Traurigkeitswert
Bei Montaigne über die Traurigkeit gelesen
Von der er sich befreit fühlt die er auch nicht
Als hoch edel oder würdig achtet wozu wir
In der Gesellschaft mit Würde neigen was
Zur Hochachtung gegenüber manchen führt
Denen nur deshalb mehr zugetraut wird
Weil sie in sich nichts als Leere finden die
Sie an sich wie am Leben zweifeln lässt
Zumindest da unterscheide ich mich klar
Von Montaigne weil ich lange dazu neigte
Hinter einem depressiven Gemüt besonders
Viel Tiefgang zu vermuten weil doch schon
Eine gewisse Einsicht eher zweifeln lässt
Am Zustand der Welt wie unserer Rolle
Die einen Untergang noch beschleunigt
Dazu kam bei mir ein vom Vater wohl
Geerbtes Helfersyndrom das noch perfider
Andere gerne beglücken möchte warum
Die Gruppe der mindestens noch leicht
Depressiven unter meinen Damen lange
Deutlich überwog ich diese sogar wie
Ein Magnet dabei verständnisvoll anzog
Wie damit retten und beglücken wollte
Bis die große Traurigkeit mich selbst
Wenig überraschend doch ereilte
In der Hoffnung auf mehr Tiefgang
Über Jahre mit einer Meisterin darin
Zu innig verbunden so dass Rettung
Als permanente Aufgabe mir schon
Zum Lebenszweck wurde ohne den
Nur Leere zu bleiben schien denn
Wer als Retter allein lebt will genau das
Zu seiner Berufung machen weil es
Die vornehmste Aufgabe mir schien
Bis ich in der Traurigkeit gefangen im
Nichts was noch ohne blieb das Sein
Ohne lieber aufgegeben hätte was ja
Unsinn sein muss da wir nichts sonst
Im Leben haben und ohne nichts bleibt
Es also keine Aufgabe geben kann als
Zu genießen was ist um damit alles
An Glück zu haben was sein kann
Brauchte noch eine längere Zeit um
Wirklich zu realisieren dass hinter der
Traurigkeit nicht mehr als Leere steht
Die sich an nichts mehr freuen kann
Weil sie in der Traurigkeit gefangen ist
Welche kein Wert an sich ist sondern
Nur eine destruktive Beschäftigung
Die sich gerne selbst potenziert also
Alles noch viel schlimmer macht
Statt sich gegenseitig gut zu tun
Was der beste Ansatz ist glücklich zu sein
Insoweit stimme ich Montaigne heute zu
Traurigkeit verbirgt keine große Tiefe
Sondern tarnt nur die reale Leere
Welche gesundes Leben selbst füllt
Ob das tiefe Tal der Erkenntnis mich
Auch künftig davor feit beglücken zu wollen
Bin ich noch nicht ganz sicher aber
Zumindest schützt die Erfahrung mich
Davor Leere für Tiefe zu halten
Weil von Nichts nichts kommt
Es gibt viele Gründe gerade traurig
Über den Zustand der Welt zu sein
Zwischen Krankheiten und Krieg
Könnte die Aussicht eher trübe scheinen
Doch scheint mir die große Kunst heute
Die Schönheit im dennoch zu genießen
Voller Liebe und Leidenschaft im Moment
Sich eine Welt zu bauen in der ich der
Traurigkeit vieler Umstände zum Trotz
Glücklich leben kann solange ich es tue
In dieser Kunst ein Meister zu werden
Scheint mir mit Montaigne heute die
Größere Kunst als das Nichts zum
Kult zu erheben auch weil der Tod mich
Nichts angeht solange ich bin und
Wenn eines Tages nicht mehr
Geht nichts mehr mich an wie Epikur
Den Montaigne über Lukrez schätzte
Es schon 200 Jahre vor der Zeitenwende
Lehrte wovon wir bis heute noch vieles
Für ein gutes Leben lernen können
Kann und muss niemanden retten
Sage ich mir dazu immer wieder
Haltung zum Leben findet jeder nur
Bei wie aus sich und die Traurigkeit
Ist kein Wert an sich sondern eher
Ausdruck des Scheiterns die Leere
Zu füllen um zu genießen was ist
Vermutlich ist das alles denke ich
Aber was weiß ich schon frage ich
Als fröhlicher Zweifler mit Montaigne
Im besten aller mir möglichen Leben
jens tuengerthal 24.5.22
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen