Lektürentagebuch 4.12.25
In Joseph und seine Brüder gelesen
Wie der kleine Giftzwerg Dudu dem
Joseph einen Zettel zukommen ließ
Der angeblich von der Herrin stammt
Woran dies in den Hieroglyphen
Erkennbar sein soll ist ungewiss
Zumal diese Zeichen aufrecht wie
Gemalt oder vorliegend gedruckt
In meiner Ausgabe von Joseph
In der 1974 steht die ich aber
Im Frühjahr 1988 neu erwarb
Ist dies im Druck abgebildet
Mit Übersetzung der ich bedarf
Der des alten Ägyptisch nicht
Mehr mächtig ist die besagte
Komm lass uns eine Stunde des
Schlafens machen welch Skandal
Denke ich der die Taktik ewiger
Verzögerung lachend betrachtet
Sich zugleich fragt was meint sie
Das zumindest war für Joseph
Keine Frage dem der Schreck in
Die Glieder dabei fuhr der sich
Aber zugleich versucht fühlte
War das Begehren wie der Wunsch
Seiner Herrin vielleicht die Chance
Ein Gleicher wie kein Sklave mehr
Künftig sein zu müssen in Ägypten
Sich der Gefahr bewusst die dieser
Zettel den Dudu ihm gab brachte
Zog doch die Verführung an ihm
Wie auch der nötige Gehorsam
Wenn seine Herrin die eine Dame
Mit vollem Herzen war ihn rief hatte
Joseph schleunigst zu erscheinen
Zugleich weiß er was sie wirklich will
Natürlich kann geliebt zu werden
Nicht befohlen werden wie sich
Gefühle nie erzwingen lassen
Doch fließt alles unklar in Auen
Das Auenland der Liebe hat so
Liebevoll paradiesisch alles uns
Auf den ersten Blick scheint manch
Gefährliche Sümpfe noch auch
Ein solcher droht Joseph nun bei
Seiner Herrin weil egal was er tut
Es Unwillen seines Herren wohl
Erregen muss oder ihren sicher
Da beider Gehorsam sich logisch
So ausschließt wie bloße Ignoranz
Noch möglich war begab sich
Joseph bei ihr in die Löwengrube
Dennoch wagt er es sei es aus
Völliger Selbstüberschätzung was
Frauen Männern gerne attestieren
Aus Leichtsinn oder heimlicher Lust
Wird daraus ein gefährlicher Dreiklang
Der keinen guten Ausweg mehr bietet
Auch wenn die Alternativen dabei
Eher überschaubar noch waren
Als Sklave des Hauses musste er
Dem Ruf der Herrin gehorchen auch
Wenn diese ihn zu etwas rief das
Nicht zu seinen Pflichten gehörte
Dies ist was wir heute einen Fall
Von sexuellem Missbrauch unter
Ausnutzung einer Position nennen
Aufgrund der Zwangslage schon
Eine Strafbarkeit begründen könnte
Auch wenn Sklaven Eigentum waren
Kaum wer bis heute so denkt wenn
Frau mehr drängt als Mann weil
Will jetzt nicht juristisch über den
Biblischen Fall Joseph diskutieren
Aber eine höhere Sensibilität doch
Für solche Fälle schon schaffen
In über Neunzig Prozent der Fälle des
Sexuellen Missbrauch sind Männer
Täter wie Frauen die Opfer die in
Ähnlicher Situation bedrängt werden
Ob dies auch an der Scham vieler
Männer liegt die ihr sexuelles
Desinteresse ungern öffentlich
Zeigen wie von ihnen erwartet
Ist die Liaison des Chefarzt mit seiner
Oberärztin schlimmer oder mit einer
Schwester die ihm nicht untersteht
Aber sozial abhängiger sein könnte
Was macht der Lehrer mit der
Schülerin im Bett ab wann ist solche
Lolita Verführung nicht mehr strafbar
Wer ist immer Opfer und wer Täter
Benutzt die verheiratete Geliebte
Die sich einen jüngeren Liebhaber
Mit viel Gefühl dazu hält diesen
Doch wann ist die Liebe je gerecht
Wenn im Märchen der reiche Prinz
Das arme Mädchen freit sind alle
Gern von der Romantik gerührt
Doch was ist Liebe unter Ungleichen
Nun steht Joseph am Scheitelpunkt
An dem die bisherige Karriere wohl
Bald ein hartes Ende findet um dann
Von ganz unten höher zu steigen
Mit feinem Humor ist diese Szene
Beschrieben die für Joseph nahezu
Ausweglos scheint auch wenn oder
Weil aus tiefer Liebe noch geboren
Ist die Liebe immer etwas Gutes
Das dem anderen gut will oder eine
Sucht mit psychischer Deformation
Die den Horizont nur beschränkt
Neige dazu die Liebe als ein
Bedingungsloses gut wollen
Zu definieren aber sehe auch
Muth handelt aus tiefer Liebe
Auch bei Thomas Mann aber
Einige tausend Jahre später
Im Oktober des Jahres 1848
Kommt der Konsul zum Essen
Während er den Teller von der
Suppe lüftet fragt er seine Frau
Was denn los sei da er sofort
Die langen Gesichter erkannte
Sie erzählt ihm vom der Kündigung
Der Köchin Trina die sich auf Rüge
Einer verdorbenen Schalotten Sauce
Hin revolutionär benommen hätte
Wie das vermutlich von dem Metzger
Kam mit dem sie neuerdings verkehrt
Hatte und nun meinte bald würde sie
Den Platz der Konsulin einnehmen
Erfahre wie die Konsulin nun schon
Mitte vierzig sich um ihre rotblonden
Haare sorgt wie ihr ein französisches
Mittel allein hilft die Farbe zu halten
Sie lieber Perücke tragen wollte
Statt je grau zu werden was aber
Noch ein theoretisches Problem
Eher war als eine reale Gefahr
Während sie sich so in Gedanken
Tief versunken um ihre Schönheit
Noch sorgt kommt Lärm von der
Straße ins Landschaftszimmer
Das Aufständische Volk läuft
Durch die Straßen Richtung Rathaus
Die Konsulin bittet ängstlich den
Diener Anton die Tür zu verriegeln
Sie ahnt das muss wohl diese
Revolution sein von der überall
Die Rede gerade noch war was
Real in Berlin im März begann
Während Klothilde noch durch
Fenster und Späher staunt
Kommt der Konsul mit dem Paletot
Auf dem Arm sich zu verabschieden
Er musste ins Rathaus wo die
Bürgerschaft tagte und Beschlüsse
Von großer Wichtigkeit anständen die
Revolution nimmt er nicht zu ernst
Dennoch will er den Hinterausgang
Wählen und die seien ja auch schon
Am Haus vorbei auch ihr Vater der
Alle Konsul Lebrecht Kröger werde
Sich sicher nicht von etwas Volk
Auf der Straße aufhalten lasse
So zieht der Konsul am Tag der
Revolution 1848 in Lübeck los
Er tut als Senator seine Pflicht
Nimmt den Aufstand des Volkes
Nicht weiter ernst wird auch wie
Industrielle die das Parlament nur
Eine Schwatzbude nannten dann
Die Aufständischen heim schicken
Doch dazu morgen mehr spannend
Ist wie die Revolution wirklich wirkte
Dies ist historisches Kolorit zu dem
Es viel zu erzählen gäbe was aber
Noch ein wenig Zeit hat bis zur
Konfrontation direkt am Rathaus
Erreicht hat die 1848er Revolution
Nur wenige dauerhaftes auch wenn
Es der Beginn des Parlamentarismus
In deutschen Landen erstmals war
Es tagte für das Reich in Frankfurt
Im Parlament in der Paulskirche
Das gewählt worden war und dort
Bis zum Ende noch sich fand
In Berlin wurde die Singakademie
Von Zelter das als Erbe der DDR
Noch vom Gorki besetzt ist zum
Ersten preußischen Parlament
Wie wenig reiche Kaufleute vom
Parlamentarismus halten ist ja
Bis heute leider bekannt und am
Erfolg von Trump zu sehen
Hinter diesem stehen einige der
Konservativen Milliardäre dort
Die lieber eine Oligarchie hätten
Besser alle enteignet bald würden
Doch solch revolutionäre Gedanken
Lagen den Buddenbrooks noch fern
Immerhin wird von 1848 als ein
Unwichtiges Ereignis noch berichtet
Zwischen Kulturgeschichte und dem
Aktuellen Missbrauch Abhängiger
Zeigt sich wie aktuell Thomas Mann
In seinem Blick immer noch ist
Doch viel wichtiger noch als alle
Aktualität mit modischem Blick die
Den Dichter eher weniger interessiert
Ist der Humor des Autors dabei
Dies alles ist lächelnd geschrieben
Angesichts drohender Katastrophen
Oder des Untergangs der Familie
Den Thomas Mann selbst erlebte
Da spottet ein Kenner von Innen
Über die eigene Klasse die sich
Ihren Untergang selbst bereitet
Lässt die Leser lächelnd zusehen
Doch im Gegensatz zu seinem
Bruder Heinrich tut er das mit
Anteilnahme und Gefühl statt
Sich nur billig lustig zu machen
Heinrich war erfolgreich im Kino
Produzierte derbe Schenkelklopfer
Thomas betrachtete das gleiche
Mit ironischer Distanz lächelnd
jens tuengerthal 4.12.25