses altetümliche Denken mich mit und ich tat das Gegenteil des Vernünftigen aus letztlich noch unvernünftigeren Gründen.

England hatte mich aus diesem Entscheidungszwang befreit, der sich noch nicht ganz so zuspitzte wie nun, nachdem ich wieder frei war und beide auf eine Entscheidung warteten, die ich nie treffen wollte. Eigentlich war es klar die andere, die meinem vergötterten Ideal entsprach, protestantisch wie ich, auch wenn wir beide nur aus mal Weihnachten oder zur Taufe in die Kirche gehenden Familien stammten, war sie in allem, wovon ich träumte, wenn ich ehrlich war, nur wann sind wir das zu uns selbst, wenn es um die Liebe geht?

Sie war auch diejenige, die zuerst da war und unsere Romanze hatte langsam begonnen, war von Träumen getragen und zärtlich - eine zierliche blonde Göttin, leicht alternativ aber edel angehaucht in meiner Erinnerung, deutlich kleiner als ich und pagenkopflangen blonden Haaren, die sie noch genauso trug, als ich sie sechs Jahre später einmal wiedersah und mich erneut in sie verliebte und alles an Minne aufbot, was mir dann mit Anfang zwanzig zur Verfügung stand, Novalis zitierend und mich voller Gefühl romantisch ergießend, aber das war erst in den 90ern, als wir beide schon erwachsen waren und davon sei dann erzählt, diesmal entschied ich mich gegen meine Traumfrau nach langem Abwägen, das ich auf verschiedenste Art und Weise vor mir rechtfertigte.

Es war die Zeit zwischen dem Ende der Sommerferien und meinem Geburtstag am 29. September in der ich mich entscheiden musste - am 15. Geburtstag sollte es entschieden sein, diesen wollte ich mit meiner Freundin feiern und feierte ihn dann doch mit beiden, auch wenn schon alles entschieden war entgegen dem ursprünglichen Gefühl und aus Gründen über die ich bis heute rätsele, auch wenn es mir wie gestern präsent ist, was mich damals antrieb, ich nichts vergessen habe von dem, was mein Lieben entscheidend prägen sollte.

Nachdem ich mit 12 das erste mal erfolgreich mit einer Frau geschlafen hatte, wenn auch nur einmal und versteckt und verboten irgendwie, zumindest durfte ich mich nach meinem mir heiligen Versprechen niemandem gegenüber damit brüsten, war es mit bald 15 höchste Zeit dies regelmäßig und ganz offiziell zu tun fand ich. Meine Freunde bei der Jugendfeuerwehr und meine Vorbilder dort waren 16 und älter, sprachen von wenig anderem, als was ist, wenn sie die Pille vergißt oder ihre Tage hat und es gab viele Sprüche über ein mir noch relativ unbekanntes Feld, das ich dringend nun erforschen wollte, von dem alle anderen, den Sprüchen folgend, mehr Ahnung zu haben schienen.

Das die am lautesten darüber reden, meist tatsächlich am wenigsten Ahnung haben, wusste ich da noch nicht, auch wenn es mir die Logik hätte eigentlich erschließen können, folgte ich gelegentlich auch gerne dem Schwarm, da ich mich ohnehin oft genug als völliger Sonderling fühlte, im Leben allgemein, gegenüber meiner Umgebung, mit meinen Gefühlen allein und den Trieben folgend erst recht. Dazwischen ballancierte ich auf dem Weg zu mir und dem, was mir richtig und gut erschien - dabei war viel Konvention aus der stets hoch gehaltenen Familie, die sich auf beiden Seite aus Gründen gern für etwas besseres hielt und dies aus fast noch besseren Gründen natürlich öffentlich verschwieg oder nur dem jeweils anderen nahen Verwandten gerade dies Denken unterstellte.

So also ein doppelter Sonderling, einerseits erhebend, andererseits frustrierend, weil nie irgendwo wirklich dazugehörend, in die Welt geworfen, um einsam zu sein, litt ich mir laut vor und nun von zwei Frauen geliebt oder begehrt, aber da unterscheide ich ja nicht so streng, wie oben bereits erläutert, musste ich mich entscheiden und das richtige tun. Die Familie konnte erwarten, dass ich mich für die andere entschied, wir passten einfach zu gut und wären ein Traumpaar gewesen, denke ich heute noch manchmal, wenn ich mich frage, ob mein Leben wohl anders verlaufen wäre, hätte ich Vernunft und Gefühl mehr getraut als Trotz und Trieb.

Als die Entscheidung anstand und ich nicht wusste wie, keine verletzen wollte, um meine gute Seite zuerst zu nennen, keine verlieren wollte, um ehrlich zu sein, möglichst gut dastehen wollte und mit diesem Zustand noch ewig hätte leben können, ging ich mit beiden, je getrennt zu einem letzten Spaziergang im Wingert, wie die nahen Kleingärten dort hießen, wo mein Herz gerade um sich rotierte. Mit jeder ging ich zu einem Rondel, einer Art Laube mit Aussicht auf das kleine Städtchen und doch im irgendwie verborgenen, bewachsen liegend, um sie dort in romantischer Einsamkeit zu küssen und zu sehen, wie weit ich kam.

Die andere, die eigentlich die eine und die erste war, die meine Traumfrau ein Leben lang blieb, vermutlich auch, weil ich sie nie errang und im entscheidenden Moment dummerweise nicht wollte, küsste mich schüchtern ein wenig, mochte es nicht, wenn ich nach ihrem noch sehr zarten Busen greifen wollte, schob meine Hand lächelnd mit den Worten weg, bevor ich irgendwas berühre, sollte ich mich doch entscheiden und wählen, baute damit dramatisch korrekt die Spannung auf, die immer noch wirkt aber damals der Konkurrenz des einfach Zugriffs unterlag. Die eine, die ich ja auch liebte, hatte schon deutlich mehr Busen, da war etwas anzufassen und sie ließ mich zugreifen in der Laube und küsste mich, ließ sogar die Hand zwischen ihre Beine, hielt alles für möglich, schien triebhaft vielversprechender.

So entschied ich mich zwischen zwei wunderbaren Frauen für die, die ich weniger liebte, die weniger zu mir passte, die ich weniger begehrte, weil die Probe den schnelleren Zugriff erhoffen ließ - klingt so nüchtern betrachtet schrecklich und ich könnte mich schlagen dafür, wüsste ich nicht, wieviel Gefühl und Qual dabei war. Mit nun 30 Jahren Abstand kann ich es gelassen sehen und darauf schauen und frage mich dennoch, was mich trieb, das zu tun, von dem ich wusste, eigentlich war es genau die falsche Entscheidung für mein Leben, die mich eher von meiner Familie entfernte, die denkbar beste Partie zurückwies und damals mit meinen 14, kurz vor dem 15. Geburtstag schien es mir alles endgültig und unwiderruflich und tatsächlich, bis heute hat sich die Chance zu der anderen, die innerlich die eine blieb, auch wenn vielleicht nur darum, weil ich mich so entschied, nie wieder ergeben, zog das Leben quasi ungeküsst an uns vorbei.

Das schlimme dabei war noch, dass ich aus dieser Entscheidungsgrundlage kein Hehl machte - irgendwie musste ich ja zwischen zwei Frau wählen, die ich beide auf ihre Art liebte, warum also nicht der schnellere Zugriff zum Busen und der mögliche zum übrigen, der mir bei der, die ich zuerst und eigentlich liebte und begehrte eher fern lag - auch als ich sie Jahre später wiedersah, verehrte ich sie wochenlang von Ferne in schönster Reinheit, statt sie einfach zu umarmen und zu küssen, völlig egal, ob sie einen anderen hatte, weil wir nach meinem Gefühl einfach zusammengehörten - ich tat es nicht sondern nutzte die Chance bei ihrer Freundin, die mir Zugriff gewährte und dieses mehr war dann ganz klar die Grundlage meiner Entscheidung gegen das erste Gefühl und die Vernunft bei den ersten Versuchen in der Liebe.

Diese Beziehung, meine erste dauerhafte, hielt 11 Monate, ging mit mir in die Tanzstunde, ist sicher einer der Gründe warum ich dies nie weiter verfolgte, um über meine mangelnde Musikalität, die eher einem Thomas Buddenbrook glich, lieber zu schweigen, erlebte mit mir meine Konfirmation und wurde die erste mit der ich ganz offiziell schlief, was ihre Mutter sehr gut und offen mit uns thematisierte, mir dennoch schrecklich peinlich war, weil ich wusste, was korrekt war, wie ich mich verhalten musste, aber doch bitte nicht vorher noch mit Eltern darüber reden müssen, dachte ich, aber all dies wird ein eigenes Kapitel - dies erste in dem beide parallel auftraten und in dem ich mir eine Entscheidung gegen mein echtes Gefühl, mein Standesbewusstsein und alle Vernunft vom reinen Trieb diktieren ließ.

Beide waren natürlich zauberhafte Frauen, schlank und schön, nur die, die ich wählte eben etwas weiblicher gebaut und mit etwas dunkleren, brünetten Haaren als die andere mit dem festen blonden Pagenkopf, der von da an mein Ideal keuscher treuer Liebe blieb und sah ich irgendeine, die ihr nur glich in einem Partnernetzwerk später, versuchte ich alles, sie zu bezirzen, was des Guten meist zuviel war.

Es ist völlig idiotisch dreißig Jahre später mit einer Entscheidung zu hadern, die mein Leben womöglich veränderte, mich meinem Schwanz folgen ließ, von dessen Wirrungen ich hier berichte. Zu behaupten ich hätte mich für die Hure und gegen die Heilige entschieden wäre doch eine Reduktion, die mir eher fern liegt, zumal die im folgenden noch zu erzählenden Wirrungen um diesen Vollzug das Gegenteil eher belegen, auch wenn sie mich prägten, untergründig dieses Gefühl immer da war und vermutlich sollte ich, die ich nicht wollte nun endlich wiedersehen, statt heiligem Gerede sie nach aller Kunst vögeln und dafür ihre Verehrung dann gelassen genießen, um gänzlich frei zu sein, wäre es wirklich so wichtig und nicht nur eine Geschichte, die im Erzählen noch dramatischer wird.

Wenn du zwischen zwei Frauen die Wahl hast, nimm die, die weniger zu dir passt, damit du länger weiter suchen kannst, könnte die Devise heißen, über die ich gerade wieder nachdenken musste, nachdem mich nach einem halben Jahr eine vermeintlich große Liebe, des Geldes wegen verließ, die eigentlich nur ein hohle Nuß war, was mir immer noch schwer fällt, mir einzugestehen, deren Häßlichkeit und Verhärmtheit ich liebend immer übersah und so ist die Zahl der falschen Entscheidungen in der Liebe wohl unendlich zumindest so lange, bis wir lebenslänglich glücklich bleiben oder zumindest so etwas ähnliches wie glücklich und uns dafür halten - einzig frage ich mich immer wieder, kann in der Liebe irgendetwas je falsch sein, geht es überhaupt je um richtig oder falsch, wenn nur das Glück am Ende zählt.

Nun sagen zu können, ich bereue nichts, hätte wohl Größe, wäre ziemlich cool aber fern meiner Realität - habe es manches mal bereut - besonders 6 Jahre später als ich sie im Sommer wieder sah und dachte, ich hätte nie eine andere geliebt aber diese verzweifelt sehnsüchtige Liebe, die mich der Dichtung erstmals wirklich zutiefst nahe brachte, ist es wohl wert gewesen, ein Leben lang auch an der verpassten Gelegenheit zu leiden - auch wenn ich ja nicht weiß, welche Entscheidung mich letztlich glücklicher gemacht hätte, lässt die Sehnsucht doch weiter streben und mich mit vollem Herzen hier weiter schreiben.

Jene, gegen die ich mich entschied, schenkte mir dann zum Geburtstag ein Märchen, selbst geschrieben, voller Schönheit, Romantik und Zärtlichkeit, in einer Rolle gewickelt, die Geschichte unserer Liebe sagenhaft versöhnlich erzählt und ich wusste wieder, wie nah wir uns waren und hätte mich allein um dieses Abschiedsgeschenkes wegen umentscheiden müssen, aber tat es nicht, weil Mannn ja außer triebhaft auch noch konsequent sein muss und so genügte ich meiner Rolle mehr als meinem Wesen und bis heute bewahre ich dies Märchen irgendwo geheimnisvoll auf und wenn ich von Liebe träume, denke ich daran.

Wüsste, was ich heute täte, dachte ich noch oft und doch ist es müßig, aber die Liebe weiter auf diesem Niveau zu träumen und zu suchen, ist nicht so schlecht, denke ich mir, wenn mich die eine oder andere mal wieder frustriert oder ich mich nicht entscheiden kann welche nun - heute wüsste ich es und wie gut, dass mit 45 noch das halbe Leben vor mir liegt,
jens tuengerthal 9.12.15

Dienstag, 8. Dezember 2015

Kulturgeschichte 066

Friedensschlußanfang

Nach 200 Jahren Krieg einigten sich
Am 8.12.1427 im Frankfurter Frieden
Kurmainz und der Landgraf von Hessen
Auf einen Friedensschluss im Streit

Der Mainzisch-Hessische Krieg war
Die letzte Auseinandersetzung im langen
Kampf um die Vorherrschaft in Hessen
Bei dem der Landgraf am Ende siegte

Es ging um den Umgang mit den Schulden
Des Bistums Fulda bei dem Mainz den
Landgrafen die Führung nehmen wollte
Um selbst an dem Fall zu verdienen

Das Kurfürstentum das den Reichserzkanzler
Im damaligen Reich stellte war eine Macht
Mit reichem Hintergund eigentlich überlegen
Dennoch durch Fehler am Ende isoliert

Vorab plünderten die Mainzer noch hessische
Dörfer in Niederhessen und verwüsteten diese
Wahrend Landgraf Ludwig Mainzer wie Fritzlaer
Gärten und Felder schwer verwüstete

Die Mainzer erklärten daraufhin die Fehde
Verwüsteten weitere Dörfer und Felder
Woraufhin der Landgraf ihnen mit einem
Entsatzheer entgegenzog zur Schlacht

Dabei stellte er sich zwischen die Mainzer
Und Fritzlar auf und trieb deren Truppen
Ins offene Feld wo er ihnen eine schwere
Niederlage zufügte die zum Sieg führte

Die Truppen flohen nun gen Fulda
Als Fulda sich weigerte das 2. Mainzer
Heer einzulassen griff Ludwig die so
Vor der Stadt eingeklemmten frontal an

Die kurmainizischen Truppen wurden unter
Gottfried von Leiningen bei Fulda endgültig
Geschlagen mit weit über 300 gefangenen
Rittern und Verwüstung all ihrer Güter

Der alte Abt von Fulda wurde wieder
Eingesetzt und die Mainzer vertrieben
Das erbeutete Banner des Erzbischofs
Stiftete Ludwig einer Kirche in Marburg

Nach mehrtägigen Verhandlungen in dann
Frankfurt schlossen Ludwig und der Erzbischoff
Endgültig Frieden nach dem Mainz eine hohe
Entschädigung zahlen musste und Güter verlor

Landgraf Ludwig wurde nun Lehnsherr der
Meisten der Mainzer Güter bis auf wenige
Ausnahmen und seine Residenz Kassel
Übernahm die Führung von Fritzlar

Nach 200 Jahren gegenseitiger Verheerung
Wie kostspieliger Kriege mit großen Mengen
An Rittern auf Kosten des Landes setzte sich
Eine Seite etwas mehr durch in der Einigung

Hessen hatte die Mainzer als Vormacht nun
Aus ihrem Land weiter verdrängt doch die
Immer Kooperation mit dem Kurfürsten
Blieb nötig ein völlig überflüssiger Krieg

Nicht umsonst trägt Ludwig den Beinamen
Der Friedfertige da er sich lange um eine
Friedliche Lösung bemühte gegen die auch
Im Reich mächtigen Mainzer die hoch pokerten

Dabei verloren sie mehr als sie zu gewinnen
Je in Aussicht gehabt hätten vor allem aber
Die Vormachtstellung ihrer Region im
Nach dem Krieg verwüsteten Hessen

Ein Krieg der am Tisch mit Vermittlern
Leicht hätte verhindert werden können
Regierte mehr Vernunft als Gier würden
Die Kräfte sinnvoll abgewogen endlich

Fraglich nur ob wir nun fast 600 Jahre
Später irgendwie weiter sind oder noch
Den gleichen Unsinn veranstalten wenn
Wir um unsere Macht wie just pokern

Diesser Krieg den keiner so nennt außer
Denen die ihn wollten und gegen die er
Als der gegen den Terror ja geht ist einer
Der viel riskiert ohne Aussicht auf Gewinn

Dagegen war Ludwig der Friedliche direkt
Besonnen der achtsam rüstete lange noch
Den Kampf vermied bis er schließlich dann
Als er musste taktisch klug vorging

An taktischer Klugheit mangelt es ebenso
Wie an sinnvoller Strategie denn alle wissen
Der IS ist aus der Luft vielleicht ein wenig
Zu ärgern real aber nie zu schlagen

Alle wissen dass der Krieg nun den Terror
Weiter in unsere Länder tragen wird womit
Die Rechten gestärkt werden die doch durch
Unsinnig entschlossenen Einsatz gewinnen

Die zuverlässigste Truppe die bisher auch
Am erfolgreichsten kämpften sind die Kurden
Die Diktator Erdowahn gerade noch schwächt
Wofür wir ihn mit Flugabwehr noch belohnen

Wer ohne Strategie bombadiert riskiert ohne
Sinn und Grund tausende Leben die dem IS
Noch mehr Zulauf bescheren werden so wird
Eine wahnsinnige Terrortruppe zum Vorbild

Idioten führen Millionen armer Muslime nun
In Krieg und Tod und macht sie dabei noch
Zu Helden während die klügsten Köpfe des
Westens ihre Soldaten ohne Ziel losschicken

Es werden sinnlose Gemetzel veranstaltet
Um Rache für Attentate zu üben die dadurch
Wahrscheinlicher werden und nicht vermieden

Statt vorher alles zu versuchen noch einen
Frieden zu erreichen nehmen wir hin dass
Unsere Waffen dort gegen unsere Soldaten
Eingesetzt werden in planloser Aktion

Wir verraten immer mehr die Ideale die
Gegen die mittelalterlichen Terroristen
Doch verteidigt werden sollen indem wir
Ihrem Ruf in den Krieg nun folgen

Auch wenn wir es nicht Krieg nennen
Es ist einer und es wird weiter gestorben
Milliarden werden planlos verschossen
Statt nach Frieden endlich zu suchen

Dazu muss die Grenze zur Türkei
Effektiv neutral kontrolliert werden
Die Geldquellen des Terrors müssen
Trockengelegt werden um zu siegen

Solange der Terror ein so gutes Geschäft
Bleibt gibt es keinen Grund von ihm noch
Abzulassen für irgendwen denn Konsequenz
im Kampf gegen den Terror sieht anders aus

Wer den IS militärisch besiegen will
Muss Bodentruppen schicken und eine
Friedensperspektive für die ganze Region
Haben die verlockender ist als jeder Krieg

Es ist ein leichtes Bomben abzuwerfen
Nur werden sie die Terroristen nur stärken
Den Widerstand im islamischen Lager
Weiter erhöhen statt endlich zu versöhnen

Der Frieden von Frankfurt von 1427 zeigte
Krieg lohnt sich nicht und schädigt am meisten
Die Kleinen deren Hab und Gut zerstört wird
Der Profit wirkt selten den Schaden auf

Gewonnen hat damals der friedfertigere von
Beiden der ruhig und planvol agierte statt
Überflüssige Schlachten zu provozieren
Seine Bündnispartner unnötig zu verägern

Lernen wir etwas aus der Geschichte
Beginnen wir keine unnötigen Kriege
Die kein Ziel und keine Perspektive haben
Nutzen wir es als Basis für Verhandlungen

Dann hätte die gerade Drohkulisse eine
Zumindest Perspektive jenseits der Bomben
Was außer Frieden wollen wir denn erreichen
Arbeiten wir lieber daran als dagegen
jens tuengerthal 8.12.15
 
 

Frauenliebe 005

Sommerliebe in rot

Es war Sommer und es war in England, genauer an der Mündung der Themse - gerade hatte ich die 8. Klasse mit Nachprüfung doch noch geschafft und nun ging es allein zum Ferienkurs mit lauter Jugendlichen, die ich nicht kannte, aber wir hatten ja noch eine lange Reise mit Zug und Fähre, uns kennenzulernen. Einen Tunnel gab es noch nicht, Flüge waren noch zu teuer und so machte sich eine altersgemischte Gruppe mit der Bahn auf, nicht ahnend, was sie erwartete.

Einquartiert war ich bei einer pakistanischstämmigen Familie, die englisch mit Akzent sprach, nicht das klassische Oxford meiner Mutter und Großmutter, eine Chance etwas zu lernen, die mich aber etwas befremdete und irgendwie fühlte ich mich fremd dort, der Fernseher lief ständig, die Gasteltern waren sehr freundlich aber wir näherten uns nicht wirklich, derjenige, mit dem ich zusammen einquartiert wurde, war zwar etwa mein Alter ansonsten aber eher der Typ Langweiler, uns verband nicht viel, eine Freundschaft entstand daraus nicht, großer Austausch fand nicht statt.

Viel mehr Glück hatte mein rothaariger Schwarm, den ich schon auf der Fahrt entdeckt hatte und die Anziehung war irgendwie gegenseitig, wir kamen ins Gespräch, berührten uns und irgendwann fiel der erste Kuss. Schon mein Vater hatte immer von roten Haaren geschwärmt, auch wenn ich nicht weiß, ob er damit jemals mehr als theoretische Erfahrungen gemacht hatte. Es war etwas besonderes und ihre wilde dunkelrote Mähne zu den vielen Sommersprossen und dem offenen Lachen war so hinreißend, dass ich mich wie ein König fühlte, dass die Schönste von allen ausgerechnet mich auserwählt hatte.

Wobei ich gar nicht wusste, ob wir schon davon sprechen konnten, auserwählt zu sein - es hatte sich halt die Gelegenheit ergeben und wir genossen, was war, redeten noch nicht viel über unser Leben zuhause in Deutschland. Beim Unterricht und in den Pausen sahen wir uns und dann Abends bei beschränkten Veranstaltungen, die 14-15jährige eben besuchen durften. Sie war schon 15, war also etwas älter als ich, ging auf die 16 zu, ab denen ja viel mehr schon erlaubt war und schien mir auch darum als eine Traumfrau.

Meinen Zimmergenossen interessierte das nicht sonderlich, er übte englisch, das er nicht besonders sprach und wenn mit sehr deutschem Akzent, während ich mich immer bemühte das etwas schnöselige Oxford-Englisch meiner Großmutter zu imitieren, was vermutlich sehr affektiert klang, jedenfalls bekam ich auffällig viele Komplimente für mein sehr englisches Englisch, was ich aber, nicht ganz von dieser Welt manchmal, als Kompliment für meine Großmutter eher sah, denn als iroischer Witz, der es vermutlich war.

Auch meine Liebste, die ja ziemlich wohlgesonnen war, bekam die Geschichten meiner Großmutter zu hören und gab sich dabei interessiert und höflich, was ich ihr heute noch hoch anrechne, wenn ich innerlich die Augen verdrehe, wenn ich sie meine Mutter mal wieder erzählen höre, aber es war ja das erste mal und wir hörten uns wohl beide gern reden und auf den Inhalt kam es dabei nicht so sehr an.

Leider fanden wir in England keine Möglichkeit, einmal für uns zu sein, denn sie schien auch Zärtlichkeiten nicht abgeneigt und so vereinten sich Gefühl und Lust, auch wenn sie mangels Gelegenheit noch keine Erfüllung fand, erstmals in einer Person und mit der irgendwann Aussicht auf Erfüllung und ich träumte schon davon, meinem Vater meine etwas ältere rothaarige Freundin vorzustellen, stolz wie ein Jäger, der mit dem schönsten Hirsch des Waldes heim kommt - nur das dieser lebte und mit mir weiter wachsen sollte, warum das Bild eigentlich unpassend ist, aber andererseits treffend ganz atavistische Gefühle beschreibt mit dem Bedürfnis eine schöne Frau, stolz zu zeigen als Eroberung, die mich in ihrem Schatten glänzen ließ.

Ist also auch alle Liebe nur eine Form von Eitelkeit, die ihre Befriedigung in der Bestätigung außen sucht oder war das nur eine pubertäre Vorform von Liebe?

Weiß es nicht, vermutlich spielt beides eine Rolle, sagte doch schon der olle Gryphius, wenn auch von 30 Jahren Krieg ein wenig traumatisiert, alles ist eitel - aber in Afghanistan kämpfen sie nun schon länger und so lange wird es in Syrien womöglich auch dauern und damit auch hier und so könnte der Ton wieder passender werden als gedacht, auch wenn er sich weniger auf die Liebe als die Grenzen des menschlichen Seins bezog.

Unterscheide nicht formell mehr zwischen Liebe und verliebt sein, zwischen mögen und lieben, weil ich es albern finde - Liebe ist Liebe und ich kann mir nun immer sagen, nur noch mit Frauen zu schlafen, die ich auch liebe, weil alles andere nur Sex und langweilig also wäre. Die Abstufung ist ohnehin immer fließend und nur näherungsweise graduell möglich. Es gibt für mich nicht mehr die Stufe, wo ich es Liebe nenne und die andere, wo ich nur von verliebt spreche, wann es nur ein Gefühl war, das den Namen Liebe angeblich noch nicht verdient und wann der Trieb viel stärker ist, als alles Gefühl schon sein kann.

Wichtig ist mir heute, dass ich, was ich dort tue mit Gefühl und Barock wie ich vom Wesen her eben bin, tue, obiger Gryphius lässt grüßen, zum Glück noch nicht so sehr von der Gestalt, wobei ich gerade das ja bei Damen auch sehr lieben kann, aber das wäre nun eine andere Geschichte und glücklich bin ich mich inzwischen von allen Vorlieben freigemacht zu haben, Frau so zu lieben und zu genießen, wie sie eben vor mir erscheint und jede ist auf ihre Art eine Erscheinung, auch wenn ich dabei manchmal über das Ziel hinausschieße, aber, wer mich liebt, wird es zu schätzen wissen, die anderen gehen mich nichts an und tun hoffentlich nicht zu lange weh, wenn sie irritiert, spurlos verschwinden.

Hier erzähle ich die Geschichte meiner Lieben, die alle noch irgendwie und irgendwo in mir leben, auch wenn nicht immer sofort ihr Geschmack beim ersten Gedanken präsent wieder ist, entsteht doch mit der Zeit ein immer schärferes Bild der Erinnerung in mir, lodern die Flammen immer weiter, auch wenn aus dem kleinen Feuer längst ein Flächenbrand wurde, nur um im Bild zu bleiben, kann ich jede Flamme so schreibend für sich entstehen und so auch jene erste Rothaarige in meinem Leben, die mich verstehen ließ, was mein Vater meinte, trotz aller Zweifel an seiner tatsächlichen sachlichen Ahnung, aber immerhin war er Mediziner und hatte vermutlich tausende Frauen rein beruflich nackt gesehen und also auch das lodernde Feuer der rothaarigen visuell zumindest gekostet.

Bei mir blieb es während der 3 Wochen in England beim noch etwas oberflächlichen ersten Eindruck, der mich hinreichend faszinierte, geradezu fesselte. Mit der üblichen empfindlichen Haut der rothaarigen ging sie auch an Strandtagen nicht zu lange in die Sonne und ich gesellte mich, vom vorigen Toscanaurlaub schon gut gebräunt, zu ihr in den Strandkorb oder unter den Schirm, während die anderen im etwas trüben Wasser der Themsemündung ihren Spaß hatten und wir küssten uns in diesen wenigen unbeobachteten Momenten sehr heiß, es fühlte sich genau richtig an, sie schob meine Hand weder von ihrem Busen noch zwischen ihren Beinen weg, im Gegenteil, es schien ihr sehr angenehm und sie scheute sich nicht umgekehrt zuzugreifen, was mich etwas besorgte, was denn wohl die anderen sagen würden, schauten sie nun oder kämen sie und meine Erregung wäre dann zumindest sichtbar gewesen.

Die anderen waren beschäftigt und als sie kamen hatten wir aus natürlicher Scheu schon aufgehört, waren nicht weiter gegangen, als schnell wieder einzupacken möglich machte, so hatte ich die verzaubernden roten Schamhaare berührt, bervor ich sie sehen durfte, von der Seite unter ihren Badeanzug rutschend, der reativ hoch geschnitten war, den Venushügel hinauf, die Haare zart kraulend und dann relativ zielbewusst zwischen ihre feuchten Lippen, direkt hinein ins Ziel der Männerträume, statt zuvor noch den Nevenausgang zu stimulieren - sie zuckte nur ein wenig und sagte flüsternd Vorsicht und dann wollte ich nur noch ganz vorsichtig sein, ich war ja so verliebt und war vermutlich wiederum zu vorsichtig, doch hier das richtige Maß zwischen gewünschtem heftigen Zugriff und vorsichtigen Tasten wie sportlichem Stimulieren zu finden, ist wohl die hohe Kunst, die wir erst mit Gewohnheit und Gelassenheit erlernen können, weil es weniger um Technik oder bloße Feinmotorik geht - im richtigen Moment darf es auch etwas grobmotorischer sein, als um um echte Leidenschaft und das Gefühl füreinander, was schon in der Beschreibung ein sehr schwammiger Begriff bleibt.

Diese Viertelstunde war die heißeste Szene mit meiner rothaarigen Sommerliebe in England, deren Namen ich wie üblich dezent verschweige, der ersten Rothaarigen in meinem Leben. Aber zum Glück wohnten wir wieder in Deutschland nicht allzuweit auseinander und so konnten wir uns bald nach der Rückkehr bei mir treffen - sie kam mit dem Fahrrad, ich holte sie auf dem Hügel in der Mitte zwischen den beiden Orten ab und wir fuhren zu mir, wo wir uns endlich ungestört auf mein Matratzenlager zurückzogen. Wir knutschten innig, zogen uns bei Tageslicht aus - es war am Vormittag in der noch verbleibenden letzten Ferienwoche und ich sah zum ersten mal einen roten Busch und war fasziniert, küsste dies Wunder der Natur, was die Farbe oben in einem noch intensiveren Orange wiedergab und schmolz dahin, küsste ein wenig unbeholfen diesen Zauberort immer wieder, wobei mich der Geschmack überraschte, es schmeckte ein wenig Pizza, was sie vor ihrer Abfahrt noch noch gegessen hatte, wie sie entschuldigend einen Fleck erklärt hatte, den ich ohne ihre Erklärung nie wahrgenommen hätte. Was an dieser Stellte Grund zu einem Ausflug in die unterschiedliche Wahrnehmung von Männern und Frauen gäbe, der aber etwas zu weit führte, warum er noch verschoben werden soll. Nur soviel, ich betrachte die Frau als ein Wunder, an dem ich mich freue, von Gefühl in der Wahrnehmung noch dazu beeinträchtigt, sehe ich meist nur die Schönheit und übersehe lieber alles andere, um die Schönheit ausgiebig zu genießen. Frau schaut da irgendwie anders und spannend daran ist, dass Frau eher von sich behauptet, aus dem Bauch zu entscheiden, während Mann meint, sein Urteil sei eher von objektiven Kriterien geprägt nüchtern und beide tun gern das genaue Gegenteil von dem, was sie von sich behaupten - dies mag nicht immer so sein, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Erkenntnis darob erleichtert vieles im Umgang miteinander, wir tun miteinander oft das Gegenteil von dem, was wir sagen.

Das hinter der Geschmackskonzentration im Schoss der Frau kein großer Zauber sondern die räumliche Nähe von Eingang und Ausgang steckt, wusste ich sehr lange nicht, betrieb dazu noch als Erwachsener intensive Feldforschung, die diese verwirrende Kontinuität noch weiter zu belegen schien, zumindest meistens und je nach Zeitpunkt im Zyklus, da dieser, neben dem Essen, der entscheidende Faktor ist, der den Geschmack hormonell bedingt verändert und bestimmt, womit du mit etwas Erfahrung genau vorab schmecken kannst, an welchem Zeitpunkt im Zyklus eine Frau steht, wann sie fruchtbar ist, wann sie kurz vor der Regel steht und was daraus folgt - davon wusste ich mit 14 noch nichts, hatte überhaupt relativ wenig Ahnung von Verhütung, dem vermeintlichen Frauenthema.

Als ich sie fragte ob wir nun wollten, fragte sie, ob ich denn Kondome da hätte, was ich mit meinen 14 natürlich nicht hatte, nicht mal einen Gedanken vorher daran verschwendet, die Natur würde es schon regeln dachte ich und zeigte mich aber gleich sehr ernsthaft besorgt. Darum durfte ich diesmal zwar kosten, ihren Busen küssen und sie rieb meinen Schwanz, wie es mir schien, mit viel Erfahrung zum ich meine glücklichen Ende nach welchem wir selig Arm in Arm noch ein ernstes Gespräch über die Zukunft unserer Beziehung führten und sie gestand mir, es gäbe da noch einen anderen, derzeit in Berlin oder überhaupt Student da und es entschiede sich jetzt, wenn sie hinführe, sie wollte nur vorher ehrlich sein.

So endete die Liebe eines Sommers ohne Vollzug und mit schon gebremster Leidenschaft, da ich mich vorsichtshalber gar nicht der Hoffnung hingab mit einem Studenten oder Abiturienten, der vor der Bundeswehr geflohen war, konkurrieren zun können. Um nicht dem depressiven Herzschmerz zu verfallen, konzentrierte ich mich sogleich auf andere Felder der Liebe, die es zuvor schon gab und die ich nach England ganz offen und ehrlich der älteren Rothaarigen wegen noch ein wenig in die Warteschleife schickte - noch heute staune ich, was mit Offenheit in der Liebe alles möglich war - sich ganz offen mehrere parallel halten, ist nicht so einfach und erfordert, so wir es verschwiegen tun einen enormen Aufwand an Verwaltung und Geheimhaltung, der einem die ganze Lust beim einen oder anderen rauben kann, alles zum eher sportlichen Ereignis macht, anstrengender in manchem als ein gutes Schachspiel und noch dazu eines mit nur Damen, bei denen keiner weiß, wie sie sich als nächstes bewegen - unberechenbare Züge im emotionalen Gefüge - es gibt diese Fälle und ich weiß wieviel Energie manche Männer darauf verwenden, zu tarnen, statt zu genießen, warum es besser ist, alles mit einer zu genießen, statt halbe Sachen nicht wirklich und sich vom Kitzel des Verbots reizen zu lassen, der irgendwann auch eher langweilig wird, so gesehen ist Treue für mich kein Gebot der Moral, das soll jeder für sich entscheiden, nur des meist größeren Genusses, denn guter Sex erfordert neben Gefühl füreinander auch ein einspielen miteinander.

Was danach kommt und noch in doppelter Konkurrenz stand und überstand sind noch zwei eigene Geschichten aber dazu morgen, hier bleibt nur zu sagen, wovon mein Vater nur theoretisch sprach, wie ich vermute, kannte ich nun auch praktisch und ich weiß nicht warum - rote Haare sind manchen Salto wert und halten mehr als sie versprechen - aber vermutlich ist das auch Unsinn sondern nur meine glückliche Auswahl lustbegabter rothaariger Frauen unterschiedlichen Alters, lassen wir es dahinstehen und genießen es, wie es ist.
jens tuengerthal 8.12.15
 
 

Kulturgeschichten 065

Mordspoltik
 
Am 7. Dezember 43 v.Chr. ließ in Rom
Marcus Antonius Cicero ermorden der
Bereits auf der Proskriptionsliste stand
Und den Leichnam grausam verstümmeln

Wer im alten Rom auf der Proskriptionliste
Stand war geächtet und durfte von jedem
Getötet werden sein Vermögen fiel dann
Dem Staat zu die Mörder wurden belohnt

Cicero der 107 v.Chr geboren wurde war
Ein Anwalt Politiker Schriftsteller Philosoph
Und der berühmteste Redner Roms seiner
Zeit er steht für die goldene Latinität

Er trug den Titel Vater des Vaterlandes für
Seine Niederschlagung der Verschwörung
Des Catilina der Rom erobern wollte nachdem
Ihm der Zugang zum Senat verweigert wurde

Während der Diktatur des Julius Cäsar trat
Cicero immer wieder für die Rückkehr zur
Republik ein und die Rettung der Verfassung
Seine Flexibiliät wurde Opportunismus genannt

Nach der Ermordung Cäsars setzten ihn die
Triumvirn Antonius Octavian und Lepidus auf
Die Proskriptionsliste was ein Jahr später
Zu seiner Ermordung auf der Flucht führte

Cicero war Marcus Antoius in seinen 14
Philippinischen Reden entgegen getreten
Im Senat und hatte für die Republik gekämpft
Dann hatte er das Bündnis mit Octavian gesucht

Dieser schloss sich jedoch wieder mit den beiden
Anderen Triumvirn zusammen und auf der Liste
Des Antonius wurde der Verteidiger der Republik
Nun zum Tode ausgeschrieben wovor er floh

Auf Antonius Geheiß wurde er von Offizieren
Bereits auf der Flucht getötet und die Leiche
Verstümmelt durch Rom geschleift während
Kopf und Hände am forum romanum hingen

Krieg ist die bloße Fortsetzung der Politik
Mit anderen Mitteln meinte einst Clausewitz
Um dem Krieg Ordnung und Rahmen zu geben
Doch endet mit dem Tod jedes Argument

Ist der politische Mord schon Krieg oder nur
Die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln
Warum ist dieser verwerflicher als der Krieg
In dem der Tod als ehrenvoll gilt fragt sich

Trifft der politische Mord nicht endlich die
Welche Kriege auslösen und Tausende
Um ihrer Streitigkeiten wegen in den Tod
Schicken der doch nur sie treffen müsste

Ist der politische Mord der einen Krieg
Doch noch vermeidet das Mittel der Wahl
Ehrenvoller als jeder Kriegstod weil sich
Dann der opfert der hinter der Sache steht

Oder ist alles Töten das ein Rechtsstaat
Betreibt stets unehrenhaft weil er dann
Unwiderruflich urteilt ohne Rechtsgrundlage
Es kein Recht geben darf zu töten

Ist der politische Mord der einen Krieg vermeidet
Kein Mord sondern gerechtfertigter Notstand
Weil ein Tod viele Tote vermeiden hilft aber
Den Tod zum Mittel der Politik macht

Wo stehen wir am Rande des Krieges
Gegen den Terror der nur zu noch mehr
Terror führen wird sowie Flucht und Vertreibung
Im Kriegsgebiet verschlimmern wird

Wäre es an dieser Stelle richtig zum Mord
An den Kriegstreibern aufzurufen die doch
Sagen sie wollten keinen Krieg weil sie nur
Zum Einsatz gegen den Terror bliesen

Kann Mord je das richtige Mittel sein oder
Diskreditiert sich der Mörder damit auch
Als solcher sogar wenn er damit den Tod
Wie das Unglück vieler tausend verhindert

Mord kann nie legitim sein sagt der heute
Rechtsstaat womit die Tat sich wohl nie
Rechtfertigen ließe aber womöglich wäre
Die Abwägung Leben gegen Leben fraglich

Auch diese verbietet der Rechtsstaat weil
Kein Leben mehr wert sein kann als das
Andere je aber dennoch soll der nicht
Bestraft werden der mehr rettet als tötet

Wäre der Mörder des Selsbtmordpiloten
Ein solcher oder ein gefeierter Retter
Weil der Mörder so vieler keinen Schutz
Im Rechtsstaat mehr verdient

Die Spezialkommandos zur Terrorbekämfung
Bilden Scharfschützen aus die töten lernen
Wo es nötig erscheint um die Angegriffenen
Vor Terroristen wirksam zu schützen

So werden bei Terrorangriffen die Täter oft
Um der Rettung anderer getötet was uns
Als legitim zum Schutz erscheint wir halten
Dies Töten sogar für gerechtfertigt noch

Wenn ein Staat in den Krieg zieht der seine
Bevölkerung massiv gefährdet und eine Gefahr
Für alle damit provoziert fragt sich ob dies
Die Tötung der Verantwortlichen rechtfertigt

Genügt allein der wahnsinnige Terror der Gegner
Die als brutale Mörder unsere Gegner sind
Unsere Staaten wie unsere Kultur bekämpfen
Jede andere Gefahr zu rechtfertigen

Habe noch keine Antwort gefunden doch
Scheint es dringender als je auch diese
Fragen zu stellen um unsere Werte auch
Im Krieg wirklich zu verteidigen

Sind Soldaten immer Mörder oder sind es
Immer ihre politischen Auftraggeber noch
Die uns in die Kriege führen denen sie
Nur seltenst zum Opfer fallen bis heute

Cicero wurde ermordet weil seine Angriffe
Gegen einen der Triumvirn wie der Versuch
Die Gruppe zu spalten ihre Macht gefährdete
Auch wenn er die Republik retten wollte

Schon eine Proskriptionsliste wäre heute
Völlig undenkbar doch sollten wir dabei nicht
Vergessen wer alles auf der Zielliste der
Drohnen unserer Partner steht

Wer in das große Töten zieht wird zum Mörder
So edel die Absichten sein mögen legitimiert
Der Zweck nicht das Mittel und es ist Zeit
Über andere Wege nachzudenken nun
jens tuengerthal 7.12.15