Dienstag, 1. Januar 2019

Leistungsflucht

Will nichts mehr leisten
Nicht in ein System passen
Das ich für so ungesund wie
Meinem Wesen fremd halte

Der Gewinn hoher Leistung
Ist besonders hoher Lohn
Von dem ich Wohlstand
Erwerbe mich freizukaufen

Die Freiheit wiederum habe ich
Längst gegen Wohlstand getauscht
Den zu halten meine Pflicht wäre
Funktionierte ich wunschgemäß

Leiste gern und viel mehr
Nach eigenem Maßstab
Statt in gewöhnlicher Mühle
Arbeite für mich täglich immer

Nicht Leistungsdruck stört mich
Sondern Objekt anderer Interessen
Vor allem ökonomischer Art zu sein
Die meinem Wesen völlig fremd sind

Will nicht haben wollen oder müssen
Um dazuzugehören etwas mitmachen
Gar Urlaub und Reisen gut finden
Oder kurzlebigen Moden hinterherlaufen

Möchte mit weniger glücklicher sein
Betrachte Bescheidenheit als Ethik
Die nachhaltig wie sozial ausgleicht
Keine Leistung ist die höchste mir

Werde ich nun mit Ende vierzig wieder
Ein bockiger Punk der pubertär eher
Gegen alles wie alle und für nichts ist
Oder konzentriere ich mich nur

Wie ich in Liebe und Sex längst keine
Vielfalt mehr suche um vollkommen
Glücklich und erfüllt zu sein dabei
Wird Einfalt mir immer mehr

Ein früherer Klassenkamerad von mir
Ist heute Vorstand von Europas größter
Softwareschmiede was gut zu ihm passt
Aber ich ihm um keiner Millionen neide

Die Vorstellung durch die Welt zu jetten
Ständig in Geldfragen wichtig zu sein
Wäre ein Horror in allem für mich
Sogar Schriftstellerruhm stieße mich ab

Ist wer sich Ruhe und Frieden allein sucht
Kein Interesse am rasenden Fortschritt hat
Ein grauenvoller Egoist oder ein Vorbild weil
Weniger nie mehr ist nur mehr Wert wird

jens tuengerthal 01.012018

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