Freitag, 8. November 2024

Lektürentagebuch 8.11.24

Lektürentagebuch 8.11.24

Nach dem Mittwoch des Grauens
In drei wunderschönen Büchern
Zur Aufheiterung und Unterhaltung
Gelesen und die Ablenkung genossen


Begonnen mit Alphonse Karr und seiner
Reise um meinen Garten die ihn diesmal
Zu Pflanzen führte die dort wachsen wo
Sonst eher eher weniger noch wächst

Sehr fein amüsiert er sich in den Briefen
An seinen um die Welt reisenden Freund
Über die Fachbegriffe der Botanik wie
Deren Beschreibungen die keiner versteht

Wie er sich zugleich aber auch nicht zum
Gespött der Botaniker machen will sollte
Er diese Briefe mal als Buch herausgeben
Womit er erstmal die Erzählebene verlässt

Versucht in der Beschreibung also einen
Mittelweg aber nie ohne dabei über die
Weltfremden Begriffe der Botaniker noch
Zu spotten womit er vergilt was er fürchtet

Sehr fein erzählt er noch von anderen
Eher widerständigen Pflanzen wie etwa
Der Minze oder dem Rosmarin wie ihren
Besonderen Bewohnern die wiederum

Für den Laien alles Käfer wären wie die
Anderen Schmetterlinge was aber den
Fachbegriffen wie deren Familien eher
Weniger entspräche was er wohl weiß

Dieses Wissen lässt er klar anklingen
Verspottet es dabei aber auch als für
Die meisten Menschen unverständlich
Macht sich also egalitär besonders

Dennoch will er auch vom Empfänger
Der Briefe so verstanden werden wie
Von den Fachleuten nicht verspottet
Werden was manches doppelt nennt

So tritt der mit seinem Leser als dem
Empfänger der Briefe sonst als ein
Wissender Gartenliebhaber plaudernde
Karr hier auch als Autor in Erscheinung


Auch dem Gartenparadies des feinen
Franzosen ging es nach Deutschland
Auf Reisen wieder mit dem Ehepaar
Heinrich und Christine Gondela 

Diese sind auf der Reise ins Paradies
Durch Deutschland Anfang des 19.
Jahrhundert also mit der Kutsche oder
Wie heute wieder zu Fuß unterwegs

Es stand eine Wanderung ins Umland
Von Dresden an was so bezaubernd
Mit Felsen Wald und Elbe dort nah liegt
Dass sie meistens überall hinlaufen

Sie haben dazu einen Führer engagiert
Der auch ihr kleines Reisegepäck für
Die geplante Übernachtung noch trägt
Um so komfortabel frei zu wandern

Sie schwärmen von der Schönheit der
Dort sächsischen Schweiz und genießen
Sonnenuntergänge wie wilde Bäche die
An Mühlen zu Wasserfällen werden

Wieder spotten sie über andere Gäste
Diesmal das Hofpersonal das selbst mit
Kutschen anreiste und die Wanderer in
Der Gastwirtschaft schief anschaute

Amüsant finden sie wie diese niederen
Hofchargen sich dabei voller Eitelkeit
Gerne mit ihren Titeln ansprechen bei
Diesem eigentlich Freizeitvergnügen

Dem Bremer Senator und seiner
Gattin ist solches Verhalten eher
Fremd und sie freuen sich dort als
Wanderer bescheiden zu wirken

Zur Nacht finden sie ein wundervolles
Gasthaus was sie so früh erreichen
Dass sie noch einmal zurück wandern
Die herrlichen Ausblicke zu genießen

Sie schwärmen sehr von diesem Teil
Sachsens der so ganz anders ist als
Die flache Umgebung ihrer Heimat
Das moorige Umland von Bremen

Auch die kleine Pension mit einem
Zimmer mit Schreibtisch und Sofa
Loben sie über alle Maßen sind
Lesbar glücklich und zufrieden

So fern dem Flaneur gerade ein
Ausflug in das braune Sachsen liegt
So schön ist es doch von dessen wohl
Schönheit so anschaulich zu lesen

Auch die einfachen Dorfbewohner
Wie die sächsische Landbevölkerung
Werden als zuvorkommend liebevoll
Von den Reisenden hier gelobt

Dieses Buch sollte in unserer Zeit
Eine Bibel des sächsischen Tourismus
Werden mit all den Liebeserklärungen
Für Land und Leute dort immer wieder

Erinnere mich gut an die Wanderungen
Durch deutsche Mittelgebirge mit meinem
Vater und die Wunder die wir dort staunend
Immer wieder entdecken konnten

Ähnlich wie dieser große Schwärmer
Egal wohin wir gerade wieder fuhren
Begeistert sich auch das Bremer Ehepaar
Für die Schönheiten der Natur Sachsens

Genießen noch den Sonnenuntergang
Mit einem wunderbaren Ausblick über
Die verzauberte Landschaft und sind
Amüsiert über die Blicke der Dorfbewohner

Als sie zum zweiten mal zurückkehrten
Aus der für diese normalen Landschaft
Grüßten sie auffällig viele freundlich
Und hätten wohl gerne mehr gewusst


Mit einem kleinen Zeitsprung von etwa
Hundertfünfzig Jahren ging es weiter
Mit Egon Friedells Kulturgeschichte der
Neuzeit in der Epoche des Barock

Wissend und spannend berichtet er
Von der Mode und Kleidung die geprägt
Vom langen Krieg noch war uns was dies
Für Damen und Herren bedeutete

Viel Kleidung noch als für die Schlacht
Geeignet erscheinen sollte auch wenn
Viele die ihren Degen trugen oder auch
Große Schlapphüte nie im Krieg waren

Doch verschwommen diese Grenzen
Wie die Schlachtfelder auch in den 30
Jahren dieses Krieges immer wieder der
Viele Sitten auch völlig verrohen ließ 

Friedell berichtet wie das Französische
Mit der Vorherrschaft Ludwigs XIV. immer mehr
Mode wurde an allen Höfen die eigene Sprache
Dagegen als vulgär eher abgelehnt wurde

Diese Neigung ist auch noch beim sonst
Hochintelligenten und vielfältig begabten
Friedrich dem Großen hundert Jahre später
Zu bemerken der nie deutsche Literatur las

Doch soweit sind wir noch nicht dafür aber
Zitiert Friedell einen anderen Zeitgenossen
Der sich über diese Missachtung der eigenen
Sprache und Kultur schon damals empörte

Ob diese Gefahr heute durch das denglisch
Was viele auch unbedacht nutzen noch
Vielmehr droht oder dies eher ein Ausweis
Für globales Denken ist bleibt fraglich

Manche Fragen erledigt die Zeit alleine
Weil gesprochene Sprache auch von den
Gewohnheiten der Menschen lebt jede
Generation neue Worte kreiert und ändert

Amüsiert ist Friedell über die Sitte aller
Gehobeneren Stände sich zu adeln wo
Der Briefadel Inflation hat wie die Anrede
Gleich einen Titel noch hinzufügt dabei

Was in Österreich bis heute Sitte ist
Wie in manchen Regionen im Süden
Deutschlands auch gerne gemacht wird
Unsere Italiener noch gerne spielen

Wo jeder Akademiker zum Dottore wird
Alle Doktoren Professor genannt werden
Jeder Adlige zum Marquese gleich wird
Gibt es noch Raum für Bescheidenheit

Die sprachliche Erhebung des anderen
Gibt diesen die Möglichkeit zu einem
Wirklich vornehmen Understatement
Was erzwungene Egalität eher verliert

So ist im Osten Berlins wie hier auch
Überhaupt ein Titel eher verpönt und
Empört die Menschen wenn eher was
Egalitär wirkt raubt viele Feinheiten

Es hat das Bürgertum als Klasse deren
Untergang Thomas Mann schon einmalig
Wunderbar in den Buddenbrooks besang
überhaupt keine Bedeutung mehr für viele

Im Gegenteil gilt bürgerlich nicht als ein
Kultivierter gehobener Stil sondern wie
Bürgerliche Küche als eher spießig was
Manche Kultur leicht verlieren könnte

Du konntest beim Essen einst noch
Den kultivierten Bürger unterscheiden
Wie wenige achten heute noch darauf
Solch eine Kultur weiter zu tragen

Diese verordnete Egalität entspricht
Sicher irgendwo dem Grundgesetz
Doch geht dabei viel feines verloren
Was bei der Unterscheidung half

Auch wenn wir alle nun verordnet
Gleich sind macht uns doch erst
Die Unterscheidung vornehm wie
Damit zu etwas für uns besonderen

Jeder hat gleiche Rechte und sollte
Gleich behandelt werden doch ist
Die Erhebung des anderen eine
Beiden wohltuende Ehre auch

Sie erleichtert den Umgang wie
Höflichkeit besser lächeln lässt
Als die öffentliche Abrechnung
Wie schlichte Proletarisierung

jens tuengerthal 8.11.24

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