Mittwoch, 31. Juli 2019

Islamaufklärung

Nach der Aufklärung hat sich der
Westen weitgehend säkularisiert
Der Anteil aufgeklärt kritischer
Menschen wächst dabei ständig

Der Islam braucht endlich seine
Aufklärung um vom rückständigen
Mittelalterlichen Niveau aller Staaten
Mit islamischem Recht wegzukommen

Die geistige Entwicklung dieser Sekte
Entspricht der des Christentum vor der
Aufklärung was nicht geschönt werden
Braucht der Islam ist noch unterentwickelt

Während sich in zivilisierten Regionen
Die jeweiligen Religionen der kulturellen
Entwicklung anpassten fehlt dies im Islam
Der allerdings 600 Jahre jünger noch ist

Ob wir darum mathematisch bis zum
Jahr 2300 warten müssen bevor sich
Diese Religion zivilisiert ist nicht fraglich
Zu viele Muslime gehen diesen Weg schon

Doch der Kern des Islam der Koran
Bleibt eine antihumanistische teilweise
Brutalst gewalttätige Schrift die sich
In vielem gegen die Aufklärung wendet

Insofern läge in vielen Fällen eine
Hinwendung der Gläubigen zum
Freiheitlichen Atheismus viel näher
Als eine Reform ihrer seltsamen Sekte

Doch gibt es sogar im Islam schon
Liberale Kräfte die sich für so eine
Entwicklung aussprechen die dringend
Der Unterstützung noch bedürfen

Vertrauen wir auf die Werte der Aufklärung
Wer einmal kritisch zu denken begann
Wird nicht mehr zurück zum naiven
Aberglauben göttlicher Allmacht finden

Es wird noch etwas dauern in der
Islamischen Welt aber der Weg ist
Auch dort vorgezeichnet wir können
Ihn nur heute weiter unterstützen

Der Islam hat dabei so viel Zukunft
Wie jeder andere Aberglaube auch
Als traditionelles Privatvergnügen
In einer laizistischen Gesellschaft

Einer humanistisch geprägten also
Gleichberechtigten und freiheitlichen
Gesellschaft kann er seine Rolle
Wie das heutige Christentum spielen

So betrachtet brauchen wir keinen
Kampf der Kulturen mehr zu fürchten
Sondern können ruhig die Aufklärung
Auch dort zur Freiheit nun fördern

jens tuengerthal 31.7.2019

Liebesleben

Vom Liebesleben
Habe ich keine Ahnung
Lebe mit Büchern

Liebe verloren
Blieb nur die Bibliothek
Genug zu lesen

Denke ich daran
Fühle ich nur großen Schmerz
Also lass ich es

Ob Leben ohne
Liebe überhaupt möglich
Wird die Zeit zeigen

Bis dahin genug
Zu lesen zu haben ist
Zumindest etwas

jens tuengerthal 31.7.2019

Bücheraussicht

Bücher geben im großen
Stumpfsinn genannt Leben
Zumindest eine Perspektive
Viele Seiten mehr als nichts
Dies als Leser würdigen ist
Alles was am Ende bleibt
Bin damit relativ glücklich
Mit meiner kleinen Bibliothek
Habe ich noch eine Aussicht
Auf genug Lektüre vor mir
Mehr bleibt ohnehin keinem
Also ist wohl alles gut so

jens tuengerthal 31.7.2019

Lebensweg

Leben besteht aus
Arbeit Essen Schlafen
Der Rest Verwaltung

Manchmal noch Liebe
Als kurze Illusion es
Lohne sich dafür

Ohne Liebe bleibt
Arbeit Essen Verwaltung
Der große Stumpfsinn

jens tuengerthal 31.7.2019

Autonormal

Der Mensch sei sozial
Lernen wir schon als Kinder
Glaubte es noch nie

Gemeinschaft birgt stets
Neue Konflikte um nichts
Als Eitelkeiten

Autonom zu sein
Seine Welt auf sich stellen
Bringt echte Freiheit

jens tuengerthal 31.7.2019

Dreier

Manche mögen gern
Dreier bevorzuge da
Den dritten Aufguss

Der Teegeschmack wird
Immer feiner jedesmal
Wenn aufgegossen

jens tuengerthal 31.7.201

Mörderempörung

Mord an Kindern empört
Besonders viele Menschen
Weil sie ja unschuldig sein
Als gäbe es selbst schuld
Am ermordet werden je
Oder verdienten es manche
Wie Hetzer nun empört rufen
Die schwiegen als letztes Jahr
Ein Deutscher die Tat beging
All das empört mich noch mehr
Tote gehen mich nichts an
Sie haben ja alles hinter sich
Mit Dummheit und Hetze aber
Müssen wir leider noch leben

jens tuengerthal 31.7.2019

Lebenswille

Lebenswille ist
Keine Voraussetzung um
Zu bleiben spürbar

Pflichterfüllung hilft
Ohne weiterzumachen
Bis noch etwas kommt

Manchen wurde Pflicht
Zur Freude zumindest ein
Hoffnungsschimmer noch

jens tuengerthal 30.7.2019

Aufklärungsperspektive

Welche Aussicht hat die Aufklärung
Als Macht der Vernunft gegen den
Aberglauben und die Religionen
Mit ihrer traditionellen Rolle

Sehen wir mit dem Islamismus wie
Dem Erstarken von Fundamentalisten
Das Gegenteil von Freiheit wachsen
Wie reagiert die Aufklärung darauf

Angst ist die Mutter der Unfreiheit
Fanatismus und Populismus ihr Vater
Dennoch wenden sich viele ihnen zu
Weil sie einfache Antworten geben

Dabei ist die Suche nach Antworten
Der beste Anfang der Aufklärung
Würden nur alle ihren Verstand nutzen
Oder kritisch zu denken gelernt haben

Warum Menschen ihre Freiheit aufgeben
Für ein Streben nach schlichten Antworten
Bleibt mit Vernunft betrachtet unverständlich
Es scheint ein Ergebnis der Faulheit zu sein

Aufklärung erklärt dauerhaft und befreit
So von allen Ängsten mit der Kraft der
Vernunft als sicherster Perspektive ohne
Doppelten Boden oder irgend Täuschung

Aufklärung ist immer Befreiung aus der
Selbstverschuldeten Unmündigkeit die
Vom Willen getragen wird frei zu sein
Sich selbst kritisch dabei infragestellt

Das Glück der geistigen Freiheit entdeckt
Nur wer es wagt sie sich zu nehmen
Statt nur ein Opfer fremder Gedanken
Ein Leben lang unfrei zu bleiben

Die Fähigkeit dazu beginnt schon früh
Warum Kinder vorm Gehorsam dringend
Ihre Mündigkeit kennenlernen sollten
Die erst aufgeklärt uns leben lässt

Auf dem Gebiet der Erziehung ist die
Westliche Gesellschaft heute freier
Hat sich im Geist der Aufklärung doch
Entwickelt die Freiheit aller zu stärken

Es gibt noch rückständige Gesellschaften
Insbesondere wo sie religiös geprägt sind
Die auf Autorität statt Mündigkeit setzen
Sogar Kinder schlagen was uns verboten

Doch auch dort ist es nur eine Frage der
Zeit bis das Verständnis für Freiheit wie
Hier ganz natürlich wachsen wird sich
Die Ansprüche daran verändern werden

Es gibt Kräfte die auch mit Gewalt noch
Gegen eine Verbreitung der Freiheit
Kämpfen doch auch das Internet wird
Die Freiheit nach der Natur unterstützen

Insofern Aufklärung bei jedem einzelnen
Beginnt der kritisch dazu denken muss
Ist eine autoritäre Aufklärung undenkbar
Also viel Zeit und Geduld dazu erforderlich

Perspektive und Entwicklung sind deutlich
Positiv im Sinne der Vernunft weltweit
Warum Ausreißer dabei weniger zählen
Trauen wir lieber der Aufklärung mit Geduld

Es werden für Aufklärung und Vernunft
Natürlich keine Wunder geschehen doch
Schreiten sie vernünftig auch alleine fort
Weil sie der Menschheit beständig dienen

Das unterscheidet die Aufklärung vom
Glauben der jenseitiges Glück verspricht
Sie ist vernünftig und also berechenbar
Was sie auf Dauer zuverlässiger macht

Hielten wir uns alle schon daran wäre
Die Welt ein friedlicher Planet der sich
Mit seinem Wohlergehen beschäftigte
Statt Kriege aus Fanatismus zu führen

Darauf zu vertrauen dass irgendwann
Alle Menschen ihrem ganz vernünftigen
Interesse folgen werden scheint derzeit
Vernünftiger als jeder Aberglaube sonst

Diesen Weg durch geistige Arbeit im
Sinne der Aufklärung zu unterstützen
Gibt die beste Perspektive für eine
Gute Zukunft der Menschheit noch

jens tuengerthal 31.7.2019

Dienstag, 30. Juli 2019

Glaubenshumanismus

Haben die Spielarten des Glaubens
Die sich überall auf der Erde finden
Noch eine Zukunft im Humanismus
Oder wird dieser logisch atheistisch

Der Humanismus ist tolerant kann
Also jeden Glauben integrieren der
Sich entprechend offen zeigt die Welt
Wie die Menschen als Natur zu begreifen

Dies schließt zwar eine Schöpfung aus
Aber die Gläubigen haben es immer wieder
Geschafft neues Wissen in ihren Aberglauben
Zu integrieren und sich dem anzupassen

Insofern Toleranz wichtiger ist als bloße
Durchsetzung könnte es sinnvoll sein lange
Etablierte Institutionen auch zu integrieren
Um unnötige Konflikte zu vermeiden

Auf der weltlich humanistischen Seite haben
Die Religionen auch ihre Verdienste warum
Es klüger sein könnte sie konstruktiv zu
Integrieren statt Energie in Kampf zu stecken

Die Prinzipien der Aufklärung die Menschen zum
Kritischen Denken bringen wirken längerfristig
Darauf vertrauen dass sich Vernunft durchsetzt
Hilft diesen Weg in Ruhe weiter zu gehen

Insofern Aufklärung nur wirkt wenn Menschen
Selbständig kritisch denken wäre jeder Versuch
Es mit Zwang oder Verboten zu erreichen zum
Zum Scheitern verurteilt ist daher überflüssig

Der Humanismus kann also den Glauben gut
Tolerieren und in Zukunft auf die Vernunft
Vertrauen die sich nach der Natur durchsetzt
Um den Menschen die Freiheit zu schenken

jens tuengerthal 30.7.2019

Zukunftsaussicht

Wir werden älter
Davon irgendwann kränker
Bis alles endet

Perspektive ist
Keine als das sichere
Ende zumindest

Alles bleibt beschränkt
Nur genießen können wir
So wir noch können

jens tuengerthal 30.7.2019

Vertrauensverlust

Hatte einst alles
Verlor jedes Vertrauen
Es blieb mir nichts mehr

Liebe gleicht Leben
Am Ende steht nur Leiden
Für wenig davor

Traue niemand mehr
Bleibe lieber ganz allein
Mit guten Büchern

jens tuengerthal 30.7.2019

Tiefenstille

Manche sind einfach stiller
Ganz ohne Tiefgang den die
Volksweisheit dahinter sucht
Weil sie nichts zu sagen haben

Andere haben mehr in sich
Als das Nichts erwarten ließ
Was wirklich war weißt du
Immer erst wenn du die
Geschichte zu Ende hast

So gleicht Lesen dem Leben
Wie manchmal der Liebe
Wer viel erwartet erhält wenig
Aber ohne Anspruch kein Niveau

jens tuengerthal 30.7.2019

Bücherschweigen

Als mich jemand fragte wie ich
Es aushalte in der Stille mit den
Büchern dachte ich nur genau
Für euch schweigen die Bücher
Mit mir reden sie ständig aber
Nie mehr als nötig oder ich
Von ihnen hören will was nie
Versteht wer solche Fragen stellt
Eher Unterhaltung noch sucht
An der ich selten etwas finde
So lehrt das Lesen die Worte
Schätzen wie manches dafür
Weniger achten im Alltag der
Sich gern mit Phrasen überbietet
Die Leser schneller durchschauen
Weil die Fülle der Literatur schnell
Hinter die Leere schauen lässt
Aber das alles behalte ich lieber
Ganz für mich glaubt eh keiner

jens tuengerthal 30.7.2019

Bücherleben

Lange lebte ich für Frauen
Besonders für die eine die
Wie ich lange dachte meine
Liebe zu den Büchern teilte
Nun lebe ich für und mit
Büchern allein und hoffe
Mit meiner Liebsten hier
Der kleinen Bibliothek
Glücklich zu bleiben
Ohne Streit und Erwartungen
Dürfen beide sein wie sie sind
Voller Liebe miteinander
Wachsen in ungestörter Ruhe
Nebenbei die Aufklärung fördern
Bis zur letzten Seite gemeinsam
In treuer Liebe immer verbunden
Was mehr sollte ich noch wollen
Frage ich mich lieber nicht um
Die Ruhe zu bewahren weil
Es ist wie es ist

jens tuengerthal 29.7.2019

Montag, 29. Juli 2019

Humanismusideal

Wissen über die Welt wird
Erlangt durch Beobachtung
Experiment und Analyse
Dabei ist Wissenschaft stets
Das beste Mittel zur Lösung
Von Problemen und Erkenntnis
Im Lichte kritischer Intelligenz

Menschen sind seit jeher Teil
Der Natur als Ergebnis eines
Ungelenkten evolutionären Wandels
Als Humanisten geben sie sich
Mit dem irdischem Leben völlig
Zufrieden heißen die Zukunft
Willkommen das Unbekannte
Fürchten sie also nicht

Ethische Werte ergeben sich
Aus natürlichen Bedürfnissen
Wie Interessen der Menschen
Wurden durch Erfahrung geprüft
Sind auf das menschliche Wohl
Gegründet und werden geformt
Durch die Lebensbedingungen
Interessen und Probleme der
Menschen in der ganzen Welt

Erfüllung im Leben wächst aus
Teilhabe am Dienst für humane
Ideale dabei empfinden Humanisten
Staunen Ehrfurcht vor der Freude
Wie der Schönheit menschlicher
Existenz sogar vor dem natürlich
Unausweichlich endgültigen Tod

Menschen sind natürlich gesellig
Empfinden Beziehungen als wichtig
Humanisten streben dabei nach einer
Welt gegenseitiger Fürsorge wie
Anteilnahme ohne Grausamkeit
Werden Differenzen ohne Gewalt
Durch Kooperation beigelegt

Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft
Soll für größtmögliches individuelles
Glück sorgen um vom Überlebenskampf
Zu befreien und Leid zu lindern die
Gesellschaft besser zu machen wird
Eine weltweite Gemeinschaft entwickelt

Die Ideale des Humanismus decken
Sich sichtbar weitgehend mit denen der
Aufklärung zum Wohle der Menschheit
Sind von Vernunft getragen wie dem
Geist kooperativer Toleranz um so
Ein weltweites miteinander künftig
Zu ermöglichen was dringend nötig
Die Zukunft der Menschheit zu retten

jens tuengerthal 29.7.2019

Wissenschaftstempel

Die Wissenschaft ergreift keines
Landes Partei sondern dient allen
Hat großzügig ihren Tempel errichtet
In dem sich alle zusammenfinden
Sie kultiviert den menschlichen Geist
Wie die Sonne im Frühling den Boden
Schafft eine verfeinerte Verbesserung
Aus der erst die Kulturen wachsen
Der Philosoph betrachtet keinen der
Philosophen anderer Länder als Feind
Sondern nimmt neben ihm Platz im
Tempel der Wissenschaft zur
Diskussion ihrer Thesen so gleicht
Die Wissenschaft der Aufklärung
Die ohne Ansehen der Person
Für die Menschheit nach mehr
Licht für alle von uns strebt

jens tuengerthal 29.7.2019

Bücherwerbung

Werbung nervt meistens eher
Ist aufdringlich und will damit
Aufmerksamkeit erzwingen was
Zu Büchern wohl eher nicht passt
Warum sich fragt wie für die Stille
Des Lesens was zur Freiheit führt
Geworben werden könnte ohne
Damit das Lesen zu verleugnen
Ob was unternommen wurde
Bisher nicht das Ziel verfehlte
Weil gute Bücher Kultur sind
Die zu erobern wertvoll an sich ist
Der Reiz also in der Eroberung
Nicht in lauter Werbung liegen
Sollte nachhaltig Erfolg zu haben

jens tuengerthal 29.7.2019

Ausredenkönige

Warum suchen viele Ausreden
Statt konsequent zu denken
Übernehmen lieber weniger
Verantwortung statt den Mut
Zu haben der nötig ist um
In Freiheit wirklich zu leben
Aufgeklärt im Sinn der
Aufklärung zu sein
Fraglich nur was sie dazu
Motivieren noch könnte
Wenn sie Unfreiheit nicht
Spüren aus Inkonsequenz
Im Leben voller Ausreden
Denke ich lächelnd befreit

jens tuengerthal 29.7.2019

Verantwortungsethik

Wir reden viel von Aufklärung
Als Befreiung aus Unmündigkeit
Nur zu wenig von Verantwortung
Die mündige Menschen übernehmen
Bei der das Prinzip der Aufklärung
Am kategorischen Imperativ erst
Gemessen und gelebt werden muss
Es auch mal unbequem werden kann
Weil Gewohnheiten infrage gestellt
Vielen weniger gefallen als gut zu sein
Mit einem Lächeln ohne jeden Verzicht
Dabei sollte sich jeder rechtfertigen
Vor sich und der Gesellschaft für
Jeden Flug und jede Reise ohne
Lebensnotwendigkeit damit endlich
Ein Umdenken wirklich beginnt
Verantwortung beginnt bei jedem
Ohne äußeren Zwang dafür mit
Hoher eigener Moral zu leben
Konsequent zu denken statt
Weiter Lügen zu verkünden
Heißt Verantwortung sehen
Sie auch für sich wahrnehmen
Also frei und aufgeklärt zu sein
Alles andere bleibt unfrei nur
Beschränkt und gefangen dazu
Aber viele sind das lieber statt
Verantwortung zu Ende zu denken
Ob es hilft sie so zu nennen

jens tuengerthal 29.7.2019

Lesehochzeit

Wie verbrachte ich die
Hochzeitsnacht mit der
Mir frisch angetrauten
Bibliothek fragte mancher
Sich wohl dabei ist es
Ganz logisch lesend
Lustvoll zwischen Büchern
Mit nichts sonst zwischen uns
Genüsslich darüber einschlafend
Wir kennen uns ja schon lange
Da passieren keine Wunder mehr
Aber das Glück unserer Liebe
Als solches genug feiernd

jens tuengerthal 29.7.201

Sonntag, 28. Juli 2019

Erinnerungskultur

Eine Gesellschaft ganz ohne
Historische Bildung ist wie ein
Mensch ohne Gedächtnis also
Verblendet verwirrt ausbeutbar
Ohne Philosophie fehlen uns
Die Grundlagen des Denkens
Die uns zeigen dass nur Logik
Zur Klarheit im Denken führt
Was wiederum die Bedingung
Von Entwicklung und Fortschritt
Zu allen Zeiten der Menschheit
War so dass wer dieses Wissen
Gering schätzt sich die Zukunft
Raubt ohne eine Perspektive
Eine Kultur die ihre Erinnerung
Wie die Kunst zu denken verliert
Wie Trump es in den USA zeigt
Seien wir also wachsam immer
Für Wissenschaft und Freiheit
Die Aufklärung hat uns befreit
Verspielen wir dies nicht im
Leichtfertigen Aberglauben ohne
Allen kritischen Verstand noch

jens tuengerthal 28.7.2019

Bücherehe

Lange suchte ich eine Frau
Wollte die Richtige finden
Mit der ich alles teilen kann
Es endete immer traurig

Darum heirate ich nun
Einfach meine Bibliothek
Die macht mich glücklich
Wir stritten uns noch nie

Hatte es schon schwer mit ihr
Bei jedem Umzug immer mehr
Aber die Liebe blieb und wuchs
Wurde trotz allem immer größer

Sogar die letzte Verlobung noch
Als ich eine menage a trois mit
Der Bibliothek und der Liebsten
Führte haben wir überstanden

Währenddessen hieß sie nur unsere
Bibliothek was sie klaglos hinnahm
Dabei war der Zuwachs von ihr eher
Bescheiden für ein wirkliches wir

Nun wieder innig verbunden für sich
Im Rükzugsort meines Bücherturms
Im Hinterhof am Helmholtzplatz sind
Wir einander voller Liebe ganz treu

Zwischendurch auch sehr lustvoll
Doch immer maßvoll ohne Erwartung
Gönnen wir uns das Glück miteinander
Sorge ich nun professionell für Wachstum

Manches mal wühlte auch die Bibliothek
Die Gefühle sehr auf doch zog sie sich
Wenn es zu viel wurde friedlich zurück
Blieb unberührt liegen und wartete auf mich

Manche Bücher konnte ich nach der
Großen emotionalen Aufregung vor
Heute fünf Monaten lange nicht lesen
Sie warteten schweigend mit Lesebändchen

Als ihre Zeit wieder kam ließen sie sich
Aufschlagen als wäre nichts gewesen
Statt sich wie die verlorene Prinzessin
Gleich dem nächsten Leser hinzugeben

Bin also überzeugt und entschieden
Diese lange Treue und Liebe mit der
Sie sogar die zeitweise Teilung verzieh
Werde ich voller Liebe nie vergessen

Zugegeben war auch die Prinzessin
Eine leidenschaftliche Leserin die
Bücher trotz ihrer Jugend zu würdigen
Wusste sogar nackt diese gern las

Manchmal streichelte sie auch wie ich
Die Buchrücken unserer Bibliothek
Es haben also wohl alle Seiten von dem
Dreier auch profitiert vermute ich mal

Als treuer Leser voll tiefer Liebe aber
Blieb ich nach allen Schwankungen
Der kleinen Bibliothek doch treu warum
Wir uns nun ein Leben versprechen können

Da noch kein Standesamt die Trauung
Mit einer Bibliothek vollziehen möchte
Trotz der inzwischen bunten Ehe für alle
Werden wir ganz im Stillen heiraten

Dann tragen wir unsere Ringe die uns
Als für immer gebunden allen zeigen
Besucher bleiben uns willkommen doch
Zwischen uns kommt kein Blatt mehr

Was freue ich mich auf das Leserleben
Mit all den Schätzen die noch auf mich
Warten als Gatte meiner immer Liebsten
Werden ich sie immer hegen und pflegen

Die Bücher und ich schlossen den Bund
Fürs Leben und irgendwann machen wir
Ein großes Fest um unsere Ehe zu feiern
Einer wirklich vernünftigen Liebesheirat

jens tuengerthal 28.7.2019

Kostbarkeiten

Was wirklich kostbar
Verschwindet niemals einfach
Der Rest war wertlos

jens tuengerthal 28.7.2019

Doppeltoast

Liebe meinen Toast
Mit Marmelade
Dazu Käse oder Wurst

Manches vereint so
Richtungen des Geschmacks als
Verdoppeltes Glück

jens tuengerthal 28.7.2019

Abendland

Das Abendland ist
Westlicher das Morgenland
Es zählt der Standpunkt

jens tuengerthal 28.7.2019

Sonntagstee

Feiner Sonntagstee
Frei schwebend aufgegossen
Entfaltet sich nun

Tasse für Tasse
Hochgenuss durchläuft mich
Wohlige Wärme

Wie schön ist Leben
Mit feinem Sonntagstee doch
Immer wieder noch

jens tuengerthal 28.7.2019

Bleibensgründe

Zuerst noch zu lesende Bücher
Die zu schreibenden Geschichten
Das von nichts auch nichts kommt
Doch noch alles gut wird am Ende
Am Ende schließlich vergessen
Was überhaupt gut sein sollte
Weil es gerade auch egal ist
Liebe lieber nicht mehr
Lässt schneller gehen

jens tuengerthal 28.7.2019

Freigang

Immer gehen zu dürfen
Jederzeit frei zumindest
Über das Ende entscheiden
Ist die große Freiheit allein
Als Freigang vom Leben
Manche nennen es krank
Diese für sich zu nutzen
Da von nichts nichts kommt
Kann dann alles dahinstehen

jens tuengerthal 28.7.2019

Heinemay

Deutsche haben literarische
Vorlieben nach Zeiten wie Wesen
Heinrich Heine und Karl May etwa
Zeigen dies beides sehr deutlich

Auch wenn manche bestreiten
Dass May je Literatur gewesen
Ist er doch noch viel gelesen
Für einige die Brücke zum Buch

Heine der intelligent wie ironisch
Sein Vaterland so verspottete wie
Seine Wahlheimat Paris war auch
Ein Liebender mit tragischem Ende

Ob er darin den Franzosen näher
Mit Deutschen tragischer fühlte
Oder sich beide viel mehr ähneln
Nur über den Rhein gespiegelt

Bleibt unklar wie so manches des
Dichters vom Wintermärchen was
Sein Vaterland ihm wurde das er
Tränenreich vermisst wie verspottet

Als geborener Jude manchen verhasst
Den dummen Antisemiten wie immer
Während andere den Konvertiten dies
Übel nahmen war er keinem Recht

Er sympathisierte teilweise mit den
Marxisten und Sozialutopisten die
Zeitgleich in Paris lebten nicht ohne
Auch sie in Versen zu verspotten

Dies nehmen Überzeugungstäter
Besonders übel warum er immer
Lieber ein kritischer Geist blieb
Dem Liebe ebensoviel galt

May der vorbestrafte Häftling aus
Sachsen wurde inspiriert von einem
Neuen Indianerbild aus dem Umkreis
Der Transzendentalisten stammend

Der große Schriftsteller der Reise
Vom Orient bis nach Amerika war
Erst lange nach seinem Erfolg an
Beschriebene Ort einmal gereist

Allein dieser wunderbare Beleg
Der zeigt wie überflüssig Reisen
Das heute Statussymbol vieler ist
Macht May literarisch noch wertvoll

Es ist geistige Bewegung erst
Die Menschen irgendwo hinbringt
Reisen ist für Idioten die gerne
Bewegung und Ziel verwechseln

Nicht alles was Masse findet
Wird auch wertvoll oder nur
Erwähnenswert besonders
Ästhetik ist nicht demokratisch

Außer dieses nicht reisenden
Reisenden findet sich eher wenig
Was literarisch erwähnenswert wäre
Im Werk voll erfundener Abenteuer

Die Moral ist schlicht wie eingängig
Es gibt noch gut und böse die beide
Klar getrennt in ihren Welten leben
Statt realistisch stets zu schwanken

Es liegen Welten zwischen Heine
Dem ironisch intelligenten Dichter
Und May dem Produzenten der
Bloß modischen Indianerromane

Keiner will Heine und May ernsthaft
Literarisch vergleichen spannend nur
Wie der Blick auf beide das Publikum
In der Selbstwahrnehmung veränderte

Konservative die gern progressiv wären
Geben vor Heine zu lieben der ihnen
In viel mehr fremd als nah ist dabei
Singen sie gerne von der Loreley

Der kleine Kriminelle May gab
Auch durch die Filme viel Grund
Zu reisen statt sich zu fragen ob
Lesen nicht mehr dabei bildete

Allerdings wäre diese Anforderung
Die selbstkritische Reflektion noch
Verlangte schon der Versuch aus May
Lesern Heine Denker zu zaubern

Auch Festspiele ergänzten die
Erfolgreiche Marketingstrategie
Um geistig eher sehr dünne Bücher
Mit mehr als schlichter Ethik

Hohe Spannung mit üblichen Tricks
Bei schlichten geistigen Themen
Wurde durch vermeintliche Nähe
Zu Emerson und Thoreau literarisch

Heine immer noch lesenswert wie
Neuer Betrachtung wert in seiner
Vielfalt zwischen Liebe und Politik
Gehört keiner Gruppe einfach an

May dagegen schrieb Bestseller
Erfolgreicher Handwerker mit doch
Zumindest netter Absicht für die
Indianer die er nicht kannte

Enthalte mich des Urteils über
Beide gemeinsam da unvergleichlich
Lese wenn Heine weil May mich
Schon als Kind nur langweilte

Manche machen es eher anders
Was wohl der Mehrheit entspricht
Wie die Titel vieler Bücher zeigen
Von denen ich keine Ahnung habe

Ob es besser ist nicht zu mögen
Was die Masse besonders liebt
Oder undemokratisch elitär nur sei
Beim Geschmack dahingestellt

Wie in der Liebe entscheidet
In der Ästhetik am Ende allein
Das Gefühl mit eben mehr
Oder weniger Bildung dabei

jens tuengerthal 28.7.2019

Hinterhofruhe

Ruhe im Hinterhof ist eine
Illusion meistens wird er zum
Schalltrichter vieler Geräusche
Von Streit bis Sex ist dort alles
Viel zu gut zu hören voneinander
Manchmal aber ist es ganz still
Jenseits des Lärm der Stadt
Sonst schließe ich die Fenster
So zu tun als hätte ich meine Ruhe

jens tuengerthal 28.7.2019

Flirtfreude

Mal wieder etwas geflirtet
Noch ohne Absicht aber
Voller Genuss mit zwei
Der drei Damen nebenan
Kluge interessante Frauen
Spürbar von Familie
Schön auf besondere Art
Also überdurchschnittlich
Die Worte flogen ein wenig
Sie lasen mich nebenbei
Ein kleiner Genuss hier
In schöner Sommernacht
Setzte mich lieber weg
Bevor sie gingen noch
Die Freiheit zu verteidigen
Bevor eine sie gefährdet
Aber schön war es
Für den Moment
Was immer kommt
Oder auch nicht

jens tuengerthal 27.7.201

Samstag, 27. Juli 2019

Freiheitsgenießer

Freiheit voller Glück
Wieder zu genießen
Schenkt Zufriedenheit

Was könne mehr sein
Als erwartungslos zu sein
Wie darin glücklich

jens tuengerthal 27.7.2019

Sommernächtliches

Nach einem heißem Sommertag
Sind alle Plätze vor dem Café
Das nachts zur Bar wird gefüllt
Schöne leicht bekleidete Damen
Plaudern mit größtenteils bärtigen
Herren durch die offenen Fenster
Wird die Straße mit beschallt
Mit guter alter Musik meistens
Manche sitzen auch noch nach
Geschlechtern getrennt für sich
Wie die Amerikanerinnen hinter mir
Die Birkenstock zu kurzen Kleidern
Tragen ohne den Flaneur damit
Zu näherer Beobachtung zu reizen
Mit Abstand betrachtet scheint
Das hiesige Theater eher komisch
Es geht wie immer um Formen
Der Paarung der Geschlechter
Wie auch immer dabei kombiniert
Mit erwartbaren Enttäuschungen
Die schon aus der Erwartung heraus
Niemals gut enden können
Warum es gut ist dabei als Flaneur
Nur Beobachter zu bleiben
Unvorstellbar scheint mir noch
Wieder Teilnehmer zu werden
Was die Natur vermutlich
Ihrem triebhaften Wesen folgend
Schneller ändern wird als geahnt
Lächle noch mit Abstand darüber
Ohne zu wissen was die Alternative
Auf Dauer sein könnte doch wie frei
Macht es unbeteiligt zu sein ohne
Eigene Erwartung keiner mehr
Entsprechen noch zu müssen

jens tuengerthal 27.7.2019

Lebensschrei

Wenn du nach dem Tod
Schreist voller Verzweiflung längst
Weißt du du lebst noch

Soviel zu fühlen
Belegt deine große Kraft
Weiß nur kaum einer

Todessehnsucht ist
Dem Leben immer näher
Als kein Gefühl mehr

jens tuengerthal 27.7.2019

Kopfquerschnittslähmung

Eine Depression
Ist kein Beinbruch mehr eine
Kopfquerschnittslähmung

Unsichtbar nimmt sie
Die Gedanken gefangen
Macht völlig unfrei

Sie zu besiegen
Braucht übermenschliche Kraft
Besiegt sich dann selbst

Manche Krankheiten
Stärken das Immunsystem
Depression lähmt nur

Nur wer überlebt
Wird innerlich viel stärker
Fürchtet nichts mehr je

jens tuengerthal 27.7.2019

Erleuchtung

Im Dunkeln einfach
Licht anmachen rät nur wer
Selbst im Hellen sitzt

So weiterleben
Als wäre nichts passiert bleibt
Eine Illusion

Erleuchtung findet
Wer Licht in sich anmacht statt
Schalter zu suchen

jens tuengerthal 27.7.2019

Dunkelnähe

Wer im Dunkeln war
Weiß wie wichtig Nähe ist
Zumindest zu sich

Die Einsamkeit kann
Keiner teilen der nicht selbst
Mit sich allein war

In der Dunkelheit
Noch jemanden finden
Ist fast unmöglich

jens tuengerthal 27.7.2019

Dunkelheiter

Manche haben es
Bei hellster Sonne dunkler
Tiefer nur in sich

Noch heiter bleiben
Der Dunkelheit zu trotzen
Erfordert Größe

Wie groß wirklich ist
Wer das überlebte weiß
Nur wer schon da war

jens tuengerthal 27.7.2019

Absturz

Wenn alles schwarz wird
Kein Rechner mehr funktioniert
Merkst du was du brauchst

Abhängig sind wir
Von Maschinen geworden
Was ist da Freiheit

Ohne undenkbar
Fragten wir besser uns was
Wirklich nötig ist

jens tuengerthal 27.7.2019

Umbruchsbücher

Die Literatur spiegelt ihre Zeit
Oder die Zeiten die Literatur
Die häufig voraus dachte was
Erst später umgesetzt wurde

Die Zeit nach der Romantik wie
Vor der Revolution von 1848
Nach Goethes Tod vor Gründung
Des Reichs bewegte sich vieles

War es nach dem Wiener Kongress
Unter Führung Metternichs wieder viel
Konservativer in ganz Europa geworden
Wurde im Vormärz dagegen gedichtet

Die kurze geistige Blüte auch um das
Parlament in der Paulskirche endete
Nach dem Sieg der Reaktion wieder
Es wurde eher besinnlicher gedichtet

Während im Vormärz noch einige
Der Befreiungsdichter laut wurden
Flohen diese oder schwiegen lieber
Nach dem Sieg der alten Kräfte

So entstand etwa in den USA eine
Eigene Gruppe der 48er die ihre
Ideen im Exil weiter beschrieben
Ohne politisch weiter zu wirken

Die Besinnung auf die Nation wurde
Langsam konservativ statt wie noch
Zu Napoleons Zeiten revolutionär
Spätestens nach 1870/71 war sie es

Viele Dichter flüchteten ins Exils so
Sie 48 aktiv beteiligt waren während
Andere sich staatstragend eher gaben
Wie Fontane im Tunnel über der Spree

Die Transzendentalisten etwa um
Emerson und Thoreau erhoben dann
Eine Bettina von Arnim zur Kultfigur
Der hochgeschätzten Weiblichkeit

Auswirkungen der gescheiterten 48er
Zeigen sich weltweit in den Exil Ländern
Die von der Schweiz bis Brasilien reichen
Eine eigene Literatur dort hervorbringen

Der Umbruch der Gesellschaft durch die
Industrialisierung wie die Entstehung eines
Städtischen Proletariats spiegelte sich auch
In der Literatur dieser Zeit klar wieder

So setzte sich etwa Gerhart Hauptmann
Fast 50 Jahre später mit dem Aufstand
Der Weber literarisch auseinander der
Genau in diese Umbruchphase fällt

Gewohnte Arbeiten entfallen plötzlich
Menschen verarmen und suchen neue
Perspektiven für sich auch im Aufstand
Der die Kultur prägt und verändert

Heinrich Heine der viele Jahre im Exil
In Paris lebte wo manche Revolutionäre
Verkehrten ist eleganter Kritiker immer
Der Zustände aber nie ein Revolutionär

Während die Bücher von Marx und Engels
Ihre Kreise ziehen und die alten Eliten das
Fürchten lehrten verkehrte Heine mit beiden
Dichtete als konvertierter Jude darüber auch

Der verstärkte Materialismus infolge der
Erfolgreichen Industrialisierung fand den
Geistigen Gegenpol im Idealismus der
Die Ideen als Ursprung von allem feierte

Demgegenüber stand Marx der wiederum
Das Materielle über allem sah dem aber
Die Idee des Kommunismus hinzu dachte
Wie ein Produkt idealistischer Weltfremdheit

So zeigt sich in den Zeiten des Umbruchs
Zwischen dem Sieg über Napoleon bis zur
Gründung des Reiches ein unklares Bild
Dessen womit Literatur sich beschäftigte

Auch hier wandelte sich im Schreiben
So viel wie in der abgebildeten Realität
Vom nationalen Aufbruch zur Reaktion
Von Sozialem Engagement bis Ideal

jens tuengerthal 27.7.2019

Bücherinsel

Lebe auf einer wunderbaren Insel
Mitten im lauten Meer des Alltags
Ort des Rückzugs wie Paradies
Gefunden zwischen Buchseiten
Die ich aufschlage um abzutauchen
In die Welt der schönen Literatur
Die mir Heimat und Liebe geworden
Wenn nichts blieb war dort alles
Was es braucht um zu überleben
Und Lesen macht glücklicher auf
Der Bücherinsel meiner Welt

jens tuengerthal 27.7.2019

Traumverliebt

Habe mich heute
Nacht im Traum verliebt oh wie
Wunderbar war das

Die Lust begann schon
Als ich erregt erwachte
Eigentlich schade

Schlief selig wieder
Ein ohne alle Ängste
Dankbar wie befreit

jens tuengerthal 27.7.2019

Freitag, 26. Juli 2019

Faustwelt

Der Faust wurde Weltliteratur
Doch wie verschieden dabei
Von allen Kulturen gelesen die
Sich mit ihm auseinandersetzten

In Goethes beiden Stücken steckt
Die ganze Welt für viele in ihren so
Existenziellen Konflikten zwischen
Gut und böse wie Liebe und Lust

Was treibt den Doktor Faust der
So gelehrt schon vieles studierte
Ein wissender Humanist war in
Den Bund mit dunklen Mächten

Es ist der Drang nach Wissen wie
Zugleich die Sehnsucht nach Lust
Ihrer schnellen Erfüllung wie die
Angst doch etwas zu verpassen

Der Trieb der heute Reisende treibt
Wie manche Forscher auch noch die
Grenzen des menschlichen immer neu
Mit ihrem Wissen zu überschreiten

Die Figuren werden in den Adaptionen
Teils völlig verschieden weltweit gedeutet
Das oben und unten der Figuren aus den
Monotheistischen Religionen galt für diese

Andere Kulturen suchten sich neue Bezüge
Doch setzten viele sich mit dem Pakt oder
Auch dem Drama um Gretchen auseinander
Was Liebe und Lust als Verführung mit trägt

Kommt der Mensch um des Paktes wegen
Vom rechten Wege ab oder findet er diesen
Aus sich und seinem Verstand doch wieder
Um Erlösung von was auch immer zu finden

Die Adaptionen entwickelten eine eigene
Neue faustische Kultur der Sinnsuche wie
Der Auseinandersetzung mit dem Leben
Was uns nach allem noch zu tun bleibt

Die Franzosen setzten sich sowohl im
Bild wie in der Musik mit dem Faust den
Sie menschlich deuteten auseinander
Etwa in Delacroix's Bildern genial

Diese Stiche lobte sogar Goethe noch
Als treffender noch als seine Vorstellung
Die erste Vertonung von Berlioz dagegen
Ignorierte er nach Rücksprache mit Zelter

Zwar kreist manche Symbolik zentral um
Die Himmel und Hölle Symbolik die gerade
Für monotheistische Religionen typisch war
Doch fanden sich auch Chinesen in ihm

Die jüdische Auseinandersetzung mit dem
Faust war immer intensiv und führte auch
Zu Nachdichtungen die den Faust in den
Biblischen Kontext als Sucher stellten

Im osmanischen Reich und anderen
Arabischen Regionen fand ebenfalls
Eine Auseinandersetzung mit Faust statt
Der auch für sie zentrale Fragen stellte

Japaner setzten ihn als Manga um
Mit den dort typischen Figuren die
Den existenziellen Konflikt suchten
Sich mit der Moderne wieder treffen

Die englischen Romantiker nahmen
Den Faust sehr intensiv auf von Byron
Bis Shelley wurde die Geschichte neu
Gespiegelt als teils Gruselroman

Die Suche des Heinrich Faust der
Sich zum Pakt verführen lässt um
Die Welt im Innersten zu ergründen
Sie intensiv zu erfahren bleibt uns

Die Fragen stellen sich jeder neuen
Generation wieder die daran auch
Ihre moralischen Grundsätze misst
Ihn im Spiegel der Zeit neu reflektiert

Was wurde aus der Auseinandersetzung
Mit dem Kapitalismus im Faust II nach
Dem Ende des Kommunismus oder auch
Seiner sozialistischen Derivate bis heute

Wie bedeutend bleibt der Prolog im Himmel
In einer zunehmend atheistischen Welt noch
Welche Sehnsüchte suchen Menschen heute
In ihrer großen Suche noch sich zu erfüllen

Westlichen Menschen ist jeder Ort nahezu
Erreichbar und die Welt ist vernetzt auch
Sexuell kann jeder alle Spielarten ausleben
Drogen erweitern vielen noch den Horizont

Ist die große Suche ein Rausch an sich
Der kein Ziel hat als zu erkennen dass
Dies Sein keinen Sinn hat als zu sein
Sich so genügt wo es glücklich ist

Wie lesen wir den Faust epikureisch
Wenn das Streben nach Befriedigung
Als höchste Aufgabe gesehen wird
Wo finden wir was im Kern wir suchen

Ist vielleicht doch die Liebe die Faust
Für Lust mit Gretchen die dafür stirbt
Leichtsinnig lustvoll mal eben verspielt
Der Kern von allem statt nur sein Rand

Hält die Liebe die Welt im Innersten mehr
Zusammen als der Gang aller Natur deren
Teil wir wie alle Dinge nur sind weil sie uns
Glauben lässt unser Gefühl sei übersinnlich

Faust trifft die Welt immer noch in ihrer Mitte
Stellt Fragen die uns alle betreffen je nach
Gerade persönlicher Situation werden wir
Den Schwerpunkt anders für uns finden

Ihn zu lesen und mit ihm sich zu fragen
Was unsere Welt und also unser Sein
Im Kern zusammenhält bleibt auch nach
Entdeckung der Kernspaltung aktuell

Wie grenzen wir die wahnsinnige Suche
Vom normalen Stumpfsinn vieler ab wie
Sehr macht das Faustische uns erst zu
Menschen die immer fragend bleiben

Habe keine Antworten aber finde viele
Fragen immer wieder neu im Faust
Je nachdem was mich gerade mehr
In meinem Innersten nun bewegt

Mal ist es mehr die Liebe dann wieder
Die sozialen Konflikte oder die Frage
Nach dem höheren Kontext in aller
Suche von uns Menschen auf der Welt

Manches scheint uns einmalig für uns
Doch vieles dachten andere auch schon
Ähnlich in ihrer Auseinandersetzung mit
Faust und seiner Welt auch im Gefühl

jens tuengerthal 26.7.2019

Preußengärtner

Während das Haus Preußen
Gerade von sich reden macht
Medial eher schlecht beraten
Betrachte ich Bilder von Gärtner

Eduard hieß der und fing Preußen
Mit dem Pinsel treffend noch ein
Hängt auch bei mir mehrfach noch
Mit Blicken ins gute alte Berlin

Was macht preußischen Geist aus
Den diese Bilder so treffend spiegeln
Ist es die schlichte Bescheidenheit
Oder das Blau im Himmel über Berlin

Schwarzweiß war die Fahne dieses
Grundlos aufgelösten Staates den
Der beschränkte Österreicher nur
Zu seinen Zwecken missbrauchte

Nur Österreich und Bayern gibt es
Bis heute noch während Preußen
Für den militärischen Ruf büßte
Der schon lange Geschichte war

Hier könnte schon gestritten werden
Vermutlich statt es vernünftig kritisch
Nur zu betrachten wie beim Erbe des
Zerstrittenen Hauses Hohenzollern

Nachdem sie jahrelang um das Erbe
Des einst Chef des Hauses Louis-Ferdinand
Prozessierten was Georg-Friedrich der
Enkel gegen die Söhne gewann nun dies

Können die nicht immer großen Geister
Des Hauses Preußen nicht friedlich fragt
Sich wohl mancher nun verwundert noch
Zu kleinlich scheint manches eher dabei

Die Forderungen können rechtlich sogar
In Teilen begründet sein und so musste
Georg Friedrich im Interesse der Familie
Wie der Wahrung ihrer Rechte handeln

Wie unpolitisch der Prinz dabei denkt
Zeigt dass er es wirklich wagte sich so
Unbescheiden verleumden zu lassen
Was seiner Person eher nicht entspricht

Sogar die gute alte FAZ raunt schon
Hinter vorgehaltener Hand von noch
Anderen historischen Interessen der
Mitsprache bei der Deutung von Geschichte

Auch wenn gerade der peinliche letzte
Deutsche Kaiser Wilhelm II. dies wohl
Mit den Schwächen seines Charakters
Zur Genüge begründet wird geraunt

Als wirke sich eine schlichte Forderung
Eines ehemals herrschenden Hauses
Sich auf die Verfassung irgend aus
Begrenzte Wissenschaftsfreiheit

Es ist im ganzen eher lächerlich
Doch außer Friedrich und dessen
Urgroßvater der große Kurfürst sind
Wenig helle Hohenzollern bekannt

Schlecht medial beraten wie zum
Falschen Zeitpunkt noch ungeschickt
Agiert wünschte ich Georg Friedrich
Eher gut preußische Berater nun

Da betrachte ich als alter Preuße
Der Fontane wie Friedrich schätzt
Lieber den guten Eduard Gärtner
Der Preußen im besten Licht zeigte

jens tuengerthal 26.7.2019

Leserfrieden

Als Leser finde ich
Frieden in der Lektüre
Aus Vielfalt wächst Ruhe
Bücher genügen zum Glück
Wie schön ist jeder Tag
In Erwartung der Lesezeit
Als wartete die Geliebte
Was ja irgendwie so ist
Nur sind Bücher immer
Ohne Erwartung oder
Eifersucht noch dazu
Garantieren ein völlig
Friedliches Leben so
Das schenkt was es ist
Um glücklich zu machen
Würde es Liebe nennen
Mit der ich Frieden fand
Als glücklicher Leser

jens tuengerthal 26.7.2019

Bücherfreiheit

Bücher schenken mir Freiheit
Von der Sklaverei der Gefühle
Sind meine treueste Liebe
Bleiben für ein Leben bei mir
Können zugeschlagen werden
Wenn ich mal keine Lust habe
Ohne ewig beleidigt zu sein
Eigentlich stellen sich mir
Keine Fragen mehr
Zur Liebe und so
Wäre ich nur
Vernünftig

jens tuengerthal 26.7.2019

Freiwollen

Frei wollen können
Macht Menschen menschlich ohne
Bleibt unmenschlich

Fesseln zerreißen
Ist also allzu menschlich
Vergessen viele

Gefühl das fesselt
Verbannen ist menschlicher
Als große Liebe

Liebe kann nur sein
Wo in Freiheit entfaltet
Ohne ist wertlos

Lerne noch wollen
Was menschlicher wohl wäre
Für meine Freiheit

jens tuengerthal 26.7.2019

Nachtalb

Manches verfolgt dich
In deine Träume hinein
Lässt unfrei schlafen

Für Freiheit kämpfen
Heißt Unfreiheit verbannen
Auch gegen Gefühl

Liebe braucht Freiheit
Wo sie fesselt war keine
Musste es merken

jens tuengerthal 26.7.2019

Donnerstag, 25. Juli 2019

Weltliteraturen

Wie kam der Begriff Weltliteratur
In die Welt war es eine Schöpfung
Oder Produkt der Wirtschaft die
Literatur um die Welt handelte

Zuerst wurde er wohl in einer
Göttinger Dissertation verwandt
Die isländische alte Literatur als
Solche verstanden wissen wollte

Insofern diese Thema der Promotion
War lag der Wunsch nahe ihr eine
Große Bedeutung zuzusprechen doch
Entsprach dies auch dem Geist der Zeit

Schon Lessing Schiller und Wieland
Beschworen den Weltgeist gerne auch
Goethe der längst weltweit gelesen wurde
Sprach in Aufsätzen auch davon wörtlich

Häufiger noch verwandte Goethe den Begriff
In Gesprächen etwa mit Eckermann oder in
Briefen an Zelter und andere als etwas
Sehr bedeutendes aber noch unklares

Es entsprach dies Weltbürgertum dem
Denken des ausgehenden 18. Jahrunderts
Noch von der Aufklärung geprägt auch im
Kleinen Weimar als kulturellem Herz

Wieland und Goethe die gemeinsam
Schon 1806 die literarischen Schätze
Der Literatur in Weimar vor dem Zugriff
Napoleons retteten nutzten es so

Sie sahen die Bedeutung der Literatur
Für Zivilisation und Kultur die es nun
Zu retten und zu bewahren galt wie
Wieland den Horaz schon so nannte

Wieland ging es um das römische
Vorbild an Urbanität und Humanität
Was er Lesern mit seiner Übersetzung
Empfahl als Teil einer großen Kultur

Doch gab es im alten Reich kein Rom
Sondern viele konkurrierende Städte
Die gemeinsam um Weltgeltung rangen
Oft auch miteinander konkurrierend

Goethe dachte noch eher privat über
Die Weltliteratur nach etwa als Cotta
Sein Verleger ihm eine Übersetzung
Des Dichters Hafis zukommen ließ

Daraus wie aus der Lektüre des Koran
Wurde dann der westöstliche Diwan
Zeitgleich wandte er sich auch anderen
Regionen der Welt zum Studium zu

So sprach Goethe anschließend an
Herder von der Volkspoesie als einer
Welt- und Völkergabe die Menschen
Sitten und Gebräuche bekannt macht

Goethes enger Kontakt zu dem Schotten
Carlyle und sein Briefwechsel mit Byron
Bezeugen wie ernst ihm der Austausch
Dabei auch war für freie Kommunikation

Später hoffte der inzwischen alte Weimarer
Nur noch auf kulturelle Toleranz weil sich
Der Geist von der Welt abwandte dafür
Immer mehr der Nation nun zuwandte

So wurde die Weltbegeisterung noch vom
Anfang des 19. Jahrhunderts zur Skepsis
Ob der aufmarschierende Populismus nicht
Den Geist aus der Welt mehr bedrohte

Wo diese immer mehr dann gesteigerte
Überhöhung der Nation nur hundert Jahre
Später endete ist historisch bekannt doch
Hatte Goethe seine Deutschen gewarnt

Zur Nation zu bilden ihr Deutschen hofft
Es vergebens schrieb er und riet darauf
Sich lieber freier zu Menschen zu bilden
Was den großen Weltliteraten noch zeigt

Gleichwohl verehrten ihn die national
Teilweise schon euphorisch begeisterten
Romantiker als historische Kultfigur der
Literatur ihrer neu verehrten Nation

Hätte Wielands Geist des Horaz oder
Das was Schillers Ode an die Freude trieb
Die für andere Weltgeister die Freimaurer
Einst geschrieben wurde nur mehr gewirkt

Doch nach der Niederlage gegen Napoleon
Wie der Frustration über fehlende Reformen
Nach dem Wiener Kongress wurde nun die
Nation zur Quelle weltlicher Identifikation

Fern war dies den großen Weimarer Dichtern
Doch wehrte sich der alte Goethe nicht sehr
Ließ sich von den Romantikern umschwärmen
Während Schiller sie rigoros noch ablehnte

Was Weltliteratur genau ist und wer dazu zählt
Besteht wohl kein fester Konsens und manches
Wurde noch vergessen auch von einem Goethe
Der von Afrika etwa nie sprach oder schrieb

China hatte Goethe auch fasziniert doch blieb
Manches zu dieser Zeit noch sehr fern auf der
Noch neu entdeckten kleiner werdenden Welt
Die Weltliteratur wächst immer noch weiter

Manches was weltweit erfolgreich heute
Wird keiner zur Weltliteratur dennoch zählen
Anderes was kaum einer mehr kennt dagegen
Eher unstrittig weil es eine Kultur einst prägte

Spannend sind auch die Zusammenhänge
Die Weltliteratur sichtbar macht die sich um
Ähnliche Themen aus unterschiedliche Art
Rankt wie es uns Menschen eben entspricht

Groß ist was Zusammenhänge schafft wie
Über den eigenen Horizont hinausblickt auch
Wenn keiner diesen überschreiten muss um
Literarisch Bedeutung selbst zu erlangen

jens tuengerthal 25.7.2019

Bücherliebste

Liebe nur noch Bücher
Früher auch gerne Frauen
Vor allem eine am Ende
War zu schmerzhaft
Im Ergebnis warum
Bei Büchern ich blieb
Hoffe sie machen mich
Auf Dauer so glücklich
Wie die eine unglücklich
Die vorher mein Glück war
Dann wäre in Summa
Wieder alles gut

jens tuengerthal 25.7.2019

Sinnsucher

Manche suchen Sinn
Genieße lieber alles
Was ist mehr wird nicht

jens tuengerthal 25.7.2019

Ventileben

Leben hinter dem
Ventilator mach glücklich
Während der Hitze

jens tuengerthal 25.7.2019

Reisegeschwindigkeit

Montaigne schreibt in einem Essay
Unter dem Titel Stafettenreiten über
Die Versuche das Tempo beim Reisen
Möglichst zu optimieren in einer Zeit
Schnell zu wechselnder Pferde ganz
Nebenbei wie er das Stafettenreiten
Aufgab obwohl er als kleiner Dicker
Dafür geeignet wäre weil er sich doch
Lieber in Anekdoten über große Kaiser
Wie ihr sagenhaftes Tempo auf Reisen
Königlich intelligent amüsiert sowie
Dieser Sport zu anstrengend nun sei
Aber beendet dieses Essay nach einem
Absatz mit dem schlichten Satz ihm
Habe es noch nie geholfen was nun
Die geneigten Leser auf die Bandagen
Der Kuriere des Großtürken beziehen
Können wie deren Eroberung neuer
Pferde die schneller als ihre wären
Oder bei Montaignes Geist passender
Auf das Tempo beim Reisen überhaupt
Weil erst ankommt wer da bleibt wie
Michel de Montaigne in seinem Turm
Weil kein höheres Tempo beim Reisen
Je irgendwem irgendwas geholfen hätte
Bei dem worauf es am Ende ankommt

jens tuengerthal 25.7.2019

Eurospektive

Welche Perspektive hat
Europa noch mit solchen
Populistischen Skeptikern
Oder hat wer solche wählt
Noch nicht genug Verstand
Es auch zu verdienen auf
Lange Perspektive betrachtet

jens tuengerthal 25.7.2019

Nichtssagend

Wer nichts sagt sagt nichts
Wer mehr darin liest als ist
Weiß noch lange nichts

Manche sind lieber
Nichtssagend als festgelegt
Auch eine Freiheit

jens tuengerthal 25.7.2019

Gönner

Gönnen können ist
Talent weniger Menschen
Guter Elite

jens tuengerthal 25.7.2019

Ausgeschlafen

Bin ausgeschlafen
So vor dem Wecker erwacht
Egal wie lange

Rhythmus findet sich
Zeitweise leichter wieder
In einer Ordnung

Noch vor Mitternacht
Schlafengehen kann helfen
Hitze zu trotzen

jens tuengerthal 25.7.2019

Mittwoch, 24. Juli 2019

Perfektionsfrieden

Wenn alles perfekt ist
Wie es nur sein kann
Du es wunderschön hast
Wie du es immer träumtest
Frei und gesund auch bist
Sei glücklich und dankbar
Für alles was nun ist
Mehr gibt es nicht mehr
Und denk nicht an die eine
Die dir einmal alles war
Für die du nicht mehr bist
Weil es ist wie es ist
Sage ich mir immer wieder
Zumindest schon dankbar
Noch auf dem Weg zu
Glücklich in Frieden
Mit mir allein

jens tuengerthal 24.7.2019

Literavielfalt

Warum liest du so viele Bücher
Auf einmal statt dich auf eines
Ganz zu konzentrieren fragen
Viele Leser denen eines genügt

Weil Literatur meine Welt ist
In der ich mich frei bewege
Stets nach Laune nur lese
Wonach mir ist antworte ich

Aber weißt du dann noch wo
Du in einem Buch warst wenn
Du ständig zwischen den Welten
Wechselst wundern sich manche

Natürlich denke ich dann sie sind
Doch alle mein Zuhause warum
Es ist wie vertraute Räume neu
Zu betreten wenn mir danach ist

Dann hat dein Zuhause aber viele
Räume lachen dann einige über
Die Stapel um meine Leseorte
Wie ein großes Hochhaus

Eher wie ein Schloß sage ich dazu
Lächelnd in dem manche Räume
Jahrelang nicht betreten werden
Dennoch immer die alten bleiben

Ist in einer Bibliothek wohnen dann
Wie in einem Märchen leben voller
Verzauberter Ecken und Winkel die
Immer vertrauter dabei werden

Märchen passt gut denke ich beim
Blick durch meine kleine Bibliothek
Die mir so viele Welten neu öffnet
Wie es zur Vielfalt der Bücher passt

Aber weißt du immer wo alles steht
Findest du jedes Buch das du suchst
Oder vergisst du auch mal wo eines ist
Wie findest du es dann noch wieder

Die Stapel kenne ich gut wie das Regal
An meinem Bett in dem immer die just
Aktuellen Bücher stehen da muss ich nie
Suchen sonst weiß ich es so ungefähr

Manchmal muss ich auch suchen wenn
Irgendein Buch mir gerade einfällt aber
Keine Erinnerung kommt wo es steht
Oder es irgendwie umgestellt wurde

Doch es gibt eine Ordnung die ich kenne
Wie die Räume in einem Schloss nach
Einem bestimmten System möbliert sind
Manchmal entdecke ich auch etwas wieder

Ist das dann wie auf einer Schatzsuche
Findest du häufig Bücher die du gar nicht
Kennst zwischen den altbekannten Bänden
Oder ist es eher die seltene Ausnahme

Es kommt eher seltener vor weil ich doch
Meistens in den aktuellen nach Laune lese
Aber gerade wenn Besuch kommt findet sich
Manchmal schon fast vergessenes neu

Hast du all diese Bücher schon gelesen
Oder sind das Sammlungen wie Bilder
Die dort stehen weil es schön aussieht
Dienen Bücher auch der Dekoration

Natürlich nicht jedes Buch von vorne bis
Zur letzten Seiten aber doch in den meisten
Schon gelesen je nach Stimmung oder
Wenn ich etwas bestimmtes suche

Bücher sind immer auch Dekoration
Der schönste Einrichtungsgegenstand
Sofern es schöne Bücher sind doch
Sind sie immer auch noch viel mehr

Bücher erzählen Geschichte und haben
Alle ihre eigene Geschichte die auch
Davon erzählt wie sie zu mir kamen
Was sie dabei alles schon erlebten

Manche alte Bände sind weit gereist
Sind Erbe der Familie seit Generationen
Könnten auch meine Geschichte erzählen
Tragen die Spuren aller Leser vor mir

Was ist dein ältestes Buch und was ist
Das kostbarste von allen was macht ein
Buch für dich wichtig und wonach suchst
Du aus was du noch lesen möchtest

Bin da ohne einen festen Plan um das
Glück der Entdeckung zu genießen
Die meinen Geist vorwärts treibt aber
An manchen Büchern hängt viel Gefühl

Einige bekam ich von Liebsten oder
Suchte sie mit ihnen gemeinsam aus
In ihnen spüre ich noch die alte Liebe
Sie kommen mir besonders nah

Diese mit Liebe ausgesuchten Bücher
Sind für mich die kostbarsten weil sie
Auch die Geschichte meiner Lieben ist
Ansonsten interessiert mich der Preis nicht

Bücher sind selten wirklich wertvoll auch
Eine handsignierte Ausgabe von Heine
Oder dieser Band aus dem 18. Jahrhundert
Mit Notizen noch von Wieland selbst nicht

Sammle keine Bücher als Wertanlage
Sondern lebe mit ihnen als Partner
Sie gehören zu meinem Leben dazu
Stehen darum nicht zum Verkauf

Aber wenn dir einer ganz viel böte
Sagen wir hunderttausend für einen
Band den er unbedingt haben möchte
Würdest du ihn dann verkaufen

Wenn ich nicht müsste niemals
Würdest du deinen Partner verkaufen
Nur weil jemand dir sehr viel bietet
Oder wäre das ausgeschlossen

Natürlich niemals es ist doch verboten
Menschen zu verkaufen und Bücher
Sind doch nur Sachen sie leben ja nicht
Du könntest sie dir ja wieder kaufen

Für mich sind Bücher Lebenspartner
Diejenigen die immer blieben mit mir
Alt wurden und mein Leben teilen
Damit sind sie nicht zu verkaufen

Aber du arbeitest doch im Buchhandel
Stört dich da der Bücherverkauf nicht
Ist das nicht wie Sklavenhandel dann
Für einen echten Bücherliebhaber

Der Buchhandel dient dem Verkauf
Genau darum geht es und es sind
Dort nicht meine Bücher und also
Die Bibliothek in der ich lebe zu kaufen

Liest du lieber alte oder neue Bücher
Gebunden oder Taschenbuch mit
Oder liebe ohne Umschlag und wie
Merkst du dir die jeweiligen Seiten

Ob alt oder neu ist mir dabei egal
Auch wenn neue Bücher duften
Natürlich wenn möglich nur gebunden
Immer ohne Umschlag das Buch zählt

Benutze wenn es kein Lesebändchen gibt
Gerne Lesezeichen die mir gefallen um
Schon beim Aufschlagen sich gut zu fühlen
Lesen ist mein Luxus und mein Genuss

Was wird aus all diesen Büchern wenn
Du einmal nicht mehr bist hast du sie
Jemandem vermacht oder wünscht du
Dir eine bestimmte Verwendung

Was ist wenn ich nicht mehr bin ist mir
Völlig egal dann bin ich ja nicht mehr
Darum kümmere ich mich nicht das
Können die Erben nach Laune tun

Du willst nicht das alte familiäre Erbe
Der Bücher bewahren und sie als
Bibliothek so zusammenhalten oder
Einer Stiftung etwa übergeben

Ach was wenn ich nicht mehr bin
Bin ich nicht mehr und damit muss
Sich kein Mensch beschäftigen
Die Dinge kommen und gehen

Was ist dein wichtigstes Buch
Welches liest du am liebsten
Hast du zu ihm eine besondere
Bindung und wenn ja warum

Der Zauberberg den ich in ganz
Verschiedenen Ausgaben habe
Wie die Essays von Montaigne
In der Übersetzung von Hans Stilett

Über die Dinge der Natur von Lukrez
Wie verschiedene Bücher die meine
Letzte große Liebe für mich fand
Die den Geist der Beziehung tragen

Ist es wichtig wo deine Bibliothek steht
Oder das sie dort ist wo du eben lebst
Wie sähe deine Traumbibliothek aus
Was hättest du gerne noch in deiner

Bin gerne wunschlos glücklich darum
Ist alles gut so wie es ist auch wenn
Traumhaft eine Partnerin wäre die
Diese Liebe zu den Büchern teilt

Ob es das nochmal gibt oder was sich
In Zukunft  wiederfindet weiß ich nicht
So lebe ich möglichst glücklich mit dem
Was eben ist wie es ist um zu genießen

Wo meine Bibliothek wie steht ist
Relativ egal und ergibt sich nach den
Umständen des Lebens doch ziehe ich
Wenn ich nicht muss möglichst nicht um

Bist du mit deiner Bibliothek zufrieden
Oder packt dich manchmal auch die
Leidenschaft des Sammlers nach neuen
Büchern die du unbedingt noch willst

Natürlich passiert das und davon lebt
Der Buchhandel ja und die Antiquariate
Aber ich suche nichts spezielles auch
Wenn die Enzyklopädie ein Traum wäre

Das Original von Diderot auf französisch
Würdest du das Lesen oder nur besitzen
Weil es ein kostbarer Schatz eben ist
Im alten Geist der Aufklärung noch

Eine Enzyklopädie hast du um sie da
Zu haben sie gelegentlich anzuschauen
Manchmal etwas nachzuschlagen dich
Daran als Buchliebhaber zu freuen

Doch ich habe Nachdrucke und viel
Aus ihr in meist besserer Qualität noch
Es wäre nur wie andere sich ein schönes
Bild ihres liebsten Malers gern gönnten

Bin mit dem was ist in meiner Bibliothek
Glücklich und zufrieden muss nichts haben
Um ein glücklicher Leser zu bleiben sondern
Kann mit dem was ist noch lange lesen

jens tuengerthal 24.7.2019

Wertherwelt

Das erste Stück Weltliteratur
Wurde Goethes Werther der
Rund um den Globus gelesen
Wenn auch in Variationen

Manchen war die tragische
Liebesgeschichte ein Skandal
Sahen nur den Kult um den Tod
Den Werther am Ende selbst wählt

Andere wie die Franzosen sahen
Den Freiheitscharakter des Stücks
Schätzten das große Gefühl auch
Fanden aber die Freiheit wichtiger

Die Engländer variierten den Werther
In Übersetzungen sehr stark warum
Dieser auch mal als Frau oder etwa
Im Frankenstein wieder auftaucht

Dieses Gruselstück der Tochter von
Feministin Wollstonecraft  Mary Shelley
Am Genfer See einst romantisch geschrieben
Verband Rousseau und Goethe ganz neu

Die angebliche Welle von Suiziden die
Der Werther weltweit nach sich zog war
Wohl übertriebene Propaganda sowohl
Der Gegner wie bewegter Anhänger

Es gibt einige dokumentierte Fälle doch
Gibt es da längst Lieder die viel mehr
Menschen in den Freitod verführten
Faktisch waren es weniger als gedacht

Die Aura der Todesnähe verbunden
Mit großen Gefühlen im Wahn gab
Menschen aus Kulturen weltweit etwas
Liebe scheint eben immer menschlich

Der Briefroman wie die detaillierte
Schilderung lösten eine regelrechte
Mode von gelber Hose braunen Stiefeln
Zur blauen Weste bei den Adepten aus

Sogar in den Buddenbrooks bei Mann
Taucht diese Mode bei Tonis ersten
Bräutigam noch wieder auf und später
Schrieb Thomas noch über Lotte in Weimar

Jene wunderbare Geschichte in der
Die alt gewordene Lotte den längst
Ergrauten Geheimrat zu Weimar den
Verehrten Großen noch einmal besucht

Goethe selbst überarbeitete den Text
In mehreren Ausgaben wobei erst die
Späteren in übersetzten Varianten den
Weltweiten Erfolg des Werther brachten

Der Rechtsreferendar am Kammergericht
Des Reiches zu Wetzlar das alter ego des
Dort ebenfalls Referendars Goethe machte
Bis in die Gegenwart noch Karriere wieder

Immer wieder nahmen sich oft noch junge
Menschen den verliebten Jungen als Vorbild
Doch wie ich jüngst selbst erfuhr das Gefühl
Des Werther kennt keine Altersgrenzen

Immer verabscheute ich den Knaben der
Sich offensichtlich hysterisch in eine doch
Unmögliche Affäre übertrieben hineinsteigert
Bis als letzter Ausweg nur der Freitod blieb

Diese Freiheit konnte ich respektieren
Mit Epikur und Lukrez wenn sie noch
Vernünftig entschieden worden war
Aber die Gründe waren Wahnsinn

Jene Julia die mich nun zum Werther
Beinahe machte gefühlt jedenfalls ganz
Verehrte den Werther immer hatte ihn oft
Gelesen und verabscheute dagegen Lotte

Bei mir war es bis dato umgekehrt gewesen
Was eine interessante Konstellation nun ist
Wie die Romeo und Julia Seite unserer
Eigentlich völlig unmöglichen Beziehung

Extreme Gefühle die bei der Verehrerin
Des Werther von einem Tag auf den andern
Wechselten wie vorher ihre Stimmungen
Die zwischen Tod und Leben schwankten

Diese Konstellation erinnerte an eine
In den USA verbreitete Variante des
Werther die zusätzlich noch das Element
Inzest ungeahnter Geschwister thematisierte

Hier wiederum tauchte die Idee die schon
Lessing im Nathan variierte wieder auf
Wie die unmögliche Liebe nicht sein kann
Aber dennoch für die Frau tödlich endet

Mehrfach hatte meine verehrte Liebste mir
Ihren Tod angedroht sollte ich sie verlassen
Was sie dann bei mir tat völlig gelassen
Während ich an Werthers Grenze lang lebte

So wirkte der Werther in uns beiden weiter
Die leidenschaftliche Romantikerin voller
Großer Gefühle und rasender Eifersucht
Appellierte an die Vernunft des Aufklärers

Der Freitod spielte dann in den russischen
Übersetzungen wie der dort Rezeption des
Werther eine große Rolle dahingestellt ob
Dies ein typisch slawisch östliches Element

Während meine Lotte die eine Julia war
Sich erst danach kühl und berechnend
Gab war die Goethes voll Gefühl aber
Ungreifbar und dann doch vernünftig

Dagegen wurde ich der stets noch
An die Vernunft appelliert hatte zum
Emotionalen Wrack in der Depression
Die anders benannt auch Werther trieb

In der Hochphase des Leids als meine
Lotte-Julia mir verkündete sie hätte längst
Einen besseren schon hörte ich Nachts
Noch meinen Nachbar in den Tod springen

Sie riet mir kühl vernünftig zu wieder Sex
Den ich für mich romantisch ewig gebunden
Für völlig ausgeschlossen hielt war also
Eine vollständig andere als die ich kannte

Dagegen hatte ich mich etwas hysterisch
Völlig in die Rolle des Werther gefunden
Fand keine Freude mehr am Leben ohne
Das blöde Buch nur in die Hand zu nehmen

Vielleicht rettete es mich in dieser Phase
Mehr kulturhistorisches zu lesen statt
Großer Romane mit viel Gefühl weil der
Weite Blick zumindest noch hoffen lässt

So ereilte mich über 30 Jahre nach der
Ersten Lektüre des Werthers ungewollt
Der scheinbar unsterbliche Werthereffekt
Voll wie so viele auf der Welt schon

Lesbar hier habe ich es bis jetzt überlebt
Die Vernunft und preußische Pflicht werden
Wie noch viele gute Bücher vor mir können
Es auch künftig gut verhindern aber es war da

Der Werther der bis tief nach Asien drang
In Japan wo der Suizid der Ehre eine ganz
Eigene Kultur hat neuen Kult auslöste erfuhr
Zur Jahrtausendwende einen neuen Boom

Es gibt diese großen Gefühle der Liebe
Die alles übrige völlig egal machen dann
Über sie nachzudenken brachte mir der
Werther damals aber gefühlt gar nichts

Vielleicht spürte ich schon da denke ich
Heute manchmal wie ähnlich ich liebe
Gestand es mir nur lieber niemals ein
Lehnte als Aufklärer diesen Unsinn ab

Vernünftig betrachtet habe ich nun
Wenn auch reichlich verspätet noch
Den großen Werthereffekt kennengelernt
Für meine über alles geliebte Prinzessin

Finde Werther immer noch bescheuert
Aber nicht weil er nicht um Lotte kämpfte
Tue ich um Julia auch nicht da Liebe
Wenn sie ist frei sein muss zu bleiben

Sie kam sie war sie ging ich blieb
Große Gefühle habe mich bewegt
Also war es ein kostbarer Schatz
Bin um eine Erfahrung bereichert

Das unterscheidet mich von Werther
Auch wenn ich ähnlich unsinniges
Wohl vom Gefühl getrieben schrieb
Lebe und lese und liebe weiter

Ob so der Werther auch anders
Wie in vielen Übersetzungen wohl
Aus Sittengründen noch gewählt
Enden kann zeigt die Zeit uns

Den Glauben an die große Liebe
Die über uns hinausgeht habe ich
Trotz Werther nicht völlig verloren
Zumindest für mich bis jetzt

Goethes Werther ist Weltliteratur
Stand einer Bewegung Pate die
Dem Paten später peinlich war
Aber Gefühle sind eben frei

jens tuengerthal 24.7.2019

Provinzkultur

Wo ist deutsche Literatur Zuhause
In großen Zentren oder in der so
Typisch deutschen Provinz immer
Wie sie es einst in Weimar war

Weimar mit Goethe und Schiller
War der Leitstern deutscher Klassik
Auch Herder und Wieland dort wie die
Mütter Nietzsche und Schopenhauer

Doch politisch wie tatsächlich war Weimar
Tiefste Provinz Hauptstadt eines kleinen
Typisch deutschen Herzogtums das sich
Mit Ambitionen noch zu mehr machte

Anna Amalia die Mutter des Herzogs
Der Goethe persönlich nach Weimar
Mitnahm stammte aus dem Haus der
Wolfenbüttler Welfen brachte so viel mit

In Wolfenbüttel war Lessing Bibliothekar
Wurden literarische Schätze gehütet wie
Passend heißt die von Goethe geplante
Weimarer Bibliothek heute nach ihr

Schön zu besichtigen wieder nach dem
Schrecklichen Brand wie das Haus am
Frauenplan von Goethe um die Ecke
Wie in Weimar alles um die Ecke nur ist

Weimar ist ein thüringisches Nest nur
In dem der Zufall der Geschichte einst
Mehrere große Geister nur versammelt
Hat was nichts am Wesen änderte

Berlin Frankfurt und Leipzig dagegen
Sind zumindest numerisch Großstädte
Die literarischen Anspruch erheben
Egal wie provinziell sie real nur sind

Berlin ist viele Dörfer die nur unter
Einem Namen zusammengebunden
Spielt gerne Großstadt besonders um
Friedrichstraße und Kudamm herum

Real ist es ein märkisches Nest das
Sich geistig noch den Staub langer
Preußischer Geschichte abklopft
Ohne etwas wirklich schon zu sein

Zu Leipzig und seiner Mangabuchmesse
Schweige ich lieber gibt sich gern kulturell
Ist aber am Bahnhof gut sichtbar bloß
Sanierte peinliche östliche Provinz

Frankfurt ist Handel und viel Geld
Das sich gern kulturellen Anschein
Noch gibt bleibt ein Platz der Börse
Mehr als der dort gehandelten Bücher

Seien wir ehrlich Deutschland ist
Überall provinziell nur manchmal
Mit vielen auf einmal dazu noch
Es gibt kein Paris oder London

Doch hat die Provinz ob nun aus
Weimar oder Lübeck es denoch
Zur Weltkultur immer wieder auch
Geschafft was im Wesen genügt

Weniger Anspruch auf Großstadt
Dafür schlicht ehrliche Provinz
Könnte manche Literatur wohl
Weiter führen in unserer Provinz

jens tuengerthal 24.7.2019

Liebeverzweiflungshelfer

Wenn Liebe verzweifeln lässt
Helfen Bücher zuverlässiger
Als Ablenkung es je könnte
Warum ich Lesen vorziehe
Das die Konzentration fördert
Auf was es wirklich ankommt
Bleibt am Ende auch bei dir

jens tuengerthal 23.6.201

Dienstag, 23. Juli 2019

Lebensaufgabe

Braucht Leben eine
Aufgabe glücklich zu bleiben
Erfüllt statt gefüllt

Was bliebe ohne
Fragen viele zu selten
In Alltagszwängen

Danach zu suchen
Bessere Aufgabe wohl
Als einfach weiter

jens tuengerthal 23.7.2019

Hochspannung

Zwischen Bewahren
Und Freiheit genießen herrscht
Stete Hochspannung

Entspannt wäre was
Ehrlich und offen einmal
Manche wohl niemals

Lügen leben nur
Für Märchenprinzessinnen
Länger als nötig

jens tuengerthal 23.7.2019

Wegwerfer

Manche werfen weg
Was anderen kostbar war
Bewahre lieber

jens tuengerthal 23.7.2019

Ventilatorglück

Alles ändert sich
Nur der Ventilator dreht
Bei Hitze nicht durch

jens tuengerthal 23.7.2019

Konstruktivismuss

Konstruktiv ist Muss
Aber niemals zwanghaft das
Wäre destruktiv

Sich die Welt machen
Wie es gerade gefällt
Könnte genügen

jens tuengerthal 23.7.201

Hitzewellen

Hitze kommt wenig
Überraschend in Wellen
Weniger wird mehr

jens tuengerthal 23.7.2019

Treue

Treue beginnt bei
Sich womit sie auch endet
Wie alles bei mir

jens tuengerthal 23.7.2019

Leserhaltung

Lesen dient vielfach nur
Der Unterhaltung noch
Statt dem aufrechten Gang
Der vom Geist getragen ist

Wie gefesselt lesen viele
Die Abenteuer anderer
Ohne sie auf sich zu beziehen
Es kritisch zu reflektieren

Alles was ich lese wird stets
In Versen und Gedanken
Gespiegelt so nützlich zu sein
Über geistige Onanie hinaus

Lese darum nur gute Literatur
Die Zeit nicht zu verschwenden
Welche ich pflichtbewusst nutze
Meiner Leidenschaft hingegeben

Fraglich könnte jedoch hier sein
Wem diese Haltung noch nutzt
Ob die Pflicht nicht unnötig quält
Wo lieber lustvoll gelesen würde

Denke an meinen Großvater der
Als Wahlspruch vom Leben als
Freude träumte erwacht Pflicht sah
Lebend Pflicht zur Freude machte

Folge der Leidenschaft für Bücher
Gebe mich ihr aber pflichtbewusst
Hin um Gutes und Schönes zugleich
In den würdigen Kontext zu stellen

Eben diese Verse zur Pflicht in der
Leidenschaft gab Montaigne ein
Dessen Essay über das Nichtstun
Am Morgen gelesen beflügelte

Wie gerne halte ich den blauen
Wunderschön edel gebundenen
Band der Anderen Bibliothek dazu
Wie andere eine Bibel in Ehren

Erfülle meine Pflicht durch tägliche
Lektüre wie öffentliche Reflektion
Darüber in Versen aber tue es mit
Leidenschaft und Liebe immer

Lesen ist meine große Lust
Ihr folge ich mit Leidenschaft
Zu gerne und noch viel lieber
Wo sie der guten Sache dient

So dient das eine dem anderen
Statt in Opposition zu stehen
Für Leidenschaft als nur Freizeit
Wie ungewollte Pflicht ansonsten

Die Haltung die ich als Leser fand
Macht die Leidenschaft nützlich
Lebe wovon ich überzeugt bin
Statt Dinge stumpf zu erledigen

jens tuengerthal 23.7.2019

Montag, 22. Juli 2019

Ringreisen

Auf der Berliner Ringbahn lesend
Gen heimatlichen Berg fahren
Dabei über den Nathan lesen
Wie die Wirkung der Ringparabel

Noch innerlich verschlungen in
Den für eine einst versprochene
Ewigkeit getauschten Ringen die
Nur mich banden dreht es sich

Toleranz im Glauben als neue
Freiheit aus der Freundschaft
Von Lessing und Mendelssohn
Dargestellt im magischen Ring

War der Ring verzaubert der
Den wahren Weg im Glauben
Erst durch das Leben offenbart
Oder war es einfach vernünftig

Auch die Liebe spielt eine Rolle
In Lessings Toleranzparabel die
Gerade wieder hochaktuell ist
In Zeiten religiöser Intoleranz

Sie soll am Ende doch nicht sein
Wie es der Liebe manchmal geht
Weil die Umstände es nicht wollten
Geschwisterliebe nicht gesund ist

Wie verschieden wurde der Text
Durch Zeiten und Kulturen bis
In die Gegenwart gelesen wie
Mutig auch neu inszeniert

Miteinander und Toleranz sind
Das Mittel der Wahl auch wenn
Sich der Traum der Liebe nicht
Erfüllen kann fanden sich viele

Nathan und Saladin als Freunde
Der Tempelritter seine Schwester
Saladin die Kinder seines Bruders
Nur Fanatiker wollen verbrennen

Der weise tolerante Jude der als
Bänker überaus erfolgreich seinen
Neuen Freund Saladin rettet ist ein
Denkmal für Moses Mendelssohn

Der große jüdische Philosoph dem
Friedrich der Große hier intolerant
Die Aufnahme in die Akademie noch
Verweigerte lehrte über das Miteinander

Lassen wir jeden nach seiner Art leben
Messen wir ihn an seinen Taten mehr
Als dem Schild seines Glaubens noch
Um zu mehr Menschlichkeit zu gelangen

Mutig war diese Freiheit noch die Rom
Wie seine Vertreter sehr übel nahmen
Warum es in Österreich lange noch nicht
Aufgeführt werden durfte nur gelesen

Auch der Österreicher der von Berlin aus
Europa verheerte verbat sich dieses Stück
Mit dem guten Juden vernichtete lieber die
Es im Kulturbund aufführten in seinen Lagern

Vorher hatten die Zionisten es abgelehnt
Die fürchteten die gepredigte Toleranz
Stellte ihren Traum vom Staat infrage
Orthodoxen missfiel auch die Liebe darin

Intolerant und gewalttätig wünschte nur
Der christliche Patriarch von Jerusalem
Nathans Tod auf dem Scheiterhaufen
Weil er ein Christenkind bei sich erzog

Nicht mildernd für Nathan wirkte dabei
Dass er sie nicht als Jüdin sondern in
Keinem Glauben erzog weil Fanatiker
Nur ihre Wahrheit anerkennen können

Der weise Jude der den finanziell sehr
Leichtfertigen Muslim zur Toleranz bringt
Das Christenkind ohne festen Glauben
Aufwachsen lässt ist das große Ideal

Die unmögliche Liebe bleibt unmöglich
Was aus den Gefühlen wird spielt keine
Rolle mehr im Nathan dafür ersetzt die
Wiedergefundene Familie verlorene Liebe

Was können wir heute wieder in Zeiten
Gelebter Intoleranz aus Populismus von
Nathan lernen der unsere Verwandtschaft
Am Ende offenbart und zeigt was zählt

Wenig über die Liebe auch wenn sie
Den liebenden Dichter über den Ring
An seinen großen Traum davon erinnert
Diese ist eben manchmal unmöglich

Viel über das Miteinander in dem es
Auf Taten mehr ankommt als auf die
Einzig wahre Lehre die doch nur zu
Tödlichem Fanatismus verführt

Könnten wir den Nathan der Recha
Ohne festen Glauben erzog auch als
Vorbild der Freiheit vom Glauben lesen
Die erst Geschwisterlichkeit ermöglicht

Wir alle doch verwandten Menschen
Sollten uns mehr an Taten messen als
Um den wahren Glauben zu kämpfen
Wo Toleranz herrscht bleibt die Liebe

Dies ist der Geist der Aufklärung der
Wieder stark und laut werden muss
Weil es darauf ankommt wie wir es
Leben nicht woher wir stammen

Das Versprechen der ewigen Liebe
Aus den einst getauschten Ringen
Muss mit der Unmöglichkeit leben
Denke ich in der Ringbahn dabei

Dass die Ringbahn gar nicht fuhr
Die S-Bahn den Dichter dafür nur
Zum Alex brachte wo er umstieg
Spielt für beides keine Rolle mehr

Die Ideen der Ringparabel stärken
Für tolerante Aufklärung eintreten
Die als Vorbild ohne Religion erzog
Wird Aufgabe der Zukunft mir sein

Was aus dem Versprechen des Rings
Das nur mich noch band einst wird
Wissen die Götter die ich nicht kenne
Das Gute zu leben führt sicher dahin

Sein Wort halten aber Toleranz leben
Weil Menschenliebe Gutes wünscht
Das Mittel der Wahl in der Zwischenzeit
Wer weiß schon was wirklich unmöglich

Wenn der Vorhang am Ende doch fällt
Ist die enge Verwandtschaft bewiesen
Dort der Religionen morgen vielleicht
Aller Menschen die sich auch lieben

Trage mein Versprechen weiter damit
Auf etwas Verlass ist und übe mich in
Toleranz was manchmal schwer fällt
Aber nichts in der Natur ist unsterblich

Irgendwann auch ohne Ringbahn mit
Keinem verprochenen Ring mehr am
Längst vergebenen Finger Zuhause
Angekommen wurde es nun notiert

So wirkte der Nathan der mir einst
In Studentenzeiten den Spitznamen
Lessing eintrug in mir erstaunlich neu
Zwischen Liebe und Aufklärung weiter

Für letztere werde ich stets kämpfen
Auf erstere geduldig einfach warten
Sie erscheint immer nur dann wenn
Wir es am wenigsten mehr glauben

jens tuengerthal 22.7.2019

Vereinsfrei

Warum haben so viele
Das Bedürfnis sich privat
In Vereinen zu organisieren
Statt Leben zu geniessen
Halten sie Sitzungen ab
Statt Büchern lesen sie
Protokolle der Langeweile
Die organisiertes miteinander
Stets staatlich gefördert noch
Ganz geistlos mit sich bringt
Wie glücklich bin ich heute
Völlig vereinsfrei zu sein
Mit viel Zeit zum Lesen
Nie tauschte ich Freiheit
Gegen Mitgliedschaft wieder
Gute Leser bleiben ungebunden

jens tuengerthal 22.7.2019

Bücherschwärmer

Bin ein Bücherschwärmer
Liebe es darüber zu reden
Was ich gerade lese warum
Bestimmte Bücher groß sind

Rezensent wollte ich nie sein
Auch wenn ich manche schrieb
Weil geliebtes verreißen quält
Dem Autor mich zu nah fühlte

Andererseits wirklich gutes
Erkennen und unterscheiden
Ist ein wichtiges Talent auf
Völlig überlaufenen Märkten

Jeder Eindruck ist subjektiv
Also jeder Verriss auch relativ
Der Schwärmer dagegen sucht
Belege seiner Überzeugungen

Lobe und liebe Bücher gerne
Es gibt genug über die ich
Ohnehin nur schweigen kann
Was manchen mehr sagt

Bücherschwärmer zu sein ist
Eine Berufung die ich endlich
Zum Beruf mir nun machte
Glück mit anderen zu teilen

So beachtet der Bücherschwärmer
Auch die Optik eines Buches wie
Seine haptische Erscheinung ob
Der Kontakt lesend sinnlich wird

Natürlich zählt am Ende nur was
In guten schönen Büchern steht
Doch zu schwärmen gibt es mehr
Gründe als bloß die Geschichten

Wer wie ich mit Büchern lebt
Heimat mit ihnen so sehr teilt
Wie zugleich in ihnen findet
Sieht schwärmend das Ganze

Ein Buch lang in den Händen zu
Halten wird bei einer gebundenen
Schönheit in zartem Leinen dem
Leser auch zum sinnlichen Genuss

Natürlich lese ich nur ausgewählt
Gute und schöne Bücher um die
Lesezeit in jeder Hinsicht effektiv
Als größten Genuss zu nutzen

Diese Bücher mit denen ich mein
Leben teile sind mir wertvoll wie
Kostbar als bleibender Schatz
Was mehr wert ist als vieles

jens tuengerthal 22.7.2019

Bücherrettung

Bücher haben mir schon oft
Das Leben gerettet wofür
Dankbar zu sein beide
Gebührend würdigt
Schließlich sind wir
Uns unbezahlbar
Auch als Leser

jens tuengerthal 22.7.2019

Regelmäßig

Was regelmäßig
Kommt ist in der Regel nur
Mäßig wertvoll noch

Dabei ist es doch
Das meistens die längste Zeit
Gegenwärtige

Schätzen was immer
Ist macht Alltag erst kostbar
Auch in der Regel

jens tuengerthal 22.7.2019

Sonntag, 21. Juli 2019

Freiheitsglück

Welch Glück ist die Freiheit
Wehn du sie selbst errungen
Nach schlimmster Erniedrigung
Wieder alleine aufrecht stehst

Ein halbes Jahr vom Amt gelebt
Durch die Erniedrigung dort wie
Zusätzlich die der einst Liebsten
Völlig verlassen verloren gefühlt

Einsam des Lebens längst müde
Nur noch irgendwie überlebt kam
Unerwartet die Freiheit als Glück
Rettete mich aus der Depression

Wieder eine Aufgabe endlich
Außer der Berufung als Dichter
Noch dazu mit meinen immer
Treuen Liebsten den Büchern

Wie gut tut es wieder frei zu sein
Sich beim Amt einfach abmelden
Für sich allein verantwortlich die
Große Erniedrigung zu beenden

Komme was wolle endlich frei
Genug zu lesen für alle Zeiten
Führe ich wieder mein Leben
Trinke glücklich einen Riesling

Erst nach dem tiefsten Tal
Das ich im Leben durchlitt
Konnte ich das große Glück
Der Freiheit voll genießen

Dankbar dafür werde ich
Es genießen und würdigen
Auf meine Freiheit achten
Sie immer lesend verteidigen

Wer einmal diesen Weg ging
Die totale Erniedrigung erfuhr
Weiß erst was Freiheit wert ist
Werde es mir fürs Leben merken

jens tuengerthal 21.7.2019

Leserzufriedenheit

Wie glücklich sind die Leser
Mit guten Büchern zufrieden
Brauchen sie nichts zum Glück
Als etwas gutes zu lesen

Ein Platz zum Lesen findet sich
Überall und wer als Leser ganz
In der Lektüre versinkt wird nichts
Mehr um sich herum wahrnehmen

Diese tiefe Zufriedenheit im Leben
Fehlt vielen Menschen völlig die stets
Ungeduldig sich erneuern wollen um
Auch schön mit der Mode zu gehen

Einige Seiten in einem guten Buch
Genügen mir zur Ausgeglichenheit
Auch wenn Lesen unausgeglichen
Schwer fällt lohnt es sich immer

So wurde ich ein glücklicher Leser
Der den Unglücken des Lebens die
Gelegentlich ungewollt eintreten
Stets mit einem Buch entgegentritt

Lese in emotional aufgewühlter Zeit
Am liebsten sachlich historisches
Weil der Blick aufs Große auch die
Eigenen Dramen relativieren hilft

Versinken können in Bücherwelten
Löst aus den eigenen Zwängen die
Durch schöne Worte ausgeglichen
Weniger bedeutend nur erscheinen

Die Zufriedenheit die andere etwa
Durch Gebet oder Meditation erst
Erlangen findet der Leser lesend
Bei seiner Leidenschaft wieder

Bin ein dankbar zufriedener Leser
Der sich am großen Lesestoff der
Noch vor ihm liegt erfreut statt
Darauf gestresst zu reagieren

So ist Glück für mich ganz klar
Die Aussicht auf viele Bücher
Welche noch auf mich warten
Um dankbar gelesen zu werden

Mit dieser tiefen Zufriedenheit
Ein Leben lang lesen ist auch
In größter Verzweiflung noch
Schönste Aussicht als Lichtblick

jens tuengerthal 21.7.2019

Lesereisen

Bin heute schon weit gereist
Auf meinen Lesereisen durch
Die Zeit wie in der Welt zugleich
Dank des Wunders des Lesens

Diese Reisen führten mich von den
USA heute im Geist der Aufklärung
Zur Aufklärung in deutscher Literatur
Ins Berlin und in die Mark Fontanes
Bis in die frühe Renaissance wieder

Zwischendurch einige Seiten in China
Um das Jahr 1200 verweilt um vor dort
Ins Frankreich vor der Revolution mit
Monsieur Nicolas wieder zu wechseln

Schon in Frankreich verweilte ich noch
Einige Seiten bei meinem alten Freund
Michel de Montaigne dessen Essays
Schönste Sonntagsgedanken schenken

Das Berlin um die Jahrhundertwende
Als Weltpuff sinnlich mit Borchert noch
Besucht von wo aus die Lektüre über
Das deutsche Genie historisch nahe lag

Ein wenig im aufklärerisch erdachten
Reich irgendwo im damals gerade noch
Heiligen Römischen Reich deutscher
Nationen mit Wezels Roman verweilt

Dort über Hermann und Ulrikes Liebe
Gelächelt die sich gegen alle Normen
Wie Bemühungen ihren Weg sucht
Was große Liebe halt so macht

Dann schon in der Aufklärung noch
Mit Adam Smith durch Frankreich
Gereist um dort noch Saint-Beuves
Menschen des 18. Jahrhunderts zu treffen

Kurz nach Sizilien mit den Briefen des
Abbé Galiani der genial frech so am
Leben seiner Pariser Freunde aus dem
Salon des Baron Holbach teilnimmt

An diesem heißen Sommersonntag
Noch ein wenig mit Forster auf der
Expedition von Cook im Polarkreis
Gesegelt und über manches gestaunt

Statt selbst durch Berlin zu wandern
Heute mit einem reisenden Franzosen
Der Fiktion des Johann Kaspar Riesbeck
Durch das alte Reich lächelnd flaniert

Schließlich mit einigen Zeilen aus dem
Antiken Rom des Lukrez wie danach
Dem Griechenland Epikurs geendet
Durchschritt ich Welten und Zeiten

Wie weit und reich ist was ich dort
Lesen und wahrnehmen durfte wie
Wunderbar ist es so jenseits aller
Physikalischen Grenzen zu reisen

All diese Reisen die mich so weit
Um die Welt wie durch die Zeit
Führten tat ich ohne den Ort nur
Für einen Moment zu wechseln

Sah und erfuhr mehr als die meisten
Die von Unruhe getrieben dorthin
Meinen reisen zu müssen weil ich es
Von denen las die eben dort waren

Statt vom durch die Welt jetten nun
Völlig gestresst in Zeitlöcher zu fallen
Trinke ich gänzlich entspannt Tee der
An den Hügeln des Himalaya wächst

Lesereisen sind die schönste Form des
Reisens nichts könnte bequemer sein
Auf keine Art lerne ich mehr dabei an
Keinerlei Schranken jemals gebunden

Vielleicht sollte ich ein Lesereisebüro
Eröffnen für gestresste Großstädter
Die überall gewesen sein wollen um
So scheinbare Bedeutung zu gerieren

Doch als endlich Buchhändler mache ich
Genau das eigentlich längst muss es nur
Machen noch erklären welch Reichtum
In der Welt der Bücher schon liegt

Wer liest weiß hinterher immer mehr
Kennt sich besser aus und tut sich
Wie seiner Umwelt einen Gefallen
Der dringend Verbreitung braucht

Erstaunt könnten wir künftig die
Stolz von ihren lächerlichen Reisen
Wie den scheinbaren Abenteuern
Berichtenden Menschen belächeln

Ach sie reisen noch das tut mir leid
Versuchen sie es mal mit Lesen
Das hilft gegen diese Krankheit
Schenkt allen Beteiligten Zufriedenheit

Lesen ist das Reisen der Zukunft
Irgendwo gewesen zu sein belegt
Dann nur noch innere Unruhe die
Als Krankheit zu behandeln wäre

Leser sind überall auf der Welt wie
In allen Zeiten ihrer Wünsche auch
Bilden und unterhalten sich dabei
Können fundiert darüber reden

Touristen die Öko-Terroristen unserer
Gegenwart dagegen hetzen zu Orten
Ohne irgendwo anzukommen erfahren
Nahezu nichts und schaden allen dabei

Lesereisen sind der Tourismus der
Zukunft in der sich entspannte Leser
Schöne Bücher gönnen um damit dort
Zu sein wo sie es sich wünschen

jens tuengerthal 21.7.2019

Bucherotik

Es gibt erotische Literatur
In der es bloß um Sex geht
Die es aber selten wirklich ist
Sondern meist niveaulos eher

Sie soll jene aufheizen die sich
Vor Pornos fürchten aber lesen
Was ein guter Anfang mit meist
Mäßigem Ergebnis leider nur ist

Dann gibt es die wirksame
Sinnlich betörende Literatur
Die oft kein Wort über den Sex
Dazu verlieren muss es zu sein

Schließlich gibt es solche wie mich
Die schöne Bücher sinnlich betören
Während hässliche sie anekeln
Die echte Bucherotik pflegen

Die Lust am Buch an sich ist eine
Form der geistigen Onanie die dazu
Gebundene Körper ästhetisch verehrt
Im Lesen Befriedigung auch findet

Schönsten Sex hatte ich vor Büchern
Gern mit Bezug auch auf sie wie der
Vorigen gemeinsamen Lektüre wirklich
Erotischer Texte wie dem Zauberberg

Thomas Mann der nahezu nie explizit
Werden muss um sinnlich zu sein ist
Der Meister erotischer Räume warum
Wer das nicht spürt immer fern bleibt

Hatte manche die Mann sogar hasste
Ihn einen verklemmten Schwulen nannte
Weil ihnen das Gefühl für die Erotik im
Bürgerlichen Zwischenraum fehlte

Heute weiß ich die Paarungsversuche
Waren entbehrlich weil das Verständnis
Für geteilte sinnliche Räume völlig fehlte
Die sich im Verständnis der Bücher zeigt

So gut manche davon zu vögeln war
So wenig blieb an sinnlicher Erotik
Die Spannung zum Zauber erst macht
Wenn die geistigen Räume fehlten

Eine hatte ich leider nur eine Nacht
Die aus Lübeck sogar noch kam
Den Blick auf Mann völlig teilte die
Erotik der Welt des Zauberers spürte

Verspielte das traumhafte Glück damals
Leichtfertig in oberflächlicher Vielfalt
Ohne es wirklich wertzuschätzen was
Heute sicher nie wieder passierte

Es ist ein seltenes Glück die Erotik
Der Bücher völlig zu teilen was wer
Findet ohne Zweifel genießen sollte
Weil sie von Zwischentönen getragen

Erotische Spannung ist der Zauber
Der aus Zwischentönen nur wächst
Unausgesprochen einerseits aber
In mancher Literatur sich findet

Keine dauerhafte Befriedigung dagegen
Schenkt der immer nur Anschein der
Um Perfektion bemüht äußerlich bleibt
Nur Sex aber keine Erotik mehr bietet

Dann kann mit perfektem Körper es
In allen Stellungen scheinbar perfekt
Sein und bleibt doch oberflächlich nur
Weil zwischen den Zeilen etwas fehlt

Die Bucherotik zeigt diese Spannung
Die mechanischen Sex auf geistiger
Ebene zur schönsten Vollendung führt
Die nur kennt wer geistige Welten teilt

Prousts Combray wie die Beschreibung
Der in Tee getauchten Madeleines ist
So eine Stelle höchster Sinnlichkeit die
Swanns billige Erotik weit übertrifft

Erotik ist niemals pornografisch sondern
Stets vom Schleier verhüllte Lust die so
Im bloß Sinnlichen Tiefgang noch zaubert
Der Körperlichkeit ein Stück Ewigkeit gibt

Wo du sie für Bücher natürlich teilst
Hast du das Höchste miteinander
Nachteil nur alles übrige wird danach
Entbehrlich wie gerne lebte ich es ganz

Ineinander körperlich tief zu versinken
Ist ein schlicht mechanischer Vorgang
Wiederholbar wie austauschbar auch
Es in Büchern zu teilen dagegen selten

Danach zu suchen ein reizvolles Ziel
Nach vielen Versuchen zuvor die
Wenig mehr hinterließen als Leere
Oder den Schmerz der Täuschung

Träume nicht von erotischer Literatur
Sondern von zwischenzeiliger Erotik
Die sich in geistigen Welten offenbart
Als Höhepunkt sinnlicher Nähe dann

Der Sex kann dann sein wie er will
Mal wild ungezügelt dann eher zärtlich
Zumindest ungespielt wirklich nach
Der miteinander gefundenen Natur

Bis dahin lese ich für mich weiter
Da übriges den Aufwand nicht lohnt
Die Massenware gern dieser überlasse
Um lieber ausgewählt zu genießen

Ob es dafür die eine nur gibt die
Alles in sich trägt und erfüllt oder
Vielfalt sich dem eher nähern kann
Fragt nur wer bloß Ablenkung sucht

Muss nichts mehr suchen noch
Finden oder mir beweisen außer
Echten Genuss ohne Täuschung
Der auf Bucherotik ruhen wird

jens tuengerthal 21.7.2019