Ruhe ist die erste Bürgerpflicht
Rief Graf von der Schulenburg
Als der Gouverneur den Berlinern
Die Niederlage 1806 bekanntgab
So hieß es immer um die Ruhe
Und Ordnung im Staate zu wahren
Unruhen zu vermeiden die doch
Nicht bürgerlich also wären
Die Worte des Grafen wurden
Zu geflügelten im Deutschen
Beschreiben gut die Einstellung
Vieler Deutscher zur Revolution
Auch Thomas Mann betonte
Immer wieder die Bedeutung
Der Ruhe für ihn als Bürger
Was Teil seiner Identität war
Bedingt den Bürger als Wesen
Die Ruhe oder ist es weniger
Wesenheit als der Versuch
Bürgerlichkeit zu sichern
Bürger leben in einer Ordnung
Die ihr Wesen stark geprägt hat
Sie macht die Bürgerlichkeit aus
Ohne sie fehlt entscheidendes
Ob Kommandant Schulenburg 1806
Richtig lag oder nur schlimmeres so
Verhindern wollte kann dahinstehen
Wenn er im Sinne der Bürger handelte
Eine rasende Flucht wäre gefährlicher
Die Besetzung durch Napoleon lief dann
Zwar kostspielig aber relativ friedlich ab
Die Ruhe zu bewahren war also klug
Ohne ein Stoiker zu sein fragt sich ob
Die Ruhe auch Zweck an sich wurde
So zur Bürgerlichkeit bereits gehört
Ihre Wahrung selbige Existenz bedingt
Für manche Revolutionäre klingt schon
Der Begriff Bürgerlichkeit klein und eng
Sie denken an die Bourgeoisie als Feind
Begreifen nicht deren kulturellen Wert
Bürgerlichkeit als Lebensform wie sie
Thomas Mann oder Joachim Fest meinen
Bezieht sich auf das Großbürgertum als
Die Träger von Wirtschaft und Kultur
Es ist eine Gemeinschaft mit Ritualen
Die sich auf ihren Stand so beziehen
Diese Ordnung zu wahren und auch
Für die Zukunft erhalten gehört dazu
Wer eine Ordnung wahren will
Dem wird die Ruhe zum Zweck
Weil sie der Kultur Raum gibt
Ist sie eine bürgerliche Pflicht
Die Ordnung gibt Sicherheit in der
Die Bürger ihrem Wesen entsprechend
Mit größtmöglicher Freiheit leben wie
Erfolgreich wirtschaften können
So mag Schulenburgs Satz zwar sicher
Im staatlichen königlichen Interesse
Gewesen sein diente aber auch den
Bürgern als Profiteuren der Ordnung
Bürger haben logisch ein Interesse
An der Wahrung der Ordnung die
Ihren Wohlstand dauerhaft sichert
Daher ist Bürgerlichkeit konservativ
Dabei können nötige Veränderungen
Wie sie Revolutionen oft anstießen
Dem Bestand und künftigen Erfolg
Bürgerlichen Lebens dennoch dienen
Bürgerlichkeit ist im Wesen bewahrend
Soweit dies Veränderung nötig macht
Werden die Bürger den Wandel tragen
Um den Bestand auf Dauer zu sichern
Als Träger der Kultur sind die Bürger
Auch an der Spitze der Veränderung
Die künstlerische Avantgarde fordert
Spielen damit eine Doppelrolle stets
Vielleicht darum ist Bürgerlichkeit heute
Für viele ein so schwer greifbarer Begriff
Den sie gern in Schubladen nur stecken
Wenn Ruhe und Revolution sich treffen
Sicher kann die Pflicht der Bürger zur Ruhe
Helfen wesensmäßige Ausbrüche in einem
Vernünftigen Rahmen kontrolliert zu halten
So schenkt sie uns Freiheit von der Natur
Die Bürgerruhe als ordnendes Element
Des bürgerlichen Charakters hilft auch
Cholerischen Charakteren zur Ordnung
Als Chance von Freiheit und Glück
jens tuengerthal 29.01.2019
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