Donnerstag, 13. Juni 2013

Sommernachtsleben

Sommernachtsleben
An einem gewöhnlichen
Mittwoch in außergewöhnlich
Milder Nacht am Platz sitzen
Den Stimmen auf den Bänken
Lauschen
Das immer noch Leben hier
Genießen in der Stadt die nie
Schläft während die vielen
Flaschensammler ihre noch
Runden drehen für ein wenig
Pfand für den Nachschub
Eine junge Dame im kurzen
Gepunkteten Kleid sehen
Die mit ihrem Hund vorüber
Läuft und darüber sinnen ob
Pünktchen auch um fast
Mitternacht noch fröhlich
Machen oder ihre Eile dem
Zauber die Zeit nimmt
Manchmal lautere Stimmen
Mehr der wohl zumindest
Angeheiterten hier zu hören
Gibt der Nacht viele Farben
Während im Hintergrund
Der elektronische Beat eines
Rekorders den Takt dieser
Berliner Nacht schlägt niest
Es mädchenhaft aus dem
Dunkel des Parks
Sonst nichts
jt 13.6.13

Mittwoch, 12. Juni 2013

Liebesirrwege

Liebesirrwege
Manche Irrtümer führen
Näher ans Ziel als die
Immer geraden Wege
Konformer Existenz
Andere irren ewig weiter
Auf Pfaden ins Nichts
Verlorener Hoffnung
Ohne Licht am Horizont
Sich auch im völligen
Dunkel noch zu erkennen
Spricht zumindest für
Eine irgendwie Lichtquelle
Auch wenn sich bei Licht
Besehen manche Quelle
Als Sumpfloch entpuppt
Wissen wir solange nichts
Bis wir bis zum Hals im
Eben Sumpf stecken oder
Die Quelle genießen als
Labsal geteilter Träume
Ineinander verschlungen
Sich wechselseitig feuchte
Höhe sein und unsere
Niederungen tief erkunden
Kann Jungbrunnen wie
Dunkles Moor uns sein
Nichts ganz oder beides
Nur halb liebt sich kaum
Nach Vollständigkeit im
Anderen suchen wird ein
Irrtum sein sagt die Vernunft
Sich erst ganz dann fühlen
Ist die nur noch halbe
Existenz Liebesverirrter
Höchste Seligkeit wo ganz
Nichts im übrigen
Nicht im Nichts zu landen
Fliehen die Leidenschaft
Mehr als sie wagen noch
Weiß ich nicht wer weiser ist
Vernünftiger wäre es nur
Ruhig zu leben um zu
Genießen nur schöner
Liebt sich leidenschaftlich
Hatten wir je die Wahl oder
Irren wir eben ewig auf den
Liebesirrwegen solange wir
Noch irgend hoffen
jt 12.6.13

Dienstag, 11. Juni 2013

Eine traurige Liebesgeschichte

Es war einmal das ideale Paar
Sie fanden sich im grenzenlosen
Raum und sich in immer mehr
Gemeinsam träumten sie ihre
Welt voller Glück in Sehnsucht

Sie sahen sich nur zweimal
Wussten schon beim ersten
Dies war es und nicht mehr
Könnte noch schöner ja je
Erfüllender noch kommen

Für Momente waren sie eins
Buchstabierten sich die beiden
Lang bekannte Leidenschaft neu
Im ineinander versinken nahmen
Sie sich mehr auf als es zwei
Nur Körpern möglich schien

Er liebte sie so ganz wie nie
Sie zweifelte an sich und also
An ihm die er kaum so lieben
Könnte je denn wer war sie
Schon für sich die sich nicht
Mit seinen Augen sah

Er beteuerte wie sehr nur sie
Ihn erfüllen könnte wagten sie
Es nur endlich ganz zu leben
Stünde er nicht länger nur
Nach außen hin im Schatten
Ihrer nach außen hin Ehe

So schützte sie sich vor der
Großen Liebe die nicht wahr
Sein konnte während er sich
Während er nicht wagte vor
Ihr aus Angst vor ihren immer
Fluchten ganz zu lieben

Voller Hoffnung beteuerten sie
Sich immer wieder das genaue
Gegenteil und glaubten es sich
Nur unter Vorbehalt spürten nur
Den anderen nicht ganz weil
Keiner es wirklich wagte

Füreinander da sein weil alles
Stimmt den anderen erkennen
In seinen düstersten Ängsten
Nur sich nie ganz gehören
Aus Sorge sich zu verlieren
Bleibt immer Flucht

Wollte dir alles sein immer
Konnte es nie kaum etwas
Mehr als eine ferne Hoffnung
Je war ich dir die irreal blieb
Wo wir sie nicht wagen
Nun verloren wir sogar sie

Nichts blieb als das Wissen
Um die Möglichkeit der großen
Liebe nur wie soll sich ohne
Doch mit in Erinnerung nun
Weiter lieben und was bleibt
Wenn diese unsterblich ist

Einfach überleben ist was
Es nun zu üben gilt nur wozu
Kann mir keiner verraten noch
Wie mit dem Schatten von
Dir in mir wieder etwas Licht
Wird im endlich Sommer
jt 11.6.13

Montag, 10. Juni 2013

Platzwiesenabend

Platzwiesenabend

Auf einer Bank an der Wiese
Im Park die milde Luft
Genießen und dem Licht
Gen Westen nachschauen

Nahe sitzen noch auf einer
Decke drei blonde Damen
Mit einem Herren der munter
Die Grazien allein unterhält

Etwas weiter zwei Herren
Mit Bier auf einer Bank
Beobachten sie mehr als
Sie miteinander reden

Da kehrt eine der Grazien
Vom kleinen Laden zurück
Die Arme voll Junk mit dem
Sich die ihren nun mästen


Es herrscht gefräßige Stille
Nur die Vögel zwitschern im
Noch hellen Abend lauter als
Ginge es um mehr als Ruhe

Da gesellt sich ein weiterer
Herr zu der kleinen Runde
Rotwein wird nachgeschenkt
Er genießt Aufmerksamkeit

Über sich mittig hinaus
Wachsend buhlt er deutlich
Um noch mehr was ihm
Ankunft des dritten nimmt

Während die sechs sich
Weiter suchen lassen sich
Zwei weitere Damen mit
Herr unweit nieder

Freche Amseln nähern sich
Ruhig sitzendem Flaneur
Immer mehr auf der Suche
Nach wie wir hier Nähe

Von Ferne grölen übliche
Platzbewohner unbeachtet
Im friedlichen Feierabend
Als wäre Ruhe ein Grund
Weiterzuleben
jt 10.6.13

Krisentheater

Krisentheater
In gewohnter Ignoranz
Staunen wir über die Natur
Die es wagte aus ihrer Bahn
Zu laufen unsere Pläne
Einfach ignoriert
Wir bauen Dämme immer
Höher zwingen Flüsse in
Ihre Bahn durch noch mehr
Sandsäcke um uns über
Durchbrüche zu wundern
Voller Bewunderung für die
Vermeintlichen Retter alle
Die mit großer Kraft das
Problem verschieben helfen
Freut Kanzlerin die Wahlhilfe
Eine Kultur die untergeht
Konzentriert sich kurz vor
Ihrem Ende auf was sie
Immer gut konnte und so
Bauen Versiegeln Retten
Wir weiter hinterher auch
Wenn wir wissen wie falsch
Es ist ändern wir nichts um
Nur nicht das goldene Kalb
Wachstum infrage zu stellen
Machen wir nur weiter
Die Natur diskutiert nicht
Sie wird sich nehmen
Was sie an Raum braucht
Egal ob wir es überleben
Dumm nur wie unsinnig
Diese Verse sind die nichts
Ändern wie wir vielleicht
Aber ist es gut zu merken
Es geht weiter auch ohne
Uns in Zukunft
jt 10.6.13

Sommersuizidlust

Sommersuizidlust

Das Wasser geht
Der Schlamm bleibt
Die ökonomisch optimierte
Gesellschaft fällt in den
Ganz normalen Wahnsinn
Zurück

Nun können wir wieder
Funktionieren wie wir sollen
Uns an Pläne anpassen jede
Kante unter Druck abhobeln
Um stromlinienförmig zu
Leben

Wer nicht funktioniert wird
Gefressen oder schlicht
Ausgesondert so bildet doch
Die Ökonomie vollkommen
Darwinsches Bild der Natur
Ab

Alles ist berechenbar
Die Welt schlicht logisch
Zufällige Ungerechtigkeit bei
Der Verteilung statistisch
Ausgeglichen über die
Jahrtausende

Der Ökonom rechnet nur
Kategorisch missbraucht
Kein Gefühl denn es ist
Einfach wie es ist nur eben
Berechenbar planmäßig
Exakt

Ist unsre unausweichlich
Optimierte Welt nun
Lebenswerter als früher
Gefühliges Chaos wagen
Wir nur nicht zertifiziert
Zu leben

Es steigt schon wieder die
Sommersuizidlust stetig als
Beweis unserer Freiheit
Nicht erklärungsbedürftig
Einfach weg jenseits aller
Berechnung

So hat das Leben auch in
Der verplanten Gesellschaft
Sein Gutes wir können es
Uns nach belieben nehmen
Werfen damit alle Pläne um
Steigen einfach aus
jt 10.6.13

Sonntag, 9. Juni 2013

Sommernachtskonzert

Sommernachtskonzert

Nachdem der große Regen
Den Sommertag beendete
Beginnen die Konzerte der
Session beim Araber am
Platz mit einer Band aus
Israel

Mit Gitarre Bass Keyboard
Und Schlagzeug wärmen
Sie den schon aufgeheizten
Keller mit Musik im Sound
Des Pop der achtziger
Werden rockiger als der
Eine vom Keyboard an
Die akustische Gitarre
Wechselt klingen plötzlich
Statt Duran Duran nach
Stones und so wird es
Immer bunter bis zum
Schmusesong mit dem
Konzert von Sparxis

Silvio und Daniel mit Gitarre
Sowie klopfender Begleitung
Bringen den Keller neu in
Schwung wie das als zwei
Nur geht und schon wippen
Die Füße mit beginnt der
Hier bekannte in vielen
Sprachen auf der Bühne
Zu zaubern mit dem Flair
Mediterranen Italiens so
Singt er launig von der
Heimat der Träume macht
Die alte Liebe der Deutschen
Zu Italien hier fühlbar

Nun kommt Rainer der
Es kann hier wie keiner
Begrüßt uns mit seinem
Zarten Zwischenspiel
Begleitet vom bekannten
Rasta hier füllt er als
Eleganter Liedermacher
Mit starker Stimme und
Wie immer Hut den Raum
Mit Sehnsucht wie dem
Großen Klang der Weite
Spontan spielen die beiden
Mit viel Freude zusammen
Jeder für sich ganz in ihrem
Element schaffen zwischen
Großer Leidenschaft auch
Augenzwinkernde Ironie
Lassen uns zwischen den
Träumen immer wieder
Auch lachen machen den
Keller des Al Hamra wieder
Zu einem schönen Zuhause
Da klopft auf einmal die
Liebe an die Tür zumindest
Im Song wird sie doch hier
Fühlbar in irgendwo ferner
Sehnsucht da wird spontan
Die Session noch zum
Sound von Johnny Cash
Erweitert um den klopfenden
Daniel und ganz neuer
Schwung trägt in die Nacht
jt 9.6.13

Sonntagsglück

Sonntagsglück
In vielen friedlichen Runden
Sitzen Eltern mit Kindern im
Kietzkind bei Bionade oder
Latte zelebrieren das hier
Biedermeier plaudernd
Miteinander selten nur
Verirren sich nicht hier
Heimische ins biologisch
Wie politisch korrekte Milieu
Fallen dafür um so mehr auf
Wie die beiden Herren mit
Weitgehend rasiertem
Schädel mit nur ganz oben
Dichtem Haar mit der
Jungen Mutter mit den
Schwarzgefärbten Haaren
Zur hochglänzenden
Jogginghose die hier
Unikate bleiben wie die
Beiden Damen mit Kopftuch
In langen Gewändern die
Jedoch im übrigen dem
Hier normalen angepasster
Scheinen als die vermutlich
Brandenburger bei denen
Die junge Mama den
Kinderwagen im Kreis
Herum schiebt während
Die Knaben Kindsväter wohl
Sitzend ihr Eis genießen
Nun schon behaupten
Zu wollen auch ihre mehr
Als üppige Oberweite die
Auffällig doch hier ist unter
Den flachbrüstig schlanken
Akademikerinnen genüge
Sie als eben ländlich zu
Erkennen scheint doch
Ein wenig übertrieben
Auffällig bleibt sie dennoch
Im angepasst korrekten
Elternglück hier bei dem
Eher die Väter die Kinder
Bespaßen während die
Einigen Muttis mit ihrem
Meist hochgesteckten Haar
Vor sich hin plaudern sind
Sogar die Kinder friedlicher
Als gewöhnlich an diesem
Sonntag im Sommer an
Dem viele Bäuche schon
Wieder gewölbt sind
Deutlich machen was uns
Noch erwartet im einzigen
Wachstum was Berlin bietet
Außer Flughafenkosten
Als Flaneur unter Familien
Wird Einsamkeit fühlbarer
Diese dennoch ganz für sich
Genießen macht frei
Frei von den emotionalen
Untiefen die eine hier wohl
Mehrheit unter lockerem
Lachen mühsam verbirgt
Nur beobachten nichts
Erwarten kein müssen
Könnte Glück sein sagen
Wir uns was blieb auch
jt 8.6.13

Verlustmeldung

Verlustmeldung
Herz verloren mittendrin
Keine Spur irgendwo aber
Alles voll Erinnerung
Überall etwas noch
Nur nichts greifbar
Begreife langsam was
Blieb nur ob ich noch
Dein oder du mein weiß
Irgendwie keiner ist
Halt so manchmal
Finderin bekommt keine
Belohnung darf es aber
Behalten sofern etwas
Zusammen weiter schlägt
Irgendwie auch immer
Beschreibung schwierig
Da selbst nun wohl
Herzlos oder doch
Noch fremdherzig
Bis sich irgendwann
Was auch immer
Findet lebt es sich
Einfach weiter
Wie auch immer
Bis dann Liebe
jt 9.6.13

Parknacht am Platz

Parknacht am Platz
Viele Bänke noch besetzt
Wandert der Platz unter
Sternenhimmel in die Nacht
Von der Mitte her die
Üblichen hier grölenden
Stimmen sich in Urlauten
Ergehend als fänden diese
Platzbewohner betrunken
Erst zu ihrem Wesen zurück
Auch wenn dabei starke
Zweifel an Rouseau laut
Hörbar werden scheinen
Sie ausgelassen glücklich
Wenn von weniger Vernunft
Geleitet als mutmaßlich
Voll berauscht
Sind die so trunken selig
Lebenden glücklich in
Ihrem lauten Tanz
Umeinander und mahnt
Nur uns wohl langweilig
Nüchterne die Vernunft
Vor dem nächsten Morgen
Einer spielt eine Geige
Töne von Folk ziehen
In die ruhige Nacht
Während andernorts
Weiter Säcke gegen
Immer höhere Flut
Gestapelt werden
Damit sie doch noch
Beim Nachbarn über
Den Deich läuft nur
Das eigene Haus
Verschont
Aber was sorgt den
Berliner der Druck der
Enge auf dem Land wo
Hiesige Gewässer viel
Raum vorab haben
Überzulaufen es ist
Großzügig hier so
Gönnen wir uns hier
Auch ein wenig Mitleid
Wenn es hilft
Hier findet jeder seinen
Raum ob laut oder leise
Wie die beiden Herren
Im ernsten Gespräch
Zwei Bänke weiter
Vielleicht stünde es
Besser um unser Land
Gäben wir den Flüssen
Wie den Menschen mehr
Raum um zu sein
Manches weiß ich nicht
Mehr geben scheint mit
Nur weiter zu führen als
Neue Mauern zu errichten
Das kennen wir hier schon
jt 9.6.13

Samstag, 8. Juni 2013

Bank am Markt


Bank am Markt

Auf der langen Bank sonnen
Sich selig die Bewohner
Der großen Stadt kommen
Mit Currywurst und Bier
In vielen Sprachen um
Zu genießen am Ort
Manche wohl viele
Verglichen flanieren mit
Ihren Kinderwagen vorüber
Andere entkleiden sich
Immer mehr teilweise
Auf Aufmerksamkeit der
Nachbarn an der langen
Bank bedacht bleiben
Sie doch für sich während
Sich die Tochter frisieren
Lässt sitzt der Vater in
Der Sommersonne
Schon erwärmt
Mehr nicht
jt 8.6.13

Liebesbestand

Liebesbestand
Die Liebe hat Bestand
Denken wir liebend
Die Liebe ist ein Traum
Hoffen wir fühlend
Die Liebe bleibt ein Traum
Merken wir allein
Diese Liebe war ein Traum
Realisieren wir langsam
Diese Liebe bleibt Traum
Weiß ich nun genau
Ohne diese Liebe leben
War immer ein Alptraum
Nun lebt es sich einfach
Weiter ohne Träume
Nichts hat mehr Bestand
Außer der Liebe im Traum
jt 8.6.13

Caterinas Liaison zur Nacht

Caterinas Liaison zur Nacht
Vor der Tür bei einer Bowle
Mit Erdbeeren sommerlich
An der Straße zusammen
In milder Luft über Ideen
Wie ihre Hoffnungen im
Schatten der Realität
Die Großes immer wieder
Klein kriegt durch die
Enge der Interessen
Wird die Politik gestreift
Und wieder als in Berlin
Eben unerquicklich schnell
Wieder verlassen sich lieber
Am schönen Ort freuen über
Gute Weine und das schöne
Leben hier plaudern sich
Austauschen neue Bande
Knüpfen und das Leben
Auf der Straße genießen
Im Sommer der Stadt
jt 8.6.13

Freitag, 7. Juni 2013

Freitagssehnsucht

Freitagssehnsucht
Mit dem Ende der Hoffnung
Beginnt die Sehnsucht
In immer gleichen Zyklen
Wechseln Leidenschaft
Und Leid sich ab es bleibt
Was zu schaffen ist
Am Ende geschafft
Wächst im verdorrten
Wie im überschwemmten
Feld noch neues grün
Solange was wächst ist
Zumindest Leben oder
Wird sein wollen was doch
Zumindest eine Aussicht
Sich an der schönen Aussicht
Freuen klingt lieblos ist aber
Nur die Freitagssehnsucht
Was bleibt uns sonst als
Zeugen im Nichts
jt 7.6.13

Donnerstag, 6. Juni 2013

Donnerstagsliebe

Donnerstagsliebe
Einmal werden wir noch wach
Dann bist du da
Der Himmel ist blau
Es ist Sommer
Einmal schlafen wir noch
Allein
Dann bist du da
Die Nächte sind hell
Es ist Sommer
Mehr nicht aber doch
Uns mehr oder weniger
Alles
jt 6.6.13

Sommernachtszärtlichkeiten

Sommernachtszärtlichkeiten
In hellen milden Nächten
Wenn der Schlaf der
Sehnsucht weicht
Zieht es mich immer
Mehr zu dir
Wacher noch als sonst
Wenn das Kind längst
Verschnupft schnarcht
Durch die Wand im leisen
Echo
Möcht ich deinen Atem
Spüren als ein Streichen
Über meine nackte Haut
Unsern Frühling in den
Endlich Sommer tragen
Deinen Duft mit dem der
Blüten überall fein verwoben
Wie sich Rundungen nun
Aneinander reiben endlich
Eins schlägt dein Herz
Ganz unter meiner Hand
Die es außen zart bedeckt
Nah und näher möcht ich
Sein und fühl doch kaum
Mehr als wollen kann ich je
Jeder bleibt für sich in seinen
Träumen hilft kein beten noch
Zu wem wozu auch immer
Sind wir doch für uns für
Alle Zeiten fern wie nah
Nur im Wissen dieser eben
Ganz realen Einsamkeit wird
Auch unsre ewige Suche
Nicht enttäuscht und wird
Genießen was sie eben kann
jt 6.6.13

Sommernacht unter Sternen

Sommernacht unter Sternen
Immer noch unruhig ist es
Am Platz wo manche die
Hier fast leben noch trinken
Andere im Schein der Laterne
Tischtennis spielen einer
Seine Geige stimmt
Ein wenig spielt
Was im Gewirr der Stimmen
Fast untergeht nur die Vögel
Schweigen schon lange
Der Tag ist um numerisch
Die Mitternacht beginnt
Zwei Herren plaudern ruhig
Hinter naher Hecke
Der Verkehr brummt nah
Nur nicht am Platz
Gelb leuchten die Laternen
Noch sind viele Fenster hier
Beleuchtet es ist die erste
Sommernacht unter Sternen
jt 6.6.13

Mittwoch, 5. Juni 2013

Mittwochsliebe

Mittwochsliebe
Auf dem Höhepunkt
Wendet es meinen
Manche noch immer
Als begänne nicht
Nach dem gemeinsam
Genossenen Höhepunkt
Erst die Zeit der Zärtlichkeit
Wenn zwei sich jenseits
Schneller Lust finden
Nun wird es immer weniger
Als war bis wir dies Glück
Teilen können zu sehen
Was mehr wird im danach
Eng umschlungen sich
Halten ohne noch etwas
Zu wollen oder zu erwarten
Als könnte nichts wollen
Viel mehr sein als etwas
jt 5.6.13

Dienstag, 4. Juni 2013

Abendmilde

Abendmilde
An einem milden Abend
Am Platz auf einer Bank
Sitzen letzte Sonne noch
Genießen Menschen hier
Beobachten dem Rauch
Der Pfeife nachschauen
Hunde bellen hören wie
Sich balgen ahnen ein
Gespräch nebenan von
Einem Herren mit zwei
Damen mit Bier in der
Hand halb belauschen
Während die Vögel
Zwitschern als wäre
Noch Frühling im
Irgendwie Sommer
Rührt sich nichts
Das Hochwasser ist
Weit weg es passiert
Wenig in der großen
Stadt nach dem Dienst
Ab und an flaniert
Einer vorbei
jt 4.6.13

Dienstagsliebe

Dienstagsliebe

Während andernorts
Die Dämme brechen
Ist Berlin unberührt
Vom Wetter nur sehr
Gerührt einer beim
Gedanken an dich

Will dich berühren
Wo es Spuren zeigt
Dich von Innen raus
Überschwemmt denn
Manche Flut tut gut
Wo sie Dämme einreißt
Zwischen uns

Küsse deinen Damm
Bis es keinen Halten
Mehr gibt bis du mich
Überschwemmst mit
Deiner Lust denn ich
Will dein Flutopfer sein
Ganz bald endlich
Drei noch
jt 4.6.13

Montag, 3. Juni 2013

Montagsruhe

Montagsruhe
In ruhiger Nacht
Am einfach Montag
Vor der Tür sitzen
Passanten beobachten
Beim flanieren auf die
Wenigen Geräusche
Am Platz lauschen
Ein Nachbar kommt
Vorbei und bleibt auf
Einen Plausch über
Sein neustes Projekt
Berlin im Beutel über
Das noch geschrieben
Werden wird heute
Schon in der Zeitung
Berichtet wurde
Andere laufen lächelnd
Vorüber während manche
Einige Worte verlieren
Über den schönen Platz
Den der Pfeifenraucher
Beim Tee hier auf der
Weißen Bank fand
So wird der Flaneur
Als Beobachter zum
Objekt der Beobachtung
Spiegelt sich schreibend
Selbst und sonst
Passiert eher nichts
Es ist einfach
Montagsruhe
jt 3.6.13

Noch ganz dicht? Zur Poetologie der Moderne zwischen Ästhetik und Selbstfindung



Noch ganz dicht?

Zur Poetologie der Moderne zwischen Ästhetik und Selbstfindung



»The experience of a poem is the experience both of a moment and of a lifetime.« (Die Erfahrung eines Gedichts ist die Erfahrung eines Augenblicks und gleichzeitig die eines ganzen Lebens)
(T.S. Elliot)


„In der dichtung – wie in aller kunst-bethätigung ist jeder der noch von der sucht ergriffen ist etwas "sagen" etwas "wirken" zu wollen nicht einmal wert in den vorhof der kunst einzutreten.“
(Stefan George, Blätter für die Kunst, Folge 2, Bd. 4, 1894, Oktober, S. 122.)


"Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten – ein Gedicht wird gemacht."

„Ich verspreche mir nichts davon, tiefsinnig und langwierig über die Form zu sprechen. Form, isoliert, ist ein schwieriger Begriff. Aber die Form ist ja das Gedicht. Die Inhalte eines Gedichtes, die hat ja jeder, aber Lyrik wird daraus nur, wenn es in eine Form gerät. Eine isolierte Form, eine Form an sich, gibt es ja gar nicht. Sie ist das Sein, der existentielle Auftrag des Künstlers, sein Ziel."

"Artistik ist der Versuch der Kunst, innerhalb des allgemeinen Verfalls der Inhalte sich selber als Inhalt zu erleben und aus diesem Erlebnis einen Stil zu bilden, es ist der Versuch gegen den allgemeinen Nihilismus der Werte eine neue Transzendenz zu setzen: die Transzendenz der schöpferischen Lust.“

„Im Grunde also meine ich, es gibt keinen anderen Gegenstand für die Lyrik als den Lyriker selbst.“
(Gottfried Benn in Probleme der Lyrik, am 21.4.1951 in Marburg gehaltener Vortrag)


„Die Metaphern sind völlig verschwunden, die Worte haben jede Verkleidung, Verhüllung abgelegt, kein Wort fliegt mehr einem anderen zu, berauscht ein anderes. Nach einer schmerzlichen Wendung, einer äußerst harten Überprüfung der Bezüge von Wort und Welt, kommt es zu neuen Definitionen.“
(Ingeborg Bachmann in ihrer 2. Frankfurter Poetikvorlesung)


„Je größer der Druck, dem das Gedicht sich ausgesetzt sieht, desto schärfer drückt es diese Differenz aus. Sein politischer Auftrag ist, sich jedem politischen Auftrag zu verweigern und für alle zu sprechen noch dort, wo es von keinem spricht, von einem Baum, von einem Stein, von dem was nicht ist.“

„Das Gedicht, das sich, gleichviel ob aus Irrtum oder Niedertracht, verkauft, ist zum Tode verurteilt.“
(Hans Magnus Enzensberger)


„Im Universum der Psychen, dem wir trotz aller technischen Fluchtversuche immer noch angehören, ist sie [die Poesie] das einzige Navigationsinstrument, das durch die laufenden Katastrophen leitet, auch wenn sie niemals aus ihnen herausführt“
(Durs Grünbein. Werkstatttagebuch, Das erste Jahr)

"Es gibt keine literarischen Manifeste mehr"
(Durs Grünbein, Vom Stellenwert der Worte, Frankfurter Poetikvorlesung 2009)


Da stehen wir nun, haben nichts und wissen kaum weiter – vielleicht sollten wir uns fragend dem Ziel nähern, statt Etwas nur die Suche als Ziel betrachten – eine Annäherung erstreben, mehr nicht. Dichter sein wollen, ohne zu wissen wie oder was es ist, scheint mehr als schwer – machen wir uns also unter der Hand der Zitierten Größen auf den Weg zu einer Spurensuche, wer nichts weiß, wie ich eben auch, hat zumindest nicht viel zu verlieren dabei, sich die Dinge der Dichtung mal zu betrachten.

Berühmte Dichter vorsprechen lassen, um sich auf dem Weg zu dem zu machen, was Dichtung uns heute sein könnte, hat zumindest den Vorteil beglaubigter Erfahrung, auch wenn wir uns unsere Antworten, auf das, was uns gefällt, und wie wir schreiben wollen, weiterhin selbst geben müssen. Ob diese Worte ein Leitstern sein können oder die Verwirrung nur vertiefen, wird sich vielleicht zeigen, sowenig am Ende im Konsens bleibt, könnten wir eigentlich nach den Worten Grünbeins den theoretischen Versuch beenden, das Feld den Wissenschaftlern überlassen und wie gehabt orientierungslos weiterdichten oder ehrfürchtig verstummen. Weder noch scheint erstrebenswert und so sei zumindest der Versuch gewagt, sich einen Weg zur verdichteten Sprache zu suchen.

Dieser Text, dies sei zur Abschreckung oder Erleichterung aller gesagt, soll den Spaß an der Poetik mit dem Nachdenken über sie erhöhen. Es geht nicht darum ein neues wissenschaftliches Werk zu schreiben, sich in Beweisen zu verlieren, dazu fehlte im übrigen dem hier sudelnden Autor jede Legitimation und Kompetenz, sondern, den Zwischenraum zu nutzen, der sich als denkender Dichter auf die Grenzen seines Könnens stoßend, plötzlich ergibt, wenn ich mich frage, was sind die Maßstäbe meines Dichtens und wie urteile ich über Dichtung heute.


Sind wir noch ganz dicht oder haben wir jedes Maß verloren?

Hat die Dichtung noch eine Form oder ein Handwerk und was sagt uns dieses heute, war der Anfang der Fragen, die sich ein Schreibender bei dem Versuch stellte, Maßstäbe für sein Tun zu finden. Weitere Fragen brandeten bei der Beschäftigung mit dem Thema auf und suchten als Schreibender und als Leser nach Antworten.

Gelten noch Regeln nach dem Aufbruch in die Moderne, ist der Inhalt wichtiger als die Form und wenn ja, warum dann noch Poesie und nicht Prosa, wenn die Regeln alle fielen?

Wie unterscheide ich gute von schlechter Dichtung, wo beginnt die Kunst und wie lange ist es nur Reimerei oder gefühliges Gerede?

Wie schließlich vermittele ich Schülern ein Lehrplan taugliches Wissen von einer Dichtkunst, die sich noch wandelt und im Wachstum begriffen ist?

Was lehren die Universitäten in der Poetologie, wie kann der Versuch der Größe erlernt werden in heutiger Dichtung, ist ein Workshop in Poetik noch handwerklich oder geht es eher, wie in einem spirituell angehauchten Yoga Kurs darum, die Worte in sich zu fühlen und zum Schwingen zu bringen, geht es gar um inhaltliche Schwerpunkte, was ist angesagt und warum?

Wovon gehen wir aus und wo führt der Weg hin?

“Die Poetik ist die Lehre von der Dichtkunst und die Poetologie ist die die dazugehörige Wissenschaft“, können wir in Lexika lesen und finden dieses herrschende Wissen weit verbreitet als abschließend, auch wenn es nur neue viel komplexere Fragen aufwirft.

Wie dicht ist die Dichtung und wenn ja worüber?

„Die Dichtungstheorie setzt sie sich theoretisch mit dem Wesen der Dichtung, mit ihrer Wirkung, ihrem Wert, ihren Aufgaben, ihren Funktionen, ihren spezifischen Ausdrucksmitteln und ihren poetischen Gattungen auseinander.“

Klingt wissenschaftlich, ist also vielleicht dem Thema gemäß, nur nicht der Art und Weise meines Schreibens und des verkündeten Anspruchs hier. Es fragt sich nur, ob ein so komplexer Satz mit so dichten Aussagen nicht von vornherein zerteilt werden sollte, um ihn lesbarer, verständlicher und der Größe des Inhaltes gemäß zu behandeln, wir also einfach Punkt für Punkt vorgehen, diesen Bereich zu durchleuchten und der Dichtung einen Rahmen zu geben, in dem sie so orientierungslos wie kreativ bleiben kann.

Stellen wir also obige Frage zum Thema der Dichte in der Lyrik, zur Fülle der Sprache im Wohllaut einen Moment zurück, um uns mit den Themen auseinanderzusetzen, die dort aufgeworfen wurden.


Wesen der Dichtung

Wesen ist die Essenz von etwas oder jemand, dass nach dem wir mit der Frage, was es ist, suchen. Dann könnte die Essenz der Dichtung zumindest die verdichtete Sprache sein, wobei wir uns bei rein lautmalerischen oder buchstabenbildnerischen Gedichten fragen könnten, was hier verdichtet wird an sprachlichen Inhalten, sofern die Inhalte überhaupt noch entscheidend sein können, es um sie geht. So sie keine Rolle mehr spielen, bliebe vom Wesen an sich nur die Verdichtung und das klingt zumindest so, als enthielte es rein sprachlich alles, was Dichtung ausmacht.

Wer heute die Dichtung googelt, kann sich freuen zumindest noch den künstlerischen Schaffensprozess an erster Stelle zu sehen und nicht die Abbildung von Gummiringen, die dann ab Platz 2, überhand über die Lyrik in Deutschland übernehmen, wobei ich mich natürlich fragen muss, ob das nicht sogar an der Personalisierung von Google liegt, die mich schon so gut kennen und also die kleine Freude dem fernen Grauen weichen müsste, was wohl der Rechner meines heimwerklich und handwerklich gerne tätigen Nachbars so zum Besten gäbe, aber lieber freue ich mich noch an der so geglaubten Bedeutung der Dichtung.

Als Dichtung bezeichnet man übrigens in der Technik Elemente oder Konstruktionen, die die Aufgabe haben, ungewollte Stoffübergänge von einem Raum in einen anderen zu verhindern bzw. zu begrenzen, wie wir beim weiterlesen erfahren können und was uns zu interessanten inhaltlichen Gedanken zur Dichtung im allgemeinen veranlasst – will die Lyrik nicht das genaue Gegenteil, indem sie den Geist für Worte öffnet und so Stoffübergänge inhaltlich ermöglich, Bedeutung vervielfacht?

Aber das ist vielleicht schon eine Frage der Wirkung und des Inhaltes, womit wir schon beim nächsten Punkt wären, was die Konzentration förderte und zu weite Abirrungen verhinderte, wären wir uns klar, was Lyrik nun eigentlich ist, da dies zumindest bei mir nur beschränkt der Fall war, konnte ich da noch mit Sicherheit sagen, ich wusste, was ich tat, wenn ich Sprache verdichtete, wusste etwas vom Wesen der Dichtung oder stotterte ich blind, bevor ich mich etwas mehr im Detail fragte, was ich tat?

Lyrik gehört neben der Epik und der Dramatik zu den drei Gattungen der Literatur. Der Begriff Lyrik stammt vom griechischen "Lyra" = Leier, bzw. lyrikós ab. Letzteres bedeutet "zum Spiel der Lyra gehörend, mit Lyrabegleitung". Ursprünglich waren damit Gesänge gemeint, die mit der Lyra begleitet wurden, denn bei den Griechen bestand Lyrik vorwiegend aus Festdichtung im eigentlichen Sinn, d. h aus Liedern, die zur Leier (Lyra) gesungen wurden, und aus Chorliedern", was in Zeiten des Rap oder der Poetry Slams eine spannende Wiederauferstehung findet und so hat jede Zeit ihre lyrischen Lieder und es wäre vermutlich falsch aus dem eigenen melodischen Empfinden einen Wert ableiten zu wollen und nur weil ich so unmusikalisch wie Thomas Buddenbrook bin, muss mir ja die Musik der Sprache nicht fernliegen, die Melodie der Buchstaben unhörbar bleiben, lassen wir das also als nicht mein dichtendes historisches Faktum stehen, und schließlich singe ich ja auch gern, insbesondere, wenn es niemand mit tonalen Ansprüchen hört, ob diese irrelevanten Neigungsfragen nun etwas zur Dichtung verraten sei dahingestellt, ihr auftreten könnte aber zumindest ein Indiz dafür sein, dass es auch irgendwie eine Frage des Gefühls ist. Allgemein ist Lyrik alles in Gedichtform Geschriebene und Überlieferte. Die lyrische Form ist meist kurz, eine Gliederung erfolgt in Versen und Strophen und manchmal gilt das bis heute und die Schnittstellen sind überraschend.

Die Zuordnung eines literarischen Werkes zur Gattung Lyrik lässt sich nicht auf rein formale Elemente reduzieren. So ist Lyrik nicht unbedingt an den Reim und eine bestimmte rhythmische Gestaltung gebunden. Das Vorhandensein eines strukturierenden Versmaßes und/oder eines Reims wurde zwar bis ins 20. Jahrhundert bei der Identifizierung eines lyrischen Textes angenommen, moderne Texte arbeiten jedoch auch mit freien Versen und mit freien Rhythmen. Es geht um die Form, aber die Form ist nur ein bedingt tauglicher Maßstab zur Abgrenzung wir schweben also weiter ohne etwas konkreteres als das Gefühl, das ist wohl Dichtung und die finde ich nun gut oder nicht.

Wichtig für die Zuordnung eines lyrischen Textes sind heute die Bildhaftigkeit, besondere sprachliche Ausdrucksmittel, Klangreichtum, Stimmungshaftigkeit und Rhythmusbetontheit, Assoziationsreichtum, sowie das Aus- bzw. Ansprechen von Empfindungen. Was einen weiten Rahmen gibt zur Wertung aber wenig an die Hand gibt.

Der Begriff „lyrisches Ich", der noch vielfach für den Sprecher benutzt wird, ist dagegen von der außergewöhnlich einigen Literaturwissenschaft inzwischen ganz nebenbei überholt worden, ohne dass es schon alle Lehrer mitbekamen. Heute wird allgemein den Thesen des Literaturwissenschaftlers Dieter Burdorf (geb. 1960), der in seinem Buch „Einführung in die Gedichtanalyse“ (1997 ff.) eindringlich vor der Verwendung dieses Begriffs warnt. Das ICH im Gedicht ist lediglich ein „artikuliertes“, denn hinter diesem ICH verbirgt sich nicht der Autor des Textes, sondern eine Instanz, die der Autor zwischen sich und den Text stellt. Er ist durchaus mit dem Erzähler in Prosatexten vergleichbar, also eine fiktive Figur. Das „lyrische Ich“ wird jedoch sehr häufig mit dem Autor des Gedichtes identifiziert. Meistens bin ich auch ich wenn ich mal ich benutze, aber was weiß ich schon, vielleicht sollte ich mehr ich schreiben und nicht mich meinen sondern es oder sie, die letzte Instanz, dann würde ich mein ich im Text bedeutender und zeitgemäßer machen auch wenn ich dann langsam hinter dem so transzendierten ich verschwände und dabei geht es mir doch selten um mehr als mich, geschweige denn, dass ich von sonst etwas wüsste als mir.

Es gibt eine Vielfalt lyrischer Ausdrucksmöglichkeiten. Lyrik ist sehr traditionsreich in bezug auf Inhalt und Form, etwa in der Formenstrenge des Sonetts. Der Inhalt-Form-Zusammenhang modernerer Lyrik wird oft weitgehend über die Form vermittelt. Die Form der Dichtung kann den Inhalt verdeutlichen. In der konkreten Dichtung (konkrete Poesie oder auch konkrete Literatur) wird das Gedicht sogar oft auf sein reines Sprachmaterial bezogen, auf seine optischen bzw. akustischen Aspekte, auf Wörter, Buchstaben, Satzstrukturen. Womit ich nun weiß, ich kann es auf viele Arten tun, solange ich es tue, kann es auch mehr auf die Form als auf den Inhalt ankommen, wobei sich mir dann die Frage aufdrängt, ob der Inhalt eher formell betrachtet wird oder die Form zum Inhalt wird aber vielleicht klärt sich das ja im Laufe der Suche nach der Poetologie, die mich berührt und mein Schreiben bewegt.


Wirkung

Lyrik hat eine Wirkung auf uns, auch wenn wir sagen, sie hat keine Wirkung und tangiert uns nicht, dann ist diese Haltung bestätigen auch eine Wirkung, zumindest eine widerständige Meinung. Unklar ist noch was für eine und warum. Beruht die manchmal eigentümliche Wirkung von Gedichten darauf, dass sie Gefühle ansprechen, die im Alltagsleben oft zu kurz kommen?

Wirken noch Gedichte, die genau diese Absicht haben, etwa die Verse der Werbung oder die Lieder in Diktaturen, wirkt die Gebrauchslyrik noch lyrisch oder wird sie zur Hure der Absicht dahinter?

Ist die Lyrik eine willige Hure oder nichts als Worte?

Sie ist es sicher und sie wird es in der käuflichen, postdemokratischen Gesellschaft immer mehr, wo es eher um den Marktwert als die Inhalte geht, weil nur, was sich gut verkauft, gut sein kann, der Buchmarkt und sein Marketing zur Größe des Gefallens wird, während sich Monopolisten in Schlachten um die Anteile balgen, Übernahmen tarnen und sich im staatlichen Schutzraum vermeintlicher Freiheit weiter bereichern als machten die globalen Spieler auch einfach nur Bücher wie der Verleger von nebenan. Aber wer wollte etwas dagegen sagen, zumindest manchmal wagen sie noch Lyrik, wer wollte nicht davon partizipieren und wer das Glück hat von einem der Großen verbreitet zu werden, wird sich freuen dürfen, wie weit auch Lyrik sich mit dem richtigen Marketing verbreitet, wie gut die Wirkung auf die eigenen chronisch klammen Kassen ist – aber ist das schon Dichtung oder noch Wahrheit über die Wirkung der Lyrik im Zeitalter der Messbarkeit der Qualität, sind wir da nicht schon beim falsch verstandenen Wert?

Wert

Hat die Lyrik noch einen Wert jenseits des messbaren Marktanteils und wenn ja, wie messen wir ihn, fragt sich bei der Wertanalyse neuer Dichtung im multimedialen Zeitalter der Dichter vor dem Berg der angehäuften Worte, aus der Beliebigkeit, denen er gerne ein etwas entgegensetzte.

Einen hohen Wiederkennungswert jedenfalls haben die Verse der Werbung, wenn sie als solche ins Gedächtnis dringen und dort bleiben, erhöhen sie den Marktwert des beworbenen Produktes, all dies ist irgendwie messbar, hat aber wohl weniger mit Lyrik als Literatur zu tun, denn als Gebrauchsgegenstand, fraglich nur, ob das ihren Wert mindert, überlege ich zwischen Markt und Elfenbeinturm ein wenig verwirrt und fragen darum einen zum Wert, der sich damit auskannte, mit dem Elfenbeinturm, dem sphärischen Sein des Dichters und der Selbstvermarktung, der sich dernehmlich so ernst nahm, wie er teilweise bis heute genommen wird, ein kultisches Bild der Wertschöpfung inszenierte. Stefan George meinte das Folgende zum Wert der Dichtung:


Den wert der dichtung entscheidet nicht der sinn (sonst wäre sie etwa weisheit gelahrtheit) sondern die form d.h. durchaus nichts äusserliches sondern jenes tief erregende in maass und klang wodurch zu allen zeiten die Ursprünglichen die Meister sich von den nachfahren den künstlern zweiter ordnung unterschieden haben.

Der wert einer dichtung ist auch nicht bestimmt durch einen einzelnen wenn auch noch so glücklichen fund in zeile strofe oder grösserem abschnitt. die zusammenstellung das verhältnis der einzelnen teile zu einander die notwendige folge des einen aus dem andern kennzeichnet erst die hohe dichtung.


Es geht also nicht um den Sinn, wenn wir vom Wert sprechen, sondern um die Form, die auch nicht formal sondern innerlich erregend eine Unterscheidung ermöglicht, sofern sich im Verhältnis der Teile die notwendige Folge auseinander ergibt. Wem das unklar verwirrend erscheint, irgendwie mehr gefühlig als sachlich, gehört wohl nicht zum hehren Kreis der George Jünger, was aber heute wenig macht, oder gerade, wenn es jenseits aller Logik hellauf begeistert. Mir eher ungläubig glücklichen Menschen fällt tieferes Verständnis da schwer, aber dennoch sollten wir nicht blind sein für die auch reale Wertschöpfung des Geistes dieser Gruppe von irgendwie Geistersehern, zumindest Jüngern.

Ein Wert dieser Werte im Inneren könnte sich bei dem George Jünger Graf Claus Stauffenberg gezeigt haben, als er seinem Gewissen folgte und zum Widerstand schritt, wenn auch erfolglos, äußerte sich der bleibende Wert der lyrischen Gemeinschaft noch in seinen letzten Worten bei der Erschießung im Bendlerblock, als er ausrief, „Es lebe das geheime Deutschland!“ – damit hätten wir einen Ausgangspunkt für lyrischen Wert, nach der wir vielleicht eine neue Skala finden könnten, das Maß der Identifikation – wie wenig dies tatsächlich messbar ist, macht es in meinen Augen nicht unsympathischer. Manchen soll sie sogar noch als Kunst ein Wert an sich sein, ohne alle Nebenzwecke und vor allem jenseits der Alternativlosigkeit, die menschliches Handeln maschinell macht, aber um hier nicht künstlich künstlerisch wirken zu wollen in eingebildeter Anmaßung, soll dies bei der nüchternen Betrachtung der Wertschöpfungskette außen vor bleiben, denn  sich mit der Kunst gemein zu machen ist dem Analytiker der Situation immer fernliegend, raubte er sich doch viel seiner Objektivität.

Aufgaben

Heutige Hauptaufgabe der Lyrik ist ihre Funktion in Werbung, Marketing und zur Unterhaltung etwa im Karneval, denn selten wird so viel gereimt wie in der närrischen Zeit zum Spott, nur ist die Reimerei noch Lyrik oder ist eine Aufgabe der Lyrik auch ihre Abgrenzung als Kulturgut von der bloßen Gebrauchsverseschmiede?

Fragen wir doch noch mal den Elfenbeinturmbewohner George, worauf es ankommen könnte, ob es eine Aufgabe gibt:

Jeder widergeist jedes vernünfteln und hadern mit dem leben zeigt auf einen noch ungeordneten denkzustand und muss von der kunst ausgeschlossen bleiben.

Aufgabe der Kunst könnte es nach Stefan George also sein, einen Teil derer, die darüber nachdenken, auszuschließen, da sofern nicht alles klar und im Denken geordnet ist, es keine Kunst sein könne. Damit wissen wir zwar auch nicht viel über die Aufgabe der Kunst, denn als Ordnungsmacht, die große von kleinen Geistern trennt, nach nicht greifbaren Maßstäben subjektiver Selbstfindung, aber zumindest werden die stringenten Maßstäbe georgischen Denkens deutlich, denn Ausschluss scheint heute weniger Thema zu sein, denn Suche und Frage in der postmodernen und postideologischen Gesellschaft voller Fragezeichen. Eine konkretere Aufgabe lässt sich nicht finden, sowenig wie ein begrenzter Rahmen der Wirkung. Aber eine Art Elitebewusstsein unter den dichtenden Geistern ist doch zumindest ein qualifizierbarer Mehrwert, auch wenn wir damit noch nicht wissen, welche Kriterien dafür erfüllt sein müssen und was wir dafür tun können,  Kunst zu schaffen und nicht nur keine weil wir noch widergeistern,vernünfteln und hadern.

Funktionen

Bei den Funktionen der Dichtung findet der im Netz Suchende sich schnell vollständig von der Technik überrannt, die hier nicht nur die ersten sechs Plätze aller Individualisierung zum Trotz einnimmt, sondern auch nach einem Horaz noch dominant bleibt. Aufgegeben haben wir den Weg hier vertiefende Erkenntnisse zu erlangen, als unter dem inspirierenden Titel „Dichtung mit ewigem Leben!“ nur noch zu erfahren ist, dass Dichtsysteme funktionswichtige Konstruktionselemente aller technischer Produkte sind, wie baumaschinen.de uns verriet.

Nur wer sich wieder auf die griechischstämmige Lyrik besinnt, wird bei den Funktionen fündiger und entdeckt, dass es doch noch Funktionen jenseits funktionaler Beschränkung des dicht seins einer Verbindung geben kann, es der Dichtung nicht nur um die Undurchlässigkeit geht, sondern um neue Gedankenschlupflöcher. Also scheint funktionale Dichtung in Deutschland eher ein technisches denn ein literarisches Problem, damit hier eben alles dicht ist und ob bloß Literatur solches gewährleisten kann, scheint zumindest fraglich.

Die folgenden Funktionen unterscheiden die Sprachzergliederer feinsäuberlich und lassen an die veterinärmedizinischen Termini der Zergliederung beim doch nur Schlachten denken:

Hinsichtlich der referentiellen Funktion gilt, dass Informationsübermittlung bei Lyrik selten eine wichtige Rolle spielt, lassen wir die alten Sagen, die jedoch eher Epen als Lyrik sind, mal außen vor und die Chronisten ihrer Zeit, auch wenn es davon gerüchteweise noch welche unter den Flaneuren geben soll, sind diese doch bis dato eher Einzelfälle denn eine Bewegung und auch dem Flaneur geht es eher um die Vermittlung einer Stimmung als um echte Neuigkeiten – wobei gedichtete Nachrichten vielleicht sogar den Dingen im rasenden Fluss der Zeit mehr Gewicht gäben, als das Faktenstakato, dem die Bürger gerne mindestens ihre tägliche Viertelstunde medial einräumen, als erführen sie noch neues im widergekäuten Medienbrei als Wochenschauersatz. Hier wäre die Frage, ob sich das Volk der Dichter und Denker nun zu dem der Dichtung und Fakten verwandelte, wichtiger ist, was hinten raus kommt oder eben nicht entweicht aufgrund guter Dichtung, denn was oben hinzukommt aber auch das sind noch bloße Vermutungen.
Die emotive Funktion der Dichtung, jedenfalls der in der Lyrik, hat ihre Orientierung auf den Sprecher gewählt, ein „schaut, was er zu sagen hat“ – ist in unserem Volk derer, die so oft besonders paarweise fürchten, nicht ausreden zu können von hoher innerer Bedeutung – ob es für das Schreiben und sein Gewicht bedeutsam ist, kann an dem wenigen kaum geklärt werden.
Bei der imperativen oder persuasiven Funktion wird die Orientierung auf den Empfänger betont, es geht um, immer höchst verdächtig, Beeinflussung und diese Befehle der Besserwisser spiegelten gewiss einen gewohnheitsmäßigen Charakter hier, ob sie geeignet sind eben mehr als Gewohnheit hervorzubringen, scheint zumindest fraglich, denn im Gewohnten zu bleiben, den Charakter zu bestätigen, ist nicht unbedingt innovativ.
Die phatische Funktion oder Kontaktfunktion scheint dagegen von einer gewissen Bedeutung zur Bindung des Lesers, dient sie doch der Aufrechterhaltung des Sprechkontakts mit diesem – wobei, welche Lyrik ist schon diskursiv? – schadet es marketingstrategisch sicher nicht, sich über den Leser schreibend Gedanken zu machen, ob dies nun nach Mehrheiten dazu führt, nur noch populär zu schreiben oder eher sich die eigene Elite zu wählen, bleibt unklar, doch führt es zumindest aus dem Elfenbeinturm hinaus, auch wenn dieser durchaus ein Wert sein kann, es bleibt also zwiegespalten.
Auch die metasprachliche Funktion sollte nicht vernachlässigt werden, geht es doch dabei um die Verständigung über Codes, also die  Klärung des Sinns einzelner verwendeter Begriffe, was die Verständigung enorm erleichtert und der Interpretation unendliche Scheunentore öffnet – wer nutzt sie nicht und wo nicht überall tauchen sie lyrisch gerne auf, schwieriger könnte höchstens werden diese verinnerlichten Sprachteile schreibend bewusst zu reflektieren, aber zu wissen, was wir sagen und wie andere es nennen werden, schadet zumindest nicht.
Am Ende steht schließlich die poetische oder ästhetische Funktion, die  eine „Einstellung auf die Botschaft selber“ bedeutet und die Form der Mitteilung betrifft, hier geht es um das Schöne am dichten jenseits aller Dichtungen, was es zum Besonderen macht und genau hierüber gibt es wieder wenig greifbares zu sagen, wir schwimmen also weiter im relativ luftleeren Raum mit dem Willen zum Guten scheint es aber nicht getan, denn „gewollte“ Dichtung ist noch lange nicht gekonnt. An der ästhetischen Funktion  jenseits aller formalen Wichtigkeiten werden sich also die Geister scheiden, die neuen Größen geboren, wenn wir mal den Aspekt des strategischen Marketing im Buchhandel vergessen, der literarisch vermutlich ähnlich erotisch ist wie der Bestandskatalog eines Dichtungslieferanten und damit sind wir am Ende schnell wieder am Anfang.

Alle diese 6 Sprachfunktionen sind in jeder Sprachäußerung beteiligt, aber in unterschiedlicher Gewichtung und in der Textlinguistik werden Textsorten nach der jeweils dominanten Sprachfunktion unterschieden. Worauf es wohl ankommt, haben wir nun festgestellt, nun werden wir weiter elementar suchen, um auf dieser Spur fündig zu werden.


Ausdrucksmittel

Die Ausdrucksmittel der Lyrik scheinen der Schlüssel zur Schönheit in manchem zu sein. Gern zitierter raunender George meinte dazu:

Reim ist bloss ein wortspiel wenn zwischen den durch den reim verbundenen worten keine innere verbindung besteht.
Freie rhythmen heisst so viel als weisse schwärze, wer sich nicht gut im rhythmus bewegen kann der schreite ungebunden.
Strengstes maass ist zugleich höchste freiheit

Was uns wieder erwartungsgemäß bei der formalen Analyse unseres Handelns nicht viel weiterbringt und da dies kein George Verriss werden soll – warum auch, als ob es dafür noch ein anderes Bedürfnis als das historische gäbe? – sollte doch noch ein wenig nach den Formen zwischen Ausdruck und Inhalt gesucht werden.

Die Versanalytiker wissen, was sie meinen, wenn sie zunächst von den melopoetischen, also klangorientierten Ausdrucksmitteln wie Klangfarben, Melodie, Rhythmus und Onomatopoesie sprechen, der Dichter spürt es, so er genial ist einfach, sonst lernt er es oder sie tut selbiges, um den Worten Musik zu geben, ohne notwendig Gesang zu werden.

Nach dem Hören kommt das Sehen und also die phanopoetischen, sprich bild und vorstellungsorientierte Ausdrucksmittel, die da sind Bild, Vergleich, Metapher, Metonymie, Katachrese, Oxymoron, Synästhesie, Allegorie, Symbol.

Logisch kommen wir nun vom Sehen und Hören endlich zu den Inhalten, zu den logopoetischen, also bedeutungsorientierten und argumentativen Ausdrucksmitteln, die das sind Antithese, Klimax, Antiklimax, Wortspiel, Paradoxon, Anspielung und sogar noch andere.

So bleiben uns, bevor es um die Haltung geht, die wir zu ihnen einnehmen noch die auffälligen Stilmittel, als die Parataxe, Hypotaxe, Asyndeton, Polysyndeton, Ellipse, Zeugma, Anakoluth, Inversion, Parallelismus, Chiasmus, Antithese, Litotes, Meiosis, Euphemismus und Hyperbel gelten – wer sie nicht kennt, kann sich nun bewegen, den Schlüssel zum Verständnis zu entdecken, für alle übrigen noch wacker weiter lesenden ist jede Weiterführung hier entbehrlich und das schöne an der Lyrik ist ja auch, dass sie klares Handwerkszeug hat mit dem Dichter wie Interpret geübt jonglieren, in einer Sprache neben der Sprache, darum war es wichtig diese zumindest zu benennen, suchen wird sich jeder selbst seinen gerade passenden Weg.

Stilhaltungen sind vielfältig und oft tabellarisch vorgeführt, um den Kontext und ihr Zusammenspiel zu verstehen, worauf im hier fließenden Text natürlich verzichtet wird, was aber nichts an ihrer Schlüsselfunktion zum Verständnis ändert, bei dem sie uns helfen, die kleinen Reimereien von großen Versen zu trennen, ein wenig Orientierung zu finden. So sind sie emphatisch, neutral, distanziert, heiter oder lyrisch sachlich, kritisch, spielerisch und manchmal emphatisch, trocken, spöttisch, witzig bis zu patheitsch, reflektierend, ironisch, komisch, aber auch nicht ohne gelegentlich enthusiasitisch, didaktisch, sarkastisch, absurd zu sein und zu bleiben.

Überschaubarer sind die intendierten Wirkungen, dahingestellt, ob das am bescheideneren Horizont der Dichter liegt, an der womöglich noch beschränkteren Vorstellungskraft ihrer Interpreten, oder einfach ist, wie es ist, und also emotiv, kognitiv, praktisch, unterhaltend oder voller Ergriffenheit, Einsicht, Betroffenheit, Entspannung auf der Suche schließlich nach Tiefe, Klarheit, Schärfe, Leichtigkeit.

Schon die Klangfülle der verwandten Begriffe macht deutlich, es geht um den Kern von dem, was eben ausgedrückt oder, schlicht gesagt, rüber gebracht werden soll, voller Gefühl aber mit gutem Handwerk klar ausgedrückt und verstehbar.


Poetischen Gattungen

Die poetischen Gattungen sind ein unermesslich weites Feld, darum ist es erfreulich, dazu erstmal eine wunderbar klare Äußerung eines mittelgroßen Dichters zu lesen:

Die drey Hauptgattungen der Poesie überhaupt sind die epische, die lyrische und die dramatische.
(August Wilhelm Schlegel)

Leider können wir es nicht ganz darauf beruhen lassen, wenn wir verstehen wollen, was wir tun und was wir damit sagen, ob wir uns nun etwas dabei denken oder nicht, denn zumindest können dann auch wir Dichter jedenfalls ex post erfahren, was wir meinten, indem wir es so sagten und einen tieferen Sinn erkennen lernen, auch wenn wir diesen schon an sich bezweifeln, was dem Absurden dieser Tätigkeit zumindest eine Richtung gibt.

Darum nun noch eine Unterscheidung lyrischer Gattungen nach der Form, wie sie früher schon üblich waren und wie wir sie nun zwanglos nutzen können, ins Krosett uns begebend oder an diesem variierend, einen Kontrapunkt bildend oder eine spielerische Fortsetzung.

Man kann bei lyrischen Gattungen eine Unterscheidung nach der Form vornehmen. Formen von Lyrik sind: Ballade, Elegie, Sonett, Hymne, Epigramm, Ode, Lied.

Ballade

Ballade heißt ursprünglich "Tanzlied" und kommt vom italienischen Ballata. Der Begriff ist auch im Germanischen gebräuchlich. Eine Ballade vereinigt Merkmale der drei literarischen Hauptgattungen miteinander. Die Handlung repräsentiert das Epische, die Dialoge stehen für das Dramatische und die Gebundenheit der Sprache (Reim, Versmaß) für das Lyrische.

Die Ballade kann als erzählerisches Lied definiert werden. Sie greift Erlebnisse, Erfahrungen und Beziehungen der Menschen auf und literalisiert sie. Vor allem das Geheimnis- oder Rätselvolle, ein Mythos oder deren Reste in Sage oder Märchen interessierten die unbekannten Verfasser. Die Kunstballade griff während Klassik und Romantik ähnliche Themen auf. Jedoch wurde sie auch zum Mittel gesellschaftskritischer Anklagen, als die sie etwa bei Brecht auch im 20. Jahrhundert wieder auftauchte.

Als literarische Gattung entwickelte sich die Ballade etwa seit dem 16. Jahrhundert als sogenannte Volksballade. Im 18. Jahrhundert erfuhr sie während des Sturm und Drangs und der Weimarer Klassik in Deutschland einen Höhepunkt.

Elegie

Die Elegie entstand im griechischen Ionien und war im alten Rom sehr beliebt. Eine Elegie bezeichnete ursprünglich jedes im elegischen Versmaß (Distichon: Hexameter und Pentameter) abgefasste Gedicht, Trauer- oder Klagegedicht. Die Elegie fand ihren Höhepunkt in der Dichtung Hölderlins, wurde aber auch noch von Werfel, Trakl, Brecht, Benn, Celan, der Bachmann oder der Sachs genutzt.

Sonett

Das Sonett ist eine aus dem Italienischen stammende Gedichtform mit strengem Aufbau. Im Deutschen besteht es aus meist fünffüßigen Jamben. Seine zwei Teile stehen als These, Antithese und Synthese miteinander im Dialog. Die zwei vierzeiligen Quartette sind im Idealfall thetisch-antithetisch formuliert, die zwei dreizeiligen Terzette sind synthetisch, d. h. sie führen die These und Antithese zusammen. In der neueren Lyrik wird diese strenge Form immer wieder durchbrochen durch drei vierzeilige Quartette und ein zweiteiliges Duett oder sogar einfach umgedreht bei Beibehaltung der Form also ein konkretes Spiel mit der Geltung eines Rahmens gespielt.

Die Reime in den Quartetten folgen dem Schema abba abba (umschlingender Reim) bzw. abab cdcd (Kreuzreim), während in den Terzetten unterschiedliche Reimstellungen möglich sind.

Nach der Reimstellung unterscheidet man folgende Sonetttypen:

PETRARCA-Typ:    abba/abba/cdc/cdc
SHAKESPEARE-Typ:        abab/cdcd/efef/gg
RONSARD-Typ:      abba/abba/ccd/ee

Hymne

Die Hymne bezeichnete ursprünglich einen Kultgesang ohne feste formale und inhaltliche Kennzeichen. Spannend ist die klangliche Nähe zu dem Wort Hymen und dem sich daraus ableitenden Kult chauvinistischer Abhängigkeiten.

Die Hymne steht zwischen Ode und Dithyrambus; sie lebt von der Gehobenheit der Sprache und ist unbeschränkt in der metrischen Form.

Epigramm

Ein Epigramm ist eine Gedichtgattung von prägnanter geistvoll-zugespitzter Kürze, es wird auch Sinngedicht genannt. Epigramme waren ursprünglich Auf- oder Inschriften auf Grab- oder Denkmälern. Im Barock wurden sie sehr beliebt, in Romantik und im Jungen Deutschland fanden sie ihren letzten Höhepunkt. Eine Sonderform ist der Limerick.

Ode

Die Ode ist Lyrik in weihevoller, feierlich-erhabener und schwungvoller Form. Sie ist traditionell ungereimt. Die Ode (griech.: Gesang) bezeichnete ursprünglich den antiken dramatischen Gesang auf Dionysosfesten. Man unterscheidet deshalb die Chorlyrik und die monodische Lyrik (Einzelvortrag).
Die chorische Ode ist dreiteilig:

1. Ode,
2. Antode (Gegenstrophe),
3. Epode (Abgesang).

Bei den sogenannten Anakreontikern ist der Begriff Ode oft gleichbedeutend mit Lied; Vorbild sind die Oden des griechischen Lyrikers Anakreon und seiner Nachahmer. Im Unterschied zu den sogenannten klassischen Oden sind diese jedoch gereimt.

Lied

Das Wort Lied stammt vom althochdeutschen liod; mhd. liet; auch zu lat. laus = Preislied. Das einende Kriterium des Liedes ist seine Sangbarkeit. Zudem ist der Aufbau klar gegliedert, ist das Lied an eine Melodie gebunden. Das Lied kann man in
Volkslied und Kunstlied unterteilen.

Das Volkslied zeichnet sich durch Schlichtheit des Textes und einfache sprachliche Formen aus. Es weist zumeist einen einfachen 2/4-Rhythmus auf (Jambus, Trochäus) und ist oft vierhebig und vierzeilig. Die Verfasser der Volkslieder sind zumeist nicht bekannt.

Das Kunstlied ist kaum formellen und inhaltlichen Beschränkungen unterlegen, allerdings orientiert es sich den Formen nach bisweilen an der Einfachheit des Volksliedes. Um als Lied zu gelten, muss es lediglich das Kriterium der Sangbarkeit erfüllen. Die Verfasser von Kunstliedern sind zumeist bekannt.

Inhaltliche Gattungen

Doch die Form genügt noch nicht zur Differenzierung, auch wenn sie das Gedicht zu einem solchen macht, erforderlich ist auch die Unterscheidung lyrischer Gattungen nach dem Inhalt: Liebeslyrik, Mundartlyrik, religiöse Lyrik, Konkrete Poesie, experimentelle Lyrik, politische Lyrik, Gebrauchslyrik, Gedankenlyrik, hermetische Lyrik, Kinderlyrik, Naturlyrik, Gesellschaftslyrik, Alltagslyrik, Bildgedichte usw.

Hier wird wichtig, an wen sich das Gedicht richtet. Viele dieser inhaltlichen Kriterien sind vom Entwicklungsstand einer Gesellschaft abhängig (Politik, Alltag). Andere sind abhängig von den objektiven Gegebenheiten (Mundart, Religion), wiederum andere vom subjektiven Empfinden (Liebe, Hass, Hermetismus).

Man kann bei lyrischen Gattungen eine Einteilung nach der Typisierung vornehmen.
Je nachdem, welche Haltung der lyrische Sprecher zur Gestaltung des lyrischen Gegenstandes einnimmt, wird unterschieden zwischen liedhafter, lehrhafter, hymnischer oder erzählerischer Dichtung.

Liedhaft ist Lyrik, wenn sie durch ihre Schlichtheit und ihren Bezug zur Natur oder zu menschlichen Erlebnissen (Liebe, Abschiede usw.) gekennzeichnet ist.

Lehrhaft wird Dichtung, wenn philosophische, religiös-weltanschauliche oder politische Fragen reflektiert werden.

Hymnische Dichtung sind Preislieder zu Ehren Gottes und der Schöpfung, auch in ihrer kritischen Sichtung. Die Sprache ist meist abgehoben von der Alltagssprache und nicht immer allen Menschen verständlich.

Erzählerisch ist Dichtung, wenn Begebenheiten, Handlungen, Ereignisse durch Vers, Reim, Strophe in eine dichterische Form gebracht werden (Ballade u. a.).
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Ende vom Lied


Die Form ist auch heute wichtig aber zugleich egal. Wir können sie nutzen oder verdrehen, wir können den Inhalt spielerisch dem einen oder anderen Bereich dieses Handwerks zuordnen, oder wir tun das genaue Gegenteil, um so Inhalt und Form zu einer solidarischen Opposition zu einen – es gibt nicht den einen oder anderen Weg, der einzig richtig scheint und viel an Anerkennung hängt eben auch am Marketing in einer Gesellschaft, die Kunst und Markt gern trennt aber zugleich innig verbunden nutzt und dies auch in der hehren Sphäre der Lyrik, die sich genau so auch inszeniert.

Lyrik ist immer auch Handwerk und manchmal ein wenig Genie, was immer das nun sein soll, streng logisch betrachtet, aber sie ist nie bloßer Zufall, und auch wenn aus hingeworfenen Worten scheinbar einfach große Lyrik wird, steckt dahinter doch viel Handwerk, auch wenn sich der Leser und vielleicht auch die ein wenig geneigtere Leserin nun fragen könnten, ob auch ich dies nicht nur aus Marketinggründen erzähle, den Wortwert meiner hingeworfenen Brocken zumindest theoretisch zu erhöhen, es weniger um Überzeugung geht als um dessen Verkauf, der eben auch ein eigener ist.

Dies zu verhindern sollte ich nun natürlich aus voller Überzeugung mit noch vollerem Herzen von der tieferen oder höheren Bedeutung der Lyrik sprechen, von der verdichteten Sprache, denn genau darauf läuft es eben am Ende hinaus, von der geschöpften Sphäre, die von lyrischer Sprache getragen gerade Liebenden ganz neue Räume öffnen kann – schwärmen von der verzaubernden Kraft der Worte, die Herzen öffnen, Seelen berühren, Schösse willig machen und der Liebe ihre Form erst geben. Kann so sein, kann aber auch ganz anders sein und ich kann mich nicht gegen das Gefühl wehren, dass ich dann erst voll in die Marketingschiene rutschen würde und jede Glaubwürdigkeit aus gefühligem Gesülze heraus verspielt hätte.

Mag jeder so seine Motive und Kalkulationen beim Schreiben haben und ist die beschworene oder mit magischen Worten erschriebene Liebe, denn weniger eine solche, als die einfach erklärte, und wird das Gefühl weniger wert, wenn sich der Dichter bewusst ist, was er tut?

Die Frage berührt den Kern des dichterischen Selbstverständnisses, denn darum geht es am Ende eben auch beim Schreiben, was lässt es uns tun und wie tun wir es dann?

Es wird hier keine Antworten als die bereits gegebenen zur Form und zum Rahmen geben, es bleiben viele Fragen. Fühlen wir uns, wenn wir uns als Dichter des Herzens sehen, wenn wir es dann auch für Geld tun, plötzlich als Prostituierte und wäre das schlecht oder gut, um zumindest glaubwürdig stöhnen zu können?

Sind wir mehr oder weniger dilettantischen Dichter nun Zuhälter der Worte oder stehen wir immer noch in der Tradition der Minnesänger, auch wenn wir ganz real mit den von uns besungenen schlafen und nicht nur davon singen?

Ich weiß es nicht, wie ich überhaupt schreibend über das nachdenkend, was ich tue, merkte, wie wenig ich überhaupt weiß, wie ich nur stotternd mich nähern konnte, mich an Formalien halte, wie ein Teenie, der vorm ersten Sex noch Stellungen auswendig lernt, um gut zu sein, wenn es auf nichts mehr ankommt, es einfach fließen muss, raus will – aber, beim dichten wohl, wie im Leben merkst du das erst, wenn du viel Erfahrung hast, gelassen weiter schreibst, es nicht mehr auf die eine oder andere Meinung ankommt, du dir sicher bist, aber doch eitel genug, dafür irgendwie geliebt zu werden als Handwerker und manchmal auch ein wenig mehr, was sich nun wieder der Erklärung entzieht und so sind wir mit den letzten Worten wieder am Anfang, wir haben keine Ahnung, wissen nichts genaues aber wir machen weiter, weil wir lieben, was wir tun und manchmal findet es einer gut oder sogar eine.

© jens tuengerthal 3.06.13