Mittwoch, 13. November 2024

Lektürentagebuch 12.11.24

Lektürentagebuch 12.11.24 

Heute nur in Andrea Wulfs plötzlich
Wieder ganz fabelhaften Buch über
Die fabelhaften Rebellen gelesen
Das sich endlich von Jena löste 

Damit schwindet auch die dort
Depressive Stimmung es kommt
Wieder Bewegung in die Handelnden
Gefesselt las ich ein ganzes Kapitel

Schelling und Caroline ziehen gen
Würzburg wohin er einen Ruf erhielt
Zu deutlich verbesserten Bedingungen
Für die neue bayerische Universität

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss
Der das deutsche Reich auflöste was sich
Noch heilig und römisch nannte hatten die
Bayern Franken bekommen und so auch

Jene vorher katholische Universität die sie
Nun mit berühmten Lehrern aus Jena wie
Schelling einer war bestücken wollte was
Caroline unliebsame Bekannte brachte

Die selbstbewusste Gattin die selbst
Eine Intellektuelle war hatte wohl eher
Weniger Freude am dort Tratsch war
Lieber weiter kritischer Geist dort

So beschreibt Wulf sehr einfühlsam
Wie wenig ihr die Rolle als nur Gattin
Des Herrn Philosophieprofessor lag
Sie damit auch Konflikte provozierte

August Wilhelm Schlegel ist in Berlin
Wo er noch hofft Vater zu werden von
Seiner Geliebten der Schauspielerin
Und als er es wurde war er es nicht

Sie hatte nicht nur ihren Gatten mit
Ihm betrogen sondern auch ihn mit
Einem Dritten dem dann Vater was
August Wilhelm dann zu frei war

Die freie Liebe fand ihre Grenzen
Wohl im sexuellen Bereich der
Mit großen Gefühlen verknüpft
Sich ganz konventionell sehnte

Er weilte noch etwas unmotiviert
In Berlin weiter arbeitend bis er mit
Madame der Stæl gen Schweiz zieht
Erschöpft vom Betrug seiner Geliebten

Die de Stael wollte angewidert von
Napoleon die deutsche Romantik wie
Deren neues Denken aus Jena erforschen
Besuchte Goethe und Schiller in Weimar

Stellte dort erstaunt fest dass beide keine
Politischen Zeitungen lasen und viele mit
Schelling das Ideal der Realität vorzogen
Warum die deutschen ohne Demokratie

Weiterhin unterdrückt die Welt in ihrem
Kopf der Realität vorzogen wie sie es
In ihrem Buch über Deutschland beschrieb
Was literarisch Ergebnis ihrer Reise wird

Diese große Sympathisantin auch der
Französischen Revolution die Napoleon
In ihren Augen verriet war darob erstaunt
Was bis heute noch gelten könnte
 
Die selbstbewusste ständig redende
Französin strengte Goethe und Schiller
Wohl etwas an jedenfalls empfahl Goethe
Ihr August Wilhelm Schlegel als Quelle

Diesem Rat folgt sie und fährt sogleich
Gen Berlin um diesen dort aufzusuchen
Sie ist begeistert von August Wilhelm wie
Seiner umfassenden literarischen Bildung

Findet einen ihr ebenbürtigen Mann für
Information und gute Gespräche der noch
Dazu fließend französisch und englisch
Auch sprach im Gegensatz etwa zu Fichte

Zwar suchte sich auch diesen auf doch
Unterbrach sie ihn wohl schnell weil sie
Sei System bereits verstanden hätte
Daher nicht weiter interessiert war

Dafür engagiert sie Schlegel als Hauslehrer
Für deutsche Literatur und Philosophie für
Ihre Kinder in der Schweiz wohin sie vor
Napoleon geflohen war und auch für sich

Als lebenslangen Gesprächspartner mit
Garantierter guter Rente bis zum Tod
Wie genug freier Zeit zum Schreiben
Dem engagierten Literaten noch ließ

Was immer dieses geistige Verhältnis
Noch umfasste nahm August Wilhelm
Damit aller Geldsorgen ledig gerne an
Was die reiche Erbin ihm alles anbot

Friedrich scheiterte in Paris mit seiner
Europa Zeitschrift die leider nur 300
Abonnenten fand und die Vorlesungen
Über die deutsche romantische Literatur

Interessieren leider keinen Franzosen
Paris und Frankreich werden immer
Autoritärer von Napoleon regiert der
Sich noch zum Kaiser krönen lässt

Friedrich studiert nun den Funden
Der Großen Armee gedanklich folgend
Persisch und Sanskrit in Paris gibt 1808
Die erste Studie zum Sanskrit heraus

Die in Deutschland bis dato erschien
Der Mutter aller Sprachen wie er meint
Dann zog es sie ins katholische Köln
Für eine gut bezahlte Dozentenstelle

Darum konvertiert Dorothea zum Christentum
Friedrich protestantisch noch in Paris zu
Heiraten nach Köln als Ehepaar zu ziehen
Warum sie Alexander von Humboldt leider

Verpassen der gerade von seiner großen
Südamerika Expedition zurück kommt der
Noch zu den alten Jenaer Freunden gehörte
Der nun seine Erlebnisse veröffentlichen will

Trotz Schillers intriganter Intervention vorab
Verlegt ihn Cotta der schon das gute Geschäft
Witterte und nicht auf den Dichter hörte sondern
Alle wichtigen Geister der einst Jenaer Romantik

Für die Jena längst provinzielle Geschichte ist
Wie die alten Freunde aus Jena teils längst
Verfeindet waren gemeinsam in seinem
Verlagsprogramm damit vereint hatte

Goethe und Schiller werden im eisigen
Winter von 1805 beide krank was sich
Länger wechselnd leidend hinzieht bis
Am 9. Mai 1806 Schiller dann verstirbt

Innerlich bereits völlig zerfressen soll
Sein Herz einem Schwamm geglichen
Haben wie seine Lungen zerstört vom
Langer Krankheit gewesen sein

Goethe verzweifelt darüber völlig
Lässt sich aber den Schädel des
Freundes aus der Gruft holen und
Lebt noch 26 Jahre gesund weiter

Ein hervorragendes Kapitel heute
Gut erzählt mit weitem Blick für
Große Zusammenhänge wie Wulf 
Es in ihrer Humboldt Biografie zeigte

Erklärt geistige Zusammenhänge wie
Deren Wege aus dem Zusammenhang
Zeigt die gute Seite der Romantik auch
Wenn die These vom Ich als Zentrum

Gewagt bleibt wird das runde Bild
Einer Epoche sichtbar ohne nur auf
Das depressive Gejammer in Jena
Sich noch länger zu beschränken

Nichts gegen Jena wo einer meiner
Großväter Zahnmedizin studierte wie
Die Turnverbindung meiner Eltern
Die Gothanen ihren Ursprung haben

Doch wird die Erzählung der Romantik
Wieder groß und erfasst die Epoche
Wo sie das längst wieder erledigte
Städtchen wieder in die Welt verließ

Für dieses vorletzte Kapitel wie auch
Einige der vorigen kann ich das Buch
Allen Leserinnen empfehlen während
Der Untergang Jenas eher nervig war

Die auch depressive Seite der stets
Gefühlvollen Romantik und ihrer
Neigung zur Selbstüberschätzung ist
Dagegen keine lohnende Lektüre

Auch wenn sich alles so zugetragen
Haben mag und gut recherchiert
Die Stimmung im Privaten spiegelt
Halte ich vieles für entbehrlich dabei

Zu sehen welche Köpfe gerade auch
Von Frauen aber die Romantik einst
In Jena konzentrierte wie bewegte
Was Goethe anzog bleibt spannend

Wie kleinlich menschlich sich diese
Großen Geister der Geschichte dort
Verhielten gerade gegen Ende hin
Hat eher geringen Informationswert

Schön aber beschreibt Wulf dafür
Das Wiedersehen und den Abschied
Mit Versöhnung von Caroline und
August Wilhelm in Würzburg dann

Als dieser mit Madame bereit auf
Dem Weg in die Schweiz ist was
Zumindest ein gutes Ende gibt
Für zwei ganz zentrale Figuren 

jens tuengerthal 12.11.24

2 Kommentare:

  1. Das Gedicht, das auf einem Fragment des Buches von A. Wulf basiert, zeigt auf aufschlussreiche Weise die Wirren des geistigen und persönlichen Lebens im Kontext der deutschen Romantik – es analysiert das Schicksal berühmter Persönlichkeiten wie Scheling, Schlegel und Goethe, aber auch ihre persönlichen Beziehungen, die oft durch Verrat oder Karriereambitionen erschwert werden. Gleichzeitig betont er, dass ihr Berufsleben ein Abbild der Wirren dieser Zeit sei.
    Reflexionen über Liebe und Freiheit im Kontext der Romantik zeigen, dass diese Themen weiterhin aktuell sind – das Fragment berührt sehr menschliche Gefühle und Beziehungen, die vermutlich sensibel und kompliziert waren.
    Wulfs Buch ist dank des Könnens des Dichters und eines breiten Blicks auf den historischen Kontext eine wertvolle Wissensquelle über die Romantik. Es bietet ein tieferes Verständnis der Charaktere und der Dynamik der Zeit, in der sie lebten. Meiner Meinung nach ist es nicht nur für Literaturliebhaber eine Pflichtlektüre, sondern auch für alle, die sich für Geistes- und Kulturgeschichte interessieren.
    Mir fällt in dem Gedicht die Gelehrsamkeit auf, die zum Nachdenken über das Wesen der Liebe, des Ehrgeizes und den Einfluss der Geschichte auf den Einzelnen anregt. Während der gesamten Passage spürt man ein hohes Maß an Sensibilität für menschliche Beziehungen und den sich verändernden kulturellen Kontext.

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